Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
Hinweis:
Eine solche Abklärung ist bei folgenden Beobachtungen relevant:
• Hinweise auf ein fortbestehend hohes Konfliktniveau der Eltern mit fortlaufender
Einbindung der Kinder,
• oder zusätzliche Hinweise auf Partnerschaftsgewalt,
• oder erhebliche Belastungen, etwa in Form von Verhaltensproblemen
(z.B. starkes Rückzugsverhalten, Devianz) der Kinder, wobei Eltern keine
Hilfen für das Kind akzeptieren.
Trifft dies zu, sollte eine erfahrene Fachkraft nach § 8a SGB VIII hinzugezogen
werden, um eine Kindeswohlgefährdung auszuschließen.
4 Beratung von hochkonflikthaften Eltern
4.1 Besonderheiten der Beratung
Dem Forschungsprojekt »Kinderschutz bei hochstrittiger Elternschaft« und
anderen Studien zu Folge, gibt es Eltern, die als hochkonflikthaft bezeichnet
werden können; und es gibt deren Kinder, die unter den besonderen Belastungen
dieser Konflikte leiden. Aber gibt es auch spezifische Beratungsansätze,
Methoden, Vorgehen, die als »Hochkonfliktberatung« bezeichnet werden
können? Die Antwort darauf ist nicht ganz einfach.
Viele MitarbeiterInnen von Erziehungs- oder Ehe- und Familienberatungsstellen
machen schon lange Beratung von hochkonflikthaften Eltern. Es ist davon
auszugehen, dass die Nachfrage danach im Rahmen der neuen Familiengesetzgebung
noch steigen wird. Denn das neue Familienrecht ist in Bezug auf
Kindschaftssachen von der Überzeugung geprägt, dass elterliche Einigungen
durch entsprechende Unterstützung hilfreicher für die Kinder sind als juristische
Entscheidungen über Umgangs- oder Sorgerechtsfragen; für die Beratungsstellen
insbesondere in § 156 Familienverfahrensrecht (Meysen 2009).
Auch andere psychosoziale Berufsgruppen wie MitarbeiterInnen des Jugendamtes
und des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD), UmgangspflegerInnen,
Verfahrensbeistände oder psychologische Sachverständige beraten solche Familien.
Nicht zuletzt sind auch die juristischen Berufsgruppen der Richter-
Innen und AnwältInnen bemüht, die streitenden Parteien mit mediativen
Techniken zu einer einvernehmlichen Lösung zu bringen. Einige JuristInnen
achten darauf, selbst solche Kompetenzen zu erwerben oder durch Fachleute
in das Verfahren zu integrieren. Die Beratung von hochkonflikthaften Eltern
findet also bereits häufig statt, und engagierte Beratungen für solche Familien
werden praktiziert (vgl. Weber & Schilling 2006; Fichtner 2006). Das ist die
gute Seite der Medaille.
Die schlechte ist: Es gibt keine definierte Technik und kein feststehendes
Beratungsverfahren, wie hocheskalierte Konflikte sicher gelöst werden können.
Aber es gibt viele Erfahrungen mit dieser Arbeit, seitens der Beratungsstellen
und seitens der Eltern. Diese werden im Folgenden zusammengestellt, um Orientierungshilfen
für »Hochkonfliktberatung« zu geben.
33 Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und Scheidungsfamilien: Eine Handreichung für die Praxis
4.1