Selektive dorsale Rhizotomie - Arbeitskreis Kunstfehler in der ...
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Nr. 43 - Februar 2009<br />
weiterleben<br />
Zeitschrift des „<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe“ e. V.<br />
Ludwigstr. 16 44135 Dortmund Telefon 0231 - 525859 Fax 0231 - 526048 e-Mail AKGeV@web.de<br />
www:arbeitskreis-kunstfehler-geburtshilfe.de<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz-Tag 2008<br />
Seite 41<br />
Delph<strong>in</strong>therapie<br />
Seite 21<br />
Musiktherapie<br />
Seite 16<br />
Mitglied <strong>der</strong><br />
Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
SELBSTHILFE<br />
Mitglied im<br />
Aus dem Inhalt:<br />
Leistungen:<br />
Pflegeversicherung<br />
Schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrecht<br />
- mit etlichen<br />
Formularen<br />
Seite 5<br />
Unterhaltsaufwand:<br />
Schwerstbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />
geborenes K<strong>in</strong>d<br />
Seite 10<br />
Operation:<br />
Übermäßiger<br />
Speichelfluss<br />
Seite 20<br />
Qualitätsreport:<br />
zur deutschen<br />
Geburtshilfe<br />
Seite 23<br />
Geburt:<br />
Unfug im Kreißsaal<br />
Seite 25<br />
Parken verboten:<br />
Freundliche<br />
Er<strong>in</strong>nerung an<br />
Falschparket zum<br />
ausschneiden<br />
Seite 40
Inhalt<br />
3 Editorial<br />
3 Nachrichten aus <strong>der</strong> Geschäfftsstelle<br />
3 Neue Anschrift?<br />
4 Geschäftsstelle braucht personelle<br />
Verstärkung<br />
4 Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
4 AKG-Vorstand sucht Verstärkung<br />
4 Mithilfe bei Planung von Tagungen<br />
2<br />
Recht<br />
5 Leistungen <strong>der</strong> Pflegeversicherung und<br />
im Schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrecht<br />
6 Übersicht über die Pflegestufen<br />
7 Muster e<strong>in</strong>es Pflegetagebuches<br />
8 Täglicher Hilfebedarf gesun<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
9 Merkzeichen im Schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenausweis<br />
10 Zum Anspruch auf Ersatz des Unterhaltsaufwandes<br />
für e<strong>in</strong> nach fehlerhafter Diagnostik<br />
schwerstbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t geborenes K<strong>in</strong>d<br />
13 K<strong>in</strong><strong>der</strong>geldanhebung: höhere Unterhaltsbeiträge<br />
für beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
14 Schmerzensgeld<br />
15 Zweiter Therapiestuhl für den<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />
Therapie<br />
16 Musiktherapie mit vielfältigen<br />
Wirkungen<br />
18 <strong>Selektive</strong> <strong>dorsale</strong> <strong>Rhizotomie</strong><br />
20 Operative Behandlungsmöglichkeit<br />
bei übermäßigem Speichelfluss<br />
21 Therapieerfahrungen mit Eduardo<br />
Bendito<br />
Geburt<br />
23 Qualitätsreport 2007<br />
25 Unfug im Kreißsaal<br />
28 Artikel für die Hebammenzeitschrift:<br />
Der AKG e. V.<br />
Leserbriefe<br />
31 Rollfiets für Felix<br />
32 Ärzte müssen hohes Schmerzensgeld<br />
zahlen<br />
Eltern berichten<br />
33 Julian - e<strong>in</strong> Erfahrungsbericht<br />
34 Fahrtkosten für e<strong>in</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tes K<strong>in</strong>d<br />
als außergewöhnliche Belastung<br />
35 Kle<strong>in</strong>er Löwe, grosser Kämpfer …<br />
E<strong>in</strong>ladung<br />
37 Jubiläumsfeier <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>: 50 Jahre BV<br />
für körper- und mehrfachbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />
Menschen e.V.<br />
39 Beitrittserklärung<br />
40 Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten-Parkplatz<br />
AKG regional<br />
41 AKG auf dem Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz-Tag 2008<br />
41 Malwettbewerb: „Me<strong>in</strong> schönstes<br />
Erlebnis“<br />
Er<strong>in</strong>nerung<br />
42 Dr. Horst Wünsche verstorben<br />
43 Der AKG: Namen, Anschriften, Zeiten
Liebe Mitglie<strong>der</strong> und Freunde des AKG, liebe Eltern<br />
vor Ihnen liegt die neue Ausgabe unserer Vere<strong>in</strong>szeitschrift<br />
„weiterleben“. Der Vorstand und natürlich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
die Geschäftsstelle haben sich erneut e<strong>in</strong>ige<br />
Mühe gemacht, für Sie <strong>in</strong>teressante Aufsätze, Berichte<br />
und Informationen zusammenzutragen.<br />
So s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem „weiterleben“ speziell e<strong>in</strong>ige Aufsätze<br />
über „Leistungen <strong>der</strong> Pflegeversicherung“ und „Ersatz<br />
des Unterhaltsaufwandes für e<strong>in</strong> schwerstbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tes<br />
K<strong>in</strong>d“.<br />
Wie bereits im letzten Infoblatt angekündigt, habe ich<br />
Ihnen e<strong>in</strong>ige Informationen über den Qualitätsreport 2007<br />
<strong>der</strong> Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung im Bereich<br />
<strong>der</strong> Geburtshilfe zusammengefasst.<br />
Nachrichten aus <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />
Liebe Mitglie<strong>der</strong> und Freunde des AKG e. V.,<br />
In diesem Jahr wird turnusgemäss <strong>der</strong> AKG-Vorstand neu<br />
gewählt. Es ist wichtig, dass recht viele Mitglie<strong>der</strong> an <strong>der</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung teilnehmen, denn: Die Mitglie<strong>der</strong><br />
bestimmen die Geschicke des Vere<strong>in</strong>s. Wir freuen<br />
uns auf e<strong>in</strong>e rege Teilnahme.<br />
E<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>szeitschrift lebt, ebenso wie <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> selbst,<br />
auch von <strong>der</strong> aktiven Mitarbeit se<strong>in</strong>er Mitglie<strong>der</strong>. Schikken<br />
Sie uns doch aus diesem Grunde bitte e<strong>in</strong>mal Ihre<br />
Falldarstellung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Leserbrief o<strong>der</strong> was auch immer<br />
Sie bewegt zur Veröffentlichung. Wir freuen uns über<br />
Anregungen und Vorschläge, aber auch über Kritik denken<br />
wir nach und können dadurch vielleicht unsere Arbeit<br />
verbessern.<br />
Bitte schicken Sie uns doch auch Ihre Gutachten, Urteile<br />
o<strong>der</strong> Vergleiche. Gerne können Sie die Daten/<br />
Namen e<strong>in</strong>schwärzen. Uns <strong>in</strong>teressieren nur die Fakten,<br />
die wir dann dokumentieren können.<br />
Rufen Sie uns an, wenn Sie Fragen o<strong>der</strong> Hilfen benötigen.<br />
Gerne können Sie sich auch an e<strong>in</strong> Vorstandsmitglied<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Kontaktperson (alle Adressen <strong>in</strong> diesem<br />
Heft) wenden. Oft können wir nicht sofort erschöpfend<br />
Auskunft geben o<strong>der</strong> helfen, daher bitten wir um Verständnis,<br />
wenn unsere Antworten e<strong>in</strong>ige Tage auf sich<br />
warten lassen. In diesen Fällen müssen wir uns erst selbst<br />
„schlau machen“.<br />
Im letzten AKG-Info-Brief vom Oktober 2008 wurde die<br />
operative Behandlungsmethode für beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit<br />
übermäßigem Speichelfluss erwähnt. Ebenso e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis<br />
zu e<strong>in</strong>em Urteil, <strong>in</strong> dem <strong>der</strong> Oberste Gerichtshof <strong>in</strong><br />
Editorial<br />
Auch f<strong>in</strong>den Sie e<strong>in</strong>e aktuelle Entscheidung des Oberlandesgerichts<br />
Stuttgart, welches nunmehr erstmals im<br />
Fall e<strong>in</strong>es geburtsgeschädigten K<strong>in</strong>des e<strong>in</strong> Schmerzensgeldkapitalbetrag<br />
<strong>in</strong> Höhe von 500.000 Euro zugesprochen<br />
hat.<br />
Der Vorstand des AKG und die Geschäftsstelle wünschen<br />
Ihnen viel Spaß bei <strong>der</strong> Lektüre und wünschen Ihnen für<br />
das weitere Jahr 2009 alles Gute.<br />
Ihr<br />
Dr. Roland Uphoff<br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
P.S.: Für Ideen, Kritik und Anregungen s<strong>in</strong>d wir natürlich<br />
je<strong>der</strong>zeit dankbar.<br />
Österreich den Eltern e<strong>in</strong>es beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong>des dessen<br />
gesamten Unterhalt, rückwirkend seit <strong>der</strong> Geburt, zugesprochen<br />
hat, weil beim Organscreen<strong>in</strong>g des Embyos<br />
die Anzeichen auf e<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von den Ärzten im<br />
Krankenhaus übersehen worden waren usw. Zu beiden<br />
Themen f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> diesem Heft ausführliche Stellungnahmen:<br />
Zum übermäßigen Speichelfluss hat Gerd<br />
Schmidt geschrieben und zu dem juristischen Punkt berichtet<br />
ausführlich Rechtsanwält<strong>in</strong> Dr. Marlies Br<strong>in</strong>kmann.<br />
Marlis Meierl<strong>in</strong>g<br />
Geschäftsstelle<br />
Neue Anschrift ?<br />
Bitte teilen Sie Ihre neue Anschrift mit, wenn Sie umgezogen<br />
s<strong>in</strong>d und wenn sich Ihre Kontoverb<strong>in</strong>dung geän<strong>der</strong>t<br />
hat, dann teilen Sie uns doch bitte auch die neue<br />
Bankverb<strong>in</strong>dung mit. Vielen Dank für Ihr Verständnis!<br />
www.arbeitskreiskunstfehlergeburtshilfe.de<br />
33
Nachrichten aus <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />
Die Geschäftsstelle <strong>in</strong> Dortmund braucht personelle Verstärkung<br />
Wir wollen es nicht unversucht lassen, zunächst unter<br />
unseren Mitglie<strong>der</strong>n zu suchen.<br />
Nachfolgend nun die Stellenausschreibung:<br />
Am 1. Juli 2010 b<strong>in</strong> ich 25 Jahre beim AKG, wenn alles<br />
gut geht. Wenn me<strong>in</strong>e Gesundheit und die F<strong>in</strong>anzen<br />
des AKG günstig s<strong>in</strong>d, so werde ich noch ungefähr fünf<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong> gesucht<br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung 2009<br />
Die diesjährige Mitglie<strong>der</strong>versammlung f<strong>in</strong>det am Samstag,<br />
den 6. Juni 2009 <strong>in</strong> Dortmund statt. In diesem Jahr<br />
stehen Vorstandsneuwahlen an.<br />
Wir haben e<strong>in</strong> Kurzreferat und Diskussion zum Thema:<br />
Muss ich von dem erstrittenen<br />
Schmerzensgeld und Schadenersatz<br />
Geld an den Landschaftsverband<br />
zurückzahlen?<br />
Die endgültige E<strong>in</strong>ladung zur Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
werden Sie satzungsgemäß 6 Wochen vor dem Term<strong>in</strong><br />
erhalten.<br />
Wir würden uns freuen, wenn Sie aber schon vorab signalisieren<br />
würden, ob Sie zu diesem Term<strong>in</strong> nach Dortmund<br />
kommen wollen o<strong>der</strong> ob Sie e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Thema<br />
mehr o<strong>der</strong> auch <strong>in</strong>teressieren würde. Bitte nennen Sie<br />
uns dann Ihr Thema und Ihre Fragen.<br />
4<br />
Jahre hier arbeiten können, falls nicht noch an<strong>der</strong>e<br />
negative Faktoren h<strong>in</strong>zukommen, die das nicht zulassen.<br />
Der Arbeitsplatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschäftsstelle wäre also auf<br />
längere Zeit entwicklungsfähig!<br />
Marlis Meierl<strong>in</strong>g, Geschäftsstelle<br />
zunächst für e<strong>in</strong>ige Stunden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche, aber auch als Urlaubsvertretung etc. Diese Mitarbeiter<strong>in</strong> sollte<br />
sich mit <strong>der</strong> Verwaltungsarbeit auskennen und PC-Kenntnisse mit den üblichen Programmen wie Word,<br />
Excel u. a. müssen vorhanden se<strong>in</strong>. Alles weitere kann man lernen.<br />
Freude an <strong>der</strong> Arbeit, Flexibilität, Lust auf e<strong>in</strong> neues Aufgabengebiet, Zuverlässigkeit werden vorausgesetzt.<br />
Me<strong>in</strong>e neue Kolleg<strong>in</strong> sollte e<strong>in</strong> gewisses Mass an Belastungsfähigkeit (auch emotionaler Art) mitbr<strong>in</strong>gen.<br />
E<strong>in</strong>e sechsmonatige Probezeit ist geplant.<br />
Die Stelle ist ausbaufähig und geeignet für e<strong>in</strong>e Frau, die die Familienplanung bereits abgeschlossen hat<br />
und später eventuell wie<strong>der</strong> voll arbeiten möchte, wenn die K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus dem Gröbsten heraus s<strong>in</strong>d.<br />
Gibt es unter unseren Mitglie<strong>der</strong>n im Grossraum Dortmund so e<strong>in</strong>e Interessent<strong>in</strong> o<strong>der</strong> haben Sie so e<strong>in</strong>e<br />
potentielle Mitarbeiter<strong>in</strong> eventuell <strong>in</strong> Ihrem Bekanntenkreis<br />
AKG e. V. - Marlis Meierl<strong>in</strong>g<br />
Der AKG-Vorstand sucht Verstärkung!<br />
Könnten Sie sich vorstellen, als Vorstandsmitglied im<br />
AKG mitzuarbeiten?<br />
Bitte melden Sie sich bei uns, beson<strong>der</strong>s wenn Sie <strong>in</strong><br />
den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n wohnen.<br />
Wer hilft bei Tagung <strong>in</strong> Dresden ?<br />
Welches Mitglied wäre bereit, mit uns zusammen e<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e Tagung/Elterntreffen <strong>in</strong> Dresden o<strong>der</strong> auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
an<strong>der</strong>en größeren Stadt <strong>der</strong> neuen Bundeslän<strong>der</strong> zu<br />
organisieren?<br />
Diese Bitte gilt selbstverständlich auch für AKG-Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> den alten Bundeslän<strong>der</strong>n!<br />
Sie hätten lediglich für e<strong>in</strong>en Tagungsraum vor Ort zu<br />
sorgen, E<strong>in</strong>ladungen und Programm werden von <strong>der</strong><br />
Geschäftsstelle aus erledigt!<br />
Wir freuen uns über Vorschläge!<br />
Marlis Meierl<strong>in</strong>g (0231 - 525872)
Recht<br />
Leistungen <strong>der</strong> Pflegeversicherung und im Schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrecht<br />
Vortrag im Rahmen des letzten AKG-Treffens <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> sowie <strong>der</strong>en Verfahrensgang<br />
Rechtsanwält<strong>in</strong> Annett Kaiser, Halle/Saale, Mitglied des juristischen Beirats des AKG e. V.<br />
1. Leistungen <strong>der</strong> Pflegeversicherung<br />
Verfahren bei <strong>der</strong> Pflegekasse<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Pflegeversicherung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
das Pflegegeld und die Pflegehilfsmittel sowie auch die<br />
Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungspflege die für Sie relevanten Leistungen,<br />
um Ihnen die tägliche Pflege Ihres beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong>des<br />
zu erleichtern. Vor allem aber das Pflegegeld ist die für<br />
Sie maßgebliche Leistung, wenn Sie Ihr beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tes K<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> häuslichen Umgebung pflegen und betreuen.<br />
Für alle Leistungen, ebenso wie für das Pflegegeld, ist<br />
e<strong>in</strong> Antrag Ihrerseits erfor<strong>der</strong>lich, <strong>der</strong> bereits mit ärztlichen<br />
Befundberichten, Gutachten aus an<strong>der</strong>en Verfahren<br />
o<strong>der</strong> Attesten verbunden werden kann. S<strong>in</strong>nvollerweise<br />
fügt man diesem Pflegegeldantrag auch e<strong>in</strong> sog.<br />
Pflegetagebuch (siehe Anlage 1) bei. In diesem Pflegetagebuch<br />
sollten Sie den tatsächlich jeden Tag <strong>in</strong> den<br />
Verrichtungen <strong>der</strong> Grundpflege anfallenden Hilfeaufwand<br />
bei Ihrem K<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>utiös erfassen. Hierbei sollten Sie sehr<br />
akribisch und genau vorgehen, um ke<strong>in</strong>en noch so kle<strong>in</strong>en<br />
Hilfebedarf zu vergessen. Oftmals werden <strong>der</strong>artige<br />
Verrichtungen, die z.T. aufgrund jahrelanger Pflege bereits<br />
<strong>in</strong> Fleisch und Blut übergegangen s<strong>in</strong>d und daher<br />
sehr rout<strong>in</strong>iert erfolgen, gar nicht mit als Hilfeaufwand<br />
aufgeführt.<br />
Ist <strong>der</strong> Antrag mit allen Unterlagen vollständig, sollten<br />
Sie diesen zügig bei <strong>der</strong> für Sie zuständigen Pflegekasse<br />
Ihrer Krankenkasse e<strong>in</strong>reichen.<br />
Üblicherweise erfolgt danach e<strong>in</strong>e kurze E<strong>in</strong>gangsmitteilung<br />
von dort und gleichzeitig die Mitteilung, dass<br />
zur näheren Begutachtung des tatsächlichen Pflegeaufwandes<br />
<strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ische Dienst <strong>der</strong> Krankenkassen<br />
(MDK) zu e<strong>in</strong>em Hausbesuch zu Ihnen kommt. Anlässlich<br />
des Hausbesuches, von dem man nicht zu viel erwarten<br />
sollte, fragt <strong>der</strong> Gutachter den Krankheits- bzw. Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsverlauf<br />
sowie den gegenwärtigen Status bei Ihrem<br />
K<strong>in</strong>d ab und schätzt dann nach eigener Wahrnehmung<br />
den tatsächlichen Hilfeaufwand bei Ihrem K<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Tabelle, ähnlich dem Pflegetagebuch, e<strong>in</strong>. Hierbei<br />
wird vom Gutachter lediglich <strong>der</strong> Pflegemehraufwand im<br />
Vergleich zu e<strong>in</strong>em gesunden K<strong>in</strong>d gleichen Alters dokumentiert,<br />
da ja auch gesunde K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis zum 10. Lebensjahr<br />
nicht <strong>in</strong> allen Verrichtungen <strong>der</strong> Grundpflege<br />
vollkommen selbständig handeln. Der Gutachter zieht<br />
daher den durchschnittlichen täglichen Hilfebedarf gesun<strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den verschiedenen Altersstufen (siehe<br />
Anlage 2) von dem bei Ihrem K<strong>in</strong>d festgestellten tatsächlichen<br />
Hilfebedarf gleich ab und trägt diesen im Gutachten<br />
unter die Verrichtungen Körperpflege, Ernährung und<br />
Mobilität e<strong>in</strong>.<br />
Mit dem gefertigten Gutachten erhält die Pflegekasse<br />
sodann e<strong>in</strong>e Entscheidungsgrundlage für Ihren Bescheid.<br />
Je nach dem, wie hoch <strong>der</strong> Gutachter den Pflegemehraufwand<br />
<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>geschätzt hat, erfolgt die E<strong>in</strong>gruppierung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> drei Pflegestufen (siehe Anlage 3).<br />
Mit dem vorliegenden Bescheid ist das sog. Verwaltungsverfahren<br />
abgeschlossen. Sollte das Beschei<strong>der</strong>gebnis<br />
sich nicht mit dem von Ihnen e<strong>in</strong>geschätzten Pflegebedarf<br />
decken, s<strong>in</strong>d Sie berechtigt, den Bescheid <strong>in</strong>nerhalb von<br />
e<strong>in</strong>em Monat ab Zugang mit e<strong>in</strong>em Wi<strong>der</strong>spruch anzufechten.<br />
Damit ist das sog. Wi<strong>der</strong>spruchsverfahren eröffnet.<br />
Nach E<strong>in</strong>gang Ihres Wi<strong>der</strong>spruches bei <strong>der</strong> Pflegekasse<br />
wird <strong>der</strong> MDK nochmals mit <strong>der</strong> Überprüfung des<br />
geltend gemachten Hilfebedarfes beauftragt. Meistens<br />
erfolgt hier aber nur noch e<strong>in</strong> Gutachten aufgrund <strong>der</strong><br />
Aktenlage, d.h. <strong>der</strong> MDK kommt nicht noch mal zu Ihnen<br />
<strong>in</strong>s Haus.<br />
Sollte <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch erfolgreich gewesen se<strong>in</strong>, wird<br />
die Pflegekasse die begehrte Leistung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wi<strong>der</strong>spruchsbescheid<br />
bewilligen, sollte dieser nicht erfolgreich<br />
se<strong>in</strong>, kann dieser Wi<strong>der</strong>spruchsbescheid <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />
Monates nach Zugang mit e<strong>in</strong>er Klage zum Sozialgericht<br />
angefochten werden.<br />
Erfahrungsgemäß s<strong>in</strong>d die Chancen beim Sozialgericht<br />
erheblich besser als im außergerichtlichen Bereich, da<br />
hier oftmals e<strong>in</strong> Pflegefachgutachten e<strong>in</strong>es unabhängigen<br />
Gutachters angefor<strong>der</strong>t wird und gleichfalls e<strong>in</strong>e<br />
mündliche Verhandlung stattf<strong>in</strong>det. Es ist daher s<strong>in</strong>nvoll,<br />
das Verfahren bis zum Sozialgericht voranzutreiben und<br />
e<strong>in</strong>en langen Atem zu bewahren.<br />
2. Leistungen im Schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrecht<br />
Verfahren vor den Versorgungsämtern<br />
Auch das Verfahren vor den Versorgungsämtern zur Erlangung<br />
e<strong>in</strong>es Schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenausweises, <strong>der</strong> Feststellung<br />
e<strong>in</strong>es Grades <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung (GdB) und ggf.<br />
von Merkzeichen beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>em Antrag.<br />
Auch hier ist es s<strong>in</strong>nvoll, die im Antrag erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Angaben zu den behandelnden Ärzten und Therapeuten<br />
ausführlich vorzunehmen, da von diesen Stellen die gesamten<br />
Behandlungsunterlagen durch das Versorgungsamt<br />
angefor<strong>der</strong>t werden. Dem Antrag selbst müssen<br />
daher nicht unbed<strong>in</strong>gt eigene Behandlungsunterlagen<br />
beigefügt werden.<br />
5
Recht<br />
Wenn das Versorgungsamt alle Unterlagen beisammen<br />
hat, wird <strong>der</strong> im Auftrag <strong>der</strong> Versorgungsämter tätige<br />
versorgungsärztliche Dienst mit <strong>der</strong> Begutachtung beauftragt.<br />
Dieser stellt aufgrund <strong>der</strong> vorliegenden ärztlichen<br />
Unterlagen den Grad <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung anhand <strong>der</strong><br />
sog. Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit im<br />
sozialen Entschädigungsrecht und nach dem Schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrecht<br />
(kurz AHP’s) fest.<br />
Die Versorgungsämter erlassen daraufh<strong>in</strong> ihren Bescheid,<br />
<strong>in</strong> welchem e<strong>in</strong> bestimmter GdB festgestellt wird. Sollte<br />
e<strong>in</strong> GdB <strong>in</strong> Höhe von m<strong>in</strong>destens 50 festgestellt worden<br />
se<strong>in</strong>, wird gleichfalls e<strong>in</strong> Schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenausweis ausgestellt<br />
und ggf. über <strong>in</strong> Betracht kommende Merkzeichen<br />
und Nachteilsausgleiche (siehe Anlage 4) entschieden.<br />
Sollte <strong>der</strong> Bescheid nicht Ihren Erwartungen an die Höhe<br />
des GdB entsprechen o<strong>der</strong> sollten sie <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung se<strong>in</strong>,<br />
dass das Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsbild Ihres K<strong>in</strong>des und die damit<br />
zusammenhängenden Auswirkungen auf das tägliche<br />
Leben an<strong>der</strong>s o<strong>der</strong> höher zu bewerten se<strong>in</strong>, können Sie<br />
den Bescheid des Versorgungsamtes gleichfalls <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>es Monates nach Zugang mit dem Wi<strong>der</strong>spruch<br />
anfechten. Der gesamte Verwaltungsvorgang wird sodann<br />
nochmals dem versorgungsärztlichen Dienst zur Stellungnahme<br />
vorgelegt. Hiernach ergeht e<strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spruchsbescheid<br />
des Versorgungsamtes, <strong>in</strong> welchem dem Wi<strong>der</strong>spruch<br />
entsprochen o<strong>der</strong> dieser abgelehnt wurde. Nach<br />
Ablehnung des Wi<strong>der</strong>spruchs besteht wie<strong>der</strong>um die Möglichkeit,<br />
im Wege <strong>der</strong> Klage vor den Sozialgerichten, noch<br />
zu <strong>der</strong> von Ihnen begehrten Leistung zu gelangen.<br />
Alles über Delph<strong>in</strong>therapie und<br />
an<strong>der</strong>e neue Therapien für Ihr K<strong>in</strong>d<br />
6<br />
Zu beziehen beim AKG e. V.<br />
Häufig wird auch hier von den Sozialgerichten nochmals<br />
e<strong>in</strong>e unabhängige ärztliche Stellungnahme e<strong>in</strong>es externen<br />
Gutachters zur Bestimmung <strong>der</strong> genauen Höhe des<br />
GdB und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Merkzeichen angefor<strong>der</strong>t, so dass es<br />
sich auch bei diesem Verfahren bewährt hat, dieses bis<br />
zum Sozialgericht zu betreiben.<br />
Nachfolgend e<strong>in</strong>ige Musterformulare<br />
1 Übersicht über die Pflegestufen<br />
2 Muster e<strong>in</strong>es Pflegetagebuches<br />
3 Durchschnittlicher täglicher Hilfebedarf gesun<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
4 Überblick über die Merkzeichen und Nachteilsausgleiche<br />
1 Übersicht über die Pflegestufen<br />
Pflegestufe I (erheblich pflegebedürftig)<br />
Der tägliche Zeitaufwand für die Verrichtungen <strong>der</strong> Grundpflege<br />
(Körperpflege, Ernährung und Mobilität) und die<br />
hauswirtschaftliche Versorgung muss m<strong>in</strong>destens 90 M<strong>in</strong>uten<br />
mehr betragen im Vergleich zu e<strong>in</strong>em gleichaltrigen<br />
gesunden K<strong>in</strong>d. Hierbei müssen auf die Grundpflege<br />
mehr als 45 M<strong>in</strong>uten entfallen.<br />
Die zu pflegende Person muss für wenigstens zwei Verrichtungen<br />
m<strong>in</strong>destens 1x täglich <strong>der</strong> Hilfe bedürfen.<br />
Pflegestufe II (schwerpflegebedürftig)<br />
Der tägliche Zeitaufwand für die Verrichtungen <strong>der</strong> Grundpflege<br />
(Körperpflege, Ernährung und Mobilität) und die<br />
hauswirtschaftliche Versorgung muss m<strong>in</strong>destens drei<br />
Stunden mehr betragen im Vergleich zu e<strong>in</strong>em gleichaltrigen<br />
gesunden K<strong>in</strong>d. Hierbei müssen auf die Grundpflege<br />
m<strong>in</strong>destens zwei Stunden entfallen.<br />
Die zu pflegende Person muss m<strong>in</strong>destens 3x täglich zu<br />
verschiedenen Tageszeiten <strong>der</strong> Hilfe bedürfen.<br />
Pflegestufe III (schwerstpflegebedürftig)<br />
Der tägliche Zeitaufwand für die Verrichtungen <strong>der</strong> Grundpflege<br />
(Körperpflege, Ernährung und Mobilität) muss<br />
m<strong>in</strong>destens fünf Stunden mehr betragen im Vergleich<br />
zu e<strong>in</strong>em gleichaltrigen gesunden K<strong>in</strong>d. Hierbei müssen<br />
auf die Grundpflege m<strong>in</strong>destens vier Stunden entfallen.<br />
Die Pflegeperson muss je<strong>der</strong>zeit unmittelbar erreichbar<br />
se<strong>in</strong>. Die zu pflegende Person bedarf bei Körperpflege,<br />
Ernährung und Mobilität täglich, auch nachts, e<strong>in</strong>e<br />
Rund-um-die-Uhr Betreuung.
2 Muster e<strong>in</strong>es Pflegetagebuches<br />
Recht<br />
7
Recht<br />
8<br />
3.
