06.08.2013 Aufrufe

Index:Layout 1 - Österreichische Apothekerkammer

Index:Layout 1 - Österreichische Apothekerkammer

Index:Layout 1 - Österreichische Apothekerkammer

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Altes Wissen mit<br />

großer Zukunft<br />

Heilpflanzen & Tees<br />

Ihre oö Apotheken


Titelseite: Foto Mariendistel C Mag.pharm. Günter Stadler


EINLEITUNG<br />

BEACHTEN SIE BITTE . . . . .Seite 4<br />

VORWORTE . . . . . . . . . . .Seite 5<br />

HEILPFLANZEN<br />

EINLEITUNG PFLANZEN . . .Seite 9<br />

ALOE . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 10<br />

BÄRENTRAUBE . . . . . . . . .Seite 12<br />

BEINWELL . . . . . . . . . . . . .Seite 14<br />

EFEU . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 16<br />

EIBISCH . . . . . . . . . . . . . .Seite 18<br />

GINKGO . . . . . . . . . . . . .Seite 20<br />

HAFER . . . . . . . . . . . . . . .Seite 22<br />

INGWER . . . . . . . . . . . . .Seite 24<br />

MARIENDISTEL . . . . . . . . .Seite 26<br />

MÄDESÜSS . . . . . . . . . . . .Seite 30<br />

MELISSE . . . . . . . . . . . . . .Seite 32<br />

MISTEL . . . . . . . . . . . . . . .Seite 34<br />

MÖNCHSPFEFFER . . . . . . .Seite 36<br />

PFEFFERMINZE . . . . . . . . .Seite 38<br />

SÄGEPALME . . . . . . . . . . .Seite 40<br />

SCHAFGARBE . . . . . . . . . .Seite 42<br />

STIEFMÜTTERCHEN . . . . . .Seite 44<br />

THYMIAN . . . . . . . . . . . . .Seite 46<br />

WEISSDORN . . . . . . . . . .Seite 48<br />

WERMUT . . . . . . . . . . . . .Seite 50<br />

TEES<br />

seite 3<br />

inhalt<br />

EINLEITUNG TEES . . . . . . . .Seite 53<br />

BABY & KINDER . . . . . . . . .Seite 54<br />

DURCHFALL . . . . . . . . . . . .Seite 55<br />

FRAUEN . . . . . . . . . . . . . .Seite 56<br />

GRIPPE & ERKÄLTUNG . . . .Seite 57<br />

HERZ & KREISLAUF . . . . . . .Seite 58<br />

LEBER & GALLE . . . . . . . . . .Seite 59<br />

MAGEN & DARM . . . . . . . .Seite 60<br />

NERVEN & BERUHIGUNG . .Seite 61<br />

NIERE & BLASE . . . . . . . . . .Seite 62<br />

RHEUMA . . . . . . . . . . . . . .Seite 63<br />

ANHANG<br />

BEGRIFFE VON A - Z . . . . .Seite 64<br />

NACHWORT . . . . . . . . . .Seite 66<br />

IMPRESSUM . . . . . . . . . . .Seite 67


seite 4<br />

einleitung<br />

BEACHTEN SIE BITTE!<br />

Bei länger andauernden, schweren oder chronischen Erkrankungen<br />

oder bei einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes<br />

sollten Phytopharmaka erst nach Abklärung<br />

der Beschwerden durch den Arzt angewendet werden.<br />

Lassen Sie sich auf jeden Fall von Arzt und Apotheker beraten,<br />

ob eine Erkrankung mit Phytopharmaka alleine behandelt<br />

werden kann oder ob diese nur zusätzlich gemeinsam<br />

mit anderen Maßnahmen eingesetzt werden sollen.


Mag.pharm.<br />

Thomas VEITSCHEGGER<br />

Präsident der<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Oberösterreich<br />

der <strong>Österreichische</strong>n<br />

<strong>Apothekerkammer</strong><br />

seite 5<br />

vorwort<br />

Die Pflanzenheilkunde ist die älteste Methode zur Vorbeugung<br />

und Behandlung von Krankheiten. Das erste<br />

Heilkräuterbuch soll bereits 3000 vor Christus in China<br />

aufgelegt worden sein. Auch im alten Ägypten und in der<br />

römischen Antike wurde das Wissen über unzählige<br />

pflanzliche Arzneimittel niedergeschrieben. Heute sind rund<br />

3.000 Pflanzen mit heilender Wirkung bekannt.<br />

Mit unserer Broschüre “Altes Wissen mit großer Zukunft”<br />

geben wir Ihnen ein informatives Nachschlagewerk für zu<br />

Hause mit. In diesem kompakten Heft, das Sie nun in Händen<br />

halten, sind 20 wertvolle Heilpflanzen beschrieben,<br />

die in Wiesen, in Wäldern oder sogar im eigenen Garten<br />

wachsen. Sie können einfach gesammelt und wohltuend<br />

verwendet werden. Aus etlichen Pflanzen lassen sich auch<br />

Tees zubereiten, die ganz gezielt Beschwerden lindern. 10<br />

spezielle Anwendungsgebiete haben wir ebenfalls in<br />

dieser Broschüre beschrieben.<br />

Natürlich finden Sie in unseren Apotheken in Oberösterreich<br />

alle wichtigen pflanzlichen Arzneidrogen und Arzneimittel<br />

in geprüfter und zertifizierter Qualität. Unsere<br />

Apothekerinnen und Apotheker sind die einzigen ausgebildeten<br />

Heilpflanzenexperten und haben die wertvollsten<br />

Tipps in dieser Broschüre für Sie zusammengefasst.<br />

Fragen Sie uns. Wir sind immer in Ihrer Nähe.<br />

Herzlichst Ihr<br />

IHRE APOTHEKE – So nah und so gut


seite 6<br />

vorwort<br />

Klaus STECHER<br />

Danke, dass wir Ihnen unseren neuen Ratgeber “Altes<br />

Wissen mit großer Zukunft – Heilpflanzen und Tees“<br />

überreichen dürfen, den ich gemeinsam mit den beiden<br />

Apothekerinnen Mag.pharm. Angela Fischlmayr und<br />

Mag.pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr für Sie gestaltet<br />

habe. Aus der Fülle der bewährten Heilkräuter haben wir<br />

sorgfältig Pflanzen und Teemischungen ausgewählt, die<br />

traditionell und naturwissenschaftlich begründet einen hohen<br />

Stellenwert bei Heilung und Gesunderhaltung haben.<br />

Die Pflanzenheilkunde ist keine Alternative zur Schulmedizin,<br />

sondern eine ihrer Säulen und Stützen. Dass alles, was direkt<br />

aus der Natur kommt, harmlos und sicher und jedes Produkt<br />

aus der Pharmaindustrie ungesund sei, diese Annahme wäre<br />

genau so falsch wie der verallgemeinernde Umkehrschluss.<br />

Was wirkt, hat oft auch Nebenwirkungen, auch Pflanzen sind<br />

kleine Chemiewerke, und leider ist nicht gegen alles ein Kraut<br />

gewachsen. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich fachmännischen<br />

Rat in Ihrer Apotheke holen. Ob einfache Teemischung<br />

oder aufwändig hergestellter Spezialextrakt – diese Pflanzenexperten<br />

wissen, was für Sie das Richtige ist, und geben gerne<br />

ausführliche Hinweise zur Anwendung und Zubereitung. Als<br />

Gesundheitsnahversorger sind sie immer für Sie da.<br />

Vielleicht gewinnt bei Ihren Spaziergängen durch die Natur<br />

auch so manche bisher unbeachtete Pflanze Ihre verdiente<br />

Aufmerksamkeit. Ich gebe Ihnen meine besten Wünsche für<br />

Ihre Gesundheit mit auf den Weg.<br />

Ihr<br />

IHR APOTHEKER – Der Gesundheitsexperte


Dr.<br />

Helmut OBERMAYR<br />

Landesdirektor<br />

ORF Oberösterreich<br />

seite 7<br />

vorwort<br />

DER RADIO-APOTHEKER – Ein Service für Sie<br />

Dem ORF Oberösterreich ist es immer schon ein wichtiges<br />

Anliegen, sein Publikum über Gesundheitsthemen<br />

aktuell, verantwortungsvoll und verständlich zu informieren.<br />

Bei dieser Aufgabe sind uns die oberösterreichischen Apotheken<br />

und ihre Kammer verlässliche, kompetente Partner.<br />

Das Wissen um die Heilkräuter ist keine esoterische Mode<br />

oder Geheimwissenschaft, sondern einerseits eine Jahrtausende<br />

alte Basis der modernen Medizin und ihrer Leistungen.<br />

Andererseits stärkt es auch die Verbindung zwischen<br />

den Menschen und der Natur ihrer Umgebung.<br />

Es sind damit aber auch Gefahren verbunden, etwa diese<br />

Methoden an die Stelle der modernen Heilkunde zu setzen.<br />

Eine verantwortungsbewusste Information und Berichterstattung<br />

berücksichtigt sowohl die großen Möglichkeiten<br />

als auch die Gefahren.<br />

Wir freuen uns sehr, dass wir mit dieser Broschüre nun einen<br />

weiteren Erfolg der guten Zusammenarbeit zwischen den<br />

oberösterreichischen Apothekerinnen und Apothekern und<br />

dem ORF Oberösterreich vorlegen können.<br />

Ihr


seite 8


seite 9<br />

einleitung heilpflanzen<br />

HEILKRAFT AUS DER NATUR<br />

20 Heilpflanzen stellen wir Ihnen in unserer Broschüre<br />

vor. An einigen sind Sie vermutlich schon oft in Wald<br />

und Flur vorbeigegangen, ohne sie besonders zu beachten.<br />

Manche werden Ihnen als Heilpflanzen bekannt sein,<br />

von anderen werden Sie möglicherweise nicht einmal den<br />

Namen gewusst haben, geschweige denn, dass ihre Blüten,<br />

Blätter oder andere Pflanzenteile heilende Wirkung<br />

haben.<br />

Natürlich ist diese Zusammenstellung nur ein ganz kleiner<br />

Teil davon, was die Apotheke Natur uns zu bieten hat. Sie<br />

möge Ihnen die Vielfalt dieser Schatztruhe näher bringen.<br />

Wenn Sie zum Thema Heilpflanzen Fragen haben, dann<br />

wenden Sie sich einfach an Ihre Apothekerin oder Ihren<br />

Apotheker – die wissen Bescheid!


seite 10<br />

heilpflanzen<br />

ECHTE ALOE (Aloe vera, Aloe barbadensis)<br />

Volkstümlicher Name: Wüstenlilie<br />

Familie der Affodillgewächse (Asphodelaceae / Liliaceae)<br />

Bis zu 1 m hoch wachsen die dichten Blattrosetten mit bis<br />

zu 60 cm langen, nur am Rand bedornten, glatten Blättern<br />

und 3 cm großen gelben Blüten. Afrika ist die Heimat<br />

der Aloe vera (Curacao-A., Barbados-A.), die im Miniformat<br />

schon auf Großmutters Fensterbank zu Ehren gekommen<br />

ist. Kultiviert wird sie u.a. in subtropischen Regionen<br />

der USA.<br />

Das Innere der fleischigen Blätter ist der zentrale Wasserspeicher.<br />

Aloevera-Gel ist der frische stabilisierte Zellsaft.<br />

Durch Wasserentzug wird daraus ein Trockenextrakt erzeugt.<br />

Auch aus der weniger wirkstoffhaltigen Kap-Aloe<br />

wird Zellsaft gewonnen und eingedickt. Ihre wundheilenden<br />

und entzündungswidrigen Eigenschaften verdankt die<br />

Aloe vera vor allem den enthaltenen Polysacchariden.<br />

Erste-Hilfe-Pflanze<br />

Einreibungen oder Kompressen mit industriell verarbeiteten<br />

Präparaten aus dem frischen Aloevera-Saft beschleunigen<br />

die Heilung bei kleinen Brand- und Schnittwunden, Sonnenbrand,<br />

Erfrierungen oder Insektenstichen. Die Wirkung<br />

des gelartigen Saftes kennt die Volksmedizin schon lang:<br />

ein frisch geschnittenes, längs halbiertes Aloevera-Blatt fun-


ACHTUNG<br />

Die Anwendungsdauer<br />

bei innerer<br />

Aufnahme von<br />

Aloe darf 1 bis 2<br />

Wochen nicht überschreiten.<br />

Während<br />

der Einnahme für<br />

ausreichende<br />

Flüssigkeitszufuhr<br />

sorgen.<br />

seite 11<br />

echte aloe<br />

giert als beruhigendes „Trostpflaster“. Bemerkenswert sind<br />

auch positive Studienergebnisse bei Schuppenflechte.<br />

Das Aloevera-Gel, das in vielen Hautpflegeprodukten als<br />

Feuchtigkeitspender und „Weichmacher“ gepriesen wird,<br />

ist aber auch zur „Modedroge“ mutiert. Trinkprodukte etwa,<br />

die bei verschiedensten Erkrankungen eine „Stärkung des<br />

gesamten Immunsystems“ versprechen, sind keine Arznei,<br />

sondern nur als Nahrungsergänzungmittel zu werten. Eine<br />

positive Wirkung ist wissenschaftlich nicht belegt. Für die<br />

innere Anwendung von Aloevera-Gel gibt es keine seriösen<br />

Empfehlungen, zumal Aloe-Extrakte in höherer Dosierung<br />

auch zellschädigend wirken könnten.<br />

Klassisches Abführmittel<br />

Aloe enthält so wie Rhabarberwurzel oder Faulbaumrinde<br />

abführende Substanzen, die Anthranoide. Sie sind stuhlverflüssigend,<br />

vergrößern das Darminhaltsvolumen und beschleunigen<br />

die Darmbewegungen. Chronischer Gebrauch<br />

kann zu Mineralstoffmangel führen. Bei Einnahme von Entwässerungsmitteln,<br />

Cortisonpräparaten und Herzmedikamenten<br />

ist besondere Vorsicht angebracht. In Schwangerschaft<br />

und Stillzeit, bei Nierenleiden, Darmverschluss und<br />

unklaren Bauchschmerzen sind Abführmittel kontraindiziert,<br />

ebenso bei Kindern unter 12 Jahren.


