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Mat.-Nr. 06051-5096<br />
Deutschland 6,80 €<br />
0 5<br />
4 194333 006801<br />
Das Magazin für <strong>de</strong>n innovativen Unternehmer<br />
MAI 2011<br />
www.profi rma.<strong>de</strong><br />
ROUNDTABLE FINANZIERUNG<br />
Mittelständler und Banken diskutieren<br />
über Krisenbewältigung und<br />
Kreditklemme. Seite 38<br />
SPAREN BEIM TRANSPORT<br />
Kontraktlogistik senkt in vielen<br />
Firmen die Kosten und optimiert<br />
die Produktion. Seite 64<br />
Re<strong>de</strong>n, vernetzen,<br />
verkaufen<br />
Wirkungsvolle Werbung ist auch<br />
mit kleinem Budget möglich. Neben<br />
Kreativität und klarer Kontur helfen<br />
dabei auch soziale Netzwerke.<br />
Seite 22<br />
Claudia Kieserling hat sich einen<br />
guten Ruf als Expertin für maßgefertigte<br />
Designerschuhe erworben. Ihr Geschäft<br />
in <strong>de</strong>r Münchener Innenstadt besucht<br />
auch die weibliche Prominenz aus <strong>de</strong>m<br />
Film- und Showgeschäft. Seite 12
Abb. zeigt Son<strong>de</strong>rausstattung.<br />
1990: ERSTE VERZINKTE KAROSSERIE, 1994: ERSTMALS SCHALTHEBEL IN DER<br />
ARMATURENTAFEL, 2000: DIESELDIREKTEINSPRITZUNG „COMMON RAIL“:<br />
SEIT 30 JAHREN ÜBERZEUGT DAS ERFOLGSMODELL MIT IMMER NEUEN INNOVATIONEN<br />
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Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, rund 30 Milliar<strong>de</strong>n Euro geben <strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />
im Jahr für Werbung aus. Diese Zahl mag sich gewaltig anhören, aber als<br />
Chefi n o<strong>de</strong>r Chef stehen Sie <strong>de</strong>nnoch vor einem klassischen Dilemma: Sie wollen<br />
und müssen auf Ihre Produkte o<strong>de</strong>r Dienstleistungen aufmerksam machen,<br />
haben jedoch nur ein begrenztes Budget zur Verfügung. Das geht zwar großen<br />
Firmen prinzipiell auch nicht an<strong>de</strong>rs, aber mit einem kleinen Unternehmen<br />
müssen Sie ganz beson<strong>de</strong>rs sorgfältig überlegen, auf welches Pferd Sie setzen.<br />
Erzielen Anzeigen, Kino- o<strong>de</strong>r Radiospots für Sie die größte Wirkung?<br />
Ab Seite 22 zeigen wir Ihnen anhand erfolgreicher Beispiele gute Strategien für<br />
Werbung mit kleinem Budget. Es beginnt mit <strong>de</strong>r Überlegung, wie Sie bei Ihren<br />
Aktionen mögliche Streuverluste gering halten. Da schei<strong>de</strong>n dann Postwurfsendungen<br />
rasch aus, <strong>de</strong>nn ein Großteil fl iegt ungelesen ins Altpapier. Auch<br />
Schaltungen in Adressverzeichnissen bringen – gedruckt o<strong>de</strong>r online – wenig.<br />
Gut für viele Zwecke sind hingegen Anzeigen in regionalen Wochenblättern,<br />
weil Sie damit häufi g Ihren potenziellen Kun<strong>de</strong>n nah sind.<br />
Nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken ist für Unternehmen je<strong>de</strong>r Größe und Branche die<br />
Werbung über das Internet, mit Bannern o<strong>de</strong>r über die eigene Homepage.<br />
Online lässt sich mit wenig Aufwand und manchmal sogar kostenlos Aufmerksamkeit<br />
wecken – etwa wenn Sie es schaffen, dass zufrie<strong>de</strong>ne Kun<strong>de</strong>n in<br />
Communities positive Kommentare über Sie hinterlassen. Überhaupt bieten<br />
soziale Netzwerke eine gute Möglichkeit <strong>de</strong>r Kontaktaufnahme und -pfl ege –<br />
die wichtigsten Tipps hierzu lesen Sie ebenfalls in unserer Titelgeschichte.<br />
Eine anregen<strong>de</strong> Lektüre wünscht Ihnen<br />
dieter.roemer@profi rma.<strong>de</strong><br />
ProFirma 05 2011<br />
Chefredakteur Dieter Römer<br />
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3<br />
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Inhalt 05.2011<br />
Titelthema:<br />
Re<strong>de</strong>n, vernetzen,<br />
verkaufen<br />
Wirkungsvolle Werbung ist auch mit kleinem<br />
Budget möglich. Neben Kreativität und klarer<br />
Kontur helfen auch soziale Netzwerke.<br />
26 Interview Marketingexperte Stefan Kolle<br />
über die Macht sozialer Netzwerke und<br />
das süße Gift <strong>de</strong>r Preiskommunikation.<br />
08<br />
Bettstatt in freier Natur: Es braucht nur zwei<br />
Befestigungspunkte für das Luftkanu von Rainer<br />
Brenner.<br />
30<br />
Licht am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tunnels Krisenbewältigung<br />
gehört zum Unternehmeralltag.<br />
08 Wir Unternehmer<br />
08 Innovator <strong>de</strong>s Monats Das Luftkanu von Rainer Brenner vereint<br />
Hängematte und Schlafsack zu einer luftigen Bettstatt.<br />
10 Debatte Obwohl vom 1. Mai an in Deutschland die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
für Zuwan<strong>de</strong>rer aus osteuropäischen Staaten gilt, rechnen<br />
Experten nicht mit einem Ansturm qualifi zierter Arbeitskräfte.<br />
12 Unternehmerporträt Eine Leben für <strong>de</strong>n Schuh – Claudia Kieserling<br />
hat sich zur führen<strong>de</strong>n Expertin für Designerschuhe hochgearbeitet.<br />
16 Mittelstand 2.0 Der Öko-Online-Shop „Lilli Green“ zeigt, dass<br />
sich hochwertige Designerprodukte und Nachhaltigkeit nicht wi<strong>de</strong>rsprechen<br />
müssen.<br />
18 Auszeit Gute Nacht im Cadillac.<br />
20 Wirtschaft und Politik Der För<strong>de</strong>rmittelexperte Rudolf Spitzmüller<br />
sieht Reformbedarf bei staatlichen För<strong>de</strong>rprogrammen.<br />
22 Unternehmensführung<br />
22 Titelthema Werben mit kleinem Budget Kun<strong>de</strong>ngewinnung ist nicht<br />
nur eine Frage <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s. Kreativität, klare Konturen und soziale<br />
Netzwerke sind oft unterschätzte Instrumente.<br />
30 Unternehmensführung Ob kleine Unternehmen Krisen überstehen<br />
können, hängt oft vom Chef ab. Es kommt daher darauf an, ob er <strong>de</strong>n<br />
Umgang mit Rückschlägen gelernt hat.<br />
33 Quer<strong>de</strong>nker Prof. Martin Beck über <strong>de</strong>n vergessenen Einfl uss <strong>de</strong>s<br />
Italienischen auf die <strong>de</strong>utsche Sprache.<br />
34 Recht Die digitale Personalakte bringt zwar viele Erleichterungen<br />
für Arbeitgeber, aber auch neue rechtliche Hür<strong>de</strong>n.<br />
4 ProFirma 05 2011<br />
22
ProFirma 05 2011<br />
www.profi rma.<strong>de</strong><br />
36 Finanzen & Steuern<br />
36 Trends Der Mittelstand will mehr in das unternehmenseigene<br />
Risikomanagement investieren.<br />
Special Finanzierung<br />
38 ProFirma-Roundtable Die Bankenexperten erwarten eine<br />
Renaissance <strong>de</strong>s Eigenkapitals im Mittelstand.<br />
44 Mezzanine Der clevere Weg zu frischem Geld für neues Wachstum.<br />
47 Soll und Haben Gabriel Hopmeier über <strong>de</strong>n Schein vermeintlich<br />
einfacher Lösungen.<br />
48 GmbH-Chef Der Geschäftsführer als Diener vieler Herren.<br />
50 Steuertrends Der Fiskus legt privaten Hausbesitzern beim Bau von<br />
Photovoltaikanlagen unnötig Steine in <strong>de</strong>n Weg.<br />
52 Firmenwagen Die unendliche Geschichte.<br />
54 IT & Investition<br />
Das Portal für <strong>de</strong>n innovativen Unternehmer<br />
Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus <strong>de</strong>m<br />
umfangreichen Angebot von ProFirma Professional haben<br />
wir in diesem Monat für Sie kostenlos freigeschaltet:<br />
■ Internet-Marketing<br />
Vier Checklisten zur Optimierung <strong>de</strong>s Web-Auftritts.<br />
■ Unternehmensfi nanzierung<br />
Fachbeitrag über die Formen <strong>de</strong>s Eigenkapitals.<br />
■ Dienstwagen<br />
Musterformular Fahrtenbuch 2011.<br />
■ Geschäftsbericht<br />
So gestalten Sie Ihren Geschäftsbericht mit MS Offi ce.<br />
54 Smart Grid Intelligente Stromnetze wer<strong>de</strong>n in Zukunft die Energieversorgung<br />
steuern. Betriebe müssen <strong>de</strong>n Stromverbrauch senken,<br />
sonst wird es teuer.<br />
58 Büro-Software Zu <strong>de</strong>n Microsoft-Produkten gibt es eine Reihe<br />
kostenloser Alternativen. Sie eignen sich aber nicht für je<strong>de</strong>n Zweck.<br />
62 Cole‘s Corner Digitale Kleinstaaterei in Europa.<br />
63 Produkttipps Druckermo<strong>de</strong>lle für <strong>de</strong>n Unternehmensalltag.<br />
64 Logistik Schlankheitskur im Lager: Immer mehr Firmen lagern<br />
interne Logistikprozesse an spezialisierte Dienstleister aus.<br />
Gratis-<br />
Downloads<br />
Die vier<br />
<strong>de</strong>s Monats<br />
68 Business English<br />
44<br />
Lektion 15 Zeit ist Geld. Der<br />
englische Wortschatz kennt viele<br />
Begriffe rund um die Themen<br />
Zeiteinteilung, Ressourcenmanagement<br />
und Selbstorganisation.<br />
Rubriken<br />
03 Editorial<br />
06 ProFirma Professional<br />
72 Rückschau, Termine<br />
73 Vorschau, Impressum<br />
74 Schluss mit lustig (34)<br />
Die Flexicon AG nutzt bei <strong>de</strong>r weiteren Expansion<br />
Mezzanine-Kapital und kann damit bei <strong>de</strong>n Kreditverhandlungen<br />
mit <strong>de</strong>r Bank punkten .<br />
64<br />
Logistikexperten: F. Hofmann und D. Wiesler<br />
optimieren unternehmensinterne Fahrwege.<br />
5
ProFirma Professional<br />
DAS UNTERNEHMER-COCKPIT: LÖSUNGEN FÜR ENTSCHEIDER<br />
Von welchem Zeitpunkt an rechnet sich die Produktion für mich? Welche Unterlagen<br />
brauche ich für das Bankgespräch? Darf das Finanzamt mir Einnahmen einfach unterstellen?<br />
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unterstützt Sie in <strong>de</strong>r täglichen Arbeit mit praktischen Rechnern, Checklisten, Mustertexten und Fachbeiträgen<br />
zu <strong>de</strong>n Themen Unternehmensführung, Marketing, Vertrieb, Personal, Steuern und Finanzen.<br />
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zu einem aktuellen Thema.<br />
Operativer Erfolg aus guten Strategien<br />
Je<strong>de</strong>s Unternehmen braucht eine sorgfältige Jahresplanung für das<br />
Personal, die Budgets und die Erfolgsrechnung. Der Haken dabei:<br />
Ohne eine schlüssige Unternehmensstrategie gibt es keinen nachhaltigen<br />
Erfolg, ohne Erfolg keine Liquidität. Lesen Sie, wie man<br />
eine solche Strategie entwickelt. <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2655108<br />
Strategie im Unternehmen <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 654150<br />
Finanzplanung mit Soll-Ist-Vergleich <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1828510<br />
Balanced Scorecard <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1120265<br />
NEU IM PROFESSIONAL<br />
Eine kleine Auswahl von neuen Dokumenten und Arbeitshilfen auf<br />
ProFirma Professional.<br />
■ Social Media im Personalmanagement <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2595685<br />
Der Beitrag zeigt, wie Unternehmen die vielseitigen Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r sozialen Netzwerke besser ausschöpfen können.<br />
■ Innovations-Controlling <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2575908<br />
Ein Überblick zu <strong>de</strong>n möglichen Aufgaben und <strong>de</strong>n organisatorischen<br />
Strukturen eines betrieblichen Innovations-Controllings.<br />
■ Business-Plan mit Excel <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2258974<br />
Bei <strong>de</strong>r Gewinnung von Investoren für ein bestimmtes Vorhaben ist<br />
ein perfekt ausgearbeiteter Geschäftsplan das A und O..<br />
■ Verkaufskennzahlen <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 935168<br />
Dieses Programm enthält Verkaufsmesszahlen, wobei Kun<strong>de</strong>ndienstbesuche,<br />
gefahrene Kilometer von Außendienstmitarbeitern und weitere<br />
relevante Daten zueinan<strong>de</strong>r ins Verhältnis gesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
THEMEN IM MAI<br />
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ProFirma Professional bietet Abonnenten regelmäßig kostenfreie<br />
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Nächste Themen:<br />
Interaktive Markenführung im B2B-Verkauf<br />
Donnerstag, 5. Mai 2011, 14 Uhr, Dauer zirka 60 Minuten,<br />
die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />
In <strong>de</strong>n meisten B2B-Unternehmen ist <strong>de</strong>r Vertrieb eine Black<br />
Box, und das Thema Marke steckt in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen.<br />
Interaktive Markenführung ist ein Ansatz für eine optimierte<br />
Zusammenarbeit von Vertrieb und Marketing mit <strong>de</strong>r B2B-<br />
Marke als Integrationsmechanismus. Unser Experte Prof. Dr. Lars<br />
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Elmshorn erklärt, wie sie gelingen kann.<br />
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Der schönste Internet-Auftritt nützt nichts, wenn keine Besucher<br />
auf die Seiten kommen. Und die höchste Zahl von Besuchern ist<br />
nichts wert, wenn aus ihnen keine Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Der Internet-<br />
Experte Sanjay Sauldie erklärt, wie KMU ihre Website mit wenig<br />
Aufwand optimieren. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Suchmaschinenoptimierung.<br />
Hier zeigt er, wie Ihre Internet-Seiten mit<br />
Google und Co. besser gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, um auch mit kleinem<br />
Budget möglichst viele Kun<strong>de</strong>n zu gewinnen.<br />
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fi n<strong>de</strong>n Sie auf Ihrer Startseite unter Services/Online-Seminare<br />
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Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />
Rainer Brenner<br />
Süße Träume im Luftkanu<br />
Während seiner Wan<strong>de</strong>rjahre als Zimmermann-Geselle hatte Rainer Brenner die I<strong>de</strong>e, wie man<br />
Hängematte und Schlafsack zu einer luftigen Bettstatt vereinen kann. VON MICHAEL BAHNERTH<br />
Es gibt diesen schönen lateinischen Ausspruch: „Solvitur ambulando“<br />
– es wird im Gehen gelöst. Rainer Brenner war drei<br />
Jahre unterwegs, als Zimmermann auf <strong>de</strong>r Walz, <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>rjahren<br />
zünftiger Gesellen. Mit Hängematte und Schlafsack.<br />
„Das war immer ein wenig umständlich. Hängematte aufhängen,<br />
Schlafsack rein, <strong>de</strong>r Einstieg war schwierig, weil <strong>de</strong>r<br />
Schlafsack immer verrutschte. Kippsicher war es auch nicht.“<br />
Dann kam ihm die I<strong>de</strong>e, irgendwo während <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rschaft.<br />
Hängematte und Schlafsack sollten ein geschlossenes System<br />
bil<strong>de</strong>n. Zusammen mit einem Bekannten, Ralph Singler, <strong>de</strong>r<br />
das Gefummel vor <strong>de</strong>m Schlafengehen auch satthatte, tüftelten<br />
sie eine Weile und bereicherten die Outdoor-Welt um<br />
das H-Bag-System, <strong>de</strong>n Hanging Sleeping Bag. „km276“, heißt<br />
ihre Firma, weil sie bei<strong>de</strong> am Main leben, am Flusskilometer<br />
276, das ist bei 97340 Segnitz.<br />
Drei Jahre dauerte die Entwicklung, zwei Autos hätten sie sich<br />
für das Geld kaufen können, „allein die Patentkosten gingen<br />
in die Zehntausen<strong>de</strong>“, sagt Brenner. Die Schwierigkeit bei <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung war lange Zeit die Kippsicherheit. „Mit einem<br />
dreidimensionalen Schnitt konnten wir das Problem dann lösen.“<br />
Ein aufgehängter H-Bag sieht ein wenig aus wie ein Kanu<br />
Ralph Singler (li.) und Rainer Brenner beim Selbstversuch im<br />
H-Bag. Es braucht nur zwei Befestigungspunkte und schon hängt<br />
im Handumdrehen die luftige Bettstatt in <strong>de</strong>r freien Natur.<br />
in <strong>de</strong>r Luft. Befestigt ist er schnell und problemlos, am Bo<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Hängematte wird noch eine Isomatte eingeschoben für<br />
die Bequemlichkeit und als Kälteschutz von unten. Es gibt<br />
Taschen für persönliche Effekten und Schlaufen, an <strong>de</strong>nen<br />
man die Schuhe aufhängen kann, um etwa Skorpionen keine<br />
Schlafgelegenheit zu bieten. Zwei Kilo wiegt das System, <strong>de</strong>r<br />
Schlafsack ist mit Polyurethan beschichtet, mit Baumwolle<br />
gefüttert und atmungsaktiv. 179 Euro kostet <strong>de</strong>r H-Bag II, mit<br />
Extras wie Moskitonetz und Isomatte kommt das Ganze auf<br />
gut 300 Euro. 2.000 Stück sind inzwischen weltweit unterwegs.<br />
Gefertigt wird <strong>de</strong>r H-Bag in Südostasien. „Wir wollten<br />
ihn in Deutschland herstellen lassen, aber die haben das hier<br />
mit <strong>de</strong>m dreidimensionalen Schnitt nicht hinbekommen“,<br />
sagt <strong>de</strong>r 40-jährige Brenner. Man kann <strong>de</strong>n H-Bag auch einfach<br />
auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n legen, wenn einmal keine zwei Bäume<br />
o<strong>de</strong>r zwei Gelän<strong>de</strong>wagen o<strong>de</strong>r ein Gelän<strong>de</strong>wagen und ein<br />
Baum zur Verfügung stehen. Aber wer <strong>de</strong>n H-Bag aufhängen<br />
kann und sanft schaukelnd und ein bisschen entrückt zwischen<br />
Er<strong>de</strong> und Himmel schläft, hat in <strong>de</strong>r Regel ein paar Probleme<br />
weniger, die er am nächsten Morgen im Gehen lösen<br />
muss. www.km276.<strong>de</strong><br />
8 ProFirma 05 2011<br />
Fotos: Michael Deppisch/km276
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Wir Unternehmer – Debatte<br />
Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
Kein Massenansturm<br />
Professor Klaus F. Zimmermann rechnet mit einer mo<strong>de</strong>raten<br />
Zahl von Arbeitsmigranten aus Osteuropa – und eher wenigen<br />
Hochqualifi zierten. AUFGEZEICHNET VON MONIKA HOFMANN<br />
Herr Professor Zimmermann, vom 1.<br />
Mai an gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
für Polen, Ungarn, Tschechien, die<br />
Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland<br />
und Litauen. Wie hoch schätzen Sie die<br />
Zahl <strong>de</strong>r Migranten aus diesen Län<strong>de</strong>rn?<br />
Zimmermann: Nach seriösen Schätzungen<br />
kommen maximal 150.000 Zuwan<strong>de</strong>rer<br />
pro Jahr nach Deutschland.<br />
Dies ist aber kein dramatischer Zuwachs,<br />
<strong>de</strong>nn auch heute gibt es Zuwan<strong>de</strong>rung<br />
von dort über an<strong>de</strong>re Kanäle<br />
mit etwa 50.000 Personen jährlich. Das<br />
wird sich nach <strong>de</strong>m 1. Mai möglicherweise<br />
erst einmal verdoppeln, bewegt<br />
sich dann aber immer noch auf eher<br />
schwachem Niveau.<br />
Qualifi ziert und heimatverbun<strong>de</strong>n<br />
Dirk Wölfer, Deutsch-Ungarische Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammer,<br />
erwartet keine Massenbewegungen.<br />
Mit großem Ansturm rechnen wir nicht. Dennoch verzeichnen<br />
wir Anfragen <strong>de</strong>utscher Unternehmen, die in Ungarn Mitarbeiter<br />
suchen. Zahlreiche Fachkräfte hier sind gut qualifi ziert.<br />
Ingenieure, IT-Spezialisten, Ärzte, Pfl egekräfte o<strong>de</strong>r Fachleute<br />
aus an<strong>de</strong>ren Bereichen sind nicht nur in Deutschland, son<strong>de</strong>rn<br />
etwa auch in Großbritannien sehr geschätzt, zumal es bislang<br />
bereits viele Ausnahmeregelungen gab. Wer überlegt, im Ausland<br />
zu arbeiten, bringt inzwischen auch gute Sprachkenntnisse<br />
in Englisch und Deutsch mit. Allerdings ist die Zahl <strong>de</strong>r migrationswilligen<br />
Fachkräfte nicht allzu groß. Denn die Ungarn<br />
neigen dazu, in <strong>de</strong>r Region zu bleiben, aus<br />
<strong>de</strong>r sie stammen – abgesehen von <strong>de</strong>r Sogwirkung<br />
Budapests. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n die<br />
Lohnunterschie<strong>de</strong> zwischen Ungarn und<br />
Deutschland ohnehin immer geringer.<br />
Dirk Wölfer ist Bereichsleiter bei <strong>de</strong>r<br />
Deutsch-Ungarischen Industrie- und<br />
Han<strong>de</strong>lskammer in Budapest.<br />
Welche Grün<strong>de</strong> hat das?<br />
Zimmermann: Deutschland hat sich<br />
eben noch nicht als attraktives Zielland<br />
etabliert. Ob die Hochqualifi zierten<br />
künftig verstärkt zu uns kommen, bezweifl<br />
e ich <strong>de</strong>shalb. Außer<strong>de</strong>m wird<br />
ihre Arbeitskraft auch in ihrer Heimat<br />
mehr <strong>de</strong>nn je – bei dort steigen<strong>de</strong>n Löhnen<br />
– nachgefragt.<br />
Welche Qualifi kationen bringen die<br />
Osteuropäer mit?<br />
Zimmermann: Das Qualifi kationsniveau<br />
wird stark davon abhängen, inwieweit<br />
die <strong>de</strong>utschen Unternehmen aktiv<br />
qualifi zierte Bewerber ansprechen, etwa<br />
in<strong>de</strong>m sie vor Ort Informationsstellen<br />
Prof. Klaus F. Zimmermann<br />
leitet das Forschungsinstitut zur<br />
Zukunft <strong>de</strong>r Arbeit (IZA) in Bonn.<br />
schaffen, Eigenwerbung betreiben und<br />
Kooperationspartner suchen. Ohne<br />
solche Aktivitäten wird es sich voraussichtlich<br />
in <strong>de</strong>r Mehrzahl um eher gering<br />
qualifi zierte Migranten han<strong>de</strong>ln.<br />
Fachkräfte auch in Polen gefragt<br />
Michael Kern, Deutsch-Polnische IHK, rät Mittelständlern,<br />
sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren.<br />
Schätzungen reichen von 200.000 bis 400.000 Migranten für<br />
die Zeit nach <strong>de</strong>m 1. Mai. Wir halten dies für zu hoch gegriffen.<br />
Viele wan<strong>de</strong>rwillige qualifi zierte Polen nutzten bereits<br />
in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren die Ausnahmeregelungen, um<br />
in Irland, Großbritannien o<strong>de</strong>r weiteren EU-Län<strong>de</strong>rn zu arbeiten.<br />
Zu<strong>de</strong>m bot die Dienstleistungsrichtlinie die Chance, in<br />
an<strong>de</strong>ren europäischen Län<strong>de</strong>rn Fuß zu fassen. Zweitens sind<br />
gut ausgebil<strong>de</strong>te Fachkräfte im nicht aka<strong>de</strong>mischen Bereich,<br />
etwa Nachrichtentechniker o<strong>de</strong>r Mechatroniker, in Polen<br />
sehr gefragt. Der Trend zur Hochschulausbildung verstärkt<br />
sich hier, sodass sich bei <strong>de</strong>n klassischen<br />
Fachkräften schon Engpässe abzeichnen.<br />
Angesichts <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografi schen Wan<strong>de</strong>ls<br />
sollten sich Firmen daher als attraktiver<br />
Arbeitgeber positionieren.<br />
Michael Kern ist Hauptgeschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Deutsch-Polnischen Industrie- und<br />
Han<strong>de</strong>lskammer in Warschau.<br />
10 ProFirma 05 2011<br />
Fotos: privat
Wir Unternehmer – Porträt<br />
Claudia Kieserling<br />
Ein Leben für <strong>de</strong>n Schuh<br />
Mit Beharrlichkeit, richtigem Riecher und kreativem Potenzial hat sich Claudia Kieserling<br />
zur führen<strong>de</strong>n Expertin für maßgefertigte Designerschuhe entwickelt. Ihre Selve<br />
AG kann auf eine ebenso treue wie exklusive Kundschaft vertrauen. VON JÜRGEN CHRIST<br />
Ob es stürmt, regnet o<strong>de</strong>r schneit: Die Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Münchner Selve AG steigt wie je<strong>de</strong>n Morgen um sieben<br />
Uhr auf ihr Fahrrad, um von ihrer Stadtwohnung in das<br />
Büro in <strong>de</strong>r Sendlingerstraße zu fahren. Claudia Kieserling<br />
trägt eines ihrer 60 Paar Schuhe, Größe 38 1 /2, es sind für sie<br />
Gebrauchsgegenstän<strong>de</strong>. Im ersten Stock <strong>de</strong>s historischen Singelspielerblocks<br />
mit idyllisch begrüntem Hinterhof und historischem<br />
Brunnen residiert ihr Unternehmen: Selve, „The Shoe<br />
Individualizer“, so <strong>de</strong>r Firmenslogan.<br />
Neben <strong>de</strong>n klassischen Büros sorgt hier im ersten Stock ein<br />
spezieller Showroom für eine angenehme Atmosphäre <strong>de</strong>r<br />
meist besser verdienen<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>nen etwa 15 bis<br />
20 täglich nach individueller Terminvereinbarung vorbeischauen.<br />
An diesem Morgen kümmert sich Claudia Kieserling<br />
persönlich um eine ganz beson<strong>de</strong>re Kundin. Die Schauspielerin<br />
Franka Potente besucht Selve, um sich ein exklusives<br />
Paar Designerschuhe für eine Filmgala abzuholen. Potente,<br />
eine gemeinsame Freundin von Kieserling und ihrem Ehemann,<br />
einem Münchner Filmproduzenten, weiß die Dienste<br />
<strong>de</strong>r 47-jährigen Schuhfabrikantin zu schätzen: „Bei Selve bekomme<br />
ich individuelle Schuhe, die garantiert immer passen.“<br />
Franka Potente ist nicht die einzige prominente Künstlerin,<br />
die sich bei Selve speziell angepasste Schuhe fertigen lässt.<br />
Kein Schuh, <strong>de</strong>r drückt<br />
Die Schauspielerin gehört zu <strong>de</strong>n zahlreichen Kundinnen,<br />
<strong>de</strong>ren Füße mit einem speziell entwickelten 3D-Scanner in<br />
München vor Ort vermessen wur<strong>de</strong>n. Kun<strong>de</strong>n können ihren<br />
Wunschschuh auch per Internet bestellen. Dazu füllen<br />
sie online einen Fragebogen aus und erhalten anschließend<br />
eine Schablone zum Ausdruck, um die exakte Passform zu<br />
überprüfen, damit <strong>de</strong>r fertige Schuh später nicht drückt. Alle<br />
Daten wer<strong>de</strong>n nach einem von Kieserling eigens entwickelten<br />
Vermessungssystem anschließend in einer Datenbank gespeichert.<br />
So bleibt das Design allein <strong>de</strong>r weiblichen – o<strong>de</strong>r<br />
auch männlichen – Fantasie überlassen: Kun<strong>de</strong>n bestimmen<br />
für je<strong>de</strong>s Paar neue Schuhe Material, Farbe und Form – Selve<br />
garantiert die Passform. Kieserling besetzt mit ihrem Unternehmenskonzept<br />
eine Nische: Modische Designerschuhe,<br />
exakt passend und funktional. Und das zu einem Preis unter<br />
300 Euro.<br />
Die I<strong>de</strong>e, Schuhfabrikantin zu wer<strong>de</strong>n, entstand nicht spontan.<br />
Claudia Kieserling blickt auf eine langjährige Lei<strong>de</strong>nschaft zurück,<br />
die bereits in ihrer Kindheit begann. „Meine Mutter verzweifelte<br />
manchmal mit mir, weil die Schuhe, die mir gefi elen,<br />
immer die teuersten waren“, erinnert sie sich und lehnt sich<br />
hinter ihrem aufgeräumten Schreibtisch zurück. An ihren<br />
„Ich vergesse manchmal Namen und<br />
Gesichter von Menschen, aber niemals<br />
die Schuhe, die sie tragen.“<br />
CLAUDIA KIESERLING<br />
hohen Bürowän<strong>de</strong>n hängen zwei Bil<strong>de</strong>r von Künstlern: Ein<br />
großformatiges Foto sowie ein Gemäl<strong>de</strong>, als Motiv natürlich<br />
Schuhe. Auf <strong>de</strong>m Holzschreibtisch in <strong>de</strong>r Ecke liegen mehrere<br />
Material- und Farbmuster, Reste einer Besprechung vom Vortag<br />
mit Materiallieferanten. Der Raum, mit edlem Parkett ausgestattet,<br />
riecht nach Le<strong>de</strong>r. Claudia Kieserling wird heute das<br />
Büro nicht vor 19 Uhr verlassen, wie je<strong>de</strong>n Tag.<br />
Schon als Teenager interessierte sie sich stark für Mo<strong>de</strong>, nähte<br />
und bedruckte Textilien und entschied sich schließlich mit 18<br />
Jahren für die Schuhe als Gegenstand ihrer Kreativität. Die gebürtige<br />
Bochumerin war eine unwillige, eher unruhige Schülerin.<br />
„In <strong>de</strong>r Grundschule hatte ich nur verstörte Nachkriegslehrer,<br />
wir haben immer nur mit Angst und Drohungen<br />
12 ProFirma 05 2011
ProFirma 05 2011<br />
13
Wir Unternehmer – Porträt<br />
gearbeitet“, erinnert sie sich heute. Am Gymnasium entwickelte<br />
sich die heutige Schuhfabrikantin zu einer aufsässigen<br />
Jugendlichen, die Noten wur<strong>de</strong>n schlechter, und sie machte<br />
schließlich ihr Abitur mit einer knappen Drei.<br />
Kein Lehrer ahnte, dass <strong>de</strong>r rebellische Teenager Jahrzehnte<br />
später <strong>de</strong>n begehrten Red-Dot-Design-Award für eine von ihr<br />
patentierte Schuhsohle erhalten und für <strong>de</strong>n Designpreis von<br />
Deutschland nominiert wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. Die Risikofreudigkeit<br />
als Unternehmerin erbte sie vom Vater. Ein Angestellter, <strong>de</strong>r<br />
nebenbei unternehmerisch tätig war, während die Mutter als<br />
Hausfrau die Familie zusammenhielt. Claudia Kieserling hat<br />
Komfort, Mo<strong>de</strong> und Passform müssen für Claudia Kieserling bei Frauenschuhen<br />
stimmen – Qualitätskriterien, die ihre maßgefertigten Schuhe zu Unikaten machen.<br />
zwei Schwestern, eine arbeitet heute als Requisiteurin, die<br />
an<strong>de</strong>re als Künstlerin und Mediengestalterin. Ihr Handwerk<br />
lernte sie in einer zweijährigen Lehre bei Ara, einer großen<br />
<strong>de</strong>utschen Schuhfabrik, ansässig in Langenfeld, einem kleinen<br />
Nest, das <strong>de</strong>r Kosmopolitin schnell langweilig wur<strong>de</strong>: „Ich<br />
mochte Köln viel lieber, zum Ausgehen und für Konzertbesuche“,<br />
sagt sie und lacht. Ihre Lehre schloss sie als Schuhfertigerin<br />
ab, was <strong>de</strong>m Schuhmacher in <strong>de</strong>r Industrie entspricht.<br />
Anschließend zog es sie nach Italien, wo sie in zahlreichen<br />
Designbüros arbeitete, bevor sie schließlich bei namhaften<br />
Schuhherstellern höhere Positionen besetzte.<br />
Richtiger Riecher für weibliche Füße<br />
Im schweizerischen St. Gallen machte sie im Jahr 1997 dann<br />
ihren MBA-Abschluss, inzwischen gereift und entschlossen,<br />
etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Etwas, das sich „schnell<br />
auf kurzen Wegen und ohne Konzernstruktur umsetzen lässt“.<br />
Claudia Kieserling sieht sich selbst als Teamplayer, räumt aber<br />
ein: „Ich bin einfach keine gute Befehlsempfängerin.“ Ungeduld<br />
und Willenskraft sind ihre Stärken und gleichzeitig ihre<br />
Schwächen. „Manchmal bin ich auch verbohrt und starrköpfi<br />
g“, meint sie nach<strong>de</strong>nklich. Die kin<strong>de</strong>rlose Unternehmerin<br />
liebt ihre Arbeit und mei<strong>de</strong>t nach Möglichkeit öffentliche<br />
Auftritte: „Ich bin sozial nicht sehr ausgeprägt, mag mich<br />
selbst nicht gerne darstellen. <strong>Als</strong> Small-Talkerin für Cocktail-<br />
Empfänge bin ich partout nicht geeignet“, sagt sie.<br />
Kieserling arbeitete von Beginn an eng mit Wissenschaftlern<br />
zusammen. Für das Selve-eigene Schuhvermessungssystem<br />
gab sie eine Untersuchung bei <strong>de</strong>r Technischen<br />
Universität München in Auftrag. Sie bewies<br />
mit ihrer Starrköpfi gkeit ihren guten Riecher<br />
für <strong>de</strong>n weiblichen Fuß, wie sich Jahre später<br />
herausstellte. Eine Untersuchung <strong>de</strong>r „Initiative<br />
passen<strong>de</strong>r Schuh“ aus <strong>de</strong>m Jahr 2010 ergab,<br />
dass die Deutschen <strong>de</strong>r Schuh drückt: Mehr als<br />
82 Prozent <strong>de</strong>r Bevölkerung tragen <strong>de</strong>mnach<br />
unpassen<strong>de</strong> Fußbekleidung.<br />
In Deutschland gilt Claudia Kieserling auch<br />
als Expertin für „Mass Customization“ (MC),<br />
<strong>de</strong>r Massenfertigung von personalisierten Produkten,<br />
was ihr in <strong>de</strong>r Branche einen guten<br />
Ruf bescherte. „Claudia Kieserling ist eine <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen Mass-Customization-Pioniere. Sie<br />
ist mit ihrem Produkt und ihrem Anspruch<br />
an die Qualität und das Erlebnis, das sie ihren<br />
Kun<strong>de</strong>n vermitteln will, in einen sehr anspruchsvollen<br />
Bereich eingetreten und hat<br />
einen sehr hohen Anspruch an sich selbst.<br />
Wie kaum ein an<strong>de</strong>rer Unternehmer hat sie<br />
sich aber sehr innovativ und fl exibel über die<br />
Jahre weiterentwickelt“, bescheinigt ihr Professor<br />
Frank Piller von <strong>de</strong>r RWTH-Aachen,<br />
einer <strong>de</strong>r weltweit führen<strong>de</strong>n MC-Experten.<br />
Kieserling beschritt ihren Weg <strong>de</strong>s ewigen Lernens<br />
weiter konsequent, kooperierte stets mit Forschungsinstituten<br />
o<strong>de</strong>r Universitäten und nimmt <strong>de</strong>rzeit wie<strong>de</strong>r an einer<br />
Öko-Studie teil, die die Nachhaltigkeit von Massen- und Einzelproduktionen<br />
untersucht.<br />
Die perfekte Manufaktur in China<br />
Die Einzigartigkeit, Mo<strong>de</strong>, Komfort und Passform für Frauenschuhe<br />
erfolgreich umzusetzen, musste sich die Münchner<br />
Geschäftsfrau hart erkämpfen. „Die ersten drei Jahre waren<br />
sehr mühsam – und dann kamen die Jahre <strong>de</strong>r Verzweifl ung,<br />
weil die Produktion nicht lief. Ich habe sehr darunter gelitten“,<br />
erinnert sie sich. „Ohne die Unterstützung meines Mannes<br />
und meiner Familie hätte ich es nicht geschafft.“ Von 2000 bis<br />
2007 setzte die 1,76 Meter große „Powerfrau“, wie sie ihre Mitarbeiterinnen<br />
bezeichnen, auf italienische Manufakturen. „Es<br />
ging einfach nicht voran, sie waren nicht schnell genug, unzuverlässig<br />
und unfl exibel“, schimpft sie. Erst später fand sie<br />
14 ProFirma 05 2011<br />
Fotos: Bernhard Huber
eine eigene Manufaktur mit 20 Mitarbeitern – im Sü<strong>de</strong>n<br />
Chinas. „Die langen Wege sind zwar scheußlich, aber die<br />
Mitarbeiter sind hoch motiviert und gut ausgebil<strong>de</strong>t. Es<br />
fehlt vor allem nicht an Nachwuchs“, attestiert sie ihren<br />
asiatischen Kollegen. Am Münchner Standort arbeiten<br />
inzwischen fünf Mitarbeiterinnen, zuständig für Verwaltung<br />
und Verkauf. Darunter Leila Alavi, die seit drei<br />
Jahren fest angestellt ist. Sie ist zuständig für Grafi k und<br />
Web<strong>de</strong>sign. „Wahnsinnig effi zient, vielseitig, nüchtern,<br />
kühl, aber mit großer Lei<strong>de</strong>nschaft für ihren Beruf“, beschreibt<br />
sie ihre Chefi n. Ihre Mitarbeiterinnen schätzen<br />
an ihr, dass sie Verantwortung teilt und ihnen Freiräume<br />
lässt. Der Umgangston ist locker, alle sind per „Du“. Das<br />
Konzept ging auf, die Stammkundschaft wächst, und im<br />
Jahr 2005 kam eine Londoner Filiale hinzu.<br />
Um kaufmännisch und vom Management sicher aufgestellt<br />
zu sein, grün<strong>de</strong>te sie eine kleine Aktiengesellschaft<br />
mit erfahrenen Männern aus <strong>de</strong>r Branche, darunter <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>s kanadischen 3D-Fußscanner-Herstellers.<br />
„Sie haben mir Mut gemacht, und ich weiß ihre<br />
Meinung sehr zu schätzen, wenn ich sie frage, ob ich<br />
noch auf <strong>de</strong>m richtigen Weg bin“, meint Kieserling. Sie<br />
ist eine Unternehmerin, die vieles oft infrage stellt und<br />
erst nach mehr als zehn Jahren mit mehr Gelassenheit<br />
auf ihr risikoreiches Vorhaben zurückblickt.<br />
Berghütte statt Luxus<br />
Geld und Erfolg zählten nie zur Motivation <strong>de</strong>r erfolgreichen<br />
Unternehmerin. „Es ist die Freu<strong>de</strong>, das zu tun,<br />
was ich mag, das ist das Schönste an meiner Arbeit“, sagt<br />
sie und vergisst dabei nicht die Menschen, die ihr geholfen<br />
haben: „Mein Mann ist ein ganz großer För<strong>de</strong>rer. Er<br />
glaubt an mich und an Selve. Auch mein Schwiegervater<br />
hat sehr viel geholfen.“ Ihr Startkapital kam aus privatem<br />
Kreis und betrug nur wenige Tausend Euro. Claudia Kieserling<br />
fährt weiterhin Fahrrad, sie empfi n<strong>de</strong>t mit ihrer<br />
pragmatischen Veranlagung große Autos eher als hin<strong>de</strong>rlich.<br />
Der Luxus, <strong>de</strong>n sie sich gönnt, besteht aus einer<br />
eigenen Berghütte in <strong>de</strong>n Alpen und gemeinsamen Reisen<br />
mit ihrem Mann, im vergangenen Winter nach Argentinien,<br />
an Ostern zuvor nach Peking o<strong>de</strong>r mit Freun<strong>de</strong>n<br />
zur Biennale nach Venedig. Im Alltag haben ihr<br />
Mann und sie kaum Zeit, <strong>de</strong>shalb sind die bei<strong>de</strong>n Meister<br />