Recht<br />
9
Recht<br />
Zum Anspruch auf Ersatz des Unterhaltsaufwandes für e<strong>in</strong> nach<br />
fehlerhafter Diagnostik schwerstbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t geborenes K<strong>in</strong>d<br />
von Rechtsanwält<strong>in</strong> Dr. Marlies Br<strong>in</strong>kmann, Hamm, Mitglied des juristischen Beirats des AKG e. V.<br />
Anlass für diesen Beitrag gibt e<strong>in</strong>e aktuelle Entscheidung<br />
des Obersten Gerichtshofes Österreich vom<br />
11.12.2007 (Geschäftszeichen: 5 Ob 148/07 m; 4 Ob<br />
87/08 k) <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgende Rechtssätze aufgestellt worden<br />
s<strong>in</strong>d:<br />
a. Im Rahmen des ärztlichen Behandlungsvertrages<br />
schuldet <strong>der</strong> Arzt Diagnostik, Aufklärung und Beratung<br />
nach den aktuell anerkannten Regeln <strong>der</strong> ärztlichen<br />
Kunst. Die pränatale Diagnostik dient nicht zuletzt <strong>der</strong><br />
Ermittlung von Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen<br />
des ungeborenen K<strong>in</strong>des und soll damit auch <strong>der</strong> Mutter<br />
(den Eltern) im Falle, dass dabei drohende schwerwiegende<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen des K<strong>in</strong>des erkannt werden, die<br />
sachgerechte Entscheidung über e<strong>in</strong>en gesetzlich zulässigen,<br />
auf § 97 Abs. 1 Z 2, zweiter Fall, StGB beruhenden<br />
Schwangerschaftsabbruch ermöglichen. Dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
solchen Fall die Entscheidung für e<strong>in</strong>en<br />
Schwangerschaftsabbruch auch wegen <strong>der</strong> erheblichen<br />
f<strong>in</strong>anziellen Aufwendungen für e<strong>in</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tes K<strong>in</strong>d erfolgen<br />
kann, ist objektiv voraussehbar, weshalb auch die<br />
f<strong>in</strong>anziellen Interessen <strong>der</strong> Mutter (<strong>der</strong> Eltern) noch vom<br />
Schutzzweck des ärztlichen Behandlungsvertrags umfasst<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
b. Wird beim Organscreen<strong>in</strong>g im Rahmen pränataler Diagnostik<br />
e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>en beg<strong>in</strong>nenden Wasserkopf<br />
als Folge e<strong>in</strong>er Men<strong>in</strong>gomyelozele nicht entdeckt und<br />
unterbleibt e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>bestellung <strong>der</strong> Schwangeren,<br />
obwohl diagnoserelevante Strukturen nicht e<strong>in</strong>sehbar<br />
waren, dann liegt e<strong>in</strong> ärztlicher <strong>Kunstfehler</strong> vor. Hätten<br />
sich die Eltern bei fachgerechter Aufklärung über die zu<br />
erwartende schwere Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des K<strong>in</strong>des und e<strong>in</strong>en<br />
deshalb gesetzlich zulässigen Schwangerschaftsabbruch<br />
gem. § 97 Abs. 1 Z 2, zweiter Fall, StGB zu Letzterem<br />
entschlossen, haftet <strong>der</strong> Arzt (<strong>der</strong> Rechtsträger) für den<br />
gesamten Unterhaltsaufwand für das beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong>d.<br />
In e<strong>in</strong>em solchen Fall stünden sowohl die Ablehnung des<br />
Schadensersatzanspruchs mit <strong>der</strong> Behauptung, es liege<br />
ke<strong>in</strong> Schaden im Rechtss<strong>in</strong>n vor, als auch <strong>der</strong> bloße<br />
Zuspruch nur des beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsbed<strong>in</strong>gten Unterhaltsmehraufwands<br />
mit den Grundsätzen des österreichischen<br />
Schadensersatzrechts nicht im E<strong>in</strong>klang.“<br />
Diese Rechtsprechung ist nicht neu. Auch <strong>der</strong> deutsche<br />
Bundesgerichtshof würde den Eltern e<strong>in</strong>es schwerstbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />
K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Fall e<strong>in</strong>en Schadensersatzanspruch<br />
<strong>in</strong> Form des Unterhaltsaufwandes<br />
zusprechen.<br />
Ausgangspunkt für die Diskussion <strong>der</strong> Problematik „K<strong>in</strong>d<br />
als Schaden“ war <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong> Urteil des LG Itzehoe<br />
vom 21.11.1968 (VersR 1969,265 = FamRZ<br />
1969,90). In dem zu Grunde liegenden Fall hatte e<strong>in</strong><br />
Apotheker e<strong>in</strong>er Frau, weil er das Rezept nicht richtig<br />
10<br />
gelesen hatte, statt <strong>der</strong> „Pille“ e<strong>in</strong> Magenmittel verkauft<br />
und wurde daraufh<strong>in</strong> verurteilt, den Eheleuten den für<br />
das K<strong>in</strong>d aufzubr<strong>in</strong>genden Unterhalt zu ersetzen. Es folgte<br />
daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihe von landgerichtlichen und oberlandesgerichtlichen<br />
Entscheidungen <strong>in</strong> ähnlich gelagerten<br />
Fällen, <strong>in</strong> denen sich die Gerichte im Wesentlichen<br />
e<strong>in</strong>ig darüber waren, dass die Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des niemals<br />
e<strong>in</strong> Schaden ist. Kontrovers wurde dagegen die<br />
Frage beantwortet, ob die Unterhaltspflicht <strong>der</strong> Eltern aus<br />
dem Eltern-K<strong>in</strong>d-Verhältnis herausgelöst werden kann<br />
und rechtlich isoliert als Schaden beurteilt werden muss.<br />
Beson<strong>der</strong>e Bedeutung kam dann dem Urteil des Bundesgerichtshofes<br />
vom 18.03.1980 (BGHZ 76,249 = VersR<br />
1980,555 = NJW 1980,1450) zu. Auch <strong>der</strong> BGH zweifelte<br />
nicht daran, dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Schaden se<strong>in</strong> kann,<br />
hielt es jedoch für zulässig, den Unterhaltsbedarf von<br />
<strong>der</strong> Existenz des K<strong>in</strong>des „abzutrennen“ und damit die<br />
vermögensrechtliche Seite geson<strong>der</strong>t zu betrachten mit<br />
<strong>der</strong> Konsequenz, dass er e<strong>in</strong>en ersatzfähigen Schaden<br />
<strong>der</strong> Eltern <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> Unterhaltsaufwendungen bejahte.<br />
Trotz Kritik <strong>in</strong> <strong>der</strong> juristischen Literatur und gegenteiligen<br />
OLG-Entscheidungen, die sich im Wesentlichen auf<br />
ethische Maßstäbe und die Menschenwürde beriefen,<br />
verteidigte <strong>der</strong> BGH im Weiteren se<strong>in</strong>e Rechtsprechung.<br />
Er differenzierte auch <strong>in</strong> den folgenden Entscheidungen<br />
zwischen dem Dase<strong>in</strong> des K<strong>in</strong>des und se<strong>in</strong>em unbestreitbaren<br />
Wert als Persönlichkeit e<strong>in</strong>erseits sowie dem durch<br />
die planwidrige Geburt ausgelösten Unterhaltsaufwand<br />
an<strong>der</strong>erseits.<br />
Im Jahr 1983 hatte <strong>der</strong> BGH dann folgenden Fall zu<br />
entscheiden:<br />
Die 39-jährige K<strong>in</strong>desmutter hatte den sie während <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft betreuenden Gynäkologen im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>er Kontrolluntersuchung gefragt, ob im H<strong>in</strong>blick auf<br />
ihr Alter die Gefahr bestehe, dass sie e<strong>in</strong> mongoloides<br />
K<strong>in</strong>d bekäme und ob deswegen e<strong>in</strong>e Fruchtwasseruntersuchung<br />
angezeigt sei. Der Arzt hatte ihr unter H<strong>in</strong>weis<br />
auf ihre beiden gesunden K<strong>in</strong><strong>der</strong> und das Fehlen<br />
von Erbkrankheiten erklärt, dass er e<strong>in</strong>e solche Untersuchung<br />
nicht o<strong>der</strong> jedenfalls nicht unbed<strong>in</strong>gt für erfor<strong>der</strong>lich<br />
halte. Das K<strong>in</strong>d wurde dann mit e<strong>in</strong>er Chromosomanomalie<br />
und e<strong>in</strong>er körperlichen sowie geistigen<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung geboren. Nachdem das LG Münster erst<strong>in</strong>stanzlich<br />
e<strong>in</strong>en Schadensersatzanspruch <strong>der</strong> Eltern wegen<br />
unvollständiger ärztlicher Beratung abgelehnt und<br />
das OLG Hamm <strong>der</strong> Klage teilweise stattgegeben hatte,<br />
stellte <strong>der</strong> BGH <strong>in</strong> dem Urteil vom 22.11.1983 (VI ZR 85/<br />
02, BGHZ 89,95) folgende Rechtsätze auf:<br />
a. Auch die falsche o<strong>der</strong> unvollständige Beratung <strong>der</strong><br />
Mutter während <strong>der</strong> Frühschwangerschaft über Möglichkeiten<br />
zur Früherkennung von Schädigungen <strong>der</strong> Lei-
Zum Anspruch auf Ersatz des Unterhaltsaufwandes für e<strong>in</strong> nach fehlerhafter Diagnostik schwerstbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t geborenes K<strong>in</strong>d<br />
besfrucht, die den Wunsch <strong>der</strong> Mutter auf Unterbrechung<br />
<strong>der</strong> Schwangerschaft gerechtfertigt hätten, kann e<strong>in</strong>en<br />
Anspruch <strong>der</strong> Eltern gegen den Arzt auf Ersatz von Unterhaltsaufwendungen<br />
für das mit körperlichen o<strong>der</strong> geistigen<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen geborene K<strong>in</strong>d begründen.<br />
b. Die Beweislast dafür, dass die Mutter nach umfassen<strong>der</strong><br />
und richtiger Beratung sich nicht für e<strong>in</strong>e pränatale<br />
Untersuchung <strong>der</strong> Leibesfrucht auf etwaige Schädigungen<br />
und sich nach e<strong>in</strong>em etwaigen ungünstigen Ergebnis<br />
nicht für den Abbruch <strong>der</strong> Schwangerschaft entschieden<br />
hätte, obliegt dem Arzt.<br />
c. Der Arzt hat den gesamten Unterhaltsbedarf für das<br />
geschädigte K<strong>in</strong>d zu ersetzen; <strong>der</strong> Ersatzanspruch besteht<br />
jedoch dann nicht, wenn sich die Gefahr e<strong>in</strong>er nicht<br />
behebbaren, schwerwiegenden Schädigung des K<strong>in</strong>des,<br />
die <strong>der</strong> Mutter nach strafrechtlichen Grundsätzen e<strong>in</strong>en<br />
Schwangerschaftsabbruch erlaubt hätte, nicht verwirklicht<br />
hat (Ergänzung zu BGHZ 86, 240).“<br />
Im Jahr 1993 hatte sich das Bundesverfassungsgericht<br />
mit <strong>der</strong> Frage zu befassen, ob die Belastung mit dem<br />
Unterhalt des K<strong>in</strong>des e<strong>in</strong>en Schadensersatzanspruch<br />
rechtfertigt. Der 2. Senat des BVerfG hat daraufh<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em die Gerichte allerd<strong>in</strong>gs nicht b<strong>in</strong>denden obiter<br />
dictum se<strong>in</strong>es Beschlusses vom 28.05.1993 zum<br />
Schwangeren- und Familienhilfegesetz vom 27.07.1992<br />
erklärt, e<strong>in</strong>e rechtliche Qualifikation des Dase<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>es<br />
K<strong>in</strong>des als Schadensquelle komme von Verfassungswegen<br />
(Art. 1 Abs. 1 GG) nicht <strong>in</strong> Betracht. Die Verpflichtung<br />
aller staatlichen Gewalt, jeden Menschen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Dase<strong>in</strong> um se<strong>in</strong>er selbst willen zu achten, verbiete es,<br />
die Unterhaltspflicht für e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d als Schaden zu begreifen<br />
(BVerfG, Beschl. v. 28.05.1993 - 2 BvF 2/90 - u. a.,<br />
BVerfGE 88,203 = NJW 1993,1751, 1764 li. Sp. und LS<br />
14).<br />
Der BGH hat dann entsprechend <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung des<br />
BVerfG se<strong>in</strong>e Rechtsprechung überprüft, sich jedoch<br />
letztlich nicht veranlasst gesehen, se<strong>in</strong>e Auffassung zu<br />
än<strong>der</strong>n. Am 16.11.1993 hatte er e<strong>in</strong>en Fall zu entscheiden,<br />
<strong>in</strong> dem es um e<strong>in</strong>e fehlerhafte genetische Beratung<br />
g<strong>in</strong>g. Der BGH (IV ZR 105/92, VersR 1994,425) hat <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Urteil Folgendes klargestellt:<br />
2. Bei fehlerhafter genetischer Beratung, die zur Geburt<br />
e<strong>in</strong>es genetisch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong>des geführt hat, können<br />
die Eltern von dem beratenden Arzt im Wege des Schadensersatzes<br />
den vollen Unterhaltsbedarf des K<strong>in</strong>des<br />
verlangen, wenn sie bei richtiger und vollständiger Beratung<br />
von <strong>der</strong> Zeugung des K<strong>in</strong>des abgesehen hätten.<br />
3. Der Senat hält an se<strong>in</strong>er Auffassung fest, dass <strong>in</strong> den<br />
Fällen e<strong>in</strong>er aus ärztlichem Verschulden misslungenen<br />
Sterilisation sowie e<strong>in</strong>es verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten o<strong>der</strong> fehlgeschlagenen<br />
Schwangerschaftsabbruchs aus embryopathischer<br />
o<strong>der</strong> krim<strong>in</strong>ologischer Indikation <strong>der</strong> ärztliche Vertrags-<br />
Recht<br />
partner auf Schadensersatz wegen <strong>der</strong> Unterhaltsbelastung<br />
<strong>der</strong> Eltern durch das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anspruch genommen<br />
werden kann.“<br />
Der 1. Senat des BVerfG hat diese Rechtsauffassung für<br />
die Fälle e<strong>in</strong>er aus ärztlichem Verschulden misslungenen<br />
Sterilisation sowie <strong>der</strong> Zeugung und Geburt e<strong>in</strong>es beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />
K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> Folge fehlerhafter genetischer Beratung<br />
schließlich für verfassungsmäßig erklärt (BVerfG, Beschl.<br />
v. 12.11.1997 - 1 BvR 489/92 und 307/94 - NJW 1998,519<br />
= VersR 1998,190).<br />
Daraufh<strong>in</strong> hat <strong>der</strong> BGH weiterh<strong>in</strong> an se<strong>in</strong>er Rechtsprechung<br />
festgehalten, jedoch auch die Begrenzung des<br />
Schadensersatzanspruches deutlich gemacht. So hat er<br />
z. B. <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Entscheidung vom 04.03.1997 (BGH, VI<br />
ZR 354/95, VersR 1997,698) klargestellt, dass <strong>der</strong><br />
Schadensersatzanspruch gegen e<strong>in</strong>en Arzt, <strong>der</strong> die Geburt<br />
e<strong>in</strong>es - hier wegen angeblich fehlerhafter vorgeburtlicher<br />
Untersuchung schwerstbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t zur Welt gekommenen<br />
- K<strong>in</strong>des zu verantworten hat, <strong>der</strong> Höhe nach<br />
durch den Unterhaltsbedarf des K<strong>in</strong>des begrenzt ist und<br />
nicht auch den Verdienstausfall umfasst, <strong>der</strong> den Eltern<br />
durch die Betreuung des K<strong>in</strong>des entsteht. In e<strong>in</strong>em Urteil<br />
vom 15.02.2000 (VI ZR 135/99, VersR 2000,634) hat<br />
<strong>der</strong> BGH außerdem darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass die mit<br />
<strong>der</strong> Geburt e<strong>in</strong>es nicht gewollten K<strong>in</strong>des für die Eltern<br />
verbundenen wirtschaftlichen Belastungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
die Aufwendungen für dessen Unterhalt, nur dann als<br />
ersatzpflichtiger Schaden auszugleichen s<strong>in</strong>d, wenn <strong>der</strong><br />
Schutz vor solchen Belastungen Gegenstand des jeweiligen<br />
Behandlungs- o<strong>der</strong> Beratungsvertrages war.<br />
Von Bedeutung ist auch<br />
die Entscheidung des OLG Hamm vom 05.09.2001 (3 U<br />
229/00, VersR 2002,1153). In dem zu Grunde liegenden<br />
Fall war das K<strong>in</strong>d ohne die l<strong>in</strong>ke Hand und ohne die Hälfte<br />
des l<strong>in</strong>ken Unterarms geboren. Der verklagte Arzt hatte<br />
die Entwicklungsstörungen im Rahmen <strong>der</strong> Untersuchungen<br />
während <strong>der</strong> Schwangerschaft fehlerhaft nicht festgestellt.<br />
Gerügt wurde außerdem e<strong>in</strong>e mangelnde Aufklärung<br />
über genetische Defekte und die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />
Amnio-zentese. Die Eltern wandten e<strong>in</strong>, dass sie <strong>in</strong> Kenntnis<br />
<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des K<strong>in</strong>des die Schwangerschaft abgebrochen<br />
hätten und machten e<strong>in</strong>en Anspruch auf Ersatz<br />
des Unterhaltsaufwands geltend. Der Senat hat<br />
Schadensersatzansprüche <strong>der</strong> Eltern <strong>in</strong> dem vorliegenden<br />
Fall ausdrücklich verne<strong>in</strong>t und klargestellt, dass vom<br />
Schutzbereich des Behandlungsvertrages nur die Schäden<br />
umfasst s<strong>in</strong>d, die bei sachgerechter Behandlung/Aufklärung<br />
und e<strong>in</strong>em sodann rechtmäßig vorgenommenen<br />
Abbruch <strong>der</strong> Schwangerschaft nicht entstanden wären.<br />
In dem hier vorliegenden Fall hätte jedoch schon ke<strong>in</strong>e<br />
Indikation zum Schwangerschaftsabbruch bestanden.<br />
Weiter hat das OLG Hamm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Entscheidung betont,<br />
dass es dem Arzt nicht obliegt, die Schwangere auf<br />
die Möglichkeit e<strong>in</strong>es Schwangerschaftsabbruchs i. S.<br />
d. § 218 a Abs. 1 StGB <strong>in</strong>nerhalb von 12 Wochen h<strong>in</strong>zu-<br />
11
Recht<br />
Zum Anspruch auf Ersatz des Unterhaltsaufwandes für e<strong>in</strong> nach fehlerhafter Diagnostik schwerstbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t geborenes K<strong>in</strong>d<br />
weisen. Die pränatale Diagnostik sei nicht darauf gerichtet,<br />
jeden denkbaren k<strong>in</strong>dlichen Schaden auszuschließen,<br />
son<strong>der</strong>n möglichst frühzeitig Schwerstschäden, wie<br />
z. B. schwere Herzfehler, Sp<strong>in</strong>a bifida o<strong>der</strong> aber schwerste<br />
Dysmel<strong>in</strong> zu erkennen.<br />
Ebenfalls im Jahr 2002 hatte <strong>der</strong> BGH (Urt. v. 18.06.2002,<br />
VI ZR 136/01, VersR 2002,1148) über Schadensersatzansprüche<br />
<strong>der</strong> Eltern zu entscheiden, <strong>der</strong>en Sohn mit<br />
schweren körperlichen Fehlbildungen zur Welt kam.<br />
Beide Oberarme waren nicht ausgebildet. Der rechte<br />
Oberschenkel war verkürzt, <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ke fehlte; an beiden<br />
Be<strong>in</strong>en fehlte das Wadenbe<strong>in</strong>, beide Füße wiesen e<strong>in</strong>e<br />
Knick-Hack-Fussstellung auf. Im Rahmen <strong>der</strong> Schwangerschaftsbetreuung<br />
wurden <strong>in</strong>sgesamt 11 Ultraschalluntersuchungen<br />
gemacht, die schweren Fehlbildungen<br />
von <strong>der</strong> Ärzt<strong>in</strong> jedoch pflichtwidrig nicht erkannt.<br />
Der BGH hat Schadensersatzansprüche <strong>der</strong> Eltern auf<br />
<strong>der</strong> Grundlage e<strong>in</strong>er schuldhaften Verletzung des ärztlichen<br />
Behandlungsvertrages durch die behandelnde Ärzt<strong>in</strong><br />
bejaht. Er hat noch e<strong>in</strong>mal ausdrücklich betont, dass<br />
<strong>der</strong> zwischen <strong>der</strong> K<strong>in</strong>desmutter und <strong>der</strong> behandelnden<br />
Ärzt<strong>in</strong> geschlossene Vertrag über die Schwangerschaftsbetreuung,<br />
<strong>in</strong> dessen Schutzbereich auch <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Elternteil, hier also <strong>der</strong> Ehemann, e<strong>in</strong>bezogen war, auch<br />
die Pflicht <strong>der</strong> Ärzt<strong>in</strong> zur Beratung <strong>der</strong> Eltern über die<br />
erkennbare Gefahr e<strong>in</strong>er Schädigung <strong>der</strong> Leibesfrucht<br />
mit umfasste. Zu den Pflichten <strong>der</strong> behandelnden Ärzt<strong>in</strong><br />
habe es gehört, die pränatale Untersuchung des K<strong>in</strong>des<br />
auf Schädigungen ordnungsgemäß vorzunehmen, diagnostisch<br />
auszuwerten und die Eltern h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />
Ergebnisse <strong>in</strong> gebotener Weise zu beraten. Die Verletzung<br />
dieser Pflichten wurde als Behandlungsfehler angesehen.<br />
Ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s hohen Anfor<strong>der</strong>ungen waren<br />
an die weitere Feststellung zu stellen, dass sich die Eltern<br />
im Fall <strong>der</strong> rechtzeitigen Information über die Entwicklungsstörungen<br />
des K<strong>in</strong>des und nach entsprechen<strong>der</strong><br />
Beratung zu e<strong>in</strong>em Abbruch <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
entschlossen hätten.<br />
Voraussetzung für e<strong>in</strong>en Schadensersatzanspruch ist<br />
weiter, dass e<strong>in</strong> solcher Abbruch <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
rechtlich zulässig gewesen wäre. In dem hier vorliegenden<br />
Fall wäre <strong>der</strong> Schwangerschaftsabbruch nach <strong>der</strong><br />
mediz<strong>in</strong>ischen Indikation des § 218 a Abs. 2 StGB rechtlich<br />
zulässig gewesen. Die Anhörung des mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Sachverständigen hatte ergeben, dass angesichts <strong>der</strong><br />
zu erwartenden sehr schweren Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen des K<strong>in</strong>des<br />
sowohl die Gefahr e<strong>in</strong>es Suizidversuchs als auch<br />
e<strong>in</strong>er schwerwiegenden Bee<strong>in</strong>trächtigung des seelischen<br />
Gesundheitszustandes <strong>der</strong> Mutter zu befürchten gewesen<br />
war. Der BGH hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entscheidung klargestellt,<br />
dass e<strong>in</strong>erseits <strong>der</strong> Lebensschutz des ungeborenen K<strong>in</strong>des<br />
grundsätzlich während <strong>der</strong> gesamten Dauer <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft zu gewährleisten ist; an<strong>der</strong>erseits jedoch<br />
von <strong>der</strong> Mutter, wenn schwerwiegende Gefahren<br />
für ihr Leben o<strong>der</strong> ihre Gesundheit drohen und nicht an-<br />
12<br />
<strong>der</strong>s abgewendet werden können, nicht verlangt werden<br />
kann, dass sie ihre eigenen existentiellen Belange und<br />
Rechtspositionen denen des K<strong>in</strong>des aufopfert. Dies hat<br />
nach <strong>der</strong> Auffassung des BGH auch dann zu gelten, wenn<br />
die schwerwiegende Gefährdung <strong>der</strong> Mutter nicht aus zu<br />
befürchten physischen Bee<strong>in</strong>trächtigungen während <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geburt resultiert, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e<br />
relevante - nicht an<strong>der</strong>s abwendbare - Bedrohung ihres<br />
Lebens o<strong>der</strong> ihrer seelischen Gesundheit deshalb zu erwaten<br />
ist, weil sie konstitutionell nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist,<br />
während <strong>der</strong> Schwangerschaft und nach <strong>der</strong> Geburt e<strong>in</strong>es<br />
schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong>des die damit verbundenen<br />
Belastungen und Verantwortlichkeiten psychisch zu bewältigen.<br />
Diese Voraussetzungen wurden <strong>in</strong> dem zu entscheidenden<br />
Fall bejaht.<br />
Der BGH hat weiter noch e<strong>in</strong>mal ausgeführt, dass <strong>der</strong><br />
wegen <strong>der</strong> Verletzung des Behandlungsvertrages zu ersetzende<br />
Schaden die auf den unterbliebenen Schwangerschaftsabbruch<br />
zurückzuführenden Belastungen mit<br />
dem Unterhaltsaufwand des K<strong>in</strong>des erfasst, da auch dieser<br />
Schaden vom Schutzzweck des Behandlungsvertrages<br />
mit umfasst wird.<br />
Die BGH-Rechtsprechung lässt sich im Ergebnis wie<br />
folgt zusammenfassen:<br />
Kommt es <strong>in</strong> Folge fehlerhafter genetischer Beratung erst<br />
zur Zeugung e<strong>in</strong>es beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tes K<strong>in</strong>des, werden während<br />
<strong>der</strong> Schwangerschaft mediz<strong>in</strong>isch <strong>in</strong>dizierte Untersuchungen<br />
zur Früherkennung e<strong>in</strong>er schweren Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des<br />
K<strong>in</strong>des fehlerhaft unterlassen o<strong>der</strong> werden schwerste<br />
Entwicklungsstörungen des K<strong>in</strong>des während <strong>der</strong><br />
Schwangerschaftsbetreuung fehlerhaft nicht festgestellt<br />
und wäre an<strong>der</strong>nfalls e<strong>in</strong> legaler Schwangerschaftsabbruch<br />
durchgeführt worden, so ist <strong>der</strong> behandelnde Arzt<br />
schadensersatzpflichtig wegen Verletzung se<strong>in</strong>er Pflichten<br />
aus dem Behandlungsvertrag. In den Schutzbereich<br />
des Behandlungsvertrages e<strong>in</strong>bezogen ist dabei auch <strong>der</strong><br />
Vater des K<strong>in</strong>des. Ersatzberechtigt s<strong>in</strong>d nur die Eltern,<br />
nicht das K<strong>in</strong>d selbst. Beim Tode bei<strong>der</strong> Eltern erlischt<br />
deshalb die Haftung.<br />
Neben Ersatzansprüchen <strong>der</strong> Mutter für die Belastung<br />
mit <strong>der</strong> Geburt (Behandlungskosten, Schmerzensgeld)<br />
haben die Eltern Anspruch auf Ersatz des vollen Unterhaltsaufwandes<br />
für das schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong>d.<br />
Der Unterhaltsschaden setzt sich zusammen aus dem<br />
allgeme<strong>in</strong>en Unterhalt und dem beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsbed<strong>in</strong>gten<br />
persönlichen und sächlichen Mehrbedarf. Für die allgeme<strong>in</strong>e<br />
Unterhaltsberechnung wird die im Familienrecht<br />
entwickelte Düsseldorfer Tabelle zu Grunde gelegt. Diese<br />
ist im Rahmen <strong>der</strong> Unterhaltsrechtsreform zum<br />
1.01.2008 letztmalig angepasst worden. Nach <strong>der</strong> Rechtsprechung<br />
des BGH beläuft sich <strong>der</strong> Unterhaltsschaden<br />
auf den doppelten M<strong>in</strong>destk<strong>in</strong>desunterhalt abzüglich des<br />
vollen K<strong>in</strong><strong>der</strong>geldes.
