Die sonne und der Mensch - ES-SO
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<strong>Die</strong> <strong>sonne</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong><br />
<strong>Die</strong> Differenz könnte kaum gigantischer sein zwischen dem größten Objekt in unserem Sonnensystem<br />
<strong>und</strong> dem schlichten Begriff „Sonnenschutz“. public bat drei Top-Experten zum interdisziplinären<br />
Gedankenaustausch r<strong>und</strong> um Energiesparen, architektonische Vorgaben <strong>und</strong> unser aller<br />
Wohlbefinden. Es ging (fast) um alles – es ging um uns. Von Paul Christian Jezek<br />
04/13 public – das österreichische gemeindemagazin<br />
public: Für die Chronobiologie ist Tageslicht<br />
ein zentraler Faktor <strong>und</strong> es beeinflusst<br />
massiv alle Stoffwechselvorgänge<br />
sowie die Stimmung des <strong>Mensch</strong>en. Wie<br />
nutzt die Architektur das Sonnenlicht –<br />
<strong>und</strong> wie kann sie es noch besser nutzen?<br />
Gerhard Kopeinig: Als Architekt versuche<br />
ich seit gut zehn Jahren, ganzheitliche<br />
Gestaltung mit energieeffizientem<br />
<strong>und</strong> nachhaltigem Bauen zu verbinden.<br />
Zuallererst werden die Entscheidungen<br />
<strong>und</strong> Kriterien zur Planung festgesetzt.<br />
Im Zuge des Projekts folgen Aspekte wie<br />
Licht, Sonne <strong>und</strong> natürlich <strong>der</strong> Standort<br />
– im Einklang mit den Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />
Bauherrn. <strong>Die</strong>se wesentlichen Pole schaffen<br />
den Entwurf <strong>und</strong> die Raumgestaltung.<br />
Das Zusammenspiel aus Tageslicht,<br />
Kunstlicht <strong>und</strong> Ausblick spielt eine ganz<br />
wesentliche Rolle.<br />
Peter Holzer: Unser Ziel, Konzepte für innovative<br />
Gebäude zu begleiten, setze ich<br />
als Vertreter <strong>der</strong> „planenden Ingenieure“<br />
um. Unsere Kernkompetenz ist das „clima<br />
engineering“ <strong>und</strong> es optimiert die Qualitäten<br />
des Gebäudes mit den Komponenten<br />
Befensterung, Lüftung, Heizung, Kühlung<br />
sowie Speichermassen <strong>der</strong>gestalt, dass das<br />
Endprodukt ein Gebäude ist, das mehr kann<br />
<strong>und</strong> weniger braucht. <strong>Mensch</strong>en gut zu beherbergen<br />
<strong>und</strong> ergonomische Arbeitsplätze<br />
zu schaffen, steht bei uns im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />
Bis auf die Lüftung sind alle genannten<br />
Komponenten „Sonnen-getrieben“ – <strong>und</strong><br />
somit auch abhängig von Öffnung <strong>und</strong> Abschattung<br />
<strong>der</strong> Befensterung. Heizung <strong>und</strong><br />
Kühlung werden durch Sonne getrieben,<br />
Speichermassen durch Sonne bewirtschaftet.<br />
<strong>Die</strong> Sonne <strong>und</strong> <strong>der</strong> Umgang mit Öffnen<br />
<strong>und</strong> Schließen des Gebäudes stellt somit ein<br />
zentrales Element seiner Funktionalität dar.
