Das Immobilienmagazin 10/2008 - IVD
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IMMOBILIENVERWALTUNG<br />
Intelligentes Wohnen<br />
Mehr als Spielerei und Luxus<br />
Wer will das nicht: sicher, flexibel und komfortabel wohnen und dabei auch noch Geld und<br />
Energie sparen. Die durchdachte Einbeziehung intelligenter Systemtechnik beim Hausbau<br />
oder bei der Sanierung macht's möglich! Nach einigen Anfangsschwierigkeiten gewinnt<br />
die neue Technik immer mehr an Markteinfluss.<br />
Von Bettina Mundt, freie Journalistin<br />
Die Experten waren sich einig: Bald<br />
schon würde intelligente Wohntechnik<br />
zur Standardausrüstung eines jeden<br />
Hauses gehören. Diese seit den 90-er<br />
Jahren verbreitete Prognose hat sich<br />
jedoch bis heute nicht bewahrheitet.<br />
Während Gebäudeautomation und vernetzte<br />
Haustechnik bei Nutzimmobilien<br />
wie Büroanlagen und Hotels inzwischen<br />
zum Standard gehören, ist die<br />
Entwicklung im Wohnbereich weit hinter<br />
den Erwartungen zurückgeblieben.<br />
58 AIZ | <strong>Das</strong> <strong>Immobilienmagazin</strong> <strong>10</strong>/<strong>2008</strong><br />
Zwar sieht es im High-End-Segment und<br />
speziellen Sparten wie seniorengerechtes<br />
Wohnen besser aus, insgesamt wird<br />
die neue Technik aber noch immer zu<br />
wenig nachgefragt.<br />
Schuld daran ist zumindest teilweise die<br />
Branche selbst, denn statt auf praktische<br />
und verbraucherorientierte Aspekte setzten<br />
die Marketingstrategen zunächst auf<br />
futuristisch anmutende Szenarien: <strong>Das</strong><br />
voll vernetzte, sprechende Zukunftshaus<br />
mit großem multifunktionalen Flachbildschirm<br />
in jedem Zimmer, stimmungsvolle<br />
Lichteffekte, Kühlschränke, die Einkaufszettel<br />
zusammenstellen und gleich selbst<br />
bestellen, Badewasser, das per Handy eingelassen<br />
wird .... So manch potenzieller<br />
Kunde fragte sich da, wer denn so etwas<br />
braucht beziehungsweise es sich leisten<br />
kann. Zudem waren die von den Herstellern<br />
in den Projekt- und Modellhäusern<br />
vorgestellten Geräte und Funktionen<br />
zum Teil (noch) gar nicht käuflich und
auch nicht unbedingt wechselseitig kompatibel<br />
- wer sollte sich auf diesem unübersichtlichen<br />
Markt zurechtfinden?<br />
So entstand ein nur schwer korrigierbarer<br />
negativer Eindruck, der bis heute<br />
nachwirkt. Aber immerhin setzt sich<br />
langsam doch die Einsicht durch, dass<br />
intelligente Wohntechnik viel mehr ist<br />
als luxuriöse Spielerei oder teure<br />
Sicherheitstechnik, die sich nur wenige<br />
leisten können. Dazu trägt auch die<br />
funktionelle Weiterentwicklung mit zunehmender<br />
Standardisierung und Kompatibilität<br />
der Produkte bei. Der Markt<br />
wächst konstant - aber noch immer ist<br />
viel Informations- und Aufklärungsarbeit<br />
durch die Vertreter der Elektrotechnik-<br />
und Elektronikindustrie nötig,<br />
denn häufig wissen selbst Architekten<br />
wenig über die neue Technik und die<br />
Auswahl an qualifizierten Elektroingenieuren<br />
ist nach wie vor zu gering.<br />
Was genau ist eigentlich „Intelligente<br />
Wohntechnik“?<br />
Ob „Smart Home“ oder „eHome“, „Multimedia-„<br />
oder „Online-Haus“, „digitales“,<br />
„vernetztes“ oder „intelligentes“<br />
Wohnen: Gemeint ist in der Regel die digitale<br />
Vernetzung von technischen Geräten<br />
mit Hilfe von Kommunikations- und<br />
