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Mensch sein in jeder Beziehung ...in der Beziehung von Männern ...

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Predigten<br />

Thema: <strong>Mensch</strong> <strong>se<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>je<strong>der</strong></strong> <strong>Beziehung</strong> ...<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> Män-<br />

nern und Frauen (Teil 1)<br />

Bibeltext: 1. Mose 2, 18–25<br />

Datum: 14.10.2007, Gottesdienst<br />

Verfasser: Verena Otterbach<br />

Impressum:<br />

Freie evangelische Geme<strong>in</strong>de Essen – Mitte<br />

Hofterbergstraße 32<br />

45127 Essen<br />

Internet : http://essen-mitte.feg.de<br />

eMail: verena.otterbach@essen-mitte.feg.de


FeG Essen – Mitte Predigten<br />

2007-10-14 1. Mose 2, 18–25<br />

Liebe Geme<strong>in</strong>de,<br />

vergangene Woche während <strong>der</strong> Tagung "neu anfangen" <strong>in</strong> Schwäbisch Gmünd fand ich auf<br />

me<strong>in</strong>em Zimmer das aktuelle Heft <strong>der</strong> Zeitschrift "family". Das erste Thema auf <strong>der</strong> Titelseite<br />

sprang mir sofort <strong>in</strong>s Auge "Männer grillen, Frauen putzen?". Für mich e<strong>in</strong> weiteres Zeichen,<br />

wie aktuell unser heutiges Predigtthema "<strong>Mensch</strong><strong>se<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> <strong>Männern</strong> und Frau-<br />

en" zurzeit ist. Das Thema ist aber nicht nur aktuell, son<strong>der</strong>n auch vielschichtig und begegnet<br />

uns im Alltag immer wie<strong>der</strong>. Deshalb wird es nächste Woche auch Teil 2 <strong>von</strong> "<strong>Mensch</strong><strong>se<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> <strong>Männern</strong> und Frauen" geben.<br />

Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit so e<strong>in</strong>er Formulierung wie "Männer grillen, Frauen putzen"<br />

geht. Mir dreht sich bei so was gleich <strong>der</strong> Magen um. Ich mag solche Rollenzuweisungen gar<br />

nicht. So e<strong>in</strong> Abstempeln: typisch Mann, typisch Frau. Immer wie<strong>der</strong> begegnen wir im Alltag<br />

solchen und an<strong>der</strong>en Rollenverständnissen. Heute stellen wir uns also die Frage wie können wir<br />

als Frauen und Männer zusammen, also <strong>in</strong> <strong>Beziehung</strong> zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, leben? Wie hat sich Gott das<br />

eigentlich gedacht?<br />

Hören wir dazu erstmal auf e<strong>in</strong> Wort Gottes aus dem Alten Testament, 1. Mose 2, 18–25:<br />

18 Dann sprach Gott, <strong>der</strong> Herr: Es ist nicht gut, dass <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> alle<strong>in</strong> bleibt. Ich will ihm<br />

e<strong>in</strong>e Hilfe machen, die ihm entspricht. 19 Gott, <strong>der</strong> Herr, formte aus dem Ackerboden alle Tiere<br />

des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem <strong>Mensch</strong>en zu, um zu sehen, wie er<br />

sie benennen würde. Und wie <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen.<br />

20 Der <strong>Mensch</strong> gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes.<br />

Aber e<strong>in</strong>e Hilfe, die dem <strong>Mensch</strong>en entsprach, fand er nicht. 21 Da ließ Gott, <strong>der</strong> Herr, e<strong>in</strong>en<br />

tiefen Schlaf auf den <strong>Mensch</strong>en fallen, so dass er e<strong>in</strong>schlief, nahm e<strong>in</strong>e <strong>se<strong>in</strong></strong>er Rippen und verschloss<br />

