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WP147.pdf - Wuppertal Institut

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28 Holger Dalkmann, Carolin Schäfer-Sparenberg, Ralph Herbertz<br />

Fahrzeugfl otte, scheint ungebrochen und fi ndet sich auch in den Prognosen, die im Rahmen<br />

des Bundesverkehrswegeplans 2003 gestellt worden sind, wieder (ITP, IFO, BVU,<br />

Planco 2001). Nach der Studie „Verkehrsprognose 2015“ im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen wird sich die Pkw-Dichte von derzeit 625<br />

auf 713 Pkw pro 1000 Einwohner über 18 Jahre erhöhen, so dass sich der Pkw-Bestand<br />

bei Berücksichtigung einer steigenden Einwohnerzahl von 41,4 Millionen auf 49,8 Millionen<br />

Fahrzeuge erhöhen wird (ITP, IFO, BVU, Planco 2001: VI). Der weitere Anstieg des<br />

Kraftfahrzeugbestandes ist insbesondere auf die steigende Motorisierung von Frauen, den<br />

kommenden Senioren (Scheiner 2002: 81) und Zuwanderern zurückzu führen. Diese neuen<br />

Zielgruppenmärkte werden zunehmend von der Autoindustrie erkannt und um worben.<br />

Über der funktionalen Bedeutung hinaus besteht eine hohe emotionale Aufl adung und<br />

Bindung. Bereits in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und der so genannten Wirtschaftswunderzeit<br />

wurde das Automobil zum Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs<br />

(Sachs 1990). Hilgers (1997) konstatiert, dass der Autobesitzer seine Individualität zur<br />

Schau stellen will, das heißt eine persönliche Beziehung zum Fahrzeug aufgebaut hat.<br />

Die Fahrzeugindustrie reagiert zum einen in der zunehmenden Ausweisung von kleineren<br />

Unterschieden in den Fahrzeugtypen und zum anderen mit einer Verstärkung eines<br />

entsprechenden Lebensgefühls. Weitere Indizien für die herausragende Bedeutung des<br />

Automobils innerhalb des gesamten Mobilitätssystems sind beispielsweise die Vielzahl<br />

der Autoclubs und das große Angebot von Autozeitschriften. Auch in den Tageszeitungen<br />

gibt es meist mindestens einmal wöchentlich Sonderseiten zum Thema Auto. Nur in den<br />

seltensten Fällen werden diese Seiten als Mobilitätsseiten bezeichnet.<br />

Neben den positiven Assoziationen, die mit dem Automobil bzw. dem motorisierten<br />

Indivi dualverkehr verbunden werden, stehen auf der anderen Seite negative Auswirkungen,<br />

wobei in erster Linie die Umweltkosten und -beeinträchtigungen zu nennen sind. 6<br />

Die herausragende Bedeutung von Mobilität für eine Gesellschaft wird insbesondere<br />

durch die Automobilindustrie forciert. Nach dem Selbstverständnis des BMW-Konzerns<br />

sei Mobilität aus evolutionstheoretischer Perspektive Voraussetzung für die individuelle<br />

und gesellschaftliche Fortentwicklung. „Je mobiler die Lebewesen sind, desto unabhängiger<br />

werden sie von örtlichen Beschränkungen ihres Lebensraums. Mobilität, gepaart<br />

mit Neugier, vergrößert ehemals lebensnotwendiges, heute karriereförderndes Wissen<br />

und die entsprechenden Fähigkeiten“ (BMW 2000: 2). Automobilität symbolisiere den<br />

Erhalt der Lebensqualität, sei Garant für wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand und<br />

der Entzug von Mobilität sei in jeder Gesellschaft eine der härtesten Strafen (BMW o.J.:<br />

4, BMW 2003a: 76 und BMW 2000: 2).<br />

6 Ausführliche Informationen zu den negativen Umweltauswirkungen des motorisierten Individualverkehrs<br />

sind in Berichten der Enquete-Kommissionen „Schutz der Erdatmosphäre“ und „Zukunft der<br />

Mobilität“ zu fi nden (Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre“ 1994, Enquete-Kommission<br />

„Zukunft der Mobilität“ 1999).<br />

<strong>Wuppertal</strong> <strong>Institut</strong> für Klima, Umwelt, Energie GmbH

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