EWZ-Bericht 08 End 2 - Eine Welt Zentrum Herne
EWZ-Bericht 08 End 2 - Eine Welt Zentrum Herne
EWZ-Bericht 08 End 2 - Eine Welt Zentrum Herne
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<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Zentrum</strong> <strong>Herne</strong><br />
Arbeitsstelle für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung<br />
Jahresbericht 20<strong>08</strong><br />
Jahresbericht 20<strong>08</strong> 1
Impressum:<br />
Evangelischer Kirchenkreis<br />
<strong>Herne</strong>/Castrop-Rauxel<br />
<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Zentrum</strong> <strong>Herne</strong><br />
Arbeitsstelle für Gerechtigkeit, Frieden<br />
und Bewahrung der Schöpfung<br />
Geschäftsführer: Martin Domke<br />
Overwegstraße 31<br />
44625 <strong>Herne</strong><br />
Tel 02323/99497-0<br />
Fax 02323/99497-11<br />
E-Mail: ewz-info@kk-ekvw.de<br />
Intennet: www.ewz-herne.de<br />
gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Vorwort 5<br />
2. <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Arbeit 6<br />
2.1 Regionale <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Arbeit 6<br />
2.2 Werkstatt <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> 9<br />
3. Beratungsarbeit im <strong>EWZ</strong> 11<br />
3.1 Beratungsstelle für Migrantinnen 11<br />
3.2 Flüchtlingsreferat 14<br />
4. Menschenrechte hier und dort 16<br />
4.1 Gemeindekommunikation 16<br />
4.2 Altartücher aus Indien 18<br />
4.3 Der Fürbittendienst des <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Zentrum</strong>s 18<br />
5. Kirchenkreis <strong>Herne</strong> 19<br />
5.1 Partnerschaftsarbeit 19<br />
5.2 MÖWe und Partnerschaftsausschuss 19<br />
6. Die MÖWe und ihre Felder 20<br />
6.1 MÖWe-Arbeit in 20<strong>08</strong> 20<br />
6.2 Die VEM 20<br />
6.3 Brot für die <strong>Welt</strong> Westfalen 20<br />
6.4 Arbeitskreis gegen Kinderprostitution (AKKiPro) 21<br />
7. Finanzen: Haushalt und Stiftung blue planet 22<br />
Jahresbericht 20<strong>08</strong> 3
Seit März 20<strong>08</strong> hat sich das Team des<br />
<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Zentrum</strong>s erneuert. Renate<br />
Hildburg ist seit 1. 3. 20<strong>08</strong> in der Migrantinnen<br />
Beratung angestellt, Olga<br />
Kornev bis zum <strong>End</strong>e der Elternzeit<br />
von Katja Jähnel. Patricia Koruhn hat<br />
<strong>End</strong>e des Jahres ihren Platz für Olga<br />
Schneider-Kiselman freigemacht, den<br />
sie auch aufgrund der Elternzeit eingenommen<br />
hatte. An dieser Stelle<br />
herzlichen Dank für die Arbeit bei uns<br />
im Büro. Wir hatten in ihr eine freundliche<br />
und engagierte Mitarbeiterin,<br />
die inzwischen eine Stelle im Verwaltungsbereich<br />
des Kirchenkreises <strong>Herne</strong><br />
angetreten hat.<br />
Das Jahr 20<strong>08</strong> begann mit dem<br />
Börsencrash und es endete mit der<br />
schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise,<br />
die seit 1945 zu verzeichnen ist.<br />
Milliarden und Abermilliarden wurden<br />
vernichtet. Hunderttausende<br />
verlieren ihren Arbeitsplatz. Das ist<br />
schlimm genug. Für Millionen von<br />
Menschen in den Ländern des Südens<br />
aber wird es nun noch schwieriger,<br />
ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.<br />
Sie trifft die so genannte Krise<br />
härter als andere, denn sie haben<br />
keinerlei Rechte, wenn sie entlassen<br />
werden. Ihre Abhängigkeit vom <strong>Welt</strong>markt<br />
steigt und mit ihr die Armut.<br />
Viele der Millenniumsziele sind schon<br />
längst Makulatur.<br />
Da ist es schon verwunderlich, mit welcher<br />
Chuzpe bestimmte Kreise meinen,<br />
das alles sei keine Krise des Systems,<br />
sondern nur eine momentane<br />
Schwäche. Nun können wir zwar für<br />
uns in Anspruch nehmen, in unserer<br />
Arbeit immer wieder darauf hingewiesen<br />
zu haben, dass die Lebensweise<br />
der Länder im Norden alles<br />
andere als nachhaltig ist. Allerdings<br />
ist die Verstrickung aller in dieses<br />
System von Machtrausch und Gier<br />
dabei deutlich zu benennen.<br />
Die offene Frage <strong>End</strong>e 20<strong>08</strong> ist sicherlich,<br />
ob es zu einer ernstgemeinten<br />
Debatte um radikale Korrekturen in<br />
unserem gegenwärtigen Wirtschafts-<br />
und Finanzsystem kommt, oder ob<br />
wir mit ein paar kosmetischen Korrekturen<br />
und einem unbeugsamen<br />
„Weiter so!“ abgespeist werden bis<br />
eine neue Krise kommt. Gerade angesichts<br />
dieser Perspektive haben wir<br />
entschieden die Fragen nach Globalisierung<br />
und Menschenrechten weiter<br />
zu betreiben, global und lokal.<br />
Der vorliegende <strong>Bericht</strong> gibt einen<br />
kleinen Ausschnitt unserer Bemühungen<br />
wieder. Über Nachfragen und<br />
Rückmeldungen freut sich<br />
Das Team des<br />
<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Zentrum</strong>s<br />
1. Vorwort<br />
Es begrüßt Sie das neue und alte Team<br />
des <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Zentrum</strong>s <strong>Herne</strong><br />
Von links nach rechts: Karl-Heinz Hoffmann, Olga Schneider-Kiselman,<br />
Olga Kornev, Gabriele Stückemann, Martin Domke, Katja Jähnel,<br />
Markus Heißler, Petra Stach-Wittekind, Renate Hildburg<br />
Jahresbericht 20<strong>08</strong> 5
6<br />
FAIR 20<strong>08</strong>: Großes Interesse fand der Messe-<br />
2. <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Arbeit<br />
2.1 Regionale<br />
<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Arbeit<br />
Aufgabenfelder, Finanzierung<br />
und Personal<br />
Im <strong>Bericht</strong>szeitraum lagen die inhaltlichen<br />
Schwerpunkte auf folgenden<br />
Themen und Projekten: Dialog der Kulturen<br />
und Religionen, Fairer Handel,<br />
die Zusammenarbeit mit afrikanischen<br />
Initiativen und Vereinen, Kulturhauptstadt<br />
Ruhr.2010, öffentliche Veranstaltungen<br />
zu globalen Themen sowie<br />
entwicklungspolitische Bildungsarbeit<br />
in Gruppen und Organisationen.<br />
Markus Heißler ist als <strong>Eine</strong>-<strong>Welt</strong>-Koordinator<br />
im Kirchenkreis <strong>Herne</strong>/Castrop-Rauxel<br />
sowie als regionaler Koordinator<br />
für entwicklungspolitische Bildungsarbeit<br />
(3/4 Stelle) für diesen Arbeitsbereich<br />
zuständig. Als regionaler<br />
Koordinator unterstützt er auf vielfältige<br />
Weise das bürgerschaftliche <strong>Eine</strong>-<br />
<strong>Welt</strong>-Engagement im Mittleren Ruhrgebiet<br />
(Dortmund, Bochum, <strong>Herne</strong>,<br />
Gelsenkirchen, Landkreis Recklinghausen).<br />
Die Personalkosten der Stelle refinanzieren<br />
sich aus dem Landesprogramm<br />
Koordinatoren für entwicklungspolitische<br />
Bildungsarbeit (KEB) sowie aus<br />
Mitteln der EKvW. Die Sach- und Veranstaltungskosten<br />
wurden im Wesentlichen<br />
aus Mitteln des Evangelischen<br />
Entwicklungsdienstes sowie über<br />
Fördermittel des Landes NRW für entwicklungspolitische<br />
Bildungsarbeit sowie<br />
aus den Beiträgen von Kooperationspartnern<br />
gedeckt.<br />
Inhaltliche Schwerpunkte<br />
stand des <strong>Zentrum</strong>s<br />
Das Thema Fairer Handel spielt eine<br />
wichtige Rolle in der entwicklungspolitischen<br />
Arbeit. Neben dem Bildungsaspekt,<br />
gewinnt der Faire Handel zunehmend<br />
an ökonomischem Gewicht.<br />
Neben zahlreichen Vortragstätigkeiten<br />
in Gemeinden und Gruppen zum The-<br />
ma, waren wir auch in 20<strong>08</strong> wieder an<br />
zahlreichen Aktionen und öffentlichen<br />
Veranstaltungen beteiligt:<br />
FA!R 20<strong>08</strong><br />
Als bundesweit erste Messe für fair gehandelte<br />
Textilien und Accessoires fand<br />
die „FA!R20<strong>08</strong>“ am 25./26. Januar im<br />
Dortmunder „Depot“ statt. Insgesamt<br />
besuchten knapp 2.000 Menschen<br />
die Messe, informierten sich über<br />
das breite Angebot an fair gehandelten<br />
Produkten und nahmen an Workshops<br />
und Diskussionsrunden teil.<br />
Ein solch großer Zuspruch zeigt uns,<br />
dass sich die Konsumenten stark für<br />
das Thema interessieren. Auch am<br />
Stand unseres <strong>Zentrum</strong>s drängten sich<br />
die Besucher, um sich über fair gehandelte<br />
Fußbälle und T-Shirts zu informieren.<br />
Verbraucher konnten vor<br />
Ort stöbern und einkaufen. Wiederverkäufer<br />
und <strong>Welt</strong>laden-Betreiber hatten<br />
die Möglichkeit, neue Ideen aufzugreifen<br />
und Produkte zu bestellen. Junge<br />
Modeschöpfer und etablierte Anbieter<br />
zeigten ihre Kreationen bei zwei<br />
Modenschauen. Bei der, die Messe begleitenden<br />
Fachtagungen, leitete Markus<br />
Heißler den Workshop Fairtrade<br />
Towns und moderierte den Workshop<br />
zur Kulturhauptstadt Ruhr 2010.<br />
Doppelt Gut – Bio und Fair –<br />
Faire Woche 20<strong>08</strong><br />
In Castrop-Rauxel wurde die Faire<br />
Woche mit einem Gottesdienst in der<br />
Lutherkirche eröffnet. Anschließend<br />
fand die Auftaktveranstaltung im Wichernhaus<br />
statt. Pfarrer Hans-Jürgen<br />
Knipp konnte unter den 150 Gästen<br />
auch viele junge Familien begrüßen.<br />
Die Kindergärten der Paulusgemeinde<br />
hatten ein eigenes Programm für<br />
Kinder zum Thema Schokolade entwickelt<br />
und der Kindergartenchor sang<br />
zur Begrüßung. Anschließend eröffnete<br />
Bürgermeister Johannes Beisenherz<br />
offiziell die Aktionswochen.<br />
In <strong>Herne</strong> und Wanne-Eickel wurde<br />
die Faire Woche in diesem Jahr mit<br />
einem Bio-Fairen Markt in der <strong>Herne</strong>r<br />
Innenstadt eröffnet. Gegrillte Bio-<br />
Bananen mit fairer Schokofüllung waren<br />
der Renner bei dieser Auftaktveranstaltung.<br />
Auf dem Robert-Brauner-Platz<br />
gab es zahlreiche Kostproben<br />
und Informationen zum Fairen<br />
Handel. Fairer Bio-Kaffee konnte gekostet<br />
werden, fair gehandelte Rosen<br />
wurden verlost und viele faire<br />
Produkte konnten beim <strong>Welt</strong>laden<br />
Esperanza erworben werden.<br />
Als ein wichtiges Element der Fairen<br />
Woche hat sich die FairRadTour etabliert,<br />
die in Kooperation mit dem<br />
ADFC <strong>Herne</strong> durchgeführt wird. In<br />
20<strong>08</strong> fand sie zum dritten Mal statt.<br />
Rund 50 Radler waren in diesem Jahr<br />
von <strong>Herne</strong> aus nach Castrop-Rauxel<br />
unterwegs. Dort begrüßte Bernhard<br />
Lammers, der Agendabeauftragte der<br />
Stadt die Tourteilnehmer. In seiner Begleitung<br />
ging es dann auf eine interessante<br />
Route durch die Europastadt<br />
im Grünen. Besucht wurden z. B. das<br />
Stadteilzentrum „Dein Treffpunkt“ in<br />
Deininghausen, wo regelmäßig fair<br />
gehandelter Kaffee ausgeschenkt<br />
wird oder der Hammerkopfturm, das<br />
Symbol des „Castrop-Rauxel Kaffees“<br />
sowie den <strong>Welt</strong>laden.<br />
Auf dem Weg zur Fairtrade-Stadt –<br />
Castrop-Rauxel trinkt fair<br />
Die Aktion „Castrop-Rauxel trinkt fair“<br />
ist ein Bündnis von fünf Organisationen:<br />
dem <strong>Welt</strong>laden Castrop, dem Bezirksverband<br />
der Kleingärtner, dem <strong>Eine</strong><br />
<strong>Welt</strong> <strong>Zentrum</strong>, der Verbraucherzentrale<br />
und der Lokalen Agenda 21.<br />
Gemeinsam wollen sie möglichst<br />
viele Vereine, Einrichtungen, Kirchengemeinden,<br />
Firmen etc. gewinnen,<br />
die bei ihren Veranstaltungen und Besprechungen<br />
auf fairen Kaffee umsteigen.<br />
Durch die Zahlung gerechter<br />
Preise, soll den Kaffeeanbauern ein<br />
menschenwürdiges Leben ermög-
Werkstattgespräch „Afrikabilder in den Medien“<br />
moderiert von Markus Heißler (2. v. r.)<br />
mit Erick Gankam Tambo, Veye Tatah und<br />
Dr. Anke Poenicke<br />
licht werden. Seit März 2007 haben<br />
23 Organisationen die Selbstverpflichtung<br />
unterschrieben. Seit April<br />
20<strong>08</strong> ist die Aktion nun noch besser<br />
in der Castrop-Rauxeler Öffentlichkeit<br />
präsent. Mit der Website<br />
www.castrop-rauxel-trinkt-fair.de<br />
wird nun sehr aktuell über alle Aktivitäten<br />
zum Thema Fairer Handel in<br />
Castrop-Rauxel informiert. In diesem<br />
