Kapitel 1 Kapitel 2 Kapitel 3 Turnen in der Schule ... - sportfachbuch.de
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<strong>Kapitel</strong> 1<br />
<strong>Kapitel</strong> 2<br />
<strong>Kapitel</strong> 3<br />
<strong>Turnen</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schule</strong> versus <strong>Turnen</strong> im Vere<strong>in</strong> 7<br />
<strong>Turnen</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schule</strong>: e<strong>in</strong> Unterrichtskonzept 15<br />
2.1 Das „Barren-Mo<strong>de</strong>ll“: Allgeme<strong>in</strong>e Beschreibung ................. 16<br />
2.2 Bed<strong>in</strong>gungsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> .................................................................... 17<br />
2.3 Entscheidungsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> ............................................................... 18<br />
2.4 Zusammenfassung und Handhabung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls ................. 27<br />
Exemplarische Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für die<br />
Sekundarstufe I 29<br />
3.1 Grundtätigkeiten am Beispiel „Rollen und Überschlagen“ . 34<br />
3.1.1 Thematik .............................................................................. 34<br />
3.1.2 Intention .............................................................................. 35<br />
3.1.3 Organisation ........................................................................ 36<br />
3.1.4 Realisierung ......................................................................... 36<br />
3.2 Geräte- und Bewegungserfahrungen am Beispiel<br />
„Schwebebalken (auch für Jungen) und Parallelbarren<br />
(auch für Mädchen)“ ........................................................... 43<br />
3.2.1 Thematik .............................................................................. 43<br />
3.2.2 Intention .............................................................................. 45<br />
3.2.3 Organisation ........................................................................ 45<br />
3.2.4 Realisierung ......................................................................... 46<br />
3
4<br />
3.3 Kooperation und Mitbestimmung am Beispiel<br />
„Helfen und Sichern“ .......................................................... 57<br />
3.3.1 Thematik .............................................................................. 57<br />
3.3.2 Intention .............................................................................. 59<br />
3.3.3 Organisation ........................................................................ 60<br />
3.3.4 Realisierung ......................................................................... 61<br />
3.4 Probleme lösen am Beispiel „Sprunghocke am<br />
Kasten/Pferd längs gestellt“ ................................................ 68<br />
3.4.1 Thematik .............................................................................. 68<br />
3.4.2 Intention .............................................................................. 71<br />
3.4.3 Organisation ........................................................................ 72<br />
3.4.4 Realisierung ......................................................................... 73<br />
3.5 Rhythmisierungsfähigkeit am Beispiel „Synchronturnen“ . 83<br />
3.5.1 Thematik .............................................................................. 83<br />
3.5.2 Intention .............................................................................. 85<br />
3.5.3 Organisation ........................................................................ 86<br />
3.5.4 Realisierung ......................................................................... 86<br />
3.6 Bewegungsphantasie am Beispiel „Kletterlandschaft“ ....... 91<br />
3.6.1 Thematik .............................................................................. 91<br />
3.6.2 Intention .............................................................................. 93<br />
3.6.3 Organisation ........................................................................ 94<br />