Zum Anspruch auf Ersatz des Unterhaltsaufwandes für e<strong>in</strong> nach fehlerhafter Diagnostik schwerstbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t geborenes K<strong>in</strong>d<br />
Dementsprechend ergibt sich nach <strong>der</strong> aktuellen<br />
Düsseldorfer Tabelle <strong>in</strong>soweit folgende Berechnung:<br />
Für K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis zum 5. Lebensjahr<br />
doppelter MKU* 2 x 279 Euro = 558 Euro<br />
abzgl. K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld (<strong>der</strong>zeit) 154 Euro<br />
Insgesamt: 404 Euro<br />
Für K<strong>in</strong><strong>der</strong> von 6 bis 11 Jahre<br />
doppelter MKU* 2 x 322 Euro = 644 Euro<br />
abzgl. K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld (<strong>der</strong>zeit) 154 Euro<br />
Insgesamt: 490 Euro<br />
Für K<strong>in</strong><strong>der</strong> von 12 bis 17 Jahre<br />
doppelter MKU* 2 x 365 Euro = 730 Euro<br />
abzgl. K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld (<strong>der</strong>zeit) 154 Euro<br />
Insgesamt: 576 Euro<br />
Für K<strong>in</strong><strong>der</strong> ab 18 Jahre<br />
doppelter MKU* 2 x 408 Euro = 816 Euro<br />
abzgl. K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld (<strong>der</strong>zeit) 154 Euro<br />
Insgesamt: 662 Euro<br />
*MKU = M<strong>in</strong>destk<strong>in</strong>desunterhalt<br />
Wird für das K<strong>in</strong>d höheres K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld gezahlt (ab dem<br />
4. K<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit 179 Euro), ist dieses <strong>in</strong> Abzug zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Die Düsseldorfer Tabelle wird zum 1.01.2010 erneut<br />
angepasst, so dass sich dann e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Berechnung<br />
ergibt.<br />
Bei den vorgenannten Beträgen handelt es sich um monatliche<br />
Unterhaltsansprüche. Betrachtet man die Argumente<br />
<strong>der</strong> Rechtsprechung, ist die Verpflichtung zur Zahlung<br />
des allgeme<strong>in</strong>en Unterhalts auch folgerichtig, da bei<br />
Entscheidung gegen die Zeugung bzw. die Geburt des<br />
Nach § 94 Abs. 2 Satz 3 SGB XII wird <strong>der</strong> Unterhaltsbeitrag<br />
für beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong> zum gleichen Zeitpunkt und<br />
denselben Vomhun<strong>der</strong>tsatz angehoben, um den sich das<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld verän<strong>der</strong>t.<br />
Dazu hat die Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> überörtlichen<br />
Sozialhilfeträger (BAGüS) empfohlen:<br />
- den Unterhaltsbeitrag nach §94 Abs. 2 Satz 1 SGB XII<br />
für den Lebensunterhalt nach dem dritten Kapitel<br />
SGB XII von 20 auf 21,30 Euro ab 1.1.2009 anzuheben.<br />
- Der Unterhaltsbetrag für die E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe und<br />
Hilfe zur Pflege nach dem sechsten und siebten Kapitel<br />
SGB XII steigt von 26 Euro auf 27,69 Euro.<br />
- Ist e<strong>in</strong>e Aufteilung des Unterhaltsbeitrags auf die<br />
Recht<br />
K<strong>in</strong>des dieser Unterhaltsaufwand nicht entstanden wäre.<br />
H<strong>in</strong>zu kommen <strong>der</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsbed<strong>in</strong>gte Betreuungsund<br />
Pflegemehrbedarf, <strong>der</strong> bei e<strong>in</strong>er Entscheidung gegen<br />
das K<strong>in</strong>d ebenfalls nicht angefallen wäre. Dieser ist<br />
nach Stunden pro Tag und auf den Monat hochzurechnen<br />
(Std./Tag x 7 Tage x 4,348 = Std./Monat x Stundensatz<br />
= Mehrbedarfsrente). In Abzug zu br<strong>in</strong>gen ist <strong>in</strong>soweit<br />
das Pflegegeld. Je nach Schwere und Umfang <strong>der</strong><br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung errechnen sich hier häufig erhebliche Beträge.<br />
Zu ersetzen ist weiter auch <strong>der</strong> sogenannte sächliche<br />
Mehrbedarf. In diesen Bereich fallen nicht nur Fahrtkosten<br />
zu Arztterm<strong>in</strong>en, Therapiestunden etc., son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
auch Kosten für e<strong>in</strong>en beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsbed<strong>in</strong>gten<br />
Wohnungsumbau o<strong>der</strong> den Umzug <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tengerechte<br />
Wohnung sowie Anschaffungskosten für technische<br />
Hilfsmittel o<strong>der</strong> Aufwendungen für die beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tengerechte<br />
Ausstattung von Fahrzeugen (Fahrrad, PKW).<br />
Wie uns aus <strong>der</strong> Praxis bekannt ist, ist es für die Eltern<br />
e<strong>in</strong>es schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong>des häufig e<strong>in</strong>e schwere<br />
Entscheidung, eigene Schadensersatzansprüche mit <strong>der</strong><br />
Begründung geltend zu machen, bei fachgerechter mediz<strong>in</strong>ischer<br />
Diagnostik und Beratung wäre es gar nicht<br />
zu <strong>der</strong> Geburt des K<strong>in</strong>des gekommen. Sicherlich ist es<br />
auch nicht leicht, dem K<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>e entsprechende Nachfrage<br />
h<strong>in</strong> zu erklären, weshalb Schadensersatz geleistet<br />
wird. An<strong>der</strong>erseits gewährleisten jedoch häufig gerade<br />
erst die Zahlung <strong>der</strong> Grundunterhalts- und Mehrbedarfsrente,<br />
die sich nicht selten auf <strong>in</strong>sgesamt mehrere Tausend<br />
Euro monatlich beläuft, sowie die sächlichen<br />
Mehrbedarfsleistungen e<strong>in</strong>e bestmögliche Versorgung<br />
und För<strong>der</strong>ung des K<strong>in</strong>des mit allen technischen Hilfsmitteln,<br />
um ihm so auch e<strong>in</strong>e größtmögliche Eigenständigkeit<br />
und Lebensqualität zu ermöglichen.<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>geldanhebung führt zu höheren Unterhaltsbeiträgen für beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
getrennt lebenden Eltern erfor<strong>der</strong>lich, ist <strong>der</strong> hälftige<br />
Betrag auf volle Cent abzurunden.<br />
- Sofern sowohl für den Lebensunterhalt als auch für<br />
die E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe/Hilfe zur Pflege e<strong>in</strong> Unterhaltsbeitrag<br />
geleistet werden muss, beträgt dieser statt 46<br />
Euro <strong>in</strong> Zukunft 48,99 Euro, wobei bei getrennt lebenden<br />
Eltern jeweils 24,49 Euro verlangt werden.<br />
Für Leistungen <strong>der</strong> Grundsicherung nach § 41 SGB XII<br />
ff. und die Betreuung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er WfbM o<strong>der</strong> teilstatiönäre<br />
Tagesför<strong>der</strong>stätten für werkstattunfähige beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />
Menschen nach § 92 Abs. 2 Nr. 8 SGB XII fallen ke<strong>in</strong>e<br />
Unterhaltsbeträge an. Dies bestätigen auch die neuen<br />
Unterhaltsempfehlungen des Deutschen Vere<strong>in</strong>s für öffentliche<br />
und private Fürsorge.(We)<br />
13
Recht<br />
Schmerzensgeld<br />
Oberlandesgericht Stuttgart spricht erstmals e<strong>in</strong>em schwerst cerebralgeschädigten K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Schmerzensgeld<br />
<strong>in</strong> Höhe von 500.000 Euro zu.<br />
von Dr. Roland Uphoff, 1. Vorsitzen<strong>der</strong>, Bonn, Mitglied des juristischen Beirates des AKG e. V.<br />
Das Oberlandesgericht Stuttgart hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em langjährigen,<br />
zähen und sehr <strong>in</strong>tensiv geführten Rechtsstreit nunmehr<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Urteil vom 9.09.2008 e<strong>in</strong>em durch e<strong>in</strong>en<br />
Geburtsschaden schwerst mehrfachbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Jungen<br />
e<strong>in</strong> Schmerzensgeld <strong>in</strong> Höhe von 500.000 Euro zugesprochen.<br />
Die Entscheidung ist <strong>in</strong>sofern bemerkenswert, als dass<br />
nunmehr auch das Oberlandesgericht Stuttgart nach den<br />
Oberlandesgerichten Hamm, Köln, Frankfurt, Berl<strong>in</strong>,<br />
endlich erkannt hat, dass bei e<strong>in</strong>er Schwerstmehrfachbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des nach e<strong>in</strong>em geburtshilflichen<br />
Schadensfall e<strong>in</strong> Schmerzensgeld <strong>in</strong> Höhe von 500.000<br />
Euro notwendig und angemessen ist.<br />
Das OLG hat bei <strong>der</strong> Anhörung <strong>der</strong> Eltern im Beise<strong>in</strong> des<br />
schwerst mehrfachbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Jungen sehr detailliert und<br />
klar bei den Eltern nachgefragt, wie sich die<br />
Schwerstbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung beim K<strong>in</strong>d bemerkbar macht.<br />
In dem Urteil wird dann klargestellt, dass die körperlichen<br />
und geistigen Schäden, die <strong>der</strong> Junge erlitten hat,<br />
„die denkbar schwerste Schädigung e<strong>in</strong>es Menschen“<br />
darstellt.<br />
Zu Recht hat auch das OLG im Urteil hervorgehoben,<br />
dass dem geburtsgeschädigten Jungen eben aufgrund<br />
Wussten Sie,<br />
dass <strong>der</strong> AKG auf Spenden,<br />
auf Ihre Hilfe, angewiesen ist?<br />
Machen Sie mit, auch mit e<strong>in</strong>er<br />
kle<strong>in</strong>en Spende ist viel geholfen.<br />
Sparkasse Dortmund, Konto 161 07 986<br />
BLZ 440 501 99<br />
14<br />
dieser schwersten Gesundheitsschädi-gung die Basis für<br />
die Entwicklung e<strong>in</strong>er eigenen Persönlichkeit genommen<br />
ist und e<strong>in</strong>e schwerere Schädigung nicht vorstellbar sei.<br />
Unter H<strong>in</strong>weis auf die bereits ergangenen Entscheidungen<br />
des OLG Köln, des Kammergerichts Berl<strong>in</strong> und des<br />
OLG Hamm hat das OLG Stuttgart e<strong>in</strong> Schmerzensgeld<br />
<strong>in</strong> Höhe von 500.000 Euro für notwendig erachtet.<br />
Die vorliegende Entscheidung zeigt, dass es unbed<strong>in</strong>gt<br />
wichtig ist, auch bei anstehenden Gerichtsterm<strong>in</strong>en mit<br />
den Eltern zu überlegen, ob man zum Gerichtsterm<strong>in</strong><br />
und zu <strong>der</strong> mündlichen Anhörung mit dem K<strong>in</strong>d ersche<strong>in</strong>t.<br />
So war es auch bei <strong>der</strong> persönlichen Anhörung <strong>der</strong> Eltern<br />
des Jungen vor dem OLG Stuttgart zu spüren, dass<br />
das Gericht durchaus sensibel und <strong>in</strong>teressiert genauere<br />
Details über die Schwerstschädigung des K<strong>in</strong>des erhalten<br />
wollte.<br />
Die Entscheidung ist <strong>in</strong> jedem Fall zu begrüßen und wird<br />
demnächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen juristischen Fachzeitschriften veröffentlicht<br />
werden.<br />
Das Urteil kann bei <strong>der</strong> Geschäftsstelle des AKG angefor<strong>der</strong>t<br />
werden.<br />
Westfalen-Blatt - 1.07.08
Zweiter Therapiestuhl für den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />
SG Karlsruhe, Gerichtsbescheid vom 8.08.2007, Az: S 5 KR 5364/06<br />
Der 2002 geborene Kläger ist seit September 2005 mit<br />
e<strong>in</strong>em Therapiestuhl „Puntu Blu“ versorgt. Im Juli 2006<br />
verordnete e<strong>in</strong> Facharzt für K<strong>in</strong><strong>der</strong>heilkunde e<strong>in</strong>en weiteren<br />
modellgleichen Therapiestuhl (Kosten ca. 3.000<br />
Euro) für den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten.<br />
Die Krankenkasse lehnte die Versorgung mit <strong>der</strong> Begründung<br />
ab, dass <strong>der</strong> Kläger bereits im Besitz dieses Hilfsmittels<br />
sei. Die mehrfache Ausstattung mit e<strong>in</strong>em Hilfsmittel<br />
sei nur möglich, wenn e<strong>in</strong> am Körper getragenes<br />
hilfsmittel aus hygienischen Gründen gewechselt werden<br />
müsse o<strong>der</strong> wenn die Erstausstattung nicht ausreiche,<br />
um alle Grundbedürfnisse zu befriedigen. Der Besuch<br />
e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens gehöre nicht zu den allgeme<strong>in</strong>en<br />
Grundbedürfnissen. Außerdem sei es die Pflicht des<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenträgers, e<strong>in</strong> solches Hilfsmittel zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Hiergegen hat <strong>der</strong> Kläger geltend gemacht, dass es nicht<br />
möglich sei, den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohnung stehenden Therapiestuhl<br />
täglich <strong>in</strong> den k<strong>in</strong><strong>der</strong>garten und zurück zu transportieren:<br />
Der Stuhl wiege m<strong>in</strong>destens 25 kg und müsse vor<br />
dem Transport aus dem ersten Stock e<strong>in</strong>es Wohnhauses<br />
<strong>in</strong> zwei Teile zerlegt werden. Nach dem Transport im<br />
Bus müssten Erzieher<strong>in</strong>nen die Teile aus dem Bus laden<br />
und den Stuhl wie<strong>der</strong> zusammensetzen. Vor <strong>der</strong> Rückfahrt<br />
sei <strong>der</strong> Vorgang zu wie<strong>der</strong>holen.<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenbesuch ist e<strong>in</strong> Grundbedürfnis<br />
Das Gericht hat <strong>der</strong> Klage stattgegeben. Der Kläger habe<br />
Anspruch auf zwei Therapiestühle: E<strong>in</strong>e Mehrfachausstattung<br />
mit Hilfsmitteln sei möglich, wenn nur auf<br />
diese Weise <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsausgleich erreicht werden<br />
könne. Voraussetzung sei allerd<strong>in</strong>gs, dass die<br />
Doppelversorgung <strong>der</strong> Sicherstellung e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>en<br />
Grundbedürfnisses des Versicherten diene. Dies sei beim<br />
Besuch e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens <strong>der</strong> Fall. An<strong>der</strong>s als bei Erwachsenen<br />
ließen sich bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Lebensbereiche<br />
nicht <strong>in</strong> Beruf, Gesellschaft und Freizeit trennen. Nicht<br />
nur die Teilnahme am allgeme<strong>in</strong>en Schulunterricht, son<strong>der</strong>n<br />
auch an <strong>der</strong> sonstigen üblichen Lebensgestaltung<br />
Gleichaltriger sei bei ihnen Bestandteil des sozialen Lernprozesses.<br />
Der Integrationsprozess sei e<strong>in</strong> multifaktorielles<br />
Geschehen, bei dem die e<strong>in</strong>zelnen Faktoren nicht<br />
isoliert betrachtet und bewertet werden könnten. Es reiche<br />
deshalb aus, wenn durch das Hilfsmittel die gleichberechtigte<br />
Teilhabe am Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft<br />
wesentlich geför<strong>der</strong>t werde.<br />
Angehörige nur zu zumutbarer Hilfe verpflichtet<br />
Der Kläger habe auch ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, se<strong>in</strong>en häuslichen<br />
Therapiestuhl täglich <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten und zurück<br />
zu transportieren. Es bestehe ke<strong>in</strong> genereller Vorrang<br />
familiärer Hilfe gegen über Versicherungsansprüchen.<br />
Von Angehörigen könnten lediglich zumutbare<br />
kle<strong>in</strong>e Hilfeleistungen erwartet werden. Die Grenze<br />
Recht<br />
<strong>der</strong> Zumutbarkeit sei hier überschritten. Dies ergebe sich<br />
bereits aus e<strong>in</strong>em ärztlichen Attest, nach dem es <strong>der</strong><br />
Mutter aus gesundheitlichen Gründen nicht zumutbar sei,<br />
täglich den Therapiestuhl zu tragen.<br />
Schließlich sei auch <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten nicht vorrangig<br />
verpflichtet, den Kläger mit e<strong>in</strong>em Therapiestuhl zu versorgen.<br />
Der Träger des K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens habe den allgeme<strong>in</strong>en<br />
üblichen Ausstattungsstandard zu gewährleisten.<br />
Wenn <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten überwiegend von beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n besucht werde, könnten hierzu auch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tengerechte<br />
Zusatze<strong>in</strong>richtungen gehören. Die Versorgungspflicht<br />
durch den K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenträger scheide aber aus,<br />
wenn das streitige Hilfsmittel auf die Bedürfnisse e<strong>in</strong>es<br />
e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des zugeschnitten sei.<br />
Ergänzend weist das Gericht darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Kläger<br />
zudem ke<strong>in</strong>en Rechtsanspruch gegenüber dem Transportunternehmen<br />
auf Mitnahme des Therapiestuhls habe.<br />
Anmerkung<br />
Das Gerichtsverfahren ist e<strong>in</strong> weiteres Beispiel für die<br />
bisweilen unsäglichen Kostene<strong>in</strong>sparungsbemühungen<br />
<strong>der</strong> Krankenkassen. Die Ausführungen <strong>der</strong> beklagten<br />
Krankenkasse gehen an <strong>der</strong> Lebenswirklichkeit völlig<br />
vorbei. Richtig ist alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> H<strong>in</strong>weis, dass an<strong>der</strong>s als<br />
beim Schulbesuch ke<strong>in</strong>e Rechtspflicht bestehe, e<strong>in</strong>en<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten zu besuchen. Tatsächlich machen <strong>in</strong>zwischen<br />
weit über 90% <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> von dieser Möglichkeit<br />
Gebrauch. Im letzten Jahr vor dem Schulbesuch liegt<br />
die Quote bei nahezu 100%. Beson<strong>der</strong>s fatal ist es, wenn<br />
wie im vorliegenden Fall versucht wird, beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
den Besuch e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartens zu erschweren,<br />
<strong>der</strong> speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. In<br />
diesen Fällen wird nicht nur die Integration <strong>in</strong> den Kreis<br />
Gleichaltriger geför<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> therapeutischer<br />
Ansatz verfolgt. Schließlich ist <strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenbesuch für schwer mehrfach beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
wie den Kläger häufig die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit, mit<br />
Gleichaltrigen zusammen zu se<strong>in</strong>.<br />
Zum Anspruch auf Doppelausstattung mit Hilfsmitteln.<br />
Vgl. auch e<strong>in</strong>en Beschluss des Hessischen LSG vom<br />
8.11.2007, Az: L1KR 230/07 ER, abgedruckt <strong>in</strong> RdLh 1/<br />
2008, S. 16 (Sch).<br />
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung <strong>der</strong> Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />
Lebenshilfe für Menschen mit geistiger<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e.V. Erschienen im Rechtsdienst <strong>der</strong> Lebenshilfe<br />
Nr. 3/08. mm<br />
www.arbeitskreiskunstfehlergeburtshilfe.de<br />
15
Therapie<br />
Musiktherapie mit vielfältigen Wirkungen<br />
Das Delph<strong>in</strong>-Netzwerk ist <strong>in</strong>spiriert von den wohl <strong>in</strong>telligentesten<br />
und sozialsten Tieren unseres Planeten. Ich<br />
denke, auch Mozart´s Musik würde Delph<strong>in</strong>en gefallen,<br />
so wie auch Pflanzen mit mehr Wachstum und an<strong>der</strong>e<br />
Tiere, wie Kühe mit mehr Milch o<strong>der</strong> Mäuse mit mehr<br />
Intelligenz, positiv reagieren. Diese Entwicklungsför<strong>der</strong>ung<br />
beobachten wir auch bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Was kann<br />
dafür die Ursache se<strong>in</strong>?<br />
Angenehme Musik aktiviert Hirnareale, die für größte<br />
Glücksgefühle zuständig s<strong>in</strong>d. Innere Ängste gehen zurück.<br />
„Musik ist <strong>der</strong> stärkste Reiz für neuronale Umstrukturierungen,<br />
den wir kennen“ sagt <strong>der</strong> Musikpsychologe<br />
und Neurologe Eckart Altenmüller. Der Austausch zwischen<br />
beiden Gehirnhälften verbessert sich. Beim Hören<br />
von angenehmer Musik tritt e<strong>in</strong>e geordnete motorische<br />
Aktivierung e<strong>in</strong>, als wollten wir gleich mitspielen<br />
o<strong>der</strong> tanzen. Musik hat beruhigende Effekte auf Säugl<strong>in</strong>ge<br />
und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>, nach unseren Beobachtungen auch<br />
auf Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>. Musik öffnet die Pforten zum<br />
Unterbewusstse<strong>in</strong> und lässt gefühlsbetonte Seelen<strong>in</strong>halte<br />
zum Vorsche<strong>in</strong> kommen.<br />
Dass dazu die Musik von Mozart sowie e<strong>in</strong>ige Barock<br />
Komponisten am besten geeignet s<strong>in</strong>d, liegt daran, dass<br />
die Harmoniegesetze absolut umgesetzt und e<strong>in</strong>gehalten<br />
wurden. In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d die Forschungsergebnisse<br />
immer e<strong>in</strong>deutiger zugunsten <strong>der</strong> Musiktherapie<br />
ausgefallen und <strong>in</strong> den Medien wird immer<br />
häufiger darüber berichtet.<br />
Kopfhörer s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> therapeutischen Anwendung von<br />
Klängen erfor<strong>der</strong>lich. Wenn Sie über Boxen hören, dann<br />
hören Sie nicht nur das Klangabbild Ihrer CD, son<strong>der</strong>n<br />
16<br />
Und es macht noch Spass<br />
Sie hören die Klangantwort Ihres Raumes. Da Baustoffe,<br />
Wandbelege, Bodenbeläge, Deckengestaltung, Möblierung<br />
stark variieren, genauso sowie Raumgröße und<br />
Fensterfronten, ergibt sich e<strong>in</strong> starker diffuser Anteil im<br />
Klang, <strong>der</strong> klangtherapeutisch we<strong>der</strong> gewollt noch kontrollierbar<br />
ist. Der zweite wichtige Punkt, <strong>der</strong> Kopfhörer<br />
erfor<strong>der</strong>t, ist das „im Kopf Hören“ <strong>der</strong> Musik o<strong>der</strong> Klänge.<br />
Es ist gewollt, dass <strong>der</strong> Klang <strong>in</strong>nerlich wahrgenommen<br />
wird, so dass die Empf<strong>in</strong>dung nicht als getrennt von<br />
e<strong>in</strong>em selbst erlebt wird.<br />
Nun geben wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klangtherapie über Kopfhörer noch<br />
Klangverän<strong>der</strong>ungen h<strong>in</strong>zu. Dazu gleich mehr. Wir arbeiten<br />
bei AUDIVA mit harmonischer Musik gespielt auf<br />
natürlichen Instrumenten, mit Saiten und hölzernem<br />
Resonanzkörper. Metall fügt dem Klang zu viele unharmonische<br />
Obertöne h<strong>in</strong>zu. Wir brauchen für die positive<br />
Wirkung jedoch harmonische Klänge.<br />
Die Wirkung von Musikarten und Geräuschen wird erst<br />
ganz allmählich von Presse und Bildung erkannt. Wir<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> westlichen Welt, vor allem <strong>in</strong> den Städten,<br />
e<strong>in</strong>em ständigen Lärmfaktor ausgesetzt. Wenn vorausgesetzt<br />
wird, dass wir re<strong>in</strong> rationale Wesen s<strong>in</strong>d, die nur<br />
auf das reagieren, was e<strong>in</strong>e gewollte Ansprache darstellt,<br />
mag das genügen. Doch können wir selbst entscheiden,<br />
ob wir uns ständig von stressauslösendem Lärm bee<strong>in</strong>flussen<br />
lassen o<strong>der</strong> ob wir selbst entscheiden, welche<br />
Fremdwirkung wir auf unser Hörsystem zulassen und<br />
welche Qualität die Musik hat, die wir mögen.<br />
Ich kann hier nicht vertiefen, was <strong>der</strong> Unterschied zwischen<br />
<strong>der</strong> Musik, die wir mögen ist und <strong>der</strong> Musik, die<br />
für uns gut ist. Es ist vielleicht ähnlich wie mit <strong>der</strong> Ernährung<br />
(z.B. zuviel Fett, gehärtete). Jedes <strong>in</strong>strumentale<br />
Musikstück, hat e<strong>in</strong>e Sprache, e<strong>in</strong>e nonverbale Information.<br />
Diese sollte leicht se<strong>in</strong> (fettarm) und darf auch süß<br />
(süß) kl<strong>in</strong>gen (ohne Kalorien!). Diese Sprache nehmen<br />
wir nicht mit dem Kortex, dem rationalen Bewusstse<strong>in</strong><br />
wahr, son<strong>der</strong>n mit unserem Gefühlsystem, dem<br />
limbischen System. Wer jedoch schon Erwartungen hat,<br />
auf den Geschmack gebracht wurde, <strong>der</strong> mag diese leichten<br />
und süßen Klänge von Mozart nicht würdigen. Er<br />
erwartet z.B. die harten Takte <strong>der</strong> Rockmusik o<strong>der</strong> das<br />
Gesäusel von Schlagermusik. Hier zeigt sich <strong>der</strong> Konflikt<br />
<strong>in</strong> Hörerwartung und Hörwirkung.<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d alters- und e<strong>in</strong>flussabhängig noch offen für<br />
die heiteren und süßen Klänge. Sie reagieren oft zum<br />
Erstaunen <strong>der</strong> Eltern auf die Musiktherapie mit Freude<br />
und Kraft.<br />
Die Energie, die Freude und Kraft verstärkt und das<br />
Gehirn anregt, stammt aus den hohen Frequenzen <strong>der</strong><br />
Musik. Wir verwenden e<strong>in</strong>en Hochtonfilter (Hochtontra<strong>in</strong><strong>in</strong>g)<br />
und e<strong>in</strong>e Seitenbewegung (Lateraltra<strong>in</strong><strong>in</strong>g), um<br />
die Klänge <strong>der</strong> Musik für das Gehirn anregend zu gestalten.<br />
Ohne diese technischen Verän<strong>der</strong>ungen kommen<br />
wir beim Hörer nicht an <strong>der</strong> gewohnten Hörverarbeitung
vorbei. Durch die technische Klangverän<strong>der</strong>ung zu Gunsten<br />
hoher Töne liefern wir mehr Energie <strong>in</strong>s Hörsystem,<br />
da <strong>der</strong> Energie<strong>in</strong>halt mit steigen<strong>der</strong> Frequenz ebenfalls<br />
steigt. Die neuronale Erregung steigt an und <strong>der</strong> Körper<br />
reagiert spontan mit e<strong>in</strong>er Lausch - Haltung, die den Tonus<br />
erhöht, und die Wirbelsäule, die ganze Haltung aufrichtet.<br />
Das Spitzen <strong>der</strong> Ohren wird auf den ganzen Körper<br />
übertragen.<br />
Sie können diesen Effekt, <strong>der</strong> zumeist im Innern des<br />
Hörers verborgen abläuft, außen erkennen durch Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Mimik, <strong>der</strong> Haltung, <strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>motorik und<br />
<strong>der</strong> spontanen Kommunikationsbereitschaft.<br />
Die Aufmerksamkeit steigt an und <strong>der</strong> Hörer kann sich<br />
während und e<strong>in</strong>er gewissen Zeit nach <strong>der</strong> Hörtherapie<br />
länger konzentrieren. Das liegt daran, dass die Anregung<br />
im limbischen System direkt auf e<strong>in</strong>e vermehrte Produktion<br />
von Botenstoffen, wie Dopam<strong>in</strong> u.a. e<strong>in</strong>wirkt. Was<br />
mit pharmakologisch durch rittal<strong>in</strong>ähnliche Präparate<br />
erreicht wird, kann <strong>der</strong> Körper durch Anregung von außen<br />
auch selbst schaffen, gibt man ihm den entsprechenden<br />
Stimulus und den Freiraum. E<strong>in</strong>e Zeitbegrenzung<br />
f<strong>in</strong>det durch den natürlichen Abbau <strong>der</strong> Neurotransmitter<br />
statt. Bei Langzeitanwendung des Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs können<br />
sich die <strong>in</strong>neren Prozesse stabilisieren und verselbst-ständigen,<br />
so dass nach e<strong>in</strong>igen Monaten <strong>in</strong> die Erhaltungstherapie<br />
gewechselt werden kann, wobei e<strong>in</strong> gelegentliches<br />
Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zur Auffrischung und Er<strong>in</strong>nerung genügt.<br />
Das Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g nach AUDIVA besteht aus <strong>der</strong> Musiktherapie<br />
<strong>in</strong> Phase A, welches bei ADS, ADHS Entwick-<br />
Die Musikgruppe <strong>der</strong> Tom-Mutters-Schule Frankenthal<br />
spielte bei bei <strong>der</strong> Jubiläumsfeier des AKG 2008<br />
Therapie<br />
lungsverzögerungen, Geräuschempf<strong>in</strong>dlichkeit u.v.m.<br />
erfolgreich e<strong>in</strong>gesetzt wird. K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Sprach-, Sprechund<br />
Leseproblemen führen zusätzlich die Phase B durch.<br />
Die Anwendung wird täglich m<strong>in</strong>destens 30 M<strong>in</strong>. durchgeführt.<br />
E<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsblock dauert 12 Wochen. Je nach<br />
Entwicklungsstand wird das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g dann verlängert,<br />
pausiert o<strong>der</strong> abgeschlossen.<br />
Sie können beruhigt se<strong>in</strong>, denn durch e<strong>in</strong> Kopfhörer -<br />
Hörtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g über e<strong>in</strong>en Hörwahrnehmungstra<strong>in</strong>er kann Ihr<br />
K<strong>in</strong>d nebenher spielen, basteln, puzzeln ... ausruhen o<strong>der</strong><br />
sogar Schularbeiten verrichtet, denn: ES muss sich<br />
NICHT auf die Musik KONZENTRIEREN! Die Musik<br />
wirkt, wie gesagt, im emotionalen und vegetativen Bereich.<br />
Der kognitive Bereich, als dritte Instanz unseres<br />
Bewusstse<strong>in</strong>s ist e<strong>in</strong>e unabhängige Instanz, die uns von<br />
den Tieren unterscheidet. Doch liefern uns die Tiere, wie<br />
Delph<strong>in</strong>e dank ihres hoch entwickelten Sozialverhaltens<br />
die Reize, die wir ohne Rationalität, also ohne Verstand,<br />
sofort positiv e<strong>in</strong>ordnen.<br />
Somit komme ich zu dem Schluss, dass wir für e<strong>in</strong>e<br />
Entwicklungsför<strong>der</strong>ung auf die eigenen Ressourcen setzen,<br />
diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er harmonischen Hörgestaltung anregen,<br />
um sie als <strong>in</strong>nere Kräfte zu wecken.<br />
Uwe M<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g<br />
Weitere Informationen bei: AUDIVA Hören und Bewegen,<br />
Behlenstr. 3, D-79400 Kan<strong>der</strong>n, Tel.:+49/7626-9779-0,<br />
Fax: -11, Internet: www.audiva.de<br />
Alles über konduktive För<strong>der</strong>ung<br />
nach dem ungarischen Arzt Prof. Dr. Petö<br />
f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> dieser Broschüre.<br />
Zu bestellen beim AKG.<br />
17
Therapie<br />
<strong>Selektive</strong> <strong>dorsale</strong> <strong>Rhizotomie</strong> (SDR) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Türkei<br />
Folgende Mail und e<strong>in</strong>e sehr umfangreiche<br />
Information über die selektive<br />
<strong>dorsale</strong> <strong>Rhizotomie</strong>, hat Herr L<strong>in</strong>gk<br />
an se<strong>in</strong>en Anwalt, Dr. Uphoff, geschickt<br />
und uns die Veröffentlichung<br />
erlaubt. Es geht um die Operation<br />
se<strong>in</strong>es Sohnes Bennet <strong>in</strong> <strong>der</strong> Türkei.<br />
(Vielen Dank!)<br />
Sehr geehrter Herr Dr. Uphoff,<br />
Wie bereits am Telefon erläutert, ist<br />
bei Bennet die selektive <strong>dorsale</strong><br />
<strong>Rhizotomie</strong> (SDR) am 4.11.2008 erfolgreich<br />
verlaufen. Bennet wird noch<br />
Erhöhte Muskelspannung<br />
Spastik ist e<strong>in</strong>e krankhafte Erhöhung <strong>der</strong> Muskelspannung.<br />
Von 700.000 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die jedes Jahr <strong>in</strong> Deutschland<br />
geboren werden, erleiden 1.400 e<strong>in</strong>e Hirnschädigung<br />
mit e<strong>in</strong>er Bewegungsstörung. Elektrische<br />
Impulse, die das Gehirn über die Nervenfasern des<br />
Rückenmarks an e<strong>in</strong>zelne Muskeln aussendet, geraten<br />
zu stark - das Ergebnis ist e<strong>in</strong> Koord<strong>in</strong>ationsverlust,<br />
wie er von Spastikern bekannt ist.<br />
Mit Folie isoliert<br />
Bei <strong>der</strong> selektiven <strong>dorsale</strong>n <strong>Rhizotomie</strong> werden e<strong>in</strong><br />
o<strong>der</strong> mehrere Lendenwirbel geöffnet. Unter dem Mikroskop<br />
werden Rückennerven mit Kunststoff-Folie<br />
isoliert und spastisch beson<strong>der</strong>s auffällige Teile durchtrennt.<br />
Übrig bleiben nur die gesunden Nervenbündel<br />
(Faszikel), die dann die Aufgaben <strong>der</strong> durchtrennten<br />
übernehmen.<br />
In den USA Standard<br />
Erste <strong>Rhizotomie</strong>n wurden bereits 1913 ausprobiert.<br />
In den USA und Kanada, aber auch <strong>in</strong> Belgien gehören<br />
die neuen <strong>Rhizotomie</strong>n zum therapeutischen Standardprogramm<br />
für Spastiker. Nur <strong>in</strong> Deutschland muss<br />
diese Methode noch etabliert werden. Nach Schätzungen<br />
von Mediz<strong>in</strong>ern können <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
rund 7000 Patienten von <strong>der</strong> Operation profitieren.<br />
Sie ist allerd<strong>in</strong>gs nicht für jeden Patienten<br />
geeignet. Erfolg versprechend ist e<strong>in</strong>e selektive <strong>dorsale</strong><br />
<strong>Rhizotomie</strong> beson<strong>der</strong>s bei (gerade noch) gehfähigen<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die über relativ <strong>in</strong>takte Muskeln verfügen.<br />
(Artikel oben aus <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Morgenpost vom<br />
5.04. 2008)<br />
18<br />
zusammen mit me<strong>in</strong>er Ex-Frau bis<br />
Ende November <strong>in</strong> <strong>der</strong> Türkei verbleiben,<br />
weil Bennet dort im Krankenhaus<br />
noch 2 Wochen Physiotherapie<br />
zur Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Bewegungskoord<strong>in</strong>ation<br />
erhält.<br />
In <strong>der</strong> Anlage überreiche ich e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e<br />
Abhandlung über SDR z. w.<br />
V. Die Arztberichte werde ich Anfang<br />
Dezember 2008, wenn die Unterlagen<br />
vollständig vorliegen, an sie<br />
weiterleiten. Die SDR wird auch <strong>in</strong><br />
Deutschland durch Dr. Haberl an <strong>der</strong><br />
<strong>Selektive</strong> <strong>dorsale</strong> <strong>Rhizotomie</strong> (SDR)<br />
Quelle: http://selektive.<strong>dorsale</strong>.rhizotomie.<strong>in</strong>fo/portal.php (leicht modifiziert und verallgeme<strong>in</strong>ert)<br />
Charite <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und durch Dr. Kunkel<br />
<strong>in</strong> Hamburg durchgeführt. Wie bereits<br />
mündlich berichtet, hatte Dr.<br />
Kunkel aus HH e<strong>in</strong>e OP bei Bennet<br />
abgelehnt, weil die Spastik bei<br />
Bennet sehr stark ausgeprägt sei.<br />
Dr. Kunkel stellte dann aber e<strong>in</strong>en<br />
Kontakt zu Prof. Dr. Özek (Acibadem<br />
Krankenhaus) aus Istanbul her, weil<br />
dieser bereits seit über 15 Jahren<br />
SDR Behandlungen durchführt und<br />
dadurch e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Erfahrungshorizont<br />
hat.<br />
<strong>Selektive</strong> <strong>dorsale</strong> <strong>Rhizotomie</strong> (SDR)<br />
Bei dieser Methode ist die Reduktion von Spastiken das<br />
Hauptziel: bestimmte Nervenfasern werden durchtrennt,<br />
die zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Spastik beitragen.<br />
Bei Menschen, die nicht unter e<strong>in</strong>er Spastik leiden, bestehen<br />
spezielle Nervenbahnen, die vom Gehirn bis zum<br />
Rückenmark ziehen und dort e<strong>in</strong>en hemmenden E<strong>in</strong>fluss<br />
auf den so genannten Reflexbogen ausüben. Reflexe wie<br />
z.B. <strong>der</strong> Kniescheibenreflex s<strong>in</strong>d sozusagen Kurzschlüsse<br />
zwischen den Muskeln und Sehnen e<strong>in</strong>erseits und dem<br />
Rückenmark an<strong>der</strong>erseits.<br />
So meldet die Kniescheibensehne im Falle e<strong>in</strong>es Stolperns<br />
nicht erst zeitaufwendig dem Gehirn, dass sie gerade<br />
gestreckt wurde, son<strong>der</strong>n die Information geht nur<br />
bis zum Rückenmark und wird dort direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Signal<br />
umgeschaltet (Reflexbogen), welches dem Oberschenkelmuskel<br />
befielt sich schnell anzuspannen und so<br />
e<strong>in</strong>en Sturz verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Damit dieser im Pr<strong>in</strong>zip s<strong>in</strong>nvolle<br />
Reflex nicht ständig abläuft, bestehen also die vom<br />
Gehirn bis zu dem Reflexort im Rückenmark verlaufenden<br />
hemmenden Nervenbahnen.<br />
Bei Menschen mit e<strong>in</strong>er Spastik wurden diese hemmenden<br />
Bahnen auf ihrem Weg entwe<strong>der</strong> im Gehirn o<strong>der</strong> im<br />
Rückenmark unterbrochen und können <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht<br />
repariert werden. Die Ursache von Spastiken s<strong>in</strong>d also<br />
ungehemmt ablaufende Reflexantworten.<br />
Die dabei entstehende Muskelspannung wird nun über<br />
sensible (fühlende) Nerven dem Rückenmark zurückgemeldet<br />
und führt zum erneuten Auslösen des Reflexbogens.<br />
So entsteht e<strong>in</strong> Teufelskreis, bei dem die Muskelanspannung<br />
ständig weiter aufrecht gehalten und<br />
damit zur Spastik wird.
