Entwicklung, Perspektiven und Risiken Der ... - Fzarchiv.de
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28 · BRAUINDUSTRIE 1/2007<br />
<strong>Entwicklung</strong>,<br />
<strong>Perspektiven</strong> <strong>und</strong> <strong>Risiken</strong><br />
<strong>Der</strong> brasilianische Biermarkt – Teil 1<br />
Im folgen<strong>de</strong>n Artikel wer<strong>de</strong>n Vergangenheit, Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft <strong>de</strong>s brasilianischen Biermarktes<br />
beschrieben: die <strong>Entwicklung</strong> während <strong>de</strong>r letzten Jahre sowie <strong>Perspektiven</strong> <strong>und</strong> <strong>Risiken</strong> für die<br />
kommen<strong>de</strong>n Jahre. Im Wesentlichen sollen <strong>de</strong>mographische, ökonomische <strong>und</strong> politische Aspekte<br />
diskutiert <strong>und</strong> ein Überblick über diesen vielversprechen<strong>de</strong>n Biermarkt vermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Akronym BRIC, zusammengesetzt<br />
aus <strong>de</strong>n Initialen von<br />
Brasilien, Russland, Indien <strong>und</strong><br />
China, wur<strong>de</strong> vor Kurzem in <strong>de</strong>n<br />
internationalen Geschäftsjargon<br />
aufgenommen. Die vier Län<strong>de</strong>r<br />
bil<strong>de</strong>n eine wichtige Gruppe<br />
aufstreben<strong>de</strong>r Wirtschaftsmärkte.<br />
Ergebnisse von Studien, die von<br />
Wirtschaftsfachleuten*) weltweit<br />
durchgeführt wur<strong>de</strong>n, zeigen,<br />
dass hinter <strong>de</strong>m wirtschaftlichen<br />
Aufstieg <strong>de</strong>r BRIC-Staaten eine<br />
enorme Bevölkerungszahl steht.<br />
Dadurch wird sich die Ausrichtung<br />
<strong>de</strong>r Weltwirtschaft verän<strong>de</strong>rn.<br />
Cilene Saorin<br />
Cilene Saorin wur<strong>de</strong><br />
in Brasilien geboren<br />
<strong>und</strong> lebt in São Paulo.<br />
Sie ist Diplom-Lebensmittelingenieurin,spezialisiert<br />
auf Marketing,<br />
sowie diplomierte Braumeisterin<br />
<strong>de</strong>r Universidad<br />
Politécnica <strong>de</strong><br />
Madrid (Escuela Superior <strong>de</strong> Cerveza<br />
y Malta). Sie verfügt über mehr als zwölf<br />
Jahre Berufserfahrung in <strong>de</strong>r Industrie,<br />
da sie bereits in <strong>de</strong>n Bereichen Bierherstellung,<br />
Versorgungsentwicklung <strong>und</strong> Brauforschung<br />
tätig war <strong>und</strong> auch als Expertin für sensorische<br />
Qualität für einige <strong>de</strong>r weltweit wichtigsten<br />
Brauereiunternehmen gearbeitet hat.<br />
Sie war bereits für Brahma, Petrópolis,<br />
Antarctica <strong>und</strong> AmBev in Brasilien sowie<br />
für FlavorActiV in Großbritannien tätig.<br />
Seit 2002 ist sie Dozentin für „Sensorisches<br />
Management in <strong>de</strong>r Brauindustrie“ an<br />
<strong>de</strong>r Universidad Politécnica <strong>de</strong> Madrid –<br />
Escuela Superior <strong>de</strong> Cerveza y Malta.<br />
1999 schloß sie sich <strong>de</strong>m Team <strong>de</strong>s<br />
Brasilianischen Brauerverbands an, <strong>de</strong>ssen<br />
Präsi<strong>de</strong>ntin sie heute ist. Außer<strong>de</strong>m ist<br />
sie Mitglied <strong>de</strong>s Internationalen Komitees<br />
<strong>de</strong>s Instituts für Brauen & Destillation.<br />
Wirtschaftlicher Aufstieg<br />
<strong>de</strong>r BRIC-Staaten<br />
Analysten schätzen, dass diese vier<br />