Informationstechnologien. Denn nicht<br />
die Menge an digitalen High-Tech-Gerä-<br />
Grafik 2<br />
Grafik 1: Der KNX-Standard beschreibt, wie Sensoren und Aktoren über ein Protokoll-System miteinander verbunden werden können.<br />
Quelle: www.intelligenteswohnen.com<br />
ten im Haushalt macht ein Haus oder<br />
eine Wohnung „intelligent“, sondern die<br />
Integration von Geräten und zuvor<br />
getrennten Anlagen in ein so genanntes<br />
Bussystem - ein dezentrales Kommunikationssystem,<br />
das gewerkeübergreifend<br />
die Übertragung von Daten und/<br />
oder Energie zwischen den angebundenen<br />
Geräten ermöglicht. Haustechnik<br />
(Heizung, Belüftung, Sicherheitstechnik<br />
etc.), Elektrohaushaltsgeräte (Waschma-<br />
schine, Kühlschrank etc.) und Multimediageräte<br />
(TV, Video, Stereoanlage etc.)<br />
können so in einem einzigen System<br />
zusammengeführt werden (s. Grafik 1).<br />
Als internationaler Standard für die häusliche<br />
Vernetzung hat sich der KNX-Bus<br />
etabliert. Durch KNX können Produkte<br />
mit verschiedenen Kommunikationsmedien<br />
(Funk, Zweidrahtleitung, 230V-Netz<br />
oder IP/Ethernet) in ein System integriert<br />
werden. IT- und Unterhaltungselektronik<br />
etwa werden üblicherweise über IP-Netze<br />
eingebunden. In Verbindung mit einem<br />
Netzwerk-Computer lässt sich das Haus<br />
dann auch über das Internet oder das<br />
Telefon steuern.<br />
Die Installation von KNX ist heute Bestandteil<br />
der Ausbildung zum Elektroinstallateur,<br />
daher gibt es zahlreiche qualifizierte<br />
Fachleute für die Montage. Eine<br />
bestehende Installation kann problemlos<br />
durch den Anschluss neuer Komponenten<br />
erweitert werden. International bieten<br />
derzeit über <strong>10</strong>0 KNX-Mitgliedsfirmen<br />
aus allen Anwendungsbereichen der<br />
Hausautomation rund 7000 KNX-zertifizierte<br />
Produktgruppen an, darunter Unternehmen<br />
wie Bosch und Siemens<br />
Hausgeräte oder Schüco. Probleme hinsichtlich<br />
der Vernetzbarkeit und Interope-<br />
AIZ | <strong>Das</strong> <strong>Immobilienmagazin</strong> <strong>10</strong>/<strong>2008</strong> 59
IMMOBILIENVERWALTUNG<br />
Wer einen großen Haushalt zu organisieren hat, weiß die Vorteile intelligenter Systemtechnik zu schätzen. Foto: Siemens<br />
rabilität dürfte es also nicht geben - höchstens<br />
in der Auswahl, denn die ist groß.<br />
Und eine hohe Produktqualität ist durch<br />
die Zertifizierung ebenfalls garantiert.<br />
Wohnen mit Mehrwert:<br />
Was intelligente Systemtechnik zu<br />
bieten hat<br />
Die Vorteile für den Verbraucher sind<br />
eindeutig: Mehr Komfort, Flexibilität<br />
und Sicherheit sowie geringere Ausgaben<br />
durch gesparte Energie. Umfragen<br />
haben immer wieder ergeben, dass es<br />
Bewohnern weniger um Aspekte wie<br />
Bequemlichkeit, Freizeit und Unterhaltung<br />
geht als um Fragen der Sicherheit,<br />
der Zeit- und Energieersparnis. Kurzum:<br />
Es ist der konkrete Nutzen, der zählt.<br />
Für den Einbau der Grundausrüstung,<br />
also Kanäle, Dosen und Verkabelung,<br />
spielen die speziellen Wünsche der<br />
Bewohner allerdings erstmal keine<br />
60 AIZ | <strong>Das</strong> <strong>Immobilienmagazin</strong> <strong>10</strong>/<strong>2008</strong><br />
Rolle, schließlich ist die Technik flexibel<br />
anpass- und erweiterbar. Durch Multimediadosen,<br />
die den Anschluss beliebiger<br />
