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Schuldrecht

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o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

<strong>Schuldrecht</strong><br />

Schuldverhältnis<br />

nennt man die Summe der aus einer bestimmten Rechtsbeziehung<br />

zwischen Gläubiger und Schuldner bestehenden wechselseitigen Rechte und Pflichten.<br />

Schuldner Gläubiger<br />

ist zu einer Leistung verpflichtet hat das Recht auf eine Leistung<br />

T2/K1/ 51


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Hauptleistungspflichten<br />

Diese charakterisieren den<br />

Vertragstyp.<br />

zB Kaufvertrag<br />

• Übertragung von Besitz und<br />

Eigentum an der Sache<br />

(§§ 1047,1061 ABGB)<br />

• Zahlung des Kaufpreises<br />

(§ 1062 ABGB)<br />

Beim Mietvertrag<br />

• Überlassung der Sache zum<br />

ungestörten Gebrauch<br />

(§§1090,1096 ABGB )<br />

• Zahlung des Mietzins<br />

(§ 1090 ABGB)<br />

Schuldverhältnis<br />

Nebenleistungspflichten<br />

Unselbständige<br />

Nebenleistungspflichten<br />

zB Verpackung der Ware, Lieferung<br />

einer Gebrauchsanweisung<br />

Selbständige<br />

Nebenleistungspflichten<br />

zB Mitarbeiterschulungen bei<br />

Lieferung von Software<br />

T2/K1/ 52<br />

Sorgfalts- und<br />

Aufklärungspflichten<br />

Allgemeine Sorgfalts- und<br />

Schutzpflichten<br />

Erfüllungshandlungen sind so zu setzen,<br />

dass der Gläubiger weder an seiner<br />

Person noch an seinen sonstigen<br />

Rechtsgütern geschädigt wird.<br />

Aufklärungs- und<br />

Informationspflichten<br />

betreffend das Rechtsgeschäft


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Schuld<br />

Etwas „schulden“<br />

bedeutet, verpflichtet zu<br />

sein<br />

• eine Leistung zu<br />

erbringen oder<br />

• ein Verhalten zu<br />

unterlassen.<br />

„Schuld“ und „Haftung“<br />

T2/K1/ 53<br />

Haftung<br />

Das „Einstehenmüssen“ für<br />

eine Schuld nennt man<br />

„Haftung“.<br />

Wird eine Schuld nicht erfüllt,<br />

kann der Gläubiger seinen<br />

Anspruch zwangsweise<br />

durchsetzen lassen.<br />

Grundsätzlich haftet der<br />

Schuldner mit seinem<br />

gesamten Vermögen<br />

(unbeschränkte Haftung).


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vorvertragliche Aufklärungs-, Schutzund<br />

Sorgfaltspflichten<br />

(culpa in contrahendo)<br />

Rechtsgeschäft<br />

(Abschluss und Erfüllung)<br />

nachvertragliche Aufklärungs-,<br />

Schutz- und Sorgfaltspflichten<br />

Begründung von Schuldverhältnissen<br />

Vertrag<br />

zB Kaufvertrag<br />

(§§ 1053ff ABGB)<br />

einseitiges<br />

Rechtsgeschäft<br />

zB Auslobung<br />

(§§ 860ff ABGB)<br />

Schadenersatz<br />

Ungerechtfertigte<br />

Bereicherung<br />

§§ 1293ff ABGB, §§ 877, 921,1041ff,<br />

Sondergesetze 1174, 1431ff<br />

(PHG, EKHG etc.) ABGB, § 4 KSchG<br />

T2/K1/ 54<br />

Erfüllung gesetzlicher<br />

Tatbestände<br />

Geschäftsführung<br />

ohne<br />

Auftrag<br />

Gläubigeranfechtung<br />

§§ 1035ff ABGB AnfO, §§ 27ff IO


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Mehrheit von Berechtigten und Verpflichteten<br />

Mehrere<br />

Schuldner<br />

T2/K1/ 55<br />

Mehrere<br />

Gläubiger<br />

Varianten von Gläubiger- und Schuldnermehrheiten<br />

Geteilte Schuldverhältnisse<br />

Gesamtschuldverhältnisse<br />

Gesamthandschuldverhältnisse<br />

Gespaltene Schuldverhältnisse<br />

Verträge zugunsten Dritter<br />

Verträge zulasten Dritter<br />

• Schuldnermehrheit: Jeder Schuldner haftet nur für seinen Anteil.<br />

• Gläubigermehrheit: Jeder Gläubiger kann nur seinen Anteil fordern.<br />

• Schuldnermehrheit: Jeder Schuldner schuldet das Ganze.<br />

• Gläubigermehrheit: Jeder Gläubiger kann das Ganze einfordern.<br />

• Schuldnermehrheit: Die Schuldner müssen die Leistung gemeinsam erbringen.<br />

• Gläubigermehrheit: Die Leistung ist an alle Gläubiger zu erbringen.<br />

Rechte und Pflichten einer Vertragspartei werden auf mehrere Personen<br />

aufgespalten.<br />

Der Schuldner ist dem Gläubiger gegenüber verpflichtet, an einen<br />

Dritten zu leisten.<br />

• Der Schuldner sagt dem Gläubiger die Leistung eines Dritten zu.<br />

• Niemand kann einen Dritten ohne dessen Einverständnis verpflichten.<br />

Unterscheide: Verwendungszusage


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Bestimmbarkeit der Leistung<br />

§ 869 ABGB<br />

Die geschuldete Leistung ist jenes Verhalten, das der Schuldner aufgrund des Schuldverhältnisses<br />

zu setzen verpflichtet ist.<br />

Beispiel: Kaufvertrag<br />

• Bestimmbarkeit der Ware:<br />

• Bei Gattungsschulden im Zweifel Sachen „mittlerer Art und Güte“ (§ 905b ABGB)<br />

• Bestimmbarkeit des Preises (§ 1054 ABGB):<br />

• Im bürgerlichen Recht ist Bestimmbarkeit notwendig: zB „Marktpreis“, „orts- oder<br />

geschäftsüblicher Preis“<br />

• Im Unternehmensrecht gilt im Zweifel „angemessenes Entgelt“ als vereinbart (§ 354 UGB;<br />

einseitig unternehmensbezogenes Geschäft genügt).<br />

Wahlschuld<br />

(Alternativobligation)<br />

• Geschuldet ist die eine oder<br />

die andere Leistung.<br />

• Wahlrecht im Zweifel beim<br />

Schuldner (§ 906 ABGB)<br />

Schuldinhalt<br />

Sonderfälle<br />

T2/K2/ 56<br />

Ersetzungsbefugnis<br />

(facultas alternativa)<br />

• Nur eine der Leistungen wird<br />

geschuldet; geht diese unter,<br />

erlischt die Schuld.<br />

• Der Schuldner hat das Recht,<br />

die geschuldete Leistung durch<br />

eine andere zu ersetzen.