3.6.4 Realisierung ......................................................................... 94<br />
3.7 Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegungserfahrung zur Bewegungsfertigkeit am<br />
Beispiel „Flick-Flack“ ......................................................... 101<br />
3.7.1 Thematik .............................................................................. 101<br />
3.7.2 Intention .............................................................................. 103<br />
3.7.3 Organisation ........................................................................ 104<br />
3.7.4 Realisierung ......................................................................... 104
3.8 <strong>Turnen</strong> als Mannschaftsdiszipl<strong>in</strong> am Beispiel „Akrobatik“ 112<br />
3.8.1 Thematik .............................................................................. 112<br />
3.8.2 Intention .............................................................................. 114<br />
3.8.3 Organisation ........................................................................ 114<br />
3.8.4 Realisierung ......................................................................... 115<br />
3.9 Bauen und Üben am Beispiel „M<strong>in</strong>itrampol<strong>in</strong>“ .................. 123<br />
3.9.1 Thematik .............................................................................. 123<br />
3.9.2 Intention .............................................................................. 125<br />
3.9.3 Organisation ........................................................................ 126<br />
3.9.4 Realisierung ......................................................................... 126<br />
3.10 Gestalten am Beispiel „Gruppenturnen“ ............................. 131<br />
3.10.1 Thematik .............................................................................. 131<br />
3.10.2 Intention .............................................................................. 133<br />
3.10.3 Organisation ........................................................................ 133<br />
3.10.4 Realisierung ......................................................................... 134<br />
Ausblick .......................................................................................... 142<br />
Literaturverzeichnis ........................................................................ 143<br />
Danksagung ..................................................................................... 144<br />
5
Beispiel „Schwebebalken und Parallelbarren"<br />
43<br />
3.2 Geräte- und Bewegungserfahrungen am Beispiel „Schwebebalken<br />
(auch für Jungen) und Parallelbarren (auch für Mädchen)“<br />
3.2.1 Thematik<br />
Der Schulturnunterricht bietet Raum für beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Lern- und Körpererfahrungen.<br />
Bildungspläne für die Sekundarstufe I sehen das <strong>Turnen</strong> an<br />
standardisierten Geräten vor. Systemimmanente For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen verlangen<br />
nach e<strong>in</strong>em <strong>Turnen</strong> am Schwebebalken für Mädchen und am Parallelbarren<br />
für Jungen. Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um zwei genormte Geräte, an<br />
<strong>de</strong>nen auch im Spitzensport geturnt wird. Die Schüler sollen an diesen<br />
Geräten Fertigkeiten erlernen o<strong><strong>de</strong>r</strong> bereits erlernte Fertigkeiten <strong>in</strong> Bewegungsverb<strong>in</strong>dungen<br />
ausführen. Dieser Anspruch sche<strong>in</strong>t jedoch erhöht,<br />
zumal oftmals ke<strong>in</strong>erlei Angaben gemacht wer<strong>de</strong>n, wie die Schüler die<br />
Voraussetzungen für e<strong>in</strong> solches Fertigkeitsturnen erwerben.<br />
Die folgen<strong>de</strong> Unterrichtse<strong>in</strong>heit wur<strong>de</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Notwendigkeit heraus<br />
entwickelt, dass Schüler zuerst fundamentale Erfahrungen an Geräten<br />
sammeln müssen, bevor traditionell geturnt wer<strong>de</strong>n kann. Ke<strong>in</strong> Gerät<br />
