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Berichte aus der BV ARBEIT UND LEBEN Nds. Nord ggmbh

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2007/2008<br />

ÜBER UNSERE <strong>ARBEIT</strong><br />

Jahresbericht<br />

2007/2008


Impressum<br />

Her<strong>aus</strong>geber:<br />

Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen e. V.<br />

Verantwortlich:<br />

Hans Jürgen Hoffmann, Jürgen Sakschewski<br />

Redaktion/Gestaltung:<br />

Landesgeschäftsstelle (PAS)<br />

Hannover, März 2009


Jahresbericht 2007/2008<br />

Über unsere Arbeit


Inhalt<br />

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

60 Jahre <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> UNFD <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Grußwort von Prof. Rolf Wernsetdt zum 60jährigen Jubiläum von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen 7<br />

Grußwort von Minister Stratmann anlässlich <strong>der</strong> 60-Jahr-Feier von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen 9<br />

„Weiterbildung als Zukunftsgestaltung – Überlegungen zum lebenslangen Lernen“ – Vortrag von<br />

Dr. h.c. Wolfgang Thierse, auf <strong>der</strong> Festveranstaltung „60 Jahre Arbeit und Leben Nie<strong>der</strong>sachsen“ . . . 12<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Landesgeschäftsstelle <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. e. V.<br />

Nachweis für gute Arbeit – <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. wird qualitätstestiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

Wintertagung 2008: Rückkehr in die Klassengesellschaft? – Ansätze und Strategien gegen<br />

die soziale Spaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Mitte gGmbH<br />

Personalentwicklung vor dem Hintergrund des demographischen Wandels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Projekt 50 TOP! – Testen – Orientieren – Potenziale nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH<br />

TULIP – Trade Union and University – lifelong learning in partnership . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Das Lebensmotto von Erwin Fritzsche: „Wir sagten, <strong>der</strong> Mensch ist gut“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

Ein Tabu wird zum Topthema für Betriebsräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach Europäischen Arbeitsbeziehungen – 25 Jahre Projekterfahrungen . . . . . . . . . . . 25<br />

Neuerscheinung <strong>aus</strong> dem Projekt „Migrationsför<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Früherziehung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Ost gGmbH<br />

Von <strong>der</strong> Werkbank in den Hörsaal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Neue Entwicklungen im 2. Bildungsweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Süd gGmbH<br />

GeCo: Gesellen-Coaching-Mitwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Projekt InLAN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

Anhang<br />

Gremien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

Veröffentlichungen von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

Autorinnen und Autoren des Jahresberichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Bildungsarbeit 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Bildungsurlaub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

Inhalt<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

3


Vorwort<br />

Dieser Jahresbericht fällt in das 60. Jubiläumsjahr <strong>der</strong><br />

Gründung <strong>der</strong> Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong><br />

Nie<strong>der</strong>sachsen e. V. Deshalb erscheint er auch verzögert,<br />

da die Reden <strong>der</strong> Festveranstaltung als Zeitdoku -<br />

mente mit aufgenommen werden. In den letzten Jahr -<br />

zehnten hat die Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong><br />

<strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen e. V. die nie<strong>der</strong>sächsische Erwach -<br />

senenbildungswelt wesentlich mit gestaltet. Fest ma chen<br />

wollen wir das an folgenden Tatsachen:<br />

• Die Rolle <strong>der</strong> Erwachsenenbildung beim Nach -<br />

holen von Schulabschlüssen seit über einem Vier -<br />

teljahrhun<strong>der</strong>t ist viel zu wenig bekannt. Hier ist<br />

die Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie -<br />

<strong>der</strong>sachsen e. V. die relevante Landes ein rich tung.<br />

• Die Öffnung <strong>der</strong> Hochschulen ist ein aktuelles zentrales<br />

Anliegen. Nicht zufällig hat das ALSTOM-<br />

Pro jekt, das FacharbeiterInnen die Techniker <strong>aus</strong> bil -<br />

dung und den Hochschulzugang ermöglicht hat,<br />

den Son<strong>der</strong>preis beim 2. Deutschen Weiterbil dungs -<br />

tag in Berlin unter Schirmherrschaft vom Bun des prä -<br />

sident Köhler erhalten. Insi<strong>der</strong> wissen wel che Rolle<br />

<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen e. V. dabei ge -<br />

spielt hat. Hier liegt über 25 Jahre ein spezielles<br />

Profil von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen vor.<br />

• Neue Kooperationsformen sind entstanden, wir<br />

den ken an die Bildungsgenossenschaft in Süd nie -<br />

<strong>der</strong> sachsen o<strong>der</strong> die Friedlandkurse.<br />

• Neben dem profilierten Bildungsangebot von<br />

<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen e. V. hat sich<br />

die Erwachsenenbildung auch in <strong>der</strong> mittelständischen<br />

Wirtschaft einen Namen gemacht. Dies ist<br />

vor allem <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen e.V.<br />

zu verdanken (ESF-WOM-Programm).<br />

Ohne Zweifel hat unser zuständiges Ministerium die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Erwachsenenbildung für Nie<strong>der</strong> sach -<br />

sen erkannt. Unter pragmatischen Gesichtspunkten<br />

muss die Erhöhung des Landesmittelumfangs als positives<br />

Signal gewertet werden. Wie formulierte es<br />

unser zuständiger Minister Lutz Stratmann in seinem<br />

Grußwort: „Denn mit Blick auf die Globalisierung und<br />

ihre Folgen wird offenkundig – es ist wie<strong>der</strong> hohe<br />

„Zeit für Bildung“ und damit für <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong><br />

Nie<strong>der</strong>sachsen.“<br />

Nach unserem historischen Auftrag ist Bildung aber<br />

„nicht nur Vorbereitung auf den (Arbeits-) Markt – sie<br />

muss weit über den Markt hin<strong>aus</strong>weisen, sie meint die<br />

Person und die Gesellschaft (die eben mehr ist als eine<br />

Marktgesellschaft)“ wie es Wolfgang Thierse, Vize prä -<br />

sident des Deutschen Bundestages im Leib nizh<strong>aus</strong> in<br />

Hannover am 15.12.2008 formulierte.<br />

Jubiläen for<strong>der</strong>n die Rückbesinnung auf die Vergan -<br />

genheit, das Einhalten im multimedialen Alltag. Prof.<br />

Rolf Wernstedt zitiert in seinem Grußwort den ehemaligen<br />

nie<strong>der</strong>sächsischen Kultusminister und einen <strong>der</strong><br />

großen nie<strong>der</strong>sächsischen Politiker und Denker Peter<br />

von Oertzen mit folgen<strong>der</strong> Aussage anlässlich <strong>der</strong> 25-<br />

Jahr-Feier von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen e. V.:<br />

„Wer in dieser bestehenden Gesellschaft nicht Partei<br />

nimmt, nimmt Partei für das Bestehende, wer das<br />

Bestehenden nicht kritisiert, kritisiert damit diejenigen,<br />

die das Bestehende kritisieren, indem er das Beste -<br />

hende als von jeher gültig und gerechtfertigt und als<br />

so, wie es ist, gut und richtig akzeptiert. Auch (...) die<br />

Nichtparteinahme ist eine Parteinahme, freilich eine<br />

verschleierte.“<br />

Wir hoffen, im Alltagskampf um Aufträge und Ein nah -<br />

men, Anlässe organisieren zu können, die Rolf Wern -<br />

stedt so in seinem Grußwort beschrieben hat: „Bert<br />

Brecht hat nach <strong>der</strong> Erfindung des Rundfunks gesagt,<br />

dass von den neuen Antennen die alten Dummheiten<br />

kämen, die Weisheit aber von Mund zu Mund weitergegeben<br />

werde. – Bei <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> wäre so<br />

etwas möglich.“<br />

Hans-Jürgen Hoffmann Jürgen Sakschewski<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. e. V.<br />

Vorwort<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

5


6<br />

Vorwort<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008


60 Jahre <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Grußwort von Prof. Rolf Wernstedt zum 60jährigen<br />

Jubiläum von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen e. V.<br />

In diesem Jahr kann <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> auf 60 Jahre<br />

Arbeit in Nie<strong>der</strong>sachsen zurückblicken. Das ist wahrlich<br />

ein Grund für einen herzlichen Glückwunsch. Aber<br />

je<strong>der</strong> Glückwunsch bezieht sich genau besehen auf<br />

die Zukunft, in <strong>der</strong> man Glück haben solle, und nicht<br />

auf die Vergangenheit, in <strong>der</strong> man im Großen und Gan -<br />

zen Glück hatte.<br />

Natürlich war es nicht nur Glück, son<strong>der</strong>n harte Arbeit,<br />

die von Anbeginn an 1948 bis heute hinter <strong>der</strong> eindrucksvollen<br />

Bilanz steht.<br />

Es war die <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Kriegszeit und <strong>der</strong> politisch-moralischen<br />

Katastrophe <strong>der</strong> nationalsozialistischen Jahre<br />

ge wonnene Einsicht solcher Männer wie Adolf Hei -<br />

dorn, Albin Karl, Heiner Lotze o<strong>der</strong> Hans Alfken, dass<br />

man vor allem den Arbeitern ein Angebot zur beruflichen<br />

und politischen Weiterbildung machen müsse,<br />

um den Menschen, aber auch den sich entwickelnden<br />

demokratischen Verhältnissen nützlich sein zu können.<br />

So hat man zunächst einen Vertrag mit dem Landes -<br />

verband <strong>der</strong> Volkshochschulen geschlossen, um dessen<br />

organisatorische Stärke und inhaltliche Erfahrung<br />

nutzen zu können. Die darin beschlossene Spannung<br />

war aber immer vorhanden. Denn während sich die<br />

Volkshochschulen prinzipiell zur gesellschaftlichen und<br />

politischen Neutralität verpflichtet, hat sich die Arbeits -<br />

gemeinschaft <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> immer dem Deut -<br />

schen Gewerkschaftsbund verpflichtet gefühlt.<br />

Die erstaunlich guten Besucherzahlen ihrer Kurse und<br />

Lehrgänge haben denn auch nicht nur den bildungsbürgerlich<br />

interessierten Menschen angesprochen, son -<br />

<strong>der</strong>n genau die <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Arbeiterschicht erreicht, die<br />

ein entsprechendes auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes<br />

Programm erwarteten.<br />

Das ging natürlich nicht nur mit Neutralität, son<strong>der</strong>n<br />

durch<strong>aus</strong> mit demokratischer Parteilichkeit für die<br />

Inter essen <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.<br />

Peter von Oertzen hat als Kultusminister anlässlich <strong>der</strong><br />

25-Jahrfeier von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> im Jahre 1973<br />

auf die prinzipiellen Probleme einer parteilichen und<br />

auf Emanzipation gerichteten Bildung aufmerksam<br />

gemacht. Sie darf nur in dem Rahmen parteilich sein,<br />

wie ihre Analyse <strong>der</strong> gesellschaftlichen, ökonomischen<br />

und politischen Verhältnisse den Kriterien <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Seriosität entspricht.<br />

60 Jahre <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Erst nach einer wissenschaftlichen Vergewisserung kann<br />

die politische und organisatorische Arbeit beginnen.<br />

Peter von Oertzen hat damals einen für viele so schwer<br />

nachvollziehbaren, aber völlig richtigen Gedanken<br />

vor getragen, <strong>der</strong> heute mindestens so aktuell ist wie<br />

damals.<br />

Er sagte „Wer in dieser bestehenden Gesellschaft nicht<br />

Partei nimmt, nimmt Partei für das Bestehende, wer<br />

das Bestehende nicht kritisiert, kritisiert damit diejenigen,<br />

die das Bestehende kritisieren, indem er das<br />

Bestehende als von jeher gültig und gerechtfertigt<br />

und als so, wie es ist, gut und richtig akzeptiert. Auch<br />

(…) die Nichtparteinahme ist eine Parteinahme, freilich<br />

eine verschleierte“.<br />

Das ist heute deswegen so aktuell, weil viele, auch<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, glauben, dass<br />

sie in Zeiten von Globalisierung, Arbeitsplatz unsicher -<br />

heiten und politischer Verwirrung nur sich selbst und<br />

ihre unmittelbaren Interessen im Blick haben dürften<br />

und politisches Interesse o<strong>der</strong> gar Engagement überflüssig<br />

o<strong>der</strong> bestenfalls gleichgültig sei.<br />

Wer sich so verhält, stabilisiert die ungerechten Ver -<br />

hält nisse, er nützt denen, die sich Vorteile verschaffen.<br />

Er nimmt Partei für die herrschenden Verhältnisse, die<br />

er paradoxer Weise eigentlich besser haben möchte.<br />

<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> hat es heute mit seinem emanzipatorischen<br />

Aufklärungsauftrag schwerer als vor 60<br />

o<strong>der</strong> 50 Jahren, weil gegen die allgegenwärtigen Ver -<br />

dummungsmedien und ihre Verführung anzulehren,<br />

immer schwer ist. Denken und Nachdenken ist an -<br />

strengend, und erst danach wird man frei.<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 7


8<br />

60 Jahre <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> wird deswegen in den kommenden<br />

Jahren über die bewährten Instrumente <strong>der</strong> nachholenden<br />

Schulabschlüsse und über das Angebot zur<br />

Weiterqualifizierung beruflicher Bildung hin<strong>aus</strong> den<br />

Aspekten einer qualifizierten politischen Bildung<br />

erhöhte Aufmerksamkeit schenken müssen.<br />

Kurt Schumacher hat schon am 6. Mai 1945 – die<br />

Wehrmacht hatte noch nicht kapituliert und die Ame -<br />

ri kaner waren seit drei Wochen in Hannover – vor<br />

gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Funk -<br />

tio nären in Hannover gesagt, dass es <strong>der</strong> Masse des<br />

deutschen Volkes an politischer Phantasie gemangelt<br />

habe, sonst hätten sich die Nazis nicht durchsetzen<br />

können.<br />

Dies ist wahrscheinlich richtig. Und deswegen bleibt<br />

es ein unerhört wichtiger Auftrag, zur Festigung und<br />

Weiterentwicklung unserer Demokratie sich ernsthafter<br />

gesellschaftlicher Analysen anzunehmen, zu freimütigen<br />

politischen Willensentscheidungen anzuregen<br />

und zu entsprechenden Haltungen zu ermuntern.<br />

Unsere Demokratie geht nach dem Grundgesetz vom<br />

Schutz und den Rechten des Individuums <strong>aus</strong>. Das<br />

sollte aber nicht zu dem Irrtum führen, dass sich die<br />

notwendigen aufs Gemeinwohl bezogenen solidarischen<br />

Verhaltensweisen erübrigen.<br />

Wenn es keine sich engagierenden Demokraten gibt,<br />

kann auch niemand mehr die Rechte des Individuums<br />

schützen.<br />

In diesem Sinne hat <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> immer gewirkt.<br />

Ich wünsche mir, dass dies auch unter den Bedin -<br />

gungen mo<strong>der</strong>ner Kommunikation und globalisierter<br />

Verhältnissen so bleiben wird.<br />

Bert Brecht hat nach <strong>der</strong> Erfindung des Rundfunks ge -<br />

sagt, dass von den neue Antennen die alten Dumm -<br />

heiten kämen, die Weisheit aber von Mund zu Mund<br />

weitergegeben werde.<br />

Bei <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> wäre so etwas möglich.<br />

Prof. Rolf Wernstedt<br />

Nie<strong>der</strong>sächsischer Kultusminister a. D.<br />

Präsident des Nie<strong>der</strong>sächsischen Landtages a. D.


„Nichts ist stärker, als eine Idee <strong>der</strong>en Zeit gekommen<br />

ist“, mit diesem Zitat des französischen Schriftstellers<br />

Victor Hugo lassen sich Begleitumstände und Verlauf<br />

<strong>der</strong> Gründung von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong>n im Jahr 1948<br />

am Besten beschreiben.<br />

Denn zu diesem Zeitpunkt war die Idee, eine gewerkschaftsnahe<br />

Bildungseinrichtung für die Arbeitneh mer -<br />

bildung zu gründen, offensichtlich so stark, dass sie<br />

trotz schwieriger Bedingungen im Oktober desselben<br />

Jahres realisiert wurde.<br />

Die Stärke dieser Idee kommt auch darin zum<br />

Ausdruck, dass <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> nicht – wie zu -<br />

nächst geplant – als eine Abteilung <strong>der</strong> Volkshoch -<br />

schulen, son<strong>der</strong>n als eigenständige Bildungs einrich tung<br />

eingerichtet wurde.<br />

Ideen allein reichen allerdings nicht <strong>aus</strong> – es bedarf<br />

auch des engagierten Einsatzes von Personen und<br />

Institutionen, die diese realisieren.<br />

Hier ist als erstes die britische Besatzungsmacht zu<br />

nennen, die nach dem Krieg im Rahmen des Aufb<strong>aus</strong><br />

staatlicher und gesellschaftlicher Strukturen, maßgeblich<br />

den Aufbau <strong>der</strong> Erwachsenenbildung und insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Arbeiterbildung in Nie<strong>der</strong>sachsen initiiert<br />

hat. Ihr Ziel war es, die Menschen nach <strong>der</strong> Diktatur<br />

des Nationalsozialismus durch Bildung „umzuerziehen“<br />

und eine plurale, demokratische Gesellschafts -<br />

ord nung zu schaffen.<br />

Daneben engagierten sich verantwortliche Personen<br />

im nie<strong>der</strong>sächsischen Kultusministerium und in den<br />

Gewerkschaften – zu nennen sind hier vor allem Hans<br />

Alfken und Adolf Heidorn –, die die Gründungsidee<br />

aufgegriffen und „als Männer <strong>der</strong> ersten Stunde“ den<br />

Vorstoß zur Gründung von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> entscheidend<br />

unterstützt haben.<br />

Zu nennen sind aber auch Wolfgang Schultze, Jürgen<br />

Weißbach und Kurt Neumann, die sich in <strong>der</strong> Folgezeit<br />

auf gewerkschaftlicher Seite große Verdienste um die<br />

Realisierung und Etablierung <strong>der</strong> Bildungsarbeit von<br />

<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> erworben haben.<br />

Aber we<strong>der</strong> die Ideengeber noch die Realisierer konnten<br />

zu dem Zeitpunkt ahnen, dass sie mit <strong>der</strong> Ein rich -<br />

tung von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> in unserem Bun desland<br />

eine tragende Säule für den so wichtigen Neubeginn<br />

60 Jahre <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Grußwort von Minister Stratmann anlässlich <strong>der</strong><br />

