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Deutschland 6,80 €<br />

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Das Magazin für <strong>de</strong>n innovativen Unternehmer<br />

MAI 2011<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

ROUNDTABLE FINANZIERUNG<br />

Mittelständler und Banken diskutieren<br />

über Krisenbewältigung und<br />

Kreditklemme. Seite 38<br />

SPAREN BEIM TRANSPORT<br />

Kontraktlogistik senkt in vielen<br />

Firmen die Kosten und optimiert<br />

die Produktion. Seite 64<br />

Re<strong>de</strong>n, vernetzen,<br />

verkaufen<br />

Wirkungsvolle Werbung ist auch<br />

mit kleinem Budget möglich. Neben<br />

Kreativität und klarer Kontur helfen<br />

dabei auch soziale Netzwerke.<br />

Seite 22<br />

Claudia Kieserling hat sich einen<br />

guten Ruf als Expertin für maßgefertigte<br />

Designerschuhe erworben. Ihr Geschäft<br />

in <strong>de</strong>r Münchener Innenstadt besucht<br />

auch die weibliche Prominenz aus <strong>de</strong>m<br />

Film- und Showgeschäft. Seite 12


Abb. zeigt Son<strong>de</strong>rausstattung.<br />

1990: ERSTE VERZINKTE KAROSSERIE, 1994: ERSTMALS SCHALTHEBEL IN DER<br />

ARMATURENTAFEL, 2000: DIESELDIREKTEINSPRITZUNG „COMMON RAIL“:<br />

SEIT 30 JAHREN ÜBERZEUGT DAS ERFOLGSMODELL MIT IMMER NEUEN INNOVATIONEN<br />

UND MODERNSTER TECHNIK. SICHERN AUCH SIE SICH 30 JAHRE BERUFSERFAHRUNG<br />

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Angebot für gewerbliche Kun<strong>de</strong>n, gültig bis 30. 06. 2011. Details bei Ihrem teilnehmen<strong>de</strong>n, autorisierten Fiat Professional Händler.


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, rund 30 Milliar<strong>de</strong>n Euro geben <strong>de</strong>utsche Unternehmen<br />

im Jahr für Werbung aus. Diese Zahl mag sich gewaltig anhören, aber als<br />

Chefi n o<strong>de</strong>r Chef stehen Sie <strong>de</strong>nnoch vor einem klassischen Dilemma: Sie wollen<br />

und müssen auf Ihre Produkte o<strong>de</strong>r Dienstleistungen aufmerksam machen,<br />

haben jedoch nur ein begrenztes Budget zur Verfügung. Das geht zwar großen<br />

Firmen prinzipiell auch nicht an<strong>de</strong>rs, aber mit einem kleinen Unternehmen<br />

müssen Sie ganz beson<strong>de</strong>rs sorgfältig überlegen, auf welches Pferd Sie setzen.<br />

Erzielen Anzeigen, Kino- o<strong>de</strong>r Radiospots für Sie die größte Wirkung?<br />

Ab Seite 22 zeigen wir Ihnen anhand erfolgreicher Beispiele gute Strategien für<br />

Werbung mit kleinem Budget. Es beginnt mit <strong>de</strong>r Überlegung, wie Sie bei Ihren<br />

Aktionen mögliche Streuverluste gering halten. Da schei<strong>de</strong>n dann Postwurfsendungen<br />

rasch aus, <strong>de</strong>nn ein Großteil fl iegt ungelesen ins Altpapier. Auch<br />

Schaltungen in Adressverzeichnissen bringen – gedruckt o<strong>de</strong>r online – wenig.<br />

Gut für viele Zwecke sind hingegen Anzeigen in regionalen Wochenblättern,<br />

weil Sie damit häufi g Ihren potenziellen Kun<strong>de</strong>n nah sind.<br />

Nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken ist für Unternehmen je<strong>de</strong>r Größe und Branche die<br />

Werbung über das Internet, mit Bannern o<strong>de</strong>r über die eigene Homepage.<br />

Online lässt sich mit wenig Aufwand und manchmal sogar kostenlos Aufmerksamkeit<br />

wecken – etwa wenn Sie es schaffen, dass zufrie<strong>de</strong>ne Kun<strong>de</strong>n in<br />

Communities positive Kommentare über Sie hinterlassen. Überhaupt bieten<br />

soziale Netzwerke eine gute Möglichkeit <strong>de</strong>r Kontaktaufnahme und -pfl ege –<br />

die wichtigsten Tipps hierzu lesen Sie ebenfalls in unserer Titelgeschichte.<br />

Eine anregen<strong>de</strong> Lektüre wünscht Ihnen<br />

dieter.roemer@profi rma.<strong>de</strong><br />

ProFirma 05 2011<br />

Chefredakteur Dieter Römer<br />

Besser werben<br />

ProFirma PROFESSIONAL<br />

Wissen und Werkzeuge für Unternehmer.<br />

Wirtschaftsmagazin, Themenportal und<br />

Unternehmer-Cockpit.<br />

Infos unter: www.profi rma.<strong>de</strong><br />

3<br />

Zukunft<br />

im Kopf.<br />

Von <strong>de</strong>r Qualifi zierung einzelner<br />

Mitarbeiter bis zur strategischen<br />

Unterstützung <strong>de</strong>r Personal-<br />

und Organisationsentwicklung –<br />

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Inhalt 05.2011<br />

Titelthema:<br />

Re<strong>de</strong>n, vernetzen,<br />

verkaufen<br />

Wirkungsvolle Werbung ist auch mit kleinem<br />

Budget möglich. Neben Kreativität und klarer<br />

Kontur helfen auch soziale Netzwerke.<br />

26 Interview Marketingexperte Stefan Kolle<br />

über die Macht sozialer Netzwerke und<br />

das süße Gift <strong>de</strong>r Preiskommunikation.<br />

08<br />

Bettstatt in freier Natur: Es braucht nur zwei<br />

Befestigungspunkte für das Luftkanu von Rainer<br />

Brenner.<br />

30<br />

Licht am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tunnels Krisenbewältigung<br />

gehört zum Unternehmeralltag.<br />

08 Wir Unternehmer<br />

08 Innovator <strong>de</strong>s Monats Das Luftkanu von Rainer Brenner vereint<br />

Hängematte und Schlafsack zu einer luftigen Bettstatt.<br />

10 Debatte Obwohl vom 1. Mai an in Deutschland die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

für Zuwan<strong>de</strong>rer aus osteuropäischen Staaten gilt, rechnen<br />

Experten nicht mit einem Ansturm qualifi zierter Arbeitskräfte.<br />

12 Unternehmerporträt Eine Leben für <strong>de</strong>n Schuh – Claudia Kieserling<br />

hat sich zur führen<strong>de</strong>n Expertin für Designerschuhe hochgearbeitet.<br />

16 Mittelstand 2.0 Der Öko-Online-Shop „Lilli Green“ zeigt, dass<br />

sich hochwertige Designerprodukte und Nachhaltigkeit nicht wi<strong>de</strong>rsprechen<br />

müssen.<br />

18 Auszeit Gute Nacht im Cadillac.<br />

20 Wirtschaft und Politik Der För<strong>de</strong>rmittelexperte Rudolf Spitzmüller<br />

sieht Reformbedarf bei staatlichen För<strong>de</strong>rprogrammen.<br />

22 Unternehmensführung<br />

22 Titelthema Werben mit kleinem Budget Kun<strong>de</strong>ngewinnung ist nicht<br />

nur eine Frage <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s. Kreativität, klare Konturen und soziale<br />

Netzwerke sind oft unterschätzte Instrumente.<br />

30 Unternehmensführung Ob kleine Unternehmen Krisen überstehen<br />

können, hängt oft vom Chef ab. Es kommt daher darauf an, ob er <strong>de</strong>n<br />

Umgang mit Rückschlägen gelernt hat.<br />

33 Quer<strong>de</strong>nker Prof. Martin Beck über <strong>de</strong>n vergessenen Einfl uss <strong>de</strong>s<br />

Italienischen auf die <strong>de</strong>utsche Sprache.<br />

34 Recht Die digitale Personalakte bringt zwar viele Erleichterungen<br />

für Arbeitgeber, aber auch neue rechtliche Hür<strong>de</strong>n.<br />

4 ProFirma 05 2011<br />

22


ProFirma 05 2011<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

36 Finanzen & Steuern<br />

36 Trends Der Mittelstand will mehr in das unternehmenseigene<br />

Risikomanagement investieren.<br />

Special Finanzierung<br />

38 ProFirma-Roundtable Die Bankenexperten erwarten eine<br />

Renaissance <strong>de</strong>s Eigenkapitals im Mittelstand.<br />

44 Mezzanine Der clevere Weg zu frischem Geld für neues Wachstum.<br />

47 Soll und Haben Gabriel Hopmeier über <strong>de</strong>n Schein vermeintlich<br />

einfacher Lösungen.<br />

48 GmbH-Chef Der Geschäftsführer als Diener vieler Herren.<br />

50 Steuertrends Der Fiskus legt privaten Hausbesitzern beim Bau von<br />

Photovoltaikanlagen unnötig Steine in <strong>de</strong>n Weg.<br />

52 Firmenwagen Die unendliche Geschichte.<br />

54 IT & Investition<br />

Das Portal für <strong>de</strong>n innovativen Unternehmer<br />

Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus <strong>de</strong>m<br />

umfangreichen Angebot von ProFirma Professional haben<br />

wir in diesem Monat für Sie kostenlos freigeschaltet:<br />

■ Internet-Marketing<br />

Vier Checklisten zur Optimierung <strong>de</strong>s Web-Auftritts.<br />

■ Unternehmensfi nanzierung<br />

Fachbeitrag über die Formen <strong>de</strong>s Eigenkapitals.<br />

■ Dienstwagen<br />

Musterformular Fahrtenbuch 2011.<br />

■ Geschäftsbericht<br />

So gestalten Sie Ihren Geschäftsbericht mit MS Offi ce.<br />

54 Smart Grid Intelligente Stromnetze wer<strong>de</strong>n in Zukunft die Energieversorgung<br />

steuern. Betriebe müssen <strong>de</strong>n Stromverbrauch senken,<br />

sonst wird es teuer.<br />

58 Büro-Software Zu <strong>de</strong>n Microsoft-Produkten gibt es eine Reihe<br />

kostenloser Alternativen. Sie eignen sich aber nicht für je<strong>de</strong>n Zweck.<br />

62 Cole‘s Corner Digitale Kleinstaaterei in Europa.<br />

63 Produkttipps Druckermo<strong>de</strong>lle für <strong>de</strong>n Unternehmensalltag.<br />

64 Logistik Schlankheitskur im Lager: Immer mehr Firmen lagern<br />

interne Logistikprozesse an spezialisierte Dienstleister aus.<br />

Gratis-<br />

Downloads<br />

Die vier<br />

<strong>de</strong>s Monats<br />

68 Business English<br />

44<br />

Lektion 15 Zeit ist Geld. Der<br />

englische Wortschatz kennt viele<br />

Begriffe rund um die Themen<br />

Zeiteinteilung, Ressourcenmanagement<br />

und Selbstorganisation.<br />

Rubriken<br />

03 Editorial<br />

06 ProFirma Professional<br />

72 Rückschau, Termine<br />

73 Vorschau, Impressum<br />

74 Schluss mit lustig (34)<br />

Die Flexicon AG nutzt bei <strong>de</strong>r weiteren Expansion<br />

Mezzanine-Kapital und kann damit bei <strong>de</strong>n Kreditverhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>r Bank punkten .<br />

64<br />

Logistikexperten: F. Hofmann und D. Wiesler<br />

optimieren unternehmensinterne Fahrwege.<br />

5


ProFirma Professional<br />

DAS UNTERNEHMER-COCKPIT: LÖSUNGEN FÜR ENTSCHEIDER<br />

Von welchem Zeitpunkt an rechnet sich die Produktion für mich? Welche Unterlagen<br />

brauche ich für das Bankgespräch? Darf das Finanzamt mir Einnahmen einfach unterstellen?<br />

<strong>Als</strong> Chef müssen Sie je<strong>de</strong>n Tag Entscheidungen fällen und Strategien festlegen. ProFirma Professional<br />

unterstützt Sie in <strong>de</strong>r täglichen Arbeit mit praktischen Rechnern, Checklisten, Mustertexten und Fachbeiträgen<br />

zu <strong>de</strong>n Themen Unternehmensführung, Marketing, Vertrieb, Personal, Steuern und Finanzen.<br />

DAS TOP-THEMA DES MONATS<br />

Mit <strong>de</strong>m Top-Thema <strong>de</strong>s Monats bietet ProFirma Professional seinen<br />

Abonnenten eine Zusammenstellung von Fachbeiträgen und Arbeitshilfen<br />

zu einem aktuellen Thema.<br />

Operativer Erfolg aus guten Strategien<br />

Je<strong>de</strong>s Unternehmen braucht eine sorgfältige Jahresplanung für das<br />

Personal, die Budgets und die Erfolgsrechnung. Der Haken dabei:<br />

Ohne eine schlüssige Unternehmensstrategie gibt es keinen nachhaltigen<br />

Erfolg, ohne Erfolg keine Liquidität. Lesen Sie, wie man<br />

eine solche Strategie entwickelt. <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2655108<br />

Strategie im Unternehmen <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 654150<br />

Finanzplanung mit Soll-Ist-Vergleich <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1828510<br />

Balanced Scorecard <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1120265<br />

NEU IM PROFESSIONAL<br />

Eine kleine Auswahl von neuen Dokumenten und Arbeitshilfen auf<br />

ProFirma Professional.<br />

■ Social Media im Personalmanagement <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2595685<br />

Der Beitrag zeigt, wie Unternehmen die vielseitigen Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r sozialen Netzwerke besser ausschöpfen können.<br />

■ Innovations-Controlling <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2575908<br />

Ein Überblick zu <strong>de</strong>n möglichen Aufgaben und <strong>de</strong>n organisatorischen<br />

Strukturen eines betrieblichen Innovations-Controllings.<br />

■ Business-Plan mit Excel <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2258974<br />

Bei <strong>de</strong>r Gewinnung von Investoren für ein bestimmtes Vorhaben ist<br />

ein perfekt ausgearbeiteter Geschäftsplan das A und O..<br />

■ Verkaufskennzahlen <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 935168<br />

Dieses Programm enthält Verkaufsmesszahlen, wobei Kun<strong>de</strong>ndienstbesuche,<br />

gefahrene Kilometer von Außendienstmitarbeitern und weitere<br />

relevante Daten zueinan<strong>de</strong>r ins Verhältnis gesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

THEMEN IM MAI<br />

ONLINE-SEMINARE<br />

ProFirma Professional bietet Abonnenten regelmäßig kostenfreie<br />

Online-Seminare zu aktuellen Themen o<strong>de</strong>r Fragen an.<br />

Informieren Sie sich bequem und vom eigenen Schreibtisch aus<br />

über neueste Entwicklungen.<br />

Nächste Themen:<br />

Interaktive Markenführung im B2B-Verkauf<br />

Donnerstag, 5. Mai 2011, 14 Uhr, Dauer zirka 60 Minuten,<br />

die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />

In <strong>de</strong>n meisten B2B-Unternehmen ist <strong>de</strong>r Vertrieb eine Black<br />

