Vielfalt ernährt natürlich die Welt! - Assoziation ökologischer ...
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<strong>Vielfalt</strong> <strong>ernährt</strong> <strong>natürlich</strong> <strong>die</strong> <strong>Welt</strong><br />
Für <strong>die</strong> leichtere Verarbeitung sollen <strong>die</strong> Tomaten länger am Strauch<br />
ausreifen und dennoch längere Lager- und Transportzeiten überstehen<br />
können, indem mittels Gentechnik der Abbau bestimmter Substanzen<br />
in den Zellwänden verzögert wird. Geforscht wird auch an der gentechnischen<br />
Erhöhung des Stärkegehalts und eine gleichzeitige Senkung<br />
des Wassergehalts, um das Trockengewicht zu erhöhen und bei der<br />
Verarbeitung von Tomatenprodukten Kosten zu senken.<br />
Die erste als Lebensmittel erhältliche gentechnisch veränderte Pflanze,<br />
<strong>die</strong> FlavrSavr-Tomate („Anti-Matsch-Tomate“) hat <strong>die</strong> Erwartung der<br />
Hersteller allerdings nicht erfüllt und wird heute nicht mehr angebaut.<br />
Löst <strong>die</strong> Gentechnik das Problem der Mangelernährung?<br />
Zahlreiche Forschungsprojekte beschäftigen sich damit, Inhaltsstoffe<br />
von Pflanzen zu optimieren, zu ändern oder neu einzuführen. Sie wollen<br />
Geschmack, Gesundheit und Verträglichkeit verbessern. 5 In Laborversuchen<br />
ist es gelungen, eine Tomate gentechnisch so zu verändern, dass<br />
sie 25-mal mehr Folsäure enthält als herkömmliche Tomaten. Geforscht<br />
wird auch an Pflanzen mit erhöhtem Vitamin-, Fruchtzucker oder Ballaststoffgehalt,<br />
speziellen Fettsäuren oder sekundären Pflanzenstoffen,<br />
<strong>die</strong> als gesundheitsfördernd angesehen werden (Anthocyane, Carotinoide,<br />
Lycopin, Omega-3-Fettsäuren und Flavonoide). 6 Damit will man<br />
einerseits <strong>die</strong> Fehlernährung in Überflussgesellschaften kompensieren,<br />
andererseits das Problem der Mangelernährung in „armen Ländern“ lösen.<br />
Unter <strong>die</strong>sem Aspekt wurde auch der Golden Rice entwickelt: Ziel<br />
der Veränderung war laut der beteiligten Forscher ein Mittel gegen den<br />
in Entwicklungsländern Asiens häufigen Vitamin-A-Mangel zu finden.<br />
Da <strong>die</strong> Nahrungsgrundlage <strong>die</strong>ser Völker größtenteils aus Reis besteht,<br />
sollte <strong>die</strong>ses Lebensmittel mit dem zusätzlichen Nährstoff gentechnisch<br />
„aufgeladen“ werden. 7<br />
Nährstoffdefizite entstehen jedoch nur dadurch, dass Menschen auch<br />
aus ökonomischen Gründen eine falsche Auswahl treffen. Es gibt keinen<br />
Mangel an bestimmten Nährstoffen in Lebensmitteln selbst. Die<br />
Mangelsituation in einigen Entwicklungsländern liegt daran, dass <strong>die</strong><br />
Menschen häufig nur Zugang zu wenigen Lebensmitteln haben und<br />
sie sich eine ausgewogene Kost finanziell nicht leisten können. In den<br />
sogenannten Überflussgesellschaften ergeben sich <strong>die</strong> Mangelerscheinungen<br />
mehrheitlich aus einer selbst gewählten einseitigen Kost. Eine<br />
Anreicherung einzelner Lebensmittel ist aus ernährungswissenschaftlicher<br />
Sicht nicht notwendig, vielmehr fehlt den Menschen ein gesunder<br />
Ernährungsstil. Dieser besteht für <strong>die</strong> einen darin, Junkfood zu meiden,<br />
für <strong>die</strong> anderen in der Verbesserung ihrer ökonomischen Situation.<br />
Fragen und Antworten zu „Grüner Gentechnik“<br />
Dient Gentechnik der Ernährungssicherheit?<br />
Mittels gentechnischer Verfahren könnten heute einzelne vorteilhafte<br />
Eigenschaften gezielt in einen Organismus eingebaut oder unerwünschte<br />
Eigenschaften daraus entfernt werden. (…) Insbesondere in<br />
ärmeren Ländern könnten solche Pflanzen dazu beitragen, dass Ernten<br />
gesichert werden, hoffen Forscher. 8 Doch bisher ist es nicht gelungen,<br />
das Ertragspotenzial von Pflanzen unter besonderen Stressbedingungen<br />
zu steigern.<br />
Allerdings hungern Menschen nicht, weil es insgesamt zu wenige Lebensmittel<br />
gibt. <strong>Welt</strong>weit ernten Landwirte (in Kalorien) ein Drittel mehr<br />
als nötig wäre, um alle Menschen ausreichend zu versorgen. Auch Lebensmittel<br />
unterliegen den ökonomischen Gesetzen und werden dort<br />
verkauft und vermarktet, wo sie bezahlt werden und nicht dort wo sie<br />
dringend benötigt werden, um den Hunger zu beseitigen. Gentechnik<br />
löst <strong>die</strong>ses Problem nicht und macht deshalb nicht satt. Im Gegenteil:<br />
Sie verschlimmert den Hunger, da sie zu einer industriellen Landwirtschaft<br />
und damit zu einer Monopolisierung führt. Weil GVO besonders<br />
kapital- und forschungsintensiv sind, wird <strong>die</strong> Gen-Technologie nach<br />
Einschätzung des <strong>Welt</strong>agrarberichtes in absehbarer Zeit für Kleinbauern<br />
in Entwicklungsländern und bei der Bekämpfung des Hungers keine<br />
besondere Rolle spielen. 9 Die Zukunft der Landwirtschaft und damit der<br />
Menschheit liegt nach der Erkenntnis der über 500 internationalen Wissenschaftler<br />
in der kleinräumigen und regional verankerten Produktion<br />
und in der damit verbundenen demokratischen Organisation der Landwirtschaft.<br />
10<br />
Bringt <strong>die</strong> Gentechnik der Umwelt einen Nutzen?<br />
Es wurde angestrebt, mit der Gentechnik den Einsatz von Pestiziden<br />
zu reduzieren. Es liegen bislang aber keine Langzeitversuche vor. Die<br />
Risikobetrachtungen basieren in der Regel auf kurzfristigen toxikologischen<br />
oder allergenen Beurteilungen.<br />
Doch schon jetzt zeigt sich: Freigesetzte gentechnisch veränderte Organismen<br />
schaden der Umwelt. Der Anbau von GVOs führt zu Artenrückgang<br />
und neue resistente „Super-Unkräuter“ entstehen, <strong>die</strong> noch mehr<br />
Herbizideinsatz erfordern. So liegen mittlerweile <strong>die</strong> Ausbringmengen<br />
der Herbizide bei GV-Soja durch Resistenzbildung bei Unkräutern höher<br />
als bei vergleichbarem Anbau ohne GVO. Auch der Einsatz von Pestiziden<br />
steigt. Von Gen-Pflanzen produzierte Gifte reichern sich im Boden<br />
und in Gewässern an. 11 Das eigentliche Problem der Anwendung der<br />
Agro-Gentechnik im Freiland ist <strong>die</strong> Nicht-Beherrschbarkeit des Risikos.