Län<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n nächsten Jahrzehnten<br />
an die Spitze <strong>de</strong>r wichtigsten<br />
Weltwirtschaftsmärkte aufsteigen<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei stützen sie ihre<br />
Vermutungen auf <strong>Entwicklung</strong>sbeobachtungen<br />
<strong>de</strong>s Weltmarkts<br />
sowie auf Produktions- <strong>und</strong> Demographiedaten.<br />
<strong>Der</strong> wirtschaftliche Aufstieg wird<br />
innerhalb kurzer Zeit mit <strong>de</strong>r<br />
<strong>Entwicklung</strong> neuer Verbraucher-<br />
China<br />
USA<br />
Deutschland<br />
Russland<br />
Brasilien<br />
England<br />
Japan<br />
Abb. 1: Die größten Bierhersteller nach Län<strong>de</strong>rn 2005.<br />
märkte in einem bisher ungeahnten<br />
Maße verb<strong>und</strong>en sein.<br />
Dies könnte gera<strong>de</strong>zu explosive<br />
Auswirkungen auf die Nachfrage<br />
nach einer steigen<strong>de</strong>n Anzahl an<br />
Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen,<br />
einschließlich Bier, haben.<br />
Im Getränkesektor ist das Biersegment<br />
am konkurrenzfähigsten.<br />
<strong>Der</strong>zeit erlebt die Welt eine Marktkonzentration,<br />
die von wenigen<br />
*) Goldman Sachs Bank (USA) <strong>und</strong> C.K.<br />
Prahalad (Indien).<br />
9,02 Mrd L im Jahr<br />
in Mrd L
Unternehmen gesteuert wird.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren durchzog<br />
die Branche eine Welle von<br />
Firmenaufkäufen, Fusionen<br />
<strong>und</strong> Mitbeteiligungen, die es <strong>de</strong>n<br />
großen Akteuren möglich machte,<br />
das größtmögliche Stück vom<br />
Kuchen abzubekommen. Parallel<br />
dazu sehen kleine <strong>und</strong> mittelständische<br />
Brauereien ihre Chance in<br />
lokalen Märkten. Sie setzen darauf,<br />
dass sich die Verbraucher mit<br />
<strong>de</strong>m regionalen Bier i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />
Im Allgemeinen spiegelt sich<br />
dieses beschriebene, weltweite<br />
Szenario auch in Brasilien wi<strong>de</strong>r –<br />
einem Land, das sich durch<br />
Nuancen <strong>und</strong> Komplexitäten<br />
auszeichnet <strong>und</strong> für das die Kenntnis<br />
<strong>de</strong>r Marktstruktur, -dynamik<br />
<strong>und</strong> noch zu besetzen<strong>de</strong>r Nischen<br />
elementar für die <strong>Entwicklung</strong><br />
Erfolg versprechen<strong>de</strong>r Strategien<br />
ist.<br />
<strong>Der</strong> brasilianische<br />
Biermarkt im<br />
weltweiten Vergleich<br />
Heute liegt Brasilien mit einer<br />
jährlichen Bierproduktion von<br />
9,02 Mrd. l im Jahr 2005 auf<br />
<strong>de</strong>m fünften Platz, hinter China<br />
mit 27,0 Mrd. l, <strong>de</strong>n USA mit 23,6<br />
Mrd. l, Deutschland mit 10,5 Mrd. l<br />
<strong>und</strong> Russland mit 9,0 Mrd. l (siehe<br />
Abbildung 1). Im Hinblick auf <strong>de</strong>n<br />
Pro-Kopf-Verbrauch liegt Brasilien<br />
mit 49,0 l im Jahr 2005 jedoch<br />
weit hinter beispielsweise<br />
<strong>de</strong>r Tschechischen Republik,<br />
<strong>de</strong>ren Pro-Kopf-Verbrauch<br />
mit 152 l mehr als dreimal<br />
so hoch ist (siehe Abbildung 2).<br />
In Lateinamerika nimmt Brasilien<br />
mit ca. 90 Mio. hl (64 Prozent)<br />
Platz 1 ein, gefolgt von Mexiko<br />
mit ca. 52 Mio. hl <strong>und</strong> Venezuela<br />
mit ca. 20 Mio. hl.<br />