ihre Stelle mit Fleisch. 22 Gott, <strong>der</strong> Herr, baute aus <strong>der</strong> Rippe, die er vom <strong>Mensch</strong>en<br />

genommen hatte, e<strong>in</strong>e Frau und führte sie dem <strong>Mensch</strong>en zu. 23 Und <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> sprach: Das<br />

endlich ist Be<strong>in</strong> <strong>von</strong> me<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> und Fleisch <strong>von</strong> me<strong>in</strong>em Fleisch. Frau soll sie heißen; denn<br />

vom Mann ist sie genommen. 24 Darum verlässt <strong>der</strong> Mann Vater und Mutter und b<strong>in</strong>det sich an<br />

<strong>se<strong>in</strong></strong>e Frau, und sie werden e<strong>in</strong> Fleisch. 25 Beide, Adam und <strong>se<strong>in</strong></strong>e Frau, waren nackt, aber sie<br />

schämten sich nicht vore<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

(E<strong>in</strong>heitsübersetzung)<br />

Seite 2 <strong>von</strong> 9 © FeG Essen – Mitte, Verena Otterbach


FeG Essen – Mitte Predigten<br />

2007-10-14 1. Mose 2, 18–25<br />

Falls jemand <strong>von</strong> Ihnen jetzt e<strong>in</strong> Déjà-vu hat, dann liegen Sie vollkommen richtig. Dieser Bibel-<br />

text kam schon e<strong>in</strong>mal vor <strong>in</strong> unserer Predigtreihe "<strong>Mensch</strong><strong>se<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>je<strong>der</strong></strong> <strong>Beziehung</strong>". Das war<br />

relativ am Anfang, die zweite Predigt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reihe, zum Thema "<strong>Mensch</strong><strong>se<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Beziehung</strong><br />

zu den Mitmenschen". Die Grundlage für diese Predigt und damit auch für die Predigt heute<br />

bildet die erste Predigt unserer Predigtreihe "<strong>Mensch</strong><strong>se<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Beziehung</strong> zu Gott" <strong>von</strong> Pastor<br />

Lars L<strong>in</strong><strong>der</strong>. Deshalb blicken wir erstmal zurück. Damals hatten wir uns gefragt: „Was b<strong>in</strong> ich,<br />

wer b<strong>in</strong> ich?“ Und die Antwort auf diese Frage war zusammengefasst: „Ich b<strong>in</strong> als <strong>Mensch</strong><br />

De<strong>in</strong> Ebenbild, me<strong>in</strong> Gott, De<strong>in</strong> Gegenüber. Du liebst mich, also b<strong>in</strong> ich. Ich b<strong>in</strong> <strong>von</strong> Dir ge-<br />

liebt, das b<strong>in</strong> ich.“ Diese Antwort gilt jedem <strong>Mensch</strong>en, also auch jedem Mann und <strong>je<strong>der</strong></strong> Frau.<br />

Von dieser Grundlage ausgehend fragen wir heute ganz speziell nach <strong>der</strong> <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> Män-<br />

nern und Frauen.<br />

<strong>Mensch</strong> = Mann + Frau<br />

Der heutige Predigttext wird manchmal mit <strong>der</strong> Überschrift "Die Erschaffung <strong>der</strong> Frau" verse-<br />

hen. Richtig müsste es allerd<strong>in</strong>gs heißen "Die Erschaffung <strong>von</strong> Mann und Frau". Das mag Ihnen<br />

jetzt vielleicht als Haarspalterei vorkommen, aber <strong>in</strong> diesem Text ist erstmals die Rede vom<br />

Mann und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Frau, nachdem Gott beide erschaffen hat. Der <strong>Mensch</strong> ist deshalb we<strong>der</strong><br />

Mann noch Frau, son<strong>der</strong>n Mann und Frau.<br />

Das kl<strong>in</strong>gt jetzt wie e<strong>in</strong>s = zwei. Es ist aber letztlich das Gleiche, was wir schon bei<br />