seite 12<br />

heilpflanzen<br />

BÄRENTRAUBE (Arctostaphylos uva-ursi)<br />

Volkstümliche Namen: Wolfsbeere, Sandbeere, Wilder Buchs<br />

Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae)<br />

In den Nadelwäldern der Alpen und auf Moor- und Heideböden<br />

Nordeuropas ist der niedere immergrüne Zwergstrauch<br />

zu finden. Mit den rot-weißen Blütentrauben und<br />

scharlachroten Beeren ähnelt er in seinem Erscheinungsbild<br />

stark der Preiselbeere. Den ledrigen, dunkelgrün glänzenden<br />

Blättern fehlen aber die rostroten Punkte auf der Blattunterseite,<br />

die typisch für die Preiselbeere sind.<br />

In höherem Maß als diese enthalten Bärentraubenblätter<br />

u.a. Gerbstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe wie das Arbutin,<br />

das im menschlichen Organismus eine antiseptische<br />

Wirkung entfaltet.<br />

Antibiotikum aus der Natur<br />

Tee und Fertigpräparate aus Bärentraubenblättern werden<br />

bei leichten entzündlichen Infektionen der ableitenden Harnwege<br />

und als unterstützende Therapie bei Blasen- und Nierenbeckenkatarrhen<br />

verabreicht. Ihre Wirkstoffe erschweren<br />

den Bakterien das Anhaften an den Schleimhäuten, so dass<br />

sie mit dem Harn ausgespült werden können. Eine harndesinfizierende<br />

Wirkung wird auch den reichlich enthaltenen<br />

Gerbstoffen zugeschrieben. Die Inhaltsstoffe des<br />

Bärentraubenblattes werden erst durch chemische Reaktio-


TIPP<br />

Während einer<br />

Teekur mit Bärentraube<br />

sollte viel<br />

pflanzliche Nahrungaufgenommen<br />

werden. So<br />

wird der Harn vom<br />

sauren in den alkalischen<br />

Bereich<br />

verschoben. Die<br />

antibakterielle<br />

Wirkung von<br />

Bärentraube wird<br />

dadurch verstärkt.<br />

seite 13<br />

bärentraube<br />

nen im menschlichen Körper in eine wirksame Form umgewandelt.<br />

Dieser Prozess funktioniert nur in alkalischem Harnmilieu.<br />

Deshalb ist während einer Bärentraubenkur eine<br />

überwiegend vegetarische Kost vorzuziehen. Auf Säurebildner<br />

wie z.B. Fleisch und Essig sollte in dieser Zeit möglichst<br />

verzichtet werden.<br />

Zuviel ist giftig<br />

Bei Überdosierung bzw. zu langem Gebrauch hat Arbutin<br />

eine leberschädigende, möglicherweise auch erbgutschädigende<br />

und krebserregende Wirkung. Die Anwendung<br />

soll auf höchstens 1 Woche maximal 5 Mal pro Jahr beschränkt<br />

sein. In Schwangerschaft und Stillzeit und für Kinder<br />

unter 12 Jahren ist die Behandlung mit Bärentraubenblättern<br />

nicht erlaubt, ebenso bei schweren Leber- oder<br />

Nierenerkrankungen. Durch Abkochung hergestellter Tee<br />

wäre durch den hohen Gerbstoffgehalt der Droge recht unbekömmlich<br />

und könnte zu Übelkeit und Erbrechen führen.<br />

Es empfiehlt sich ein Kaltmazerat, ein kalter Auszug, bei<br />

dem kaum Gerbstoffe aus den Blättern gelöst werden. Dazu<br />

1- 2 Teelöffel Droge in einer Tasse kaltem Wasser für mehrere<br />

Stunden ansetzen, ab und zu umrühren, auf Trinktemperatur<br />

erwärmen und abseihen.


seite 14<br />

heilpflanzen<br />

BEINWELL (Symphytum officinale)<br />

Volkstümliche Namen: Beinwurz, Hasenlaub, Milchwurz,<br />

Schwarzwurz oder Wundallheil<br />

Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae)<br />

Der mehrjährigen Staudenpflanze begegnet man in den<br />

mittleren Breiten Europas und Asiens an sonnigen und<br />

halbschattigen Standorten. Sie liebt feuchte, nährstoffreiche<br />

Wiesen und Wegränder, und wächst nicht selten mehr als<br />

einen Meter hoch. Die kräftigen Stängel sind ebenso<br />

borstig behaart wie die ei-lanzettförmigen Blätter. Rötlichviolett,<br />

mitunter auch weißlich-gelb sind die glöckchenähnlichen<br />

Blüten, die von Mai bis September erscheinen.<br />

Für Beinwellpräparate werden sowohl Blätter als auch Wurzelteile<br />

verarbeitet.<br />

Beinwell wurde schon von Hildegard von Bingen, von Paracelsus<br />

und von den Indianern Nordamerikas geschätzt,<br />

wohl ohne das ganze Geheimnis seiner Wirkstoffe zu kennen.<br />

Beinwell enthält unter anderem neben Gerb- und<br />

Schleimstoffen das entzündungslindernde, wundheilungsfördernde<br />

Allantoin, sowie ein zu den Glykopeptiden zählendes<br />

Antibiotikum und die Rosmarinsäure, die keimtötende<br />

und entzündungshemmende Eigenschaften besitzt.<br />

Well heißt Zusammenwachsen<br />

Beinwellpräparate werden traditionell zur lokalen äußerlichen<br />

Behandlung nach Knochenbrüchen, bei Gelenksbe-


TIPP<br />

Da die Inhaltsstoffe<br />

des Beinwell<br />

toxisch sind,<br />

wurde durch<br />

Züchtung eine<br />

pyrrolizidinfreie<br />

Sorte geschaffen,<br />

die unbedenklich<br />

anzuwenden ist.<br />

Fertigprodukte aus<br />

diesen alkaloidfreien<br />

Kulturen<br />

sind zur Anwendung<br />

geeignet und<br />

in jeder Apotheke<br />

erhältlich.<br />

seite 15<br />

beinwell<br />

schwerden, Schwellungen, Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen<br />

und stumpfen Verletzungen, bei Sehnenscheidenund<br />

Venenentzündungen hoch geschätzt. Sie sollten nur auf<br />

intakte Haut aufgetragen werden. Aus der Wurzel wird das<br />

Homöopathikum Symphytum officinale gewonnen, das<br />

ebenfalls die Ausheilung von Knochenbrüchen unterstützen<br />

soll.<br />

In allen Pflanzenteilen enthält er in geringer Menge die Pyrrolizidin-Alkaloide,<br />

die als genverändernd bzw. krebserregend<br />

gelten. Bei äußerlicher Anwendung werden sie<br />

jedoch nicht im Körper wirksam. Trotzdem sollten Beinwellpräparate<br />

nicht länger als 4 bis 6 Wochen pro Jahr<br />

angewendet werden.<br />

Naturheilmittel aus der Apotheke sind nach kontrollierten<br />

Verfahren mit standardisiertem Wirkstoffanteil hergestellt<br />

und in Form von Salben, Gels und Cremen im Handel.


seite 16<br />

heilpflanzen<br />

GEMEINER EFEU (Hedera helix)<br />

Volkstümliche Namen: Baumtod, Eppich, Totenranke oder Wintergrün<br />

Familie der Araliengewächse (Araliaceae)<br />

Wo sie sich mit ihren Haftwurzeln empor winden kann,<br />

wuchert die immergrüne Kletterpflanze bis zu 20 m<br />

hoch, ansonsten breitet sie sich als üppiger Bodendecker<br />

aus. Die unscheinbaren gelbgrünen Blütendolden erscheinen<br />

im Herbst, im Frühjahr reifen die erbsengroßen, blauschwarzen<br />

Beeren. Als Arzneipflanze war Efeu schon in der<br />

Antike geschätzt.<br />

Die Blätter enthalten vor allem sekundäre Pflanzenstoffe wie<br />

die Flavonoide, sowie Kaffeesäurederivate und Saponine.<br />

Damit besitzen die Efeublätter schleimverflüssigende, auswurffördernde<br />

und krampflösende Wirkung. Verwendet werden<br />

vor allem Fertigpräparate, die aus den getrockneten<br />

Blättern gewonnen werden.<br />

Wohltäter für die Atemwege<br />

Efeu hilft bei Katarrhen der Luftwege, bei akuten und chronisch-entzündlichen<br />

Bronchialerkrankungen und trockenem,<br />

krampfartigem Husten. Seine Inhaltsstoffe lösen festsitzenden<br />

Bronchialschleim und fördern dessen Abtransport aus<br />

den Bronchien. Homöopathische Zubereitungen werden<br />

auch bei Erkrankungen der Verdauungsorgane, gegen Juckreiz,<br />

Rheumatismus und Nervenschmerzen angewendet.


TIPP<br />

Die Anwendung<br />

als Tee ist kaum<br />

gebräuchlich.<br />

Alkoholische Auszüge<br />

sind vorzuziehen<br />

und werden<br />

in Apotheken als<br />

Hustentropfen und<br />

–säfte angeboten.<br />

seite 17<br />

gemeiner efeu<br />

Umschläge und Badezusätze sollen bei Hexenschuss und<br />

Cellulite helfen. Efeu-Saponinen wird auch eine pilzhemmende<br />

und antibakterielle Wirkung zugeschrieben. In hoher<br />

Konzentration sind Saponine allerdings giftig.<br />

Schön aber giftig<br />

Beim Verzehr von Efeufrüchten drohen durch deren hohen<br />

Saponingehalt ernste Vergiftungen. Wegen möglicher Reizerscheinungen<br />

im Magen-Darmtrakt sind Efeublätter als<br />

reine Arzneidroge kaum in Bronchialmischtees zu finden.<br />

Der Saft frischer Efeublätter kann allergische Hautreaktionen<br />

verursachen. Beim Zurückschneiden der Pflanze sollte<br />

man daher direkten Hautkontakt vermeiden. Auch selbst hergestellte<br />

Abkochungen<br />

zur äußerlichen Anwendung<br />

sind nicht<br />

empfehlenswert. Fertigarzneien<br />

als Tropfen,<br />

Säfte und Pastillen für<br />

Kinder und Erwachsene<br />

gewährleisten eine<br />

wirksame, aber unbedenklicheWirkstoffdosierung.<br />

Schwangere<br />

und Stillende sollten<br />

Efeupräparate nur nach<br />

Rücksprache mit dem<br />

Arzt verwenden.


seite 18<br />

heilpflanzen<br />

EIBISCH (Althaea officinalis)<br />

Volkstümliche Namen: Samtpappel, Schleimwurzel, weiße Malvae<br />

Englisch: Marshmallow<br />

Familie der Malvengewächse (Malvaceae)<br />

Die mehrjährige, bis zu 2 m hohe Pflanze mit behaarten<br />

Blättern und duftigen, blassrosa Blüten ist im östlichen<br />

Mittelmeerraum daheim. Bei uns ist sie nur als Kulturpflanze<br />

zu sehen, die einen sonnigen, humusreichen Standort<br />

verlangt. Als Arzneipflanze wird Eibisch vor allem in osteuropäischen<br />

Ländern und Belgien angebaut. Die geschälte<br />

Wurzel (Radix Althaeae) und die vor oder während der<br />

Blüte geernteten, getrockneten Blätter (Folia Althaeae) werden<br />

für Arzneizwecke verwendet.<br />

Eibischwurzeln und -blätter, in geringerem Maße auch die<br />

Blüten, beinhalten u.a. Zucker, Stärke, Gerbstoffe, Mineralsalze,<br />

vor allem aber Schleimstoffe, die mit Wasser quellen<br />

und sich schützend über entzündete Schleimhäute legen<br />

können. Der Schleimstoffgehalt beträgt in den Blättern bis<br />

zu 10 %, in der Wurzel bis zu 20 %.<br />

Balsam bei trockenem Hustenreiz<br />

Reizlindernd und beruhigend wirkt Eibisch bei Husten, Heiserkeit,<br />

Entzündungen im Mund- und Rachenraum und der<br />

Magen-Darmschleimhaut, bei Blasenentzündungen und trockener<br />

Haut. Frische zerdrückte Blätter helfen bei Insektenstichen.<br />

Eibischwurzel zum Kauen bei zahnenden Kindern


TIPP<br />

Eibischwurzel muss<br />

kalt zubereitet<br />

werden, denn<br />

durch Kochen<br />

würde die reichlich<br />

enthaltene Stärke -<br />

in der Wurzel bis<br />

zu 37 % - verkleistern.<br />

1 Teelöffel Blätter<br />

oder Wurzel mit<br />

150 ml kaltem<br />

Wasser übergießen,<br />

1-2 Stunden<br />

unter häufigem<br />

Umrühren stehen<br />

lassen, den Auszug<br />

danach nur leicht<br />

erwärmen, dann<br />

abseihen. Zum<br />

Gurgeln verwenden<br />

oder 2 - 3<br />

Tassen pro Tag<br />

trinken, nach<br />

Belieben süßen.<br />

Als Seifenersatz<br />

oder Maske bei<br />

trockener Haut<br />

ist ein schleimiger<br />

Absud durchaus<br />

günstig.<br />

seite 19<br />

eibisch<br />

war früher ein gängiges Hausmittel. Gut wirksame Hustenmittel<br />

wie Eibischsirup und Eibischteig sind auch bei<br />

Kindern beliebt. In vielen Kosmetikprodukten sind Eibischauszüge<br />

enthalten.<br />

Eibisch ist nicht schleimlösend<br />

Bei Husten mit erhöhter Schleimbildung würde er das Abhusten<br />

des Schleimes erschweren, Eibischzubereitungen<br />

sind daher nur bei trockenem, unproduktivem Reizhusten<br />

geeignet. Weil Eibischpräparate möglicherweise blutzuckersenkend<br />

wirken, sollten medikamentös eingestellte Diabetiker<br />

sie nur nach ärztlichem Rat verwenden. Zur Vermeidung<br />

von Wechselwirkungen sollten Eibischpräparate<br />

und Arzneien besser mit mindestens zweistündigem Abstand<br />

eingenommen werden.