Geräte ermöglichen, sind die einzelnen<br />
Räume vielseitig nutzbar. Individuell<br />
kann das Bussystem dann je nach<br />
Bedarf und weiterer Ausstattung ganz<br />
unterschiedliche Funktionen erfüllen.<br />
Wer zum Beispiel besonderen Wert auf<br />
Sicherheit legt, kann über Handy, Telefon,<br />
Internet oder Funk die Zustände im<br />
und ums Haus jederzeit überprüfen und<br />
steuern: Türschlösser und Fenster, Haushaltsgeräte,<br />
Kameras, Türsprechanlage,<br />
Alarmanlage, Rauch- und Leckagemelder,<br />
Anwesenheitssimulation usw. Bewegungsmelder,<br />
die sonst als Lichtschalter<br />
dienen, können bei Abwesenheit zum<br />
Alarmgeber umfunktioniert werden, der<br />
im Ernstfall den Bewohner per SMS sowie<br />
einen Sicherheitsdienst beziehungsweise<br />
die Polizei informiert. Vorgänge lassen<br />
sich auch automatisieren, so dass<br />
zum Beispiel Fenster sich zu festen Zeiten<br />
oder unter bestimmten Voraussetzungen<br />
schließen, etwa beim Verlassen des Hauses,<br />
oder dass die Markisen ab einem<br />
gewissen Windpegel selbsttätig einziehen.<br />
Eltern mit jüngeren Kindern dürften<br />
die Technik besonders zu schätzen wissen.<br />
Sind die Kleinen mal allein zu Haus,<br />
können die Eltern dank vorprogrammierter<br />
Einstellungen mit einem Knopfdruck<br />
Geräte wie Herd oder Fernseher außer<br />
Betrieb setzen oder auch den Internetzugang<br />
sperren.<br />
Bei steigenden Energiepreisen und zunehmendem<br />
Umweltbewusstsein rangiert<br />
das Energiesparen natürlich weit<br />
oben auf der Wunschliste potenzieller<br />
Kunden und es ist wirklich verblüffend,<br />
wie viel Energie man durch ein integriertes<br />
Haussystem sparen kann (s.<br />
Grafik 2). Besonders die Einzelraumregelung<br />
mit Fensterüberwachung und<br />
Rollladensteuerung vermindert die<br />
Heizkosten deutlich. Eine aktuelle Studie<br />
im Auftrag des ZVEI (Zentralverband<br />
der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie<br />
e.V.) geht von einer möglichen<br />
Ersparnis der Heizkosten bei Einzelraumregelung<br />
von maximal 50 Prozent<br />
bei Mittelwerten von 14 bis 25 Prozent<br />
aus. Bei der Beleuchtung liegt der Spitzenwert<br />
gar bei 80 Prozent, die Mittelwerte<br />
zwischen 25 und 58 Prozent. Den<br />
Stromverbrauch kann man auch senken,<br />
indem Geräte im Standby-Modus nach<br />
einer gewissen Zeit automatisch ausgeschaltet<br />
werden oder die Heizung beim<br />
Verlassen des Hauses automatisch herunterfährt.<br />
Stromfressende Haushaltsgeräte<br />
kann man so programmieren,<br />
dass sie zu günstigen Tarifzeiten laufen.<br />
Darüber hinaus bietet die Vernetzung<br />
den Vorteil stets abrufbarer Verbrauchsmessungen,<br />
so dass man den Erfolg<br />
beim Sparen direkt mitverfolgen kann.<br />
Mehr Lebensqualität im Alltag<br />
In der Alltagsorganisation bedeutet intelligentes<br />
Wohnen auch speziell für Senioren,<br />
Behinderte und Pflegebedürftige<br />
eine wertvolle Unterstützung, die es<br />
ihnen ermöglicht, selbstbestimmt in den<br />
eigenen vier Wänden zu leben. Gerade
Grafik : www.intelligenteswohnen.de<br />
für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt<br />
oder die pflegebedürftig sind,<br />
kann die Technik eine immense Lebenserleichterung<br />
sein - und eine Entlastung<br />
für ihre Angehörigen beziehungsweise<br />
das Pflegepersonal. Fernsteuerung, Sturzmelder,<br />