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Zielschuldverhältnis<br />

Einmalige<br />

Leistung<br />

oder<br />

Leistungsaustausch<br />

geschuldet<br />

Dauerschuldverhältnis<br />

Länger<br />

andauerndes<br />

oder<br />

wiederholtes<br />

Verhalten<br />

geschuldet<br />

Schuldinhalt<br />

Stückschuld<br />

(Speziesschulden)<br />

Leistungsgegenstand<br />

durch<br />

individuelle<br />

Merkmale<br />

festgelegt<br />

zB das bekannte<br />

Rennpferd<br />

namens Blitz<br />

T2/K2/ 57<br />

Gattungsschuld<br />

(Genusschuld)<br />

Leistungsgegenstand<br />

durch<br />

generelle<br />

Merkmale<br />

festgelegt<br />

zB ein Pferd<br />

Sachschuld Geldschuld<br />

Leistungsgegenstand<br />

ist<br />

eine Ware oder<br />

Leistung<br />

Leistungsgegenstand<br />

ist Geld<br />

Nebenvereinbarung:<br />

Wertsicherungsklausel<br />

= Vereinbarung, nach<br />

der die geschuldete<br />

Summe nach dem<br />

vereinbarten Faktor<br />

aufgewertet wird


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Leistungszeit<br />

(Fälligkeit)<br />

• nach Vereinbarung<br />

• nach gesetzlicher Vorschrift<br />

• nach Natur oder Zweck der Leistung<br />

• nach Aufforderung („Mahnung“)<br />

•im Zweifel Leistung „Zug um Zug“<br />

(§ 1052 S 1 ABGB: „Einrede des nicht<br />

erfüllten Vertrages“<br />

Mögliche abweichende Vereinbarungen:<br />

• Vorausleistungsvereinbarung<br />

„Unsicherheitseinrede“<br />

(§ 1052 S 2 ABGB)<br />

• Stundung<br />

• ändert Fälligkeit daher kein Verzug<br />

Sonderfall „reine Stundung“: Fälligkeit<br />

bleibt unverändert Verzug (Zinsen!)<br />

Schuldinhalt<br />

T2/K2/ 58<br />

Leistungsort<br />

(Erfüllungsort)<br />

• nach Vereinbarung<br />

• nach gesetzlicher Vorschrift<br />

• nach Natur oder Zweck der Leistung<br />

•im Zweifel Holschuld (§ 905 ABGB)<br />

Erfüllungsort ist der Wohnsitz des Schuldners.<br />

Spezialfall Geldschuld:<br />

qualifizierte Schickschuld (§ 905 Abs 2 ABGB)<br />

Mögliche abweichende Vereinbarungen:<br />

• Bringschuld<br />

Erfüllungsort ist der Wohnsitz des Gläubigers.<br />

• Schickschuld<br />

Erfüllungsort ist der Wohnsitz des Schuldners; der Schuldner<br />

hat die Sache jedoch an den Gläubiger zu versenden.<br />

zB Versendungskauf (§ 429 ABGB)


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Verhandlungsstadium<br />

Noch kein Schuldinhalt, aber<br />

bereits gegenseitige<br />

Aufklärungs-, Schutz- und<br />

Sorgfaltspflichten aus culpa in<br />

contrahendo<br />

Vorvertrag<br />

(§ 936 ABGB)<br />

• Vertrag über den künftigen<br />

Abschluss eines Hauptvertrages<br />

• Klage auf Abschluss des<br />

Hauptvertrages (Frist 1 Jahr)<br />

Abschluss des Vertrages<br />

Einigung über den Vertragsinhalt<br />

abgeschlossener<br />

(Haupt)Vertrag<br />

Besteht zwar bereits ein<br />

Schriftstück mit den wesentlichen<br />

Vertragspunkten, soll dieses aber<br />

noch schriftlich ausformuliert<br />

werden, spricht man beim Entwurf<br />

von einer<br />

Punktation (§ 885 ABGB).<br />

Die Punktation enthält bereits die<br />

Hauptpunkte des Vertrags und ist<br />

unterschrieben. Eine Klage auf<br />

Leistung aus dem Hauptvertrag ist<br />

möglich.<br />

T2/K2/ 59<br />

Willenserklärungen<br />

• mündlich<br />

• schriftlich<br />

• konkludent (§ 863 ABGB)<br />

(Aussteige-)Option<br />

Gestaltungsrecht einer Partei,<br />

einen Vertrag in Kraft oder außer<br />

Kraft zu setzen<br />

Spezialfall:<br />

Reugeld (§ 909 ABGB)<br />

Rücktrittsrecht gegen vereinbartes<br />

Entgelt (unterliegt Mäßigungsrecht<br />

gem § 7 KSchG)


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Schuldinhalt<br />

Nebenvereinbarungen<br />

Angeld (§ 908 ABGB) Vertragsstrafe (§ 1336 ABGB)<br />

(Achtung: Unterscheide die „Anzahlung“!)<br />

Zahlung bei Vertragsabschluss<br />

Verschulden des<br />

Angeldzahlers an<br />

der Vertragsauflösung<br />

Verschulden erforderlich<br />

Verschulden des<br />

Angeldnehmers an<br />

der Vertragsauflösung<br />

Verfall des Betrages (Rück-)Zahlung der<br />

doppelten Summe<br />

T2/K2/ 60<br />

„Pauschalierter“ Schadenersatz<br />

für den Fall der Nichterfüllung oder<br />

nicht gehörigen Erfüllung<br />

Grundsätzlich Verschulden, aber<br />

kein Schaden erforderlich<br />

Richterliches Mäßigungsrecht<br />

(§ 1336 Abs 2 ABGB)<br />

Ersatz des über die Konventionalstrafe<br />

hinaus gehenden Schadens kann<br />

geltend gemacht werden; gegenüber<br />

einem Verbraucher allerdings nur, wenn<br />

dies „im Einzelnen ausgehandelt “ wurde<br />

(§ 1336 Abs 3 ABGB)


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Schlichte<br />

Schuldänderung<br />

Parteienübereinkunft über die<br />

Änderung von<br />

Nebenbestimmungen<br />

zB Leistungszeit oder -ort,<br />

Vereinbarung eines Rücktrittsrechts<br />

Einwendungen<br />

Einwendungen bleiben erhalten<br />

Sicherheiten:<br />

Bürgen und Pfänder haften im<br />

übernommenen Ausmaß weiter, da<br />

das ursprüngliche Forderungsrecht<br />

erhalten bleibt (beachte aber das<br />

Verschlechterungsverbot).<br />

Änderung des Schuldinhalts<br />

Novation<br />

§§ 1376ff ABGB<br />

Parteienübereinkunft über die<br />

Änderung des Rechtsgrundes<br />

oder der Haupt(leistungs)pflichten<br />

(„Die alte Verbindlichkeit geht in eine<br />

neue über“)<br />

Einwendungen<br />

Einwendungen gegen die alte<br />

Leistungspflicht können auch<br />

gegen die neue erhoben werden.<br />

Sicherheiten:<br />

Bürgen und Pfänder haften nicht<br />

weiter (§ 1378 ABGB).<br />

T2/K2/ 61<br />

Feststellungsvertrag<br />

Umstrittenes wird durch<br />

Parteienübereinkunft neu geregelt.<br />

Konstitutives<br />

(rechtsbegründendes)<br />

Anerkenntnis<br />

Einseitiges Nachgeben<br />

einer Partei<br />

Vergleich<br />

§§ 1380ff ABGB<br />

Nachgeben beider<br />

Parteien<br />

Grundsätzlich keine Anfechtung wegen<br />

Irrtums über die verglichenen Punkte<br />

Einwendungen<br />

Einwendungen gegen die bisherige<br />

Verbindlichkeit können gegen die<br />

festgestellte nicht mehr erhoben<br />

werden Bereinigungswirkung<br />

Sicherheiten:<br />

Bürgen und Pfänder haften im<br />

übernommenen Ausmaß weiter (§ 1390<br />

ABGB; aber Verschlechterungsverbot).


