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Die Welt des Fairen Handels – Ein Einblick - Fair4You

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<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>des</strong> <strong>Fairen</strong> <strong>Handels</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Ein</strong> <strong>Ein</strong>blick<br />

Was ist Fairer Handel und wie funktioniert er?<br />

Egal auf welchem Kontinent oder in welchem Land: Menschen<br />

wollen mit ihrer Arbeit min<strong>des</strong>tens so viel verdienen, um davon<br />

leben zu können. Wenn ein Bauer trotz harter körperlicher Arbeit<br />

seine Familie nicht ernähren kann, dann liegt das zum Teil auch an<br />

ungerechten <strong>Welt</strong>handelsstrukturen.<br />

Im <strong>Fairen</strong> Handel sind die Strukturen anders: <strong>Die</strong> Produkte werden<br />

zu fairen Bedingungen hergestellt und importiert. Im Mittelpunkt<br />

stehen die Produzent/innen, denn: Der Faire Handel ist mehr als<br />

Import und Vertrieb von Produkten. Er gibt den Menschen hinter<br />

den Produkten ein Gesicht. Ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

zu verbessern, ist das Ziel <strong>des</strong> <strong>Fairen</strong> <strong>Handels</strong>.<br />

„Fairer Handel heißt für uns, dass wir Arbeit und<br />

Verdienstmöglichkeiten haben, so dass wir unsere Kinder zur<br />

Schule schicken können. Von unserem Verdienst haben wir in der<br />

Gruppe ein gemeinsames Konto angelegt, und wir alle<br />

entscheiden, wer davon einen Kredit bekommen kann. Wir wollen<br />

kein Mitleid, sondern Arbeit, die wir in Würde verrichten können.<br />

Wir haben nun auch eigene Arbeitsräume, wo die Arbeitsbe-<br />

dingungen gut sind.“ (Sunita vom <strong>Handels</strong>partner TARA Projects, Indien)<br />

Fairer Handel ist eine <strong>Handels</strong>partnerschaft,<br />

die auf Dialog,<br />

Transparenz und Respekt beruht<br />

und nach mehr Gerechtigkeit im<br />

internationalen Handel strebt.<br />

Wer sind denn die Produzenten?<br />

Das sind Kleinbauern und Arbeiter,<br />

die z.B. in Fabriken oder Familienbetrieben<br />

arbeiten. Kleinbauern<br />

schließen sich in der Regel in<br />

Genossenschaften zusammen. In<br />

einer Genossenschaft sind alle<br />

Mitglieder an allen wichtigen<br />

Entscheidungen beteiligt. Ziel ist<br />

u.a. die Arbeitsbedingungen zu<br />

verbessern.<br />

Beim <strong>Fairen</strong> Handel geht es nicht nur um den Warenhandel, sondern es geht auch darum, auf<br />

politischer Ebene für mehr Gerechtigkeit einzutreten. Zwar ist der Faire Handel nicht die Lösung für<br />

alle Probleme dieser <strong>Welt</strong>, aber er bietet benachteiligten Produzenten eine Möglichkeit, ihre<br />

Produkte unter fairen Bedingungen zu vermarkten.<br />

Ende gut <strong>–</strong> das meiste besser: Fairer Handel am<br />

Beispiel Zucker auf der Insel Negros<br />

<strong>Die</strong> Insel Negros war über Jahrhunderte das<br />

Hauptanbaugebiet für Zucker auf den Philippinen. <strong>Ein</strong><br />

starker Preiseinbruch auf dem <strong>Welt</strong>markt für Zucker<br />

führte jedoch Mitte der 1980er-Jahre zum<br />

Zusammenbruch der Zuckerindustrie auf Negros. <strong>Die</strong><br />

Großgrundbesitzer gaben ihre Farmen auf und fast alle<br />

Arbeiter auf den Zuckerplantagen verloren ihre Arbeit<br />

1


und damit also ihre Existenzgrundlage. Verzweifelte Zuckerarbeiter<br />

versuchten das brachliegende Land zu bebauen, wurden aber immer wieder<br />

vertrieben. Während der tiefen Krise der philippinischen Zuckerindustrie<br />

beschloss ein Netzwerk von Basisorganisationen auf der Insel Negros eine<br />

neue <strong>–</strong> faire <strong>–</strong> Form der Vermarktung aufzubauen und gründete hierfür 1988 die private<br />