im Kurzurlaub machen, sei es zu einem Filmfestival o<strong>de</strong>r<br />
einfach mal für ein Wochenen<strong>de</strong> nach Hongkong.<br />
Trotz manchen Gedanken, die Firma einmal zu verkaufen,<br />
und sich einstellen<strong>de</strong>n Altersweisheiten („Irgendwann<br />
wird es wichtig, auch etwas an<strong>de</strong>res wichtig zu<br />
fi n<strong>de</strong>n“) bleibt Claudia Kieserling <strong>de</strong>m Schuh an sich<br />
verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r für sie Schönheit und Ästhetik be<strong>de</strong>utet,<br />
aber auch etwas rein Praktisches ist, ein „diffi ziles<br />
Teil“, das <strong>de</strong>m Fuß hilft und ihn nicht quält. „Ich vergesse<br />
manchmal Namen und Gesichter von Menschen, aber<br />
niemals die Schuhe, die sie tragen.“<br />
ProFirma 05 2011<br />
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Der Berliner Öko-Online-Shop „Lilli Green“ zeigt, dass<br />
sich hochwertige Designerprodukte und Nachhaltigkeit<br />
nicht wi<strong>de</strong>rsprechen müssen. VON JÜRGEN CHRIST<br />
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Bio-Plastik, mit Bambus<br />
beschichtet und bei gutem Wetter mit<br />
Solarstrom betrieben: Im Online-Shop<br />
von „Lilli Green“ fi n<strong>de</strong>n umweltbewusste<br />
Kun<strong>de</strong>n so ziemlich alles, was<br />
ihr Herz begehrt. Dort wer<strong>de</strong>n nämlich<br />
nur solche Produkte verkauft, die<br />
nachhaltigen Qualitätskriterien entsprechen.<br />
Fairer Han<strong>de</strong>l, Recycling, Verwendung<br />
nachwachsen<strong>de</strong>r Materialien,<br />
Kompostierbarkeit o<strong>de</strong>r Energieeffi -<br />
zienz sind dafür entschei<strong>de</strong>nd. Zum<br />
Recycling im Sinne von „Lilli Green“<br />
gehören <strong>de</strong>mnach auch edle Designertaschen<br />
aus ehemaligen Lkw-Planen.<br />
Der Online-Shop führt neben Waren<br />
aus <strong>de</strong>r Region Berlins auch Hun<strong>de</strong>rte<br />
von nachhaltigen Öko-Produkten aus<br />
ganz Deutschland sowie Asien und<br />
Südamerika – überwiegend aus Holz,<br />
Bambus, Algen o<strong>de</strong>r Baumwolle. Auch<br />
Verpackung, Versand, Lager, Büro und<br />
Marketing unterliegen strengen Aufl agen<br />
und wer<strong>de</strong>n darüber hinaus ständig<br />
optimiert. Neben hauseigenem Öko-<br />
Strom und Recycling-Verpackungen<br />
kommen nur biologisch abbaubare<br />
Polster und Kunststoffe zum Einsatz.<br />
Der Versand erfolgt klimaneutral über<br />
„DHL Go Green“. Darüber hinaus „ernährt<br />
sich Lilli Green rein biologisch<br />
und nutzt sooft es geht das Fahrrad“,<br />
heißt es auf <strong>de</strong>r Website.<br />
Ein ergänzen<strong>de</strong>s Blog informiert über<br />
Öko-Trends und gibt Tipps zur Schonung<br />
<strong>de</strong>r Umwelt wie: „Spare Wasser<br />
„Wir sind auf sozialen<br />
Netzwerken wie Facebook<br />
aktiv. Ein großer<br />
Faktor für unseren Erfolg<br />
ist Mundpropaganda.“<br />
LEOPOLD BRÖTZMANN,<br />
LILLI GREEN-INHABER<br />
und ba<strong>de</strong> mit einem Freund.“ Das von<br />
Lilli-Green-Inhaber Leopold Brötzmann<br />
entwickelte Konzept beweist, dass ökologische<br />
Produkte und edles Design im<br />
Trend <strong>de</strong>s heutigen Kun<strong>de</strong>n liegen. Der<br />
Erfolg ließ nicht lange auf sich warten:<br />
Sein En<strong>de</strong> 2009 gegrün<strong>de</strong>tes Unternehmen<br />
beschäftigt heute drei Mitarbeiter,<br />
<strong>de</strong>r Umsatz verdoppelte sich binnen<br />
eines Jahres, und Brötzmann schreibt<br />
heute schwarze Zahlen. Zu seinen<br />
Kun<strong>de</strong>n gehören inzwischen auch viele<br />
Unternehmen und Agenturen, die zu<br />
Ostern o<strong>de</strong>r Weihnachten ausgefallene<br />
Designerwaren or<strong>de</strong>rn – Geschenke<br />
von zwei bis 100 Euro.<br />
Leopold Brötzmann wuchs in einem<br />
umweltbewussten Elternhaus auf und<br />
entwickelte schon früh starkes Interesse<br />
an Design. Sein Studium schloss er als<br />
Kommunikationswirt in Wiesba<strong>de</strong>n ab.<br />
Schon während seines Studiums stand<br />
für Brötzmann fest: „Ich wer<strong>de</strong> Unternehmer.“<br />
Ein Buch war schließlich <strong>de</strong>r<br />
Auslöser: „Design inspired by nature.“<br />
Brötzmann wollte zeigen, dass Ökoprodukte<br />
nicht nur aus grauem Recyclingpapier<br />
bestehen müssen o<strong>de</strong>r als<br />
unförmige Sandalen daherkommen.<br />
Der Marketingfachmann bewirbt die<br />
nachhaltigen Produkte im Online-Shop<br />
unter Rubriken wie „Genießen“, „Geschenke“,<br />
„Spielen“ o<strong>de</strong>r „Wohnen“.<br />
Bereut hat er seinen Weg bisher nicht:<br />
„Ich wollte eigene Entscheidungen treffen,<br />
meine eigenen Ziele <strong>de</strong>fi nieren und<br />
I<strong>de</strong>en umsetzen“, erklärt Brötzmann<br />
seine unternehmerische Motivation.<br />
Durch akribische Pressearbeit, kleinere<br />
Anzeigen sowie geschickte Marketingaktivitäten<br />
in sozialen Gemeinschaften<br />
wie Facebook – mit heute knapp 1.500<br />
Fans – wuchs die kleine Firma stetig. „Ein<br />
großer Faktor für <strong>de</strong>n Erfolg ist Mundpropaganda“,<br />
meint <strong>de</strong>r 29-Jährige.<br />
Geplant ist neben <strong>de</strong>r Erweiterung <strong>de</strong>r<br />
kleineren und handlichen Produkte<br />
auch die Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Sortiments<br />
auf Möbel. „In einem Verkaufsraum<br />
wollen wir als nächstes solche Produkte<br />
zeigen und verkaufen, es wird aber kein<br />
klassisches La<strong>de</strong>nlokal wer<strong>de</strong>n“, erklärt<br />
er seine weiteren Visionen.<br />
16 ProFirma 05 2011<br />
Foto: Lilli Green
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AUSZEIT<br />
V8-Hotel im „Meilenwerk“<br />
Gute Nacht im Cadillac<br />
So mancher Mann zieht <strong>de</strong>n Geruch von Benzin jenem von<br />
Damenparfüm vor. Es sind Männer, <strong>de</strong>ren wirkliches Leben<br />
und <strong>de</strong>ren echte Lei<strong>de</strong>nschaften sich in Hinterhof-Werkstätten<br />
abspielen. Wo sie alten Autos neues Leben einhauchen,<br />
Bier trinken und Benzingespräche führen. „Schrauber“, nennt<br />
man sie, „Autophile“ auch, und wenn sie aus Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
stammen, steht ihnen ein Jahrhun<strong>de</strong>rtsommer bevor.<br />
Vor 125 Jahren erhielt Carl Benz das Reichspatent Nummer<br />
37435 für ein „Fahrzeug mit Gasmotorbetrieb“, und das<br />
Geburtsland <strong>de</strong>s Automobils wird aus diesem Anlass bis zum<br />
10. September 125 Tage lang feiern.<br />
Es gibt nur eine adäquate Unterkunft für all jene Autoafi -<br />
cionados. In Böblingen, unweit von Stuttgart, steht auf <strong>de</strong>m<br />
„Meilenwerk“ seit zwei Jahren das V8-Hotel, das, so schreibt<br />
es über sich, eine Mischung aus „Linien im Bauhausstil und<br />
Automobilraritäten“ sei. Ausgestattet sind die Zimmer mit<br />
Elementen und Originalteilen aus <strong>de</strong>r Autowelt, und worauf<br />
<strong>de</strong>r Gast schläft, war vielleicht einmal ein alter Merz o<strong>de</strong>r ein<br />
Cadillac. Für all jene, die Autos mögen, aber nicht abgöttisch<br />
lieben, gibt es auch relativ normale Zimmer, in <strong>de</strong>nen sich das<br />
Automobilmotiv auf ein paar Bil<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Wand reduziert.<br />
Das ist vor allem für jene praktisch, die mit einer Frau anreisen,<br />
die die Lei<strong>de</strong>nschaft fürs Vierrädrige nur bedingt teilt. Härter<br />
gesottene Automobilliebhaber greifen da besser auf eines <strong>de</strong>r<br />
zehn Themenzimmer zurück. „Rennsport“ etwa, eine Formel-<br />
1-Illusion, o<strong>de</strong>r „Werkstatt“ o<strong>de</strong>r „Tanksstelle“. Natürlich ist<br />
das Ganze ohne wirkliches Auto zwischendurch in etwa so<br />
spannend wie auf Dauer alkoholfreies Bier. Das Hotel offeriert<br />
Im V8-Hotel in Böblingen können sich Automobilbegeisterte<br />
stan<strong>de</strong>sgemäß zur Ruhe betten.<br />
<strong>de</strong>shalb für 350 Euro pro Person ein „Emotion-Pur“-Paket.<br />
Zwei Nächte, Frühstück, ein Besuch im Meilenwerk, einem<br />
Marktplatz für Oldtimer und Lei<strong>de</strong>nschaften. Und vor allem<br />
ein Roadster aus <strong>de</strong>r Wiesmann-Manufaktur, <strong>de</strong>r MF3, 343 PS,<br />
4,9 Sekun<strong>de</strong>n auf 100 km/h, 3.246 Kubik Hubraum, zur freien<br />
Verfügung. Ziemlich opitmal für ein fl ottes Ausfl ugsfährtchen<br />
nach Stuttgart zum Porsche- und Merce<strong>de</strong>s-Museum<br />
etwa. Dann, hinter <strong>de</strong>m Steuer, wird einem wahrscheinlich<br />
wie<strong>de</strong>r einmal klar, warum Hubraum wichtiger sein kann als<br />
Wohnraum. (mib) www.v8hotel.<strong>de</strong><br />
Das schöne Ding<br />
Der Weg zum perfekten Klang klingt nach Raumfahrttechnik: Dezentrale Schallwandleranordnung,,<br />
Mu-Metall-Abschirmung, OFC-Kabel mit Aramidfasern. Der Edition 10 ist ein kleines, handgearbeitetes<br />
Meisterwerk <strong>de</strong>r Klangoptimierung, das eigentlich alles kann, außer selbst Musik machen,<br />
und <strong>de</strong>r Kopfhörer kommt daher wie eine Highend-O<strong>de</strong> an Kopfhörerphile. Seine Ohrkapseln sind<br />
mit Ruthenium, einem Platinmetall, beschichtet und mit äthiopischem Langhaar-Schafsle<strong>de</strong>r überzogen.<br />
Der 2.000 Euro teure Edition 10 ist auf 2.010 Stück limitiert, aber aus <strong>de</strong>r Manufaktur im<br />
bayrischen Tutzing hört man, dass es noch gut 1.000 Stück geben soll. www.ultrasone.com<br />
18 ProFirma 05 2011<br />
Fotos: Dino Eisele, Ultrasone, Stadt Weingarten
Der Blutritt zu Weingarten<br />
Religiöses Spektakel hoch zu Ross<br />
Der Ausdruck lässt Schlimmes vermuten:<br />
Blutritt. Klingt nach einem<br />
dieser blutgetränkten Western von<br />
Sam Peckinpah, bei <strong>de</strong>nen spätestens<br />
nach zehn Minuten alles, was lebt, Blut<br />
spritzt. Aber dieser Blutritt fi n<strong>de</strong>t nicht<br />
im staubigen Arizona, son<strong>de</strong>rn im ba<strong>de</strong>n-württembergischen<br />
Weingarten<br />
statt. Es geht um die Blutreliquie, die<br />
Judith von Flan<strong>de</strong>rn im Jahre 1094 <strong>de</strong>m<br />
Abt <strong>de</strong>s Klosters Weingarten übergab,<br />
ein Klumpen Er<strong>de</strong> vom Hügel Golgatha<br />
soll es gewesen sein, getränkt mit <strong>de</strong>m<br />
Blut Jesu. Die Übergabe soll angeblich<br />
am Tag nach Christi Himmelfahrt gewesen<br />
sein, und seit <strong>de</strong>m Jahr 1529 reitet<br />
morgens an diesem Tag (heuer <strong>de</strong>r<br />
2. Juni) ein Mann hoch zu Ross und als<br />
Allegorie auf <strong>de</strong>n Heiligen Martin (<strong>de</strong>n<br />
geschäftstüchtich<br />
Kostenlose Kontoführung<br />
0,00 Euro *<br />
Postbank Business Giro Business SparCard<br />
Klasse, wie meine Bank<br />
ihr Geschäft versteht …<br />
und auch meines!<br />
Mantelteiler) durch Weingarten. In <strong>de</strong>r<br />
linken Hand hält er die Reliquie <strong>de</strong>m<br />
Pilgervolk entgegen. Ihm folgen rund<br />
3.000 uniformierte Blutreiter, die in<br />
100 Blutreitergruppen organisiert sind.<br />
Es ist ein Spektakel und <strong>de</strong>r „religiöse<br />
und gesellschaftliche Höhepunkt“ <strong>de</strong>r<br />
26.000-Einwohner-Stadt.<br />
Ein an<strong>de</strong>rer Brauch Weingartens übrigens<br />
hat nicht überlebt. Bis ins 17.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt zogen Väter mit ihren<br />
volljährig gewor<strong>de</strong>nen Söhnen <strong>de</strong>n<br />
Grenzen <strong>de</strong>r Stadt entlang und erteilten<br />
ihnen an <strong>de</strong>n Grenzsteinen jeweils<br />
eine Ohrfeige als Gedächtnisstärkung.<br />
Man kann sich jetzt fragen, weshalb<br />
dieser Brauch in Vergessenheit geraten<br />
ist. (mib)<br />
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„Innovationsför<strong>de</strong>rung<br />
ist nicht effi zient“<br />
Viele staatliche Programme sind zu wenig auf<br />
die Bedürfnisse kleiner Betriebe zugeschnitten,<br />
meint Rudolf Spitzmüller, Vorstand <strong>de</strong>r Technischen<br />
Unternehmensberatung Spitzmüller AG<br />
in Gengenbach. DAS GESPRÄCH FÜHRTE PAUL LAUER<br />
Herr Spitzmüller, <strong>de</strong>r Bund hat mit För<strong>de</strong>rmitteln <strong>de</strong>m Mittelstand<br />
durch die Krise geholfen. Auch sonst gibt es viele Programme.<br />
Ist dieses breite Angebot überhaupt notwendig?<br />
Spitzmüller: Das Son<strong>de</strong>rprogramm <strong>de</strong>r KfW und das Programm<br />
ZIM <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministeriums haben vielen<br />
Firmen in <strong>de</strong>r Krise ein Überleben gesichert. Die <strong>de</strong>rzeitige<br />
Struktur <strong>de</strong>r Programme <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sforschungsministeriums<br />
ist gera<strong>de</strong> was die För<strong>de</strong>rung von Innovationen betrifft, nicht<br />
effi zient genug. Sie unterschätzt zum einen die Innovationskraft<br />
<strong>de</strong>s Mittelstands, zum an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n kleinere und mittlere<br />
Betriebe mit <strong>de</strong>n Programmen oftmals nicht erreicht. Das<br />
Instrument KMU Innovativ zeigt in die richtige Richtung.<br />
Woran liegt das?<br />
Spitzmüller: Das liegt vor allem daran, dass die För<strong>de</strong>rung<br />
auf Cluster- und Leitprojekte sowie Großverbün<strong>de</strong> ausgerichtet<br />
ist. Für die staatlichen Projektträger hat das <strong>de</strong>n Vorteil,<br />
dass dabei Aufgaben auf die Verbundpartner abgewälzt<br />
wer<strong>de</strong>n können. Bei Betrachtung eines För<strong>de</strong>rrahmens von<br />
beispielsweise 100 Millionen Euro ist es einfacher, zehn Großverbün<strong>de</strong><br />
zu dokumentieren als 100 Kleinverbün<strong>de</strong>.<br />
Gibt es weitere Kritikpunkte?<br />
Spitzmüller: Ja. Meiner Ansicht nach sind auch die Vorlaufzeiten<br />
bei <strong>de</strong>r Projektanbahnung und <strong>de</strong>r Verwaltungsaufwand<br />
für alle Beteiligten viel zu hoch. Außer<strong>de</strong>m entstehen<br />
insgesamt zu wenige erfolgreiche Produkte, Verfahren o<strong>de</strong>r<br />
Dienstleistungen. Das belegen wissenschaftliche Erhebungen.<br />
Auch das Ziel, <strong>de</strong>n Mittelstand zu för<strong>de</strong>rn, wird oft nicht erreicht:<br />
Denn die Beteiligung echter mittelständischer Firmen<br />
mit bis zu 250 Mitarbeitern liegt unter drei Prozent.<br />
Was müsste geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n?<br />
Spitzmüller: <strong>Als</strong> Erstes müsste die Ausrichtung <strong>de</strong>r Programme<br />
überarbeitet wer<strong>de</strong>n. Ich bin überzeugt, dass eine<br />
regionalspezifi sche Technologieför<strong>de</strong>rung höhere Umsetzungserfolge<br />
garantieren wür<strong>de</strong>. Vereinfacht gesagt: Sizilien,<br />
Nordspanien o<strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>n-Württemberg benötigen unterschiedliche<br />
För<strong>de</strong>rinstrumente. Notwendig ist außer<strong>de</strong>m eine<br />
stärkere Ausrichtung auf <strong>de</strong>n Mittelstand. Denn nach meinen<br />
Erfahrungen bringen För<strong>de</strong>rsummen von 0,2 bis 0,5 Millionen<br />
Euro sehr oft bessere Ergebnisse als Großverbün<strong>de</strong>.<br />
Was müsste bei <strong>de</strong>n Antragsverfahren geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n?<br />
Spitzmüller: Die <strong>de</strong>rzeitigen zweistufi gen Verfahren führen<br />
zu Bewilligungszeiträumen von bis zu zwei Jahren. Das ist zu<br />
lange angesichts <strong>de</strong>r Innovationsgeschwindigkeit im globalen<br />
Wettbewerb. Ich plädiere daher für ein einstufi ges Verfahren,<br />
bei <strong>de</strong>m in vier bis acht Wochen über eine Startför<strong>de</strong>rung entschie<strong>de</strong>n<br />
wird. Danach sollte ein praxisorientiertes Projektmonitoring<br />
die weitere Bewertung übernehmen. Nach einem<br />
Jahr Projektlaufzeit sind die Ergebnisse zu prüfen und über<br />
die weiteren zwei Drittel <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rsumme innerhalb von vier<br />
Wochen zu entschei<strong>de</strong>n.<br />
Welche Vorteile hätten die Än<strong>de</strong>rungen für die Haushalte?<br />
Spitzmüller: Gera<strong>de</strong> mit Blick auf die Lage <strong>de</strong>r öffentlichen<br />
Haushalte ließen sich 30 Prozent <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rvolumens einsparen<br />
– bei vergleichbaren Umsetzungserfolgen. Und über<br />
eine schnellere Einführung neuer Produkte, Verfahren und<br />
Dienstleistungen und die daraus erzielbaren Steuereinnahmen<br />
könnten sich die Transferzahlungen schon nach zwei<br />
Jahren amortisieren.<br />
20 ProFirma 05 2011<br />
Foto: Spitmüller AG
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Unternehmensführung – Titelthema<br />
Werben mit kleinem Budget<br />
Hauptsache gesprächsbereit<br />
Auch kleine Unternehmen wollen wirkungsvoll auf sich und ihre Angebote aufmerksam<br />
machen. Häufi g jedoch fehlt das Geld für große Werbeaktionen. Aus diesem Dilemma<br />
helfen Kreativität, klare Kontur – und jetzt auch soziale Netzwerke. VON BIJAN PEYMANI<br />
22 ProFirma 05 2011<br />
ProFirma<br />
Titelthema
Foto: privat<br />
„<strong>Als</strong> einzelner Hotelbetrieb profi tieren wir<br />
von unserem Internet-Auftritt überproportional.“<br />
MARCUS VAN RIESEN, HOTELIER, HAMBURG<br />
Es war ein abenteuerliches Unterfangen, die Aussicht auf Erfolg<br />
nach Lehrbuchmeinung sehr überschaubar: <strong>Als</strong> sich Saskia<br />
Streich und Thorsten Brachmann En<strong>de</strong> 2006 entschlossen,<br />
ein Restaurant im Hamburger Stadtteil St. Pauli zu eröffnen,<br />
hatten sie keine Branchenerfahrung, wenig Ahnung von Werbung<br />
und dazu noch einen Standort gewählt, an <strong>de</strong>m zuvor<br />
bereits ein gestan<strong>de</strong>ner Gastronom gescheitert war. Doch ihr<br />
Konzept – europäische Hausmannskost mit schwäbischem<br />
Akzent – war etwas Neues und Beson<strong>de</strong>res für <strong>de</strong>n Kiez. Heute<br />
ist ihr La<strong>de</strong>n „Kult“.<br />
„Brachmanns Galeron“ steht beispielhaft dafür, wie man auch<br />
und gera<strong>de</strong> als Existenzgrün<strong>de</strong>r trotz geringem Werbebudget<br />
mit klarer Kontur, viel Kreativität und konsequentem Kontakten<br />
reüssieren kann. Von Beginn an spielten Brachmann, ein<br />
Koch mit abgebrochener Lehre, und Streich, ausgebil<strong>de</strong>te Kosmetikerin,<br />
im Wortsinne die Schwaben-Karte (Einladungstext<br />
zur Eröffnung: „An die Theke, Spätzle, Soß“). 5.000 Flyer –<br />
Druckkosten 240 Euro –, Propaganda für das Restaurant bei<br />
Freun<strong>de</strong>n und Bekannten: Mehr hatten die bei<strong>de</strong>n nicht im<br />
Startgepäck.<br />
„Trotz<strong>de</strong>m bekamen wir gleich am Anfang gute Presse, obwohl<br />
wir keine aktive PR betrieben hatten“, wun<strong>de</strong>rt sich<br />
Streich noch heute. Neben <strong>de</strong>m Neuigkeitseffekt war <strong>de</strong>r Erfolg<br />
offenbar insbeson<strong>de</strong>re ihrem guten Netzwerken geschul<strong>de</strong>t:<br />
Schnell gaben sich im „Galeron“ Musiker, Schauspieler<br />
und Künstler die Klinke in die Hand. Ein Quartiermagazin, die<br />
„Hamburger Morgenpost“ und das „Hamburger Abendblatt“<br />
berichteten über das Restaurant, ein Jahr später dann sogar<br />
die „Welt am Sonntag“ – „gera<strong>de</strong> dieser Artikel brachte uns<br />
große Resonanz“, betont Streich.<br />
Internet und Community<br />
Ein eigenständiges Konzept, eine originelle Aktion – mit ein<br />
wenig Glück schaffe es auch ein Kleinunternehmer in Reichweitenmedien,<br />
ohne dafür zu zahlen, bestätigt Werbeprofi<br />
Stefan Kolle (siehe Interview Seite 26). Folgt man <strong>de</strong>n Argumenten<br />
<strong>de</strong>s Co-Geschäftsführers <strong>de</strong>r Hamburger Agentur<br />
Kolle und Rebbe, haben Brachmann und Streich in puncto<br />
Außenwahrnehmung vieles richtig gemacht. So haben sie<br />
etwa für einen professionellen Internet-Auftritt gesorgt und<br />
auf aktives Social-Community-Engagement gesetzt. Die Facebook-Seite<br />
ihres Lokals hat inzwischen mehr als 600 Fans.<br />
ProFirma 05 2011<br />
WIE SIE SICH AUCH<br />
MIT K(L)EINEM BUDGET IN SZENE SETZEN<br />
SELEKTIEREN<br />
Nicht alle Medien und alle Kanäle kommen infrage, um das<br />
eigene Angebot zu bewerben. Abgesehen vom Preis sollten<br />
die Streuverluste beachtet wer<strong>de</strong>n. Statt in regionalen Tageszeitungen<br />
zu inserieren, ist es ratsamer, eine Anzeige im<br />
örtlichen Wochenblatt zu buchen. Schaltungen in Adressverzeichnissen<br />
– verstärkt auch online angeboten – bringen in <strong>de</strong>r<br />
Regel nichts. Das gilt auch für Werbung in Hausbriefkästen:<br />
Der überwiegen<strong>de</strong> Teil lan<strong>de</strong>t ungelesen im Müll o<strong>de</strong>r aktiviert<br />
erst mit erheblicher Zeitverzögerung. Je nach Branche<br />
funktionieren auch Stadt- und Szenemagazine gut. Parallel<br />
dazu sollten Funkspots eingeplant wer<strong>de</strong>n.<br />
NETZWERKEN<br />
Vernetzen Sie sich mit an<strong>de</strong>ren Menschen – persönlich und<br />
virtuell. Infrage kommen Unternehmer, Geschäftspartner und<br />
Institutionen vom regionalen Marketingclub (Details: Deutscher<br />
Marketing-Verband, Düsseldorf) bis zur örtlichen IHK<br />
sowie (potenzielle) Kun<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r Teilnahme an Informationsveranstaltungen<br />
empfi ehlt sich die Einrichtung von<br />
Online-Nutzerprofi len auf Xing und LinkedIn. Die Grundfunktionen<br />
sind gratis und reichen in aller Regel aus. Auch über<br />
eine eigene Facebook-Seite, ebenfalls kostenlos, sollten Einzelunternehmer<br />
nach<strong>de</strong>nken. Für alle Accounts gilt: Halten Sie<br />
die Inhalte aktuell, das jedoch erfor<strong>de</strong>rt Zeit und Disziplin.<br />
DELEGIEREN<br />
Lassen Sie Ihre Kun<strong>de</strong>n für sich online werben. Waren diese<br />
mit Ihrer Leistung zufrie<strong>de</strong>n, bitten Sie sie, positive Kommentare<br />
in entsprechen<strong>de</strong>n Communities zu schreiben – etwa<br />
auf Empfehlungsplattformen wie Qype (alle Branchen, sehr<br />
starker lokaler Bezug) o<strong>de</strong>r branchenbezogenen Bewertungsportalen<br />
wie Tripadvisor (für die Hotellerie). Belohnen Sie<br />
dieses Engagement Ihrer Kun<strong>de</strong>n, etwa mit Rabatten. Der<br />
Vorteil dieser virtuellen Mundpropaganda liegt darin, dass<br />
ein solcher Kommentar gegenüber offl ine ausgesprochenen<br />
Empfehlungen ein Vielfaches an Interessenten erreicht.<br />
23
Unternehmensführung – Titelthema<br />
Leben ist auch <strong>de</strong>shalb auf <strong>de</strong>r Seite, weil die bei<strong>de</strong>n Gastronomen<br />
ihren Facebook-Account gewissenhaft pfl egen; Party-Termine<br />
für <strong>de</strong>n separat buchbaren Kellerraum, spezielle<br />
Menüs, eine geän<strong>de</strong>rte Rufnummer fürs Restaurant – Brachmann<br />
und Streich halten die Facebook-Gemein<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m<br />
Laufen<strong>de</strong>n. Die goutiert das mit positiven Kommentaren und<br />
Empfehlungen. Auch offl ine wirbt das „Galeron“, etwa per Inserat<br />
in einem Hamburg-Stadtführer o<strong>de</strong>r in Kooperation mit<br />
einem Gutscheinheft. „Ganz schwer reingefallen bin ich aber<br />
mit Branchenbüchern und Adressverzeichnissen“, gibt Saskia<br />
Streich zu.<br />
Das seien zum Teil Trickbetrüger, sagt die resolute Geschäftsfrau<br />
und ärgert sich über je<strong>de</strong>n neuen Werbeanruf. Damit<br />
steht sie nicht allein. Auch Ira Reichstein hat in puncto Werbung<br />
anfangs manches Lehrgeld zahlen müssen. „Im ersten<br />
halben Jahr habe ich mich ganz schön bequatschen lassen“,<br />
bekennt die Betreiberin eines Sonnen-, Nagel- und Kosmetikstudios<br />
in unmittelbarer Nachbarschaft <strong>de</strong>s „Galeron“ – damals,<br />
im Jahr 2002, in dieser Kombination neu für die Hansestadt.<br />
Sie schwört inzwischen auf <strong>de</strong>n unmittelbaren Kontakt<br />
mit potenziellen Kun<strong>de</strong>n.<br />
So sei sie in <strong>de</strong>r Startphase über <strong>de</strong>n „Dom“ gelaufen – dieses<br />
Volksfest ist eine Hamburger Institution – und habe <strong>de</strong>n Besuchern<br />
ebenso wie <strong>de</strong>n Schaustellern ihre kopierten Werbezettel<br />
in die Hand gedrückt. Parallel dazu setzte Reichstein auf die<br />
Zusammenarbeit mit Einzelhändlern im Umfeld. Unter an<strong>de</strong>rem<br />
gestattete ihr eine Filiale <strong>de</strong>s Drogisten Budnikowsky,<br />
Bücher zum Thema<br />
Werbung mit kleinem Budget<br />
Egal, ob Existenzgrün<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r etabliertes Unternehmen:<br />
Bezahlbare und erfolgreiche Werbung braucht je<strong>de</strong>r. In <strong>de</strong>r<br />
Praxis aber fehlt es häufi g an Budget und zün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en.<br />
Was ist das richtige Werbemittel für die gesteckten Ziele?<br />
Welche Medien kommen infrage? Was kann, was muss <strong>de</strong>r<br />
Unternehmer selbst machen, wann braucht er Expertenhilfe?<br />
In auch für Werbelaien verständlicher Sprache zeigt<br />
dieser Ratgeber, wie man effi zient<br />
und effektiv wirbt. Der Autor<br />
gibt praxisnahe Tipps und Handlungsanleitungen,<br />
stiftet zu neuen,<br />
unkonventionellen I<strong>de</strong>en an,<br />
die nicht die Welt kosten, jedoch<br />
maximale Wirkung zeigen.<br />
Bernd Röthlingshöfer,<br />
Werbung mit kleinem Budget<br />
Deutscher Taschenbuch Verlag,<br />
München; 2008, 9,90 Euro, 256 Seiten,<br />
ISBN 978-3-423-50876-6<br />
Flyer für ihre „Beautyworld“ in je<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>ntüte zu stecken.<br />
In einem kleinen Café und bei E<strong>de</strong>ka ein paar Hun<strong>de</strong>rt Meter<br />
weiter durfte Reichstein ihre Werbung immerhin prominent<br />
auslegen.<br />
„Am En<strong>de</strong> ist und bleibt aber meine Schaufensterfront das<br />
wichtigste Medium“, betont die gelernte Einzelhan<strong>de</strong>lskauffrau.<br />
Sie nutzt die Scheiben vorrangig für Preiskommunikation<br />
und betreibt darüber hinaus nach eigenem Bekun<strong>de</strong>n „seit<br />
etwa einem Jahr keine aktive Werbung mehr“. Handzettel für<br />
ein paar Hun<strong>de</strong>rt Euro, das ist alles, was Reichstein regelmäßig<br />
verteilt. Sie kann es sich leisten, lebt „nach zwei Jahren Anlaufzeit“<br />
heute von <strong>de</strong>r Mundpropaganda. Dazu tragen – neben<br />
<strong>de</strong>r Homepage – auch ihre eigenen Facebook-Aktivitäten bei.<br />
Es braucht Multiplikatoren<br />
„Natürlich darf man nicht mit 10.000 Fans rechnen“, relativiert<br />
Felix Maria Arnet, Chef <strong>de</strong>r Werbeschmie<strong>de</strong> Ahoi in Wiesba<strong>de</strong>n,<br />
„aber die Multiplikatoren sind wichtig, und es gibt gute<br />
Rückverlinkungen auf die eigene Web-Präsenz.“ Allerdings<br />
mahnt Petra Hermann, Mitbegrün<strong>de</strong>rin <strong>de</strong>r Kölner Agentur<br />
KGGK: „Social Media ist nicht kostenlos; wenn’s gut funktionieren<br />
soll, kostet dieser Kanal viel Zeit.“ Eine ungepfl egte<br />
Xing-Seite beispielsweise bringe nichts, ein Facebook-Account<br />
ohne Bewegung ebenso wenig, „und wer we<strong>de</strong>r etwas<br />
zu twittern noch Spaß damit hat, sollte es einfach selbstbewusst<br />
sein lassen“.<br />
Viral Marketing<br />
Der Autor, Experte für Internet-Marketing, erläutert ebenso<br />
anschaulich wie kompetent, was virales Marketing ausmacht,<br />
wie man eine virale Kampagne professionell plant<br />
respektive umsetzt und worauf man bei <strong>de</strong>r Erfolgskontrolle<br />
achten sollte. Die Lesetipps ermöglichen es, das Buch in<br />
die betriebliche Alltagspraxis zu integrieren. In <strong>de</strong>r 3. Aufl age<br />
<strong>de</strong>s Standardwerks zur Mundpropaganda wur<strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong><br />
Fallbeispiele aus Deutschland,<br />
Großbritannien und <strong>de</strong>n<br />
USA um spannen<strong>de</strong> Best Cases<br />
unter an<strong>de</strong>rem von Burger King<br />
und Wrigley ergänzt.<br />
Sascha Langner,<br />
Viral Marketing<br />
Gabler Verlag, Wiesba<strong>de</strong>n; 2009<br />
39,90 Euro, 256 Seiten,<br />
ISBN 978-3-8349-1490-3<br />
24 ProFirma 05 2011<br />
Foto: Bijan Peymani, Miquel Martinez
Zahltag<br />
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Saskia Streich und Thorsten Brachmann eröffneten ohne große Branchenerfahrung<br />
in St. Pauli ein Restaurant mit schwäbischer Küche. Das Wagnis hat sich gelohnt.<br />
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Unternehmensführung – Titelthema<br />
INTERVIEW<br />
„Minimum ist eine Online-Präsenz“<br />
Stefan Kolle, Kreativgeschäftsführer <strong>de</strong>r Agentur Kolle Rebbe in Hamburg, über<br />
„Versuch und Irrtum“ in <strong>de</strong>r mittelständischen Werbung, die Macht sozialer Online-Netzwerke<br />
und das süße Gift <strong>de</strong>r Preiskommunikation. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BIJAN PEYMANI<br />
Herr Kolle, kleine Unternehmen haben<br />
meist kein großes Budget für Werbung,<br />
müssen aber auf sich und ihre Angebote<br />
aufmerksam machen. Wie lässt sich<br />
dieses Dilemma aufl ösen?<br />
Kolle: Pauschal gesagt, durch gute<br />
I<strong>de</strong>en. Die Zeiten dafür sind besser <strong>de</strong>nn<br />
je, wir verfügen heute über Medien, die<br />
nur geringe o<strong>de</strong>r gar keine Schaltkosten<br />
verlangen. Nehmen Sie <strong>de</strong>n gesamten<br />
Social-Media-Bereich mit Plattformen<br />
wie Facebook und Twitter. Sie ermöglichen<br />
es Start-ups und etablierten Unternehmen<br />
gleichermaßen, wesentlich<br />
kostengünstiger auf sich aufmerksam zu<br />
machen, als das noch vor vielleicht zehn<br />
Jahren <strong>de</strong>r Fall war. Und früher gab es<br />
die Gelben Seiten, heute gibt es Google.<br />
Dort können ein Schlosser, ein Schreiner<br />
o<strong>de</strong>r ein Schuster für sehr kleines Geld<br />
Online-Anzeigen schalten, sogenannte<br />
Google Ad-Words – <strong>de</strong>utlich preiswerter<br />
übrigens als Einträge im damaligen<br />
Branchenbuch.<br />
Mal abgesehen davon, dass das Wissen<br />
darum vielfach nicht stark ausgeprägt<br />
ist, mag das für Spezialdienstleistungen<br />
gelten. Was aber machen <strong>de</strong>r Metzger<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bäcker um die Ecke?<br />
Kolle: Sie haben recht, hier erscheint<br />
es eher unwahrscheinlich, dass Menschen<br />
bei Google suchen. Einkäufe <strong>de</strong>s<br />
täglichen Bedarfs wer<strong>de</strong>n eher fußläufi g<br />
o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Auto in einem Radius von<br />
fünf bis zehn Kilometern erledigt. Nach<br />
meiner Beobachtung gehen Firmen aus<br />
diesen Segmenten vor allem nach <strong>de</strong>m<br />
Schema „Versuch und Irrtum“ vor – mit<br />
bemerkenswertem Geschick. Da ist<br />
etwa <strong>de</strong>r Bäcker mit vier Filialen, <strong>de</strong>r<br />
ein neues Brot auf <strong>de</strong>n Markt bringen<br />
wollte. Das nannte er „Hans“ und ließ<br />
eigens hierfür ein Brotkostüm nähen. Darin<br />
ist ein Mensch dann durch die Stadt gelaufen<br />
und hat Handzettel verteilt, eine Aktion<br />
im Kostenrahmen irgendwo zwischen 500<br />
und 1.000 Euro, wür<strong>de</strong> ich schätzen. An<strong>de</strong>re,<br />
die das sehen – hier schließt sich <strong>de</strong>r<br />
Kreis zur Online-Welt –, machen vielleicht<br />
Fotos o<strong>de</strong>r drehen Filmchen und stellen<br />
diese ins Netz. Mit viel Glück berichtet auch<br />
noch eine Lokalzeitung über die Aktion.<br />
Welche Medien, welche Kommunikationskanäle<br />
kommen <strong>de</strong>nn für kleine, regional<br />
tätige Unternehmen grundsätzlich infrage<br />
– und welche schei<strong>de</strong>n aus?<br />
Kolle: Ein TV-Spot erscheint mir aufgrund<br />
<strong>de</strong>r enormen Streuverluste sinnlos. Auch<br />
die Schaltung einer Anzeige in <strong>de</strong>r Tageszeitung<br />
sollte gut überlegt sein. Wer sein<br />
Geschäft in Hamburg-Harburg betreibt,<br />
dürfte mit einer Annonce im „Hamburger<br />
Abendblatt“ eher schlecht beraten sein.<br />
Das lesen zu viele, die praktisch nie nach<br />
Harburg kommen. Interessant sind aber<br />
die Wochenblätter, die in ihren Mikroregionen<br />
starke Beachtung fi n<strong>de</strong>n – mehr als<br />
Beilagen und Postwurfsendungen, die in<br />
<strong>de</strong>n allermeisten Haushalten direkt in <strong>de</strong>n<br />
Müll fl iegen. Statt <strong>de</strong>r reinen Präsenzanzeige<br />
sollte <strong>de</strong>r Auftritt in einem solchen Blatt<br />
aber mit einem Angebot verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />
das nachprüfbar beson<strong>de</strong>rs ist und<br />
dazu motiviert, in <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n zu kommen.<br />
Um Ihre Ausgangsfrage zu beantworten:<br />
Generell schei<strong>de</strong>n alle kostenintensiven<br />
Medien aus. Mit einer sehr originellen I<strong>de</strong>e<br />
können es aber auch <strong>de</strong>r einzelne Bäcker<br />
und die Friseurin um die Ecke in solche Medien<br />
schaffen, ohne dafür zu zahlen.<br />
Kommen wir noch einmal auf Online zu<br />
sprechen: Muss sich <strong>de</strong>r Kleinunternehmer<br />
wirklich auch noch in <strong>de</strong>n sozialen<br />
Netzwerken engagieren? Reicht eine gute<br />
Internet-Seite nicht aus?<br />
Kolle: Im Grun<strong>de</strong> braucht es keinen Twitter-Account<br />
und keine Facebook-Seite, obwohl<br />
ich Letztere empfehlen wür<strong>de</strong>. Dort<br />
tummeln sich immerhin rund 500 Millionen<br />
Menschen, unter ihnen wahrscheinlich<br />
auch 500 im unmittelbaren Umfeld <strong>de</strong>s eigenen<br />
Geschäfts. Tatsächlich halte ich es für<br />
das Minimum, eine eigene Online-Präsenz<br />
zu errichten – und wenn es nur eine einzige<br />
Seite ist, die sagt: Wir sind <strong>de</strong>r freundliche<br />
Friseur, Ihr Spezialist für gefärbte<br />
Haare. Wie gesagt, in vielen Fällen suchen<br />
potenzielle Kun<strong>de</strong>n über Google, und was<br />
sie dort nicht fi n<strong>de</strong>n, existiert für sie nicht.<br />
Und dann gibt’s im Web ja auch noch Emp-<br />
„Viele potenzielle Kun<strong>de</strong>n suchen bei Google.<br />
Was sie dort nicht fi n<strong>de</strong>n, existiert für sie nicht.“<br />
fehlungsplattformen, die man für sich nutzen<br />
kann. Bleiben wir beim Friseurbeispiel:<br />
Bitten Sie Ihren Kun<strong>de</strong>n, auf Plattformen<br />
wie Qype zu schreiben, wenn er mit Ihrer<br />
Dienstleistung sehr zufrie<strong>de</strong>n war – dafür<br />
bekommt er beim nächsten Mal Rabatt<br />
o<strong>de</strong>r einen Schnitt umsonst. Früher nannte<br />
man das Mundpropaganda, da hat es<br />
einer seinen drei Freun<strong>de</strong>n weitererzählt.<br />
Online kann er das heute theoretisch einer<br />
Gruppe von 500 Leuten sagen. Lassen Sie<br />
an<strong>de</strong>re für sich werben, das kostet nichts<br />
26 ProFirma 05 2011
und ist am glaubwürdigsten. Diesen Mechanismus<br />
muss man nur mal begreifen.<br />
Am En<strong>de</strong> bleibt für viele Unternehmer aber<br />
doch <strong>de</strong>r Preis die größte Versuchung – das<br />
zieht die Menschen am schnellsten ins Geschäft<br />
…<br />
Kolle: Der Preis ist tatsächlich ein probates<br />
