1041 KB - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
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Im Einzelnen wird wie folgt definiert (Schulte u. SPRANGER 1993):<br />
1. Sequenzen<br />
Zusammentreffen von Fehlbildungen, die sich embryologisch von einem Primärdefekt<br />
ableiten lassen. Die Ätiologie kann dabei uneinheitlich sein.<br />
2. Assoziationen<br />
Wahrscheinlich nicht zufälliges Zusammentreffen von unabhängigen Fehlbildungen mit<br />
unklarer Ätiologie.<br />
3. Syndrome<br />
Ein Syndrom ist eine Beschreibung für ein klinisches Erscheinungsbild, dessen Ätiologie<br />
oder Pathogenese mehr oder weniger unbekannt ist. Man unterscheidet:<br />
• Syndrom 1. Ordnung<br />
Syndrom sensu strictu: Das Syndrom 1. Ordnung beschreibt eine bekannte Ursache bei<br />
uneinheitlicher oder unbekannter Pathogenese.<br />
• Syndrom 2. Ordnung<br />
entspricht der oben beschriebenen Sequenz (oft bekannte Pathogenese bei unbekannter<br />
Ätiologie).<br />
• Syndrom 3. Ordnung<br />
Symptomenkomplex: Pathogenese und Ätiologie sind unbekannt und uneinheitlich.<br />
Einteilung der Fehlbildungen nach dem Schweregrad<br />
Nach dem Schweregrad der Fehlbildung kann eine Einteilung in Majorfehlbildungen und Minorfehlbildungen<br />
vorgenommen werden. Nach DREW et al. (1978) handelt es sich dann um<br />
eine Majorfehlbildung, wenn die Fehlbildung von solcher Schwere ist, dass sie das gesamte<br />
Kind oder Teile des Kindes beeinträchtigt. Alle anderen Fehlbildungen bezeichnet er als Minorfehlbildungen,<br />
d.h. „leichte“ Fehlbildungsformen. EUROCAT (1997) und das ICBDMS (1996) definieren<br />
die Majorfehlbildung präziser als eine Fehlbildung, die die Lebensqualität und Lebensfähigkeit<br />
beeinträchtigt und interventionsbedürftig ist. Analog definiert MÉHES (1988), dass<br />
Minorfehlbildungen die Lebensfähigkeit und die Lebensqualität nicht beeinträchtigen und<br />
nicht interventionsbedürftig sind. Dennoch spielt die Erfassung von kleinen morphologischen<br />
Defekten/Minorfehlbildungen eine große Rolle. DOLK (1991) gibt hierzu an, dass bei zunehmender<br />
Anzahl von kleinen Anomalien der Vorhersagewert für das gleichzeitige Vorhandensein<br />
von großen Fehlbildungen zunimmt.<br />
1.4 Ätiologie von Fehlbildungen<br />
50% – 60% aller Fehlbildungen können keiner definitiven Ätiologie zugeordnet werden. In<br />
20% – 25% aller Fälle werden multifaktorielle Ursachen in Betracht gezogen. D.h., dass eine<br />
bestimmte Fehlbildung in einer Familie signifikant häufiger auftritt als in der Gesamtbevölkerung,<br />
ohne dass ein Vererbungsmuster nach den Mendel'schen Gesetzen besteht. Ein multifak-<br />
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