eignet sich besser, um an ihm zu balancieren, als <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwebebalken.
44 Exemplarische Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für die Sekundarstufe I<br />
Der Parallelbarren for<strong><strong>de</strong>r</strong>t zum Stützen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Stützeln heraus und tra<strong>in</strong>iert<br />
die Arm- und Schultergürtelmuskulatur. Bestimmte Übungen, wie<br />
die „Standwaage“ am Schwebebalken o<strong><strong>de</strong>r</strong> das „Schw<strong>in</strong>gen im Stütz“<br />
am Parallelbarren, gelten als günstige Voraussetzungen zum Erreichen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Bildungsplänen verankerten Ziele. „Nichtgenormte“ Bewegungen<br />
können allerd<strong>in</strong>gs zu gleichen Zielen führen, weshalb es sich<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um als s<strong>in</strong>nvoll erweist, zwischen Tradition und <strong>in</strong>dividueller<br />
Bewegungs<strong>de</strong>utung zu vernetzen.<br />
Die Vorgaben zum formalen <strong>Turnen</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schule</strong> sehen das Schwebebalkenturnen<br />
als ausschließlich weibliche und das Barrenturnen als<br />
ausschließlich männliche Form <strong>de</strong>s Bewegens vor.<br />
Warum aber sollen Schüler<strong>in</strong>nen vom Erwerb <strong><strong>de</strong>r</strong> Stützkraft und Schüler<br />
vom Erwerb <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichgewichtsfähigkeit ausgeschlossen se<strong>in</strong>? Da<br />
es ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n macht, Mädchen und Jungen von diesen – für die Alltagsmotorik<br />
wichtigen – Grundkompetenzen fern zu halten, verpflichtet<br />
die folgen<strong>de</strong> Unterrichtse<strong>in</strong>heit <strong>de</strong>n Schwebebalken auch für Jungen<br />
und <strong>de</strong>n Parallelbarren auch für Mädchen. Im koedukativen Mite<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ist es anregend, wenn Mädchen ihr Können am Schwebebalken <strong>de</strong>n<br />
Jungen weitervermitteln und die Mädchen von <strong>de</strong>n Jungen beim <strong>Turnen</strong><br />
am Barren lernen.<br />
Bewegungskönnen und differenzierte Bewegungserfahrung stehen im<br />
Wechsel, was an <strong>de</strong>m im Mo<strong>de</strong>ll e<strong>in</strong>zustellen<strong>de</strong>n Barren-Pfeiler A <strong>de</strong>utlich<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Dieser wechselt symbolisch se<strong>in</strong>e Position während<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Unterrichtse<strong>in</strong>heit ständig. Mit <strong>de</strong>m Bewegungsgut än<strong><strong>de</strong>r</strong>n sich<br />
gleichzeitig die didaktischen Ansprüche von Übung zu Übung (Pfeiler<br />
B). Mal erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t dieser Unterricht von <strong>de</strong>n Schülern die perfekte<br />
Lösung und mal wer<strong>de</strong>n Freiräume zum <strong>in</strong>dividuellen Problemlösen<br />
e<strong>in</strong>kalkuliert.<br />
E<strong>in</strong> zusätzlicher Anreiz zum Bewegen wird durch die Möglichkeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> gegenseitigen Bewertung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schüler untere<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> gegeben. Die<br />
Schüler entschei<strong>de</strong>n, ob e<strong>in</strong> Partner die Bewegungsanweisung o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
das Bewegungsproblem gelöst hat und ob eher die Perfektion o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
die Bewegungsphantasie als Bewertungsmaßstab angesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
soll. Die Aufgabenstellungen s<strong>in</strong>d schriftlich fixiert, sodass e<strong>in</strong>ige<br />
Aufgaben sogar nur programmatische Bewegungslösungen an <strong>de</strong>n<br />
Balanciergeräten und Stützgeräten zulassen (Barrenpfeiler C rastet an<br />
unterster Stelle e<strong>in</strong>). Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zu e<strong>in</strong>er herkömmlichen Schulstruktur<br />