<strong>Selektive</strong> <strong>dorsale</strong> <strong>Rhizotomie</strong> (SDR)<br />
Bei <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> selektiven <strong>dorsale</strong>n <strong>Rhizotomie</strong> wird<br />
nun e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> sensiblen Nerven, die mit ihrer Rückmeldung<br />
den Teufelskreis aufrechterhalten, identifiziert<br />
und dann gezielt gekappt. Die kann nur im Bereich <strong>der</strong><br />
Lendenwirbelsäule erfolgen, so dass auch nur e<strong>in</strong>e Spastik<br />
<strong>der</strong> Beide und nicht <strong>der</strong> arme behandelt werden kann.<br />
E<strong>in</strong>e Besserung von unwillkürlich e<strong>in</strong>schließenden Muskelanspannungen<br />
(Dystonie) ist mit dieser Methode nicht<br />
möglich, da diese e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Ursache hat als die Spastik.<br />
Beson<strong>der</strong>s erfolgreich wird diese Operation bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
mit e<strong>in</strong>er Zerebralparese und e<strong>in</strong>er Spastik <strong>der</strong> Be<strong>in</strong>e<br />
(Diparese), die aber noch gehfähig s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Vorteile <strong>der</strong> <strong>Rhizotomie</strong> bestehen dar<strong>in</strong>, dass ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit<br />
von e<strong>in</strong>er Medikamentenpumpe und damit von<br />
regelmäßigen ambulanten Krankenhausvorstellungen<br />
entsteht, die M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Spastik spätere orthopädische<br />
Operationen bei entstandenen Deformitäten (Hüftverdrehung<br />
usw.) überflüssig machen kann und nicht<br />
selten e<strong>in</strong>e Normalisierung des vorher auffälligen Gangbildes<br />
zu erreichen ist.<br />
Zur Klärung <strong>der</strong> Frage, ob e<strong>in</strong> bestimmtes K<strong>in</strong>d von <strong>der</strong><br />
<strong>Rhizotomie</strong> profitieren könnte, erfolgt zunächst e<strong>in</strong>e ambulante<br />
Vorstellung bei allen beteiligten Experten (K<strong>in</strong><strong>der</strong>neurologie,<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>orthopädie und K<strong>in</strong><strong>der</strong>neuro-chirurgie)<br />
geme<strong>in</strong>sam. Von e<strong>in</strong>er möglichen Operation wird e<strong>in</strong>e<br />
Videoanalyse des Gangbildes durchgeführt werden.<br />
Die selektive <strong>dorsale</strong> <strong>Rhizotomie</strong><br />
- e<strong>in</strong>e lebensverän<strong>der</strong>nde Operation<br />
In Deutschland werden jährlich ca. 700.000 K<strong>in</strong><strong>der</strong> geboren.<br />
1.400 dieser K<strong>in</strong><strong>der</strong> erleiden e<strong>in</strong>e frühk<strong>in</strong>dliche<br />
Hirnschädigung (<strong>in</strong>fantile Zerebralparese) - oft ohne E<strong>in</strong>schränkung<br />
<strong>der</strong> Intelligenz - mit e<strong>in</strong>er lebenslangen Bewegungsstörung.<br />
Am häufigsten ist die Erhöhung <strong>der</strong> Muskelspannung,<br />
die so genannte Spastik. Bei 400 - 500 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d die<br />
Be<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s betroffen. Zurzeit leben <strong>in</strong> Deutschland<br />
zwischen 7.000 und 8.000 von dieser speziellen Problematik<br />
betroffene K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche unter 18 Jahren.<br />
Symptome<br />
- Schwere Gangstörung.<br />
- Der Oberschenkel ist angew<strong>in</strong>kelt, gebeugt und nach<br />
<strong>in</strong>nen gedreht.<br />
- Das Sprunggelenk und <strong>der</strong> Fuß stehen meist <strong>in</strong><br />
Spitzfußstellung (?Zehenspitzengang?).<br />
- Die Wirbelsäule entwickelt oft e<strong>in</strong>e hochgradige Verkrümmung<br />
(Skoliose).<br />
- Koord<strong>in</strong>ations- und Gleichgewichtsstörungen, Sprachstörungen<br />
und Muskelzittern (Tremor) s<strong>in</strong>d möglich.<br />
In Folge <strong>der</strong> Bewegungsstörungen stürzen die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
häufig. Sie s<strong>in</strong>d oft auf die Nutzung e<strong>in</strong>es Rollstuhls angewiesen<br />
Epileptische Anfälle, Hör- und Sprachstörun-<br />
Therapie<br />
gen können die Teilnahme am sozialen Leben bee<strong>in</strong>trächtigen.<br />
Sowohl die körperlichen E<strong>in</strong>schränkungen als auch<br />
die kognitiven E<strong>in</strong>schränkungen können die Selbständigkeit<br />
und die Bewältigung des Alltags, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />
Schule, erschweren.<br />
- Die SDR verbessert das Steh- und Gehvermögen wesentlich.<br />
- Sie reduziert die durch die Spastik ausgelösten Schmerzen<br />
<strong>in</strong> den großen Gelenken. Frühzeitig durchgeführt<br />
kann sie die Anzahl <strong>der</strong> später notwendigen orthopädischen<br />
Korrekturen reduzieren.<br />
- Obwohl am Rückenmark durchgeführt, kann sie bei<br />
Durchführung im frühen K<strong>in</strong>desalter zu e<strong>in</strong>er sekundären<br />
Verbesserung des Sprachvermögens, <strong>der</strong> Tiefensensibilität,<br />
sowie <strong>der</strong> Kontrolle des Oberkörpers und<br />
<strong>der</strong> Handfunktion beitragen.<br />
Die Operation<br />
Die selektive <strong>dorsale</strong> <strong>Rhizotomie</strong> (SDR) ist e<strong>in</strong> mikrochirurgischer<br />
E<strong>in</strong>griff. Im Gegensatz zu allen bisherigen<br />
operativen Ansätzen kommt sie mit e<strong>in</strong>em m<strong>in</strong>imalen<br />
Zugang zur Wirbelsäule über e<strong>in</strong>en ca. 5 cm langen<br />
Schnitt aus.<br />
Nach Erreichen des Wirbelkanales wird die Dura mater,<br />
die geme<strong>in</strong>same Hülle <strong>der</strong> Nervenwurzeln und des<br />
Rückenmarkes, eröffnet. Nun blickt man auf den Ursprung<br />
aller <strong>in</strong> die untere Körperhälfte ziehenden Nerven<br />
am Rückenmark. Die für die Übertragung <strong>der</strong> Spastik<br />
verantwortlichen Anteile <strong>der</strong> Nervenwurzeln werden nun<br />
durch kle<strong>in</strong>e Kunststofffolien isoliert. Ihre Funktion wird<br />
mit Hilfe kle<strong>in</strong>er elektrischer Impulse gemessen. Das<br />
Antwortsignal wird gemäß den def<strong>in</strong>ierten Kriterien bewertet.<br />
Auf <strong>der</strong> Grundlage dieser Bewertung unterbricht <strong>der</strong><br />
Chirurg unter dem Mikroskop die beson<strong>der</strong>s spastischen<br />
Impulse übertragenden Fasern und schont die weniger<br />
betroffenen Fasern, um die Funktionsfähigkeit aller wurzeln<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
Da bis zu 60 Messungen notwendig s<strong>in</strong>d, kann <strong>der</strong> E<strong>in</strong>griff<br />
mehrere Stunden dauern. Danach wird die Dura<br />
genäht und die Wunde schichtweise verschlossen. Die<br />
Haut wird mit e<strong>in</strong>em selbstauflösenden Faden kosmetisch<br />
genäht.<br />
Risiken<br />
Je<strong>der</strong> mehrstündige E<strong>in</strong>griff bei e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d be<strong>in</strong>haltet<br />
sowohl Narkose- als auch Operationsrisiken. Insgesamt<br />
ist die Gefahr jedoch ger<strong>in</strong>g. Vor e<strong>in</strong>er Operation werden<br />
alle Risiken ausführlich mit den Eltern und dem K<strong>in</strong>d<br />
besprochen.<br />
Nach <strong>der</strong> Operation<br />
Nach <strong>der</strong> Operation wird das K<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Blasenkatheter<br />
und e<strong>in</strong>em Infusionssystem für 24 Stunden auf e<strong>in</strong>e<br />
19
Therapie<br />
<strong>Selektive</strong> <strong>dorsale</strong> <strong>Rhizotomie</strong><br />
Überwachungsstation verlegt. Es wird dort Medikamente<br />
gegen die Schmerzen und zur Entspannung <strong>der</strong> Muskulatur<br />
erhalten. Danach wird <strong>der</strong> Katheter entfernt und<br />
das K<strong>in</strong>d auf se<strong>in</strong>e Aufnahmestation zurückverlegt. Nach<br />
2 Tagen strikter Bettruhe kann e<strong>in</strong> erster assistierter Sitzversuch<br />
im Rollstuhl für ca. 1 Stunde erfolgen. Danach<br />
beg<strong>in</strong>nt milde Physiotherapie. Nachts kann <strong>der</strong> Schlaf<br />
durch Muskelzuckungen gestört werden. In diesem Fall<br />
kann abends e<strong>in</strong> Muskelrelaxans gegeben werden.<br />
Das <strong>Rhizotomie</strong>-Programm<br />
Die <strong>Rhizotomie</strong> ist nicht nur e<strong>in</strong>e Operation, sie ist e<strong>in</strong><br />
Programm. Auswahl und Vorbereitung <strong>der</strong> Patienten,<br />
Narkoseführung und Schmerztherapie, die k<strong>in</strong><strong>der</strong>ärztliche<br />
körperliche und psychologische Betreuung, die Anpassung<br />
von Gehhilfen und die Überleitung <strong>in</strong> den außerkl<strong>in</strong>ischen<br />
Alltag erfor<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Team von<br />
Spezialisten.<br />
Operative Behandlungsmöglichkeit für beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
mit übermäßigem Speichelfluss<br />
Erhöhter Speichelfluss kommt bei beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n relativ häufig vor. Wenn<br />
dieses Phänomen auch nicht lebensbedrohlich<br />
ist, so ist es vor allem auch für<br />
Eltern e<strong>in</strong>e ausgesprochen arbeits<strong>in</strong>tensive<br />
Zusatzbelastung.<br />
Manchmal bessert sich dieses Krankheitsbild<br />
auch im Laufe <strong>der</strong> Zeit von alle<strong>in</strong>e. In<br />
vielen Fällen aber lei<strong>der</strong> nicht.<br />
Zunächst sollte man versuchen, mit entsprechenden<br />
Medikamenten o<strong>der</strong> mit<br />
Therapien dieses Problem <strong>in</strong> den Griff zu<br />
bekommen. Falls auch diese Möglichkeiten<br />
nicht helfen, konnte man bisher normalerweise<br />
eigentlich nur noch zuwarten<br />
und auf spontane Besserung hoffen.<br />
Durch Zufall erfuhr ich vor kurzem, dass<br />
es e<strong>in</strong>e weitere (operative) Methode gibt,<br />
erhöhten Speichelfluss zu normalisieren<br />
o<strong>der</strong> wesentlich zu verr<strong>in</strong>gern.<br />
E<strong>in</strong> Arzt aus England, Dr. Hen<strong>der</strong>son,<br />
hatte sich <strong>in</strong>tensiv mit diesem Thema beschäftigt<br />
und e<strong>in</strong>e Operationsmethode<br />
entwickelt, die bei Menschen mit diesem<br />
Handicap erfolgreich angewendet werden<br />
kann.<br />
Inzwischen gibt es <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>en<br />
Arzt (Dr. med. B.Al-Tawil), <strong>der</strong> dieses<br />
Know-how von Herrn Dr. Hen<strong>der</strong>son<br />
20<br />
übernommen hat. Zahlreiche Operationen<br />
(über 60) wurden bereits <strong>in</strong> Deutschland<br />
von Herrn Dr. Al-Tawil erfolgreich durchgeführt.<br />
Herr Dr. Al-Tawil ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Facharzt<br />
für ästhetische und plastische Chirurgie.<br />
Er ist als nie<strong>der</strong>gelassener Facharzt<br />
<strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>e (Jacobi-Krankenhaus) tätig und<br />
praktiziert darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> Düsseldorf<br />
(Privatpraxis).<br />
Nähere E<strong>in</strong>zelheiten für e<strong>in</strong>e<br />
„Speichel-flussoperation“:<br />
· E<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige Operation kann kassen<br />
ärztlich abgerechnet werden. Die Operation<br />
erfolgt dann <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>e.<br />
· Bei e<strong>in</strong>er Privatabrechnung kann auch<br />
<strong>in</strong> Düsseldorf operiert werden.<br />
· Die Operation ist aus Sicht von Herrn<br />
Dr. Al-Tawil als e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erer E<strong>in</strong>griff e<strong>in</strong>zuordnen.<br />
· In <strong>der</strong> Regel ist e<strong>in</strong> stationärer Aufenthalt<br />
von 3 Tagen e<strong>in</strong>zuplanen.<br />
· E<strong>in</strong>e Operation sollte lt. Dr. Al-Tawil nur<br />
dann erfolgen, wenn alle an<strong>der</strong>en Möglichkeiten<br />
erfolglos geblieben s<strong>in</strong>d.<br />
Es würde zu weit führen, genau zu beschreiben,<br />
was bei <strong>der</strong> Operation geschieht.<br />
Für Fachleute nachstehend nur<br />
Rehabilitation<br />
Spastik schränkt die willkürliche Bewegung <strong>der</strong> Be<strong>in</strong>e e<strong>in</strong><br />
und erschwert so die Kräftigung <strong>der</strong> Be<strong>in</strong>muskulatur. Die<br />
Be<strong>in</strong>e werden also nicht nur steif - sie bleiben auch<br />
schwach. Mit dem Verschw<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Spastik empf<strong>in</strong>det<br />
<strong>der</strong> Patient die vorbestehende Be<strong>in</strong>schwäche zunächst<br />
beson<strong>der</strong>s stark, denn <strong>der</strong> durch die Operation erstmals<br />
mögliche Muskelaufbau braucht Zeit. Es kann e<strong>in</strong>ige<br />
Wochen o<strong>der</strong> Monate dauern, bis das K<strong>in</strong>d die frühere<br />
Gehfähigkeit - jetzt mit wesentlich reduzierter Spastik -<br />
wie<strong>der</strong>erlangt hat.<br />
Danach wird es zu <strong>der</strong> erwarteten, drüber h<strong>in</strong>ausgehenden<br />
Besserung kommen: E<strong>in</strong> flüssigerer Gang mit längeren<br />
Schritten ist möglich. Für den raschen und gezielten<br />
Wie<strong>der</strong>aufbau komplexer Bewegungsabläufe und das<br />
gleichzeitige Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zerebraler Leistungen (Sprache,<br />
Konzentration) empfiehlt sich e<strong>in</strong> Rehabilitationsaufenthalt<br />
an e<strong>in</strong>er spezialisierten Kl<strong>in</strong>ik.<br />
e<strong>in</strong>e kurze Zusammenfassung dazu:<br />
Die Operation wird <strong>in</strong> Intubationsnarkose<br />
durchgeführt. Dabei wird <strong>der</strong> Gang <strong>der</strong><br />
Wangenspeicheldrüse auf e<strong>in</strong>er Seite unterbunden<br />
und gleichzeitig die beiden submandibulären<br />
Drüsengänge <strong>in</strong> den Mund<br />
nach h<strong>in</strong>ten umgeleitet. Durch diese Maßnahme<br />
kommt es e<strong>in</strong>erseits zu e<strong>in</strong>em<br />
Speichelproduktionsstop an <strong>der</strong> unterbundenen<br />
Seite und an<strong>der</strong>erseits zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Schluckfähikeit durch Umleitung<br />
des Speichelflusses nach h<strong>in</strong>ten.<br />
Zu allen weiteren Fragen wie mögliche<br />
Komplikationen, Erfolgschancen etc. steht<br />
Ihnen Herr Dr. Al-Tawil zur Verfügung. Bei<br />
e<strong>in</strong>em Vorstellungsterm<strong>in</strong> sollten folgende<br />
Unterlagen vorliegen:<br />
· Überweisung des behandelnden<br />
Arztes<br />
· Kostenzusage Ihrer Krankenkasse für<br />
evtl. stationäre Behandlung<br />
· Kopien aller bisherigen Befundberichte<br />
Bitte richten Sie Anfragen direkt an:<br />
Dr. Al-Tawil, Matthiasstr.6, 48431 Rhe<strong>in</strong>e,<br />
Tel.: 05971-915480, Fax: 05971 - 915481<br />
Gerd Schmidt, Vorstandsmitglied,<br />
Paul-Pieper-Str. 22, 40625 Düsseldorf,<br />
Tel.: 0211-299252
Therapieerfahrungen mit unserem Sohn Eduardo Bendito<br />
Wir möchten im folgenden Bericht versuchen, die Therapiemöglichkeiten,<br />
die wir für unseren Sohn bisher nutzen<br />
konnten, kurz zu reflektieren. Als Betroffene Eltern<br />
sehen wir die von uns bisher gewählten Therapien als<br />
absolut notwendige Ergänzung zu dem an, was sonst<br />
lei<strong>der</strong> nur möglich wäre bzw. von Ärzten empfohlen und<br />
von Krankenkassen bezahlt würde.<br />
Die folgenden Therapien s<strong>in</strong>d sozusagen die von uns<br />
selbst für unseren Sohn als s<strong>in</strong>nvoll erachteten und verordneten<br />
Therapien, die allerd<strong>in</strong>gs bisher auch nur über<br />
Spenden f<strong>in</strong>anziert werden konnten:<br />
- Therapie nach dem System <strong>der</strong> Intensiven<br />
Neurophysiologischen Rehabilitation (SINR), kurz<br />
Kozijavk<strong>in</strong>-Methode <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e<br />
- Delf<strong>in</strong>therapie<br />
- Hippotherapie<br />
- Konduktive För<strong>der</strong>ung nach Petö<br />
Unser Sohn Eduardo ist durch e<strong>in</strong>en groben Behandlungsfehler<br />
bei se<strong>in</strong>er Geburt im Juni 2005 zu 100%<br />
Schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t mit Infantiler Cerebralparese (ICP), was<br />
sich bei ihm <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er schweren Tetraparese zeigt.<br />
Er kann bisher we<strong>der</strong> sitzen, stehen, gehen, sprechen<br />
o<strong>der</strong> selbständig essen. Er ist bei sämtlichen Tätigkeiten<br />
des Alltags auf fremde Hilfe angewiesen.<br />
Wissentlich, dass die ICP nicht heilbar ist, <strong>der</strong> Verlauf<br />
jedoch durch geeignete Therapien günstig bee<strong>in</strong>flusst<br />
werden kann o<strong>der</strong> <strong>der</strong> negative Verlauf verlangsamt o<strong>der</strong><br />
gestoppt werden kann, s<strong>in</strong>d wir als Eltern von Anfang an<br />
bemüht gewesen, unserem Sohn erfolgsversprechende<br />
Therapien zu ermöglichen.<br />
Kozijavk<strong>in</strong>-Methode <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e<br />
Nachdem wir durch die Medien und an<strong>der</strong>e Betroffene<br />
von <strong>der</strong> Behandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e erfahren haben, s<strong>in</strong>d<br />
wir bereits im Oktober 2007 zum ersten Mal für die dort<br />
üblichen 12 Tage zu Prof. Kozijavk<strong>in</strong> geflogen. Trotz<br />
mancher Kritik, worauf wir später noch zu sprechen kommen,<br />
sahen wir Eduardos Fortschritte (Verbesserte Kopfund<br />
Handkontrolle, Speichelfluss e<strong>in</strong>gestellt, verr<strong>in</strong>gerter<br />
Muskeltonus etc.) und da uns bisher ke<strong>in</strong>e Alternativen<br />
e<strong>in</strong>er so <strong>in</strong>tensiven Behandlung bekannt s<strong>in</strong>d, haben<br />
wir uns auch für die Fortführung <strong>der</strong> Therapie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Ukra<strong>in</strong>e entschlossen. Entsprechend folgte dann die<br />
Zweite Behandlung im März und die Dritte im August<br />
2008. Die Behandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e kostet etwa 2700<br />
Euro zuzüglich Flug, Übernachtung und Vollpension <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik. D. h. bei e<strong>in</strong>em jugendlichen Patienten und<br />
e<strong>in</strong>er Begleitperson kommt man auf ca. 4300 Euro. Es<br />
gibt verschiedene Stiftungen, welche die Therapie von<br />
Prof. Kozijavk<strong>in</strong> unterstützen und Eltern bei <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung<br />
helfen.<br />
Delph<strong>in</strong>therapie <strong>in</strong> <strong>der</strong>Türkei<br />
Auf Empfehlungen h<strong>in</strong> (auch <strong>der</strong> Ärzte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e),<br />
Therapie<br />
haben wir uns zusätzlich noch zu e<strong>in</strong>er Delf<strong>in</strong>therapie<br />
entschlossen und s<strong>in</strong>d im Mai 2008 nach Marmaris <strong>in</strong><br />
die Türkei geflogen. Dort bekommt man an 10 Behandlungstagen<br />
jeweils 45 M<strong>in</strong>uten Delf<strong>in</strong>therapie <strong>in</strong> sog.<br />
„Offshore-Cages“, d. h. e<strong>in</strong>e Art schwimmen<strong>der</strong> Käfig im<br />
Meer mit Plattformen auf denen die Therapie stattf<strong>in</strong>det.<br />
Zum Behandlungskonzept gehören auch entwe<strong>der</strong> 10 mal<br />
Hippotherapie à ca. 20 M<strong>in</strong>uten o<strong>der</strong> alternativ Krankengymnastik<br />
(Cranio-Sacral-Therapie).<br />
Vorsichtige Annäherung<br />
Wir haben uns für den Anbieter<br />
„Onmega“ <strong>in</strong> Marmaris<br />
(www.delph<strong>in</strong>therapie.net) entschieden,<br />
weil dort die Delf<strong>in</strong>e im<br />
Meer gehalten werden und nicht im<br />
Delf<strong>in</strong>arium, was uns als „artgerechter“ erschien. Die Kosten<br />
für diese Therapie betragen 4900 Euro (ohne Hotel<br />
und Anreise), was allerd<strong>in</strong>gs immer noch wesentlich günstiger<br />
ist als Florida o<strong>der</strong> Curação, was bei etwa 6500 Euro<br />
zzgl. deutlich höherer Flug- und Unterbr<strong>in</strong>gungskosten liegt.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Argument waren natürlich die viel kürzeren<br />
Anreisewege <strong>in</strong> die Türkei.<br />
Wir wollen nächstes Jahr noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Delf<strong>in</strong>therapie<br />
für unseren Sohn durchführen, dann allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Kemer<br />
bei e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Anbieter. Beim „Kemer-Konzept“ werden<br />
zwar die Delf<strong>in</strong>e im Delf<strong>in</strong>arium gehalten, ähnlich<br />
wie <strong>in</strong> Benidorm <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Freizeitpark, allerd<strong>in</strong>gs handelt<br />
es sich bei den Tieren um <strong>in</strong> Gefangenschaft (ursprünglich<br />
zu militärischen Zwecken) gezüchtete und<br />
großgezogene Delf<strong>in</strong>e, die die Freiheit also gar nicht kennen.<br />
E<strong>in</strong> Vorteil hierbei ist die konstante Wassertemperatur<br />
im Delf<strong>in</strong>arium und <strong>der</strong> durch die flachen Zonen<br />
unproblematischere Kontakt zwischen Delf<strong>in</strong> und K<strong>in</strong>d<br />
im Wasser. Die Delf<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Marmaris s<strong>in</strong>d gefangene bzw.<br />
teilweise aus Netzen befreite Tiere. Problematisch für<br />
unseren Sohn war hierbei das im Frühjahr lei<strong>der</strong> noch<br />
sehr kühle Meerwasser, was für se<strong>in</strong>e spastische Muskulatur<br />
natürlich nicht so günstig ist.<br />
21
Therapie<br />
Therapieerfahrungen mit unserem Sohn Eduardo Bendito<br />
För<strong>der</strong>ung nach Petö<br />
Im Juli dieses Jahres haben wir noch mit wöchentlicher<br />
Petö-Therapie angefangen. Das ursprünglich vom ungarischen<br />
Professor Andreas Petö entwickelte Behandlungskonzept<br />
für körperbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong> konnte viele<br />
Jahre für Betroffene nur <strong>in</strong> Ungarn selbst durchgeführt<br />
werden. Dank dem Vere<strong>in</strong> Fortschritt e.V. ist mittlerweile<br />
fast e<strong>in</strong>e flächendeckende Versorgung mit Petö-Gruppen<br />
möglich, bei denen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> nach dem Motto „Auf<br />
den eigenen Be<strong>in</strong>en stehen“ mit dem Ziel geför<strong>der</strong>t werden,<br />
e<strong>in</strong>e maximale Eigenständigkeit im Alltag zu erreichen.<br />
Im Schul-K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten für Körperbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te, den<br />
unser Sohn seit über e<strong>in</strong>em Jahr besucht, erhält Eduardo<br />
1 x pro Woche Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie<br />
und die sonstige För<strong>der</strong>ung, wie sie im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />
angeboten wird (bspw. Unterstützte Kommunikation etc.).<br />
Die Therapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e besteht aus vielen Bauste<strong>in</strong>en<br />
verschiedener Therapieansätze, die zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividuellen<br />
Behandlungskonzept zusammengeführt werden.<br />
Je älter <strong>der</strong> Patient, umso mehr Therapien bzw.<br />
Anwendungen werden pro Tag verordnet. Eduardo hatte<br />
bisher immer:<br />
- Manuelle Behandlung<br />
- Reflextherapie<br />
- Apitherapie (Behandlung mit Bienenwachs)<br />
- Massage<br />
- Gesichtmassage<br />
- Vibromassage<br />
- Lichttherapie<br />
- Physiotherapie (die wir <strong>in</strong> dieser Intensität noch nirgends<br />
<strong>in</strong> Deutschland erlebt haben)<br />
Sehr gut fanden wir bisher immer die Organisation. Man<br />
bucht die Therapie bei e<strong>in</strong>em „Kontaktbüro“ <strong>in</strong> Deutschland<br />
(z.B. http://www.roswithakloppenburg.de/) , den Flug<br />
bei <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e Air (UAS Frankfurt) und bekommt dann<br />
schon beim E<strong>in</strong>checken <strong>in</strong> Frankfurt e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en<br />
Service wenn man möchte. Man wird nach dem E<strong>in</strong>checken<br />
zum Flugzeug begleitet. In <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e ist nach<br />
<strong>der</strong> Landung alles perfekt organisiert. Der von <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik<br />
gecharterte Bus steht schon auf <strong>der</strong> Landebahn bereit<br />
und kommt direkt neben das Flugzeug gefahren, so dass<br />
man nur umsteigen braucht. Um das Gepäck und um<br />
die Papiere kümmert sich das Personal <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik. Die<br />
Fahrt vom Flughafen <strong>in</strong> Lviv (Lemberg) zur Kl<strong>in</strong>ik dauert<br />
etwa 90 M<strong>in</strong>uten.<br />
Lei<strong>der</strong> ist die Kl<strong>in</strong>ik, obwohl erst etwa 5 Jahre alt ke<strong>in</strong>eswegs<br />
wirklich barrierefrei bzw. beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tengerecht. Beispielsweise<br />
bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Badezimmern Badewannen<br />
anstatt bodengleiche Duschen, um nur e<strong>in</strong><br />
Beispiel zu nennen. Was aus unserer Sicht auch absolut<br />
zu kurz kommt ist e<strong>in</strong>e ausführliche E<strong>in</strong>gangsdiagnostik<br />
bzw. ärtzliches Erstgespräch. Es wird zwar e<strong>in</strong>e kurze<br />
„Bestandsaufnahme“ <strong>in</strong> Form von Videokontrolle (Aufnahmen<br />
des aktuellen Bewegungsmusters des Patienten),<br />
Gewichtkontrolle, Größe etc. vorgenommen, aber<br />
22<br />
es f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong> aufklärendes Gespräch mit e<strong>in</strong>em Arzt o<strong>der</strong><br />
gar mit Herrn Professor Kozijavk<strong>in</strong> statt.<br />
Die Art und Weise, wie dann die manuelle Behandlung<br />
