Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
Relevant für die Arbeit mit hochkonflikthaften Eltern ist es zu analysieren, wie
die Situation der betroffenen Kinder verbessert und durch welche fallübergreifenden
Maßnahmen dies erreicht werden kann.
Welche Bedeutung hat fallübergreifende Kooperation im Kontext
hochkonflikthafter Trennungen und Scheidungen?
In den Regionen der Befragten des Forschungsprojekts »Kinderschutz bei
hochstrittiger Elternschaft« werden in der Regel Arbeitskreise unterhalten, die
nicht speziell für hochkonflikthafte Kontexte gegründet wurden, sondern sich
zunächst auf alle Trennungs- und Scheidungsfamilien beziehen. Daneben gibt
es auch Fachkräfte, die gute funktionierende Kooperationsbeziehungen pflegen,
welche jedoch nicht in Arbeitskreisen institutionalisiert sind. Zugleich
erwägen weitere Befragte aufgrund zunehmender hochkonflikthafter Fälle,
Arbeitskreise mit dem Ziel zu etablieren, grundsätzliche Fragen zu Kindschaftssachen
bei Trennung und Scheidung fallübergreifend zu klären. Dies
erscheint aus der Sicht der Befragten im Forschungsprojekt »Kinderschutz bei
hochstrittiger Elternschaft« sehr sinnvoll, da den Arbeitskreisen im Kontext
hochkonflikthafter Trennungs- und Scheidungsfamilien eine hohe Bedeutung
zukommt, und zwar aus folgenden Gründen: Professionelle haben es in diesem
Feld schwer, sich den bestehenden Konflikten und emotionalen Spannungen
zu entziehen und mit den betroffenen Eltern in de-eskalierender Weise umzugehen
sowie auf ihre kommunikative Strategie einzugehen. Für die Professionellen
besteht tendenziell das Risiko, sich von den Eltern instrumentalisieren
und gegeneinander ausspielen zu lassen. Dies kann eher verhindert werden,
wenn die unterschiedlichen Akteure die Handlungsaufträge und Arbeitsweisen
gegenseitig kennen und einschätzen können.
Gemeinsame Vorgehensweisen abzustimmen und fachliche Standards zu entwickeln,
reduziert zugleich Handlungsunsicherheit und Aktionismus im Einzelfall.
Denn gerade bei eskalierten Konflikten kann für die Professionellen
ein hoher Handlungsdruck und Hilflosigkeit entstehen. Professionelle Akteure
können sich durch diese Dynamik aufgefordert fühlen, über die Grenzen ihrer
Zuständigkeiten hinweg Handlungsaufträge und Verantwortung anderer
zu übernehmen oder eigene Aufgabenbereiche an andere zu übertragen. Hier
können klar umrissene Grenzen beruflicher Zuständigkeiten entlastend für die
Akteure sein.
Hinweis:
Zudem wirken fallübergreifende verlässliche und transparente Rahmenbedingungen
vertrauensbildend auf die betroffenen Eltern. Sie geben auch ihnen
Sicherheit im ansonsten unübersichtlichen Netz verschiedener AnsprechpartnerInnen.
Gleichzeitig wirken klare Regeln und Grenzen indirekt strukturierend
auf das Verhalten der Eltern ein und können die Konfliktbewältigung
begünstigen.
Die Anwendung von fallübergreifenden Kooperationsvereinbarungen kann
in Fällen konflikthafter Trennungs- und Scheidungsfamilien zu nachhaltigen
Lösungen beitragen. Es muss trotzdem damit gerechnet werden, dass Konflikte
ungelöst bleiben oder sich zuspitzen. Nach den im Forschungsprojekt
51 Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und Scheidungsfamilien: Eine Handreichung für die Praxis
5.1.1