Mittel, um Kundschaft anzulocken, und<br />
zugleich ein ruinöses. Wie eine Droge, die<br />
einen – wenn man einmal damit anfängt<br />
– am En<strong>de</strong> zerstört. Sie gehen mit Ihrem<br />
Preis runter, dann kommen erst mal ganz<br />
viele Menschen zu Ihnen. Nach einer Weile<br />
nutzt sich das ab, also gehen Sie weiter mit<br />
<strong>de</strong>m Preis runter, und immer weiter – und<br />
irgendwann sind Sie insolvent. Es spricht<br />
im Prinzip nichts gegen gezielte Preisaktionen,<br />
aber diese sollten stets limitiert bleiben.<br />
Ich plädiere vor allem für Kreativität.<br />
Wer mit seinem Geschäft dauerhaft Geld<br />
verdienen will, wählt damit vermutlich die<br />
bessere Metho<strong>de</strong>. Der Preis senkt die eigenen<br />
Margen, Kreativität hebt sie eher.<br />
ProFirma 05 2011<br />
Schon aufgrund <strong>de</strong>s eigenen Geschäftsmo<strong>de</strong>lls ist Oliver<br />
Wulf online ausgesprochen aktiv. Der Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />
Reisebüros Urlaubsexperte.<strong>de</strong> in Düsseldorf betreibt parallel<br />
auch mehrere Websites im Kreuzfahrtsegment. Auf Facebook<br />
hat Wulf nach eigenen Angaben „binnen acht Monaten 5.000<br />
Fans gewonnen, mit <strong>de</strong>nen wir täglich kommunizieren“. Eine<br />
Erfahrung nach <strong>de</strong>m Start war hier, dass sich <strong>de</strong>r Kanal nicht<br />
für Werbung eignet. „Die User erwarten vielmehr Informationen,<br />
die sie für sich als Mehrwert verstehen“, erklärt Wulf.<br />
„Der Online-Kanal ist für uns im Moment entschei<strong>de</strong>nd“,<br />
sagt <strong>de</strong>r Unternehmer, „aber wir beschäftigen uns auch mit<br />
Print, besuchen Messen und buchen Son<strong>de</strong>rwerbeformen.“<br />
Eine erfolgreiche, gemeinsam mit einer Kreuzfahrt-Ree<strong>de</strong>rei<br />
durchgeführte Aktion aus jüngerer Vergangenheit war die<br />
Präsenz auf 600.000 ICE-Fahrplänen zu Jahresbeginn. Zu <strong>de</strong>n<br />
Kosten äußert sich Wulf nicht,<br />
aber „innerhalb kürzester Zeit<br />
haben wir <strong>de</strong>n Return of Investment<br />
erreicht“ – ermittelt<br />
mithilfe eines auf <strong>de</strong>r Fahrplananzeige<br />
eingedruckten<br />
Gutschein-Co<strong>de</strong>s.<br />
Für <strong>de</strong>n Hamburger Hotelier<br />
Marcus van Riesen sind das<br />
Haus und die eigenen Mitarbeiter<br />
die optimalen Werbeträger:<br />
„Unsere fi nanziellen<br />
Ressourcen fl ießen maximal in das Produkt, wir leben von <strong>de</strong>r<br />
Mundpropaganda.“ Mit <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>s väterlichen Hotels<br />
„St. Annen“ im Jahr 1992 verschob van Riesen <strong>de</strong>n Fokus<br />
von Gruppenreisen<strong>de</strong>n und Bustouristen auf Geschäfts- und<br />
Einzelreisen<strong>de</strong> – „weil sowohl die Hotelinfrastruktur als auch<br />
das Dienstleistungsangebot schon immer besser auf <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Gast zugeschnitten waren als auf eine Dienstleistung<br />
für größere Gruppen“. Wichtigste Werbeinvestition war in<br />
<strong>de</strong>r Folge <strong>de</strong>r Aufbau einer eigenen Website.<br />
Website auf <strong>de</strong>m neuesten Stand<br />
LINK-TIPPS<br />
> www.xing.com<br />
> <strong>de</strong>.linkedin.com<br />
> www.qype.com<br />
> <strong>de</strong>-<strong>de</strong>.facebook.com<br />
> www.marketingverband.<strong>de</strong><br />
Derzeit renoviert van Riesen das 36-Zimmer-Haus, und mit<br />
Abschluss <strong>de</strong>r Arbeiten im Juni soll auch die Homepage aktualisiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Das lässt sich <strong>de</strong>r Unternehmer inklusive<br />
Fotograf rund 15.000 Euro kosten. Für van Riesen ist es gut<br />
investiertes Geld: „Das Internet bietet für uns eine unfassbare<br />
Chance gegenüber <strong>de</strong>n großen Ketten: Es macht alle gleich,<br />
alle haben nur einen Platz, und alle sind weltweit auffi ndbar.<br />
<strong>Als</strong> Einzelbetrieb profi tieren wir überproportional!“ Deshalb<br />
plant van Riesen als nächsten Schritt Suchmaschinenmarketing<br />
und -optimierung.<br />
An Facebook, Twitter & Co. hat sich <strong>de</strong>r Hotelier bisher nicht<br />
gewagt. Doch Kontakte zum Umfeld zu knüpfen und zu pfl egen,<br />
ist ihm beson<strong>de</strong>rs wichtig. Das macht er lieber persönlich<br />
– etwa in Form einer Werbepartnerschaft mit <strong>de</strong>m FC St.<br />
Pauli, die bis zum Aufstieg <strong>de</strong>s Vereins in die 1. Liga in Form<br />
von drei bezahlten Sitzplätzen bestand. „Der Erfolg für das<br />
27
Unternehmensführung – Titelthema<br />
Oliver Wulf betreibt neben einem eigenen Reisebüro in Düsseldorf (rechts) auch mehrere Kreuzfahrt-Webseiten. Er hat 5.000 Fans auf Facebook.<br />
MEDIUM: TAGESZEITUNG, MAGAZIN<br />
Kosten: Abhängig von Reichweite und<br />
Qualität eines Titels, online sind jeweils<br />
aktuelle Mediadaten abrufbar; für die<br />
halbe Seite in einer Tageszeitung muss<br />
mit 10.000 Euro aufwärts kalkuliert<br />
wer<strong>de</strong>n, beim Magazin liegt <strong>de</strong>r Anzeigenpreis<br />
min<strong>de</strong>stens im vierstelligen<br />
Bereich.<br />
Bewertung: Ist grundsätzlich nur dann<br />
sinnvoll, wenn regelmäßig ein adäquater<br />
Etat zur Verfügung steht; für Kleinunternehmer<br />
– vor allem solchen mit<br />
nur einem Firmenstandort – aber wenig<br />
geeignet (Stadt-/Szenemagazine ausgenommen),<br />
da mit zu großen Streuverlusten<br />
verbun<strong>de</strong>n.<br />
Quelle: Agentur-/Unternehmensangaben,<br />
eigene Recherche<br />
Mit diesen Kosten müssen Sie rechnen<br />
MEDIUM: RADIO<br />
Kosten: Abhängig von Sen<strong>de</strong>rreichweite,<br />
Tag und Sen<strong>de</strong>zeit; <strong>de</strong>r Preis pro ausgestrahlter<br />
Sekun<strong>de</strong> liegt zwischen gut fünf<br />
und über 60 Euro, im Einzelfall auch <strong>de</strong>utlich<br />
höher; für eine gute Kampagne, die<br />
genug Frequenzen erreicht, sind im Schnitt<br />
rund 20.000 Euro zu kalkulieren.<br />
Bewertung: <strong>Als</strong> Werbeträger zu empfehlen,<br />
weil Spots regional aussteuerbar sind;<br />
Kleinunternehmer sollten aber darauf<br />
verzichten, zur besten Sen<strong>de</strong>zeit o<strong>de</strong>r mit<br />
exklusiver Platzierung zu werben; die Sen<strong>de</strong>r<br />
helfen bei <strong>de</strong>r Spotkonzeption, viele<br />
übernehmen zu<strong>de</strong>m die Herstellungskosten.<br />
MEDIUM: AUSSENWERBUNG<br />
Kosten: Variieren je nach Ortsgröße,<br />
Werbeträger und Qualität; so kostet eine<br />
beleuchtete Großfl äche in Kerpen pro<br />
Tag im Schnitt knapp zehn Euro, in Bonn<br />
um die zwölf Euro, in Hamburg 17 Euro,<br />
zzgl. Gestaltungskosten/Agentur sowie<br />
Druckkosten/Plakat von min<strong>de</strong>stens 40<br />
Euro.<br />
Bewertung: Eignet sich für Kleinunternehmer<br />
– wenn überhaupt – nur im Falle<br />
mehrerer Geschäfte, die Plakatstandorte<br />
müssen in <strong>de</strong>r Regel für min<strong>de</strong>stens<br />
zehn Tage gebucht wer<strong>de</strong>n; Vorteil: Im<br />
Preis sind Ersatzmengen für beschädigte<br />
Plakate einkalkuliert.<br />
28 ProFirma 05 2011<br />
Fotos: privat
Studie zur digitalen Vermarktung<br />
„Enormer Nachholbedarf“<br />
Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Deutschland<br />
sind noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt die Studie „Mittelstand und Werbung“<br />
im Auftrag <strong>de</strong>s Multichannel-Anbieters Telegate in<br />
München. Demnach investieren die KMU ihr Kommunikationsbudget<br />
zu 75 Prozent in klassische Medien, während die<br />
Verbraucher heute mehrheitlich im Internet nach lokalen Informationen<br />
zu regional ansässigen Firmen suchen.<br />
Mehrheitlich geben <strong>de</strong>utsche KMU pro Jahr zwischen 1.000<br />
und 5.000 Euro für Werbung und Marketing aus. Beliebtestes<br />
Medium sind <strong>de</strong>r Studie zufolge die gedruckten Branchenbücher<br />
(48 Prozent), gefolgt von regionalen Tageszeitungen<br />
(40 Prozent). Unter <strong>de</strong>n digitalen Werbemedien fi n<strong>de</strong>n sich<br />
nur die Online-Branchenverzeichnisse im vor<strong>de</strong>ren Feld (37<br />
Prozent). Suchmaschinenmarketing betreibt nur knapp ein<br />
Viertel <strong>de</strong>r befragten Betriebe.<br />
Überschaubar ist auch das professionelle Engagement <strong>de</strong>r<br />
KMU in <strong>de</strong>n Social Communities: In einem solchen Netzwerk<br />
registriert sind nur ein Viertel <strong>de</strong>r befragten Betriebe – und<br />
diese nutzen die Portale zu 70 Prozent aus privater Motivation.<br />
Gera<strong>de</strong> sieben Prozent setzen <strong>de</strong>r Telegate-Studie zufolge<br />
populäre Plattformen wie Facebook, Xing o<strong>de</strong>r Twitter aktiv<br />
als Vermarktungsinstrument für ihr Geschäft ein. Beson<strong>de</strong>rs<br />
beliebt ist bei ihnen dabei Xing.<br />
Enormer Nachholbedarf besteht selbst bei <strong>de</strong>n Online-Basics:<br />
Knapp die Hälfte <strong>de</strong>r befragten KMU hat keine eigene<br />
Internet-Präsenz. Die Grün<strong>de</strong> liegen in mangeln<strong>de</strong>r Zeit und<br />
fehlen<strong>de</strong>m Know-how, aber auch in intransparenten Kostenstrukturen<br />
<strong>de</strong>r Anbieter: Fast 30 Prozent <strong>de</strong>r befragten Firmenchefs<br />
wissen nicht, wie viel die Erstellung ihrer Website<br />
gekostet hat. Und vier von zehn Befragten geben an, keinen<br />
Etat für die Pfl ege ihrer Online-Präsenz einzuplanen.<br />
Für die Telegate-Studie hatte die Marktforschung Psyma<br />
Research & Consulting mehrere Hun<strong>de</strong>rt kleine und mittelständische<br />
Unternehmen <strong>de</strong>r Branchen Handwerk, Fachärzte,<br />
Immobilien- und Versicherungsmakler, Gastronomie und Hotellerie<br />
im Zeitraum August bis September 2010 zu ihrem<br />
Werbeverhalten befragt.<br />
ProFirma 05 2011<br />
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Optimierung Ihres Web-Auftritts.<br />
Hotel war nicht wirklich messbar, aber das war mir bewusst“,<br />
so van Riesen, „es ging mir um die Bindung zum Stadtteil.“<br />
Verankerung und gute Nachbarschaft seien unverzichtbar.<br />
Umgekehrt zeigte van Riesen „immer große Skepsis gegenüber<br />
fl ächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>r, eher undifferenzierter Printwerbung<br />
– man entwickelt mit <strong>de</strong>r Zeit ein sehr sicheres Gespür dafür,<br />
wo es sinnvoll ist zu schalten und wo nicht“. Entsprechend<br />
limitierten ihn weniger fi nanzielle Grün<strong>de</strong>, „ein großes<br />
Werberad zu drehen“ – immerhin investiert van Riesen im<br />
Schnitt rund 12.000 Euro pro Jahr ins Eigenmarketing –,<br />
„son<strong>de</strong>rn weil wir überzeugt sind, mit manchen Engagements<br />
keinen angemessenen Effekt für unser Hotel erzielen zu<br />
können“.<br />
Laut Expertin Hermann verfolgt <strong>de</strong>r Hotelier damit eine kluge<br />
Strategie: „Entschei<strong>de</strong>nd ist, dass <strong>de</strong>r Unternehmer einen –<br />
und eben nicht je<strong>de</strong>n Tag einen neuen – Weg fi n<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r für<br />
seine I<strong>de</strong>e, sein Geschäft richtig erscheint.“ Prinzipiell schließt<br />
Hermann keinen Kommunikationskanal und kein Medium<br />
aus, aber <strong>de</strong>r rote Fa<strong>de</strong>n müsse stimmen und erkennbar sein.<br />
Eine feine Mo<strong>de</strong>boutique außerhalb <strong>de</strong>r Stadt erreiche ihre<br />
Kun<strong>de</strong>n besser in <strong>de</strong>r regionalen Tageszeitung, das Fitness-<br />
Studio direkt neben einem großen Supermarkt bewege mehr<br />
mit Aktionen im unmittelbaren Umfeld.<br />
Anzeigen weiterhin erfolgreich<br />
Abstrahiert man von einzelnen Betrieben und Branchen, fahren<br />
Unternehmen nach Analyse von Agenturchef Arnet vor<br />
allem mit Anzeigen in regionalen Wochentiteln, aber auch<br />
mit Annoncen in Stadt- und Szenemagazinen gut. Radio-<br />
und Außenwerbung sollten nicht nur aus Kostengrün<strong>de</strong>n gut<br />
überlegt sein (siehe auch Kasten Seite 28). Für Filialisten können<br />
sie sinnvoll sein, für <strong>de</strong>n Einzelbetrieb eher nicht – vor<br />
allem, wenn <strong>de</strong>ssen Trumpf erst im Produkterlebnis vor Ort<br />
sticht. Beautyworld-Chefi n Reichstein etwa hatte auf 900 Euro<br />
teure Funkspots „null Resonanz“.<br />
Während Arnet auch Schaltungen in regionalen TV-Sen<strong>de</strong>rn<br />
für möglich hält – 30-Sekün<strong>de</strong>r sind hier in <strong>de</strong>r Regel von unter<br />
500 Euro bis an die 9.000 Euro buchbar –, rät er von Reklame<br />
im Kino dringend ab: „Wir haben die Erfahrung gemacht,<br />
dass regional o<strong>de</strong>r lokal agieren<strong>de</strong> Betriebe im Kino weniger<br />
ernst genommen wer<strong>de</strong>n. Die Werbetreiben<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n sogar<br />
belächelt, was sehr unangenehm für die Unternehmen wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Außer<strong>de</strong>m ist ein guter Spot sehr teuer.“ Schließlich<br />
entstün<strong>de</strong>n Kinospots heute nicht mehr aus Kleinbild-Dias.<br />
Am En<strong>de</strong> gilt für Kleinunternehmer vor allem eines: Der<br />
direkte, permanente Dialog mit ihren Zielgruppen. Kommunikation<br />
ist für sie Kontaktsport. Wer dafür unbedingt<br />
professionelle Hilfe in Anspruch nehmen will, muss für eine<br />
durch<strong>de</strong>klinierte Direktmailing-Aktion mit 1.500 Adressen<br />
min<strong>de</strong>stens 6.000 Euro ansetzen. Darin enthalten sind Mailing,<br />
Porto, Druck und Agenturhonorar. In <strong>de</strong>r Regel aber<br />
geht es ohne Profi s. Der Kun<strong>de</strong>nbrief, die Karte zum Geburtstag<br />
o<strong>de</strong>r das Einladungsschreiben zu einem Event sind ja kein<br />
Hexenwerk.<br />
29
Unternehmensführung – Strategie<br />
Krisenbewältigung<br />
Biegen statt Brechen<br />
Je kleiner das Unternehmen, umso enger ist sein Schicksal mit <strong>de</strong>m Chef<br />
verbun<strong>de</strong>n. Dessen Krisenfestigkeit entschei<strong>de</strong>t über die Zukunft <strong>de</strong>s Betriebs. Die gute<br />
Nachricht: Guter Umgang mit Rückschlägen lässt sich erlernen. VON DR. ULRIKE FELGER<br />
Licht am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tunnels: Krisenbewältigung<br />
gehört zum Unternehmer-Alltag.<br />
Insolvenz, Auftragseinbruch o<strong>de</strong>r<br />
Schicksalsschlag – vieles kann einen Firmenchef<br />
zum Straucheln bringen. Doch<br />
längst nicht nur Katastrophenereignisse<br />
lassen Unternehmer verzweifeln und<br />
nehmen ihnen die Lust am Unternehmer-Sein<br />
– auch Dauerbelastung und<br />
die vielen Ärgernisse <strong>de</strong>s Alltags zehren<br />
die seelische Wi<strong>de</strong>rstandskraft von Mittelständlern<br />
auf.<br />
Dass existenzielle Krisen aber auch stärken<br />
können, weiß Angelika Mersinger,<br />
Bauunternehmerin aus Ludwigshafen.<br />
Vor sechs Jahren mel<strong>de</strong>te ihr Mann mit<br />
<strong>de</strong>m väterlichen Betrieb Insolvenz an.<br />
Ein Jahr später fi el mit einer handverlesenen<br />
Truppe hoch motivierter und engagierter<br />
Mitarbeiter <strong>de</strong>r Startschuss für<br />
<strong>de</strong>n Neuanfang. Heute hat ihre Firma<br />
wie<strong>de</strong>r zehn Mitarbeiter. „Wir wussten,<br />
dass wir gut waren, die nötigen Qualitäten<br />
haben, aber die wirtschaftliche<br />
Ausgangsposition war einfach zu<br />
schlecht“, erinnert sich Kauffrau Mersinger.<br />
In <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlage war es für sie<br />
und ihren Mann maßgeblich, dass die<br />
Ursache <strong>de</strong>s Scheiterns nicht bei ihnen<br />
selbst, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Bedingungen für<br />
das ererbte Unternehmen selbst lag.<br />
„Der Gedanke ‚jetzt erst recht’ war für<br />
uns eine wichtige Motivationsquelle“,<br />
sagt Mersinger.<br />
Unterstützung fand sie bei treuen Kun<strong>de</strong>n,<br />
die Aufträge zurückhielten, bis das<br />
Unternehmerpaar wie<strong>de</strong>r einsatzfähig<br />
war. Das soziale Umfeld <strong>de</strong>r Familie<br />
wandte sich nach <strong>de</strong>r Insolvenz eher ab<br />
– eine Erfahrung, die die Unternehmerin<br />
schmerzlich verarbeiten musste. Was<br />
blieb, war die Familie: „<strong>Als</strong> ich dachte, es<br />
geht nicht mehr weiter, hat mich mein<br />
halbwüchsiger Sohn erinnert, dass es<br />
ein Licht am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tunnels gibt“,<br />
erinnert sich die Bauunternehmerin<br />
an <strong>de</strong>n vielleicht emotionalsten Moment<br />
<strong>de</strong>r Insolvenz. Seit <strong>de</strong>m Jahr 2007<br />
plant das Unternehmerpaar mit <strong>de</strong>m<br />
Helfrecht-System und schöpft aus konkreten<br />
Plänen sowie festen Terminen<br />
Schwung für neue Projekte. „Hätten wir<br />
es früher gekannt, wäre es uns an<strong>de</strong>rs<br />
ergangen“, ist Mersinger überzeugt.<br />
Auf Krisen schlecht<br />
vorbereitet<br />
„Krisen können völlig unerwartet<br />
über uns hereinbrechen“, warnt Julia<br />
Scharnhorst, Diplompsychologin und<br />
Inhaberin von Health Professional Plus<br />
in We<strong>de</strong>l. Regelmäßig sollten sich Unternehmer<br />
<strong>de</strong>shalb die Frage stellen:<br />
„Was mache ich dann?“ Genau an diesem<br />
Punkt bemängelt Scharnhorst im<br />
Mittelstand gravieren<strong>de</strong> Defi zite: „Manche<br />
Betriebe pfl egen eine regelrechte<br />
Behör<strong>de</strong>nmentalität, das ist Gift für die<br />
privat<br />
Resilienz, also die Wi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit<br />
gegen Belastungen und Krisen“, so ihr<br />
Urteil. Nur wer sich seine Lernfähigkeit<br />
und Neugier<strong>de</strong> bewahre, aufmerksam<br />
bierchen/shutterstock,<br />
beobachte, was um ihn herum pas- Foto:<br />
30 ProFirma 05 2011
ProFirma 05 2011<br />
INTERVIEW<br />
„Die Fehlererkenntnis im Mittelstand geht gegen null“<br />
Die Erbengeneration trägt eine schwere Bür<strong>de</strong>. Nicht je<strong>de</strong>r Nachfolger ist aus vollem Herzen<br />
Unternehmer, sagt Bernd Tovar, KMU-Berater aus <strong>de</strong>m westfälischen Walsted<strong>de</strong>.<br />
Herr Tovar, Sie beraten Betriebe in<br />
schwierigen Situationen. Woran zeigt<br />
sich, dass Unternehmer „die Lust verlieren“?<br />
Tovar: Die Interessenschwerpunkte verschieben<br />
sich ins Private. Freizeit, Vereine,<br />
Politik – alles ist wichtiger als die<br />
eigene Firma. Man könnte auch sagen,<br />
das Unternehmen „verlottert“. Wer<br />
Freu<strong>de</strong> an seiner Tätigkeit hat, will nicht<br />
im Chaos leben. Dann sind Fahrzeuge<br />
sauber, es herrscht Ordnung, wo etwas<br />
kaputt ist, wird für Ersatz gesorgt. Man<br />
kann nicht im Betrieb nach <strong>de</strong>m Rechten<br />
sehen und gleichzeitig Golfen. Und<br />
eines darf man nicht vergessen: Wenn<br />
die Katze aus <strong>de</strong>m Haus ist, tanzen die<br />
Mäuse auf <strong>de</strong>m Tisch – wenn <strong>de</strong>r Chef<br />
keine Lust mehr hat, lassen sich auch die<br />
Mitarbeiter hängen.<br />
Frustrationstoleranz und Selbstmotivation<br />
– gehört das nicht zur Grundausstattung<br />
eines erfolgreichen Mittelständlers?<br />
Tovar: Sicher, i<strong>de</strong>altypisch gehört eine<br />
gute Wi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit zum Profi l,<br />
ebenso wie eine regelmäßige Refl exion<br />
<strong>de</strong>s eigenen Han<strong>de</strong>lns. Aber seien wir<br />
ehrlich: Wer macht das schon? Wer zieht<br />
sich regelmäßig zurück und über<strong>de</strong>nkt,<br />
was er so macht? Das setzt voraus, dass<br />
man strukturiert vorgeht. Meine Erfahrung<br />
als Berater sagt mir, dass die Realität<br />
völlig an<strong>de</strong>rs aussieht: Wir kommen<br />
zwei vor zwölf in ein Unternehmen und<br />
sehen, dass in allen Bereichen Chaos<br />
herrscht – dass wir überall gleichzeitig<br />
sein müssten. Vor uns sitzt ein frustrierter,<br />
abgekämpfter Unternehmer, <strong>de</strong>r versucht,<br />
zu retten, was es zu retten gibt.<br />
Wie erklären Sie sich diese Beobachtung?<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE DR. ULRIKE FELGER<br />
„Nur wenn <strong>de</strong>r Chef<br />
seine Führungsrolle<br />
beherzt annimmt, kann<br />
er sein Unternehmen<br />
vernünftig steuern.“<br />
Tovar: Der typische Mittelständler ist in <strong>de</strong>r<br />
Regel Sklave seiner Bank, <strong>de</strong>r von morgens<br />
bis abends am Rad dreht, weil das<br />
Finanzhaus ihm sonst <strong>de</strong>n Saft abdreht.<br />
Gera<strong>de</strong> kleinere Unternehmer, die unter<br />
acht Prozent Eigenkapital haben, sind häufi<br />
g in diesem Hamsterrad gefangen. Deren<br />
Motivation resultiert nicht vom Hinstreben<br />
zum Wohlgefühl, son<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>r Flucht<br />
vor <strong>de</strong>r Pein.<br />
Sie zeichnen ein düsteres Bild. Das Bekenntnis<br />
zum Unternehmertum ist im Mittelstand<br />
also gar nicht so ausgeprägt?<br />
Tovar: Mancher sagt mir: „Ich wur<strong>de</strong> nie<br />
gefragt, ob ich das will – o<strong>de</strong>r ob ich das<br />
kann“ – oft leben Unternehmer lange Jah-<br />
re unter <strong>de</strong>r Bür<strong>de</strong> ihrer Unternehmerschaft,<br />
bis sie erkennen, dass sie völlig<br />
verkehrt sind. Es geht darum, sich bewusst<br />
für das Unternehmertum zu entschei<strong>de</strong>n.<br />
Wer weiß, was er riskiert und<br />
sein eigenes Geld in einen Betrieb hineingesteckt<br />
hat, zeigt ein viel höheres<br />
Interesse an seinem Erfolg. Er klemmt<br />
sich mit Elan hinter die Dinge und berappelt<br />
sich wie<strong>de</strong>r, wenn etwas schiefgeht.<br />
Wer dagegen qua Geburt in ein<br />
Unternehmerleben hineinschlittert, nie<br />
auch nur einen Cent eigenes Geld in die<br />
Firma investiert hat, hat eine ganz an<strong>de</strong>re<br />
Grun<strong>de</strong>instellung.<br />
Schlechte Zeiten gibt es in je<strong>de</strong>m Unternehmerleben.<br />
Wie kann sich ein Firmenchef<br />
gegen Frustmomente wappnen?<br />
Tovar: <strong>Als</strong> Erstes sollte er sich fragen,<br />
woher Stress o<strong>de</strong>r Frust kommen und<br />
was das mit ihm zu tun hat. Beispielsweise<br />
resultieren Misserfolge und Rückschläge<br />
oft aus 20 Prozent <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n –<br />
die könnte man einfach weglassen. Eine<br />
gesun<strong>de</strong> Portion Selbsterkenntnis hilft:<br />
Viele Mittelständler können alles und<br />
wissen alles, aber bei Fehlern tragen die<br />
an<strong>de</strong>ren Schuld. Doch wer als Chef über<br />
seine Mitarbeiter schimpft, muss sich<br />
klarmachen, dass er sie selbst eingestellt<br />
hat, dass <strong>de</strong>r Ausbil<strong>de</strong>r schlechte Azubis<br />
selbst verantwortet. Lei<strong>de</strong>r geht die Fehlererkenntnis<br />
im Mittelstand gegen null.<br />
Doch seien wir ehrlich: Letztlich ist <strong>de</strong>r<br />
Chef die Ursache allen Übels, er ist das<br />
erste Glied in <strong>de</strong>r Stresskette. Nur wenn<br />
er seine Führungsrolle beherzt annimmt,<br />
kann er <strong>de</strong>n Betrieb vernünftig steuern.<br />
Ein persönliches Wochen-Logbuch ist<br />
eine gute Möglichkeit, herauszufi n<strong>de</strong>n,<br />
was eigentlich los ist, und hilft, konkrete<br />
Anknüpfpunkte für Verän<strong>de</strong>rungen zu<br />
fi n<strong>de</strong>n.<br />
31
Unternehmensführung – Strategie<br />
siert, fl exibel reagiere und sein Reaktionsrepertoire<br />
ständig erweitere, habe<br />
die Chance, zu biegen, statt zu brechen,<br />
so Scharnhorsts Überzeugung.<br />
Nach 27 Jahren in <strong>de</strong>r Jugendpfl ege hat<br />
sich Kai Brumberg, Caravan-Händler aus<br />
Marl, mit seiner Frau für ein Leben als<br />
Unternehmer entschie<strong>de</strong>n. „Wir haben<br />
schon Höhen und Tiefen erlebt: Enttäuschungen<br />
beim Personal, misslungene<br />
Umstrukturierungen, Umweltaufl agen,<br />
Überraschungen beim Finanzamt, am<br />
gravierendsten aber war unser Einbruch<br />
2007/08, direkt nach <strong>de</strong>r Investition von<br />
rund einer Million Euro“, resümiert <strong>de</strong>r<br />
gelernte Sozialpädagoge.<br />
Die Rücken<strong>de</strong>ckung sichern<br />
Trotz wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Rückschlägen<br />
hat Brumberg seine Lust am Unternehmertum<br />
noch nie verloren. Für ihn ist es<br />
eine Frage <strong>de</strong>s Durchhaltevermögens,<br />
<strong>de</strong>r Verbindlichkeit,<br />
ja <strong>de</strong>r Ehre, auch bei Schwierigkeiten<br />
weiterzumachen:<br />
„,Ich habe keine Lust mehr’,<br />
wäre das letzte Motiv, das<br />
Ganze sein zu lassen.“ Seine<br />
Mitarbeiter sind für Brumberg<br />
Ansporn, gut zu wirtschaften:<br />
„Leute einzustellen, ist eine<br />
hochmoralische Entscheidung,<br />
da hängen eine ganze<br />
Menge Menschen dran.“ <strong>Als</strong><br />
Unternehmer re<strong>de</strong> man von<br />
Geld – „in unserer Zeit in <strong>de</strong>r<br />
Jugendarbeit haben wir viel<br />
persönlichere Rückschläge<br />
erleben und verkraften müssen“,<br />
relativiert <strong>de</strong>r Händler,<br />
<strong>de</strong>r sich selbst als Optimisten<br />
und Stehaufmännchen beschreibt.<br />
Je<strong>de</strong>s Debakel sei<br />
ein Lernfeld, dabei gewinne<br />
er selbst <strong>de</strong>r verfahrensten Situation<br />
noch etwas ab. Was<br />
ihm damals wie heute hilft, ist<br />
sein sonniges Gemüt und ein<br />
hohes Maß an Selbstmotivation.<br />
Schießt diese bisweilen<br />
über das Ziel hinaus, kommt<br />
es seiner Familie zu, ihn in<br />
seiner eher mäßigen Fehlereinsicht<br />
„wie<strong>de</strong>r zu er<strong>de</strong>n“.<br />
Der Rückhalt aus <strong>de</strong>r Familie gibt <strong>de</strong>n<br />
meisten Unternehmern Kraft, auch bei<br />
Rückschlägen weiterzumachen. Fehlt<br />
diese Unterstützung allerdings, geht<br />
es für viele „ans Eingemachte“: „Mangeln<strong>de</strong>r<br />
Erfolg als Unternehmer und<br />
die erschüttern<strong>de</strong> Erkenntnis, allein zu<br />
sein, führen oft zu einer gefährlichen<br />
Lähmung“, weiß Thomas Scha<strong>de</strong>r,<br />
KMU-Berater und Geschäftsführer von<br />
Succeed in Dieburg. Wenn ein Unternehmer<br />
<strong>de</strong>n Kopf in <strong>de</strong>n Sand stecke, die<br />
Post nicht mehr öffne, sich Gesprächen<br />
verschließe, sich treiben lasse und seine<br />
Kernaufgaben vernachlässige, herrscht<br />
aus seiner Sicht Alarmstufe Rot. Dabei<br />
könne sich je<strong>de</strong>r Unternehmer in guten<br />
Zeiten die Rücken<strong>de</strong>ckung an<strong>de</strong>rer<br />
sichern, davon ist Scha<strong>de</strong>r überzeugt:<br />
„Wer offen auf Menschen zugeht und<br />
ehrlich mit ihnen ist, <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>t<br />
maßgeblich über die Unterstützung, die<br />
Fünf Voraussetzungen,<br />
um Krisen gut zu bewältigen<br />
1. optimale körperliche und psychische Gesundheit<br />
gesun<strong>de</strong>r Lebensstil, günstiger Umgang mit psychischen<br />
Belastungen<br />
2. gut ausgeprägte Problemlösungsfähigkeiten<br />
schnelles Verstehen, aktives Anpacken und Bewältigen<br />
problematischer Situationen<br />
3. starkes Selbstvertrauen, gesun<strong>de</strong>s Selbstwertgefühl,<br />
positives Selbstkonzept<br />
Schlüsseleinstellungen: Gefühl <strong>de</strong>r Selbstwirksamkeit,<br />
Bekenntnis zu einem Sinn, Lust auf Verän<strong>de</strong>rung<br />
4. ausgeprägte Lernfähigkeit, -bereitschaft, Neugier<br />
und Experimentierfreu<strong>de</strong><br />
Persönlichkeitsentwicklung durch selbstmotiviertes und<br />
selbst gesteuertes Lernen, Fragen statt Antworten<br />
5. Bewältigung von Krisen als Ausgangspunkt<br />
für Stärkung und Entwicklung<br />
Hausfor<strong>de</strong>rungen willkommen heißen, emotionale<br />
Balance herstellen, Überlebensfragen stellen, spielerisch<br />
und neugierig sein, aktiv wer<strong>de</strong>n<br />
nach: Al Sieber, u.a. The Survivor Personality, 2010, New York.<br />
er später einmal in Krisensituationen erfahren<br />
wird.“<br />
Werner Wassermann, geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />
Gesellschafter von Wassermann<br />
& Kress in Karlstein, hat genau diesen<br />
Kurs eingeschlagen. Er schöpft aus<br />
mehr als zwei Jahrzehnten Unternehmertätigkeit<br />
Zuversicht und Zutrauen<br />
in die eigenen Fähigkeiten. „Wir sind<br />
im Markt etabliert. Auch wenn wir uns<br />
darauf nicht ausruhen können, gewinne<br />
ich dadurch innere Sicherheit und die<br />
Option, einmal ‚Nein’ zu sagen“, sagt<br />
<strong>de</strong>r 51-Jährige.<br />
In <strong>de</strong>n Jahren 2008/09 stand sein Unternehmen<br />
auf <strong>de</strong>r Kippe. Binnen kürzester<br />
Zeit brachen weite Teile <strong>de</strong>s Umsatzes<br />
weg, zwei Mitarbeiter mussten gehen.<br />
Die Delle währte ein Jahr, heute kann<br />
sich Wassermann vor Aufträgen nicht<br />
retten – Frust und Überlastung resultieren<br />
nun eher aus übervollen Auftragsbüchern<br />
und Kun<strong>de</strong>n, die<br />
überfl üssigen Druck verbreiten.<br />
Der Unternehmer möchte<br />
Elan und Energie aus <strong>de</strong>m<br />
Spaß an <strong>de</strong>r Arbeit und <strong>de</strong>m<br />
Kontakt mit Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Lieferanten<br />
ziehen. Doch dieser<br />
wird immer spärlicher, <strong>de</strong>nn<br />
statt fester Gesprächspartner<br />
bestimmen inzwischen Einkaufsabteilungen<br />
mit jungen,<br />
dynamischen Absolventen<br />
das Geschehen. „<strong>Als</strong> Kleinunternehmen<br />
schätzen wir<br />
das Menschliche, hier sind<br />
wir stark, und das fehlt mir<br />
immer öfter“, gibt <strong>de</strong>r Metallbauer<br />
zu be<strong>de</strong>nken.<br />
Mit <strong>de</strong>m Auf und Ab <strong>de</strong>s Unternehmerlebens<br />
hat Wassermann<br />
<strong>de</strong>nnoch seinen<br />
Frie<strong>de</strong>n gemacht. Der Blick<br />
auf die Firmenvertreter, die<br />
bei ihm ein und aus gehen,<br />
führt ihm die Vorzüge seines<br />
Unternehmerlebens vor Augen:<br />
„Was ich an einem Tag<br />
mache, bewegen die nicht<br />
in einem Monat“, schätzt er<br />
seine Gestaltungsmöglichkeiten<br />
– und nimmt <strong>de</strong>ren Belastungen<br />
mit pragmatischer<br />
Gelassenheit in Kauf.<br />
32 ProFirma 05 2011
Sprachpuristen, zu <strong>de</strong>nen beileibe nicht nur Deutschlehrer<br />
gehören, beklagen gerne <strong>de</strong>n angeblich schädlichen Einfl uss<br />
frem<strong>de</strong>r Sprachen und Sprachfetzen. In Deutschland verläuft<br />
das vergleichsweise mo<strong>de</strong>rat. In Frankreich wird ein regelrechter<br />
Sprachkrieg geführt, in <strong>de</strong>ssen Rahmen auch Wörter<br />
für Anglizismen neu erfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Aber das sind Scheingefechte.<br />
Keine Sprache in Mitteleuropa ist „rein“. Das gilt insbeson<strong>de</strong>re<br />
für Fachsprachen, die international vernetzt sind<br />
und verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n wollen. Sie „leben“ über die Grenzen<br />
hinweg.<br />
Im angelsächsischen Sprachraum ist es beson<strong>de</strong>rs kompliziert:<br />
Seit <strong>de</strong>m Sieg <strong>de</strong>r französischsprachigen Normannen<br />
über die Angeln und die Sachsen im Jahre 1066 bei Hastings<br />
haben sich französische und angelsächsische Sprache und<br />
Kultur angenähert. Durchdrungen haben sie sich bis heute<br />
nicht. Deshalb auch besitzt die englische Sprache im Vergleich<br />
zum Deutschen <strong>de</strong>n mehrfachen Wortschatz. Für viele Dinge<br />
und Vorgänge gibt es einen Begriff aus <strong>de</strong>r Alltagssprache, die<br />
vom Angelsächsischen beeinfl usst wird, und einen <strong>de</strong>utlich<br />
vornehmeren Begriff, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Französisch-Romanischen<br />
stammt. Kenner können Englischsprecher auf diese Weise<br />
schnell einer Gesellschaftsschicht zuordnen. Diese feine Differenzierung<br />
haben wir im Deutschen nicht, aber wir sind<br />
eben keine Klassengesellschaft mehr.<br />
Es ist etwas in Vergessenheit geraten, aber hinter all <strong>de</strong>n<br />
großen Taten früherer und heutiger Kaufl eute stecken vor<br />
allem italienisches Fachwissen und italienische Han<strong>de</strong>lskompetenz.<br />
Lange bevor in Deutschland die vielen Anglizismen<br />
auftauchten, nahm die italienische Fachsprache einen massiven<br />
Frem<strong>de</strong>infl uss auf das Geschäftsleben. Die italienischen<br />
Han<strong>de</strong>lsherren aus Venedig o<strong>de</strong>r Genua waren führend und<br />
erschlossen neue Märkte für Waren aller Art. Und sie führten<br />
auch die Grundlagen <strong>de</strong>r heutigen Buchführung ein. Mit ihren<br />
Waren und Diensten exportierten sie neue Zahlungsformen,<br />
ProFirma 05 2011<br />
Quer<strong>de</strong>nker<br />
Martin Beck Der Unternehmensberater<br />
ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />
Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />
www.prof-beck.net<br />
Wo das Italienische weiter wirkt<br />
Von Professor Martin Beck<br />
eine geordnete Buchführung und verlässliche Kreditregeln.<br />
Marco Polo, <strong>de</strong>r Asienreisen<strong>de</strong>, war einer ihrer Vorläufer.<br />
Auch Cristoforo Colombo, unser guter alter Christoph Kolumbus,<br />
o<strong>de</strong>r Giovanni Caboto, <strong>de</strong>n die Englän<strong>de</strong>r John Cabot<br />
nennen und ihn wegen seiner Ent<strong>de</strong>ckungsreisen als ersten<br />
Europäer auf <strong>de</strong>m amerikanischen Festland nach <strong>de</strong>n Wikingern<br />
verehren, waren Italiener.<br />
Was sie damals einführten und verbreiteten, ist heute in <strong>de</strong>r<br />
westlichen Welt Standard – und die Fachbegriffe sind weitgehend<br />
noch im Gebrauch. Hier eine Auswahl <strong>de</strong>r bei uns<br />
eingebürgerten und gut integrierten, Begriffe: Bilanz, Konto,<br />
Saldo, Debitor, Kreditor, Insolvenz, Konkurs, Agio, Disagio,<br />
A-Konto-Zahlung, Tratte, Prolongation, Bankrott – also Begriffe<br />
für Sieg und Nie<strong>de</strong>rlage und alle Wechselfälle <strong>de</strong>s Unternehmerlebens.<br />
Wir haben in unserem amerikanisierten Eifer vergessen, dass<br />
die Wurzeln unserer kaufmännischen und weltumspannen<strong>de</strong>n<br />
Tätigkeit nicht in Harvard o<strong>de</strong>r New York liegen, son<strong>de</strong>rn<br />
in Venedig und in Mailand. Und das heute manchmal<br />
so beklagte „Denglisch“ hat im Geschäftsitalienisch seinen<br />
würdigen Vorgänger. Nur dass sich heute kein Deutschlehrer<br />
darüber erregt, dass wir vom Saldo und nicht vom „Unterschied“<br />
o<strong>de</strong>r vom „Subtraktionsergebnis“ re<strong>de</strong>n – aber das<br />
wäre ja schon wie<strong>de</strong>r lateinisch-italienisch. Heute heißen die<br />
umstrittenen Begriffe eben in <strong>de</strong>r Logistik fi fo (fi rst in – fi rst<br />
out), in <strong>de</strong>r Unternehmensführung Corporate Governance<br />
und bei <strong>de</strong>n Verkaufsbemühungen Marketing.<br />
Der Autor (auch so ein Fremdwort, aber „<strong>de</strong>r Schreiber“ klingt<br />
etwas respektlos …) empfi ehlt: Entspannt bleiben! Sprachen<br />
leben, verän<strong>de</strong>rn sich, und so lange sie leben, besteht keine<br />
Gefahr. Wer aber Pfl ege braucht, auch Sprachpfl ege, <strong>de</strong>r kann<br />
sich offensichtlich nicht mehr selbst helfen. Und davon kann<br />