von Professor Kozijavk<strong>in</strong> o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>en Mitarbeitern durchgeführt<br />
wird, bedarf eigentlich auch <strong>der</strong> Erklärung. Aber<br />
möglicherweise aus Zeitmangel wird darauf verzichtet.<br />
Stattdessen wurde bei Eduardo, ohne zunächst e<strong>in</strong>mal<br />
Kontakt mit dem K<strong>in</strong>d aufzunehmen kurz mit uns geredet<br />
und dann ohne Umschweife „Hand angelegt“ für vielleicht<br />
1-2 M<strong>in</strong>uten und dann verschwanden die<br />
„Weisskittel“ wie<strong>der</strong> bis zum nächsten Tag. Man muss<br />
sich das so vorstellen.<br />
Der Tag beg<strong>in</strong>nt i.d.R. mit <strong>der</strong> Massage und den warmen<br />
Umschlägen mit dem Bienenwachs. Das dauert etwa e<strong>in</strong>e<br />
Stunde. Irgendwann <strong>in</strong> dieser Stunde geht die Tür auf<br />
und 2 bis 4 Ärzte kommen here<strong>in</strong>, sprachen uns Eltern<br />
kurz an und hielten dann unseren Sohn fest, damit e<strong>in</strong>er<br />
<strong>der</strong> Ärzte, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Professor selbst die Deblockierung<br />
<strong>der</strong> Wirbelsäule durchführen konnte. Das Schreien unseres<br />
Sohnes bei dieser Prozedur veranlasste uns schon<br />
mehr als e<strong>in</strong>mal zu <strong>der</strong> Frage, warum nur das Ganze?<br />
Aber was blieb uns an<strong>der</strong>es? Die Berichte von an<strong>der</strong>en<br />
Betroffenen, die teilweise schon zum 20igsten mal <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Ukra<strong>in</strong>e waren und die Erfolge, die dabei teilweise erzielt<br />
wurden, ließen und durchhalten und motivierten uns<br />
zum Weitermachen. Letztlich s<strong>in</strong>d wir auch sicher, dass<br />
auch unser Sohn die Behandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt<br />
als Positiv für sich abbuchte, auch wenn er auf<br />
manche Anwendungen eher verzichten würde.<br />
Ausführliche, tagebuchähnliche Therapiebeschreibungen<br />
f<strong>in</strong>den sich auf unserer Website www.eduardo-web.de.<br />
Andre Baumgarten
Qualitätsreport 2007<br />
Bundes<strong>in</strong>stitut Qualitätssicherung des geme<strong>in</strong>samen<br />
Bundesausschusses legt Qualitätsreport 2007 vor.<br />
Dr. Roland Uphoff, 1. Vorsitzen<strong>der</strong>, Bonn<br />
Mitglied des juristischen Beirats des AKG e. V.<br />
Das „Bundes<strong>in</strong>stitut Qualitätssicherung“ ist e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung<br />
des sog. „geme<strong>in</strong>samen Bundesausschusses“, <strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und<br />
Kl<strong>in</strong>iken Daten über die mediz<strong>in</strong>ische Versorgungsstruktur<br />
<strong>in</strong> Deutschland sammelt, auswertet und Empfehlungen<br />
hierzu abgibt.<br />
Das Bundes<strong>in</strong>stitut Qualitätssicherung hat nunmehr den<br />
aktuellen Qualitätsreport 2007 vorgelegt; dort wird speziell<br />
zur Versorgungsqualität und zur Qualität <strong>der</strong> deutschen<br />
Geburtshilfe Stellung genommen und Daten dargestellt.<br />
Das Bundes<strong>in</strong>stitut erhält von den allermeisten<br />
Geburtskl<strong>in</strong>iken Statistiken und Daten, wie und mit welcher<br />
„Qualität“ Geburtshilfe betrieben wird. Es werden<br />
hierfür verschiedene Fakten bzw. sog. „Indikatoren“ abgefragt,<br />
aufgrund <strong>der</strong>er dann zur Frage <strong>der</strong> „Qualität <strong>der</strong><br />
Geburtshilfe“ Stellung genommen wird.<br />
Folgende Indikatoren bzw. Fakten<br />
werden beispielsweise ermittelt:<br />
1. Wie häufig wird e<strong>in</strong>e Mikroblutuntersuchung bei<br />
E<strong>in</strong>l<strong>in</strong>gen mit pathologischem CTG durchgeführt?<br />
2. Wie häufig wird e<strong>in</strong>e Mikroblutuntersuchung bei<br />
E<strong>in</strong>l<strong>in</strong>gen mit pathologischem CTG und nachfolgen<strong>der</strong><br />
Sectio erhoben?<br />
3. Wie lang ist die E-E-Zeit bei Notfallkaiserschnitt?<br />
4. Wie häufig ist <strong>der</strong> Pädiater bei e<strong>in</strong>er Frühgeburt an<br />
wesend?<br />
5. Wie häufig wird <strong>der</strong> Nabelarterien-pH-Wert bestimmt?<br />
6. Wie häufig und bei welchen Geburten wird e<strong>in</strong>e<br />
vorgeburtliche Lungenreifetherapie durchgeführt?<br />
Geburt<br />
Daneben werden Daten zu den „Ergebnissen“ des<br />
geburtshilflichen Vorgehens gesammelt. So wird beispielsweise<br />
dargestellt:<br />
1. Wie häufig kommt es zu e<strong>in</strong>er Azidose, d.h. Übersäuerung<br />
bei E<strong>in</strong>l<strong>in</strong>gen mit Nabelarterien-pH-Wert-Bestimmung?<br />
2. Wie häufig muss von e<strong>in</strong>em „kritischen Outcome“, d.h.<br />
e<strong>in</strong>em nicht optimalen Zustand bei Reifgeborenen ge-<br />
Wie häufig und bei welchen Geburten kommt es zu<br />
Dammrissverletzungen?<br />
Im Jahr 2007 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt 658.272 Geburten registriert<br />
worden. Diese Zahl beruht auf den Neonatalerhebungen<br />
<strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> und zeigt, dass die Geburtenzahl im<br />
Jahr 2007 zu den Vorjahren 2006 (647.392 Geburten)<br />
und 2005 (657.366 Geburten) leicht angestiegen ist.<br />
Bezüglich <strong>der</strong> E-E-Zeit stellt das Bundes<strong>in</strong>stitut fest, dass<br />
ke<strong>in</strong> Streit darüber bestehen kann, dass die Prognose<br />
des K<strong>in</strong>des bei e<strong>in</strong>er kurzen E-E-Zeit verbessert wird und<br />
daher unbed<strong>in</strong>gt sichergestellt werden muss, dass die<br />
E-E-Zeit beim Notfall-Kaiserschnitt unter 20 M<strong>in</strong>uten liegen<br />
muss.<br />
Das Bundes<strong>in</strong>stitut formuliert:<br />
„Hohe Raten e<strong>in</strong>er E-E-Zeit über 20 M<strong>in</strong>uten weisen auf<br />
relevante Organisationsprobleme h<strong>in</strong>.“<br />
Für das Jahr 2007 wird festgestellt, dass erfreulicherweise<br />
die Rate <strong>der</strong> Geburten mit e<strong>in</strong>er Überschreitung<br />
<strong>der</strong> 20 M<strong>in</strong>uten-Grenze leicht gesunken sei.<br />
Dennoch wurde die Grenze von 20 M<strong>in</strong>uten bei 207 Geburt<br />
<strong>in</strong> 140 Krankenhäusern nicht e<strong>in</strong>gehalten. Die Überschreitung<br />
dieser 20 M<strong>in</strong>uten-Grenze wird <strong>in</strong> jedem Fall<br />
als „kritisch“ angesehen; das Bundes<strong>in</strong>stitut regt e<strong>in</strong>e „<strong>in</strong>tensive<br />
Analyse“ und e<strong>in</strong> „Gespräch“ mit den Krankenhäusern<br />
an, welche über das Bundes<strong>in</strong>stitut Qualitätssicherung<br />
geführt werden.<br />
Es wird resümiert, dass trotz <strong>der</strong> festgestellten Verbesserungen<br />
beim Umsetzen <strong>der</strong> 20-m<strong>in</strong>ütigen E-E-Zeit auch<br />
im Jahr 2007 e<strong>in</strong>e kritische Versorgungssituation und<br />
weiterh<strong>in</strong> Handlungsbedarf besteht.<br />
Aus Sicht des Bundes<strong>in</strong>stituts ist bei den Krankenhäusern,<br />
die wie<strong>der</strong>holt auffällig geworden s<strong>in</strong>d, sowie bei<br />
Kl<strong>in</strong>iken, die <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall die Grenze von 20 M<strong>in</strong>uten<br />
für die E-E-Zeit bei Notfall-Kaiserschnitten e<strong>in</strong>gehalten<br />
haben, unbed<strong>in</strong>gt kritisch zu prüfen, ob das Krankenhaus<br />
unmittelbar organisatorische Maßnahmen ergreifen muss.<br />
Pädiater <strong>in</strong> den Kreißsaal<br />
Das Bundes<strong>in</strong>stitut hat sich ebenfalls mit dem „Qualitätsziel“<br />
beschäftigt und Daten ausgewertet, wie häufig e<strong>in</strong><br />
Pädiater bei <strong>der</strong> Geburt e<strong>in</strong>es Frühgeborenen anwesend<br />
ist. Obwohl statistisch festgestellt worden ist, dass <strong>in</strong> 91,4<br />
23
Geburt<br />
Prozent <strong>der</strong> Geburten von Frühgeborenen <strong>der</strong> Pädiater<br />
bereits im Kreißsaal anwesend war, wird dieses Ergebnis<br />
als „nicht zufriedenstellend“ vom Bundes<strong>in</strong>stitut angesehen.<br />
Das Bundes<strong>in</strong>stitut sieht <strong>in</strong>soweit ebenfalls weiterh<strong>in</strong><br />
Handlungsbedarf. Da bei e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d unter 35 Wochen<br />
<strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive k<strong>in</strong><strong>der</strong>ärztliche Betreuung<br />
notwendig ist, muss sichergestellt se<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>arzt<br />
(abgesehen von unabwendbaren Notfällen) anwe-<br />
send ist. Das Bundes<strong>in</strong>stitut empfiehlt dr<strong>in</strong>gend, dass bei<br />
den wie<strong>der</strong>holt auffälligen Krankenhäusern, <strong>in</strong> denen<br />
eben ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>arzt bei Frühgeborenen anwesend war,<br />
zeitnah erfor<strong>der</strong>liche Maßnahmen zu ergreifen s<strong>in</strong>d.<br />
Vorgeburtliche Lungenreifebehandlung<br />
Das Bundes<strong>in</strong>stitut hat sich auch u.a. damit beschäftigt,<br />
wie häufig e<strong>in</strong>e vorgeburtliche Lungenreifebehandlung<br />
beim Ungeborenen (antenatale Kortikosteroidtherapie bei<br />
Schwangerschaften von <strong>der</strong> 24. +0 bis unter 34. +0<br />
Woche) erfolgt ist.<br />
Dabei hebt das Bundes<strong>in</strong>stitut hervor, dass <strong>in</strong> kontrollierten,<br />
d.h. evidenzbasierten Studien gezeigt werden<br />
konnte, dass sich schwerwiegende bleibende Schäden<br />
und Todesfälle bei Frühgeborenen durch die Lungenreibehandlung<br />
erheblich reduzieren lassen.<br />
Die Gesamtrate <strong>der</strong> vorgeburtlichen Lungenreifebehandlung<br />
im Jahr 2007 ist mit 89,6 % weiterh<strong>in</strong> und erneut<br />
deutlich unter dem Prozentsatz geblieben, welcher vom<br />
Bundes<strong>in</strong>stitut gefor<strong>der</strong>t wird. Das Bundes<strong>in</strong>stitut hebt<br />
hervor, dass unbed<strong>in</strong>gt erreicht werden muss, dass m<strong>in</strong>destens<br />
<strong>in</strong> 95 % <strong>der</strong> drohenden Frühgeburten e<strong>in</strong>e<br />
Lungenreifebehandlung erfolgt.<br />
24<br />
Geburt<br />
Daher sieht das Bundes<strong>in</strong>stitut trotz <strong>der</strong> verbesserten<br />
Ergebnisse weiterh<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>en Handlungsbedarf, um<br />
sicherzustellen, dass <strong>in</strong> allen deutschen Krankenhäusern<br />
e<strong>in</strong>e ausreichende Behandlung <strong>der</strong> Schwangeren mit<br />
drohen<strong>der</strong> Frühgeburt gewährleistet ist.<br />
Sauerstoffarmut - kritisches Outcome<br />
Abschließend s<strong>in</strong>d noch die Ergebnisse darzustellen, wie<br />
häufig bei e<strong>in</strong>em reif geborenen K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> sog. „kritisches<br />
Outcome“ festgestellt worden ist, d.h. <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim<br />
Neugeborenen e<strong>in</strong> Wert von „5“ beim 5-M<strong>in</strong>uten-APGAR<br />
sowie e<strong>in</strong>e Azidose, d.h. Übersäuerung mit e<strong>in</strong>em pH-<br />
Wert von unter 7 dokumentiert wurden.<br />
Das Bundes<strong>in</strong>stitut betont, dass bei reif geborenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
e<strong>in</strong> 5-M<strong>in</strong>uten-APGAR unter 5 o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Übersäuerung<br />
und damit Sauerstoffarmut nachgeburtlich nur sehr<br />
selten auftreten sollten. Je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne dieser Fälle bedarf<br />
auch nach Ansicht des Bundes<strong>in</strong>stituts daher e<strong>in</strong>er<br />
<strong>in</strong>dividuellen Analyse, um ggf. das Management im<br />
Geburtsverlauf zu verbessern.<br />
Insgesamt s<strong>in</strong>d lediglich 171 Fälle gemeldet worden, bei<br />
denen das oben genannte „kritische Outcome“ festgestellt<br />
wurde. Diese kritischen Fälle s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> 149 Krankenhäusern<br />
aufgetreten. Das Bundes<strong>in</strong>stitut sieht daher<br />
Handlungsbedarf um aufzuklären, weshalb <strong>in</strong> diesen<br />
Krankenhäusern die reif geborenen Neugeborenen <strong>der</strong>art<br />
auffällig waren.<br />
Weitere Informationen<br />
Alles <strong>in</strong> allem geben die Daten und Ausführungen des<br />
Bundes<strong>in</strong>stituts für Qualitätssicherung des geme<strong>in</strong>samen<br />
Bundesausschusses für den Bereich <strong>der</strong> deutschen Geburtshilfe<br />
sehr wertvolle und wichtige Informationen.<br />
Ich kann nur anraten, diese Zahlen und Unterlagen <strong>in</strong><br />
Ruhe durchzusehen. Sie f<strong>in</strong>den weitere Informationen<br />
im Internet unter www.bqs-outcome.de o<strong>der</strong> www.bqsqualitaetsreport.de.<br />
Die Daten f<strong>in</strong>den Sie unter www.bqsonl<strong>in</strong>e.com/public/bqsfp/qifp.<br />
Insgesamt kann man festhalten, dass zwar e<strong>in</strong>e durchaus<br />
gute Geburtshilfe <strong>in</strong> Deutschland besteht, jedoch <strong>in</strong><br />
verschiedenen Bereichen unbed<strong>in</strong>gt Handlungsbedarf<br />
und Verbesserungsbedarf besteht.
Unfug im Kreißsaal<br />
E<strong>in</strong>läufe, Öffnung <strong>der</strong> Fruchtblase, Wehenschreiber<br />
im Dauere<strong>in</strong>satz - viele mediz<strong>in</strong>ische Prozeduren<br />
rund um die Geburt s<strong>in</strong>d fragwürdig und völlig überflüssig.<br />
Von Wiebke Rögener, Süddeutsche Zeitung<br />
vom 25.10.2007<br />
Kommen die Wehen <strong>in</strong> immer kürzerer Folge, muss sich<br />
die Schwangere entschließen. Ist noch Zeit, um zu Hause<br />
abzuwarten, o<strong>der</strong> sollte man lieber gleich <strong>in</strong>s Krankenhaus<br />
fahren? E<strong>in</strong>mal dort e<strong>in</strong>getroffen, ist es mit <strong>der</strong><br />
Entscheidungsfreiheit oft vorbei.<br />
Die Gebärende bekommt womöglich als Erstes e<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>lauf und wird an den Wehenschreiber angeschlossen.<br />
Geht es nicht zügig voran mit <strong>der</strong> Geburt, wird häufig<br />
die Fruchtblase eröffnet o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wehentropf zur Beschleunigung<br />
e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Steigern sich bei e<strong>in</strong>er so forcierten Geburt die Schmerzen<br />
<strong>in</strong>s Unerträgliche, folgt e<strong>in</strong>e Periduralanästhesie, die<br />
so genannte Rückenmarksnarkose. Etliche Frauen sagen<br />
h<strong>in</strong>terher: „Es ist alles so gelaufen, wie ich es nicht<br />
wollte.“<br />
Dabei s<strong>in</strong>d manche mediz<strong>in</strong>ische Prozeduren rund um<br />
die Geburt nicht nur unangenehm, son<strong>der</strong>n überflüssig.<br />
So wi<strong>der</strong>legte jetzt e<strong>in</strong>e Auswertung von drei Studien die<br />
Mär, e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>lauf zur Entleerung des Darms trage zur Erleichterung<br />
<strong>der</strong> Geburt bei (Cochrane Database of<br />
Systematic Reviews, Bd. 4). We<strong>der</strong> verkürzt er die<br />
Wehendauer, noch gab es weniger Infektionen bei Müttern<br />
o<strong>der</strong> Neugeborenen als nach Geburten, bei denen<br />
aufs Klistier verzichtet wurde.<br />
In sehr seltenen Fällen kann es sogar zur Durchlöcherung<br />
des Darms mit anschließen<strong>der</strong> Blutvergiftung kommen.<br />
„Bei uns werden E<strong>in</strong>läufe nur <strong>in</strong> speziellen Fällen gemacht<br />
- wenn <strong>der</strong> Darm sehr voll ist, kann das e<strong>in</strong><br />
Geburtsh<strong>in</strong><strong>der</strong>nis se<strong>in</strong>. Dann s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>läufe s<strong>in</strong>nvoll, nicht<br />
zur E<strong>in</strong>leitung‘‘, sagt Bernhard Hackelöer, Chef <strong>der</strong><br />
geburtshilflichen Abteilung an <strong>der</strong> Asklepios-Kl<strong>in</strong>ik Barmbek<br />
<strong>in</strong> Hamburg. Als Rout<strong>in</strong>emaßnahme sei die Prozedur<br />
aus <strong>der</strong> Mode gekommen.<br />
Nicht viel besser steht es um e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Brauch im<br />
Kreißsaal: Die Blasensprengung wird zwar traditionell<br />
e<strong>in</strong>gesetzt, um die Geburt zu beschleunigen, taugt dazu<br />
aber nicht, ergab e<strong>in</strong>e weitere Studienauswertung <strong>der</strong><br />
Cochrane Collaboration (Cochrane Database of<br />
Systematic Reviews, Bd. 4). Platzt die Fruchtblase nicht<br />
spätestens mit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Presswehen, lässt das viele<br />
Geburtshelfer nicht ruhen: Die Fruchtblase wird angestochen.<br />
Die Natur richtet nicht alles<br />
Schon 1756 beschrieb <strong>der</strong> englische Gynäkologe Thomas<br />
Denman, dass sich dadurch die Geburt e<strong>in</strong>leiten<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ablauf verkürzen ließe. 150 Jahre später wird<br />
Geburt<br />
auch e<strong>in</strong>e biochemische Erklärung für diese verme<strong>in</strong>tliche<br />
Wirkung nachgeliefert: Das Öffnen <strong>der</strong> Fruchtblase<br />
führe zur Ausschüttung <strong>der</strong> wehenför<strong>der</strong>nden Hormone<br />
Prostagland<strong>in</strong> und Oxytoz<strong>in</strong>, so die gängige Erklärung.<br />
Das mag so plausibel se<strong>in</strong> wie <strong>der</strong> oft kolportierte Ratschlag,<br />
Sex kurz vor <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung sei e<strong>in</strong> Mittel, die<br />
Geburt <strong>in</strong> Gang zu br<strong>in</strong>gen. Hier werden ebenfalls<br />
Prostagland<strong>in</strong>e - aus <strong>der</strong> Spermienflüssigkeit - und die Anregung<br />
<strong>der</strong> Oxytoz<strong>in</strong>-Produktion als Auslöser vermutet.<br />
Es gibt jedoch ke<strong>in</strong>e Studie, die zuverlässig belegt, dass<br />
Sex kurz vor <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>kunft die Wehen för<strong>der</strong>t, ergab<br />
e<strong>in</strong> Cochrane-Review schon 2001. Dieses Verfahren <strong>der</strong><br />
Geburtse<strong>in</strong>leitung dürfte jedoch auch schwer zu standardisieren<br />
se<strong>in</strong>, merkten die Gutachter an.<br />
Für die rout<strong>in</strong>emäßige Blasensprengung fand sich jetzt<br />
ke<strong>in</strong>e bessere Begründung: Die Auswertung von 14 Studien<br />
brachte ke<strong>in</strong>en Beleg dafür, dass die Öffnung <strong>der</strong><br />
Fruchtblase das K<strong>in</strong>d schneller zur Welt kommen lässt.<br />
Auch g<strong>in</strong>g es den Neugeborenen danach nicht besser<br />
als denen, die ohne solchen E<strong>in</strong>griff geboren wurden.<br />
Dagegen gab es H<strong>in</strong>weise darauf, dass nach <strong>der</strong> Blasensprengung<br />
häufiger e<strong>in</strong> Kaiserschnitt nötig wurde.<br />
CTG-Streifen<br />
Erleichterung durch Dammschnitt?<br />
Selten geworden ist die früher übliche Rasur <strong>der</strong> Schamhaare.<br />
Die Vorstellung, sie könne die Zahl <strong>der</strong> Infektionen<br />
nach e<strong>in</strong>em Schnitt o<strong>der</strong> Riss senken, ließ sich <strong>in</strong><br />
Studien nicht bestätigen. Zu den Prozeduren, die Gebärende<br />
oft erleiden müssen, gehört jedoch weiterh<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Dammschnitt. Er soll Geweberisse verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, sei e<strong>in</strong>facher<br />
zu nähen als diese und verursache weniger<br />
Schmerzen nach <strong>der</strong> Geburt, me<strong>in</strong>en jene, die rout<strong>in</strong>emäßig<br />
zum Skalpell greifen. Auch komme es nach e<strong>in</strong>em<br />
sauberen Schnitt seltener zur Schädigung des<br />
Beckenbodens, zu Inkont<strong>in</strong>enz o<strong>der</strong> Störungen des<br />
Sexuallebens.<br />
E<strong>in</strong>e Auswertung von sieben Studien mit 5000 Frauen<br />
bestätigte ke<strong>in</strong>en dieser vermuteten Vorteile. Über<br />
Schmerzen beim Sex klagten Frauen, die e<strong>in</strong>en Dammschnitt<br />
bekamen, sogar häufiger als an<strong>der</strong>e. Höchstens<br />
e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Schnitte seien im Interesse des K<strong>in</strong>des<br />
25
Geburt<br />
Süddeutsche Zeitung: Unfug im Kreißsaal<br />
notwendig, Vorteile für die Mütter nicht zu erkennen, so<br />
die Autoren e<strong>in</strong>er Übersichtsarbeit 2005.<br />
„Dammschnitte werden <strong>in</strong> unserer Kl<strong>in</strong>ik nach Möglichkeit<br />
vermieden‘‘, sagt Hackelöer. „Oft lassen wir bewusst<br />
zu, dass <strong>der</strong> Damm e<strong>in</strong>reißt.‘‘ Die schwersten Risse träten<br />
oft gerade nach e<strong>in</strong>em Schnitt auf. Allzu verbreitet<br />
sche<strong>in</strong>t diese E<strong>in</strong>sicht noch nicht zu se<strong>in</strong>. Bei mehr als<br />
e<strong>in</strong>em Drittel aller Geburten werde heute geschnitten,<br />
und sogar bei 60 Prozent aller Erstgebärenden, sagt Edith<br />
Wolber, Sprecher<strong>in</strong> des Bundes Deutscher Hebammen.<br />
Angst vor Klagen<br />
„Nur sechs Prozent aller Geburten f<strong>in</strong>den völlig ohne mediz<strong>in</strong>ische<br />
Interventionen statt‘‘, sagt die Mediz<strong>in</strong>ethnolog<strong>in</strong><br />
Wolber. „25 bis 30 Prozent aller Geburten<br />
werden e<strong>in</strong>geleitet.“ Bernhard Hackelöer hält die hohe<br />
Zahl von E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> den Geburtsverlauf durchaus für<br />
gerechtfertigt: „Es ist e<strong>in</strong> Irrwitz zu glauben, die Natur<br />
könne alles zum Besten richten. In den Nie<strong>der</strong>landen<br />
etwa, wo die natürliche Geburt stark propagiert wird, ist<br />
die Säugl<strong>in</strong>gssterblichkeit fast doppelt so hoch wie <strong>in</strong><br />
Deutschland.“<br />
26<br />
Hierzulande überleben etwa<br />
fünf von tausend K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die<br />
Geburt o<strong>der</strong> die erste Woche<br />
danach nicht. Aber auch<br />
Angst vor Klagen bestimmt<br />
das Handeln von Geburtshelfern.<br />
„Bei je<strong>der</strong> Entscheidung<br />
während <strong>der</strong> Geburt<br />
müssen wir bedenken: Wie<br />
würde e<strong>in</strong> Gutachter das aus<br />
<strong>der</strong> Rückschau beurteilen?‘‘,<br />
sagt Hackelöer.<br />
Es gebe jedoch ke<strong>in</strong>eswegs<br />
nur mediz<strong>in</strong>ische und juristische<br />
Gründe für die vielen<br />
E<strong>in</strong>griffe im Kreißsaal, sagt<br />
Edith Wolber: „Viele Prozeduren<br />
haben auch e<strong>in</strong>e unausgesprocheneBedeutung.<br />
Sie schaffen Distanz<br />
zwischen <strong>der</strong> Frau und dem<br />
Geburtshelfer und betonen:<br />
Du bist die Gebärende, ich<br />
b<strong>in</strong> <strong>der</strong> Experte. Solche Rituale<br />
haben auch etwas mit<br />
Unterwerfung <strong>der</strong> Frauen zu<br />
tun.“<br />
An<strong>der</strong>erseits sehen sich immer<br />
mehr Kl<strong>in</strong>iken veranlasst,<br />
auf die Wünsche von<br />
Schwangeren e<strong>in</strong>zugehen.<br />
Freundliche Gestaltung <strong>der</strong><br />
Räume, die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Wassergeburt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />
Gebärstuhl - angesichts abnehmen<strong>der</strong> Geburtenziffern<br />
werden Schwangere umworben. „Doch was nützt e<strong>in</strong><br />
solches buntschillerndes Angebot, wenn die Kl<strong>in</strong>iken nicht<br />
genügend Hebammen beschäftigen, die Frauen während<br />
<strong>der</strong> Geburt betreuen?‘‘, gibt Wolber zu bedenken.<br />
Wo es immer mehr ältere Schwangere o<strong>der</strong> Frauen mit<br />
Übergewicht gibt, sei e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>tensive Versorgung<br />
wichtig. „Oft soll Technik die mangelnde Betreuung<br />
durch Hebammen kompensieren.“<br />
Hebammen gesucht<br />
Frauen dürften das kaum als angemessenen Ersatz ansehen.<br />
E<strong>in</strong>e Befragung am Krankenhaus Dritter Orden<br />
<strong>in</strong> München ergab, dass von 250 jungen Müttern 125 die<br />
Hebamme als wichtigste Unterstützung bei <strong>der</strong> Geburt<br />
nannten, dann folgte <strong>der</strong> Partner mit 110 Nennungen und<br />
abgeschlagen mit vier Nennungen <strong>der</strong> Arzt (Die Hebamme,<br />
Bd.20, S.44, 2007).<br />
Die bei e<strong>in</strong>em Drittel <strong>der</strong> Frauen vorgenommene Periduralanästhesie<br />
wurde nur von neun Frauen als wichtigste<br />
Hilfe angegeben, von sieben aber als ärgster Störfaktor<br />
bei <strong>der</strong> Geburt. Als störend empf<strong>in</strong>den es viele Frauen<br />
auch, wenn sie stundenlang an den Wehenschreiber<br />
(CTG) angeschlossen bleiben, <strong>der</strong> die k<strong>in</strong>dlichen Herztöne<br />
und Wehen aufzeichnet. Er werde <strong>in</strong> Deutschland<br />
überaus großzügig e<strong>in</strong>gesetzt, sagt die Pflegewissenschaftler<strong>in</strong><br />
Frie<strong>der</strong>ike zu Sayn-Wittgenste<strong>in</strong> von<br />
<strong>der</strong> Fachhochschule Osnabrück.<br />
„Bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Geburten ist die Frau fast ununterbrochen<br />
an das CTG angeschlossen, auch wenn alles<br />
völlig unauffällig verläuft. Anstatt die Frau zu ermutigen,<br />
wechselnde Positionen e<strong>in</strong>zunehmen, wird sie <strong>in</strong> ihrer<br />
Selbständigkeit und Bewegung e<strong>in</strong>geschränkt.“ Auch die<br />
Arbeit <strong>der</strong> Geburtshelfer und die gesamten Abläufe im<br />
Kreißsaal würden durch diese sehr wörtlich zu nehmende<br />
Technik-Fixierung geprägt. Hackelöer beurteilt den<br />
Nutzen ebenfalls eher zurückhaltend: „E<strong>in</strong> Dauer-CTG<br />
bei e<strong>in</strong>er unkompliziert verlaufenden Geburt halte ich<br />
nicht für begründet.“<br />
Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> vergangenen Woche vom Britischen National<br />
Institute for Health and Cl<strong>in</strong>ical Excellence (NICE) auf<br />