seite 20<br />

heilpflanzen<br />

GINKGO (Ginkgo biloba)<br />

Volkstümliche Namen: Elefantenohrbaum, Fächerblattbaum, Tempelbaum<br />

Familie der Ginkgogewächse (Ginkgoaceae)<br />

Der sommergrüne Baum wird bis 35 m hoch. Seine ledrigen,<br />

häufig zweilappigen Blätter sind fächerförmig<br />

parallelnervig geädert und haben keine Mittelrippe – das<br />

weist ihn als nahen Verwandten der Nadelgehölze aus.<br />

Den Ginkgobaum bedrohen keine Schädlinge, er erduldet<br />

Kälte und Hitze, nimmt mit Sonne und Schatten vorlieb, und<br />

ist als letzter Vertreter einer ausgestorbenen Pflanzenfamilie<br />

ein „lebendes Fossil“. Vor über 200 Millionen Jahren, als<br />

noch die Dinosaurier lebten, hat er in etwa ausgesehen wie<br />

heute. Die ältesten Bäume in Fernost sind rund 4000 Jahre<br />

alt. Der erste Ginkgobaum Österreichs wurde 1781 gesät.<br />

Weibliche Bäume werden selten gepflanzt, weil die faulende,<br />

fleischige Außenschicht ihrer Zapfen unangenehm<br />

nach Buttersäure stinkt.<br />

Einzigartig sind nach aktuellem Wissenstand auch seine<br />

Hauptinhaltsstoffe, wie etwa der sekundäre Pflanzenstoff Bilabolid<br />

und die Ginkgolide. Aus den Blättern werden mit<br />

aufwändigen Auszugs- und Anreicherungsverfahren hoch<br />

konzentrierte Extrakte erzeugt. Die stark hautreizenden und<br />

allergieauslösenden Ginkgolsäuren werden dabei weitgehend<br />

entfernt.


TIPP<br />

Der therapeutische<br />

Wert von Medikamenten<br />

mit Ginkgoextrakt<br />

wird<br />

immer wieder bestritten<br />

und diskutiert.<br />

Diese Zweifel<br />

werden durch positiveBehandlungsergebnissewiderlegt.<br />

Von Tee aus<br />

Ginkgoblättern,<br />

der ebenfalls im<br />

Handel ist, kann<br />

aber kein therapeutischer<br />

Nutzen<br />

erwartet werden.<br />

Ginkgo wirkt durchblutungsfördernd<br />

seite 21<br />

ginkgo<br />

Die Fließeigenschaft des Blutes wird auch in den feinsten<br />

Kapillargefäßen verbessert. Ginkgoarzneien sind zur symptomatischen<br />

Behandlung der Demenz und anderer altersbedingter<br />

Hirnleistungsstörungen, zur Steigerung von<br />

Gedächtnis, Lernvermögen und Konzentrationsfähigkeit rezeptfrei<br />

erhältlich. Bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit<br />

("Schaufensterkrankheit"), durchblutungsbedingtem<br />

Schwindel und Ohrensausen („Tinnitus“) werden<br />

eine Verbesserung von Blutstrom, Bewegungskoordination<br />

bzw. eine schmerzstillende Wirkung beobachtet. Die Homöopathie<br />

wendet Ginkgozubereitungen bei Mandelentzündungen,<br />

Kopfschmerz und Schreibkrämpfen an. Die<br />

Traditionelle Chinesische Medizin verwendet nur die<br />

Samen, vor allem gegen Asthma und Nierenleiden.<br />

Das Blut wird dünn<br />

Weil die Blutgerinnungsneigung<br />

erhöht<br />

wird, sollten Arzneimittel<br />

mit Ginkgo<br />

biloba zwei Tage vor<br />

einer geplanten Operation<br />

abgesetzt werden.


seite 22<br />

heilpflanzen<br />

HAFER (Avena sativa)<br />

Volkstümlicher Name: Habern<br />

Familie der Süßgräser (Poaceae)<br />

Die einjährige Lebens- und Futtermittelpflanze wird in gemäßigten<br />

Breiten weltweit kultiviert und besiedelt auch<br />

stickstoffreiche Schuttböden und Wegränder. Die lockeren,<br />

nickenden Rispen sitzen auf bis zu 1 m hohen, hellgrünen<br />

hohlen Stängeln.<br />

Haferflocken sind die entspelzten, getrockneten und<br />

gewalzten Haferkörner. Sie sind unter anderem reich an<br />

Stärke, Schleim- und Ballaststoffen, Eiweiß, Vitaminen (besonders<br />

der B-Gruppe), Fettsäuren, Mineralien und Spurenelementen.<br />

Schleimzubereitungen aus Haferflocken eignen<br />

sich gut zur begleitenden Behandlung von akuten und<br />

chronischen Magen-Darm-Entzündungen und Verdauungsstörungen.<br />

Die Volksmedizin empfiehlt Haferflocken und Rollhafer<br />

zur Senkung überhöhter Cholesterinwerte.<br />

Wertvolles Kraut<br />

Mit grünem Hafer sind die grünen, kurz vor der Vollblüte<br />

geernteten oberirdischen Teile gemeint. Sie enthalten neben<br />

vielen anderen Begleitstoffen auch Kieselsäure, relativ viel<br />

Eisen, Mangan und Zink, Schleimstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe,<br />

die Flavonoide. Haferkrauttee ist bewährt zur<br />

Durchspülungstherapie bei Nierengrieß und zur Senkung


TIPP<br />

Für ein Vollbad<br />

100 g zerkleinertes<br />

Haferstroh mit 3 l<br />

Wasser 20 Minuten<br />

kochen, abseihen,<br />

den Sud dem Vollbad<br />

zusetzen. Bei<br />

größeren offenen<br />

Verletzungen,<br />

hohem Fieber, Infektionskrankheiten,<br />

Herzschwäche<br />

oder Bluthochdruck<br />

sollte man auf Badetherapiengrundsätzlich<br />

verzichten.<br />

Hafer enthält Gluten<br />

– darauf müssen<br />

Menschen mit<br />

Glutenunverträglichkeit<br />

achten.<br />

seite 23<br />

hafer<br />

eines erhöhten Harnsäurespiegels. Homöopathisch wird<br />

Haferkraut bei nervöser Erschöpfung und Schlaflosigkeit,<br />

Rheuma und Gicht gegeben. Haferkraut soll beruhigend<br />

wirken und bei Tabakentwöhnung die Entzugsbeschwerden<br />

mildern.<br />

Kein leeres Stroh<br />

Haferstroh besteht aus den getrockneten und gedroschenen<br />

Blättern und Stängelteilen. Haferstroh bzw. seine Auszüge<br />

sind wohltuend als Badezusatz bei rheumatischen Erkrankungen<br />

und juckenden, entzündlichen Hautleiden. Der therapeutische<br />

Nützen von Haferstroh darf vermutlich seinem<br />

Kieselsäure- und Mineralstoffgehalt zugeschrieben werden.


seite 24<br />

heilpflanzen<br />

INGWER (Zingiber officinalis)<br />

Volkstümlicher Name: Ginger<br />

Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae)<br />

Südostasien ist die Heimat der schilfartigen Staude, die<br />

auch in China, Indien, Australien, in den USA und in<br />

der Karibik kultiviert wird. Über einen Meter hohe, selten<br />

blühende Triebe mit glänzenden Blättern wachsen aus dem<br />

Wurzelstock. Diese sich weit verzweigenden Rhizome enthalten<br />

einen zähflüssigen Balsam aus ätherischem Öl und<br />

Scharfstoffen, vornehmlich den Gingerolen.<br />

Die Ingwerwurzel wird seit Jahrtausenden in der chinesischen<br />

und indischen Medizin, und als Gewürz vor allem in der<br />

fernöstlichen Küche geschätzt. Die Empfindung „scharf“ entsteht<br />

nicht, wie oft fälschlich geglaubt, durch eine Verletzung<br />

der Zungenoberfläche, sondern durch Erregung der Wärmerezeptoren<br />

im Mund. Scharfstoffe steigern die Speichelund<br />

Magensaftsekretion und senken die Brechreizneigung.<br />

Reisebegleiter mit Tradition<br />

Übelkeit und Erbrechen, die Symptome der Reisekrankheit,<br />

werden mit Ingwer erfolgreich bekämpft – ähnlich wie mit<br />

chemisch-synthetischen Mitteln, aber mit deutlich weniger<br />

Nebenwirkungen. Schon die alten Seefahrer haben Ingwer<br />

gegen Seekrankheit verwendet. Auch Brechreiz bei Migräne<br />

oder nach einer Narkose wird durch Ingwer gemil-


TIPP<br />

Gegen Reisekrankheit<br />

0,5 g Ingwerpulver<br />

mit<br />

Flüssigkeit alle<br />

4 Stunden einnehmen.<br />

Bei Verdauungsbeschwerden<br />

1g<br />

Pulver oder 1 - 2<br />

frische Ingwerscheiben<br />

mit 1<br />

Tasse kaltem Wasser<br />

übergießen,<br />

5 - 30 Minuten<br />

(je nach Schärfewunsch)<br />

kochen,<br />

dann abseihen.<br />

Ingwermilch gegen<br />

Erkältungen: 1<br />

Tasse heiße Milch<br />

mit 1 Prise Ingwer<br />

und Honig würzen.<br />

seite 25<br />

ingwer<br />

dert. Er wirkt krampflösend, verbessert Appetit, Gallenfluss<br />

und Darmfunktion, hilft bei Blähungen, gilt als antiseptisch,<br />

kreislaufunterstützend, entspannend, sowie allgemein stärkend<br />

und anregend. In der asiatischen Medizinlehre wird<br />

Ingwer als "heiß“ und „wärmend“ beschrieben.<br />

Vorsicht bei Gallensteinen<br />

Durch den erhöhten Gallenfluss könnten sich Gallensteinleiden<br />

nach Ingwergaben verschlimmern. Über längere Zeit<br />

oder in hohen Dosen eingenommen, beeinflusst Ingwer<br />

möglicherweise Blutdruck, Blutgerinnung und Blutzucker.<br />

Diabetiker, Hochdruckpatienten und Menschen, die Blutgerinnungshemmer<br />

einnehmen, sollten sich vor dem Gebrauch<br />

von Ingwer mit dem Arzt beraten bzw. vor einer<br />

geplanten Operation Ingwerpräparate sicherheitshalber absetzen.<br />

Die sichere Anwendung<br />

während der<br />

Schwangerschaft und<br />

Stillzeit ist nicht eindeutig<br />

belegt, weshalb<br />

auch hier Vorsicht<br />

geboten ist. Für<br />

Kinder unter 6 Jahren<br />

ist Ingwer nicht geeignet.


seite 26<br />

heilpflanzen<br />

MARIENDISTEL (Silybum marianum)<br />

Volkstümliche Namen: Christi Krone, Frauendistel, Magendistel, Stechkörner<br />

Familie der Korbblütler (Asteraceae)<br />

Sie beeindruckt mit dunkelgrünen, weiß gefleckten Blattrosetten<br />

und rotvioletten, bis zu 8 cm großen Blütenköpfen,<br />

und wird bis zu 150 cm hoch. Die auch in Europa<br />

und Kleinasien heimische Distel wird weltweit kultiviert. Bei<br />

uns ist sie aus Gärten teilweise verwildert und liebt trockene,<br />

warme Plätze etwa an Wegrändern und Schuttplätzen.<br />

Therapeutisch genutzt werden die reifen Früchte mit Schale.<br />

Mariendistelfrüchte für medizinische Zwecke stammen<br />

ausschließlich aus Anbaugebieten.<br />

Mariendistelfrüchte enthalten den Leberschutz-Wirkstoffkomplex<br />

Silymarin, ein Gemisch aus mehreren sekundären<br />

Pflanzenstoffen, den Flavonolignanen. Silymarin beschleunigt<br />

den Stoffwechsel in den Leberzellen, schützt das Lebergewebe<br />

vor dem Eindringen von Zellgiften und gilt als<br />

ausgeprägter Radikalfänger.<br />

Vorbeugung und unterstützende Behandlung<br />

Fertigpräparate mit Silymarin werden bei akuten und chronisch-entzündlichen<br />

Gallen- und Lebererkrankungen, bei Leberzirrhose,<br />

Fettleber und toxischen Leberschäden z.B.<br />

durch Medikamente, Alkohol oder nach akuten Vergiftungen<br />

durch den Knollenblätterpilz gegeben. Silymarin wirkt


TIPP<br />

Sinnvoll ist eine<br />

vorbeugende<br />

Leberschutzkur 2-3<br />

mal im Jahr.<br />

Produkte aus Mariendistelfrüchten<br />

können auch über<br />

längere Zeit eingenommen<br />

werden,<br />

ohne eine Überdosierung<br />

befürchten<br />

zu müssen. Fertigprodukte<br />

aus der<br />

Apotheke verfügen<br />

über einen standardisiertenWirkstoffgehalt.<br />

seite 27<br />

mariendistel<br />

leberstärkend und entgiftend. Es fördert die Regeneration<br />

bereits geschädigter Leberzellen. Homöopathische Zubereitungen<br />

der Früchte werden bei Leber- und Gallenleiden,<br />

ebenso bei Hämorrhoiden, Krampfadern und Rheuma verabreicht.<br />

Nebenwirkungen oder Risiken nicht bekannt<br />

Vereinzelt wirken Mariendistelzubereitungen leicht abführend.<br />

Das schwer wasserlösliche Silymarin ist nur in alkoholischen<br />

Drogenauszügen enthalten. Teezubereitungen<br />

enthalten kaum Silymarin und werden nur bei leichten Verdauungsbeschwerden<br />

gegeben. Mariendistelkraut enthält<br />

überhaupt kein Silymarin.


