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Die Sprache des Parfums

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<strong>des</strong> Zeichenkonzepts sprachlich zu repräsentieren, eignet sich der Beg-<br />

riff der dynamischen Semiose viel besser.<br />

1.4.2. Symbol, Index, Ikon<br />

<strong>Die</strong> Grundoperation der Semiose kann also nach Peirce beschrieben<br />

werden als die Repräsentation eines abwesenden Objektes durch ein<br />

anwesen<strong>des</strong> Repräsentamen (= materieller Zeichenträger). <strong>Die</strong>se Rela-<br />

tion löst im Gehirn <strong>des</strong> Interpreten einen kognitiven Zustand aus, der als<br />

Interpretant bezeichnet wird. Der Prozess der Semiose kann von Seiten<br />

<strong>des</strong> Zeichenträgers auf drei Arten initiiert werden, nämlich symbolisch,<br />

indexikalisch oder ikonisch (vgl. v.a. Peirce 1931-58: § 2.247 und Nöth<br />

2 2000: 178 f.). Obwohl in der folgenden Begriffsrekonstruktion die Sub-<br />

stantive Symbol, Index und Ikon für die Charakterisierung <strong>des</strong> Zeichen-<br />

trägers verwendet werden, ziehe ich die entsprechenden Adjektive vor.<br />

<strong>Die</strong> Substantive suggerieren nach meiner Einschätzung immer eine mo-<br />

nolithische Abgeschlossenheit und kategoriale Ausschließlichkeit der<br />

einzelnen Zeichenträgertypen. Es entsteht durch die Substantive schnell<br />

der Eindruck, als sei ein Zeichenträger entweder ein Symbol oder ein In-<br />

dex oder ein Ikon. <strong>Die</strong>ser Eindruck wäre aber eine unzulässige Vereinfa-<br />

chung der phänomenologisch komplexen Qualität von Zeichenträgern.<br />

Ein differenzierterer Blick auf die Problematik legt es nahe, von anteili-<br />

gen symbolischen, indexikalischen und ikonischen Eigenschaften zu<br />

sprechen, die ein Zeichenträger hat oder in spezifischen Verwendungs-<br />

kontexten haben kann. Dabei ist es explizit nicht ausgeschlossen, dass<br />

alle drei Qualitäten gleichzeitig vorkommen. Ein Zeichenträger kann<br />

durchaus sowohl symbolische als auch indexikalische und ikonische Ei-<br />

genschaften gleichzeitig haben. <strong>Die</strong> Repräsentationsbeziehung zwischen<br />

Zeichenträger und Objekt kann also mehrdimensional sein und im Pro-<br />

zess der Semiose daher auch auf verschiedenen kognitive Weisen im<br />

Rezipienten Assoziationen auslösen, die dann als Interpretant ein vorläu-<br />

figes Zwischenziel der Semiose bilden.<br />

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