60-Jahr-Feier von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen e. V.<br />

in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung schaffen, <strong>der</strong>en Tragkraft<br />

und Ausstrahlung bis heute anhält.<br />

Um noch einmal auf den Gründungszeitpunkt einzugehen:<br />

Deutschland war nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

nicht nur materiell „am Boden zerstört“. Auch die<br />

Menschen – indoktriniert durch den Nationalsozia lis -<br />

mus – waren überwiegend mut- und orientierungslos.<br />

Damit ist diese Zeit wie keine an<strong>der</strong>e eine „Hochzeit“<br />

für die Bildung und für den Aufbau neuer Bildungs -<br />

ein richtungen mit neuen Bildungsansätzen. Ging es<br />

doch darum, das Bewusstsein in <strong>der</strong> gesamten Bevöl -<br />

kerung zu verän<strong>der</strong>n.<br />

Dies erklärt auch, dass in dem so genannten Re-<br />

Education-Konzept <strong>der</strong> britischen Besatzungsmacht,<br />

die Erwachsenenbildung und hier vor allem die politische<br />

Bildung eine „Schlüsselrolle“ einnahmen.<br />

Deutschland sollte in eine demokratische Gesellschaft<br />

„umgebildet“ werden.<br />

Durch gezielte Bildungsarbeit sollte die in dieser Zeit<br />

bei den Erwachsenen <strong>aus</strong>geprägte „Ohne-Mich-<br />

Haltung“ überwunden und die Menschen zum Auf -<br />

bau von demokratischen Gesellschaftsstrukturen moti -<br />

viert werden.<br />

Ein wichtiges Bildungsziel war es, die Überzeugung<br />

und die notwendigen Qualifikationen zur gesellschaftlichen<br />

Teilhabe zu vermitteln.<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

9


10<br />

60 Jahre <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

Dieser gesellschaftlichen Kernaufgabe <strong>der</strong> politischen<br />

Bildung fühlte und fühlt sich <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> nach<br />

wie vor verbunden. Daher ist diese Einrichtung auch<br />

heute noch einer <strong>der</strong> zentralen Akteure auf dem Feld<br />

<strong>der</strong> politischen Bildungsarbeit in Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />

Dies verdient Respekt und Anerkennung, weil <strong>ARBEIT</strong><br />

<strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> durch ihre politischen Bildung zu einem<br />

Aktivposten für die Gestaltung unserer demokratischen<br />

Gesellschaftsordnung geworden ist.<br />

Ebenso hoch zu bewerten ihre wichtige Bildungsarbeit<br />

für sozial Benachteiligte, die als „bildungsferne“<br />

Personengruppen ebenfalls nur mit zusätzlichem<br />

Aufwand für Bildungsmaßnahmen zu gewinnen sind.<br />

„Erleichtert“ – wenn man dies so sagen darf – wird<br />

diese Bildungsarbeit dadurch, dass <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong><br />

wie kaum eine an<strong>der</strong>e Bildungseinrichtung über be -<br />

son <strong>der</strong>e Zugangsmöglichkeiten zu diesen Personen -<br />

gruppen verfügt.<br />

Dieses ergibt sich sowohl <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Nähe zur gewerkschaftlichen<br />

Bildungsarbeit als auch <strong>aus</strong> dem Grün -<br />

dungsauftrag mit dem Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit neh -<br />

merbildung.<br />

In <strong>der</strong> Wahrnehmung dieses Auftrags sieht sich<br />

<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> nach wie vor und er ist die Grund -<br />

lage für die beson<strong>der</strong>e konzeptionelle Ausrich tung <strong>der</strong><br />

Bil dungs arbeit von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong>.<br />

Dieser spezifische Bildungsansatz von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong><br />

<strong>LEBEN</strong> ist aber nicht „in die Jahre gekommen“, son<strong>der</strong>n<br />

hochaktuell und ein ebenso wichtiger wie unverzichtbarer<br />

Bestandteil <strong>der</strong> pluralen Struktur in <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Erwachsenenbildung.<br />

Dank dieser pluralen Struktur ist die Erwachsenen bil -<br />

dung in Nie<strong>der</strong>sachsen sehr „teilnehmernah“ und da -<br />

her in <strong>der</strong> Lage, teilnehmerorientierte Bildungsange -<br />

bote für alle Bevölkerungs- und Altersgruppen vorzuhalten.<br />

Die Teilnehmernähe sowie die in <strong>der</strong> Erwachsenen -<br />

bildung bereits praktizierte bereichsübergreifende<br />

Bildungsarbeit sind wichtige B<strong>aus</strong>teine für die Etab -<br />

lierung des lebenslangen Lernens.<br />

Deshalb wird die Erwachsenenbildung und damit<br />

auch <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> hierbei eine Schlüsselrolle<br />

einnehmen müssen.<br />

Lebenslanges Lernen bedeutet nämlich nicht permanente<br />

„Schulzeit.“<br />

Vielmehr geht es um die Organisation und Struktu -<br />

rierung des formalen, non-formalen und informellen<br />

Lernens.<br />

Diese Form <strong>der</strong> umfassenden Bildung mit den notwendigen<br />

kooperativen Ausprägungen findet sich vor<br />

allem in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung bzw. ist dort am<br />

weitesten entwickelt und muss auch dort mit Ent -<br />

schlossenheit weiter <strong>aus</strong>gebaut werden.<br />

Daher ist es gut, zu wissen, dass die Einrichtungen <strong>der</strong><br />

Erwachsenenbildung nicht nur motiviert sind hier eine<br />

führende Rolle einzunehmen, son<strong>der</strong>n auch über die<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Kompetenzen verfügen, in Kooperation<br />

mit an<strong>der</strong>en Bildungseinrichtungen die Rahmenbedin -<br />

gungen für das lebenslange Lernen sicherzustellen.<br />

Ob in <strong>der</strong> frühkindlichen Bildung, ob im Bereich des<br />

Zweiten Bildungswegs o<strong>der</strong> als Partner von Hoch schu -<br />

len bis hin zur „Bekämpfung“ von Extremismus durch<br />

Bildungsarbeit – überall ist die Erwachsenenbildung<br />

vor allem auch durch <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> präsent und<br />

kann auf eine sehr erfolgreiche Bildungsarbeit verweisen.<br />

Ein Blick auf die vielen verschiedenen Partner -<br />

orga nisationen von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> – die zum Teil<br />

auch heute hier anwesend sind – macht dies deutlich.<br />

Die gute Idee, die vor 60 Jahren zur Gründung <strong>der</strong><br />

Bildungseinrichtung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> führte, trägt<br />

immer noch. Sie wurde in den nachfolgenden Jahr -<br />

zehnten geprägt durch Persönlichkeiten in <strong>der</strong><br />

Geschäftführung wie Günther Altmann, Carl-Bertil<br />

Schwabe und nicht zuletzt auch durch den heutigen<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Agentur für Erwachsenen- und<br />

Weiterbildung, Bernd Rebens.<br />

Und wenn es diese Einrichtung, die sich inzwischen zu<br />

einer <strong>der</strong> größten Einrichtungen in <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Erwachsenenbildung entwickelt hat, nicht<br />

schon gäbe, so müsste man sie unverzüglich gründen.<br />

Denn mit Blick auf die Globalisierung und ihre Folgen<br />

wird offenkundig – es ist wie<strong>der</strong> hohe „Zeit für Bil -<br />

dung“ und damit für <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong>.<br />

„GEWINN für Nie<strong>der</strong>sachsen“ so heißt eine trägerübergreifende<br />

Initiative in <strong>der</strong> Weiterbildung, an <strong>der</strong><br />

auch <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> beteiligt ist und die sich


schwerpunktmäßig mit dem Thema „Demogra phi -<br />

scher Wandel“ befasst.<br />

Für Nie<strong>der</strong>sachsen ein Gewinn, das darf ich für die<br />

Bildungseinrichtung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> feststellen,<br />

<strong>der</strong>en vielfältige Bildungsaktivitäten inzwischen schon<br />

über 60 Jahre andauern und hoffentlich noch lange<br />

„gewinnbringend“ für unser Land fortgesetzt werden<br />

können.<br />

In dieser Hoffnung gratuliere ich Ihnen zum 60.<br />

Geburtstag im Namen <strong>der</strong> Landesregierung ganz herz -<br />

lich und danke allen Mitarbeiterinnen und Mit arbei -<br />

tern für ihren hohen pädagogischen Einsatz.<br />

Es ist Ihr Verdienst, dass <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> sich über<br />

einen so langen Zeitraum in dem schwierigen Einsatz -<br />

feld <strong>der</strong> Erwachsenenbildung erfolgreich behaupten<br />

konnte.<br />

Die Realsierung <strong>der</strong> Gründungsidee führte dazu, dass<br />

Sie in <strong>der</strong> Vergangenheit durch ihre Bildungsarbeit<br />

ganz vielen Menschen wie<strong>der</strong> Lebensperspektiven und<br />

Orientierung gegeben haben und dies auch in Zukunft<br />

tun können.<br />

Herzlichen Dank.<br />

60 Jahre <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Lutz Stratmann<br />

Nie<strong>der</strong>sächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

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12<br />

60 Jahre <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

„Weiterbildung als Zukunftsgestaltung – Überlegungen<br />

zum lebenslangen Lernen“<br />

Vortrag von Dr. h.c. Wolfgang Thierse, auf <strong>der</strong> Festveranstaltung<br />

„60 Jahre Arbeit und Leben Nie<strong>der</strong>sachsen e. V.“<br />

Den Glückwünschen und all den freundlichen Worten<br />

des Ministers für Wissenschaft und Kultur, Lutz Strat -<br />

mann, schließe ich mich gerne an. Die Bil dungs -<br />

vereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen e. V.<br />

hat gute Gründe, ihren 60. Geburtstag kräftig zu feiern:<br />

Nur drei Jahre nach Kriegsende gegründet, hat sie<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> politischen Bildung nicht nur<br />

begleitet, son<strong>der</strong>n wesentlich mit gestaltet und mit<br />

geprägt. Als eine <strong>der</strong> ersten Gründungen in diesem<br />

Bildungsbereich spielte <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong> -<br />

sach sen eine Vorreiterrolle bei <strong>der</strong> schrittweisen Befrei -<br />

ung <strong>der</strong> Deutschen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> selbstverschuldeten Un -<br />

mün digkeit.<br />

Ich will an das historische Umfeld nur kurz erinnern:<br />

1948 waren die Kriegs- und Diktaturfolgen noch<br />

unmittelbar zu spüren – nicht nur materiell, son<strong>der</strong>n<br />

auch moralisch, politisch, intellektuell. Zugleich verfestigten<br />

sich Schritt für Schritt die Anzeichen einer<br />

künftigen Teilung des Landes – mit jeweils unter -<br />

schied lichen Folgen für die Menschen in Ost und<br />

West. Im März 1948 verabschiedete <strong>der</strong> amerikanische<br />

Kongress den Marshallplan. Im Juni wurde in <strong>der</strong><br />

Westzone die Währungsreform durchgeführt. Wenig<br />

später verhängte die Sowjetunion eine totale Blockade<br />

über West-Berlin, die Luftbrücke wurde eingerichtet.<br />

Im September nahm <strong>der</strong> Parlamentarische Rat seine<br />

Arbeit auf.<br />

In Deutschland stand in jenen Jahren <strong>der</strong> Aufbau einer<br />

freiheitlichen und demokratischen Ordnung auf <strong>der</strong><br />

Agenda und <strong>der</strong> Bedarf an politischer Urteilsfähigkeit,<br />

an demokratischer Entscheidungsbereitschaft, an <strong>der</strong><br />

Beteiligung möglichst vieler Menschen an den<br />

Belangen des Gemeinwesens – letztlich an demokratischer<br />

Stabilität – wuchs und wuchs. Institutionalisierte<br />

politische Bildung sollte dieses Fundament bauen.<br />

Von heute <strong>aus</strong> gesehen erscheint es als folgerichtig,<br />

dass <strong>der</strong> Deutsche Gewerkschaftsbund und die Volks -<br />

hochschulen ihre Kompetenzen bündelten und erste<br />

gemeinsame Landesarbeitsgemeinschaften gründeten:<br />

Zunächst in Nie<strong>der</strong>sachsen, dann auch in an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n. Erklärtes Ziel <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischen Vereini -<br />

gung war es, mit einer „gegenwartsnahen Arbeiter -<br />

bildung“ ohne Bindung an Konfessionen und Parteien<br />

demokratisches Verhalten zu för<strong>der</strong>n. Die politische<br />

Bildungsarbeit sollte bei den Schülern das Gefühl<br />

„mit bürgerlicher (sozialer) Verantwortlichkeit“ wecken.<br />

Sie sollte den Arbeitern einen Zugang zur ‚bildungsbürgerlich’<br />

orientierten Volkshochschule eröffnen und<br />

endlich „die an politisch-kulturelle Lagermen tali täten<br />

anknüpfende Funktionärsbildung“ überwinden.<br />

Heute, sechzig Jahre später, würden wir dies sicher<br />

an<strong>der</strong>s formulieren, aber die dahintersteckende Ziel -<br />

beschreibung hat ja ihre Berechtigung, ihre Aktualität<br />

nicht verloren: Politische Bildungsarbeit ist und bleibt<br />

notwendig, weil die Demokratie kein Selbstläufer, kein<br />

Garantieschein, keine „Glücksversicherung“ ist.<br />

Gleichheit von Ungleichheit, Recht von Unrecht unterscheiden<br />

zu können, setzt einen Lernprozess vor<strong>aus</strong>.<br />

Die Demokratie und die rechtsstaatlichen Prinzipien<br />

als kostbares Angebot für Freiheit, Gerechtigkeit und<br />

gesellschaftlichen Zusammenhalt zu erkennen – das<br />

bedarf <strong>der</strong> Mitwirkung, des Ausprobierens, <strong>der</strong> echten<br />

Teilhabe an politischen Gestaltungsaufgaben. Wie<br />

keine an<strong>der</strong>e Herrschaftsform ist sie auf die Lernbereit -<br />

schaft und das Engagement möglichst vieler Bürge -<br />

rinnen und Bürger angewiesen.<br />

Die Demokratie ist eine große Einladung an Beteili -<br />

gung und sie ist eben mehr als ein Regelwerk und ein<br />

Institutionengefüge. Sie lebt, altdeutsch gesagt, von<br />

Tugenden wie Solidaritätsbereitschaft und Gemein -<br />

wohl orientierung. („Demokratie braucht Tugenden.<br />

Gemeinsames Wort des Rates <strong>der</strong> EKD und <strong>der</strong> Deut -


schen Bischofskonferenz zur Zukunft unseres demokratischen<br />

Gemeinwesens“, in epd Dokumentation<br />

51/2006.)<br />

Die politische Bildung – ob für junge Menschen, ob<br />

für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, ob für<br />

Senioren – för<strong>der</strong>t und unterstützt dieses Engage -<br />

ment. Sie begründet argumentativ die demokratischen<br />

Werte, informiert über die Funktionsweise <strong>der</strong><br />

Demokratie und vermittelt Beurteilungs- und Hand -<br />

lungs kompetenzen.<br />

Ich bin überzeugt davon, dass <strong>der</strong> Bedarf an Demo -<br />

kra tie erziehung, an Wertevermittlung, an Orientie rung<br />

in Zeiten <strong>der</strong> Globalisierung, <strong>der</strong> Unübersicht lichkeit<br />

und des Politikverdrusses noch erheblich ansteigen<br />

wird. Das bedeutet für die Träger <strong>der</strong> politischen, <strong>der</strong><br />

berufsbegleitenden, <strong>der</strong> kulturellen und inter -<br />

kulturellen Bildungsarbeit noch mehr als bisher ihre<br />

Kräfte zu bündeln, neue Partnerschaften zu suchen –<br />

auch und gerade in <strong>der</strong> Wirtschaft, in den Medien, in<br />

den Schulen, in den Interessenvertretungen <strong>der</strong><br />

Migranten.<br />

Das bedeutet aber auch und vor allem, dass die Bil -<br />

dungs- und Weiterbildungsangebote für Arbeitneh -<br />

me rinnen und Arbeitnehmer, für Jugendliche und<br />

Aus zubildende an <strong>der</strong>en Bedürfnissen <strong>aus</strong>gerichtet<br />

sind – gerade in Zeiten, in denen nicht nur die Berufs -<br />

welt rapiden Verän<strong>der</strong>ungsprozessen unterworfen ist.<br />

Was nützen die besten Angebote, wenn sie die jeweilige<br />

Zielgruppe nicht erreichen?<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

unsere Gesellschaft vollzieht folgenreiche Wandlungs -<br />

prozesse<br />

• aufgrund <strong>der</strong> „Globalisierung“ (also <strong>der</strong> Be -<br />

schleu ni gung und Entgrenzung <strong>der</strong> wissenschaftlich-technischen<br />

Entwicklung, <strong>der</strong> ökonomischen<br />

Prozesse, <strong>der</strong> globalen Arbeitsteilung;<br />

Mobililität und Flexibilität werden zu selbstverständlichen<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen von Beschäfti -<br />

gungs fähigkeit);<br />

• aufgrund demographischer Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

Wir werden weniger – als Konsequenz des<br />

Geburtenrück gangs. Gleichzeitig werden wir<br />

älter und bleiben länger leistungsfähig, dank<br />

<strong>der</strong> Fortschritte im Gesund heits wesen;<br />

60 Jahre <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

• aufgrund <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung; die kulturelle<br />

Verschie denheit nimmt zu, was nicht zu beklagen<br />

ist, ganz im Gegenteil. Diese und weitere<br />

Verän<strong>der</strong>ungsprozesse haben natürlich Folgen<br />

für das gesamte Bildungs system in Deutsch -<br />

land, einschließlich <strong>der</strong> beruflichen Aus- und<br />

Weiterbildung.<br />

Die heftig geführten Bildungsdebatten <strong>der</strong> letzten<br />

Jahre (ich nenne nur wenige Stichworte: PISA,<br />

Zentralabitur, Hochschulzugang, Lehrstellensituation,<br />

„Exzellenz“-Wettbewerb) kommen ja nicht von ungefähr.<br />

In ihnen spiegelt sich immer auch die inzwischen<br />

verbreitete Einsicht, dass unsere Fähigkeiten, unser<br />

Wissen, unsere Kreativität die bedeutsamsten Res -<br />

sourcen sind, die wir in Deutschland haben. An<strong>der</strong>s<br />

gesagt: Der globale Wettbewerb ist auch und in be -<br />

son <strong>der</strong>er Weise ein Wettbewerb um das beste<br />

Bildungssystem, um die innovativsten Formen <strong>der</strong> Aus-<br />

, Fort- und Weiterbildung.<br />

Dass sich <strong>der</strong> Verbund <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> in diese<br />

Debatte, in diesen Wettbewerb einbringt, kann ich<br />

nur begrüßen. Weiterbildungsträger bleiben von den<br />

arbeitsmarkt- und bildungspolitischen Entwicklungen<br />

in unserer Gesellschaft schließlich nicht unberührt. Sie<br />

sind ja selbst immer auch lernende Institutionen (jeden -<br />

falls sollten sie es sein). Sie müssen die Verände rungen<br />

in <strong>der</strong> Arbeitswelt, in den verschiedenen ge sell schaft -<br />

lichen Milieus beobachten und auf diese reagieren –<br />

mit eigenen Vorschlägen, mit verän<strong>der</strong>ten Ange boten,<br />

mit attraktiven Programmen.<br />

Mit <strong>der</strong> rasanten Entwicklung in Wissenschaft und<br />

Technik vermehrt sich unser Wissen in immer kürzeren<br />

Zeiträumen, verän<strong>der</strong>n sich die Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die meisten<br />