seite 30<br />

heilpflanzen<br />

ECHTES MÄDESÜSS (Filipendula ulmaria)<br />

Volkstümliche Namen: Johanniswedel, Rüsterstaude,<br />

Sumpfspiere oder Wiesengeißbart<br />

Familie der Rosengewächse (Rosaceae)<br />

Humusreiche Gewässerränder und Feuchtwiesen gehören<br />

zu den Lieblingsplätzen dieser in Europa und Asien<br />

heimischen Staude. Mit ihren gefiederten Blättern und rötlichen<br />

Stängeln erreicht sie nicht selten Wuchshöhen von<br />

1,5 m und mehr. Die cremeweißen bis gelblichen, fedrigen<br />

Blütenrispen verströmen einen intensiven, honigartigen Duft.<br />

Die getrockneten Blütenstände oder gerebelten Blüten sind<br />

Bestandteil vieler Erkältungstees.<br />

Mädesüßblüten enthalten unter anderem ätherische Öle,<br />

Gerbstoffe, Flavonoide und Salicin. Diese Salicylverbindung,<br />

die u.a. auch in der Weide (lat. Salix) vorkommt,<br />

schützt die Pflanze gegen Krankheitserreger. Die schmerzund<br />

entzündungshemmende Salicylsäure wurde früher auch<br />

aus Mädesüßblüten (Flos Spiraeae) gewonnen. Der Markenname<br />

Aspirin ® für den synthetischen Wirkstoff Acetylsalicylsäure<br />

(ASS) ist also eine Wortschöpfung aus „A“ für<br />

Acetyl und „spirin“ für Spiraea.<br />

Natürliche Schwitzkur<br />

Mädesüßblüten werden als mildes Schmerz- und Fiebermittel<br />

und wegen ihrer schweißtreibenden Eigenschaft zur<br />

unterstützenden Behandlung bei Erkältungskrankheiten


DER NAME<br />

Einen lieblichen<br />

Duft verleihen die<br />

abgemähten, welkenden<br />

Pflanzen<br />

der „Mahd“ – so<br />

könnte der Name<br />

entstanden sein,<br />

„Meadowsweet“<br />

heißt die Staude im<br />

Englischen. Mit Mädesüßblüten<br />

wurde<br />

einst angeblich der<br />

Mettrank gewürzt<br />

– auch so wird die<br />

Namensherkunft<br />

erklärt. In Frankreich<br />

parfümiert<br />

man feine Desserts<br />

oder einfache<br />

Weine mit den<br />

wohlriechenden<br />

Blüten. Mit einem<br />

„süßen Mädel“ hat<br />

Mädesüß jedenfalls<br />

nichts gemein.<br />

seite 31<br />

echtes mädesüß<br />

empfohlen, sowie gegen Durchfall und bei rheumatischen<br />

Beschwerden. Sie wirken harntreibend und krampflösend.<br />

Homöopathische Zubereitungen aus allen Pflanzenteilen<br />

werden vor allem gegen Kopfschmerzen, Rheuma und<br />

Schleimhautentzündungen eingesetzt.<br />

1 gehäufter Esslöffel Teedroge mit 1 Tasse heißem Wasser<br />

übergießen, 10 bis 20 Minuten ziehen lassen – dieser Aufguss<br />

kann mehrmals täglich über 1 Woche getrunken werden.<br />

Teemischungen aus der Apotheke garantieren gleichbleibenden<br />

Wirkstoffgehalt – im Gegensatz zu „wild“ gesammelten<br />

Tees, deren Wirkung<br />

je nach Standortbedingungen<br />

stark schwanken kann.<br />

Bei Überempfindlichkeit gegen<br />

Salicylate, in Schwangerschaft<br />

und Stillzeit und für Asthmatiker<br />

sind Mädesüßzubereitungen<br />

nicht geeignet.


seite 32<br />

heilpflanzen<br />

MELISSE (ZITRONENMELISSE) (Melissa officinalis)<br />

Volkstümliche Namen: Citronelle, Frauenkraut, Herzkraut, Zitronenkraut<br />

Familie der Lippenblütler (Lamiaceae)<br />

Die aus dem östlichen Mittelmeerraum stammende Melisse<br />

war schon den alten Griechen als Heilpflanze und<br />

„Bienenweide“ (Melissa = Biene) bekannt. Die ausdauernde,<br />

sonnenliebende Pflanze kann bis zu 90 cm hoch<br />

werden. Ihre gesägten Blätter an 4-kantigen Stängeln riechen<br />

und schmecken intensiv, aber fein nach Zitrone. Die<br />

nektarreichen weißlichen Blüten sitzen in den Blattachseln.<br />

Von den Benediktinern wurde die Melisse in mittelalterlichen<br />

Klostergärten angesiedelt, heute ist sie in unseren Gärten<br />

heimisch. Für Süßspeisen und Getränke ist das „Zitronenkraut“<br />

ein geschätztes, rasch nachwachsendes Würzmittel.<br />

Aus den Blättern, die vor der Blüte gesammelt und getrocknet<br />

werden, wird der Hauptwirkstoff gewonnen – das<br />

ätherische Öl. Es besteht aus fast 80 bislang bekannten<br />

Komponenten. Seine beruhigende, krampflösende und antimikrobielle<br />

Eigenschaft ist belegt.<br />

Für Paracelsus ein Lebenselixier<br />

Schon 1 Tasse Melissentee zeigt Wirkung bei nervös bedingten<br />

Einschlafproblemen. Bei Überanstrengung, Stress<br />

und seinen Folgen, Magen- und Darmstörungen, nervösen<br />

Herzbeschwerden, Befindlichkeitsstörungen in den Wech-


INFO<br />

Wegen der relativ<br />

geringen Ausbeute<br />

an ätherischem Öl<br />

aus Melissenblättern<br />

enthalten viele<br />

Kosmetikprodukte<br />

statt teurem echtem<br />

Melissenöl<br />

preiswerten Ersatz,<br />

z.B. Indisches Melissenöl<br />

aus Zitronengras.Melissengeist<br />

enthält etwa<br />

80 % Alkohol und<br />

ist eine Mischung<br />

verschiedener<br />

ätherischer Öle<br />

und setzt sich zusammen<br />

aus Zitronen-,<br />

Nelken-,<br />

Muskat- und Zimtöl.<br />

seite 33<br />

melisse (zitronenmelisse)<br />

seljahren und Menstruationsbeschwerden helfen vielerlei<br />

Magen-, Nerven- und Schlaftees bzw. Fertigpräparate, oft<br />

in Kombination mit weiteren Pflanzenextrakten. Vielen Beruhigungsbädern<br />

oder Einreibungen bei Nervenschmerzen<br />

und Rheumaleiden ist das ätherische Öl beigefügt, das auch<br />

in der Aromatherapie bei Unruhezuständen und Schlaflosigkeit<br />

hilft.<br />

Aromatisches Anti-Virus-Programm<br />

Hoch konzentrierter Melissenblätterextrakt hemmt – wahrscheinlich<br />

mit Hilfe seiner Gerbstoffe – die Vermehrung von<br />

Herpes-simplex-Viren und ist dadurch erfolgreich bei der lokalen<br />

Fieberblasentherapie. Salben mit standardisiertem<br />

Extraktgehalt gibt es in der Apotheke. Entscheidend ist<br />

allerdings eine sofort nach Auftreten der ersten Symptome<br />

einsetzende Behandlung. Die vorbeugende Anwendung<br />

kann sogar ein Wiederaufflackern verhindern.


seite 34<br />

heilpflanzen<br />

MISTEL (Viscum album)<br />

Volkstümliche Namen: Bocksfutter, Drudenfuß, Hexenbesen oder Hexennest<br />

Familie der Mistelgewächse (Loranthaceae)<br />

Als Halbschmarotzerpflanze zapft sie auf Ästen und in<br />

Astgabeln ihrer Wirtspflanze Wasser und Mineralstoffe<br />

ab. Vögel naschen die für den Menschen nicht essbaren<br />

Scheinbeeren samt schleimig-klebrigem Inhalt und verschleppen<br />

die Samen auf weitere Laub- und Nadelbäume.<br />

Die immergrünen, ledrigen Blätter bzw. das blühende Kraut<br />

sind es, die in der Volks- und Schulmedizin seit langem Interesse<br />

finden und gleichzeitig umstritten sind.<br />

Über die Wirkung der Inhaltsstoffe hat auch die moderne<br />

Forschung noch wenige verlässliche Erkenntnisse. Gesichert<br />

ist die Giftigkeit der enthaltenen Viscotoxine. Das sind Eiweißverbindungen,<br />

deren chemische Struktur dem Gift der<br />

Kobra ähnelt. Lektine, in ihrer Giftigkeit ähnlich dem Rizinusbaum,<br />

haben Einfluss auf das Immunsystem und den Zellstoffwechsel,<br />

wie z.B. die Zellteilung.<br />

Wirkung auf Bluthochdruck umstritten<br />

Gefäßerweiternde und blutdrucksenkende Eigenschaften<br />

werden dem Misteltee nachgesagt. Die Mistel soll die Symptome<br />

von Gefäßverkalkung mildern, bei Schwindel, Ohrensausen<br />

und Kopfschmerz helfen und herzentlastend,<br />

krampflösend und stoffwechselanregend wirken. Für einen


TIPP<br />

Misteltee, -kapseln<br />

und Dragees sind<br />

im Allgemeinen gut<br />

verträglich. Herzpatienten<br />

und Diabetiker<br />

sollten vor<br />

der Anwendung<br />

ärztlichen Rat einholen.<br />

ACHTUNG<br />

Bei chronischen<br />

Infekten, während<br />

Schwangerschaft<br />

und Stillzeit sind<br />

Mistelpräparate<br />

nicht erlaubt.<br />

seite 35<br />

mistel<br />

Einfluss der Mistel auf den Bluthochdruck gibt es aber bis<br />

jetzt keinen ausreichenden wissenschaftlichen Beleg. Eine<br />

orale Gabe, so vermuten Forscher, dürfte die Wirkung der<br />

Mistelinhaltsstoffe auf dem Verdauungsweg zunichte machen.<br />

Nur über eine Injektion gelangen demnach die Substanzen<br />

erfolgreich und unbeschadet in den Organismus.<br />

Heilkraft oder Zauber<br />

Ein anthroposophischer Therapieansatz ist die begleitende<br />

Injektionsbehandlung mit Mistelextrakten bei gut- und bösartigen<br />

Tumorerkrankungen, auch als Vorbeugung gegen<br />

Metastasen und Rezidive. Von manchen Naturwissenschaftern<br />

werden die Erfolge einer unspezifischen Reiztherapie<br />

oder gar einem Placeboeffekt zugeschrieben. Trotz<br />

heftiger und widersprüchlicher Diskussionen ist unbestrittten,<br />

dass viele Patienten auf die Injektionstherapie gut ansprechen.<br />

Sie wird auch bei degenerativen Gelenkserkrankungen<br />

eingesetzt.


seite 36<br />

heilpflanzen<br />

MÖNCHSPFEFFER (Vitex agnus castus vulgaris)<br />

Volkstümliche Namen: Keuschbaum, Keuschlamm<br />

Familie der Eisenkrautgewächse (Verbenaceae)<br />

Der sommergrüne, 2 bis 3 m hohe Strauch mit fingerförmig<br />

gefiederten Blättern ist im Mittelmeergebiet und in<br />

Westasien verbreitet. Die verzweigten, ährenartigen Blütenstände<br />

tragen duftende, blauviolette Blüten. Die kleinen, fleischigen,<br />

rötlich-schwarzen Steinfrüchte mit pfefferartigem<br />

Aroma werden meist von wild wachsenden Pflanzen geerntet.<br />

Reife, getrocknete Früchte enthalten eine komplexe Mischung<br />

von Pflanzenwirkstoffen wie ätherisches Öl, Fettsäuren,<br />

sekundäre Pflanzenstoffe und Glykoside. Schon im<br />

Altertum wurde Mönchspfeffer medizinisch genutzt.<br />

Im Mittelalter sollten die Mönchspfefferfrüchte den Mönchen<br />

die Einhaltung des Keuschheitsgelübdes erleichtern, daher<br />

auch der Name „Keuschlamm“.<br />

Natürliche Hormonregulierung<br />

Die Inhaltsstoffe der Früchte wirken nachweislich dem prämenstruellen<br />

Syndrom entgegen, indem sie die körpereigene<br />

Progesteronbildung anregen. Die Ausschüttung des<br />

weiblichen Sexualhormons Prolaktin, das für die typischen<br />

Beschwerden wie Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen,


TIPP<br />

Die Wirkung von<br />

Mönchspfefferpräparaten<br />

setzt<br />

langsam ein,<br />

frühestens nach 10<br />

Tagen. Die regelmäßige<br />

Einnahme<br />

über einen längeren<br />

Zeitraum ist für<br />

eine erfolgreiche<br />

Behandlung unbedingt<br />

erforderlich.<br />

Sollte 3 Monate<br />

nach Beginn der<br />

Einnahme keine<br />

Besserung eintreten,<br />

kann das<br />

Präparat abgesetzt<br />

werden. In diesem<br />

Fall ist Mönchspfeffer<br />

ohne Wirkung.<br />

seite 37<br />

mönchspfeffer<br />

Kopfschmerzen und Spannungsgefühl in den Brüsten mitverantwortlich<br />

ist, wird reguliert. Die wässrig-alkoholischen<br />

Extrakte des Mönchspfeffers werden auch gegen unregelmäßige<br />

Regelblutungen gegeben und in zahlreichen Einzel-<br />

und Kombinationspräparaten angeboten.<br />

Homöopathische Zubereitungen werden häufig bei Potenzproblemen,<br />

Störungen des Milchflusses und klimakterischen<br />

Beschwerden genutzt.<br />

Vorsicht bei Selbstbehandlung<br />

Mönchspfefferfrüchte haben eine hormonartige Wirkung<br />

und dürfen während Schwangerschaft und Stillzeit sowie<br />

bei hormonabhängigen<br />

Krankheiten wie Brust –<br />

und Gebärmutterkrebs<br />

oder Endometriose nicht<br />

eingenommen werden.