Jahr wurden auch erste Schritte unternommen,<br />
damit Castrop-Rauxel<br />
als eine der ersten Städte in NRW die<br />
Auszeichnung Fairtrade-Stadt erhält.<br />
Unter anderem wurde ein Einkaufsführer<br />
für fair gehandelte Produkte<br />
erstellt und auf die Website gestellt.<br />
<strong>Eine</strong> gedruckte Fassung ist seit Anfang<br />
2009 erhältlich.<br />
Netzwerk Faire Kulturhauptstadt<br />
Ruhr.2010<br />
Im Europäischen Kulturhauptstadtjahr<br />
2010 präsentiert sich das Ruhrgebiet<br />
als Modellregion für Europa. Engagierte<br />
aus <strong>Welt</strong>läden, Agendabüros, <strong>Eine</strong>-<br />
<strong>Welt</strong>-Zentren, kirchliche Einrichtungen<br />
usw. haben sich deshalb in 20<strong>08</strong><br />
zum Netzwerk Faire Kulturhauptstadt<br />
Ruhr.2010 zusammengeschlossen, damit<br />
das Thema „<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong>“ auch ein<br />
Thema der Kulturhauptstadt wird.<br />
Ein Ziel ist es, das Ruhrgebiet mittelfristig<br />
zu einer fairen Metropole zu<br />
machen, die in der öffentlichen Beschaffung<br />
Produkte aus ausbeuterischer<br />
Kinderarbeit vermeidet und verstärkt<br />
Produkte aus fairem Handel<br />
verwendet. Um ein Zeichen auf europäischer<br />
Ebene zu setzen, soll es im<br />
Jahr 2010 einen Beschluss aller<br />
53 Kommunen gegen ausbeuterische<br />
Kinderarbeit geben: die MAGNA<br />
CHARTA RUHR.2010. Koordiniert<br />
wird das Netzwerk von den beiden<br />
Regionalkoordinatoren in Essen und<br />
<strong>Herne</strong>. Die Städte Castrop-Rauxel<br />
und <strong>Herne</strong> gehören mittlerweile<br />
zu den ersten Unterzeichnern der<br />
Charta.<br />
Afrika im Ruhrgebiet<br />
Der Initiativkreis (IK) Afrika Ruhr ist ein<br />
Netzwerk von afrikanischen Migrantenselbstorganisationen<br />
und „deutschen“<br />
<strong>Eine</strong>-<strong>Welt</strong>-Gruppen und Einzelpersonen.<br />
Er gründete sich zur Vorbereitung<br />
der ersten Regionalkonferenz<br />
Afrika Ruhr in 2007. Seine Mitglieder<br />
engagieren sich für Afrika sowie<br />
für ein besseres Zusammenleben<br />
von Deutschen und AfrikanerInnen.<br />
Über die IK Afrika Ruhr News wird ein<br />
Verteiler von ca. 90 Personen und Organisationen<br />
regelmäßig erreicht und<br />
über Förderprogramme, Veranstaltungen<br />
und Projekte Informiert. In Bochum<br />
gelang in diesem Jahr der Aufbau<br />
eines ersten lokalen Netzwerks,<br />
Anfang 2009 ist dies für Dortmund<br />
und Essen vorgesehen. Der IK wird<br />
von Markus Heißler koordiniert. Neben<br />
den regelmäßigen Vernetzungstreffen,<br />
wurde noch eine Reihe von<br />
Veranstaltungen durchgeführt, so z.B.<br />
ein Fortbildungsseminar zum Thema<br />
Mitgliederwerbung und Arbeitsverteilung<br />
im Verein. <strong>Eine</strong> wichtige öffentliche<br />
Veranstaltung war das Werkstattgespräch<br />
„Afrikabilder in den<br />
Medien“ im Rahmen des Kulturfestivals<br />
ODYSSEE – Kulturen der <strong>Welt</strong>.<br />
Die Veranstaltung im Bahnhof Langendreer<br />
stieß auf ein großes Interesse<br />
bei einem multikulturellen Publikum.<br />
Dialog der Kulturen und Religionen<br />
In Kooperation mit der VHS <strong>Herne</strong><br />
bot der Koordinator erstmals einen<br />
Bildungsurlaub zum Thema „<strong>Welt</strong>religionen<br />
im Ruhrgebiet“ an. Fünf Tage<br />
beschäftigten sich 15 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer aus unterschiedlichen<br />
Berufen und aus verschiedenen<br />
Städten des Ruhrgebiets intensiv mit<br />
dieser Thematik. Für die theoretischen<br />
Einführungen in die jeweiligen<br />
<strong>Welt</strong>religionen konnten kompetente<br />
Referenten gewonnen werden. Ein<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bildungsurlaubs im Hochzeitssaal<br />
des Hindutempels<br />
wesentliches Element des Seminars<br />
waren die Exkursionen und Begegnungen<br />
mit den Religionen und ihren<br />
Gotteshäusern, wie z.B. die neue Synagoge<br />
in Bochum, der Hindutempel<br />
in Hamm oder die Ditib-Moschee in<br />
<strong>Herne</strong>. Die Woche brachte viele neue<br />
Informationen und Eindrücke in geballter<br />
Form für die Seminargruppe.<br />
Die Auswertung zeigte eine große<br />
Zufriedenheit der Teilnehmer mit dem<br />
Verlauf des Bildungsurlaubs, so dass<br />
dieser im November 2009 ein zweites<br />
Mal angeboten wird.<br />
<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Herbst<br />
Zum zweiten Mal fand in <strong>Herne</strong> der<br />
<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Herbst statt. Von September<br />
bis November gab es dabei zahlreiche<br />
Aktionen und Veranstaltungen. Neben<br />
der Fairen Woche, war die Ausstellung<br />
zum Thema <strong>Welt</strong>religionen einer der<br />
Schwerpunkte. Auch in kultureller<br />
Sicht gab es einige Höhepunkte, wie z.<br />
B. die Konzertlesung „Canto la Vida“<br />
mit Ernesto Cardenal und Grupo Sal<br />
am 15. Oktober in der <strong>Herne</strong>r Kreuzkirche.<br />
Über 300 Besucher erlebten<br />
einen wunderschönen Abend mit der<br />
Poesie und der Musik Lateinamerikas.<br />
Der Dichter, Befreiungstheologe und<br />
ehemalige Kulturminister Nicaraguas<br />
war nach langer Zeit wieder einmal<br />
nach <strong>Herne</strong> gekommen. Anlass war<br />
das 20jährige Partnerschaftsjubiläum<br />
der Stadt <strong>Herne</strong> mit der Insel Ometepe<br />
im großen See von Nicaragua.<br />
Wir unterstützen die Vorbereitung<br />
und Durchführung der Veranstaltung.<br />
<strong>Eine</strong> Premiere gab es am 20.Oktober<br />
im Kulturzentrum. Dort stellte der Kölner<br />
Kabarettist und Schauspieler Fatih<br />
Cevikkolu sein erstes und gerade erschienenes<br />
Buch „Der Moslem-TÜV“<br />
vor. Vor 200 begeisterten Zuhörern<br />
nahm der Autor die „Absurditäten des<br />
Jahresbericht 20<strong>08</strong> 7
8<br />
Völkerverständigung beim Umwelt- und <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Tag Um das Thema Schutz der Artenvielfalt ging<br />
Zusammenlebens von In- und Ausländern“<br />
im multikulturellen Deutschland<br />
unter die Lupe – satirisch, pointiert,<br />
ernsthaft und heiter. Wir gehörten zu<br />
den Mitveranstaltern der Lesung, die<br />
auch ein Beitrag zur Interkulturellen<br />
Woche war.<br />
Klimaschutz<br />
Das <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Zentrum</strong> ist Partner der<br />
Kampagne „Heiße Zeiten“, die Jugendliche<br />
motivieren möchte, sich aktiv für<br />
den Schutz des Klimas einzusetzen.<br />
In diesem Rahmen entwickeln wir ein<br />
Modul für den Einsatz im kirchlichen<br />
Unterricht zum Thema „Schöpfungsverantwortung<br />
und Klimaschutz. Auch<br />
unsere Ausstellung mit dem Titel:<br />
„Velo Global – Mit dem Fahrrad in<br />
die Zukunft – weltweit“ war in diesem<br />
Jahr gefragt. Sie wurde an verschiedenen<br />
Orten in Lüdinghausen und Hamm<br />
gezeigt. Die Botschaft: Wer anstelle<br />
eines mit Verbrennungsmotor angetriebenen<br />
Fahrzeuges ein Fahrrad benutzt,<br />
hilft damit, bis zu ca. 2,4 Tonnen<br />
CO 2 aus der Atmosphäre fern zu<br />
halten, fand großes Interesse bei den<br />
Besuchern vor Ort. Über das Thema<br />
Stromanbieterwechsel und Ökostrom<br />
informierte Silke Gerstler von der Verbraucherzentrale<br />
die Mitglieder des<br />
<strong>Eine</strong>-<strong>Welt</strong>-Forums <strong>Herne</strong>.<br />
<strong>Eine</strong> Natur – <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> –<br />
<strong>Eine</strong> Zukunft<br />
Der <strong>Herne</strong>r Umwelt- und <strong>Eine</strong>-<strong>Welt</strong>-<br />
Tag den wir gemeinsam mit der Stadt<br />
<strong>Herne</strong> ausrichten stand in diesem Jahr<br />
unter dem Motto <strong>Eine</strong> Natur – <strong>Eine</strong><br />
<strong>Welt</strong> – <strong>Eine</strong> Zukunft. Dies geschah in<br />
Anlehnung an die Naturschutzkonferenz<br />
der Vereinten Nationen in Bonn<br />
zum Thema Schutz der Artenvielfalt.<br />
Die Lebenswelt ist in eine tiefe Krise<br />
geraten: das natürliche Kapital unseres<br />
Planeten, die biologische Vielfalt,<br />
erleidet drastische Verluste. Am 8. Juni<br />
präsentierte sich den mehreren tau-<br />
send Besuchern im Gysenbergpark ein<br />
bunter Markt, der die Vielfalt der Umwelt-,<br />
Menschenrechts- und entwicklungspolitischen<br />
Arbeit in <strong>Herne</strong> vorstellte.<br />
Insgesamt waren über 60 Aussteller<br />
in diesem Jahr mit ihren Ständen<br />
vertreten. Sehr gut besucht war auch<br />
der Stand des <strong>Zentrum</strong>s. Jung und Alt<br />
konnten dort ihr Wissen zum Thema<br />
Artenvielfalt auf spielerische Weise<br />
testen und manch neue Erkenntnis<br />
gewinnen.<br />
Beratung und Vernetzung<br />
Das <strong>Zentrum</strong> ist lokale und regionale<br />
Anlaufstelle für Fragen der entwicklungspolitischen<br />
Bildung. Wichtiger<br />
Bestandteil der Tätigkeit ist die<br />
Beratung von LehrerInnen, SchülerInnen,<br />
PfarrerInnen und MultiplikatorInnen<br />
bei der Vorbereitung<br />
eigener schulischer und außerschulischer<br />
Projekte. Im <strong>Bericht</strong>szeitraum<br />
erhielten wir wieder viele Anfragen<br />
aus dem ganzen Bundesgebiet. Insbesondere<br />
Schüler und Schülerinnen<br />
erbitten bei uns Informationen zum<br />
Thema „<strong>Eine</strong>-<strong>Welt</strong>“. Daneben ist der<br />
Koordinator Ansprechpartner für die<br />
<strong>Eine</strong>-<strong>Welt</strong>-Organisationen in der Region.<br />
Wichtige Punkte waren z. B. die<br />
Erschließung von Finanzmitteln für<br />
entwicklungspolitische Arbeit, die<br />
Vorbereitung von Aktionen und Veranstaltungen<br />
sowie die Vermittlung<br />
von ReferentInnen. Darüber hinaus<br />
koordinierte er auch die Arbeit des<br />
<strong>Eine</strong>-<strong>Welt</strong>-Forums <strong>Herne</strong>.<br />
Presse und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Im <strong>Bericht</strong>szeitraum sind wieder zahlreiche<br />
Artikel und Ankündigungen<br />
über die Arbeit bzw. Projekte und Aktionen<br />
des Koordinators erschienen.<br />
Durch einen eigenen <strong>Eine</strong>-<strong>Welt</strong>-Newsletter<br />
informierte er in der Region über<br />
interessante Termine und aktuelle<br />
Entwicklungen in der regionalen <strong>Eine</strong>-<br />
<strong>Welt</strong>-Arbeit. Der Newsletter erschien<br />
es auch am Stand des <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Zentrum</strong>s.<br />
im <strong>Bericht</strong>szeitraum acht Mal und<br />
wurde jeweils an ca. 300 Empfänger<br />
versandt. Bei der Zeitschrift „Shalom“<br />
ist Markus Heißler für den Bereich<br />
„Gerechtigkeit in der einen <strong>Welt</strong>“<br />
verantwortlich. Shalom ist das Informationsmedium<br />
für den konzilliaren<br />
Prozess im Bereich der Evangelischen<br />
Kirche von Westfalen und wird an<br />
alle Gemeinden und Einrichtungen der<br />
EKvW verteilt. Der Koordinator steuerte<br />
für den Sammelband „Ein Lesebuch<br />
nicht nur für die City-Kirchenarbeit“<br />
einen Artikel zum Thema „<strong>Welt</strong>läden<br />
als prophetisches Zeichen in der<br />
Konsumwelt“ bei.<br />
Landesweite Vernetzung,<br />
Lobby-Arbeit und Außenvertretung<br />
Markus Heißler vertrat das <strong>Zentrum</strong><br />
auf den regelmäßigen Zusammenkünften<br />
und Mitgliederversammlungen<br />
des <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Netz NRW sowie<br />
bei den Treffen der Arbeitsgemeinschaft<br />
der <strong>Eine</strong>-<strong>Welt</strong>-Gruppen im Bistum<br />
Münster und der Evangelischen<br />
Kirche von Westfalen. Weiterhin arbeitete<br />
in der „Großen AG“ des Projekts<br />
für Fairen Handel mit.<br />
Dankeschön<br />
Im Jahr 20<strong>08</strong> wurde die <strong>Eine</strong>-<strong>Welt</strong>-<br />
Arbeit durch die Mitarbeit (Praktikum)<br />
von Cemo Polat tatkräftig unterstützt.<br />
Ihm und den zahlreichen<br />
freiwilligen Unterstützern und Unterstützerinnen<br />
sowie unseren zahlreichen<br />
Kooperationspartnern sagen<br />
wir an dieser Stelle ein herzliches<br />
Dankeschön.