"<strong>Mensch</strong><strong>se<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Beziehung</strong> zum Mitmenschen" herausgefunden haben. Lars L<strong>in</strong><strong>der</strong> hat das<br />

damals so ausgedrückt: "Der <strong>Mensch</strong> alle<strong>in</strong> ist noch ke<strong>in</strong> <strong>Mensch</strong>". Das heißt doch, den <strong>Mensch</strong>en<br />

gibt es nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Beziehung</strong> zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en <strong>Mensch</strong>en. Zuallererst bei <strong>der</strong> Schöpfung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> Mann und Frau.<br />

Geschaffen als Mann und Frau ist <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> Ebenbild Gottes. So ist <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> e<strong>in</strong>e Zweiheit<br />

und vom Schöpfer zur Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> beiden Geschlechter bestimmt. Der <strong>Mensch</strong> ist<br />

erst als Duo komplett. So hat sich Gott, <strong>der</strong> Schöpfer, das gedacht und erst dann für gut befunden.<br />

© FeG Essen – Mitte, Verena Otterbach Seite 3 <strong>von</strong> 9


FeG Essen – Mitte Predigten<br />

2007-10-14 1. Mose 2, 18–25<br />

Denn Es nicht gut, dass <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> alle<strong>in</strong> bleibt heißt an<strong>der</strong>sherum: es ist gut, dass <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Beziehung</strong> als Mann und Frau lebt. Der <strong>Mensch</strong> ist nicht mehr alle<strong>in</strong>e, <strong>se<strong>in</strong></strong>e E<strong>in</strong>samkeit<br />

ist überwunden.<br />

We<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mann noch die Frau ist "e<strong>in</strong>e Insel". Beide brauchen lebensnotwendig <strong>Beziehung</strong>en.<br />

Das haben wir ebenfalls bereits bei "<strong>Mensch</strong><strong>se<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Beziehung</strong> zum Mitmenschen" festge-<br />

stellt. Dort hieß es "Ich brauche den an<strong>der</strong>en" (ergänzungsbedürftig); und "Die an<strong>der</strong>en brauchen<br />

mich" (ergänzungsfähig). Das gilt ganz allgeme<strong>in</strong> für alle Mitmenschen und ganz speziell<br />

für das Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>von</strong> Mann und Frau.<br />

Männer brauchen Frauen und Frauen brauchen Männer. Die <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> Mann und Frau ist<br />

gut.<br />

Das hebräische Wort für "gut" me<strong>in</strong>t im umfassenden S<strong>in</strong>n das För<strong>der</strong>liche, Schöne und S<strong>in</strong>nvolle.<br />

Die <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> Mann und Frau ist also för<strong>der</strong>lich, schön und s<strong>in</strong>nvoll.<br />

För<strong>der</strong>lich ist mit e<strong>in</strong>em Zweck verbunden. Die <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> Mann und Frau dient also e<strong>in</strong>em<br />

Zweck. Das ist zunächst e<strong>in</strong>mal wirtschaftlich gedacht. Es geht ums Überleben. Es geht<br />

also um Arbeit und Familie. Gleichzeitig darf die <strong>Beziehung</strong> darauf nicht reduziert werden. Das<br />

wäre nämlich zu kurz gedacht.<br />

Die <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> Mann und Frau ist schön. Damit ist sie auch zweckfrei. Ke<strong>in</strong> <strong>Mensch</strong> möchte<br />

für e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>fach nur e<strong>in</strong>en Zweck erfüllen und sonst l<strong>in</strong>ks liegen gelassen werden.<br />