Berufsbil<strong>der</strong> sind einem stetigen, zum Teil heftigen<br />

Wandel unterworfen, manche Berufe verschwinden<br />

ganz, neue entstehen. Je<strong>der</strong> von Ihnen könnte Bei -<br />

spiele aufzählen.<br />

Aus dieser neuen Erfahrung, dass unsere Kenntnisse,<br />

unser Wissen heftigen Verfallsprozessen <strong>aus</strong>gesetzt<br />

sind, folgt eines doch ganz offensichtlich: die Aufgabe,<br />

das Lernen selbst zu lernen, sich Lerntechniken anzueignen,<br />

die helfen, das eigene Wissen, die eigenen<br />

Fähigkeiten immer wie<strong>der</strong> neu dem Stand <strong>der</strong> Dinge<br />

anzupassen, sie bei Bedarf aufzufrischen, zu erwei-<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

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60 Jahre <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

tern, zu aktualisieren. Und dieses „Lernen lernen“<br />

muss möglichst früh beginnen, schon in <strong>der</strong> Schule.<br />

Faktenwissen allein trägt keine Erwerbsbiographie<br />

mehr! Diese Einsicht muss Konsequenzen haben – für<br />

den Umbau <strong>der</strong> Lehrpläne in den Schulen und für die<br />

Begründung einer Lernkultur, die nicht nur auf die<br />

Einsicht des Einzelnen setzt, son<strong>der</strong>n flankiert wird<br />

durch verschiedene För<strong>der</strong>maßnahmen <strong>der</strong> Betriebe<br />

und Unternehmen, <strong>der</strong> verschiedenen Interessen ver -<br />

bände und natürlich auch des Staates.<br />

„Lernen“ also – das ist die Schlüsselkompetenz des 21.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts, eine Lebensaufgabe für jeden einzelnen,<br />

auch älteren Menschen und nicht mehr nur<br />

Aufgabe <strong>der</strong> jungen Leute (wie es früher selbstverständlich<br />

war). Schule, Berufs<strong>aus</strong>bildung, Studium –<br />

sie eröffnen einen Bildungsweg, eine Erwerbsbio -<br />

graphie, sie garantieren aber keineswegs mehr lebenslang<br />

beruflichen Erfolg. Dafür bedarf es vielmehr <strong>der</strong><br />

Bereitschaft, sich immer wie<strong>der</strong> auf Neues, Un -<br />

bekanntes einzulassen, um intellektuell Schritt zu halten<br />

und sich in <strong>der</strong> immer komplexer werdenden Welt<br />

orientieren zu können.<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich kontinuierlich<br />

weiterbilden, verbessern nicht nur die eigenen<br />

Fertigkeiten und Kenntnisse, son<strong>der</strong>n sichern auch<br />

ihre Beschäfti gungsfähigkeit über den Tag hin<strong>aus</strong> und<br />

steigern ihre Aufstiegs- und Einkommens chancen. Und<br />

je höher die Bildungs- und Beschäfti gungs chancen<br />

sind, umso soli <strong>der</strong> ist dann auch die Alters sicherung.<br />

Diese Korrelation sollte niemand unterschätzen.<br />

Lebenslanges (o<strong>der</strong> wie Oskar Negt sagen würde:<br />

lebensbegleitendes) Lernen ermöglicht also die Teil -<br />

habe des Einzelnen an <strong>der</strong> gesellschaftlichen Ent wick -<br />

lung und för<strong>der</strong>t den gesellschaftlichen Zusam men -<br />

halt. Es eröffnet Wege, um <strong>der</strong> Falle von Bildungs armut<br />

und sozialer Armut zu entkommen. Aber das ist nur<br />

ein Aspekt, es gibt weitere, die durch<strong>aus</strong> folgenreich<br />

sind: Niemand würde doch bestreiten wollen, dass es<br />

gerade für die Entwicklung von Kin<strong>der</strong>n unerhört wich -<br />

tig ist, am Vorbild <strong>der</strong> Eltern die Bedeutung von Bil -<br />

dungs erfolgen kennen und schätzen zu lernen.<br />

Dass mit maßgeschnei<strong>der</strong>ten Qualifizierungsange bo -<br />

ten flexibel auf verän<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungen von Markt,<br />

Betrieb und Technik reagiert werden muss, hat sich<br />

auch in <strong>der</strong> Wirtschaft herumgesprochen. Viele Unter -<br />

nehmer wissen inzwischen: Bildung bringt die meisten<br />

Zinsen. Für die Wettbewerbsfähigkeit und Innova -<br />

tions kraft <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft wird künftig viel<br />

davon abhängen, ob es gelingt, die Qualifikation <strong>der</strong><br />

Fachkräfte in unserem Land an die stetig wachsenden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen anzupassen. Schon heute gibt es in<br />

eini gen Branchen einen Mangel an Fachkräften, <strong>der</strong><br />

sich infolge des demographischen Wandels weiter verschärfen<br />

und immer mehr Branchen betreffen wird.<br />

Umso vernünftiger ist es auch vor diesem Hinter -<br />

grund, die Beschäftigungsfähigkeit <strong>der</strong> Menschen bis<br />

ins Alter zu erhalten.<br />

Einsichten in diese Zusammenhänge und <strong>Berichte</strong> darüber<br />

gibt es reichlich. Umso erstaunlicher ist es, dass<br />

dennoch seit einigen Jahren die Beteiligung an Wei -<br />

terbildungsmaßnahmen stagniert – sowohl bei <strong>der</strong><br />

beruflichen Weiterbildung als auch bei <strong>der</strong> allgemeinen<br />

(die ja die kulturelle und politische Weiterbildung<br />

mit einbezieht).<br />

Die Beteiligungszahlen an Weiterbildungsmaßnahmen<br />

werden alle drei Jahre vom Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung erfasst. Die Verän<strong>der</strong>ungen im<br />

30-Jahre-Vergleich sind erstaunlich. Seit Ende <strong>der</strong> 70er<br />

Jahre ist die berufsbezogene Weiterbildung (in Form<br />

von Lehrgängen und Kursen) zunächst stark angestiegen:<br />

von 10 % im Jahre 1979 auf 21 % im Jahre 1991,<br />

dann auf 30 % im Jahre 1997. Bis 1997 also ein stetiger<br />

Anstieg. Dann erfolgte eine Trendumkehr. Erst fielen<br />

die Beteiligungszahlen, jetzt stagnieren sie. In den<br />

Jahren 2003 und 2007 betrug die Teilnahmequote<br />

jeweils nur niedrige 26 %.


Und wer die Zahlen genauer analysiert, stellt fest, dass<br />

sich <strong>aus</strong>gerechnet sozial und beruflich benachteiligte<br />

Bevölkerungsgruppen sowie ältere Arbeitneh me rin -<br />

nen und Arbeitnehmer unterdurchschnittlich oft weiterbilden!<br />

Dass dies jeweils verheerende Folge für die<br />

individuelle Zukunftsgestaltung hat, liegt auf <strong>der</strong><br />

Hand.<br />

Den politischen Parteien in unserem Land sind diese<br />

Probleme und Gefährdungen sehr bewusst. Bildungs -<br />

politik in all ihren Facetten – von <strong>der</strong> frühkindlichen<br />

Bildung bis zur berufsbegleitenden Qualifizierung und<br />

dem lebenslangen Lernen – zählt heute zu den vordringlichsten<br />

Gestaltungsfel<strong>der</strong>n aller demokratischen<br />

Parteien. Das Bildungsthema gilt den Parteien als<br />

Zukunftsthema schlechthin. Bildung sei „grundlegende<br />

Vor<strong>aus</strong>setzung für ein tolerantes und demokratisches<br />

Miteinan<strong>der</strong> in unserer Gesellschaft“, sagt beispielsweise<br />

die SPD, und plädiert für einen Ausbau <strong>der</strong><br />

Weiterbildung und für eine systematische Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Beteiligung gerade von Geringqualifizierten an<br />

Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

Auf Initiative <strong>der</strong> Regierungskoalition beschloss <strong>der</strong><br />

Deutsche Bundestag im März 2008, die „Rahmen be -<br />

dingungen für lebenslanges Lernen zu verbessern,<br />

Weiterbildung und Qualifizierung <strong>aus</strong>zubauen und zu<br />

stärken“.<br />

Festgeschrieben wurden konkrete Maßnahmen gegen<br />

den drohenden Fachkräftemangel, zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Ausbildungsreife von Schülerinnen und Schülern,<br />

zur Reduzierung <strong>der</strong> Abbrecherquote in Schule und<br />

Ausbildung.<br />

Das Parlament hat die Bundesregierung verpflichtet,<br />

die Weiterbildung als tragenden Teil des Bildungs -<br />

systems zu etablieren und zu prüfen, ob sie mit bundeseinheitlichen<br />

Rahmenbedingungen systematischer<br />

geför<strong>der</strong>t werden kann. Die Gesetzgebungs kompe -<br />

tenz über die Bildungsurlaubsgesetze verbleibt bei<br />

den Län<strong>der</strong>n.<br />

Gefor<strong>der</strong>t wird die Setzung eines nationalen Weiter -<br />

bil dungszieles, nach dem bis 2015 eine Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Erwerbstätigen an <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung<br />

(Kurse, Seminare) auf 50 % steigt (jetzt sind es 26 %!).<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die Geringqualifizierten sollen hier er -<br />

reicht und beteiligt werden. Darauf müssen sich dann<br />

60 Jahre <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

auch die Weiterbildungsträger einstellen, <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong><br />

<strong>LEBEN</strong> ist in dieser Frage ja schon lange am Ball.<br />

Der Bundestag for<strong>der</strong>t zudem, den Län<strong>der</strong>n,<br />

Sozialpartnern und verantwortlichen Akteuren eine<br />

neue Weiterbildungsallianz anzubieten, um durch<br />

gemeinsame Strategien und regionale sowie lokale<br />

Vernetzung eine stärkere För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Weiterbil -<br />

dung zu bewirken. Zudem soll eine bundesweite<br />

Weiterbildungskampagne gestartet werden, um den<br />

Menschen die wachsende Bedeutung des lebenslangen<br />

Lernens bewusster zu machen.<br />

Ein weiterer Punkt ist die Stärkung <strong>der</strong> Weiter bil -<br />

dungs forschung. Erreicht werden soll, dass in einem<br />

<strong>der</strong> nächsten Nationalen Bildungsberichte das lebenslange<br />

Lernen und die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Weiterbildung<br />

einen Schwerpunkt bilden.<br />

Es gibt ein ganzes Bündel weiterer Maßnahmen – bis<br />

hin zur Optimierung <strong>der</strong> Alphabetisierungsarbeit<br />

sowie zu verbesserten Möglichkeiten für jene, die<br />

nachträglich einen Berufsabschluss erwerben wollen.<br />

Nachhaltig verbessert werden soll auch die Durch -<br />

lässigkeit im Bildungswesen, insbeson<strong>der</strong>e zwischen<br />

<strong>der</strong> beruflichen Bildung und dem Hochschulbereich.<br />

Die Län<strong>der</strong> werden aufgefor<strong>der</strong>t, den Hochschul zu -<br />

gang für beruflich Qualifizierte deutlich zu erleichtern.<br />

Natürlich kosten diese Maßnahmen auch Geld. Die<br />

Bundesregierung wurde aufgefor<strong>der</strong>t, das europäische<br />

„Programm für Lebenslanges Lernen“, das die<br />

verschiedenen Bildungs- und Berufsbildungsinitiativen<br />

<strong>der</strong> Europäischen Kommission unter einem Dach vereint<br />

und für das bis 2013 H<strong>aus</strong>haltsmittel von fast sieben<br />

Mrd. Euro zur Verfügung stehen, in <strong>der</strong> Bevöl -<br />

kerung bekannt zu machen und auf die Ausschöp -<br />

fung <strong>der</strong> sich bietenden Möglichkeiten hinzuwirken.<br />

Sie sehen, auch die Politik macht ihre H<strong>aus</strong>aufgaben,<br />

wohl wissend, dass unser Bildungssystem noch weit<br />

davon entfernt ist, wirkliche Teilhabegerechtigkeit zu<br />

gewährleisten. Nach wie vor bestimmt die soziale<br />

Herkunft in viel zu hohem Maße über die Bildungs -<br />

beteiligung und den Bildungserfolg; das müssen wir<br />

än<strong>der</strong>n!<br />

Der SPD-Parteivorstand hat sich in seinem jüngsten<br />

bildungspolitischen Beschluss vom 1. September 2008<br />

ganz deutlich dafür <strong>aus</strong>gesprochen, Gering quali fi -<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

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60 Jahre <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

zierten deutlich bessere Teilhabemöglichkeiten als bisher<br />

zu eröffnen und bundeseinheitliche Regelungen<br />

auf den Weg bringen.<br />

Wir wollen ein Erwachsenenbildungs för<strong>der</strong>ungs ge -<br />

setz (ein unschöner Begriff, keine Frage) einführen<br />

und die Rechte und Pflichten <strong>der</strong> Bürgerinnen und Bür -<br />

ger und <strong>der</strong> Unternehmen sowie die Leistungen des<br />

Staates zusammenführen. Die rechtliche Zersplit te rung<br />

<strong>der</strong> Weiterbildung soll damit überwunden werden.<br />

Wir wollen eine, wie wir es nennen, Kultur <strong>der</strong><br />

„Zweiten Chance“ voranbringen. Je<strong>der</strong> Schulabgänger<br />

und jede Schulabgängerin ohne Abschluss soll das<br />

Recht erhalten, einen grundlegenden Schulabschluss –<br />

geför<strong>der</strong>t durch die Bundesagentur für Arbeit – nachzuholen.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> sollen die Möglichkeiten für<br />

einen nachholenden Berufsabschluss verbessert werden:<br />

Je<strong>der</strong> o<strong>der</strong> jede soll die zweite o<strong>der</strong> dritte Bil -<br />

dungschance ohne Hin<strong>der</strong>nisse nutzen können.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

mir ist schon bewusst, dass ich jetzt vieles über die<br />

berufliche Bildung und Weiterbildung und über die<br />

politische Bildung gesagt habe, aber viel zu wenig<br />

über die kulturelle Bildung und Weiterbildung, die mir<br />

beson<strong>der</strong>s am Herzen liegt (nicht nur als Mitglied des<br />

Kultur<strong>aus</strong>schusses im Deutschen Bundestag).<br />

Ich will diesen Punkt jetzt nicht vertiefen, son<strong>der</strong>n nur<br />

auf einen mir wichtigen Zusammenhang aufmerksam<br />

machen: Je<strong>der</strong> Lernprozess ist immer auch (hoffentlich!)<br />

kulturell geprägt, wie sollte es auch an<strong>der</strong>s sein.<br />

Die Kultur ist in beson<strong>der</strong>er Weise <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> Werteund<br />

Zielverständigung <strong>der</strong> Gesellschaft wie <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong><br />

Reflexion und freien Kreativität des Einzelnen. Die<br />

Kultur schafft Erfahrungsräume, in denen die Men -<br />

schen jenseits ihrer Marktrollen – nämlich Produzent<br />

und Konsument zu sein – agieren und sich wahrnehmen<br />

können. In <strong>der</strong> Kultur, in diesem Raum, wird über<br />

Herkunft und Zukunft, über das Bedrängende und das<br />

Mögliche, über Sinn und Zweck, über das Eigene und<br />

Fremde reflektiert, kommuniziert, gespielt, gehandelt.<br />

Die Kultur ist <strong>der</strong> Raum des Emotionalen, des Sinn -<br />

lichen, des Symbolischen, in dem in freierer Weise das<br />

Eigene, die eigene Identität <strong>aus</strong>gebildet und erfahren<br />

werden kann und zugleich das Fremde, das An<strong>der</strong>e<br />

akzeptiert, anerkannt, integriert werden kann.<br />

Auch dies sollte uns bewusst sein, wenn wir uns über<br />

neue Formen, Bedingungen und Ziele des lebensbegleitenden<br />

Lernens verständigen. Wir sollten diesen<br />

ganzheitlichen Ansatz stets im Blick behalten: Der<br />

Mensch ist mehr als nur Produzent und Konsument, er<br />

ist mehr als nur ein Arbeitnehmer, <strong>der</strong> sich „fit“ macht<br />

für die immer neuen Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen des „Jobs“ –<br />

komme, was da wolle.<br />

Dahinter steckt die Frage, in welcher Form unsere<br />

Gesellschaft auf Leistung, auf Leistungsbereitschaft<br />

setzt. Wollen wir eine Gesellschaft mit Ellenbogen -<br />

mentalität, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Stärkere durchsetzt? O<strong>der</strong><br />

wollen wir eine Gesellschaft, die auf sozialen Aus -<br />

gleich setzt, auf Chancengerechtigkeit, auf Solidarität<br />

mit jenen, die nicht selbst o<strong>der</strong> nur bedingt für sich<br />

sorgen können? Das ist die Frage, bei <strong>der</strong> je<strong>der</strong> einzelne<br />

bildungspolitisch und gesellschaftspolitisch Farbe<br />

bekennen muss. Bildung ist eben nicht nur Vorberei -<br />

tung auf den (Arbeits-) Markt; sie muss weit über den<br />

Markt hin<strong>aus</strong>weisen, sie meint die Person und die<br />

Gesell schaft (die eben mehr ist als nur eine Markt -<br />

gesellschaft).<br />

<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen bringt diese<br />

Zukunfts fragen zur Sprache und dafür bin ich dankbar.<br />

Mit Ihrem umfassenden Bildungsangebot geben<br />

Sie Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit,<br />

sich mit zentralen Themen unseres gesellschaftlichen<br />

Lebens zu beschäftigen, eigene, kritische Fragen zu<br />

stellen und diese untereinan<strong>der</strong> o<strong>der</strong> mit Experten zu<br />

diskutieren. Die Stärkung des eigenen Urteilsver -<br />

mögens, die Fähigkeit, Probleme zu erkennen und<br />

For<strong>der</strong>ungen zu formulieren, gehören zu einer lebendigen<br />

und starken Demokratie. Ich wünsche allen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin Kraft<br />

und Freude für ihre wichtige Arbeit.<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Dr. h.c. Wolfgang Thierse<br />

Vizepräsident des Deutschen Bundestages


<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Landesgeschäftsstelle<br />

<strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. e. V.<br />

Nachweis für gute Arbeit<br />

Am 28. April 2008 hat die Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong><br />

<strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen e. V. zum zweiten Mal das<br />

Qualitätstestat nach <strong>der</strong> Lernerorientierten Qua lität in<br />

<strong>der</strong> Weiterbildung (LQW) erhalten.<br />

Die vier regionalen Gesellschaften <strong>der</strong> Bildungsver eini -<br />

gung wurden ebenfalls testiert, allerdings zum ersten<br />

Mal, da sie erst nach <strong>der</strong> ersten Testierung als rechtlich<br />

eigenständige Einheiten gegründet worden waren.<br />

LQW ist ein in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung weit verbreitetes<br />

und vom Land Nie<strong>der</strong>sachsen anerkanntes Ver -<br />

fahren <strong>der</strong> Qualitätsprüfung von Weiterbil dungs ein -<br />

richtungen. Das Testat wird von ArtSet, einer hanno ve -<br />

raner Bildungs- und Beratungseinrichtung, vergeben.<br />

Dem Testat sind monatelange aufwändige Arbeiten<br />

vor<strong>aus</strong>gegangen. Die vier regionalen Gesellschaften so -<br />

wie <strong>der</strong> Verein <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. mussten ihre<br />