Petra Stach-Wittekind und Markus Heißler –<br />
unser Werkstatt-Team<br />
2.2 WERKSTATT<br />
EINE WELT<br />
Aufgabenfelder, Finanzierung<br />
und Personal<br />
Die WERKSTATT EINE WELT ist ein<br />
Ort des globalen und ökumenischen<br />
Lebens und Lernens im mittleren und<br />
nördlichen Ruhrgebiet: Sie bietet Bildungsangebote<br />
zu globalen Themen<br />
für Schulen, Gemeinden und Gruppen<br />
an. Die Seminare und Veranstaltungen<br />
richten sich z. B. an Kindergärten,<br />
Schulen, Konfirmandengruppen,<br />
Jugend- und Erwachsenenkreise,<br />
<strong>Eine</strong>-<strong>Welt</strong>-Gruppen. Über die Angebote<br />
der WERKSTATT informierten<br />
wir unsere Zielgruppen in der Region<br />
durch unser Jahresprogramm sowie<br />
durch unsere halbjährliche Veranstaltungsübersicht.<br />
Ein weiteres Serviceangebot<br />
ist unsere Mediothek,<br />
die über ein umfangreiches Angebot<br />
an Büchern, Filmen, Spielen etc. zum<br />
Thema „<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong>“ verfügt und von<br />
LehrerInnen, PfarrerInnen usw. genutzt<br />
wird.<br />
Das Team der Werkstatt bestand im<br />
<strong>Bericht</strong>szeitraum aus Petra Stach-Wittekind<br />
(1/2 Stelle) als pädagogische<br />
Mitarbeiterin und Markus Heißler<br />
(1/4 Stelle) als Projektleiter. Martin<br />
Domke und Gabriele Stückemann<br />
gehören zum erweiterten Team. Darüber<br />
hinaus unterstützen die weiteren<br />
Arbeitsbereiche des <strong>Zentrum</strong>s sowie<br />
externe ReferentInnen unsere Arbeit.<br />
Die WERKSTATT wird von der westfälischen<br />
Landeskirche über das Amt<br />
für MÖWE gefördert und ergänzt die<br />
Angebote der MÖWE-Regionalstellen<br />
im Ruhrgebiet.<br />
Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung<br />
Im Jahr 2002 haben die Vereinten<br />
Nationen (UN) für die Jahre 2005<br />
bis 2014 die <strong>Welt</strong>dekade „Bildung<br />
Wie werden Fußbälle in Pakistan hergestellt erklärt unser Workshop<br />
„<strong>Welt</strong>reisen“.<br />
für nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen.<br />
Die internationale Initiative<br />
will dazu beitragen, die Prinzipien<br />
nachhaltiger Entwicklung weltweit<br />
in den nationalen Bildungssystemen<br />
zu verankern. Der Begriff „Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung“ bedeutet<br />
Bildung, die Menschen dazu<br />
befähigt, globale Probleme vorherzusehen,<br />
sich ihnen zu stellen und sie<br />
zu lösen. Die Arbeit der WERKSTATT<br />
soll dazu einen Beitrag leisten.<br />
Globales Lernen für Kinder<br />
und Jugendliche<br />
In diesem Jahr wurde besonders häufig<br />
das Thema „Leben in Afrika“ nachgefragt.<br />
So ergab sich mit der Stadtbibliothek<br />
und der Grundschule Berliner<br />
Platz eine gelungene Kooperation.<br />
Auch das Team des Kindergottesdienstes<br />
Wanne-West widmete dem<br />
Thema gleich mehrere Sonntage. Gemeinsam<br />
mit Petra Stach-Wittekind<br />
wurde eine Veranstaltungsreihe entworfen.<br />
An zwei Sonntagen „reisten“<br />
die Kinder mit Hilfe von Bildern aus der<br />
Partnerkirche in den Kongo. Erstaunt<br />
waren sie, vom Leben Gleichaltriger<br />
in Bukavu/Kongo zu hören und zu<br />
sehen. An drei weiteren Sonntagen<br />
wurde am Thema weitergearbeitet<br />
und gebastelt, um das Erfahrene<br />
besser zu vertiefen. Die abschließende<br />
Präsentation der Ergebnisse im Hauptgottesdienst<br />
war auch für die Erwachsenen<br />
ein Gewinn. Mit dem Thema<br />
„Bukavu“ beschäftigten sich auch<br />
die KonfirmandInnen der Gemeinde<br />
Eickel. Im Jugendgottesdienst ging<br />
es um die Frage „Was verbindet uns<br />
mit den Menschen im Kongo?“ Mit<br />
den Konfirmanden aus der Gemeinde<br />
Bladenhorst-Zion führten wir einen<br />
Projekttag zum Thema „Wie leben<br />
Jugendliche in Afrika“ durch.<br />
Der Seminarraum im Souterrain des<br />
<strong>Zentrum</strong>s diente als geeigneter Veranstaltungsort<br />
für „<strong>Welt</strong>reisen zu Minipreisen“.<br />
So konnte eine Gelsenkir-<br />
chener Kindergruppe dort eine Pakistanreise<br />
erleben. Die Kinder bastelten<br />
Fußbälle, schöpften Wasser, lernten<br />
Reis als kleines Wunderkorn kennen<br />
und durften zum Abschluss das selbst<br />
bereitete Mahl mit den Fingern genießen.<br />
Ein Angebot für ältere Jugendliche<br />
ist der Kaffee-Parcours. So waren<br />
z. B. Schülergruppen eines Berufskollegs<br />
aus Gelsenkirchen zu Gast in der<br />
WERKSTATT und schleppten Kaffeesäcke,<br />
verzockten Geld an der Warenterminbörse<br />
oder rösteten Kaffee.<br />
In 20<strong>08</strong> kooperierten wir erstmals<br />
im Rahmen des Projekts „Umweltdiplom<br />
für Kinder“ mit der Umweltbildung<br />
der Stadt Gelsenkirchen. Diese<br />
Kooperation wird in 2009 noch weiter<br />
ausgebaut. In Kooperation mit<br />
der Stadtbibliothek hatten wir den<br />
bekannten deutsch-südafrikanischen<br />
Autor Lutz van Dijk zu Gast in <strong>Herne</strong>.<br />
Er las aus seinen Jugendbüchern vor<br />
und sprach mit den Schülern über die<br />
Aids-Problematik in Südafrika.<br />
Globales Lernen für Erwachsene<br />
Ein Angebot speziell für jüngere Erwachsene<br />
war der Informationsabend<br />
zum entwicklungspolitischen Freiwilligendienst<br />
„<strong>Welt</strong>wärts“. Zu diesem kamen<br />
30 junge Leute im Alter zwischen<br />
17 und 25 Jahren. Der Vertreter<br />
des Deutschen Entwicklungsdienstes,<br />
Erwin von Wildemann, informierte<br />
über alle Möglichkeiten und Anforderungen<br />
des neuartigen entwicklungspolitischen<br />
Freiwilligendienstes.<br />
Ob Schutz des Regenwaldes in Brasilien<br />
oder Heimbau für Straßenkinder<br />
in Ghana – für ein Jahr können sich<br />
Frauen und Männer zwischen 18 und<br />
maximal 28 Jahren einbringen, erhalten<br />
100 Euro Taschengeld im Monat,<br />
sowie die Flugkosten und Vorbereitungskurse<br />
erstattet.<br />
Jahresbericht 20<strong>08</strong> 9
10<br />
Dialog der Religionen bei der Ausstellungs-<br />
eröffnung<br />
Mit aktuellen Fotos aus der Partnerkirche<br />
im Kongo war Petra Stach-Wittekind<br />
unterwegs in mehreren Frauenhilfen<br />
und -kreisen des Kirchenkreises.<br />
Ebenso informierte sie bei verschiedenen<br />
Gemeindeveranstaltungen über<br />
diese Thematik. Auch das Thema<br />
„häusliche Gewalt“ wurde nicht ausgespart.<br />
Nach einem einführenden<br />
Vortrag reiste eine Gruppe mutiger<br />
Mitarbeiterinnen unter Leitung von<br />
Petra Stach-Wittekind nach Gelsenkirchen<br />
zur landeskirchlichen Ausstellung<br />
„Rosenstraße 76“.<br />
Stark nachgefragt war auch das Thema<br />
„Schokolade“. Einige Frauenkreise<br />
machten sich intensiv mit der „Speise<br />
der Götter“ vertraut und spürten ihrer<br />
persönlichen „Schokoladengeschichte“<br />
nach. In Kooperation mit dem Eickeler<br />
Buchladen „Lesezeichen“ wurden<br />
zwei Veranstaltungen zum Thema<br />
„Fairer Handel“ durchgeführt.<br />
Sowohl das Thema „fair gehandelte<br />
Weine“ als auch „Schokolade –<br />
Speise der Götter“ lockte zahlreiche<br />
Interessierte an. Wie gut sich<br />
Genuss und verantwortliches Handeln<br />
verbinden lassen, war für die<br />
Teilnehmenden eine verblüffende<br />
Erkenntnis.<br />
Markus Heißler war zum Thema Perspektiven<br />
des Fairen Handels oder<br />
zum Thema Kaffee als Referent bei<br />
Veranstaltungen in <strong>Herne</strong>, Bochum,<br />
Dortmund, Recklinghausen und<br />
Münster unterwegs.<br />
Interreligiöses Lernen<br />
Ein großes Projekt in diesem Jahr war<br />
die Ausstellung „<strong>Welt</strong>religionen –<br />
<strong>Welt</strong>frieden – <strong>Welt</strong>ethos“, die wir in<br />
Kooperation mit der VHS und dem Integrationsbüro<br />
der Stadt <strong>Herne</strong> vom<br />
20. Oktober bis zum 15. November<br />
im Kulturzentrum <strong>Herne</strong> zeigten. Diese<br />
wurde von der „Stiftung <strong>Welt</strong>ethos“<br />
unter Leitung von Prof. Hans<br />
Küng konzipiert. Es geht dabei um die<br />
Frage nach gemeinsamen ethischen<br />
Gefragter Gesprächspartner –<br />
der deutsch-südafrikanische Schriftsteller<br />
Lutz van Dijk<br />
Werten, Normen und Maßstäben in<br />
den Religionen und ihre Bedeutung<br />
für die heutige Zeit. Darüber hinaus<br />
ergänzten wir die Ausstellung auch<br />
durch Einblicke in das religiöse Leben<br />
von Menschen aus <strong>Herne</strong> selbst. So<br />
beteiligten sich die Angehörigen der<br />
verschiedenen <strong>Welt</strong>religionen an der<br />
Gestaltung von großen Glasvitrinen<br />
mit religiösen Gegenständen, Fotografien<br />
und Texten. Die Ausstellung<br />
wurde durch Oberbürgermeister<br />
Horst Schiereck, Superintendent Reiner<br />
Rimkus und den Vorsitzenden des<br />
Integrationsrates Muzaffer Oruc eröffnet.<br />
Viele Schulklassen und Gruppen<br />
besuchten anschließend die Ausstellung.<br />
Bereits im Vorfeld hatten wir<br />
eine Lehrerfortbildung zum Thema<br />
der Ausstellung durchgeführt.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die WERKSTATT vertrat das <strong>Zentrum</strong><br />
mit einem Aktions- und Informationsstand<br />
auf der Fairhandelsmesse in<br />
Dortmund sowie beim Umwelt- und<br />
<strong>Eine</strong>-<strong>Welt</strong>-Tag im Revierpark Gysenberg.<br />
Der Regionalteil Ruhrgebiet der<br />
Kirchenzeitung UK berichtet in einer<br />
fünfteiligen Artikelserie über die Arbeit<br />
der WERKSTATT. Darüberhinaus<br />
berichteten die Medien regelmäßig<br />
über unsere Veranstaltungen und Aktionen.<br />
Auch die Überarbeitung und<br />
Erweiterung der Ausstellung Bukavu –<br />
Kongo – Afrika war Teil unserer Arbeit.<br />
Ausblick<br />
Auch in 2009 bietet die WERKSTATT<br />
wieder ein spannendes Programm an.<br />
Themen sind u. a. die Studie „Zukunftsfähiges<br />
Deutschland“, die Zukunft<br />
des Finanzsystems, Projekttage<br />
zum Thema Heiße Zeiten – Klimawandel<br />
für Jugendliche, Exkursionen<br />
zum Afrikamuseum und zum Museumspark<br />
Orientalis und anderes<br />
mehr.