s<strong>in</strong>d nur dadurch gegeben, dass sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer, nach vorausgegangener<br />
ausführlicher Organisation, als Beobachter, Berater,<br />
Auch Mädchen<br />
üben das Stützen<br />
und Jungen üben<br />
das Balancieren<br />
E<strong>in</strong>stellungen im<br />
Barren-Mo<strong>de</strong>ll
Lerngelegenheiten<br />
Klassenstufe<br />
5–10<br />
Beispiel „Schwebebalken und Parallelbarren"<br />
45<br />
Motivator und Helfer zurückziehen kann. Die organisatorische Planung<br />
(Plakate, Laufzettel etc.) erlaubt es, dass die Schüler sich zwar<br />
selbst überlassen bewegen, aber <strong>de</strong>nnoch von Übungsblättern begleitet<br />
und vom Lehrer beobachtet wer<strong>de</strong>n. Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für<br />
Turnunterricht müssen <strong>de</strong>mnach ger<strong>in</strong>gfügig gegenüber <strong>de</strong>m gängigen<br />
Schulturnen geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n, was symbolisch im Barren-Pfeiler D ausgedrückt<br />
wird.<br />
3.2.2 Intention<br />
Die Schüler lernen sowohl <strong>in</strong> spielerischer Form, als auch nach exakten<br />
Ausführungsanweisungen das <strong>Turnen</strong> an <strong>de</strong>n Geräten Schwebebalken<br />
und Parallelbarren kennen. Statt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gängigen Riegenbetrieb lange<br />
Wartezeiten h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>n Geräten <strong>in</strong> Kauf zu nehmen und statt umfangreichen<br />
Erklärungen <strong>de</strong>s Lehrers zuhören zu müssen, können die Schüler<br />
bewegungs<strong>in</strong>tensiv und abwechslungsreich üben und gleichzeitig die<br />
allgeme<strong>in</strong>e Balancier- und Stützfähigkeit schulen. Außer<strong>de</strong>m erschließen<br />
die Schüler selbstständig <strong>de</strong>n normierten Umgang mit typischen<br />
Geräten im <strong>Turnen</strong>. Gleichzeitig wird die Geschlechterspezifik aufgehoben.<br />
Die Mädchen lernen typisches Jungenturnen und die Jungen<br />
typisches Mädchenturnen kennen. Am Schwebebalken wird <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
das Balancieren, Drehen und Spr<strong>in</strong>gen, am Parallelbarren das Stützen,<br />
Stützeln, Schw<strong>in</strong>gen und Abgehen vom Gerät altersadäquat geübt.<br />
Die Schüler erfahren zusätzlich die motivationale Unterstützung durch<br />
e<strong>in</strong>en Partner. Der Partner erklärt, hilft, beobachtet und bewertet die<br />
Bewegung. Vere<strong>in</strong>zelt s<strong>in</strong>d die Aufgaben nur zu zweit zu bewältigen,<br />
was partnerschaftliche Bewegungsdynamik erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t. E<strong>in</strong>e Sammlung<br />
von freien und standardisierten Aufgaben konfrontiert die Schüler mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegungsvielfalt an <strong>de</strong>n Geräten. Vere<strong>in</strong>zelt wur<strong>de</strong>n dafür nicht<br />
nur die Übungen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch die Geräte im Vergleich zur Wettkampfnorm<br />
entfrem<strong>de</strong>t.<br />
Je nach Schwierigkeitsgrad <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabe ist diese Unterrichtse<strong>in</strong>heit <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>n Klassenstufen 5–10 realisierbar. Hier sei noch e<strong>in</strong>mal darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />
dass weniger die Übungsauswahl, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Vorgehensweise<br />
beachtet wer<strong>de</strong>n soll.<br />
3.2.3 Organisation<br />
Die Erwärmung durch „Stepaerobic“ an Langbänken gewöhnt die<br />
Schüler allmählich an Gleichgewichtaufgaben. Es folgt e<strong>in</strong>e vorbereiten<strong>de</strong><br />
kurze Dehnphase an <strong>de</strong>n Langbänken.<br />
Der Aufbau <strong><strong>de</strong>r</strong> Geräte erfolgt <strong>in</strong> Gruppen, die zuvor spielerisch e<strong>in</strong>geteilt<br />
wur<strong>de</strong>n. E<strong>in</strong> Aufbauplan erleichtert das Organisieren <strong>de</strong>s Geräteaufbaus.
