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Die Sprache des Parfums

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„Zeichen, bei denen der ikonische Aspekt dominiert, sog. ‘Hypoikone’ (Peirce<br />

1931-58: § 2.276 f.) (...) haben zudem unterschiedliche Eigenschaften mit dem<br />

Objekt gemeinsam, so daß auf der ikonischen Dimension bereits der PEIRCE-<br />

schen Zeichentheorie zufolge verschiedene Ikonizitätsgrade differenziert wer-<br />

den können. Ikonizität ist eine graduelle Frage. Ikonische Zeichen haben eini-<br />

ge und, vergleicht man sie untereinander, verschiedene Eigenschaften mit<br />

dem Objekt gemeinsam“ (Reimund 1992: 13).<br />

<strong>Die</strong>se relativierende Perspektive löst das Problem der potenziellen Be-<br />

liebigkeit der Ähnlichkeit zwar nicht, geht aber mit ihm weniger rigide um<br />

und rettet damit einen kreativen Gebrauch <strong>des</strong> Begriffs Ikonizität als se-<br />

miotisches Analyseinstrument der Beziehung zwischen Zeichenträger<br />

und Objekt.<br />

Indem er die Verschiedenheit der Eigenschaften ins Spiel bringt, die eine<br />

Ähnlichkeit zwischen Representamen und Objekt konstituieren können,<br />

berührt Reimund (1992) bei der Definition von Ikonizität den Bereich ei-<br />

nes prototypischen Kategorisierungsverfahrens, das aus der Kognitions-<br />

psychologie sowie aus der kognitiven Linguistik bekannt ist. Betrachtet<br />

man den ikonischen Semiosemodus aus prototypischer Perspektive,<br />

impliziert dieser konsistenterweise Abstufungen von Ähnlichkeiten, die<br />

es dann in der empirischen Analyse erlauben, von legitimen Unterschei-<br />

dungen zwischen besseren und schlechteren Vertretern ikonischer Rep-<br />

räsentation zu sprechen (siehe Abschnitt 1.5.).<br />

Ernst zu nehmen ist sicherlich die Kritik, die Eco (1976) am Ähnlichkeits-<br />

kriterium <strong>des</strong> Ikonizitätsbegriffs übt. Eco zufolge betrifft „Similarität (...)<br />

nicht das Verhältnis zwischen dem Bild und seinem Objekt, sondern zwi-<br />

schen dem Bild und seinem zuvor festgelegten Inhalt“ (Eco 1976: 204).<br />

Mit dem „festgelegten Inhalt“ ist eine kulturelle Kodierung gemeint, die<br />

auf dem Prinzip der Konventionalität beruht und die oben erwähnte mög-<br />

liche Arbitrarität ikonischer Phänomene eingrenzt sowie eine gesell-<br />

schaftlich determinierte Gewohnheitslesart nahe legt. <strong>Die</strong>se würde in der<br />

Peirceschen Manier als symbolische, nicht originär ikonische Repräsen-<br />

tation zu verstehen sein (vgl. Peirce 1931-58: § 2.275 f.). Im Rückgriff<br />

auf das Toilettenschilderbeispiel heißt dies, dass man innerhalb seiner<br />

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