Warema<br />
Sonnenschutz kann auch höchsten ästhetischen Ansprüchen<br />
genügen: Beim " product design award 2013" erhielt<br />
die Pergola-Markise P40 von Warema den " red dot". Das<br />
ausgezeichnete System schafft beson<strong>der</strong>s große Schattenflächen:<br />
Mit einer Anlage sind 32 m 2 realisierbar.<br />
Johann Gerstmann: Wir stehen am Beginn<br />
einer neuen Ära, die nennt sich „zero<br />
energy buildings“. In den vergangenen 30<br />
Jahren haben wir lediglich die Reduktion<br />
des Heizwärmebedarfs ermöglicht. Aber<br />
welche Konsequenzen hat das? Ein wesentlicher<br />
Faktor dürfte <strong>der</strong> U-Wert sein,<br />
<strong>der</strong> bei unüberlegter Maximierung zu Ungunsten<br />
des Tageslichts ausgeht. Beson<strong>der</strong>s<br />
spannend ist das Thema Beleuchtung<br />
<strong>und</strong> Energieeffizienz, das medial kaum<br />
Beachtung findet.<br />
Der Primärverbraucher „Gewerbe <strong>und</strong><br />
Büro“ – mit Kunstlicht ausgestattet –<br />
wird kaum diskutiert, obwohl das Licht<br />
oft mehr Strom benötigt als die Kühlung.<br />
Wegen des unüberlegten Abschatten <strong>der</strong><br />
gesamten Glasfläche wird auch am Tag<br />
Kunstlicht aufgedreht. Sinnvoller wäre<br />
es, die Verglasung zu zonieren, damit ausreichend<br />
Tageslicht einfallen kann <strong>und</strong><br />
nur <strong>der</strong> Sichtbereich einen Blendschutz<br />
bekommt.<br />
Kunstlicht aus.<br />
Klimaanlage aus.<br />
Effizienz an.<br />
vivamatic®<br />
Tageslichtmanagement für Raffstoren<br />
WAREMA Austria GmbH<br />
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Holzer: Sie sprechen mir aus dem Herzen.<br />
Meine „fact finding mission“ heute Morgen<br />
am Weg hierher hat mich am Uniqa-Tower<br />
vorbeigeführt: zu 90 Prozent verglast, <strong>der</strong><br />
Sonnenschutz war herunten, physisch <strong>und</strong><br />
optisch dicht. Natürlich haben dahinter<br />
die Lichter gebrannt. Wir haben heute den<br />
allerersten Tag, an dem wir uns nicht mehr<br />
über die Kälte beklagen. (Anm. <strong>der</strong> Redaktion:<br />
Das Gespräch fand am 9.4. statt.) Kurz<br />
vorher hatte ich mich im eigenen Büro am<br />
Fenster in die Sonne gesetzt <strong>und</strong> am Laptop<br />
geschrieben – sie hat geblendet, ich habe<br />
mich gefreut. Und <strong>der</strong> Uniqa-Tower ist am<br />
ersten Tag, an dem nicht mehr geheizt werden<br />
muss, dicht. Dank <strong>der</strong> Sonnenschutz-<br />
Lamellen-Technologie darf man vielleicht<br />
noch in einem vorgegebenen Blickwinkel<br />
hinausschauen – danke schön. <strong>Die</strong>ses Paradoxon,<br />
dass wir Glasflächen maximieren,<br />
mit Sonnenschutz darauf reagieren, um bei<br />
bloßer Tageshelligkeit flächig zu schließen,<br />
erfor<strong>der</strong>t neue Denkansätze. Fassaden müs-<br />
Sonne. Licht. WAREMA.<br />
SPEZIAL Sonnenschutz | public-Gespräch<br />
sen schließen, aber erst recht öffnen. Das<br />
Schließen funktioniert so gut, dass wir uns<br />
auch über das Öffnen wie<strong>der</strong> Gedanken machen<br />
müssen: Wärme bleibt drinnen, Hitze<br />
<strong>und</strong> Kälte bleiben draußen, wir selbst fast<br />
immer drinnen. Wir müssen uns bemühen,<br />
das Außen wie<strong>der</strong> nach innen zu holen. *)<br />
Gerstmann: Auch ich bin ein Befürworter<br />
einer lebendigen Fassade, damit sie den<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Nutzer gerecht werden<br />
kann. Sonnenschutzlösungen, die vor allem<br />
auf das optische Erscheinungsbild des<br />
Gebäudes zielen, gehen zu Lasten <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong>en,<br />
die dahinter leben <strong>und</strong> arbeiten.<br />
Kopeinig: Tatsächlich gibt es beim Gebäudelayout<br />
keine Zwischenzonen mehr; keine<br />
Veranden, keine Vorbauten. Vermutlich<br />
fehlt es am integralen Planungsprozess.<br />
Es wird „zu viel entworfen“, es findet zu<br />
wenig im Austauschprozess statt. Mögli-<br />
»<br />