bei unserer quicklebendigen Sprache nun wirklich keine Re<strong>de</strong><br />
sein.<br />
Kolumne<br />
33
Unternehmensführung<br />
Digitale Personalakte<br />
„Auf in die Cloud!“, hämmert die Werbung<br />
auf uns ein. Die Digitalisierung<br />
unseres Lebens erfasst die private und<br />
berufl iche Umwelt. Im Personalbereich<br />
wird schon seit Jahrzehnten heftig über<br />
die (vermeintlichen) Vor- und Nachteile<br />
<strong>de</strong>r digitalen Personalakte gestritten.<br />
Die Befürworter wer<strong>de</strong>n als zwanghafte<br />
Mo<strong>de</strong>rnisierer verschrien, die für Praktikabilität<br />
und Datenschutz nichts übrig<br />
hätten, die Gegner als altmodische Umweltzerstörer<br />
angegriffen, die mit <strong>de</strong>m<br />
Festhalten an Papierakten für die Abholzung<br />
<strong>de</strong>s Regenwalds verantwortlich<br />
seien.<br />
Die Einführung <strong>de</strong>r digitalen Personalakte<br />
kann für Unternehmen, Arbeitnehmer,<br />
Personalabteilung und Vorgesetzte<br />
erhebliche Vorteile bringen. Die Digitalisierung<br />
ermöglicht ein Selbstbedienungsverfahren<br />
(Self Service), bei <strong>de</strong>m<br />
mittels präziser Defi nition <strong>de</strong>r Zugriffsrechte<br />
auch <strong>de</strong>r Datenschutz gewahrt<br />
wird. Der Aufwand durch die händische<br />
Erfassung <strong>de</strong>r Personalakte in die Abrechnungs-<br />
und Personalverwaltungssysteme<br />
wird gemin<strong>de</strong>rt. Die digitale<br />
Personalakte ist zu<strong>de</strong>m besser gegen<br />
Missbrauch wie heimliches Hinzufügen<br />
o<strong>de</strong>r Entfernen von Bestandteilen <strong>de</strong>r<br />
Personalakte gesichert – Zugriff auf sie<br />
und Än<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n schließlich<br />
protokolliert und somit beweisbar. Ein<br />
RECHT<br />
Fluch, Segen o<strong>de</strong>r Haftungsrisiko?<br />
Der Verzicht auf Ausdrucke und Aktenordner wäre wünschenswert, aber das<br />
Thema ist komplexer, als es zunächst scheint. Bei allen Angeboten und Überlegungen<br />
lohnt wirtschaftlich wie rechtlich ein zweiter Blick. VON BERND WELLER<br />
Wer Original-Personalakten vernichtet, sollte <strong>de</strong>nnoch wichtige Dokumente, die <strong>de</strong>r<br />
Schriftform unterliegen, etwa <strong>de</strong>n Arbeitsvertrag, aussparen und zentral lagern.<br />
34 ProFirma 05 2011
Nachteil <strong>de</strong>r digitalen Personalakte liegt<br />
auf <strong>de</strong>r Hand: Wer liest schon gerne am<br />
Bildschirm? Die Gefahr ist hoch, dass<br />
Aktenbestandteile immer und immer<br />
wie<strong>de</strong>r ausgedruckt und <strong>de</strong>r Papieraufwand<br />
damit erhöht wird. Unterschätzt<br />
wer<strong>de</strong>n oft auch die rechtlichen Implikationen<br />
<strong>de</strong>r digitalen Personalakte.<br />
Dokumentationspfl ichten<br />
Je<strong>de</strong>s Unternehmen muss die eigenen<br />
Geschäftsunterlagen, unter an<strong>de</strong>rem<br />
für Fiskus und Sozialversicherungsträger<br />
aufbewahren und verfügbar halten.<br />
Für elektronische Daten gelten die<br />
„Grundsätze ordnungsgemäßer datenverarbeitungsgestützterBuchführungssysteme“<br />
(GoBS) und die „Grundsätze<br />
zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit<br />
digitaler Unterlagen“ (GDPdU). Für <strong>de</strong>n<br />
Unternehmer be<strong>de</strong>utet dies, dass er nur<br />
solche Software-Angebote für digitale<br />
Personalakten in die engere Wahl ziehen<br />
soll und darf, die diesen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
gerecht wer<strong>de</strong>n.<br />
Beweisschwierigkeiten?<br />
Die Einführung <strong>de</strong>r digitalen Personalakte<br />
wird oft mit erspartem Archivraum<br />
begrün<strong>de</strong>t. Unternehmer stehen vor <strong>de</strong>r<br />
Frage, ob die digitale Personalakte als<br />
Doppel zur weiterhin archivierten Papierakte<br />
besteht o<strong>de</strong>r ob jegliches Papierexemplar<br />
zerstört wird. Für die zweite<br />
Variante sprechen scheinbar fi nanzielle<br />
Erwägungen. Die zentrale Einlagerung<br />
von Personalakten lohnt sich nur für<br />
Großunternehmen und Konzerne. Die<br />
damit verbun<strong>de</strong>nen Kosten fressen einen<br />
Großteil <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Wegfall örtlicher<br />
Lagerung ersparten Mietkosten auf.<br />
Bei <strong>de</strong>r Entscheidung zur Zerstörung<br />
<strong>de</strong>r Papierakten wer<strong>de</strong>n die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
rechtlichen Risiken oft übersehen.<br />
Eine Reihe arbeitsrechtlicher<br />
Vereinbarungen und Bedingungen bedürfen<br />
<strong>de</strong>r Schriftform, zum Beispiel<br />
<strong>de</strong>r Abschluss eines Aufhebungsvertrags,<br />
<strong>de</strong>r Ausspruch einer Kündigung<br />
o<strong>de</strong>r die Vereinbarung einer Befristung.<br />
Liegt kein schriftliches Exemplar vor,<br />
sind Aufhebungsvertrag, Kündigung<br />
und Befristungsabre<strong>de</strong> unwirksam.<br />
ProFirma 05 2011<br />
Die Schriftform erfor<strong>de</strong>rt das Vorliegen<br />
eines Papierexemplars, welches<br />
im Original von bei<strong>de</strong>n Parteien unterzeichnet<br />
ist. Die digitale Reproduktion<br />
(Scan) eines solchen Dokuments<br />
entspricht nicht <strong>de</strong>r Schriftform. Mit<br />
<strong>de</strong>r vorschnellen Zerstörung von Originalunterlagen<br />
vergibt <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />
die Möglichkeit, das Vorliegen einer<br />
schriftlichen Vereinbarung im Arbeitsgerichtsprozess<br />
zu beweisen.<br />
Die Lösung dieses Dilemmas scheint auf<br />
<strong>de</strong>r Hand zu liegen: Bei <strong>de</strong>r Zerstörung<br />
wer<strong>de</strong>n wichtige schriftliche Originaldokumente<br />
ausgespart und zentral gelagert.<br />
Die Kosten- und Fehleranfälligkeit<br />
eines solchen Verfahrens sollten nicht<br />
unterschätzt wer<strong>de</strong>n. Alternativ ist daran<br />
zu <strong>de</strong>nken, bei <strong>de</strong>r Digitalisierung<br />
von Dokumenten Erklärungen mit Beweiswert<br />
zu erstellen, gemäß <strong>de</strong>rer bei<br />
<strong>de</strong>r Digitalisierung ein von bei<strong>de</strong>n Seiten<br />
unterzeichnetes Originalexemplar<br />
vorlag. Solche Verfahren gibt es. Ganz<br />
billig sind sie freilich nicht.<br />
Datenschutz<br />
Nach <strong>de</strong>r Novelle <strong>de</strong>s BDSG im Herbst<br />
2009 fi n<strong>de</strong>t dieses nach § 32 Abs. 2<br />
nicht nur Anwendung auf automatisierte<br />
(das heißt digitale) Personaldaten,<br />
son<strong>de</strong>rn auch auf Papierakten. An sich<br />
än<strong>de</strong>rt sich also beim Wechsel von<br />
<strong>de</strong>r Papier- zur digitalen Personalakte<br />
rechtlich nichts. Auf einem an<strong>de</strong>ren<br />
Blatt steht aber, welche Unternehmenseinheiten<br />
im In- und Ausland Zugriff<br />
auf die Personalakte o<strong>de</strong>r Teile von ihr<br />
haben möchten. Insoweit ist zunächst<br />
zu be<strong>de</strong>nken, dass an<strong>de</strong>re Unternehmen<br />
auch innerhalb eines Verbunds<br />
o<strong>de</strong>r Konzerns datenschutzrechtlich<br />
wie je<strong>de</strong>r Dritte zu behan<strong>de</strong>ln sind; es<br />
muss also beson<strong>de</strong>re Grün<strong>de</strong> für eine<br />
Datenübermittlung geben. Sofern ein<br />
Software-Provi<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Betrieb<br />
<strong>de</strong>r Digitalakte beauftragt wird, ist an<br />
die Voraussetzung von § 11 BDSG zu<br />
<strong>de</strong>nken.<br />
Der Autor: Bernd Weller ist Fachanwalt für<br />
Arbeitsrecht in <strong>de</strong>r Kanzlei Heuking Kühn<br />
Lüer Wojtek, Frankfurt am Main.<br />
Urteils-Ticker<br />
HANDYVERBOT AUCH OHNE<br />
BETRIEBSRAT<br />
Der Arbeitgeber kann die private<br />
Nutzung <strong>de</strong>s Handys während <strong>de</strong>r Arbeitszeit<br />
verbieten, ohne dass es <strong>de</strong>r<br />
Zustimmung <strong>de</strong>s Betriebsrats bedarf,<br />
entschied das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht<br />
(LAG) Rheinland-Pfalz. Nur Regelungen<br />
<strong>de</strong>r betrieblichen Ordnung<br />
sind mitbestimmungspfl ichtig. Die<br />
Handynutzung dagegen tangiere unmittelbar<br />
das Arbeitsverhalten, das<br />
<strong>de</strong>r Arbeitgeber mit seinem Direktionsrecht<br />
bestimmen könne.<br />
INFO: LAG Rheinland-Pfalz,<br />
Az. 6 TaBV 33/09<br />
FALSCHE SCHUFA-AUSKUNFT,<br />
KREDIT NICHT KÜNDBAR<br />
Enthält eine von <strong>de</strong>r Bank eingeholte<br />
Schufa-Auskunft keine Angaben<br />
darüber, dass <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> vor mehr als<br />
zwei Jahren eine ei<strong>de</strong>sstattliche Versicherung<br />
abgegeben hat, han<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>r<br />
Bankkun<strong>de</strong> nicht pfl ichtwidrig, wenn<br />
er die Bank nicht selbst darüber aufklärt,<br />
urteilte das Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />
(OLG) Frankfurt. Die vorzeitige Kündigung<br />
eines so zustan<strong>de</strong> gekommenen<br />
Kreditvertrags vonseiten <strong>de</strong>r Bank<br />
„aus wichtigem Grund“ sei daher<br />
rechtswidrig.<br />
INFO: OLG Frankfurt, Az.19 U 41/10<br />
SERVICE MUSS TATSÄCHLICH<br />
KOSTENLOS SEIN<br />
Ein Internet-Anbieter darf Sicherheitspakete<br />
nicht als kostenlos anpreisen,<br />
wenn die Gratisleistung ohne Zutun<br />
<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n nach einer gewissen Zeit<br />
in ein kostenpfl ichtiges Abonnement<br />
übergeht, entschied das Landgericht<br />
(LG) Koblenz. Das Angebot <strong>de</strong>s Internet-Anbieters<br />
war tatsächlich nur die<br />
ersten sechs Monate kostenlos, danach<br />
mussten Kun<strong>de</strong>n 4,99 Euro im<br />
Monat zahlen. Dies sei irreführend<br />
und <strong>de</strong>shalb unzulässig.<br />
INFO: LG Koblenz, Az. 1 HK O 85/09<br />
35
Finanzen & Steuern<br />
FINANZTRENDS<br />
Mittelstand vernachlässigt Risikomanagement<br />
Der <strong>de</strong>utsche Mittelstand hat beim Risikomanagement<br />
noch großen Nachholbedarf.<br />
81 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
planen Investitionen, um Risiken<br />
zukünftig professioneller begegnen zu<br />
können. Treiber dieser Entwicklung<br />
sind neben <strong>de</strong>m neuen <strong>de</strong>utschen Bilanzrecht<br />
vor allem die gestiegenen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Kreditgeber, Investoren<br />
und Gesellschafter. Hinzu kommt das<br />
Ziel <strong>de</strong>r Inhaber und Geschäftsführer,<br />
Haftungsrisiken zu vermei<strong>de</strong>n. Dies<br />
sind die Ergebnisse <strong>de</strong>r ersten repräsentativen<br />
Studie zum Stand <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />
im <strong>de</strong>utschen Mittelstand<br />
von Funk RMCE, Rödl & Partner und<br />
Weissman & Cie.<br />
„Die Wirtschaftskrise hat bei vielen<br />
Unternehmen offengelegt, dass Risiken<br />
noch nicht professionell genug gesteuert<br />
wer<strong>de</strong>n“, erklärt Hendrik F. Löffl er,<br />
Geschäftsführer von Funk RMCE, <strong>de</strong>r<br />
auf Risikomanagement spezialisierten<br />
Beratungsgesellschaft <strong>de</strong>r Funk Gruppe.<br />
Die Untersuchung zeige, dass das<br />
Risikomanagement häufi g an operative<br />
Bereiche wie Controlling, Rechts- o<strong>de</strong>r<br />
Personalabteilung <strong>de</strong>legiert wer<strong>de</strong>. Nur<br />
bei einem Drittel <strong>de</strong>r befragten Unternehmen<br />
befassten sich die Geschäftsführung<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vorstand direkt mit<br />
<strong>de</strong>m Risikomanagement.<br />
Bislang kommt <strong>de</strong>r Studie zufolge die<br />
Initialzündung, ein Risikomanagement<br />
einzuführen o<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong> Systeme<br />
zu verbessern, primär von außen. Die<br />
in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren verschärf-<br />
Factoring-Branche schafft<br />
die Wen<strong>de</strong><br />
Nach <strong>de</strong>m erstmaligen Rückgang <strong>de</strong>s Factoring-Volumens im Jahr 2009 als Folge<br />
<strong>de</strong>r Finanzkrise boomte im vergangenen Jahr <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Factoring-Markt<br />
so stark wie noch nie zuvor: Der Gesamtumsatz <strong>de</strong>r im Deutschen Factoring-<br />
Verband vertretenen 26 Factoring-Institute stieg um 37 Prozent und erreichte<br />
die Rekordmarke von 132 Milliar<strong>de</strong>n Euro (2009: 96 Milliar<strong>de</strong>n Euro).<br />
„Die Kun<strong>de</strong>n, die Factoring in <strong>de</strong>r Krise kennen und schätzen gelernt haben,<br />
sind <strong>de</strong>r Finanzdienstleistung auch im Jahr 2010 treu geblieben“, fasst Joachim<br />
Secker, Sprecher <strong>de</strong>s Vorstands <strong>de</strong>s Deutschen Factoring-Verbands, die<br />
Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s bisher stärksten Umsatzanstiegs zusammen. Auch die Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Neukun<strong>de</strong>n nahm auf nunmehr rund 12.000 zu. Gegenüber 2009 ist das ein<br />
Zuwachs von 36 Prozent (8.840).<br />
ten gesetzlichen Anfor<strong>de</strong>rungen an das<br />
interne Kontrollsystem sowie die verpfl<br />
ichten<strong>de</strong> Einführung und Dokumentation<br />
eines Risikomanagements für alle<br />
kapitalmarktorientierten Unternehmen<br />
haben insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n gehobenen<br />
Mittelstand zum Um<strong>de</strong>nken gebracht.<br />
Aber auch Kun<strong>de</strong>n und Lieferanten tragen<br />
dazu bei, Risikomanagementsysteme<br />
einzuführen.<br />
Rettungsschirme sind<br />
nicht die Lösung: Der<br />
<strong>de</strong>utsche Mittelstand will<br />
mehr in die Risikoabsicherung<br />
investieren.<br />
ZAHL DES MONATS<br />
940.000<br />
Personen haben im Jahr 2010 in<br />
Deutschland eine selbstständige Tätigkeit<br />
begonnen. Im Vergleich zum<br />
Vorjahr be<strong>de</strong>utet dies eine Zunahme<br />
um rund acht Prozent o<strong>de</strong>r 66.000 Personen.<br />
Dies geht aus <strong>de</strong>m KfW-Gründungsmonitor<br />
2011 hervor. Die Grün<strong>de</strong>rzahl<br />
stieg damit im zweiten Jahr in<br />
Folge, wobei diesmal <strong>de</strong>r Konjunkturaufschwung<br />
<strong>de</strong>m Gründungsgeschehen<br />
einen Schub gegeben hat.<br />
36 ProFirma 05 2011
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Die Renaissance <strong>de</strong>s Eigenkapitals<br />
Ob <strong>de</strong>r Mittelstand genug Kredit bekommt, darüber waren sich die Experten beim<br />
ProFirma-Roundtable nicht einig. Übereinstimmung herrschte darin, dass die Eigen-<br />
fi nanzierung <strong>de</strong>s Mittelstands gestärkt wer<strong>de</strong>n muss. DAS GESPRÄCH FÜHRTE PAUL LAUER<br />
Die Finanzkrise ist wohl glimpfl icher verlaufen<br />
als lange befürchtet. Trotz<strong>de</strong>m sind<br />
die Klagen über eine Kreditklemme nicht<br />
verstummt. Gibt es genügend Geld für <strong>de</strong>n<br />
Mittelstand im Aufschwung?<br />
Lütkenhaus: Das Jahr <strong>de</strong>r größten Verunsicherung<br />
war 2009 mit einem drastischen<br />
Rückgang <strong>de</strong>r Kreditnachfrage. Wir haben<br />
allerdings schon im Jahr 2010 mit einem<br />
Anziehen <strong>de</strong>r Nachfrage gerechnet, weil<br />
die Zeichen für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Mittelstand<br />
gut stan<strong>de</strong>n. Diese blieb aber erstaunlicherweise<br />
in <strong>de</strong>n ersten sechs Monaten <strong>de</strong>s<br />
Jahres aus. Der eigentliche Schub setzte<br />
erst im zweiten Halbjahr ein, und <strong>de</strong>r hält<br />
auch bis heute an. Ich bleibe daher dabei:<br />
Es hat keine Kreditklemme gegeben, son<strong>de</strong>rn<br />
als Folge <strong>de</strong>r Krise einen <strong>de</strong>utlichen<br />
Nachfragerückgang. Probleme gab es in<br />
Einzelfällen, vor allem größere Unternehmen<br />
hatten mehr Schwierigkeiten als die<br />
kleineren.<br />
Müller: Das ist eine überraschen<strong>de</strong> Bestandsaufnahme.<br />
Wenn wir über <strong>de</strong>n<br />
Mittelstand gemäß <strong>de</strong>r EU-Defi nition und<br />
damit von 3,2 Millionen Betrieben mit bis zu 49 Mitarbeitern<br />
re<strong>de</strong>n, dann war die Kreditklemme real gegeben. Diese Betriebe<br />
sind <strong>de</strong>swegen durch die Krise gekommen, weil die Inhaber<br />
an ihre Reserven gegangen sind, soweit sie nur konnten. Gera<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r kleine Mittelstand ist eigenkapitalschwach und jetzt<br />
noch schwächer. Eine beson<strong>de</strong>re Achillesferse, die ich als Unternehmensberater<br />
beobachte, sind die Liquiditätsprobleme.<br />
Gestiegene Zinsen und eine restriktive Kreditvergabe <strong>de</strong>r Banken,<br />
die sich zu<strong>de</strong>m mit einem Prozent bei <strong>de</strong>r Zentralbank<br />
refi nanzieren und anschließend 18 o<strong>de</strong>r 19 Prozent Überzie-<br />
DIE TEILNEHMER<br />
Dr. Stefan Breuer<br />
Bereichsleiter Vertrieb <strong>de</strong>r KfW<br />
Bankengruppe, Frankfurt<br />
Martin Fischedick<br />
Bereichsvorstand Corporate<br />
Banking, Commerzbank AG,<br />
Frankfurt<br />
Dr. Altfried M. Lütkenhaus<br />
Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands <strong>de</strong>r<br />
Frankfurter Sparkasse, Frankfurt<br />
Hans-Joachim Metternich<br />
Kreditmediator Deutschland,<br />
Frankfurt<br />
Wolfram Müller<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vereinigung<br />
Beraten<strong>de</strong>r Betriebs- und<br />
Volkswirte e.V., Hamburg<br />
Baptista<br />
Kredithür<strong>de</strong>n sinken. Der Mittelstand bekommt also wie<strong>de</strong>r<br />
Fernando<br />
hungszinsen verlangen, sind als Ursachen dafür zu nennen. Fotos:<br />
38 ProFirma 05 2011<br />
ProFirma<br />
Round Table<br />
ProFirma<br />
Special<br />
Das sind zwei konträre Standpunkte. Gilt in<br />
<strong>de</strong>r Praxis vielleicht bei<strong>de</strong>s?<br />
Fischedick: Zunächst einmal: Die Zinssätze,<br />
die Herr Müller erwähnt hat, kenne<br />
ich bei uns nicht. Zu Ihrer Frage: Nein, es<br />
gibt keine Kreditklemme. Wir hatten uns<br />
für das Jahr 2010 vorgenommen, fünf Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro neue Kredite auszulegen, und<br />
dies ist uns gelungen. Gleichwohl sind wir<br />
– und dort schließt sich <strong>de</strong>r Kreis – nicht<br />
gewachsen. Denn viele Firmen nutzten die<br />
Krise, um sich von <strong>de</strong>r Kreditfi nanzierung<br />
unabhängiger zu machen, in<strong>de</strong>m sie ihr<br />
Working-Capital optimierten. Dadurch ist<br />
die Nachfrage nach Krediten in <strong>de</strong>r Breite gesunken.<br />
Alle Banken wür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit gerne<br />
mehr Kredite vergeben. Wir gehen aber jetzt<br />
davon aus, dass mit <strong>de</strong>r weiteren Expansion<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen <strong>de</strong>r Kreditbedarf wie<strong>de</strong>r<br />
steigen wird.<br />
Herr Metternich, Sie sind als Kreditmediator<br />
in viele Betriebe gegangen. Was waren Ihre<br />
Eindrücke?<br />
Metternich: Der Rückgang <strong>de</strong>r Nachfrage<br />
nach Krediten ist zum einen auf einen <strong>de</strong>utlichen Rückgang<br />
<strong>de</strong>r Investitionstätigkeit im Jahr 2009 zurückzuführen. Zum<br />
an<strong>de</strong>ren hat <strong>de</strong>r Mittelstand in <strong>de</strong>r Tat versucht, aus <strong>de</strong>r Innenfi<br />
nanzierung heraus Liquidität zu schaffen. Trotz<strong>de</strong>m<br />
muss man festhalten, dass die Kreditnachfrage im Jahr 2010<br />
rückläufi g geblieben ist. Wachstum sehen wir jetzt vor allem<br />
bei <strong>de</strong>n Sparkassen und Volksbanken. Ob sie aufgrund <strong>de</strong>r guten<br />
Konjunktur wie<strong>de</strong>r generell anzieht, wird man sehen. Die<br />
Umfragen <strong>de</strong>s DIHK bei <strong>de</strong>n Unternehmen zeigen, dass die<br />
leichter als vor ein o<strong>de</strong>r zwei Jahren Mittel von <strong>de</strong>n Banken.
„Es gibt kleine Unternehmen,<br />
für die die Kreditklemme Realität ist.“<br />
DR. STEFAN BREUER, BEREICHSLEITER VERTRIEB<br />
DER KFW BANKENGRUPPE, FRANKFURT<br />
Breuer: Auch wir haben beobachtet, dass die Kreditinstitute<br />
gerne noch mehr Kredit vergeben hätten. Natürlich ist für<br />
manches kleine Unternehmen die Kreditklemme Realität.<br />
Deshalb sollte <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Kreditklemme nur konkret verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n und nicht pauschal. Wenn ein Unternehmen<br />
mit seinem Antrag auf einen KfW-Kredit keinen Erfolg hat,<br />
kann das verschie<strong>de</strong>ne Ursachen haben. <strong>Als</strong> För<strong>de</strong>rbank arbeiten<br />
wir bei <strong>de</strong>r Finanzierung von Kleinunternehmen nach<br />
<strong>de</strong>m bewährten Hausbankprinzip. Zu uns kommen nur solche<br />
Kreditanträge, bei <strong>de</strong>nen auch die Hausbank mitmacht,<br />
weil sie das Finanzierungsvorhaben positiv einschätzt und unterstützt.<br />
Gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Krediten mit Volumina von 200.000<br />
bis 300.000 Euro verzeichneten wir gute Ergebnisse.<br />
An <strong>de</strong>r Bereitschaft <strong>de</strong>r Banken, Kredite zu vergeben, scheint<br />
es nicht zu liegen. Gibt es an<strong>de</strong>re Hür<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Mittelstand?<br />
Müller: Herr Metternich hat ja darauf hingewiesen, dass die<br />
Kreditbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich zurückgehen. Fakt ist, dass seit <strong>de</strong>r<br />
Durchsetzung <strong>de</strong>s Sharehol<strong>de</strong>r Value Konzepts im Bankwesen<br />
Mitte <strong>de</strong>r neunziger Jahre sich einige Banken aus <strong>de</strong>m Kreditgeschäft<br />
zurückziehen, weil es als ertragsschwach und risikobehaftet<br />
gilt. Eigenkapitalrenditen von 25 Prozent und mehr soll<br />
jetzt das Investmentbanking bringen. Die gigantische Finanzmarktkrise<br />
ist das Resultat. Eine weitere gravieren<strong>de</strong> Fehlentwicklung<br />
ist die im Kreditgeschäft erfolgte Trennung zwischen<br />
Markt und Marktfolge, weil es die enge Verbindung zwischen<br />
Unternehmer und <strong>de</strong>m Kreditverantwortlichen nicht mehr<br />
gibt. Kredit be<strong>de</strong>utet immer noch Vertrauen. Jetzt gilt: Bürokratie<br />
statt Vertrauen. Und schließlich haben wir in <strong>de</strong>r Tat eine<br />
Kreditlastigkeit in <strong>de</strong>r Finanzierung. Es gehört daher zu <strong>de</strong>n<br />
ProFirma 05 2011<br />
„Der Kredit wird ein unverzichtbarer Bestandteil<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensfi nanzierung bleiben.“<br />
DR. ALTFRIED M. LÜTKENHAUS,<br />
VORSTAND DER FRANKFURTER SPARKASSE, FRANKFURT<br />
wichtigsten For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Vereinigung beraten<strong>de</strong>r Betriebs-<br />
und Volkswirte und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Selbständigen,<br />
die Eigenfi nanzierung <strong>de</strong>r Betriebe zu stärken.<br />
Lütkenhaus: Ich kann Ihre Einschätzung so nicht teilen.<br />
Die Trennung zwischen Markt und Marktfolge, in <strong>de</strong>r die<br />
Kreditanträge bearbeitet wer<strong>de</strong>n, ist eine Folge <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Regulierungen. Die gute Botschaft ist aus meinen<br />
Erfahrungen heraus, dass die Entscheidungen besser gewor<strong>de</strong>n<br />
sind. Der Nachteil ist, dass die Unternehmer das Gefühl<br />
haben, es dauerte länger als früher. Es ist zwar richtig, dass<br />
das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Kredit gera<strong>de</strong> im<br />
kleinen Mittelstand ausgewogener wer<strong>de</strong>n muss. Dennoch<br />
wird <strong>de</strong>r Kredit ein unverzichtbarer Bestandteil <strong>de</strong>r Unternehmensfi<br />
nanzierung bleiben. Und das Erfreuliche ist:<br />
Damit können Banken sogar Geld verdienen, wenn sie mit<br />
ihren Kun<strong>de</strong>n eine langfristig vertrauensvolle Beziehung<br />
aufbauen.<br />
Fischedick: Zum Thema Regulierung ist zu sagen, dass sich<br />
die Banken nicht je<strong>de</strong> Regel gewünscht haben. Es bringt in dieser<br />
Diskussionsrun<strong>de</strong> auch wenig, die bestehen<strong>de</strong>n Regeln zu<br />
diskutieren, wir müssen hier darüber sprechen, wie wir unter<br />
Beachtung <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>n Mittelstand unterstützen<br />
können. Die Trennung in Markt und Marktfolge ist auf<br />
alle Fälle sinnvoll. Je<strong>de</strong>r Kredit bis zu einer Million Euro wird<br />
bei uns binnen einer Woche nach Antragseingang entschie<strong>de</strong>n,<br />
wenn die Unterlagen vollständig sind. Dass <strong>de</strong>r Kredit als<br />
Produkt nicht profi tabel sein soll, bestreite ich ebenso. Für ein<br />
profi tables Kreditgeschäft brauchen wir auch keine Kreditfabrik.<br />
Unser Anspruch ist es, die Nachfrage <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n bestmöglich<br />
zu befriedigen, mit vernünftigen Ratschlägen<br />
39
Finanzen & Steuern – Special Finanzierung<br />
und mit einem Kredit <strong>de</strong>r dazugehört. Dafür braucht es also<br />
keine Fabriken, son<strong>de</strong>rn funktionieren<strong>de</strong> Prozesse.<br />
Herr Metternich, wie bewerten Sie das Zusammenspiel zwischen<br />
Banken und Unternehmer?<br />
Metternich: Ich glaube, die Banken sind im Schnitt bemüht,<br />
<strong>de</strong>n Unternehmern zu helfen, auch wenn aus meiner Sicht in<br />
<strong>de</strong>r Zusammenarbeit noch einiges verbessert wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Nach unseren Erfahrungen muss das Thema Finanzkommunikation<br />
<strong>de</strong>utlich verbessert wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> Mittelständler<br />
– ich nenne jetzt mal die Handwerksunternehmen – tun sich<br />
schwer, zur Bank zu gehen. Ihnen ist nur schwer verständlich<br />
zu machen, warum die Bank so viele Informationen und Zahlen<br />
braucht. Und da müssten gera<strong>de</strong> die Berater mehr Aufklärung<br />
betreiben, um die Sprachlosigkeit zwischen bei<strong>de</strong>n<br />
Seiten zu beheben.<br />
Breuer: Nach meiner Beobachtung wird die ganz überwiegen<strong>de</strong><br />
Zahl <strong>de</strong>r Kredite in sehr schneller Zeit von uns bearbeitet.<br />
Dass <strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Unternehmer unsere Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
als bürokratisch o<strong>de</strong>r übertrieben empfi n<strong>de</strong>t, kann ich<br />
im Einzelfall verstehen. Deswegen sind wir bemüht, gera<strong>de</strong><br />
bei kleineren Beträgen weitere Erleichterungen einzuführen.<br />
Ich muss aber auch um Verständnis werben: Denn wir setzen<br />
in <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rprogrammen oft Garantien o<strong>de</strong>r Zinssubventionen<br />
aus <strong>de</strong>n öffentlichen Haushalten ein, die zweckgerichtet<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n müssen. Mit diesen Mitteln gehen wir verantwortungsbewusst<br />
um.<br />
Der Schlüssel zu besseren Finanzierungsbedingungen scheint<br />
also mehr Eigenkapital zu sein. Was können Mittelständler<br />
dafür tun?<br />
Müller: Die Nutzung <strong>de</strong>r klassischen Instrumente wie Gewinnthesaurierung<br />
und Beteiligungskapital muss im Bereich<br />
<strong>de</strong>r kleinen und mittleren Unternehmen steuerlich<br />
begünstigt wer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus ist es dringend notwendig,<br />
die gesamte Finanzierungskultur wie<strong>de</strong>r vom Kopf auf<br />
die Füße zu stellen. Denn wir haben schon seit langer Zeit<br />
ein Steuerrecht, das die Eigenkapitalbildung bestraft und die<br />
Fremdfi nanzierung begünstigt. Das geht auf die 50er - Jahre<br />
zurück, als die damalige Bun<strong>de</strong>sregierung und die Banken<br />
die Weichen dafür neu stellten - gegen die Vorstellungen<br />
von Ludwig Erhard. Die steuerliche Bevorzugung <strong>de</strong>s Kreditgeschäfts<br />
hat aber die Finanzkraft <strong>de</strong>s Mittelstands nicht gestärkt,<br />
sonst bräuchten wir keine öffentlichen För<strong>de</strong>rkredite.<br />
Ziel <strong>de</strong>r Steuerpolitik muss es daher sein, dass Han<strong>de</strong>lsbilanz<br />
und Steuerbilanz wie<strong>de</strong>r eine Einheit sind.<br />
Im Prinzip sitzen die Banken und <strong>de</strong>r Mittelstand ja in einem<br />
Boot, <strong>de</strong>nn auch die Kreditinstitute müssen mehr Eigenmittel<br />
bereithalten. Ist mehr Eigenkapital für <strong>de</strong>n Mittelstand also<br />
auch im Sinne <strong>de</strong>r Banken?<br />
Lütkenhaus: Es ist sinnvoll, dass <strong>de</strong>r Mittelstand mehr Eigenkapital<br />
aufbaut. Nach unserer Beobachtung ist das <strong>de</strong>m Mittelstand<br />
erstaunlicherweise sogar in <strong>de</strong>r Krise gelungen. Wie<br />
hat er das gemacht? Die Inhaber haben sicher auch Privatver-<br />
„Die Kreditmediation wird sich auch<br />
in Zukunft bewähren.“<br />
HANS-JOACHIM METTERNICH,<br />
KREDITMEDIATOR DEUTSCHLAND, FRANKFURT<br />
mögen, also Eigenkapital, ihren Betriebe zugeführt. Aber viele<br />
kleinere und mittlere Unternehmen haben vor allem die gute<br />
Konjunktur vor <strong>de</strong>r Krise genutzt, um Reserven aufzubauen.<br />
Herr Müller hat aber richtig beobachtet, dass es bei <strong>de</strong>n ganz<br />
kleinen, noch stärker inhabergeprägten Betrieben in dieser<br />
Hinsicht Defi zite gibt.<br />
Fischedick: Bei diesem Thema gibt es keinen Dissenz. Der<br />
Mix Eigenkapital und Kredit muss stimmen. Da helfen <strong>de</strong>m<br />
Mittelstand aber keine Vorgaben und Regeln, weil <strong>de</strong>r Bedarf<br />
an Eigenkapital je nach Branche und Sektor völlig unterschiedlich<br />
ist. Man muss auch das Steuerrecht nicht komplett<br />
umkrempeln. Mit <strong>de</strong>r Unternehmensteuerreform 2008 hat<br />
die Bun<strong>de</strong>sregierung ja die Eigenkapitalbildung über die Thesaurierungsrücklage<br />
begünstigt. Darüber hinaus gibt es eine<br />
Vielzahl guter Instrumente. Dazu gehören stille Beteiligungen<br />
und Individual-Mezzanine-Kapital.<br />
Breuer: Nach unseren Erhebungen hat sich die Working-<br />
Capital-Quote im Mittelstand während <strong>de</strong>r Finanzkrise um<br />
etwa drei Prozentpunkte verbessert. Ursache hierfür ist zum<br />
einen die in <strong>de</strong>r Krise in vielen Unternehmen verkürzte Bilanz.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren konnten Unternehmensinhaber weiteres<br />
Eigenkapital in die Unternehmen einbringen und so die Bilanzstruktur<br />
verbessern. Sie haben sich also sehr rational verhalten.<br />
Daher sieht die Eigenkapitalsituation heute besser aus<br />
als etwa im Jahr 2008.<br />
In <strong>de</strong>r Krise hat sich eine neues Instrument etabliert, über<br />
<strong>de</strong>ssen Sinn kontrovers diskutiert wird: Die Kreditmediation.<br />
Welche Ergebnisse hat sie gebracht, und welche Schlussfolgerungen<br />
sind daraus zu ziehen?<br />
40 ProFirma 05 2011
„Die Banken wür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit gerne<br />
mehr Kredite vergeben.“<br />
MARTIN FISCHEDICK, BEREICHSVORSTAND CORPORATE BANKING,<br />
COMMERZBANK AG, FRANKFURT<br />
Metternich: Bei meiner Berufung zum Kreditmediator <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung im Jahr 2009 stand ganz klar das Szenario<br />
im Vor<strong>de</strong>rgrund, dass eine Kreditklemme eintreten kann, auf<br />
die die Politik vorausschauend reagieren muss. Da ich aber<br />
schon damals <strong>de</strong>r Auffassung war, dass die Krise nach zwei<br />
Jahren ben<strong>de</strong>t sein wird, wur<strong>de</strong> mein Auftrag auf zwei Jahre<br />
bis En<strong>de</strong> 2011 befristet. Diese Vorgehensweise bewährt sich.<br />
Wir hatten im vergangenen Jahr Anfragen von 1.000 Unter-<br />
Wir bieten Ihnen 100 %-ige Sicherheit für Ihre For<strong>de</strong>rungen<br />
und sorgen dafür, dass Sie schnell liqui<strong>de</strong> sind.<br />
Die SüdFactoring ist eine Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r LBBW-<br />
Unternehmensgruppe, die in <strong>de</strong>r Mittelstandsfinanzierung<br />
eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle spielt. Diese Verbindung steht nicht<br />
nur für Seriosität und Sicherheit, son<strong>de</strong>rn auch für die<br />
enge Verzahnung klassischer Finanzierungsformen mit<br />
innovativen Instrumenten, wie <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsfinanzierung.<br />
Für weitere Informationen: Telefon + 49 711 127-772,<br />
www.suedfactoring.<strong>de</strong><br />
nehmen. In 700 Fällen konnten wir weiterhelfen, in<strong>de</strong>m wir<br />
neue Gespräche mit <strong>de</strong>n Banken anstießen. Sehr oft ging es<br />
um Kreditsicherheiten, bei <strong>de</strong>nen wir dann die Bürgschaftsbanken<br />
o<strong>de</strong>r die KfW ins Spiel brachten. Darüber hinaus hat<br />
die Initiative <strong>de</strong>r Politik dazu geführt, dass Banken und Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r<br />
eigene Mediatoren installiert haben. Ich glaube daher,<br />
dass sich dieses Instrument als zusätzliche Hilfe in strittigen<br />
Fällen auch in Zukunft bewährt.<br />
Fischedick: Wir haben mit Michael Schmidt einen hauseigenen<br />
Kreditmediator im Rang eines Bereichsvorstands installiert,<br />
<strong>de</strong>n wir beibehalten wer<strong>de</strong>n. Er ist in unserem Hause in<br />
250 Fällen aktiv gewor<strong>de</strong>n. Es hat sich dabei gezeigt, dass bei<strong>de</strong>n<br />
Seite manchmal bei bestem Wissen und Gewissen nicht<br />
zueinan<strong>de</strong>rfi n<strong>de</strong>n können, weil es vielleicht mit <strong>de</strong>r Kommunikation<br />
nicht geklappt hat. Deshalb können bei uns sowohl<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> als auch <strong>de</strong>r Betreuer direkt mit <strong>de</strong>m Kreditmediator<br />
Kontakt aufnehmen.<br />
Müller: Den Kreditmediator habe ich stets kritisch gesehen.<br />
Aber wir wissen, dass in <strong>de</strong>r Wirtschaft 50 Prozent auf Psychologie<br />
beruht. Und in diesem Sinne war es gut, dass die<br />
Banken und ihre Kun<strong>de</strong>n wussten, dass es diese Einrichtung<br />
gibt, die im Zweifel eingreift. Insofern war <strong>de</strong>r Kreditmediator<br />
mehr als nur eine Schaufensterveranstaltung. Trotz<strong>de</strong>m<br />
ist es gut, dass seine Tätigkeit zeitlich befristet ist. Es ist die<br />
originäre Aufgabe <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sför<strong>de</strong>rinstitute, <strong>de</strong>r Selbsthilfeeinrichtungen<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaft wie <strong>de</strong>r Bürgschaftsbanken o<strong>de</strong>r<br />
auch <strong>de</strong>r KfW, eine <strong>de</strong>n Erfor<strong>de</strong>rnissen entsprechen<strong>de</strong> Finanzierung<br />
<strong>de</strong>r Betriebe zu unterstützen. Diese gilt es künftig zu<br />
stärken, das gilt vor allem für die Bürgschaftsbanken.<br />
Nach <strong>de</strong>r Finanzkrise sollen die Banken mit <strong>de</strong>r geplanten<br />
Bankenabgabe stärker an die Kandare genommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Hinzu kommen mit Basel III neue, strenge Eigenkapital-<br />
Die schönsten Rechnungen<br />
sind die, die sofort bezahlt<br />
wer<strong>de</strong>n.
