06 Spezial. Raumklima 07 Ventilatoren: Sie funktionieren wie ein Fächer, machen also Wind, kühlen die Raumtemperatur aber nicht ab. Die Luft fühlt sich lediglich kühler an, weil am Körper eine größere Luftmenge vorbeiströmt und diese eine höhere Verdunstung von Schweiß bewirkt. Heute gibt es neben den klassischen Rotoren auch Geräte, die Luft aus einem Turm oder Ring blasen. Bei den meisten ist die Windstärke regelbar. Vorteil: geringe Anschaffungskosten, niedriger Stromverbrauch. nachteil: deutlich hörbar, Zugluft und aufgewirbelter Staub. sPlitgeräte: Diese Klimageräte sind in zwei Module aufgesplittet: ein Kühlgerät im Raum und einen Kompressor, der im Freien hängt oder steht. Das Kühlgerät saugt die <strong>wa</strong>rme Raumluft an und gibt sie gefiltert sowie etliche Grad Celsius kühler wieder ab. Die beiden Geräteteile sind durch Rohre verbunden, in denen ein Kältemittel die Wärme nach außen abtransportiert. Vorteil: arbeiten leiser und sind wirksamer als Monoblockgeräte, Temperatur lässt sich über Fernbedienung steuern. nachteil: kosten 500 bis 2.000 Euro, müssen vom Fachmann installiert werden und erfordern einen Wanddurchbruch. Tipps für das passende gerät leistung: Sie richtet sich nach der Größe von Fenster und Raum sowie Wärmedämmung. Der Fachhandel berät. Als Faustregel gilt: 60 bis 100 Watt pro Quadratmeter. effizienzklasse: A+++ ist am besten, C am schlechtesten. Geräte der Effizienzklasse D dürfen seit 2013 in der EU nicht mehr verkauft werden. lärM: Bis 45 dB sind für Innenräume laut Bundesumweltamt in Ordnung. Einfach erfrischend! Home+ heißt das Muster an Energieeffizienz und Wohlfühlklima, das in Stuttgart jetzt unweit der Liederhalle steht. Der Clou des zukunftsweisenden Hauses: Module, die aus Sonnenlicht Strom erzeugen und den dunklen Nachthimmel zur Raumkühlung nutzen. > Über sternenklare Nächte nach heißen Sommertagen freuen sich Professoren wie Studenten der Hochschule für Technik (HFT) Stuttgart gleichermaßen. Denn da spielt das von ihnen entwickelte Zukunftshaus home+ seine technischen Raffinessen voll aus. Das Dach des Modulhauses ist nämlich bestückt mit neuartigen Modulen, die mehr können als tagsüber Sonnenlicht in elektrische Energie um<strong>wa</strong>ndeln. Sobald es dunkel wird, strahlen sie ihre Wärme an den kalten Nachthimmel ab. Dadurch wird Wasser abgekühlt, das in Röhren hinter den Modulen zirkuliert. Das Wasser gibt seine Kälte dann an ein Material in der Decke des Hauses ab, das sehr träge ist. „Es handelt sich um ein Phasenwechselmaterial, das eine ganze Menge thermische Energie in wenig Masse speichern kann“, erklärt Jan Cremers, Professor der Fakultät Architektur und Gestaltung, der das Projekt betreut. „Das bedeutet im Umkehrschluss, dass tagsüber die Temperatur im Raum lange nicht ansteigt, weil das spezielle Deckenmaterial sehr viel Wärme aufnehmen kann.“ Auf diese Weise wird selbst in heißeren Gefilden mit geringstem Energieeinsatz ein stabiles Fotos: Hochschule Technik Stuttgart; Brainwork Raumklima erreicht. „Unser Kühlkreis ist hocheffizient“, informiert Jan Cremers, „aus einem Teil Strom machen wir 30 Teile Kälte.