Box, und das Thema Marke steckt in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen.<br />

Interaktive Markenführung ist ein Ansatz für eine optimierte<br />

Zusammenarbeit von Vertrieb und Marketing mit <strong>de</strong>r B2B-<br />

Marke als Integrationsmechanismus. Unser Experte Prof. Dr. Lars<br />

Binckebanck von <strong>de</strong>r Nordaka<strong>de</strong>mie Hochschule <strong>de</strong>r Wirtschaft in<br />

Elmshorn erklärt, wie sie gelingen kann.<br />

Online-Marketing mit kleinem Budget<br />

Freitag, 6. Mai 2011, 17 Uhr, Dauer zirka 60 Minuten,<br />

Kosten 49 Euro.<br />

Der schönste Internet-Auftritt nützt nichts, wenn keine Besucher<br />

auf die Seiten kommen. Und die höchste Zahl von Besuchern ist<br />

nichts wert, wenn aus ihnen keine Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Der Internet-<br />

Experte Sanjay Sauldie erklärt, wie KMU ihre Website mit wenig<br />

Aufwand optimieren. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Suchmaschinenoptimierung.<br />

Hier zeigt er, wie Ihre Internet-Seiten mit<br />

Google und Co. besser gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, um auch mit kleinem<br />

Budget möglichst viele Kun<strong>de</strong>n zu gewinnen.<br />

■ Die aktuellen Themen <strong>de</strong>r Online-Seminare und die Anmeldung<br />

fi n<strong>de</strong>n Sie auf Ihrer Startseite unter Services/Online-Seminare<br />

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Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />

Rainer Brenner<br />

Süße Träume im Luftkanu<br />

Während seiner Wan<strong>de</strong>rjahre als Zimmermann-Geselle hatte Rainer Brenner die I<strong>de</strong>e, wie man<br />

Hängematte und Schlafsack zu einer luftigen Bettstatt vereinen kann. VON MICHAEL BAHNERTH<br />

Es gibt diesen schönen lateinischen Ausspruch: „Solvitur ambulando“<br />

– es wird im Gehen gelöst. Rainer Brenner war drei<br />

Jahre unterwegs, als Zimmermann auf <strong>de</strong>r Walz, <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>rjahren<br />

zünftiger Gesellen. Mit Hängematte und Schlafsack.<br />

„Das war immer ein wenig umständlich. Hängematte aufhängen,<br />

Schlafsack rein, <strong>de</strong>r Einstieg war schwierig, weil <strong>de</strong>r<br />

Schlafsack immer verrutschte. Kippsicher war es auch nicht.“<br />

Dann kam ihm die I<strong>de</strong>e, irgendwo während <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rschaft.<br />

Hängematte und Schlafsack sollten ein geschlossenes System<br />

bil<strong>de</strong>n. Zusammen mit einem Bekannten, Ralph Singler, <strong>de</strong>r<br />

das Gefummel vor <strong>de</strong>m Schlafengehen auch satthatte, tüftelten<br />

sie eine Weile und bereicherten die Outdoor-Welt um<br />

das H-Bag-System, <strong>de</strong>n Hanging Sleeping Bag. „km276“, heißt<br />

ihre Firma, weil sie bei<strong>de</strong> am Main leben, am Flusskilometer<br />

276, das ist bei 97340 Segnitz.<br />

Drei Jahre dauerte die Entwicklung, zwei Autos hätten sie sich<br />

für das Geld kaufen können, „allein die Patentkosten gingen<br />

in die Zehntausen<strong>de</strong>“, sagt Brenner. Die Schwierigkeit bei <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung war lange Zeit die Kippsicherheit. „Mit einem<br />

dreidimensionalen Schnitt konnten wir das Problem dann lösen.“<br />

Ein aufgehängter H-Bag sieht ein wenig aus wie ein Kanu<br />

Ralph Singler (li.) und Rainer Brenner beim Selbstversuch im<br />

H-Bag. Es braucht nur zwei Befestigungspunkte und schon hängt<br />

im Handumdrehen die luftige Bettstatt in <strong>de</strong>r freien Natur.<br />

in <strong>de</strong>r Luft. Befestigt ist er schnell und problemlos, am Bo<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Hängematte wird noch eine Isomatte eingeschoben für<br />

die Bequemlichkeit und als Kälteschutz von unten. Es gibt<br />

Taschen für persönliche Effekten und Schlaufen, an <strong>de</strong>nen<br />

man die Schuhe aufhängen kann, um etwa Skorpionen keine<br />

Schlafgelegenheit zu bieten. Zwei Kilo wiegt das System, <strong>de</strong>r<br />

Schlafsack ist mit Polyurethan beschichtet, mit Baumwolle<br />

gefüttert und atmungsaktiv. 179 Euro kostet <strong>de</strong>r H-Bag II, mit<br />

Extras wie Moskitonetz und Isomatte kommt das Ganze auf<br />

gut 300 Euro. 2.000 Stück sind inzwischen weltweit unterwegs.<br />

Gefertigt wird <strong>de</strong>r H-Bag in Südostasien. „Wir wollten<br />

ihn in Deutschland herstellen lassen, aber die haben das hier<br />

mit <strong>de</strong>m dreidimensionalen Schnitt nicht hinbekommen“,<br />

sagt <strong>de</strong>r 40-jährige Brenner. Man kann <strong>de</strong>n H-Bag auch einfach<br />

auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n legen, wenn einmal keine zwei Bäume<br />

o<strong>de</strong>r zwei Gelän<strong>de</strong>wagen o<strong>de</strong>r ein Gelän<strong>de</strong>wagen und ein<br />

Baum zur Verfügung stehen. Aber wer <strong>de</strong>n H-Bag aufhängen<br />

kann und sanft schaukelnd und ein bisschen entrückt zwischen<br />

Er<strong>de</strong> und Himmel schläft, hat in <strong>de</strong>r Regel ein paar Probleme<br />

weniger, die er am nächsten Morgen im Gehen lösen<br />

muss. www.km276.<strong>de</strong><br />

8 ProFirma 05 2011<br />

Fotos: Michael Deppisch/km276


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Wir Unternehmer – Debatte<br />

Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

Kein Massenansturm<br />

Professor Klaus F. Zimmermann rechnet mit einer mo<strong>de</strong>raten<br />

Zahl von Arbeitsmigranten aus Osteuropa – und eher wenigen<br />

Hochqualifi zierten. AUFGEZEICHNET VON MONIKA HOFMANN<br />

Herr Professor Zimmermann, vom 1.<br />

Mai an gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

für Polen, Ungarn, Tschechien, die<br />

Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland<br />

und Litauen. Wie hoch schätzen Sie die<br />

Zahl <strong>de</strong>r Migranten aus diesen Län<strong>de</strong>rn?<br />

Zimmermann: Nach seriösen Schätzungen<br />

kommen maximal 150.000 Zuwan<strong>de</strong>rer<br />

pro Jahr nach Deutschland.<br />

Dies ist aber kein dramatischer Zuwachs,<br />

<strong>de</strong>nn auch heute gibt es Zuwan<strong>de</strong>rung<br />

von dort über an<strong>de</strong>re Kanäle<br />

mit etwa 50.000 Personen jährlich. Das<br />

wird sich nach <strong>de</strong>m 1. Mai möglicherweise<br />

erst einmal verdoppeln, bewegt<br />

sich dann aber immer noch auf eher<br />

schwachem Niveau.<br />

Qualifi ziert und heimatverbun<strong>de</strong>n<br />

Dirk Wölfer, Deutsch-Ungarische Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammer,<br />

erwartet keine Massenbewegungen.<br />

Mit großem Ansturm rechnen wir nicht. Dennoch verzeichnen<br />

wir Anfragen <strong>de</strong>utscher Unternehmen, die in Ungarn Mitarbeiter<br />

suchen. Zahlreiche Fachkräfte hier sind gut qualifi ziert.<br />

Ingenieure, IT-Spezialisten, Ärzte, Pfl egekräfte o<strong>de</strong>r Fachleute<br />

aus an<strong>de</strong>ren Bereichen sind nicht nur in Deutschland, son<strong>de</strong>rn<br />

etwa auch in Großbritannien sehr geschätzt, zumal es bislang<br />

bereits viele Ausnahmeregelungen gab. Wer überlegt, im Ausland<br />

zu arbeiten, bringt inzwischen auch gute Sprachkenntnisse<br />

in Englisch und Deutsch mit. Allerdings ist die Zahl <strong>de</strong>r migrationswilligen<br />

Fachkräfte nicht allzu groß. Denn die Ungarn<br />

neigen dazu, in <strong>de</strong>r Region zu bleiben, aus<br />

<strong>de</strong>r sie stammen – abgesehen von <strong>de</strong>r Sogwirkung<br />

Budapests. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n die<br />

Lohnunterschie<strong>de</strong> zwischen Ungarn und<br />

Deutschland ohnehin immer geringer.<br />

Dirk Wölfer ist Bereichsleiter bei <strong>de</strong>r<br />

Deutsch-Ungarischen Industrie- und<br />

Han<strong>de</strong>lskammer in Budapest.<br />

Welche Grün<strong>de</strong> hat das?<br />

Zimmermann: Deutschland hat sich<br />

eben noch nicht als attraktives Zielland<br />

etabliert. Ob die Hochqualifi zierten<br />

künftig verstärkt zu uns kommen, bezweifl<br />

e ich <strong>de</strong>shalb. Außer<strong>de</strong>m wird<br />

ihre Arbeitskraft auch in ihrer Heimat<br />

mehr <strong>de</strong>nn je – bei dort steigen<strong>de</strong>n Löhnen<br />

– nachgefragt.<br />

Welche Qualifi kationen bringen die<br />

Osteuropäer mit?<br />

Zimmermann: Das Qualifi kationsniveau<br />

wird stark davon abhängen, inwieweit<br />

die <strong>de</strong>utschen Unternehmen aktiv<br />

qualifi zierte Bewerber ansprechen, etwa<br />

in<strong>de</strong>m sie vor Ort Informationsstellen<br />

Prof. Klaus F. Zimmermann<br />

leitet das Forschungsinstitut zur<br />

Zukunft <strong>de</strong>r Arbeit (IZA) in Bonn.<br />

schaffen, Eigenwerbung betreiben und<br />

Kooperationspartner suchen. Ohne<br />

solche Aktivitäten wird es sich voraussichtlich<br />

in <strong>de</strong>r Mehrzahl um eher gering<br />

qualifi zierte Migranten han<strong>de</strong>ln.<br />

Fachkräfte auch in Polen gefragt<br />

Michael Kern, Deutsch-Polnische IHK, rät Mittelständlern,<br />

sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren.<br />

Schätzungen reichen von 200.000 bis 400.000 Migranten für<br />

die Zeit nach <strong>de</strong>m 1. Mai. Wir halten dies für zu hoch gegriffen.<br />

Viele wan<strong>de</strong>rwillige qualifi zierte Polen nutzten bereits<br />

in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren die Ausnahmeregelungen, um<br />

in Irland, Großbritannien o<strong>de</strong>r weiteren EU-Län<strong>de</strong>rn zu arbeiten.<br />

Zu<strong>de</strong>m bot die Dienstleistungsrichtlinie die Chance, in<br />

an<strong>de</strong>ren europäischen Län<strong>de</strong>rn Fuß zu fassen. Zweitens sind<br />

gut ausgebil<strong>de</strong>te Fachkräfte im nicht aka<strong>de</strong>mischen Bereich,<br />

etwa Nachrichtentechniker o<strong>de</strong>r Mechatroniker, in Polen<br />

sehr gefragt. Der Trend zur Hochschulausbildung verstärkt<br />

sich hier, sodass sich bei <strong>de</strong>n klassischen<br />

Fachkräften schon Engpässe abzeichnen.<br />

Angesichts <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografi schen Wan<strong>de</strong>ls<br />

sollten sich Firmen daher als attraktiver<br />

Arbeitgeber positionieren.<br />

Michael Kern ist Hauptgeschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Deutsch-Polnischen Industrie- und<br />

Han<strong>de</strong>lskammer in Warschau.<br />

10 ProFirma 05 2011<br />

Fotos: privat


Wir Unternehmer – Porträt<br />

Claudia Kieserling<br />

Ein Leben für <strong>de</strong>n Schuh<br />

Mit Beharrlichkeit, richtigem Riecher und kreativem Potenzial hat sich Claudia Kieserling<br />

zur führen<strong>de</strong>n Expertin für maßgefertigte Designerschuhe entwickelt. Ihre Selve<br />

AG kann auf eine ebenso treue wie exklusive Kundschaft vertrauen. VON JÜRGEN CHRIST<br />

Ob es stürmt, regnet o<strong>de</strong>r schneit: Die Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Münchner Selve AG steigt wie je<strong>de</strong>n Morgen um sieben<br />

Uhr auf ihr Fahrrad, um von ihrer Stadtwohnung in das<br />

Büro in <strong>de</strong>r Sendlingerstraße zu fahren. Claudia Kieserling<br />

trägt eines ihrer 60 Paar Schuhe, Größe 38 1 /2, es sind für sie<br />

Gebrauchsgegenstän<strong>de</strong>. Im ersten Stock <strong>de</strong>s historischen Singelspielerblocks<br />

mit idyllisch begrüntem Hinterhof und historischem<br />

Brunnen residiert ihr Unternehmen: Selve, „The Shoe<br />

Individualizer“, so <strong>de</strong>r Firmenslogan.<br />

Neben <strong>de</strong>n klassischen Büros sorgt hier im ersten Stock ein<br />

spezieller Showroom für eine angenehme Atmosphäre <strong>de</strong>r<br />

meist besser verdienen<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>nen etwa 15 bis<br />

20 täglich nach individueller Terminvereinbarung vorbeischauen.<br />

An diesem Morgen kümmert sich Claudia Kieserling<br />

persönlich um eine ganz beson<strong>de</strong>re Kundin. Die Schauspielerin<br />

Franka Potente besucht Selve, um sich ein exklusives<br />

Paar Designerschuhe für eine Filmgala abzuholen. Potente,<br />

eine gemeinsame Freundin von Kieserling und ihrem Ehemann,<br />

einem Münchner Filmproduzenten, weiß die Dienste<br />

<strong>de</strong>r 47-jährigen Schuhfabrikantin zu schätzen: „Bei Selve bekomme<br />

ich individuelle Schuhe, die garantiert immer passen.“<br />

Franka Potente ist nicht die einzige prominente Künstlerin,<br />

die sich bei Selve speziell angepasste Schuhe fertigen lässt.<br />

Kein Schuh, <strong>de</strong>r drückt<br />

Die Schauspielerin gehört zu <strong>de</strong>n zahlreichen Kundinnen,<br />

<strong>de</strong>ren Füße mit einem speziell entwickelten 3D-Scanner in<br />

München vor Ort vermessen wur<strong>de</strong>n. Kun<strong>de</strong>n können ihren<br />