Historische <strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>de</strong>s brasilianischen<br />
Biermarktes<br />
<strong>Der</strong> Bierverbrauch in Brasilien<br />
stieg zwischen 1985 <strong>und</strong> 1995 fast<br />
konstant, mit Ausnahme von 1992,<br />
als die Kaufkraft <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
stark verringert war. Dieser Einbruch<br />
lag zum einen begrün<strong>de</strong>t<br />
im fortlaufen<strong>de</strong>n Rückgang <strong>de</strong>s<br />
Pro-Kopf-Einkommens in <strong>de</strong>n Jahren<br />
1990 bis 1992, zum an<strong>de</strong>ren<br />
auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s von<br />
<strong>de</strong>r Regierung verabschie<strong>de</strong>ten,<br />
Abb. 2: Pro-Kopf-Verbrauch nach Län<strong>de</strong>rn in 2005.<br />
sogenannten „Plan Collor“, <strong>de</strong>r die<br />
Konfiszierung <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s vieler<br />
brasilianischer Bürger nach sich<br />
zog. Dank <strong>de</strong>s 1994 von <strong>de</strong>r<br />
Regierung erstellten „Plan Real“,<br />
durch <strong>de</strong>n sich die Wirtschaft<br />
wie<strong>de</strong>r erholte, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r folglich<br />
49,0 L pro-Kopf-<br />
Verbrauch<br />
Tsch. Republik England USA Japan Brasilien Argentinien<br />
Deutschland Australien Spanien Mexiko Frankreich China<br />
steigen<strong>de</strong>n Kaufkraft <strong>de</strong>r Bevölkerung,<br />
verstärkte sich auch<br />
die Nachfrage nach Bier.<br />
Neue Konsumenten, hauptsächlich<br />
vom traditionellen Cachaça-Markt,<br />
kamen hinzu. Bei einem Pro-<br />
BRAUINDUSTRIE 1/2007 · 29
In Mrd. L Quelle: BNDES and SINDICERV<br />
Abb. 3: Die <strong>Entwicklung</strong> <strong>de</strong>r brasilianischen Bierproduktion.<br />
In L Quelle: BNDES and SINDICERV<br />
Abb. 4: <strong>Entwicklung</strong> <strong>de</strong>s brasilianischen Bier-Pro-Kopf-Verbrauchs.<br />
Kopf-Verbrauch von 50 l stieg die<br />
Produktion im Jahr 1995 parallel<br />
auf 80 Mio. hl an.<br />
Nach diesem kurzen Boom<br />
stagnierte das Konsumniveau<br />
in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n zehn Jahren<br />
bei einem leichten Anstieg <strong>de</strong>r<br />
Jahresbierproduktion von 80 auf<br />
Tabelle 1: Auswahl von brasilianischen Bierprodukten<br />
30 · BRAUINDUSTRIE 1/2007<br />
85 Mio. hl <strong>und</strong> einem Pro-Kopf-<br />
Verbrauch mit einem Höchstwert<br />
von r<strong>und</strong> 48 l (siehe Abbildung 3<br />
<strong>und</strong> 4). Das Jahr 2005 hingegen<br />
kann rückblickend als sehr<br />
positives für die brasilianische<br />
Brauindustrie angesehen wer<strong>de</strong>n –<br />
die Jahresproduktion mit 90,2 Mio.<br />
hl ver<strong>de</strong>utlichte ein Wachstum<br />
von ca. 6,5 Prozent. <strong>Der</strong> Pro-Kopf-<br />
Verbrauch lag bei 49 l. Und die<br />
ersten Zahlen für das Jahr 2006<br />
<strong>de</strong>uten ebenfalls auf ein erfolgreiches<br />
Jahr hin – von Januar bis<br />
Mai 2006 konnte eine Produktion<br />
von 42,5 Mio. hl erzielt wer<strong>de</strong>n<br />
(+ 7,3 Prozent). Die <strong>Entwicklung</strong><br />
in <strong>de</strong>n letzten Monaten wur<strong>de</strong><br />
hauptsächlich von wirtschaftlichen<br />
Faktoren, wie z. B. höheres<br />
verfügbares Einkommen sowie<br />
Preisstabilität, beeinflusst.<br />
Was <strong>de</strong>n Jahresumsatz anbelangt,<br />
hat die brasilianische Brauindustrie<br />