3.1 Beratungsstelle<br />
für Migrantinnen<br />
3. Beratungsarbeit im <strong>EWZ</strong><br />
ter als früher vor, dass Frauen sich Bürgerinnen der alten EU-Staaten<br />
nicht als Opfer zu erkennen geben können, wenn sie krankenversichert<br />
oder sich gar nicht bewusst sind, sind und ihren Lebensunterhalt selbst<br />
dass sie Opfer einer Straftat, nämlich bestreiten können, in Deutschland<br />
Seit dem 1. März 20<strong>08</strong> gibt es zwei des Menschenhandels zur sexuellen bleiben.<br />
neue Gesichter in der Beratungsstelle Ausbeutung, sind. Daher führt das An dieser Stelle darf auch die regio-<br />
für Migrantinnen.<br />
Bundeskriminalamt ein Forschungsnale und bundesweite Vernetzungs-<br />
Olga Kornev vertritt Katja Jähnel, die projekt zur Verbesserung der Opferarbeit nicht unerwähnt bleiben.<br />
von April 20<strong>08</strong> bis Dezember 2009 erkennung durch.<br />
in Elternzeit ist. Sie kam vor acht Diese Problematik wird auch im Ar-<br />
Jahren aus Sibirien nach <strong>Herne</strong>, um beitsalltag der Beratungsstelle sichtbar, In folgenden Netzwerken findet ein<br />
bald darauf ein Sozialpädagogikstu- so dass neue Arbeitsansätze entwickelt regelmäßiger Austausch statt:<br />
dium zu absolvieren. Danach war werden müssen. Dazu ist es unerläss-<br />
sie in einem Frauenhaus der Region lich, Gespräche mit allen Beteiligten, - NRW-Vernetzung der spezialisier-<br />
tätig und konnte dort Erfahrungen wie der Polizei, der Justiz und Politik ten Beratungsstellen für Opfer<br />
in der Arbeit mit Frauen in Notlagen sowie den Ausländerbehörden und von Menschenhandel.<br />
sammeln. In ihrer Heimat kann Frau Gesundheitsämtern zu führen, um - Als Mitglied des KOK, Bundes-<br />
Kornev auf 16 Jahre Berufserfahrung einheitliche Lösungsansätze zu finden weiter Koordinierungskreis gegen<br />
als Lehrerin zurückblicken.<br />
und verwirklichen zu können. Es müs- Frauenhandel und Gewalt an<br />
Renate Hildburg hat zunächst für die sen andere Zugangsmöglichkeiten zu Frauen im Migrationsprozess neh-<br />
kommenden drei Jahre die Stelle als den Klientinnen entwickelt werden. men die Mitarbeiterinnen regel-<br />
Sozialpädagogin inne. Ihre Vorgänge- Die ersten Schritte dazu sind schon mäßig teil.<br />
rin Monika Bußmann ging vorzei- getan. Für 2009 sind Gesprächstermi- - Vernetzung der evangelischen Betig<br />
in Rente. Renate Hildburg verfügt ne anberaumt und es werden neue ratungsstellen für Opfer von Men-<br />
über langjährige Erfahrung im Arbeits- Flyer für die Klientinnen erstellt. Die schenhandel.bereich<br />
„Hilfen für Opfer für Men- Schwierigkeiten, aufgrund der neuen - Runder Tisch Prostitution.<br />
schenhandel“ und hat gute Kontak- Freizügigkeitsregelungen Leistungs- - Runder Tisch Häusliche Gewalt<br />
te zu Netzwerken im In- und Ausland, ansprüche für Klientinnen durchzuset- <strong>Herne</strong>.<br />
so dass die Arbeit sozusagen überzen, bestehen nach wie vor.<br />
- <strong>Herne</strong>r Integrationsnetzwerk<br />
gangslos fortgeführt werden konnte. Für die Einreise wird kein Visum mehr - Runder Tisch des MGFFI, Ministe-<br />
Die Anzahl der Klientinnen ist ver- benötigt, EU-Bürgerinnen können sich rium für Generation, Familie, Fraugleichbar<br />
mit der des vergangenen zunächst drei Monate ohne Auflagen en und Integration.<br />
Jahres. Die Klientinnen kommen aus in der BRD aufhalten. Danach besteht - ECPAT, <strong>End</strong> Child Prostitution<br />
27 verschiedenen Ländern und wur- jedoch eine Meldepflicht bei der Aus- and Trafficking of Children.<br />
den aus 15 verschiedenen Städten an länderbehörde. Um eine selbständige<br />
die Beratungsstelle vermittelt. Im Jahr Tätigkeit auszuführen, wird keine Auch die internationale Netzwerk-<br />
20<strong>08</strong> konnten 792 Beratungskontak- Arbeitsgenehmigung benötigt, was arbeit ist unentbehrlich. Der rege<br />
te, davon 54 Erstkontakte verzeichnet natürlich auch die Menschenhändler Kontakt zu Beratungsstellen in den<br />
werden.<br />
wissen und dieses schamlos ausnut- Heimatländern der Klientinnen ist be-<br />
Im Bereich Menschenhandel gibt es zuzen. Oft sind die Frauen aus Rumäsonders wichtig, um auch Klientinnen,<br />
nehmend Veränderungen. Durch die nien und Bulgarien Analphabetinnen, die wieder ins Heimatland zurückkeh-<br />
Öffnung der Grenzen und damit zu- so dass sie oft unter dem Druck der ren, einen guten Start ermöglichen zu<br />
nehmend legalen Aufenthaltsmöglich- Menschenhändler Dokumente unter- können und die Präventionsarbeit in<br />
keiten in der Bundesrepublik wird, wie schreiben, ohne deren Inhalt zu ken- den Heimatländern zu unterstützen.<br />
auch das Bundeskriminalamt berichtet, nen. Ihnen wird eingeredet, dass sie In 20<strong>08</strong> nahmen Frau Kornev und<br />
der Zugang zu den Opfern erschwert. sich nun selbst strafbar gemacht hät- Frau Hildburg Kontakt zu einer bisher<br />
Das heißt auch, dass die Frage der ten. Das führt bei polizeilichen Kon- noch unbekannten Beratungsstelle in<br />
Opferidentifizierung eine noch größetrollen dazu, dass sie angeben, die<br />
re Bedeutung hat als zuvor.<br />
Prostitutionstätigkeit freiwillig auszu-<br />
Hier werden deutliche Veränderunführen und sich nicht trauen, auf ihre<br />
gen sichtbar. Es kommt sehr viel öf- Situation aufmerksam zu machen.<br />
Jahresbericht 20<strong>08</strong> 11
12<br />
Barnaul in Sibirien auf, die sehr an einer<br />
Kooperation und einem Erfahrungsaustausch<br />
interessiert ist. Aufgrund<br />
der momentanen finanziellen<br />
und personellen Situation ist es jedoch<br />
sehr unsicher, ob diese Beratungsstelle<br />
erhalten bleiben kann. So rückt ein<br />
erster persönlicher Kontakt in die<br />
Ferne.<br />
Die Kolleginnen einer bekannten,<br />
litauischen Beratungsstelle haben sich<br />
an die Beratungsstelle gewandt, da sie<br />
großen Bedarf an einem Erfahrungsaustausch<br />
haben. Auch im Baltikum<br />
seien die Veränderungen im Bereich<br />
Menschenhandel nicht mehr zu übersehen.<br />
Die Situation der Frauen habe<br />
sich sehr geändert. Sie seien in ihrem<br />
Entschluss, nach Deutschland zu gehen,<br />
viel leichtfertiger geworden. Die<br />
Freiheit der offenen Grenzen ist zu verführerisch.<br />
Die Frauen hinterfragen verlockende<br />
Angebote von Menschenhändlern<br />
noch weniger als früher.<br />
Neben dem Arbeitsbereich<br />
Menschenhandel wurden die Mitarbeiterinnen<br />
mit sehr aufwendigen<br />
Fällen von Zwangsheirat und<br />
Häuslicher Gewalt konfrontiert<br />
Ein Beispiel:<br />
<strong>Eine</strong> junge Frau von 19 Jahren aus<br />
dem Libanon, wandte sich mit ihrem<br />
Problem zunächst an ihre Lehrerin,<br />
die sie an die Beratungsstelle vermittelte.<br />
Sie gab an, von ihren Eltern gezwungen<br />
zu werden, einen Cousin<br />
zu heiraten. Die Verlobung habe<br />
schon stattgefunden. Die Versuche,<br />
den Eltern zu erklären, dass sie mit<br />
der Hochzeit nicht einverstanden sei,<br />
scheiterten. Die Eltern sind sehr streng<br />
gläubig und dulden keinen Widerspruch.<br />
Zudem wurde sie ständig von<br />
ihren Eltern und Brüdern kontrolliert<br />
und geschlagen, wenn sie versuchte<br />
sich zu widersetzen. Außer ihrer jüngeren<br />
Schwester hatte sie Niemanden,<br />
mit dem sie über ihre Probleme reden<br />
konnte.<br />
Es fanden zahlreiche Beratungsgespräche<br />
in Begleitung ihrer Schwester<br />
statt, in denen unterschiedliche<br />
Perspektiven mit der Klientin erörtert<br />
wurden. Nach ihrem Entschluss,<br />
die Familie zu verlassen, halfen die<br />
Mitarbeiterinnen ihr, in einem Frauenhaus<br />
einer anderen Stadt unterzukommen,<br />
in dem sie so leicht nicht<br />
ausfindig gemacht werden konnte.<br />
Diese Entscheidung fiel der jungen<br />
Frau nicht leicht, da sie auch sehr an<br />
ihrer Familie hing. Jedoch sah sie für<br />
sich keinen anderen Ausweg mehr.<br />
Es bestand ein regelmäßiger, telefonischer<br />
Kontakt mit den Kolleginnen des<br />
unterbringenden Frauenhauses. Doch<br />
trotz aller Bemühungen der Kolleginnen<br />
des Frauenhauses, fühlte sie sich<br />
sehr einsam und begab sich immer<br />
wieder in Gefahr, von ihren Eltern gefunden<br />
zu werden, indem sie selbst<br />
Kontakt zu ihrer Mutter oder anderen<br />
Verwandten aufnahm. Es stellte sich<br />
heraus, dass die Schwester der Klientin<br />
unter Druck gesetzt wurde, die den<br />
Eltern dann von den Besuchen in der<br />
Beratungsstelle erzählte.<br />
Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle<br />
wurden von den Angehörigen,<br />
die oft mit mehreren Personen in der<br />
Beratungsstelle erschienen, massiv bedrängt,<br />
um die Adresse ihrer Tochter<br />
zu erfahren. Die junge Frau selbst rief<br />
immer wieder an, um zu erfahren,<br />
wie es ihrer Mutter und den Geschwistern<br />
gehe, woran ihre Zerrissenheit<br />
sehr deutlich wurde und auch<br />
dass sie einem selbstbestimmten<br />
Leben noch nicht gewachsen war.<br />
Nach einiger Zeit brach der Kontakt<br />
zur Beratungsstelle von beiden Seiten<br />
abrupt ab. Es liegt die Vermutung<br />
nahe, dass die junge Frau den Druck<br />
nicht mehr ausgehalten hat und zu<br />
ihrer Familie zurückgekehrt ist.<br />
Die Mitarbeiterinnen haben auch<br />
oft mit minderjährigen Mädchen zu<br />
tun, die von Zwangsheirat bedroht,<br />
bzw. betroffen sind. Dann muss das<br />
Jugendamt einschaltet werden.<br />
Das Thema Häusliche Gewalt blieb<br />
auch in 20<strong>08</strong> ein Schwerpunkt der<br />
Öffentlichkeitsarbeit der Beratungsstellen,<br />
die am „Runden Tisch Häusliche<br />
Gewalt“ in <strong>Herne</strong> vertreten sind.<br />
Ein weiteres Beispiel aus der Praxis:<br />
Der folgende Fall zeigt, wie die aufenthaltsrechtliche<br />
Verfestigung von<br />
Migrantinnen aus Mazedonien verhindert<br />
werden kann. Es handelt sich<br />
um eine in Mazedonien geborene<br />
Frau, die als Säugling vor 25 Jahren<br />
mit ihren Eltern nach Deutschland<br />
kam. Heute ist sie alleinerziehend. Ihr<br />
Sohn ist acht Jahre alt.<br />
Die junge Frau stammt aus einer<br />
streng gläubigen, muslimischen Familie<br />
und die Tatsache, dass sie eine<br />
eheähnliche Beziehung führte und<br />
nichteheliche Kinder bekam, wurde<br />
als große Verletzung der Familienehre<br />
angesehen. Seitdem wurde sie<br />
von ihrer Familie und Verwandtschaft<br />
kontrolliert, und die Beziehung<br />
zu dem Freund wurde ihr verboten.<br />
Stattdessen wurde sie zur Heirat mit<br />
einem Deutschen gezwungen. Schon<br />
nach kurzer Zeit wurde dieser Mann<br />
gewalttätig. Die Klientin musste<br />
mehrmals ins Frauenhaus flüchten,<br />
bevor sie sich endgültig von ihrem<br />
Ehemann trennte. Das widersprach<br />
erneut den ungeschriebenen Verhaltensregeln<br />
einer muslimischen Frau.<br />
Seit dieser Zeit wird die Frau von ihren<br />
Eltern verfolgt. Sie solle sich wieder<br />
unterordnen und bei ihren Eltern<br />
leben, um der Familie keine weitere<br />
Schande zu bereiten. Die Frau stellt<br />
sich ihre Zukunft jedoch anders vor.<br />
Sie möchte ihr Leben endlich selbst<br />
bestimmen und ihrem Sohn eine<br />
bessere Zukunft bieten.<br />
Sie musste eine gerade neu bezogene<br />
Wohnung erneut verlassen, da ihre<br />
Eltern sie ausfindig gemacht haben<br />
und damit drohten, ihren Sohn zu
sich zu nehmen, wenn sie nicht in<br />
die Elternfamilie zurückkehre. Sie war<br />
mehrmals gezwungen, für sich und<br />
ihren Sohn eine neue Unterkunft zu<br />
suchen, um sich von der Gewalt der<br />
Familie zu schützen.<br />
Da ihr Vater und Bruder, die besonders<br />
gewaltbereit sind, inzwischen<br />
abgeschoben wurden, ist dieses Problem<br />
in Deutschland gelöst.<br />
Ein neues Problem ist, dass sie für die<br />
Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis<br />
im Zuge der Altfallregelung der Ausländerbehörde<br />
einen neuen Pass vorlegen<br />
bzw. den alten Pass verlängern<br />
lassen muss. Ebenfalls soll sie für den<br />
achtjährigen Sohn einen Pass vorlegen.<br />
In diesem Fall würde der Aufenthaltsstatus<br />
des Sohnes dahingehend<br />
verbessert, dass er nicht länger nur<br />
geduldet ist.<br />
