Activities 2006 - European Academy of Sciences and Arts
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ACTIVITIES <strong>2006</strong><br />
Auf das Wort im ärztlichen Gespräch hob der Münchener Philosoph und Theologe Eugen<br />
Biser ab: Worte könnten aufbauen, trösten und heilen. Diese Möglichkeit sei zuwenig in der<br />
ärztlichen Praxis integriert. Denn die Sprache dürfe nicht allein auf ihrem Informationswert<br />
beharren, sondern es müsse auch ihr performativer Wert herausgestellt werden:<br />
Mitein<strong>and</strong>er reden diene auch der Stabilisierung der Gemeinschaft. Allerdings kämpfe der<br />
Arzt auf verlorenem Schlachtfeld; zudem sei der Bereich des chronisch Kranken nicht therapiefähig.<br />
Die Wissenschaft müsse hier passen. An der Erzählung von der Heilung des<br />
Gichtbrüchigen im Markus-Evangelium machte Biser im theologischen Bereich den<br />
Paradigmenwechsel vom Paradigma der Heilung zum Paradigma des Glaubens fest.<br />
Mit Verwerfungen und damit Herausforderungen der modernen Medizin beschäftige sich<br />
Robert Gmeiner vom Bundeskanzleramt. Durch die Reduzierung der Medizin auf Technik<br />
gehe die Medizin Allianzen ein, verliere dabei aber auch ihr eigenständiges Pr<strong>of</strong>il, etwa mit<br />
der Interdisziplinarität der Life-<strong>Sciences</strong>, den Nano-, Bio-, Informations- und<br />
Cognitionswissenschaften (NBIC) komme man schließlich dazu, zu fragen: „Hat die<br />
Medizin den Menschen vergessen?“ Gmeiner plädierte in seiner Kritik an der<br />
Schulmedizin, die in der Form der Entpersönlichung den Kranken nicht mehr als Subjekt,<br />
sondern als Objekt sieht, für ein „Zurück zur Kranken orientierten Heilkunde!“<br />
Wenn Medizin Beziehung ist, ist sie Vertrauenssache, weshalb Arzt und Patient mitein<strong>and</strong>er<br />
„auf gleicher Augenhöhe“ mitein<strong>and</strong>er kommunizieren müssten.<br />
Patientenverfügungen betrachtet Gmeiner als „Symptom für die Vertrauenskrise der<br />
Medizin und ihrer Institutionen“. Die vitalen Bedürfnisse des Menschen zwischen<br />
Vergangenheit und Zukunft im Hinblick auf gemeinsame Werte in Harmonie zu bringen, sei<br />
Aufgabe der Medizin des 21. Jahrhunderts.<br />
Der Frankfurter Hirnforscher Wolf Singer sieht das Altern als zentrales Problem einer<br />
erfolgreichen Medizin. „Die Medizin muss überlegen, was sie will, wenn sie uns überleben<br />
lässt“, sagte der Forscher. Es bringe nichts, das Hirn jung zu halten, weil es sich dann<br />
selbst vergisst. Denn es könne nur ein bestimmtes Maß an Informationen im Bewusstsein<br />
gehalten werden.<br />
Mit der Ordnung der Welt brachte der Eichstätter Philosoph Nikolaus Lobkowicz die<br />
Gesundheit des Einzelnen in Zusammenhang, so wie etwa Hippokrates und auch<br />
Philosophen der Antike gemeint hätten.<br />
„Wer das Beste für einen Menschen anordnet, ist ein Tyrann“, sagte der Heidelberger Jurist<br />
Paul Kirchh<strong>of</strong> und betonte, der Gesundheitsbegriff der Weltgesundheits-Organisation<br />
(WHO) sei ein Weg zu einer Gesundheitsdiktatur.<br />
Verbote und Kontrollen wie beim Rauchen, dem Gewicht und der Ernährungsbilanz führten<br />
dazu, alle in einen Topf zu werfen, damit alle die gleiche Chance hätten. Kirchh<strong>of</strong> sieht<br />
darin einen zentralen Angriff auf Freiheit und Wohlbefinden des Menschen. Die Grenze zwischen<br />
Recht und Ethos dürfe nicht überschritten werden.<br />
Von höchster Bedeutung sei. Die jungen Mediziner gut zu erziehen und nicht<br />
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