<strong>Mensch</strong>en s<strong>in</strong>d ja ke<strong>in</strong>e D<strong>in</strong>ge, die funktionieren müssen, wenn man sie braucht. Und so ist es<br />

auch <strong>von</strong> Gott nicht vorgesehen. Es geht auch darum e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e schöne Zeit mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu<br />

verbr<strong>in</strong>gen. Um zweckfreies Beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong><strong>se<strong>in</strong></strong>. Es geht darum sich am an<strong>der</strong>en zu freuen. Beie<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

und mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vom Alltag zu entspannen. Geme<strong>in</strong>sam zu lachen. Zusammen Sport<br />

zu treiben. Die Gesellschaft des an<strong>der</strong>en bei e<strong>in</strong>em guten Essen, e<strong>in</strong>em Glas We<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Tasse Kaffee zu genießen.<br />

Die <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> Mann und Frau ist s<strong>in</strong>nvoll. S<strong>in</strong>n macht diese <strong>Beziehung</strong>, zum e<strong>in</strong>en natürlich<br />

weil sie för<strong>der</strong>lich und schön ist. Aber auch, weil so die E<strong>in</strong>seitigkeit überwunden wird.<br />

Mann und Frau bilden erst zusammen e<strong>in</strong> Ganzes. Alle<strong>in</strong>e fehlt etwas.<br />

Ich habe hier das Bild <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Chor als Beispiel vor Augen. Die Männerstimmen Bass und<br />

Tenor können je alle<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>gen. Die Frauenstimmen Alt und Sopran können je alle<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>gen.<br />

Doch dabei fehlen immer die an<strong>der</strong>en Stimmen. Bei e<strong>in</strong>er Chorprobe üben die e<strong>in</strong>zelnen Stim-<br />

Seite 4 <strong>von</strong> 9 © FeG Essen – Mitte, Verena Otterbach


FeG Essen – Mitte Predigten<br />

2007-10-14 1. Mose 2, 18–25<br />

men ja schon mal alle<strong>in</strong>e. Aber wirklich gut kl<strong>in</strong>gt das nicht. Schön wird <strong>der</strong> Gesang erst zu-<br />

sammen, wenn die Stimmen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ergänzen und zur Geltung br<strong>in</strong>gen. Dann vere<strong>in</strong>en sich<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Stimmen zu e<strong>in</strong>em harmonischen Ganzen.<br />

Mann und Frau s<strong>in</strong>d also erst zusammen e<strong>in</strong> ganzer <strong>Mensch</strong>. Sie s<strong>in</strong>d auf <strong>Beziehung</strong>en zue<strong>in</strong>-<br />

an<strong>der</strong> angewiesen. Sie s<strong>in</strong>d auf Ergänzung durch den an<strong>der</strong>en angewiesen.<br />

Gegenüber<br />

Am Anfang also, als Gott alles schuf, stellt er fest, dass etwas noch nicht gut war, nämlich, dass<br />

<strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> alle<strong>in</strong> bleibt. Der <strong>Mensch</strong> alle<strong>in</strong>e ist noch ke<strong>in</strong> <strong>Mensch</strong>, es fehlt etwas. Ich will ihm<br />

e<strong>in</strong>e Hilfe machen, die ihm entspricht. E<strong>in</strong>e Entsprechung ist e<strong>in</strong> Gegenpart, e<strong>in</strong> Gegenüber.<br />

Mann und Frau entsprechen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> also, sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Gegenüber. So hat Gott Mann und<br />

Frau geschaffen.<br />

Und erst im Gegenüber zum an<strong>der</strong>en erkennen sie sich selbst. Der Mann nimmt sich erst im<br />

Gegenüber zur Frau als Mann wahr. Und die Frau nimmt sich erst im Gegenüber zum Mann als<br />

Frau wahr. Im Text wird dies auch deutlich: Erst, als er die Frau sieht, weiß <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong>, dass er<br />