Telemonitoring, Notruf in jedem<br />
Raum oder am Körper, Verbrühungsschutz,<br />
automatisches Nachtlicht, Onlinebanking<br />
und Biodaten-Transfer sind nur<br />
einige der möglichen Anwendungen.<br />
Aber auch jenseits solch grundlegender<br />
Dienste macht intelligente Technik das<br />
Leben einfacher und angenehmer. Wer<br />
einen großen Haushalt organisiert,<br />
weiß zu schätzen, wenn sich Waschmaschine<br />
oder Trockner nach Ablauf eines<br />
Programmes selbstständig melden oder<br />
dass sich das Haus abends per Knopfdruck<br />
quasi in einen Schlafmodus versetzen<br />
lässt: Unnötiges Licht geht aus,<br />
das Garagentor schließt sich, die Multi-<br />
media-Geräte schalten sich ab usw.<br />
Ebenfalls eine Erleichterung: Haushaltsgeräte<br />
oder Heizung können Störungen<br />
sofort per SMS beim Kundendienst<br />
melden. Und wer den ganzen<br />
Tag in der Firma geschuftet hat, kann<br />
sich auf dem Nachhauseweg schon auf<br />
die vorgeheizte Sauna freuen. <strong>Das</strong><br />
Badewasser per Handy einzulassen -<br />
fraglos ein Luxus, aber gar keine so<br />
abwegige Idee!<br />
AIZ | <strong>Das</strong> <strong>Immobilienmagazin</strong> <strong>10</strong>/<strong>2008</strong> 61
IMMOBILIENVERWALTUNG<br />
Fazit: Prinzipiell ist intelligentes Wohnen<br />
für alle interessant - vom jungen Computergenie<br />
bis hin zum Rentner. Die heutige<br />
Bediensoftware ist einfach und intuitiv<br />
bedienbar und sollte für niemanden ein<br />
Problem darstellen. Wer sich gerne mit<br />
Technik beschäftigt, kann daran zahlreiche<br />
Einstellungen vornehmen und viel<br />
ausprobieren, Technikmuffel können<br />
bequem auf Voreinstellungen zurückgreifen.<br />
Aber in jedem Fall muss man die<br />
Systemtechnik erstmal einrichten, um<br />
davon zu profitieren - und das ist weit<br />
weniger teuer als gemeinhin angenommen<br />
wird.<br />
Was das alles kostet<br />
Beim Auto ist es längst selbstverständlich,<br />
erhebliche Summen für die digitale Ausstattung<br />
hinzublättern: Die elektronische<br />
Vernetzung hat heute immerhin schon<br />
einen Anteil von etwa 25 Prozent an den<br />
Produktionskosten - und die Ansprüche<br />
wachsen weiter. Ganz anders bei der<br />
Immobilie, hier begnügt man sich allzu<br />
oft noch immer mit demselben Standard<br />
wie vor Jahrzehnten, also der Grundversorgung<br />
mit Wasser, Wärme und Strom.<br />
<strong>Das</strong> liegt unter anderem daran, dass Nutzungsaspekte<br />
in der Bauphase aus Kostengründen<br />
gerne vernachlässigt werden,<br />
so dass der Elektrotechnik zu wenig Wert<br />
beigemessen wird. Zudem kennen Käufer<br />
oder Mieter intelligentes Wohnen oft<br />
noch nicht aus eigener Erfahrung und<br />
bestehen deshalb nicht darauf. Hinzu<br />
kommt auch, dass viele es noch immer<br />
für teuer halten. Dabei dürfte es tatsächlich<br />
am wenigsten an den Kosten liegen,<br />
denn die sind im Vergleich zum Auto verhältnismäßig<br />
gering. Und was für's Auto<br />
recht ist, sollte das nicht für das eigene<br />
Zuhause mehr als billig sein?<br />
Tatsächlich nimmt die Zahl an Häusern<br />
und Wohnungen, die für intelligentes<br />
Wohnen gerüstet sind, langsam aber stetig<br />
zu. Hausanbieter, die die Zeichen der<br />
Zeit erkannt haben, statten ihre Häuser<br />
inzwischen auf Wunsch werkseitig mit<br />
den entsprechenden Leitungssystemen<br />
aus. Der ZVEI beziffert die Kosten für die<br />