Finanzen & Steuern – Special Finanzierung<br />
vorschriften. Mit welchen neuen Belastungen muss <strong>de</strong>r Mittelstand<br />
rechnen?<br />
Lütkenhaus: Die Sparkassen stehen vor <strong>de</strong>n gleichen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
wie alle an<strong>de</strong>ren Geschäftsbanken. Mit einer<br />
Gesamtkapitalquote von mehr als 16 Prozent stehen wir zwar<br />
gut da, aber es wird Optimierungsbedarf geben. Mit Blick auf<br />
die Refi nanzierung wird unter <strong>de</strong>n Banken <strong>de</strong>r Wettbewerb<br />
um Kun<strong>de</strong>neinlagen zunehmen, weil die Kun<strong>de</strong>neinlagen<br />
nach Basel III in je<strong>de</strong>r Beziehung günstiger behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />
als Refi nanzierungsinstrumente am Kapitalmarkt. Bei <strong>de</strong>r<br />
Kreditvergabe wie<strong>de</strong>rum könnte es für die Banken attraktiver<br />
wer<strong>de</strong>n, Immobilienkredite zu vergeben statt normale Kredite,<br />
weil nur Immobilienkredite als Deckungsmaterial für<br />
Pfandbriefe genutzt wer<strong>de</strong>n können. Bei<strong>de</strong>s kann natürlich<br />
dazu führen, dass sich die Refi nanzierung insgesamt verteuert<br />
und die Kreditzinsen steigen wer<strong>de</strong>n.<br />
Breuer: Wir glauben, dass sich <strong>de</strong>r Mittelstand darauf einstellen<br />
muss, dass die Anfor<strong>de</strong>rungen an das Rating noch einmal<br />
steigen wer<strong>de</strong>n. Die Unternehmer sind daher gut beraten, sich<br />
frühzeitig darum zu kümmern. Das ist auch kein Nachteil.<br />
Denn wir stellen immer wie<strong>de</strong>r fest, dass Unternehmen alleine<br />
schon durch eine transparente und verbesserte Darstellung<br />
<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Situation zu einem besseren Rating kommen.<br />
Wir wollen die Unternehmen daher bei ihrer Finanzkommunikation<br />
unterstützen.<br />
Metternich: Vieles ist <strong>de</strong>rzeit bei diesem Thema noch Spekulation.<br />
Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass die<br />
eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Bank – die Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />
haben wahrscheinlich weniger Probleme als die Privatbanken<br />
– noch selektiver im Kreditgeschäft auswählt. Gera<strong>de</strong><br />
bei <strong>de</strong>n Großbanken ist es möglich, dass sie versuchen<br />
wer<strong>de</strong>n, durch Bilanzverkürzungen die strengeren Kriterien<br />
zu erfüllen. Wenn dies zulasten <strong>de</strong>s Kreditgeschäfts geht, wäre<br />
das natürlich für <strong>de</strong>n Mittelstand nicht günstig. Man muss daher<br />
genau beobachten, wie sich die Banken auf die Verän<strong>de</strong>rungen<br />
einstellen wer<strong>de</strong>n.<br />
Fischedick: Letztlich bewirken die Effekte von Basel III, dass<br />
Banken im Durchschnitt einen höheren Bedarf an Eigenkapi-<br />
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„Wir müssen wie<strong>de</strong>r dahin kommen,<br />
dass auch eine große Bank in Konkurs<br />
gehen kann.“<br />
WOLFRAM MÜLLER, VORSITZENDER DER VEREINIGUNG<br />
BERATENDER BETRIEBS- UND VOLKSWIRTE, HAMBURG<br />
tal und langfristiger Refi nanzierung haben wer<strong>de</strong>n. Dies wird<br />
über kurz o<strong>de</strong>r lang die Kosten <strong>de</strong>r gesamten Branche anheben.<br />
Inwiefern und wann sich die Regularien auf Kreditzinsen,<br />
Einlagevergütungen o<strong>de</strong>r Provisionen auswirken wer<strong>de</strong>n, ist<br />
aufgrund <strong>de</strong>r Vielzahl <strong>de</strong>r Einfl ussfaktoren und unterschiedlichen<br />
Wettbewerbssituationen in <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />
von kleineren und mittleren Unternehmen bis hin zu multinationalen<br />
Konzernen heute aber noch nicht vollständig absehbar.<br />
Müller: Die Bankenabgabe geht am Thema vorbei. Es ist offensichtlich<br />
schon wie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Blickfeld geraten, dass wir<br />
eine Systemkrise haben. Wir müssen wie<strong>de</strong>r dahin kommen,<br />
dass auch eine große Bank in Konkurs gehen kann, ohne dass<br />
es zu einem Zusammenbruch <strong>de</strong>s Finanzsystems kommt. Das<br />
ist ohne Weiteres möglich. Dazu muss man nur <strong>de</strong>n regulatorischen<br />
Mut haben. Eine geringfügige Eigenkapitalerhöhung<br />
reicht nicht aus. Es ist fragwürdig, dass Volks- und Raiffeisenbanken<br />
sowie Sparkassen mit betroffen sind, obwohl sie an<br />
<strong>de</strong>n Ursachen <strong>de</strong>r Finanzkrise fast schuldlos sind. So wie ein<br />
Unternehmer einen Kredit aus seinem Geschäft erwirtschaften<br />
muss, muss gewährleistet sein, dass eine Bank die Einlagen<br />
ihrer Kun<strong>de</strong>n - das sind schlicht Kredite <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n an<br />
die Bank - aus <strong>de</strong>m Kerngeschäft fi nanziert. Und wenn das<br />
nicht mehr <strong>de</strong>r Fall ist, dann geht es an die Grundlagen <strong>de</strong>s<br />
Vertrauens und die Bestandskraft unserer Gesellschaftsordnung.<br />
Beim Thema Basler Eigenkapitalvorschriften vermisse<br />
ich eine redliche Diskussion. Denn ein Akkord Basel II ist nie<br />
geschlossen wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>shalb gibt es auch kein Basel III.<br />
42 ProFirma 05 2011
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Mezzanine<br />
Cleverer Weg zu frischem Kapital<br />
Mezzanine-Finanzierungen spülen Kapital in die Firma und eröffnen Spielräume für<br />
neues Wachstum. Mittelständler können aktuell von individualisierten Programmen<br />
profi tieren. VON EVA NEUTHINGER<br />
Die Flexicon AG im westfälischen Halle<br />
ist steil auf Erfolgskurs. Das Familienunternehmen<br />
mit rund 18 Millionen Euro<br />
Jahresumsatz und mehr als 300 Mitarbeitern<br />
weltweit entwickelte sich innerhalb<br />
weniger Jahre von einem regionalen<br />
Zulieferer zum global agieren<strong>de</strong>n<br />
Dienstleister. Die Flexicon AG ist auf die<br />
Druckvorstufe von Verpackungen spezialisiert<br />
und beliefert die Markenartikelindustrie.<br />
Für Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong><br />
und Inhaberin Gabriele Kison (42) ist<br />
klar: „Wir expandieren weiter.“<br />
Wer wachsen will, braucht liqui<strong>de</strong> Mittel.<br />
Rund 1,5 Millionen Euro fi nanziert<br />
die Flexicon AG über sogenanntes Equity<br />
Mezzanine o<strong>de</strong>r Genussrechtskapital.<br />
Für Andreas Biermann, Prokurist und<br />
kaufmännischer Leiter <strong>de</strong>r Flexicon AG,<br />
liegen die Vorteile auf <strong>de</strong>r Hand: „Bilanziell<br />
ist dies reines Eigenkapital, das unser<br />
Rating verbessert.“ Insgesamt sind<br />
20 Investoren beteiligt. <strong>Als</strong> Gegenleistung<br />
für ihre Einlage zahlt die AG eine<br />
Grunddivi<strong>de</strong>n<strong>de</strong> von neun Prozent plus<br />
einer anteiligen Überschussbeteiligung.<br />
„Wir konnten insbeson<strong>de</strong>re in unserem<br />
regionalen Umfeld Interessenten gewinnen“,<br />
so Biermann. Das Unternehmen<br />
offerierte das Angebot in Anzeigen und<br />
über lokale Finanzmakler. „Innerhalb<br />
von an<strong>de</strong>rthalb Jahren hatten wir das<br />
Kapital zusammen“, sagt Biermann.<br />
Die Geldgeber mussten mit min<strong>de</strong>stens<br />
10.000 Euro einsteigen. Das Genusskapital<br />
unterstützt die Wachstumsfi nan-<br />
INTERVIEW<br />
„Management muss überzeugen“<br />
Carsten Röhrs, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Haspa-BGM,<br />
zur Zielrichtung <strong>de</strong>s Haspa-Eigenkapitalprogramms.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE EVA NEUTHINGER<br />
Herr Röhrs, mit <strong>de</strong>m neuen Eigenkapitalprogramm<br />
bieten Sie mittelständischen<br />
Unternehmen Mezzanine-Finanzierungen.<br />
Welche Erwartungen haben<br />
Sie an Interessenten?<br />
Röhrs: Beteiligungsanlässe sind für uns<br />
etwa Wachstumsfi nanzierungen, Investitionen,<br />
Zukäufe o<strong>de</strong>r die Ablösung<br />
auslaufen<strong>de</strong>r Mezzanine-Programme.<br />
Infrage kommen Unternehmen mit fünf<br />
44 ProFirma 05 2011<br />
ProFirma<br />
Special<br />
bis 250 Millionen Euro Jahresumsatz. Wir<br />
erwarten in erster Linie ein überzeugen<strong>de</strong>s<br />
Management sowie ein profi tables<br />
und zukunftsfähiges Geschäftsmo<strong>de</strong>ll.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd ist für uns ferner eine<br />
gute Markt- und Wettbewerbsposition.<br />
Mit welchen Renditeerwartungen steigen<br />
Sie ein?<br />
Röhrs: Das hängt von <strong>de</strong>r Bonität <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens ab. Prinzipiell bewegen<br />
wir uns bei Eigenkapital in Form von Genussrechten<br />
bei unseren Renditeerwartungen<br />
in einem Rahmen von neun bis<br />
15 Prozent im Jahr.<br />
Sind die Verträge standardisiert?<br />
Röhrs: Wir sehen uns als Partner <strong>de</strong>r Unternehmer<br />
und kommen mit ihnen persönlich<br />
ins Gespräch. Zwar orientieren<br />
wir uns an standardisierten Verträgen,<br />
sie können jedoch individuell auf die<br />
Bedürfnisse <strong>de</strong>r Gesellschaft angepasst<br />
wer<strong>de</strong>n.
Fotos: privat<br />
Die Flexicon AG nutzt bei <strong>de</strong>r weiteren Expansion Mezzanine-Kapital. Prokurist Andreas Biermann (rechts) kann damit bei <strong>de</strong>n Banken punkten.<br />
zierung <strong>de</strong>r Flexicon AG. „Auch die<br />
Banken reagieren sehr positiv auf diese<br />
zusätzliche Projektfi nanzierung. Wir<br />
können in <strong>de</strong>n nächsten Jahren somit<br />
die Unternehmensziele weiter ausbauen“,<br />
so Biermann.<br />
Beliebte Mischform<br />
Flexicon ist kein Einzelfall. Nach einer<br />
Studie <strong>de</strong>r Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
PwC im Auftrag <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministeriums<br />
beträgt das<br />
Volumen <strong>de</strong>s sogenannten Mezzanine-<br />
Kapitals im Mittelstand mehr als 4,7<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich<br />
um eine Mischform zwischen Eigen-<br />
und Fremdkapital. Björn Katzorke, Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Gün<strong>de</strong>l & Katzorke<br />
Rechtsanwalts GmbH in Göttingen,<br />
erklärt einen <strong>de</strong>r wesentlichen Vorteile:<br />
„Mezzanine-Kapital ist gegenüber<br />
Fremdkapital nachrangig, beim Eigenkapital<br />
aber vorrangig.“ Das be<strong>de</strong>utet:<br />
Im Falle einer Insolvenz kommen zuerst<br />
externe Darlehensgeber zum Zuge und<br />
erst danach die beteiligten Gläubiger.<br />
Mezzanine-Kapital steht als Eigenkapital<br />
in <strong>de</strong>r Bilanz. Steuerlich wird es<br />
als Fremdkapital bewertet. Deshalb<br />
sind die Zinsen als Betriebsausgabe<br />
absetzbar und min<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Gewinn.<br />
Mezzanine-Finanzierungen gelten al-<br />
ProFirma 05 2011<br />
lerdings als teuer. Denn die Renditeerwartungen<br />
<strong>de</strong>r Investoren liegen bei<br />
Genussrechtskapital zwischen 7,5 und<br />
9,5 Prozent. Absolut gesehen liegen die<br />
Sätze damit auf <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>s Kontokorrentkredits.<br />
Professor Dr. Karl-W.<br />
Giersberg, Inhaber <strong>de</strong>s Instituts für fi -<br />
nanzwirtschaftliche Beratung GmbH<br />
in Rö<strong>de</strong>rmark und Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
Fachverbands Finanzierung im Bun<strong>de</strong>sverband<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensberater<br />
MEZZANINE<br />
BELIEBT BEI DER GMBH<br />
Beson<strong>de</strong>rs häufi g fi nanzieren sich<br />
Kapitalgesellschaften über Mezzanine-<br />
Programme<br />
GmbH<br />
53,4%<br />
AG<br />
19,7%<br />
GmbH<br />
& Co.KG<br />
22,1%<br />
4,8%<br />
KG, OHG, e.K., GbR, eG<br />
Quelle: Emissionsprospekt <strong>de</strong>r Verbriefungsprogramme/Studie IKB<br />
(BDU) in Bonn, hält allerdings dagegen:<br />
„Da sich durch das höhere Eigenkapital<br />
das Rating verbessert, lassen sich vielfach<br />
bessere Konditionen bei weiteren<br />
Kreditfi nanzierungen aushan<strong>de</strong>ln, und<br />
es kann eventuell noch Skonto gezogen<br />
wer<strong>de</strong>n.“ Die Kapitalgeber erwarten<br />
auch keine Sicherheiten. Das verschafft<br />
Luft für kurzfristige Finanzierungen.<br />
Außer<strong>de</strong>m hängt die Vergütung aus <strong>de</strong>r<br />
Überschussbeteiligung vom Gewinn ab.<br />
„In schlechten Jahren kann das Unternehmen<br />
weniger ausschütten und die<br />
Lücke in guten Jahren wie<strong>de</strong>r füllen“, erklärt<br />
Dr. Jürgen Kaack, Inhaber <strong>de</strong>r STZ-<br />
Consulting Group in Erftstadt bei Köln.<br />
Standard-Mezzanine<br />
Zu unterschei<strong>de</strong>n sind die standardisierten<br />
Mezzanine-Fonds von individuellen<br />
Lösungen. Zu Ersteren zählen die am<br />
Kapitalmarkt gehan<strong>de</strong>lten Produkte wie<br />
Preps o<strong>de</strong>r Equi-Notes. Diese Standardprogramme<br />
bieten <strong>de</strong>n Betrieben in<br />
puncto Konditionen keinen Spielraum.<br />
Zwischen <strong>de</strong>n Jahren 2004 und 2008<br />
fl uteten sie <strong>de</strong>n Markt (siehe „Risiko<br />
Anschlussfi nanzierung“ auf Seite 46).<br />
„Seit diesen Boomjahren ist das Angebot<br />
jedoch weitgehend ausgetrocknet“,<br />
erklärt Giersberg. In <strong>de</strong>r Krise suchten<br />
Anleger nach sicheren Anlagen.<br />
45
Finanzen & Steuern – Special Finanzierung<br />
Aktuell engagieren sich zum Beispiel<br />
die Sparkassen mit neuen Programmen,<br />
die aber nicht am Kapitalmarkt<br />
gehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Die Firmen treten<br />
mit <strong>de</strong>n Beteiligungsgesellschaften <strong>de</strong>r<br />
Sparkassen in direkten Kontakt. Insofern<br />
besteht die Möglichkeit, einzelne<br />
Bedingungen individuell auszuhan<strong>de</strong>ln.<br />
So haben zum Beispiel jüngst die<br />
Hamburger Sparkasse (Haspa) und ihre<br />
Tochter Haspa Beteiligungsgesellschaft<br />
(Haspa BGM) einen Eigenkapitalfonds<br />
für mittelständische Unternehmen<br />
aufgelegt. 50 Millionen Euro liegen für<br />
nord<strong>de</strong>utsche Firmen ab fünf Millionen<br />
Euro Jahresumsatz bereit. Die Haspa<br />
interessiert sich für Gesellschaften, die<br />
bereits seit einigen Jahren erfolgreich<br />
am Markt sind und ein zukunftsfähiges<br />
Geschäftsmo<strong>de</strong>ll vorlegen können.<br />
Vom Haspa-Eigenkapitalprogramm<br />
profi tiert zum Beispiel <strong>de</strong>r Schiffszulieferer<br />
Becker Marine Systems in Hamburg:<br />
Die Haspa BGM hat sich für acht<br />
Jahre mit fünf Millionen Euro in Form<br />
von standardisierten Genussrechten<br />
am Unternehmen beteiligt. Becker gilt<br />
als Marktführer für Hochleistungsru<strong>de</strong>r<br />
und innovative Manövriertechnik. Dirk<br />
Lehmann, Geschäftsführer von Becker<br />
Marine Systems, erklärt: „Für uns war es<br />
beson<strong>de</strong>rs wichtig, einen verlässlichen,<br />
fi nanzstarken und unternehmerisch<br />
<strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n Partner an unserer Seite<br />
zu haben.“ Mit <strong>de</strong>r Beteiligung will das<br />
Haus seinen Wachstumskurs sichern<br />
und Produktneuheiten am Markt positionieren.<br />
Carsten Röhrs, Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Haspa-BGM, beschreibt die Zielrichtung<br />
<strong>de</strong>r Beteiligung: „Wir wollen<br />
mit <strong>de</strong>m Eigenkapitalfonds mittelständische<br />
Firmen langfristig begleiten.“<br />
Individuelle Lösungen<br />
Noch mehr Flexibilität bietet sich Mittelständlern<br />
bei <strong>de</strong>n sogenannten Small-<br />
Capital-Finanzierungen. Deren Laufzeit,<br />
<strong>de</strong>r Zinssatz sowie die Kündigungsmodalitäten<br />
sind frei verhan<strong>de</strong>lbar. „Eine<br />
Vielzahl kapitalmarktrechtlicher Vorgaben<br />
sind allerdings strikt zu beachten“,<br />
erklärt Dr. Horst-Siegfried Werner, Inhaber<br />
<strong>de</strong>r Dr. Werner Financial Service<br />
AG in Göttingen (www.fi nanzierungohne-bank.<strong>de</strong>).<br />
Werner hat sich auf diese<br />
Form <strong>de</strong>r individuellen Mezzanine-Finanzierung<br />
spezialisiert und unterstützt<br />
Unternehmen wie die Flexicon AG bei<br />
<strong>de</strong>r Suche nach Kapitalgebern und in<br />
rechtlichen Detailfragen. Für Small-<br />
„Genussrechtskapital kann später in eine<br />
stille Beteiligung umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.“<br />
DR. JÜRGEN KAACK, STZ-CONSULTING GROUP, ERFTSTADT<br />
Capital-Finanzierungen bedarf es keiner<br />
Genehmigung einer Aufsichtsbehör<strong>de</strong>.<br />
Es dürfen allerdings nicht mehr als 20<br />
Kapitalgeber einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
„Diese Mezzanine-Finanzierungen eignen<br />
sich im Prinzip auch für kleinere<br />
Mittelständler“, sagt Werner. Der Aufwand,<br />
das Kapital zu beschaffen, ist<br />
allerdings groß. Die Geldgeber müssen<br />
wie bei Flexicon einzeln angeworben<br />
wer<strong>de</strong>n. Dies beinhaltet etwa, das Entwicklungspotenzial<br />
<strong>de</strong>r Firma in einem<br />
Prospekt erfolgreich und innovativ<br />
darzustellen. „Der Unternehmer muss<br />
die richtige Ansprache für potenzielle<br />
Geldgeber fi n<strong>de</strong>n“, so Werner.<br />
In <strong>de</strong>r Regel bleiben die Investoren fünf<br />
bis sieben Jahre dabei. Ein Knackpunkt<br />
ist vielfach die Anschlussfi nanzierung<br />
– ganz unabhängig davon, ob es sich<br />
um individuelles o<strong>de</strong>r um ein standardisiertes<br />
Mezzanine han<strong>de</strong>lt (siehe „Risiko<br />
Anschlussfi nanzierung“). „Bei einer<br />
Darlehensfi nanzierung ist das aber auch<br />
nicht an<strong>de</strong>rs“, sagt STZ-Berater Kaack.<br />
Die Anschlussfi nanzierung sollte bereits<br />
zwei bis drei Jahre im Voraus geplant<br />
wer<strong>de</strong>n. Ein Darlehen aufzunehmen, ist<br />
nur ein praktikabler Weg. „Alternativ<br />
kann Genussrechtskapital etwa in eine<br />
stille Beteiligung ohne Stimmrechte<br />
o<strong>de</strong>r in eine direkte Beteiligung umgewan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n“, so Kaack. Die Vorteile<br />
<strong>de</strong>r Mezzanine-Finanzierung blieben<br />
dann erhalten.<br />
RISIKO<br />
ANSCHLUSSFINANZIERUNG<br />
Derzeit laufen die ersten Tranchen <strong>de</strong>r<br />
standardisierten Programme aus, die<br />
gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Jahren 2004 bis 2008<br />
im Trend lagen. Damit stellt sich für<br />
die betroffenen Unternehmen die Frage<br />
<strong>de</strong>r Anschlussfi nanzierung.<br />
Rund 550 Unternehmen sind nach einer<br />
Studie <strong>de</strong>s Strategic Finance Institute<br />
<strong>de</strong>r EBS Business School und <strong>de</strong>r<br />
IKB betroffen. Insgesamt belief sich<br />
das Finanzierungsvolumen auf 3,7 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro. Zwischen 2011 und 2014<br />
wer<strong>de</strong>n noch bis zu 3,1 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro fällig, so die Studie. Die meisten<br />
Unternehmen sind allerdings gut aufgestellt.<br />
40 Prozent sehen ihre Finanzierung<br />
gesichert. Die Refi nanzierung<br />
wollen sie aus <strong>de</strong>m laufen<strong>de</strong>n Cashfl<br />
ow o<strong>de</strong>r aus Einlagen stemmen.<br />
Alternativ kommen auch Gesellschafterdarlehen<br />
infrage. Professor Dr. Karl-<br />
W. Giersberg, Inhaber <strong>de</strong>s Instituts für<br />
fi nanzwirtschaftliche Beratung GmbH<br />
in Rö<strong>de</strong>rmark, geht davon aus, dass<br />
es lediglich für 150 Unternehmen eng<br />
wer<strong>de</strong>n könnte. Auch die IKB Studie<br />
kommt zu <strong>de</strong>m Schluss, „dass die Probleme<br />
letztlich geringer sind als vielfach<br />
befürchtet.“ <strong>Als</strong> Lösung zeichnen<br />
sich individualisierte Konzepte von<br />
Beteiligungsgesellschaften sowie öffentliche<br />
För<strong>de</strong>rprogramme ab.<br />
46 ProFirma 05 2011<br />
Foto: privat
ProFirma 05 2011<br />
Soll & Haben<br />
Gabriel Hopmeier ist Certifi ed<br />
Financial Planner (CFP) und Sachverständiger<br />
für Anlageberatung<br />
und Finanzplanung in Freiburg.<br />
Info: www.hopmeier.<strong>de</strong><br />
Der Schein <strong>de</strong>r einfachen Lösung<br />
Ein Fall aus <strong>de</strong>r Praxis: Eine fast 80-jährige ehemalige Handwerksmeisterin<br />
möchte ihre Enkelkin<strong>de</strong>r, darunter auch ein<br />
behin<strong>de</strong>rtes Kind, als Erben ihres Anlagevermögens einsetzen.<br />
Aus diesem Kapital sollen insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>ren Ausbildungswünsche<br />
und später auch eine Altersvorsorge fi nanziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Die eigene Tochter will sie mit ihren Immobilienwerten<br />
be<strong>de</strong>nken. Die Dame macht sich allerdings Sorgen, dass irgendwann<br />
einmal das Sozialamt bei einer sozialrechtlichen<br />
Betreuung <strong>de</strong>r geistig behin<strong>de</strong>rten Enkelin Zugriff auf <strong>de</strong>ren<br />
Vermögen erhalten könnte. Gerne möchte sie bei <strong>de</strong>r Übergabe<br />
<strong>de</strong>s Vermögens auch das Finanzamt außen vor lassen.<br />
Bei einem Besuch bei <strong>de</strong>r Hausbank trägt sie ihrem Berater<br />
die Sorgen vor. Dieser hat auch gleich die scheinbar passen<strong>de</strong><br />
Lösung parat: Die Bank könnte <strong>de</strong>r Kundin bei <strong>de</strong>r Gründung<br />
einer steuerbefreiten Stiftung behilfl ich sein.<br />
Denn grundsätzlich könne eine steuerbefreite Stiftung bis zu<br />
einem Drittel ihres Einkommens steuerfrei dazu verwen<strong>de</strong>n,<br />
um in angemessener Weise <strong>de</strong>n Stifter und seine nächsten<br />
Angehörigen zu unterhalten. Die Bank könne dann das Geld<br />
<strong>de</strong>r Stiftung ganz im Interesse <strong>de</strong>r Handwerksmeisterin verwalten.<br />
Ganz regelkonform übergibt <strong>de</strong>r Berater <strong>de</strong>r Dame<br />
einen Verkaufsprospekt, damit sie diesen Vorschlag genauer<br />
über<strong>de</strong>nken kann.<br />
Da die Handwerksmeisterin in ihrem aktiven Geschäftsleben<br />
viele schlechte Erfahrungen mit Banken gemacht hat, trägt<br />
sie die Unterlagen zu ihrer Rechtsanwältin. Diese kann nach<br />
Durchsicht <strong>de</strong>r Unterlagen nur staunen über <strong>de</strong>n Vorschlag.<br />
So macht sie zunächst darauf aufmerksam, dass mit <strong>de</strong>r Gründung<br />
einer Stiftung die Pfl ichtteilsansprüche nicht erlöschen.<br />
Das be<strong>de</strong>utet, dass das Sozialamt im Betreuungsfall einen Verzicht<br />
<strong>de</strong>r behin<strong>de</strong>rten Enkelin anfechten kann.<br />
Dem Willen <strong>de</strong>r vererben<strong>de</strong>n Großmutter wür<strong>de</strong> es zu<strong>de</strong>m<br />
wi<strong>de</strong>rsprechen, dass durch die Stiftungsgründung <strong>de</strong>n Erben<br />
das Vermögen entzogen wird. Denn lediglich das von<br />
Von Gabriel Hopmeier<br />
<strong>de</strong>r Bank erwähnte Drittel <strong>de</strong>r Erträge darf privat verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. Wird eine Familienstiftung gegrün<strong>de</strong>t, bleibt diese<br />
nur steuerfrei, wenn sie gemeinnützige, mildtätige o<strong>de</strong>r kirchliche<br />
Zwecke verfolgt. Ihr Zweck muss es dann sein, die Allgemeinheit<br />
zu för<strong>de</strong>rn. Wird <strong>de</strong>r Stiftungszweck aber auf die<br />
Familie beschränkt, entsteht ein geschlossener Kreis – und die<br />
Stiftung wird körperschaftsteuerpfl ichtig. Beachtet wer<strong>de</strong>n<br />
muss zu<strong>de</strong>m, dass eine Familienstiftung alle 30 Jahre erbschaftsteuerlich<br />
veranlagt wird. Gera<strong>de</strong> aufgrund <strong>de</strong>s jungen<br />
Alters <strong>de</strong>r Enkelkin<strong>de</strong>r besteht daher das Risiko, dass diese<br />
Erbschaftsteuer, an<strong>de</strong>rs als bei einer direkten Übertragung,<br />
öfters anfällt.<br />
Nicht zuletzt führt auch <strong>de</strong>r Vergütungsanspruch <strong>de</strong>r Bank zu<br />
einer erheblichen Kostenbelastung. So fallen Gebühren von<br />
0,5 Prozent pro Jahr für die Verwaltung <strong>de</strong>s Stiftungsvermögens<br />
an. Da die Bank das Kapital in einen aktiv verwalteten<br />
Dachfonds nach luxemburgerischem Recht einbringen will,<br />
entstehen zusätzlich laufen<strong>de</strong> Kosten von knapp einem Prozent<br />
pro Jahr auf Ebene <strong>de</strong>s Stiftungsfonds. In guten Jahren –<br />
das sind laut Verkaufsprospekt Jahre mit einem Wertzuwachs<br />
von mehr als fünf Prozent – gönnt sich die Bank zusätzlich<br />
eine Gewinnbeteiligung von min<strong>de</strong>stens 7,5 Prozent. Und<br />
bei <strong>de</strong>r Lektüre <strong>de</strong>s Verkaufsprospekts fällt noch ein weiteres<br />
Schmankerl auf: „Der Fonds richtet sich ausschließlich an institutionelle,<br />
professionelle und sachkundige Anleger“ – also<br />
kaum an die knapp 80-jährige Handwerksmeisterin und ihre<br />
Familie.<br />
Das Misstrauen <strong>de</strong>r Dame war also berechtigt. Ihr Steuerberater,<br />
die Anwältin und ein Finanzplaner entwickelten eine<br />
bessere Lösung: Eine Dauertestamentsvollstreckung in Verbindung<br />
mit einer einfachen, kostengünstigen und Wert erhalten<strong>de</strong>n<br />
Anlagestrategie. Die Einbindung dieser Berater hatte<br />
zwar ihren Preis, die vermögen<strong>de</strong> Dame erhielt damit aber<br />
die langfristig tragfähigere Lösung.<br />
Kolumne<br />
47
Finanzen & Steuern<br />
Ticker<br />
SPENDEN<br />
Greift ein Unternehmen einem durch<br />
die Erdbebenkatastrophe in Japan geschädigten<br />
Geschäftspartner fi nanziell<br />
unter die Arme, liegen abziehbare<br />
Betriebsausgaben vor (BMF, Schreiben<br />
vom 24.3.2011, Az. IV C 4 – S<br />
2223/07/0015).<br />
MIETGARANTIE<br />
Verkauft ein Unternehmen Immobilien<br />
und sagt vertragliche Mietgarantien<br />
zu, darf für eine wahrscheinliche<br />
Inanspruchnahme eine Rückstellung<br />
gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (FG Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg,<br />
7 K 9247/05 B).<br />
AKTIVIERUNG<br />
Die Kosten für eine Grundsteinlegung<br />
und für das Richtfest sind als<br />
Herstellungskosten zu aktivieren und<br />
abzuschreiben, wenn das Gebäu<strong>de</strong><br />
vermietet wer<strong>de</strong>n soll (FG Berlin-<br />
Bran<strong>de</strong>nburg, 6 K 2428/04 B).<br />
ABGELTUNGSTEUER<br />
Leiht ein naher Angehöriger eines Gesellschafters<br />
<strong>de</strong>r GmbH Geld, greift die<br />
günstige Abgeltungsteuer nicht, wenn<br />
<strong>de</strong>r Gesellschafter min<strong>de</strong>stens zehn<br />
Prozent Stammkapital <strong>de</strong>r GmbH hält.<br />
Ob das rechtens ist, prüft das FG Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />
in zwei Musterprozessen<br />
(Az. 14 K 335/10, 4 K 322/10).<br />
DIENSTWAGEN<br />
Nutzt ein Arbeitnehmer einen Dienst-<br />
Pkw zu Fahrten zwischen Wohnung und<br />
Firma, muss ein geldwerter Vorteil nur<br />
bei tatsächlicher Nutzung versteuert<br />
wer<strong>de</strong>n (BMF, Schreiben vom 1.4.2011,<br />
Az. IV C 5 – S 2334/08/10010).<br />
STEUERTRENDS<br />
Fiskus behin<strong>de</strong>rt Sonnenstrom<br />
vom eigenen Dach<br />
Nach <strong>de</strong>m schweren Reaktorunfall in<br />
Japan wollen alle Parteien in Bund und<br />
Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Umstieg auf erneuerbare<br />
und damit <strong>de</strong>zentraler produzierte<br />
Energien beschleunigen. Doch dabei erweisen<br />
sich die Finanzämter als Bremser.<br />
„Wer zum Beispiel auf seinem Dach<br />
eine Photovoltaikanlage errichtet und<br />
dann als Umsatzsteuerpfl ichtiger die<br />
Vorsteuer auf notwendige Dachumbauten<br />
abziehen möchte, <strong>de</strong>m wird das<br />
nur zu oft mit allen er<strong>de</strong>nklichen Argumenten<br />
verwehrt“, kritisiert Rainer<br />
Haid, Steuerberater bei <strong>de</strong>r Beratungsgesellschaft<br />
Ecovis in Berlin. Jetzt muss<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof (BFH) entschei<strong>de</strong>n<br />
– und Betroffene können mit Hinweis<br />
auf die dort anhängigen Revisionsverfahren<br />
Einspruch einlegen.<br />
Wer eine Photovoltaikanlage errichtet<br />
und <strong>de</strong>n Strom ins Netz einspeist, ist<br />
grundsätzlich umsatzsteuerpfl ichtig<br />
und kann <strong>de</strong>shalb die Vorsteuer auf die<br />
Herstellungskosten sofort abziehen.<br />
Strittig ist, inwieweit das auch für die<br />
Vorsteuern beim oft notwendigen Umbau,<br />
<strong>de</strong>r Sanierung <strong>de</strong>s Dachs o<strong>de</strong>r einer<br />
an<strong>de</strong>ren vorhan<strong>de</strong>nen Trägerkonstruktion<br />
gilt, auf <strong>de</strong>r die Solarpanels<br />
und Wechselrichter installiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Finanzverwaltung stellt sich hier<br />
bun<strong>de</strong>sweit quer nach <strong>de</strong>m Motto: Dach<br />
ist Dach, es bil<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>r Photovoltaikanlage<br />
keine Einheit. Umgekehrt heißt<br />
das, ein dachintegriertes Mini-Solarkraftwerk<br />
wird auch kein unternehmerisch<br />
genutzter Gebäu<strong>de</strong>bestandteil, <strong>de</strong>r<br />
bei einem entsprechen<strong>de</strong>n Nutzungsanteil<br />
von mehr als zehn Prozent zum<br />
Vorsteuerabzug für das Gebäu<strong>de</strong> berechtigen<br />
wür<strong>de</strong>.<br />
Auch die Rechtsprechung kann bisher<br />
nicht weiterhelfen: Während die<br />
Finanzgerichte München und Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />
die Linie <strong>de</strong>r Finanzämter<br />
unterstützen, haben sich die Finanzgerichte<br />
Nürnberg und Rheinland-Pfalz<br />
auf die Seite <strong>de</strong>r Steuerzahler geschlagen.<br />
In bei<strong>de</strong>n Fällen (Aktenzeichen:<br />
2 K 952/2008 und 6 K 2607/08) haben<br />
die Finanzämter beim BFH Revision<br />
eingelegt. „Betroffene Steuerzahler sollten<br />
also mit Verweis auf die beim BFH<br />
anhängigen Verfahren Einspruch einlegen,<br />
wenn ihnen das Finanzamt in<br />
vergleichbaren Fällen <strong>de</strong>n Vorsteuerabzug<br />
verwehrt“, rät Ecovis-Steuerexperte<br />
Rainer Haid.<br />
48 ProFirma 05 2011
Spezialisten <strong>de</strong>r<br />
JAHRESABSCHLUSS 2010<br />
Son<strong>de</strong>rregelung zum Sammelposten<br />
Entschei<strong>de</strong>t sich ein Unternehmen bei <strong>de</strong>r Abschreibung geringwertiger<br />
Wirtschaftsgüter (GWG) für die Sammelposten-Metho<strong>de</strong>, müssen die Anschaffungskosten<br />
für Güter im Preissegment 150,01 Euro bis 1.000 Euro in<br />
einem Sammelposten erfasst und gleichmäßig auf fünf Jahre abgeschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n. Schei<strong>de</strong>t eines dieser Güter vor Ablauf dieser fünf Jahre aus<br />
<strong>de</strong>m Unternehmen aus o<strong>de</strong>r ist <strong>de</strong>fekt, än<strong>de</strong>rt sich an <strong>de</strong>r fünfjährigen<br />
Abschreibung nichts.<br />
ProFirma rät: Es gibt eine Ausnahme: Wird ein GWG erworben und schei<strong>de</strong>t<br />
im Jahr <strong>de</strong>r Zahlung durch Verkauf, Entnahme o<strong>de</strong>r Verschrottung<br />
gleich wie<strong>de</strong>r aus, kommt ausnahmsweise ein sofortiger Betriebsausgabenabzug<br />
in voller Höhe in Betracht (BMF, Schreiben vom 30.9.2010,<br />
Az. IV C 6 S 2180/09/10001, Tz. 10).<br />
Beispiel: Unternehmer Huber hatte im Jahr 2010 einen Kopierer für 950<br />
Euro erworben, <strong>de</strong>r im gleichen Jahr beim Aufstellen vom Schreibtisch<br />
fi el. Da sich eine Reparatur nicht lohnte, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kopierer entsorgt. Folge:<br />
Der Kaufpreis von 950 Euro muss nicht im Sammelposten 2010 erfasst<br />
wer<strong>de</strong>n, es kommt zum sofortigen Betriebsausgabenabzug.<br />
VORSTEUERABZUG<br />
GILT NUR BEI KORREKTER RECHNUNG<br />
Wird eine fehlerhafte Eingangsrechnung berichtigt,<br />
steht <strong>de</strong>m Rechnungsempfänger die Vorsteuer nicht<br />
rückwirkend zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r erstmaligen Rechnungserteilung<br />
zu, son<strong>de</strong>rn erst im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Rechnungsberichtigung.<br />
Kürzt das Finanzamt also die Vorsteuer<br />
während einer Betriebsprüfung, fallen für <strong>de</strong>n<br />
zu Unrecht in Anspruch genommenen Vorsteuerabzug<br />
trotz späterer Rechnungsberichtigung Nachzahlungszinsen<br />
an (Erlass <strong>de</strong>s Finanzministeriums Bran<strong>de</strong>nburg<br />
vom 9.3.2011, Az. 31 – S 7300 – 3/10).<br />
PRAXISFRAGEN ZUR UMSATZSTEUER<br />
Bei <strong>de</strong>r Umsatzsteuer tauchen regelmäßig neue Fragen<br />
auf, die lei<strong>de</strong>r in keinem Gesetz beantwortet wer<strong>de</strong>n.<br />
Deshalb hat <strong>de</strong>r Deutsche Steuerberaterverband<br />
<strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sfi nanzministerium einen Fragenkatalog<br />
vorgelegt. Die Antworten <strong>de</strong>s Finanzministeriums zur<br />
Ist-Besteuerung bei Freiberufl ern, zur rückwirken<strong>de</strong>n<br />
Rechnungsberichtigung, zu Warengutscheinen und zur<br />
Erstattung von Guthaben bei Dauerfristverlängerungen<br />
fi n<strong>de</strong>n Interessierte im Internet unter www.dstv.<strong>de</strong>.<br />
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schreibt man<br />
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Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />
Firmenwagenbesteuerung<br />
Eine unendliche Geschichte<br />
Der Firmenwagen ist <strong>de</strong>r Zankapfel schlechthin zwischen Unternehmer und Fiskus.<br />
ProFirma nennt die zehn wichtigsten Tipps im Kampf gegen allzu strenge Finanzbeamte.<br />
VON OTTFRIED WEISS<br />
En<strong>de</strong> Januar feierte das Auto seinen 125.<br />
Geburtstag. Gefühlt dauert <strong>de</strong>r Streit<br />
zwischen Unternehmern und Finanzamt<br />
um <strong>de</strong>n Betriebsausgabenabzug<br />
und die Privatnutzung im Zusammenhang<br />
mit betrieblichen Fahrzeugen<br />
schon genauso lange. Die Kläger gaben<br />
sich in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren in <strong>de</strong>n<br />
Gerichtssälen die Klinke in die Hand.<br />
Neben zahlreichen Schlappen verzeichneten<br />
Selbstständige auch tolle Erfolge.<br />
Hier die Top10, wie Firmenchefs und<br />
<strong>de</strong>ren Arbeitnehmer steuerlich beson<strong>de</strong>rs<br />
günstig fahren.<br />
1<br />
Geldwerter Vorteil: Der neueste<br />
Coup mehrerer Kläger ist bei <strong>de</strong>r<br />
Ermittlung <strong>de</strong>s geldwerten Vorteils für<br />
Fahrten von Arbeitnehmern zwischen<br />
Wohnung und Arbeitsstätte mit einem<br />
Dienstwagen zu vermel<strong>de</strong>n (Bun<strong>de</strong>sfi<br />
nanzministerium, Schreiben vom<br />
1.4.2011, Az. IV C 5 – S 2334/08/10010).<br />
Wird kein Fahrtenbuch geführt, bestand<br />
das Finanzamt bisher darauf, dass <strong>de</strong>r<br />
geldwerte Vorteil mit 0,03 Prozent <strong>de</strong>s<br />
Listenpreises, <strong>de</strong>n Entfernungskilometern<br />
zwischen Wohnung und Arbeitsstätte<br />
und mit zwölf Monaten multipliziert<br />
wer<strong>de</strong>n musste. Die tatsächlichen<br />
Fahrten interessierten nicht. In offenen<br />
Fällen darf neu gerechnet wer<strong>de</strong>n. Danach<br />
akzeptiert das Finanzamt, dass <strong>de</strong>r<br />
geldwerte Vorteile mit 0,002 Prozent<br />
<strong>de</strong>s Listenpreises, <strong>de</strong>n Entfernungskilometern<br />
und <strong>de</strong>n tatsächlichen Fahrtagen<br />
multipliziert wird. Doch damit nicht<br />
genug. Der geldwerte Vorteil muss für<br />
höchstens 180 Fahrten im Jahr versteuert<br />
wer<strong>de</strong>n (siehe Beispiel unten).<br />
2<br />
Einzelbewertung kein Muss:<br />
Die Ermittlung <strong>de</strong>s geldwerten<br />
Vorteils für Fahrten zwischen Wohnung<br />
und Arbeit nach <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />
Fahrten ist bei <strong>de</strong>r monatlichen Lohnab-<br />
Beispiel: Arbeitnehmerin Maier darf einen Dienstwagen privat und für Fahrten zwischen Wohnung und<br />
Arbeitsstätte nutzen. Der Listenpreis <strong>de</strong>s Fahrzeugs beträgt 40.000 Euro, die einfache Strecke zwischen<br />
Wohnung und Arbeit 35 Kilometer. Pen<strong>de</strong>lt Frau Maier an 150 Tagen (Variante 1) o<strong>de</strong>r an 210 Tagen<br />
(Variante 2) mit diesem Dienstwagen zur Arbeit, sieht die Rechnung wie folgt aus:.<br />
Geldwerter Vorteil für<br />
Privatnutzung<br />
Geldwerter Vorteil<br />
für Fahrten zwischen<br />
Wohnung und Arbeit<br />
Zu versteuern<strong>de</strong>r<br />
geldwerter Vorteil<br />
Bisherige Metho<strong>de</strong> Neue Metho<strong>de</strong>,<br />
Variante 1<br />
4.800 Euro<br />
(1% von 40.000 Euro<br />
x 12 Monate)<br />
5.040 Euro<br />
(0,03% von 40.000 Euro<br />
x 35 km x 12 Monate)<br />
4.800 Euro<br />
(1% von 40.000 Euro<br />
x 12 Monate)<br />
4.200 Euro<br />
(0,002% von 40.000<br />
Euro x 35 km x 150<br />
Fahrten)<br />
Neue Metho<strong>de</strong>,<br />
Variante 2<br />
4.800 Euro<br />
(1% von 40.000 Euro<br />
x 12 Monate)<br />
5.040 Euro<br />
(0,002% von 40.000<br />
Euro x 35 km x maximal<br />
180 Fahrten)<br />
9.840 Euro 9.000 Euro 9.840 Euro<br />
rechnung übrigens kein Muss. Das Bun<strong>de</strong>sfi<br />
nanzministerium erlaubt Arbeitgebern<br />
die Ermittlung <strong>de</strong>s geldwerten<br />
Vorteils nach <strong>de</strong>r bisherigen Metho<strong>de</strong>.<br />
In diesem Fall muss <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />
bei Abgabe seiner Steuererklärung die<br />
Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s geldwerten Vorteils beantragen.<br />
Spielt <strong>de</strong>r Arbeitgeber jedoch<br />
mit und ermittelt <strong>de</strong>n geldwerten Vorteil<br />
anhand <strong>de</strong>r tatsächlichen Fahrten (sogenannte<br />
Einzelbewertung), muss <strong>de</strong>r<br />
Arbeitnehmer ihm monatlich schriftlich<br />
mitteilen, an welchen Tagen <strong>de</strong>r Dienstwagen<br />
tatsächlich für Fahrten zwischen<br />
Wohnung und Arbeit genutzt wur<strong>de</strong>.<br />
ProFirma rät: Arbeitgeber sollten ihre<br />
Mitarbeiter mit Dienstwagen informieren,<br />
dass die Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s geldwerten<br />
Vorteils für alle noch offenen Steuerjahre<br />
gilt. Hat ein Arbeitnehmer also für<br />
die Jahre 2008 o<strong>de</strong>r 2009 noch keine<br />
Steuererklärung abgegeben, winkt bei<br />
Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s geldwerten Vorteils eine<br />
Steuererstattung für die Vorjahre.<br />
50 ProFirma 05 2011<br />
3<br />
Vorsteuerabzug: Selbstständige,<br />
die ihren betrieblichen Firmenwagen<br />
bei einem Privatmann ohne Vorsteuerabzug<br />
gekauft haben, sollten folgen<strong>de</strong><br />
Beson<strong>de</strong>rheit kennen: Verkaufen<br />
sie <strong>de</strong>n Pkw, muss in <strong>de</strong>r Rechnung Umsatzsteuer<br />
ausgewiesen wer<strong>de</strong>n. Wird<br />
<strong>de</strong>r Pkw dagegen ins Privatvermögen<br />
entnommen, wird keine Umsatzsteuer<br />
fällig (FG Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Urteil<br />
vom 16.2.2011, Az. 1 K 4834/08).