seite 38<br />

heilpflanzen<br />

PFEFFERMINZE (Mentha x piperita)<br />

Volkstümliche Namen: Katzenkraut, Mutterkraut, Prominzen<br />

Familie der Lippenblütler (Lamiaceae)<br />

Kleine rosa-lila Blütenscheinähren, sattgrüne, spitze, gezahnte<br />

Blätter, flache Wurzeln- diese Gartenpflanze breitet<br />

sich rasch aus und wird nur über Ausläufer oder Stecklinge<br />

vermehrt. Die Pfefferminze dürfte im17. Jahrhundert in England<br />

erstmals aus einer spontanen Kreuzung zweier Minzarten<br />

entstanden sein. Das „x“ im botanischen Namen weist<br />

auf die Kreuzung, eine “Hybride” hin. Durch Aussaat würden<br />

wieder die Arten ihrer Vorfahren entstehen, deren ätherisches<br />

Öl nicht das charakteristische Aroma besitzt.<br />

Für medizinische und kulinarische Zwecke und in der Kosmetikindustrie<br />

werden nur die Blätter verwendet, aus denen<br />

das Pfefferminzöl durch Wasserdampfdestillation gewonnen<br />

wird. Hauptkomponente des ätherischen Öles ist Menthol.<br />

Pfefferminze enthält aber u.a. auch noch Bitter- und<br />

Gerbstoffe, Flavonoide und Vitamin B.<br />

In der Schulmedizin und als Hausmittel geschätzt<br />

Pfefferminze wirkt desinfizierend, appetitanregend, lindernd<br />

bei Magen-Darmkrämpfen, Durchfall, Blähungen, Übelkeit<br />

und Völlegefühl und fördert den Gallenfluss. Bei Erkältungen<br />

beschleunigt sie die Bronchialsekretion. Pfefferminzöl<br />

und Menthol erzeugen auf Haut und Schleimhäuten ein Käl-


TIPP<br />

Der regelmäßige<br />

Genuss einer<br />

Haustee-Mischung<br />

mit Pfefferminz-<br />

Anteil ist unbedenklich.<br />

Eine<br />

Mischung aus<br />

Schafgarbe, Johanniskraut,<br />

Melisse<br />

und Pfefferminzblättern<br />

ergibt<br />

einen wohlschmeckenenmagenfreundlichen<br />

Tee.<br />

Von den Blättern<br />

der Wasser-Minze,<br />

deren ätherische<br />

Öle anders zusammengesetzt<br />

sind,<br />

ist nicht die gleiche<br />

Wirkung wie von<br />

Pfefferminze zu<br />

erwarten. Als Arzneitee<br />

ist Wasser-<br />

Minze deshalb<br />

nicht zu empfehlen.<br />

seite 39<br />

pfefferminze<br />

tegefühl und setzen damit die Schmerzempfindlichkeit<br />

herab. Diese Eigenschaft nutzt man für schmerzlindernde<br />

Einreibungen bei rheumatischen Beschwerden, Hexenschuss,<br />

Muskelkater, Spannungskopfschmerz und Migräne.<br />

Bei Fieber sind erfrischende Körperwaschungen mit Pfefferminzzusätzen<br />

wohltuend.<br />

Kontraindikationen für Pfefferminztee und -öl<br />

Bei Magengeschwüren, Gallenblasenentzündung, Gallengangverschluss<br />

und schwerem Leberschaden ist der Gebrauch<br />

von Pfefferminze nicht angezeigt. Bei Kleinkindern<br />

kann das Auftragen von Pfefferminzöl im Gesichtsbereich<br />

und Inhalieren zu Krämpfen und Atemstillstand führen.


seite 40<br />

heilpflanzen<br />

SÄGEPALME (Sabal serrulata)<br />

Volkstümlicher Name: Sabalpalme<br />

Familie der Palmengewächse (Arecaceae)<br />

Die Südstaaten der USA sind die Heimat dieser buschig<br />

wachsenden Kleinpalme, die eine Wuchshöhe von 4<br />

bis 6 m erreicht. Die fächerförmigen Blätter sitzen an bis zu<br />

1,5 m langen gesägten Blattstielen. Nach den weißlichen<br />

Blüten erscheinen die orange- oder purpurfarbenen bis<br />

schwarzen Früchte.<br />

Die getrockneten reifen Früchte enthalten fettiges und ätherisches<br />

Öl, sekundäre Pflanzenstoffe und eine Reihe biochemischer<br />

Naturstoffe aus der Gruppe der Steroide, die<br />

positiv auf Nieren und Prostata wirken.<br />

Das bringt Männer auf die Palme<br />

Häufiger nächtlicher Harndrang, ein schwacher, verzögerter<br />

Harnstrahl – dieses Übel kennt jeder zweite Mann über<br />

60. Dahinter steckt meist eine gutartige Vergrößerung der<br />

Prostata, verursacht vom männlichen Sexualhormon Dihydrotestosteron,<br />

das durch körpereigene Enzyme aus Testosteron<br />

gebildet wird. Frühstadien der gutartigen Prostatavergrößerung<br />

sind mit pflanzlichen Mitteln wie Sägepalmenextrakt<br />

gut beeinflussbar. Die Wirkstoffe der Sägepalmenfrüchte<br />

bremsen den Effekt dieser Enzyme und damit das<br />

weitere Prostatawachstum, und wirken außerdem entzün-


INFO<br />

Zur Herstelllung<br />

von Sägepalmenextrakt<br />

werden<br />

große Mengen an<br />

Früchten benötigt.<br />

Sie werden händisch<br />

von kultivierten<br />

oder wild<br />

wachsenden<br />

Palmen geerntet.<br />

seite 41<br />

sägepalme<br />

dungshemmend. Der nächtliche Harndrang und die Beschwerden<br />

beim Urinieren verringern sich. Etwas Geduld ist<br />

aber notwendig, denn der Behandlungserfolg ist erst nach<br />

mehrwöchiger Einnahme zu beobachten. Häufig werden<br />

Sägepalmenfrüchte auch mit weiteren pflanzlichen Prostatamitteln<br />

wie z.B. Kürbis oder Weidenröschen kombiniert.<br />

Vor der Selbstbehandlung zum Urologen<br />

Die typischen Beschwerden einer gutartig vergrößerten Prostata<br />

könnten auch durch andere Erkrankungen wie z.B. ein<br />

Prostatakarzinom verursacht sein. Auch die gutartige Prostatavergrößerung<br />

erfordert eine regelmäßige Verlaufskontrolle.<br />

Die Sägepalme hat kaum Nebenwirkungen, selten treten<br />

Magenbeschwerden auf. Ob Extrakte der Sägepalmfrüchte<br />

auch gegen Haarausfall wirken, ist noch nicht ausreichend<br />

belegt.


seite 42<br />

heilpflanzen<br />

SCHAFGARBE (Achillea millefolium u.a.)<br />

Volkstümliche Namen: Achilleskraut, Bauchwehkraut, Blutstillkraut, Jungfrauenkraut,<br />

Katzenkraut, Mausleiter, Soldatenkraut oder Tausendblatt<br />

Familie Korbblütler (Asteraceae)<br />

Auf Wiesen, Weiden und Trockenrasen der gesamten<br />

nördlichen Halbkugel gedeiht diese formenreiche Artengruppe.<br />

Die Pflanzen werden bis zu 1,5 m hoch und<br />

besitzen fein gefiederte Blätter und zahlreiche Blütenköpfchen<br />

in Doldenrispen von weiß bis zartrosa.<br />

Verwendet werden die getrockneten Blütenköpfchen, Blätter<br />

und Stängel. Schafgarbe enthält Bitterstoffe, Flavonoide<br />

aus der Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe, und ein<br />

ätherisches Öl. Dessen Gehalt und Zusammensetzung kann<br />

je nach Art, Standort und Erntezeit variieren und besteht aus<br />

über 100 Verbindungen. U.a. ist Chamazulen bzw. seine<br />

Vorstufe Proazulen enthalten, Stoffe also, die auch der Kamille<br />

ihre heilende Wirkung verleihen. Der Chamazulengehalt<br />

des destillierten ätherischen Öls kann sogar deutlich<br />

höher sein als in Kamillenblüten. Die Droge ist Bestandteil<br />

von Teepräparaten und vielen pflanzlichen Arzneien. Obwohl<br />

die Schafgarbe in freier Natur vielerorts zu finden ist,<br />

ist Apothekenware vorzuziehen, weil sie Reinheit und hohen<br />

Wirkstoffgehalt garantiert.<br />

Würzig-aromatische Medizin<br />

Ähnlich wie die Kamille wirkt auch die Schafgarbe, näm-


TIPP<br />

Die deutsche Bezeichnung„Schafgarbe“<br />

weist<br />

darauf hin, dass<br />

Schafe gern die<br />

Pflanze verschmausen.<br />

Junge Blätter<br />

sind tatsächlich ein<br />

delikates Gewürzkraut<br />

für Salate,<br />

Suppen und fette<br />

Speisen.<br />

Tees, besonders<br />

solche, die ätherische<br />

Öle enthalten<br />

wie die Schafgarbe,<br />

Kamille, Pfefferminze,<br />

sollten in<br />

gut schließenden,<br />

undurchsichtigen<br />

Keramik- oder<br />

Metallgefäßen aufbewahrt<br />

werden.<br />

Auch braunes Glas<br />

eignet sich, aber<br />

keinesfalls Kunststoffbehälter.Kunststoff<br />

nimmt das<br />

ätherische Öl auf,<br />

dadurch wird der<br />

darin aufbewahrte<br />

Tee unwirksam.<br />

seite 43<br />

schafgarbe<br />

lich bei krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm- und<br />

Gallenbereich, Appetitmangel, Durchfall und Entzündungen,<br />

und bei Menstruationsbeschwerden. Das ätherische<br />

Öl wirkt beruhigend, krampflösend, entzündungshemmend<br />

und antimikrobiell. Die Bitterstoffe regen die Sekretion von<br />

Magen- und Gallensaft und somit die Verdauung an. Äußerlich<br />

werden Schafgarbenauszüge für Umschläge und<br />

Bäder bei entzündlichen Haut- und Schleimhauterkrankungen<br />

sowie als Wundheilmittel genutzt. Die Homöopathie<br />

wendet die Schafgarbe bei Krampfaderleiden, Krampfschmerz<br />

und juckenden Hautleiden an.<br />

Allergiker aufgepasst<br />

Bei empfindlichen Personen können nach Kontakt mit der<br />

frischen Pflanze bzw. äußerlicher Anwendung juckende,<br />

entzündliche Hautveränderungen mit Bläschenbildung auftreten,<br />

die Schafgarbendermatitis. Bei bekannter Überempfindlichkeit<br />

gegenüber Korbblütlern wie z.B. Arnika,<br />

Kamille oder Ringelblumen ist Schafgarbe zu meiden.


seite 44<br />

heilpflanzen<br />

WILDES STIEFMÜTTERCHEN (Viola tricolor)<br />

Volkstümliche Namen: Ackerveilchen, Dreifaltigkeitsblume<br />

Jesusblümchen oder Nachtveigerl<br />

Familie der Veilchengewächse (Violaceae)<br />

Verbreitet wächst die in Europa und Asien heimische anspruchslose<br />

Pflanze auf Äckern, Wiesen und Brachland.<br />

Gelb, weiß und violett erscheinen die zarten Blütenblätter.<br />

Seine nahen Verwandten, das duftende Veilchen oder das<br />

attraktive großblumigere und buntere Stiefmütterchen im Ziergarten,<br />

sind medizinisch unbedeutend. Das Wilde Stiefmütterchen<br />

hat es in sich. Unter anderem sind es Gerbstoffe,<br />

sekundäre Pflanzenstoffe, wie die Flavonoide und Carotinoide,<br />

und Salicylverbindungen, die ihm seinen Stellenwert<br />

in der Pflanzenheilkunde verleihen.<br />

Die während der Blütezeit geernteten oberirdischen Teile<br />

werden zur Herstellung von Tee, Tinktur und Kosmetikprodukten<br />

verwendet.<br />

Hautschmeichler<br />

Aus Stiefmütterchenkraut werden alkoholische Auszüge (Tinkturen)<br />

oder wässrige Auszüge (Tees) gewonnen. Sie besitzen<br />

entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften.<br />

Äußerlich werden sie zur Behandlung von Milchschorf<br />

bei Kindern eingesetzt. Der hautberuhigende Effekt<br />

lindert unangenehmen Juckreiz z.B. bei Schuppenflechte,<br />

Ausschlägen und Ekzemen. Fettig glänzende Haut und


TIPP<br />

Aufguss für Umschläge:<br />

Zwei Teelöffel<br />

getrocknetes<br />

Stiefmütterchenkraut<br />

mit 150 ml<br />

siedendem Wasser<br />

übergießen, nach<br />

10 Minuten abseihen.<br />

3 mal täglich mit<br />

dem abgekühlten<br />

Aufguss Umschläge<br />

bereiten. Dazu<br />

Mullkompresse<br />

oder Leinenlappen<br />

mit Tee tränken,<br />

nicht länger als 15<br />

bis 20 Minuten<br />

auflegen.<br />

seite 45<br />

wildes stiefmütterchen<br />

Hautunreinheiten werden gebessert. Bei der Aknebehandlung<br />

können Stiefmütterchenzubereitungen wirksame Unterstützung<br />

leisten.<br />

Wohltat für die Atemwege<br />

Bei trockenem Husten bringt die Einnahme von Stiefmütterchenpräparaten<br />

Erleichterung. In homöopathischen Arzneimitteln<br />

wird das<br />

Wilde Stiefmütterchen<br />

bei Katarrhen der oberen<br />

Luftwege, fieberhaften<br />

Erkältungen,<br />

Nervosität und Rheuma<br />

angewendet. Die<br />

Volksmedizin schreibt<br />

ihm blutreinigende und<br />

stoffwechselanregende<br />

Wirkung zu.