vivamatic ® ist nicht zu sehen. Das Ergebnis aber schon: Durch das intelligente Tageslichtmanagement ist immer die optimale Lichtnutzung gewährleistet –<br />
keine Raumverdunklung, weniger Kunstlicht. vivamatic ® senkt den Energieverbrauch für die Gebäudeklimatisierung <strong>und</strong> steigert die Energieeffizienz.<br />
public – das österreichische gemeindemagazin 04/13<br />
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SPEZIAL Sonnenschutz | public-Gespräch<br />
Peter Holzer, Johann Gerstmann<br />
<strong>und</strong> Gerhard Kopeinig.<br />
Am Sonnentisch<br />
Johann Gerstmann, Repräsentant des<br />
B<strong>und</strong>esverbandes Sonnenschutztechnik<br />
Österreich<br />
Peter Holzer, geschäftsführen<strong>der</strong><br />
Gesellschafter des Ingenieurbüros P. Jung<br />
(„Konzepte für innovative Gebäude")<br />
Gerhard Kopeinig, Architekt, Arch + More<br />
Ziviltechniker GmbH<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Paul Christian Jezek<br />
04/13 public – das österreichische gemeindemagazin<br />
cherweise wird dieser Austausch – nämlich<br />
jener zwischen Architekt, Ingenieur,<br />
Produkthersteller, Bauherr <strong>und</strong> Nutzer<br />
– sogar bewusst unterb<strong>und</strong>en. <strong>Die</strong> gesetzlichen<br />
Regelungen wie etwa das Vergaberecht<br />
stützen diese Abläufe. Im Spannungsfeld<br />
zwischen Auftraggeber, dem<br />
Bauherrn <strong>und</strong> dem Auftragnehmer liegt<br />
<strong>der</strong> Entwurf.<br />
Der Nutzer aber kennt dieses Spannungsfeld<br />
nicht, da <strong>der</strong> Auftraggeber ein<br />
Investor ist, <strong>der</strong> freilich an<strong>der</strong>e Interessen<br />
bedienen muss. Nur im allgemeinen<br />
Austausch können sämtliche Aspekte<br />
sinnvoll zu einem Ganzen führen: die<br />
thermische Qualität erfüllen, Tageslicht<br />
miteinbeziehen, architektonisch wertvoll<br />
sein.<br />
Holzer: Ein traditioneller Ansatz <strong>der</strong> Architektur<br />
war das Zwiebelschalenprinzip <strong>der</strong><br />
Veranda. Man hat die warme Zone – wenn<br />
es sehr kalt war – nach innen gezogen.<br />
Der Wintergarten war eben <strong>der</strong> Garten im<br />
Winter, die Pufferzone. <strong>Die</strong>se wurde obsolet,<br />
weil wir unsere Hausaufgaben in <strong>der</strong><br />
Fassadendämmung so gut gemacht haben.<br />
<strong>Die</strong> Pufferräume sind ausgestorben, weil<br />
man sie thermisch nicht mehr gebraucht<br />
hat. Wir haben aber auch eine differenzierte<br />
Fensteröffenbarkeit verloren, weil<br />
Lüftungstechnik diese scheinbar ersetzt<br />
hat. Letztendlich sind unsere einfallslosen<br />
Gebäude das Ergebnis eines großen<br />
„Erfolges“ – nun haben wir eine 22-bis-<br />
24-Grad-Behaglichkeit <strong>der</strong> „bewiesenen<br />
Unges<strong>und</strong>heit“. Komfort! – Bequem, aber<br />
unges<strong>und</strong>. Wir haben die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
gut gelöst, die Unbillen des Wetters sind<br />
draußen. Wir müssen im Sinne des psychischen<br />
<strong>und</strong> physischen Wohlbefindens<br />
Gebäude wie<strong>der</strong> öffnen. Darin liegt die<br />
Spannung des Themas.<br />
Gerstmann: <strong>Die</strong> ursprüngliche Funktion<br />
einer Gebäudehülle – Thermoregulation,<br />
Frischluft, Hygienefaktoren etc. – haben<br />
wir seit den letzten 30 bis 40 Jahren abgeschafft<br />
<strong>und</strong> durch zentrale Haustechnik<br />
ersetzt. Das ist sicher ein Gr<strong>und</strong>, weshalb<br />
unsere Gebäude heute 40 Prozent <strong>der</strong> gesamten<br />
Primärenergie verschlingen. Natürlich<br />
ist <strong>der</strong> größte Energieverbraucher<br />
das Kunstlicht im Glasbau (zum Beispiel<br />
<strong>der</strong> DC-Tower bekommt eine dunkle Glasfassade,<br />
die zwar die Sicht nach außen<br />
ermöglicht, aber kaum noch Tageslicht<br />
durchlässt). Und je mehr Glas ich nutze,<br />
umso häufiger wird Blendschutz notwendig,<br />
was bei vollflächiger Abschattung<br />
zwangsläufig zu drastischer Tageslichteinbuße<br />
führt.