Mann ist.<br />

E<strong>in</strong> Gegenüber ist e<strong>in</strong>e Person, die (e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Person zugewandt) auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite sitzt<br />

o<strong>der</strong> steht. In dem Wort "Gegenüber" wird also auch e<strong>in</strong>e gewisse Spannung deutlich. Mann<br />

und Frau s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Gegenüber heißt auch, dass sie auf unterschiedlichen Seiten sitzen. Sie<br />

s<strong>in</strong>d nicht gleich, nicht identisch.<br />

Das macht die <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> Mann und Frau spannungsvoll. Dadurch wird sie an vielen Stel-<br />

len alles an<strong>der</strong>e als e<strong>in</strong>fach, son<strong>der</strong>n herausfor<strong>der</strong>nd.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs könnten wir Männer und Frauen uns gegenseitig auch nicht ergänzen, wenn wir alle<br />

gleich wären.<br />

Wären wir gleich, dann wären wir nur das Spiegelbild des an<strong>der</strong>en und nicht e<strong>in</strong> Gegenüber.<br />

Die Unterschiede machen uns erst zum Gegenüber. Durch die Unterschiede können wir <strong>von</strong>e<strong>in</strong>-<br />

an<strong>der</strong> Neues lernen und uns weiterentwickeln.<br />

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FeG Essen – Mitte Predigten<br />

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Dazu müssen wir e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> erstmal als Gegenüber wahrnehmen. Schließlich ist e<strong>in</strong> Gegenüber<br />

e<strong>in</strong>e mir zugewandte Person. Mann und Frau, die Rücken an Rücken stehen, s<strong>in</strong>d ja ke<strong>in</strong> Ge-<br />

genüber. Erst die Zuwendung kann zum gegenseitigen Verstehen <strong>in</strong> Wort und Antwort, wie<br />

auch im Schweigen führen. Durch Zuwendung lernen wir <strong>von</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, <strong>in</strong>dem wir <strong>in</strong> Kontakt<br />

treten zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und uns gegenseitig kennen lernen.<br />

Zuwendung geschieht <strong>in</strong>dem wir mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> reden und schweigen. Im geme<strong>in</strong>samen Lachen<br />

und We<strong>in</strong>en. Streiten und versöhnen. E<strong>in</strong>an<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> neu kennen lernen aber auch die<br />

gewonnene Vertrautheit schätzen. E<strong>in</strong>an<strong>der</strong> herausfor<strong>der</strong>n und entlasten. Korrigieren und ermu-<br />

tigen.<br />

Männer und Frauen s<strong>in</strong>d <strong>von</strong> Gott als Gegenüber geschaffen, die e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ergänzen und zue<strong>in</strong>-<br />

an<strong>der</strong> passen. Sie s<strong>in</strong>d als Gegenüber zur gegenseitigen Hilfe geschaffen.<br />

Was bedeutet denn "Hilfe" <strong>in</strong> diesem Vers? Und hat Luther nicht übersetzt "ich will ihm e<strong>in</strong>e<br />

Gehilf<strong>in</strong> machen, die um ihn sei"? Wie passt das denn zu dieser Gleichwertigkeit, die durch das<br />

"Gegenüber" unterstellt wird?<br />

Das hebräische Wort, das an dieser Stelle steht, heißt "ezær" und bedeutet übersetzt Hilfe. Es<br />

bedeutet nicht Gehilf<strong>in</strong>, "ezær" ist ke<strong>in</strong>e weibliche, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e männliche Form. (kle<strong>in</strong>e<br />

"Grammatik-Lektion") Das Wort Hilfe kann also nicht mit <strong>der</strong> Frau gleichgesetzt werden. Beide,<br />

Mann und Frau, können also "ezær", Hilfe, <strong>se<strong>in</strong></strong>. Von diesem Wort her kann man also nicht<br />

e<strong>in</strong>fach <strong>der</strong> Frau die Rolle <strong>der</strong> Gehilf<strong>in</strong> des Mannes zuschreiben.<br />

Wenn man dann weiter untersucht, wie dieses Wort "ezær" im Alten Testament noch gebraucht<br />

wird, stellt man bald fest, dass meistens Gott als "ezær", als Hilfe bezeichnet wird. (Zum Beispiel<br />