seite 46<br />

heilpflanzen<br />

ECHTER THYMIAN (Thymus vulgaris)<br />

Volkstümliche Namen: Hühnerkohl, Kuchelkraut, Kuttelkraut<br />

oder Quendel (heimischer Feldthymian)<br />

Familie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae)<br />

Er ist nur eine von 300 bekannten Thymianarten. Bis zu<br />

50 cm hoch wird der Zwergstrauch mit kleinen graugrünen,<br />

an der Unterseite filzig behaarten und an den Rändern<br />

eingerollten Blättern und hellvioletten Blütenquirln. Er<br />

wird weltweit angebaut und ist auch aus unseren Gärten<br />

nicht mehr wegzudenken. Thymian braucht trockene, sonnenverwöhnte<br />

Standorte mit durchlässigem kalkreichem<br />

Boden. Als Küchengewürz dienen nur die gerebelten Blätter,<br />

als Heilpflanze wird das ganze blühende Kraut verwendet.<br />

Thymian enthält u. a. Gerbstoffe, Flavonoide, und reichlich<br />

ätherisches Öl mit bis zu 50 % Thymol. Die Zusammensetzung<br />

des ätherischen Öles schwankt je nach Standort,<br />

Jahreszeit und Sorte.<br />

Tausendsassa Thymian<br />

Thymiankraut und Fertigpräparate mit Thymianextrakt werden<br />

gern als Tee, Hustensaft und Badezusatz und zum Inhalieren<br />

verwendet. Sie haben nicht zuletzt aufgrund des<br />

ätherischen Öles krampflösende, desinfizierende und entzündungshemmende<br />

Eigenschaften. Dieses Öl regt die<br />

Bronchialsekretion an, fördert den Sekretauswurf, stillt


TIPP<br />

Für ein Vollbad<br />

gegen Bronchialkatarrh<br />

und Hautjucken<br />

500 g<br />

Thymiankraut in<br />

4 l Wasser aufkochen,<br />

10 Minuten<br />

ziehen lassen, den<br />

abgeseihten Sud<br />

dem Badewasser<br />

zufügen.<br />

Für Thymiantee 1<br />

Teelöffel trockenes<br />

Thymiankraut mit<br />

150 ml Wasser<br />

aufgießen, aufkochen,<br />

10 Minuten<br />

zugedeckt ziehen<br />

lassen, mehrmals<br />

täglich eine frische<br />

Tasse mäßig warm<br />

trinken, evt. mit<br />

Honig süßen.<br />

seite 47<br />

echter thymian<br />

krampfartigen Husten und hilft so bei Katarrhen der oberen<br />

Luftwege, akuter und chronischer Bronchitis und asthmatischen<br />

Anfällen. Thymianzubereitungen haben sich auch bei<br />

Magen-Darmbeschwerden wie Sodbrennen und Blähungen<br />

bewährt. Mundwässer und Gurgellösungen zur äußeren<br />

Anwendung werden bei Zahnfleisch- und Halsentzündungen,<br />

Mundgeruch und Heiserkeit empfohlen. Thymianöl ist<br />

auch Ingredienz in vielen Kosmetika und soll als Antioxidans<br />

der vorzeitigen Zellalterung vorbeugen.<br />

Allergiker aufgepasst<br />

Bei Allergie gegen Lippenblütler und bei Birken- und Sellerieallergie<br />

soll Thymian gemieden werden, ebenso ist bei<br />

Leberproblemen Vorsicht geboten. In Schwangerschaft und<br />

Stillzeit sollten ätherische Öle generell eher zurückhaltend<br />

verwendet werden. In<br />

der Volksmedizin wurde<br />

Thymianöl als Wurmmittel<br />

angewendet.


seite 48<br />

heilpflanzen<br />

WEISSDORN (Crataegus laevigata)<br />

Volkstümliche Namen: Hagedorn, Mehldorn<br />

Familie der Rosengewächse (Rosaceae)<br />

Das strauchartige Gehölz aus der Unterfamilie der Kernobstgewächse<br />

wird mehrere Meter hoch und ist in Gebüschen,<br />

lichten Wäldern und Parks attraktiver Lebensraum<br />

und Nahrungsquelle für zahlreiche Vogel-, Insekten- und kleine<br />

Säugetierarten. Die üppigen Doldenrispen aus seltsam<br />

intensiv riechenden Blüten sind meist weiß, seltener rosa<br />

oder rot. Das trockene, mehlige Fruchtfleisch der leuchtend<br />

roten, essbaren Früchte wurde früher in Notzeiten dem Brotmehl<br />

beigemischt. Aus dem schweren, harten Holz werden<br />

noch solide Werkzeuggriffe erzeugt. In den gemäßigten<br />

Breiten der gesamten Nordhalbkugel ist der Weißdorn verbreitet.<br />

So hat er auch Eingang gefunden in die Traditionelle<br />

Chinesische Medizin und die Medizin der nordamerikanischen<br />

Indianer.<br />

In der Pflanzenheilkunde werden vor allem die getrockneten<br />

Zweigspitzen des Weißdorn mit Blättern und mit Blüten<br />

verwendet. Sie enthalten sekundäre Pflanzenstoffe aus der<br />

Gruppe der Procyanidine und andere Flavonoide.<br />

Natürliche Hilfe für’s Herz<br />

Weißdorn steigert die Schlagkraft und Pumpleistung des<br />

Herzens, verbessert die Durchblutung des Herzmuskels und


TIPP<br />

Es empfiehlt sich<br />

eine mindestens<br />

sechswöchige Anwendung.<br />

Symptome wie<br />

Druck- und Beklemmungsgefühl<br />

in der Herzgegend<br />

müssen vorsichtshalber<br />

sofort<br />

ärztlich abgeklärt<br />

werden.<br />

seite 49<br />

weißdorn<br />

der Herzkranzgefäße und steigert so die Sauerstoffversorgung<br />

des Herzens. Weißdorn-Präparate werden deshalb<br />

häufig als begleitende Behandlung einer beginnenden altersbedingten<br />

Herzschwäche („Altersherz“) empfohlen, die<br />

u.a. mit rascher Ermüdbarkeit einhergeht. Bei Blutdruckschwankungen<br />

und Erschöpfung wirkt Weißdorn regulierend<br />

und beruhigend. Auch Extremsportler wie z.B. Bergsteiger<br />

profitieren von den günstigen Eigenschaften des<br />

Weißdorn, der auch als Radikalfänger gilt.<br />

Unklare Ursachen abklären<br />

Zur Selbstbehandlung erstmalig oder plötzlich auftretender<br />

Beschwerden sind Weißdornpräparate nicht gedacht. Ihre<br />

Wirkung ist auch nicht über Nacht, sondern erst nach längerer<br />

Einnahme zu erwarten, und nur von Fertigprapäraten<br />

wie Tropfen und Tinkturen mit hohem, standardisiertem Wirkstoffgehalt,<br />

die es in der Apotheke gibt.


seite 50<br />

heilpflanzen<br />

WERMUT (Artemisia absinthium)<br />

Volkstümliche Namen: Absinth, Alsem, Bitterer Beifuß,<br />

Heilbitter, Magenkraut oder Wurmkraut<br />

Familie der Korbblütler (Asteraceae)<br />

Der bis zu 1,20 m hohe Halbstrauch mit gefiederten, seidig<br />

behaarten Blättern und gelben Blütenrispen wird<br />

weltweit kultiviert, verwildert bei uns aber auch gern an<br />

Wegrändern und Mauern. Die Arznei- und Gewürzpflanze<br />

ist mit dem Beifuss und Estragon verwandt. Verwendet<br />

werden die zur Blütezeit gesammelten und getrockneten<br />

Laubblätter und blütentragenden Zweigspitzen.<br />

Charakteristisch für die Wermutpflanze sind der aromatische<br />

Geruch und der sehr bittere Geschmack. Thujon zählt<br />

zu den dominierenden Bestandteilen des ätherischen Öls,<br />

das aus mindestens 50 Komponenten besteht. Weitere<br />

wichtige Wirkstoffe sind Bitterstoffe und Flavonoide.<br />

Bittere Medizin<br />

Die Wermut-Bitterstoffe regen den Fluss der Verdauungssäfte<br />

in Magen, Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse an und<br />

beschleunigen die Darmbewegungen. Wermut hilft bei<br />

Oberbauchbeschwerden, hat krampflösende und antibakterielle<br />

Eigenschaften und gilt als Wurmmittel (engl. Wormwood).<br />

In der Homöopathie wird er bei Krampfleiden,<br />

Erregungszuständen und Entzündungen der Magenschleimhaut<br />

eingesetzt. Wermutkraut ist als Tee oder Zutat in Tee-


INFO<br />

Dem um 1900 vor<br />

allem in Frankreich<br />

beliebten Absinthschnaps<br />

sollen u.a.<br />

Toulouse-Lautrec,<br />

van Gogh und<br />

Baudelaire mit körperlichem,geistigem<br />

und seelischem<br />

Zerfall (Absinthismus)<br />

zum<br />

Opfer gefallen<br />

sein. Wegen der<br />

Giftigkeit des Thujons<br />

lange verboten,<br />

sind in der EU<br />

thujonhaltige Spirituosen<br />

bei Einhaltung<br />

bestimmter<br />

Grenzwerte nun<br />

wieder erlaubt.<br />

Wermutweine werden<br />

mit thujonarmen<br />

Ölen aromatisiert<br />

und sind<br />

daher unbedenklich.<br />

Wässrige<br />

Auszüge (Tees) enthalten<br />

Thujon in<br />

geringerer Konzentration<br />

als alkoholische<br />

Zubereitungen.<br />

seite 51<br />

wermut<br />

mischungen erhältlich. Aus Wermutkraut hergestellte Extrakte<br />

sind Bestandteil zahlreicher Fertigarzneimittel, hauptsächlich<br />

in Magen-Darm-Tropfen.<br />

Wermut ist (nicht) für alles gut<br />

Wermutzubereitungen sollten wegen des hohen Thujongehalts<br />

nicht während Schwangerschaft und Stillzeit, nicht in<br />

höherer Dosierung und nicht über längere Zeit eingenommen<br />

werden. Die Anregung<br />

des Gallenflusses<br />

kann bei Gallensteinleiden<br />

Koliken auslösen.<br />

Zur Behandlung von<br />

Magen-Darmbeschwerden<br />

infolge einer Säureüberproduktion<br />

sind<br />

Wermutpräparate nicht<br />

geeignet.


seite 53<br />

einleitung tees<br />

GESUNDER GENUSS<br />

Abwarten und Tee trinken – das ist nur eine von vielen<br />

Redewendungen, die sich mit dem Teegenuss beschäftigen.<br />

In China blickt man auf eine mehr als 5000jährige<br />

Teekultur zurück. Aber auch bei uns haben Tees –<br />

vor allem aus Heilpflanzen zubereitet – in der Volksmedizin<br />

eine lange Tradition.<br />

Die 10 Teemischungen, die wir Ihnen in unserer Broschüre<br />

vorstellen, bringen Linderung bei den unterschiedlichsten<br />

Beschwerden. Wir würden uns freuen, wenn Sie darunter<br />

auch einen Tee entdecken, der für mehr Wohlbefinden und<br />

Gesundheit sorgt.<br />

Achten Sie bitte darauf, dass die unterschiedlichen Pflanzenbestandteile<br />

oft auch eine unterschiedliche Zubereitung<br />

erfordern, um die richtige Wirkung entfalten zu können.<br />

Sollten Sie dazu noch Fragen haben, dann wenden Sie<br />

sich an Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker.