ProFirma rät: Da aufgrund dieser Differenzierung<br />
Selbstständige <strong>de</strong>n Firmenwagen<br />
lieber entnehmen und nach<br />
Ablauf einiger Monate privat verkaufen<br />
wer<strong>de</strong>n, möchte das Finanzamt <strong>de</strong>taillierte<br />
Nachweise dafür haben, dass<br />
tatsächlich eine Entnahme erfolgt ist.<br />
Die Entnahme sollte <strong>de</strong>shalb zeitnah<br />
gebucht und <strong>de</strong>m Finanzamt durch <strong>de</strong>n<br />
Steuerberater angezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />
4<br />
Kürzeste Verbindung: Bei Ermittlung<br />
<strong>de</strong>s geldwerten Vorteils<br />
für Fahrten zwischen Wohnung und<br />
Arbeit mit <strong>de</strong>m Dienstwagen ist die<br />
kürzeste Verbindung maßgeblich. In<br />
<strong>de</strong>r privaten Steuererklärung darf <strong>de</strong>r<br />
Arbeitnehmer <strong>de</strong>m Finanzamt jedoch<br />
eine längere Strecke präsentieren,<br />
wenn diese verkehrsgünstiger ist (FG<br />
Köln, Urteil vom 22.5.2003, Az. 10 K<br />
7604/98).<br />
ProFirma 05 2011<br />
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5<br />
Kun<strong>de</strong>ndienst: Nutzt ein Arbeitnehmer<br />
einen Dienstwagen für<br />
Fahrten zwischen Wohnung und Arbeit,<br />
weil er für Kun<strong>de</strong>n seines Arbeitgebers<br />
Rufbereitschaft hat, muss kein<br />
geldwerter Vorteil versteuert wer<strong>de</strong>n<br />
(FG Nie<strong>de</strong>rsachsen, Az. 1 K 11553/04).<br />
Dasselbe gilt, wenn <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />
einen mobilen Werkstattwagen mit eingebauten<br />
Werkzeugschränken nutzt,<br />
um von zu Hause zu seinen Kun<strong>de</strong>n<br />
fahren zu können (FG Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg,<br />
Az. 12 K 7078/05 B).<br />
6<br />
Son<strong>de</strong>rausstattung: In einem<br />
kuriosen Urteilsfall hat <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sfi<br />
nanzhof entschie<strong>de</strong>n, dass eine<br />
nachträglich eingebaute Flüssiggasanlage<br />
<strong>de</strong>n Listenpreis <strong>de</strong>s Fahrzeugs und<br />
somit <strong>de</strong>n Wert für die Privatnutzung<br />
und für die Fahrten zwischen Wohnung<br />
und Betrieb nicht erhöht. (BFH, Urteil<br />
vom 13.10.2010, Az. VI R 12/09).<br />
7<br />
Privatnutzung wi<strong>de</strong>rlegen:<br />
Selbstständige, die vorgeben, ihre<br />
betrieblichen Fahrzeuge nicht privat<br />
zu nutzen, müssen <strong>de</strong>m Finanzamt für<br />
diese gewagte Aussage hieb- und stichfeste<br />
Beweise liefern. Erste Wahl wäre<br />
natürlich ein Fahrtenbuch. Doch das<br />
dürfte in <strong>de</strong>r Praxis selten geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Muss es auch nicht, wie die Richter<br />
<strong>de</strong>s Finanzgerichts Hessens aktuell<br />
entschie<strong>de</strong>n (Urteil vom 10.2.2011, Az.<br />
K 1679/10).<br />
ProFirma rät: Es genügen einfache Aufzeichnungen<br />
und plausible Erläuterungen<br />
(Schlüssel wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>n Tag bei<br />
Sekretärin abgegeben, im Privatvermögen<br />
befi n<strong>de</strong>n sich mehrere Fahrzeuge,<br />
10 Pkw von A bis Z<br />
bei <strong>de</strong>nen eine hohe Fahrleistung nachgewiesen<br />
wer<strong>de</strong>n kann, etc.).<br />
8 Investitionsabzugsbetrag:<br />
Der 40-prozentige Investitionsabzugsbetrag<br />
für <strong>de</strong>n geplanten Kauf<br />
eines Fahrzeugs ist zulässig, wenn das<br />
Fahrzeug im Jahr <strong>de</strong>r Investition und im<br />
Folgejahr zu min<strong>de</strong>stens 90 Prozent betrieblich<br />
genutzt wird. Nutzt ein Einzelunternehmer<br />
das Fahrzeug privat und<br />
ermittelt seine Privatnutzung nach <strong>de</strong>r<br />
Ein-Prozent-Metho<strong>de</strong>, wird eine 30-prozentige<br />
Privatnutzung unterstellt. Folge:<br />
Das Finanzamt kippt <strong>de</strong>n Investitionsabzugsbetrag<br />
rückwirkend. Nutzt<br />
jedoch ein Arbeitnehmer das Fahrzeug,<br />
wird stets eine min<strong>de</strong>stens 90-prozentige<br />
betriebliche Nutzung unterstellt.<br />
Das gilt auch, wenn <strong>de</strong>r Gesellschafter-<br />
Geschäftsführer als Angestellter einen<br />
Firmenwagen nutzen darf.<br />
9<br />
Betriebs- o<strong>de</strong>r Privatvermögen?<br />
Selbstständige können einen<br />
Pkw ihrem umsatzsteuerlichen<br />
Unternehmensvermögen zuordnen,<br />
<strong>de</strong>n Pkw jedoch ertragsteuerlich im<br />
Privatvermögen belassen. Die Vorteile:<br />
Das Finanzamt gewährt <strong>de</strong>n vollen Vorsteuerabzug<br />
aus <strong>de</strong>m Kaufpreis, vorausgesetzt,<br />
dass <strong>de</strong>r Selbstständige zum<br />
Vorsteuerabzug berechtigt ist. Es muss<br />
kein Privatanteil versteuert wer<strong>de</strong>n. Für<br />
betriebliche Fahrten können Betriebsausgaben<br />
abgezogen wer<strong>de</strong>n. Beim<br />
Verkauf <strong>de</strong>s Pkw sind Gewinne nicht zu<br />
versteuern. Einziger Wermutstropfen:<br />
Wenn das Finanzamt die Vorsteuer aus<br />
<strong>de</strong>m Kaufpreis erstattet, wird für die Privatnutzung<br />
Umsatzsteuer fällig.<br />
Fahrtenbuch I: Ent<strong>de</strong>ckt <strong>de</strong>r Prüfer nur kleinere Fehler im Fahrtenbuch, darf er<br />
<strong>de</strong>shalb nicht das ganze Fahrtenbuch als unwirksam abstempeln (BFH, Urteil vom<br />
10. April 2008, Az.: VI R 38/06).<br />
Fahrtenbuch II. Ein elektronisches Fahrtenbuch darf im Nachhinein nicht mehr<br />
än<strong>de</strong>rbar sein. Wer sein Fahrtenbuch mit Excel erstellt, hat <strong>de</strong>shalb ein steuerlich<br />
unwirksames Fahrtenbuch geführt. Das Finanzamt wen<strong>de</strong>t in diesem Fall die<br />
Ein-Prozent-Regelung an o<strong>de</strong>r schätzt die Privatnutzung.<br />
Minijob: Auch Mini-Jobbern darf <strong>de</strong>r Arbeitgeber einen Firmenwagen zur Verfügung<br />
stellen, ohne dass diese ihre Privilegien verlieren.<br />
51
Finanzen & Steuern<br />
Tochtergesellschaften<br />
In vielen verbun<strong>de</strong>nen Unternehmen<br />
haben leiten<strong>de</strong> Angestellte wie Techniker,<br />
Produktionsleiter, Marketing- und<br />
Vertriebsleiter gute Chancen, aus einem<br />
Angestelltenverhältnis zum Geschäftsführer<br />
eines Teilbereichs bestellt zu<br />
wer<strong>de</strong>n. Das geschieht häufi g bei <strong>de</strong>r<br />
Übernahme eines Unternehmens in<br />
<strong>de</strong>n Konzern. Der Vorteil: Damit ist sichergestellt,<br />
dass <strong>de</strong>r Geschäftsbereich<br />
kontinuierlich weitergeführt wird. Für<br />
<strong>de</strong>n ehemaligen Angestellten be<strong>de</strong>utet<br />
dies zwar in <strong>de</strong>r Regel eine Aufwertung<br />
seines berufl ichen Status, aber es gibt<br />
viele vertragliche Risiken.<br />
Auf <strong>de</strong>n Vertrag kommt es an<br />
Der Geschäftsführer <strong>de</strong>r Tochter-<br />
GmbH wird von <strong>de</strong>n Gesellschaftern<br />
bestellt. Damit ist er gesetzlicher Vertreter<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaft. Er allein han<strong>de</strong>lt<br />
im Außenverhältnis rechtsverbindlich<br />
für die Gesellschaft. Unabhängig von<br />
seiner Organstellung im Konzern gibt<br />
es verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten, <strong>de</strong>n Geschäftsführer<br />
vertraglich einzubin<strong>de</strong>n:<br />
1. Der Geschäftsführer ist als (Leiten<strong>de</strong>r)<br />
Angestellter <strong>de</strong>r Konzern-Obergesellschaft<br />
tätig und wird im Rahmen<br />
seines Anstellungsvertrags mit <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsführung <strong>de</strong>r Tochtergesellschaft<br />
beauftragt.<br />
GMBH-CHEF<br />
Diener vieler Herren<br />
Der Geschäftsführer steht zwischen vielen Fronten. Beson<strong>de</strong>rs kritisch wird es<br />
aber, wenn er als Chef einer Tochtergesellschaft abwägen muss zwischen <strong>de</strong>m Konzern-<br />
interesse und <strong>de</strong>n strengen gesetzlichen Vorgaben. VON LOTHAR VOLKELT<br />
2. Der Geschäftsführer wird im Rahmen<br />
seines bestehen<strong>de</strong>n Anstellungsvertrags<br />
mit <strong>de</strong>r Tochtergesellschaft<br />
zusätzlich mit <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>r Geschäfte<br />
<strong>de</strong>r Tochtergesellschaft beauftragt.<br />
3. Der Geschäftsführer kann aber auch<br />
auf <strong>de</strong>r Grundlage eines Anstellungsvertrags<br />
mit einem Drittunternehmen<br />
als Geschäftsführer <strong>de</strong>r Tochtergesellschaft<br />
tätig wer<strong>de</strong>n.<br />
4. Der Geschäftsführer wird auf <strong>de</strong>r<br />
Grundlage <strong>de</strong>s Geschäftsführer-Anstellungsvertrags<br />
tätig, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r<br />
Tochtergesellschaft abgeschlossen<br />
wird.<br />
Wird <strong>de</strong>r Geschäftsführer im Rahmen<br />
eines bestehen<strong>de</strong>n Vertragsverhältnisses<br />
bestellt, wie in <strong>de</strong>n drei ersten<br />
Fällen beschrieben, ist die Stellung <strong>de</strong>s<br />
Geschäftsführers einigermaßen sicher.<br />
Vorteil: Wenn die Tochter-GmbH verkauft<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Betrieb eingestellt wird<br />
und <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>swegen abberufen<br />
wer<strong>de</strong>n muss, bleibt sein bestehen<strong>de</strong>s<br />
Angestelltenverhältnis davon<br />
unberührt.<br />
An<strong>de</strong>rs ist die Rechtslage, wenn <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />
auf <strong>de</strong>r Grundlage eines<br />
mit <strong>de</strong>r GmbH (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r GmbH & Co.<br />
KG) abgeschlossenen Geschäftsführer-<br />
Anstellungsvertrags tätig wird. Wird<br />
<strong>de</strong>r Geschäftsführer dann von seinem<br />
Amt abberufen, führt das in <strong>de</strong>r Regel<br />
auch zur Kündigung <strong>de</strong>s Vertrags. Er<br />
trägt also das wirtschaftliche Risiko <strong>de</strong>r<br />
GmbH mit.<br />
ProFirma rät: Um dies zu vermei<strong>de</strong>n, ist<br />
er gut beraten, wenn er mit <strong>de</strong>r Konzern-<br />
Obergesellschaft vereinbart, dass ein<br />
vorher bestehen<strong>de</strong>s Arbeitsverhältnis<br />
weiter besteht o<strong>de</strong>r nach Beendigung <strong>de</strong>s<br />
Geschäftsführer-Anstellungsvertrags<br />
wie<strong>de</strong>r „aufl ebt“.<br />
Stimmt das Vertragswerk, sind die Voraussetzungen<br />
für eine Zusammenarbeit<br />
recht gut. Aber längst nicht alle<br />
Vorkommnisse und Eventualitäten<br />
lassen sich in einem ausgetüftelten Vertragswerk<br />
regeln. Gera<strong>de</strong> in mittelständischen<br />
Konzernen im Familienbesitz<br />
basiert die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
auf ganz an<strong>de</strong>ren, in <strong>de</strong>r Regel<br />
„weichen“ Faktoren. Folgen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an Fremdgeschäftsführer stehen<br />
ganz oben:<br />
> Fachkenntnisse und Fachkompetenz,<br />
> Branchenkenntnisse,<br />
> Sozialkompetenz,<br />
> Loyalität und Integrität.<br />
Doch auch wenn <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Tochter-GmbH im Konzern nur wie<br />
ein (weisungsgebun<strong>de</strong>ner) Arbeitnehmer<br />
agieren kann, ist er <strong>de</strong>r nach außen<br />
verantwortliche Geschäftsführer dieser<br />
GmbH. Das betrifft die gesellschafts-<br />
52 ProFirma 05 2011
Einer gegen alle: Geschäftsführer müssen die unterschiedlichen Interessen aller Mitspieler<br />
im Umkreis <strong>de</strong>r Firma genau abwägen.<br />
Checkliste: Pfl ichten <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />
Auszahlung<br />
von Stammkapital<br />
Erwerb eigener<br />
Anteile<br />
Wirtschaftliche<br />
Krise<br />
Falsche<br />
Angaben<br />
ProFirma 05 2011<br />
Der Geschäftsführer ist verantwortlich dafür, dass das Vermögen, das zur Erhaltung <strong>de</strong>s<br />
Stammkapitals erfor<strong>de</strong>rlich ist, nicht an die Gesellschafter – also auch nicht an die<br />
Konzern-Obergesellschaft – ausgezahlt wird. Auszahlungen sind nur zulässig, solange das<br />
Reinvermögen <strong>de</strong>r Gesellschaft (Summe <strong>de</strong>r Aktiva minus Fremdkapital plus Rückstellungen)<br />
größer ist als die ausgewiesene Stammkapitalziffer. Bei einem Verstoß entsteht eine Rückzahlungsverpfl<br />
ichtung <strong>de</strong>s Gesellschafters. Unter Umstän<strong>de</strong>n haftet <strong>de</strong>r Geschäftsführer persönlich<br />
– dann muss er die ausgezahlten Beträge an die GmbH aus seinem Privatvermögen<br />
zurückerstatten. Das ist <strong>de</strong>r Fall, wenn die Gesellschafter die Auszahlung wegen Vermögenslosigkeit<br />
o<strong>de</strong>r einer privaten Insolvenz nicht zurückgeben können.<br />
Der Geschäftsführer ist außer<strong>de</strong>m verantwortlich dafür, dass die GmbH keine eigenen<br />
Geschäftsanteile erwirbt, auf die die Einlagen nicht vollständig eingezahlt sind. Außer<strong>de</strong>m<br />
ist zu beachten, dass <strong>de</strong>r erworbene Anteil nicht aus eigenen Mitteln <strong>de</strong>r Gesellschaft wie<br />
offene Rücklagen gezahlt wird.<br />
Der Geschäftsführer haftet für Zahlungen, die nach Vorliegen eines Insolvenzgrunds<br />
(Zahlungsunfähigkeit, drohen<strong>de</strong> Zahlungsunfähigkeit, Überschuldung) geleistet wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese Ersatzpfl icht entsteht unabhängig davon, ob ein konkreter Scha<strong>de</strong>n entsteht. Ausnahme:<br />
Er kann nachweisen, dass die Zahlung nicht zu einer Masseschmälerung geführt hat.<br />
Eine persönliche Haftung <strong>de</strong>s Geschäftsführers entsteht auch bei <strong>de</strong>r Gründung o<strong>de</strong>r Eintragung<br />
<strong>de</strong>r GmbH. Macht <strong>de</strong>r Geschäftsführer hierzu falsche Angaben, kann er mit seinem<br />
privaten Vermögen zur Haftung herangezogen wer<strong>de</strong>n. Häufi gster Fall in <strong>de</strong>r Praxis: Fehlerhafte<br />
Angaben zu <strong>de</strong>n eingezahlten Einlagen. Sind diese nicht in <strong>de</strong>r angegebenen Höhe<br />
geleistet o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n diese im engen zeitlichen Zusammenhang (sechs Monate) an die<br />
Gesellschafter zurückgezahlt, dann haftet <strong>de</strong>r Geschäftsführer für die fehlerhaften Angaben.<br />
rechtlichen Verpfl ichtungen gegenüber<br />
<strong>de</strong>r GmbH und <strong>de</strong>n Gesellschaftern<br />
(gemäß GmbH-Gesetz), aber auch<br />
alle hoheitlichen Pfl ichten, die er zu<br />
erfüllen hat (Han<strong>de</strong>lsrecht, Steuerrecht,<br />
Sozialversicherungsrecht).<br />
Beson<strong>de</strong>rs wichtig ist die aktive Teilnahme<br />
<strong>de</strong>s Geschäftsführers <strong>de</strong>r<br />
Tochter-GmbH im Falle <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />
Krise. Hier ist die vor allem die<br />
Drei-Wochen-Frist zu beachten mit<br />
<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Haftungsfolgen.<br />
Dabei muss <strong>de</strong>r Geschäftsführer darauf<br />
achten, dass er an allen Entscheidungen<br />
beteiligt ist. Gegebenenfalls muss er<br />
sich beim Steuerberater zusätzlich<br />
informieren und absichern, wenn beispielsweise<br />
eine Fortführungsprognose<br />
erstellt wird.<br />
Gesetzliche Verantwortlichkeit<br />
und Treuepfl icht bleiben<br />
Daneben muss <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />
zahlreiche kaufmännische und han<strong>de</strong>lsrechtliche<br />
Verpfl ichtungen beachten.<br />
Außer<strong>de</strong>m unterliegt <strong>de</strong>r (Gesellschafter-)<br />
Geschäftsführer einem weit reichen<strong>de</strong>n<br />
Gebot zur Treuepfl icht gegenüber<br />
„seiner“ GmbH. Die Treuepfl icht<br />
verlangt von ihm, dass er alles tun muss,<br />
um <strong>de</strong>n Gegenstand und Zweck <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
zu för<strong>de</strong>rn, und alles unterlassen<br />
muss, was <strong>de</strong>m Gegenstand und<br />
Zweck <strong>de</strong>r Gesellschaft scha<strong>de</strong>t.<br />
Eine schuldhafte Treuepfl ichtverletzung<br />
führt zu einem Scha<strong>de</strong>nsersatzanspruch.<br />
Dieser besteht gegenüber<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaft. Beispiele für Treuepfl<br />
ichtverstöße gegenüber <strong>de</strong>r eigenen<br />
GmbH sind: Untätigkeit, Unterlassen<br />
von Geschäften, mangelhafte Ausführung<br />
von Geschäften o<strong>de</strong>r Geschäfte<br />
auf eigene Rechnung im Gegenstand<br />
<strong>de</strong>r GmbH (Verstoß gegen das Wettbewerbsverbot).<br />
Und schlussendlich:<br />
Der Geschäftsführer im Konzern ist<br />
„Organ“ <strong>de</strong>r Gesellschaft – und damit<br />
zuständig dafür, dass er seine Rechte<br />
und Pfl ichten aus <strong>de</strong>m für ihn gelten<strong>de</strong>n<br />
GmbH-Gesetz kennt und befolgt. Das<br />
wird immer dann zum Problem, wenn<br />
die Eigentümer beson<strong>de</strong>re Weisungen<br />
erteilen o<strong>de</strong>r Aufgaben zentral für alle<br />
Unternehmensteile erledigt wer<strong>de</strong>n.<br />
53
IT & Investition – Energieversorgung<br />
Smart Grid<br />
Das Netz <strong>de</strong>r Zukunft<br />
Intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids, sichern die Energieversorgung <strong>de</strong>r<br />
Zukunft. Klar ist: Der durchschnittliche Strompreis wird steigen. Aber wer seinen Ver-<br />
brauch steuern o<strong>de</strong>r Energie speichern kann, wird weniger zahlen. VON GERLINDE KÜSEL<br />
Wenn die Sonne scheint, speist Markus Reitberger Strom ins<br />
örtliche Nie<strong>de</strong>rspannungsnetz ein. Der Inhaber <strong>de</strong>r Reitberger<br />
Energietechnik betreibt seit zehn Jahren eine Photovoltaikanlage<br />
auf <strong>de</strong>m Dach seines Firmengebäu<strong>de</strong>s in Starnberg und<br />
ergänzt damit die Stromproduktion <strong>de</strong>r großen konventionellen<br />
Kraftwerke. „Schon heute <strong>de</strong>ckt Solarstrom im Sommer,<br />
speziell zur Mittagszeit, einen wesentlichen Teil <strong>de</strong>s<br />
Bedarfs“, sagt Reitberger. Laut <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für<br />
Sonnenenergie produzieren erneuerbare Energien insgesamt<br />
<strong>de</strong>rzeit rund 16 Prozent <strong>de</strong>s in Deutschland verbrauchten<br />
Stroms.<br />
In seiner jüngsten Novelle sieht das Energieeinspeisungsgesetz<br />
(EEG) 2009 vor, dass <strong>de</strong>r Anteil erneuerbarer Energien an <strong>de</strong>r<br />
„Die Netze sind nicht auf Tausen<strong>de</strong> Windrä<strong>de</strong>r und<br />
Solarmodule ausgelegt, die Strom einspeisen.“<br />
PROF. DR. JÜRGEN SCHMID, FRAUNHOFER INSTITUT FÜR WINDENERGIE, KASSEL<br />
Stromversorgung in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>utlich steigen<br />
soll – bis 2020 auf min<strong>de</strong>stens 30 Prozent, bis 2050 sogar auf<br />
mehr als 80 Prozent. Das stellt die Netzbetreiber vor gewaltige<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen. Damit die Spannung im europäischen<br />
Verbundnetz konstant bleibt, richten sich die Kraftwerksbetreiber<br />
mit <strong>de</strong>r Leistung <strong>de</strong>r großen Anlagen nach <strong>de</strong>m aktuellen<br />
Energiebedarf.<br />
Sonne und Wind lassen sich nicht steuern<br />
Mit <strong>de</strong>n erneuerbaren Energien funktioniert das Prinzip<br />
„Nachfrage bestimmt Angebot“ allerdings nicht mehr so zuverlässig<br />
wie bisher. Der Grund: Die Energiegewinnung aus<br />
Sonne und Wind lässt sich nicht so einfach steuern. Da große<br />
Energiespeicher fehlen, müssen die Netzbetreiber <strong>de</strong>n Strom<br />
aus Wind- und Solarenergieanlagen in <strong>de</strong>m Moment ins Netz<br />
einspeisen, in <strong>de</strong>m er erzeugt wird – egal, ob er gera<strong>de</strong> benötigt<br />
wird o<strong>de</strong>r nicht. Das führte im vergangenen Jahr sogar<br />
dazu, dass an beson<strong>de</strong>rs windigen o<strong>de</strong>r sonnigen Tagen so<br />
viel Strom produziert wur<strong>de</strong>, dass die Preise an <strong>de</strong>r Leipziger<br />
Energiebörse EEX ins Negative drehten. Eine paradoxe Situation:<br />
Um die Netze stabil zu halten, mussten die Betreiber dafür<br />
zahlen, dass ihnen jemand die Energie abnahm. An solchen<br />
Tagen profi tieren fl exible Verbraucher.<br />
Eine weitere Herausfor<strong>de</strong>rung ist die immer <strong>de</strong>zentralere<br />
Stromerzeugung. Früher gelangte Strom in einer Einbahnstraße<br />
von <strong>de</strong>n großen konventionellen Kraftwerken über<br />
die Übertragungs- und Verteilnetze<br />
bis zum Verbraucher. Künftig wer<strong>de</strong>n<br />
immer mehr kleine Erzeuger Strom<br />
produzieren. Privatleute, aber auch Unternehmen,<br />
die Solarmodule und lokale<br />
Kleinstkraftwerke zur Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s<br />
eigenen Basis-Energiebedarfs nutzen<br />
und – je nach Bedarf – entwe<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />
Netz zukaufen o<strong>de</strong>r ins Netz abgeben.<br />
„Für die Netze ist auch <strong>de</strong>r zusätzliche Stromtransport eine<br />
enorme Belastung, weil sie nicht für Tausen<strong>de</strong> von Windrä<strong>de</strong>rn<br />
im Nor<strong>de</strong>n Deutschlands und Millionen von Solarmodulen<br />
ausgelegt sind, die ihren Strom einspeisen“, sagt Prof. Dr.<br />
Jürgen Schmid, Leiter <strong>de</strong>s Fraunhofer Instituts für Win<strong>de</strong>nergie<br />
und Energiesystemtechnik IWES in Kassel.<br />
Die Experten sind sich einig: Damit das Stromnetz funktionstüchtig<br />
bleibt, muss es für das anbrechen<strong>de</strong> Ökostrom-<br />
Zeitalter umgebaut wer<strong>de</strong>n. „Die Netzbetreiber brauchen vor<br />
allem neue Steuerungsinstrumente für die Kraftwerkseinsatzplanung“,<br />
erklärt Schmid. Die Lösung ist das Stromnetz <strong>de</strong>r<br />
Zukunft. In einem Smart Grid sind sämtliche Komponenten,<br />
Anlagen und Geräte, die für die Erzeugung, Speicherung, das<br />
Netzmanagement und <strong>de</strong>n Verbrauch von Energie benötigt<br />
54 ProFirma 05 2011
Umspannwerke und Transformatoren spielen in <strong>de</strong>r Stromverteilungs-Infrastruktur eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle: Sie sorgen für die richtige Spannung.<br />
ProFirma 05 2011<br />
55
IT & Investition – Energieversorgung<br />
wer<strong>de</strong>n, intelligent miteinan<strong>de</strong>r vernetzt. „Auf diese Weise<br />
können auch kleine Erzeuger o<strong>de</strong>r Verbraucher Tarifi nformationen<br />
beziehen und ihre Produktion o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Verbrauch<br />
steuern“, erläutert Julia Benkert von <strong>de</strong>r B.A.U.M. Consult<br />
GmbH in München.<br />
Sechs Mo<strong>de</strong>llregionen entwickeln<br />
Wie das in <strong>de</strong>r Praxis funktionieren kann, wird in Deutschland<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s Technologieför<strong>de</strong>rprojekts „E-Energy<br />
– IKT-basiertes Energiesystem <strong>de</strong>r Zukunft“ erforscht, das<br />
Bun<strong>de</strong>sumwelt- und Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministerium im Jahr<br />
2008 gestartet haben. In sechs Mo<strong>de</strong>llregionen mit jeweils eigenem<br />
Schwerpunkt wer<strong>de</strong>n Technologien, Marktrollen, Tarif-<br />
und Geschäftsmo<strong>de</strong>lle entwickelt und erprobt.<br />
In Aachen wird beispielsweise untersucht, ob sich intelligente<br />
Stromzähler (sogenannte Smart Meter), die seit Anfang 2010<br />
für Neubauten und grundsanierte Gebäu<strong>de</strong> vorgeschrieben<br />
sind, zu einer Art Energiezentrale weiterentwickeln lassen.<br />
Auf diese Weise sollen Haushalts- und Bürogeräte selbsttätig<br />
in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, Strom primär dann zu verbrauchen,<br />
wenn er gera<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs günstig ist.<br />
In <strong>de</strong>r Smart-Energy-Region Cuxhaven wie<strong>de</strong>rum arbeiten<br />
IT-, Umwelt- und Energieexperten <strong>de</strong>s Projekts E-Telligence<br />
an <strong>de</strong>r Entwicklung eines komplexen Regelsystems, um die<br />
hohe Volatilität bei <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergieerzeugung durch eine<br />
intelligente Verbrauchssteuerung und die Verschiebung von<br />
Lasten auszubalancieren.<br />
Neben Haushaltskun<strong>de</strong>n nehmen in Cuxhaven auch regionale<br />
Gewerbebetriebe an <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>llversuch teil: Die Cuxhavener<br />
Kühlhaus GmbH beispielsweise kühlt ihre Räume bevorzugt<br />
dann, wenn viel Win<strong>de</strong>nergie zur Verfügung steht. Auf diese<br />
Weise erzeugt das Unternehmen einen Kältepuffer von bis zu<br />
drei Grad, von <strong>de</strong>m es zehrt, wenn <strong>de</strong>r Strompreis am Markt<br />
hoch ist. „In dieser Zeit schalten wir unsere Kühlaggregate ab,<br />
zumin<strong>de</strong>st solange die Temperatur nicht über <strong>de</strong>n kritischen<br />
Wert von minus 21 Grad steigt“, berichtet Geschäftsführer<br />
Axel Stahlbuck. In <strong>de</strong>m 4.500 Quadratmeter großen Kühlraum<br />
beträgt <strong>de</strong>r Kälteverlust etwa ein Grad pro Tag. „Der<br />
Puffer reicht also maximal drei Tage“, so Stahlbuck.<br />
Windprognosen für die Börse<br />
Netzinvestitionen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Stromversorger<br />
Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
2,7<br />
Damit gewerbliche Verbraucher wissen, welcher Strom gera<strong>de</strong><br />
fl ießt und wie viel er kostet, verknüpft Energieversorger<br />
EWE Windprognosen <strong>de</strong>s Dienstleisters Energy und Meteo<br />
Systems aus Ol<strong>de</strong>nburg mit <strong>de</strong>n Daten aus seinem regionalen<br />
Energiehan<strong>de</strong>l und überträgt die Informationen zu Tarif und<br />
Energieart über das örtliche DSL-Netz an die Anlagensteuerung.<br />
„Anhand <strong>de</strong>r präzisen Windprognosen können wir<br />
auf die Viertelstun<strong>de</strong> genau sagen, wann wie viel Strom aus<br />
Win<strong>de</strong>nergie im Netz sein wird“, erläutert Volker Diebel, Konzernsprecher<br />
bei <strong>de</strong>r EWE AG in Ol<strong>de</strong>nburg.<br />
Überschüssige Win<strong>de</strong>nergie wird in <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llregion Cuxhaven<br />
auf einem virtuellen Energiemarktplatz angeboten,<br />
<strong>de</strong>r nach einer erfolgreichen Testphase Mitte Januar offi ziell<br />
Quellen: BDEW, BNetzA; Stand: 12/2010<br />
Trotz <strong>de</strong>r seit einigen Jahren wie<strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n Investitionen in die Netzinfrastruktur gilt: Für ein mo<strong>de</strong>rnes Stromnetz, mit <strong>de</strong>m auch<br />
erneuerbare Energien effi zient genutzt wer<strong>de</strong>n können, ist ein Vielfaches <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen jährlichen Investitionen nötig.<br />
4,0<br />
3,6<br />
3,0<br />
2,4<br />
1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011*<br />
*2011: Planungsstand <strong>de</strong>r Unternehmen Frühjahr 2009<br />
56 ProFirma 05 2011<br />
2,2<br />
Solarinverter sind die Kraftwerke <strong>de</strong>r Solaranlage. Hier wird<br />
die Sonnenenergie in Strom transformiert und anschließend<br />
ins Netz eingespeist.<br />
1,7<br />
2,0<br />
2,4<br />
3,1<br />
3,6
als digitale Han<strong>de</strong>lsplattform für Strom gestartet ist. Jetzt erst<br />
wird sich auch bei <strong>de</strong>r Cuxhavener Kühlhaus GmbH zeigen,<br />
ob und wie viel das Unternehmen mit <strong>de</strong>r intelligenten Nutzung<br />
spart. In <strong>de</strong>r Testphase wur<strong>de</strong> nur virtuell gerechnet.<br />
Unternehmer wer<strong>de</strong>n lernen müssen, mit <strong>de</strong>n neuen Möglichkeiten<br />
umzugehen. Doch gera<strong>de</strong> wenn Strom teurer wird,<br />
zahlt es sich für sie aus, über intelligente Nutzungszeiten nachzu<strong>de</strong>nken.<br />
Erst im Februar hatte EU-Energiekommissar Günther<br />
Oettinger angekündigt, er erwarte <strong>de</strong>utlich höhere Strompreise.<br />
Der Grund: Der Ausbau <strong>de</strong>r europaweiten Energienetze<br />
muss fi nanziert wer<strong>de</strong>n. In einem von SAP veröffentlichten<br />
Whitepaper ist von rund 200 Milliar<strong>de</strong>n Euro die Re<strong>de</strong>.<br />
Erste Ergebnisse <strong>de</strong>r Feldtests in <strong>de</strong>n sechs Mo<strong>de</strong>llregionen<br />
zeigen, dass Privathaushalte mit einer intelligenten Energienutzung<br />
im Zusammenspiel mit dynamischen Tarifen etwa<br />
20 Prozent ihrer Stromkosten sparen könnten. Dafür müssten<br />
sie jedoch erst einmal in intelligent vernetzte Hausgeräte investieren,<br />
was sich <strong>de</strong>rzeit – rein monetär betrachtet – noch<br />
nicht lohnt. „Erst über neue Marktrollen, Tarifstrukturen und<br />
Geschäftsmo<strong>de</strong>lle entsteht <strong>de</strong>r Nutzen für die privaten und gewerblichen<br />
Verbraucher“, sagt Julia Benkert von <strong>de</strong>r B.A.U.M.<br />
Consult GmbH in München.<br />
In <strong>de</strong>r Cuxhavener Mo<strong>de</strong>llregion gibt es bereits einen „Event-<br />
Tarif“, <strong>de</strong>r Infos über einen beson<strong>de</strong>rs günstigen Strompreis<br />
auf ein Smartphone <strong>de</strong>r Versuchsteilnehmer schickt. Auch für<br />
Unternehmen wird es künftig wohl <strong>de</strong>utlich mehr und zeitlich<br />
gestaffelte Tarife geben. Seit Anfang 2011 sind die Energieversorger<br />
sogar verpfl ichtet, variable Strompreise anzubieten<br />
(EnWG § 40,3). „Die Tarifstruktur wird sich in je<strong>de</strong>m Fall<br />
än<strong>de</strong>rn“, sagt EWE-Sprecher Diebel.<br />
Eine Schlüsselrolle bei Smart Grid spielen Technologien und<br />
Verfahren, die uns aus <strong>de</strong>m Internet und <strong>de</strong>m Telekommunikationssektor<br />
vertraut sind: SIM-Karten beispielsweise,<br />
die nicht nur SMS zwischen Handys hin- und herschicken<br />
können, son<strong>de</strong>rn auch Datenpakete zwischen Maschinen<br />
und Anlagen; Software, die Daten in Echtzeit auswertet und<br />
Steuersignale über das mobile o<strong>de</strong>r kabelgebun<strong>de</strong>ne Internet<br />
weiterleitet; Smartphone-Apps, die Haushaltskun<strong>de</strong>n informieren,<br />
wann <strong>de</strong>r Strom gera<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs günstig ist und es<br />
sich lohnt, die Waschmaschine anzuschalten.<br />
Die Industrie erforscht außer<strong>de</strong>m weitere Möglichkeiten zur<br />
Stromspeicherung. Eine vielversprechen<strong>de</strong> Lösung könnte<br />
Wasserstoff sein, <strong>de</strong>r laut EU-Forschungsprogramm als Speichermedium<br />
für Strom aus erneuerbaren Energien grundsätzlich<br />
geeignet ist. Auch die Automobilhersteller sind gefragt:<br />
In <strong>de</strong>n intelligenten Energienetzen <strong>de</strong>r Zukunft könnte überschüssiger<br />
Strom in Elektroautos zwischengespeichert wer<strong>de</strong>n.<br />
Getankt wird, wenn die Sonne scheint. Den Fantasien<br />
und Visionen sind kaum Grenzen gesetzt.<br />
Dass sich auch die Unternehmen auf die verän<strong>de</strong>rten Voraussetzungen<br />
einstellen wer<strong>de</strong>n, steht für Markus Reitberger außer<br />
Frage. Er erwartet sich von <strong>de</strong>m Netzausbau und <strong>de</strong>r verstärkten<br />
Nutzung erneuerbarer Energien aber vor allem eins:<br />
„Dass ich meinen Betrieb und meinen Lebensstandard auch<br />
langfristig zu bezahlbaren Preisen aufrechterhalten kann.“<br />
ProFirma 05 2011<br />
INTERVIEW<br />
„Neues Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />
für KMU“<br />
Dr. Uwe Hartmann, Vizepräsi<strong>de</strong>nt<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie<br />
mit Sitz in München, zur Stromproduktion<br />
in Deutschland.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE GERLINDE KÜSEL<br />
Herr Dr. Hartmann, wie ist die <strong>de</strong>utsche Stromproduktion<br />
heute organisiert?<br />
Hartmann: Mehr als 80 Prozent <strong>de</strong>s Stroms wird zentral in<br />
<strong>de</strong>n großen Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken erzeugt und<br />
über das überregionale Verteilnetz zu <strong>de</strong>n Verbrauchern<br />
transportiert.<br />
Nach <strong>de</strong>m Willen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung soll <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r erneuerbaren<br />
Energien in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahrzehnten steigen.<br />
Wird das dazu führen, dass die Stromproduktion künftig<br />
eher <strong>de</strong>zentraler wird?<br />
Hartmann: Auf je<strong>de</strong>n Fall. Wir haben heute bereits weit mehr<br />
als eine Million Photovoltaikanlagen in Deutschland. Deren<br />
Leistungsvermögen entspricht in etwa <strong>de</strong>r installierten Leistung<br />
von 17 Atomkraftwerken. Wir schätzen, dass bis zum<br />
Jahr 2020 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von<br />
rund 50.000 Megawatt (das entspricht in etwa <strong>de</strong>r Leistung<br />
von 40 Atomkraftwerken, Anm. d. Red.) hinzukommen.<br />
Welche Möglichkeiten haben Unternehmen in diesem Szenario<br />
zukünftig?<br />
Hartmann: Die Eigenstromverbrauchsregelung im EEG sieht<br />
vor, dass Betreiber von Photovoltaikanlagen eine Son<strong>de</strong>rvergütung<br />
erhalten, wenn sie einen möglichst großen Anteil <strong>de</strong>s<br />
erzeugten Stroms gleich selbst verbrauchen. Da eröffnet sich<br />
ein neues Geschäftsmo<strong>de</strong>ll für KMU. Die Situation wird umso<br />
besser, je höher die konventionellen Strompreise sind.<br />
profi rma<br />
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57
IT & Investition – Software<br />
Büroanwendungen<br />
Welches Offi ce ist das beste?<br />
Microsoft dominiert mit seinen Offi ce-Anwendungen seit mehr als einem Jahrzehnt<br />
<strong>de</strong>n Weltmarkt. Inzwischen gibt es aber zahlreiche kostenfreie Alternativen fürs Büro.<br />
Für wen lohnt sich ein Umstieg? VON JÜRGEN CHRIST<br />
Ob für Geschäftsbriefe, Preiskalkulationen<br />
o<strong>de</strong>r Verkaufspräsentationen:<br />
Je<strong>de</strong> Firma braucht Büroanwendungen.<br />
Die meisten Unternehmen setzen<br />
dabei auf Microsoft Offi ce. Es gibt jedoch<br />
auch an<strong>de</strong>re Möglichkeiten, etwa<br />
die kostenfreie Open-Source-Software<br />
OpenOffi ce.org, die etwa bei <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />
Leipziger Existenzgrün<strong>de</strong>rn Jana Schlegel<br />
und Thomas Kujawa im Einsatz ist.<br />
Sie hatten nach einer preisgünstigeren<br />
Lösung anstelle von MS Offi ce gesucht,<br />
das sie zuvor stets verwen<strong>de</strong>t hatten. „Es<br />
war keine große Umstellung“, berichtet<br />
Thomas Kujawa, Prokurist <strong>de</strong>r Familienfreund<br />
KG, die Dienstleistungen für<br />
Unternehmen anbietet, um Beruf und<br />
Familie in Einklang zu bringen. „Ich<br />
nutzte zwar bestimmte Funktionen bei<br />
Excel, aber in <strong>de</strong>r Regel arbeitet man im<br />
Alltag ohnehin nur mit Basisfunktionen<br />
wie Sortierung o<strong>de</strong>r Formatierung.“<br />
Bürostandard MS Offi ce<br />
Microsoft dominiert seit <strong>de</strong>r ersten<br />
Offi ce-Version <strong>de</strong>n Weltmarkt. Zu <strong>de</strong>n<br />
Büroanwendungen <strong>de</strong>s Pakets, auch als<br />
Offi ce Suite bezeichnet, gehören seit<br />
