Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und ... - Familientext.de
6 Schluss
Hochkonflikthafte Eltern in Scheidung und Trennung zeigen eine deutlich
verringerte Offenheit gegenüber beraterischen Interventionen. Zugleich haben
sie einen hohen Bedarf an Unterstützung, insbesondere zur Förderung von
erlebter Selbstwirksamkeit in der Beziehung zum ehemaligen Partner. In ihrem
konfliktreichen Alltag sind Mütter und Väter nur bedingt imstande, die
Bedürfnisse ihrer Kinder wahrzunehmen. Das kindliche Erleben spiegelt die
Hochkonflikthaftigkeit der Eltern als zwei sehr unterschiedliche Reaktionen
wieder: Entweder als sehr hohe Belastung mit offensichtlichem Hilfebedarf
oder aber als scheinbar gute Anpassung, die vor allem durch Ausblenden der
Konflikte und der eigenen Belastungen erreicht wird. Beides spricht für die
Notwendigkeit, die Situation von Kindern in hochkonflikthaften Familien
gründlich abzuklären und sie durch Interventionen vor emotionalen und sozialen
Risiken zu schützen. Auch wenn im Feld der professionellen Arbeit mit
dieser speziellen Gruppe von Scheidungs- und Trennungsfamilien noch Verunsicherung
herrscht, scheinen gerade der regionale fachliche Austausch unter
den beteiligten Akteuren sowie eine Anpassung der Interventionen aneinander
für viele Professionelle eine wichtige Perspektive für erfolgreiche Praxis zu
sein.
Vor dem Hintergrund einer hohen Erwartung des neuen FamFG an die
Beratungsarbeit ist es erforderlich, spezialisierte Interventionen für hochkonflikthafte
Eltern weiter zu entwickeln und auszubauen, um Kinder vor den
aufgezeigten Belastungen wirkungsvoll zu schützen. Insbesondere ist dabei auf
einen angemessenen Einbezug der Kinder in diese Hilfen zu achten sowie darauf,
Fortbildungen und fachliche Kooperation zu fördern.
63 Arbeit mit hochkonflikthaften Trennungs- und Scheidungsfamilien: Eine Handreichung für die Praxis
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