e<strong>in</strong>er Tagung <strong>in</strong> London vorgestellten Leitl<strong>in</strong>ien „Für die<br />
Betreuung gesun<strong>der</strong> Mütter und ihrer Babys während <strong>der</strong><br />
Geburt“ erklärten ausdrücklich, <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz des CTG<br />
werde bei <strong>der</strong> Aufnahme von Schwangeren mit niedrigem<br />
Risiko nicht empfohlen. Das regelmäßige Abhören<br />
<strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Herztöne genüge.<br />
Dagegen sollten alle werdenden Mütter e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche<br />
E<strong>in</strong>s-zu-e<strong>in</strong>s-Betreuung durch e<strong>in</strong>e Hebamme erhalten,<br />
sobald die Geburt beg<strong>in</strong>ne. Weniger Technik also und<br />
mehr Zuwendung. „Damit ist uns Großbritannien e<strong>in</strong>deutig<br />
voraus“, sagt Sayn-Wittgenste<strong>in</strong>. „Dort gibt es den po-
Süddeutsche Zeitung: Unfug im Kreißsaal<br />
litischen Willen, die physiologisch normalen Geburtsabläufe<br />
zu unterstützten - e<strong>in</strong> tolles Vorbild für Deutschland.“<br />
Zu wenige Empfehlungen zur Geburtshilfe<br />
„Das ist illusorisch“, me<strong>in</strong>t dagegen Bernhard Hackelöer.<br />
„Wir haben bei uns <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik acht Kreißsäle und vier<br />
Vorwehenräume, im Nachtdienst aber nur drei Hebammen,<br />
an<strong>der</strong>swo ist es nicht besser.“ Auch <strong>in</strong> Großbritannien<br />
sei e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>s-zu-e<strong>in</strong>s-Betreuung mit Sicherheit nicht<br />
gewährleistet. „Natürlich wären mehr Hebammen und<br />
Geburtshelfer wünschenswert, aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Situation, wo<br />
immer noch mehr gespart wird, ist das ke<strong>in</strong>e realistische<br />
For<strong>der</strong>ung.“<br />
Zu den Maßnahmen, die man eher e<strong>in</strong>schränken sollte,<br />
zählt Hackelöer vor allem solche, die e<strong>in</strong>e Geburt aufschieben<br />
sollen. „Es hat sich gezeigt, dass es ke<strong>in</strong>e Vorteile<br />
hat, Schwangere dauerhaft an e<strong>in</strong>en Tropf mit<br />
Wehenhemmern zu hängen. Das verzögert zwar die<br />
Das Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tentestament<br />
Sicherheit für Ihr K<strong>in</strong>d schaffen<br />
Zu beziehen beim AKG<br />
Geburt<br />
Geburt e<strong>in</strong> wenig, verbessert aber die Chancen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
nicht“, erklärt er. „Auch die Cerclage, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Muttermund durch e<strong>in</strong> Band verschlossen wird, um e<strong>in</strong>e<br />
vorzeitige Geburt zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, ist meist s<strong>in</strong>nlos. Diese<br />
beiden Prozeduren werden immer noch zu häufig durchgeführt.“<br />
Fundierte Aussagen dazu, was im Verlauf e<strong>in</strong>er Geburt s<strong>in</strong>nvoll<br />
ist, und wo eher nutzlose mediz<strong>in</strong>ische Rituale beg<strong>in</strong>nen,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>des schwer zu treffen. ,,Es gibt zu wenige Empfehlungen<br />
zur Geburtshilfe, die wirklich durch gute Studien<br />
abgesichert s<strong>in</strong>d‘‘, sagt Sayn-Wittgenste<strong>in</strong>. Viele Leitl<strong>in</strong>ien<br />
hierzulande beruhten eher auf Expertenme<strong>in</strong>ungen und<br />
nicht auf hochwertigen empirischen Daten.<br />
Copyright © sueddeutsche.de GmbH / Süddeutsche<br />
ZeitungGmbH. Artikel <strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung lizenziert<br />
durch DIZ München GmbH. Weitere Lizenzierungen<br />
exklusiv über www.diz-muenchen.de<br />
Für Sie notiert:<br />
Steuern sparen leicht gemacht<br />
Neuer Ratgeber hilft Eltern beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
bei <strong>der</strong> Steuererklärung<br />
Der Bundesverband für körper- und mehrfachbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />
Menschen e. V. hat se<strong>in</strong> jährliche neu ersche<strong>in</strong>endes<br />
Steuermerkblatt für Familien mit beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aktualisiert.<br />
Es hift Eltern beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Familien mit beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />
Angehörigen o<strong>der</strong> berufstätigen Erwachsenen<br />
mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, mögliche Steuervorteile geltend zu<br />
machen. Das Merkblatt folgt Punkt für Punkt dem<br />
Aufbau <strong>der</strong> Formulare für die Steuererklärung 2008.<br />
So kann diese schrittweise und schnell bearbeitet<br />
werden.<br />
Das Steuermerkblatt 2008/2009 berücksichtigt unter<br />
an<strong>der</strong>em die Erhöhung des K<strong>in</strong><strong>der</strong>geldes sowie das<br />
Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Pendlerpauschale.<br />
Erstmals wird anhand konkreter Beispiele<br />
erläutert, ob Eltern erwachsener Menschen mit<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong> Anspruch auf K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld zusteht.<br />
Das Steuermerkblatt gibt auch zahlreiche Tipps zu<br />
kritischen o<strong>der</strong> strittigen Fragen, Verfügungen o<strong>der</strong><br />
Entscheidungen des Bundesf<strong>in</strong>anzhofs.<br />
Im Internet: www.bvkm.de, Rubrik „Recht und Politik“,<br />
Steuermerkblatt 2008.<br />
Per Post: E<strong>in</strong> mit 55 Ct frankierten Rückumschlag<br />
an den BVKM, Stichwort „Steuermerkblatt“, Brehmstr.<br />
5 - 7, 40239 Düsseldorf.<br />
27
Geburt<br />
Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe<br />
E<strong>in</strong> Erfahrungsbericht<br />
Marlis Meierl<strong>in</strong>g, Irmgard Ochsenknecht<br />
Der Vere<strong>in</strong> <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe<br />
e.V. wurde bei se<strong>in</strong>em zweiten Treffen von Eltern geburtsgeschädigter<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> im November 1982 gegründet. Und<br />
auch heute noch kommt es immer wie<strong>der</strong> aufgrund von<br />
Komplikationen während <strong>der</strong> Geburt zu irreversiblen<br />
Schädigungen des Neugeborenen, die <strong>in</strong> den meisten<br />
Fällen bei rechtzeitiger Aufklärung und Beratung zu vermeiden<br />
gewesen wären. Der Vere<strong>in</strong> bietet neben <strong>der</strong><br />
Beratung bezüglich <strong>der</strong> Folgen juristischen Beistand und<br />
seelische Unterstützung für die Betroffenen<br />
Der <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe e. V., kurz<br />
AKG, ist e<strong>in</strong>e Elternselbsthilfevere<strong>in</strong>igung an <strong>der</strong> Nahtstelle<br />
von Patientenschutz und Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenarbeit.<br />
Der Auslöser für die Gründung des AKG war 1981 e<strong>in</strong><br />
Fernsehbericht über e<strong>in</strong>en Geburtsprozess. Betroffene<br />
Eltern schlossen sich zusammen und riefen Anfang 1982<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offenen Brief zum ersten bundesweiten Treffen<br />
auf. Noch vor dem zweiten Elterntreffen im November<br />
1982 wurde <strong>der</strong> „<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe“<br />
gegründet. Zu dieser Zeit hatte <strong>der</strong> AKG 45 Mitglie<strong>der</strong><br />
bundesweit.<br />
Diskussion und erste Schritte<br />
Als Ursache für die Schädigung und/o<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> sahen die Eltern größtenteils die - Mitte <strong>der</strong><br />
1970er bis Ende <strong>der</strong> 1980er Jahre - von vielen Kl<strong>in</strong>iken<br />
proklamierte „programmierte Geburt“ und die Anwendung<br />
<strong>der</strong> Parazervikalblockade, (PCB), an. (1)<br />
Der Begriff „programmierte Geburt“ wurde dann häufig<br />
durch den Begriff „term<strong>in</strong>optimierte Geburt“ ersetzt. Beide<br />
stehen für denselben Vorgang: die künstliche Geburtse<strong>in</strong>leitung.<br />
-beschleunigung mit Wehenmitteln. (2)<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf die PCB waren die Risiken und Gefahren<br />
dieser Anästhesiemethode seit Ende <strong>der</strong> 60er Jahre<br />
bekannt und auch publiziert worden. Trotzdem hatten die<br />
Im Dezember 2006 nahm e<strong>in</strong>e Redakteur<strong>in</strong>, die<br />
für die Zeitschrift des Deutschen Hebammenverbandes<br />
schreibt, mit mir Kontakt auf und bat<br />
mich, e<strong>in</strong>en Artikel über den AKG und dessen<br />
Arbeit zu schreiben, da ich wohl am nächsten<br />
an den Betroffenen dran wäre und auch die längste<br />
Erfahrung im AKG hätte. Der Artikel sollte<br />
dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitschrift Anfang 2007 ersche<strong>in</strong>en.<br />
Gerne nahm ich das an, bat dann aber noch Irmgard<br />
Ochsenknecht, stellvertretende Vorsitzende<br />
des AKG, mit e<strong>in</strong>zusteigen, da die Zeit so<br />
drängte. Nachfolgen<strong>der</strong> Artikel ist dabei herausgekommen<br />
- aber lei<strong>der</strong> nie gedruckt worden!<br />
E<strong>in</strong> Grund dafür wurde nicht genannt.<br />
Marlis Meierl<strong>in</strong>g, Geschäftsstelle<br />
28<br />
zuständigen Behörden und Ärzteorganisationen den Geburtshelfern<br />
zugestanden, die PCB nach freiem Ermessen<br />
weiterh<strong>in</strong> anzuwenden. Zahllose K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Eltern<br />
hatten die Folgen zu tragen. E<strong>in</strong>ige hun<strong>der</strong>t K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d<br />
damals im Zusammenhang mit <strong>der</strong> PCB bei o<strong>der</strong> nach<br />
<strong>der</strong> Geburt gestorben. Intensive Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong><br />
AKG-Mitglie<strong>der</strong> führte dann 1983 dazu, dass das damalige<br />
Bundesgesundheitsamt e<strong>in</strong>e Ärztekommission zur<br />
Überprüfung <strong>der</strong> PCB e<strong>in</strong>setzte und e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Empfehlung veröffentlichte, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die PCB nicht mehr<br />
empfohlen wurde. Der AKG begrüßte die Empfehlung<br />
des Bundesgesundheitsamtes sehr, war es doch e<strong>in</strong> erster<br />
Schritt <strong>in</strong> die richtige Richtung.<br />
Die Medien - Presse, Rundfunk und Fernsehen - reagierten<br />
zunehmend aufmerksamer auf Kritik an <strong>der</strong> Geburtshilfe<br />
und auf die Aufdeckung ärztlicher <strong>Kunstfehler</strong>.<br />
Von e<strong>in</strong>zelnen Professoren <strong>der</strong> Gynäkologie und Geburtshilfe<br />
ist verschiedenen Eltern vorgeworfen worden, es<br />
handele sich bei den von ihnen <strong>in</strong> Gang gesetzten Veröffentlichungen<br />
um Sensationsberichte. Viele ÄrztInnen<br />
nahmen den AKG noch nicht ernst und unterstellten den<br />
Eltern, die den Ursachen <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
nachg<strong>in</strong>gen und es wagten, Ärzte zu verklagen, unter<br />
an<strong>der</strong>em Geldgier und Inkompetenz. Die Betroffenen<br />
mussten sich teilweise dafür rechtfertigen, dass sie<br />
die Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ihres K<strong>in</strong>des nicht als schicksalhaft annahmen.<br />
Die Geburtshilfe selbst geriet <strong>in</strong> die Medien und weitere<br />
Veröffentlichungen des AKG führten zu stetigem<br />
Mitglie<strong>der</strong>zuwachs. Im August 1985 verzeichnete <strong>der</strong><br />
AKG bereits 600 Mitglie<strong>der</strong> und im selben Jahr leistete<br />
<strong>der</strong> AKG mit se<strong>in</strong>er Broschüre „Wie kann ich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />
bei <strong>der</strong> Geburt schützten?“ e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag<br />
zur Aufklärung. (Inzwischen liegt die Broschüre <strong>in</strong><br />
aktueller Auflage vor)<br />
Vorurteile und Emotionen<br />
E<strong>in</strong> großer Fortschritt war dann Ende <strong>der</strong> 80er Jahre die<br />
Zusammenarbeit mit den Krankenkassen. Unsere ersten<br />
Schreiben an die Krankenkassen, <strong>in</strong> denen wir empfahlen,<br />
ihren Versicherten, die beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong> hatten, bei<br />
<strong>der</strong> Abklärung <strong>der</strong> Ursachen <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung zu helfen,<br />
wurden nicht beantwortet. Lange hat es gedauert, bis<br />
<strong>der</strong> AKG hier e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung herbeiführen konnte. Heute<br />
s<strong>in</strong>d viele Krankenkassen bereit, die Kosten für erste<br />
sondierende Gutachten zur Klärung <strong>der</strong> Geburtssituation<br />
zu übernehmen.<br />
In den darauf folgenden Jahren gelang dann <strong>der</strong> Durchbruch<br />
im H<strong>in</strong>blick auf die Zielsetzung des AKG, durch<br />
e<strong>in</strong>en konstruktiven Austausch aller an <strong>der</strong> Geburtshilfe<br />
Beteiligten dazu beizutragen, dass zukünftige Gefahren<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Geburtshilfe verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. Erstmals<br />
wurde <strong>der</strong> AKG 1986 zur Teilnahme an e<strong>in</strong>er Podiumsdiskussion<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Jahrestagung <strong>der</strong> Deutschen<br />
Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
(DGGG) <strong>in</strong> Düsseldorf e<strong>in</strong>geladen. Als <strong>der</strong> AKG die Zahl<br />
von „15.000 beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n jährlich, die vor, während<br />
o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Geburt durch ärztliches Fehlverhalten<br />
geschädigt werden“, zur Diskussion stellte, empörten<br />
sich die ÄrztInnen sehr. Wir hatten diese Zahl mit<br />
Hilfe des statistischen Bundesamtes hochgerechnet, und<br />
wi<strong>der</strong>legen konnten auch die Geburtshelfer und <strong>der</strong>en<br />
Organisationen diese Zahl nicht.<br />
Und immer wie<strong>der</strong>: Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Neugeborene durch<br />
Geburtsschäden!<br />
Eltern suchen nach Ursache und Schuld. Ärzte geraten<br />
<strong>in</strong> Verdacht. Diese bestreiten. Es kommt zu Prozessen.<br />
Mediz<strong>in</strong>ische Gutachter nehmen für o<strong>der</strong> aber gegen ihre<br />
Kollegen Stellung. E<strong>in</strong>e Front hatte sich gebildet, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Vorurteile und Emotionen Schaden anzurichten drohten.<br />
Gynäkologen sahen sich und ihre Zukunft verfolgt und<br />
Eltern verzweifelten und zweifeln am Können <strong>der</strong> Geburtshilfe.<br />
Im März 1995 wurde dann das erste dreitägige Symposium<br />
durchgeführt. E<strong>in</strong> zentrales Thema des Symposiums<br />
war die Bedeutung und Sensitivität des CTG, beispielsweise<br />
das Problem <strong>der</strong> Unterbewertung - nicht Überbewertung<br />
- , die mangelnde Ausbildung bei Hebammen und<br />
ÄrtInnen beim Lesen und Interpretieren des CTG (Es gibt<br />
bis heute ke<strong>in</strong>e Zertifizierung wie beispielsweise beim Ultraschall),<br />
die E<strong>in</strong>führung und Sicherheit durch die Anwendung<br />
<strong>der</strong> beiden Techniken CTG und fetale Blutanalyse<br />
zur Vermeidung unnötiger Kaiserschnitte.<br />
Diese Broschüren<br />
können auch <strong>in</strong><br />
größerer Stückzahl<br />
<strong>in</strong> unserer<br />
Geschäftsstelle<br />
bestellt werden.<br />
Sie können helfen<br />
mit e<strong>in</strong>er Spende o<strong>der</strong><br />
Ihrer Mitgliedschaft<br />
Sparkasse Dortmund<br />
Konto 161 007 986<br />
BLZ 440 501 99<br />
Geburt<br />
Durch e<strong>in</strong>e Initiative von Seiten <strong>der</strong> Eltern gelang es,<br />
hochrangige ärztliche Fachkräfte, Juristen und Elternvertreter<br />
zusammenzuführen und alle Beteiligten zu e<strong>in</strong>em<br />
Austausch zu bewegen. Dies war bis dah<strong>in</strong> e<strong>in</strong>malig.<br />
Betroffene Eltern und Ärzte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Stück aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu<br />
gegangen und wir als Elternselbsthilfevere<strong>in</strong>igung wurden<br />
als Gesprächs- und Diskussionspartner ernst genommen.<br />
Der Verlauf und die Ergebnisse dieses Symposiums<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Broschüre „Der frühk<strong>in</strong>dliche Hirnschaden -<br />
Schicksal o<strong>der</strong> Arztverschulden?“ dokumentiert.<br />
Der AKG heute<br />
Auch heute ist <strong>der</strong> AKG noch immer <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass<br />
mehrere Tausend Fälle von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Tod bei<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, aber auch bei Müttern, vermieden werden können.<br />
Die Dunkelziffer ist hoch und e<strong>in</strong>e aussagefähige<br />
Statistik gibt es hierüber nach wie vor nicht.<br />
Aus den mehreren Tausend Geburtsschadensfällen, die<br />
<strong>in</strong>zwischen dem AKG bekannt geworden s<strong>in</strong>d, haben sich<br />
folgende zentrale For<strong>der</strong>ungen an die Geburtshilfe ergeben:<br />
· Geburten von Risikok<strong>in</strong><strong>der</strong>n (beispielsweise Mehrl<strong>in</strong>ge,<br />
Frühgeburten, Small-for-date-Babys) und bei durch<br />
Untersuchungen gesicherten Organfehlern müssen <strong>in</strong><br />
Per<strong>in</strong>atalzentren o<strong>der</strong> optimal ausgestatteten Schwerpunktkl<strong>in</strong>iken<br />
stattf<strong>in</strong>den.<br />
· Jedes Haus muss rund um die Uhr e<strong>in</strong>e qualifizierte<br />
Besetzung vorweisen können (Hebamme, Gynäkologe,<br />
Anästhesist und möglichst K<strong>in</strong><strong>der</strong>arzt).<br />
29
Geburt<br />
· Jedes Haus muss e<strong>in</strong>e MBU (Mikro-Blutgas-Untersuchung)<br />
durchführen können und <strong>der</strong>en sofortige Auswertung<br />
garantieren.<br />
· Jedes Haus muss im Kreißsaal außer CTG (Cardiotokogramm)<br />
und Ultraschall auch e<strong>in</strong>e Reanimationse<strong>in</strong>heit<br />
haben.<br />
· Jedes Haus muss außer dem Apgar-Wert auch sofort<br />
nachgeburtlich den Arterien-ph-Wert bestimmen und<br />
auswerten können.<br />
· Jede Hebamme und je<strong>der</strong> Arzt muss die Auswertung<br />
von CTG-Verän<strong>der</strong>ungen beherrschen und zusätzlich<br />
zu <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Geräte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, Untersuchungen<br />
durch Abhören mit dem Hörrohr, Ertasten <strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong>dslage sowie e<strong>in</strong>e Beckenaustastung vorzunehmen.<br />
· In jedem Haus muss die Hebamme die Notsectio ausrufen<br />
dürfen. Daraufh<strong>in</strong> laufen alle Vorbereitungen<br />
für die Notsectio ab. Trifft <strong>der</strong> Oberarzt dann e<strong>in</strong>, kann<br />
er die Entscheidung wi<strong>der</strong>rufen o<strong>der</strong> er kann sie gut<br />
heißen. Aber er ist dann für alles gerüstet und kann<br />
sofort operieren.<br />
· Jedes Haus muss <strong>in</strong>nerhalb von 20 M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong>e Sektio<br />
durchführen können, wobei Kreißsäle <strong>in</strong> die Nähe von<br />
Operationssälen gehören.<br />
· Es muss sichergestellt werden, dass die Erstversorgung<br />
e<strong>in</strong>es beson<strong>der</strong>s kranken o<strong>der</strong> gefährdeten Neugeborenen<br />
durch e<strong>in</strong>en auf diesem Gebiet erfahrenen<br />
Arzt kompetent durchgeführt wird. Wer am besten<br />
<strong>in</strong>tubieren kann - im Allgeme<strong>in</strong>en ist dies <strong>der</strong> Anästhesist<br />
- sollte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gegebenen Notsituation diese auch<br />
durchführen. Dazu bedarf es b<strong>in</strong>den<strong>der</strong> Regelungen<br />
zwischen den beteiligten Gruppen, also zwischen Geburtshelfern,<br />
Anästhesisten und Pädiatern.<br />
Vermutlich hören sich diese For<strong>der</strong>ungen so an, als ob<br />
sie <strong>in</strong> allen Entb<strong>in</strong>dungskl<strong>in</strong>iken bereits Standard wären,<br />
aber lei<strong>der</strong> ist das nach unserer Erfahrung nicht <strong>der</strong> Fall.<br />
Von den Hebammen wünscht sich <strong>der</strong> AKG, dass sie sich<br />
stärker e<strong>in</strong>mischen. Gerade<br />
auch im H<strong>in</strong>blick auf den Kl<strong>in</strong>ikalltag, für den sich ca.<br />
98% aller Mütter als Entb<strong>in</strong>dungsort entscheiden, sollte<br />
die ursprüngliche Eigenständigkeit <strong>der</strong> Hebammen stärker<br />
erkennbar werden und wie<strong>der</strong> mehr an Bedeutung<br />
gew<strong>in</strong>nen, zum Wohle von Frauen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Der AKG<br />
lehnt die Hausgeburt ab, da es grundsätzlich immer zu<br />
Komplikationen kommen kann, die nicht <strong>in</strong>dividuell vorhergesagt<br />
werden können. Jede Hausgeburt ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller<br />
Prozess.<br />
Fachanwälte Mediz<strong>in</strong>recht<br />
Heute arbeitet <strong>der</strong> AKG mit kompetenten Rechtsanwälten<br />
im Mediz<strong>in</strong>recht zusammen, die die Patientenunterlagen<br />
e<strong>in</strong>er Prüfung unterziehen, um Eltern, die den Verdacht<br />
auf e<strong>in</strong>e Geburtsschädigung haben, kompetent<br />
helfen zu können. Diese Unterstützung kann manchmal<br />
auch dar<strong>in</strong> bestehen, von e<strong>in</strong>er juristischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
abzuraten.<br />
30<br />
Weiterh<strong>in</strong> bietet <strong>der</strong> AKG heute Information, Beratung,<br />
Betreuung und Begleitung <strong>der</strong> Eltern im H<strong>in</strong>blick auf das<br />
Zusammenleben mit e<strong>in</strong>em beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong>d an und<br />
erteilt beispielsweise Auskünfte über Therapien,<br />
Hilfsmittelbeschaffung, K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten, Schule und vieles<br />
mehr.<br />
Aus unserer täglichen Arbeit<br />
Die meiste Zeit verbr<strong>in</strong>gen wir damit, den betroffenen<br />
Eltern zuzuhören, wenn sie von <strong>der</strong> Geburt berichten,<br />
und das ist nicht immer leicht. Oft hört sich das nach<br />
„Horror“ an und ich weiß auch, dass von solchen emotionalen<br />
Berichten Abstriche gemacht werden müssen,<br />
aber schockierend bleiben die Berichte dennoch. Es geschehen<br />
D<strong>in</strong>ge, die nicht zu glauben, aber Tatsache s<strong>in</strong>d;<br />
und diesen Eltern helfen wir damit, <strong>in</strong>dem wir ihnen zuhören<br />
und sie ernst nehmen. Solche Anrufe kommen nicht<br />
etwa selten, ne<strong>in</strong>, fast täglich. Wenn dann die Mutter<br />
o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Vater nach e<strong>in</strong>er langen Telefonzeit sagt:<br />
„Ach, jetzt geht es mir schon viel besser, gut dass es Sie<br />
gibt...“, dann weiß ich wie<strong>der</strong>, wozu <strong>der</strong> AKG auch noch<br />
immer da ist.<br />
Marlis Meierl<strong>in</strong>g, AKG-Geschäftsstelle seit 1.7.1985,<br />
Irmgard Ochsenknecht, stellv. Vorsitzende und betroffene<br />
Mutter<br />
(1) Die PCB … Anästhesiemethode ... Durch E<strong>in</strong>spritzen e<strong>in</strong>es Medikamentes<br />
<strong>in</strong> den Bereich des Gebärmutterhalses (Zervix) bewirkte Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
während <strong>der</strong> Geburt.<br />
(2) Bei <strong>der</strong> Geburt laufen zwei Vorgänge ab. Erstens: Die Geburtswege<br />
werden weich und öffnen sich. Zweitens: Die Wehen schieben das K<strong>in</strong>d<br />
h<strong>in</strong>aus. Durch den E<strong>in</strong>satz von Wehenmitteln können nur die Wehen<br />
gesteuert werden, nicht aber die natürliche Geburtsbereitschaft. Werden<br />
die Wehen künstlich <strong>in</strong> Gang gebracht, bevor <strong>der</strong> mütterliche Körper<br />
bereit ist, muss das K<strong>in</strong>d gegen e<strong>in</strong>en hohen Wi<strong>der</strong>stand h<strong>in</strong>aus gepresst<br />
werden. Die Wirkung von Wehenmitteln fällt bei je<strong>der</strong> Frau an<strong>der</strong>s aus<br />
und die Dosierung muss <strong>in</strong>dividuell ermittelt werden. Bei e<strong>in</strong>er zu hohen<br />
Dosis entspannt sich die Gebärmutter <strong>in</strong> den Wehenpausen nicht mehr<br />
und das K<strong>in</strong>d gerät <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sauerstoffmangelsituation.<br />
Was Sie alles<br />
zum Leben <strong>in</strong><br />
Wohnheimen<br />
wissen sollten<br />
Zu bestellen beim AKG
Rollfiets für Felix<br />
Nach e<strong>in</strong>em ablehnenden Bescheid<br />
schrieben AKG-Eltern folgenden Wi<strong>der</strong>spruch<br />
an ihre Krankenkasse.<br />
Die Familie möchte namentlich nicht<br />
genannt werden.<br />
Wi<strong>der</strong>spruch-Nr. ...<br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
des Wi<strong>der</strong>spruchausschusses,<br />
ich bzw. wir wenden uns an Sie mit<br />
e<strong>in</strong>em „Herzenswunsch“. Wir, das<br />
s<strong>in</strong>d Hendrik (8 Jahre), Johanna (6<br />
Jahre) und Felix (5 Jahre) und natürlich<br />
wir Britta und Dietmar X. als<br />
Eltern des Trios.<br />
Zur Vorgeschichte:<br />
Nachdem Felix am 11.04.2003 mit<br />
großen Komplikationen das Licht <strong>der</strong><br />
Welt erblickte, ahnten wir noch nicht,<br />
welche große Aufgabe wir zu erfüllen<br />
gebeten wurden. Fakt war, dass<br />
Felix e<strong>in</strong>en schweren Sauerstoffmangel<br />
unter <strong>der</strong> Geburt erlitten hat. (Wie<br />
auch immer das passie-ren konnte!!!)<br />
Wir wussten zwar, was das heißt,<br />
hofften aber immer noch <strong>in</strong>ständig,<br />
dass Felix die daraus resultierenden<br />
Defizite früher o<strong>der</strong> später aufholen<br />
würde.<br />
Lei<strong>der</strong> zeigte uns erst die Zeit, bzw.<br />
machte uns bewusst, welche schwerwiegenden<br />
Folgen diese Geburt nach<br />