Praxis in detaillierten Selbstreports entlang vorgegebener<br />

Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen nachweisbar beschreiben.<br />

Dabei mussten umfangreiche Koordinie rungs -<br />

arbeiten vorgenommen werden, um die verschiedenen<br />

Selbstreports aufeinan<strong>der</strong> abzustimmen. Die Selbst -<br />

reports wurden durch Gutachter geprüft, Visita tionen<br />

und Überprüfungen vor Ort schlossen sich an.<br />

In einem Workshop in Hannover, <strong>der</strong> den Abschluss<br />

des gesamten Verfahrens bildete, wurden schließlich<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Landesgeschäftsstelle <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. e. V.<br />

Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen wie<strong>der</strong> qualitätstestiert<br />

die strategischen Entwicklungsziele <strong>der</strong> Bildungs ver -<br />

einigung für die nächsten Jahre beraten und festgelegt.<br />

An diesem Workshop nahmen über dreißig Ver -<br />

tre ter des Vereins und <strong>der</strong> regionalen Gesellschaften<br />

teil. Die Gesamteinrichtung hat sich dabei vorgenommen,<br />

zukünftig insbeson<strong>der</strong>e Fragen des demographischen<br />

Wandels zum Gegenstand vielfältiger Weiter -<br />

bildungsaktivitäten zu machen.<br />

Als Fazit des gesamten Testierungsprozesses lässt sich<br />

festhalten, dass er zu einer hohen Beteiligung und<br />

Iden tifikation <strong>der</strong> Beschäftigen mit <strong>der</strong> Qualitäts ent -<br />

wicklung bei <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. geführt hat. Es<br />

gilt jetzt, daran anzuknüpfen und auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

<strong>der</strong> in den Selbstreports festgelegten Qualitäts ent wick -<br />

lungszielen weiter an <strong>der</strong> Optimierung quali ta tiver<br />

Stan dards zu arbeiten. Eine Arbeitsgruppe, die ge mein -<br />

sam von Geschäftsführung, Betriebsrat und Qua litäts -<br />

be auf tragten gebildet wurde, hat diese Aufgabe fe<strong>der</strong> -<br />

führend übernommen.<br />

Die Gesamteinrichtung hat inzwischen beschlossen,<br />

auch das zukünftige Zertifizierungsverfahren auf <strong>der</strong><br />

Grundlage von LQW 3 durchzuführen. Im Herbst 2011<br />

werden deshalb wie<strong>der</strong> entsprechende Selbstreports<br />

vom Verein und den Gesellschaften bei ArtSet eingereicht<br />

werden müssen.<br />

Norbert Voß<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

17


18<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Landesgeschäftsstelle <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. e. V.<br />

Wintertagung 2008:<br />

Rückkehr in die Klassengesellschaft? – Ansätze und<br />

Strategien gegen die soziale Spaltung<br />

Vom 8. bis 10. Januar 2008 fand unsere Winter -<br />

tagung 2008 zum Thema <strong>der</strong> Ursachen und Folgen<br />

sozialer Spaltung in unserer Gesellschaft statt.<br />

Tagungsstätte war ein Hotel in Berlin. Berlin schien als<br />

Tagungsort beson<strong>der</strong>s geeignet, da hier die Erfah -<br />

rungen mit sozialen Brennpunkten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch vor dem Hintergrund des deutschen Eini gungs -<br />

prozesses, beson<strong>der</strong>s <strong>aus</strong>geprägt sind.<br />

Ca. 30 Kolleginnen und Kollegen <strong>aus</strong> den Gewerk -<br />

schaften und Erwachsenenbildungseinrichtungen<br />

nahmen an <strong>der</strong> Tagung teil.<br />

Mit Unterstützung <strong>der</strong> Kollegen von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong><br />

<strong>LEBEN</strong> Berlin konnte ein attraktives Programm geplant<br />

und durchgeführt werden.<br />

Die Veranstaltung umfasste drei inhaltliche Schwer -<br />

punkte:<br />

1. Eine Einführung in die Prozesse gesellschaftlicher<br />

Spaltung und <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen gesellschaftlicher<br />

Machtverteilung in <strong>der</strong> Bundesrepublik,<br />

2. die Illustration dieser Prozesse an den Beispielen<br />

Migrationspolitik und Bildungssystem sowie<br />

3. politische Strategien, die diesen Tendenzen entgegenwirken<br />

könnten.<br />

Hier die Themen mit den entsprechenden ReferentIn -<br />

nen im Einzelnen:<br />

Rückkehr in die Klassengesellschaft – Einfüh -<br />

rung und Ausblick<br />

Prof. Michael Vester, Universität Hannover<br />

Eliten und gesellschaftliche Machtverteilung in<br />

Deutschland<br />

Grit Straßenberger, Humboldt-Universität Berlin<br />

Lokale Migrationspolitik am Beispiel Hannover<br />

Arzu Altug, Agenda 21 Büro, Hannover<br />

Lokale Migrationspolitik am Beispiel Berlin<br />

Alma Evert, Auslän<strong>der</strong>beratung DGB Berlin-<br />

Brandenburg<br />

Überwindung <strong>der</strong> Bildungsarmut in Deutsch land<br />

Prof. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissen -<br />

schaftszentrums Berlin<br />

Selektivität des Weiterbildungssystems – Pro -<br />

blem lage und Lösungsansätze<br />

Markus Wieck, Soziologisches Forschungsinstitut<br />

Göttingen<br />

Politische Strategien gegen gesellschaftliche<br />

Spaltung<br />

Dr. Bodo Herzog, Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin<br />

Prof. Rolf Wernstedt, Nie<strong>der</strong>sächsischer Kultus -<br />

minis ter a. D., Hannover<br />

Zum Tagungsprogramm gehörte auch eine Stadt -<br />

rundfahrt, auf <strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e die unterschiedliche<br />

Entwicklung in den verschiedenen Berliner Stadt -<br />

vierteln zum Thema gemacht wurde. Diese Rundfahrt<br />

wurde abgeschlossen mit einem Besuch des Wissen -<br />

schaftszentrums Berlin, wo <strong>der</strong> Vortrag von Prof. All -<br />

mendinger gehalten wurde.<br />

Die Referate <strong>der</strong> Tagung sind in einer CD zusammengefasst,<br />

die bei <strong>der</strong> Landesgeschäftsstelle abgefor<strong>der</strong>t<br />

werden kann.<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

Norbert Voß


<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Mitte gGmbH<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Mitte gGmbH<br />

Personalentwicklung vor dem Hintergrund des demographischen<br />

Wandels<br />

Alternde Belegschaften – Ein Projektvorhaben innerhalb <strong>der</strong> GEWINN-Initiative<br />

Seit Beginn des letzten Jahres gibt es eine Initiative des<br />

DGB-Landesbezirks Nie<strong>der</strong>sachsen-Bremen-Sachsen-<br />

An halt, des Unternehmerverbandes Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

und <strong>der</strong> AOK Nie<strong>der</strong>sachsen, um die Wettbewerbsund<br />

Beschäftigungsfähigkeit in Nie<strong>der</strong>sachsen zu för<strong>der</strong>n.<br />

Mit <strong>der</strong> operativen Leitung und Umsetzung sind<br />

die Bildungsträger <strong>der</strong> genannten Organisationen: das<br />

Bildungswerk <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>sächsischen Wirtschaft<br />

(BNW), die <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen und<br />

das AOK Institut für Gesundheitsconsulting betraut.<br />

Die Initiative nennt sich GEWINN. Dies ist ein Akro -<br />

nym, das <strong>aus</strong> den Wörtern gesund – wettbewerbsfähig<br />

– und innovativ gebildet wurde.<br />

Die Handlungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Initiative sind:<br />

• Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Potenziale <strong>der</strong> Erwerbstätigen<br />

durch Weiterbildung und Beratung<br />

• Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesundheit und Leistungs fähig -<br />

keit <strong>der</strong> Erwerbstätigen<br />

• Innovative Lösungen zur Vereinbarung von Familie<br />

und Beruf<br />

In diesen Fel<strong>der</strong>n soll versucht werden, gemeinsame Pro -<br />

jekte <strong>der</strong> Bildungsträger zu organisieren o<strong>der</strong> sich bei <strong>der</strong><br />

Durchführung entsprechen<strong>der</strong> Projekte zu unterstützen.<br />

Außerdem ist die Durchführung von Fachtagungen<br />

zur Zielsetzung <strong>der</strong> Initiative vereinbart.<br />

GEWINN soll offen sein für Unternehmen, die sich an<br />

den Aktivitäten beteiligen und von den Synergie effek -<br />

ten des Verbunds profitieren wollen. Sie ist ebenfalls<br />

offen für Repräsentanten <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischen Wirt -<br />

schaft und Politik, <strong>der</strong> Sozialpartner, <strong>der</strong> Handwerks -<br />

kammern und Sozialversicherungsträger, die die Initia -<br />

tive unterstützen und voranbringen wollen.<br />

Ein erstes Projekt, das mit Bezug auf die GEWINN- Ini -<br />

tia tive beantragt und bewilligt wurde, ist das Projekt<br />

„Alternde Belegschaften: Betriebliche Weiterbildung<br />

als notwendige Strategie des Personalmanagements<br />

für KMU“, das von <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Mitte<br />

gGmbH innerhalb des 2. Ideenwettbewerbs des Pro -<br />

gramms „Wei ter bildungsoffensive für den Mittelstand<br />

(WOM)“ beantragt wurde. Das Projekt wurde im<br />

Frühjahr 2008 nach <strong>der</strong> Einreichung einer Ideenskizze<br />

für eine Bean tragung <strong>aus</strong>gewählt. Es soll im Oktober<br />

2008 beginnen und ist für 15 Monate geplant.<br />

Projektziele sind u. a. Informationsarbeit hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Notwendigkeit lebenslangen Lernens, um Füh rungs -<br />

kräfte und Beschäftigte für die Weiterbil dung vor dem<br />

Hintergrund des demographischen Wandels zu sensibilisieren,<br />

Weiterbildung in bezug auf die nachhaltige<br />

Sicherung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit des Unter neh -<br />

mens und <strong>der</strong> Arbeitsplätze, insbeson<strong>der</strong>e älterer Be -<br />

schäf tigter, zu ermöglichen. Außerdem sollen Weiter -<br />

bil dungsmultiplikatoren bzw. Lernpro mo to ren <strong>aus</strong>gebildet<br />

werden, die sowohl die betriebsinterne Prozess -<br />

begleitung während <strong>der</strong> Projektlaufzeit durchführen<br />

als auch eine nachhaltige Weiterführung be trieb licher<br />

Weiterbildungsanstrengungen nach Ablauf des<br />

Projekts gewährleisten sollen.<br />

Norbert Voß<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

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20<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Mitte gGmbH<br />

Projekt 50 TOP!<br />

Testen – Orientieren – Potenziale nutzen<br />

Neue Chancen für Arbeitslose bietet das Projekt 50<br />

TOP! TOP steht dabei für testen, orientieren und<br />

Potenziale nutzen – es geht um die Aktivierung und<br />

För<strong>der</strong>ung individueller Stärken älterer Erwerbsloser.<br />

Das 50 TOP! Team unterstützt die Teilnehmenden u. a.<br />

konkret bei <strong>der</strong> Arbeitsplatzsuche und bei dem ge -<br />

samten Bewebungsprozess.<br />

50 TOP! läuft im Rahmen <strong>der</strong> „Perspektive 50plus –<br />

Beschäftigungspakte in den Regionen“ und wird ge -<br />

för<strong>der</strong>t vom BMAS. Das Ministerium hatte 2005 einen<br />

Ideenwettbewerb <strong>aus</strong>geschrieben, zu dessen prämierten<br />

Siegern auch die Region Braunschweig, Salzgitter,<br />

Wolfen büt tel mit ihrem Projekt 50 TOP! gehörte.<br />

Dieses wurde dort zwei Jahre lang durchgeführt und<br />

aufgrund seines Erfolges zum Jahresbeginn 2008 auf<br />

die Region Hannover übertragen.<br />

Drei Standorte in Trägerschaft <strong>der</strong> Bildungs vereini -<br />

gung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Mitte gGmbH sind in<br />

Garbsen, Laatzen und Hannover. Das Integrationsbüro<br />

in Hannover wird in Kooperation mit <strong>der</strong> VHS<br />

Hannover betrieben. Weitere drei Standorte in Han -<br />

nover und <strong>der</strong> Region werden von an<strong>der</strong>en Bildungs -<br />

trägern angeboten.<br />

In den vergangenen acht Monaten sind 255 Lang zeit -<br />

arbeitslose in den drei Integrationsbüros <strong>der</strong> Bildungs -<br />

vereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Mitte gGmbH in das<br />

Projekt aufgenommen worden – es sollen 2008 an<br />

den drei Standorten ingesamt 420 Teilnehmer werden.<br />

Nach <strong>der</strong> ersten Woche – dem so genannten Start-Up –<br />

mit intensivem Kennenlernen steht für die meisten die<br />

Überarbeitung <strong>der</strong> Bewerbungsunterlagen an. Eini ge<br />

Kun den nehmen dann För<strong>der</strong>angebote wahr z. B.<br />

Poten tial analyse, EDV-Kurs, Veranstaltungen zu The -<br />

men wie ›äußeres Erscheinungsbild‹, ›Selbstsicher -<br />

heit‹, ›rückenschonendes Arbeiten‹ etc.<br />

Die Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>.<br />

Mitte gGmbH bringt die potentiellen Arbeitgeber und<br />

ArbeitnehmerInnen zusammen. 20% <strong>der</strong> Teilnehmen -<br />

den ist es mit unserer Hilfe gelungen, ihren Weg in<br />

den Arbeits markt zu finden. Einige Arbeitsverträge<br />

sind in Vorbereitung und stehen kurz vor <strong>der</strong> Unter -<br />

zeich nung. Neben Voll- und Teilzeitbeschäf ti gung gibt<br />

es viele Stellen im Bereich <strong>der</strong> geringfügigen Beschäfti -<br />

gung. Auch Angebote von Zeitarbeitsfirmen wurden<br />

nach anfänglicher Skepsis von Seiten <strong>der</strong> Teil neh men -<br />

den in Betracht gezogen und angenommen.<br />

Quelle: Garbsen am Sonntag vom 16.07.2008<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 Über unsere Arbeit • 2007/2008


Das gemeinsame Ziel ist, nachdem die Teil neh men -<br />

den ihre Qualitäten unter Beweis stellen konnten,<br />

diese Stellen <strong>aus</strong>zubauen. Für die Zielgruppe <strong>der</strong><br />

über 50jäh rigen sind Einglie<strong>der</strong>ungszuschüsse<br />

<strong>der</strong> JobCenter an den Arbeitgeber möglich.<br />

Diese finanzielle Unter stüt zung erleichtert den<br />

über 50jährigen Lang zeit arbeits losen den<br />

Zugang zum 1. Arbeitsmarkt.<br />

Auch für diejenigen, die den Weg in die Beschäf -<br />

tigung noch nicht gefunden haben, ist viel passiert.<br />

Nach zum Teil 10jähriger Arbeitslosigkeit, ge -<br />

sund heitlichen Einschränkungen und Verein sa mung<br />

ist das Inte gra tionsbüro <strong>der</strong> Bildungsvereini gung<br />

<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Mitte gGmbH mit den festen<br />

An sprech partnern, die die TN im Start-Up kennen ge -<br />

lernt haben und dem offenen Angebot des Inter net -<br />

cafés für viele ein Schritt <strong>aus</strong> den eigenen vier<br />

Wänden, ein Schritt in die Öffentlichkeit zurück. Etliche<br />

konnten für sich neue Per spektiven erarbeiten und<br />

Arbeitslosigkeit in <strong>der</strong> Gruppe als gemeinsames Schick -<br />

sal erleben, das nicht hingenommen werden muss.<br />

Ein fortgeschrittenes Lebensalter kann als Hinde rungs -<br />

grund beim Einstellungsverfahren erfahren werden und<br />

wird häufig auch als Begründung für die Arbeits losig -<br />

keit angeführt. Das Projekt 50 TOP! will aber die vorteilhafte<br />

Lebens- und Berufserfahrung sowie die sozialen<br />

Kompetenzen verstärkt in den Blickpunkt rücken.<br />

Viele schauen heute optimistischer in die Zukunft –<br />

und allein dafür lohnt sich dieses Projekt, das vielen<br />

Betroffenen neue Perspektiven und Hoffnungen gibt.<br />

Regina Dittberner<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Mitte gGmbH<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

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22<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH<br />

TULIP – Trade Union and University –<br />

Lifelong Learning in Partnership<br />

Hochschulen, Gewerkschaften und lebenslanges Lernen – Ein internationaler Vergleich<br />

Mit ersten Treffen an <strong>der</strong> Universität Versailles in<br />

Frankreich sowie bei <strong>der</strong> ver.di-Partnerorganisation<br />

UNISON in Manchester hat das internationale Projekt<br />

Trade Union and University Lifelong Learning in<br />

Partnership (TULIP) seine Arbeit aufgenommen. Aus<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland beteiligen sich als<br />

Partner die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg<br />

mit dem Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung<br />

sowie die Kooperationsstelle Universität-Gewerk schaf -<br />

ten und die gewerkschaftliche Bildungsvereini gung<br />

<strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH <strong>aus</strong> Olden burg. Sie<br />

werden vertreten durch die Leiterin des ZWWs Ina<br />

Grieb sowie durch den Geschäftsführer <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong><br />

<strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH Bernd Bischoff.<br />

In dem Projekt sollen <strong>der</strong> Aust<strong>aus</strong>ch zwischen Uni ver -<br />

sitäten und Gewerkschaften, <strong>der</strong> Wissenstransfer in<br />

die Arbeitswelt sowie die Kooperation von Gewerk schaf -<br />

ten und Univers itäten bei Pro zes -<br />

sen des lebenslangen Ler nens<br />

untersucht werden. Insbe son -<br />

<strong>der</strong>e sollen dabei <strong>aus</strong> Deutsch -<br />

land die Erfahrungen <strong>der</strong> Koope -<br />

rations stellen zwi schen Uni ver si -<br />

täten und Gewerk schaften sowie<br />

<strong>der</strong> Erwach se nen bildungs ein rich -<br />

tung <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>.<br />

<strong>Nord</strong> gGmbH berücksichtigt<br />

werden.<br />

Neben <strong>der</strong> Oldenburger Uni ver -<br />

sität und <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong><br />

<strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH als<br />

deut sche Vertreter beteiligen sich<br />

<strong>aus</strong> Frank reich die Universität<br />

Ver sailles und die Gewerk schaft<br />

CGT, <strong>aus</strong> Finnland die Universität<br />

Vaasa und ein Bildungs zentrum<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaft Metall sowie<br />