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Vertragsübernahme<br />

Gläubigerbeitritt<br />

Änderung der Rechtszuständigkeit<br />

Gläubigerwechsel<br />

Rechtsgeschäftliche Zession<br />

(Forderungsabtretung)<br />

(§§ 1392ff ABGB)<br />

Übernahme von<br />

Forderungen<br />

Schuldbeitritt<br />

Einlösung<br />

(§§ 1422f ABGB)<br />

T2/K2/ 62<br />

Schuldnerwechsel<br />

Übernahme von<br />

Schulden<br />

Sonderfall<br />

Erfüllungsübernahme<br />

Gesetzliche Zession<br />

(„cessio legis“)<br />

(§ 1358 ABGB)<br />

Sonderfall<br />

Anweisung


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Vertragsübernahme<br />

Rechtsgeschäftliche Vertragsübernahme<br />

Das ABGB kennt nur die rechtsgeschäftliche Übertragung von Forderungen (Zession) und<br />

die Übernahme von Schulden; die Übertragung eines Schuldverhältnisses als Ganzes ist<br />

nicht ausdrücklich gesetzlich geregelt. Nach Lehre und Rsp ist eine solche zulässig<br />

(Privatautonomie).<br />

• Voraussetzung ist die Zustimmung aller Parteien<br />

• Der Vertragsübernehmer übernimmt alle Verpflichtungen, Forderungen und<br />

Gestaltungsrechte ohne Änderung des Schuldverhältnisses (Einheitstheorie).<br />

Gesetzliche Vertragsübernahme<br />

Beispiele:<br />

• Der Erwerber eines Bestandobjektes tritt gem § 1120 ABGB iVm §2 Abs1 MRG in bestehende<br />

Mietverträge ein.<br />

• Gem § 14 MRG treten beim Tod des Hauptmieters nahe Angehörige, die schon bisher im<br />

gemeinsamen Haushalt lebten, ex lege in den Mietvertrag ein.<br />

• Gem § 12 MRG kann der Hauptmieter einer Wohnung den Mietvertrag ohne Zustimmung des<br />

Vermieters auf nahe Angehörige übertragen, die schon bisher im gemeinsamen Haushalt lebten.<br />

• Gem § 38 UGB übernimmt der Erwerber eines Unternehmens, der dieses fortführt, sofern nichts<br />

anderes vereinbart ist, zum Zeitpunkt des Unternehmensüberganges die<br />

unternehmensbezogenen, nicht höchstpersönlichen Rechtsverhältnisse des Veräußerers mit<br />

den bis dahin entstandenen Rechten und Pflichten.<br />

T2/K2/ 63


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Gläubigerbeitritt<br />

Hinzutreten zusätzlicher Gläubiger zu<br />

bestehendem Schuldverhältnis<br />

Rechtsgeschäftliche Zession<br />

(Forderungsabtretung)<br />

§§ 1392ff ABGB<br />

Änderung der Rechtszuständigkeit auf<br />

Seiten des Gläubigers durch<br />

Rechtsgeschäft<br />

• Willensübereinstimmung zwischen<br />

Altgläubiger (Zedent) und Neugläubiger<br />

(Zessionar); Zustimmung des<br />

Schuldners ist nicht erforderlich<br />

• Bis zur Verständigung von der Zession<br />

kann der Schuldner schuldbefreiend an<br />

den Altgläubiger leisten. (§ 1395 S 2<br />

ABGB)<br />

• Der Schuldner hat alle Einwendungen<br />

auch gegen den Neugläubiger. (§ 1396<br />

ABGB)<br />

• Gewährleistung: Bei der entgeltlichen<br />

Zession haftet der Altgläubiger für<br />

Richtigkeit und Einbringlichkeit der<br />

Forderung nur bis zur Höhe des<br />

erhaltenen Entgelts. (§ 1397 ABGB)<br />

Übernahme von Forderungen<br />

Notwendige Zession<br />

(Forderungseinlösung)<br />

§§ 1422f ABGB<br />

Zwischenform zwischen rechtsgeschäftlicher<br />

und gesetzlicher<br />

Zession<br />

• Wer die Schuld eines anderen, für die<br />

er nicht haftet, bezahlt, kann vor oder<br />

bei Zahlung vom Gläubiger die<br />

Abtretung seiner Rechte verlangen.<br />

• Hat der Gläubiger die Zahlung<br />

angenommen und wurde dieses<br />

Verlangen gestellt, bewirkt dies den<br />

Forderungsübergang auf den<br />

Zahlenden.<br />

T2/K2/ 64<br />

Gläubigerwechsel<br />

Gesetzliche Zession<br />

(„cessio legis“)<br />

Änderung der Rechtszuständigkeit auf<br />

Seiten des Gläubigers aufgrund des<br />

Gesetzes (ex lege)<br />

• Wer eine fremde Schuld bezahlt,<br />

für die er – als Bürge oder als<br />

Pfandbesteller – haftet, tritt ex lege<br />

in die Rechte des Gläubigers ein und<br />

kann somit die Forderung gegen den<br />

Schuldner geltend machen. (§ 1358<br />

ABGB)<br />

• Weiters gehen zB Schadenersatzansprüche<br />

des Versicherten gegen den<br />

Schädiger ex lege auf den Versicherer<br />

über, der den Schaden deckt. (§ 67<br />

VersVG, § 332 ASVG)