Wunschschuh auch per Internet bestellen. Dazu füllen<br />

sie online einen Fragebogen aus und erhalten anschließend<br />

eine Schablone zum Ausdruck, um die exakte Passform zu<br />

überprüfen, damit <strong>de</strong>r fertige Schuh später nicht drückt. Alle<br />

Daten wer<strong>de</strong>n nach einem von Kieserling eigens entwickelten<br />

Vermessungssystem anschließend in einer Datenbank gespeichert.<br />

So bleibt das Design allein <strong>de</strong>r weiblichen – o<strong>de</strong>r<br />

auch männlichen – Fantasie überlassen: Kun<strong>de</strong>n bestimmen<br />

für je<strong>de</strong>s Paar neue Schuhe Material, Farbe und Form – Selve<br />

garantiert die Passform. Kieserling besetzt mit ihrem Unternehmenskonzept<br />

eine Nische: Modische Designerschuhe,<br />

exakt passend und funktional. Und das zu einem Preis unter<br />

300 Euro.<br />

Die I<strong>de</strong>e, Schuhfabrikantin zu wer<strong>de</strong>n, entstand nicht spontan.<br />

Claudia Kieserling blickt auf eine langjährige Lei<strong>de</strong>nschaft zurück,<br />

die bereits in ihrer Kindheit begann. „Meine Mutter verzweifelte<br />

manchmal mit mir, weil die Schuhe, die mir gefi elen,<br />

immer die teuersten waren“, erinnert sie sich und lehnt sich<br />

hinter ihrem aufgeräumten Schreibtisch zurück. An ihren<br />

„Ich vergesse manchmal Namen und<br />

Gesichter von Menschen, aber niemals<br />

die Schuhe, die sie tragen.“<br />

CLAUDIA KIESERLING<br />

hohen Bürowän<strong>de</strong>n hängen zwei Bil<strong>de</strong>r von Künstlern: Ein<br />

großformatiges Foto sowie ein Gemäl<strong>de</strong>, als Motiv natürlich<br />

Schuhe. Auf <strong>de</strong>m Holzschreibtisch in <strong>de</strong>r Ecke liegen mehrere<br />

Material- und Farbmuster, Reste einer Besprechung vom Vortag<br />

mit Materiallieferanten. Der Raum, mit edlem Parkett ausgestattet,<br />

riecht nach Le<strong>de</strong>r. Claudia Kieserling wird heute das<br />

Büro nicht vor 19 Uhr verlassen, wie je<strong>de</strong>n Tag.<br />

Schon als Teenager interessierte sie sich stark für Mo<strong>de</strong>, nähte<br />

und bedruckte Textilien und entschied sich schließlich mit 18<br />

Jahren für die Schuhe als Gegenstand ihrer Kreativität. Die gebürtige<br />

Bochumerin war eine unwillige, eher unruhige Schülerin.<br />

„In <strong>de</strong>r Grundschule hatte ich nur verstörte Nachkriegslehrer,<br />

wir haben immer nur mit Angst und Drohungen<br />

12 ProFirma 05 2011


ProFirma 05 2011<br />

13


Wir Unternehmer – Porträt<br />

gearbeitet“, erinnert sie sich heute. Am Gymnasium entwickelte<br />

sich die heutige Schuhfabrikantin zu einer aufsässigen<br />

Jugendlichen, die Noten wur<strong>de</strong>n schlechter, und sie machte<br />

schließlich ihr Abitur mit einer knappen Drei.<br />

Kein Lehrer ahnte, dass <strong>de</strong>r rebellische Teenager Jahrzehnte<br />

später <strong>de</strong>n begehrten Red-Dot-Design-Award für eine von ihr<br />

patentierte Schuhsohle erhalten und für <strong>de</strong>n Designpreis von<br />

Deutschland nominiert wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>. Die Risikofreudigkeit<br />

als Unternehmerin erbte sie vom Vater. Ein Angestellter, <strong>de</strong>r<br />

nebenbei unternehmerisch tätig war, während die Mutter als<br />

Hausfrau die Familie zusammenhielt. Claudia Kieserling hat<br />

Komfort, Mo<strong>de</strong> und Passform müssen für Claudia Kieserling bei Frauenschuhen<br />

stimmen – Qualitätskriterien, die ihre maßgefertigten Schuhe zu Unikaten machen.<br />

zwei Schwestern, eine arbeitet heute als Requisiteurin, die<br />

an<strong>de</strong>re als Künstlerin und Mediengestalterin. Ihr Handwerk<br />

lernte sie in einer zweijährigen Lehre bei Ara, einer großen<br />

<strong>de</strong>utschen Schuhfabrik, ansässig in Langenfeld, einem kleinen<br />

Nest, das <strong>de</strong>r Kosmopolitin schnell langweilig wur<strong>de</strong>: „Ich<br />

mochte Köln viel lieber, zum Ausgehen und für Konzertbesuche“,<br />

sagt sie und lacht. Ihre Lehre schloss sie als Schuhfertigerin<br />

ab, was <strong>de</strong>m Schuhmacher in <strong>de</strong>r Industrie entspricht.<br />

Anschließend zog es sie nach Italien, wo sie in zahlreichen<br />

Designbüros arbeitete, bevor sie schließlich bei namhaften<br />

Schuhherstellern höhere Positionen besetzte.<br />

Richtiger Riecher für weibliche Füße<br />

Im schweizerischen St. Gallen machte sie im Jahr 1997 dann<br />

ihren MBA-Abschluss, inzwischen gereift und entschlossen,<br />

etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Etwas, das sich „schnell<br />

auf kurzen Wegen und ohne Konzernstruktur umsetzen lässt“.<br />

Claudia Kieserling sieht sich selbst als Teamplayer, räumt aber<br />

ein: „Ich bin einfach keine gute Befehlsempfängerin.“ Ungeduld<br />

und Willenskraft sind ihre Stärken und gleichzeitig ihre<br />

Schwächen. „Manchmal bin ich auch verbohrt und starrköpfi<br />

g“, meint sie nach<strong>de</strong>nklich. Die kin<strong>de</strong>rlose Unternehmerin<br />

liebt ihre Arbeit und mei<strong>de</strong>t nach Möglichkeit öffentliche<br />

Auftritte: „Ich bin sozial nicht sehr ausgeprägt, mag mich<br />

selbst nicht gerne darstellen. <strong>Als</strong> Small-Talkerin für Cocktail-<br />

Empfänge bin ich partout nicht geeignet“, sagt sie.<br />

Kieserling arbeitete von Beginn an eng mit Wissenschaftlern<br />

zusammen. Für das Selve-eigene Schuhvermessungssystem<br />

gab sie eine Untersuchung bei <strong>de</strong>r Technischen<br />

Universität München in Auftrag. Sie bewies<br />

mit ihrer Starrköpfi gkeit ihren guten Riecher<br />

für <strong>de</strong>n weiblichen Fuß, wie sich Jahre später<br />

herausstellte. Eine Untersuchung <strong>de</strong>r „Initiative<br />

passen<strong>de</strong>r Schuh“ aus <strong>de</strong>m Jahr 2010 ergab,<br />

dass die Deutschen <strong>de</strong>r Schuh drückt: Mehr als<br />

82 Prozent <strong>de</strong>r Bevölkerung tragen <strong>de</strong>mnach<br />

unpassen<strong>de</strong> Fußbekleidung.<br />

In Deutschland gilt Claudia Kieserling auch<br />

als Expertin für „Mass Customization“ (MC),<br />

<strong>de</strong>r Massenfertigung von personalisierten Produkten,<br />

was ihr in <strong>de</strong>r Branche einen guten<br />

Ruf bescherte. „Claudia Kieserling ist eine <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Mass-Customization-Pioniere. Sie<br />

ist mit ihrem Produkt und ihrem Anspruch<br />

an die Qualität und das Erlebnis, das sie ihren<br />

Kun<strong>de</strong>n vermitteln will, in einen sehr anspruchsvollen<br />

Bereich eingetreten und hat<br />

einen sehr hohen Anspruch an sich selbst.<br />

Wie kaum ein an<strong>de</strong>rer Unternehmer hat sie<br />

sich aber sehr innovativ und fl exibel über die<br />

Jahre weiterentwickelt“, bescheinigt ihr Professor<br />

Frank Piller von <strong>de</strong>r RWTH-Aachen,<br />

einer <strong>de</strong>r weltweit führen<strong>de</strong>n MC-Experten.<br />

Kieserling beschritt ihren Weg <strong>de</strong>s ewigen Lernens<br />

weiter konsequent, kooperierte stets mit Forschungsinstituten<br />

o<strong>de</strong>r Universitäten und nimmt <strong>de</strong>rzeit wie<strong>de</strong>r an einer<br />

Öko-Studie teil, die die Nachhaltigkeit von Massen- und Einzelproduktionen<br />

untersucht.<br />

Die perfekte Manufaktur in China<br />

Die Einzigartigkeit, Mo<strong>de</strong>, Komfort und Passform für Frauenschuhe<br />

erfolgreich umzusetzen, musste sich die Münchner<br />

Geschäftsfrau hart erkämpfen. „Die ersten drei Jahre waren<br />

sehr mühsam – und dann kamen die Jahre <strong>de</strong>r Verzweifl ung,<br />

weil die Produktion nicht lief. Ich habe sehr darunter gelitten“,<br />

erinnert sie sich. „Ohne die Unterstützung meines Mannes<br />

und meiner Familie hätte ich es nicht geschafft.“ Von 2000 bis<br />

2007 setzte die 1,76 Meter große „Powerfrau“, wie sie ihre Mitarbeiterinnen<br />

bezeichnen, auf italienische Manufakturen. „Es<br />

ging einfach nicht voran, sie waren nicht schnell genug, unzuverlässig<br />

und unfl exibel“, schimpft sie. Erst später fand sie<br />

14 ProFirma 05 2011<br />

Fotos: Bernhard Huber


eine eigene Manufaktur mit 20 Mitarbeitern – im Sü<strong>de</strong>n<br />

Chinas. „Die langen Wege sind zwar scheußlich, aber die<br />

Mitarbeiter sind hoch motiviert und gut ausgebil<strong>de</strong>t. Es<br />

fehlt vor allem nicht an Nachwuchs“, attestiert sie ihren<br />

asiatischen Kollegen. Am Münchner Standort arbeiten<br />

inzwischen fünf Mitarbeiterinnen, zuständig für Verwaltung<br />

und Verkauf. Darunter Leila Alavi, die seit drei<br />

Jahren fest angestellt ist. Sie ist zuständig für Grafi k und<br />

Web<strong>de</strong>sign. „Wahnsinnig effi zient, vielseitig, nüchtern,<br />

kühl, aber mit großer Lei<strong>de</strong>nschaft für ihren Beruf“, beschreibt<br />

sie ihre Chefi n. Ihre Mitarbeiterinnen schätzen<br />

an ihr, dass sie Verantwortung teilt und ihnen Freiräume<br />

lässt. Der Umgangston ist locker, alle sind per „Du“. Das<br />

Konzept ging auf, die Stammkundschaft wächst, und im<br />

Jahr 2005 kam eine Londoner Filiale hinzu.<br />

Um kaufmännisch und vom Management sicher aufgestellt<br />

zu sein, grün<strong>de</strong>te sie eine kleine Aktiengesellschaft<br />

mit erfahrenen Männern aus <strong>de</strong>r Branche, darunter <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>s kanadischen 3D-Fußscanner-Herstellers.<br />

„Sie haben mir Mut gemacht, und ich weiß ihre<br />

Meinung sehr zu schätzen, wenn ich sie frage, ob ich<br />

noch auf <strong>de</strong>m richtigen Weg bin“, meint Kieserling. Sie<br />

ist eine Unternehmerin, die vieles oft infrage stellt und<br />

erst nach mehr als zehn Jahren mit mehr Gelassenheit<br />

auf ihr risikoreiches Vorhaben zurückblickt.<br />

Berghütte statt Luxus<br />

Geld und Erfolg zählten nie zur Motivation <strong>de</strong>r erfolgreichen<br />

Unternehmerin. „Es ist die Freu<strong>de</strong>, das zu tun,<br />

was ich mag, das ist das Schönste an meiner Arbeit“, sagt<br />

sie und vergisst dabei nicht die Menschen, die ihr geholfen<br />

haben: „Mein Mann ist ein ganz großer För<strong>de</strong>rer. Er<br />

glaubt an mich und an Selve. Auch mein Schwiegervater<br />

hat sehr viel geholfen.“ Ihr Startkapital kam aus privatem<br />

Kreis und betrug nur wenige Tausend Euro. Claudia Kieserling<br />

fährt weiterhin Fahrrad, sie empfi n<strong>de</strong>t mit ihrer<br />

pragmatischen Veranlagung große Autos eher als hin<strong>de</strong>rlich.<br />

Der Luxus, <strong>de</strong>n sie sich gönnt, besteht aus einer<br />

eigenen Berghütte in <strong>de</strong>n Alpen und gemeinsamen Reisen<br />

mit ihrem Mann, im vergangenen Winter nach Argentinien,<br />

an Ostern zuvor nach Peking o<strong>de</strong>r mit Freun<strong>de</strong>n<br />

zur Biennale nach Venedig. Im Alltag haben ihr<br />

Mann und sie kaum Zeit, <strong>de</strong>shalb sind die bei<strong>de</strong>n Meister<br />

im Kurzurlaub machen, sei es zu einem Filmfestival o<strong>de</strong>r<br />

einfach mal für ein Wochenen<strong>de</strong> nach Hongkong.<br />

Trotz manchen Gedanken, die Firma einmal zu verkaufen,<br />

und sich einstellen<strong>de</strong>n Altersweisheiten („Irgendwann<br />

wird es wichtig, auch etwas an<strong>de</strong>res wichtig zu<br />

fi n<strong>de</strong>n“) bleibt Claudia Kieserling <strong>de</strong>m Schuh an sich<br />

verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r für sie Schönheit und Ästhetik be<strong>de</strong>utet,<br />

aber auch etwas rein Praktisches ist, ein „diffi ziles<br />

Teil“, das <strong>de</strong>m Fuß hilft und ihn nicht quält. „Ich vergesse<br />

manchmal Namen und Gesichter von Menschen, aber<br />

niemals die Schuhe, die sie tragen.“<br />

ProFirma 05 2011<br />

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Wir Unternehmer – Mittelstand 2.0<br />

