Projektdokumentation - Person

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Dunkel ist es. Und still. Eine Halle mit steinernem, kalten Boden und einem Fenster, das nur wenig Licht wirft, sind das Erste, das Lilly auffallen. Als sie ein paar Schritte in das Haus tut, schließt sich die Tür mit hallenden Knarren wieder und nun eröffnet sich Lilly ein Anblick den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Treppen. Allerdings seltsam verlaufend, ge- wunden und ins absolute Dunkel verschwindend. Manche scheinen sogar auf dem Kopf zu stehen. Lilly erstaunt der Anblick, doch sie weiß, dass sie irgendwas in dem Haus finden wird. Sie besteigt die erste Treppe. Ein langer Weg liegt vor ihr. Die erste Treppe läuft an der Wand entlang. Doch schon die nächste schwebt im Raum scheinbar ohne Verankerung herum. Hin und wieder beleuchten seltsame Steine, die zwischen Eisenketten eingespannt sind, Lil- lys Weg und ihr Licht ist fahl und bläulich. In manchen Nischen winden sich Pflanzenranken und so manche Treppe ist auch mit dieser alten Pflanze bewuchert. Lilly stapft erschöpft Treppe für Treppe hoch und manchmal hat sie den Ein- druck die Decke unter sich zu glauben, obwohl die Schwerkraft sie an die Treppe fesselt. Lilly schwindet die Hoffnung jemals wieder aus der Endlosigkeit zu entkommen. Stufe für Stufe und Treppe für Treppe schleppt sie sich voran. Nach einiger Zeit besteigt Lilly eine Treppe, die anders ist als die Treppen bisher. Die Treppe läuft eine Wand entlang und in dieser befinden sich erstmals Einbuchtungen. Für Lilly sind diese Anfangs nicht weiter von Bedeutung, bis sie ne- ben der ersten zu stehen kommt und einen Blick riskiert. Die kleine alte Dame verfällt in Starre, der kühle, endlose Raum hinter ihr scheint noch stiller und drückender, das fahle blaue Licht leuchtet einsam und verloren. In der Nische ist, wie in einem Altar in der Mitte ein Bild angebracht, welches stumm Zeug- nis einer vergangen Zeit darbietet. Es ist ein Bild von Lilly mit ihrem Hund, als sie noch zur Schule ging. Das Bild weckt Erinnerungen und Lilly sieht sich wieder als kleine elf jährige auf der Wiese des Hauses ihrer Eltern herum tollen. Sie sieht ihre sorgsame Mutter, die ihr zeigt wie man strickt, spricht noch einmal mit ihrem Vater, der oft weg von zu Hause war. Ihre Schulfreunde kommen zu ihrer Geburtstagsfeier und Lilly bekommt einen Hund von ihrem Vater geschenkt. Sie soll Verant- wortung tragen lernen, meint er und... Lilly erwacht. Sie ist wieder in dem fremden, großen leeren Haus mit den endlosen Treppen. Lilly beutelt die Erinnerungen ab. Es friert sie und der Gedanke einen Weg heraus zu finden wird wieder klar. Als die alte Dame weiter hinaufsteigt findet Sie noch zwei Bilder. Das erste dieser beiden zeigt Lilly mit ihrem Mann Richard. Das Dritte offen- bart ein Bild, das knapp vor ihrem Krankenhaus- aufenthalt aufgenommen wurde. Lilly fühlt sich seltsam bewegt. Ihr Leben bis jetzt ist so schnell vergangen. So viele Erinnerungen trägt sie in ihrem Herzen. Gedanken an Menschen, an schöne
Erlebnisse und wichtige Momente ziehen in ihren Gedanken an ihr vorbei. Sie möchte das alles fest halten. Doch hier bleiben kann sie nicht. Lilly wirft wie auf der Brücke einen Blick zurück, dann verabschiedet sie sich. Der Weg geht weiter. Als sie erneut ein Treppenende findet und beginnt sich nach der nächsten umzusehen, passiert etwas Erschreckendes. Die Erde bebt. Lilly verliert für kurze Zeit das Gleichgewicht und gerät ins Schwanken. So schnell wie das Beben gekom- men ist, verschwindet es auch wieder. Stille und Dunkelheit umfängt Lilly wieder. Nichts hat sich verändert. Lilly denkt einen Augenblick darüber nach, ob das Beben wirklich war oder nur ihrer Hoffnungslosigkeit entsprang, als plötzlich etwas am Boden zu leuchten beginnt. Lilly traut ihren Augen kaum, doch immer mehr kleine Lichter gehen an. Es sind kleine Blüten die sich öffnen und in einem geheimnisvollen Licht erstrahlen. Lillys Blick folgt den Ranken mit den Blüten und stößt plötzlich auf eine riesige Silhouette. Auf einem riesigen Thron, umgeben mit den leuchtenden Blüten und einem nun gelb erstrah- lenden Fenster darüber, scheint diese zu sitzen. Die Präsenz des Wesens ist spürbar. Lilly schrei- tet tapfer der Gestalt auf dem Thron entgegen. Die Neugier ist größer als die Angst. Die Gestalt ist etwas nach vorne gebeugt und hält, die Ellboden auf den Knien stützend, beide Hände ineinander verschlossen der kleinen Dame entgegen. Große, wuchtige Hörner beschwe- ren den an ein Schaf erinnernden Kopf und die kräftigen Beine sind ebenso die eines mächtigen Tieres mit Hufen. Doch Lilly lässt sich von der riesigen Gestalt nicht einschüchtern, denn die beiden Hände der Gestalt haben ihre ganze Auf- merksamkeit. Irgendetwas verbergen sie. Als Lil- ly den großen Händen schon gefährlich nahe ist, fängt sich die Gestalt an zu bewegen. Die beiden Hände, die zuvor fest aufeinander gepresst wa- ren, lockern ihre Haltung und geben den Blick auf die Handflächen frei. Ein Leuchten erstrahlt und Lilly muss ihre Augen für einen kurzen Au- genblick schließen, da das grelle Licht aus den Händen der Gestalt dringt und sie blendet. Doch Lilly weiß, dass ihr die Gestalt mit dieser Geste etwas sagen möchte und beginnt zu begreifen, dass das Leuchten ihr gilt. Lilly greift mit ihren kleinen, zerbrechlichen und von Alter gezeichneten Händen nach dem Licht und spürt plötzlich ein kleines Stück Papier zwischen ihren Fingern rascheln. Schnell zieht sie ihre Hand mit dem erfassten Papier wieder zurück und als sie gerade einen genaueren Blick
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