<strong>in</strong> Psalm 121 "Ich hebe me<strong>in</strong>e Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Me<strong>in</strong>e<br />

Hilfe kommt vom HERRN") Wenn Gott als Hilfe bezeichnet wird, hat dieses Wort mit Sicherheit<br />

ke<strong>in</strong>en herabwürdigenden o<strong>der</strong> diskrim<strong>in</strong>ierenden Unterton. Es ist wohl ausgeschlossen<br />

Gott zum Gehilfen des <strong>Mensch</strong>en zu degradieren. So wird auch die Frau durch die Bezeichnung<br />

als "Hilfe" nicht zur Untergebenen des Mannes gemacht, die für ihn zu arbeiten und ihm zu<br />

gehorchen hat.<br />

Gedacht ist an e<strong>in</strong>e umfassende Ergänzung. E<strong>in</strong>e Ergänzung, die dem Wert und <strong>der</strong> Würde e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Mensch</strong>en als Ebenbild Gottes angemessenen ist. Eben e<strong>in</strong> Gegenüber. Mann und Frau begegnen<br />

sich auf gleicher Ebene.<br />

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FeG Essen – Mitte Predigten<br />

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Je<strong>der</strong> <strong>Mensch</strong>, Mann und Frau, braucht Hilfe. Ohne Hilfe bleibt <strong>se<strong>in</strong></strong> o<strong>der</strong> ihr Leben e<strong>in</strong> Bruch-<br />

stück, unabgeschlossen, eben nicht gut.<br />

Männer und Frauen, die e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Hilfe und Gegenüber s<strong>in</strong>d, behandeln den an<strong>der</strong>en als Partner.<br />

Sie wissen, dass ihnen <strong>der</strong> gleiche Wert und die gleiche Würde als Ebenbild Gottes zukommt.<br />

Mit "Hilfe, die ihm entspricht" ist personale Geme<strong>in</strong>schaft <strong>von</strong> Mann und Frau <strong>in</strong> umfassendem<br />

S<strong>in</strong>n geme<strong>in</strong>t. Das heißt ohne E<strong>in</strong>grenzung. Hilfe bedeutet also nicht, dass Männer und Frauen<br />

die gegenseitigen Bedürfnisse befriedigen und ansonsten <strong>je<strong>der</strong></strong> für sich nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>her leben.<br />

Auch ist die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>von</strong> Mann und Frau nicht darauf begrenzt K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu bekommen.<br />

Deshalb geht es heute auch nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um die Ehe. Denn auch wenn man nicht verhei-<br />

ratet ist, bleibt man auf e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> mehrere Gegenüber bezogen. Auch <strong>Mensch</strong>en, die alle<strong>in</strong>e<br />

leben, leben <strong>in</strong> <strong>Beziehung</strong>en.<br />

Geme<strong>in</strong>t ist also e<strong>in</strong>e umfassende Partnerschaft zwischen Mann und Frau auf allen Ebenen<br />

(Beispiele: am Arbeitsplatz, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de, im Freundeskreis, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie). Das heißt e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>se<strong>in</strong></strong>er Begrenztheit wahrnehmen und annehmen und sich gegenseitig Hilfe <strong>se<strong>in</strong></strong>.<br />

Helfen heißt, jemanden so stützen, dass zwei zusammen etwas schaffen, was für e<strong>in</strong>en zuviel<br />

ist. Mann und Frau als Partner auf allen Ebenen, die geme<strong>in</strong>sam <strong>von</strong> Gott beauftragt s<strong>in</strong>d zu<br />

leben und zu lieben, zu dienen und zu herrschen.<br />

Hilfe <strong>se<strong>in</strong></strong> heißt also jemanden da unterstützen, wo er alle<strong>in</strong>e nicht mehr weiterkommt. Vielleicht<br />

auch jemandem assistieren, wenn er es alle<strong>in</strong>e nicht schafft. Es kann aber auch heißen<br />

jemand verteidigen, <strong>der</strong> <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en angegriffen wird. Es kann heißen: geme<strong>in</strong>sam Lasten tragen.<br />