hingegen in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren einen beträchtlichen<br />
Anstieg zu verzeichnen. von<br />
11,2 Mrd. Real im Jahr 2000 auf<br />
19,1 Mrd. Real (das entspricht<br />
8,8 Mrd. US Dollar) im Jahr 2005<br />
(Quelle: SINDICERV). Diese<br />
Zahlen veranschaulichen <strong>de</strong>n<br />
in Brasilien existieren<strong>de</strong>n Wettbewerb,<br />
ein Prozent <strong>de</strong>s brasilianischen<br />
Biermarktes entspricht<br />
momentan 88 Mio. US Dollar<br />
pro Jahr. <strong>Der</strong> Anstieg wur<strong>de</strong> durch<br />
eine steigen<strong>de</strong> Produktion <strong>und</strong> die<br />
Anpassung <strong>de</strong>s durchschnittlichen<br />
Bierpreises erreicht.<br />
Heute hat das Land 185 Mio.<br />
Einwohner, ca. 108 Mio. Menschen<br />
davon sind über 18 Jahre alt, es<br />
existieren 64 Brauereianlagen, ca.<br />
70 Mikrobrauereien, 150000 direkt<br />
<strong>und</strong> indirekt in <strong>de</strong>r Branche Beschäftigte,<br />
1 500 Wie<strong>de</strong>rverkaufsstellen<br />
<strong>und</strong> 1 000 000 Verkaufsstellen.<br />
Standard Premium Super Premium<br />
AmBev Brahma Chopp, Brahma Brahma Extra, Brahma Bohemia Escura,<br />
(insgesamt 22 Sorten) Malzbier, Skol, Antarctica Light, Liber, Skol Beats, Bohemia Weiss,<br />
Pilsen, Antarctica Pilsen Bohemia Pilsen, Bohemia Confraria<br />
Extra, Antarctica Pilsen Antarctica Original,<br />
Extra Cristal, Antarctica Serramalte, Polar,<br />
Malzbier, Kronenbier, Caracu Carlsberg, Miller<br />
Kaiser Kaiser Pilsen, Bavaria Kaiser Summer, Kaiser Bock,<br />
(insgesamt 10 Sorten) Pilsen, Bavaria Sem Kaiser Gold, Bavaria<br />
Álcool, Santa Cerva Premium, Xingu, Heineken<br />
Schincariol Nova Schin Pilsen, Nova<br />
(insgesamt 5 Sorten) Schin Malzbier, Primus,<br />
Glacial NS2<br />
Petrópolis Itaipava Pilsen, Itaipava Itaipava Premium, Petra,<br />
(insgesamt 7 Sorten) Malzbier, Crystal Pilsen, Crystal Premium<br />
Crystal Malzbier<br />
Weitere Marken Cintra, Colônia, Belco, Cerpa Devassa, Eisenbahn,<br />
Lokal, Conti, Malta, Fass, Ba<strong>de</strong>n Ba<strong>de</strong>n, Colorado,<br />
Frevo, Imperial, Guitt’s, Dado Bier, Schmitt …<br />
Krill, Spoller, Kilsen,<br />
Germânia, Lecker,<br />
Bonanza, Ashby, Glarus …
Die Braulandschaft<br />
in Brasilien<br />
Die größten Brauereien in Brasilien<br />
sind AmBev (zu InBev gehörig),<br />
Schincariol <strong>und</strong> Kaiser (FEMSA<br />
hält 68 Prozent <strong>de</strong>r Anteile).<br />
Beson<strong>de</strong>res Augenmerk verdient<br />
die Betrachtung <strong>de</strong>r <strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>de</strong>s Marktanteils dieser sowie<br />
an<strong>de</strong>rer Brauereien in <strong>de</strong>n letzten<br />
vier Jahren. <strong>Der</strong> Marktanteil von<br />
AmBev lag durchschnittlich bei<br />
68 Prozent, <strong>de</strong>r Anteil von Kaiser<br />
ist beträchtlich gefallen, von 15,4<br />
Prozent im Jahr 2002 auf 8,9 Prozent<br />
im Jahr 2005, <strong>und</strong> Schincariol<br />
verzeichnete eine Steigerung <strong>de</strong>s<br />
Marktanteils von 9,6 Prozent im<br />
Jahr 2002 auf 12,6 Prozent im<br />
Jahr 2005. Die restlichen Brauereien<br />
können auf einem Anstieg<br />
<strong>de</strong>r Marktanteile von 6,6 Prozent<br />
im Jahr 2002 auf 10,2 Prozent<br />
im Jahr 2005 verweisen (siehe<br />
Abbildung 5). Diese Zahlen zeigen<br />
<strong>de</strong>utlich die Folgen unterschiedlicher<br />