Lilli Green<br />

Alles Öko, aber schick<br />

Der Berliner Öko-Online-Shop „Lilli Green“ zeigt, dass<br />

sich hochwertige Designerprodukte und Nachhaltigkeit<br />

nicht wi<strong>de</strong>rsprechen müssen. VON JÜRGEN CHRIST<br />

Ein Reisewecker aus vollständig abbaubarem<br />

Bio-Plastik, mit Bambus<br />

beschichtet und bei gutem Wetter mit<br />

Solarstrom betrieben: Im Online-Shop<br />

von „Lilli Green“ fi n<strong>de</strong>n umweltbewusste<br />

Kun<strong>de</strong>n so ziemlich alles, was<br />

ihr Herz begehrt. Dort wer<strong>de</strong>n nämlich<br />

nur solche Produkte verkauft, die<br />

nachhaltigen Qualitätskriterien entsprechen.<br />

Fairer Han<strong>de</strong>l, Recycling, Verwendung<br />

nachwachsen<strong>de</strong>r Materialien,<br />

Kompostierbarkeit o<strong>de</strong>r Energieeffi -<br />

zienz sind dafür entschei<strong>de</strong>nd. Zum<br />

Recycling im Sinne von „Lilli Green“<br />

gehören <strong>de</strong>mnach auch edle Designertaschen<br />

aus ehemaligen Lkw-Planen.<br />

Der Online-Shop führt neben Waren<br />

aus <strong>de</strong>r Region Berlins auch Hun<strong>de</strong>rte<br />

von nachhaltigen Öko-Produkten aus<br />

ganz Deutschland sowie Asien und<br />

Südamerika – überwiegend aus Holz,<br />

Bambus, Algen o<strong>de</strong>r Baumwolle. Auch<br />

Verpackung, Versand, Lager, Büro und<br />

Marketing unterliegen strengen Aufl agen<br />

und wer<strong>de</strong>n darüber hinaus ständig<br />

optimiert. Neben hauseigenem Öko-<br />

Strom und Recycling-Verpackungen<br />

kommen nur biologisch abbaubare<br />

Polster und Kunststoffe zum Einsatz.<br />

Der Versand erfolgt klimaneutral über<br />

„DHL Go Green“. Darüber hinaus „ernährt<br />

sich Lilli Green rein biologisch<br />

und nutzt sooft es geht das Fahrrad“,<br />

heißt es auf <strong>de</strong>r Website.<br />

Ein ergänzen<strong>de</strong>s Blog informiert über<br />

Öko-Trends und gibt Tipps zur Schonung<br />

<strong>de</strong>r Umwelt wie: „Spare Wasser<br />

„Wir sind auf sozialen<br />

Netzwerken wie Facebook<br />

aktiv. Ein großer<br />

Faktor für unseren Erfolg<br />

ist Mundpropaganda.“<br />

LEOPOLD BRÖTZMANN,<br />

LILLI GREEN-INHABER<br />

und ba<strong>de</strong> mit einem Freund.“ Das von<br />

Lilli-Green-Inhaber Leopold Brötzmann<br />

entwickelte Konzept beweist, dass ökologische<br />

Produkte und edles Design im<br />

Trend <strong>de</strong>s heutigen Kun<strong>de</strong>n liegen. Der<br />

Erfolg ließ nicht lange auf sich warten:<br />

Sein En<strong>de</strong> 2009 gegrün<strong>de</strong>tes Unternehmen<br />

beschäftigt heute drei Mitarbeiter,<br />

<strong>de</strong>r Umsatz verdoppelte sich binnen<br />

eines Jahres, und Brötzmann schreibt<br />

heute schwarze Zahlen. Zu seinen<br />

Kun<strong>de</strong>n gehören inzwischen auch viele<br />

Unternehmen und Agenturen, die zu<br />

Ostern o<strong>de</strong>r Weihnachten ausgefallene<br />

Designerwaren or<strong>de</strong>rn – Geschenke<br />

von zwei bis 100 Euro.<br />

Leopold Brötzmann wuchs in einem<br />

umweltbewussten Elternhaus auf und<br />

entwickelte schon früh starkes Interesse<br />

an Design. Sein Studium schloss er als<br />

Kommunikationswirt in Wiesba<strong>de</strong>n ab.<br />

Schon während seines Studiums stand<br />

für Brötzmann fest: „Ich wer<strong>de</strong> Unternehmer.“<br />

Ein Buch war schließlich <strong>de</strong>r<br />

Auslöser: „Design inspired by nature.“<br />

Brötzmann wollte zeigen, dass Ökoprodukte<br />

nicht nur aus grauem Recyclingpapier<br />

bestehen müssen o<strong>de</strong>r als<br />

unförmige Sandalen daherkommen.<br />

Der Marketingfachmann bewirbt die<br />

nachhaltigen Produkte im Online-Shop<br />

unter Rubriken wie „Genießen“, „Geschenke“,<br />

„Spielen“ o<strong>de</strong>r „Wohnen“.<br />

Bereut hat er seinen Weg bisher nicht:<br />

„Ich wollte eigene Entscheidungen treffen,<br />

meine eigenen Ziele <strong>de</strong>fi nieren und<br />

I<strong>de</strong>en umsetzen“, erklärt Brötzmann<br />

seine unternehmerische Motivation.<br />

Durch akribische Pressearbeit, kleinere<br />

Anzeigen sowie geschickte Marketingaktivitäten<br />

in sozialen Gemeinschaften<br />

wie Facebook – mit heute knapp 1.500<br />

Fans – wuchs die kleine Firma stetig. „Ein<br />

großer Faktor für <strong>de</strong>n Erfolg ist Mundpropaganda“,<br />

meint <strong>de</strong>r 29-Jährige.<br />

Geplant ist neben <strong>de</strong>r Erweiterung <strong>de</strong>r<br />

kleineren und handlichen Produkte<br />

auch die Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Sortiments<br />

auf Möbel. „In einem Verkaufsraum<br />

wollen wir als nächstes solche Produkte<br />

zeigen und verkaufen, es wird aber kein<br />

klassisches La<strong>de</strong>nlokal wer<strong>de</strong>n“, erklärt<br />

er seine weiteren Visionen.<br />

16 ProFirma 05 2011<br />

Foto: Lilli Green


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Wir Unternehmer<br />

AUSZEIT<br />

V8-Hotel im „Meilenwerk“<br />

Gute Nacht im Cadillac<br />

So mancher Mann zieht <strong>de</strong>n Geruch von Benzin jenem von<br />

Damenparfüm vor. Es sind Männer, <strong>de</strong>ren wirkliches Leben<br />

und <strong>de</strong>ren echte Lei<strong>de</strong>nschaften sich in Hinterhof-Werkstätten<br />

abspielen. Wo sie alten Autos neues Leben einhauchen,<br />

Bier trinken und Benzingespräche führen. „Schrauber“, nennt<br />

man sie, „Autophile“ auch, und wenn sie aus Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

stammen, steht ihnen ein Jahrhun<strong>de</strong>rtsommer bevor.<br />

Vor 125 Jahren erhielt Carl Benz das Reichspatent Nummer<br />

37435 für ein „Fahrzeug mit Gasmotorbetrieb“, und das<br />

Geburtsland <strong>de</strong>s Automobils wird aus diesem Anlass bis zum<br />

10. September 125 Tage lang feiern.<br />

Es gibt nur eine adäquate Unterkunft für all jene Autoafi -<br />

cionados. In Böblingen, unweit von Stuttgart, steht auf <strong>de</strong>m<br />

„Meilenwerk“ seit zwei Jahren das V8-Hotel, das, so schreibt<br />

es über sich, eine Mischung aus „Linien im Bauhausstil und<br />

Automobilraritäten“ sei. Ausgestattet sind die Zimmer mit<br />

Elementen und Originalteilen aus <strong>de</strong>r Autowelt, und worauf<br />

<strong>de</strong>r Gast schläft, war vielleicht einmal ein alter Merz o<strong>de</strong>r ein<br />

Cadillac. Für all jene, die Autos mögen, aber nicht abgöttisch<br />

lieben, gibt es auch relativ normale Zimmer, in <strong>de</strong>nen sich das<br />

Automobilmotiv auf ein paar Bil<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Wand reduziert.<br />

Das ist vor allem für jene praktisch, die mit einer Frau anreisen,<br />

die die Lei<strong>de</strong>nschaft fürs Vierrädrige nur bedingt teilt. Härter<br />

gesottene Automobilliebhaber greifen da besser auf eines <strong>de</strong>r<br />

zehn Themenzimmer zurück. „Rennsport“ etwa, eine Formel-<br />

1-Illusion, o<strong>de</strong>r „Werkstatt“ o<strong>de</strong>r „Tanksstelle“. Natürlich ist<br />

das Ganze ohne wirkliches Auto zwischendurch in etwa so<br />

spannend wie auf Dauer alkoholfreies Bier. Das Hotel offeriert<br />

Im V8-Hotel in Böblingen können sich Automobilbegeisterte<br />

stan<strong>de</strong>sgemäß zur Ruhe betten.<br />

<strong>de</strong>shalb für 350 Euro pro Person ein „Emotion-Pur“-Paket.<br />

Zwei Nächte, Frühstück, ein Besuch im Meilenwerk, einem<br />

Marktplatz für Oldtimer und Lei<strong>de</strong>nschaften. Und vor allem<br />

ein Roadster aus <strong>de</strong>r Wiesmann-Manufaktur, <strong>de</strong>r MF3, 343 PS,<br />

4,9 Sekun<strong>de</strong>n auf 100 km/h, 3.246 Kubik Hubraum, zur freien<br />

Verfügung. Ziemlich opitmal für ein fl ottes Ausfl ugsfährtchen<br />

nach Stuttgart zum Porsche- und Merce<strong>de</strong>s-Museum<br />

etwa. Dann, hinter <strong>de</strong>m Steuer, wird einem wahrscheinlich<br />

wie<strong>de</strong>r einmal klar, warum Hubraum wichtiger sein kann als<br />

Wohnraum. (mib) www.v8hotel.<strong>de</strong><br />

Das schöne Ding<br />

Der Weg zum perfekten Klang klingt nach Raumfahrttechnik: Dezentrale Schallwandleranordnung,,<br />

Mu-Metall-Abschirmung, OFC-Kabel mit Aramidfasern. Der Edition 10 ist ein kleines, handgearbeitetes<br />

Meisterwerk <strong>de</strong>r Klangoptimierung, das eigentlich alles kann, außer selbst Musik machen,<br />

und <strong>de</strong>r Kopfhörer kommt daher wie eine Highend-O<strong>de</strong> an Kopfhörerphile. Seine Ohrkapseln sind<br />

mit Ruthenium, einem Platinmetall, beschichtet und mit äthiopischem Langhaar-Schafsle<strong>de</strong>r überzogen.<br />

Der 2.000 Euro teure Edition 10 ist auf 2.010 Stück limitiert, aber aus <strong>de</strong>r Manufaktur im<br />

bayrischen Tutzing hört man, dass es noch gut 1.000 Stück geben soll. www.ultrasone.com<br />

18 ProFirma 05 2011<br />

Fotos: Dino Eisele, Ultrasone, Stadt Weingarten


Der Blutritt zu Weingarten<br />

Religiöses Spektakel hoch zu Ross<br />

Der Ausdruck lässt Schlimmes vermuten:<br />

Blutritt. Klingt nach einem<br />

dieser blutgetränkten Western von<br />

Sam Peckinpah, bei <strong>de</strong>nen spätestens<br />

nach zehn Minuten alles, was lebt, Blut<br />

spritzt. Aber dieser Blutritt fi n<strong>de</strong>t nicht<br />

im staubigen Arizona, son<strong>de</strong>rn im ba<strong>de</strong>n-württembergischen<br />

Weingarten<br />

statt. Es geht um die Blutreliquie, die<br />

Judith von Flan<strong>de</strong>rn im Jahre 1094 <strong>de</strong>m<br />

Abt <strong>de</strong>s Klosters Weingarten übergab,<br />

ein Klumpen Er<strong>de</strong> vom Hügel Golgatha<br />

soll es gewesen sein, getränkt mit <strong>de</strong>m<br />

Blut Jesu. Die Übergabe soll angeblich<br />

am Tag nach Christi Himmelfahrt gewesen<br />

sein, und seit <strong>de</strong>m Jahr 1529 reitet<br />

morgens an diesem Tag (heuer <strong>de</strong>r<br />

2. Juni) ein Mann hoch zu Ross und als<br />

Allegorie auf <strong>de</strong>n Heiligen Martin (<strong>de</strong>n<br />

geschäftstüchtich<br />

Kostenlose Kontoführung<br />

0,00 Euro *<br />

Postbank Business Giro Business SparCard<br />

Klasse, wie meine Bank<br />

ihr Geschäft versteht …<br />

und auch meines!<br />

Mantelteiler) durch Weingarten. In <strong>de</strong>r<br />

linken Hand hält er die Reliquie <strong>de</strong>m<br />

Pilgervolk entgegen. Ihm folgen rund<br />

3.000 uniformierte Blutreiter, die in<br />

100 Blutreitergruppen organisiert sind.<br />

Es ist ein Spektakel und <strong>de</strong>r „religiöse<br />

und gesellschaftliche Höhepunkt“ <strong>de</strong>r<br />

26.000-Einwohner-Stadt.<br />

Ein an<strong>de</strong>rer Brauch Weingartens übrigens<br />

hat nicht überlebt. Bis ins 17.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt zogen Väter mit ihren<br />

volljährig gewor<strong>de</strong>nen Söhnen <strong>de</strong>n<br />

Grenzen <strong>de</strong>r Stadt entlang und erteilten<br />

ihnen an <strong>de</strong>n Grenzsteinen jeweils<br />

eine Ohrfeige als Gedächtnisstärkung.<br />

Man kann sich jetzt fragen, weshalb<br />

dieser Brauch in Vergessenheit geraten<br />

ist. (mib)<br />

www.weingarten-online.<strong>de</strong><br />

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KALENDER


Wir Unternehmer<br />

WIRTSCHAFT & POLITIK<br />

Öffentliche För<strong>de</strong>rmittel<br />

„Innovationsför<strong>de</strong>rung<br />

ist nicht effi zient“<br />

Viele staatliche Programme sind zu wenig auf<br />

die Bedürfnisse kleiner Betriebe zugeschnitten,<br />

meint Rudolf Spitzmüller, Vorstand <strong>de</strong>r Technischen<br />

Unternehmensberatung Spitzmüller AG<br />

in Gengenbach. DAS GESPRÄCH FÜHRTE PAUL LAUER<br />

Herr Spitzmüller, <strong>de</strong>r Bund hat mit För<strong>de</strong>rmitteln <strong>de</strong>m Mittelstand<br />

durch die Krise geholfen. Auch sonst gibt es viele Programme.<br />

Ist dieses breite Angebot überhaupt notwendig?<br />

Spitzmüller: Das Son<strong>de</strong>rprogramm <strong>de</strong>r KfW und das Programm<br />

ZIM <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministeriums haben vielen<br />

Firmen in <strong>de</strong>r Krise ein Überleben gesichert. Die <strong>de</strong>rzeitige<br />

Struktur <strong>de</strong>r Programme <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sforschungsministeriums<br />

ist gera<strong>de</strong> was die För<strong>de</strong>rung von Innovationen betrifft, nicht<br />

effi zient genug. Sie unterschätzt zum einen die Innovationskraft<br />

<strong>de</strong>s Mittelstands, zum an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n kleinere und mittlere<br />

