Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
elterlichen Konflikte ein. Und Eltern, bei denen eine Begutachtung angeordnet
wird, sind vor allem durch geringe Verträglichkeit und damit durch problematische
Persönlichkeitszüge geprägt.
Schließlich zeigen sich bei manchen Eltern auch Vorbehalte gegenüber untereinander
zu stark kooperierenden Fachkräften, wenn sie dadurch das Gefühl
bekommen, dass ihr Anliegen durch niemanden mehr vertreten wird (s.
Kapitel 5).
4.4 Beratung mit hochkonflikthaften Eltern aus Sicht der BeraterInnen
BeraterInnen, die häufig mit hochkonflikthaften Eltern und deren Kinder arbeiten,
erleben sich hierbei in einer anderen Rolle als bei der sonstigen Beratung.
»Hochkonfliktberatung« erscheint als eigenständige Aufgabe, die aber gleichwohl
in den Arbeitsablauf und die Strukturen der »normalen« Beratungsstelle
eingebunden werden muss. Die im Rahmen des Forschungsprojekts »Kinderschutz
bei hochstrittiger Elternschaft« befragten Beraterinnen beschrieben die
Beratung für hochkonflikthaften Eltern wie folgt:
• Grundsätzlich erfordert diese Arbeit ein höheres Maß an Strukturierung:
BeraterInnen müssen in jeder Phase der Beratung aktiv (mit-) gestalten und
können sich nicht auf die Moderationsrolle zurückziehen. Sie müssen gleich
zu Beginn die Rahmenbedingungen festlegen und die Sammlung der Themen
so strukturieren, dass hierbei nicht neue Vorwürfe entstehen. Viele
BeraterInnen haben den Eindruck, dass sie Konflikte rasch unterbinden
müssen, damit diese nicht eskalieren.
• Wichtig scheint, den Beratungsauftrag möglichst früh und so konkret wie
möglich zu klären: Hilfreich ist es, hierzu Listen von Themen aufzustellen.
Diese werden zwar von den Eltern in der Beratung häufig wieder verworfen
und durch neue Themen ergänzt. Sie bilden aber gleichwohl eine wichtige
Grundlage für die Strukturierung der Arbeit. Auch die Ergebnisse der einzelnen
Sitzungen sollten am besten schriftlich festgehalten und den Eltern
in dieser Form übergeben werden.
• Es gibt kein standardisiertes Beratungsvorgehen, sondern es wird fallspezifisch
ein möglichst breites methodisches Instrumentarium genutzt. Wichtig
hierbei erscheint vor allem, die Eltern zur Mitarbeit zu motivieren; sowohl
durch kleine Erfolge, als auch durch Einstellungsveränderungen.
Hinweis:
Dabei erscheint vor allem wichtig, den Eltern auch Wertschätzung über ihre
Bemühungen und Empathie gegenüber ihrem enormen Druck zu zeigen.
Tragfähige Lösungen können vor allem dann gefunden werden, wenn es gelingt,
dass die Eltern die Beratung nicht mehr als sinnlose Pflicht, sondern als
hilfreiches Angebot sehen.
• Die Dauer von Hochkonfliktberatungen ist häufiger an den zeitlichen
Extremen angesiedelt: So umfassen viele Hochkonfliktberatungen aufgrund
von Abbrüchen (seitens der KlientInnen oder der BeraterInnen) nur sehr
39 Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und Scheidungsfamilien: Eine Handreichung für die Praxis
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