Strategien, die von <strong>de</strong>n<br />
Unternehmen angewandt wur<strong>de</strong>n.<br />
AmBev mit lan<strong>de</strong>sweit 22 Brauereianlagen<br />
hat sich im Wesentlichen<br />
auf Ergebnisse <strong>und</strong> nicht<br />
auf Marktanteile konzentriert.<br />
Die Strategie ist dabei auf Gewinnspannen<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r Marktanteile<br />
ausgerichtet, in ähnlicher<br />
Weise, wie es von Braukonzernen<br />
in an<strong>de</strong>ren Märkten, z. B. Anheuser<br />
Busch in <strong>de</strong>n USA <strong>und</strong> Kirin<br />
in Japan, praktiziert wird.<br />
Im Jahr 2004 wur<strong>de</strong> Kaiser<br />
erstmals von Schincariol überholt.<br />
Zwei Grün<strong>de</strong> waren hierfür ausschlaggebend.<br />
Erstens: Schincariol<br />
hat 2003 eine neue Strategie eingeführt,<br />
<strong>und</strong> zwar eine aggressive<br />
Werbekampagne für <strong>de</strong>ren<br />
wichtigste Marke Nova Schin.<br />
Und zweitens hat das Unternehmen,<br />
in Verbindung mit<br />
<strong>de</strong>r gescheiterten Strategie von<br />
Kaiser (das Unternehmen wur<strong>de</strong><br />
damals noch von Molson Coors<br />
gemanagt), das Vertriebssystem<br />
neu zu gestalten, seine Produktionskapazität<br />
erhöht <strong>und</strong> seine<br />
Vertriebsstruktur lan<strong>de</strong>sweit<br />
gestärkt. Aufgr<strong>und</strong> von Zollproblemen<br />
– Steuern von ca. 1,5 Mrd.<br />
Real mussten entrichtet wer<strong>de</strong>n –<br />
reduzierte sich <strong>de</strong>r Marktanteil<br />
von Schincariol 2005 leicht auf<br />
12,6 Prozent. Die Strategie liegt<br />
im Wesentlichen darin, die Steuerschul<strong>de</strong>n<br />
auszugleichen <strong>und</strong><br />
ständiges Wachstum zu erzielen.<br />
Heute wird das Unternehmen<br />
auf 3,0 Mrd. Real (Marktpreis)<br />
geschätzt <strong>und</strong> besitzt lan<strong>de</strong>sweit<br />
acht Brauereianlagen. Eine neunte<br />
Anlage ist <strong>de</strong>rzeit in Planung.<br />
Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite gab es<br />
bei Kaiser mit <strong>de</strong>m Eintritt <strong>de</strong>s<br />
mexikanischen Unternehmens<br />
FEMSA im Januar 2006 einen<br />
wichtigen Managementwechsel.<br />
Das bisherige Vertriebssystem<br />
wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r eingeführt <strong>und</strong> eine<br />
neue Strategie zur Markenpositionierung<br />
allgemein vorgestellt,<br />
mit Fokus auf einem erhöhten<br />
Produktwert <strong>und</strong> erhöhter Marge.<br />
<strong>Der</strong> Marktanteil von Kaiser<br />
fällt kontinuierlich – er lag<br />
bei 7,3 Prozent im Juni 2006.<br />
Heute besitzt das Unternehmen<br />
acht Brauereianlagen lan<strong>de</strong>sweit.<br />
Die restlichen Brauereien können<br />
mit einen signifikanten Anstieg<br />
<strong>de</strong>s Marktanteils am brasilianischen<br />
Biermarkt aufwarten.<br />
Im Allgemeinen produzieren diese<br />
Unternehmen regionale Marken<br />
in Niedrigpreisstandards <strong>und</strong><br />
sind wirtschaftlich durch Preis,<br />
regionale Anreize <strong>und</strong> Vertriebssysteme<br />
erfolgreich. Vor allem<br />
zwei Unternehmen verdienen<br />
beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit –<br />
Petrópolis <strong>und</strong> Cintra. Petrópolis<br />
konnte ein außergewöhnliches<br />
Wachstum durch oben genannte<br />
Strategien vorweisen. Vorsicht ist<br />