Betriebe mit <strong>de</strong>n Programmen oftmals nicht erreicht. Das<br />

Instrument KMU Innovativ zeigt in die richtige Richtung.<br />

Woran liegt das?<br />

Spitzmüller: Das liegt vor allem daran, dass die För<strong>de</strong>rung<br />

auf Cluster- und Leitprojekte sowie Großverbün<strong>de</strong> ausgerichtet<br />

ist. Für die staatlichen Projektträger hat das <strong>de</strong>n Vorteil,<br />

dass dabei Aufgaben auf die Verbundpartner abgewälzt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Bei Betrachtung eines För<strong>de</strong>rrahmens von<br />

beispielsweise 100 Millionen Euro ist es einfacher, zehn Großverbün<strong>de</strong><br />

zu dokumentieren als 100 Kleinverbün<strong>de</strong>.<br />

Gibt es weitere Kritikpunkte?<br />

Spitzmüller: Ja. Meiner Ansicht nach sind auch die Vorlaufzeiten<br />

bei <strong>de</strong>r Projektanbahnung und <strong>de</strong>r Verwaltungsaufwand<br />

für alle Beteiligten viel zu hoch. Außer<strong>de</strong>m entstehen<br />

insgesamt zu wenige erfolgreiche Produkte, Verfahren o<strong>de</strong>r<br />

Dienstleistungen. Das belegen wissenschaftliche Erhebungen.<br />

Auch das Ziel, <strong>de</strong>n Mittelstand zu för<strong>de</strong>rn, wird oft nicht erreicht:<br />

Denn die Beteiligung echter mittelständischer Firmen<br />

mit bis zu 250 Mitarbeitern liegt unter drei Prozent.<br />

Was müsste geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n?<br />

Spitzmüller: <strong>Als</strong> Erstes müsste die Ausrichtung <strong>de</strong>r Programme<br />

überarbeitet wer<strong>de</strong>n. Ich bin überzeugt, dass eine<br />

regionalspezifi sche Technologieför<strong>de</strong>rung höhere Umsetzungserfolge<br />

garantieren wür<strong>de</strong>. Vereinfacht gesagt: Sizilien,<br />

Nordspanien o<strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>n-Württemberg benötigen unterschiedliche<br />

För<strong>de</strong>rinstrumente. Notwendig ist außer<strong>de</strong>m eine<br />

stärkere Ausrichtung auf <strong>de</strong>n Mittelstand. Denn nach meinen<br />

Erfahrungen bringen För<strong>de</strong>rsummen von 0,2 bis 0,5 Millionen<br />

Euro sehr oft bessere Ergebnisse als Großverbün<strong>de</strong>.<br />

Was müsste bei <strong>de</strong>n Antragsverfahren geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n?<br />

Spitzmüller: Die <strong>de</strong>rzeitigen zweistufi gen Verfahren führen<br />

zu Bewilligungszeiträumen von bis zu zwei Jahren. Das ist zu<br />

lange angesichts <strong>de</strong>r Innovationsgeschwindigkeit im globalen<br />

Wettbewerb. Ich plädiere daher für ein einstufi ges Verfahren,<br />

bei <strong>de</strong>m in vier bis acht Wochen über eine Startför<strong>de</strong>rung entschie<strong>de</strong>n<br />

wird. Danach sollte ein praxisorientiertes Projektmonitoring<br />

die weitere Bewertung übernehmen. Nach einem<br />

Jahr Projektlaufzeit sind die Ergebnisse zu prüfen und über<br />

die weiteren zwei Drittel <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rsumme innerhalb von vier<br />

Wochen zu entschei<strong>de</strong>n.<br />

Welche Vorteile hätten die Än<strong>de</strong>rungen für die Haushalte?<br />

Spitzmüller: Gera<strong>de</strong> mit Blick auf die Lage <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Haushalte ließen sich 30 Prozent <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rvolumens einsparen<br />

– bei vergleichbaren Umsetzungserfolgen. Und über<br />

eine schnellere Einführung neuer Produkte, Verfahren und<br />

Dienstleistungen und die daraus erzielbaren Steuereinnahmen<br />

könnten sich die Transferzahlungen schon nach zwei<br />

Jahren amortisieren.<br />

20 ProFirma 05 2011<br />

Foto: Spitmüller AG


Der neue Opel Astra Sports Tourer.<br />

Nie zuvor war Flexibilität größer.<br />

Warum <strong>de</strong>r neue Opel Astra Sports Tourer <strong>de</strong>r perfekte Partner für Ihren Alltag ist? Weil Sie mittels<br />

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CO 2-Emission kombiniert 174–119 g/km (gemäß 1999/100/EG).


Unternehmensführung – Titelthema<br />

Werben mit kleinem Budget<br />

Hauptsache gesprächsbereit<br />

Auch kleine Unternehmen wollen wirkungsvoll auf sich und ihre Angebote aufmerksam<br />

machen. Häufi g jedoch fehlt das Geld für große Werbeaktionen. Aus diesem Dilemma<br />

helfen Kreativität, klare Kontur – und jetzt auch soziale Netzwerke. VON BIJAN PEYMANI<br />

22 ProFirma 05 2011<br />

ProFirma<br />

Titelthema


Foto: privat<br />

„<strong>Als</strong> einzelner Hotelbetrieb profi tieren wir<br />

von unserem Internet-Auftritt überproportional.“<br />

MARCUS VAN RIESEN, HOTELIER, HAMBURG<br />

Es war ein abenteuerliches Unterfangen, die Aussicht auf Erfolg<br />

nach Lehrbuchmeinung sehr überschaubar: <strong>Als</strong> sich Saskia<br />

Streich und Thorsten Brachmann En<strong>de</strong> 2006 entschlossen,<br />

ein Restaurant im Hamburger Stadtteil St. Pauli zu eröffnen,<br />

hatten sie keine Branchenerfahrung, wenig Ahnung von Werbung<br />

und dazu noch einen Standort gewählt, an <strong>de</strong>m zuvor<br />

bereits ein gestan<strong>de</strong>ner Gastronom gescheitert war. Doch ihr<br />

Konzept – europäische Hausmannskost mit schwäbischem<br />

Akzent – war etwas Neues und Beson<strong>de</strong>res für <strong>de</strong>n Kiez. Heute<br />

ist ihr La<strong>de</strong>n „Kult“.<br />

„Brachmanns Galeron“ steht beispielhaft dafür, wie man auch<br />

und gera<strong>de</strong> als Existenzgrün<strong>de</strong>r trotz geringem Werbebudget<br />

mit klarer Kontur, viel Kreativität und konsequentem Kontakten<br />

reüssieren kann. Von Beginn an spielten Brachmann, ein<br />

Koch mit abgebrochener Lehre, und Streich, ausgebil<strong>de</strong>te Kosmetikerin,<br />

im Wortsinne die Schwaben-Karte (Einladungstext<br />

zur Eröffnung: „An die Theke, Spätzle, Soß“). 5.000 Flyer –<br />

Druckkosten 240 Euro –, Propaganda für das Restaurant bei<br />

Freun<strong>de</strong>n und Bekannten: Mehr hatten die bei<strong>de</strong>n nicht im<br />

Startgepäck.<br />

„Trotz<strong>de</strong>m bekamen wir gleich am Anfang gute Presse, obwohl<br />

wir keine aktive PR betrieben hatten“, wun<strong>de</strong>rt sich<br />

Streich noch heute. Neben <strong>de</strong>m Neuigkeitseffekt war <strong>de</strong>r Erfolg<br />

offenbar insbeson<strong>de</strong>re ihrem guten Netzwerken geschul<strong>de</strong>t:<br />

Schnell gaben sich im „Galeron“ Musiker, Schauspieler<br />

und Künstler die Klinke in die Hand. Ein Quartiermagazin, die<br />

„Hamburger Morgenpost“ und das „Hamburger Abendblatt“<br />

berichteten über das Restaurant, ein Jahr später dann sogar<br />

die „Welt am Sonntag“ – „gera<strong>de</strong> dieser Artikel brachte uns<br />

große Resonanz“, betont Streich.<br />

Internet und Community<br />

Ein eigenständiges Konzept, eine originelle Aktion – mit ein<br />

wenig Glück schaffe es auch ein Kleinunternehmer in Reichweitenmedien,<br />

ohne dafür zu zahlen, bestätigt Werbeprofi<br />

Stefan Kolle (siehe Interview Seite 26). Folgt man <strong>de</strong>n Argumenten<br />

<strong>de</strong>s Co-Geschäftsführers <strong>de</strong>r Hamburger Agentur<br />

Kolle und Rebbe, haben Brachmann und Streich in puncto<br />

Außenwahrnehmung vieles richtig gemacht. So haben sie<br />

etwa für einen professionellen Internet-Auftritt gesorgt und<br />

auf aktives Social-Community-Engagement gesetzt. Die Facebook-Seite<br />

ihres Lokals hat inzwischen mehr als 600 Fans.<br />

ProFirma 05 2011<br />

WIE SIE SICH AUCH<br />

MIT K(L)EINEM BUDGET IN SZENE SETZEN<br />

SELEKTIEREN<br />

Nicht alle Medien und alle Kanäle kommen infrage, um das<br />

eigene Angebot zu bewerben. Abgesehen vom Preis sollten<br />

die Streuverluste beachtet wer<strong>de</strong>n. Statt in regionalen Tageszeitungen<br />

zu inserieren, ist es ratsamer, eine Anzeige im<br />

örtlichen Wochenblatt zu buchen. Schaltungen in Adressverzeichnissen<br />

– verstärkt auch online angeboten – bringen in <strong>de</strong>r<br />

Regel nichts. Das gilt auch für Werbung in Hausbriefkästen:<br />

Der überwiegen<strong>de</strong> Teil lan<strong>de</strong>t ungelesen im Müll o<strong>de</strong>r aktiviert<br />

erst mit erheblicher Zeitverzögerung. Je nach Branche<br />

funktionieren auch Stadt- und Szenemagazine gut. Parallel<br />

dazu sollten Funkspots eingeplant wer<strong>de</strong>n.<br />

NETZWERKEN<br />

Vernetzen Sie sich mit an<strong>de</strong>ren Menschen – persönlich und<br />

virtuell. Infrage kommen Unternehmer, Geschäftspartner und<br />

Institutionen vom regionalen Marketingclub (Details: Deutscher<br />

Marketing-Verband, Düsseldorf) bis zur örtlichen IHK<br />

sowie (potenzielle) Kun<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r Teilnahme an Informationsveranstaltungen<br />

empfi ehlt sich die Einrichtung von<br />

Online-Nutzerprofi len auf Xing und LinkedIn. Die Grundfunktionen<br />

sind gratis und reichen in aller Regel aus. Auch über<br />

eine eigene Facebook-Seite, ebenfalls kostenlos, sollten Einzelunternehmer<br />

nach<strong>de</strong>nken. Für alle Accounts gilt: Halten Sie<br />

die Inhalte aktuell, das jedoch erfor<strong>de</strong>rt Zeit und Disziplin.<br />

DELEGIEREN<br />

Lassen Sie Ihre Kun<strong>de</strong>n für sich online werben. Waren diese<br />

mit Ihrer Leistung zufrie<strong>de</strong>n, bitten Sie sie, positive Kommentare<br />

in entsprechen<strong>de</strong>n Communities zu schreiben – etwa<br />

auf Empfehlungsplattformen wie Qype (alle Branchen, sehr<br />

starker lokaler Bezug) o<strong>de</strong>r branchenbezogenen Bewertungsportalen<br />

wie Tripadvisor (für die Hotellerie). Belohnen Sie<br />

dieses Engagement Ihrer Kun<strong>de</strong>n, etwa mit Rabatten. Der<br />

Vorteil dieser virtuellen Mundpropaganda liegt darin, dass<br />

ein solcher Kommentar gegenüber offl ine ausgesprochenen<br />

Empfehlungen ein Vielfaches an Interessenten erreicht.<br />

23


Unternehmensführung – Titelthema<br />

Leben ist auch <strong>de</strong>shalb auf <strong>de</strong>r Seite, weil die bei<strong>de</strong>n Gastronomen<br />

ihren Facebook-Account gewissenhaft pfl egen; Party-Termine<br />

für <strong>de</strong>n separat buchbaren Kellerraum, spezielle<br />

Menüs, eine geän<strong>de</strong>rte Rufnummer fürs Restaurant – Brachmann<br />

und Streich halten die Facebook-Gemein<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m<br />

Laufen<strong>de</strong>n. Die goutiert das mit positiven Kommentaren und<br />

Empfehlungen. Auch offl ine wirbt das „Galeron“, etwa per Inserat<br />

in einem Hamburg-Stadtführer o<strong>de</strong>r in Kooperation mit<br />

einem Gutscheinheft. „Ganz schwer reingefallen bin ich aber<br />

mit Branchenbüchern und Adressverzeichnissen“, gibt Saskia<br />

Streich zu.<br />

Das seien zum Teil Trickbetrüger, sagt die resolute Geschäftsfrau<br />

und ärgert sich über je<strong>de</strong>n neuen Werbeanruf. Damit<br />

steht sie nicht allein. Auch Ira Reichstein hat in puncto Werbung<br />

anfangs manches Lehrgeld zahlen müssen. „Im ersten<br />

halben Jahr habe ich mich ganz schön bequatschen lassen“,<br />

bekennt die Betreiberin eines Sonnen-, Nagel- und Kosmetikstudios<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft <strong>de</strong>s „Galeron“ – damals,<br />

im Jahr 2002, in dieser Kombination neu für die Hansestadt.<br />

Sie schwört inzwischen auf <strong>de</strong>n unmittelbaren Kontakt<br />

mit potenziellen Kun<strong>de</strong>n.<br />

So sei sie in <strong>de</strong>r Startphase über <strong>de</strong>n „Dom“ gelaufen – dieses<br />

Volksfest ist eine Hamburger Institution – und habe <strong>de</strong>n Besuchern<br />

ebenso wie <strong>de</strong>n Schaustellern ihre kopierten Werbezettel<br />

in die Hand gedrückt. Parallel dazu setzte Reichstein auf die<br />

Zusammenarbeit mit Einzelhändlern im Umfeld. Unter an<strong>de</strong>rem<br />

gestattete ihr eine Filiale <strong>de</strong>s Drogisten Budnikowsky,<br />

Bücher zum Thema<br />

Werbung mit kleinem Budget<br />

Egal, ob Existenzgrün<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r etabliertes Unternehmen:<br />

Bezahlbare und erfolgreiche Werbung braucht je<strong>de</strong>r. In <strong>de</strong>r<br />

Praxis aber fehlt es häufi g an Budget und zün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en.<br />

Was ist das richtige Werbemittel für die gesteckten Ziele?<br />

Welche Medien kommen infrage? Was kann, was muss <strong>de</strong>r<br />

Unternehmer selbst machen, wann braucht er Expertenhilfe?<br />

In auch für Werbelaien verständlicher Sprache zeigt<br />

dieser Ratgeber, wie man effi zient<br />

und effektiv wirbt. Der Autor<br />

gibt praxisnahe Tipps und Handlungsanleitungen,<br />

stiftet zu neuen,<br />

unkonventionellen I<strong>de</strong>en an,<br />

die nicht die Welt kosten, jedoch<br />

maximale Wirkung zeigen.<br />

Bernd Röthlingshöfer,<br />

Werbung mit kleinem Budget<br />

Deutscher Taschenbuch Verlag,<br />

München; 2008, 9,90 Euro, 256 Seiten,<br />

ISBN 978-3-423-50876-6<br />

Flyer für ihre „Beautyworld“ in je<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>ntüte zu stecken.<br />

