EKD-Text 106 - Evangelische Kirche in Deutschland
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Dafür, dass e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>nahmestruktur <strong>in</strong> ihrer Art und Höhe <strong>in</strong>sgesamt von den<br />
Bürgern akzeptiert wird, ist nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die absolute Höhe e<strong>in</strong>zelner<br />
Abgaben entscheidend, sondern e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von vier Faktoren:<br />
1. Art ; Umfang und Qualität der vom Staat erbrachten Leistungen<br />
2. die tatsächliche und die subjektive, auch relative Belastung und diesbezügliche<br />
Transparenz (Belastungsverteilung)<br />
3. die Akzeptanz der Steuerungswirkung der öffentlichen F<strong>in</strong>anzen (und dabei die<br />
Vermeidung von systemimmanenten Widersprüchen) und erst zuletzt<br />
4. die absolute Höhe der Abgaben<br />
Diese Voraussetzungen s<strong>in</strong>d für die Bürger oft nur e<strong>in</strong>geschränkt erfüllt – unter<br />
anderem, weil vielfach verschiedene F<strong>in</strong>anzierungssysteme wie etwa Steuern und<br />
Beiträge vermischt werden oder weil Steuererhöhungen mit e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
F<strong>in</strong>anzbedarf für e<strong>in</strong>e konkrete öffentliche Leistung e<strong>in</strong>geführt werden, ohne dass<br />
es e<strong>in</strong>e rechtliche B<strong>in</strong>dung für diese Zweckbestimmung gäbe.<br />
(41) Dass den sozialen Sicherungssystemen, <strong>in</strong>sbesondere nach der friedlichen Revolution<br />
von 1989, immer mehr versicherungsfremde Leistungen übertragen wurden,<br />
führte dazu, dass diese Systeme zunehmend aus allgeme<strong>in</strong>en Steuermitteln<br />
mit f<strong>in</strong>anziert werden (Zuschuss zur Rentenversicherung). Angesichts des abnehmenden<br />
Anteils von sozialversicherungspflichtigen E<strong>in</strong>kommen am Volkse<strong>in</strong>kommen<br />
und e<strong>in</strong>em wachsenden Anteil von Kapitale<strong>in</strong>künften ist es unter Gerechtigkeitsgesichtspunkten<br />
notwendig, e<strong>in</strong>e gesellschaftliche Debatte darüber anzustoßen, ob<br />
tatsächlich für e<strong>in</strong>en erheblichen Teil des solidarischen Ausgleichs zwischen Alten<br />
und Jungen, zwischen Kranken und Gesunden, zwischen Leistungsfähigen und<br />
Bedürftigen zukünftig nur e<strong>in</strong> abnehmender Anteil der E<strong>in</strong>künfte herangezogen<br />
werden kann oder ob alle Bürger und E<strong>in</strong>kommensarten beteiligt werden müssen<br />
(vgl. auch: „Soziale Dienste gestalten“ – <strong>EKD</strong> <strong>Text</strong> 75).<br />
(42) Seit längerem beteiligt sich der Bund durch steuerf<strong>in</strong>anzierte Zuschüsse<br />
zunehmend an der F<strong>in</strong>anzierung der Sozialversicherung, <strong>in</strong>sbesondere der Rentenversicherung.<br />
Ursprünglich sollten damit die so genannten versicherungsfremden<br />
Leistungen (z. B. beitragsfreie Anrechnungszeiten für K<strong>in</strong>dererziehung) pauschal<br />
abgegolten werden. In der Zwischenzeit s<strong>in</strong>d diese Zuschüsse jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Maße gestiegen, dass sie e<strong>in</strong> kaum noch weg zu denkendes Element e<strong>in</strong>er dauerhaften<br />
Grundf<strong>in</strong>anzierung geworden s<strong>in</strong>d.<br />
F<strong>in</strong>anziert werden sie nicht unerheblich aus den Aufkommen der erhöhten M<strong>in</strong>eralölsteuer<br />
und der neu e<strong>in</strong>geführten Ökosteuer (ökologische Steuerreform, 1999).<br />
Damit sollten zwei Aspekte verbunden werden. Mit der Verteuerung der Energie<br />
sollte e<strong>in</strong> Anreiz für e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Verbrauch gesetzt werden. Das Primärziel der<br />
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