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Die Sprache des Parfums

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3.9.3. Ikonizität als Motivation der prozessual-dynamischen Verben<br />

Nachdem der prozessual-dynamische Charakter der Verben analytisch<br />

nachgewiesen wurde – sowohl semantisch über die Beispielsätze als<br />

auch morphologisch über die Offenlegung charakteristischer Wortbil-<br />

dungsmechanismen – stellt sich nun die Frage nach der Motivation der<br />

Verben in den Texten. Immerhin darf man nicht aus den Augen verlieren,<br />

dass man es hier mit Verben zu tun hat, die eigentlich in Kontexten Ver-<br />

wendung finden, in denen es um Beschreibungen von Geruchsqualitäten<br />

geht. Man könnte sich diesbezüglich generell die schon häufiger ange-<br />

klungene Auffassung der Leser aneignen und auch bei den prozessual-<br />

dynamischen Verben von einer generellen semantisch-perzeptorischen<br />

Unangemessenheit im Parfumdiskurs sprechen. Ihre überdurchschnitt-<br />

lich hohe Frequenz in den duftbeschreibenden Textsequenzen geben zu<br />

der Vermutung Anlass, dass die Verben nicht zufällig derart gehäuft auf-<br />

tauchen. Sondern vielmehr ist anzunehmen, dass sie ein strukturelles<br />

Muster bilden, welches argumentativ herauszuarbeiten ist. <strong>Die</strong> folgenden<br />

Interpretationen legitimieren sich durch den semiotische Elementarbegriff<br />

der Ikonizität, der im Theorieteil ausführlich rekonstruiert wurde (siehe<br />

Abschnitt 1.4.3.).<br />

Im Abschnitt über die Analyse der Fachvokabeln <strong>des</strong> Stichprobenkorpus<br />

wurde bereits die olfaktorische Eigentümlichkeit der Duftentwicklung von<br />

<strong>Parfums</strong> thematisiert, die innerhalb <strong>des</strong> professionellen Jargons als<br />

Duftablauf bezeichnet wird. Der Duftablauf unterteilt sich wie gesagt in<br />

Kopf-, Herz- und Basisnote (vgl. Müller 1991: 67). <strong>Die</strong>se Veränderung<br />

der Duftqualität eines <strong>Parfums</strong> kann man leicht im Selbstexperiment ü-<br />

berprüfen; ein Parfum riecht in der Tat direkt nach dem Auftragen (=<br />

Kopfnote) anders als nach einer Stunde (= Herznote) und noch anders<br />

nach mehreren Stunden oder am Morgen danach (= Basisnote).<br />

Es können nun zwei verallgemeinernde Schlussfolgerungen aus dem<br />

olfaktorischen Sachverhalt <strong>des</strong> Duftablaufs gezogen werden, die die pro-<br />

zessual-dynamischen Verben der Parfumtexte mit dem ikonischen Rep-<br />

räsentationsmodus in Zusammenhang bringen. <strong>Die</strong> globale Tatsache,<br />

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