Ja zum Leben! - Veranstaltungskalender für Körper Geist und Seele
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Trauma therapie<br />
Der Begriff Salutogenese (geprägt von Aaron Antonovsky)<br />
bedeutet etwas Ähnliches, er beschreibt die<br />
ges<strong>und</strong>heitsförderlichen Faktoren. Mit Flow (Mihaly<br />
Csiksentmihalyi) ist ein besonderer Zustand des Glückserlebens<br />
gemeint, eine Erfahrung, bei der Dinge um<br />
ihrer selbst willen getan werden. Dieser Zustand wird<br />
besonders häufig bei erfüllender Arbeit erlebt.<br />
Als Psychotherapeutin höre ich täglich, teilweise unendlich<br />
leidvolle <strong>Leben</strong>sgeschichten. Seit vielen <strong>Ja</strong>hren<br />
ist es mir wichtig geworden, neben dem Schlimmen, das<br />
die Menschen erlebt haben, auch nach den Faktoren zu<br />
fragen, die ihnen geholfen haben, bis jetzt zu überleben,<br />
den sogenannten Ressourcen oder Kraftquellen. Das<br />
können vertraute Menschen sein, die Natur, Tiere, Musik,<br />
Geschichten, malen, tanzen, laufen. Wenn jemand<br />
wenigstens eine solche Kraftquelle in seinem <strong>Leben</strong> hat,<br />
hilft ihm das, Schweres leichter zu ertragen.<br />
Dabei scheint mir eins besonders auffallend zu sein:<br />
Menschen, die in ihrem <strong>Leben</strong> <strong>und</strong> in ihrem Schicksal<br />
einen Sinn sehen oder ihm einen Sinn, eine Bedeutung<br />
geben können, werden besser mit belastenden<br />
Situationen fertig.<br />
Es ist ein ureigenstes Bedürfnis des Menschen, nach<br />
Sinn zu suchen. Wo<strong>für</strong> lebe ich, woher komme ich, wohin<br />
gehe ich? Sinn zu finden bedeutet, Halt zu finden.<br />
Wenn ich in einer Krankheit oder einem Schicksalsschlag<br />
Sinn finden kann, hilft es mir, damit besser<br />
zurecht zu kommen. Früher war es oft der Glaube an<br />
Gott, der den Menschen half. Heute finden Menschen<br />
auf unterschiedliche Weise Halt. Spirituelle Pfade,<br />
Meditation, Engagement in sozialen oder politischen<br />
Projekten, auch immer noch Glauben können Sinn<br />
<strong>und</strong> Erfüllung finden lassen. Nicht der Inhalt ist das<br />
Entscheidende, sondern die Bedeutung, die ihm gegeben<br />
wird.<br />
Es ist leicht, das <strong>Leben</strong> anzunehmen, wenn es<br />
einem gut geht <strong>und</strong> Dinge sich in den gewünschten<br />
Bahnen entwickeln.<br />
Doch was ist, wenn es nicht r<strong>und</strong> läuft, wenn wir uns<br />
bemühen <strong>und</strong> es trotzdem schief geht, wenn das <strong>Leben</strong><br />
uns Krankheiten, Verluste, Trauer, Schmerz, beschert?<br />
Wie antworten wir dann? Vielleicht können<br />
wir an den äußeren Umständen in diesem Moment<br />
nichts ändern. Wenn wir krank werden, den Arbeitsplatz<br />
verlieren, ein geliebter Mensch stirbt oder uns<br />
verlässt, das sind <strong>Leben</strong>ssituationen, mit denen wir<br />
konfrontiert werden.<br />
Aber wir haben in jedem Moment die Wahl, so oder so<br />
mit den gegebenen Umständen umzugehen. Wir können<br />
böse werden, uns verkriechen, Gott oder das Schicksal<br />
anklagen, uns gehen lassen, jammern, Rache üben, oder<br />
wir können unsere Würde wahren, indem wir das unter<br />
den gegebenen Umständen Angemessene tun.<br />
Stichwort<br />
Viktor E. Frankl: „Sinn muss gef<strong>und</strong>en,<br />
kann nicht erzeugt werden.“<br />
Existenzanalyse<br />
Viktor E. Frankl, 1905 – 1997, Wiener Psychologe,<br />
Neurologe <strong>und</strong> Psychater, war der Begründer der<br />
„Existenzanalyse“. Er erhielt zahlreiche Ehrungen<br />
<strong>und</strong> insgesamt 27 Ehrendoktorate. Sein Buch über<br />
seine Erfahrungen in einem deutschen Konzentrationslager,<br />
„… trotzdem <strong>Ja</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> sagen“, wurde<br />
allein in Amerika an die 2 Millionen mal verkauft.<br />
Er leitete von 1933 bis 1937 im Psychiatrischen<br />
Krankenhaus in Wien den „Selbstmörderinnenpavillon“.<br />
Hier betreute er als Oberarzt jährlich bis zu<br />
3000 selbstmordgefährdete Frauen. Einige seiner<br />
Gutachten aus dieser Zeit sollten Patienten davor<br />
bewahren, dem nationalsozialistischen Euthanasieprogramm<br />
<strong>zum</strong> Opfer zu fallen. Als Juden wurden<br />
er, seine Frau <strong>und</strong> seine Eltern am 25.9.1942 ins<br />
Ghetto Theresienstadt deportiert. Sein Vater starb<br />
dort 1943, seine Mutter wurde in der Gaskammer<br />
von Auschwitz ermordet, seine Frau starb im KZ<br />
Bergen-Belsen. Frankl wurde am 19.10.1944 von<br />
Theresienstadt nach Auschwitz gebracht <strong>und</strong> einige<br />
Tage später in das KZ-Kommando Kaufering<br />
VI (Türkheim), ein Außenlager des KZ Dachau,<br />
transportiert. Am 27.4.1945 wurde er in Türkheim<br />
von der US-Armee befreit. Schon kurz nach Ende<br />
des Krieges vertrat er die Ansicht, dass vor allem<br />
Versöhnung einen sinnvollen Ausweg aus den<br />
Katastrophen des Weltkrieges <strong>und</strong> des Holocaust<br />
weisen könne. 1946 wurde er <strong>zum</strong> Vorstand der<br />
Wiener Neurologischen Poliklinik berufen <strong>und</strong><br />
war dies bis 1971. Er war bis ins höchste Alter ein<br />
begeisterter Bergsteiger <strong>und</strong> Alpinist. Mit 67 <strong>Ja</strong>hren<br />
machte er noch seinen Pilotenschein. Er ist auf dem<br />
Wiener Zentralfriedhof in der alten israelitischen<br />
Abteilung bei Tor 1 begraben.<br />
Viktor E. Frankl, ...trotzdem <strong>Ja</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leben</strong> sagen, Ein<br />
Psychologe erlebt das Konzentrationslager, 1946, 192<br />
S., Hardcover, Kösel Verlag, 2009; ders., Der Mensch auf<br />
der Suche nach Sinn, Ernst Klett Verlag, Stuttgart, 1972,<br />
ISBN 3-451-01930-2,<br />
KGSBerlin 04/2010 25