Johannisburger Heimatbrief 1979 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />
An den Ufern masurischer Seen<br />
Anlegeplatz: Lötzen / In den Sand von Arys rieselte der Schweiß / Hohe Spirdingwogen<br />
rollen ins Land / Die Hölzer der <strong>Johannisburger</strong> Heide / Der Stinthengst<br />
fraß keine Maränen (Aus dem Ostpreußenblatt / Folge 15/1951)<br />
So nachhaltig kann sich ein Erlebnis auswirken, daß es einen festen Begriff prägt:<br />
Die Vorstellung des sommerlichen Sonntag-Vormittags ist mir unlösbar mit dem<br />
Spirdingsee verbunden. Wie eine klare Tafel breitete sich sein riesiger Wasserspiegel<br />
aus. Nicht die winzigste Welle kräuselte ihn, und er gab in hundertfachen Varianten<br />
die lichte Helle des Himmels wieder. Die zarten Blautöne, verschwimmende Wolkenandeutungen<br />
und der flimmernde Tanz der Sonnenstrahlen setzten sich — so schien<br />
es — im Wasser fort. Keine menschliche Niederlassung war ringsum zu erblicken,<br />
das jenseitige Ufer war nur zu erahnen, doch über das Wasser hallte ein klangreicher<br />
Glockenton, der die Gemeinde zum Gottesdienst rief. Als einziges sichtbares<br />
Lebewesen wiegte sich ein kleiner Vogel auf einem dünnen Rohrhalm. Dieses Empfinden<br />
einer feiertäglichen stillen Stunde schiebt sich stets in mein Gedächtnis, sowie<br />
ich an Masuren denke.<br />
Die drei großen, miteinander in Verbindung stehenden Seen, der Mauer-, Löwentinund<br />
Spirdingsee, sind das Herzstück der masurischen Landschaft. Am Kissainsee,<br />
mit seinen reizvollen Inseln eilen wir zu der schmalen Landenge, die ihn vom Löwentinsee<br />
trennt. Auf dieser Landenge liegt Lötzen, der Ausgangspunkt der Reiselustigen,<br />
die aus dem Reich hierher strömten, um auf einer Fahrt mit den schmucken<br />
Motorschiffen die Eigenart der masurischen Gewässer und ihrer abwechslungsreichen<br />
Ufer zu genießen.<br />
Der Löwentinsee hat, abgesehen von der Franzoseninsel und einigen kleinen Schilfinseln,<br />
nicht die Eilande aufzuweisen wie der Mauersee; nur gelegentlich fassen steile<br />
Hänge sei-ne Ufer ein, die sich in sanften Bodenwellen zum Wasser neigen.<br />
An der „Wartburg” bei Arys<br />
Nur wenige Kilometer von Lötzen lud der Ulicksee den Wanderer zum Verweilen an<br />
seinen Gestaden ein. 45 m fiel an seiner Südost-Ecke das steile Ufergelände ab; es<br />
bildete Abhänge und Schluchten. Die Autofahrer, die auf der Chaussee nach Arys<br />
fuhren, legten gerne eine Rast an jenen Stellen ein. Den Königsbergern aber war<br />
wohl bekannt, daß ihre prachtvollen Schloßteichschwäne, deren Schwimmkünste sie<br />
von den Promenadenwegen aus beim Nachmittagsspaziergang bewunderten, vom<br />
Ublicksee stammten; hier waren sie einst eingefangen worden.<br />
Höhenzüge und Waldstücke begleiteten den Weg bei Arys, und wenn der Wagen<br />
durch die breite lange Hauptstraße dieses Städtchens einfuhr, so sahen seine Insassen<br />
bestimmt Hunderte von jungen Männern im feldgrauen Tuch, denn Arys war das<br />
große militärische Übungslager für das I. Armeekorps; schon der Urgroßvater mag<br />
den Schweiß seiner Jugend auf der Schweykower Höhe vergossen oder mit „Hurra”<br />
die „Wartburg” gestürmt haben. Die Zeit in Arys war nach den strengen Begriffen<br />
der Ausbilder eine Art sommerliche Erholung vom Exerzierplatz der Kaserne; man<br />
schoß ja schließlich auch nur mit Platzpatronen. Um die Taufe in Arys kam keiner<br />
herum, und die Reservisten begruben unter feierlichem Zeremoniell unter Absingen<br />
des Liedes „Reserve hat Ruh” ihren Löffel auf dem „Löffelberg”. (So mürbe und<br />
weich waren die Knochen am Abend immer noch nicht, daß sie ihren Dienst bei einem<br />
munteren Tänzchen in „Klein-Amerika” versagt hätten.) An ruhigen Nachmittagen<br />
konnten die Meisterschwimmer in der Militärbadeanstalt am Aryssee<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
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