Ein Telefonat mit der Botschaft Mazedoniens<br />
in Bonn ergab, dass sich<br />
die Passgesetze geändert haben. Tatsächlich<br />
können Pässe nun nur noch<br />
persönlich in Mazedonien verlängert<br />
oder neu beantragt werden. Für den<br />
Sohn gelte das auch.<br />
Diese Tatsache stellt die Frau vor<br />
unlösbare Probleme, die dadurch verschlimmert<br />
werden, dass sie weder lesen<br />
noch schreiben kann. Was jedoch<br />
gleichermaßen für alle mazedonischen<br />
Bürger in unserem Land gilt, ist die<br />
Tatsache, dass die Beantragung eines<br />
Passes mit erheblichen finanziellen<br />
Kosten verbunden ist:<br />
- Die Frau müsste nach Mazedonien<br />
fliegen.<br />
- Sie müsste dort die Botschaft aufsuchen<br />
und auf die Erstellung der<br />
Papiere warten.<br />
- Sie müsste die Pässe bezahlen<br />
und wieder nach Deutschland<br />
reisen.<br />
Alles in allem würden Kosten von weit<br />
über 1.000 Euro entstehen. Die Frau erhält<br />
Leistungen nach SGB II (Hartz IV)<br />
für sich. Der Sohn erhält aufgrund<br />
der Duldung nur Leistungen nach dem<br />
Asylbewerberleistungsgesetz, die noch<br />
niedriger sind als Leistungen nach SGB<br />
II. Die Frage besteht bis heute, wie die<br />
Frau diese Summe jemals aufbringen<br />
soll.<br />
Darüber hinaus leben ihre Familienangehörigen<br />
in Mazedonien. Die Frau<br />
muss also auch dort geschützt werden.<br />
Die gute Zusammenarbeit mit<br />
der Ausländerbehörde bewirkte zunächst,<br />
dass die Fiktionsbescheinigung<br />
der Frau immer wieder verlängert<br />
wurde, weil die Möglichkeit der Passverlängerung<br />
im mazedonischen Konsulat<br />
in der BRD im Gespräch war. <strong>Eine</strong><br />
Zustimmung wurde freilich bis heute<br />
nicht erteilt, die Frau muss definitiv<br />
nach Mazedonien fahren.<br />
Es wurde eine Beratungsstelle für<br />
Frauen in Mazedonien kontaktiert.<br />
Die Kolleginnen sagten zu, die Frau<br />
in Mazedonien mit Rat und Tat zu<br />
unterstützen: Sie werde am Flughafen<br />
empfangen, in einem Frauenhaus untergebracht<br />
und ihr werde auch bei<br />
der Beschaffung der Papiere geholfen.<br />
Das finanzielle Problem der Frau ist<br />
jedoch nicht so einfach zu lösen. Aus<br />
diesem Grund wurden mehrere im sozialen<br />
Bereich engagierte Organisationen<br />
in <strong>Herne</strong> angeschrieben und um<br />
finanzielle Unterstützung für die Frau<br />
gebeten. Zurzeit wird die Angelegenheit<br />
noch geprüft.<br />
Außer der Beratungstätigkeit leisten<br />
die Mitarbeiterinnen auch Öffentlichkeits-<br />
und Verwaltungsarbeit<br />
In 20<strong>08</strong> war das <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Zentrum</strong><br />
Kooperationspartner der Ausstellung<br />
Rosenstraße in Gelsenkirchen. Die Ausstellung<br />
zum Thema Häusliche Gewalt<br />
war sehr gut besucht, so dass das Thema<br />
einer breiten Öffentlichkeit nahe<br />
gebracht werden konnte. Es wurden<br />
Informationsveranstaltungen in Schulen<br />
durchgeführt und Vorträge gehalten.<br />
Aktionen, wie die o.g. erfordern einen<br />
hohen Verwaltungsaufwand. Es müs-<br />
sen u. a. zahlreiche Telefonate geführt<br />
werden, Schreiben verfasst werden,<br />
Verhandlungen mit Behörden<br />
und anderen Stellen geführt werden,<br />
Dolmetscher, Rechtsanwälte kontaktiert<br />
werden. Ohne Computerkenntnisse<br />
und Fremdsprachenkenntnisse<br />
wäre die Netzwerkarbeit im Ausland<br />
kaum möglich.<br />
Da die Beratungsstelle für Opfer von<br />
Menschenhandel zu einem großen<br />
Teil mit Landesmitteln finanziert wird,<br />
muß zweimal im Jahr ein Sachbericht<br />
angefertigt und ein jährlicher Verwendungsnachweis<br />
erstellt werden.<br />
In rechtlichen und fachlichen Dingen<br />
müssen die Mitarbeiterinnen stets auf<br />
dem neuesten Stand sein. Deshalb<br />
sind Fortbildungen und Fachtagungen<br />
unerlässlich, um auf dem Laufenden<br />
zu bleiben und bereits vorhandenes<br />
Wissen zu erweitern bzw. zu vertiefen,<br />
sowie um neue Kontakte zu knüpfen.<br />
Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle<br />
nahmen in 20<strong>08</strong> an elf Fachtagungen<br />
und Fortbildungsveranstaltungen<br />
teil.<br />
Jahresbericht 20<strong>08</strong> 13
14<br />
3.2 Flüchtlingsreferat<br />
Beratungssituation<br />
Im Kirchenkreis leben nach wie vor ca.<br />
3.200 Flüchtlinge mit und ohne Aufenthaltsstatus.<br />
Genaue Zahlen lassen<br />
sich wegen des hohen Anteils an Menschen<br />
ohne Aufenthaltsstatus nicht ermitteln.<br />
Hauptherkunftsländer der vom<br />
Flüchtlingsreferat beratenen Menschen<br />
waren die Nachfolgestaaten des<br />
ehemaligen Jugoslawien und der ehemaligen<br />
Sowjetunion sowie verschiedene<br />
arabische und schwarzafrikanische<br />
Länder. Insbesondere hervorzuheben<br />
sind hierbei der Irak und der Kongo,<br />
zwei Länder, in denen vermeintlich,<br />
unter anderem mit westlicher Unterstützung,<br />
die Demokratie eingeführt<br />
ist. De facto herrschen dort Krieg,<br />
Hunger sowie Mord und Totschlag.<br />
Hauptanliegen der Rat Suchenden<br />
waren drohende Abschiebung, materielle<br />
Armut, schwere physische<br />
und psychische Erkrankungen und<br />
im Zusammenhang mit der Altfallregelung<br />
Fragen zur Passbeschaffung<br />
und zur Wohnraumanmietung.<br />
Anteil der weiblichen bzw. männlichen Rat Suchenden aus<br />
der Gesamtmenge der Einzelfallberatungen<br />
Ein wenig Statistik<br />
Im <strong>Bericht</strong>szeitraum suchten 131 Einzelpersonen/Familien<br />
zu 469 Einzelberatungen<br />
das Flüchtlingsbüro auf.<br />
Die zahlreichen telefonischen Anfragen<br />
sind in dieser Summe nicht<br />
enthalten. Dazu kamen zahlreiche<br />
Einzelberatungen bei Hausbesuchen<br />
und Gruppenberatungen in den<br />
Wohnheimen und bei Einzelveranstaltungen.<br />
Annähernd 75% der<br />
Ratsuchenden waren männlich. Darüber<br />
hinaus fanden 132 nicht einzelfallbezogene<br />
Beratungen statt.<br />
Im Bereich der Multiplikatoren- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit wurden in Einzel-<br />
und Gruppengesprächen sowie<br />
bei Veranstaltungen 938 Personen<br />
erreicht. Der Flüchtlingsreferent<br />
nahm an 42 Arbeitstreffen (Arbeitskreise,<br />
Runde Tische, Ausschusssitzungen,<br />
etc.) teil. Am Zechenring<br />
fanden 82 Spielnachmittage und 84<br />
schulunterstützende Maßnahmen in<br />
Gruppenform mit insgesamt 1.384<br />
Teilnehmern statt. Menschen aus 38<br />
Nationen nahmen im <strong>Bericht</strong>szeitraum<br />
die Einzelfallberatung wahr.<br />
Finanzsituation<br />
Die Finanzsituation hat sich gegenüber<br />
dem Vorjahr kaum verändert.<br />
Der veranschlagte Gesamtetat des<br />
Flüchtlingsreferats betrug 64.100 Euro<br />
auf der Ausgabenseite. Die Einnahmen<br />
setzten sich wie folgt zusammen:<br />
28.100 Euro kamen als Fördermittel für<br />
Personalkosten vom Innenministerium<br />
NRW. Das Diakonische Werk Westfalen<br />
stellte 1.500 Euro für den Rechtshilfefonds<br />
zur Verfügung. An Spenden<br />
erhielten wir 630 Euro. Größter<br />
Geldgeber war, wie in den Vorjahren,<br />
der Kirchenkreis selbst. Er stellte<br />
34.200 Euro zur Verfügung. Damit<br />
legte der Kirchenkreis erneut Zeugnis<br />
davon ab, dass es ihm ernst ist mit<br />
der Verkündigung des Evangeliums in<br />
Wort und Tat.<br />
Rechtshilfefonds<br />
Der Rechtshilfefonds hat sich in der<br />
Vergangenheit als ein äußerst wichtiges<br />
Instrument für die Betroffenen<br />
erwiesen. Nach wie vor wird insbesondere<br />
in den Ausländer- und Sozialämtern<br />
der Ermessensspielraum<br />
Kostenübersicht
Das Team des Integrationsrates (in den blau-weißen Trikots) mit Bürgermeister J. Beisenherz (4. v. r.),<br />
dem Synodalen Ausschussmitglied D. Molloisch (stehend, 2. v. l.) und K.-H. Hoffmann (rechts)<br />
auf der Ebene der SachbearbeiterInnen<br />
oft bis regelmäßig zu Ungunsten<br />
der Klienten ausgelegt. Ohne finanzielle<br />
Unterstützung bei den Rechtsanwaltskosten<br />
wären in etlichen Fällen<br />
die Menschen nicht zu ihrem Recht<br />
gekommen. So wurden z.B. juristische<br />
Auseinandersetzungen um<br />
Zahnersatz, Familienzusammenführung,<br />
angedrohte aufenthaltsbeendigende<br />
Maßnahmen und im Zusammenhang<br />
mit der Altfallregelung im<br />
Sinne der Klienten entschieden. Der<br />
jährliche Zuschuss der westfälischen<br />
Diakonie in Höhe von 1.500 Euro war<br />
hier sehr hilfreich. Für 2009 ist die<br />
Bereitschaft der Stiftung blue planet,<br />
den Rechtshilfefonds mit 3.000<br />
Euro zu unterstützen, signalisiert worden.<br />
Eingeworbene Spenden und<br />
Drittmittel sollen in Zukunft schwerpunktmäßig<br />
diesem Fonds zugeführt<br />
werden.<br />
Integrationsrat Castrop-Rauxel<br />
Die Mitarbeit des Flüchtlingsreferenten<br />
hat bereits im Vorjahreszeitraum<br />
zu erfreulichen Ergebnissen geführt<br />
(siehe Jahresbericht 2007). Die im Integrationskonzept<br />
geforderte Stelle<br />
einer/eines Integrationsbeauftragten<br />
wurde im Oktober mit Frau Meltem<br />
Söylemez besetzt. Von dieser Stelle<br />
aus soll die Integrationsarbeit für<br />
Castrop-Rauxel koordiniert werden.<br />
Gute Ansätze sind bereits erkennbar.<br />
Besonders erfreulich ist, dass auch<br />
der Personenkreis der Flüchtlinge ohne<br />
gesicherten Aufenthalt im Integrationskonzept<br />
berücksichtigt wird.<br />
Durch die konstruktive vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit wurden zahlreiche<br />
Brücken über religiöse und politische<br />
Differenzen hinweg geschlagen.<br />
Beim Integrationscup erlangte das<br />
Team des Integrationsrates unter<br />
Teamchef Karl-Heinz Hoffmann bei<br />
einem Einlagenspiel den wohlverdienten<br />
Sieg.<br />
Interkulturelle Woche<br />
An der interkulturellen Woche in <strong>Herne</strong><br />
beteiligte sich der Arbeitskreis Zechenring<br />
mit einer eigenen Veranstaltung.<br />
Der Flüchtlingsreferent war<br />
außerdem an der Planung und Durchführung<br />
der interkulturellen Woche in<br />
Castrop-Rauxel beteiligt. Für Castrop-<br />
Rauxel war dies die erste Aktionswoche<br />
dieser Art. Es soll nicht versäumt werden,<br />
Pfarrer Hans-Jürgen Knipp von<br />
der Paulus-Kirchengemeinde und<br />
Herrn Kubilay Corbaci von der Ditib-<br />
Moscheegemeinde für ihr Engagement<br />
zu danken. Für 2009 sollen in<br />
Castrop-Rauxel die Aktivitäten erheblich<br />
ausgeweitet werden. Zu diesem<br />
Zweck wurden der Bürgermeister,<br />
die Integrationsbeauftragte<br />
und der Integrationsrat mit ins Boot<br />
geholt.<br />
Ökumenischer Arbeitskreis<br />
Zechenring<br />
Die bewährte Arbeit am Zechenring<br />
wurde fortgeführt und wird nun<br />
auch vom neuen Pfarrer der Zions-<br />
Kirchengemeinde, Herrn Michael<br />
Brandt, unterstützt. Die traditionellen<br />
Aktivitäten, wie Besuch der Cranger<br />
Kirmes, Weihnachtsfeier mit den<br />
Bewohnern, Jahresabschluss mit den<br />
Ehrenamtlichen, sowie Spielnachmittage<br />
und schulunterstützende<br />
Maßnahmen, fanden auch im Jahr<br />
20<strong>08</strong> statt.<br />
Sehr positiv wirkt sich aus, dass die<br />
städtische Sozialarbeiterin Christa<br />
Busch-Pinkal nun für den Zechenring<br />
zuständig ist. Sie hat stets ein offenes<br />
Ohr für die Anliegen der Bewohner<br />
und beteiligt sich konstruktiv an den<br />
Aktivitäten des Arbeitskreises.<br />
Für weitere Informationen zum AK<br />
sei auch auf den <strong>Bericht</strong> verwiesen,<br />
den Pfarrer Walter Tschirch anlässlich<br />
der Visitation des AK durch<br />
den Kirchenkreis im Oktober 20<strong>08</strong><br />
erstellte.<br />
Vernetzung und Kooperation<br />
Im <strong>Bericht</strong>szeitraum kooperierte das<br />
Flüchtlingsreferat sowohl mit Gemeinden,<br />
wie z. B. der Zions-Kirchengemeinde<br />
und der St. Barbara-Gemeinde,<br />
als auch mit verschiedenen gemeinsamen<br />
Diensten, wie z. B. dem Arbeitslosenzentrum,<br />
der Schuldnerberatung<br />
und dem Jugendreferat. Die Kooperation<br />
mit einigen Gemeinden ist noch<br />
ausbaufähig. Gemeinsame Angebote<br />
des Synodalen Diakonie- und Sozialausschusses<br />