<strong>aus</strong> England die Universität Liver -<br />

pool und die Gewerk schaft UNI-<br />

SON. Weiter sind beteiligt Ver -<br />

tre ter <strong>der</strong> Uni versität Primo ska<br />

<strong>aus</strong> Slowe nien, <strong>der</strong> Univer si tät<br />

Lasi <strong>aus</strong> Rumä nien, <strong>der</strong> Uni ver -<br />

sität Kaunas <strong>aus</strong> Litauen und die<br />

Universität Tartu in Estland.<br />

Das Projekt ist auf 24 Monate an gelegt und soll mit<br />

einem internationalen Kongress in Rumänien abge -<br />

schlos sen werden. Darüber hin<strong>aus</strong> ist eine Tagung in<br />

Tallinn (Est land) ge plant.<br />

Aus jedem beteiligten Land wird ein Report zum lebens -<br />

langen Lernen beigesteuert. Fallstudien sollen die Ver -<br />

gleichbarkeit <strong>der</strong> unterschiedlichen Prozesse erleichtern.<br />

Des weiteren soll eine Expertenliste sowie eine inter -<br />

nationale Bibliothek zum Thema ins Internet gestellt<br />

werden.<br />

Es wird von <strong>der</strong> Europäischen Kommission im Rahmen<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>linie Leonardo mit ca. 170.000 EUR geför<strong>der</strong>t.<br />

Das Projekt ist im Internet unter <strong>der</strong> Web-Adresse<br />

www.tulipnetwork.org.uk zu finden.<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

Bernd Bischoff<br />

Homepage von Tulip


Nachruf<br />

Das Lebensmotto von Erwin Fritzsche:<br />

„Wir sagten, <strong>der</strong> Mensch ist gut“<br />

Erwin Fritzsche<br />

Erwin Fritzsche wurde am 31. Juli 1907 in Groß hart -<br />

manns dorf im Erzgebirge geboren. Mit Beginn seiner<br />

Berufs<strong>aus</strong>bildung als Buchdrucker begann sein poli -<br />

tisches Engagement in <strong>der</strong> Ge werk schaft und in <strong>der</strong><br />

Sozialistischen Arbeiterjugend. Seine Wan<strong>der</strong>jahre<br />

führten ihn 1928 nach Oldenburg.<br />

Engagiert kämpfte er gegen die Nationalsozialisten.<br />

Im April 1933 rief er die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>der</strong><br />

Buchdrucker auf, die Veranstaltungen <strong>der</strong> Nazis zum<br />

1. Mai zu boykottieren. Am 27. April wurde er wegen<br />

des Besitzes von Flugblättern gegen die NS-Maifeiern<br />

in Oldenburg verhaftet, im August wegen „Vorberei -<br />

tung zum Hochverrat“ zu vier Monaten Gefängnis verurteilt<br />

und Weihnachten 1933 <strong>aus</strong> dem Gefängnis ent -<br />

lassen.<br />

1945 begann Erwin Fritzsche mit dem Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaften in Oldenburg. Am 1. Mai 1946<br />

wurde die Gründung <strong>der</strong> Allgemeinen Freien Gewerk -<br />

schaften in Oldenburg genehmigt und Fritzsche zum<br />

Sekretär gewählt. Mit <strong>der</strong> Gründung des Deutschen<br />

Ge werkschaftsbundes wurde er 1949 DGB-Kreisvorsit -<br />

zen<strong>der</strong> in Oldenburg und blieb dies bis 1972.<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH<br />

Er wollte für die Arbeitnehmerinnen und Arbeit neh -<br />

mer die Vor<strong>aus</strong>setzungen schaffen, sich umfassend bil -<br />

den und sich am kulturellen Leben beteiligen zu können.<br />

Im DGB-H<strong>aus</strong> baute er eine Bibliothek auf, um den<br />

Mit glie<strong>der</strong>n den Zugang zur Literatur zu erleichtern. Mit<br />

<strong>der</strong> Volkshochschule gründete er die gewerkschaftliche<br />

Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> in Oldenburg<br />

und später baute er hier das Berufsfort bil dungs werk<br />

des DGBs auf. Um den Zugang zum Thea ter für Arbeit -<br />

nehmerinnen und Arbeitnehmer zu er leich tern, half er<br />

bei <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Volksbühne.<br />

Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben war sein Engagement bei<br />

<strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Universität in Oldenburg. Für ihn war<br />

es von großer Wichtigkeit, dass sich die neue Uni ver -<br />

sität für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aber<br />

auch für die Gewerkschaften als Organisation öffnete.<br />

Für dieses Engagement erhielt er die Ehrenbürger -<br />

würde <strong>der</strong> Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg.<br />

Neben seinen gewerkschaftlichen Aktivitäten war er<br />

politisch im Kreistag des Landkreises Oldenburg für<br />

die SPD tätig.<br />

Am 3. Mai 2007 starb Erwin Fritzsche.<br />

Vor allem sein antifaschistisches Denken und Handeln<br />

und sein Einsatz für die Bildung sind für uns Ver pflich -<br />

tung für die Zukunft.<br />

In Erinnerung an ihn und an die Zerschlagung <strong>der</strong> Ge -<br />

werk schaften durch die Nationalsozialisten benannten<br />

die Gewerkschaften am 2. Mai 2008 in Oldenburg<br />

ihren großen Konferenzraum nach Erwin Fritzsche.<br />

Zur Würdigung des Wirkens von Erwin Fritzsche<br />

haben die Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong><br />

<strong>Nds</strong>., <strong>der</strong> DGB Oldenburg sowie die Kooperationsstelle<br />

Hoch schule-Gewerkschaften beschlossen, ein Erwin-<br />

Frit zsche-Forum zu gründen. Das Forum soll einen Ort<br />

bie ten, an dem mindestens einmal im Jahr – orientiert<br />

an einem Vortrag zu einem bildungspolitischen The -<br />

ma – über Bildungspolitik diskutiert werden kann.<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Gespräche soll die kritische Aus ein an -<br />

<strong>der</strong>setzung mit wichtigen Entwicklungslinien im Bil -<br />

dungssystem sein.<br />

Bernd Bischoff<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

23


24<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH<br />

Ein Tabu wird zum Topthema für Betriebsräte<br />

Drei Betriebsrätinnen und fünfzehn Betriebsräte erhalten Zertifikate<br />

„Betriebliche Suchtfachkraft“<br />

In 120 Unterrichtsstunden absolvierten drei Frauen<br />

und fünfzehn Männer <strong>aus</strong> unterschiedlichen Betrieben<br />

des nordwestlichen Nie<strong>der</strong>sachsens erfolgreich ihre<br />

Ausbildung zur betrieblichen Suchtfachkraft.<br />

Nicht nur die professionelle Beratung von Betroffenen<br />

stand auf dem Lehrplan son<strong>der</strong>n auch die Sensi bi li sie -<br />

rung für das Thema, Rahmenbedingungen zur Sucht -<br />

prävention sowie Handlungsmöglichkeiten für Be triebs -<br />

räte zur Durchsetzung von betrieblichen Wie<strong>der</strong> ein -<br />

glie <strong>der</strong>ungsregelungen und Betriebsvereinbarungen.<br />

Peter Zismer, Referent und Mitinitiator <strong>der</strong> Ausbildung<br />

„Betriebliche Suchtfachkraft“ steht täglich mitten im<br />

Thema. Als Sucht- und Mobbingberater kennt er die<br />

Nöte <strong>der</strong> Betroffenen und weiß, dass im Betrieb oftmals<br />

eine speziell <strong>aus</strong>gebildete Ansprechperson fehlt.<br />

„Aber es reicht nicht, nur jemanden für die Betroffe -<br />

nen zu haben“, so Peter Zismer, „es müssen auch Rah -<br />

men bedingungen im Betrieb geschaffen werden, die<br />

Suchterkrankungen verhin<strong>der</strong>n“. Was liegt da näher,<br />

als Betriebs- und Personalräte zu schulen, um u. a. das<br />

Betriebsverfassungsgesetzes und tarifvertragliche Rege -<br />

lungen zur Beratung <strong>der</strong> Beschäftigten und zur betrieb -<br />

lichen Suchtprävention zu nutzen.<br />

Die enge Kooperation mit den Gewerkschaften hat<br />

sich einmal wie<strong>der</strong> für alle gelohnt: die gemeinsame<br />

Werbung hat dazu geführt, dass sich genügend Inter -<br />

essenten für die Ausbildung anmeldeten: zwei Teil neh -<br />

merinnen sind Mitglied bei ver.di, drei Teilnehmer bei<br />

<strong>der</strong> IG BCE und 13 TeilnehmerInnen bei <strong>der</strong> IG Metall.<br />

„Dieses Modell wird Schule machen“, so Bernd Bischoff,<br />

„denn betriebliche Qualifizierung und Spezialisierung<br />

ist eine Investition in die Zukunft. Das gilt nicht nur für<br />

Be schäftigte son<strong>der</strong>n auch für Betriebs- und Personal -<br />

räte und kommt den Betrieben unmittelbar zugute.“<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

Marita Rehfeuter


Auf <strong>der</strong> Suche nach Europäischen<br />

Arbeitsbeziehungen – 25 Jahre<br />

Projekterfahrungen<br />

„Die Europäische Integration kann nur gelingen,<br />

wenn die Mehrheit <strong>der</strong> europäischen Bürgerinnen und<br />

Bürger die Vorteile eines friedlichen und sozialen<br />

Europas erkennen.”<br />

Ausgehend von dieser These haben Gewerkschafter,<br />

Wissenschaftler, Vertreter verschiedenster Institute,<br />

Stiftungen und Verbände <strong>aus</strong> 12 EU-Staaten 2007 am<br />

Projekt “ZAUBER” gearbeitet, um die Initiativen <strong>der</strong><br />

Europäischen Kommission zur Schaffung von mehr<br />

Wettbewerb und Arbeitsplätzen (Lissabon-Strategie)<br />

aufzugreifen, und durch einen konstruktiven Dialog<br />

zwischen Wissenschaft, Vertretern <strong>der</strong> Sozialpartner<br />

und öffentlicher Einrichtungen eine europaweite<br />

Diskussion über sinnvolle Perspektiven <strong>der</strong> Arbeits -<br />

beziehungen und Arbeit in Europa zu initiieren. Das<br />

ambitionierte Vorhaben <strong>der</strong> Osnabrücker <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong><br />

<strong>LEBEN</strong> Geschäftsstelle wurde in direkter Zusammen -<br />

arbeit mit <strong>der</strong> Osnabrücker Kooperationsstelle Hoch -<br />

schulen und Gewerkschaften realisiert und fand seinen<br />

vorläufigen Abschluss in einem internationalen<br />

Kongress, <strong>der</strong> vom 13. bis 15. November 2008 in<br />

Osnabrück stattfand und an dem ca. 250 Personen<br />

<strong>aus</strong> dreizehn EU- Mitgliedsstaaten sowie Russland und<br />

<strong>der</strong> Türkei teilgenommen haben.<br />

Die Schwerpunktthemen des Kongresses wurden seit<br />

Juni 2008 von Experten <strong>aus</strong> Wissenschaft und<br />

Arbeitswelt in europäischen Workshops in Rom,<br />

Düsseldorf, Warschau, Berlin und Wien vorbereitet:<br />

1. „Information, Konsultation, Mitbestimmung und<br />

Sozialer Dialog” - Neue Konzepte für Sozialpartner<br />

und Unternehmen<br />

2. „Europäische Tarifpolitik & Europäisierung <strong>der</strong><br />

Sozialpartner”<br />

3. „Perspektiven <strong>der</strong> Arbeitsbeziehungen in den MOE<br />

Staaten”<br />

4. „Prekäre Beschäftigung in Europa” - Konzepte für<br />

mehr sichere Arbeit<br />

5. „Qualität <strong>der</strong> Arbeit in Europa för<strong>der</strong>n”<br />

6. „Arbeit und Beschäftigung in Europa för<strong>der</strong>n”<br />

Das Projekt mit seinen sechs Tagungen und dem internationalen<br />

Kongress entwickelte zu diesen Themen so<br />

genannte Perspektivvorschläge, welche zu einer Wei -<br />

terentwicklung eines sozialen Europas beitragen kön-<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH<br />

nen<br />

und<br />

nutzte<br />

dabei alle<br />

Möglich kei -<br />

ten, eine europaweite<br />

Diskussion über<br />

die Vorschläge zu initiieren. Als abschließendes<br />

Ergebnis diskutierte und verabschiedete <strong>der</strong> Kongress<br />

zu diesem Zweck eine an die Öffentlichkeit gerichtete<br />

„Erklärung zu Osnabrück”, welche die Vorschläge zur<br />

„Zukunft von Arbeitsbeziehungen und Arbeit in<br />

Europa” (ZAUBER) zusammenfasst. Die Erklärung wird<br />

in allen Sprachen <strong>der</strong> EU-Mitgliedsstaaten sowie in<br />

russischer und türkischer Sprache veröffentlicht und<br />

europaweite Verbreitung finden.<br />

Teilnehmende des Kongresses waren u. a. <strong>aus</strong> Brüssel<br />

<strong>der</strong> Generalsekretär des Europäischen Metallgewerk -<br />

schaftsbund (EMB) Peter Scherrer, <strong>aus</strong> Kopenhagen<br />

<strong>der</strong> Vorsitzende des Europäischen Arbeitgeber -<br />

verbandes „Business Europe”, Jörgen Ronnest und<br />

Frank Bsirske, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vereinigten Dienst -<br />

leistungsgewerkschaft (verdi) in Berlin. Aus Vilnius<br />

berichtete Janina Matuiziene, Generalsekre tärin <strong>der</strong><br />

Konfö<strong>der</strong>ation <strong>der</strong> litauischen Gewerk schaften über<br />

die beson<strong>der</strong>e Situation in den baltischen Staaten. Mit<br />

Prof. Dr. Rudolf Hickel von <strong>der</strong> Universität Bremen griff<br />

einer <strong>der</strong> renommiertesten deutschen Finanzwissen -<br />

schaftler in die Debatte ein und mit Prof. Dr. Kl<strong>aus</strong><br />

Dörre von <strong>der</strong> Universität Jena beteiligte sich <strong>der</strong><br />

bekannteste Vertreter zur For schungsdiskussion über<br />

Fragen <strong>der</strong> prekären Arbeits bedingungen in Deutsch -<br />

land an dem Kongress.<br />

Rudi Kennes, <strong>der</strong> stellv. Vorsitzenden des europäischen<br />

Arbeitnehmerforums bei GM-Europe, Antwerpen,<br />

musste sich aufgrund <strong>der</strong> aktuellen Lage auf dem<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

25


26<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH<br />

Automobilsektor kurzfristig vertreten lassen. Weitere<br />

Experten waren Dr. Volker Telljohann vom Istituto per<br />

il Lavoro, Bologna, Dr. Laszlo Neumann, vom Centre<br />

for European Employment Studies in Budapest,<br />

Slawomir Adamczyk von <strong>der</strong> polnischen Gewerkschaft<br />

Solidarnosc in Danzig und Piotre Ostrowsky vom polnischen<br />

Dachverband OPZZ sowie Clemens Rode von<br />

<strong>der</strong> Friedrich Ebert Stiftung, Warschau, Dr. Vera<br />

Glassner und Philippe Pochet vom Europäischen<br />

Gewerkschaftsinstitut, Brüssel, Dr. Virginia Doellgast,<br />

London School of Economics, Karin Pape, Global<br />

Labour Institut, Genf, Bernadette Segol, Uni Europa,<br />

Brüssel, Dr. Ian Greer, Universität Leeds, Prof. Dr. Hans<br />

Wolfgang Platzer, Hochschule Fulda, Prof. Dr. Arne<br />

Heise <strong>aus</strong> dem türkischen Izmir und Prof. Dr. Ernst<br />

Kistler vom INIFES, Stadtbergen.<br />

Die Beson<strong>der</strong>heit dieses neuen Projektes <strong>der</strong><br />

Osnabrücker Geschäftsstelle lag in <strong>der</strong> seit über zehn<br />

Jahren bestehenden Internationalisierung <strong>der</strong> Bil -<br />

dungsarbeit, die sich ständig weiterentwickelt hat und<br />

zu einem Schwerpunkt „Europäische Integration” in<br />

<strong>der</strong> Erwachsenenbildung und zu kontinuierlicher<br />

Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrich tun -<br />

gen in Europa geführt hat. Mit dem 1998 durchgeführten<br />

Kongress „Wege zum sozialen Frieden in<br />

Europa” wurde <strong>der</strong> Ausgangspunkt für das mittlerweile<br />

über 30 Partnereinrichtungen umfassende Netz -<br />

werk geschaffen, das sich durch einen Aust<strong>aus</strong>ch zwischen<br />

forschen<strong>der</strong> Theorie und angewandter Praxis<br />

<strong>aus</strong>zeichnet, Fragen des sozialen Dialogs auf einer<br />

regionalisierten Ebene aufnimmt, die Diskussion nachvollziehbar<br />

erweitert und europäische Beziehungen<br />

somit auf einer breiteren Ebene wahrnehm- und<br />

erfahrbarer werden lässt, als dies auf <strong>der</strong> Bühne <strong>der</strong><br />

üblichen Politikdebatten erfolgt. Als Einrichtung <strong>der</strong><br />

Erwachsenenbildung nimmt <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> hier<br />

eine Transferrolle ein, die Bildung, Forschung und den<br />

betrieblichen Erfahrungsprozess zusammenfügt.<br />

Machbar ist dies insbeson<strong>der</strong>e durch die in Nie<strong>der</strong> -<br />

sachsen <strong>aus</strong>gewiesene Kompetenz in <strong>der</strong> Zu sam -<br />

menarbeit mit den Hochschulen. Durch den Verbund<br />

aller Hochschulstandorte über die Kooperationsstellen<br />

zwischen Wissenschaft und Arbeitswelt können diese<br />

Einrichtungen in beson<strong>der</strong>er Weise an den Kongress -<br />

ergebnissen teilhaben und sorgen für eine Rückkop pe -<br />

lung in die Hochschulen selbst. <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong><br />

bezieht dabei in hervorragen<strong>der</strong> Weise wissenschaftliche<br />

Kompetenz in seine langfristige Ausrichtung als<br />

kompetenter Bildungspartner <strong>der</strong> Gewerkschaften im<br />

DGB ein und sorgt seinerseits für die Verbreitung<br />

europäischer Ansätze in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung. Mit<br />

dem Projekt ZAUBER beteiligte sich die Osnabrücker<br />

Geschäftsstelle zum wie<strong>der</strong>holten Male an Aus -<br />

schreibungen <strong>der</strong> Generaldirektion Beschäftigung,<br />

soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit <strong>der</strong><br />

Europäischen Kommission und sorgt für eine Profilbil -<br />

dung in Fragen <strong>der</strong> Europäischen Integration.<br />

Mit den Projektergebnissen wollen die Osnabrücker<br />

ihre europäische Partnerschaft gerade auch in Rich -<br />

tung <strong>der</strong> neuen Mitgliedsstaaten weiter <strong>aus</strong>bauen und<br />

aufgrund <strong>der</strong> Arbeitsergebnisse sich im Jahr 2009 an<br />

entsprechenden Ausschreibungen beteiligen, die<br />

dann den direkten Transfer in die europäische Bil -<br />

dungsarbeit zum Ziel haben und zu einer internationalen<br />

Multiplikatoren-Bildung beitragen sollen. Erste<br />

Projekterfahrungen hierzu bestehen bereits seit 1983<br />

sodass ein 1/4 Jahrhun<strong>der</strong>t europäischer Beziehungen<br />

zwischen Wissenschaft und Arbeitswelt den 60 jährigen<br />

Geburtstag <strong>der</strong> Bildungseinrichtung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong><br />