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Schuldbeitritt<br />

(kumulative Schuldübernahme)<br />

(§ 1406 Abs 2 ABGB)<br />

Neben den Altschuldner tritt<br />

ein weiterer Schuldner hinzu.<br />

Keine Zustimmung des<br />

Gläubigers erforderlich<br />

Bedarf der Schriftform<br />

(neue Rsp seit OGH 4 Ob<br />

205/09i)<br />

Bürgschaften und Pfänder<br />

bleiben bestehen<br />

Sonderform:<br />

Gesetzlicher Schuldbeitritt<br />

• Bei Übernahme eines<br />

Unternehmens oder<br />

Vermögens<br />

• Nach §§ 1409 ABGB,<br />

38 UGB 14 BAO, 67 ASVG<br />

Übernahme von Schulden<br />

Schuldnerwechsel<br />

(privative Schuldübernahme)<br />

(§ 1405ff ABGB)<br />

Die Schuld geht vom<br />

Altschuldner auf den<br />

Neuschuldner über. Der<br />

Altschuldner wird befreit.<br />

Bedarf der Zustimmung des<br />

Gläubigers<br />

Bürgschaften und Pfänder<br />

gehen unter<br />

Sonderform:<br />

Hypothekenübernahme<br />

Der Erwerber eines belasteten<br />

Grundstücks übernimmt auch<br />

die am Grundstück lastenden<br />

Schulden. Er haftet für diese<br />

mit dem Grundstück.<br />

T2/K2/ 65<br />

Sonderfall<br />

Erfüllungsübernahme<br />

(§ 1404 ABGB)<br />

Jemand verpflichtet sich<br />

lediglich im Verhältnis zum<br />

Schuldner zur Leistung von<br />

dessen Schuld.<br />

Gläubiger hat grundsätzlich<br />

kein Forderungsrecht gegenüber<br />

dem die Erfüllung<br />

Übernehmenden, da dieser<br />

nur eine Verpflichtung<br />

gegenüber dem Schuldner<br />

hat.<br />

Bürgschaften und Pfänder<br />

bleiben bestehen<br />

Sonderfall<br />

Anweisung<br />

(§§ 1400ff ABGB)<br />

Der Anweisende ermächtigt den<br />

Angewiesenen auf seine<br />

Rechnung an den Anweisungsempfänger<br />

zu leisten.<br />

Anweisungsempfänger<br />

(Gläubiger des Anweisenden)<br />

hat bis zur Annahme<br />

grundsätzlich kein<br />

Forderungsrecht gegen den<br />

Angewiesenen (Schuldner des<br />

Anweisenden)<br />

Bürgschaften und Pfänder<br />

bleiben bestehen


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Übernahme eines<br />

Unternehmens oder eines<br />

gesamten Vermögens im Wege<br />

der Veräußerung<br />

(Kauf, Tausch, Schenkung)<br />

§ 1409 ABGB<br />

„Haftungsfondstheorie“<br />

„Betrifft nur die zum Unternehmen<br />

bzw zum Vermögen gehörenden<br />

Verbindlichkeiten, die der<br />

Übernehmer kannte oder kennen<br />

musste<br />

Übernehmer haftet bis zum Wert<br />

des übernommenen Unternehmens<br />

oder Vermögens („pro viribus“-<br />

Haftung)<br />

Haftung kann durch<br />

Parteienübereinkunft nicht<br />

ausgeschlossen werden<br />

(§ 1409 Abs 3 ABGB)<br />

Keine Haftung bei Erwerb im Zuge<br />

eines Insolvenzverfahrens oder<br />

mittels Zwangsvollstreckung (§<br />

1409a ABGB)<br />

Gesetzlicher Schuldbeitritt<br />

bei Unternehmens- bzw Vermögensübernahme<br />

Übernahme und Fortführung eines unter Lebenden<br />

erworbenen Unternehmens<br />

§ 38 UGB<br />

Gesetzl. Vertragsübernahme<br />

Erwerber übernimmt mangels<br />

abweichender Vereinbarung alle bis zum<br />

Unternehmensübergang entstandenen,<br />

unternehmensbezogenen,<br />

nicht höchstpersönlichen RV<br />

des Veräußerers (§ 38 Abs 1 UGB)<br />

Unbeschränkte Haftung des Erwerbers<br />

für Verbindlichkeiten (unabhängig davon,<br />

ob auch das der Schuld zugrunde<br />

liegende Rechtsverhältnis übernommen<br />

wurde)<br />

Haftungsausschluss gem § 38 Abs 4<br />

UGB gegenüber Dritten wirksam, wenn<br />

dies im Firmenbuch eingetragen, auf<br />

verkehrsübliche Weise bekannt gemacht<br />

oder dem Dritten vom Veräußerer oder<br />

Erwerber mitgeteilt wurde.<br />

Dritter kann der Vertragsübernahme<br />

widersprechen:<br />

Daher werden lediglich jene<br />

Vertragsverhältnisse, bezüglich derer kein<br />

Widerspruch erhoben wurde vom<br />

Erwerber übernommen. Aber Achtung:<br />

Dies kann dazu führen, dass der<br />

Erwerber trotzdem haftet, obwohl er nicht<br />

gleichzeitig Vertragspartner ist.<br />

T2/K2/ 66<br />

Schuldbeitritt<br />

Veräußerer haftet für die vom<br />

Erwerber übernommenen bis<br />

zum Unternehmensübergang<br />

entstandenen,<br />

unternehmensbezogenen,<br />

nicht höchstpersönlichen<br />

Verbindlichkeiten fort.<br />

Unbeschränkte Haftung des<br />

Veräußerers für diese<br />

„Altverbindlichkeiten“ aber<br />

nur, soweit sie vor Ablauf<br />

von fünf Jahren nach dem<br />

Unternehmensübergang fällig<br />

werden.<br />

Haftung nach anderen<br />

Rechtsvorschriften bleibt<br />

jedoch unberührt (§ 38<br />

Abs 6 UGB)<br />

Weitere Bestimmungen, ua<br />

§ 14 BAO<br />

§ 67 Abs 4 ASVG<br />

• Haftung für Abgaben (§ 14 BAO)<br />

Haftung des Erwerbers eines<br />

Unternehmens für Abgaben und<br />

Steuerabzugsbeträge der vergangenen<br />

12 Monate, die er kannte oder kennen<br />

musste<br />

• Haftung für Sozialversicherungsbeiträge<br />

(§ 67 Abs 4 ASVG)<br />

Haftung des Erwerbers eines<br />

Unternehmens für<br />

Sozialversicherungsbeiträge der<br />

vergangenen 12 Monate


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Leistungsstörungen<br />

bei entgeltlichen Verträgen<br />

Hauptleistungspflichten Nebenleistungspflichten<br />

Nichterfüllung Schlechterfüllung<br />

(nachträgliche)<br />

Unmöglichkeit der<br />

Leistung<br />

Erbringung der Leistung<br />

steht ein dauerndes<br />

Hindernis entgegen<br />

Schuldnerverzug<br />

Verzug Gewährleistung<br />

Leistung nicht zur gehörigen<br />

Zeit, am gehörigen Ort oder auf<br />

die bedungene Weise<br />

erbracht bzw angenommen<br />

Annahmeverzug<br />

Einstehenmüssen für<br />

Mängel, welche die Leistung<br />

bei ihrer Erbringung aufweist<br />

T2/K3/ 67<br />

Sonstige („positive“)<br />

Vertragsverletzungen<br />

Verletzung von Schutz- und<br />

Sorgfaltspflichten:<br />

Mangelfolgeschaden<br />

Schaden an sonstigen<br />

Vermögensgütern, der durch eine<br />

mangelhafte Leistung verursacht wird<br />

Begleitschaden<br />

Schaden, der durch eine reine<br />

Schutzpflichtverletzung verursacht wird;<br />

die Leistung selbst ist nicht mangelhaft


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

(nachträgliche) Unmöglichkeit der Leistung<br />

Unterscheide: In den Fällen „geradezu<br />

unmöglicher Vertragsinhalte“ gem § 878<br />

ABGB (= anfängliche Unmöglichkeit)<br />

kommt gar kein Vertrag zustande<br />

Vom Schuldner zu verantwortendes<br />

Unmöglichwerden der Leistung<br />

(§ 920 ABGB)<br />

Der Schuldner hat die Leistungsunmöglichkeit<br />

verschuldet oder sie sonst zu<br />

vertreten; er hat das „Erfüllungsinteresse“<br />

zu ersetzen, dh der Vertragspartner ist so zu<br />

stellen, wie er stünde, wäre der Vertrag<br />

ordnungsgemäß erfüllt worden.<br />

Vom Gläubiger zu verantwortendes<br />

Unmöglichwerden der Leistung<br />

(im ABGB nicht ausdrücklich geregelt)<br />

Die Leistungserbringung wird vom Gläubiger<br />

vereitelt.<br />

T2/K3/ 68<br />

Gilt nicht für Geldschulden! Wer Geld<br />

schuldet aber keines hat, ist<br />

zahlungsunfähig (siehe Insolvenzrecht)<br />

Der Vertrag bleibt (vorerst) aufrecht. Der Vertrag bleibt aufrecht. Der Vertrag zerfällt.<br />

Dem Gläubiger kommt hier ein<br />

Wahlrecht zu. Er kann entweder<br />

• am Vertrag festhalten, also seine<br />

Leistung erbringen und als Erfüllungsinteresse<br />

den Wert der vereitelten<br />

Gegenleistung fordern<br />

(Ausgleichsanspruch);<br />

• oder vom Vertrag zurücktreten; sodann<br />

braucht er seine eigene Leistung nicht zu<br />

erbringen und kann als Erfüllungsinteresse<br />

bei einer höherwertigen vereitelten Gegenleistung<br />

die Wertdifferenz verlangen<br />

(Differenzanspruch).<br />

Sphärentheorie: Der Gläubiger hat seine<br />

Leistung zu erbringen (also etwa den<br />

Kaufpreis zu bezahlen), obwohl er selbst<br />

keine Leistung erhält. Anrechnung dessen,<br />

was sich der Schuldner erspart hat.<br />

Den Gläubiger trifft somit die<br />

Gegenleistungs- bzw Preisgefahr.<br />

Zufall: Weder vom Schuldner noch<br />

vom Gläubiger zu verantwortendes<br />

Unmöglichwerden der Leistung<br />

(§ 1447 ABGB)<br />

Weder Schuldner noch Gläubiger haben die<br />

Leistungserbringung vereitelt oder das<br />

Unmöglichwerden zu vertreten.<br />

Bereits Geleistetes ist zurückzustellen.<br />

Ist dies nicht möglich, ist der Wert der<br />

Vorleistung bzw das stellvertretende<br />

commodum zu ersetzen.