für die Gemeinden sollen<br />
hier unterstützend wirken. Die Zusammenarbeit<br />
mit der Caritas und dem<br />
Paritätischen sowie den Gewerkschaften<br />
hat mittlerweile eine langjährige<br />
Tradition. Seit einiger Zeit ist nun<br />
auch die Arbeiterwohlfahrt mit im<br />
Boot. Unterstützt wurde die Arbeit,<br />
wie in den Vorjahren, von Dietrich<br />
Eckeberg, dem zuständigen Referenten<br />
der westfälischen Diakonie sowie<br />
den interessierten und kompetenten<br />
Printmedien in <strong>Herne</strong> und Castrop-<br />
Rauxel. Nicht zuletzt seien an dieser<br />
Stelle auch der Superintendent des<br />
Kirchenkreises, Reiner Rimkus, sowie<br />
der Geschäftsführer des <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong><br />
<strong>Zentrum</strong>s, Martin Domke, erwähnt,<br />
die die Arbeit unterstützend begleitet<br />
haben. Allen Beteiligten sei an dieser<br />
Stelle noch einmal herzlich gedankt.<br />
Flüchtlingsreferent Karl-Heinz<br />
Hoffmann mit Flüchtlingskindern<br />
vom Zechenring auf der traditio-<br />
nellen Cranger Kirmes<br />
Jahresbericht 20<strong>08</strong> 15
16<br />
4. Menschenrechte hier und dort<br />
4.1 Gemeindekommunikation<br />
Die Aufgabenfelder und<br />
das Personal<br />
In der Arbeitsstelle Gemeindekommunikation<br />
ging es im <strong>Bericht</strong>szeitraum<br />
wie auch schon in den vergangenen<br />
Jahren schwerpunktmäßig um:<br />
- konkrete Kampagnenarbeit innerhalb<br />
des Bündnisses erlassjahr.de –<br />
Entwicklung braucht Entschuldung<br />
- vielfältige Bildungsarbeit zu Fragen<br />
von „Gerechtigkeit, Frieden<br />
und Bewahrung der Schöpfung“<br />
- Begleitung der <strong>Welt</strong>gebetstagsarbeit.<br />
- Begegnungs- und Beziehungsarbeit<br />
im Interreligiösen Dialog und<br />
in der Begleitung der Aussiedler<br />
aus den GUS-Nachfolgestaaten.<br />
Seit Herbst 1998 ist Gabriele Stückemann,<br />
Pfarrerin im Entsendungsdienst,<br />
in dieser Arbeitsstelle im eingeschränkten<br />
Dienst von 50 Prozent tätig.<br />
Neben den genannten Aufgabenfeldern<br />
beinhaltete ihr Dienst auch:<br />
- Wahrnehmung pastoraler Dienste<br />
im Kirchenkreis <strong>Herne</strong><br />
- Mitarbeit in den synodalen Ausschüssen<br />
für „Mission, Ökumene<br />
und <strong>Welt</strong>verantwortung“ und<br />
„Frauen“<br />
- Mitarbeit im synodalen Ausschuss<br />
für „Strukturen“ zur Überarbeitung<br />
des kreiskirchlichen Leitbildes<br />
- Begleitung einer Gemeinde im<br />
Kirchenkreis bei der Erarbeitung<br />
ihrer Gemeindekonzeption<br />
- Teilnahme an den Visitationen in<br />
der Baukauer Kirchengemeinde<br />
im März und im Diakonischen<br />
Werk im Oktober<br />
Die Aufgabenfelder im Einzelnen<br />
Neues zu erlassjahr.de –<br />
aus der konkreten Kampagnenarbeit<br />
Im Jahr 20<strong>08</strong> veränderte sich das<br />
politische Umfeld für die Arbeit des<br />
Bündnisses wie noch in keinem Jahr<br />
seit der Gründung 1997. Die sich seit<br />
Mitte des Jahres abzeichnende <strong>Welt</strong>finanzkrise<br />
und der damit verbundene<br />
Konjunktureinbruch brachte – nachdem<br />
bereits zuvor die Preise wichtiger<br />
Exportgüter extremen Schwankungen<br />
unterworfen gewesen waren – viele<br />
überschuldete Staaten an den Rand<br />
der Zahlungsunfähigkeit oder zumindest<br />
dramatischer Einbrüche.<br />
<strong>Welt</strong>bank und Internationaler Währungsfond<br />
mussten einräumen, dass<br />
ihre bisherigen Initiativen keineswegs<br />
zu einer dauerhaften Lösung der<br />
Schuldenkrise der ärmsten Länder<br />
geführt haben.<br />
Insofern war auch im Jahr 20<strong>08</strong> die<br />
Beeinflussung der bundesdeutschen<br />
Finanz-, Entwicklungs- und Außenwirtschaftspolitik<br />
das wichtigste Handlungsfeld<br />
des Bündnisses. Dies schloss<br />
Gespräche und schriftliche Eingaben<br />
an die relevanten Ministerien ebenso<br />
mit ein wie eine besonders intensivierte<br />
Arbeit mit Parlamentarier/innen.<br />
Im Vorjahr hatte erlassjahr.de vor dem<br />
und beim G8-Gipfel in Heiligendamm<br />
mit der auch vom <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Zentrum</strong><br />
mitgetragenen Ballonaktion das Thema<br />
„Illegitime Schulden“ in die breitere<br />
Öffentlichkeit gebracht. 20<strong>08</strong> wurde<br />
das Thema wieder aufgenommen,<br />
als in Zusammenarbeit u. a. mit der<br />
Evangelischen Kirche von Westfalen<br />
eine Studie zur Legitimität des deutschen<br />
Anspruchs aus dem Kriegsschiffexport<br />
in das Indonesien Suhartos<br />
im Jahr 1992 in Auftrag gegeben<br />
und später veröffentlicht wurde.<br />
Nach einer offenen und kritischen<br />
Diskussion über die Zukunft des<br />
Bündnisses beschloss die Mitträger-<br />
versammlung im Mai 20<strong>08</strong>, eine<br />
externe Evaluierung in Auftrag zu<br />
geben. Zu der vierköpfigen Steuerungsgruppe,<br />
die diesen Prozess vorbereitet<br />
und begleitet, gehört auch<br />
Gabi Stückemann.<br />
Auf dem Weg zu mehr „Gerechtigkeit,<br />
Frieden und Bewahrung<br />
der Schöpfung“ – aus der Bildungsarbeit<br />
in den Gemeinden<br />
Der Höhepunkt im Jahr 20<strong>08</strong> war für<br />
die <strong>Bericht</strong>erstatterin die Teilnahme an<br />
einer vierköpfigen theologischen Delegation<br />
aus dem Kirchenkreis <strong>Herne</strong> in<br />
den Partnerkirchenkreis in Bukavu im<br />
Ostkongo. Die vielfältigen Eindrücke<br />
von der Reise und aus der Begegnung<br />
mit den Menschen und Gemeinden<br />
vor Ort hat sie in Erfahrungsberichten<br />
in unterschiedlichen Zusammenhängen<br />
weitergegeben. Dabei ging es um<br />
Informationen zu dieser Partnerschaft<br />
ebenso wie um ein Nachdenken<br />
darüber, ob und wie diese Beziehung<br />
vertieft werden kann.<br />
Darüber hinaus hat die <strong>Bericht</strong>erstatterin<br />
im <strong>Bericht</strong>szeitraum rund zwölf<br />
Veranstaltungen durchgeführt:<br />
- ein Frauenfrühstück<br />
- ein Treffen der Frauenhilfsleiterinnen<br />
in Wanne-Eickel,<br />
- acht Frauengruppen in sechs Gemeinden,<br />
- eine örtliche Pfarrkonferenz und<br />
- ein Informationsabend.<br />
Inhaltlich ging es um vielfältige Informationen<br />
rund um das Thema<br />
„Wasser und das Menschenrecht<br />
auf Wasser“, eine Bibelarbeit zu<br />
„Lea und Rahel“ mit der Frage von<br />
„Struktureller Gewalt an Frauen als<br />
andauernder Menschenrechtsverletzung“,<br />
einen Vortrag zu „Frauen in<br />
der Alten Kirche“ mit dem besonderen<br />
Beitrag der Frauen im kirchlichen<br />
Leben vor Ort und weltweit und zum<br />
„Gebet“ als einer Lebensäußerung<br />
des christlichen Glaubens.
Gabi Stückemann und zwei Mitglieder der<br />
Vorbereitungsgruppe für das Frauenfrühstück<br />
Gottes Weisheit schenkt neues Verstehen<br />
– Zum <strong>Welt</strong>gebetstag 20<strong>08</strong><br />
aus Guyana<br />
Neben der Vorbereitung in einzelnen<br />
Frauengruppen auf das <strong>Welt</strong>gebetstagsland<br />
Guyana und die Hintergründe<br />
der aktuellen Gottesdienstordnung<br />
geschah die Vorbereitung<br />
und Gestaltung des diesjährigen<br />
<strong>Welt</strong>gebetstagsgottesdienstes zum<br />
zweiten Mal in Zusammenarbeit mit<br />
Frauen der Evangelischen Emmauskirchengemeinde<br />
und der benachbarten<br />
Katholischen Dreifaltigkeitskirchengemeinde<br />
in <strong>Herne</strong>.<br />
Im Gespräch bleiben und Brücken<br />
bauen – der interreligiöse Dialog<br />
und die Begleitung der ausgesiedelten<br />
Gemeindeglieder<br />
Der interreligiöse Dialog findet im<br />
Kirchenkreis <strong>Herne</strong> vor allem zwischen<br />
Christen und Muslimen statt.<br />
Die Islambeauftragte des Kirchenkreises,<br />
Pfarrerin Katharina Henke,<br />
unternimmt Einiges, um diesen Dialog<br />
voranzutreiben. Das <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong><br />
<strong>Zentrum</strong> unterstützt sie darin.<br />
Bereits im Jahr 2007 ist Gabi Stückemann<br />
in die Christlich-islamischen Gespräche<br />
der <strong>Herne</strong>r Volkshochschule<br />
mit eingestiegen – eine Möglichkeit<br />
für interessierte Laien muslimischer<br />
und christlicher Religionszugehörigkeit<br />
zur Begegnung und zum inhaltlichen<br />
Austausch über religiöse und gesellschaftliche<br />
Fragen. Die Zahl der regelmäßigen<br />
Teilnehmer beläuft sich bei<br />
ca. 50 Personen und ist ansteigend.<br />
Inhaltlich werden diese Gespräche von<br />
einem Kreis vorbereitet, der sich aus<br />
Vertretern der Volkshochschule, des<br />
Integrationsrates und der Moscheevereine<br />
sowie der beiden christlichen<br />
Kirchen zusammensetzt. Thematisch<br />
ging es an den drei Abenden im ersten<br />
Halbjahr um Abraham, Maria und<br />
Jesus in Bibel und Koran, an den drei<br />
Abenden im zweiten Halbjahr um das<br />
Menschenbild, ethische Weisungen<br />
und die Freiheit des Menschen zwischen<br />
Religionsfreiheit und Missionsauftrag.<br />
In Zusammenarbeit mit der Islambeauftragten<br />
gibt es seit 2007 ein Interreligiöses<br />
Frauenfrühstück in <strong>Herne</strong>. Das<br />
Treffen möchte Frauen verschiedener<br />
Religionen im Rahmen eines Frühstücks<br />
die Chance bieten, Kontakte<br />
zu knüpfen und über Lebens- und<br />
Glaubensfragen ins Gespräch zu kommen.<br />
Das erste Treffen im Jahr 20<strong>08</strong><br />
fand zum Thema „Frauengeschichten<br />
aus Bibel und Koran – auch unsere<br />
Geschichten heute?“ fand im April im<br />
Ludwig-Steil-Haus statt. Darauf folgte<br />
ein Zweites zum Thema „Lebensgeschichten<br />
– Glaubensgeschichten“<br />
während der Interkulturellen Woche<br />
im Oktober im Marokkanischen Kulturverein.<br />
Zu beiden Veranstaltungen<br />
kamen je nach Größe der zur Verfügung<br />
stehenden Räumlichkeiten zwischen<br />
40 und 70 Frauen – je zur Hälfte<br />
Muslime und Christinnen.<br />
Die Aussiedlerarbeit im Kirchenkreis<br />
<strong>Herne</strong> lag seit vielen Jahren in der<br />
Verantwortung des mittlerweile längst<br />
pensionierten Pfarrers Ulrich Hentzelt.<br />
Seit <strong>End</strong>e 2006 unterstützt ihn Gabi<br />
Stückemann darin und bekam von<br />
ihm im Laufe des Jahres 20<strong>08</strong> die Leitung<br />
„formal“ übergeben. Doch nach<br />
wie vor gehen sie dieser Aufgabe<br />
gemeinsam und in vertrauensvoller<br />
Zusammenarbeit nach.<br />
Die Ausreise aus einem der GUS-<br />
Nachfolgestaaten nach Deutschland<br />
stellt einen schweren Einschnitt im<br />
Leben der Aussiedler dar. Es ist nicht<br />
einfach nur ein Umzug, sondern hat<br />
mit Entwurzelung und neuer Beheimatung<br />
zu tun. Zudem haben nur<br />
wenige von ihnen kirchliche Vorerfahrungen.<br />
Sie sind zwar meistens<br />
getauft, aber oft fehlen ihnen Grundkenntnisse<br />
in Sachen Glauben.<br />
Die Arbeit mit den ausgesiedelten<br />
Menschen geschah im <strong>Bericht</strong>szeit-<br />
Die Mitglieder der Nadeschda-Gruppe im Schrebergarten<br />
der Familie Günther<br />
raum in erster Linie als Seelsorge<br />
und Beziehungsarbeit. Ermutigung angesichts<br />
der bestehenden Sprachprobleme,<br />
Stärkung des Selbstwertgefühls,<br />
Unterstützung beim Leben<br />
in Deutschland, Verkündigung der<br />
biblischen Botschaft, Vermittlung von<br />
Grundkenntnissen in Glaubenssachen<br />
und Hilfe beim Heimatfinden in unseren<br />
Kirchengemeinden waren und<br />
bleiben die zentralen Aufgaben.<br />
Neben der persönlichen Begleitung<br />
Einzelner oder ganzer Familien gibt es<br />
einen monatlichen Gesprächsabend,<br />
der von einer kleinen Gruppe von<br />
überwiegend Frauen im Alter von<br />
30 bis 45 Jahren regelmäßig besucht<br />
wird. Im Jahr 2007 hat sich die Gruppe<br />
auf der Suche nach einem Gruppennamen<br />
für „Nadeschda“ (Hoffnung)<br />
entschieden – der Name ist hier wohl<br />
Programm!<br />
Für diesen gesamten Arbeitsbereich<br />
als äußerst hilfreich erwies sich die<br />
Teilnahme an einer fünftägigen Fortbildung<br />
zum Thema „<strong>Welt</strong>religionen<br />
im Ruhrgebiet“, einer Kooperation<br />
der VHS <strong>Herne</strong> mit dem <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong><br />