Es kann aber auch heißen, sich neue Horizonte aufzeigen lassen. Neue Horizonte, weil<br />

me<strong>in</strong> Gegenüber <strong>von</strong> <strong>se<strong>in</strong></strong>em Platz aus e<strong>in</strong>en ganz an<strong>der</strong>en Blickw<strong>in</strong>kel hat als ich <strong>von</strong> me<strong>in</strong>em.<br />

Auch das ist Hilfe. Fragen Sie doch e<strong>in</strong>fach mal: Wie siehst Du das denn? Was nimmst Du <strong>von</strong><br />

De<strong>in</strong>em Platz aus wahr?<br />

E<strong>in</strong>heit<br />

So spannungsvoll die <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> Mann und Frau auch <strong>se<strong>in</strong></strong> mag, so groß sche<strong>in</strong>t auch die<br />

Freude über den an<strong>der</strong>en zu <strong>se<strong>in</strong></strong>. Diese Freude wird <strong>in</strong> Vers 23 deutlich. Beim Anblick <strong>der</strong> Frau<br />

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ruf <strong>der</strong> Mann aus "Das endlich ist Be<strong>in</strong> <strong>von</strong> me<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> und Fleisch <strong>von</strong> me<strong>in</strong>em Fleisch. Frau<br />

soll sie heißen; denn vom Mann ist sie genommen." Das kl<strong>in</strong>gt für unsere Ohren vielleicht etwas<br />

seltsam. Dieser Ausdruck Be<strong>in</strong> <strong>von</strong> me<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> und Fleisch <strong>von</strong> me<strong>in</strong>em Fleisch ist e<strong>in</strong>e so<br />

genannte Verwandtschaftsformel. Damit erkennt <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>se<strong>in</strong></strong> Gegenüber als gleich im S<strong>in</strong>ne<br />

<strong>von</strong> "wir s<strong>in</strong>d <strong>von</strong> <strong>der</strong> gleichen Familie", wir gehören zusammen. Endlich jemand, <strong>der</strong> mir<br />

entspricht. Ganz an<strong>der</strong>s, als bei den vielen Tieren vorher. Also endlich jemand, <strong>der</strong> so ist wie<br />

ich.<br />

Der zweite Teil des Ausrufs "Frau soll sie heißen; denn vom Mann ist sie genommen." Ist auf<br />

Deutsch unverständlich. Im Hebräischen ist es e<strong>in</strong> Wortspiel "ish" und "isha", das Luther mit<br />

<strong>der</strong> Übersetzung "Mann und Männ<strong>in</strong>" wie<strong>der</strong>geben wollte. Es soll die Zusammengehörigkeit<br />

<strong>von</strong> Mann und Frau verdeutlichen. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit.<br />

Die Zusammengehörigkeit <strong>von</strong> Mann und Frau besteht also <strong>von</strong> allem Anbeg<strong>in</strong>n an. Bei <strong>der</strong><br />

Schöpfung wurden Mann und Frau e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zugeordnet. Das ist <strong>von</strong> Gott so gewollt.<br />

Diese Zusammengehörigkeit <strong>von</strong> Mann und Frau ist e<strong>in</strong>malig. Das wird dadurch klar, weil Gott<br />

die Frau nicht aus Ackerboden schafft – wie alles an<strong>der</strong>e, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Rippe des Mannes.<br />

Der <strong>Mensch</strong> wurde dabei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tiefschlaf versetzt. Er kann also we<strong>der</strong> zuschauen noch mitbestimmen<br />

bei <strong>der</strong> Schöpfung <strong>der</strong> Frau. Diese Erzählung illustriert damit sowohl die Tiefe als<br />

auch das Geheimnis <strong>der</strong> <strong>Beziehung</strong> <strong>von</strong> Mann und Frau.<br />