tees<br />

seite 54<br />

ZUBEREITUNG<br />

1-2 Teelöffel der<br />

Mischung mit ½<br />

Liter heißem Wasser<br />

übergießen, 5<br />

Minuten zugedeckt<br />

ziehen lassen.<br />

ANWENDUNG<br />

Mehrmals täglich<br />

1 Tasse frisch zubereiten<br />

und warm<br />

zwischen den<br />

Mahlzeiten zu<br />

trinken geben.<br />

TIPP<br />

Fenchelfrüchte,<br />

wenn sie allein genommen<br />

werden,<br />

in einem Mörser<br />

anstoßen. Dies verbessert<br />

die Intensität<br />

des Tees.<br />

BABY- und KINDERTEE<br />

Zahnungsbeschwerden und Blähungen<br />

Schlaflose Nächte sind lang, und ein schreiendes Baby<br />

ist auch tagsüber eine Nervenprobe für seine Eltern.<br />

Wie soll es aber sonst mitteilen, dass trotz frischer Windel<br />

und vollem Bauch etwas nicht stimmt. Oft sind es einfach<br />

Blähungen, weil die noch nicht ausgereifte kindliche Darmflora<br />

den komplizierten Verdauungsprozess erst üben muss.<br />

Das kann schmerzhafte Koliken erzeugen. Und wenn die<br />

Zähne durch das Zahnfleisch drängen, steht das so manchem<br />

Zahnweherlebnis eines Erwachsenen in nichts nach.<br />

Als klassisches Mittel gegen Blähungen und Krämpfe ist der<br />

Fenchel dieser wohlschmeckenden Teerezeptur beigefügt.<br />

Seine Süße rundet zudem die feinen Aromen der anderen<br />

Zutaten ab und gefällt auch als Durstlöscher den empfindlichen<br />

Geschmacksnerven der Kleinen.<br />

WOHLSCHMECKENDE Baby- & Kinderteemischung<br />

Fenchelfrucht (Fructus Foeniculi) 20 g<br />

Kamillenblüte (Flos Chamomillae vulg.) 10 g<br />

Krauseminzblatt (Folium Menthae spic.) 10 g<br />

Orangenblüte (Flos Aurantii) 5 g<br />

Melissenblatt (Folium Melissae) 5 g


TIPP<br />

Frische Heidelbeeren<br />

wirken abführend,<br />

getrocknete<br />

stopfen ebenso<br />

wie Blutwurz und<br />

andere Pflanzen<br />

mit hohem Gerbstoffgehalt.<br />

2-3 Esslöffel getrocknetenBlutwurz<br />

in einem ½ l<br />

kaltem Wasser ansetzen,<br />

erhitzen,<br />

15 Minuten am<br />

Sieden halten,<br />

abseihen, langsam<br />

schluckweise trinken.<br />

2 Esslöffel getrocknete<br />

Heidelbeeren<br />

in 150 ml Wasser<br />

kalt ansetzen und<br />

erhitzen, 10 Minuten<br />

kochen abseihen,<br />

langsam<br />

trinken.<br />

seite 55<br />

tees<br />

DURCHFALLTEE<br />

Darmkrämpfe und Durst<br />

Durchfall hat wohl jeden schon einmal erwischt. Bei Kindern<br />

und älteren Menschen darf man mit einer ärztlichen<br />

Behandlung nicht lange zögern, weil rasch eine<br />

gefährliche Schwächung durch Flüssigkeits- und Elektrolytverlust<br />

droht. Auch bei Fieber, Blut- und Schleimbeimengungen<br />

im Stuhl, und wenn nach 3 Tagen der Durchfall<br />

noch immer andauert, muss der Arzt her.<br />

Der irritierte Darm braucht erst einmal eine Ruhepause von<br />

schweren Verdauungsaufgaben, und viel Flüssigkeit. Das<br />

Rezept für eine reizlindernde, entgiftende und gärungshemmende<br />

TEEMISCHUNG lautet so:<br />

Kamillenblüten (Flos Chamomillae vulg.) 30 g<br />

Kümmelfrucht (Fructus Carvi) 20 g<br />

Thymianblatt (Folium Thymi spic.) 20 g<br />

Malvenblatt (Folium Malvae) 10 g<br />

Ringelblumen (Flos Calendulae) 10 g<br />

Brombeerblatt (Folium Rubi fruct.) 10 g<br />

ZUBEREITUNG<br />

1 gehäuften Esslöffel der Mischung mit 150 ml heißem<br />

Wasser übergießen, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen,<br />

mehrmals täglich eine Tasse immer frisch zubereitet<br />

und ungezuckert trinken.


tees<br />

seite 56<br />

ZUBEREITUNG<br />

2 TL der Mischung<br />

übergießt man mit<br />

150 ml heißem<br />

Wasser, lässt sie<br />

5 bis 10 Minuten<br />

ziehen, danach<br />

abseihen.<br />

ANWENDUNG<br />

3 x täglich 1 Tasse<br />

kurmäßig über<br />

mehrere Wochen<br />

trinken; tägliche<br />

Trinkmenge immer<br />

frisch zubereiten.<br />

TIPP<br />

Kann auch akut als<br />

„Rettungstee“ bei<br />

Krämpfen getrunken<br />

werden.<br />

FRAUENTEE-MONATSTEE<br />

Stimmungsschwankungen, Zyklusstörungen und PMS<br />

Es gibt Tage, an denen man als Frau nicht gut drauf ist.<br />

Nicht einfach wegen willkürlicher Launen, sondern<br />

wegen jener monatlich wiederkehrenden Qualen, die als<br />

Prämenstruelles Syndrom (PMS) berüchtigt sind: Kopfschmerzen,<br />

Magen-Darm-Beschwerden, Krämpfe, Weißfluss<br />

und Lustlosigkeit. Ähnliche Probleme können sich auch<br />

rund um die Wechseljahre oder nach der Geburt einstellen:<br />

Zyklusstörungen, depressive Stimmungslage, Schlafstörungen<br />

und Reizbarkeit.<br />

Bei Beschwerden, denen keine organischen Ursachen zugrunde<br />

liegen, stellen Heilpflanzen eine sinnvolle, sanfte<br />

und sehr wirksame Hilfe dar.<br />

BEISPIEL für eine klassische Frauentee-Mischung<br />

Weiße Taubnesselblüte (Flos Lamii albi) 10 g<br />

Schlehdornblüten (Flos Pruni spinosae) 10 g<br />

Frauenmantelkraut (Herba Alchemillae vulg.) 10 g<br />

Hirtentäschelkraut (Herba Bursae past.) 10 g<br />

Johanniskraut (Herba Hyperici) 10 g<br />

Schafgarbenkraut (Herba Millefolii) 10 g


ZUBEREITUNG<br />

2 Teelöffel der Mischung<br />

übergießt<br />

man mit 150 ml<br />

heißem Wasser,<br />

mindestens 15<br />

Minuten ziehen<br />

lassen, abseihen.<br />

ANWENDUNG<br />

Mehrmals täglich,<br />

besonders in der<br />

zweiten Tageshälfte,<br />

eine frisch<br />

zubereitete Tasse<br />

dieses Tees trinken.<br />

seite 57<br />

tees<br />

GRIPPE- & ERKÄLTUNGSTEE<br />

Schweißtreibend und fiebersenkend<br />

Wenn Grippeviren in den Körper eingedrungen sind,<br />

ist rasch ansteigendes Fieber die beste Verteidigungstrategie<br />

des Immunsystems, um den Krankheitserregern<br />

den Garaus zu machen. Schwitztees können den<br />

Organismus dabei unterstützen. Begleitende Kneippanwendungen<br />

wie Oberkörperwaschungen und Wadenwickel<br />

sind ebenfalls bewährte Hausmittel, um die Fieberkurve<br />

rasch wieder zu senken und dadurch eine allzu starke Belastung<br />

für den Kreislauf zu vermeiden.<br />

Vorbeugend können Schwitztees sehr heiß getrunken werden.<br />

Bei bereits eingetretener Erkrankung oder bestehendem<br />

Fieber nur lauwarm trinken. Honig als Süßungsmittel<br />

verstärkt die Wirkung folgender Teemischung:<br />

TEEMISCHUNG bei Erkältung<br />

Lindenblüten (Flos Tiliae) 15 g<br />

Hibiskusblüten (Flos Hibisci sabd.) 15 g<br />

Hagebutte (Fructus Cynosbati) 15 g<br />

Holunderblüten (Flos Sambuci) 10 g<br />

Weidenrinde (Cortex Salicis) 10 g<br />

Mädesüßkraut (Herba Spireae ulm.) 10 g


tees<br />

seite 58<br />

ZUBEREITUNG<br />

1 gehäufter Esslöffel<br />

der Mischung<br />

mit 150 ml heißem<br />

Wasser aufgießen,<br />

10 Minuten zugedeckt<br />

ziehen lassen.<br />

ANWENDUNG<br />

Morgens und<br />

abends je 1 Tasse<br />

frisch aufbrühen.<br />

HERZ- & KREISLAUFTEE<br />

Leistungssteigernd und durchblutungsfördernd<br />

Rasche Ermüdbarkeit, sinkende Belastbarkeit – so könnten<br />

sich eine nachlassende Herz-Kreislauffunktion und<br />

schwankende Blutdruckwerte bemerkbar machen.<br />

Heilkräuter können gemeinsam mit anderen Maßnahmen<br />

sehr gut dazu beitragen, die Durchblutung der Herzkranzgefäße<br />

zu steigern, die Sauerstoffversorgung der Herzmuskelzellen<br />

zu verbessern und damit ihre Schlagkraft und<br />

Pumpleistung zu erhöhen. Die unten beschriebene Teemischung<br />

kann nicht nur bei leichter Herzschwäche und Altersherz,<br />

sondern auch bei Wetterfühligkeit empfohlen<br />

werden. Wunder sind davon nicht zu erwarten. Erst nach<br />

längerer regelmäßiger Anwendung können die enthaltenen<br />

Heilpflanzen ihre Wirkung entfalten.<br />

TEEMISCHUNG bei Herz-Kreislauf-Leiden<br />

Weißdornblatt mit Blüte (Flos Crataegi cum Flore) 32 g<br />

Rosmarinblatt (Folium Rosmarini) 16 g<br />

Melissenblatt (Folium Melissae) 16 g<br />

Mateblatt (Folium Mate) 12 g<br />

Katzenpfötchenblüte (Flos Stoechados) 4 g


ZUBEREITUNG<br />

2 gehäufte Teelöffel<br />

mit 1 Tasse heißem<br />

Wasser aufgießen,<br />

5 bis 10<br />

Minuten zugedeckt<br />

ziehen lassen. Bittere<br />

Tees werden<br />

ungesüßt getrunken,<br />

damit die<br />

Bitterstoffe voll zur<br />

Wirkung kommen<br />

können.<br />

ANWENDUNG<br />

Diesen Leber- und<br />

Gallentee entweder<br />

bei Bedarf<br />

oder als Kur 3 Wochen<br />

lang 3 Mal<br />

täglich trinken.<br />

seite 59<br />

tees<br />

LEBER- & GALLENTEE<br />

Bittere Medizin zum Vorbeugen und Helfen<br />

Der Volksmund weiß, wovon man spricht, wenn einem<br />

etwas über die Leber gelaufen ist oder die Galle hochkommt.<br />

Leber und Galle sind die Stoffwechsel- und Entgiftungszentrale,<br />

gleichsam auch die Kläranlage des Körpers.<br />

Alles was wir schlucken, löst hier Aktivitäten aus. Werden<br />

diese Organe chronisch überlastet, z.B. durch Alkohol,<br />

Umweltgifte, oder gar von einer Krankheit befallen, können<br />

sie ihre vielfältigen Aufgaben oft nicht mehr ganz erfüllen.<br />

Funktionsstörungen von Leber und Galle äußern sich oft<br />

durch Übelkeit, Oberbauchbeschwerden, Blähungen und<br />

Völlegefühl nach dem Genuss von fetten Speisen. Wenn<br />

sicher ist, dass kein Steinleiden dahinter steckt, dürfen galleflussfördernde<br />