Vermarktungsorganisation ATC. Seitdem setzt sich ATC dafür ein, dass Zuckerarbeiter, die von<br />

kleinbäuerlicher Landwirtschaft leben möchten, Zugang zum nationalen und internationalen Markt<br />

bekommen und ihre Produkte dort zu fairen Preisen verkaufen können.<br />

In vielen Bereichen hat der Faire Handel Pionierarbeit geleistet und in der Bevölkerung ein<br />

Bewusstsein für kritischen Konsum geschaffen. Seit es vielen Menschen nicht mehr gleichgültig ist,<br />

wie ein Produkt entsteht, achten zunehmend mehr Firmen auf die <strong>Ein</strong>haltung von Sozialstandards.<br />

Durch ein zunehmend flächendecken<strong>des</strong> Angebot haben immer mehr Menschen die Möglichkeit,<br />

den Kauf fair gehandelter Produkte in ihren Alltag zu integrieren. Immer mehr Geschäfte bieten<br />

Produkte aus Fairem Handel an.<br />

Was ist fair am <strong>Fairen</strong> Handel?<br />

Viele verbinden mit dem <strong>Fairen</strong> Handel zunächst einmal die<br />

Zahlung eines fairen Preises. Damit ist gemeint, dass für<br />

bestimmte Produkte ein Fairtrade-Min<strong>des</strong>tpreis garantiert wird.<br />

Für diese Produkte muss er immer gezahlt werden <strong>–</strong> egal, wie<br />

niedrig der <strong>Welt</strong>marktpreis liegt. Da z.B. für Kaffee und Kakao die<br />

<strong>Welt</strong>marktpreise sehr stark schwanken und viele Kleinbauern von<br />

diesen Schwankungen abhängig sind, ist dieser Min<strong>des</strong>tpreis eine<br />

wichtige Grundlage zur Existenzsicherung der<br />

Produzentenfamilien und ermöglicht eine kostendeckende Produktion.<br />

<strong>Ein</strong> fairer Preis deckt die<br />

Produktionskosten und die<br />

Lebenserhaltungskosten <strong>des</strong><br />

Produzenten ab. Dadurch kann<br />

außerdem die Weiterentwicklung<br />

und Verbesserung <strong>des</strong><br />

Anbaus und der Produktion<br />

gefördert werden.<br />

Darüber hinaus wird für viele Produkte auch eine Fairtrade-Prämie bezahlt. <strong>Die</strong> zu Genossenschaften<br />

zusammengeschlossenen Bauern entscheiden selbst, wofür die Fairtrade-Prämie verwendet wird,<br />

z.B. für:<br />

Bau von Trinkwasserbrunnen<br />

Bau oder Renovierung von Straßen / Schulen<br />

Medizinische Versorgung<br />

Fortbildungen<br />

Mehr als nur ein fairer Preis<br />

Der Fairtrade-Min<strong>des</strong>tpreis ist ein Min<strong>des</strong>tkriterium. Fairer Handel heißt aber sehr viel mehr:<br />

Es gelten partnerschaftliche Prinzipien wie z.B. langfristige und möglichst direkte<br />

<strong>Handels</strong>beziehungen ohne Zwischenhändler. Bei Bedarf erhalten die Genossenschaften schon vor der<br />

2


Lieferung eine Anzahlung, die so genannte Vorfinanzierung. Dadurch wird für<br />

die Kleinbauern ein gewisses Maß an Planbarkeit und Verlässlichkeit<br />

gewährleistet, um ihre Waren verkaufen zu können. Auch die Umstellung auf<br />

biologische Landwirtschaft wird im <strong>Fairen</strong> Handel stark gefördert, u.a. durch<br />