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

„Mahnung“ zur<br />

Festlegung des<br />

Leistungszeitpunkts<br />

„Einfaches Zeitgeschäft“<br />

Leistungszeitpunkt<br />

Bei Überschreiten:<br />

Setzen einer angemessenen Nachfrist<br />

Keine Androhung der<br />

Vertragsauflösung<br />

Unter Androhung der<br />

Vertragsauflösung<br />

Verzug<br />

Zur Fälligkeit der Leistung<br />

• Vereinbarung<br />

• Natur der Sache<br />

• Gesetzliche Anordnung<br />

bei Überschreiten zerfällt Vertrag<br />

• Gegebenes ist zurückzustellen<br />

• Bei Verschulden<br />

Schadenersatzanspruch T2/K3/ 69<br />

(Erfüllungsinteresse)<br />

Fixgeschäft<br />

(§ 919 ABGB)


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Verzug beim „einfachen Zeitgeschäft“<br />

Schuldnerverzug<br />

(Leistungsverzug)<br />

Schuldner trifft kein Verschulden<br />

an der Nichtleistung<br />

„objektiver Verzug“<br />

Gläubiger kann entweder<br />

• weiterhin Erfüllung verlangen und<br />

muss seine Leistung erbringen oder<br />

• unter Setzung einer Nachfrist vom<br />

Vertrag zurücktreten<br />

Bei Verträgen, die wechselseitig in Teilleistungen<br />

zu erbringen sind, kann der Gläubiger<br />

nicht nur bezüglich der säumigen<br />

Teilleistungen, sondern auch bezüglich aller<br />

weiteren, noch nicht fälligen Teilleistungen,<br />

vom Vertrag zurücktreten<br />

(§ 918 Abs 2 ABGB).<br />

Schuldner trägt die Preisgefahr<br />

(Gegenleistungsgefahr), dh er trägt das<br />

Risiko des zufälligen Untergangs der<br />

geschuldeten Sache und erhält somit keine<br />

Gegenleistung<br />

Bei Geldschulden gebühren Verzugszinsen;<br />

Höhe im Zweifel 4% (§ 1333 iVm<br />

§ 1000 ABGB) ; im beiderseitigen<br />

Unternehmergeschäft 8% über dem Basiszinssatz<br />

(derzeit daher 8,88%; § 352 UGB)<br />

Vorläufige Nichterfüllung der Leistung<br />

Schuldner trifft Verschulden an<br />

der Nichtleistung<br />

„subjektiver Verzug“<br />

Rechtsfolgen wie beim objektiven Verzug<br />

Dazu: Schadenersatzansprüche<br />

• bei Erfüllung: Ersatz des<br />

Verspätungsschadens, dh jenen<br />

Schaden, der dadurch entstanden ist,<br />

dass die Leistung zu einem späteren<br />

Zeitpunkt erbracht wird<br />

• bei Rücktritt vom Vertrag: Ersatz des<br />

Erfüllungsinteresses (§ 921 ABGB);<br />

der Gläubiger ist so zu stellen, wie er<br />

stünde, wenn der Vertrag<br />

ordnungsgemäß erfüllt worden wäre<br />

T2/K3/ 70<br />

Gläubigerverzug<br />

(Annahmeverzug)<br />

IdR ist der Gläubiger nicht zur Annahme<br />

verpflichtet, jedoch gerät er, wenn er nicht<br />

annimmt, in Annahmeverzug.<br />

Kein Annahmeverzug liegt jedoch vor, wenn eine<br />

Leistung, die einen offenen Mangel aufweist,<br />

nicht angenommen wird.<br />

Sollte der Gläubiger vereinbarungsgemäß zur<br />

Abnahme verpflichtet sein, so wird er als<br />

Schuldner behandelt (Schuldnerverzug).<br />

Gläubiger trifft Preisgefahr<br />

(Gegenleistungsgefahr), dh er trägt das Risiko,<br />

seine eigene Leistung erbringen zu müssen,<br />

obwohl er – wegen deren zufälligen Untergangs –<br />

keine Gegenleistung erhält.<br />

Der Schuldner haftet nur mehr für vorsätzliche<br />

oder grob fahrlässige Beschädigung des<br />

Leistungsgegenstandes.<br />

Der Schuldner darf seine Leistung mit<br />

schuldbefreiender Wirkung gerichtlich<br />

hinterlegen oder einem gerichtlich bestellten<br />

Verwalter (Sequester) übergeben. Allfällige<br />

Mehraufwendungen sind nach der GoA zu<br />

beurteilen.


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Verzug beim Fixgeschäft (§ 919 ABGB)<br />

Vereinbarungsgemäß muss der Vertrag innerhalb einer bestimmten Frist oder zu einem<br />

bestimmten Zeitpunkt erfüllt werden. Bereits bei Abschluss des Vertrages wird vereinbart, dass<br />

eine verspätete Erfüllung nicht mehr angenommen wird.<br />

Fixgeschäft kraft ausdrücklicher<br />

Vereinbarung<br />

Nichterfüllung bei Fälligkeit<br />

T2/K3/ 71<br />

Fixgeschäft aufgrund der Natur<br />

des Geschäftes oder des dem<br />

Verpflichteten bekannten<br />

Zwecks der Leistung<br />

• Ohne weitere Rücktrittserklärung oder Nachfristsetzung „zerfällt“ der Vertrag.<br />

• Vorausgeleistetes ist zurückzustellen.<br />

• „Rettung des Vertrages“ durch den Gläubiger:<br />

Trotz Verstreichens des Fälligkeitszeitpunkts kann der Gläubiger auf Erfüllung<br />

bestehen, wenn er dies dem Schuldner unverzüglich mitteilt. Das Fixgeschäft wird<br />

dadurch zum „einfachen Zeitgeschäft“.<br />

Möglich ist dies aber überhaupt nur bei Vorliegen eines relativen Fixgeschäfts, wenn also eine<br />

Erfüllung nach Fälligkeit überhaupt noch möglich ist. Beim absoluten Fixgeschäft (zB das<br />

Filmen eines Hochzeitszuges) bleibt es bei der Vertragsauflösung, da die Leistung unmöglich<br />

geworden ist.<br />

• Schadenersatzansprüche (Nichterfüllungs- oder<br />

Verspätungsschaden) sind uU denkbar.