<strong>Zentrum</strong>, im November.<br />
Pastorale Dienste und Aufgaben<br />
im Kirchenkreis<br />
Im Jahr 20<strong>08</strong> hat die <strong>Bericht</strong>erstatterin<br />
zehn Gottesdienste in fünf<br />
Gemeinden und zwei Krankenhäusern<br />
gehalten und zwei Taufen,<br />
eine Trauung und vier Bestattungen<br />
durchgeführt.<br />
Zudem hat sie nun schon zum fünften<br />
Mal zusammen mit Pfarrer Wolfgang<br />
Henke von der Kreuzkirchengemeinde<br />
zu Einkehrtagen ins „Haus der Stille“<br />
in Bethel eingeladen. Jeweils am letzten<br />
Wochenende im Januar beschäftigt<br />
sich ein Teilnehmerkreis von ca.<br />
Jahresbericht 20<strong>08</strong> 17
18<br />
Das sieht nach ganz viel Arbeit, aber auch nach<br />
ein wenig Stolz aus. Die Näherinnen können<br />
zufrieden auf ihre Arbeit blicken, die von hohem<br />
handwerklichen Können zeugt.<br />
20 Personen intensiv mit einem biblischen<br />
Thema, verbringt eine längere<br />
Zeit mit Schweigen, nimmt an den<br />
Tagzeitgebeten der Betheler Schwesternschaft<br />
teil und feiert gemeinsam<br />
Gottesdienst.<br />
In den diesjährigen Einkehrtagen hatten<br />
sie sich die „Seligpreisungen“ vorgenommen<br />
– ein Thema mit viel Kopfzerbrechen,<br />
aber mit noch mehr Gewinn!<br />
Nach einer eineinhalb jährigen Arbeitsphase,<br />
rund fünfundzwanzig Treffen<br />
in der Gesamtgruppe und zusätzlichen<br />
Treffen in Kleingruppen kam <strong>End</strong>e<br />
20<strong>08</strong> die Zusammenarbeit zwischen<br />
der <strong>Bericht</strong>enden als Moderatorin und<br />
einer Projektgruppe der Kreuzkirchengemeinde<br />
zur Erstellung einer Gemeindekonzeption<br />
zum Abschluss – erfolgreich,<br />
denn das Presbyterium stimmte<br />
dem Konzept nur mit wenigen Änderungswünschen<br />
einstimmig zu.<br />
Die ständige Mitarbeit in zwei synodalen<br />
Ausschüssen sowie im Ausschuss<br />
für „Strukturen“ zur Überarbeitung<br />
des kreiskirchlichen Leitbildes und die<br />
Einbeziehung in zwei kreiskirchliche<br />
Visitationen hat der <strong>Bericht</strong>enden sehr<br />
viel Freude gemacht.<br />
Ausblick<br />
Wie schon in den Jahren zuvor wurde<br />
auch im Jahr 20<strong>08</strong> in Veranstaltungen<br />
und Gottesdiensten, in Kontakten zu<br />
einzelnen Kirchengemeinden und auch<br />
z.T. in der Wahrnehmung kreiskirchlicher<br />
Aufgaben vielfach über „den eigenen<br />
Tellerrand“ geschaut und gemeinsam<br />
über die Ungerechtigkeit<br />
dieser <strong>Welt</strong>, Gottes Verheißungen und<br />
unser Zutun nachgedacht. Dass dieses<br />
Sehen, Hören und Handeln nicht<br />
nachlässt, sondern eher zunimmt –<br />
das bleibt eine wesentliche Aufgabe<br />
nicht nur für 2009!<br />
4.2 Altartücher aus Indien<br />
Helgard Achour hat wie schon in den<br />
vergangenen Jahren eine Menge Arbeit<br />
auf sich genommen, den Frauen<br />
aus Arakkonam die Möglichkeit zu verschaffen,<br />
Altar und Kanzelbehänge<br />
für Kirchen oder religiöse Stätten in<br />
Deutschland zu vertreiben. Immerhin<br />
25 Sets konnten im vergangenen Jahr<br />
neu in Kirchen aufgehängt werden.<br />
Die Motive sind auf der Homepage<br />
des <strong>EWZ</strong> zu finden, auch eine Bestellmöglichkeit<br />
ist dort vorhanden. Man<br />
kann die Tücher auch alle „in echt“<br />
bei uns ansehen. Der Unterschied zwischen<br />
Katalogbildern und der reellen<br />
Betrachtung kann gewaltig sein. Klar,<br />
dass einige Motive nicht mehr die Aussagekraft<br />
haben wie in den 80er Jahren.<br />
Aber wir arbeiten auch an der Möglichkeit,<br />
eigene Motive zur Bearbeitung<br />
nach Indien zu schicken, damit eine<br />
flexiblere Gestaltung möglich ist.<br />
In 20<strong>08</strong> ist Alexander Marth vor Ort<br />
gewesen, ein engagierter Presbyter<br />
aus Vierbach in Kurhessen und hauptberuflich<br />
Flugbegleiter bei der Lufthansa.<br />
Er hat in einem spannenden<br />
<strong>Bericht</strong> über seine Reise nach Arakkonam<br />
geschrieben. Die Bilder daraus<br />
sind hier zu sehen, seit langem wieder<br />
aktuelle Fotos aus der Produktion der<br />
Altarbehänge bei der SRED. Dank an<br />
Alexander Marth, dass er sie uns zur<br />
Verfügung gestellt hat.<br />
Auf dem Boden sitzend wird gestickt, dabei<br />
können sich die Frauen auch über ihre Alltags-<br />
fragen unterhalten und gegenseitig stärken.<br />
4.3 Fürbitten<br />
Seit den 80er Jahren bietet unser<br />
Haus einen Dienst an, der in vielen<br />
Gemeinden und Institutionen, aber<br />
zunehmend auch von Privatpersonen<br />
in Anspruch genommen wird:<br />
Wöchentlich und zu besonderen<br />
Anlässen werden Fürbitten für Gottesdienste<br />
und andere Veranstaltungen<br />
versendet, fast ausschließlich per<br />
Email. Im vergangenen Jahr waren es<br />
58. Sie werden zeitgleich mit unserem<br />
Versand auf der Homepage von<br />
Brot für die <strong>Welt</strong> veröffentlicht.<br />
Harald Rohr hat sich dieser Aufgabe<br />
mit großer Leidenschaft und mit<br />
enormer sprachlicher Präzision verschrieben.<br />
Wir und sicherlich die allermeisten<br />
Bezieherinnen und Bezieher<br />
sind ihm sehr dankbar für diese<br />
wichtige Arbeit in unserer Kirche.<br />
Dabei gibt es mitunter auch kritische<br />
Stimmen, das bleibt bei einem solchen<br />
Vorhaben nicht aus. Vor allem, wenn<br />
es um bestimmte Konfliktregionen<br />
geht, die politisch herausfordern wie<br />
Israel – Palästina oder Sri Lanka, natürlich<br />
auch Tibet, gibt es (allerdings<br />
wenige) Rückmeldungen, die auf die<br />
eine oder andere Einseitigkeit hinweisen<br />
oder sich darüber empören können.<br />
Das ist bei dieser Art Bitten wohl<br />
kaum zu vermeiden. Wir können wohl<br />
alles sein, aber niemals neutral. Auch<br />
Betende sind es nicht. An der Seite der<br />
Entrechteten und für sie einzustehen,<br />
ist allerdings die vornehmste Haltung<br />
von Betenden. Das verbindet Christinnen<br />
und Christen weltweit.<br />
Ein Traum wäre darum, die Texte zeitgleich<br />
zumindest ins Englische und<br />
Spanische übersetzen lassen zu können.<br />
Das ist zugegebenermaßen wohl<br />
ein wenig weit gegriffen. Aber Globalisierung<br />
muss ja weiter gedacht werden.
Neben den in den anderen Teilen dieses<br />
<strong>Bericht</strong>s erwähnten Veranstaltungen<br />
und Kontakten hat das <strong>EWZ</strong><br />
in 20<strong>08</strong> inhaltlich wie organisatorisch<br />
an der großen Aktion des Kirchenkreises<br />
zum Thema „Armut in <strong>Herne</strong><br />
und Castrop-Rauxel“ mitgearbeitet.<br />
Wir waren federführend in einer<br />
größeren Podiumsdiskussion mit lokal<br />
Verantwortlichen und haben maßgeblich<br />
an der großen Abschlussveranstaltung<br />
in der <strong>Herne</strong>r Innenstadt<br />
mitgewirkt.<br />
Die Kooperationserfahrung zwischen<br />
den einzelnen Fachdiensten ist als ein<br />
positiver Ansatz zu werten. Angesichts<br />
der weitreichenden Folgen der weltweiten<br />
Wirtschafts- und Finanzkrise<br />
sollte wohl überlegt werden, inwiefern<br />
diese Zusammenarbeit weiter ausgebaut<br />
werden muss, gleichermaßen um<br />
der Menschen in unseren Städten und<br />
den Partnern im Süden willen.<br />
5.1 Die Partnerschaft<br />
mit Bukavu – Licht am<br />
<strong>End</strong>e des Tunnels?<br />
Die Bukavu-Partnerschaft stand im Jahr<br />
20<strong>08</strong> unter einem guten Stern, was<br />
die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit<br />
betrifft. Der Superintendent flog<br />
im Oktober zu seinem Antrittsbesuch<br />
in den Partnerkirchenkreis im Ostkongo<br />
und wurde von Gabriele Stückemann<br />
vom <strong>EWZ</strong> sowie Arnd Röbbelen,<br />
dem Öffentlichkeitsreferenten begleitet.<br />
Martin Domke leitete die Delegation,<br />
die einen guten Einblick in die<br />
aktuelle Lage der Partnerkirche nach<br />
dem Krieg bekam. Nur wenige Tage<br />
nach der Rückkehr begann die zweite<br />
Rebellion von Laurent Nkunda, die im<br />
Januar 2009 durch das Absetzen des<br />
Generals ein <strong>End</strong>e fand. Er wurde inzwischen<br />
in Ruanda verhaftet.<br />
Der Besuch aus <strong>Herne</strong> verhalf der Bukavu-Partnerschaft<br />
zu mehr Wahrnehmung<br />
in der Öffentlichkeit. Wir wurden<br />
für Radiointerviews angefragt,<br />
Frauen in Bukavu wissen, was sie wollen: Seit sie nicht mehr allein am Straßenrand sitzen, sondern<br />
ihr Gemüse gemeinsam verkaufen, können sie bessere Preise erzielen und werden nicht mehr unter<br />
Druck gesetzt von skrupellosen Geschäftsleuten aus der Stadt.<br />
5. Der Kirchenkreis <strong>Herne</strong><br />
ein ausführlicher Reisebericht wurde<br />
neben sonstigen Veröffentlichungen<br />
in UK gebracht, auch der Hauptteil<br />
beschäftigte sich wiederholt mit dem<br />
Thema. In mehreren Veranstaltungen<br />
boten wir Reiseberichte an, in der Kirchengemeinde<br />
Börnig kamen ca. 40<br />
Menschen, um sich über die aktuelle<br />
Lage zu informieren.<br />
Auf der Landessynode haben wir einen<br />
Beschlussantrag zur Verstärkung der Bemühungen<br />
um ein <strong>End</strong>e des Krieges gestellt,<br />
der nach intensiven Beratungen<br />
angenommen wurde. Die württembergische<br />
Landessynode beschloss kurz<br />
darauf mit demselben Wortlaut.<br />
Die Spendenlage ist nach wie vor ausgesprochen<br />
positiv. Am <strong>End</strong>e des Jahres<br />
wies das Spendenkonto einen<br />
bereinigten Saldo von ca. 27.000 Euro<br />
auf. Davon sind allerdings noch<br />
15.000 Euro für die Arbeit in 20<strong>08</strong><br />
nach Bukavu zu überweisen.<br />
5.2 MÖWe und Partnerschaftsausschuss<br />
Zwei synodale Ausschüsse sind mit<br />
unserer Arbeit eng verbunden. Beide<br />
wurden auf der Kreissynode im Herbst<br />
20<strong>08</strong> neu gewählt. Das seit 20<strong>08</strong><br />
„MÖWe-Ausschuss“ genannte Gremium<br />
unter dem Vorsitz von Hans-<br />
Jürgen Knipp ist nahezu unverändert<br />
wieder angetreten. Erfahrung kommt<br />
hier mit hoher Sachkompetenz zusammen.<br />
Anfragen und Anträge für zu<br />
behandelnde Themen (Energiefragen<br />
im Kirchenkreis, Projekte, Fragen der<br />
Flüchtlingspolitik u.a.) kamen häufig<br />
aus den Reihen der Ausschussmitglieder.<br />
Ob es zu einem Umdenken in<br />
Richtung klimafreundliche Energien<br />
beim Gebäudemanagement im Kirchenkreis<br />
kommt, bleibt wohl noch eine<br />
zeitlang offen. Doch der Ausschuss<br />
hat sich diesem Thema auch für das<br />
kommende Jahr verpflichtet.<br />
Im Missions- und Partnerschaftsaus-<br />
gegeben. So hat Marlies Graffmann<br />
ihre langjährige Mitarbeit beendet,<br />
da sie im kommenden Jahr in den<br />
Ruhestand gehen will. An ihrer Stelle<br />
ist Regina Teschner dazu gekommen<br />
und verstärkt die Riege derer, die<br />
schon einmal im Kongo gelebt haben.<br />
Auch im Vorsitz hat sich etwas getan:<br />
Annette Pfaff bleibt zwar dem Ausschuss<br />
erhalten, hat aber aufgrund der<br />
Arbeitsbelastung den Vorsitz an Petra<br />
Stach-Wittekind abgegeben. Annette<br />
Pfaff sei an dieser Stelle noch einmal<br />
herzlich für ihre jahrelange gute Vorsitztätigkeit<br />
gedankt!<br />
Ein weiteres Mitglied hat unsere Arbeit<br />
verstärkt, über das wir uns besonders<br />
freuen: Michael Brandt ist als ehemaliger<br />
Partnerschaftsbeauftragte der<br />
VEM in unseren Kirchenkreis gewechselt<br />
und nun in Bladenhorst-Zion als<br />
Pfarrer tätig. Seine Kompetenz und Erfahrung<br />
werden wir hoffentlich gebührend<br />
zu nutzen wissen.<br />
Im Kirchenkreis <strong>Herne</strong> werden wir auch<br />
immer wieder angefragt, Andachten,<br />
Gottesdienste oder Vorträge zu halten.<br />
Der <strong>Bericht</strong>erstattende durfte insgesamt<br />
15 Gottesdienste, acht Vorträge<br />
und fünf Andachten gestalten.<br />
Dabei ist besonders wünschenswert,<br />
wenn nicht nur eine einfache Vertretungsanfrage<br />
gestellt wird (die Regel),<br />
sondern die Anfrage mit der Kompetenz<br />
und den besonderen Themen<br />
unserer Arbeit zusammen gesehen wird.<br />
Dieses Verständnis ist leider noch zu wenig<br />
entwickelt. Wir arbeiten dran.<br />