Schulungen und spezielle Fortbildungen.<br />

Fair und Bio <strong>–</strong> ist das nicht dasselbe?<br />

Fairer Handel und biologischer Landbau<br />

haben viele grundsätzliche Gemeinsamkeiten,<br />

stellen aber zwei verschiedene Ansätze<br />

dar. Ziel <strong>des</strong> ökologischen Landbaus ist<br />

vor allem der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen.<br />

Der Faire Handel entstand Ende<br />

der 1960er Jahre aus Protest gegen die<br />

katastrophalen Folgen ungerechter <strong>Handels</strong>strukturen.<br />

Er setzt sich insbesondere für<br />

mehr Gerechtigkeit und bessere Lebens- und<br />

Arbeitsbedingungen für Produzenten im<br />

Süden ein.<br />

Für viele Bauern ist es schwierig, ihre Ware zu<br />

vermarkten. Oft fehlt es an den einfachsten Dingen wie<br />

zum Beispiel einer Transportmöglichkeit der Produkte.<br />

Durch den Zusammenschluss in Genossenschaften<br />

haben die Bauern die Möglichkeit, ihre Produkte zu<br />

vermarkten, sich fortzubilden und für ihre Rechte<br />

einzutreten.<br />

Außerdem sind im <strong>Fairen</strong> Handel ausbeuterische<br />

Kinderarbeit und Zwangsarbeit ausgeschlossen. Alle<br />

Arbeiter im <strong>Fairen</strong> Handel, ob Kleinbauern, Angestellte<br />

auf Plantagen oder in Fabriken, erhalten eine<br />

angemessene Bezahlung und profitieren unter anderem<br />

von Schutzkleidung, bezahltem Urlaub und sozialer Vorsorge <strong>–</strong> alles Dinge, die bei uns<br />

selbstverständlich sind.<br />

In den Industrienationen, wie z.B. Deutschland<br />

oder Großbritannien, leisten viele engagierte<br />

Menschen Bildungsarbeit und politische Arbeit,<br />

um die Verbraucher zu informieren und<br />

langfristig ungerechte <strong>Welt</strong>wirtschaftsstrukturen<br />

abzubauen. Mit 100.000<br />

ehrenamtlich Aktiven ist der Faire Handel die<br />

größte entwicklungspolitische Bewegung<br />

Deutschlands. Das Engagement in Kirchen,<br />

Aktionsgruppen, Schüler- und Jugendprojekten<br />

sowie der bewusste Konsum von über 30<br />

Millionen Verbraucher/innen zeigen Wirkung: Immer mehr Produzent/innen ermöglicht der Faire<br />

Handel verbesserte Lebensbedingungen und wirtschaftliche Sicherheit.<br />

Kurz und gut: Fairer Handel trägt dazu bei, dass die Produzent/innen in Entwicklungsländern von<br />

ihrer Arbeit angemessen leben können.<br />

Wer produziert fair?<br />

Alle fair gehandelten Produkte stammen von Produzentengruppen, die den internationalen Fair-<br />

<strong>Handels</strong>-Grundsätzen verpflichtet sind. <strong>Die</strong> Produzentengruppen sind entweder Genossenschaften<br />

oder Beschäftigte in der Landwirtschaft oder in Fabriken. Bei der Herstellung von Kunsthandwerk<br />

handelt es sich hingegen häufiger um Kleingruppen oder Familienbetriebe.<br />

<strong>Welt</strong>weit profitieren weit über 1,2 Millionen Kleinbauern und Arbeiterinnen und Arbeiter in über 60<br />

Ländern vom <strong>Fairen</strong> Handel. Rechnet man deren Familien mit ein, sind es sogar mehr als sechs<br />

Millionen Menschen, die durch den <strong>Fairen</strong> Handel ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessern<br />

können.<br />

Das sind sehr beeindruckende Zahlen. Noch beeindruckender ist aber, wenn man sich anschaut, was<br />

der Faire Handel für die einzelnen Menschen gebracht hat.<br />

3


Da ist gibt es beispielsweise die Kooperative El Ceibo in Bolivien. Aus der Not<br />

heraus begannen die Bauern im bolivianischen Tiefland mit dem Kakaoanbau.<br />

Durch die Unterstützung <strong>des</strong> <strong>Fairen</strong> <strong>Handels</strong> produziert El Ceibo mittlerweile<br />

große Mengen Bio-Kakao und betreibt sogar eine eigene Schokoladenfabrik in La Paz, in der fertig<br />

verarbeitete Produkte für den bolivianischen Markt produziert werden. <strong>Die</strong>s bedeutet für die 12jährige<br />