bei <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen Zollproblemen<br />
angebracht – die Strategie von<br />
Petrópolis ist im Wesentlichen<br />
dieselbe wie die von Schincariol,<br />
nämlich die Steuerschul<strong>de</strong>n auszugleichen<br />
<strong>und</strong> ein fortlaufen<strong>de</strong>s<br />
Wachstum zu sichern. Die Brauerei<br />
hatte im Jahr 2005 einen Anteil<br />
von 5,2 Prozent am brasilianischen<br />
Markt, besitzt zwei Brauereianlagen<br />
<strong>und</strong> plant, kurzfristig<br />
eine neue Mälzerei in Rio <strong>de</strong><br />
Janeiro zu bauen.<br />
Cintra hat es im Gr<strong>und</strong>e genommen<br />
geschafft, <strong>de</strong>n Marktanteil<br />
zu halten, auch wenn dieser nicht<br />
so hoch ausfällt. Im Jahr 2005<br />
betrug er 1,4 Prozent. Relevant<br />
ist jedoch die Tatsache, daß<br />
dieses Unternehmen im Staat Rio<br />
<strong>de</strong> Janeiro einen wichtigen Anteil<br />
innehat. Hier befin<strong>de</strong>t sich,<br />
strategisch gelegen <strong>und</strong> mit<br />
mo<strong>de</strong>rner Ausstattung, einer <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n Brauereien. 1995 machten<br />
die Marken, die von kleinen<br />
<strong>und</strong> mittelständischen Brauereien<br />
produziert wur<strong>de</strong>n, nur 1,5 Prozent<br />
<strong>de</strong>s Marktanteils aus (das entspricht<br />
einer Menge von 1,2 Mio.<br />
hl). 2005 ist diese Zahl auf<br />
10,2 Prozent gestiegen (9,2 Mio.
Restliche<br />
Restliche<br />
hl) <strong>und</strong> einige dieser Hersteller,<br />
wie z. B. Petrópolis, sind zu<br />
Großbrauereien aufgestiegen.<br />
Wenn man be<strong>de</strong>nkt, dass die<br />
in Brasilien produzierte Gesamtmenge<br />
in <strong>de</strong>n letzten zehn Jahren<br />
um zwölf Prozent (10,0 Mio. hl)<br />
gestiegen ist, kann man daraus<br />
folgern, dass die kleinen <strong>und</strong> mittelständischen<br />
Brauereien ein<strong>de</strong>utig<br />
die Unternehmen sind, die für<br />
das Marktwachstum – für 8,0 von<br />
10,0 Mio. hl – verantwortlich sind.<br />
<strong>Der</strong> größte Teil dieser Hersteller<br />
bedient sich <strong>de</strong>r Niedrigpreisstrategie.<br />
Sie positionieren ihre Marken,<br />
um Verbraucher mit wenig verfügbarem<br />
Einkommen anzuziehen.<br />
Es gibt einige regionale Brauereien<br />
mit diesem Profil: Colônia, Belco,<br />
Teresópolis, Conti, Malta, Aralco,<br />
Frevo, Imperial, Convenção,<br />
32 · BRAUINDUSTRIE 1/2007<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Kaiser Schincariol AmBev<br />
2005 10,2 8,9 12,6 68,3<br />
2004 9,8 10,9 13,1 66,2<br />
2003 8,4 13,3 11,1 67,2<br />
2002 6,6 15,4 9,6 68,4<br />
Abb. 5: Marktanteile <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n brasilianischen Brauereien. (Quelle: SINDICERV)<br />
Abb. 6: Marktanteile <strong>de</strong>r wichtigsten brasilianischen Marken.<br />
Cerpa, Krill, Dias D’Ávila, Spoller,<br />
Kilsen, Germânia, Lecker, Universitária,<br />
Zanni, Ashby, Glarus.<br />
All diese Brauereien besitzen<br />
nur einen Betrieb, mit Ausnahme<br />
von Colônia <strong>und</strong> Belco, die zwei<br />
Standorte haben.<br />
Eine an<strong>de</strong>re Herstellergruppe,<br />
vorwiegend Mikrobrauereien,<br />
wen<strong>de</strong>t eine völlig an<strong>de</strong>re Strategie<br />
an.<br />
Es wer<strong>de</strong>n die Nischen mit<br />
beson<strong>de</strong>ren Bieren besetzt<br />