<strong>LEBEN</strong> bereichern.<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

Heiko Schlatermund


Die neue Veröffentlichung mit einer ergänzenden CD-<br />

Rom stellt das Ergebnis des Projektes „Migrations -<br />

för<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Früherziehung.“ vor. Schlagworte wie<br />

„Globalisierung“, „Multikulturelle Gesellschaft“ und<br />

„Euro päisierung von Bildungsstandards“ verdeutlichen<br />

die wachsenden Verän<strong>der</strong>ungen unserer Gesell schaft.<br />

Das „Aufeinan<strong>der</strong> Zugehen“ von Kulturen und die Chan -<br />

cen, die mit einem Leben in einer multikulturellen Gesell -<br />

schaft damit verbundenen sind, stellen neue Anforde -<br />

rungen an alle Mitglie<strong>der</strong> dieser Gesell schaft. Hier sah<br />

die Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> in Osna -<br />

brück dringenden Handlungsbedarf und konnte mit<br />

dem von <strong>der</strong> Europäischen Union geför<strong>der</strong>ten Projekt<br />

erstmals über einen längeren Zeitraum ein komprimiertes<br />

Seminarangebot anbieten, dass speziell das bisher<br />

nicht in <strong>der</strong> pädagogischen Ausbil dung von Erziehe rin -<br />

nen verankerte Themenfeld „Inter kulturelle Kompetenz“<br />

auf greift und insbeson<strong>der</strong>e den Bereich des Übergangs<br />

von <strong>der</strong> Frühförde rung zur Schule behandeltet.<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH<br />

Neuerscheinung <strong>aus</strong> dem Projekt „Migrationsför<strong>der</strong>ung<br />

in <strong>der</strong> Früherziehung“<br />

Interkulturelles Einmaleins –<br />

Frühkindliche Migrationsför<strong>der</strong>ung<br />

Her<strong>aus</strong>gegeben von Anke Bramlage und Heiko Schlatermund<br />

mit einem Vorwort von Prof. Dr. Kl<strong>aus</strong> Bade,<br />

secolo Verlag, Osnabrück 2008<br />

Ein För<strong>der</strong>- und Bildungsangebot für Erzieherinnen<br />

mit und ohne Migrationshintergrund zu entwickeln,<br />

gemeinsame Qualifizierung von Fachkräften <strong>aus</strong><br />

Kin<strong>der</strong>tagesstätte und Grundschule zu ermöglichen<br />

und zu einer Stärkung <strong>der</strong> Zusammenarbeit dieser<br />

Einrichtungen beizutragen, waren Ansatz und An -<br />

spruch zugleich. Mit <strong>der</strong> neuen Veröffentlichung verfolgen<br />

die Initiatoren des Projektes das Ziel, an Erfah -<br />

rungen <strong>aus</strong> dem Projekt anzuknüpfen und diese weiter<br />

zu verbreiten. Neben <strong>der</strong> Zielgruppe <strong>der</strong> Erziehe -<br />

rInnen, SozialarbeiterInnen und PädagogInnen sollen<br />

auch gezielt Studierende und Auszubildende in den<br />

entsprechenden Berufsfel<strong>der</strong>n angesprochen werden.<br />

Daher wurde <strong>der</strong> Verkaufspreis mit 9,50 € auch be -<br />

wusst niedrig angesetzt.<br />

Das vorliegende Buch versteht sich als Lese- und<br />

Lernbuch und will anregen, sich mit dem Themenfeld<br />

interkultureller Arbeit intensiver <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>zusetzen.<br />

Die Beiträge behandeln Aspekte des Lebens zwischen<br />

den Kulturen, und geben praxisnahe Informationen<br />

über kulturelle Beson<strong>der</strong>heiten von Migranten -<br />

familien. Perspektiven interkultureller Erziehung im<br />

Elementarbereich sowie Erfahrungen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Eltern -<br />

arbeit und dem Erziehungs- und Bildungsverhalten in<br />

unterschiedlichen Kulturen werden vermittelt und ein<br />

erster Einblick in die Problemwelten <strong>der</strong> praktischen<br />

Umsetzung gegeben.<br />

Das Buch macht zudem neugierig, denn neben dem<br />

eigentlichen Inhalt wird auch den Gestaltungsprozess<br />

<strong>der</strong> Illustrationen beschrieben. Die im Buch enthaltenen<br />

Künstlerzeichnungen werden im Anhang bzw.<br />

auf den einleitenden Kapitelseiten dargestellt sowie<br />

durch einige Fotos in ihrem Entstehungsprozess näher<br />

erläutert.<br />

Autorinnen und Autoren <strong>der</strong> Beiträge stammen <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> Wissenschaft als auch <strong>der</strong> frühpädagogischen<br />

Praxis.<br />

Heiko Schlatermund<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

27


28<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Ost gGmbH<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Ost gGmbH<br />

Von <strong>der</strong> Werkbank in den Hörsaal<br />

Neuartiger Vorbereitungskurs auf ein Ingenieusstudium für Nichtabiturienten<br />

erfolgreich abgeschlossen<br />

Die Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> hat einen<br />

in Nie<strong>der</strong>sachsen einzigartigen Hochschulzugangskurs<br />

für FacharbeiterInnen erfolgreich beendet. In enger<br />

Zusammenarbeit mit den ingenieurswissenschaftlichen<br />

Fachbereichen <strong>der</strong> Fachhochschule Wolfenbüttel sind<br />

Facharbeiter und Verwaltungsangestellte <strong>der</strong> Firma<br />

Alstom gezielt auf die Hochschulzugangsprüfung ohne<br />

Abitur und das anschließende Studium an <strong>der</strong> Fach -<br />

hochschule vorbereitet worden. Im Juli 2008 haben<br />

fast alle TeilnehmerInnen ihr Studium aufgenommen.<br />

„Es ist meine Chance“, meint Ridha Salhi, Konstruk -<br />

tions mechaniker <strong>der</strong> Firma Alstom in Salzgitter. Er hat<br />

sich gezielt – teilweise während <strong>der</strong> Arbeitszeit – auf<br />

den Hochschulzugang an <strong>der</strong> Fachhochschule Wol -<br />

fen büttel vorbereitet. Im Juli 2008 hat Ridha Sali sein<br />

Studium aufgenommen. Als <strong>aus</strong>gebildeter Ingenieur<br />

wird Herr Sahli zu Alstom zurückkehren.<br />

Hinter dieser kleinen Skizze verbirgt sich ein neuartiger<br />

Ansatz <strong>der</strong> Fort- und Weiterbildung von Nichtabi tu -<br />

rien tInnen zu IngenieurInnen. Alstom hat sich bewußt<br />

und gezielt von dem üblichen Ansatz des Dualen<br />

Studiums abgewandt. Gezielt ist das eigene Potential<br />

von gut <strong>aus</strong>gebildeten MitarbeiterInnen ohne Abitur<br />

angesprochen worden, um dem drohenden Inge nieurs -<br />

mangel vozubeugen .<br />

Auch die Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Ost<br />

gGmbh hat mit dieser Ausbildung Neuland betreten.<br />

Uns sind dabei Erfahrungen zugute gekommen, die<br />

wir in über dreißig Jahren mit unseren traditionellen<br />

Vorbereitungskursen auf die Hochschulzugangs prü -<br />

fung für NichtabiturientInnen gesammelt haben. Aber<br />

die gezielte Vorbereitung auf die Hochschulzugangs -<br />

prüfung in den Studienfächern Maschinenbau, Fahr -<br />

zeug bau, Logistik und Personalmanagement war<br />

doch eine neuartige Aufgabe. Schon die Gewinnung<br />

und Überzeugung unserer zukünftigen Teilnehme rIn -<br />

nen zwang uns zu neuen Wegen. Ein Hochschulstu -<br />

dium war keineswegs eine Perspektive bzw. vorstellbar<br />

bei den lernungewohnten MitarbeiterInnen die<br />

Alstom angesprochen hatte. Die Zusammenarbeit mit<br />

<strong>der</strong> Interessenvertretung, Bildungsmessen, Beratun -<br />

gen und Interviews halfen Ängste und Vorbehalte<br />

soweit zu reduzieren, dass Mensch sich auf unge -<br />

wohn tes Terrain wagte. Gemeinsam mit <strong>der</strong> Fachhoch -<br />

schule Wolfenbüttel hat <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> den Kurs<br />

entwickelt. Damit verbunden war ein Prozess regelmäßiger<br />

Konsultationen und Reflektion zwischen den<br />

Partnern. Der Kurs sollte ja nicht „nur“ erfolgreich auf<br />

die Zugangsprüfung vorbereiten son<strong>der</strong>n auch Grund -<br />

lagen legen für das anschließende Studium, in dem<br />

Durchfall- und Abruchquoten auch bei Abiturien tIn -<br />

nen bekanntermaßen sehr hoch sind. Last but not<br />

least sollte <strong>aus</strong> <strong>der</strong> inhomogenen Teilnehmergruppe<br />

eine Gemeinschaft werden, die sich als Team versteht<br />

und sich auch während des Studiums gegenseitig<br />

unterstützt. Inhomogen hieß in diesem Kurs nicht nur<br />

MitarbeiterInnen <strong>aus</strong> den unterschiedlichsten Berufen<br />

und Abteilungen son<strong>der</strong>n eben auch Menschen mit<br />

Migarationshintergrund o<strong>der</strong> <strong>aus</strong> dem deutschen<br />

Kulturkreis. Ein Jugendvertreter mit türkischen Migra -<br />

tionshintergrund traf in diesem Kurs auf einen ehemaligen<br />

Bundeswehrangehörigen mit Erfahrungen in<br />

Kampfeinsätzen in Afrika. Ein aktiver Graffitikünstler,<br />

dessen Eltern <strong>aus</strong> dem Libanon zugewan<strong>der</strong>t sind,<br />

setzte sich mit einem deutschen Tischler, <strong>der</strong> ihn von<br />

den Vorzügen seiner „Noise-Band“ überzeugen wollte,<br />

über nordafrikanische Musik <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>. Wir<br />

mussten also Teambildung, Wissensvermittlung und<br />

Studienvorbereitung in ein neues Lehrgangskonzept<br />

einbringen und regelmäßig evaluieren. Das ist – <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> Rückschau gesehen – gelungen. Bis auf einen Teil -<br />

nehmer haben alle ihr Studium aufgenommen. Die<br />

Fachprüfer haben relativ einhellig das Niveau <strong>der</strong><br />

Prüfungsleistungen gelobt und <strong>der</strong> o. a. Tischler hat<br />

bei den Studienanfängern (AbiturientInnen) im<br />

Fachbereich Fahrzeugbau einen seriösen Ruf als kompetenter<br />

Tutor in Mathematik und Mechanik. Alle<br />

Teilnehmerinnen treffen sich regelmäßig auch nach<br />

dem Ende des Kurses.<br />

Mit dieser neuartigen Bildungspartnerschaft gewinnen<br />

also Alle. Der Arbeitgeber, weil er seine Mit -<br />

arbeiterInnen binden kann, die MitarbeiterInnen weil<br />

sie ohne Abitur gezielt ein Studium aufnehmen können,<br />

die Fachhochschule, weil sie ihre Studienan fän -<br />

ger schon vor Studienbeginn vorbereiten kann, <strong>ARBEIT</strong><br />

<strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. mit <strong>der</strong> Entwicklung und Um setzung<br />

eines innovativen Pädagogischen Konzeptes.<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

Michael Pleuß


Neue Entwicklungen im 2. Bildungsweg<br />

Schulabschluss nachgeholt – und was dann?<br />

Ca. 350 arbeitslose Jugendliche haben im vergangenen<br />

Schuljahr bei <strong>der</strong> <strong>BV</strong> Arbeit und Leben <strong>Nds</strong>. an den<br />

Standorten Braunschweig, Göttingen und Hannover<br />

einen Haupt- o<strong>der</strong> einen Realschulabschlusskurs<br />

besucht. 250 davon haben einen Abschluss erreicht.<br />

Dies entspricht einer Erfolgsquote von 70%. Zählt man<br />

die vorzeitigen Kursabbrecher nicht mit, liegt die<br />

Quote bei 90%.<br />

Seit über zehn Jahren ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>jenigen Haupt -<br />

schülerInnen, die anschließend einen beruflichen Aus -<br />

bil dungs platz vorweisen können, äußerst gering. Wie<br />

an <strong>der</strong> Regelschule auch, ist es für die Absolventen des<br />

Hauptschulabschlusskurses fast <strong>aus</strong>sichtslos, auf dem<br />

Ausbildungsplatzmarkt gegenüber <strong>der</strong> Konkurrenz <strong>aus</strong><br />

Realschulen und Gymnasien zu bestehen. Meist liegt die<br />

Quote <strong>der</strong> beruflich Versorgten unter zehn Prozent.<br />

DIE <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. arbeitet an allen Stand -<br />

orten an <strong>der</strong> Entwicklung und Umsetzung von Kon -<br />

zepten und Methoden, um den Übergang von Schule<br />

in Beruf zu optimieren und die persönlichen Kom pe -<br />

tenzen und Chancen <strong>der</strong> Absolventen zu verbessern.<br />

Am Standort Braunschweig haben 13 DozentInnen vor<br />

Schuljahrbeginn an <strong>der</strong> Fortbildung zur Profil-Pass-Bera -<br />

terIn teilgenommen.<br />

Im laufenden Schuljahr findet das Thema Übergang<br />

Schule-Beruf verstärkt Berücksichtigung im Stoffplan.<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Ost gGmbH<br />

Der allgemeine Mangel an bestimmten Ausbildungs -<br />

plätzen lässt sich durch die hier beschriebene<br />

Maßnahmeform nicht beheben, allerdings erhöhen<br />

sich durch diese Profiling-Maßnahmen die Chancen<br />

für eine passgenaue Aus wahl und Entscheidung<br />

bezüglich <strong>der</strong> Stellen und Bewerber, Selbstwertgefühl<br />

und Durchhaltevermögen erhöhen sich.<br />

Dem Argument vieler Arbeitgeber – nicht <strong>aus</strong>bildungsfähig<br />

– werden begründete Qualifikations nach -<br />

weise formeller und informeller Art entgegengestellt.<br />

Die Finanzierung zusätzlicher HSA-Kurse wurde u. a.<br />

möglich durch die Bewilligung einer Pro jekt förde rung<br />

im 2. Bildungsweg <strong>aus</strong> Landesmitteln, zugeteilt durch<br />

die Agentur für Erwachsenen- und Wei ter bildung.<br />

Zukünftig wird die Frage <strong>der</strong> Finan zierung des zusätzlichen<br />

sozialpädagogischen Betreu ungs bedarfs in den<br />

Regelangebotskursen größere Rele vanz erlangen als<br />

die Ausweitung <strong>der</strong> Kursanzahl. Bei sinkenden Schü -<br />

ler zahlen aber stetig wachsenden sozialen Problemen<br />

bei dieser Zielgruppe ist die Frage von Qualifikation<br />

und Kontinuität – und damit auch die Frage nach <strong>der</strong><br />

tariflichen Entlohnung – bezüglich des eingesetzten<br />

Lehr- und sozialpädagogischen Personals von entscheiden<strong>der</strong><br />

Bedeutung.<br />

Detlev Zaremba<br />

Geschafft: Absolventen des HSA 2008 in Braunschweig<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

29


30<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Ost gGmbH<br />

Konkretisierung zum Pädagogischen Leitbild für die Arbeit<br />

in Kursen des 2. Bildungsweges<br />

Prinzip <strong>der</strong> Herangehensweise –<br />

„Mit Herz, Hirn und Härte“<br />

„Ich muss die Schüler nicht lieben und sie mich auch<br />

nicht“ – aber es hilft ungemein! Das Ziel muss sein,<br />

die Schüler mit Verständnis und Konsequenz in die<br />

ge wünschten Bahnen zu lenken.<br />

Wir können und wollen die Augen nicht verschließen<br />

vor den Problemen, die die Schüler mitbringen.<br />

Wir versuchen mit unseren Mitteln und unseren zur<br />

Verfügung stehenden Zeitbudgets Probleme zu verstehen,<br />

zu analysieren und Lösungswege zu erörtern.<br />

Aber: Wir können nur mit eingeschränkten<br />

Mitteln bei <strong>der</strong> Lösung behilflich sein.<br />

Wenn unsere Kräfte und Möglichkeiten verbraucht<br />

sind, heißt die Lösung: Weiterleitung an professionelle<br />

Beratung.<br />

Es gibt innerhalb dieses Rahmens „Herz, Hirn und<br />

Härte“ unterschiedliche Erziehungsstile und Unter -<br />

richts methoden, die ein unterschiedliches Maß von<br />

Nähe und Distanz zu den Schülern realisieren. Das<br />

ist normal!<br />

Wichtig ist, dass eine verlässliche Ebene von Empa -<br />

thie, Vertrauen und Offenheit aufgebaut wird, die<br />

die Basis für Gesprächsbereitschaft, Einflussnahme<br />

und die Wirksamkeit von positiven und negativen<br />

Sank tionen bildet.<br />

Bei Wahrnehmung <strong>der</strong> Lehrerrolle steht oben an:<br />

• Niemals einen Schüler beschämen, ihm den<br />

Respekt versagen, ihn (vor an<strong>der</strong>en) als Person<br />

er nie drigen.<br />

• Niemals die Macht des Lehrers <strong>aus</strong>spielen und<br />

den Schüler Ohnmacht spüren lassen.<br />

• Niemals die ganze Klasse anklagen, beschuldigen,<br />

wenn es im Grunde um Einzelne geht. Man<br />

trifft sonst immer Unschuldige.<br />

Wenn sie sich an einen vorgegebenen, sozial reglementierten<br />

Rahmen halten, den wir sukzessive mit<br />

ihnen erarbeiten, sollen sie sich bei uns wohlfühlen.<br />

Dieses „Wohlfühlen“ ist einerseits extrem lernför<strong>der</strong>nd;<br />

kein Mensch lernt gut unter Druck, Angst<br />

und Anspannung. Und es ist an<strong>der</strong>erseits extrem<br />

nervenschonend für die Lehrkraft.<br />

Innerhalb dieser Prinzipien ist Lust am Unterricht,<br />

am Experimentieren, am Ausprobieren von ungewöhnlichen<br />

Methoden angesagt. Je größer die Ab -<br />

wechslung, je vielfältiger <strong>der</strong> visuelle und akustische,<br />

<strong>der</strong> habituelle Eindruck und je größer das emotionale<br />

Erlebnis, desto intensiver sind die Lerneffekte.<br />

Zum Methodentraining sind die Bücher bzw. Filme<br />

von Reinhard Kahl und von Heinz Klippert zu empfehlen.<br />

Zwei exemplarische Positionen:<br />

Die eine Position:<br />

Es wird versucht, ...<br />

... den Schülern, die ihre Linie verloren haben, die<br />

kein angemessenes Arbeitsverhalten zeigen, un -<br />

zuverlässig und unpünktlich sind, keinen eigenen<br />

Antrieb zum Schulbesuch und Lernen haben, son -<br />

<strong>der</strong>n versuchen, sich irgendwie durchzumogeln,<br />

... zu zeigen, dass sie hier bei uns nur bleiben können,<br />

wenn sie ihr Verhalten än<strong>der</strong>n! (s. Vertrag)<br />

Das erreichen wir, indem wir gemeinsam ein notwendiges<br />

Minimum an Regeln aufstellen und konsequent<br />

auf <strong>der</strong>en Einhaltung achten. Die Schlüssel -<br />

qua lifikationen sind für eine Ausbildung fast wichtiger,<br />

als die einzelnen Noten in den Unterrichts fä -<br />

chern. Bei uns können die Schüler das gefor<strong>der</strong>te<br />

Ver halten noch einmal einüben.<br />

Es ist wichtig, am Anfang beson<strong>der</strong>s auf die Ein hal -<br />

tung <strong>der</strong> Regeln zu achten und ggf. gleich Exempel<br />

zu statuieren, um die unverbesserlichen Störer<br />

gleich her<strong>aus</strong>zufiltern und negative Einflüsse zu<br />

unterbinden.<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 Über unsere Arbeit • 2007/2008