46 Exemplarische Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für die Sekundarstufe I<br />
Im Hauptteil wird im Stationsbetrieb geturnt. Dabei übt, wenn möglich,<br />
e<strong>in</strong> Mädchen zusammen mit e<strong>in</strong>em Jungen. Die Mädchen geben H<strong>in</strong>weise<br />
zu <strong>de</strong>n schwebebalkentypischen Übungen, die Jungen zu <strong>de</strong>n barrentypischen<br />
Übungen. An <strong>de</strong>n Stationen s<strong>in</strong>d Bewegungsanweisungen<br />
ausgelegt. Der Unterricht wird von <strong>de</strong>n Schülerpaaren eigenverantwortlich<br />
h<strong>in</strong>sichtlich Bewegungsausführung, Sicherung, Tempo, Dynamik<br />
und Bewertung bearbeitet. Treten Probleme auf, steht <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer mit<br />
Hilfe, Motivation, Animation, Schwung-Erhaltung und Beratung zur<br />
Verfügung. Der Hauptteil ist been<strong>de</strong>t, wenn alle <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Arbeitspapieren<br />
vorgeschlagenen Übungen ausgeführt wur<strong>de</strong>n.<br />
Die eigenständige Wahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Geräte sowie <strong>de</strong>s Bewegungstempos<br />
führen zu unterschiedlichen Belastungsdauern, sodass diejenigen Paare<br />
mit e<strong>in</strong>er Entspannung beg<strong>in</strong>nen können, die <strong>de</strong>n Parcours frühzeitig<br />
durchlaufen haben.<br />
3.2.4 Realisierung<br />
Step-Aerobic<br />
Die Schüler bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich h<strong>in</strong>ter Langbänken, die <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Halbkreises<br />
angeordnet wur<strong>de</strong>n. Der Lehrer führt Bewegungen an e<strong>in</strong>em<br />
kle<strong>in</strong>en Kasten vor, die von <strong>de</strong>n Schülern imitiert wer<strong>de</strong>n. Er <strong>de</strong>monstriert<br />
e<strong>in</strong>en für die Step-Aerobic typischen Schritt; Schritt A = Grundschritt.<br />
Die Schüler machen <strong>de</strong>n Schritt nach. Auf aktuelle Musik (im<br />
„Gehtempo“) wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holen die Schüler <strong>de</strong>n ersten Schritt acht Mal. E<strong>in</strong><br />
Schritt B = Grundschritt mit Drehungen wird erlernt. A und B wer<strong>de</strong>n<br />
komb<strong>in</strong>iert. E<strong>in</strong> Schritt C = Grundschritt mit zusätzlichen Arm- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Be<strong>in</strong>bewegungen (D, E etc.) wird erlernt und an die vorherige Verb<strong>in</strong>dung<br />
angehängt.<br />
Erwärmung
Dehnung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Muskulatur<br />
Gruppene<strong>in</strong>teilung<br />
für <strong>de</strong>n Geräteaufbau<br />
Beispiel „Schwebebalken und Parallelbarren"<br />
47<br />
Variationen: a) die Komb<strong>in</strong>ation immer mit <strong>de</strong>m rechten Be<strong>in</strong> beg<strong>in</strong>nen,<br />
b) die Komb<strong>in</strong>ation immer mit <strong>de</strong>m l<strong>in</strong>ken Be<strong>in</strong> beg<strong>in</strong>nen, c) auf<br />
vier (zwei o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>e) Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung je Schritt reduzieren und d) kurze<br />
Bewegungsstopps auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Langbank mit e<strong>in</strong>beziehen (Balance!).<br />
Je jünger die Schüler s<strong>in</strong>d, <strong>de</strong>sto schwieriger ist es, mit ihnen Dehnübungen<br />
durchzuführen. Mangeln<strong>de</strong> Konzentrationsfähigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Schüler,<br />