<strong>und</strong> teure Marken präsentiert,<br />
die sich an eine begrenzte Verbraucherzahl<br />
richten. Zu diesen<br />
Mikrobrauereien gehören: Devassa,<br />
Eisenbahn, Ba<strong>de</strong>n Ba<strong>de</strong>n,<br />
Colorado, Dado Bier, Schmitt,<br />
Aba<strong>de</strong>ssa, Fellice, Amazon Beer,<br />
Falkebier.<br />
Quelle: SINDICERV – Daten 2005<br />
Biermarken in Brasilien<br />
Die Liste <strong>de</strong>r Biermarken, die in<br />
Brasilien im Han<strong>de</strong>l sind, ist lang.<br />
In Tabelle 1 wer<strong>de</strong>n einige vorgestellt.<br />
Allgemeine Hinweise (siehe Abb. 6):<br />
– Skol war <strong>und</strong> ist in Brasilien bereits<br />
seit langem die führen<strong>de</strong> Marke.<br />
– Brahma ist eine von InBev’s<br />
global vertriebenen Marken.<br />
– Antarctica <strong>und</strong> Nova Schin<br />
konkurrieren bereits seit 2004<br />
um <strong>de</strong>n dritten Platz <strong>de</strong>r<br />
Marken-Rangliste.<br />
– Bohemia ist die erfolgreichste<br />
Premium-Marke.<br />
– <strong>Der</strong> Konsum von alkoholfreien<br />
Bieren ist sehr gering.<br />
Beispiele sind: Kronenbier,<br />
Liber <strong>und</strong> Bavaria Sem Álcool.<br />
– Ein Beispiel für Alkopops mit<br />
Bier, die auf <strong>de</strong>n Markt gebracht<br />
wur<strong>de</strong>n, ist NS2 (Tequila, Bier<br />
<strong>und</strong> Zitrone), das 2005 von<br />
Schincariol eingeführt wur<strong>de</strong>.<br />
Politische Aspekte<br />
Ein wichtiger politischer Aspekt ist,<br />
dass in Brasilien zwei juristische<br />
Personen (Vereinigungen) die<br />
Bierindustrie vertreten: SINDI-<br />
CERV <strong>und</strong> ARABE. SINDICERV<br />
(www.sindicerv.com.br) steht dabei<br />
stellvertretend für ca. 80 Prozent<br />
<strong>de</strong>r gesamten in Brasilien produzierten<br />
Biermenge. Zu <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
gehören AmBev, Kaiser,<br />
Cintra, Cerpa <strong>und</strong> Ba<strong>de</strong>n Ba<strong>de</strong>n.<br />
ARABE (www.arabe.org.br) vertritt<br />
einen Anteil von ca. 20 Prozent<br />
an <strong>de</strong>r gesamten Biermenge,<br />
die in Brasilien hergestellt wird.<br />
Mitglie<strong>de</strong>r sind Schincariol,<br />
Petrópolis, Belco <strong>und</strong> Malta.<br />
Für bei<strong>de</strong> besteht die große<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung darin, <strong>de</strong>r Regierung<br />
ein Mo<strong>de</strong>ll zu unterbreiten,<br />
das Marktwachstum sowie Wachstum<br />
im Bereich <strong>de</strong>s Investitionsniveaus<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>s Beschäftigungsin<strong>de</strong>xes<br />
ermöglichen kann. <br />
Teil II dieses Artikels, <strong>de</strong>r in einer<br />
<strong>de</strong>r nächsten Ausgaben <strong>de</strong>r BRAU-<br />
INDUSTRIE erscheinen wird,<br />
gibt einen Überblick über die <strong>de</strong>mographischen<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
Faktoren, die <strong>de</strong>n Bierkonsum<br />
in Brasilien beeinflussen, ergänzt<br />
durch die Analyse zukünftiger Wachstumspotenziale,<br />
aber auch <strong>de</strong>r <strong>Risiken</strong><br />
<strong>de</strong>s Marktes. Hierbei wer<strong>de</strong>n die<br />
Preisstruktur für Standardbier sowie<br />
das aktuelle Investitionsaufkommen<br />
für Marketing, aber auch Aspekte<br />
<strong>de</strong>s Außenhan<strong>de</strong>ls beleuchtet.