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Johannisburger Heimatbrief 1979 - Familienforschung S c z u k a

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

wohlfühlte (er starb nach dem Kriege an Krebs), seinen früheren landwirtschaftlichen<br />

Beamten, Herrn Ernst Pape, vom Militär freigestellt zu bekommen und als<br />

Oberinspektor einzusetzen. In Gemeinschaft mit diesem ist es meiner Mutter und<br />

mir gelungen, den damaligen Verhältnissen entsprechend, den geliebten Betrieb<br />

wieder auf die Beine zu stellen (zu ca. 80 % des Friedensstandes). Der Pferdezucht,<br />

der mein besonderes Interesse galt, konnten wir nur in kleinem Maßstab<br />

gerecht werden. Die Brennerei begann ihre erste Kampagne, gab die Möglichkeit,<br />

durch ihre Abfallprodukte einen Maststall aufzubauen, gleichzeitig wurde<br />

der Anbau von Oelfrucht, Raps und Senf verdreifacht. Die Rindviehherde konnte<br />

auf 150 Milchkühe mit dem entsprechenden Jungvieh, die Schafherde auf 300<br />

Muttertiere und der Schweinebestand beinahe auf den Friedensstand aufgestockt<br />

werden. Der stark dezimierte Bestand an Arbeitspferden wurde durch Ankauf von<br />

bayerischen Zugochsen und durch einen Stock-Motorpflug ausgeglichen. 1917<br />

ging ich als Einjährig-Freiwilliger zum Feldartillerie-Regiment 1, Reitende Abteilung.<br />

Bei dieser Formation stand ich bis zum bitteren Ende und wurde im November<br />

18 als Vizewachtmeister d. R. entlassen und kehrte zusammen mit meinem<br />

Vater in die Heimat zurück. Der Winter und das Frühjahr 1918/19 brachten für<br />

Lupken erneut schwere Zeiten. Das von der russischen Front zurückkehrende<br />

Heer wurde in den Grenzkreisen demobilisiert. Laufende Einquartierungen von<br />

Kavallerie und Fuhrparkkolonnen verringerten die an und für sich schon stark<br />

reduzierten Futterbestände und schleppten Vieh- und Pferdeseuchen ein. Starke<br />

Ausfälle in den Pferde-, Groß- und Kleinviehbeständen waren die Folge. Die Liebe<br />

zur Scholle und intensiver Einsatz haben in den nachfolgenden Jahren auch diese<br />

Schwierigkeiten überwunden. Die Führungseigenschaft meines Vaters, die in einer<br />

kameradschaftlichen Zusammenarbeit und Zusammenleben mit leitenden<br />

und sonstigen Mitarbeitern bestand, schuf ein Betriebsklima, das allen Schwierigkeiten<br />

der damaligen sehr schweren Zeit die Stirn bot. Die nachfolgenden Jahre<br />

bis 1921 dienten der Wiederaufnahme der Pferdezucht und der weiteren Intensivierung<br />

der Viehzucht und des Ackerbaus. Anfang der zwanziger Jahre war<br />

Lupken wieder voll produktionsfähig und gehörte zu den finanziell gesundesten<br />

und leistungsfähigsten Gutsbetrieben des Kreises. An den Vorbereitungen zur<br />

Abstimmung war ich mit aktiv tätig und konnte diesen Tag noch in der Heimat<br />

miterleben. Meine Mutter und auch mein Vater, die beide nicht mehr die Jüngsten<br />

waren, wollten sich zur Ruhe setzen. Mein ältester Bruder war kein Landwirt,<br />

ich war zur Übernahme noch zu jung und wollte mich in fremden Großbetrieben<br />

vervollkommnen. Mein Vater entschloß sich Ende 1920 zum Verkauf an<br />

einen gewissen Rohrmoser. Obwohl Vater ein an und für sich sehr vorsichtiger<br />

Mensch war, machte er den Fehler, ein beachtliches Restkaufgeld auf Lupken<br />

stehen zu lassen (400.000 M). Um sein Kapital anzulegen, kaufte er ein kleines<br />

Gut im Kreis Sorau (Brandenburg) und ein Villengrundstück in Berlin. Ihren Lebensabend<br />

verbrachten meine Eltern in unserem Stadtgrundstück in Gumbinnen,<br />

Königstraße 19, wo beide 1936 gestorben sind.<br />

Von Lupken wäre nur noch Folgendes zu berichten: Ich habe 1930 meinen<br />

Freund, den Lehrer Walter Herrmann, besucht und mußte feststellen, daß Lupken<br />

sich in ökonomischer Beziehung im unaufhaltsamen Niedergang befand. Unser<br />

Nachfolger war kein Landwirt. Ein Glücksritter und Spekulant, Lebemann, der<br />

1932 (?) betrügerischen Bankrott machte. Mein Vater verlor den größten Teil seines<br />

Restkaufgeldes, und mehrere <strong>Johannisburger</strong> Kaufleute und eine Bank waren<br />

mit die Leidtragenden. Lupken kam zur Subhastation!<br />

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www.Kreis-Johannisburg.de

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