1041 KB - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
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torielles Vererbungsmuster ist z.B. für Krankheiten, wie Diabetes mellitus oder die koronare<br />
Herzkrankheit, bekannt. FALCONER erklärte das Vererbungsprinzip 1967 anhand seines 'liabilitythreshold'-Modells,<br />
nach welchem eine Schwelle bezüglich aller einwirkenden Faktoren überschritten<br />
sein muss, ehe die Fehlbildung auftritt.<br />
6% – 8% aller Fehlbildungen werden durch die Mutation eines einzelnen Gens verursacht.<br />
Sie werden autosomal dominant, autosomal rezessiv oder X-chromosomal vererbt. Ein erhöhtes<br />
Risiko für monogenetische Mutationen besteht zum einen bei Vätern jenseits des vierzigsten<br />
Lebensjahres. Beobachtet werden dann z.B. die Achondroplasie, das Marfan-Syndrom oder das<br />
Apert-Syndrom. Zum anderen können ionisierende Strahlen zur Schädigung der Doppelstrang-<br />
DNA führen. Gelistet werden monogenetische Fehlbildungen bei OMIM (ONLINE MENDELIAN<br />
INHERITANCE IN MAN 2005).<br />
Weiteren 6% – 8% der Fehlbildungen liegen chromosomale Anomalien zu Grunde. Verantwortlich<br />
ist hierfür hauptsächlich das Alter der Mutter. Es kommt vermehrt zum sogenannten Non-<br />
Disjunction in der Meiose und damit zu einem zusätzlichen Chromosom oder zum Verlust<br />
eines Chromosoms. Ein Beispiel ist hierfür das Down-Syndrom mit seinem zusätzlichen Chromosom<br />
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Die letzten 6% – 8% werden durch sogenannte Umwelt- oder Milieufaktoren bedingt. Darunter<br />
versteht man jeden nicht-genetischen Faktor, der das Risiko einer kongenitalen Anomalie<br />
für das Individuum erhöht. Dazu gehören Ernährungsfehler der Mutter (Diäten, Folsäuremangel<br />
…), mütterliche Erkrankungen und Infekte (den Grundstein zur Entdeckung von mütterlichen<br />
Infektionen legte GREGG 1942 (mit der Beschreibung der Rötelnembryopathie, aktueller<br />
Druck 2001), Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft (Zytostatika, Aminopterin,<br />
Neuroleptika, Tranquilizer …), Drogenabusus (Alkohol, Zigaretten, LSD, PCP, Marihuana<br />
– teilweise allerdings im Einzelfall noch kontrovers diskutiert), physikalische Einflüsse, wie<br />
Einwirken von Strahlen oder Hyperthermie der Mutter und die Exposition gegenüber chemischen<br />
Noxen und Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln (z.B. Trinkwasserchlorierung). Die Zuordnung<br />
einer Fehlbildung oder verschiedener Fehlbildungen zu einem Teratogen erweist sich<br />
hierbei als äußerst schwierig. Zudem spielt nach BRENT (2004) nicht nur der teratogene Stoff<br />
eine Rolle, sondern vielmehr die Dosierung und das embryonale Entwicklungsstadium, in<br />
dem das Teratogen einwirkt.<br />
Das Magdeburger Fehlbildungsregister nahm 2003 einen Vergleich der Häufigkeit der Fehlbildungsursachen<br />
zu den Daten von KALTER und WARKANY aus dem Jahr 1983 vor. Dabei stellte<br />
sich heraus, dass die Häufigkeiten für monogenetische und chromosomale Fehlbildungen annähernd<br />
gleich geblieben sind. Fehlbildungshäufigkeiten aufgrund von Umwelt- oder Milieufaktoren<br />
sind deutlich gesunken (von 5% auf 2%), wohingegen Fehlbildungen durch multifaktorielle,<br />
polygenetische Ursachen nun fast doppelt so häufig diagnostiziert werden (gestiegen<br />
von 20% auf 40%). Dementsprechend ist aber auch die Anzahl der Fehlbildungen mit unbekannter<br />
Ursache von 61,5% auf 33,6 % gesunken. Dies sei nur am Rande erwähnt, da dieser<br />
Vergleich nur für das Bundesland Sachsen-Anhalt gezogen wurde (RÖSCH et al. 2003).<br />
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