Ihre Zusammengehörigkeit ist jedenfalls so <strong>in</strong>tensiv, dass sie sogar die B<strong>in</strong>dung zu den Eltern<br />

übersteigt. "24 Darum verlässt <strong>der</strong> Mann Vater und Mutter und b<strong>in</strong>det sich an <strong>se<strong>in</strong></strong>e Frau, und<br />

sie werden e<strong>in</strong> Fleisch."<br />

Hervorgehoben wird hier, dass die B<strong>in</strong>dung <strong>von</strong> Eltern und K<strong>in</strong><strong>der</strong>n h<strong>in</strong>ter die B<strong>in</strong>dung <strong>von</strong><br />

Mann und Frau zurücktritt. Die B<strong>in</strong>dung <strong>von</strong> Mann und Frau überdauert an<strong>der</strong>e B<strong>in</strong>dungen und<br />

ist stärker. E<strong>in</strong>e <strong>Beziehung</strong> dieser Intensität nennen wir dann wohl Liebe.<br />

Aber auch hier beschränkt sich die <strong>Beziehung</strong> nicht auf die Sexualität. Mit <strong>der</strong> Formulierung<br />

"e<strong>in</strong> Fleisch <strong>se<strong>in</strong></strong>" ist e<strong>in</strong>e umfassende persönliche Geme<strong>in</strong>schaft geme<strong>in</strong>t. E<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft,<br />

die das <strong>Mensch</strong><strong>se<strong>in</strong></strong> als Ganzes umfasst – Leib, Seele und Geist.<br />

Die Kraft des Zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong>-H<strong>in</strong>gezogen<strong>se<strong>in</strong></strong>s <strong>von</strong> Mann und Frau dient nicht <strong>der</strong> Erfüllung e<strong>in</strong>er<br />

Aufgabe und verpufft dann. Son<strong>der</strong>n als <strong>Mensch</strong>en s<strong>in</strong>d wir auf <strong>Beziehung</strong>en angewiesen. E<strong>in</strong>-<br />

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FeG Essen – Mitte Predigten<br />

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fach aufgrund unseres <strong>Mensch</strong><strong>se<strong>in</strong></strong>s. Als Gegenüber s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Hilfe und Ergänzung,<br />

nach dem Willen des Schöpfers.<br />

Schluss<br />

Bleibt am Schluss noch die Rollenzuschreibung vom Anfang: Männer grillen, Frauen putzen.<br />

So e<strong>in</strong>e Festlegung auf typisch Mann und typisch Frau f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> dieser Schöpfungsgeschichte<br />

nicht.<br />

Männer und Frauen s<strong>in</strong>d verschieden, ergänzen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Gegenüber. Aber Gaben<br />

und Talente werden nicht nach dem Geschlecht verteilt. Was <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Mann kann, muss <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e nicht können. Was die e<strong>in</strong>e Frau kann, muss die an<strong>der</strong>e nicht können. Männer und Frauen<br />

werden hier nicht <strong>in</strong> zwei Kategorien gesteckt. Als Mann und Frau bleibt <strong>je<strong>der</strong></strong> <strong>Mensch</strong> e<strong>in</strong>zigartig.<br />

Mann und Frau s<strong>in</strong>d nur zusammen <strong>Mensch</strong>, beide als Ebenbild Gottes.<br />

Also, gehen Sie auf Entdeckungsreise und lernen Sie ihr Gegenüber kennen. Fragen Sie e<strong>in</strong>fach<br />

mal. "Kannst Du mir helfen?" o<strong>der</strong> "Wie siehst Du das denn?"<br />

Amen.<br />

© FeG Essen – Mitte, Verena Otterbach Seite 9 <strong>von</strong> 9

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