Netzwerkausstattung beim Neubau auf<br />
etwa zwei bis drei Prozent der Gesamt-<br />
62 AIZ | <strong>Das</strong> <strong>Immobilienmagazin</strong> <strong>10</strong>/<strong>2008</strong><br />
baukosten, zusätzlich zu den klassischen<br />
Elektroinstallationskosten - eine nachhaltige<br />
Investition, wenn man die lange<br />
Lebensdauer von Immobilien bedenkt.<br />
Aufwändiger und teurer ist die nachträgliche<br />
Installation, wobei das Aufschlitzen<br />
der Wände den größten Kostenfaktor<br />
darstellt.<br />
Wie viel der IQ für Haus oder Wohnung<br />
letzten Endes tatsächlich kosten wird,<br />
lässt sich pauschal aber nur grob abschätzen<br />
- zum einen spielen Größe und Struktur<br />
des Objektes eine Rolle, zum anderen<br />
ist es eine Frage des Ausbaustandards. Für<br />
circa zusätzliche zwei Prozent der Baukosten<br />
bekommt man eine einfache Ausbaustufe,<br />
bei der Beleuchtung, Jalousien,<br />
Heizung und Lüftung über ein Bussystem<br />
geregelt werden. Bei einem hohen Standard<br />
mit einer vollständigen Integration<br />
von Steuerungs-, Sicherheits-, Unterhaltungs-<br />
und Kommunikationstechnik sind<br />
die Kosten nach oben hin natürlich offen,<br />
aber selbst diese Variante lässt sich schon<br />
für etwa zehn Prozent der Gesamtbausumme<br />
verwirklichen. Grundsätzlich gilt:<br />
Ob Neubau oder Altbau, die Investition in<br />
intelligente Technik lohnt sich finanziell<br />
auf jeden Fall, denn sie steigert nicht nur<br />
den Wert einer Immobilie, sondern amortisiert<br />
sich auch relativ schnell über die<br />
Energieeinsparungen.<br />
Mut zum Wandel: Bedeutung für<br />
die Immobilienwirtschaft<br />
Außen fix und innen nix? Von einer Immobilie<br />
kann man erwarten, dass sie<br />
dem aktuellen Stand der Technik entspricht.<br />
Tatsächlich erkennen immer<br />
mehr Bauherren die Vorteile intelligenter<br />
Systemtechnik, die sich zunehmend<br />
zu einem wichtigen Faktor für Vermietung<br />
und Verkauf entwickelt. Auf dem<br />
hart umkämpften Wohnungsmarkt bietet<br />
sie einen deutlichen Mehrwert,<br />
erhöht so die Verkaufs- beziehungsweise<br />
Vermietungschancen und stärkt die Mieterbindung.<br />
Auch mit Blick auf den<br />
demografischen Wandel kann man davon<br />
ausgehen, dass vernetztes Wohnen<br />
immer häufiger nachgefragt wird: In<br />
einer Gesellschaft, in der es immer<br />
mehr alte Menschen gibt, bietet intelli-<br />
gente Wohntechnik einen entscheidenden<br />
Wettbewerbsvorteil. Schließlich<br />
wollen die meisten Menschen so lange<br />
es geht und möglichst unabhängig in<br />
ihren eigenen vier Wänden leben. Theoretisch<br />
ist es möglich, dass dem Käufer<br />
oder Mieter gleich ein ganzes Paket an<br />
IT-gestützten Dienstleistungen mitangeboten<br />
wird, von Sicherheitsdiensten<br />
über Liefer- bis hin zu Pflege- und Gesundheitsdiensten.<br />
Der IQ eines Gebäudes<br />
wird also in naher Zukunft ein<br />
gängiger Faktor bei der Beurteilung von<br />
Immobilien werden - wohl dem, der<br />
jetzt schon darauf setzt.<br />
Informationen<br />
Initiative Intelligentes Wohnen<br />
Die Initiative versteht sich als<br />
Plattform für alle Beteiligten und<br />
bietet Informationen zu intelligenter<br />
Wohntechnik, Kontaktadressen<br />
und Veranstaltungstermine.<br />
www.intelligenteswohnen.com<br />
Email: wohnen@zvei.org<br />
Fon 069/6302-467<br />
Fax 069/6302-383<br />
KNX Deutschland<br />
im ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik-<br />
und Elektronikindustrie e.V.<br />
KNX Deutschland bietet ausführliche<br />
Infos rund um KNX und<br />
weiterführende Kontaktadressen.<br />
www.knx.org/de und<br />
www.knx.de<br />
Email: knx@zvei.org<br />
Fon 069/6302-274<br />
Fax 069/6302-383<br />
KNX-Professionals Deutschland<br />
Verband der Integratoren für<br />
Gebäudesystemtechnik<br />
Die Mitgliedsfirmen des KNX-<br />
Professionals Deutschland e.V.<br />
beraten, errichten und programmieren<br />
solche Anlagen herstellerneutral,<br />
gewerkeübergreifend<br />
und individuell entsprechend<br />
der Kundenwünsche. Die Website<br />
bietet Termine, News, ein<br />
Mitgliederverzeichnis und die<br />
Kontaktdaten der Vorsitzenden.<br />
www.knx-professionals.de
Fragen an den Experten für vernetztes Wohnen<br />
Interview mit Clemens A. Brachtendorf. Als Inhaber und Geschäftsführer des Düsseldorfer<br />
Architektur- und Ingenieurbüros CA Brachtendorf GmbH & Co KG plant und leitet er Projekte<br />
für Gebäudeautomation und vernetztes Wohnen. Bettina Mundt sprach mit ihm.<br />
Herr Brachtendorf, wie sollte jemand vorgehen,<br />
der ein Haus oder eine Wohnung<br />
digital aufrüsten will? An wen kann er sich<br />
wenden?<br />
In den letzten Jahren hat sich speziell für<br />
diese Technik ein neues Berufbild entwickelt.<br />
Es handelt sich in der Regel um<br />
Elektriker oder Ingenieure, die sich sehr<br />
intensiv mit den neuen Möglichkeiten beschäftigen.<br />
Diese sind mittlerweile in einem<br />
bundesweiten Verband organisiert,<br />
dem KNX-Professionals Deutschland e.V.,<br />
Verband der Integratoren für Gebäudesystemtechnik.<br />
Wir selbst nennen uns<br />
einfach und kurz: Systemintegratoren.<br />
Ich kann jedem nur empfehlen, sich an<br />
eine solche Kapazität zu wenden. Da wir<br />
uns intensiv austauschen, sind wir immer<br />
mit den technischen Möglichkeiten vertraut<br />
und können aus diesem Grunde<br />
auch entsprechend fundiert beraten und<br />
planen.<br />
Gibt es wichtige, vermeidbare Fehler, die<br />
Sie schon öfters erlebt haben?<br />
Ich bin schon des öfteren zu Projekten<br />
hinzugezogen worden, die bereits in unbefriedigtem<br />
Stand festgefahren waren.<br />
Ich kann nur dazu raten, die Planung und<br />
Ausführung von erfahrenen Firmen mit<br />
guten Referenzen ausführen zu lassen,<br />
damit so etwas nicht passiert. Ein anderer<br />
Fehler, den ich schon häufig feststellen<br />
musste, ist, dass das Bussystem nicht sofort<br />
mit einem Ethernet-Netzwerk verbunden<br />
war. Jedes Bussystem sollte sinnvollerweise<br />
so verkabelt werden, dass zu<br />
einem späteren Zeitpunkt Ergänzungen<br />
ohne Mehraufwand möglich sind. Als Beispiel:<br />
Nicht jeder wünscht beim Einzug<br />
eine Einbruchmeldeanlage, aber wenn<br />
bereits die Fenster- und Türkontakte im<br />
KNX-System vorgesehen sind, kann zu<br />
einem späteren Zeitpunkt eine EMA ohne<br />
großen Aufwand installiert werden. Ähn-<br />
liches gilt für Multimediatechniken wie<br />
Multiroom Soundsysteme. Durch sinnvolle<br />
Verkabelung werden riesige Potenziale<br />
erschlossen, die später einfachst genutzt<br />
werden können und die Immobilie<br />
immens aufwerten.<br />
Gibt es Immobilienbesitzer oder Bauherren,<br />
denen Sie vom Einbau eines Bussystems<br />
grundsätzlich abraten würden?<br />
Im Prinzip nicht. Die einzige Ausnahme<br />