ungenügen<strong>de</strong> Qualifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer h<strong>in</strong>sichtlich funktioneller<br />
Gegebenheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Muskulatur, verbun<strong>de</strong>n mit <strong><strong>de</strong>r</strong> fehlen<strong>de</strong>n Effektivität<br />
e<strong>in</strong>er Dehnung, lassen diese Phase häufig überflüssig ersche<strong>in</strong>en.<br />
Aus unterschiedlichen Grün<strong>de</strong>n, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Verweis auf e<strong>in</strong> späteres außerschulisches<br />
Sporttreiben, auf Gewohnheiten im Sport etc. ersche<strong>in</strong>t es<br />
<strong>de</strong>nnoch manchmal s<strong>in</strong>nvoll, verschie<strong>de</strong>ne Muskelgruppen auf <strong>de</strong>n<br />
Hauptteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Sportstun<strong>de</strong> vorzubereiten. Dehnen hat hier vorwiegend<br />
e<strong>in</strong>e erzieherische Funktion. Der Lehrer entschei<strong>de</strong>t <strong>in</strong> eigenem Ermessen,<br />
ob e<strong>in</strong>e solche ausführliche Vorbereitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Muskulatur notwendig<br />
ist. Entschei<strong>de</strong>t er sich für e<strong>in</strong> Dehnen, so müssen Möglichkeiten<br />
gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, wie effektiv, funktionell und zu<strong>de</strong>m motivierend<br />
ge<strong>de</strong>hnt wer<strong>de</strong>n kann. Dazu e<strong>in</strong> Beispiel:<br />
Macht-Das!<br />
Die Schüler stellen sich h<strong>in</strong>ter die Bänke. Der Lehrer steht h<strong>in</strong>ter <strong>de</strong>m<br />
kle<strong>in</strong>en Kasten. Er beschreibt ausführlich, wie e<strong>in</strong>e bestimmte Dehnposition<br />
e<strong>in</strong>zunehmen ist und <strong>in</strong>tegriert <strong>de</strong>n Kasten (Langbank) als<br />
Hilfsmittel. Er führt die Bewegung vor. Erst wenn er <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nen<br />
Beschreibungspausen die Worte „Macht-das!“ ausgesprochen hat,<br />
dürfen die Schüler die Bewegung nachvollziehen. Wer sich vorher<br />
bewegt bzw. e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>genommene Dehnposition wie<strong><strong>de</strong>r</strong> verlässt, bevor<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrer „Macht-das!“ gesagt hat, muss zum Ausgleich (und natürlich<br />
zur Strafe) e<strong>in</strong>e Run<strong>de</strong> im Uhrzeigers<strong>in</strong>n um <strong>de</strong>n Kreis laufen.<br />
Diese Übungsform bewirkt, dass die Schüler bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschreibung und<br />
Demonstration zuhören.<br />
Die Schüler ziehen Kärtchen, die zuvor <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Hallenmitte ausgelegt<br />
wur<strong>de</strong>n. Die Kärtchen s<strong>in</strong>d mit vier unterschiedlichen Lie<strong><strong>de</strong>r</strong>n bedruckt<br />
(zum Beispiel: „Alle me<strong>in</strong>e Entchen“, „Yesterday“, „In München steht<br />
e<strong>in</strong> Hofbräuhaus“, „Happy birthday“), sodass sich vier gleich große<br />
Gruppen für <strong>de</strong>n Aufbau ergeben. Die Schüler haben die Aufgabe das<br />
Lied summend, klatschend, stampfend o<strong><strong>de</strong>r</strong> pfeifend zu präsentieren.<br />
Sie suchen nach Mitschülern, die das gleiche Lied hörbar machen.<br />
S<strong>in</strong>gen ist nur ohne Text erlaubt, da sich die Gruppen ansonsten zu<br />
schnell f<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Nach<strong>de</strong>m sich die Gruppen zusammengefun<strong>de</strong>n haben,<br />
stellen sie die Lie<strong><strong>de</strong>r</strong> kurz vor.