pflanzliche Mittel eingesetzt werden, die<br />

gleichzeitig einer Gallensteinbildung vorbeugen, wie z.B.<br />

folgende TEEMISCHUNG:<br />

Löwenzahnwurzel (Radix Taraxaci) 18 g<br />

Löwenzahnkraut (Herba Taraxaci) 18 g<br />

Mariendistelfrucht (Fructus Cardui mar.) 14 g<br />

Schafgarbenkraut (Herba Millefolii) 10 g<br />

Tausendguldenkraut (Herba Centaurii) 10 g<br />

Angelikawurzel (Radix Angelicae) 5 g


tees<br />

seite 60<br />

ZUBEREITUNG<br />

2 gehäufte Teelöffel<br />

der Mischung<br />

mit kaltem Wasser<br />

aufgießen, aufkochen,<br />

10 Minuten<br />

zugedeckt ziehen<br />

lassen, abseihen.<br />

ANWENDUNG<br />

Vor jeder Hauptmahlzeit<br />

1 Tasse<br />

ohne Zucker trinken.<br />

Diese Tee<br />

schmeckt auch<br />

kalt.<br />

MAGEN- & DARMTEE<br />

Nicht nur Ernährungssünden bleiben oft im Magen liegen<br />

Dass die Liebe durch den Magen geht, nimmt man gerne<br />

zur Kenntnis. Tatsächlich sind Seele und Magen-Darmtrakt<br />

eng verbunden. Stress, Nervosität, Kummer und Sorgen<br />

können sich schnell auf den Magen schlagen. Auch<br />

der Darm reagiert auf psychische Belastungen. Noch viel<br />

häufiger aber sind Ernährungsfehler die Ursache vielfältiger<br />

Verdauungsbeschwerden wie verfrühtes Völlegefühl, Aufstoßen<br />

und Blähungen. Rascher unerklärlicher Gewichtsverlust,<br />

Durchfälle abwechselnd mit Verstopfung, Blutbeimengungen<br />

im Stuhl bzw. dessen Schwarzfärbung<br />

(„Teerstuhl“) oder anhaltende Schluckbeschwerden sind<br />

ernstzunehmende Warnzeichen und müssen unbedingt vom<br />

Arzt abgeklärt werden.<br />

Ein schwerer, „fader“ Magen oder ein rumorender Darm,<br />

der nach üppigen Mahlzeiten auftreten kann, nimmt dankbar<br />

die folgende Teezubereitung auf:<br />

BEISPIEL für eine Magen- & Darmtee-Mischung<br />

Kamillenblüte (Flos Chamomill vlg) 15 g<br />

Pfefferminzblatt (Folium Menthae pip.) 12 g<br />

Kalmuswurzel (Radix Calami csc.) 10 g<br />

Fenchelfrucht (Fructus Foeniculi) 10 g<br />

Malvenblüte (Flos Malvae csc.) 3 g


ZUBEREITUNG<br />

1 gehäuften Esslöffel<br />

der Teemischung<br />

mit 250 ml<br />

heißem Wasser<br />

übergießen, einmal<br />

kurz aufkochen,<br />

vor dem Abseihen<br />

10 Minuten zugedeckt<br />

ziehen lassen.<br />

ANWENDUNG<br />

2 Mal täglich oder<br />

nur abends vor<br />

dem Schlafengehen<br />

1 frisch zubereitete<br />

Tasse evt.<br />

mit Honig gesüßt<br />

genießen.<br />

seite 61<br />

tees<br />

NERVEN- & BERUHIGUNGSTEE<br />

Schöne Träume mit sanften Einschlafhilfen<br />

Chronische Überlastung, Zeitdruck, Dauerstress, daraus<br />

resultierende Nervosität und Schlafprobleme – das<br />

sind Geißeln unserer schnelllebigen Zeit. Tabletten können<br />

nicht immer die Lösung sein. Im Vergleich zu chemisch-synthetischen<br />

Schlaf- und Beruhigungsmitteln können pflanzliche<br />

Zubereitungen durchaus punkten. Sie sind wirksam und<br />

verträglich, verursachen wenig Nebenwirkungen und führen<br />

zu nächtlicher Ruhe, ohne das natürliche Schlafmuster<br />

zu verändern oder Tagesmüdigkeit zu erzeugen. Ihre Wirkung<br />

setzt nicht keulenartig ein, sondern baut sich erst über<br />

ein, zwei Wochen langsam auf.<br />

STÄRKENDE und BERUHIGENDE Teemischung<br />

Johanniskraut (Herba Hyperici) 20 g<br />

Melissenblatt (Folium Melissae) 20 g<br />

Ehrenpreiskraut (Herba Veronicae) 15 g<br />

Pomeranzenblüte (Flos Aurantii) 15 g<br />

Eisenkraut (Herba Verbenae) 10 g<br />

Quendelkraut (Herba Serpylli csc.) 10 g


tees<br />

seite 62<br />

ZUBEREITUNG<br />

1 gehäufter Esslöffel<br />

der Mischung<br />

mit 150 ml heißem<br />

Wasser aufgießen,<br />

15 Minuten zugedeckt<br />

ziehen lassen.<br />

ANWENDUNG<br />

3 bis 4 Tassen täglich<br />

immer frisch<br />

zubereitet trinken.<br />

NIEREN- & BLASENTEE<br />

Zur Desinfektion der ableitenden Harnwege und bei Blasenkatarrh<br />

Was die Nieren Tag und Nacht leisten müssen, wird<br />

viel zu oft unterschätzt: Gifte aus dem Körper filtern,<br />

vielerlei Stoffwechselvorgänge im Gleichgewicht halten,<br />

den Blutdruck regulieren und noch viel mehr. Diese lebenswichtigen<br />

Organe brauchen viel Flüssigkeit zum Durchspülen,<br />

sonst drohen Blasensand und Nierensteine. Im hochkonzentrierten<br />

Harn vermehren sich außerdem Bakterien<br />

besonders gern. Das sind perfekte Bedingungen für den<br />

Blasenkatarrh.<br />

Die Auswahl der Pflanzen, die bei Störungen der Harnwege<br />

helfen, ist besonders groß. Manche von ihnen wirken<br />

besonders gut bei Entzündungen, andere fördern die Durchspülung<br />

oder Entwässerung. Bruchkraut hat den guten Ruf,<br />

stark krampflösend zu sein, vor allem bei chronischen Blasenentzündungen<br />

und krampfartigem Harndrang.<br />

BUNTE MISCHUNG für Niere & Blase<br />

Hauhechelwurzel (Radix Ononidis) 10 g<br />

Goldrutenkraut (Herba Solidaginis) 10 g<br />

Bruchkraut (Herba Hernariae) 10 g<br />

Birkenblatt (Folium Betulae) 10 g<br />

Bärentraubenblatt (Folium Uvae ursi) 10 g


ZUBEREITUNG<br />

1 gehäufter Esslöffel<br />

der Mischung<br />

mit 250 ml heißem<br />

Wasser aufgießen<br />

und unter Rühren<br />

15 Minuten ziehen<br />

lassen, abseihen.<br />

ANWENDUNG<br />

2 Tassen pro Tag<br />

möglichst warm<br />

langsam schluckweise<br />

trinken. Dieser<br />

Tee ist auch als<br />

Kur bis zu 6 Wochen<br />

anwendbar.<br />

seite 63<br />

tees<br />

RHEUMATEE<br />

Schmerzlindernd mit wenig Nebenwirkungen<br />

Der Sammelbegriff des rheumatischen Formenkreises umfasst<br />

bis zu 400 unterschiedliche Krankheitsbilder.<br />

Häufig sind es Autoimmunerkrankungen, d.h. dass das Immunsystem<br />

körpereigene Zellstrukturen mit einem Feind verwechselt<br />

und abwehrt. Rheuma kann den gesamten Stützund<br />

Bewegungsapparat, auch die Gelenkshaut und sogar<br />

Blutbahnen angreifen. Typisch sind chronische Entzündungen,<br />

Schwellungen, Ergüsse und ziehende, reißende<br />

Schmerzen, die durch durch den Körper fließen. Fehlstellungen,<br />

Funktionsverlust und Gelenkzerstörung sind gefürchtete<br />

Langzeitfolgen. Rheuma ist keine Alterserscheinung,<br />

sondern trifft auch junge Erwachsene.<br />

Pflanzliche Arzneimittel wie die nachstehende Teemischung<br />

sind bei rheumatischen Erkrankungen eine wertvolle Ergänzung<br />

zur schulmedizinischen Pharmakotherapie.<br />

ENTZÜNDUNGSHEMMENDE Tee-Mischung<br />

Weidenrinde (Cortex Salicis) 20 g<br />

Tausendguldenkraut (Herba Millefolii) 15 g<br />

Goldrutenkraut (Herba Solidaginis) 15 g<br />

Birkenblatt (Folium Betulae) 15 g


seite 64<br />

lexikon<br />

ABKOCHUNG: Art der Teebereitung<br />

bei Rinden und Wurzeldrogen: die Arzneidroge<br />

wird mit kochendem Wasser<br />

übergossen und je nach Rezept ca. 15<br />

bis 30 Minuten zugedeckt weiter erhitzt<br />

ALKALOIDE: Hochwirksame, giftige<br />

(hängt von der Dosis ab), stickstoffhaltige<br />

meist basische Naturstoffe mit deutlicher<br />

Wirkung auf das Nervensystem<br />

ARZNEIDROGE: Durch Trocknung<br />

haltbar gemachte Arzneipflanze oder<br />

Pflanzenteile<br />

ARZNEISPEZIALITÄT: Arzneimittel, das<br />

stets in gleicher, kontrollierter Zusammensetzung<br />

hergestellt und in den Handel<br />

gebracht wird<br />

ÄTHERISCHES ÖL: Flüchtiger, ölartiger,<br />

stark riechender Bestandteil vieler Pflanzen<br />

AUFGUSS: Bekannteste Art Tee zuzubereiten:<br />

Pflanzenteile werden mit kochendem<br />

Wasser übergossen und je nach<br />

Rezeptur einige Zeit meist zugedeckt<br />

stehen gelassen<br />

BITTERSTOFFE: Naturstoffe, die auch<br />

in hoher Verdünnung noch bitter<br />

schmecken, locken die Verdauungssäfte<br />

und machen Appetit<br />

ESSLÖFFEL: Als Dosierungsangabe<br />

ca. 10 - 15 ml<br />

EXTRAKT: Konzentrierte Drogenauszüge,<br />

die mit Wasser, Alkohol oder auch Äther<br />

hergestellt werden, wobei die Flüssigkeit<br />

je nach Rezeptur bis zum trockenen<br />

Pulver wieder verdampft wird; höherer<br />

Wirkstoffgehalt als in der Arzneidroge<br />

FLAVONOIDE: Gelb gefärbte pflanzliche<br />

Naturstoffe mit je nach chemischer<br />

Struktur spezieller Wirkung auf den<br />

menschlichen Organismus<br />

FLOS: Lateinisch allgemein für Blüte,<br />

bezeichnet in der Pharmazie die Blüten<br />

einer Heilpflanze<br />

FOLIUM: Lateinisch für blattförmiges,<br />

blattähnliches Pflanzenorgan<br />

FRUCTUS: Lateinische Bezeichnung<br />

für Frucht<br />

GERBSTOFFE: Naturstoffe, die eiweißfällend<br />

wirken und zusammenziehend<br />

schmecken; sie wandeln in hochkonzentrierter<br />

Form tierische Haut zu Leder um<br />

GLYKOSIDE: Stark wirksame Naturstoffe,<br />

bestehend aus einem Nicht-Zucker-<br />

Anteil und Zuckermolekülen<br />

HERBA: Lateinische Bezeichnung für Kraut,<br />

also oberirdische Teile einer Heilpflanze<br />

KAFFEE-/TEELÖFFEL: Als Dosierungsangabe<br />

3 / 5 ml


KALTAUSZUG: Spezielle Art der Teebereitung<br />

für schleimhaltige Arzneidrogen:<br />

Pflanzenteile werden mit kaltem<br />

Wasser bei Zimmertemperatur angesetzt<br />

und mehrere Stunden unter wiederholtem<br />

Umrühren stehen gelassen; leicht erwärmen<br />

und nach dem Abseihen trinken<br />

KOMPRESSEN: Umschläge, meist<br />

Tücher entsprechender Größe, werden<br />

mit Pflanzenextrakten bestrichen und längere<br />

Zeit auf der erkrankten Körperstelle<br />

belassen; warme Umschläge bleiben<br />

entsprechend kürzer auf der Haut<br />

PACKUNG: Die meist gekochten<br />

Pflanzenteile werden in ein Tuch<br />

eingeschlagen und aufgelegt<br />

POLYSACCHARIDE: Aufgebaut aus<br />

vielen Zuckerbausteinen, die Art der<br />

Zuckerverknüpfung entscheidet über die<br />

Eigenschaften<br />

RADIX: Lateinische Bezeichnung für die<br />

Wurzel<br />

SAPONINE: Naturstoffe mit seifenähnlichen<br />

Eigenschaften, die mit Wasser<br />

einen stabilen Schaum bilden<br />

SCHLEIME: Pflanzliche Schleime sind<br />

Polysaccharide, die Wasser binden und<br />

dadurch stark quellen können<br />

seite 65<br />

lexikon<br />

SEKUNDÄRE PFLANZENSTOFFE sind<br />

chemische Verbindungen, die von Pflanzen<br />

weder im Energie- noch im Pflanzenstoffwechsel<br />

sondern in speziellen<br />

Zelltypen produziert werden; sie haben<br />

aber trotzdem eine Bedeutung für die<br />

gesamte Pflanze<br />

SIRUP: Dickflüssige, stark zuckerhaltige<br />

Abkochung oder Aufguss zur innerlichen<br />

Anwendung<br />

TINKTUREN: Auszüge aus Drogen mit<br />

Alkohol in geeigneter Konzentration,<br />

wobei das Mischungsverhältnis meist<br />

1 Teil Pflanzensubstanz und 10 Teile<br />

Alkohol ist<br />

TONIKUM: Kräftigendes Mittel zur<br />

Stärkung nach Erschöpfungszuständen<br />

und Krankheiten; enthält meist Vitamine,<br />

Spurenelemente, Kräuterextrakte, Lecithin<br />

etc.<br />

URTINKTUR: Dem durch Auspressen der<br />

Pflanzen gewonnenen Saft fügt man die<br />

gleiche Gewichtsmenge 90%igen Alkohol<br />

hinzu und lässt das Gemisch vor<br />

dem Filtrieren einige Tage stehen bzw.<br />

man lässt die frischen Pflanzen in der<br />

gleichen Gewichtsmenge 95%igen Alkohols<br />

8 Tage ziehen, ehe man filtert


seite 66<br />

nachwort<br />

Seit mehreren Jahren arbeiten Apothekerinnen und Apotheker<br />

aus ganz Oberösterreich mit ORF-Radio Oberösterreich-Redakteur<br />

Klaus Stecher erfolgreich zusammen,<br />

um die Radio Oberösterreich-Hörerinnen und -Hörer auf<br />

95,2 Mhz über wichtige Themen aus dem weiten, vielfältigen<br />

Gesundheitsbereich zu informieren.<br />

Der vorliegende kleine Wegweiser durch die Welt der Pflanzenheilkunde<br />

mit 20 Tipps zu Heilkräutern und Heilpflanzen<br />

und 10 bewährten Teerezepten soll ein praktischer<br />

Ratgeber zum Nachschlagen sein.<br />

Klaus Stecher ist seit 25 Jahren Mitarbeiter beim ORF<br />

Oberösterreich und Gesundheitsjournalist. Sein Bestreben<br />

ist, dem Laien medizinisches Wissen auf nachvollziehbare<br />

und alltagstaugliche Weise nahe zu bringen.


IMPRESSUM Altes Wissen mit großer Zukunft<br />

Heilpflanzen & Tees<br />

ORF-Ratgeber 2009, Linz<br />

Herausgeber © Club Radio Oberösterreich – 2009<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Klaus Stecher<br />

seite 67<br />

Alle Hinweise in dieser Broschüre wurden von Experten<br />

geprüft oder durch persönliche Erfahrung getestet.<br />

Dennoch übernehmen wir keine Haftung.<br />

<strong>Layout</strong> & Satz text & pr werbeagentur, wels, www.text-pr.at<br />

impressum<br />

Fotos <strong>Österreichische</strong> <strong>Apothekerkammer</strong><br />

Mag.pharm. Franz Biba, Mag.pharm. Günter Stadler,<br />

Mag.pharm. Monika Aichberger, text & pr werbeagentur<br />

Urheberrecht Die Broschüre ist einschließlich aller ihrer Teile<br />

urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung, Übersetzungen,<br />

Mikorverfilmungen und die Einspeicherung in elektronische<br />

Systeme sind verboten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!