Die an<strong>der</strong>e Position:<br />

Die Schüler sind gescheitert, sie haben ihre bisherige<br />

Schullaufbahn im wesentlichen als Misserfolg erlebt.<br />

Oft liegen familiäre Probleme vor (Scheidung <strong>der</strong><br />

Eltern, zu häufige Abwesenheit bei<strong>der</strong> Eltern,<br />

Medien konsum als Ersatz für Erziehung).<br />

Stress in <strong>der</strong> Schule: in <strong>der</strong> GS zum unteren Drittel<br />

gehörend, HS heißt sowieso „keine Chance“ mehr.<br />

Unterricht macht keinen Spaß, Motivation gleich Null<br />

und immer negative Sanktionen: von den Eltern („Aus<br />

dir wird sowieso nichts!“), von den Lehrern (Druck<br />

und nervende Ermahnungen).<br />

Machen wir so weiter?<br />

Wenn die Schüler den Unterricht und die Lehrer weiterhin<br />

so wahrnehmen, wie diejenigen, mit denen<br />

sie keine Erfolgserlebnisse hatten, werden sie weiterhin<br />

blockieren.<br />

Wenn wir uns vorstellen, als Teilnehmende in einem<br />

Kurs zu sitzen, wo <strong>der</strong> Weiterbildungslehrer am ersten<br />

Tag hereinkommt und uns erzählt, was wir alles<br />

nicht dürfen, dass das alles nicht so weitergeht, dass<br />

erfahrungsgemäß ein großer Teil <strong>der</strong> Teilnehmenden<br />

vor Ende gehen muss, sind wir weit weniger motiviert,<br />

als wenn wir spüren: Hier hat man Interesse an<br />

meiner Person, hier werde ich Ernst genommen<br />

auch mit meinen Sorgen. Man nimmt mich wie ich<br />

bin, man traut mir etwas zu, lobt mich für gute Lei s -<br />

tun gen, kritisiert mich aber auch individuell und differenziert<br />

bei Fehlern und straft im letzten Schritt kon -<br />

se quent und begründet mit negativen Sanktionen.<br />

Aber: Das Zutrauen in die Fähigkeiten des Schülers<br />

ist immer mindestens einen Deut größer als <strong>der</strong><br />

Zweifel!<br />

Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Lehrern ist keine<br />

Kon frontation, son<strong>der</strong>n ein ruhiges Gespräch, wo<br />

ich meine Position darstellen kann und wo mir zugehört<br />

wird und dann geurteilt. Der Lehrer ist auch mal<br />

bereit zurückzustecken und setzt sich nicht immer<br />

mit seiner Meinung durch.<br />

Wir erarbeiten gemeinsam einen Plan, wenn ich auffällig<br />

geworden bin und so habe ich nicht das<br />

Gefühl <strong>der</strong> Ohnmacht, son<strong>der</strong>n einen Eindruck von<br />

gemeinsamen Zielen. Das schafft Solidarität.<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Ost gGmbH<br />

Wir glauben, dass beide Positionen Aspekte berücksichtigen,<br />

die ihre Berechtigung haben.<br />

Je nach Lehrerpersönlichkeit und Erfahrungs hori zont<br />

wird die eine o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>e Position stärker zum<br />

Tragen kommen. Wichtig ist, dass beide Seiten re flek -<br />

tiert werden und keine absolut negiert wird.<br />

Die Devise – mit Herz, Hirn und Härte – impliziert so -<br />

wohl die Seite des vertrauensvollen Zusammen arbei -<br />

tens als auch die Seite <strong>der</strong> rigiden Sank tio nie rung,<br />

alles zu seiner Zeit in <strong>der</strong> richtigen Reihenfolge unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> einzelnen Person mit pädagogischem<br />

Geschick eingesetzt.<br />

Damit möglichst viele Eindrücke und Meinungen<br />

zum Tragen kommen und einheitliches Agieren ge -<br />

währleistet wird, ist <strong>der</strong> Aust<strong>aus</strong>ch und die Ab spra -<br />

che im Team Grundvor<strong>aus</strong>setzung für gemeinsames,<br />

erfolgreiches Handeln.<br />

Kollegium <strong>der</strong> HSA Kurse Braunschweig<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

31


32<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Süd gGmbH<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Süd gGmbH<br />

GeCo: Gesellen-Coaching-Mitwirkung<br />

Ein bundesweites Qualifizierungs- und Coachingprojekt für ArbeitnehmerInnenvertreterInnen<br />

in <strong>der</strong> Selbstverwaltung des Handwerks<br />

Projekt GeCo <strong>der</strong> Hans-Böckler-Stiftung wird vom Bun -<br />

des arbeitskreis <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> e. V. durchgeführt<br />

Ehrenamtliche Arbeitnehmerinnenvertreterinnen und<br />

Arbeitnehmervertreter in den Handwerkskammern kön -<br />

nen an den Zukunftsstrategien für das Handwerk effek -<br />

tiv mitwirken und ihre Interessen vertreten. Um das zu<br />

erreichen, bietet das GeCo Qualifizierungs- und Coa -<br />

ching programm die Möglichkeit, das dafür notwendige<br />

Fachwissen und methodisch-kommunikative Kom -<br />

pe tenzen aktuell zu halten, zu erweitern und wirksam<br />

einzusetzen.<br />

Das Angebot wird in Absprache mit den Hand werks -<br />

kammern bedarfsorientiert umgesetzt.<br />

Die Koordination für <strong>Nord</strong>deutschland wird von <strong>der</strong><br />

Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sach -<br />

sen Süd gGmbH durchgeführt.<br />

Delegierte ArbeitnehmerInnenvertreterInnen <strong>der</strong> Hand -<br />

werks kammer Braunschweig und <strong>der</strong> Handwerks kam -<br />

mer Lüneburg-Stade bereiten sich auf die Fusion die -<br />

ser Kam mern vor<br />

Die Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong> -<br />

sach sen Süd gGmbH begleitet die delegierten Abeit -<br />

nehmerInnenvertreterInnen im Fusionsprozess <strong>der</strong><br />

bei den Handwerkskammern Braunschweig und Lüne -<br />

burg-Stade. Die neue Handwerkskammer wird eine <strong>der</strong><br />

größten <strong>der</strong> Bundesrepublik und die größte in Nie<strong>der</strong> -<br />

sachsen sein.<br />

Innerhalb dieses Prozesses werden neben den Vize -<br />

präsidenten die delegierten ArbeitnehmerInnen ver -<br />

treterInnen für die Wahlen im November 2008 begleitet.<br />

Sie erhalten die Möglichkeit, sich in Workshops<br />

über Ziele, Vorgehensweisen, Positionierungen zu The -<br />

men und in Gremien <strong>der</strong> Handwerkskammer <strong>aus</strong>zut<strong>aus</strong>chen.<br />

Außerdem wird ein auf diese Personen -<br />

gruppe zugeschnittenes Schulungsprogramm erstellt<br />

und umgesetzt.<br />

Im ersten Workshop am 13. und 14. Juni 2008 im BBZ<br />

<strong>der</strong> Handwerkskammer in Lüneburg verständigten sich<br />

die Anwesenden über einen Handlungsplan. Er enthält<br />

Themen, Verantwortlichkeiten und einen Zeitplan<br />

für die abgestimmten Handlungsfel<strong>der</strong>.<br />

Als wichtig wurde ein „Führerschein für’s Ehrenamt“<br />

identifiziert. Hier werden notwendige Weiterbil dun -<br />

gen angeboten, damit die Ehrenamtlichen gut arbeiten<br />

können und sich im Sinne <strong>der</strong> ArbeitnehmerInnen<br />

in den Gremien <strong>der</strong> Handwerkskammer zielsicher einbringen<br />

können.<br />

Die Kommunikation und ein regelmäßiger Info<strong>aus</strong> -<br />

t<strong>aus</strong>ch werden künftig gesichert. Projekte wie die<br />

Orga nisation eines Gesellentages und eine Image kam -<br />

pagne zur Darstellung <strong>der</strong> Bedeutung des Handwerks<br />

und seiner Beschäftigten sind in Planung. Der Dialog<br />

mit Gewerkschaften zum Thema Vereinbarkeit Familie/<br />

Beruf/Ehrenamt soll aufgenommen werden.<br />

Ein zweiter Workshop folgt am 12. und 13. Septem -<br />

ber 2008 in Braunschweig. Im Mittelpunkt steht hier<br />

das Stärken <strong>der</strong> Teilnehmenden im Bereich des sicheren<br />

Argumentierens und <strong>der</strong> zielgerichteten Betei li gung<br />

an Diskussionsprozessen.<br />

Monika Warnecke<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 Über unsere Arbeit • 2007/2008


Projekt InLAN<br />

(Internet-basiertes Lernen in <strong>der</strong><br />

Altenpflege in Nie<strong>der</strong>sachsen)<br />

Das Projekt bietet bis Ende Oktober 2010 allen Be -<br />

schäf tigten in <strong>der</strong> Altenpflege und in den Berufs fach -<br />

schulen für Altenpflege die einmalige Chance, unterstützt<br />

mit För<strong>der</strong>mitteln <strong>aus</strong> dem Europäischen Sozial -<br />

fonds (ESF), eine grundlegende Qualifizierung im Be -<br />

reich internetgestützten Lernens und kooperativen<br />

Kom munizierens zu erhalten.<br />

Permanente Weiterbildung ist in kaum einem an<strong>der</strong>en<br />

Bereich <strong>der</strong> Dienstleistungsbranche so gefor<strong>der</strong>t wie im<br />

Bereich <strong>der</strong> Pflege. Zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Arbeits -<br />

fähigkeit <strong>der</strong> Pflegenden und um die Lebensqualität<br />

pflegebedürftiger Menschen positiv zu beeinflussen,<br />

besteht ein permanenter Bedarf an Anpassungs fort -<br />

bildung für die Pflegenden.<br />

Im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Branchen spielen neue<br />

Lernkonzepte, wie webgestützte Lernszenarien, die<br />

eine erhöhte Selbststeuerung auf Seiten <strong>der</strong> Pfle gen -<br />

den för<strong>der</strong>n bzw. vor<strong>aus</strong>setzen, we<strong>der</strong> in den Berufs -<br />

fachschulen, den Fort- und Weiterbildungseinrichtun -<br />

gen noch in den Pflegeeinrichtungen selbst eine Rolle.<br />

Dabei eröffnet heute <strong>der</strong> Einsatz elektronischer<br />

Medien vielfältige Möglichkeiten <strong>der</strong> Wissensvermitt -<br />

lung und des Lernens. In <strong>der</strong> Altenpflege sind die da -<br />

für notwendigen telematischen Vor<strong>aus</strong>setzungen bisher<br />

nicht gegeben: so fehlen z. B. neben <strong>aus</strong>gebildeten<br />

Tele-Tutor/innen und Kursautor/innen auch entsprechende<br />

Infrastrukturen (z. B. zentrale Lernplattform)<br />

über die Online-Bildungsszenarien realisiert werden<br />

können.<br />

Für alle Betriebe und Pflegekräfte, die für die Zukunft<br />

gerüstet sein wollen, ist das Wissen um neue Wege<br />

und Möglichkeiten des Lernens unverzichtbar. Von<br />

daher wird u. a. auch <strong>der</strong> Einsatz neuer (Lern-)Tech no -<br />

logien in <strong>der</strong> Altenpflege ein notwendiger Schritt sein,<br />

um den genannten Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen aktiv und flexibel<br />

zu begegnen.<br />

Projektziele<br />

Ziel des Projektes ist es Pflegekräfte <strong>aus</strong> Kleinen und<br />

Mitt leren Unternehmen (KMU) mit Möglichkeiten und<br />

Formen internetgestützten Lernens und kooperativen<br />

Kommunizierens vertraut zu machen sowie neue Lehrund<br />

Lernformen für (inner)betriebliche Fortbildungen<br />

in Berufsfachschulen und Einrichtungen in <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>-<br />

sächsischen Altenpflege in webgestützter Form zu<br />

entwickeln und zu erproben.<br />

Bestandteile des Projektes sind:<br />

<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Süd gGmbH<br />

• Aufbau einer zentralen Server-Infrastruktur mit <strong>der</strong><br />

Lernplattform ILIAS<br />

• Qualifizierung von Fachlehrer/innen nie<strong>der</strong>sächsischer<br />

Berufsfachschulen für Altenpflege und<br />

Altenpflegehilfe und<br />

• Qualifizierung von MitarbeiterInnen <strong>aus</strong> Einrich -<br />

tun gen <strong>der</strong> Alten pflege mit dem Zuständig keits -<br />

bereich „Betrieb liche Fort- und Weiterbildung“<br />

- zu Teletutor/innen (Beratung, Betreuung von<br />

Ler nenden auf einer Lernplattform)<br />

- zu Kursautor/innen (Erstellung von Lernmodulen<br />

und Erprobung von Blended Learning – Kurs ein -<br />

heiten)<br />

• Qualifizierung von Pflegekräften <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Alten -<br />

pflege<br />

- zur Benutzung <strong>der</strong> Lernplattform ILIAS (Basis -<br />

schu lung eCompetence) sowie<br />

- zur Erprobung neuer webgestützter Lernan ge -<br />

bote (in Modulform) mit kursbezogenem Ab -<br />

schlusszertifikat (Expertenstandards in <strong>der</strong> Pflege)<br />

- zum Erwerb von Fach- und Methodenkom pe -<br />

tenz und Anerkennung im Rahmen <strong>der</strong> „Frei -<br />

willigen Registrierung für beruflich Pflegende“<br />

(Deutscher Pflegerat) als Beitrag zur Professio na -<br />

lisierung <strong>der</strong> Pflegeberufe<br />

Strategisch wird mit diesem Projekt sowohl eine Quali -<br />

täts verbesserung in <strong>der</strong> Online-Fortbildung von Leh -<br />

ren den als auch eine Steigerung <strong>der</strong> (Online-)-Lern kom -<br />

petenz von Beschäftigten in <strong>der</strong> Altenpflege verfolgt.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> soll <strong>der</strong> Einsatz neuer Lern medien und<br />

-methoden auch zu einer Imageverbesserung des<br />

Alten pflegesektors beitragen und eine notwendige Re -<br />

kru tierung neuer Personengruppen für die Pflege posi -<br />

tiv beeinflusst werden.<br />

Dietmar Koch<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

33


34<br />

Anhang<br />

Anhang<br />

Gremien<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. e. V.<br />

Stand: 2008<br />

Vorstand<br />

Deutscher Gewerkschaftsbund, Bezirk Nie<strong>der</strong>sachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt<br />

Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Landesverband Nie<strong>der</strong>sachsen/Bremen<br />

Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Landesbezirk <strong>Nord</strong><br />

TRANSNET, Gewerkschaft <strong>der</strong> Eisenbahner Deutschlands, Bezirk Hannover<br />

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Industriegewerkschaft Metall, Bezirk Küste<br />

Industriegewerkschaft Metall, Bezirk Nie<strong>der</strong>sachsen und Sachsen-Anhalt<br />

Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Landesbezirk Nie<strong>der</strong>sachsen/Bremen<br />

Gewerkschaft <strong>der</strong> Polizei, Landesbezirk Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e. V., Landesbezirk Nie<strong>der</strong>sachsen/Bremen<br />

Landesverband <strong>der</strong> Volkshochschulen Nie<strong>der</strong>sachsen e. V.<br />

Bildungszentrum HVHS Hustedt e. V.<br />

Bildungs- und Tagungszentrum HVHS Springe e. V.<br />

Stand: 3. Dezember 2008<br />

Nach § 9 Abs. 1 a <strong>der</strong> Satzung vom 27. 11.2003 (Än<strong>der</strong>ungen) und vom 11. 05.2004 (Neufassung):<br />

Hartmut Tölle DGB Bezirk Nie<strong>der</strong>sachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt (1. Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />

Harald Kolbe IG Metall Bezirk Nie<strong>der</strong>sachsen und Sachsen-Anhalt (2. Vorstitzen<strong>der</strong>)<br />

Weitere Vorstandsmitglie<strong>der</strong>:<br />

Peter Hüttenmeister IG Bergbau, Chemie, Energie, Landesbezirk <strong>Nord</strong><br />

Hartwig Kemmerer Landesverband <strong>der</strong> Volkshochschulen Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Ulrich Spohr Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft., Landesbezirk <strong>Nds</strong>.-Bremen<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 Über unsere Arbeit • 2007/2008


NEU<br />

Veröffentlichungen von <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>.<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): Braunschweig ganz rechts – ein Überblick, Braun -<br />

schweig 2000<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): Das Braune Netz. Rechtsradikale und die neuen<br />

Medien, Braunschweig 1996<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): Rechtsextremismus erkennen – Zwischen Life style,<br />

Clique und Partei, Braunschweig 2002<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): Rechtsextremismus und Gewalt. Ein Verzeich nis<br />

<strong>der</strong> in Braunschweig verfügbaren Medien und Materialien, Braunschweig 1994<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): Präventive Antigewalt arbeit an Schulen – Ein Kon -<br />

zept zum Antigewalttraining, Braunschweig 2002<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): Der Fall Erna Wazinski – ein kurzer Lebens weg,<br />

Braunschweig 1996<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): “Wir erobern die Städte vom Lande <strong>aus</strong>!“ – Schwer -<br />

punktaktivitäten <strong>der</strong> NPD und Kameradschaftsszene in Nie<strong>der</strong>sachsen, Braun schweig 2005<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): “Wir erobern die Städte vom Land <strong>aus</strong>!“ – Por trait<br />

einer neonazistischen Keim zelle zwischen Weser und Elbe (DVD), Braunschweig 2005<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): Mythos Kameradschaft – gruppen interne Gewalt<br />

im neonazistischen Spektrum, Braunschweig 2005<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): Balkan Peace Team 1994-2001. Mit Freiwilli gen -<br />

teams im gewaltfreien Einsatz in Krisenregionen, Braunschweig 2005<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): Retterin <strong>der</strong> weißen Rasse - Rechtsextreme Frauen<br />

zwischen Straßenkampf und Mutterrolle, Braunschweig 2006<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): Nationalsozialismus in Schöningen – Schönin gen<br />

im Nationalsozialismus, Braunschweig 2006<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Hg.): Wege <strong>aus</strong> <strong>der</strong> rechten Szene Bd.1: Elternhand -<br />

reichungen "Handlungsfähig bleiben – handlungsfähig werden“, Braunschweig 2006<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt; Olaf Lobermeier, Angelika Franke, Reinhard Koch (Hg.): Theore -<br />

tische Analysen, Braunschweig 2007<br />

Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt; VVN-BdA u. Antifaschistische Aktion Hameln-Pyrmont (Hrsg.):<br />