1989, <strong>de</strong>r ersten Veröffentlichung für<br />
Apple-Computer, die Textverarbeitung<br />
Word, die Tabellenkalkulation Excel sowie<br />
das Präsentationsprogramm Powerpoint.<br />
1990 erschien die erste Windows-<br />
Variante. Auf vielen PC und Notebooks,<br />
die bei Discountern erhältlich sind, ist<br />
heute eine MS Offi ce-Basisversion o<strong>de</strong>r<br />
Testversion vorinstalliert.<br />
Der Internet-Dienstleister Webmasterpro.<strong>de</strong><br />
ermittelte im vergangenen Jahr<br />
mit einer neuen Metho<strong>de</strong> die installierte<br />
Büro-Software von mehr als einer Million<br />
<strong>de</strong>utschsprachiger Internet-Nutzer.<br />
Demnach dominiert MS Offi ce mit rund<br />
72 Prozent <strong>de</strong>n Desktop, gefolgt von<br />
OpenOffi ce.org und Staroffi ce – aus<br />
<strong>de</strong>m OpenOffi ce.org hervorging – mit<br />
21,5 Prozent. Weit abgeschlagen bringen<br />
es WordPerfect Offi ce auf 2,7 Prozent<br />
und Apple iWork auf 1,4 Prozent.<br />
„Der Erfolg und die Marktdominanz<br />
„An <strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>r Marktführerschaft von<br />
Microsoft Offi ce wird sich so schnell nichts än<strong>de</strong>rn.“<br />
MICHAEL WOLF, MARKETINGBERATER, MÜNCHEN<br />
von MS Offi ce beruhen darauf, dass<br />
Microsoft <strong>de</strong>n Markt zuerst besetzt und<br />
auch kommunikativ tief durchdrungen<br />
hat. Von <strong>de</strong>m daraus entstan<strong>de</strong>nen<br />
Image als Markt- und Technologieführer<br />
profi tiert Microsoft noch heute.<br />
„Das Geheimnis liegt eher im gefühlten<br />
Standard. Daran wird sich so schnell<br />
nichts än<strong>de</strong>rn“, erklärt <strong>de</strong>r Münchener<br />
Marketingberater Michael Wolf. So<br />
konnte das kostenfreie OpenOffi ce.org<br />
2010 nur drei Prozent zulegen.<br />
Zunehmen<strong>de</strong>r Beliebtheit erfreut sich<br />
OpenOffi ce.org vor allem bei Selbstständigen<br />
und Freiberufl ern. „Bei kleinen<br />
Firmen ist <strong>de</strong>r Umstieg wesentlich<br />
unproblematischer, vor allem wenn das<br />
Offi ce-Paket nur für einfache Tabellen,<br />
Texte und Mail-Funktionen genutzt<br />
wird“, konstatiert Manuel Schreiber, Redakteur<br />
<strong>de</strong>s Computermagazins Chip.<br />
An<strong>de</strong>rs schaue es in größeren Unternehmen<br />
aus. „Vor einem Umstieg sollte<br />
man nicht nur die Lizenzkosten im<br />
58 ProFirma 05 2011<br />
Foto: privat
Verbreitung<br />
Offi ce-Lösungen<br />
2010<br />
21,5 %<br />
OpenOffi ce, StarOffi ce ...<br />
Quelle: Webmasterpro-Untersuchung 2010<br />
2,7 %<br />
WordPerfect Offi ce<br />
ProFirma 05 2011<br />
1,4 %<br />
Apple iWork<br />
Auge haben, die etwa bei Open-Source-<br />
Lösungen wegfallen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n gesamten<br />
Migrationsprozess. Das fängt<br />
schon bei <strong>de</strong>n bereits vorhan<strong>de</strong>nen Dokumenten<br />
an. Das Unternehmen muss<br />
prüfen, ob wichtige Makros auch in <strong>de</strong>m<br />
Alternativprogramm funktionieren, ob<br />
Software von Drittherstellern MS Offi<br />
ce voraussetzen und welche Pakete die<br />
Alternative überhaupt umfasst“, sagt<br />
Schreiber. Weil etwa OpenOffi ce.org<br />
keinen integrierten Mail-Client habe,<br />
müsse zusätzlich ein E-Mail-Programm<br />
wie Thun<strong>de</strong>rbird eingerichtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Kurzfristig muss sich nach Schreibers<br />
Ansicht ein größeres Unternehmen sogar<br />
darauf einstellen, dass <strong>de</strong>r Umstieg<br />
wesentlich teurer wird als eine Lizenzverlängerung,<br />
da man zum Beispiel eine<br />
Testumgebung aufbauen und Mitarbeiter<br />
schulen müsse. Entschei<strong>de</strong>nd sei<br />
Microsoft Offi ce<br />
72,0 %<br />
0,3 %<br />
Softmaker Offi ce<br />
0,3 %<br />
KOffi ce 1.6<br />
auch, ob teambasiertes Arbeiten eine<br />
Rolle spiele. Microsoft Offi ce 2010 erlaubt<br />
es, dass mehrere Personen gleichzeitig<br />
eine Datei bearbeiten, zusammen<br />
chatten, off- und online arbeiten.<br />
Offi ce-Lösungen im Mittelstand<br />
Der Gütersloher Familienkonzern<br />
Westafl ex setzt seit Jahren konsequent<br />
auf Open Source. Die Notebooks <strong>de</strong>r<br />
Außendienstmitarbeiter wur<strong>de</strong>n zunächst<br />
mit Staroffi ce und später mit<br />
PortableOpenOffi ce.org auf USB-Sticks<br />
ausgerüstet. „Bei <strong>de</strong>n freien Han<strong>de</strong>lsvertretern<br />
konnten wir nur begrenzt<br />
Einfl uss nehmen auf <strong>de</strong>n installierten<br />
Software-Bestand – <strong>de</strong>shalb wählten<br />
wir PortableOpenOffi ce.org“, erklärt<br />
Klaus Polke, Vertriebsleiter <strong>de</strong>r Westafl<br />
ex-Gruppe. Eine große Akzeptanz ge-<br />
lang jedoch erst mit <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>s<br />
Buches „OpenOffi ce.org Espresso“ aus<br />
<strong>de</strong>m Franzis Verlag. Je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r knapp<br />
200 Mitarbeiter erhielt dieses Taschenbuch<br />
mit CD zur Nutzung in Schule, Familie<br />
und Freizeit. Die Erstellung einer<br />
privaten Geburtstagseinladung wur<strong>de</strong><br />
damit so einfach wie die Kreation eines<br />
Werbe-Flyers im Büro. „Wir fühlen uns<br />
pu<strong>de</strong>lwohl mit OpenOffi ce.org“, so Geschäftsführer<br />
Jan Westerbarkey.<br />
Das Unternehmen Montanhydraulik<br />
ging <strong>de</strong>n umgekehrten Weg. Mit neun<br />
Standorten weltweit braucht <strong>de</strong>r Hersteller<br />
von Hydraulikzylin<strong>de</strong>rn, -motoren<br />
und -ventilen eine reibungslose interne<br />
und externe Kommunikation. Bei<br />
<strong>de</strong>r Software-Lösung auf Open-Source-<br />
Basis mussten die Mitarbeiter verschie<strong>de</strong>ne<br />
Programme einsetzen, auch fehlte<br />
eine mobile Lösung. Montanhydraulik<br />
ersetzte OpenOffi ce.org durch Microsoft<br />
Offi ce Small Business 2007 mit<br />
einem Exchange-Server, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n mobilen<br />
Zugang zu E-Mails, Terminen und<br />
Kontakten ermöglicht. „Es zeigte sich,<br />
dass Messaging-Lösungen auf Linux-<br />
Basis gar nicht so günstig waren wie angenommen“,<br />
berichtet IT-Leiter Harald<br />
Richter. Für die Administratoren verringerte<br />
sich nun <strong>de</strong>r Aufwand.<br />
„Auf Probleme stoßen wir nach <strong>de</strong>m<br />
Umstieg auf OpenOffi ce.org höchstens<br />
beim Dokumentenaustausch mit an<strong>de</strong>ren<br />
Unternehmen, die beispielsweise<br />
ein Original-Word einsetzen“, berichtet<br />
<strong>de</strong>r Leipziger Unternehmer Thomas<br />
Kujawa. Anwen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Offi ce-Pakete klagen im Internet häufi g<br />
über Formatprobleme zwischen MS Offi<br />
ce und kostenfreien Open-Source-Paketen,<br />
aber auch unter einzelnen Offi ce-<br />
Versionen, etwa für Mac und Windows.<br />
Laut Microsoft sollen die Schwierigkeiten<br />
bei Mac-Computern mit <strong>de</strong>r En<strong>de</strong><br />
2010 erschienenen Microsoft Offi ce<br />
für Mac 2011 behoben sein. Gleiches<br />
gilt bei <strong>de</strong>r Implementierung <strong>de</strong>s<br />
ISO-standardisierten OOXML-Formats<br />
bei Offi ce 2010 für Windows-Rechner.<br />
Aber: OOXML ist zwar ein genormtes,<br />
aber eben wie<strong>de</strong>r nur ein Microsoft-eigenes<br />
Format, das sich gegen <strong>de</strong>n weitverbreiteten<br />
„Open-Document-Format“-<br />
Standard (ODF) für Bürodokumente<br />
59
IT & Investition – Software<br />
nicht durchsetzen konnte. Wie bei <strong>de</strong>r<br />
rasanten Verbreitung <strong>de</strong>s Webbrowsers<br />
Mozilla Firefox, <strong>de</strong>r Microsofts Internet-<br />
Explorer <strong>de</strong>n Spitzenrang ablief, setzt<br />
sich die weltweite Open-Source-Bewegung<br />
mit ODF durch, was sogar Microsoft-Technikchef<br />
Stuart McKee schon<br />
2008 eingestehen musste.<br />
Es sind aber nicht nur die Formate für<br />
Texte, Tabellen o<strong>de</strong>r Präsentationen, die<br />
Anwen<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Umstieg erschweren.<br />
„Wir bei Microsoft implementieren verabschie<strong>de</strong>te<br />
Standards. Manche Open-<br />
Source-Angebote verwen<strong>de</strong>n Dateiformate,<br />
die schon intensiv diskutiert<br />
wer<strong>de</strong>n, aber noch nicht verabschie<strong>de</strong>t<br />
sind“, erklärt Oliver Gronau, Direktor<br />
<strong>de</strong>r Business Group Information Worker<br />
bei Microsoft Deutschland. Wer<strong>de</strong><br />
ein Dokument dann abgespeichert und<br />
auf einem an<strong>de</strong>ren System wie<strong>de</strong>r geöffnet,<br />
könne das ein Grund für Inkompatibilitäten<br />
sein, ebenso wie Makros.<br />
Offi ce-Anwendungen im Web<br />
Auch Google bietet mit seiner Webapplikation<br />
„Google Docs“ scheinbar eine<br />
Offi ce-Alternative, mit <strong>de</strong>r Dokumente<br />
unter mehreren Nutzern bearbeitet wer<strong>de</strong>n<br />
können. Doch sind diese webbasierten<br />
Lösungen, die auch Microsoft unter<br />
<strong>de</strong>r Bezeichnung „Offi ce Web Apps“<br />
anbietet, kein Ersatz für lokal installierte<br />
Büro-Software. „Die Offi ce Web<br />
Apps sind keine Alternative, son<strong>de</strong>rn<br />
eine funktional reduzierte Ergänzung<br />
<strong>de</strong>r lokal installierten Vollversionen von<br />
Offi ce 2010“, erklärt Oliver Gronau von<br />
MEHR WISSEN ONLINE<br />
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Weitere Informationen und Fachbeiträge<br />
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Dort fi n<strong>de</strong>n Sie unter an<strong>de</strong>rem:<br />
> Die Qual <strong>de</strong>r Wahl: So fi n<strong>de</strong>n Sie die<br />
richtige Offi ce-Lösung<br />
> Diese Möglichkeiten bietet MS Offi ce<br />
> Fachbeitrag: Geschäftsbericht erstellen<br />
Lesen Sie mehr unter<br />
www.profi rma.<strong>de</strong>/knowledgeStart<br />
Microsoft. Es gehe dabei darum, auch<br />
unterwegs auf im Web gespeicherte<br />
Dokumente zu greifen zu können und<br />
sie zu aktualisieren. Gronau: „Es geht<br />
auch etwas mehr, aber die Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
ihre Verkaufspräsentation weiterhin<br />
am PC o<strong>de</strong>r Notebook erstellen.“<br />
Fazit: Vor einem Umstieg ist zu beachten,<br />
welche Anwendungen überhaupt<br />
notwendig sind und ob vorhan<strong>de</strong>ne und<br />
noch benötigte Dokumente mit selbst<br />
erstellten Makros konvertierbar sind.<br />
Zusatzfunktionen wie das Bearbeiten<br />
von <strong>PDF</strong>-Dokumenten bieten nur weni-<br />
Verschie<strong>de</strong>ne Offi ce-Lösungen<br />
ge Programme, etwa das rund 400 Euro<br />
teure WordPerfect. Weitere Optionen<br />
stehen bevor: Zum Beispiel das neue<br />
Open-Offi ce-Derivat LibreOffi ce. Führen<strong>de</strong><br />
Mitglie<strong>de</strong>r von OpenOffi ce.org<br />
verließen im vorigen Herbst das Projekt<br />
aufgrund <strong>de</strong>s nachlassen<strong>de</strong>n Engagements<br />
<strong>de</strong>s Software-Herstellers Oracle<br />
und kündigten die Gründung einer<br />
unabhängigen Stiftung an. LibreOffi ce<br />
soll künftig in Linux-Distributionen wie<br />
Ubuntu o<strong>de</strong>r Fedora sogar OpenOffi ce.<br />
org ablösen. Die neue Version erscheint<br />
Anfang Mai.<br />
Microsoft Offi ce<br />
Der Platzhirsch: Die neue Home & Business Edition von MS Offi ce 2010 (Windows) umfasst Textverarbeitung,<br />
Tabellenkalkulation, Präsentation und Outlook (E-Mail, Kontakte, Termine, Aufgaben) sowie<br />
OneNotes (Informationsmanagement). Die Lizenz für einen Benutzer und zwei Installationen (auf einem<br />
PC und Notebook) ist ab 250 Euro erhältlich. Die mobile Version von Microsoft Offi ce ist speziell für Mobiltelefone<br />
mit Windows Mobile programmiert wor<strong>de</strong>n. Zum Standardumfang gehören die drei Komponenten<br />
Word Mobile, Excel Mobile und PowerPoint Mobile. Info: offi ce.microsoft.com<br />
OpenOffi ce.org<br />
Der Hauptkonkurrent: Kostenfreie Open-Source-Software mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation,<br />
Zeichnen und Datenbank. OpenOffi ce.org verwen<strong>de</strong>t das standardisierte Format ODF, kann aber<br />
auch MS Offi ce-Formate einlesen und speichern – sowie <strong>PDF</strong>-Dokumente erzeugen. Info: openoffi ce.org<br />
LibreOffi ce<br />
Der Frischling: Unter <strong>de</strong>n Linux-Distributionen löst LibreOffi ce künftig OpenOffi ce.org ab. LibreOffi ce läuft<br />
unter allen Betriebssystemen wie Windows, Mac OS X und Linux. Die nächste große Veröffentlichung mit<br />
Version 3.4 soll Anfang Mai erfolgen. Im Gegensatz zu OpenOffi ce.org, das von Oracle unterstützt wird,<br />
soll LibreOffi ce – ähnlich wie bei Mozilla Firefox – von einer Stiftung getragen wer<strong>de</strong>n.<br />
Info: <strong>de</strong>.libreoffi ce.org<br />
WordPerfect Offi ce<br />
Für <strong>PDF</strong>-Freun<strong>de</strong>: Mit etwas mehr als 400 Euro die Alternative zu Adobe Distiller und Microsoft Offi ce.<br />
WordPerfect, in <strong>de</strong>r neuen Version bisher nur in Englisch verfügbar, bietet zusätzliche Instrumente<br />
zur Bearbeitung von <strong>PDF</strong>-Dokumenten. Es unterstützt Microsofts OOXML-, aber auch ODF-Dokumente.<br />
Info: corel.com<br />
iWork<br />
Für Apple-Fans: Ein Gegenstück zu MS Offi ce ab 79 Euro. Enthaltene Programme: Pages (Text), Numbers<br />
(Tabellen) und Keynote (Präsentation). Mit einem Zugang zu iwork.com ist Teilen mit an<strong>de</strong>ren Nutzern<br />
möglich. Kompatibel zu MS Offi ce-Formaten und ODF.<br />
NeoOffi ce<br />
Für OpenOffi ce.org- und Apple-Fans: NeoOffi ce ist ein Mac-Derivat von OpenOffi ce.org mit <strong>de</strong>n Eigenschaften<br />
und <strong>de</strong>m Aussehen eines typischen Mac-Programms. NeoOffi ce Mobile erlaubt die Speicherung<br />
<strong>de</strong>r Dokumente auf sicheren Servern und erleichtert somit <strong>de</strong>n Zugriff von verschie<strong>de</strong>nen Macs o<strong>de</strong>r<br />
Smartphones. Info: neooffi ce.org<br />
Calligra Suite (vormals KOffi ce)<br />
Für Linux-KDE-Anwen<strong>de</strong>r: Leistungsstarkes, kostenfreies Büro-Paket mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation,<br />
Präsentation, Datenbank, Flussdiagramme, Editor für Vektorgrafi ken, Bildbearbeitung und Projektmanager.<br />
Unterstützt wie OpenOffi ce.org gängige Dokumentenformate. Info: www.calligra-suite.org<br />
PortableApps<br />
Die mobile Open-Source-Alternative: PortableApps ist ein Paket mit mehreren Programmen, darunter<br />
auch mit <strong>de</strong>n Offi ce-Paketen OpenOffi ce.org und LibreOffi ce. Eine Installation ist nicht erfor<strong>de</strong>rlich, die<br />
Programme können direkt vom USB-Stick gestartet wer<strong>de</strong>n. Info: portableapps.com/<strong>de</strong><br />
Google Documents<br />
Mobile Ergänzung fürs Team: Mit dieser rein webbasierten und kostenfreien Variante können Nutzer<br />
Texte, Tabellen, Präsentationen, Zeichnungen und Galerien erstellen und mit an<strong>de</strong>ren Internet-Nutzern<br />
teilen. Die Dokumente können anschließend im ODF- o<strong>de</strong>r Microsoft-Format, aber auch als <strong>PDF</strong> heruntergela<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Info: docs.google.com<br />
Tipps zum Arbeiten mit MS Offi ce und OpenOffi ce.org: offi cewissen.net<br />
Übersicht über alle <strong>de</strong>rzeitigen Offi ce-Pakete: <strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Offi ce-Paket<br />
60 ProFirma 05 2011
Die Online-Messe für CRM-Software.<br />
Veranstaltungsort:<br />
Picknick<strong>de</strong>cke<br />
Veranstaltungszeit:<br />
Montag, 17:20 Uhr<br />
,<br />
Messe to Go<br />
acquisa-crm-expo.<strong>de</strong><br />
Fachwissen, Anbieterübersicht, Produktinfos und alles, was Sie schon immer<br />
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IT & Investition – Kolumne<br />
Cole's Corner<br />
Digitale Kleinstaaterei<br />
Neulich hatte ich mal wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n historischen Weltatlas in <strong>de</strong>r<br />
Hand und habe mit leichtem Schmunzeln die Deutschlandkarte<br />
von 1795 betrachtet, als es mehr als 300 Kleinfürstentümer<br />
gab, was aussah wie ein ziemlich bunter Flickenteppich.<br />
Das ist zum Glück ja längst Geschichte, aber wenn wir Pech<br />
haben, droht so etwas Ähnliches im Internet.<br />
Das globale Netz verspricht grenzenlose Kommunikation,<br />
und das gilt ganz beson<strong>de</strong>rs für das Thema Cloud Computing:<br />
Statt meine Daten auf <strong>de</strong>r heimischen Festplatte abzulegen,<br />
soll ich sie <strong>de</strong>mnächst irgendwo auf frem<strong>de</strong>n Servern speichern,<br />
wo sie von einem „Provi<strong>de</strong>r“ sicher verwahrt und mir<br />
bei Bedarf je<strong>de</strong>rzeit und an je<strong>de</strong>m Ort <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zur Verfügung<br />
gestellt wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> mittelständische Firmen versprechen<br />
sich von <strong>de</strong>r Computer-Wolke riesige Kostenvorteile, <strong>de</strong>nn sie<br />
müssen nicht mehr selbst teure IT-Abteilungen unterhalten,<br />
sich dauernd um Updates und Backups kümmern und ständig<br />
Angst haben, dass beim nächsten Hochwasser <strong>de</strong>r Serverraum<br />
im Keller vollläuft – so wie seinerzeit in Dres<strong>de</strong>n, als Tausen<strong>de</strong><br />
von Computern in <strong>de</strong>n Fluten <strong>de</strong>r Elbe versanken.<br />
Doch die Cloud-Provi<strong>de</strong>r haben wohl die Rechnung ohne <strong>de</strong>n<br />
Wirt gemacht, sprich ohne die Datenschützer. In Europa gilt<br />
nämlich die europäische Datenschutzrichtlinie von 1995. Und<br />
da steht explizit drin, dass personenbezogene Daten nicht das<br />
Gebiet <strong>de</strong>r EU verlassen dürfen. Wenn doch, dann drohen<br />
Geldstrafen von bis zu 300.000 Euro.<br />
Das alles beweist nur, dass <strong>de</strong>m angeblich so „grenzenlosen<br />
Internet“ in Wirklichkeit doch zum Teil recht enge Grenzen<br />
gesetzt sind. „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum“,<br />
hat mir neulich <strong>de</strong>r Chef <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samts für Informationssicherheit<br />
(BSI), Michael Hange, gesagt, als ich ihn bei einer<br />
Pressekonferenz nach <strong>de</strong>r grenzenlosen Online-Freiheit<br />
Von Tim Cole<br />
Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />
mehrerer Elektronikzeitschriften<br />
ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />
Thema E-Commerce.<br />
Info: www.cole.<strong>de</strong><br />
fragte. Und das ist an<strong>de</strong>rerseits ja auch irgendwie beruhigend.<br />
Das wissen natürlich auch die Cloud-Betreiber, und einige haben<br />
auch schon reagiert, wie ich neulich in einem Vortrag von<br />
Amazon gehört habe. Dort hat man das Problem auf sehr elegante<br />
Art und Weise gelöst, in<strong>de</strong>m man einfach eine zweite,<br />
nämlich eine europäische Cloud geschaffen hat. Sie wird von<br />
Dublin aus betrieben, und Amazon garantiert seinen Kun<strong>de</strong>n,<br />
dass die Daten niemals die Grenzen Europas verlassen. Der<br />
Referent hat auch erklärt, wie das geht, aber das war mir, ehrlich<br />
gesagt, viel zu hoch. Es geht dabei um Dinge wie „regionale<br />
IP-Adressen“ und an<strong>de</strong>res, aber im Grun<strong>de</strong> kann mir das<br />
als Kun<strong>de</strong> ja völlig wurscht sein, Hauptsache Amazon gibt mir<br />
schriftlich, dass alles rechtskonform ist und nichts schiefgehen<br />
kann.<br />
Aber wenn Europa seine eigene Cloud bekommt, was ist dann<br />
mit an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>ren Rechtssystem an<strong>de</strong>rs gestrickt ist<br />
als das unsere? China zum Beispiel o<strong>de</strong>r Russland? Neulich<br />
ging die Nachricht durch die Gazetten, dass die indische Regierung<br />
vom Blackberry-Hersteller RIM einen „Nachschlüssel“<br />
verlangt, damit die dortigen Behör<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n verschlüsselten<br />
Datenverkehr zugreifen können, <strong>de</strong>r über diese Geräte<br />
läuft – und zwar wann immer <strong>de</strong>r indische Staatsanwalt das<br />
will. Was, wenn die In<strong>de</strong>r auf die I<strong>de</strong>e kommen, eine eigene<br />
Cloud zu verlangen?<br />
Und was, wenn erst die richtig exotischen Län<strong>de</strong>r nachziehen:<br />
Diktaturen in Nordafrika, Monarchien auf <strong>de</strong>r arabischen<br />
Halbinsel – o<strong>de</strong>r gar landwirtschaftlich geprägte, infrastrukturell<br />
kaum erschlossene Gebiete unter Verwaltungsaufsicht.<br />
Bayern zum Beispiel. Was machen wir <strong>de</strong>nn, wenn <strong>de</strong>r Freistaat<br />
seine Mia-san-mia-Mentalität auch im Netz beweisen<br />
will? Eine Wolke in weiß-blau?<br />
62 ProFirma 05 2011
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ProFirma 05 2011<br />
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63
IT & Investition – Transport und Logistik<br />
Kontraktlogistik<br />
Schneller, höher, weiter<br />
Logistikprozesse verschlingen oftmals mehr als zehn Prozent <strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />
<strong>de</strong>r meisten Produkte. Um Kosten zu sparen, lagern immer mehr Unternehmen interne<br />
Abläufe an Kontraktlogistiker aus. VON HEINZ SIEBOLD<br />
Logistikfi rmen übernehmen heute mehr als <strong>de</strong>n reinen Warentransport.<br />
Die meisten Männer in <strong>de</strong>r Produktion<br />
<strong>de</strong>s Automobilzulieferers Vibracoustic<br />
in Neuenburg tragen blau. Sie stehen<br />
an ihren Maschinen und nehmen kaum<br />
Notiz von <strong>de</strong>n etwa 35 grün geklei<strong>de</strong>ten<br />
Männern und <strong>de</strong>m kleinen Bähnlein, das<br />
zwischen Produktionshalle und Lager<br />
hin und her fährt. Selbst wenn <strong>de</strong>r Routenzug,<br />
so <strong>de</strong>r offi zielle Name, direkt<br />
an ihrem Arbeitsplatz hält und einer<br />
<strong>de</strong>r emsigen grünen Helfer Teile ablädt,<br />
unterbrechen die Vibracoustic-Männer<br />
ihre Arbeit kaum einmal. Das müssen<br />
sie auch nicht, <strong>de</strong>nn was sie brauchen,<br />
wird prompt angeliefert – von <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
eines externen Logistikunternehmens.<br />
Nicht nur die Portionierung<br />
<strong>de</strong>r zu montieren<strong>de</strong>n Teile, son<strong>de</strong>rn<br />
auch die Verpackung und das Herrichten<br />
<strong>de</strong>r Gebin<strong>de</strong> von Fertigprodukten<br />
für <strong>de</strong>n Versand an die jeweilige Autofabrik<br />
übernimmt <strong>de</strong>r Dienstleister.<br />
„Wir haben die komplette interne Logistik<br />
unseres Kun<strong>de</strong>n übernommen<br />
und optimiert“, sagt Daniel Wiesler.<br />
Er ist Geschäftsführer <strong>de</strong>r KD-Project-<br />
Consulting, einem Tochterunternehmen<br />
<strong>de</strong>r Dischinger-Gruppe aus Ehrenkirchen<br />
bei Freiburg. Wieslers Aufgabe<br />
ist es, die Logistikprobleme seiner Kun<strong>de</strong>n<br />
zu beheben und Prozesse zu optimieren.<br />
Bei <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong>nberg-Tochter<br />
Vibracoustic sieht das so aus: Dischingers<br />
KD-Project-Consulting hat mit<br />
<strong>de</strong>m Automobilzulieferer nicht nur die<br />
Wege <strong>de</strong>r an- und ausgelieferten Teile<br />
bis zur La<strong>de</strong>rampe analysiert und optimiert,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die internen Pfa<strong>de</strong><br />
zwischen <strong>de</strong>m Lager und <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Montageschritten.<br />
Die Arbeitssicherheit verbessern<br />
Begonnen hat die Zusammenarbeit<br />
vor etwas mehr als zehn Jahren, als<br />
Vibracoustic die Logistik ausschrieb.<br />
Natürlich mit <strong>de</strong>m klaren Ziel, einen<br />
or<strong>de</strong>ntlichen Block von 20 Prozent <strong>de</strong>r<br />
bisherigen Logistikkosten einzusparen.<br />
Aber auch, „um sich auf die Kernkompetenz<br />
zu konzentrieren“, betont<br />
Roland Lampp, Logistikleiter <strong>de</strong>s Vibracoustic-Werks<br />
in Neuenburg. „Wir<br />
wollten vor allem <strong>de</strong>n Staplerverkehr<br />
aus <strong>de</strong>r Produktion heraus haben, um<br />
die Arbeitssicherheit zu verbessern.“<br />
Neben <strong>de</strong>r Kosteneinsparung stand<br />
privat<br />
auch die Qualitätsverbesserung auf Fotos:<br />
64 ProFirma 05 2011
<strong>de</strong>r Agenda. Vor allem die Fehlerquote<br />
sollte reduziert wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn diese<br />
wirkt sich bei einem Zulieferer auf die<br />
Zertifi zierung aus – und darauf achten<br />
Hersteller. „Wir haben zunächst einmal<br />
Wildwuchs beseitigt und die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Lieferstationen im Werksgelän<strong>de</strong><br />
auf einen einzigen Flaschenhals konzentriert“,<br />
erklärt Florian Hofmann,<br />
<strong>de</strong>r KD-Projektleiter vor Ort. „Dadurch<br />
haben wir mehr Transparenz geschaffen<br />
und die Qualität <strong>de</strong>r logistischen<br />
Bewegungen verbessert.“ Die Reklamationen<br />
über fehlgeleitete Sendungen<br />
seien dadurch radikal zurückgegangen.<br />
Mit <strong>de</strong>r Einführung eines Staplerleitsystems<br />
wur<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m viele Wege<br />
eingespart. Früher waren die Staplerfahrer<br />
pro Schicht viereinhalb Kilometer<br />
unterwegs, heute legen die Fahrer<br />
nicht einmal die Hälfte <strong>de</strong>r Strecke zurück.<br />
Diese Effi zienz macht sich direkt<br />
bezahlt: Während früher 25 Stapler bei<br />
Vibracoustic im Einsatz waren, sind<br />
es heute nur noch 20. Bei einem Preis<br />
von rund 30.000 Euro pro Gerät ist das<br />
ProFirma 05 2011<br />
NÜTZLICHE ADRESSEN<br />
UND KONTAKTE<br />
Bun<strong>de</strong>svereinigung Logistik:<br />
www.bvl.<strong>de</strong><br />
DSLV Deutscher Speditions-<br />
und Logistikverband:<br />
dslv.org<br />
Bun<strong>de</strong>sverband Güterkraftverkehr<br />
Logistik und Entsorgung (BGL):<br />
www.bgl-ev.<strong>de</strong>/web/daten/in<strong>de</strong>x.<br />
htm<br />
Fraunhofer-Arbeitsgruppe für<br />
Supply Chain Services SCS<br />
www.scs.fraunhofer.<strong>de</strong>/<br />
ein Posten, bei <strong>de</strong>m sich Einsparungen<br />
<strong>de</strong>utlich lohnen.<br />
Der Kun<strong>de</strong> ist zufrie<strong>de</strong>n – und <strong>de</strong>nkt bereits<br />
weiter: „Was in Neuenburg <strong>de</strong>rzeit<br />
als Mo<strong>de</strong>llprojekt durchgeführt wird,<br />
soll überall bei Vibracoustic Standard<br />
wer<strong>de</strong>n“, sagt Logistikleiter Lampp. 80<br />
Prozent <strong>de</strong>r Vulkanisierung und ein<br />
großer Teil <strong>de</strong>r Montagelinien wer<strong>de</strong>n<br />
bereits stündlich durch <strong>de</strong>n Routenzug<br />
versorgt. „Wir wollen alle Arbeitsplätze<br />
einbin<strong>de</strong>n“, sagt Lampp. Gestapelte<br />
Teile und Produkte, Stapler und Hebezeug<br />
soll es in <strong>de</strong>r Produktion nicht<br />
mehr geben, <strong>de</strong>r Werker soll sich dann<br />
nur noch um seine Maschinen kümmern.<br />
Das Mo<strong>de</strong>llprojekt soll<br />
zum Standard wer<strong>de</strong>n<br />
„Logistik ist weitaus mehr als Transport“,<br />
sagt Karlhubert Dischinger, Chef<br />
<strong>de</strong>r Dischinger Gruppe. Vor 130 Jahren<br />
als Fuhrunternehmen mit Pfer<strong>de</strong>wagen<br />
gegrün<strong>de</strong>t, ist das Unternehmen mit seinen<br />
500 Mitarbeitern an sieben Standorten<br />
heute auch am bun<strong>de</strong>sweit tätigen,<br />
mittelständischen Logistiknetzwerk<br />
„Dialog“ beteiligt. Auch wenn Karawanen<br />
und Postkutschen mo<strong>de</strong>rnen<br />
KONTRAKTLOGISTIK –<br />
WAS BRINGT MIR DAS?<br />
Vor allem Zulieferbetriebe in <strong>de</strong>r Industrie,<br />
aber auch Lebensmittelhersteller,<br />
Fleischereien, Süßwarenhersteller,<br />
Winzergenossenschaften o<strong>de</strong>r<br />
Weingüter haben die Distribution ihrer<br />
Produkte ganz o<strong>de</strong>r teilweise an<br />
Logistikdienstleister vergeben; man<br />
spricht dabei von Kontraktlogistik.<br />
Falls <strong>de</strong>r Vertrag auch die interne Logistik<br />
<strong>de</strong>s produzieren<strong>de</strong>n Unternehmens<br />
umfasst, leitet <strong>de</strong>r Produzent<br />
die eingehen<strong>de</strong>n Bestellungen sofort<br />
an seinen Dienstleister weiter, <strong>de</strong>r<br />
sich dann um alle weiteren Schritte<br />
kümmert: Verpacken, Kommissionieren,<br />
Transportieren und eventuell<br />
Umpacken (z.B. für <strong>de</strong>n Einzelhan<strong>de</strong>l).<br />
Der wichtigste Grund für viele Unternehmen,<br />
ihre Logistikprozesse auszulagern,<br />
sind die Kosten. Versierte Logistikdienstleister<br />
können bestimmte<br />
Tätigkeiten aufgrund ihrer Erfahrung<br />
und ihrer Ressourcen (zum Beispiel<br />
Lager- und Transportkapazitäten, aber<br />
auch geschulte Mitarbeiter) effi zienter<br />
und damit günstiger ausführen.<br />
„Langfristige Erfolge durch robuste<br />
Logistikstrategien“ – Ein Forum<br />
für Inhaber, Geschäftsführer und<br />
Logistiker aus mittelständischen<br />
Firmen.<br />
www.bvl.<strong>de</strong>/mfm/<br />
Information-und-Programm Florian Hofmann (links) und Daniel Wiesler von <strong>de</strong>r KD-Project-Consulting optimieren für ihre<br />
Kun<strong>de</strong>n auch die unternehmensinternen Fahrwege, etwa mit Gabelstaplern.<br />
65
IT & Investition – Transport und Logistik<br />
Je<strong>de</strong> einzelne Maßnahme zum Spritsparen bringt nur wenige Prozent Verbesserung, aber<br />
in <strong>de</strong>r Gesamtheit lassen sich die Kosten <strong>de</strong>utlich senken.<br />
Maßnahme Treibstoffreduktion Zusätzliche Erklärungen<br />
Fahrpersonalschulungen 3-9 % Um dauerhaft positive Effekte zu erzielen,<br />
sollten die Trainings mit einem Kontrollund<br />
Anreizsystem verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
Entschleunigung 5 %<br />
(bei Herabsetzen von<br />
88 auf 83 km/h)<br />
Start-Stopp-Automatik 5-15 %<br />
(im Stadtverkehr)<br />
Automatisierte Schaltgetriebe 2-8 %<br />
Leichtlaufreifen 3 %<br />
Reifendruck (Überprüfung<br />
und Überwachungssystem)<br />
3 %<br />
Aerodynamikpaket/<br />
Sattelzugmaschine<br />
Aerodynamikmaßnahmen<br />
für Sattelanhänger<br />
Anpassung <strong>de</strong>r Motorkennfel<strong>de</strong>r<br />
an <strong>de</strong>n Einsatzzweck<br />
(Chiptuning)<br />
Einsatz von Telematiksystemen<br />
5 %<br />
5-7 %<br />
2-10 %<br />
5 %<br />
Quelle: Bun<strong>de</strong>svereinigúng Logistik Treibstoffreduktion in <strong>de</strong>r Logistik<br />
Verkehrsmitteln gewichen sind, die<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen sind die gleichen<br />
wie früher: Es geht darum, Transporte<br />
günstiger, schneller und effi zienter zu<br />
machen. Allerdings längst nicht mehr<br />
nur „ab Werk“, son<strong>de</strong>rn entlang <strong>de</strong>r<br />
gesamten „Supply Chain“, <strong>de</strong>r Prozess-<br />
o<strong>de</strong>r Wertschöpfungskette, die beim<br />
Rohstoff beginnt und beim Kun<strong>de</strong>n en<strong>de</strong>t.<br />
Egal, ob es sich um ein Auto han<strong>de</strong>lt<br />
o<strong>de</strong>r um eine Tafel Schokola<strong>de</strong>.<br />
In Ehrenkirchen hat <strong>de</strong>r Dienstleister<br />
Dischinger vor einigen Jahren große<br />
Lagerhallen errichtet, in <strong>de</strong>nen für Hersteller<br />
und Händler von Lebensmitteln,<br />
Automobilzulieferer und an<strong>de</strong>re Auftraggeber<br />
auf- und umgela<strong>de</strong>n, zwischengelagert<br />
und sogar umgepackt<br />
wird. Das Unternehmen bekommt<br />
und verteilt Ware von Winzergenossenschaften,<br />
Weingütern, Metzgereien,<br />
Keks- und Pizzaherstellern, Sektkellereien<br />
und Spirituosenbrennern. Auch<br />
ver<strong>de</strong>rbliche Lebensmittel, die während<br />
<strong>de</strong>r gesamten Transport- und Lagerdauer<br />
eine bestimmte Temperatur halten<br />
Konsequente Nutzung <strong>de</strong>s Überwachungssystems<br />
ist Voraussetzung, um positive<br />
Effekte zu erzielen, Leichtlauföle<br />
2,5 % Treibstoffreduktion<br />
Etwa 39 % <strong>de</strong>s Kraftstoffverbrauchs auf<br />
ebener Strecke bei 85 km/h sind auf <strong>de</strong>n<br />
Luftwi<strong>de</strong>rstand zurückzuführen.<br />
Seitenvollverkleidung, Radkappen,<br />
Heckdiffusor etc.<br />
Optimierung <strong>de</strong>r Disposition, Vermeidung<br />
von Leerfahrten, Erhöhung <strong>de</strong>r Auslastung,<br />
Stauumfahrung etc.<br />
müssen, sind dabei. Hinzu kommt die<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung, immer genau dann<br />
an <strong>de</strong>r richtigen Stelle sein zu müssen,<br />
wenn <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> die Ware braucht.<br />
Denn Lagerhaltung gibt es – aus Kostengrün<strong>de</strong>n<br />
– bei vielen Unternehmen<br />
nicht mehr. Die logistischen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
sind gewaltig – Grund genug,<br />
sie Profi s zu überlassen.<br />
„Kosten sparen, schnell sein, immer genau<br />
so viel an einem bestimmten Platz<br />
haben wie sie brauchen“, zählt Karlhubert<br />
Dischinger zu <strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Kriterien für einen guten Logistikdienstleister.<br />
Und Partner sein. Wobei<br />
„Partnerschaft“ nicht als „<strong>de</strong>r Partner<br />
schafft“ missverstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n dürfe,<br />
„Win-Win“ nicht so, dass einer doppelt<br />
gewinne und <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re nichts.<br />
Die Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Vibracoustic-<br />
Umstellung hat Dischinger auch bei <strong>de</strong>r<br />
Einführung eines „Just-in-Sequence“-<br />
Lieferkonzepts für <strong>de</strong>n amerikanischen<br />
Automobilzulieferer Johnson Control<br />
genutzt. Der amerikanische Konzern<br />
mit weltweit 140.000 Mitarbeitern an<br />
1.300 Standorten stellt in Neuenburg<br />
unter an<strong>de</strong>rem Autositze her, die zu<br />
<strong>de</strong>n Peugeot-Citroen (PSA)-Standorten<br />
im Elsass geliefert wer<strong>de</strong>n. Auch hier<br />
ist <strong>de</strong>r Dienstleister vollständig für<br />
die Transportlogistik verantwortlich:<br />
Der Wareneingang von 40 Lieferanten<br />
muss entla<strong>de</strong>n und bedarfsgerecht an<br />
die Produktionsbän<strong>de</strong>r gebracht wer<strong>de</strong>n;<br />
immer im Takt <strong>de</strong>r Fertigung zwischen<br />
sechs Uhr morgens und zwei Uhr<br />
nachts, 325 Tage im Jahr. Die fertigen<br />
Fahrzeugsitze – rund 235.000 Stück<br />
pro Jahr – bringt Dischinger mit einem<br />
eigens entwickelten Aufl ieger über <strong>de</strong>n<br />
Rhein nach Sochaux und Mulhouse.<br />
Größeres La<strong>de</strong>volumen<br />
Dass auch dieser Kun<strong>de</strong> sich von einem<br />
Mittelständler überzeugen ließ, liegt<br />
wesentlich an <strong>de</strong>r Transportlösung, mit<br />
<strong>de</strong>r das Logistikunternehmen ins Rennen<br />
ging: Statt wie sonst üblich in zwei<br />
Ebenen, kann <strong>de</strong>r neuartige Aufl ieger,<br />
<strong>de</strong>n das Unternehmen verwen<strong>de</strong>t, dank<br />
einer ausgeklügelten För<strong>de</strong>rtechnik in<br />