Gabriele Diwald/Senft & Partner<br />
[<br />
Kopeinig: Ohne Licht gibt es keinen Raum.<br />
Ich schaffe mit Licht auch Volumen im<br />
Raum – <strong>und</strong> Kontraste, die absinken <strong>und</strong><br />
somit zu Dunkelheit führen. Im Schul-<br />
Bereich beispielsweise kann dieser Faktor<br />
sehr wesentliche Auswirkungen haben.<br />
Gerstmann: Gr<strong>und</strong>sätzlich ließe sich <strong>der</strong><br />
Kunstlichtbedarf um 70 bis 80 Prozent<br />
reduzieren! Aber auch die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an den Lichtbedarf eines Arbeitsplatzes<br />
passen nicht. 300 Lux für einen Schüler,<br />
DAS KANN <strong>SO</strong>NNENSCHUTZ.<br />
• Passiv kühlen - Schutz vor Überwärmung<br />
• Passiv heizen - Heizen mit <strong>der</strong> Sonne<br />
• Beleuchten mit ges<strong>und</strong>em Tageslicht<br />
• Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Energieeffizienz<br />
• Komfortabel wohnen <strong>und</strong> arbeiten<br />
Mehr Information unter www.bvst.at.<br />
500 Lux für einen Büroarbeitsplatz – das<br />
ist ein schlechter Witz!<br />
Holzer: Der <strong>Mensch</strong> ist lichtgesteuert. <strong>Die</strong><br />
Entwicklung des Homo sapiens hat in Afrika<br />
begonnen – mit dunkler Hautfarbe<br />
als Sonnenschutz. Mit <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ung<br />
nach Norden gingen drastische evolutionäre<br />
Anpassungen einher. Für ein halbiertes<br />
Lichtangebot wurde die Haut bleich.<br />
Nun begeben wir uns in Räume, die nur<br />
ein weiteres H<strong>und</strong>ertstel dieses Lichts bie-<br />
SPEZIAL Sonnenschutz | public-Gespräch<br />
ten. So bleich, dass das ges<strong>und</strong> ist, können<br />
wir gar nicht werden – schon gar nicht<br />
in drei Generationen. Also: Raus mit uns<br />
<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Häuser an<strong>der</strong>s bauen. Und zwar<br />
drastisch. Wir sind gemacht für 10.000 Lux<br />
aufwärts – da sind wir untertags richtig<br />
wach <strong>und</strong> am Abend wie<strong>der</strong> richtig müde.<br />
Gerstmann: Wesentlich ist die transparente<br />
Fassade mitsamt den „richtigen“ Energie-<br />
<strong>und</strong> Lichtströmen. Das erfor<strong>der</strong>liche<br />
»<br />
public – das österreichische gemeindemagazin 04/13<br />
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50<br />
SPEZIAL Sonnenschutz | public-Gespräch<br />
Gabriele Diwald/Senft & Partner<br />
billige Bauen, das volkswirtschaftlichen<br />
Schaden erzeugt,<br />
samt Energieausweis, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Vergangenheit nur eindimensional<br />
die Heizwärme berücksichtigt<br />
hat – dieses Modell bringt<br />
nichts.<br />
Holzer: Einige Gr<strong>und</strong>regeln:<br />
Hohe Fenster sind lichttechnisch<br />
wirksamer als breite. Helle<br />
Farben im Raum verbessern das<br />
Tageslichtangebot. Eine weiße<br />
Wand hat eine Reflexion von 80<br />
Prozent. Ich breche weiters eine<br />
Lanze für vielfältige Fensterläden.<br />
<strong>Die</strong> Industrie sollte den<br />
einen Teil nicht gleichmäßig<br />
prozentuell dunkler machen,<br />
son<strong>der</strong>n die Extreme zulassen.<br />
Kopeinig: Es gibt in einem Raum<br />
ganz bewusst dunkle Ecken, um<br />
Rückzugsmöglichkeiten zu ha-<br />
Lebhafte Expertendiskussion über Licht <strong>und</strong> Raum.<br />
04/13 public – das österreichische gemeindemagazin<br />
ben, ebenso wie helle Flecken,<br />
