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41556 Bundschuh_Asklepio#12EB8C - Asklepios

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42<br />

Patienten-Forum<br />

Kampf gegen die Sucht<br />

Substitutionsgestützte Therapie am SALUS-Fachkrankenhaus Bernburg<br />

Seit seinem 16. Lebensjahr nimmt<br />

Marc* Drogen. Er fing mit Marihuana an,<br />

ging schon bald zu Koks über und war am<br />

Ende Fixer. Er hielt sich durch Diebstähle<br />

»flüssig«, wurde strafrechtlich bekannt.<br />

Nach fünf gescheiterten Entgiftungen<br />

wählte er die Substitutionsbehandlung<br />

im SALUS-Fachkrankenhaus Bernburg.<br />

Mit der substitutionsgestützten<br />

Therapie ist es möglich, manifest<br />

opiatabhängigen Patienten<br />

nach erfolglosen Abstinenztherapien das<br />

Überleben zu sichern, ihre Chancen auf<br />

Resozialisierung zu verbessern und das<br />

Risiko von Infektionserkrankungen zu<br />

senken. »In der Regel sind sie bereits zwei<br />

Jahre oder länger abhängig und leiden<br />

unter schwerwiegenden Co-Morbiditäten.<br />

Es muss also eine Indikation vorliegen,<br />

bei der eine Abstinenztherapie zum<br />

aktuellen Zeitpunkt nicht möglich ist und<br />

die substitutionsgestützte Behandlung die<br />

vergleichsweise aussichtsreichsten Heilungs-<br />

oder zumindest Besserungschancen<br />

bietet«, erklärt die Bernburger Oberärztin<br />

Dr. Gabriele Jungbluth, die von der<br />

ASKLEPIOS intern<br />

22/2004<br />

Kassenärztlichen Vereinigung für diese<br />

Behandlungsform ermächtigt ist.<br />

Letztendliches Ziel bleibe aber die<br />

Suchtmittelfreiheit. Sie sei dann erreichbar,<br />

wenn die Substitutionstherapie durch<br />

eine engmaschige und wirksame psychosoziale<br />

Begleitung flankiert werde. »Hier<br />

arbeiten unsere Sozialarbeiterinnen eng<br />

mit den Drogenberatungsstellen zusammen«,<br />

so Dr. Jungbluth.<br />

Das Einzugsgebiet ist groß, denn<br />

niedergelassene Hausärzte in Wohnortnähe<br />

bieten diese Behandlung nur selten an.<br />

Dr. Jungbluth: »Suchtmedizinische Leistungen<br />

werden nicht gut vergütet und<br />

sind schwer abzurechnen. Außerdem hat<br />

kaum jemand Interesse daran, dass Drogenpatienten<br />

in seiner Praxis ein- und<br />

ausgehen. Hinzu kommt der Verwaltungsaufwand.«<br />

Nicht zuletzt müssen<br />

Ärzte, die sich dieser Behandlung zuwenden,<br />

auch suchtmedizinisch besonders<br />

qualifiziert sein.<br />

Es gibt also eine ganze Reihe von<br />

Hemmschwellen, die in diesem Bereich<br />

eine wohnortnahe hausärztliche Versorgung<br />

verhindern. Die meisten Patienten<br />

aus der Region kommen letztlich im Fachkrankenhaus<br />

Bernburg »an«. Vielfach leider<br />

sehr spät, nachdem sie aufgrund ihrer<br />

gesundheitlichen Folgeschäden oft<br />

wochenlang auf den Stationen somatischer<br />

Krankenhäuser zugebracht haben –<br />

ohne Motivationsbehandlung«, bemängelt<br />

die Oberärztin.<br />

Zurück zu Marc, der stationär<br />

zunächst auf Subutex eingestellt wurde,<br />

damit aber noch nicht zum gewünschten<br />

Therapieerfolg fand. »Ich hatte Rückfälle<br />

sowie Probleme mit Alkohol. Nach weiteren<br />

Arztgesprächen wurde ich mit Polamidon<br />

substituiert. Seitdem hatte ich keine<br />

Rückfälle mehr und trinke keinen Tropfen<br />

Alkohol.«<br />

Der junge Mann hält wieder Termine<br />

ein, hat einen festen Tagesablauf, kommt<br />

seinen Pflichten nach und konnte zu seiner<br />

Familie wieder ein gutes Verhältnis<br />

aufbauen. »Demnächst ziehe ich in eine<br />

Substi-WG und versuche mich soweit zu<br />

stabilisieren, dass ich bald ganz ohne<br />

Medikamente neu starten kann.«<br />

Franka Petzke<br />

*Name geändert

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