sind Bauherren, die mir versichern, dass<br />
sie keinen Computer und kein Mobiltelefon<br />
nutzen. Allen anderen kann ich den<br />
Einbau einer solchen Technik nur wärmstens<br />
empfehlen. Und es ist anzumerken,<br />
dass die Kosten für die Installation eines<br />
Bussystems durch den hohen Komfort<br />
und die Wirtschaftlichkeit eines solchen<br />
Systems bereits nach wenigen Jahren<br />
amortisiert sind. Unabhängige Untersuchungen<br />
haben beispielsweise für die<br />
Einzelraumregelung beim Heizungssystem<br />
Ersparnisse von bis zu 30 Prozent<br />
eruiert. Da ist die Investition bereits nach<br />
wenigen Jahren wieder eingespielt und<br />
das, ohne auf Komfort verzichtet zu<br />
haben, sondern im Gegenteil, mit maximalem<br />
Komfort!<br />
Wie sieht die preisliche Entwicklung auf<br />
dem Markt aus?<br />
Eines vorweg: Die Preise fallen nicht! Die<br />
Preise sind seit Jahrzehnten eigentlich stabil,<br />
allerdings muss angemerkt werden,<br />
dass sich die Möglichkeiten potenziert<br />
haben, will heißen die technische Entwicklung.<br />
Ich beschäftige mich seit 1999<br />
intensiv mit dieser Technik. Die Technik<br />
von heute ist mit der von damals kaum<br />
noch zu vergleichen. Damals hätte zum<br />
Beispiel niemand daran gedacht, dass<br />
man das Licht übers Handy mit Kameraunterstützung<br />
bedienen kann. Bei Jalousien<br />
können Sie heute sogar die genaue<br />
Position anfahren - die Geräte haben einfach<br />
mehr Möglichkeiten.<br />
Es stimmt übrigens schon, wenn man<br />
hört, dass man für 5000 Euro einiges<br />
machen kann. Licht, Jalousien und Heizung<br />
für ein Einfamilienhaus sind da<br />
schon drin. <strong>Das</strong> wäre die sparsamste Variante.<br />
Die Firma Hager zum Beispiel liefert<br />
fertige Pakete für 5000 Euro. Aber für<br />
mehr Geld bekommen Sie eben auch erheblich<br />
mehr Möglichkeiten und dadurch<br />
lohnt sich so ein Bussystem auch mehr.<br />
Wie würden Sie die derzeitige Marktentwicklung<br />
hinsichtlich intelligenter Haussysteme<br />
beschreiben?<br />
Ich kann nur sagen, dass die Nachfrage<br />
enorm gestiegen ist in den letzten Jahren.<br />
Ich möchte so weit gehen zu behaupten,<br />
dass die KNX-Bustechnik sich heute als<br />
Standard in der Gebäudesystemtechnik<br />
vollständig durchgesetzt hat. Ich habe<br />
bereits die ersten Mietobjekte mit Bustechnik<br />
ausgerüstet. Der Auftraggeber<br />
verspricht sich davon eine bessere Vermietbarkeit<br />
und das Konzept ist aufgegangen,<br />
es ist alles vermietet und die Mieter<br />
sind stolz auf die dadurch entstandenen<br />
Möglichkeiten und besonders die<br />
Wirtschaftlichkeit. Im gehobenen Eigenheim<br />
geht ohne die KNX-Bustechnik gar<br />
nichts mehr, heute ist der Touchscreen in<br />
der Küche, über den das ganze Haus<br />
gesteuert wird, selbstverständlich. Und<br />
die Entwicklung geht weiter: Die Verbreitung<br />
von UMTS-Mobiltelefonen und ultramobilen<br />
PCs in treibt auch die Gebäudesystemtechnik<br />
weiter voran. Es wird<br />
immer selbstverständlicher, dass Informationen<br />
überall zugänglich sind, auch<br />
Informationen über das Haus. Der Nutzer<br />
solch hochwertiger Geräte schätzt einen<br />
hohen technischen Standard und<br />
wünscht sich meistens auch ein Haus, das<br />
diesem Standard entspricht.<br />
AIZ | <strong>Das</strong> <strong>Immobilienmagazin</strong> <strong>10</strong>/<strong>2008</strong> 63