um das Leben darzustellen. Der<br />
<strong>Mensch</strong> wird wissen, wann er<br />
sich zurückzieht o<strong>der</strong> wann er<br />
die 1.000 Lux am Tisch vorzieht.<br />
<strong>Die</strong> reine Gestaltung <strong>der</strong> Fassade<br />
ist zu wenig!<br />
Holzer: Das bislang ausgeübte<br />
Versorgungsprinzip (Licht,<br />
Luft <strong>und</strong> Wärme) ist überholt.<br />
22 Grad, 40 Prozent Luftfeuchtigkeit<br />
etc. <strong>und</strong> automatisch<br />
geregeltes Kunstlicht, wenn die<br />
Sonne untergeht: Wir Techniker<br />
wollten Komfort garantieren.<br />
Wir sind nun aber fast am Ziel<br />
unserer Aufgabe – <strong>und</strong> die <strong>Mensch</strong>en<br />
werden krank! Das wollten<br />
<strong>und</strong> wollen wir nicht. Ich<br />
wünsche mir Häuser, die nicht<br />
„versorgen“, son<strong>der</strong>n „ermöglichen“.<br />
<strong>Die</strong> Gebäude sollen aus<br />
sich heraus gut funktionieren.<br />
Wenn es dann zeitweise Innenraumzustände<br />
außerhalb zu enger<br />
Normanfor<strong>der</strong>ungen gibt –<br />
sei's drum! So ist es tausendmal<br />
erwiesen, dass <strong>Mensch</strong>en toleranter<br />
sind, wenn sie Einfluss<br />
auf ihre Umgebung haben - <strong>und</strong><br />
sei es das Öffnen eines Fensters.<br />
Kopeinig: Wenn ich NUR saniere,<br />
ist es ein Fortschreiben eines<br />
suboptimalen Modells für die<br />
nächsten 40 Jahre. Der Sanierungsbedarf<br />
über die nächsten<br />
20 Jahre wird enorm sein – aber<br />
Sanieren allein wird definitiv zu<br />
wenig sein.<br />
Gerstmann: Früher waren wir<br />
80 Prozent des Tages draußen,<br />
nun sind wir 90 Prozent drinnen.<br />
Das bedingt eine neue<br />
Bauweise, die <strong>der</strong> geän<strong>der</strong>ten<br />
Gebäudenutzung entspricht.<br />
Wir haben heute so gut wie<br />
keine Leuchtturm-Projekte, die<br />
wirklich fit für die Zukunft sind.<br />
Holzer: Stimmt. Als Ingenieur<br />
wage ich meinem Sohn nicht zu<br />
versprechen, dass hier wirkliche<br />
Baukultur entsteht.<br />
<strong>Die</strong> kurzlebige Technologie darf<br />
nicht das Gebäude selbst sein,<br />
sie muss das Gebäude betreiben<br />
<strong>und</strong> effizient sein.<br />
Gerstmann: Wir brauchen etwas<br />
Besseres <strong>und</strong> da hilft es, wenn<br />
wir uns besinnen <strong>und</strong> erkennen,<br />
dass unsere Gebäude lebenswerter<br />
waren, als sie nicht<br />
übertechnisiert waren. Ein Gebäude<br />
ist etwas gänzlich an<strong>der</strong>es<br />
als ein klimatisiertes Auto!<br />
Kopeinig: Nicht das Bessere,<br />
son<strong>der</strong>n das Logische setzt sich
durch. Es ist <strong>der</strong> Zeitpunkt für noch keine beson<strong>der</strong>e Kunst.<br />
eine neue Einfachheit, eine Ab- <strong>Die</strong> Qualität liegt in <strong>der</strong> umfasrüstung<br />
<strong>der</strong> Materialien <strong>und</strong> somit<br />
eine neue Tragfähigkeit des<br />
senden Planung.<br />
Entwurfs.<br />
Holzer: Bringen wir es auf den<br />
Punkt: Wir haben im Wohnbau<br />
Holzer: Der Begriff <strong>der</strong> Tragfä- kein Problem <strong>der</strong> Überhitzung,<br />
higkeit des Entwurfs gefällt mir es sei denn, wir machen uns ein<br />
sehr gut. Werde ich das Gebäude solches. <strong>Die</strong> Vergrößerung <strong>der</strong><br />
auch 30 Jahre später noch sehen Fensterflächen hat dazu wesent-<br />
wollen? Der Blick darauf – auf lich beigetragen. Glücklicherwei-<br />