In einem kleinen Café und bei E<strong>de</strong>ka ein paar Hun<strong>de</strong>rt Meter<br />

weiter durfte Reichstein ihre Werbung immerhin prominent<br />

auslegen.<br />

„Am En<strong>de</strong> ist und bleibt aber meine Schaufensterfront das<br />

wichtigste Medium“, betont die gelernte Einzelhan<strong>de</strong>lskauffrau.<br />

Sie nutzt die Scheiben vorrangig für Preiskommunikation<br />

und betreibt darüber hinaus nach eigenem Bekun<strong>de</strong>n „seit<br />

etwa einem Jahr keine aktive Werbung mehr“. Handzettel für<br />

ein paar Hun<strong>de</strong>rt Euro, das ist alles, was Reichstein regelmäßig<br />

verteilt. Sie kann es sich leisten, lebt „nach zwei Jahren Anlaufzeit“<br />

heute von <strong>de</strong>r Mundpropaganda. Dazu tragen – neben<br />

<strong>de</strong>r Homepage – auch ihre eigenen Facebook-Aktivitäten bei.<br />

Es braucht Multiplikatoren<br />

„Natürlich darf man nicht mit 10.000 Fans rechnen“, relativiert<br />

Felix Maria Arnet, Chef <strong>de</strong>r Werbeschmie<strong>de</strong> Ahoi in Wiesba<strong>de</strong>n,<br />

„aber die Multiplikatoren sind wichtig, und es gibt gute<br />

Rückverlinkungen auf die eigene Web-Präsenz.“ Allerdings<br />

mahnt Petra Hermann, Mitbegrün<strong>de</strong>rin <strong>de</strong>r Kölner Agentur<br />

KGGK: „Social Media ist nicht kostenlos; wenn’s gut funktionieren<br />

soll, kostet dieser Kanal viel Zeit.“ Eine ungepfl egte<br />

Xing-Seite beispielsweise bringe nichts, ein Facebook-Account<br />

ohne Bewegung ebenso wenig, „und wer we<strong>de</strong>r etwas<br />

zu twittern noch Spaß damit hat, sollte es einfach selbstbewusst<br />

sein lassen“.<br />

Viral Marketing<br />

Der Autor, Experte für Internet-Marketing, erläutert ebenso<br />

anschaulich wie kompetent, was virales Marketing ausmacht,<br />

wie man eine virale Kampagne professionell plant<br />

respektive umsetzt und worauf man bei <strong>de</strong>r Erfolgskontrolle<br />

achten sollte. Die Lesetipps ermöglichen es, das Buch in<br />

die betriebliche Alltagspraxis zu integrieren. In <strong>de</strong>r 3. Aufl age<br />

<strong>de</strong>s Standardwerks zur Mundpropaganda wur<strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong><br />

Fallbeispiele aus Deutschland,<br />

Großbritannien und <strong>de</strong>n<br />

USA um spannen<strong>de</strong> Best Cases<br />

unter an<strong>de</strong>rem von Burger King<br />

und Wrigley ergänzt.<br />

Sascha Langner,<br />

Viral Marketing<br />

Gabler Verlag, Wiesba<strong>de</strong>n; 2009<br />

39,90 Euro, 256 Seiten,<br />

ISBN 978-3-8349-1490-3<br />

24 ProFirma 05 2011<br />

Foto: Bijan Peymani, Miquel Martinez


Zahltag<br />

Am En<strong>de</strong> zählt, was rauskommt – <strong>de</strong>shalb bAV<br />

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Saskia Streich und Thorsten Brachmann eröffneten ohne große Branchenerfahrung<br />

in St. Pauli ein Restaurant mit schwäbischer Küche. Das Wagnis hat sich gelohnt.<br />

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Unternehmensführung – Titelthema<br />

INTERVIEW<br />

„Minimum ist eine Online-Präsenz“<br />

Stefan Kolle, Kreativgeschäftsführer <strong>de</strong>r Agentur Kolle Rebbe in Hamburg, über<br />

„Versuch und Irrtum“ in <strong>de</strong>r mittelständischen Werbung, die Macht sozialer Online-Netzwerke<br />

und das süße Gift <strong>de</strong>r Preiskommunikation. DAS GESPRÄCH FÜHRTE BIJAN PEYMANI<br />

Herr Kolle, kleine Unternehmen haben<br />

meist kein großes Budget für Werbung,<br />

müssen aber auf sich und ihre Angebote<br />

aufmerksam machen. Wie lässt sich<br />

dieses Dilemma aufl ösen?<br />

Kolle: Pauschal gesagt, durch gute<br />

I<strong>de</strong>en. Die Zeiten dafür sind besser <strong>de</strong>nn<br />

je, wir verfügen heute über Medien, die<br />

nur geringe o<strong>de</strong>r gar keine Schaltkosten<br />

verlangen. Nehmen Sie <strong>de</strong>n gesamten<br />

Social-Media-Bereich mit Plattformen<br />

wie Facebook und Twitter. Sie ermöglichen<br />

es Start-ups und etablierten Unternehmen<br />

gleichermaßen, wesentlich<br />

kostengünstiger auf sich aufmerksam zu<br />

machen, als das noch vor vielleicht zehn<br />

Jahren <strong>de</strong>r Fall war. Und früher gab es<br />

die Gelben Seiten, heute gibt es Google.<br />

Dort können ein Schlosser, ein Schreiner<br />

o<strong>de</strong>r ein Schuster für sehr kleines Geld<br />

Online-Anzeigen schalten, sogenannte<br />

Google Ad-Words – <strong>de</strong>utlich preiswerter<br />

übrigens als Einträge im damaligen<br />

Branchenbuch.<br />

Mal abgesehen davon, dass das Wissen<br />

darum vielfach nicht stark ausgeprägt<br />

ist, mag das für Spezialdienstleistungen<br />

gelten. Was aber machen <strong>de</strong>r Metzger<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bäcker um die Ecke?<br />

Kolle: Sie haben recht, hier erscheint<br />

es eher unwahrscheinlich, dass Menschen<br />

bei Google suchen. Einkäufe <strong>de</strong>s<br />

täglichen Bedarfs wer<strong>de</strong>n eher fußläufi g<br />

o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Auto in einem Radius von<br />

fünf bis zehn Kilometern erledigt. Nach<br />

meiner Beobachtung gehen Firmen aus<br />

diesen Segmenten vor allem nach <strong>de</strong>m<br />

Schema „Versuch und Irrtum“ vor – mit<br />

bemerkenswertem Geschick. Da ist<br />

etwa <strong>de</strong>r Bäcker mit vier Filialen, <strong>de</strong>r<br />

ein neues Brot auf <strong>de</strong>n Markt bringen<br />

wollte. Das nannte er „Hans“ und ließ<br />

eigens hierfür ein Brotkostüm nähen. Darin<br />

ist ein Mensch dann durch die Stadt gelaufen<br />

und hat Handzettel verteilt, eine Aktion<br />

im Kostenrahmen irgendwo zwischen 500<br />

und 1.000 Euro, wür<strong>de</strong> ich schätzen. An<strong>de</strong>re,<br />

die das sehen – hier schließt sich <strong>de</strong>r<br />

Kreis zur Online-Welt –, machen vielleicht<br />

Fotos o<strong>de</strong>r drehen Filmchen und stellen<br />

diese ins Netz. Mit viel Glück berichtet auch<br />

noch eine Lokalzeitung über die Aktion.<br />

Welche Medien, welche Kommunikationskanäle<br />

kommen <strong>de</strong>nn für kleine, regional<br />

tätige Unternehmen grundsätzlich infrage<br />

– und welche schei<strong>de</strong>n aus?<br />

Kolle: Ein TV-Spot erscheint mir aufgrund<br />

<strong>de</strong>r enormen Streuverluste sinnlos. Auch<br />

die Schaltung einer Anzeige in <strong>de</strong>r Tageszeitung<br />

sollte gut überlegt sein. Wer sein<br />

Geschäft in Hamburg-Harburg betreibt,<br />

dürfte mit einer Annonce im „Hamburger<br />

Abendblatt“ eher schlecht beraten sein.<br />

Das lesen zu viele, die praktisch nie nach<br />

Harburg kommen. Interessant sind aber<br />

die Wochenblätter, die in ihren Mikroregionen<br />

starke Beachtung fi n<strong>de</strong>n – mehr als<br />

Beilagen und Postwurfsendungen, die in<br />

<strong>de</strong>n allermeisten Haushalten direkt in <strong>de</strong>n<br />

Müll fl iegen. Statt <strong>de</strong>r reinen Präsenzanzeige<br />

sollte <strong>de</strong>r Auftritt in einem solchen Blatt<br />

aber mit einem Angebot verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />

das nachprüfbar beson<strong>de</strong>rs ist und<br />

dazu motiviert, in <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>n zu kommen.<br />

Um Ihre Ausgangsfrage zu beantworten:<br />

Generell schei<strong>de</strong>n alle kostenintensiven<br />

Medien aus. Mit einer sehr originellen I<strong>de</strong>e<br />

können es aber auch <strong>de</strong>r einzelne Bäcker<br />

und die Friseurin um die Ecke in solche Medien<br />

schaffen, ohne dafür zu zahlen.<br />

Kommen wir noch einmal auf Online zu<br />

sprechen: Muss sich <strong>de</strong>r Kleinunternehmer<br />

wirklich auch noch in <strong>de</strong>n sozialen<br />

Netzwerken engagieren? Reicht eine gute<br />

Internet-Seite nicht aus?<br />

Kolle: Im Grun<strong>de</strong> braucht es keinen Twitter-Account<br />

und keine Facebook-Seite, obwohl<br />

ich Letztere empfehlen wür<strong>de</strong>. Dort<br />

tummeln sich immerhin rund 500 Millionen<br />

Menschen, unter ihnen wahrscheinlich<br />

auch 500 im unmittelbaren Umfeld <strong>de</strong>s eigenen<br />

Geschäfts. Tatsächlich halte ich es für<br />

das Minimum, eine eigene Online-Präsenz<br />

zu errichten – und wenn es nur eine einzige<br />

Seite ist, die sagt: Wir sind <strong>de</strong>r freundliche<br />

Friseur, Ihr Spezialist für gefärbte<br />

Haare. Wie gesagt, in vielen Fällen suchen<br />

potenzielle Kun<strong>de</strong>n über Google, und was<br />

sie dort nicht fi n<strong>de</strong>n, existiert für sie nicht.<br />

Und dann gibt’s im Web ja auch noch Emp-<br />

„Viele potenzielle Kun<strong>de</strong>n suchen bei Google.<br />

Was sie dort nicht fi n<strong>de</strong>n, existiert für sie nicht.“<br />

fehlungsplattformen, die man für sich nutzen<br />

kann. Bleiben wir beim Friseurbeispiel:<br />

Bitten Sie Ihren Kun<strong>de</strong>n, auf Plattformen<br />

wie Qype zu schreiben, wenn er mit Ihrer<br />

Dienstleistung sehr zufrie<strong>de</strong>n war – dafür<br />

bekommt er beim nächsten Mal Rabatt<br />

o<strong>de</strong>r einen Schnitt umsonst. Früher nannte<br />

man das Mundpropaganda, da hat es<br />

einer seinen drei Freun<strong>de</strong>n weitererzählt.<br />

Online kann er das heute theoretisch einer<br />

Gruppe von 500 Leuten sagen. Lassen Sie<br />

an<strong>de</strong>re für sich werben, das kostet nichts<br />

26 ProFirma 05 2011


und ist am glaubwürdigsten. Diesen Mechanismus<br />

muss man nur mal begreifen.<br />

Am En<strong>de</strong> bleibt für viele Unternehmer aber<br />

doch <strong>de</strong>r Preis die größte Versuchung – das<br />

zieht die Menschen am schnellsten ins Geschäft<br />

…<br />

Kolle: Der Preis ist tatsächlich ein probates<br />

Mittel, um Kundschaft anzulocken, und<br />

zugleich ein ruinöses. Wie eine Droge, die<br />

einen – wenn man einmal damit anfängt<br />

– am En<strong>de</strong> zerstört. Sie gehen mit Ihrem<br />

Preis runter, dann kommen erst mal ganz<br />

viele Menschen zu Ihnen. Nach einer Weile<br />

nutzt sich das ab, also gehen Sie weiter mit<br />

<strong>de</strong>m Preis runter, und immer weiter – und<br />

irgendwann sind Sie insolvent. Es spricht<br />

im Prinzip nichts gegen gezielte Preisaktionen,<br />

aber diese sollten stets limitiert bleiben.<br />

Ich plädiere vor allem für Kreativität.<br />

Wer mit seinem Geschäft dauerhaft Geld<br />

verdienen will, wählt damit vermutlich die<br />

bessere Metho<strong>de</strong>. Der Preis senkt die eigenen<br />

Margen, Kreativität hebt sie eher.<br />

ProFirma 05 2011<br />

Schon aufgrund <strong>de</strong>s eigenen Geschäftsmo<strong>de</strong>lls ist Oliver<br />

Wulf online ausgesprochen aktiv. Der Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />

Reisebüros Urlaubsexperte.<strong>de</strong> in Düsseldorf betreibt parallel<br />

auch mehrere Websites im Kreuzfahrtsegment. Auf Facebook<br />

hat Wulf nach eigenen Angaben „binnen acht Monaten 5.000<br />

Fans gewonnen, mit <strong>de</strong>nen wir täglich kommunizieren“. Eine<br />

Erfahrung nach <strong>de</strong>m Start war hier, dass sich <strong>de</strong>r Kanal nicht<br />

für Werbung eignet. „Die User erwarten vielmehr Informationen,<br />

die sie für sich als Mehrwert verstehen“, erklärt Wulf.<br />

„Der Online-Kanal ist für uns im Moment entschei<strong>de</strong>nd“,<br />

sagt <strong>de</strong>r Unternehmer, „aber wir beschäftigen uns auch mit<br />

Print, besuchen Messen und buchen Son<strong>de</strong>rwerbeformen.“<br />

Eine erfolgreiche, gemeinsam mit einer Kreuzfahrt-Ree<strong>de</strong>rei<br />

durchgeführte Aktion aus jüngerer Vergangenheit war die<br />

Präsenz auf 600.000 ICE-Fahrplänen zu Jahresbeginn. Zu <strong>de</strong>n<br />

Kosten äußert sich Wulf nicht,<br />

aber „innerhalb kürzester Zeit<br />

haben wir <strong>de</strong>n Return of Investment<br />

erreicht“ – ermittelt<br />

mithilfe eines auf <strong>de</strong>r Fahrplananzeige<br />

eingedruckten<br />

Gutschein-Co<strong>de</strong>s.<br />

Für <strong>de</strong>n Hamburger Hotelier<br />

Marcus van Riesen sind das<br />

Haus und die eigenen Mitarbeiter<br />

die optimalen Werbeträger:<br />

„Unsere fi nanziellen<br />

Ressourcen fl ießen maximal in das Produkt, wir leben von <strong>de</strong>r<br />

Mundpropaganda.“ Mit <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>s väterlichen Hotels<br />