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Gewährleistung<br />

Gewährleistung ist die bei entgeltlichen Verträgen gesetzlich normierte Haftung des Schuldners<br />

für Sach- und Rechtsmängel, welche die Leistung im Zeitpunkt ihrer Erbringung aufweist.<br />

(Maßgeblich ist somit idR die Übergabe/Ablieferung der Sache.)<br />

Wiederherstellung der vereinbarten Relation der vertraglichen Leistungen zueinander:<br />

Störungen der subjektiven Äquivalenz sollen ausgeglichen werden.<br />

(Dass die vertraglichen Leistungen einander nach objektiven Wertansätzen entsprechen, ist nicht<br />

Regelungsgegenstand der Gewährleistung.)<br />

Bei einer Anderslieferung (aliud)<br />

leistet der Schuldner nicht<br />

mangelhaft, sondern überhaupt<br />

etwas anderes als er schuldet. Der<br />

Schuldner wird so betrachtet, als<br />

hätte er gar nicht geleistet; er gerät<br />

in Schuldnerverzug.<br />

§§ 922ff ABGB<br />

Kauf, Tausch, Werkvertrag (iVm<br />

§ 1167 ABGB)<br />

T2/K3/ 72<br />

Sonderbestimmungen:<br />

• Zession: §§ 1397ff ABGB<br />

• Bestandvertrag: § 1096 ABGB<br />

• beiderseitiges Unternehmergeschäft:<br />

§§ 377f, 381 Abs 2 UGB<br />

• Verbrauchergeschäft: §§ 8ff KSchG


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Sachmängel Rechtsmängel<br />

Sind körperliche<br />

Mängel<br />

• Fehlen<br />

ausdrücklich<br />

vereinbarter<br />

Eigenschaften<br />

oder<br />

• Fehlen<br />

verkehrsüblicher<br />

Eigenschaften<br />

Gewährleistungsfrist<br />

beginnt idR ab<br />

Übergabe<br />

Sind gegeben,<br />

wenn der Schuldner<br />

dem Gläubiger<br />

nicht die<br />

versprochene<br />

Rechtsposition<br />

verschafft<br />

Gewährleistungsfrist<br />

beginnt ab<br />

Erkennbarkeit des<br />

Rechtsmangels,<br />

wenn also ein<br />

Dritter Ansprüche<br />

auf die Sache<br />

erhebt, die mit<br />

überwiegender<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

zu Recht bestehen.<br />

Arten von Mängeln 1<br />

Offenkundige<br />

Mängel<br />

Sind Mängel, die<br />

bereits bei<br />

Vertragsabschluss<br />

offensichtlich sind<br />

Keine Gewährleistungsansprüche,<br />

da diese Mängel<br />

gewöhnlich schon bei<br />

der Preisvereinbarung<br />

berücksichtigt werden.<br />

(§ 928 ABGB)<br />

Ausnahme:<br />

ausdrückliche Zusicherung<br />

der<br />

Eigenschaft oder<br />

arglistiges<br />

Verschweigen des<br />

Mangels<br />

Offene<br />

Mängel<br />

Sind Mängel, die<br />

durch sachgemäße<br />

Untersuchung der<br />

Sache nach<br />

Ablieferung<br />

feststellbar sind.<br />

Relevanz beim<br />

beiderseitigen<br />

Unternehmergeschäft:<br />

lösen<br />

sofortige<br />

Mängelrügeobliegenheit<br />

aus<br />

T2/K3/ 73<br />

Verdeckte<br />

Mängel<br />

Sind Mängel, die<br />

trotz sachgemäßer<br />

Untersuchung der<br />

Sache nach<br />

Ablieferung nicht<br />

feststellbar sind.<br />

Die Gewährleistungsfrist<br />

beginnt ab objektiver<br />

Erkennbarkeit zu laufen.<br />

(strittig)<br />

Relevanz beim<br />

beiderseitigen<br />

Unternehmergeschäft:<br />

Mängel sind<br />

erst zu rügen, wenn<br />

sie entdeckt werden.<br />

Unbeachtliche<br />

(unerhebliche)<br />

Mängel<br />

Minimaler Mangel;<br />

daher kein<br />

Gewährleistungsanspruch<br />

Beachtliche<br />

(erhebliche)<br />

Mängel<br />

Gewährleistungsrechtlich<br />

relevante<br />

Abweichung vom<br />

vertraglich<br />

Geschuldeten;<br />

Gewährleistungsanspruch<br />

kann<br />

bestehen


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Qualitätsmängel<br />

Betreffen Art und<br />

Eigenschaft der<br />

geschuldeten<br />

Leistung<br />

Bei Behebbarkeit:<br />

• primäre<br />

Gewährleistungsbehelfe:<br />

Nachbesserung<br />

durch<br />

Beseitigung des<br />

Qualitätsmangels<br />

oder Austausch<br />

(bei Gattungssache)<br />

• sekundär:<br />

Preisminderung,<br />

Wandlung<br />

Quantitätsmängel<br />

Betreffen die<br />

Menge der<br />

geschuldeten<br />

Leistung<br />

Bei Behebbarkeit:<br />

• primärer<br />

Gewährleistungsbehelf:<br />

Nachtrag des<br />

Fehlenden<br />

• sekundär:<br />

Preisminderung,<br />

Wandlung<br />

Arten von Mängeln 2<br />

Behebbare<br />

Mängel<br />

Lassen sich mit<br />

wirtschaftlich<br />

vernünftigen<br />

Mitteln<br />

(vertretbaren<br />

Kosten)<br />

beseitigen<br />

Bei Gattungssachen<br />

ist auch eine<br />

Mangelbehebung<br />

durch Austausch<br />

möglich, selbst wenn<br />

die Reparatur der<br />

Sache wirtschaftlich<br />

nicht vertretbar wäre<br />

T2/K3/ 74<br />

Unbehebbare<br />

Mängel<br />

Sind entweder<br />

• überhaupt nicht<br />

oder<br />

•nicht mit<br />

wirtschaftlich<br />

vernünftigen<br />

Mitteln<br />

(vertretbaren<br />

Kosten) zu<br />

beseitigen<br />

Geringfügige<br />

Mängel<br />

Zwar ist der<br />

vereinbarte bzw<br />

ordentliche<br />

Gebrauch der<br />

Sache möglich,<br />

dennoch liegt eine<br />

unerwünschte<br />

Abweichung der<br />

Schuldnerleistung<br />

vor.<br />

• primäre<br />

Gewährleistungsbehelfe:<br />

Verbesserung<br />

(Nachbesserung<br />

oder Nachtrag des<br />

Fehlenden),<br />

Austausch (bei<br />

Gattungssache)<br />

• sekundär:<br />

Preisminderung<br />

Nicht<br />

geringfügige<br />

Mängel<br />

• primäre<br />

Gewährleistungsbehelfe:<br />

Verbesserung<br />

(Nachbesserung<br />

oder Nachtrag des<br />

Fehlenden),<br />

Austausch (bei<br />

Gattungssache)<br />

• sekundär:<br />

Preisminderung,<br />

Wandlung


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Gewährleistungsbehelfe (§ 932 ABGB)<br />