die tragfähige Funktion des Gese haben wir aber in Österreich<br />
bäudes, Leben <strong>und</strong> Arbeit zu er- strenge Normen für die Sommermöglichen<br />
–, ist für mich wichtig.<br />
<strong>Die</strong> Gesellschaft selbst muss<br />
tauglichkeit von Gebäuden.<br />
tragfähig sein. Und diesem Sinn Gerstmann: Durch den Einsatz<br />
müssen die Gebäude dienen. von intelligenten Sonnenschutz-<br />
Nur unter dieser Prämisse dissystemen könnten wir vom Enerkutiere<br />
ich über Sonnenschutz giebedarf aller Gebäude <strong>der</strong> EU25<br />
o<strong>der</strong> Kühlgeräte.<br />
zehn Prozent, das wären mehr als<br />
40 Millionen Tonnen (Öläquiva-<br />
Gerstmann: Freilich steht <strong>der</strong> lent), <strong>und</strong> die Hälfte aller unserer<br />
<strong>Mensch</strong> im Mittelpunkt. Ich bezweifle,<br />
dass dies in <strong>der</strong> Realität<br />
auch immer <strong>der</strong> Fall ist. Ich sehe,<br />
Klimaanlagen einsparen!<br />
dass von außen vieles stimmen *) Bei <strong>der</strong> Diskussion r<strong>und</strong> um den Uni-<br />
mag. Ich sehe sogenannte Akqa-Tower stimmte Johann Gerstmann<br />
tivhaus-Projekte, wo von außen <strong>der</strong> Meinung Peter Holzers nicht ganz<br />
kein Licht hereinkommt. Viel zu: „<strong>Die</strong>ses Gebäude hat hochwertige<br />
Photovoltaik hat einen Stempel lichtlenkende Lamellen, sollte also in<br />
gebraucht, um ein sogenanntes <strong>der</strong> Lage sein, viel Tageslicht in den<br />
Leuchtturm-Projekt zu erzeugen Raum zu lenken, ohne den Blickkontakt<br />
– so im Entstehen im 6. Wiener nach außen komplett dichtzumachen.<br />
Gemeindebezirk.<br />
Der Uniqa-Tower ist im Vergleich zu<br />
vielen an<strong>der</strong>en Objekten wie etwa dem<br />
Kopeinig: Ich bin auch für Nachhaltigkeit,<br />
aber gegen Einseitigkeit.<br />
Wenn man Architektur<br />
mit Tageslicht verbindet, ist das<br />
OMV-Tower wesentlich besser!"<br />
d e R s c h ö n s t e P l a t z a n d e R s o n n e i s t i M s c h a t t e n .<br />
Compriband<br />
Softschienen -<br />
einputzprofil<br />
Dämmung<br />
5º bei Fenster<br />
2º bei Tür Compriband<br />
Anschlagleiste<br />
D e R t R I c K<br />
M I t D e M K l I c K<br />
Mit dem Klick-Raffsystem von valetta kommen<br />
Raffstore ohne Putzrisse auf jede Fassade! Denn die<br />
durch den wind erzeugte Bewegungsenergie wird<br />
über die Jalousiebaugruppe abgeleitet. auf die vormontierte<br />
Baugruppe werden die Softführungsschienen<br />
aufgesteckt <strong>und</strong> ganz automatisch mit den<br />
patentierten alubefestigungsklips eingeklipst – ganz<br />
ohne Montagebügel. Und das Sys tem nimmt in <strong>der</strong><br />
Breite bis zu 4 mm toleranz auf.<br />
vORteIle<br />
❙ Keine Putzrisse: <strong>Die</strong> Bewegungsenergie (wind be -<br />
las tung) wird über die Jalousiebaugruppe abgeleitet.<br />
❙ Einfache Montage<br />
❙ Thermische Trennung: Der Montageklip ist mit<br />
einem Schaumband zum Fenster <strong>und</strong> Softschienen-<br />
einputzprofil thermisch getrennt.<br />
❙ Schlagregendicht: <strong>Die</strong> einputzbaugruppe wird mit<br />
einem zertifizierten Dichtband abgedichtet.<br />
❙ Keine Durchdringung <strong>der</strong> Isolierung<br />
public – das österreichische gemeindemagazin 04/13<br />
R o l l l a d e n ❙ J a l o u s i e ❙ M a R k i s e ❙ i n s e k t e n s c h u t z<br />
X<br />
w w w . v a l e t t a . a t<br />
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