Marianna, die Tochter eines Kakaobauern, dass sie zur Schule gehen kann. Und ihr Vater<br />

versucht genug Geld für einen Computer zu sparen.<br />

Wenn ihr mehr über Marianna wissen und weitere <strong>Handels</strong>partner kennen lernen wollt, so<br />

schaut auf www.fair4you-online.de (Rubrik: Fairer Handel >> Portraits) oder auf<br />

www.fairtrade.de (Rubrik: „Wer produziert fair“).<br />

Wer handelt fair?<br />

Unternehmen, auch Importeure genannt, kaufen zu fairen Bedingungen die Produkte von den<br />

Produzent/innen. Dabei handelt es sich entweder um<br />

• 100 % Fair-Händler,<br />

also Firmen, die ausschließlich im <strong>Fairen</strong> Handel aktiv sind wie beispielsweise GEPA <strong>–</strong> The Fair<br />

Trade Company, EL PUENTE, dwp oder BanaFair. <strong>Die</strong>se anerkannten Fair-<strong>Handels</strong>-Importeure<br />

verkauften im Jahr 2011 Waren im Wert von rund 130 Millionen Euro<br />

• konventionelle Unternehmen,<br />

die einzelne fair gehandelte Produkte anbieten und dabei die Standards<br />

beachten, die hinter dem Fairtrade-Siegel stehen.<br />

2011 stiegen in Deutschland 36 Unternehmen in den Handel mit Fairtradezertifizierten<br />

Produkten ein, darunter Unternehmen wie Aldi Süd.<br />

Wo kann ich faire Produkte kaufen?<br />

Ursprünglich konnte man faire Produkte nur in <strong>Welt</strong>läden, den Fachgeschäften <strong>des</strong> <strong>Fairen</strong> <strong>Handels</strong>,<br />

kaufen. Um noch mehr faire Produkte zu verkaufen, werden faire Produkte seit den 1990er Jahre<br />

auch über den normalen <strong>Ein</strong>zelhandel vertrieben.<br />

4


Neben rund 800 <strong>Welt</strong>läden bieten mittlerweile auch 36.000<br />

Lebensmittelgeschäfte, Supermärkte und Discounter Produkte<br />

aus Fairem Handel an. Aber auch in Kantinen, Mensen,<br />

Bäckereien, Restaurants, Hotels, Kioske, Tankstellen, Schulen, Büropraxen etc. <strong>–</strong><br />

werden Produkte aus Fairem Handel angeboten.<br />

Vielleicht ja auch in eurer Schule ? Nein? Dann ändert es! Sprecht mit eurem<br />

Schulkioskbetreiber oder eröffnet selber einen fairen Verkaufsstand. Sicherlich<br />

unterstützt euch dabei auch euer <strong>Welt</strong>laden oder <strong>Ein</strong>e-<strong>Welt</strong>-Initiativen am Ort. Als<br />

<strong>Ein</strong>stieg bietet sich auch ein <strong>Ein</strong>e <strong>Welt</strong> Kiosk oder FAIR-o-mat® an. Schaut euch mal die<br />

beiliegenden Flyer an.<br />

Adressen und Verkaufsstellen findet ihr unter: www.fairtrade.de (Rubrik: Wer<br />

handelt fair? >> Verkaufsstellen)<br />

Woran erkenne ich fair gehandelte Produkte?<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, woran ihr ein fair gehandeltes Produkt<br />

erkennt.<br />

• Ihr könnt es im <strong>Welt</strong>laden kaufen. Da die <strong>Welt</strong>läden die Fachgeschäfte<br />

<strong>des</strong> <strong>Fairen</strong> <strong>Handels</strong> sind, sind alle Produkte, die ihr dort kauft, fair<br />

gehandelt.<br />

• Es wird von einem 100% Fair-Händler wie GEPA, EL PUENTE, dwp oder BanaFair vertrieben.<br />

Da diese Firmen nur fair handeln, benötigen sie nicht noch ein zusätzliches<br />

Erkennungszeichen, um zu zeigen, dass ihr Produkt fair gehandelt ist. Trotzdem sind sie nach<br />

internationalen Fair-<strong>Handels</strong>standards kontrolliert und zertifiziert.<br />

• Das Produkt trägt das Fairtrade-Siegel, das von Fairtrade Deutschland e.V.<br />