Primäre Gewährleistungsbehelfe<br />

• Unbehebbarkeit des Mangels<br />

• Verweigerung durch den Übergeber<br />

• Unverhältnismäßig hoher Aufwand für<br />

den Übergeber<br />

• Verzug mit Verbesserung oder Austausch<br />

• Erhebliche Unannehmlichkeiten für den<br />

Übernehmer<br />

• Unzumutbarkeit aus triftigem, beim<br />

Übergeber liegenden Grund<br />

Sekundäre Gewährleistungsbehelfe<br />

T2/K3/ 75<br />

Verbesserung<br />

• Nachbesserung<br />

oder<br />

• Nachtrag des Fehlenden<br />

Austausch<br />

Preisminderung<br />

• Angemessene Minderung<br />

des Entgelts<br />

• Relative Berechnungsmethode:<br />

Minderung des<br />

Entgelts im Verhältnis zum<br />

(objektiven) Wertverlust<br />

Wandlung<br />

• Aufhebung des Vertrags<br />

• Wahlrecht des<br />

Übernehmers<br />

• Übergeber kann geltend<br />

machen, dass der eine<br />

Behelf unmöglich oder mit<br />

unverhältnismäßig hohem<br />

Aufwand im Vergleich zum<br />

anderen verbunden ist<br />

• Wahlrecht des<br />

Übernehmers<br />

•Beimgeringfügigen Mangel<br />

keine Wandlung


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Erfüllungsort der<br />

Verbesserung<br />

§ 8 KSchG<br />

Ein Unternehmer, der zur<br />

Verbesserung oder zum<br />

Austausch verpflichtet ist,<br />

muss dies durchführen:<br />

•Am Übergabeort<br />

•Bei Versendung oder<br />

Transport der Sache an einen<br />

anderen Ort (im Inland) an<br />

diesem (Bestimmungsort)<br />

• Wenn es der Verbraucher<br />

verlangt und die Beförderung<br />

der Sache zum Unternehmer<br />

für den Verbraucher untunlich<br />

ist, an jenem Ort (im Inland),<br />

an dem sich die Sache<br />

gewöhnlich befindet<br />

(Aufenthaltsort)<br />

Der Unternehmer kann, soweit<br />

nicht untunlich, die<br />

Übersendung der Sache durch<br />

den Verbraucher verlangen. Er<br />

trägt jedoch Gefahr und Kosten<br />

des Transports.<br />

Gewährleistung und Verbrauchergeschäft<br />

Gewährleistung als<br />

zwingendes Recht<br />

§ 9 KSchG<br />

Das Gewährleistungsrecht<br />

des Verbrauchers darf nicht<br />

ausgeschlossen, jedoch wie<br />

folgt eingeschränkt werden.<br />

• Nach Kenntnis des Mangels<br />

kann der Verbraucher auf<br />

seine Rechte aus<br />

Gewährleistung verzichten<br />

oder diese durch Absprache<br />

mit dem Übergeber<br />

modifizieren.<br />

• Bei der Veräußerung von<br />

gebrauchten beweglichen<br />

Sachen kann die<br />

Gewährleistungsfrist auf<br />

1 Jahr reduziert werden,<br />

sofern dies im Einzelnen<br />

ausgehandelt wurde.<br />

T2/K3/ 76<br />

Gewährleistung bei<br />

Montage<br />

§ 9a KSchG<br />

• Wenn ein Unternehmer zur<br />

Montage verpflichtet ist,<br />

haftet er auch für die, bei der<br />

Montage durch unsachgemäßes<br />

Verhalten<br />

entstandenen Mängel an<br />

der Sache.<br />

• Wenn die Montage durch den<br />

Verbraucher vorgesehen ist,<br />

haftet der Unternehmer auch<br />

für Mängel an der Sache, die<br />

durch Fehler der Montageanleitung<br />

verursacht wurden.<br />

Beachte: Es handelt sich hier um<br />

eine verschuldensunabhängige<br />

Haftung für einen Mangelfolgeschaden.<br />

Vertragliche Garantie<br />

§ 9b KSchG<br />

• Gibt ein Unternehmer eine<br />

vertragliche<br />

Garantieerklärung ab (dh<br />

verpflichtet er sich bei<br />

Mangelhaftigkeit der Sache<br />

zur Verbesserung, Austausch<br />

etc.) muss er ausdrücklich<br />

darauf hinweisen, dass dadurch<br />

gesetzliche Gewährleistungsansprüche<br />

nicht beschränkt<br />

werden.<br />

• Der Unternehmer ist sowohl<br />

an die Zusage in der<br />

Garantiererklärung als auch<br />

an den in der Werbung<br />

bekannt gemachten Inhalt<br />

der Garantie gebunden.


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Ausschluss der Gewährleistung<br />

Gesetzlicher<br />

Gewährleistungsausschluss<br />

Offenkundige<br />

Mängel<br />

§ 928 ABGB<br />

Mängel, die bereits bei<br />

Vertragsabschluss<br />

offensichtlich sind („in die<br />

Augen fallen“)<br />

Kauf in Pausch und Bogen<br />

§ 930 ABGB<br />

Erwerb von Sachen „wie sie<br />

stehen und liegen“<br />

T2/K3/ 77<br />

Vertraglicher<br />

Gewährleistungsausschluss<br />

• Rechte aus Gewährleistung können durch<br />

Parteienvereinbarung eingeschränkt oder<br />

ausgeschlossen werden.<br />

• Grenze: Sittenwidrigkeit gem § 879 ABGB<br />

In diesem Sinne unzulässig ist etwa der<br />

Ausschluss jedweder Gewährleistung bei<br />

fabrikneuen Waren.<br />

• Sonderbestimmung für<br />

Verbrauchergeschäfte: § 9 KSchG


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Allgemeines<br />

Der Lauf der Fristen beginnt<br />

• bei Sachmängeln idR ab<br />

Übergabe/Ablieferung<br />

• bei Rechtsmängeln ab<br />

Erkennbarkeit; wenn also ein<br />

Dritter Ansprüche auf die Sache<br />

erhebt, die mit überwiegender<br />

Wahrscheinlichkeit zu Recht<br />

bestehen<br />

Die Frist kann grundsätzlich<br />

vertraglich verkürzt oder verlängert<br />

werden.<br />

Sonderbestimmung für<br />

Verbrauchergeschäfte (§ 9 KSchG):<br />

Bei gebrauchten beweglichen<br />

Sachen kann die Frist – sofern dies<br />

im Einzelnen ausgehandelt wird –<br />

vertraglich auf 1 Jahr verkürzt<br />

werden.<br />

Gewährleistungsfristen<br />

Fristen<br />

§ 933 ABGB<br />

Unbewegliche Sache<br />

Bewegliche Sache<br />

T2/K3/ 78<br />

3 Jahre<br />

2 Jahre<br />

Viehmangel 6 Wochen<br />

Beweislast<br />

• Die Tatsache, dass überhaupt ein<br />

Mangel vorliegt, hat stets der<br />

Übernehmer zu beweisen.<br />

• Grundsätzlich hat der Übernehmer<br />

auch zu beweisen, dass der<br />

Mangel schon bei Übergabe<br />

vorlag.<br />

• Gesetzliche Vermutung der<br />

Mangelhaftigkeit (§ 924 ABGB):<br />

• Kommt ein Mangel innerhalb von<br />

6 Monaten nach Übergabe hervor,<br />

wird die Mangelhaftigkeit bei<br />

Übergabe gesetzlich vermutet, dh<br />

der Übergeber müsste beweisen,<br />

dass der Mangel bei Übergabe noch<br />

nicht vorhanden war.<br />

• Ausnahme: Vermutung ist mit der<br />

Art der Sache oder des Mangels<br />

unvereinbar


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Schadenersatz für Mangel- und Mangelfolgeschäden<br />

(§ 933a ABGB)<br />

• Da der Übergeber aus dem Vertrag zur ordnungsgemäßen Erfüllung verpflichtet ist, kann der Übernehmer<br />

bei schuldhafter Verletzung dieser Pflicht das Erfüllungsinteresse fordern (Mangelschaden).<br />

• Ersatzfähig sind auch Schäden, die durch die mangelhafte Leistung verursacht sind (Mangelfolgeschaden).<br />

Beweislast<br />

• Nach allgemeinen schadenersatzrechtlichen Regeln muss der Geschädigte das<br />

Verschulden des Schädigers beweisen.<br />

• Gemäß § 1298 ABGB gilt für die Verletzung vertraglicher Verpflichtungen eine Beweislastumkehr, dh<br />

der Schädiger muss beweisen, dass ihn kein Verschulden trifft. Diese Beweislastumkehr gilt gem<br />

