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Reformation und Freiheit – Zugänge und Material - 500 Jahre ...

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Text 1: Immanuel Kant, „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“<br />

Dieser Text wird Satz für Satz im Seminargespräch erschlossen. Wichtige Stichworte werden auf einer Tafel<br />

oder Flipchart visualisiert. Dabei ist darauf zu achten, dass Formulierungen der Teilnehmenden im Wortlaut<br />

erscheinen. Nur dann können sie sich im Arbeitsprozess immer wieder entdecken <strong>und</strong> bekommen nicht den<br />

Eindruck, dass im Kopf der Gruppenleitung schon alles fertig vorformuliert ist. In einem Schülerseminar ist<br />

folgende Tabelle entstanden:<br />

„Ganz er selbst sein darf jeder<br />

nur, solange er allein ist; wer<br />

also nicht die Einsamkeit liebt,<br />

der liebt auch nicht die <strong>Freiheit</strong>:<br />

Denn nur wenn man allein ist,<br />

ist man frei.“ (Arthur Schopenhauer)<br />

22<br />

<strong>Freiheit</strong><br />

- Mündige Entscheidungen treffen<br />

- Mut zu sich selbst <strong>und</strong> zu eigenen<br />

Entscheidungen<br />

- Selbst-Bestimmung<br />

- Zu sich selbst nach einer Entscheidung stehen<br />

- Anfänge setzen können<br />

I. Kant: Was ist Aufklärung<br />

Unfreiheit<br />

- Sich fremd bestimmen lassen<br />

- Andere („Vormünder“) für sich entscheiden lassen<br />

- Sich im Vorgegebenen einrichten<br />

(faul <strong>und</strong> feige sein)<br />

„Wenn ich eine Tür öffne,<br />

schließe ich fast immer eine<br />

andere Tür hinter mir.<br />

Man muss willensstark <strong>und</strong><br />

konsequent sein.“<br />

(Seminarteilnehmerin)<br />

Anschließend wird der Film „Into the Wild“ gezeigt. Am besten am nächsten Morgen, wenn etwas Abstand<br />

eingetreten ist, gibt es ein Filmgespräch. Ausgetauscht werden in der ersten R<strong>und</strong>e Eindrücke <strong>und</strong> Bewertungen.<br />

Diese werden von der Gruppenleitung miteinander ins Gespräch gebracht. Sie fragt: Wo hast Du im Film entdeckt,<br />

was wir gestern besprochen haben? Die Teilnehmenden werden um genaue Belege zum Gesagten<br />

(Filmzitate, Filmsequenzen) <strong>und</strong> um Begründungen bei Bewertungen gebeten. Die Gruppenleitung stellt diese<br />

den anderen zur Diskussion. Es wird auf die Dramaturgie des Films hingewiesen. Wichtige Äußerungen zu<br />

<strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Unfreiheit werden visualisiert. So entstand bei einem Seminar folgendes Tafelbild:<br />

Aussagen von Chris im Film:<br />

Chris auf dem Weg zur <strong>Freiheit</strong><br />

Ziel:<br />

„Ultimative Schlacht“: „Das Falsche im eigenen<br />

Innern töten“<br />

„Sich wenigstens ein Mal im Leben im Urzustand<br />

menschlichen Daseins befinden“ <strong>–</strong> innere <strong>Freiheit</strong> <strong>–</strong><br />

Person / Individuum<br />

„Flucht: vor Unterdrückung, Gesetzen, unangenehmen<br />

Verpflichtungen“ <strong>–</strong> äußere <strong>Freiheit</strong> <strong>–</strong> Gesellschaft<br />

Wege:<br />

„Wenn wir zugeben, dass das menschliche Leben<br />

vom Verstand gelenkt werden kann, zerstören wir<br />

das Leben.“<br />

„Wenn du im Leben etwas willst, dann nimm es dir.“<br />

„Glück ist nur echt, wenn man es teilt.“<br />

Anlässe<br />

„Ich verstehe nicht, warum jeder verfickte Mensch<br />

so schlecht zu anderen ist: Eltern, Heuchler, Politiker,<br />

Wichser.“<br />

Into the Wild: <strong>Freiheit</strong> oder Unfreiheit / Zwang?<br />

Was wir über Chris herausgef<strong>und</strong>en haben:<br />

Aussagen über Chris im Film:<br />

Schwester: „Alles was Chris sagte, musste gesagt<br />

werden. Alles, was er tat, musste getan werden.<br />

Das ist unser Leben.“<br />

„Chris war immer ein Getriebener.“<br />

„Chris hat sich emanzipiert von der Welt der<br />

Zerstreutheit <strong>und</strong> des falschen Überflusses.“<br />

Mein (der Teilnehmenden) Urteil über Chris:<br />

- Egoistisch<br />

- Reif geworden<br />

- Los gekommen. Sein Geist war gefangen<br />

- Frei von Konflikten mit anderen leben <strong>–</strong> das ist<br />

es nicht wirklich<br />

- Zieht die eigene <strong>Freiheit</strong> der Veränderung der<br />

Gesellschaft vor<br />

- Kam an Grenzen seiner selbst gewählten <strong>Freiheit</strong><br />

- Konnte sie nicht nutzen<br />

- Verfügte nicht über das Wissen<br />

- Ihm waren durch seine Bedürfnisse Grenzen<br />

gesetzt<br />

- Chris wollte von den Gedanken seiner Eltern frei<br />

werden. Er war nicht absolut frei, aber er hat an<br />

Distanz gewonnen, den Sinn für das Leben <strong>und</strong><br />

das Wesen der Dinge gewonnen <strong>und</strong> konnte<br />

dadurch anderen helfen.<br />

Die Tabelle zeigt, dass viele Aussagen sowohl der Filmprotagonisten als auch der Teilnehmenden <strong>Material</strong><br />

für ein Gespräch zur Verfügung stellen. Folgende Fragen können in weitere Gespräche führen:<br />

- Gibt es diese absolute <strong>Freiheit</strong>, nach der Chris sucht?<br />

- <strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Person-Sein: Wie weit ist Chris selbst gefangen <strong>–</strong> in seiner eigenen Geschichte, durch seinen<br />

Charakter?<br />

- Wie beurteilen wir seine Art, Beziehungen zu knüpfen <strong>und</strong> immer wieder zu verlassen?<br />

- Welchen Einfluss hatten seine Eltern auf seine Lebensentscheidungen?<br />

Auf dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Fragen können die folgenden Texte gemeinsam gelesen <strong>und</strong> absatzweise besprochen<br />

werden.<br />

23

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