(früher TransFair e.V.) vergeben wird. Das Fairtrade-Siegel verdeutlicht, dass<br />

FLO Cert kontrolliert hat, dass dieses Produkt fair gehandelt wurde. So können<br />

auch konventionelle Unternehmen, die nur einige Produkte fair handeln, dem<br />

Verbraucher zeigen, dass ihr Produkt fair gehandelt ist.<br />

Da der Begriff „fair“ nicht geschützt ist, kann jeder ihn verwenden. Und<br />

so gibt es mittlerweile viele Siegel und Zeichen mit dem Zusatz „fair“.<br />

International anerkannt sind allerdings nur die oben genannten<br />

Erkennungszeichen für <strong>Fairen</strong> Handel, denn hier wurden die Produkte<br />

nach international anerkannten Fairhandels-Standards zertifiziert.<br />

FLO Cert <strong>–</strong> noch nie gehört!<br />

FLO Cert ist ein unabhängiges<br />

internationales<br />

Unternehmen für Zertifizierungen<br />

im <strong>Fairen</strong> Handel.<br />

Mehr zum Thema Siegel und Kontrolle: www.faitrade.de (Rubrik: Fairer Handel >> „Wie<br />

funktioniert´s? >> Kontrollen)<br />

5


Welche Produkte kann ich kaufen?<br />

Angefangen hatte es vor über 40 Jahren mit Kaffee. Doch inzwischen gibt es<br />

eine riesige Auswahl an Produkten zu kaufen: Schokolade, Tee, Honig, Reis,<br />

Zucker, Fruchtsäfte, Wein, Kakao etc. Sogar auch Früchte (Bananen, Datteln) und Blumen gibt es fair<br />

gehandelt.<br />

Neben Lebensmitteln gibt es auch Handwerksprodukte zu kaufen wie beispielsweise Körbe,<br />

Trommeln, Gläser, Taschen, Schmuck, Kleidung.<br />

Ob Schokoriegel, Erdnüsse, Nuss-Nougat-Creme, Gummibärchen, Orangensaft,<br />

Eiscreme, Fußbälle, Volleybälle etc. <strong>–</strong> hier ist für jeden was dabei.<br />

Und bringt das was? - Der Fairer Handel wächst<br />

Nicht nur in Deutschland, sondern in vielen anderen Ländern Europas und der <strong>Welt</strong> werden faire<br />

Produkte verkauft. <strong>Welt</strong>weit kauften Verbraucher/innen im Jahr 2011 für fünf Milliarden Euro<br />

Fairtrade-zertifizierte Produkte ein. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum um 12 Prozent.<br />

In Deutschland wurden fair gehandelte Produkte aus dem Süden für 477 Millionen Euro verkauft.<br />

Das entspricht einem Jahreswachstum von 16 Prozent und einer Verdopplung <strong>des</strong> Umsatzes<br />

innerhalb der letzten drei Jahre. In absoluten Zahlen wurde ein Plus von 64 Mio. Euro erreicht.<br />

Der Faire Handel lohnt sich also!<br />

6


Anteil einzelner Produkte am Gesamtumsatz<br />

deutscher Fair-<strong>Handels</strong>-Importeure (2010)<br />

Was sagen Verbraucher/innen?<br />

Der meiste Umsatz wird nach<br />

wie vor mit Kaffee erzielt.<br />

Verstärkt werden aber auch in<br />

den letzten Jahren Textilien, Blumen und auch<br />

Kunsthandwerk gekauft. Mittlerweile haben auch rund<br />

65% der fair gehandelten Lebensmittel das Bio-Siegel.<br />

Trotz allem Erfolg gibt es in Deutschland auch noch viel<br />

zu tun. In der Schweiz beispielsweise hat der faire<br />

Kaffee einen Marktanteils von 13%, in Deutschland sind<br />

es derzeit knapp 2%. <strong>Die</strong> meisten fair gehandelten<br />

Produkte werden in Großbritannien nachgefragt. 2011<br />

wurden dort fair gehandelte Produkte im Wert von<br />

knapp 1,5 Milliarden Euro verkauft.<br />

Je<strong>des</strong> Jahr veröffentlicht das Forum Fairer Handel<br />

aktuelle Zahlen rund um den <strong>Fairen</strong> Handel:<br />

www.forum-fairer-handel.de<br />

Absolute Grundlage dieser positiven Entwicklung ist das hohe Vertrauen, das der Faire Handel in<br />