<strong>Eine</strong> der Höhepunkte, die wir im Kirchenkreis<br />
im Blick auf unsere Arbeit<br />
mitgestalten durften, war der Besuch<br />
von Bundesministerin Heidemarie<br />
Wieczorek-Zeul in <strong>Herne</strong>, im Juni<br />
20<strong>08</strong>. Anlass war die Veröffentlichung<br />
des Buches „<strong>Welt</strong> bewegen“.<br />
schuss hat es einige Veränderungen Jahresbericht 20<strong>08</strong> 19
20<br />
6. Die MÖWe und ihre Felder<br />
6.1 MÖWe-Arbeit<br />
in 20<strong>08</strong><br />
Die MÖWe-Arbeit in 20<strong>08</strong> war geprägt<br />
durch zahlreiche Ausschusssitzungen,<br />
sowohl auf landeskirchlicher<br />
als auch auf regionaler Ebene.<br />
Zwei Themenfelder standen im<br />
Mittelpunkt: Einmal die Klimagerechtigkeit,<br />
die als eine der größten Herausforderungen<br />
des angefangenen<br />
Jahrhunderts begriffen wird, zum<br />
anderen die Arbeit im Zusammenhang<br />
der Dekade gegen die Gewalt.<br />
Die Ausstellung „Rosenstraße in Gelsenkirchen<br />
brachte auch von unserer<br />
Seite entsprechende Besuche und<br />
entsprechende Beratungen mit sich.<br />
Renate Hildburg und Olga Kornev<br />
haben sich in diesem Zusammenhang<br />
besonders aktiv an der Vorbereitung<br />
und Durchführung beteiligt.<br />
Die MÖWe-Arbeit in Gelsenkirchen<br />
unter der Federführung von<br />
Erika Bogatzki hatte neben diesem<br />
Highlight auch sehr mit dem Besuch<br />
einer Gruppe Jugendlicher aus<br />
dem Partnerkirchenkreis Morogoro<br />
in Tansania zu tun. Dieser geriet<br />
zu einem vollen Erfolg; es zeigte<br />
sich wieder einmal mehr, dass Begegnung<br />
ein Kernstück von partnerschaftlichen<br />
Kontakten gerade auch<br />
in der Süd-Nord-Arbeit ist. Der MÖ-<br />
We-Ausschusses in Gelsenkirchen<br />
ist aufgrund der schon lange bestehenden<br />
Kontakte zu Morogoro sehr<br />
eng mit der des Partnerschaftskreises<br />
verknüpft.<br />
In Bochum stellt sich die Sachlage<br />
anders dar, weil es ja keine Kirchenkreispartnerschaft<br />
gibt. Dafür ist dieser<br />
Ausschuss sehr mit Fragen nach<br />
Gerechtigkeit im Bereich der Flüchtlinge<br />
beschäftigt, aber auch mit der<br />
des kommenden europäischen Kulturhauptstadt-Projekts.<br />
Die Hauptvorlage<br />
der Landessynode spielte in<br />
wenigstens zwei Sitzungen eine entscheidende<br />
Rolle. Hier wurde angeregt,<br />
einen Menschen aus dem Bereich<br />
der Arge einzuladen, um die<br />
Situation aus jener Perspektive.<br />
Der Regionale Arbeitskreis (RAK) traf<br />
sich in 20<strong>08</strong> wieder vier Mal. In der<br />
letzten Sitzung im Jahr konstituierte<br />
sich der RAK neu, da aufgrund der<br />
Kirchenwahlen von 20<strong>08</strong> auch die<br />
Sommersynoden entsprechend neue<br />
Personen vorgeschlagen hatten und<br />
andere ausgeschieden waren. Rüdiger<br />
Höcker steht weiterhin als Vorsitzender<br />
zur Verfügung. So wird es<br />
auch im kommenden Jahr schwerpunktmäßig<br />
um die beiden ökumenischen<br />
Modellprojekte „Energiebrücken<br />
– Jatropha“ und „Die Kirchen<br />
in Europa“ gehen. Die VEM ist nun<br />
durch Sabine Schiweck vertreten,<br />
was nicht nur für die Kontinuität des<br />
Kontakts sicherlich eine gute Wahl<br />
darstellt.<br />
6.2 Die VEM<br />
Die VEM (Vereinte Evangelische Mission)<br />
war auch in 20<strong>08</strong> an vielen Stellen<br />
wieder Partner unserer Arbeit und<br />
umgekehrt.<br />
Das Kongo-Seminar wird immer mit<br />
dem <strong>EWZ</strong> gemeinsam vorbereitet und<br />
durchgeführt. Gerade in der Übergangsphase<br />
hat sich die Kontinuität,<br />
die wir hier gewährleisten konnten,<br />
doch ausgezahlt.<br />
Die so genannten CBCA-Runden mit<br />
den Partnerschaftsverantwortlichen<br />
aus den deutschen Kirchenkreisen,<br />
die in Partnerschaften mit der CBCA<br />
stehen, planen immer noch eine ge-<br />
meinsame Konsultation möglichst im<br />
Kongo und tauschten sich intensiver<br />
über die Lage in ihren jeweiligen Partnerkirchenkreisen<br />
aus.<br />
Die Sitzungen und die jährliche Klausur<br />
des JPIC-Ausschusses (Justice,<br />
Peace and Integrity of Creation) der<br />
deutschen Region, der sich mit Fragen<br />
nach Gerechtigkeit im Kontext der<br />
Länder befasst, die mit der VEM in<br />
Kontakt sind. Schwerpunkt waren hier<br />
die Philippinen und Sri Lanka, aber<br />
auch der Kongo mit den Vergewaltigungsopfern<br />
und der Frage nach der<br />
Funktion des Internationalen Strafgerichtshofes<br />
hinsichtlich der Rechte der<br />
Frauen. Der andere Schwerpunkt lag<br />
auf der Klimagerechtigkeit. Die große<br />
Ausstellung der VEM war schon vor<br />
Ihrem offiziellen Erscheinen für nahezu<br />
zwei Jahre ausgebucht, sodass eine<br />
zweite Ausstellung für die MÖWe<br />
bestellt wurde. Auch diese ist bis <strong>End</strong>e<br />
2010 praktisch schon vergeben.<br />
Das Ökumenische Netz Zentralafrika<br />
veranstaltete Foren zu Fragen der<br />
Menschenrechte im Kongo, Ruanda<br />
und dem Bereich der Großen Seen. Dadurch<br />
ergaben sich wichtige Kontakte<br />
zur Politik auf Bundesebene, aber<br />
auch solche zu Fachleuten, die entsprechende<br />
Hilfestellung bei der Beurteilung<br />
der Lage geben. Auch die<br />
direkten Kontakte zu kongolesischen,<br />
ruandischen und deutschen Politikerinnen<br />
und Politikern sind hier von erheblichem<br />
Vorteil, um sich ggf. gezielt<br />
Informationen verschaffen oder auch<br />
Projekte planen zu können.<br />
6.3 Brot für die <strong>Welt</strong><br />
Westfalen<br />
Die Arbeitsgruppe Brot für die <strong>Welt</strong><br />
Westfalen veranstaltet alle zwei Jahre<br />
eine landesweite Eröffnung der jeweils<br />
neuen Aktion Brot für die <strong>Welt</strong>. In Essen<br />
2005 und in Gelsenkirchen 2007<br />
haben diese Veranstaltungen jeweils
enormen Zuspruch erfahren. Für das<br />
Jahr 2009 ist eine große Aktion auf<br />
dem Flughafen Düsseldorf geplant.<br />
Diese war auch bestimmendes Thema<br />
bei den vielen Treffen zwischen Dortmund,<br />
Münster und Düsseldorf. Wir<br />
werden darüber wohl angemessen zu<br />
berichten haben.<br />
Ein weiterer Höhepunkt war der Versuch,<br />
gemeinsam mit Verantwortlichen<br />
der VEM unter der Leitung eines<br />
Moderators eine Art Zukunftswerkstatt<br />
für und mit Jugendlichen anzubieten.<br />
Dabei ging es um die Frage,<br />
in welchem Rahmen sich Jugendliche<br />
aus dem Umfeld von Ökumene und<br />
Kirche ihre Zukunft denken und wünschen<br />
und mit welchen Faktoren wir<br />
dabei im Sinne einer soliden Trendforschung<br />
zu rechnen haben. Diese sollten<br />
im Gespräch mit den Erfahrenen<br />
aus der Ökumene- und Menschenrechtsarbeit<br />
vertieft und im Ergebnis<br />
Handlungsoptionen für die zukünftige<br />
Gestaltung dieses Arbeitsfeldes der<br />
Kirche aufzeigen.<br />
Selbstkritisch ist dabei anzumerken,<br />
dass weder die Vorbereitung der<br />
zuständigen Arbeitsgruppe noch die<br />
Moderation und vielleicht auch nicht<br />
die Auswahl der Teilnehmenden es<br />
ermöglicht haben, hier Vorzeigbares<br />
zutage zu fördern. <strong>Eine</strong> zentrale Erfahrung<br />
lehrte (wieder einmal), dass<br />
es dringend nötig wäre, Jugendliche<br />
nicht erst zu solchen Veranstaltungen<br />
einzuladen, sondern von Anfang an<br />
am Gesamtprozess zu beteiligen.<br />
Dennoch lohnt sich ein solches gemeinsames<br />
Nachdenken, damit die<br />
Ökumene-Arbeit eine echte, d. h.<br />
authentische, wenn auch fragmentarische<br />
Perspektive findet, nachdem<br />
ihre große Zeit in der Kirche (vorübergehend)<br />
überschritten ist.<br />
Kaffee ist immer wieder im Gespräch,<br />
wir konnten in 20<strong>08</strong> fast<br />
200 Gemeinden in Westfalen zählen,<br />
die sich dazu verpflichtet haben, nur<br />
noch fair gehandelten Kaffee auszuschenken.<br />
Damit stellt Westfalen<br />
etwa ein Fünftel aller Gemeinden,<br />
die das Ziel „1.000 Gemeinden trinken<br />
fair“ erreichen halfen. Die ständige<br />
Arbeit der MÖWe in den Kirchenkreisen,<br />
die seit vielen Jahren<br />
diese Ziele verfolgen, hat hier Erfolg<br />
gezeigt. Jetzt geht‘s auch darum,<br />
was wir denn mit den anderen Kaufgewohnheiten<br />
machen. Fair handeln<br />
ist eine Herausforderung für alle Formen<br />
des Wirtschaftens. Angesichts<br />
der kriminellen globalen Vermögensvernichtung,<br />
die <strong>End</strong>e 20<strong>08</strong> in ihren<br />
Ausmaßen erst ansatzweise deutlich<br />
wurde, bleibt dies eine Herausforderung<br />
par Excellence.<br />
6.4 Der Arbeitskreis<br />
gegen Kinderprostitution<br />
(AKKiPro)<br />
Es mag schon fast vergessen sein,<br />
aber die Entstehung des AKKiPro<br />
ist unmittelbar den Kontakten und<br />
Bemühungen aus unserem <strong>Zentrum</strong><br />
herzuleiten, weil seinerzeit mit ECPAT<br />
(<strong>End</strong> Child Prostitution and Trafficking)<br />
ein internationales Netzwerk<br />
entstanden war, das auch regional<br />
Verantwortung übernehmen sollte.<br />
Die Kirchenkreise der EKvW sind<br />
mehr oder weniger aktive Mitglieder<br />
in diesem Arbeitskreis.<br />
Daran zu erinnern war eine der<br />
Aufgaben in 20<strong>08</strong>. So konnten die<br />
Beiträge doch um Einiges erhöht<br />
werden, weil wir die eine Superintendentin<br />
oder den anderen Superintendenten<br />
freundlich an die Mitgliedschaft<br />
erinnert haben. Das Angebot,<br />
Projekte von Partnerorganisationen<br />
im Ausland direkt zu unterstützen,<br />
wird zurzeit ausgebaut. Dazu gehört<br />
auch eine Anfrage aus dem Kongo,<br />
wo aufgrund der extremen Not immer<br />
mehr Kinder von ihren Eltern<br />
verlassen werden oder sogar selbst<br />
zur Prostitution gezwungen werden.<br />
Der AKKiPro trifft sich etwa viermal<br />
im Jahr, zusätzlich gibt es ebenso<br />
viele Vorstandssitzungen.<br />
Jahresbericht 20<strong>08</strong> 21
22<br />
7. Finanzen: Haushalt und Stiftung<br />
Personalkosten<br />
Sachkosten<br />
Der Sonderhaushalt des Kirchenkreises<br />
<strong>Herne</strong>/Castrop-Rauxel unter der<br />
Bezeichnung: <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Zentrum</strong><br />
weist in 20<strong>08</strong> Einnahmen und Ausgaben<br />
in Höhe von 483.633,01 Euro<br />
aus. Wir werden von unterschiedlichen<br />
Stellen finanziert wie der Ev. Kirche<br />
von Westfalen, dem eed, dem <strong>Eine</strong><br />
<strong>Welt</strong> Netz, dem Land Nordrhein-<br />
Westfalen, der Diakonie Rheinland-<br />
Westfalen-Lippe, der Stiftung blue<br />
planet und als größtem Anteileigner<br />
dem Kirchenkreis <strong>Herne</strong>/Castrop-<br />
Rauxel.<br />
Die Gründe für die jeweilige Förderung<br />
hängen mit den Arbeitsgebieten<br />
zusammen, die bei uns angesiedelt<br />
sind. So werden die Flüchtlings- und<br />
Migrantinnen-Beratung aus Landesmitteln<br />
gefördert, während die Regionalkoordination<br />
für das <strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> Netz<br />
von eben diesem unterstützt wird.<br />
Die Landeskirche ist wegen der nicht<br />
ganz einfach zu durchschauenden<br />
Architektur der MÖWe-Arbeit mit einer<br />
relativ hohen Summe bei uns präsent,<br />
was sich allerdings auch in sehr<br />
enger Zusammenarbeit mit dem Dezernat<br />
und dem Amt für MÖWe niederschlägt.<br />
Die Stiftung blue planet wird bald über<br />
ein Stiftungsvermögen von 150.000<br />
Euro verfügen, was angesichts der turbulenten<br />
Geschichte ein sehr erfreuliches<br />
Ergebnis ist. Es reiche zwar bei<br />
weitem nicht für eine Finanzierung<br />
größerer Vorhaben, doch einen soliden<br />
Zuschuss für zukünftige kleinere Projekte<br />
oder Hilfen für konkrete Aufgaben<br />
wie den Rechtshilfefonds für<br />
Flüchtlinge sind einkalkulierbar und<br />
bieten in diesem Rahmen eine sichere<br />
Perspektive.
Unsere Arbeit wird finanziell unterstützt durch:<br />
Kirchenkreis <strong>Herne</strong>/Castrop-Rauxel<br />
Evangelische Kirche von Westfalen<br />
Ein <strong>Welt</strong> Netz NRW<br />
Evangelischer Entwicklungsdienst<br />
Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe<br />
Stiftung blue planet