48 Exemplarische Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für die Sekundarstufe I<br />
1<br />
3<br />
2<br />
4<br />
Die Schüler bauen <strong>in</strong> Gruppen an Orientierungskegeln, die <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Halle<br />
verteilt und mit <strong>de</strong>n Stationsnummern 1 bis 8 versehen s<strong>in</strong>d, folgen<strong>de</strong><br />
Geräte auf:<br />
5<br />
Übersichtplan<br />
Gruppe A: Lied „Alle me<strong>in</strong>e Entchen“:<br />
Station 1: Parallelbarren, mit Matten absichern<br />
Station 2: Weichbo<strong>de</strong>nmatte auf Mediz<strong>in</strong>bällen aufgelegt<br />
Gruppe B: Lied „Yesterday“<br />
Station 3: Parallelbarren gestuft, mit Matten absichern<br />
Station 4: Bankwippe: e<strong>in</strong>e umgedrehte Langbank wird <strong>in</strong> ihrer<br />
Mitte auf e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Kasten gelegt.<br />
Gruppe C: Lied „In München steht e<strong>in</strong> Hofbräuhaus“<br />
Station 5: Parallelbarren, mit Matten absichern<br />
Station 6: Schwebebalken, mit Matten absichern<br />
Gruppe D: Lied „Happy birthday“<br />
Station 7: Langbank<br />
Station 8: Schwebebalken (niedrige Höhe) zwischen zwei Reckpfeilern.<br />
Die Reckpfeiler s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er Zauberschnur verbun<strong>de</strong>n.<br />
Der Abstand zwischen Balken und Zauberschnur soll nicht mehr<br />
als 15–20 cm betragen. E<strong>in</strong>e Weichbo<strong>de</strong>nmatte liegt zur Sicherheit<br />
unter <strong>de</strong>m Schwebebalken.<br />
7<br />
6<br />
8<br />
Aufbau
Partnerf<strong>in</strong>dung<br />
Erklärung <strong>de</strong>s<br />
Ablaufs<br />
Hauptteil<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
A B C D E F G<br />
49<br />
Selbstständig bil<strong>de</strong>n sich gemischt-geschlechtliche Pärchen. Wenn man<br />
sich an <strong>de</strong>n Tanzkurs zurück er<strong>in</strong>nert, könnte im entsprechen<strong>de</strong>n Alter<br />
e<strong>in</strong>e Damenwahl o<strong><strong>de</strong>r</strong> Herrenwahl <strong>in</strong>teressant wer<strong>de</strong>n.<br />
Alle Schüler erhalten e<strong>in</strong>en Turnerpass, auf <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Name e<strong>in</strong>getragen<br />
wird. Anschließend wer<strong>de</strong>n die Zettel mit <strong>de</strong>m Partner getauscht.<br />
Ab diesem Zeitpunkt ist <strong><strong>de</strong>r</strong> jeweilige Partner für <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en verantwortlich,<br />
er begleitet ihn ständig, er sichert und hilft beim Bewegen, er<br />
erklärt Bewegungen, er vollzieht mit <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Partneraufgaben<br />
und er beurteilt die Bewegungen <strong>de</strong>s an<strong><strong>de</strong>r</strong>en. Für das Erfüllen e<strong>in</strong>er<br />
Aufgabe wird das Symbol :-) und bei „Nicht-Erfüllen“ das Symbol :-(<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> vorgesehenen Stelle e<strong>in</strong>getragen.<br />
Turnerpass<br />
Name:<br />
Beispiel „Schwebebalken und Parallelbarren"<br />
Im Turnerpass s<strong>in</strong>d die Nummern <strong><strong>de</strong>r</strong> Geräte <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Zeilen vermerkt.<br />
Die jeweiligen Arbeitspapiere mit <strong>de</strong>n Übungen liegen an <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelnen<br />
Stationen aus. Sie s<strong>in</strong>d durch Buchstaben gekennzeichnet (A–G). Diese<br />
s<strong>in</strong>d im Turnerpass <strong>in</strong> Spalten dargestellt.<br />
Die Paare suchen sich e<strong>in</strong>e beliebige Station aus, um mit <strong>de</strong>m Durchlauf<br />
zu beg<strong>in</strong>nen. Es muss nicht an <strong><strong>de</strong>r</strong> Station 1 gestartet wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Paare achten darauf, dass Rückstau vermie<strong>de</strong>n wird. Man sucht sich das<br />
Gerät aus, an <strong>de</strong>m die wenigsten Schüler warten. Die Schüler lesen sich
50 Exemplarische Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für die Sekundarstufe I<br />
gegenseitig die Übungen vor und vollziehen diese nache<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