drei Ebenen Autositze unterbringen.<br />
Der Spareffekt <strong>de</strong>r neuen Metho<strong>de</strong> ist<br />
ein<strong>de</strong>utig berechenbar: Der Dischinger-<br />
Aufl ieger fasst 66 statt 48 Gebin<strong>de</strong>, was<br />
einem um 37 Prozent größerem La<strong>de</strong>volumen<br />
entspricht.<br />
Die Folge: Wartungs-, Sprit- und Personalkosten<br />
sinken. Im Prinzip ist die<br />
pfi ffi ge Lösung beim sogenannten Tri-<br />
Deck ganz einfach, man muss nur darauf<br />
kommen: Durch Einzelrad- anstelle<br />
<strong>de</strong>r üblichen Achsaufhängung und die<br />
außen angebrachten Antriebsmotoren<br />
<strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rtechnik wur<strong>de</strong> im Inneren<br />
<strong>de</strong>s Anhängers Platz für die dritte Ebene<br />
geschaffen. Der Preis: 100.000 Euro pro<br />
Stück. Weitere 150.000 Euro sind in die<br />
Entwicklung und Installation spezieller<br />
Software und Telematik gefl ossen, die<br />
für effi ziente Organisation, Transparenz<br />
und Sicherheit sorgen. Gelohnt hat<br />
es sich trotz<strong>de</strong>m: Allein die Spritkosten<br />
– durch die geringere Zahl <strong>de</strong>r Fahrten<br />
– sind pro Jahr um einen sechsstelligen<br />
Betrag niedriger als zuvor. Von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>svereinigung<br />
Logistik wur<strong>de</strong> das neue<br />
Aufl iegerkonzept mit <strong>de</strong>m „Logistic-<br />
Service-Award“ ausgezeichnet.<br />
66 ProFirma 05 2011
Foto: privat<br />
ProFirma 05 2011<br />
INTERVIEW<br />
„Je<strong>de</strong> Zwischenstufe kostet<br />
Zeit und Geld“<br />
Die Testo AG in Lenzkirch stellt High-Tech-Messgeräte her und<br />
beliefert Kun<strong>de</strong>n in aller Welt. Mit <strong>de</strong>m Logistikvorstand <strong>de</strong>s Mittelständlers,<br />
Lothar Walleser, sprach Heinz Siebold über die<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Transportlogistik.<br />
Herr Walleser, worauf kommt es in <strong>de</strong>r<br />
Transportlogistik an?<br />
Walleser: Auf möglichst direkte Wege.<br />
Die Waren sollten bis zum Endkun<strong>de</strong>n<br />
möglichst wenige Stationen durchlaufen.<br />
Je<strong>de</strong> Zwischenstufe kostet Zeit und<br />
Geld und be<strong>de</strong>utet ein Risiko.<br />
Woher bekommt <strong>de</strong>r Testo-Kun<strong>de</strong> seine<br />
Ware?<br />
Walleser: Wenn er in Europa sitzt, meist<br />
direkt von Lenzkirch. Wir haben <strong>de</strong>n Versand<br />
im Prinzip hier zentralisiert, wir pro-<br />
duzieren auch die meisten Geräte hier.<br />
Nur <strong>de</strong>r chinesische Markt wird von unserem<br />
dortigen Standort aus beliefert.<br />
Wie gelangen die Teile zur Produktion in<br />
Lenzkirch?<br />
Walleser: Wir haben für einen Großteil<br />
<strong>de</strong>r Produktteile kein zentrales Materiallager<br />
mehr. Die unterschiedlichen Teile<br />
wer<strong>de</strong>n direkt in die Produktion an die<br />
einzelnen Fertigungsinseln geliefert, wo<br />
sie weiterverarbeitet wer<strong>de</strong>n. Die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Mengen wer<strong>de</strong>n automatisiert<br />
beim Lieferanten bestellt.<br />
Wo liegen die logistischen Herausfor<strong>de</strong>rungen?<br />
Walleser: Wir haben rund 1.200 verkaufsfähige<br />
Gerätevarianten, viele davon<br />
konfi gurieren wir individuell für <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>n. Bei dieser hohen Produktvielfalt<br />
liegt die Herausfor<strong>de</strong>rung nicht in<br />
einer möglichst geringen Lagerhaltung,<br />
son<strong>de</strong>rn darin, immer schnell reagieren<br />
und ausliefern zu können.<br />
Die neue Einteilung <strong>de</strong>s Aufl iegers in<br />
drei Ebenen vergrößerte das vorherige<br />
La<strong>de</strong>volumen um 50 Prozent. Das sparte<br />
Zeit und viel Geld.<br />
TRANSPORTLOGISTIK<br />
IN ZAHLEN<br />
Das Logistikgewerbe ist keine sauber<br />
abgrenzbare eigenständige Branche<br />
und wird in keiner amtlichen Statistik<br />
geführt. Die Bun<strong>de</strong>svereinigung<br />
Logistik stützt sich auf Zahlen <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />
für Supply-Chain-Services<br />
(SCS) <strong>de</strong>s Fraunhofer Instituts in Nürnberg,<br />
das die Studie „Die Top 100 <strong>de</strong>r<br />
Logistik“ führt. Demnach liegt die<br />
Zahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter in logistischen<br />
Arbeitsbereichen in Deutschland seit<br />
2004 stabil bei rund 2,6 Millionen.<br />
Der Umsatz hat sich im gleichen Zeitraum<br />
von 170 auf 210 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
im Jahr 2010 erhöht. Logistikkosten<br />
haben durchschnittlich einen Anteil<br />
zwischen 10 und 15 Prozent am Preis<br />
<strong>de</strong>s Endprodukts. Der Bun<strong>de</strong>sverband<br />
Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung<br />
(BGL) mel<strong>de</strong>te zum 1. Januar<br />
dieses Jahres 51.292 Unternehmen im<br />
gewerblichen Güterkraftverkehr mit<br />
581.000 Beschäftigten. Mehr als die<br />
Hälfte <strong>de</strong>r Unternehmen haben weniger<br />
als sechs Mitarbeiter, nur vier<br />
Prozent mehr als 50. Auf <strong>de</strong>n Straßen<br />
sind etwa 700.000 Fahrzeuge mit<br />
etwa einer Million Tonnen La<strong>de</strong>kapazität<br />
unterwegs.<br />
67
Business English<br />
Busy does not equal organised<br />
According to some sources, we tend to<br />
confuse being organised with appearing<br />
constantly busy – as if we were following<br />
a carefully conceived work programme,<br />
all day long. But this is clearly an error<br />
in judgement. Before jealously eyeing<br />
the colleague next to us who seems to<br />
be in an industrious frenzy of activity<br />
most of the time, we should perhaps<br />
consi<strong>de</strong>r a few basic principles which<br />
form the foundation of good, solid time<br />
management.<br />
Start analysing<br />
Even though it might feel that you are<br />
adding to your workload, advocates of<br />
time management encourage activity<br />
analysis or activity logs to assess how<br />
Business English<br />
Zeit ist Geld<br />
Get ahead of your time! *<br />
Zeit ist ein wertvolles Gut im berufl ichen Leben ebenso wie im privaten. Der englische Wortschatz kennt<br />
viele Begriffe rund um die Themen Zeiteinteilung, Ressourcenmanagement und Selbstorganisation.<br />
Mit <strong>de</strong>r Serie „Business English“ können Chefs<br />
je<strong>de</strong> Aufgabe souverän in perfektem English lösen!<br />
Business-English bietet Ihnen die i<strong>de</strong>ale Kombination<br />
aus Informationen, Mustervorlagen, Arbeitshilfen,<br />
Experten-Know-how und Lernspaß für ein<br />
fehlerfreies English im Job. Verbessern Sie Ihre<br />
Fähigkeiten, Präsentationen, Verhandlungen und<br />
Meetings in englischer Sprache erfolgreich zu gestalten.<br />
much time you spend doing certain<br />
tasks. This might be a shock at fi rst.<br />
Writing down how long you spend answering<br />
emails (and how often you do<br />
so, perhaps midway through another<br />
unrelated task) could be an eye-opener.<br />
Once this is done, it is time to consi<strong>de</strong>r<br />
some strategies to change periods of ineffectively<br />
used time.<br />
Four ways to make time work<br />
Let’s start with a brief overview of four<br />
possible approaches to time management.<br />
These have been <strong>de</strong>veloped since<br />
time management became a buzzword<br />
in the late seventies in most corporate<br />
settings. They range in character from<br />
last minute scheduling to active integration<br />
of time management principles into<br />
workfl ow. In the fi rst category, a system<br />
of remin<strong>de</strong>rs lets the user know that something<br />
has to be done. The second approach<br />
goes one step further and advocates<br />
using planning and preparation;<br />
the third makes use of prioritizing and<br />
controlling tools; and lastly, being effi cient<br />
and proactive form the most advanced<br />
approach. Each approach could be<br />
assessed for its relevance to a particular<br />
project and used accordingly.<br />
Lektion 15<br />
things to do written on post-its stuck all<br />
over their computer? The key is how to<br />
write the schedule so that it becomes a<br />
tool. There are two basic mo<strong>de</strong>ls which<br />
appear in most time management environments:<br />
the Pareto analysis and the<br />
ABC analysis.<br />
Pareto analysis<br />
This tool for analysing tasks, which was<br />
observed by the American industrialist<br />
Joseph M. Juran and named after the<br />
Italian economist Vilfred Pareto in the<br />
1940s, states that 80 % of tasks can be<br />
done in 20 % of the time available. It<br />
will take up the rest of the time to do<br />
the remaining work, so the theory goes.<br />
This implies that there are a few things<br />
which are vital to do and many things<br />
which are trivial. It almost goes without<br />
saying that the art lies in distinguishing<br />
between the two.<br />
Vocabulary<br />
Pareto analysis Pareto-Prinzip<br />
Tools for time management<br />
procrastination Aufschub, Verzögerung<br />
Exklusiv für ProFirma-Leser:<br />
<strong>Haufe</strong> business-english professional<br />
für Leser <strong>de</strong>r Profi rma mit kostenlosem<br />
4-Wochen-Test. Mehr Informationen unter:<br />
www.business-english.<strong>de</strong>/profi rma<br />
We have already mentioned that activity<br />
logs can help analyse how our time is<br />
spent. What other tools are there? Naturally,<br />
work schedules play an important<br />
part. But that does not sound very<br />
sophisticated – who doesn’t have lists of<br />
to acknowledge anerkennen, zugeben<br />
justifi able gerechtfertigt<br />
mediocre mittelmäßig<br />
to overcome überwin<strong>de</strong>n<br />
* Get ahead of your time! ist ein Wortspiel auf<br />
‘to be ahead of your time’ = seiner Zeit voraus sein<br />
68 ProFirma 05 2011<br />
ProFirma<br />
Serie<br />
to eye so./sth. beobachten<br />
advocate Befürworter/Verfechter<br />
eye-opener etw., das einen zum<br />
Staunen bringt<br />
buzzword Mo<strong>de</strong>wort
ABC analysis<br />
Similarly, the ABC analysis works on<br />
a three-tiered principle where tasks in<br />
category A are of high importance, B<br />
less so and C least of all. Neither analysis<br />
suggests that there are tasks which are<br />
not worth doing; but inevitably, we put<br />
off doing the ones we do not enjoy until<br />
last regardless of their priority because<br />
we are only human. And that’s where<br />
the word procrastination comes in.<br />
Procrastination<br />
Technically, procrastination refers to<br />
putting off something unpleasant which<br />
has to be done. The causes behind it are<br />
surprisingly diverse. People are certainly<br />
not machines and sometimes, we<br />
just do not feel like doing something.<br />
However, it is just as common that we<br />
do not feel competent enough to carry<br />
out a task and we are unsure where to<br />
fi nd help. Other causes could be that the<br />
task is personally irrelevant to us, especially<br />
if the task is imposed on us from<br />
another <strong>de</strong>partment; we simply don’t<br />
un<strong>de</strong>rstand what we are being asked to<br />
do or we are afraid of making a mistake<br />
(closely linked to being a perfectionist).<br />
Communication, it would seem, is a<br />
major key to time management.<br />
Simple solutions?<br />
There are no quick routes here. Acknowledging<br />
that we have good days<br />
and bad days is progressive rather than<br />
an excuse! We all have different peak<br />
work hours and conditions and failing<br />
to take these into account might result<br />
in many ineffective hours sat trying to<br />
ProFirma 05 2011<br />
slog through a diffi cult task. Knowing<br />
your energy levels at different times of<br />
the day is likely to help avoid this. A<br />
little self-analysis is likely to go a long<br />
way too. Ask yourself the following<br />
questions:<br />
Do you…<br />
> hope that a task will disappear if you<br />
ignore it long enough?<br />
> take lots of fi les home at the weekend<br />
to <strong>de</strong>al with without opening them,<br />
just to return on Monday with a guilty<br />
conscience? (Despite the fact that you<br />
turned down an invitation to a party<br />
on Saturday and played computer<br />
games instead?)<br />
> spend hours substituting one task<br />
for another?<br />
> believe that many small <strong>de</strong>lays are<br />
justifi able?<br />
> believe that mediocre performance<br />
is acceptable?<br />
> become paralysed by in<strong>de</strong>cision<br />
where to start on your workload and<br />
so go and make a coffee instead?<br />
Conclusion<br />
By imagining yourself in the scenarios<br />
above, you might help yourself overcome<br />
time management killers and be<br />
able to take steps in planning more effectively.<br />
In summary, this involves breaking<br />
down the task into segments, being honest<br />
about how much time is required<br />
for each segment (and readjust for future<br />
planning if you miscalculate).<br />
And remembering that you need moti-<br />
EXERCISE: TIME IDIOMS<br />
Each sentence contains a time idiom.<br />
The meaning can be guessed by the<br />
rest of the sentence. Can you translate<br />
the idioms into German?<br />
1) We got there just in the nick<br />
of time. Another minute and<br />
she’d have passed out.<br />
2) „How was your New Year?”<br />
„Oh, we had a whale of a time.<br />
The party was great.”<br />
3) I don’t want to rush. Can’t we<br />
just slow down and take our<br />
time?<br />
4) Excuse me, do you have the<br />
time? I don’t have a watch on.<br />
5) I’m a late starter in my job. I<br />
have to make up for lost time.<br />
6) Although John says he likes<br />
Jenny, I don’t have much time<br />
for her.<br />
7) Long time no see! It’s been<br />
ages! How are you?<br />
8) When Simon forgot to phone<br />
that client, Jill gave him a really<br />
hard time.<br />
9) Well, that’s all for the time<br />
being. I’ll be off then.<br />
10) About time! Where were you?<br />
11) A: How are you? Still looking<br />
for a new job?<br />
B: Nothing yet. I‘m just biding<br />
my time.<br />
12) I thought they were a happy<br />
couple but apparently she’s<br />
two-timing him.<br />
13) Everyone please stop writing<br />
now! The time is up!<br />
vation and no one can keep going on a<br />
task they see as unnecessary.<br />
Finally, it might be worth consi<strong>de</strong>ring C.<br />
Northcote Parkinson‘s words, a British<br />
scholar (1909-1993) who stated that<br />
“work expands to fi ll the time available<br />
for its completion”, otherwise known<br />
as Parkinson‘s Law. There is certainly<br />
more than a grain of truth there!<br />
S. 70 Small Talk, S. 71 Kreuzworträtsel<br />
Answers Exercise: 11. gera<strong>de</strong> rechtzeitig, 2. sich großartig amüsieren, 3. sich Zeit lassen, 4. die Uhrzeit „haben“, 5. die Zeit einholen, 6. jmd. nicht lei<strong>de</strong>n können,<br />
7. Lange nicht gesehen! 8. jmd. das Leben schwer machen, 9. vorläufi g, vorübergehend, 10. Das wird aber auch Zeit!, 11. <strong>de</strong>n richtigen Augenblick abwarten,<br />
12. <strong>de</strong>n Partner betrügen, 13. Die Zeit ist abgelaufen.<br />
69
Business English<br />
Personen beschreiben<br />
Small Talk: Talking about others<br />
Personen anschaulich zu beschreiben, zählt zur hohen Kunst im Gebrauch einer Fremdsprache.<br />
Bei vielen Gelegenheiten im Small Talk kommt Ihnen ein ausgefeiltes Vokabular auf diesem Gebiet zugute.<br />
General physical <strong>de</strong>scriptions<br />
“Ah ha!” you think. “I’ll ask Colin to <strong>de</strong>scribe<br />
himself next time I chat to him.”<br />
What a great i<strong>de</strong>a! The result is, you hear<br />
the following:<br />
Don’t worry mate, I’ll fi nd you! But as<br />
you’re worried, well, I guess I’m sort<br />
of middling to tall, not exactly a Brad<br />
Pitt lookalike, more of a Vinny Jones<br />
really, and I’m a keen rugby player if<br />
that tells you anything.<br />
business-english<br />
Fachmodule auf<br />
business-english.<strong>de</strong><br />
<strong>Als</strong> Experte sind Sie im internationalen<br />
Business beson<strong>de</strong>rs<br />
gefor<strong>de</strong>rt. Personalverantwortliche,<br />
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Arbeitsvorlagen, Beiträge,<br />
Downloads und Trainings.<br />
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It doesn’t really, does it? Would you<br />
be able to spot this person in a crow<strong>de</strong>d<br />
coffee bar? Probably not. So it can<br />
be rather useful to be able to give brief<br />
personal <strong>de</strong>scriptions, whether of yourself<br />
or another person, in various situations.<br />
Your British business partner could<br />
have given the following <strong>de</strong>scription:<br />
Well, I’m sure we’ll fi nd each other,<br />
but OK, just in case: I’m 35, around<br />
6 foot tall - that’s just over 1.8 metres<br />
– quite a solid build, short, curly dark<br />
hair, brown eyes, a bit of a tan from<br />
my last holiday. I’ve been <strong>de</strong>scribed<br />
as tough-looking, but I think that’s<br />
due to the scar through my left eyebrow<br />
that I got playing rugby!<br />
Now you might stand a chance of getting<br />
together with this person!<br />
If you’re in the position of doing the <strong>de</strong>scribing,<br />
use a mental checklist to inclu<strong>de</strong><br />
whichever of the points below you<br />
think are most important:<br />
Height: tall, short, shortish, middling/<br />
medium height<br />
Hair colour: black, dark, darkish, blon<strong>de</strong>,<br />
blondish, strawberry blon<strong>de</strong>, auburn,<br />
red, ginger, grey, greying, white,<br />
salt and pepper<br />
Hair length/style: long, shoul<strong>de</strong>rlength,<br />
short, bald, crew cut, straight, curly,<br />
wavy, streaked, plaited/brai<strong>de</strong>d, up,<br />
shaved, fringe/bangs<br />
Facial hair: beard, moustache, goatee,<br />
si<strong>de</strong>burns, stubble, clean-shaven<br />
Age: young, middle-aged, old, el<strong>de</strong>rly,<br />
teenager, youthful, well-preserved, in<br />
(your) 20s/30s/40s/50s<br />
Facial shape/complexion: round,<br />
square, heart-shaped, oval, long, dimpled,<br />
clear, wrinkled, freckled, reddish,<br />
rosy, olive, dark, tanned, pale, scarred<br />
Eyes: brown, black, blue, light, dark, ha-<br />
Vocabulary<br />
(the adjectives listed in this article <strong>de</strong>scribing<br />
people are not given here – use a good<br />
dictionary or online dictionary to check words<br />
you are not sure of)<br />
scar Narbe<br />
checklist Prüfl iste<br />
fringe/bangs Pony<br />
particulars die Einzelheiten<br />
to chat klönen<br />
to fl esh out ausarbeiten<br />
the bare bones das Wesentliche<br />
attitu<strong>de</strong> Einstellung, Verhalten<br />
zel, green, grey, almond-shaped, round,<br />
narrow<br />
Nose: straight, Roman, up-tilted, broad<br />
Mouth: narrow, broad, wi<strong>de</strong>, rose-bud<br />
Build: heavy, full, plump, slight, average,<br />
slim, skinny, muscular, well-built<br />
You may also want to add some <strong>de</strong>tails<br />
of clothing if appropriate, or jewellery<br />
and any other noticeable particulars<br />
such as tattoos/piercings.<br />
Describing character/personality<br />
If you are chatting to someone and <strong>de</strong>scribing<br />
a third person, you will probably<br />
want to <strong>de</strong>scribe their character/personality<br />
in some <strong>de</strong>tail too; after all, this<br />
is what people usually want to know<br />
about others once they have an i<strong>de</strong>a of<br />
appearance: is the person nice, friendly,<br />
hard-working, approachable …<br />
You could have a mental checklist when<br />
it comes to <strong>de</strong>scribing character or personality,<br />
helping you to fl esh out the<br />
bare bones of a <strong>de</strong>scription.<br />
Describing intellect: intelligent, wise,<br />
bright, shrewd, quick, clever, smart,<br />
intellectual, brainy, talented, creative,<br />
gifted, fl exible, good at, not so good at,<br />
dumb, slow<br />
70 ProFirma 05 2011
Describing attitu<strong>de</strong>s to others: sociable,<br />
outgoing, extroverted, empathetic,<br />
easy-going, even-tempered, gentle, patient,<br />
loyal, honest, reliable, trustworthy,<br />
generous, <strong>de</strong>pendable, fair, polite, courteous,<br />
unreliable, introverted, arrogant,<br />
aggressive, impolite, ru<strong>de</strong>, diffi <strong>de</strong>nt,<br />
awkward, selfi sh, shy, mean<br />
Die Autoren: Lucy Renner Jones und Anita Duncan<br />
CROSSWORD PUZZLE<br />
1 2 3 4<br />
5 6<br />
12<br />
14 15<br />
19<br />
Across:<br />
2. something that is diffi cult to do<br />
5. make stronger<br />
7. short form of advertisement<br />
10. a place for terminally ill<br />
people to spend their last days<br />
12. characteristics<br />
17. saying things that are clever<br />
but not well thought out<br />
18. short form of advertisement<br />
19. naughty or ru<strong>de</strong> but still<br />
amusing<br />
20. a synonym for „diffi cult“<br />
ProFirma 05 2011<br />
11<br />
18<br />
Describing attitu<strong>de</strong>s to life in general:<br />
optimistic, tolerant, sunny disposition,<br />
happy, calm, tranquil, mo<strong>de</strong>st, sensitive,<br />
curious, ambitious, daring, courageous,<br />
brave, fearless, helpful, practical,<br />
pragmatic, relaxed, tense, pessimistic,<br />
careful, worried, inquisitive, nosy.<br />
Now, it shouldn’t be a problem any more<br />
to <strong>de</strong>scribe your business partners.<br />
10<br />
8 9<br />
16 17<br />
20<br />
13<br />
Answers: Across: 2. challenging, 5. reinforce, 7. ad, 10. hospice, 12. particulars, 17. glib, 18. advert, 19. cheeky, 20. tricky<br />
Down: 1. abrupt, 3. hone, 4. grab, 6. outgoing, 8. oodles, 9. sparingly, 11. drawbacks, 13. habit, 14. <strong>de</strong>pict, 15. convey, 16. draft<br />
Down:<br />
1. short and brusque almost to the point of being ru<strong>de</strong><br />
3. improve on a skill<br />
4. take in an abrupt way<br />
6. a person who has no problems talking to others,<br />
even to strangers<br />
8. lots<br />
9. to use something with care<br />
11. negative factors<br />
13. something you do in the same way regularly<br />
14. show in picture form<br />
15. a synonym for “give“<br />
16. not the fi nished written product
Rückschau & Termine<br />
START<br />
Von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e zum<br />
erfolgreichen Unternehmen<br />
Am 6. und 7. Mai fi n<strong>de</strong>t in Nürnberg die nächste Ausgabe <strong>de</strong>r Start-<br />
Messe statt. Sie bietet Grün<strong>de</strong>rn und jungen Unternehmen an zwei<br />
Tagen eine Plattform für Informationen und Kontakte rund um<br />
die erfolgreiche Selbstständigkeit. Neben <strong>de</strong>n Ausstellern – von<br />
Sparkassen und Finanzdienstleistern über Franchise-Anbieter bis<br />
hin zu Beratungsunternehmen und Weiterbildungseinrichtungen<br />
– geben vor allen Dingen die Vorträge in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Foren<br />
viele Anregungen und wertvolle Informationen.<br />
Die Themenpalette ist breit gefächert. So gibt es unter an<strong>de</strong>rem<br />
Basisinformationen zum Business-Plan und zur Vorbereitung<br />
<strong>de</strong>s Bankgesprächs, aber auch speziellere Vorträge zum Thema<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für junge Unternehmen sowie<br />
Online- und Offl ine-Networking am Beispiel von Xing, Facebook<br />
und Co. Außer<strong>de</strong>m sind auch Unternehmer vor Ort, die von ihren<br />
Erfahrungen berichten, wie man eine Firma erfolgreich führt.<br />
Weitere Informationen über die Start-Messe unter<br />
www.start-messe.<strong>de</strong><br />
TERMINE<br />
6. Mai – 7. Mai 2011<br />
Start-Messe, Nürnberg<br />
www.start-messe.<strong>de</strong><br />
10. Mai – 13. Mai 2011<br />
Transport Logistic, München<br />
www.transportlogistic.<strong>de</strong><br />
8. Juni – 10. Juni 2011<br />
Intersolar, München<br />
www.intersolar.<strong>de</strong><br />
L-Bank erweitert<br />
För<strong>de</strong>rrahmen<br />
Die L-Bank in Karlsruhe hat ihre För<strong>de</strong>rung<br />
für Existenzgrün<strong>de</strong>r und Übernehmer ausgebaut:<br />
Am 1. April erhöhte sie die Obergrenze<br />
für Finanzierungen über Mikrokredite<br />
von zwei auf zehn Millionen Euro.<br />
Außer<strong>de</strong>m soll die neu konzipierte „Startfi -<br />
nanzierung 80“ zukünftig Finanzierungen<br />
bis 100.000 Euro ab<strong>de</strong>cken. Das Programm<br />
schließt eine 80-prozentige Risikoentlastung<br />
<strong>de</strong>r Hausbank durch die Bürgschaftsbank<br />
ein.<br />
Bei <strong>de</strong>r Startfi nanzierung wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m<br />
die Kredituntergrenze von 2.500 Euro abgeschafft.<br />
Das ist insbeson<strong>de</strong>re für Dienstleistungsunternehmen<br />
wichtig, die in <strong>de</strong>r<br />
Regel wenig Startkapital benötigen. Darüber<br />
hinaus wur<strong>de</strong>n neue Varianten bei <strong>de</strong>n<br />
Laufzeiten, tilgungsfreien Jahren und Zinsbindungen<br />
eingeführt.<br />
Die endfällige Variante ist beson<strong>de</strong>rs für<br />
Grün<strong>de</strong>r ab etwa 50 Jahren attraktiv: Es ist<br />
möglich, beispielsweise eine Lebensversicherung<br />
zur Tilgung einzusetzen. Die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Darlehensvarianten bieten die<br />
Möglichkeit, auf die unterschiedlichsten<br />
Finanzierungsanlässe und -konstellationen<br />
passgenau einzugehen. Die Erhöhung <strong>de</strong>r<br />
Obergrenze im Rahmen <strong>de</strong>r Mikrokreditfi<br />
nanzierung schafft vor allem bei Unternehmensnachfolgen<br />
zusätzlichen Finanzie-<br />
Start-Messe<br />
rungsspielraum. Foto:<br />
72 ProFirma 05 2011
Vorschau 06.2011<br />
Titelthema: Von <strong>de</strong>r Öko-Bilanz<br />
Nachhaltigkeit, umweltfreundliches Produzieren und Ökostrom sind nicht erst<br />
seit <strong>de</strong>r jüngsten Atom<strong>de</strong>batte ein wichtiges Thema in vielen Unternehmen. In<br />
unserer Titelgeschichte gehen wir <strong>de</strong>r Frage nach, ob ökologisches Bewusstsein<br />
tatsächlich mehr bringt als ein gutes Gewissen. Schlägt <strong>de</strong>r Imagegewinn auch<br />
eine Brücke zu einer besseren Bilanz? Würdigen Kun<strong>de</strong>n und Geschäftspartner<br />
guten Willen und vorbildliches Han<strong>de</strong>ln? Firmenbeispiele geben Aufschluss.<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion:<br />
Dieter Römer (Chefredakteur)<br />
E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Paul Lauer (Redakteur)<br />
E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Christoph Lorenz (Redakteur)<br />
E-Mail: Christoph.Lorenz@profi rma.<strong>de</strong><br />
Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />
E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Gabi Reuys (Assistentin)<br />
E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Telefon 07 61/89 83 031, Fax 07 61/89 83 112<br />
Hausadresse <strong>de</strong>r Redaktion:<br />
<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />
Munzingerstr. 9, 79111 Freiburg<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
M. Bahnerth, Prof. M. Beck, J. Christ, T. Cole, A.<br />
Duncan, U. Felger, M. Hofmann, G. Hopmeier, G.<br />
Küsel, E. Neuthinger, B. Peymani, L. Renner Jones,<br />
H. Siebold, O. Weiss, L. Volkelt, B. Weller,<br />
Grafi k: Hanjo Tews<br />
ProFirma 05 2011<br />
Anzeigen-Verkauf:<br />
Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />
Telefon 09 31/27 91 556<br />
Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />
Telefon 09 31/27 91 731<br />
Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />
Telefon 09 31/27 91 451<br />
Michaela Dotzler (Disposition)<br />
Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />
E-Mail: Anzeigen@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Verbreitete Aufl age,<br />
4. Quartal 2010: 80.244<br />
Verkaufte Aufl age: 62.691<br />
IVW-geprüft. ISSN 1435-6082<br />
Abonnentenservice:<br />
<strong>Haufe</strong> Service Center GmbH, Postfach,<br />
79091 Freiburg<br />
Telefon 01 80/50 50 169*, Fax 01 80/50 50 441*<br />
E-Mail: Zeitschriften@<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />
* 0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />
Ein Service von dtms.<br />
Die Ausgabe 06/2011 erscheint am 25. Mai 2011<br />
Weitere Themen:<br />
STRATEGIE<br />
Entscheidungen<br />
Innere Stimme, Bauchgefühl, Eingebung:<br />
Es gibt viele Begriffe für die Intuition.<br />
Zur erfolgreichen Unternehmensführung<br />
gehört nicht allein Fachwissen.<br />
ALTERSVORSORGE<br />
Kein Selbstläufer<br />
Immobilien gelten als soli<strong>de</strong> Möglichkeit,<br />
fürs Alter vorzusorgen. Doch viele Objekte<br />
haben ihre Tücken. ProFirma sagt, was bei<br />
Immobilien zu beachten ist.<br />
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Verlag: <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />
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Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />
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Druck: Druckerei Echter, Würzburg<br />
Vertrieb im Han<strong>de</strong>l:<br />
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Der jährliche Bezugspreis beträgt für ProFirma im Inland: 64 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 79 Euro inkl. Versand. Das Kombi-Jahresabo ProFirma<br />
Professional kostet im Inland 237,60 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 252,60 Euro inkl. Versand. Bezieher <strong>de</strong>r Produkte aus <strong>de</strong>r „Lexware professional<br />
line“ (9018, 9182, 9183, 9170, 9171, 9172, 9173, 9174, 8804, 9094) erhalten ProFirma im Rahmen ihres Abonnements. Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Selbständigen<br />
(BDS) ist <strong>de</strong>r Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
73
Schluss mit lustig<br />
„Ich habe richtig gehört?“, fragte <strong>de</strong>r Banker mit einem kleinen<br />
Entsetzen im Gesicht, „Sie wollen Kühen Methangas, äh,<br />
abzapfen und daraus Bioenergie machen? Und dafür wollen<br />
Sie einen Kredit von uns?“ „Genau“, antwortete H2O, „2,2<br />
Millionen dürften reichen. Was meinen Sie, Herr Schwalbe?“<br />
H2Os neuer Biochemiker nickte und spreizte die Finger.<br />
„Vorerst zumin<strong>de</strong>st. <strong>Als</strong> Leiter <strong>de</strong>r Forschungs- und Entwicklungsabteilung<br />
von Hirschmüller Enterprises gehe ich davon<br />
aus, dass wir für die Entwicklung und Herstellung eines<br />
Back-up-Systems, welches das von <strong>de</strong>n Rin<strong>de</strong>rn ausgestoßene<br />
Methangas direkt dort gewinnt, wo es hergestellt wird, nämlich<br />
in <strong>de</strong>n Pansen, 300.000 Euro<br />
benötigen dürften. Die restlichen<br />
1,9 Millionen brauchen wir für ein<br />
Blockheizkraftwerk, in <strong>de</strong>m wir das<br />
Gas reinigen und transformieren.“<br />
„Meine Herren“, seufzte <strong>de</strong>r Banker,<br />
„bei allem Respekt. Sie wollen aus<br />
Kuhfürzen Energie gewinnen? Und<br />
dafür wollen sie 2,2 Millionen Euro.<br />
Von uns?“ „Genau“, sagte H2O,<br />
„aber wenn wir nach einer erfolgreichen<br />
Anlaufphase in Deutschland<br />
ins globale Geschäft einsteigen,<br />
brauchen wir natürlich mehr.“<br />
„Aha“, antwortete <strong>de</strong>r Banker. „Und<br />
wenn Ihre, äh, I<strong>de</strong>e nicht funktionieren<br />
sollte?“ „Da kann nichts schiefgehen“, beruhigte H2O.<br />
„In <strong>de</strong>r Tat“, pfl ichtete Herr Schwalbe bei, „es han<strong>de</strong>lt sich ja<br />
zweifelsfrei um eine erneuerbare Energie. Und ganz im Gegensatz<br />
zu Windrä<strong>de</strong>rn etwa greifen wir nur insofern in die<br />
Natur ein, als dass Kühe einen Behälter auf <strong>de</strong>m Rücken tragen<br />
und einen Schlauch in <strong>de</strong>r Nase haben.“<br />
„<strong>Als</strong>o“, hob <strong>de</strong>r Banker an, „einmal ganz abgesehen davon,<br />
dass Ihre Sicherheiten nicht reichen, unser Kreditrisiko abzu<strong>de</strong>cken.<br />
Ist es <strong>de</strong>nn seitens <strong>de</strong>s Tierschutzes vertretbar, die<br />
Kühe so auszustatten?“ „Ich bitte Sie, Herr Meier“, sagte H2O,<br />
„es geht hier um die Energie <strong>de</strong>r Zukunft. Wir erfi n<strong>de</strong>n hier<br />
gera<strong>de</strong> die Cash cow neu, und wahrscheinlich retten wir mit<br />
unserem Energiekonzept auch noch die Bun<strong>de</strong>sregierung.<br />
Das hat wohl, äh, Priorität.“ „Sehen Sie“, ergänzte Schwalbe,<br />
H 2O<br />
... geht einem Banker auf die Nerven<br />
von Michael Bahnerth<br />
Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, fährt in seinem Kreditgespräch<br />
schwere Geschütze auf, wird aber nur mit einem Teilerfolg belohnt.<br />
„nehmen wir Fukushima, diese entsetzliche Tragödie mit dieser<br />
Energieform <strong>de</strong>r Vergangenheit. Dagegen ist eine Kuh, die<br />
einen Rucksack trägt, eine Petitesse.“ „Genau“, sagte H2O, „wir<br />
haben hier die einmalige Chance, umweltfreundlich große<br />
Mengen an Energie zu gewinnen. Sehr große. Kommt hinzu,<br />
dass das Methan, weil wir es ja direkt abzapfen, gar nicht mehr<br />
nach außen dringt. Wir senken <strong>de</strong>n CO 2 -Ausstoß, weltweit.<br />
Und ganz nebenbei. Wir, also Ihre Bank, Herr Schwalbe und<br />
ich haben die Möglichkeit, ein klein wenig die Welt zu retten.“<br />
„Tja“, hüstelte <strong>de</strong>r Banker, „um ehrlich zu sein: Wir sind eine<br />
Bank. Wir verdienen lieber Geld, als dass wir die Welt retten.<br />
Das ist unsere Kernkompetenz.“<br />
„Ich bitte Sie“, sagte Herr Schwalbe,<br />
„erkennen Sie nicht die Tragweite<br />
unsers Vorhabens? Die Möglichkeiten<br />
für die Bank, ich sage nur<br />
Marketing, Prestige, Positionierung<br />
und so weiter? Die Möglichkeit,<br />
kommen<strong>de</strong>n Generationen eine anständige<br />
Welt zu hinterlassen? Und<br />
damit Geld zu verdienen?“ „Ja“, fuhr<br />
H2O dazwischen, „besser hätte ich<br />
es auch nicht formulieren können.<br />
Was sind dagegen schon 2,2 Millionen,<br />
Herr Meier?“ „Was ich an Tragweite<br />
sehe, sozusagen, ist, dass Ihre<br />
Sicherheiten nicht wirklich tragen.<br />
Aber wir, die Bank, sind ja keine Unmenschen. In Anbetracht<br />
Ihrer Situation sehe ich eine potenzielle Möglichkeit, Ihr Projekt<br />
in <strong>de</strong>r Größenordnung von 800.000 Euro zu kreditieren.<br />
Aber ich muss dies natürlich noch mit <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />
abklären.“<br />
„800.000!“, schnaubte H2O, als sie draußen waren. „Was will<br />
man?“, seufzte Schwalbe, „wären Banker mutige Visionäre,<br />
wären sie kaum Banker gewor<strong>de</strong>n.“ „Ich muss meine Villa verkaufen“,<br />
sinnierte H2O, „ich muss mit meiner Ex-Frau re<strong>de</strong>n.“<br />
„Viel Glück“, sagte Herr Schwalbe.<br />
DIE NÄCHSTE FOLGE:<br />
H2O versucht, seine Ex-Frau auf seine Seite zu ziehen.<br />
74 ProFirma 05 2011<br />
Folge 34<br />
Illustration: Reinhold Harwath
Die Online-Messe für ERP-Software.<br />
,<br />
Veranstaltungsort:<br />
Golfplatz<br />
Veranstaltungszeit:<br />
Montag, 16:12 Uhr<br />
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