„St. Annen“ im Jahr 1992 verschob van Riesen <strong>de</strong>n Fokus<br />

von Gruppenreisen<strong>de</strong>n und Bustouristen auf Geschäfts- und<br />

Einzelreisen<strong>de</strong> – „weil sowohl die Hotelinfrastruktur als auch<br />

das Dienstleistungsangebot schon immer besser auf <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Gast zugeschnitten waren als auf eine Dienstleistung<br />

für größere Gruppen“. Wichtigste Werbeinvestition war in<br />

<strong>de</strong>r Folge <strong>de</strong>r Aufbau einer eigenen Website.<br />

Website auf <strong>de</strong>m neuesten Stand<br />

LINK-TIPPS<br />

> www.xing.com<br />

> <strong>de</strong>.linkedin.com<br />

> www.qype.com<br />

> <strong>de</strong>-<strong>de</strong>.facebook.com<br />

> www.marketingverband.<strong>de</strong><br />

Derzeit renoviert van Riesen das 36-Zimmer-Haus, und mit<br />

Abschluss <strong>de</strong>r Arbeiten im Juni soll auch die Homepage aktualisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Das lässt sich <strong>de</strong>r Unternehmer inklusive<br />

Fotograf rund 15.000 Euro kosten. Für van Riesen ist es gut<br />

investiertes Geld: „Das Internet bietet für uns eine unfassbare<br />

Chance gegenüber <strong>de</strong>n großen Ketten: Es macht alle gleich,<br />

alle haben nur einen Platz, und alle sind weltweit auffi ndbar.<br />

<strong>Als</strong> Einzelbetrieb profi tieren wir überproportional!“ Deshalb<br />

plant van Riesen als nächsten Schritt Suchmaschinenmarketing<br />

und -optimierung.<br />

An Facebook, Twitter & Co. hat sich <strong>de</strong>r Hotelier bisher nicht<br />

gewagt. Doch Kontakte zum Umfeld zu knüpfen und zu pfl egen,<br />

ist ihm beson<strong>de</strong>rs wichtig. Das macht er lieber persönlich<br />

– etwa in Form einer Werbepartnerschaft mit <strong>de</strong>m FC St.<br />

Pauli, die bis zum Aufstieg <strong>de</strong>s Vereins in die 1. Liga in Form<br />

von drei bezahlten Sitzplätzen bestand. „Der Erfolg für das<br />

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Unternehmensführung – Titelthema<br />

Oliver Wulf betreibt neben einem eigenen Reisebüro in Düsseldorf (rechts) auch mehrere Kreuzfahrt-Webseiten. Er hat 5.000 Fans auf Facebook.<br />

MEDIUM: TAGESZEITUNG, MAGAZIN<br />

Kosten: Abhängig von Reichweite und<br />

Qualität eines Titels, online sind jeweils<br />

aktuelle Mediadaten abrufbar; für die<br />

halbe Seite in einer Tageszeitung muss<br />

mit 10.000 Euro aufwärts kalkuliert<br />

wer<strong>de</strong>n, beim Magazin liegt <strong>de</strong>r Anzeigenpreis<br />

min<strong>de</strong>stens im vierstelligen<br />

Bereich.<br />

Bewertung: Ist grundsätzlich nur dann<br />

sinnvoll, wenn regelmäßig ein adäquater<br />

Etat zur Verfügung steht; für Kleinunternehmer<br />

– vor allem solchen mit<br />

nur einem Firmenstandort – aber wenig<br />

geeignet (Stadt-/Szenemagazine ausgenommen),<br />

da mit zu großen Streuverlusten<br />

verbun<strong>de</strong>n.<br />

Quelle: Agentur-/Unternehmensangaben,<br />

eigene Recherche<br />

Mit diesen Kosten müssen Sie rechnen<br />

MEDIUM: RADIO<br />

Kosten: Abhängig von Sen<strong>de</strong>rreichweite,<br />

Tag und Sen<strong>de</strong>zeit; <strong>de</strong>r Preis pro ausgestrahlter<br />

Sekun<strong>de</strong> liegt zwischen gut fünf<br />

und über 60 Euro, im Einzelfall auch <strong>de</strong>utlich<br />

höher; für eine gute Kampagne, die<br />

genug Frequenzen erreicht, sind im Schnitt<br />

rund 20.000 Euro zu kalkulieren.<br />

Bewertung: <strong>Als</strong> Werbeträger zu empfehlen,<br />

weil Spots regional aussteuerbar sind;<br />

Kleinunternehmer sollten aber darauf<br />

verzichten, zur besten Sen<strong>de</strong>zeit o<strong>de</strong>r mit<br />

exklusiver Platzierung zu werben; die Sen<strong>de</strong>r<br />

helfen bei <strong>de</strong>r Spotkonzeption, viele<br />

übernehmen zu<strong>de</strong>m die Herstellungskosten.<br />

MEDIUM: AUSSENWERBUNG<br />

Kosten: Variieren je nach Ortsgröße,<br />

Werbeträger und Qualität; so kostet eine<br />

beleuchtete Großfl äche in Kerpen pro<br />

Tag im Schnitt knapp zehn Euro, in Bonn<br />

um die zwölf Euro, in Hamburg 17 Euro,<br />

zzgl. Gestaltungskosten/Agentur sowie<br />

Druckkosten/Plakat von min<strong>de</strong>stens 40<br />

Euro.<br />

Bewertung: Eignet sich für Kleinunternehmer<br />

– wenn überhaupt – nur im Falle<br />

mehrerer Geschäfte, die Plakatstandorte<br />

müssen in <strong>de</strong>r Regel für min<strong>de</strong>stens<br />

zehn Tage gebucht wer<strong>de</strong>n; Vorteil: Im<br />

Preis sind Ersatzmengen für beschädigte<br />

Plakate einkalkuliert.<br />

28 ProFirma 05 2011<br />

Fotos: privat


Studie zur digitalen Vermarktung<br />

„Enormer Nachholbedarf“<br />

Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Deutschland<br />

sind noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt die Studie „Mittelstand und Werbung“<br />

im Auftrag <strong>de</strong>s Multichannel-Anbieters Telegate in<br />

München. Demnach investieren die KMU ihr Kommunikationsbudget<br />

zu 75 Prozent in klassische Medien, während die<br />

Verbraucher heute mehrheitlich im Internet nach lokalen Informationen<br />

zu regional ansässigen Firmen suchen.<br />

Mehrheitlich geben <strong>de</strong>utsche KMU pro Jahr zwischen 1.000<br />

und 5.000 Euro für Werbung und Marketing aus. Beliebtestes<br />

Medium sind <strong>de</strong>r Studie zufolge die gedruckten Branchenbücher<br />

(48 Prozent), gefolgt von regionalen Tageszeitungen<br />

(40 Prozent). Unter <strong>de</strong>n digitalen Werbemedien fi n<strong>de</strong>n sich<br />

nur die Online-Branchenverzeichnisse im vor<strong>de</strong>ren Feld (37<br />

Prozent). Suchmaschinenmarketing betreibt nur knapp ein<br />

Viertel <strong>de</strong>r befragten Betriebe.<br />

Überschaubar ist auch das professionelle Engagement <strong>de</strong>r<br />

KMU in <strong>de</strong>n Social Communities: In einem solchen Netzwerk<br />

registriert sind nur ein Viertel <strong>de</strong>r befragten Betriebe – und<br />

diese nutzen die Portale zu 70 Prozent aus privater Motivation.<br />

Gera<strong>de</strong> sieben Prozent setzen <strong>de</strong>r Telegate-Studie zufolge<br />

populäre Plattformen wie Facebook, Xing o<strong>de</strong>r Twitter aktiv<br />

als Vermarktungsinstrument für ihr Geschäft ein. Beson<strong>de</strong>rs<br />

beliebt ist bei ihnen dabei Xing.<br />

Enormer Nachholbedarf besteht selbst bei <strong>de</strong>n Online-Basics:<br />

Knapp die Hälfte <strong>de</strong>r befragten KMU hat keine eigene<br />

Internet-Präsenz. Die Grün<strong>de</strong> liegen in mangeln<strong>de</strong>r Zeit und<br />

fehlen<strong>de</strong>m Know-how, aber auch in intransparenten Kostenstrukturen<br />

<strong>de</strong>r Anbieter: Fast 30 Prozent <strong>de</strong>r befragten Firmenchefs<br />

wissen nicht, wie viel die Erstellung ihrer Website<br />

gekostet hat. Und vier von zehn Befragten geben an, keinen<br />

Etat für die Pfl ege ihrer Online-Präsenz einzuplanen.<br />

Für die Telegate-Studie hatte die Marktforschung Psyma<br />

Research & Consulting mehrere Hun<strong>de</strong>rt kleine und mittelständische<br />

Unternehmen <strong>de</strong>r Branchen Handwerk, Fachärzte,<br />

Immobilien- und Versicherungsmakler, Gastronomie und Hotellerie<br />

im Zeitraum August bis September 2010 zu ihrem<br />

Werbeverhalten befragt.<br />

ProFirma 05 2011<br />

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Optimierung Ihres Web-Auftritts.<br />

Hotel war nicht wirklich messbar, aber das war mir bewusst“,<br />

so van Riesen, „es ging mir um die Bindung zum Stadtteil.“<br />

Verankerung und gute Nachbarschaft seien unverzichtbar.<br />

Umgekehrt zeigte van Riesen „immer große Skepsis gegenüber<br />

fl ächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>r, eher undifferenzierter Printwerbung<br />

– man entwickelt mit <strong>de</strong>r Zeit ein sehr sicheres Gespür dafür,<br />

wo es sinnvoll ist zu schalten und wo nicht“. Entsprechend<br />

limitierten ihn weniger fi nanzielle Grün<strong>de</strong>, „ein großes<br />

Werberad zu drehen“ – immerhin investiert van Riesen im<br />

Schnitt rund 12.000 Euro pro Jahr ins Eigenmarketing –,<br />

„son<strong>de</strong>rn weil wir überzeugt sind, mit manchen Engagements<br />

keinen angemessenen Effekt für unser Hotel erzielen zu<br />

können“.<br />

Laut Expertin Hermann verfolgt <strong>de</strong>r Hotelier damit eine kluge<br />

Strategie: „Entschei<strong>de</strong>nd ist, dass <strong>de</strong>r Unternehmer einen –<br />

und eben nicht je<strong>de</strong>n Tag einen neuen – Weg fi n<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r für<br />

seine I<strong>de</strong>e, sein Geschäft richtig erscheint.“ Prinzipiell schließt<br />

Hermann keinen Kommunikationskanal und kein Medium<br />

aus, aber <strong>de</strong>r rote Fa<strong>de</strong>n müsse stimmen und erkennbar sein.<br />

Eine feine Mo<strong>de</strong>boutique außerhalb <strong>de</strong>r Stadt erreiche ihre<br />

Kun<strong>de</strong>n besser in <strong>de</strong>r regionalen Tageszeitung, das Fitness-<br />

Studio direkt neben einem großen Supermarkt bewege mehr<br />

mit Aktionen im unmittelbaren Umfeld.<br />

Anzeigen weiterhin erfolgreich<br />

Abstrahiert man von einzelnen Betrieben und Branchen, fahren<br />

Unternehmen nach Analyse von Agenturchef Arnet vor<br />

allem mit Anzeigen in regionalen Wochentiteln, aber auch<br />

mit Annoncen in Stadt- und Szenemagazinen gut. Radio-<br />

und Außenwerbung sollten nicht nur aus Kostengrün<strong>de</strong>n gut<br />

überlegt sein (siehe auch Kasten Seite 28). Für Filialisten können<br />

sie sinnvoll sein, für <strong>de</strong>n Einzelbetrieb eher nicht – vor<br />

allem, wenn <strong>de</strong>ssen Trumpf erst im Produkterlebnis vor Ort<br />

sticht. Beautyworld-Chefi n Reichstein etwa hatte auf 900 Euro<br />

teure Funkspots „null Resonanz“.<br />

Während Arnet auch Schaltungen in regionalen TV-Sen<strong>de</strong>rn<br />

für möglich hält – 30-Sekün<strong>de</strong>r sind hier in <strong>de</strong>r Regel von unter<br />

500 Euro bis an die 9.000 Euro buchbar –, rät er von Reklame<br />

im Kino dringend ab: „Wir haben die Erfahrung gemacht,<br />

dass regional o<strong>de</strong>r lokal agieren<strong>de</strong> Betriebe im Kino weniger<br />

ernst genommen wer<strong>de</strong>n. Die Werbetreiben<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n sogar<br />

belächelt, was sehr unangenehm für die Unternehmen wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Außer<strong>de</strong>m ist ein guter Spot sehr teuer.“ Schließlich<br />

entstün<strong>de</strong>n Kinospots heute nicht mehr aus Kleinbild-Dias.<br />

Am En<strong>de</strong> gilt für Kleinunternehmer vor allem eines: Der<br />

direkte, permanente Dialog mit ihren Zielgruppen. Kommunikation<br />

ist für sie Kontaktsport. Wer dafür unbedingt<br />

professionelle Hilfe in Anspruch nehmen will, muss für eine<br />

durch<strong>de</strong>klinierte Direktmailing-Aktion mit 1.500 Adressen<br />

min<strong>de</strong>stens 6.000 Euro ansetzen. Darin enthalten sind Mailing,<br />

Porto, Druck und Agenturhonorar. In <strong>de</strong>r Regel aber<br />

geht es ohne Profi s. Der Kun<strong>de</strong>nbrief, die Karte zum Geburtstag<br />

o<strong>de</strong>r das Einladungsschreiben zu einem Event sind ja kein<br />

Hexenwerk.<br />

29


Unternehmensführung – Strategie<br />

Krisenbewältigung<br />

Biegen statt Brechen<br />

Je kleiner das Unternehmen, umso enger ist sein Schicksal mit <strong>de</strong>m Chef<br />

verbun<strong>de</strong>n. Dessen Krisenfestigkeit entschei<strong>de</strong>t über die Zukunft <strong>de</strong>s Betriebs. Die gute<br />

Nachricht: Guter Umgang mit Rückschlägen lässt sich erlernen. VON DR. ULRIKE FELGER<br />

Licht am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tunnels: Krisenbewältigung<br />

gehört zum Unternehmer-Alltag.<br />

Insolvenz, Auftragseinbruch o<strong>de</strong>r<br />

Schicksalsschlag – vieles kann einen Firmenchef<br />

zum Straucheln bringen. Doch<br />

längst nicht nur Katastrophenereignisse<br />

lassen Unternehmer verzweifeln und<br />

nehmen ihnen die Lust am Unternehmer-Sein<br />

– auch Dauerbelastung und<br />

die vielen Ärgernisse <strong>de</strong>s Alltags zehren<br />

die seelische Wi<strong>de</strong>rstandskraft von Mittelständlern<br />

auf.<br />

Dass existenzielle Krisen aber auch stärken<br />

können, weiß Angelika Mersinger,<br />

Bauunternehmerin aus Ludwigshafen.<br />

Vor sechs Jahren mel<strong>de</strong>te ihr Mann mit<br />

<strong>de</strong>m väterlichen Betrieb Insolvenz an.<br />

Ein Jahr später fi el mit einer handverlesenen<br />

Truppe hoch motivierter und engagierter<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r Startschuss für<br />