Deutschland genießt. Das ergab eine Verbraucherbefragung im Jahr 2010:<br />

Für 60% der Verbraucher ist die „richtigen Verwendung <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong>“ ein Grund, fair gehandelte<br />

Produkte zu kaufen.<br />

55% der Verbraucher gaben an, dass die Qualität fair gehandelter Produkte relevant sei.<br />

Der Ausschluss ausbeuterischer Kinderarbeit in der Produktion ist für 77% der Befragten wichtig.<br />

<strong>Die</strong> Macht der Konsument/innen:<br />

Verbot von Kinderarbeit in der Fußballherstellung<br />

Durch ihr <strong>Ein</strong>kaufs- und Konsumverhalten entscheiden<br />

Konsumenten mit, welchen Stellenwert faire Arbeits- und<br />

Lebensbedingungen im weltweiten Handel haben. Nur so ist der<br />

Faire Handel möglich. Je mehr Menschen den <strong>Fairen</strong> Handel<br />

auch mit dem Kauf fair gehandelter Produkte unterstützen,<br />

<strong>des</strong>to gerechter geht es im weltweiten Handel zu.<br />

<strong>Die</strong>s zeigt auch die Entwicklung in der Herstellung von<br />

Fußbällen. Früher waren viele Kinder in der Ballproduktion<br />

beschäftigt und haben Fußbälle zusammengenäht anstatt zur<br />

Schule zu gehen. Der Faire Handel sowie verschiedene andere Organisationen haben Ende der<br />

1990er Jahre verstärkt darauf hingewiesen, dass Kinderarbeit in der Fußballproduktion stark<br />

verbreitet ist.<br />

<strong>Die</strong>s führte zu einer breiten öffentlichen Diskussion und letztendlich zur<br />

Unterzeichnung einer Vereinbarung („Atlanta Agreement“) und dem Verbot der<br />

Kinderarbeit. Daran hielten und halten sich auch alle bedeutenden<br />

Fußballhersteller wie Adidas, Nike etc., da sie den Unmut der Verbraucher und<br />

Verbraucherinnen fürchten. Allerdings taten sie nichts, um die Ursache der<br />

Kinderarbeit zu bekämpfen: die niedrigen Löhne.<br />

7


<strong>Die</strong>sen Ansatz verfolgte jedoch das Fairhandelshaus GEPA und vertrieb als<br />

erstes Unternehmen fair gehandelte Bälle. Viele Unternehmen folgten diesem<br />

Beispiel und haben nun auch fair gehandelte Bälle in ihrem Sortiment.<br />

Ihr möchtet mehr zu diesem Thema erfahren? Ausführliche Infos über die Fußballherstellung und<br />

das Verbot von Kinderarbeit: www.fair4you-online.de (Rubrik: Fairer Konsum >> Faire Produkte<br />

>> Faire Bälle)<br />

Fairer Handel und was kann ICH tun?<br />

Sich engagieren und die <strong>Welt</strong> „fairändern“ ist ganz einfach <strong>–</strong> zum Beispiel durch den <strong>Ein</strong>kauf von fair<br />

gehandelten Produkten oder indem man über den <strong>Fairen</strong> Handel informiert und das Thema<br />

bekannter macht. Gerade in der Schule bieten sich vielfältige Möglichkeiten an. Ihr könnt zum<br />

Beispiel eine faire Veranstaltung planen, eine Umfrage zum Thema starten, eine Fotostrecke<br />

erstellen, eine Verkostung oder ein Kochduell mit fair gehandelten Produkten durchführen, einen<br />

Film drehen bis hin zur Organisation von fairen Schul- und Sportfesten.<br />

Viele Ideen findet ihr unter: www.fair4you-online.de (Rubrik: mach mit >> Aktionen >><br />

