Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
4.5.3
4.5.3 Bausteine psychosozialer Interventionen
Hinweis:
Beratung hat eine andere Aufgabe und andere Instrumente als das Gericht
oder dessen Hilfspersonen. Das gilt auch im Fall der gerichtlich angeordneten
Teilnahme an einer Beratung. So schwierig das im Einzelfall ist, sollte dieser
Unterschied auch den Eltern vermittelt werden, damit bei den Eltern nicht der
Eindruck entsteht, alle Fachpersonen »kollaborierten« gegen sie.
In der Arbeit mit hochkonflikthaften Familien kann auf eine Reihe von Interventionen
zurückgegriffen werden, die zwar nicht unmittelbar für diese Gruppe
entwickelt wurden, die aber auch dort mit Einschränkungen sinnvoll sind:
• Wie weit Mediation bei hocheskalierten Elternkonflikten wirkungsvoll ist,
wird sowohl in der deutschen Beratungslandschaft als auch international
heftig diskutiert. Es wurden spezielle Ansätze entwickelt, die unter dem
Namen »therapeutische Mediation« Elemente einbringen, die stärker an den
zugrundliegenden Emotionen ansetzen. Häufig wird die Position vertreten,
dass gerade hochkonflikthafte Eltern mit einer klassischen Mediation meist
überfordert sind. Auch die Befunde zur Wirksamkeit von Mediation bei
dieser Zielgruppe sind relativ heterogen, zumal auch die genauen Vorgehensweisen
solcher Mediationen in den Studien oft unterschiedlich sind.
Insgesamt erscheinen mediative Elemente in der Hochkonfliktberatung
einsetzbar, wenn gleichzeitig die BeraterInnen den Prozess vorab hinreichend
strukturieren, für Bewältigung des emotionalen Konfliktes und der
zugrundeliegenden Ängste sorgen und auch von sich aus die Bedürfnisse
des Kindes im Auge haben (z.B. Dietz, Krabbe & Thomsen 2008).
• Mit der Kindschaftsrechtsreform von 1998 hat der Begleitete Umgang (gem.
§ 1684 BGB) erheblich an Bedeutung gewonnen (z.B. Fthenakis 2008). Zu
den Indikationen einer solchen Maßnahme kann ein erhebliches Konfliktniveau
der Eltern gehören. Begleitete Umgänge dienen dann häufig der
Vermeidung von Konflikten bei der Übergabe des Kindes und der Verhinderung
neuer Konflikte über die Betreuungsfähigkeit. Allerdings führt der
begleitete Umgang nicht per se zur Minderung des Konfliktniveaus und
sollte durch entsprechende Beratungen von hochkonflikthaften Eltern flankiert
werden.
Hinweis:
Im Forschungsprojekt »Kinderschutz bei hochstrittiger Elternschaft« wurde
herausgearbeitet: Die Maßnahme Begleiteter Umgang wurde zwar von Eltern
mit eher geringem und mit mittlerem Konfliktniveau als konfliktmindernd
und hilfreich für das Kind eingestuft, nicht aber von jenen mit ausgeprägten
Konflikten.
46 Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und Scheidungsfamilien: Eine Handreichung für die Praxis