“ Entwickelt hat die HFT Stuttgart das neuartige Energiemodul für den Solar Decathlon Europe, einen internationalen Wettbewerb für Hochschulteams aus der ganzen Welt. Teilnahmebedingung ist ein Netto-Plusenergiehaus, das die Sonne als einzige Energiequelle nutzt und gestalterisch auf höchstem Niveau liegt. Das Stuttgarter Haus hat in Madrid 2010 den dritten Platz belegt. Inzwischen hat die HFT Stuttgart ihr neuartiges Energieklimamodul weiterentwickelt, es soll 2014 marktreif sein. „Wir testen derzeit sechs Varianten mit Partnern aus der Industrie“, freut sich Jan Cremers. < Das zukunftsweisende Plusenergiehaus home+ dient heute als Reallabor der Forschung und interdisziplinären Lehre an der HFT Stuttgart. Im Fokus stehen dabei Energieeffizienz und Klimatisierung. IntervIew „Wetter ist et<strong>wa</strong>s anderes als Klima“ als Diplommeteorologe und Klimaexperte moderiert sven Plöger unter anderem TV- Wettersendungen in der arD und im sWr und hält regelmäßig Vorträge über Wetter und Klima. 2009 erschien sein buch „gute aussichten für morgen“. nach solch einem langen Winter – ist wirklich et<strong>wa</strong>s dran am Klima<strong>wa</strong>ndel? Nach diesem eisigen, langen und sonnenarmen Winter haben sich viele Menschen gefragt, ob die Wissenschaft mit ihren Klimaprojektionen vielleicht irrt und man das Thema in seiner Bedeutung zumindest zurückstufen kann. Leider nicht, denn der Winter 2012/2013 <strong>wa</strong>r ein Wetter- bzw. Witterungsereignis: Ein Hoch lag wochenlang an der gleichen Stelle, bescherte uns anhaltenden Nordostwind und damit die große Kälte. Kälte bei uns bedeutet aber nicht Kälte überall! So <strong>wa</strong>r der vergangene Winter, bezogen auf die Nordhalbkugel, in der Tat wärmer als nach dem langjährigen Mittel. Wetter und Klima werden leider oft verwechselt und das zeigt, dass der Austausch zwischen Hörsaal und öffentlicher Debatte fehlt. Wie äußert sich dies? Viele Menschen sind verunsichert. Um den Überblick über dieses sehr komplexe Thema zu behalten, muss der Austausch von Wissenschaftlern und Journalisten verbessert werden, denn Letztere sind die wichtigste Informationsquelle für die Öffentlichkeit. Ist jedem klar, dass Wetter und Klima et<strong>wa</strong>s Verschiedenes sind, so ist auch klar, dass ein einzelner kalter Winter hier eben nicht der globalen Erwärmung widerspricht. Außerdem sind wir als Europäer weit entfernt von Ereignissen, die sich beispielsweise in der Arktis tun: Hier ist die Eisfläche in nur 35 Jahren um unglaubliche 40 Prozent zurückgegangen – ein Zeitraum, der in der Erdgeschichte nicht mal ein Augenzucken ist. Was sind die gründe für den Klima<strong>wa</strong>ndel und wie können wir uns der entwicklung stellen? Wir beobachten natürliche Abweichungen, die es immer schon gab und immer geben wird. Das Klima verändert sich aber ebenso durch unseren hohen Ausstoß an Treibhausgasen. Weil unser Energieverbrauch weiter steigen wird – schließlich sind wir schon sieben Milliarden Menschen, von denen viele ihren Lebensstandard steigern wollen, und zudem wächst die Weltbevölkerung weiter – müssen wir den Energieverbrauch von den Emissionen entkoppeln. Das schafft man nur durch erneuerbare Energien und Effizienztechnologien. Sie braucht man übrigens mit oder ohne Klima<strong>wa</strong>ndel, denn unsere fossilen Energieträger gehen ganz sicher zur Neige ...