sich ziehen würde.<br />
Ich gebe zu, im ersten Lebensjahr<br />
haben wir ke<strong>in</strong>en Gedanken daran<br />
verschwendet, rechtliche Schritte gegen<br />
das Krankenhaus e<strong>in</strong>zuleiten.<br />
Felix war im ersten Lebensjahr e<strong>in</strong><br />
so genanntes Schreik<strong>in</strong>d. Er schrie<br />
an e<strong>in</strong>em Stück von morgens bis<br />
abends und nachts ebenfalls, wenn<br />
er nicht gerade vor Erschöpfung e<strong>in</strong>geschlafen<br />
war. Er war andauernd<br />
krank. E<strong>in</strong>e Krankheit löste die an<strong>der</strong>e<br />
ab. Und diese Krankheiten waren<br />
nicht mit denen von unseren beiden<br />
an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n vergleichbar.<br />
Was die mal eben nebenher als<br />
Krankheit wegsteckten, war für Felix<br />
Schwerstarbeit. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong><br />
Geburt von Felix waren Hendrik 3<br />
Jahre und Johanna 1 Jahr alt. H<strong>in</strong>zu<br />
kam, dass Felix 4 x täglich e<strong>in</strong>e halbe<br />
Stunde nach Vojta beturnt werden<br />
musste. Alles natürlich unter großem<br />
Geschrei. Die ständigen Term<strong>in</strong>e bei<br />
Ärzten und Therapeuten mussten<br />
natürlich auch e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />
Als beson<strong>der</strong>s schwer erwies sich das<br />
Füttern von Felix, weil er unter e<strong>in</strong>er<br />
Tr<strong>in</strong>kschwäche litt. Noch heute leidet<br />
er darunter. Erst die Mund-Eß-Therapie<br />
nach Castillo Morales brachte<br />
Klarheit und Hilfe. Noch heute leidet<br />
Felix unter Eß- und Schluckstörungen.<br />
Tr<strong>in</strong>ken aus dem Becher ist für<br />
ihn sehr, sehr mühselig. Kauen übt<br />
er noch unter großen Anstrengungen.<br />
Kurzum das Füttern ist nach wie vor<br />
sehr zeit<strong>in</strong>tensiv für Felix und mich.<br />
An Lautsprache ist bei Felix noch<br />
nicht zu denken.<br />
Wie auch jedes an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong>d, wird<br />
Felix älter; und mit dem „Älterwerden“<br />
kamen die Probleme. Felix<br />
bekam von Herrn Dr. H. Hilfsmittel<br />
verordnet, die ärztlicherseits absolut<br />
notwendig waren, jedoch von Ihrer<br />
Krankenkasse nicht bewilligt wurden.<br />
Was folgte, waren nervenaufreibende<br />
„Kle<strong>in</strong>kriege“ mit <strong>der</strong> Ihrer Krankenkasse,<br />
für die ich eigentlich ke<strong>in</strong>e<br />
Zeit habe.<br />
Wie Sie vermutlich wissen, ist Felix<br />
<strong>in</strong> Pflegestufe III und daher auf die<br />
Pflege „Rund um die Uhr“ angewiesen.<br />
Kaum vorstellbar, wie teuer wohl<br />
die Heimunterbr<strong>in</strong>gung für Felix<br />
wäre, wenn wir uns nicht bereit erklärt<br />
hätten, für Felix zu sorgen. Denn<br />
wir lieben unseren Sohn so, wie er<br />
ist. Überlegen Sie mal, wie viel Geld<br />
Sie durch unsere Pflege schon e<strong>in</strong>gespart<br />
haben!!!<br />
Pflegestufe III heißt aber nicht, dass<br />
Felix von dem, was sich um ihn herum<br />
abspielt nichts mitbekommt. Felix<br />
ist sehr gerne <strong>in</strong> Gesellschaft. Er<br />
besucht den DRK Schwerpunkt- K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />
<strong>in</strong> N. Er ist dort sehr gerne<br />
und wird von allen so akzeptiert wie<br />
er ist. Er liebt es nach se<strong>in</strong>en Fähigkeiten<br />
mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu spielen.<br />
Er rutscht - mit Hilfe <strong>der</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
- für se<strong>in</strong> Leben gern. Also<br />
e<strong>in</strong> „fast“ normales K<strong>in</strong>d; allerd<strong>in</strong>gs<br />
mit großen, großen Handicaps. Er ist<br />
im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie, im<br />
Leserbriefe<br />
Freundes- und Bekanntenkreis voll<br />
<strong>in</strong>tegriert. Naja; sagen wir fast!!!<br />
Lei<strong>der</strong> ist es uns nicht vergönnt, gewisse<br />
Freizeitaktivitäten mit unseren<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n Hendrik (8), Johanna (6) und<br />
Felix (5) zu unternehmen. Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Familien haben<br />
laut <strong>der</strong> Krankenkasse lei<strong>der</strong> ke<strong>in</strong><br />
Recht auf geme<strong>in</strong>same Ausflüge mit<br />
dem Fahrrad. Wo bleibt denn hier die<br />
Integration <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie. Gerade bei<br />
schwerstbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die<br />
selbst nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, sich fort<br />
zu bewegen, besteht e<strong>in</strong> Bedürfnis<br />
nach regelmäßigen Fahrradausflügen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie e<strong>in</strong>schließlich<br />
<strong>der</strong> damit verbundenen Wahrnehmung<br />
von Geschw<strong>in</strong>digkeit- und<br />
Raumorientierung sowie Umwelterfahrung<br />
als Grundbedürfnis, so dass<br />
auch e<strong>in</strong> Anspruch auf e<strong>in</strong>e Rollstuhl-<br />
Fahrradkomb<strong>in</strong>ation besteht. (BSG<br />
SozR 3-2500 §33 Nr. 28 S. 163).<br />
Wochenenden, an denen lange ausgeschlafen<br />
und danach ausgiebig<br />
gefrühstückt wird, gibt es nicht. Was<br />
für Sie, sehr geehrte Damen und<br />
Herren des Wi<strong>der</strong>spruchausschusses<br />
„normal und alltäglich“ ist, gibt es für<br />
uns nicht. Die Pflege und Betreuung<br />
unseres jüngsten Sohnes steht bei<br />
uns im Vor<strong>der</strong>grund und bestimmt<br />
den Tagesablauf. Lei<strong>der</strong> müssen<br />
Hendrik und Johanna immer wie<strong>der</strong><br />
zurückstecken. Da wäre es ja mal zu<br />
schön, wenn man zum<strong>in</strong>dest geme<strong>in</strong>same<br />
Fahrradausflüge mit <strong>der</strong> Familie<br />
unternehmen könnte.<br />
Durch e<strong>in</strong>e simple Freizeitaktivität<br />
könnte man die Seele baumeln las-<br />
31
Leserbriefe<br />
sen und Kraft für die nächsten Tage<br />
schöpfen. Schön wärs!!! Sie glauben<br />
gar nicht, wie groß hier <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schnitt<br />
<strong>in</strong> die Lebensqualität ist. Es ist oft<br />
zum Davonlaufen. An solchen schönen<br />
Sonnentagen, an denen an<strong>der</strong>e<br />
Familien wie selbstverständlich Fahrradausflüge<br />
unternehmen, möchte<br />
ich am liebsten alles h<strong>in</strong>schmeißen.<br />
Ich b<strong>in</strong> dann e<strong>in</strong>fach nur noch traurig,<br />
hilflos und wütend über unsere<br />
Situation. Aber nicht, weil Felix beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />
ist, son<strong>der</strong>n auf die Tatsache,<br />
dass solche Leistungen von unserer<br />
Krankenkasse nicht als E<strong>in</strong>zelfallentscheidung<br />
übernommen werden.<br />
Ist es denn günstiger für die Kasse,<br />
wenn Mutter wegen Nervenzusammenbruchs<br />
o<strong>der</strong> Depressionen behandelt<br />
und therapiert werden muss<br />
o<strong>der</strong> Mutter-K<strong>in</strong>d-Kuren <strong>in</strong> Anspruch<br />
nehmen muss?<br />
Sie können mir glauben, das letzte<br />
was wir <strong>in</strong> unserer Situation gebrau-<br />
Sehr geehrte Frau Meierl<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> obiger<br />
Zeitschrift berichten Sie über e<strong>in</strong>e Veröffentlichung<br />
<strong>in</strong> Badische Zeitung vom<br />
7.08.07.<br />
Ergänzend hierzu wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wöchentlichen<br />
Postille, Reblandku-rier, die<br />
kostenlos verteilt wird, e<strong>in</strong>e Anzeige veröffentlicht,<br />
mit welcher e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />
Ärzten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region e<strong>in</strong>e „Solidaritätsbekundung“<br />
für die fraglichen Ärzte<br />
zum Ausdruck brachte, obwohl diese<br />
<strong>in</strong> erschrecken<strong>der</strong> Weise für die<br />
Schwerstbeh<strong>in</strong>-<strong>der</strong>ung des K<strong>in</strong>des verantwortlich<br />
s<strong>in</strong>d. Uns wurde mit <strong>der</strong><br />
Anzeige erneut bewusst, dass die Ärzte<br />
jegliche Verantwortung für ihr Fehlverhalten<br />
vermissen lassen.<br />
Lei<strong>der</strong> hat es <strong>der</strong> Gesetzgeber trotz mehrfacher<br />
Beteuerungen bisher versäumt,<br />
die Beweislastumkehr zu regeln, um endlich<br />
die Ärzte <strong>in</strong> die Pflicht zu nehmen.<br />
Wie soll e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Rechtsfragen unerfahrener<br />
Laie gegen diese „Weißkittel“ vorgehen<br />
können? Die Eltern e<strong>in</strong>es so schwer<br />
geschädigten K<strong>in</strong>des s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> Pflege<br />
und Sorge so belastet, dass sie ke<strong>in</strong>e Zeit<br />
32<br />
chen können, ist Mitleid. Verständnis<br />
h<strong>in</strong>gegen wäre für unsere Situation<br />
schon angebracht. Wir verlangen<br />
doch ke<strong>in</strong>e Weltwun<strong>der</strong>. Es ist unser<br />
Herzenswunsch, e<strong>in</strong>igermaßen „normal“<br />
mit unserer Familie zu leben; und<br />
dazu gehören nun mal bei uns auch<br />
geme<strong>in</strong>same Fahrradausflüge.<br />
Es wäre schön, wenn Sie uns unseren<br />
Herzenswunsch erfüllen könnten.<br />
Kehren Sie - je<strong>der</strong> für sich e<strong>in</strong>mal -<br />
<strong>in</strong> sich und denken emotional (und<br />
nicht <strong>in</strong> Zahlen und Preisen) an sich<br />
selbst, wenn Ihr K<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> Enkel so<br />
e<strong>in</strong> Schicksalsschlag hätte erleiden<br />
müssen. Sie können uns glauben,<br />
nicht die Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung unseres Felix<br />
ruft bei uns Verbitterung und Enttäuschung<br />
hervor, son<strong>der</strong>n die Behandlung<br />
durch die „Krankenkasse“.<br />
Deshalb haben wir uns auch vor zwei<br />
Jahren entschieden, e<strong>in</strong>en Rechtsanwalt<br />
zur Wahrnehmung von Felix<br />
Betreff: „weiterleben“ Nr. 42, Urteile, S. 35<br />
Ärzte müssen hohes Schmerzensgeld zahlen<br />
für juristische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen haben.<br />
Für unser 1. Enkelk<strong>in</strong>d, Simon Fre<strong>der</strong>ik<br />
- Sie er<strong>in</strong>nern sich an me<strong>in</strong>en Bericht<br />
- hatte ich die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />
mit <strong>der</strong> DBV W<strong>in</strong>terthur zusammen<br />
mit unserem Rechtsanwalt erfolgreich<br />
geführt, ehe Simon am 1.01.2002 mit<br />
knapp 4 Jahren verstarb. Die ablehnenden<br />
Begründungen <strong>der</strong> Versicherungsärzte<br />
waren abenteuerlich, letztlich<br />
musste die Versicherung nachgeben,<br />
sie hatte bei den vorliegenden Gutachten<br />
ke<strong>in</strong>e Chance.<br />
In dieses Ärztebild passt auch e<strong>in</strong>e weitere<br />
„Erfahrung“. Anläßlich des 10. Geburtstags<br />
von Simon, den er ja nicht<br />
erleben durfte, schrieb ich an Herrn<br />
Prof. J. Trotz e<strong>in</strong>es Er<strong>in</strong>ne-rungsschreibens<br />
erhielten wir bis heute noch<br />
nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Bestätigung für den<br />
Erhalt unseres Schreibens vom<br />
10.09.07. Je<strong>der</strong> weitere Kommentar<br />
erübrigt sich.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Manfred Koepfer<br />
Rechten zu beauftragen, <strong>der</strong><br />
die Umstände um Felix Geburt<br />
klären soll.<br />
In diesem S<strong>in</strong>ne:<br />
Bitte bleiben Sie gesund!!!<br />
Ansonsten kommt auf Sie das gleiche<br />
Schicksal zu, mit dem wir Tag<br />
für Tag zu kämpfen haben, nämlich<br />
die Krankenkasse. Lei<strong>der</strong> <strong>in</strong>teressiert<br />
es ke<strong>in</strong>en, welche seelischen Schmerzen<br />
uns damit zugefügt werden.<br />
Wir bitten Sie, sehr geehrte Damen<br />
und Herren des Wi<strong>der</strong>spruchausschusses,<br />
überdenken Sie noch e<strong>in</strong>mal<br />
die bisherige Entscheidung und<br />
entscheiden Sie im S<strong>in</strong>ne von Felix.<br />
Als Anlage habe ich diesem Schreiben<br />
noch e<strong>in</strong> Foto von Felix beigefügt,<br />
damit <strong>der</strong> Vorgang auch e<strong>in</strong><br />
Gesicht erhält.<br />
Hoffend auf e<strong>in</strong>e positive Nachricht<br />
von Ihnen verbleibe ich mit freundlichen<br />
Grüßen<br />
Anmerkung <strong>der</strong> Redaktion: Auch<br />
dieser Wi<strong>der</strong>spruch wurde negativ<br />
beschieden.<br />
www.<br />
arbeitskreis<br />
Forum<br />
kunstfehler<br />
Geburts<br />
hilfe.<br />
Schauen Sie nach<br />
Auf unserer WebSeite<br />
ist e<strong>in</strong><br />
für Eltern<br />
e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
www.arbeitskreis-kunstfehler-geburtshilfe.de
Julian - e<strong>in</strong> Erfahrungsbericht<br />
E<strong>in</strong> gesundes K<strong>in</strong>d ist das größte Glück, das Eltern wi<strong>der</strong>fahren<br />
kann. Wie groß, können wohl nur die ermessen,<br />
denen die Aufgabe gestellt wurde, e<strong>in</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tes<br />
K<strong>in</strong>d für das Leben <strong>in</strong> dieser Welt vorzubereiten, und die<br />
mit all ihrer Liebe versuchen, ihr K<strong>in</strong>d so gut und soweit<br />
wie möglich zu för<strong>der</strong>n.<br />
Sorgen haben schon Schwangere. Wird alles gut gehen?<br />
- Wird me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d gesund se<strong>in</strong>? Die meisten Mütter halten<br />
nach neun Monaten e<strong>in</strong> gesundes Baby im Arm.<br />
Nicht so bei me<strong>in</strong>em Sohn<br />
Nach e<strong>in</strong>er zunächst relativ problemlosen Schwangerschaft<br />
wurde ich <strong>in</strong> <strong>der</strong> 24. SSW aufgrund von auftretenden<br />
Blutungen <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik e<strong>in</strong>gewiesen.<br />
Diagnose Plazenta Praevia totalis (e<strong>in</strong>e Ablösung des<br />
Mutterkuchens, welche für me<strong>in</strong>en Sohn e<strong>in</strong>en Sauerstoffmangel<br />
bedeutete). Lei<strong>der</strong> wurde diese Diagnose von<br />
me<strong>in</strong>em Gynäkologen nicht erkannt.<br />
In <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik gratulierte mir <strong>der</strong> Chefarzt zu me<strong>in</strong>em zweiten<br />
Geburtstag, da nach se<strong>in</strong>en Aussagen diese Diagnose<br />
hätte lebensbedrohlich für mich und me<strong>in</strong> ungeborenes<br />
K<strong>in</strong>d werden können. Mir wurde strikte Bettruhe bis zur<br />
Geburt verordnet.<br />
In <strong>der</strong> Zeit des Kl<strong>in</strong>ikaufenthaltes kam es immer wie<strong>der</strong><br />
mal zu leichten Blutungen. Am Vorabend <strong>der</strong> Geburt (10<br />
Wochen vor dem eigentlichen Geburtsterm<strong>in</strong>) wies das<br />
CTG Unregelmäßigkeiten auf. Obwohl ich die Hebamme<br />
darauf h<strong>in</strong>gewiesen habe, unternahm diese nichts, hielt<br />
es noch nicht e<strong>in</strong>mal für nötig, dieses CTG e<strong>in</strong>em Arzt zu<br />
zeigen. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht wurden trotz des pathologischen<br />
CTG’s ke<strong>in</strong>e weiteren Untersuchungen gemacht.<br />
Kritische Situation<br />
Am nächsten Morgen, nachdem nicht wie gewohnt vor<br />
dem Frühstück e<strong>in</strong> CTG gemacht wurde, ich jedoch mittlerweile<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Unruhe bekam, habe ich gegen zehn<br />
Uhr selbst im Kreißsaal angerufen.<br />
Man erklärte mir, dass alle Ärzte beschäftigt seien und<br />
dass später jemand kommen würde.<br />
Die diensthabende Gynäkolog<strong>in</strong> (e<strong>in</strong>e Ärzt<strong>in</strong> im Praktikum)<br />
erkannte offensichtlich die kritische Situation und<br />
fuhr mich sofort <strong>in</strong> den Kreißsaal.<br />
Nach e<strong>in</strong>em CTG dort erklärte diese mir, dass die Situation<br />
nun zu kritisch würde und sie me<strong>in</strong>en Sohn holen.<br />
Die OP sollte vom Chefarzt durchgeführt werden, <strong>der</strong><br />
jedoch zunächst noch beschäftigt war.<br />
Trotz <strong>der</strong> Aussage <strong>der</strong> Ärzt<strong>in</strong>, dass die Situation zu kritisch<br />
sei, wurde ke<strong>in</strong>e Notsectio durchgeführt, so dass<br />
es zu weiteren Verzögerungen kam.<br />
Julian hatte ke<strong>in</strong>e Spontanatmung und musste auf die<br />
Intensivstation gebracht und beatmet werden. Dieser<br />
Zustand dauerte e<strong>in</strong>ige Tage. Am 3. Tage kam es zu e<strong>in</strong>er<br />
beidseitigen Gehirnblutung mit anschließenden<br />
Liquorstauungen und e<strong>in</strong>em Hydrocephalus, im Volks-<br />
Eltern berichten<br />
mund auch Wasserkopf genannt. Se<strong>in</strong> Muskeltonus war<br />
hypoton mit Verdacht auf Spastik und Epilepsie.<br />
Der Kampf begann<br />
Für uns begann e<strong>in</strong> schwerer Kampf um die Genesung<br />
me<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des mit diversen Therapien und Krankengymnastik.<br />
Durch die Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung me<strong>in</strong>es Sohnes hat sich<br />
unser Leben vollkommen verän<strong>der</strong>t.<br />
Lei<strong>der</strong> mussten wir sehr schnell feststellen, dass wir nicht<br />
nur mit dem gesundheitlichen Handicap me<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />
zu kämpfen hatten, son<strong>der</strong>n noch vielmehr mit den Reaktionen<br />
<strong>der</strong> Außenwelt.<br />
Hier war u.a. von e<strong>in</strong>er „Strafe Gottes“ die Rede und dass<br />
„solche“ K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu Hitlers Zeiten vergast wurden. Teilweise<br />
sogar Äußerungen aus <strong>der</strong> Familie, die mir berichteten,<br />
dass sie jeden Abend beten, dass me<strong>in</strong> Sohn<br />
stirbt, da es ja wohl unmöglich me<strong>in</strong> Wille se<strong>in</strong> kann,<br />
solch e<strong>in</strong>en Krüppel großzuziehen. Nächtliche Blaulichte<strong>in</strong>sätze<br />
wurden von e<strong>in</strong>igen Nachbarn als willkommenes<br />
Ereignis angesehen, um neuen Gesprächstoff zu<br />
sammeln.<br />
So s<strong>in</strong>d wir aufgrund dieser und ähnlicher Situationen<br />
vier mal umgezogen, um endlich e<strong>in</strong>e Wohnung und e<strong>in</strong><br />
Umfeld zu f<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> dem me<strong>in</strong> Sohn so akzeptiert wird,<br />
wie er ist und <strong>in</strong> <strong>der</strong> mit me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d und nicht über<br />
me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d gesprochen wird. Der letzte Umzug wurde<br />
aufgrund e<strong>in</strong>es Schulwechsels fällig, da wir nur so von<br />
den Behörden e<strong>in</strong>e Schule bewilligt bekommen haben,<br />
die Julians beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsbed<strong>in</strong>gten Ansprüchen gerecht<br />
wird. In diesem Fall ist anzumerken, dass die Kosten<br />
hierfür von uns selbst aufgebracht werden mussten. Die<br />
Behörden geben Anweisungen, die Mütter/Eltern zahlen.<br />
Probleme mit <strong>der</strong> Schule<br />
Schon bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schulung gab es massive Probleme,<br />
da das Schulamt die Defizite me<strong>in</strong>es Sohnes nicht richtig<br />
e<strong>in</strong>geordnet hat und ihn auf e<strong>in</strong>e falsche Schule e<strong>in</strong>gewiesen<br />
hat.<br />
Der Kampf um die richtige Schule hat uns so viel Kraft<br />
und Nerven gekostet, dass sich Julians Gesundheitszustand<br />
stark verschlechtert hatte und er von Pflegestufe<br />
e<strong>in</strong>s <strong>in</strong> die Pflegestufe zwei gekommen ist. Diese Situation<br />
habe ich genutzt, um noch e<strong>in</strong>mal mit <strong>der</strong> Krankenkasse<br />
zu sprechen, ob diese nicht mal prüfen will, ob e<strong>in</strong><br />
Geburtsschaden vorliegt, um sich die Kosten, die bis dato<br />
für Julians Therapien etc. verursacht wurden, zurück zu<br />
holen.<br />
Gutachten bestätigt Behandlungsfehler<br />
Mir persönlich war schon lange bewusst, dass bei <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft und Geburt Fehler passiert s<strong>in</strong>d.<br />
Die Krankenkasse schickte mir die notwendigen Unterlagen<br />
und holte sich e<strong>in</strong> Gutachten vom MDK (mediz<strong>in</strong>ischer<br />
Dienst <strong>der</strong> Krankenkassen) e<strong>in</strong>. Aus diesem g<strong>in</strong>g<br />
hervor, dass e<strong>in</strong> Behandlungsfehler vorliegt.<br />
33
Eltern berichten<br />
Julian - e<strong>in</strong> Erfahrungsbericht<br />
Auf e<strong>in</strong>e Empfehlung von e<strong>in</strong>em Bekannten beauftragte<br />
ich e<strong>in</strong>en Rechtsanwalt <strong>in</strong> Köln, <strong>der</strong>, wie dieser mir erklärte,<br />
sehr gut se<strong>in</strong> soll. Lei<strong>der</strong> hat sich das als Fehler<br />
herausgestellt, denn dieser Rechtsanwalt hat unseren<br />
Prozess ziemlich schnell <strong>in</strong> die Sackgasse geführt. Die<br />
Schadenersatzansprüche sollte ich selbst ausrechnen<br />
und aufführen, obwohl dieses se<strong>in</strong>e Aufgabe gewesen<br />
wäre.<br />
Ferner bekam ich immer wie<strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ungen, dass<br />
ich me<strong>in</strong>e Zustimmung zu weiteren privaten Gutachten<br />
geben sollte, obwohl schon zwei positive Gutachten vom<br />
MDK vorlagen. Mit <strong>der</strong> Aussage, dass er ohne e<strong>in</strong> weiteres<br />
privates Gutachten ke<strong>in</strong>e Chance sehe, den Prozess<br />
weiter fortzuführen, wurde ich alle paar Wochen dazu<br />
aufgefor<strong>der</strong>t. Er erklärte mir, dass er sich auf die Gutachten<br />
des MDK nicht stützen kann und er benötige dr<strong>in</strong>gend<br />
e<strong>in</strong>ige Gegengutachten. Den Preis hierfür gab <strong>der</strong><br />
Rechtsanwalt mir mit 1.000-2.000 Euro an, die ich als<br />
alle<strong>in</strong> erziehende Mutter nicht selbst f<strong>in</strong>anzieren konnte.<br />
Später stellte sich heraus, dass er zu diesem Zeitpunkt<br />
vermutlich noch nicht e<strong>in</strong>mal die Kl<strong>in</strong>ikakte zur E<strong>in</strong>sicht<br />
hatte, da ich erst Wochen nach Mandatsentziehung die<br />
Rechnung von <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für die Erstellung <strong>der</strong> Fotokopien<br />
<strong>der</strong> Krankenakte erhalten habe.<br />
Lei<strong>der</strong> war bei diesem Rechtsanwalt auch e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Krankenkasse, die ebenfalls an e<strong>in</strong>em<br />
positiven Ausgang des Prozesses <strong>in</strong>teressiert ist, nicht<br />
realisierbar. Obwohl me<strong>in</strong> Sohn Anspruch auf Beratungshilfe<br />
hat, bekam ich schon nach e<strong>in</strong>igen Monaten e<strong>in</strong>e<br />
Rechnung über mehrere Tausend Euro. Diese wurde mit<br />
e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>en Schwierigkeitsgrad begründet, da er<br />
hierbei den Höchstsatz abrechnen wollte. Das e<strong>in</strong>zige<br />
was <strong>der</strong> Rechtsanwalt jedoch gemacht hat, war dass er<br />
die behandelnden Ärzte angeschrieben und um Kopien<br />
<strong>der</strong> Krankenakte me<strong>in</strong>es Sohnes gebeten hat.<br />
Da ich zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Geburt me<strong>in</strong>es Sohnes ke<strong>in</strong>e<br />
Rechtsschutzversicherung hatte habe ich für e<strong>in</strong>en Augenblick<br />
über die E<strong>in</strong>schaltung e<strong>in</strong>es Prozessf<strong>in</strong>anzierers<br />
nachgedacht.<br />
Diese Möglichkeit konnte ich jedoch nicht nutzen, da ich<br />
hierfür e<strong>in</strong>e Klageschrift benötigt hätte, damit <strong>der</strong><br />
Prozessf<strong>in</strong>anzierer prüfen kann, ob die Klage Aussicht<br />
auf Erfolg hat. Ohne diese Klageschrift konnte ich auch<br />
hier nichts erreichen. Lei<strong>der</strong> hat sich <strong>der</strong> Rechtsanwalt<br />
auch um die Klageschrift nicht gekümmert, so dass wir<br />
nach kurzer Zeit vollkommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sackgasse gelandet<br />
waren.<br />
AKG hat geholfen<br />
Über me<strong>in</strong>e berufliche Tätigkeit wurde ich auf den <strong>Arbeitskreis</strong><br />
<strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe aufmerksam.<br />
Dieses war das Beste, was mir passieren konnte. Dort<br />
habe ich mir auch schon während <strong>der</strong> Zeit mit dem an<strong>der</strong>en<br />
Rechtsanwalt regelmäßig Hilfe geholt, da ich ver-<br />
34<br />
mutlich sonst verzweifelt wäre. Schließlich habe ich den<br />
Anwalt gewechselt.<br />
Ich kann jedem, <strong>der</strong> sich mit dem Gedanken trägt die<br />
Schadenansprüche für se<strong>in</strong> geburtsgeschädigtes K<strong>in</strong>d<br />
geltend zu machen, nur empfehlen, sich vorher genauestens<br />
zu <strong>in</strong>formieren welcher Rechtsanwalt tatsächlich<br />
gut ist. Hierbei s<strong>in</strong>d Vere<strong>in</strong>e auf diesem Gebiet, wie<br />
z.B. <strong>der</strong> <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe gern<br />
behilflich. E<strong>in</strong>ige Rechtsanwälte werden auch schon auf<br />
<strong>der</strong>en Internetseiten genannt.<br />
Natürlich kennen wir den Ausgang des Prozesses noch<br />
nicht, aber es ist beruhigend für mich zu wissen, dass<br />
me<strong>in</strong> Sohn anwaltlich gut vertreten wird und ich mich<br />
wie<strong>der</strong> me<strong>in</strong>en Schwerpunktaufgaben widmen kann: Der<br />
Weiterentwicklung me<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des.<br />
Name und Anschrift s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Redaktion bekannt.<br />
Wer kann zu dieser Problematik etwas sagen<br />
o<strong>der</strong> besser noch e<strong>in</strong>e Hilfestellung geben?<br />
Fahrtkosten für e<strong>in</strong><br />
beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tes K<strong>in</strong>d als<br />
außergewöhnliche Belastung<br />
Orientierungssatz:<br />