Zwangsarbeit in Hameln-Pyrmont 1933-1945, Braunschweig 2006/2007<br />

Baum-Ceisig, Busch, Nospickel: Die Europäische Union – Eine Einführung in die politischen, ökonomischen<br />

und sozialen Probleme des erweiterten Europas, Baden-Baden 2007<br />

Bramlage, Anke; Schlatermund, Heiko (Hg.): Interkulturelles Einmaleins – Frühkindliche Migrations -<br />

för <strong>der</strong>ung, Osnabrück 2008<br />

Brock, Adolf; Wollenberg, Jörg u.a.: Arbeiterbildung nach 1945, Hannover 1989<br />

<strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. e. V.; DGB-Bezirk für Nie<strong>der</strong>sachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt: Nie<strong>der</strong> sachsen –<br />

ein Bildungsland?, Hannover 2003<br />

Anhang<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

35


36<br />

Anhang<br />

NEU<br />

<strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. e. V.; DGB-Bezirk für Nie<strong>der</strong>sachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt: Das polnische<br />

Bildungssystem. Eine Erkundung in Breslau und Umgebung, Hannover 2007<br />

Braunert, Dorothea; Erb, Hartwig; Meier, Karsten: Immer länger arbeiten? Hannover 2005<br />

Busch, Flore, Schlatermund u.a. (Hg.), Wege zum sozialen Frieden in Europa, Osnabrück 1999<br />

Busch, Flore, Schlatermund u.a. (Hg.), Ways to Social Peace in Europe, Osnabrück 2000<br />

DGB „Forum gegen Rechts“, medienagentur für menschenrechte mfm e. V.; <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH (Hg.):<br />

Keine Nazis in unserer Stadt – Wie die Stadt Delmenhorst gegen ein rechtsradikales Zen trum<br />

kämpfte (Ein Leitfaden mit DVD-Begleitung), Delmenhort 2007<br />

DGB-Schwerpunktthema 1992/93: Fremd im eigenen Land, Düsseldorf 1992<br />

DGB-Schwerpunktthema 1993/94: Klimawechsel – Wege <strong>aus</strong> <strong>der</strong> sozialen Kälte, Düsseldorf 1993<br />

DGB-Schwerpunktthema 1994/95: In je<strong>der</strong> Krise steckt ‘ne Chance, Düsseldorf 1994<br />

DGB-Schwerpunktthema 1995/96: Multi-Media?! – Leben und Arbeiten in <strong>der</strong> Mediengesellschaft,<br />

Düsseldorf 1995<br />

DGB-Schwerpunktthema 1996/97: Die graue Revolution o<strong>der</strong> ist Alter(n) Privatsache?, Düsseldorf 1996<br />

DGB-Schwerpunktthema 1998/99: Globalisierung – zwischen Mythos und verän<strong>der</strong>ter Wirk lich keit,<br />

Düsseldorf 1998<br />

Dörre, Kl<strong>aus</strong>; Pelull, Wolfgang; Perner,Detlev u. a.: Sozialer Wandel und Alltagskultur, Hannover 1989<br />

Düring, Annette; Jürgensen, Dorothee: Prekäre Beschäftigung, Hannover 2005<br />

Flore, Herlitzius, Schlatermund (Hg.), Arbeit und Wohlstand im erweiterten Europa – Beiträge einer Kontro -<br />

verse über Konsequenzen und Gestaltungsmodelle <strong>der</strong> europäischen Erweiterung, Osnabrück 2006<br />

Geschichtsgruppe Arbeit und Leben Osnabrück, Freiheit-Krise-Diktatur, Zur Zerschlagung <strong>der</strong> Gewerk schaf -<br />

ten in Osnabrück 1933, Bramsche 1985<br />

Hesch, Susanne; Meier, Karsten: Bildung kommt von Bild ... – Mittel und Methoden <strong>der</strong> politischkulturellen<br />

Bildung, Hannover 1990<br />

Ihlenfeld, Harald: Betriebsverfassungsrecht I, Hannover 2002<br />

Ihlenfeld, Harald: Betriebsverfassungsrecht II, Hannover 2002<br />

Ihlenfeld, Harald: Rechte <strong>der</strong> Betriebsräte im Überblick, Hannover 2002<br />

Ihlenfeld, Harald: Die Betriebsratsarbeit, Hannover 2002<br />

Ihlenfeld, Harald: Die Betriebsratssitzung, Hannover 2002<br />

Ihlenfeld, Harald: Die Einigungsstelle, Hannover 2003<br />

Ihlenfeld, Harald: Die Betriebsvereinbarung, Hannover 2003<br />

Ihlenfeld, Harald; Kles, Karl-Heinz: Betriebsverfassungsrecht III, Hannover 2003<br />

Ihlenfeld, Harald; Kles, Karl-Heinz: Einführung in das Nie<strong>der</strong>sächsische Personalvertretungsrecht,<br />

Hannover 2004<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 Über unsere Arbeit • 2007/2008


Jacobs, Reinhard: Terror unterm Hakenkreuz – Orte des Erinnerns in Nie<strong>der</strong>sachsen und<br />

Sachsen-Anhalt, Göttingen 2000<br />

Konz, Norbert; Lobermeier, Olaf; Koch, Reinhard: Beratungskonzept "Wege <strong>aus</strong> <strong>der</strong> rechten Szene",<br />

Braunschweig 2007<br />

Maegerle, Anton: Rechte und Rechtsextreme im Protest gegen Hartz IV, Braunschweig 2006/2007<br />

Menzel, Ulrich; Conert, Hans-Georg u.a.: Come together? – Politische und kulturelle Perspektiven<br />

Europas, Hannover 1992<br />

Mosebach, Kai: Cash – Boom – Crash – Modulkonzept: Internationale Finanzmärkte und Arbeit -<br />

neh merinteressen, Juni 2002<br />

Neumeier, Peter: Europa – Unterrichtseinheit geeignet für den Sek II- sowie Berufsschulbereich<br />

und die gewerkschaftliche Bildungsarbeit, Frankfurt/Main, Hannover 2004<br />

Schachtschnei<strong>der</strong>, Ulrich: Krise <strong>der</strong> Kommunalfinanzen, Hannover 2004<br />

Schlatermund, Heiko; Széll, György: Arbeitsorientierte Wissenschaft und Forschung in den neun -<br />

ziger Jahren in Europa, Osnabrück 1993<br />

Stahl, Gisela: Zukunft zwischen Angst und Hoffnung – Ein Seminarkonzept für die Bildungs -<br />

arbeit in den Wohn bezirken <strong>der</strong> IG Metall Wolfs burg, Hannover 2003<br />

Prof. Dr. Dr. Wiemann, Günter: Die Rieseberg-Häuser, Braunschweig 2005<br />

Anhang<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

37


38<br />

Anhang<br />

Autorinnen und Autoren des Jahresberichts<br />

Bernd Bischoff<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> <strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>.<br />

<strong>Nord</strong> gGmbH<br />

bernd.bischoff@arbeitundleben-nds.de<br />

Regina Dittberner<br />

Pädagogische Mitarbeiterin<br />

regina.dittberner@arbeitundleben-nds.de<br />

Dietmar Koch<br />

Projektleiter InLAN, Telecoach<br />

dietmar.koch@arbeitundleben-nds.de<br />

Michael Pleuß<br />

Pädagogischer Mitarbeiter<br />

michael.pleuss@arbeitundleben-nds.de<br />

Marita Rehfeuter<br />

Pädagogische Mitarbeiterin<br />

marita.rehfeuter@arbeitundleben-nds.de<br />

Heiko Schlatermund<br />

Pädagogischer Mitarbeiter<br />

heiko.schlatermund@arbeitundleben-nds.de<br />

Norbert Voß<br />

Pädagogischer Mitarbeiter<br />

norbert.voss@arbeitundleben-nds.de<br />

Monika Warnecke<br />

Pädagogische Mitarbeiterin<br />

monika.warnecke@arbeitundleben-nds.de<br />

Detlev Zaremba<br />

Pädagogischer Mitarbeiter<br />

detlev.zaremba@arbeitundleben-nds.de<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 Über unsere Arbeit • 2007/2008


Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Bildungsarbeit 2007<br />

Der Gesamtumfang <strong>der</strong> Bildungsarbeit von 3.470 Ver -<br />

anstaltun gen mit 302.056 Unterrichts stun den glie<strong>der</strong>t<br />

sich in die drei Arbeits fel<strong>der</strong> Bildungs maß nahmen, die<br />

den beson<strong>der</strong>en gesellschaftlichen Erfor <strong>der</strong>nissen<br />

ensprechen, sowie <strong>der</strong> allgemeinen und beruflichen<br />

Bildung.<br />

Im Arbeitsfeld <strong>der</strong> Bildungs maß nahmen, die den be son -<br />

<strong>der</strong>en gesellschaftlichen Erfor <strong>der</strong>nissen entsprechen,<br />

wurden Bildungsveranstaltun gen mit einem Ge samt -<br />

arbeitsumfang von 115.328 Unter richts stun den durch -<br />

geführt. Dies entspricht, ge messen am Gesamt arbeits -<br />

umfang, einem An teil von 38,18%.<br />

Die Gesamtzahl <strong>der</strong> Veranstal tun gen im Be reich <strong>der</strong><br />

Politischen Bildung glie<strong>der</strong>t sich in Themen kreise auf,<br />

die bezogen auf die Unterrichtsstunden unten auf <strong>der</strong><br />

Seite in einer Übersicht dargestellt sind.<br />

Im Arbeitsfeld Berufliche Bildung wurden 518 Bil -<br />

dungsmaß nahmen in überwiegend langfristigen Kur -<br />

sen mit einem Gesamt arbeitsumfang von 150.672<br />

Unter richtsstunden durchgeführt. Dies entspricht<br />

einem Anteil gemessen am Gesamt arbeits um fang von<br />

49,88%.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Allgemeinen Bildung wurden im<br />

Berichtsjahr 309 Veranstaltungen und Kurse durch -<br />

geführt. Der Arbeitsum fang von 36.056 Unterrichts -<br />

stunden entspricht einem Anteil von 11,94%. Unter<br />

Politische Bildung<br />

• Betrieb<br />

• Gewerkschaft<br />

• Wirtschaft<br />

• Umwelt<br />

• Politik u. Gesellschaft<br />

• Frauen<br />

• Geschichte<br />

• Recht<br />

• Soziokultur<br />

• Rechtsextremismus<br />

• Auslän<strong>der</strong> in D.<br />

• Medienpolitik<br />

Gesamt<br />

2007<br />

11.951 Ustd. 17,64%<br />

4.976 Ustd. 7,35%<br />

4.479 Ustd. 6,61%<br />

2.704 Ustd. 3,99%<br />

29.460 Ustd. 43,49%<br />

2.060 Ustd. 3,04%<br />

2.760 Ustd. 4,07%<br />

745 Ustd. 1,10%<br />

5.561 Ustd. 8,21%<br />

1.413 Ustd. 2,09%<br />

1.415 Ustd. 2,09%<br />

212 Ustd. 0,31%<br />

67.736 Ustd. 100%<br />

<strong>der</strong> Bezeichnung allgemeine Bil dungsmaß nah men<br />

werden sonstige Veran stal tungen erfasst, z. B. Sprach -<br />

kurse, Pädagogik, EDV-Seminare.<br />

Der zahlenmäßige Vergleich <strong>der</strong> Arbeitsergeb nisse<br />

2007 mit dem des Vorjahres ergibt hin sicht lich <strong>der</strong><br />

Anzahl <strong>der</strong> durchgeführten Bil dungs ver anstaltungen<br />

eine Steigerung um 72 Veranstaltungen. Die Zahl <strong>der</strong><br />

Unterrichtsstun den nahm um 29.130 zu, das ist eine<br />

Stei ge rung um 10,67%.<br />

In den verschiedenen Arbeitsfel<strong>der</strong>n gab es folgende<br />

Verschiebungen:<br />

• Im Bereich Politische Bildung stieg die Zahl <strong>der</strong><br />

Unterrichtsstunden um 4,03%,<br />

• Im Arbeitsfeld 2. Bildungsweg sank die Zahl <strong>der</strong><br />

Unterrichtsstunden um 1,56%,<br />

• Im Bereich Allgemeine Bildung stieg die Zahl <strong>der</strong><br />

Unterrichtsstunden um 2,35%,<br />

• Im Bereich Berufliche Bildung stieg die Zahl <strong>der</strong><br />

Unterrichtsstunden um 5,86%.<br />

Die Gesamt-Teilnehmerzahlen sind um 525 o<strong>der</strong> 0,97%<br />

ge sunken. Auch die Anzahl weiblicher Teil nehme rin nen<br />

hat in absoluten Zahlen um 180 abgenommen, damit<br />

ist <strong>der</strong> Frauenanteil im Verhältnis zum Vorjahr mit<br />

39% nahezu gleich geblieben.<br />

2006<br />

12.235 Ustd. 21,57%<br />

3.843 Ustd. 6,77%<br />

3.709 Ustd. 6,54%<br />

2.163 Ustd. 3,81%<br />

19.082 Ustd. 33,64%<br />

2.210 Ustd. 3,90%<br />

2.407 Ustd. 4,24%<br />

704 Ustd. 1,24%<br />

5.567 Ustd. 9,81%<br />

2.258 Ustd. 3,98%<br />

1.708 Ustd. 3,01%<br />

842 Ustd. 1,48%<br />

56.728 Ustd. 100%<br />

2005<br />

12.260 Ustd. 20,75%<br />

4.477 Ustd. 7,58%<br />

4.806 Ustd. 8,14%<br />

3.037 Ustd. 5,14%<br />

18.551 Ustd. 31,40%<br />

2.313 Ustd. 3,92%<br />

2.471 Ustd. 4,18%<br />

794 Ustd. 1,34%<br />

5.507 Ustd. 9,32%<br />

2.922 Ustd. 4,95%<br />

1.556 Ustd. 2,63%<br />

382 Ustd. 0,65%<br />

59.076 Ustd. 100%<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

2004<br />

12.864 Ustd. 21,00%<br />

5.204 Ustd. 8,50%<br />

5.397 Ustd. 8,65%<br />

2.587 Ustd. 4,22%<br />

18.902 Ustd. 30,86%<br />

2.361 Ustd. 3,85%<br />

2.335 Ustd. 3,81%<br />

1.276 Ustd. 2,08%<br />

6.628 Ustd. 10,82%<br />

2.069 Ustd. 3,38%<br />

1.407 Ustd. 2,30%<br />

324 Ustd. 0,53%<br />

61.254 Ustd. 100%<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

39


40<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

<strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen (gesamt)


Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

41


42<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

<strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Mitte gGmbH


Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

43


44<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

<strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. <strong>Nord</strong> gGmbH


Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

45


46<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

<strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Ost gGmbH


Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

47


48<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

<strong>BV</strong> <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> <strong>Nds</strong>. Süd gGmbH


Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

49


50<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Bildungsurlaub<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 Über unsere Arbeit • 2007/2008


Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008<br />

51


52<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse 2007<br />

Über unsere Arbeit • 2007/2008 Über unsere Arbeit • 2007/2008


Region<br />

<strong>Nord</strong><br />

Adressen<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Otto-Brenner-Str. 1• 30159 Hannover<br />

Fon: 0511 16491-0 • Fax: 0 511 16491-26<br />

E-Mail: lgst@arbeitundleben-nds.de<br />

Geschäftsstelle Braunschweig<br />

Bohlweg 55 • 38100 Braunschweig<br />

Fon: 0531 12336-30 • Fax: 0531 12336-55<br />

E-Mail: braunschweig@arbeitundleben-nds.de<br />

Geschäftsstelle Göttingen<br />

Lange Geismarstr. 73 • 37073 Göttingen<br />

Fon: 0551 49507-0 • Fax: 0551 49507-25<br />

E-Mail: goettingen@arbeitundleben-nds.de<br />

Geschäftsstelle Hameln<br />

Kastanienwall 52 • 31785 Hameln<br />

Fon: 05151 7664 • Fax: 05151 9366849<br />

E-Mail: hameln@arbeitundleben-nds.de<br />

Geschäftsstelle Hannover<br />

Arndtstr. 20 • 30167 Hannover<br />

Fon: 0511 12105 -0 • Fax: 0511 12105-20<br />

E-Mail: hannover@arbeitundleben-nds.de<br />

Geschäftsstelle Lüneburg<br />

Heiligengeiststr. 28 • 21335 Lüneburg<br />

Fon: 04131 401117 • Fax: 04131 220593<br />

E-Mail: lueneburg@arbeitundleben-nds.de<br />

Büro Nienburg<br />

Mühlenstr. 14 • 31582 Nienburg<br />

Fon: 05021 6086-23 • Fax: 05021 6086-25<br />

E-Mail: nienburg@arbeitundleben-nds.de<br />

Geschäftsstelle Oldenburg<br />

Klävemannstr. 1 • 26122 Oldenburg<br />

Fon: 0441 92490-0 • Fax: 044 1 92490-18<br />

E-Mail: oldenburg@arbeitundleben-nds.de<br />

Region<br />

Mitte<br />

Region<br />

Süd<br />

Geschäftsstelle Osnabrück<br />

August-Bebel-Platz 1 • 49074 Osnabrück<br />

Fon: 0541 33807-0 • Fax: 0541 33807-1877<br />

E-Mail: osnabrueck@arbeitundleben-nds.de<br />

Geschäftsstelle Osterholz<br />

Lange Str. 27 • 27711 Osterholz-Scharmbeck<br />

Fon: 04791 2216<br />

E-Mail: osterloh@arbeitundleben-nds.de<br />

Geschäftsstelle Salzgitter<br />

Chemnitzer Straße 33 • 38226 Salzgitter<br />

Fon: 05341 8844-50 • Fax: 05341 8844-20<br />

E-Mail: salzgitter@arbeitundleben-nds.de<br />

Geschäftsstelle U<strong>der</strong><br />

Bahnhofstr. 13 • 37318 U<strong>der</strong><br />

Fon: 036083 530-50 • Fax: 036083 530-70<br />

E-Mail: u<strong>der</strong>@arbeitundleben-nds.de<br />

Büro Wolfenbüttel<br />

Rosenwall 1 • 38300 Wolfenbüttel<br />

Fon: 05331 298571 • Fax: 05331 882688<br />

E-Mail: wolfenbuettel@arbeitundleben-nds.de<br />

Geschäftsstelle Wolfsburg<br />

Zu dem Balken 7 • 38448 Wolfsburg<br />

Fon: 05361 3033-0 • Fax: 05361 3033-33<br />

E-Mail: wolfsburg@arbeitundleben-nds.de


Bildungsvereinigung <strong>ARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBEN</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen e. V.<br />

Otto-Brenner-Str. 1, 30159 Hannover<br />

Fon: +49 511 16491-0<br />

Fax: +49 511 16491-26<br />

E-Mail: lgst@arbeitundleben-nds.de<br />

Internet: www.arbeitundleben-nds.de

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