bei Partneraufgaben geme<strong>in</strong>sam. Die erfolgreich bewältigte Aufgabe<br />
wird im Turnerpass vermerkt.<br />
Die Übungen, die <strong>de</strong>n meisten Schülern unbekannt s<strong>in</strong>d (Wen<strong>de</strong>, Kehre,<br />
Reitsitz o<strong><strong>de</strong>r</strong> Standwaage), wer<strong>de</strong>n vorweg von e<strong>in</strong>em Schüler o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>de</strong>m Lehrer <strong>de</strong>monstriert. Die Aufgabenbeschreibungen (folieren) an<br />
<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelnen Stationen lauten:<br />
Station 1: Parallelbarren<br />
A schw<strong>in</strong>ge mehrmals und mache e<strong>in</strong>e Wen<strong>de</strong> als Abgang<br />
B schw<strong>in</strong>ge mehrmals und mache e<strong>in</strong>e Kehre als Abgang<br />
C schw<strong>in</strong>ge mehrmals und mache e<strong>in</strong>e Wen<strong>de</strong> mit 1/2-Drehung<br />
D schw<strong>in</strong>ge mit <strong>de</strong><strong>in</strong>em Partner h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> synchron<br />
E schw<strong>in</strong>ge so mit <strong>de</strong><strong>in</strong>em Partner, dass du ihn anschauen kannst<br />
F schw<strong>in</strong>ge abwechselnd <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Reitsitz rechts und l<strong>in</strong>ks<br />
G schw<strong>in</strong>ge mehrmals und grätsche 1-mal mit <strong>de</strong>n Füßen vorn und<br />
1-mal h<strong>in</strong>ten auf <strong>de</strong>n Holmen auf
Beispiel „Schwebebalken und Parallelbarren"<br />
51<br />
Station 2: Weichbo<strong>de</strong>nmatte auf Mediz<strong>in</strong>bällen<br />
A überlaufe die Matte längs von e<strong>in</strong>er zur an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite<br />
B versuche auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Matte das Gleichgewicht zu halten, während<br />
<strong>de</strong><strong>in</strong> Partner die Matte h<strong>in</strong>- und herbewegt<br />
C probiere 3 verschie<strong>de</strong>ne Rollbewegungen aus<br />
D drehe Dich zusammen mit <strong>de</strong><strong>in</strong>em Partner mehrmals mit Handfassung<br />
(Tanze mit ihm!)<br />
E zeige e<strong>in</strong> „Kunststück“
52 Exemplarische Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für die Sekundarstufe I<br />
Station 3: Parallelbarren gestuft<br />
A balanciere auf <strong>de</strong>m unteren Holm, halte dich am oberen Holm<br />
fest<br />
B balanciere, ohne dich festzuhalten, auf <strong>de</strong>m unteren Holm<br />
C balanciert mit <strong>de</strong>m Partner von unterschiedlichen Seiten los; geht<br />
ane<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> vorbei<br />
D hänge dich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Kniehang am oberen Holm, lass dir 3-mal<br />
e<strong>in</strong>en Softball zuwerfen und fange diesen<br />
E führe e<strong>in</strong>e Standwaage auf <strong>de</strong>m unteren Holm mit Festhalten am<br />
oberen Holm aus<br />
F hangele am oberen Holm von e<strong>in</strong>er zur an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite<br />
G zeigt euch gegenseitig e<strong>in</strong> „Kunststück“<br />
Station 4: Bankwippe<br />
A balanciere auf „allen Vieren“ vorwärts von <strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>en zur<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite<br />
B balanciere auf „allen Vieren“ rückwärts von <strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>en zur an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Seite<br />
C balanciere im Stehen vorwärts von e<strong>in</strong>er zur an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite<br />
D balanciere im Stehen rückwärts von e<strong>in</strong>er zur an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite<br />
E balanciert zu zweit h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> von e<strong>in</strong>er zur an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite<br />
F balanciert zu zweit so, dass ihr e<strong>in</strong>en Softball zwischen eurer<br />
Stirn festhalten könnt<br />
G balanciere von e<strong>in</strong>er zur an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite und wehre die Softbälle<br />
ab, die dir <strong>de</strong><strong>in</strong> Partner zuwirft