1. Fahrten im Interesse beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d als<br />
Krankheitskosten im Rahmen des § 33 Abs. 1 EStG<br />
mit 0,30 Euro/km berücksichtigungsfähig, soweit sie<br />
durch den Körperschaden des beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong>des<br />
bed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>d.<br />
2. Es ist Sache des Steuerpflichtigen, die tatsächliche<br />
Fahrleistung mit dem beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong>d nachzuweisen<br />
und glaubhaft zu machen.<br />
3. Führen Eltern Fahrten im eigenen persönlichen Interesse<br />
durch, etwa allgeme<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kaufs- o<strong>der</strong>Besorgungsfahrten<br />
bzw. Fahrten im eigenen Freizeit<br />
<strong>in</strong>teresse, und s<strong>in</strong>d sie gehalten, das K<strong>in</strong>d mitzunehmen,<br />
weil es auf die Betreuung <strong>der</strong> Eltern angewiesen<br />
ist, so liegt e<strong>in</strong>e nicht durch die Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />
veranlasste Fahrt vor, <strong>der</strong>en Aufwendungen nicht als<br />
Krankheitskosten und folglich nicht als außergewöhnliche<br />
Belastung anzuerkennen s<strong>in</strong>d.<br />
Unser Mitglied, Vera Grundler fragt an, ob an<strong>der</strong>e Eltern<br />
auch betroffen s<strong>in</strong>d und wie diese damit umgehen, welche<br />
Erfahrungen gemacht wurden. Hat schon mal jemand e<strong>in</strong>en<br />
Wi<strong>der</strong>spruch geführt und wenn ja, wie ist entschieden<br />
worden?<br />
Wenn Sie hierzu etwas sagen können, melden Sie sich<br />
bitte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschäftsstelle. Marlis Meierl<strong>in</strong>g
Kle<strong>in</strong>er Löwe, grosser Kämpfer …<br />
Am 16.08.2001 wurde Jann geboren, <strong>in</strong> <strong>der</strong> 40. SSW<br />
nach e<strong>in</strong>er komplikationslosen Schwangerschaft. Nach<br />
23 Stunden heftigster Wehen g<strong>in</strong>g es plötzlich nicht weiter.<br />
Janns Herztöne sanken im Mutterleib auf 60, erholten<br />
sich jedoch spontan. Nach e<strong>in</strong>igen weiteren Wehen<br />
sanken die Herztöne abermals und erholten sich nicht.<br />
Die h<strong>in</strong>zu gerufene Ärzt<strong>in</strong> leitete sofort e<strong>in</strong>e Notsectio<br />
e<strong>in</strong>. Es g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den OP, die Wehen wurden gestoppt,<br />
e<strong>in</strong>e Vollnarkose e<strong>in</strong>geleitet und dann holten sie Jann<br />
aus dem Mutterleib. Das was eigentlich für uns als werdende<br />
Eltern <strong>der</strong> erhabenste Moment se<strong>in</strong> sollte, nämlich<br />
die Geburt … wurde nun zu e<strong>in</strong>em Fiasko von dem<br />
wir noch nichts ahnten.<br />
Jann war schon zu lange unterversorgt und hatte e<strong>in</strong>en<br />
gravierenden Sauerstoffmangel. Er atmete nicht und<br />
auch se<strong>in</strong> Herz schlug nicht. Er wurde reanimiert und<br />
wie durch e<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong> holten sie ihn zurück, jedoch<br />
krampfte er sofort stark. Er konnte nicht aus eigener Kraft<br />
atmen, schrie nicht und wegen des Krampfens wurde er<br />
sofort sediert und bekam krampflösende Medikamente.<br />
Der Krampf konnte unterbrochen werden. Lei<strong>der</strong> dauerte<br />
es nun fast 2 Wochen bis Jann das erste Mal die Augen<br />
aufmachen sollte. In dieser Zeit war schon zu erahnen,<br />
dass die schwere Geburt nicht ohne Folgen bleiben<br />
sollte. Die Nahrungszufuhr wollte nicht gel<strong>in</strong>gen. Man<br />
hatte ihm e<strong>in</strong>e Nasensonde geschoben, doch je<strong>der</strong> Milliliter<br />
<strong>der</strong> sondiert wurde kam zurück. Er erbrach sofort<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> es blieb im Magen und nach 3 Stunden konnte<br />
man fast exakt die Menge aspirieren die er zuvor sondiert<br />
bekam. Es war schwer, traurig und so langsam wurde<br />
uns klar, dass diese Entwicklung nicht normal se<strong>in</strong><br />
konnte.<br />
Kaum Hoffnung<br />
Die Ärzte klärten uns dann darüber auf, dass sie so gut<br />
wie ke<strong>in</strong>e Hoffnung für Jann sahen. Mehrmalige Versuche<br />
ihn zu extubieren misslangen, er konnte nur kurze<br />
Zeit selbstständig atmen und erschöpfte sich sofort.<br />
Es wurde e<strong>in</strong>e beg<strong>in</strong>nende Spastik sichtbar und auch das<br />
Nahrungsproblem blieb auch. Durch das ständige Erbrechen<br />
und dem fehlenden Schluckreflex hatte Jann ständig<br />
Sättigungsabfälle, e<strong>in</strong>ige führten dazu, dass er regelrecht<br />
blau anlief und die Atmung aussetzte.<br />
Irgendwann schaffte er es dann doch, er atmete endlich<br />
alle<strong>in</strong>. Nur durch den fehlenden Schluckreflex musste<br />
Jann ständig abgesaugt werden. Wir als Eltern mussten<br />
nun stark se<strong>in</strong>.<br />
Dann kam <strong>der</strong> Tag, an dem die Ärzte uns mitteilten, das<br />
Jann diesen Kampf wahrsche<strong>in</strong>lich nicht überleben würde.<br />
Sie gaben ihm damals e<strong>in</strong>en Monat und sagten uns,<br />
dass sie ke<strong>in</strong>en vergleichbaren Fall kennen würden, wo<br />
das K<strong>in</strong>d älter geworden wäre als 6 Monate. Es war als<br />
zöge man uns den Boden unter den Füßen weg. Wir<br />
fielen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> tiefes Loch. Wir hatten uns so sehr auf unser<br />
K<strong>in</strong>d gefreut und jetzt sollten wir es gleich wie<strong>der</strong><br />
gehen lassen. Es war nicht fassbar, so traurig und wir<br />
Eltern berichten<br />
wollten nicht loslassen. Wir hatten aber auch bei Jann<br />
immer das Gefühl, dass er da se<strong>in</strong> wollte. Gerade <strong>in</strong> Situationen,<br />
wo bei den Ärzten schon die Alarmglocken<br />
g<strong>in</strong>gen, sie uns schonend darauf vorbereiteten, dass Jann<br />
am Ende wäre, da bewies dieser Junge immer wie<strong>der</strong><br />
auf se<strong>in</strong>e Weise, das er noch lang nicht am Ende wäre.<br />
Im Oktober 2001, erhielten wir morgens um 4 Uhr e<strong>in</strong>en<br />
Anruf aus <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik. Wir sollten sofort kommen, Jann<br />
g<strong>in</strong>ge es sehr schlecht. Als wir dort ankamen, hatte Jann<br />
e<strong>in</strong>e Sättigung von 60 und 12l Sauerstoff. Der Oberarzt<br />
sagte uns, dass er Jann noch e<strong>in</strong> paar Stunden geben<br />
würde. Wir waren so traurig, es war als würde man uns<br />
das Herz ausreißen. Es flossen die Tränen. Die ganze<br />
Familie trauerte mit. Wir blieben ununterbrochen bei Jann<br />
und es kamen alle um sich von ihm zu verabschieden.<br />
Auch die Krankenschwestern und Ärzte kämpften mit den<br />
Tränen, denn auch sie hatten Jann schon <strong>in</strong> ihr Herz geschlossen.<br />
E<strong>in</strong> bleierner Freitag<br />
Es war e<strong>in</strong> Freitagmorgen und die Zeit kam uns vor, als<br />
würde sie stehen bleiben. Bei jedem Schichtwechsel verabschiedete<br />
man sich immer wie<strong>der</strong> von Jann und wir<br />
trauten uns nicht mal zum Duschen heim zu fahren. Am<br />
Sonntagmorgen geschah dann e<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong>. Se<strong>in</strong>e Werte<br />
stabilisierten sich und <strong>der</strong> Sauerstoff konnte reduziert<br />
werden. Die Ärzte gaben Entwarnung. Wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal<br />
hatte Jann bewiesen, dass er kämpft, dass er da se<strong>in</strong><br />
will, eben dass er e<strong>in</strong> Löwe ist. Von diesem kle<strong>in</strong>en Bündel<br />
Leben konnten wir so viel lernen. Diese kle<strong>in</strong>en, braunen<br />
Knopfaugen, se<strong>in</strong> zarter, ausgemergelter Körper und<br />
<strong>der</strong> dauernde Kampf … wir hatten enormen Respekt, vor<br />
se<strong>in</strong>er Leistung. Unsere E<strong>in</strong>stellung zu se<strong>in</strong>em Leben<br />
än<strong>der</strong>te sich. Wir wollten jetzt alles selber lernen, die<br />
Pflege übernehmen, mit dem Ziel ihn möglichst bald nach<br />
35
Eltern berichten<br />
Kle<strong>in</strong>er Löwe, grosser Kämpfer …<br />
hause zu holen. Wir hatten begriffen, dass unsere Zeit<br />
begrenzt se<strong>in</strong> würde, dass wir mit Jann etwas sehr Kostbares,<br />
E<strong>in</strong>maliges gewonnen hatten. Se<strong>in</strong>e Liebe und<br />
unsere Liebe waren zusammen stärker als alles, was sich<br />
uns <strong>in</strong> den Weg stellen wollte. Im Januar 2002 war es<br />
dann soweit. Alles war geregelt. Die Pflege durch uns<br />
und e<strong>in</strong>en Pflegedienst. Alle Geräte (Absauge, Überwachung,<br />
Sauerstoff) waren geliefert worden. Se<strong>in</strong> Zimmer<br />
entsprechend se<strong>in</strong>er Bedürfnisse hergerichtet. Wir holten<br />
Jann nach Hause und waren uns sehr bewusst, dass<br />
er wahrsche<strong>in</strong>lich zuhause sterben würde.<br />
Endlich daheim<br />
Natürlich war unser Alltag von nun an sehr anstrengend,<br />
alles musste genau durchplant se<strong>in</strong>. Aber wir genossen<br />
die Zeit. Endlich konnten wir so lang wir wollten kuscheln,<br />
alles nach unserem Rhythmus e<strong>in</strong>richten…und wie<strong>der</strong><br />
etwas privat se<strong>in</strong>. Es war herrlich und erst da wurde uns<br />
bewusst, wie sehr das alles gefehlt hatte.<br />
Nach e<strong>in</strong>iger Zeit hatte sich das Leben zuhause e<strong>in</strong>gespielt,<br />
je<strong>der</strong> hatte se<strong>in</strong>en Part gefunden, wie er zu Jann’s<br />
Wohl beitragen konnte. Se<strong>in</strong> größter Lebens<strong>in</strong>halt war<br />
das Kuscheln…er brauchte das so sehr. Die erste Zeit<br />
schlief er nur beim ‚Känguruhen’. Stundenlang saßen wir<br />
mit ihm auf dem Schoß und klopften ihn ab, massierten<br />
ihm die Schulter, sorgten dafür, dass er gut Luft bekam,<br />
usw. Jann hatte also e<strong>in</strong> sehr e<strong>in</strong>nehmendes Wesen, aber<br />
das störte uns nicht. Wir waren dankbar für diese Erfahrung,<br />
für diese grenzenlose Liebe und diese Bereicherung<br />
<strong>in</strong> unsrem Leben.<br />
Natürlich stellten sich dann im Laufe <strong>der</strong> Zeit so kle<strong>in</strong>e<br />
Alltagsprobleme e<strong>in</strong>. Die Privatsphäre war mit 20 Stunden<br />
Behandlungspflege durch den Pflegedienst schon<br />
sehr e<strong>in</strong>geschränkt. Damit mussten wir lernen umzugehen.<br />
Alles drehte sich um Jann. Für eigene Interessen<br />
und Hobbys blieb nur noch wenig Zeit. Je<strong>der</strong> Besuch<br />
den wir unternahmen war mit Jann und se<strong>in</strong>en Bedürfnissen<br />
genau zu organisieren. Wir durften nichts vergessen<br />
und mussten den Zeitplan e<strong>in</strong>halten.<br />
Als Jann 6 Monate alt wurde und immer noch da war,<br />
machten wir uns frei von <strong>der</strong> Prognose <strong>der</strong> Ärzte und<br />
waren uns sicher dass wir noch viel Zeit mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
verbr<strong>in</strong>gen würden.<br />
Jann, <strong>der</strong> Löwe<br />
Heute ist Jann, <strong>der</strong> Löwe fast 8 Jahre alt. Se<strong>in</strong> Zustand<br />
hat sich <strong>in</strong> all den Jahren immer mehr stabilisiert. Er muss<br />
nach wie vor abgesaugt werden. Je nach Gesundheitszustand<br />
mal mehr, mal weniger. Sauerstoff benötigt er<br />
höchstens noch im Tiefschlaf und bei Infekten. Se<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>nere Unruhe ist bis heute geblieben, ist sicher Teil se<strong>in</strong>es<br />
Geburtstraumas und bis jetzt durch nichts zu stoppen<br />
gewesen. Er ist immer noch e<strong>in</strong> großer Kuschelbär.<br />
Krampfanfälle hat er selten, allerd<strong>in</strong>gs immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
neuer Form, so dass man sich kaum darauf e<strong>in</strong>stellen<br />
kann. Er ist im Laufe <strong>der</strong> Zeit mehrmals operiert worden:<br />
zwei mal Refluxà Fundoplikatio, Magenausgang spa-<br />
36<br />
stisch à Phyloroplastik, Leistenbruch, PEG-Anlage,<br />
Buttonanlage, Portanlage, mehrmals Paukenröhrchenanlage,<br />
Mandeln raus, Polypen raus.<br />
Was uns heute am meisten belastet, ist, dass es Menschen<br />
gibt, die mit Janns Erkrankung nicht klar kommen.<br />
Freundschaften daran zerbrochen s<strong>in</strong>d. Das es immer<br />
wie<strong>der</strong> Momente gibt, die dramatisch s<strong>in</strong>d. Die uns wie<strong>der</strong><br />
klar machen, dass er irgendwann gehen muss. Natürlich<br />
auch die sehr e<strong>in</strong>geschränkte Privatsphäre. Die<br />
Beziehungsprobleme die entstehen können. Das Gefühl<br />
immer alles perfekt machen zu müssen. Und vor allem<br />
auch unserer Tochter gerecht zu werden, ihre Bedürfnisse<br />
nicht zu übersehen. Diskussionen mit Ämtern und<br />
Krankenkassen. Immer wie<strong>der</strong> selbst forschen zu müssen,<br />
welche Rechte man hat und was Jann zusteht. Und<br />
nicht zuletzt, dass das Krankenhaus nicht e<strong>in</strong>gesteht,<br />
Fehler gemacht zu haben.<br />
Grenzenlose Liebe e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des. Urvertrauen!<br />
Was wir gewonnen haben ist aber viel mehr. E<strong>in</strong>e Lebenserfahrung,<br />
die stark macht, die den Horizont erweitert<br />
und Grenzen überschreiten lässt.<br />
Menschen kennen zu lernen, die wir ohne Jann nicht<br />
kennen gelernt hätten:<br />
Eigene Stärken und Schwächen zu erkennen und damit<br />
umzugehen. Zwei Jahre nach Janns Geburt noch e<strong>in</strong>e<br />
gesunde Tochter geschenkt zu bekommen.<br />
Danke Jann, dass es dich gibt! De<strong>in</strong>e Mama Sylvia<br />
Jetzt barrierefrei Reisen planen<br />
Urlaub ohne H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse<br />
Reisen ohne Barrieren s<strong>in</strong>d für Rollstuhlfahrer<br />
noch immer nicht selbstverständlich. Vielerorts<br />
lauern H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse, die im Urlaub zum Ärgernis<br />
werden. Jetzt liegt <strong>der</strong> neue Reisekatalog<br />
des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />
„BSK-Urlaubsziele 2009“ vor. Dar<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong>formationen und Reiseangebote nachzulesen,<br />
die für Rollstuhlfahrer und gehbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen<br />
bei <strong>der</strong> Planung e<strong>in</strong>er Urlaubsreise wichtig<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Gruppenreisen mit Betreuung u. a. nach Thailand,<br />
Südafrika, Italien, Spanien, Tunesien s<strong>in</strong>d<br />
ebenso im Angebot, wie viele neue Reiseziele<br />
<strong>in</strong>nerhalb Deutschlands und an<strong>der</strong>en europäischen<br />
Län<strong>der</strong>n für die <strong>in</strong>dividuelle Reise.<br />
Der Katalog kann gegen Zusendung e<strong>in</strong>es mit<br />
1,45 frankierten und adressierten A4 Rückumschlages<br />
angefor<strong>der</strong>t werden beim<br />
BSK „Reiseservice“, Altkrautheimer Straße 20,<br />
74238 Krautheim
E<strong>in</strong>ladung<br />
37
E<strong>in</strong>ladung<br />
38
Aufnahmeantrag<br />
39
S<strong>in</strong>d Sie Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t?<br />
S<strong>in</strong>d Sie Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t?<br />
Wenn ja, dann sollten Sie Ihren Parkausweis<br />
h<strong>in</strong>ter die W<strong>in</strong>dschutzscheibe legen.<br />
Falls nicht, dann freuen Sie sich, dass Sie<br />
Be<strong>in</strong>e zum Gehen haben.<br />
Bitte nehmen denen, für die <strong>der</strong> Parkplatz<br />
reserviert ist, das nächste Mal nicht den<br />
Platz weg!<br />
Wenn ja, dann sollten Sie Ihren Parkausweis<br />
h<strong>in</strong>ter die W<strong>in</strong>dschutzscheibe legen.<br />
Falls nicht, dann freuen Sie sich, dass Sie<br />
Be<strong>in</strong>e zum Gehen haben.<br />
Bitte nehmen denen, für die <strong>der</strong> Parkplatz<br />
reserviert ist, das nächste Mal nicht den<br />
Platz weg!
AKG e. V. auf dem Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz Tag 2008<br />
In <strong>der</strong> Zeit vom 13.06. bis 15.06.2008 fand <strong>in</strong> Bad Neuenahr-Ahrweiler<br />
<strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz Tag 2008 statt.<br />
Seit 2004 beteiligt sich jedes Jahr auch <strong>der</strong> „<strong>Arbeitskreis</strong><br />
<strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe e. V.“ mit e<strong>in</strong>em Stand<br />
auf <strong>der</strong> sogenannten „Selbsthilfemeile“. In Bad Neuenahr-Ahrweiler<br />
waren wie<strong>der</strong> um die 50 geme<strong>in</strong>nützige<br />
Vere<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> Verbände tätig. Organisiert und betreut<br />
wurde diese Selbsthilfemeile von <strong>der</strong> Kontakt- und Informationsstelle<br />
Selbsthilfe <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z.<br />
Auch 2008 war diese Meile e<strong>in</strong>e feste Größe <strong>in</strong>nerhalb<br />
dieser Tage und hatte e<strong>in</strong>e günstige Lage zwischen den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Bühnen und Veranstaltungsplätzen. So strömten<br />
<strong>in</strong> den drei Tagen viele Hun<strong>der</strong>te von Besuchern durch<br />
diese Meile und konnten sich über die e<strong>in</strong>zelnen Selbsthilfevere<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>formieren, Anregungen sammeln o<strong>der</strong> auch<br />
Informationsschriften mitnehmen. Der Pavillon des AKG<br />
e. V. wurde natürlich beson<strong>der</strong>s von Hebammen, Pflegekräften,<br />
die <strong>in</strong> Krankenhäusern auf Entb<strong>in</strong>dungsstationen<br />
tätig s<strong>in</strong>d, aber auch von Mediz<strong>in</strong>technikern, beson<strong>der</strong>s<br />
auch von jungen Familien, werdenden Müttern und<br />
betroffenen Eltern besucht.<br />
Wie jedes Jahr hatte <strong>der</strong> AKG auch 2008 hohen Besuch:<br />
Am Freitag, den 13.06.08 besuchte die Staatsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie, Frau Malu<br />
Dreier den Stand und am Samstag, den 14.06.08 war<br />
<strong>der</strong> M<strong>in</strong>isterpräsident von Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Kurt Beck<br />
Gast am Stand des AKG.<br />
Siegfried Lutz, AKG-Mitglied<br />
Der M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
am Stand des AKG<br />
Malwettbewerb: „Me<strong>in</strong> schönstes Erlebnis“<br />
Kaum hat das neue Jahr begonnen,<br />
startet <strong>der</strong> Bundesverband Selbsthilfe<br />
Körperbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter e. V. (BSK) wie<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong> Malprojekt von und für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung.<br />
„Me<strong>in</strong> schönstes Erlebnis“ lautet diesmal<br />
das Thema des Wettbewerbs, an<br />
dem sich wie<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>er Körperbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
im Alter von 8 bis 12<br />
Jahren beteiligen können. Das Bild<br />
sollte möglichst farbenprächtig und<br />
im Format DIN A 4 gemalt werden.<br />
Bitte ke<strong>in</strong>e Collagen e<strong>in</strong>senden.<br />
Aus den E<strong>in</strong>sendungen wählt e<strong>in</strong>e<br />
Jury zwölf Monatsbil<strong>der</strong> und das Titelbild<br />
aus. Der Kalen<strong>der</strong> wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Auflage von 20.000 Exemplaren<br />
AKG <strong>in</strong>tern<br />
<strong>in</strong> den Krautheimer Werkstätten für<br />
Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung hergestellt<br />
und ist ab Herbst 2009 erhältlich.<br />
Der E<strong>in</strong>sendung sollen neben dem<br />
Orig<strong>in</strong>albild mit Titelangabe auch e<strong>in</strong><br />
kurzer Lebenslauf und e<strong>in</strong> Foto des<br />
Künstlers/<strong>der</strong> Künstler<strong>in</strong> beiliegen.<br />
Alle e<strong>in</strong>gereichten Bil<strong>der</strong> bleiben Eigentum<br />
des BSK e.V.<br />
E<strong>in</strong>sendungen bitte an: BSK e.V.,<br />
Altkrautheimer Straße 20, 74238<br />
Krautheim.<br />
E<strong>in</strong>sendeschluss ist <strong>der</strong> 9. April 2009.<br />
Weitere Infos unter www.bsk-ev.org<br />
o<strong>der</strong> telefonisch unter 06294-428143<br />
41
Er<strong>in</strong>nerung<br />
Dr. Horst Wünsche verstorben<br />
Unser aktives Mitglied Dr. Horst Wünsche ist verstorben.<br />
Se<strong>in</strong> Der plötzlicher Tod hat uns traurig gemacht.<br />
Dr. Wünsche hat über viele Jahre dem AKG mit Rat und<br />
Tat stets zur Seite gestanden. Viele Ausgaben von „weiterleben“<br />
und an<strong>der</strong>e Drucksachen s<strong>in</strong>d unter se<strong>in</strong>er Re-<br />
42<br />
gie entstanden und von se<strong>in</strong>er Professionalität <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
redaktionellen Arbeit haben wir viel gelernt! Wir werden<br />
ihn vermissen.<br />
Der Familie Wünsche-Reiter gilt unser tiefes Mitgefühl.<br />
Marlis Meierl<strong>in</strong>g, Geschäftsstelle
Der Vorstand Kontaktpersonen <strong>in</strong> Ihrer Nähe<br />
Der AKG<br />
Geschäftsführen<strong>der</strong> Vorstand Erika Crombag Patrick Motsch<br />
Nußbaumer Str. 280 Marie-Curie-R<strong>in</strong>g 7<br />
Dr. Roland Uphoff 50825 Köln 66802 Überherrn<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> Telefon: 0221 - 5504551 Telefon: 06863 - 685084<br />
He<strong>in</strong>rich-von-Kleist-Str. 4<br />
53113 Bonn Wolfgang Fleitz Kerst<strong>in</strong> Nolte<br />
Telefon: 0228 - 5389488 Käthe-Kollwitz-Str. 10 Hasellohweg 10<br />
Email: mail@uphoff.de 79111 Freiburg 90766 Fürth<br />
Telfon: 0761 - 4787838 Telefon: 0911 - 764841<br />
Irmgard Ochsenknecht<br />
Stellvertretende Vorsitzende Ursula Jahn-Detmer Inke Reichert<br />
Rhe<strong>in</strong>gaustr. 22 Meyerhofweg 12 Netzeplatz 3<br />
12161 Berl<strong>in</strong> 49086 Osnabrück 17509 Lubm<strong>in</strong><br />
Telefon: 030 - 81826881 Telefon: 0541-385748 Telefon: 038354 - 31712<br />
Email: irmoc@web.de<br />
Beate Kle<strong>in</strong> Norbert Schlüter<br />
Hanna Rieger Abt-Leonhard-Weg 4 Esterner Grenzweg 18<br />
Bienwaldmühle 4a 88074 Meckenbeuren 48712 Gescher<br />
76779 Scheibenhardt Telefon: 07542 - 980510 Telefon: 02542 - 6492<br />
Telefon: 06340 - 8904<br />
Email: hanna.rieger@t-onl<strong>in</strong>e.de Georg Kuchelbauer Judith Schmidt<br />
Hai<strong>der</strong> Str. 18 Im Kessel 12<br />
84558 Kirchweidach 66640 Namborn<br />
Erweiterter Vorstand Telefon: 08623-1207 Telefon: 06857 - 6545<br />
Gerd Schmidt<br />
Paul-Pieper-Str. 22 Kerst<strong>in</strong> Moschel-Haenle Alexandra Teipel<br />
40625 Düsseldorf Mühlgasse 22 Posthornweg 6<br />
Telefon: 0211 - 299252 66440 Blieskastel 44339 Dortmund<br />
Email: gik.schmidt@web.de Telefon: 06942-930183 Telefon: 0231 - 850138<br />
So können Sie uns erreichen:<br />
Die Geschäftsstelle<br />
<strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe e. V.<br />
Zentrale Beratungs- und Dokumentationsstelle<br />
Marlis Meierl<strong>in</strong>g<br />
Ludwigstr. 16<br />
44135 Dortmund<br />
Telefon 0231 - 525859<br />
Fax 0231 - 526048<br />
Email AKGeV@web.de<br />
www:arbeitskreis-kunstfehler-geburtshilfe.de<br />
Unsere<br />
Sprechzeiten:<br />
Montag bis Mittwoch<br />
10 bis 15 Uhr<br />
Donnerstag 10 bis 18 Uhr<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Arbeitskreis</strong> <strong>Kunstfehler</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburtshilfe e.V.<br />
Verantwortlich: Der Vorstand, Geschäftsstelle Ludwigstr. 16, 44135 Dortmund<br />
Redaktion: Marlis Meierl<strong>in</strong>g, AKG-Geschäftsstelle<br />
Layout: Barbara Schaffert, Dortmund; Marlis Meierl<strong>in</strong>g<br />
Konto: Sparkasse Dortmund, Konto-Nr. 161007986, BLZ 44050199<br />
Copyright: beim AKG e.V., Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben die Me<strong>in</strong>ung des Verfassers wie<strong>der</strong><br />
Der Nachdruck von Artikeln, soweit sie nicht schon als Nachdruck aus an<strong>der</strong>en Zeitschriften gekennzeichnet<br />
s<strong>in</strong>d, ist unter folgen<strong>der</strong> Quellenangabe gestattet: „AKG e.V. weiterleben Nr….“ Belegexemplar erwünscht.<br />
ISSN 0934-5817<br />
Preis: Der Bezugspreis beträgt 5,- Euro, bei Versand 6,- Euro<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Mitgliedschaft wird „weiterleben“ ohne beson<strong>der</strong>e Bezugsgebühr geliefert. Alte Ausgaben<br />
können, soweit noch verfügbar, gegen Vorauszahlung von 6,- Euro pro Heft gegen Scheck o<strong>der</strong> Überweisung<br />
angefor<strong>der</strong>t werden.<br />
43<br />
www.arbeitskreis-kunstfehler-geburtshilfe.de
www.arbeitskreiskunstfehlergeburtshilfe.de<br />
Die folgenden<br />
Broschüren und<br />
Infomaterialien<br />
können <strong>in</strong> <strong>der</strong> AKG-<br />
Geschäftsstelle<br />
gegen Portokosten<br />
angefor<strong>der</strong>t werden.<br />
Bitte rufen Sie an<br />
o<strong>der</strong> mailen Sie uns!<br />
- Das Testament - Vererben zugunsten beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Menschen, Hrsg. bvkm<br />
- Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung nach dem SGB XII<br />
Merkblatt für beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen und ihre Angehörigen, Hrsg. bvkm<br />
- Das Persönliche Budget - Leistungen und Hilfe selbst e<strong>in</strong>kaufen, Hrsg. bvkm<br />
- Der Rechtsweg ist nicht ausgeschlossen - Leben im Wohnheim/<strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohngruppe<br />
H<strong>in</strong>weise für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen und ihre Angehörigen, BAG Selbsthilfe<br />
- Konduktive För<strong>der</strong>ung nach Prof. Dr. Andràs Petö, Hrsg. Fachausschuss Konduktive För<strong>der</strong>ung<br />
- Delph<strong>in</strong>-Netzwerk - ganzheitliche Therapien & mehr, Ausgaben 1/2008, 2/2008 und 1/2009<br />
- weiterleben - Zeitschrift des AKG, Ausgaben von 2004 - 2006, Jubilärumsausgabe 2007<br />
- Eltern helfen Eltern - Faltblatt des AKG<br />
- Wie kann ich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Geburt schützen - Broschüre des AKG