§ 933a Abs 3 ABGB hinsichtlich des Ersatzes von Mangel- und Mangelfolgeschäden nur bis 10 Jahre<br />

nach Übergabe der Sache.<br />

Mangelschaden Mangelfolgeschaden<br />

Ist jener Schaden, der sich aus der<br />

Mangelhaftigkeit der Leistung selbst<br />

ergibt.<br />

Konkurrenz von Gewährleistung und<br />

Schadenersatzansprüchen:<br />

Selbst wenn keine Gewährleistung mehr<br />

geltend gemacht werden kann, steht bei<br />

Vorliegen der Tatbestandsvoraussetzungen<br />

immer noch<br />

Schadenersatz zu.<br />

Beachte die unterschiedlichen Fristen.<br />

Um diese Anspruchskonkurrenz zu<br />

harmonisieren, ordnet der Gesetzgeber<br />

auch bezüglich des Mangelschadens<br />

einen Vorrang von Verbesserung und<br />

Austausch an. (§ 933a Abs 2 ABGB)<br />

Ist jener Schaden, der durch die mangelhafte<br />

Leistung an sonstigen Gütern des<br />

Gläubigers verursacht<br />

wird; er handelt insofern vertragswidrig, als er<br />

Schutz- und Sorgfaltspflichten verletzt.<br />

Schadenersatzanspruch;<br />

Beweislastumkehr gem § 1298 ABGB<br />

befristet auf 10 Jahre nach Übergabe<br />

Schadenersatzanspruch; Beweislastumkehr<br />

gem § 1298 ABGB befristet auf 10J nach Übergabe<br />

T2/K3/ 79<br />

„Begleitschaden“<br />

Ist jener Schaden, der durch eine reine<br />

Schutzpflichtverletzung zugefügt wird.<br />

Die Leistung selbst ist nicht mangelhaft.<br />

Schadenersatzanspruch; Beweislastumkehr<br />

gem § 1298 ABGB befristet auf 30 Jahre<br />

nach Übergabe


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Händlerregress (§ 933b ABGB)<br />

Hat ein Unternehmer einem Endverbraucher Gewähr geleistet, so kann er von seinem Vormann,<br />

wenn dieser Unternehmer ist, auch nach Ablauf der Fristen des § 933 ABGB Gewährleistung fordern.<br />

Gleiches gilt für frühere Übergeber im Verhältnis zu ihren Vormännern, wenn sie selbst wegen der<br />

Gewährleistungsrechte des letzten Verkäufers ihrem Nachmann Gewähr geleistet haben.<br />

Die Rückgriffsansprüche müssen innerhalb von 2 Monaten ab der Erfüllung der eigenen<br />

Gewährleistungspflicht gerichtlich geltend gemacht werden und sind mit der Höhe des eigenen<br />

Aufwands beschränkt.<br />

Die Haftung eines Rückgriffsverpflichteten verjährt aber jedenfalls in 5 Jahren ab Erbringung der<br />

Leistung.<br />

Achtung: Beruht der Rückgriff auf einem beiderseitig unternehmensbezogenen Geschäft, ist die<br />

Mängelrüge nach § 377 UGB Rückgriffsvoraussetzung. Der Unternehmer, der von einem Verbraucher<br />

in Anspruch genommen wird, muss den Mangel innerhalb angemessener Frist, nachdem er durch den<br />

Verbraucher davon erfahren hat, bei seinem Vormann rügen.<br />

Beachte: UU trifft den Unternehmer jedoch die Obliegenheit, auch zum Weiterverkauf bestimmte,<br />

originalverpackte Ware (zumindest stichprobenartig) auf ihre Mangelfreiheit zu untersuchen und<br />

Mängel gegebenenfalls sofort zu rügen. Kommt er dieser Obliegenheit nicht nach, verliert er seine<br />

Rechte aus Gewährleistung gegenüber seinem Vormann. Er kann sich daher, wenn er zu einem<br />

späteren Zeitpunkt durch seinen Abnehmer von der Mangelhaftigkeit der Sache erfährt, nicht mehr<br />

regressieren.<br />

T2/K3/ 80


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Beendigung von Schuldverhältnissen<br />

Vertragsgemäße Beendigung<br />

• Erfüllung (§ 1412 ABGB)<br />

Beachte: Auf Teilleistungen muss sich der Gläubiger nicht<br />

einlassen!<br />

• Hinterlegung bei Gericht oder Sequester (§ 1425 ABGB)<br />

(vgl Annahmeverzug)<br />

• Leistung an Zahlungs Statt (§ 1414 ABGB)<br />

Eine andere als die vertraglich vereinbarte Leistung wird<br />

erbracht; Schuldner und Gläubiger erkennen diese Leistung<br />

als Erfüllung der ursprünglichen Verbindlichkeit an.<br />

• Aufrechnung (Kompensation) (§§ 1438ff ABGB)<br />

Voraussetzungen bei der einseitigen Kompensation:<br />

Gegenseitigkeit<br />

Gültigkeit<br />

Gleichartigkeit<br />

Fälligkeit<br />

Fehlen eines Aufrechnungsverbotes<br />

• Vereinigung (Konfusion)<br />

Die Position des Gläubigers und des Schuldners fallen<br />

zusammen.<br />

• Verzicht (Erlass, Entsagung) (§ 1444 ABGB)<br />

• Zeitablauf<br />

• Tod<br />

T2/K4/ 81<br />

Besondere Formen der<br />

Beendigung<br />

• einvernehmliche Beendigung<br />

• einseitige Beendigung (durch Ausübung<br />

eines Gestaltungsrechts)<br />

Rücktritt<br />

Der Rücktritt beseitigt den Vertrag grundsätzlich<br />

schuldrechtlich ex tunc; es kommt zur<br />

bereicherungsrechtlichen Rückabwicklung.<br />

(§ 1435 ABGB)<br />

Kündigung<br />

Die Kündigung ist eine einseitige,<br />

empfangsbedürftige Willenserklärung, mit der ein<br />

Dauerschuldverhältnis schuldrechtlich ex nunc<br />

aufgelöst wird.<br />

• Ordentliche Kündigung: Wenn die<br />

Kündigung grundsätzlich zulässig ist, ist sie in<br />

der Regel an die Einhaltung von Fristen und<br />

Terminen gebunden.<br />

• Außerordentliche Kündigung: Auch wenn<br />

die ordentliche Kündigung<br />

vereinbarungsgemäß ausgeschlossen wurde,<br />

kann bei Vorliegen eines wichtigen Grundes<br />

gekündigt werden.


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts SS 2012<br />

Suspensivbedingung<br />

Schieben<br />

die Rechtswirkungen<br />

auf<br />

Bis zum Eintritt<br />

der Suspensivbedingung<br />

hat<br />

der bedingt<br />

Berechtigte<br />

lediglich eine<br />

Anwartschaft<br />

auf das<br />

Versprochene.<br />

Bedingte Schuldverhältnisse<br />

Schuldverhältnisse können durch den Eintritt einer Bedingung ihre<br />

Rechtswirkungen entfalten oder ihr Ende finden.<br />

Achtung: Es gibt auch befristungs- bzw bedingungsfeindliche Rechtsgeschäfte.<br />

Resolutivbedingung<br />

Heben die<br />

Rechtswirkungen<br />

auf<br />

Bis zum Eintritt der<br />

Resolutivbedingung<br />

besteht das<br />

zugesagte Recht;<br />

mit ihrem Eintritt geht<br />

es unter.<br />

Arten von Bedingungen<br />

Zufallsbedingung<br />

Die Vertragspartner<br />

haben<br />

keine Einfluss<br />

auf den Eintritt.<br />

T2/K4/ 82<br />

Potestativbedingung<br />

Ein Vertragspartner<br />

hat<br />

Einfluss auf<br />

den Eintritt der<br />

Bedingung.<br />

Positive<br />

Bedingung<br />

Es geht um den<br />

Eintritt eines<br />

Ereignisses.<br />

Negative<br />

Bedingung<br />

Es geht um den<br />

Nichteintritt<br />

eines<br />

Ereignisses.

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