Aktionsideen von A-Z)<br />

Anleitung und Anregung zur Planung und Durchführung von Aktionen<br />

Egal, ob ihr eine einmalige Aktion plant oder z.B. einen regelmäßigen Verkauf an eurer Schule starten<br />

wollt, das A und O ist eine gute Planung. Damit ihr ohne unnötigen Stress und Enttäuschungen,<br />

sondern vor allem mit viel Spaß und Freude eure Aktionsidee umsetzen könnt, haben wir einige Tipps<br />

und Tricks für euch vorbereitet, die euch die Umsetzung eurer Ideen erleichtern soll. Es handelt sich<br />

hierbei lediglich um kleine Hilfestellungen oder Anregungen. Wie ihr letztendlich eure Ideen umsetzt,<br />

liegt in eurer Hand!<br />

1. Ideen sammeln und sortieren<br />

Wenn viele kreative Menschen aufeinandertreffen und in einer Gruppe arbeiten, kann es zunächst<br />

schwierig sein, allen die Möglichkeit zu geben ihre Ideen zu äußern und sich einzubringen.<br />

Daher hier ein paar Tipps:<br />

Notiert euch die verschiedenen Ideen, die genannt werden, denn so geht keine Idee verloren.<br />

Je größer die Gruppe ist, <strong>des</strong>to wichtiger ist es, eine Person zu bestimmen, die quasi die<br />

Leitung übernimmt und den Überblick bei gemeinsamen Treffen behält und sich ggf. Notizen<br />

macht. <strong>Die</strong>s kann ein/e Mitschüler/in sein, der/die gerne koordiniert und organisiert oder aber<br />

auch eine Lehrkraft.<br />

Achtet darauf, dass bei der Sammlung von Ideen, diese noch nicht bewertet werden. Blöde<br />

Kommentare sorgen nämlich nur dafür, dass besondere Ideen eurer Mitschüler/innen nicht<br />

gehört werden und Streit entsteht. Manchmal sind es ja gerade oft die verrücktesten <strong>Ein</strong>fälle,<br />

die weitergedacht zu einer super Aktion führen.<br />

Erstellt ein Mind-Map, um den gesammelten Ideen eine Struktur zu geben. <strong>Ein</strong>e Mind-Map ist<br />

so etwas wie eine Strukturierung, mit der ihr eure Ideen in verschiedene Überthemen bzw.<br />

Überschriften ordnen könnt. <strong>Die</strong> einzelnen Vorschläge können dann in die unterschiedlichen<br />

Unterthemen eingeordnet werden.<br />

8


2. Entscheidung treffen<br />

Manchmal kann es ganz schön schwierig sein, sich für eine Idee zu<br />

entscheiden. <strong>Die</strong> Entscheidung könnt ihr in ganz unterschiedlicher Weise<br />

fällen:<br />

Präsentiert eure Idee in der Gruppe und diskutiert gemeinsam darüber.<br />

Zur Veranschaulichung bietet es sich auch manchmal an, die Aktionsidee auf einen Plakat zu<br />

skizzieren und darzustellen. Wenn mehrere Plakate vorliegen können eure Mitschüler/innen<br />

die Idee bewerten, in dem sie ihre Kommentare dazuschreiben oder einfach durch<br />

Klebepunkte bewerten.<br />

Achtet bei der Entscheidungsfindung darauf sowohl mögliche Probleme, als auch euer Lob an<br />

der Idee offen anzusprechen.<br />

Tipp: Behaltet bei eurer Entscheidung als auch bei der späteren Umsetzung unsere Kriterien, mit<br />

denen wir euren Wettbewerbsbeitrag bewerten, im Blick.<br />

3. Planung und Durchführung der Aktion<br />

<strong>Die</strong> Idee steht: Nun geht es an die Planung. Um die Zeit, die Räume, das Material und eure Talente<br />

voll auszuschöpfen, müsst ihr euch über einige Dinge vorher Gedanken machen. Hier nur einige<br />

Fragen, die euch helfen können, eure Ideen und Handlungsschritte zu planen. Als kleine Orientierung<br />

dient unsere Checkliste am Ende.<br />

Ziele festlegen<br />

Was wollt ihr erreichen? Wen wollt ihr erreichen? Welche Botschaft wollt ihr mit eurer<br />

Aktion vermitteln?<br />

Aufgabenaufteilung<br />

Bietet sich eher eine Gruppen oder <strong>Ein</strong>zelarbeit an? Wer arbeitet am besten zusammen? Wer<br />

hat welche besonderen Talente? Wer ist für was verantwortlich? Wer kümmert sich um was?<br />

Wer hat den Zeitplan im Blick? Wer kontaktiert Ansprechpartner (Presse, Schulleiter, …)?<br />

Material<br />

Welche Materialien habt ihr in der Schule zur Verfügung? Welche Materialien müssen<br />

gekauft werden? Wer kann euch helfen, diese zu besorgen?<br />

Räumlichkeiten<br />

In welchen Räumen könnt ihr arbeiten? Welche Räume bieten euch welchen Vorteil? Wann<br />

sind die Räume frei?<br />

Zeiteinteilung<br />

Wie viel Zeit könnt ihr insgesamt einplanen? Braucht ihr eventuell einen Zeitplan? Bis wann<br />

wollt ihr was erreichen?<br />

Eventuell Regeln aufstellen<br />

Welche Regeln sind euch wichtig? Was ist euch für eure Zusammenarbeit wichtig?<br />

Absprachen treffen und Ergebnisse überprüfen<br />

Wann und wie sprecht ihr euch ab, damit alle informiert und auf dem aktuellsten Stand sind?<br />

Wie reflektiert ihr eventuell eure Ergebnisse? Präsentation der Ergebnisse?<br />

Tipp: Geht ein paar Tage vor der Umsetzung noch mal alles durch, habt ihr an alles gedacht, sind<br />

alle informiert, sind alle Materialien fertig, …? Und nicht vergessen, wenn mal was schief geht, ist<br />

das kein Drama. Keiner ist perfekt! Wichtiger ist, dass ihr zufrieden seid und Spaß und Freude an<br />

der Aktion habt. Dann haben auch ganz bestimmt eure Mitschüler Lust mit zu machen und sich<br />

mit eurer Aktion auseinanderzusetzen.<br />

9


4. Auswertung<br />

Besprecht am Ende eurer Aktion darüber, was gut bzw. nicht so gut gelaufen<br />

ist. <strong>Die</strong>ses Wissen hilft euch, eine weitere Aktion noch besser durchzuführen.<br />

Euer Gespräch hilft euch auch dabei, eure Aktion für uns zu dokumentieren.<br />

Denn je besser ihr eure Aktion für uns dokumentiert, umso anschaulicher wird es für uns. <strong>Ein</strong>e<br />

Vorlage für eure Dokumentation findet ihr auf: www.fair4you-online.de/wettbewerb/download.php<br />

Aber auch während der Planung , ist es wichtig euch Rückmeldung zu geben<br />

und miteinander zu reden. So werden Missverständnisse vermieden, alle wissen Bescheid und ihr<br />

könnt eure Idee immer weiterentwickeln. Am besten legt ihr feste Termine fest, in denen ihr euch<br />

untereinander absprecht und gegebenenfalls überprüft, ob ihr das ein oder andere Vorhaben<br />

nochmals überdenken müsst.<br />

CHECKLISTE √<br />

Orgaplan und Zeitplan entwerfen mit to-do-Liste<br />

Materialien und Verfügbarkeit klären<br />

Materialien, die es in der Schule gibt<br />

Materialien, die ihr extra kaufen müsst, z.B. Lebensmittel für Verkostungen<br />

Materialien, die ihr von Zuhause mitbringen könnt<br />

Materialien, die ihr ausdrucken (ggf. Druckerei) müsst, z.B. Fotos, Fragebögen, …<br />

Equipment, z.B. zur Dokumentation: Fotoapparat, Kamera …<br />

Sonstiges ________________________________________________________________<br />

Ansprechpartner frühzeitig kontaktieren<br />

Schulleiter/in und sonstige Lehrkräfte<br />

Presse<br />

<strong>Welt</strong>laden / <strong>Ein</strong>e-<strong>Welt</strong>-Initiativen<br />

Sonstige _________________________________________________________________<br />

Genehmigungen einholen<br />

Räumlichkeiten klären<br />

FinanzCheck, evtl. Sponsoren suchen<br />

Quellen:<br />

• www.fairtrade.de<br />

• www.fair4you-online.de<br />

• www.gepa.de<br />

• www.forum-fairer-handel.de<br />

• www.fairtrade-deutschland.de<br />

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