<strong>de</strong>n Neuanfang. Heute hat ihre Firma<br />

wie<strong>de</strong>r zehn Mitarbeiter. „Wir wussten,<br />

dass wir gut waren, die nötigen Qualitäten<br />

haben, aber die wirtschaftliche<br />

Ausgangsposition war einfach zu<br />

schlecht“, erinnert sich Kauffrau Mersinger.<br />

In <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlage war es für sie<br />

und ihren Mann maßgeblich, dass die<br />

Ursache <strong>de</strong>s Scheiterns nicht bei ihnen<br />

selbst, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Bedingungen für<br />

das ererbte Unternehmen selbst lag.<br />

„Der Gedanke ‚jetzt erst recht’ war für<br />

uns eine wichtige Motivationsquelle“,<br />

sagt Mersinger.<br />

Unterstützung fand sie bei treuen Kun<strong>de</strong>n,<br />

die Aufträge zurückhielten, bis das<br />

Unternehmerpaar wie<strong>de</strong>r einsatzfähig<br />

war. Das soziale Umfeld <strong>de</strong>r Familie<br />

wandte sich nach <strong>de</strong>r Insolvenz eher ab<br />

– eine Erfahrung, die die Unternehmerin<br />

schmerzlich verarbeiten musste. Was<br />

blieb, war die Familie: „<strong>Als</strong> ich dachte, es<br />

geht nicht mehr weiter, hat mich mein<br />

halbwüchsiger Sohn erinnert, dass es<br />

ein Licht am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tunnels gibt“,<br />

erinnert sich die Bauunternehmerin<br />

an <strong>de</strong>n vielleicht emotionalsten Moment<br />

<strong>de</strong>r Insolvenz. Seit <strong>de</strong>m Jahr 2007<br />

plant das Unternehmerpaar mit <strong>de</strong>m<br />

Helfrecht-System und schöpft aus konkreten<br />

Plänen sowie festen Terminen<br />

Schwung für neue Projekte. „Hätten wir<br />

es früher gekannt, wäre es uns an<strong>de</strong>rs<br />

ergangen“, ist Mersinger überzeugt.<br />

Auf Krisen schlecht<br />

vorbereitet<br />

„Krisen können völlig unerwartet<br />

über uns hereinbrechen“, warnt Julia<br />

Scharnhorst, Diplompsychologin und<br />

Inhaberin von Health Professional Plus<br />

in We<strong>de</strong>l. Regelmäßig sollten sich Unternehmer<br />

<strong>de</strong>shalb die Frage stellen:<br />

„Was mache ich dann?“ Genau an diesem<br />

Punkt bemängelt Scharnhorst im<br />

Mittelstand gravieren<strong>de</strong> Defi zite: „Manche<br />

Betriebe pfl egen eine regelrechte<br />

Behör<strong>de</strong>nmentalität, das ist Gift für die<br />

privat<br />

Resilienz, also die Wi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit<br />

gegen Belastungen und Krisen“, so ihr<br />

Urteil. Nur wer sich seine Lernfähigkeit<br />

und Neugier<strong>de</strong> bewahre, aufmerksam<br />

bierchen/shutterstock,<br />

beobachte, was um ihn herum pas- Foto:<br />

30 ProFirma 05 2011


ProFirma 05 2011<br />

INTERVIEW<br />

„Die Fehlererkenntnis im Mittelstand geht gegen null“<br />

Die Erbengeneration trägt eine schwere Bür<strong>de</strong>. Nicht je<strong>de</strong>r Nachfolger ist aus vollem Herzen<br />

Unternehmer, sagt Bernd Tovar, KMU-Berater aus <strong>de</strong>m westfälischen Walsted<strong>de</strong>.<br />

Herr Tovar, Sie beraten Betriebe in<br />

schwierigen Situationen. Woran zeigt<br />

sich, dass Unternehmer „die Lust verlieren“?<br />

Tovar: Die Interessenschwerpunkte verschieben<br />

sich ins Private. Freizeit, Vereine,<br />

Politik – alles ist wichtiger als die<br />

eigene Firma. Man könnte auch sagen,<br />

das Unternehmen „verlottert“. Wer<br />

Freu<strong>de</strong> an seiner Tätigkeit hat, will nicht<br />

im Chaos leben. Dann sind Fahrzeuge<br />

sauber, es herrscht Ordnung, wo etwas<br />

kaputt ist, wird für Ersatz gesorgt. Man<br />

kann nicht im Betrieb nach <strong>de</strong>m Rechten<br />

sehen und gleichzeitig Golfen. Und<br />

eines darf man nicht vergessen: Wenn<br />

die Katze aus <strong>de</strong>m Haus ist, tanzen die<br />

Mäuse auf <strong>de</strong>m Tisch – wenn <strong>de</strong>r Chef<br />

keine Lust mehr hat, lassen sich auch die<br />

Mitarbeiter hängen.<br />

Frustrationstoleranz und Selbstmotivation<br />

– gehört das nicht zur Grundausstattung<br />

eines erfolgreichen Mittelständlers?<br />

Tovar: Sicher, i<strong>de</strong>altypisch gehört eine<br />

gute Wi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit zum Profi l,<br />

ebenso wie eine regelmäßige Refl exion<br />

<strong>de</strong>s eigenen Han<strong>de</strong>lns. Aber seien wir<br />

ehrlich: Wer macht das schon? Wer zieht<br />

sich regelmäßig zurück und über<strong>de</strong>nkt,<br />

was er so macht? Das setzt voraus, dass<br />

man strukturiert vorgeht. Meine Erfahrung<br />

als Berater sagt mir, dass die Realität<br />

völlig an<strong>de</strong>rs aussieht: Wir kommen<br />

zwei vor zwölf in ein Unternehmen und<br />

sehen, dass in allen Bereichen Chaos<br />

herrscht – dass wir überall gleichzeitig<br />

sein müssten. Vor uns sitzt ein frustrierter,<br />

abgekämpfter Unternehmer, <strong>de</strong>r versucht,<br />

zu retten, was es zu retten gibt.<br />

Wie erklären Sie sich diese Beobachtung?<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE DR. ULRIKE FELGER<br />

„Nur wenn <strong>de</strong>r Chef<br />

seine Führungsrolle<br />

beherzt annimmt, kann<br />

er sein Unternehmen<br />

vernünftig steuern.“<br />

Tovar: Der typische Mittelständler ist in <strong>de</strong>r<br />

Regel Sklave seiner Bank, <strong>de</strong>r von morgens<br />

bis abends am Rad dreht, weil das<br />

Finanzhaus ihm sonst <strong>de</strong>n Saft abdreht.<br />

Gera<strong>de</strong> kleinere Unternehmer, die unter<br />

acht Prozent Eigenkapital haben, sind häufi<br />

g in diesem Hamsterrad gefangen. Deren<br />

Motivation resultiert nicht vom Hinstreben<br />

zum Wohlgefühl, son<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>r Flucht<br />

vor <strong>de</strong>r Pein.<br />

Sie zeichnen ein düsteres Bild. Das Bekenntnis<br />

zum Unternehmertum ist im Mittelstand<br />

also gar nicht so ausgeprägt?<br />

Tovar: Mancher sagt mir: „Ich wur<strong>de</strong> nie<br />

gefragt, ob ich das will – o<strong>de</strong>r ob ich das<br />

kann“ – oft leben Unternehmer lange Jah-<br />

re unter <strong>de</strong>r Bür<strong>de</strong> ihrer Unternehmerschaft,<br />

bis sie erkennen, dass sie völlig<br />

verkehrt sind. Es geht darum, sich bewusst<br />

für das Unternehmertum zu entschei<strong>de</strong>n.<br />

Wer weiß, was er riskiert und<br />

sein eigenes Geld in einen Betrieb hineingesteckt<br />

hat, zeigt ein viel höheres<br />

Interesse an seinem Erfolg. Er klemmt<br />

sich mit Elan hinter die Dinge und berappelt<br />

sich wie<strong>de</strong>r, wenn etwas schiefgeht.<br />

Wer dagegen qua Geburt in ein<br />

Unternehmerleben hineinschlittert, nie<br />

auch nur einen Cent eigenes Geld in die<br />

Firma investiert hat, hat eine ganz an<strong>de</strong>re<br />

Grun<strong>de</strong>instellung.<br />

Schlechte Zeiten gibt es in je<strong>de</strong>m Unternehmerleben.<br />

Wie kann sich ein Firmenchef<br />

gegen Frustmomente wappnen?<br />

Tovar: <strong>Als</strong> Erstes sollte er sich fragen,<br />

woher Stress o<strong>de</strong>r Frust kommen und<br />

was das mit ihm zu tun hat. Beispielsweise<br />

resultieren Misserfolge und Rückschläge<br />

oft aus 20 Prozent <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n –<br />

die könnte man einfach weglassen. Eine<br />

gesun<strong>de</strong> Portion Selbsterkenntnis hilft:<br />

Viele Mittelständler können alles und<br />

wissen alles, aber bei Fehlern tragen die<br />

an<strong>de</strong>ren Schuld. Doch wer als Chef über<br />

seine Mitarbeiter schimpft, muss sich<br />

klarmachen, dass er sie selbst eingestellt<br />

hat, dass <strong>de</strong>r Ausbil<strong>de</strong>r schlechte Azubis<br />

selbst verantwortet. Lei<strong>de</strong>r geht die Fehlererkenntnis<br />

im Mittelstand gegen null.<br />

Doch seien wir ehrlich: Letztlich ist <strong>de</strong>r<br />

Chef die Ursache allen Übels, er ist das<br />

erste Glied in <strong>de</strong>r Stresskette. Nur wenn<br />

er seine Führungsrolle beherzt annimmt,<br />

kann er <strong>de</strong>n Betrieb vernünftig steuern.<br />

Ein persönliches Wochen-Logbuch ist<br />

eine gute Möglichkeit, herauszufi n<strong>de</strong>n,<br />

was eigentlich los ist, und hilft, konkrete<br />

Anknüpfpunkte für Verän<strong>de</strong>rungen zu<br />

fi n<strong>de</strong>n.<br />

31


Unternehmensführung – Strategie<br />

siert, fl exibel reagiere und sein Reaktionsrepertoire<br />

ständig erweitere, habe<br />

die Chance, zu biegen, statt zu brechen,<br />

so Scharnhorsts Überzeugung.<br />

Nach 27 Jahren in <strong>de</strong>r Jugendpfl ege hat<br />

sich Kai Brumberg, Caravan-Händler aus<br />

Marl, mit seiner Frau für ein Leben als<br />

Unternehmer entschie<strong>de</strong>n. „Wir haben<br />

schon Höhen und Tiefen erlebt: Enttäuschungen<br />

beim Personal, misslungene<br />

Umstrukturierungen, Umweltaufl agen,<br />

Überraschungen beim Finanzamt, am<br />

gravierendsten aber war unser Einbruch<br />

2007/08, direkt nach <strong>de</strong>r Investition von<br />

rund einer Million Euro“, resümiert <strong>de</strong>r<br />

gelernte Sozialpädagoge.<br />

Die Rücken<strong>de</strong>ckung sichern<br />

Trotz wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Rückschlägen<br />

hat Brumberg seine Lust am Unternehmertum<br />

noch nie verloren. Für ihn ist es<br />

eine Frage <strong>de</strong>s Durchhaltevermögens,<br />

<strong>de</strong>r Verbindlichkeit,<br />

ja <strong>de</strong>r Ehre, auch bei Schwierigkeiten<br />

weiterzumachen:<br />

„,Ich habe keine Lust mehr’,<br />

wäre das letzte Motiv, das<br />

Ganze sein zu lassen.“ Seine<br />

Mitarbeiter sind für Brumberg<br />

Ansporn, gut zu wirtschaften:<br />

„Leute einzustellen, ist eine<br />

hochmoralische Entscheidung,<br />

da hängen eine ganze<br />

Menge Menschen dran.“ <strong>Als</strong><br />

Unternehmer re<strong>de</strong> man von<br />

Geld – „in unserer Zeit in <strong>de</strong>r<br />

Jugendarbeit haben wir viel<br />

persönlichere Rückschläge<br />

erleben und verkraften müssen“,<br />

relativiert <strong>de</strong>r Händler,<br />

<strong>de</strong>r sich selbst als Optimisten<br />

und Stehaufmännchen beschreibt.<br />

Je<strong>de</strong>s Debakel sei<br />

ein Lernfeld, dabei gewinne<br />

er selbst <strong>de</strong>r verfahrensten Situation<br />

noch etwas ab. Was<br />

ihm damals wie heute hilft, ist<br />

sein sonniges Gemüt und ein<br />

hohes Maß an Selbstmotivation.<br />

Schießt diese bisweilen<br />

über das Ziel hinaus, kommt<br />

es seiner Familie zu, ihn in<br />

seiner eher mäßigen Fehlereinsicht<br />

„wie<strong>de</strong>r zu er<strong>de</strong>n“.<br />

Der Rückhalt aus <strong>de</strong>r Familie gibt <strong>de</strong>n<br />

meisten Unternehmern Kraft, auch bei<br />

Rückschlägen weiterzumachen. Fehlt<br />

diese Unterstützung allerdings, geht<br />

es für viele „ans Eingemachte“: „Mangeln<strong>de</strong>r<br />

Erfolg als Unternehmer und<br />

die erschüttern<strong>de</strong> Erkenntnis, allein zu<br />

sein, führen oft zu einer gefährlichen<br />

Lähmung“, weiß Thomas Scha<strong>de</strong>r,<br />

KMU-Berater und Geschäftsführer von<br />

Succeed in Dieburg. Wenn ein Unternehmer<br />

<strong>de</strong>n Kopf in <strong>de</strong>n Sand stecke, die<br />

Post nicht mehr öffne, sich Gesprächen<br />

verschließe, sich treiben lasse und seine<br />

Kernaufgaben vernachlässige, herrscht<br />

aus seiner Sicht Alarmstufe Rot. Dabei<br />

könne sich je<strong>de</strong>r Unternehmer in guten<br />

Zeiten die Rücken<strong>de</strong>ckung an<strong>de</strong>rer<br />

sichern, davon ist Scha<strong>de</strong>r überzeugt:<br />

„Wer offen auf Menschen zugeht und<br />

ehrlich mit ihnen ist, <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>t<br />

maßgeblich über die Unterstützung, die<br />

Fünf Voraussetzungen,<br />

um Krisen gut zu bewältigen<br />

1. optimale körperliche und psychische Gesundheit<br />

gesun<strong>de</strong>r Lebensstil, günstiger Umgang mit psychischen<br />

Belastungen<br />

2. gut ausgeprägte Problemlösungsfähigkeiten<br />

schnelles Verstehen, aktives Anpacken und Bewältigen<br />

problematischer Situationen<br />

3. starkes Selbstvertrauen, gesun<strong>de</strong>s Selbstwertgefühl,<br />

positives Selbstkonzept<br />

Schlüsseleinstellungen: Gefühl <strong>de</strong>r Selbstwirksamkeit,<br />

Bekenntnis zu einem Sinn, Lust auf Verän<strong>de</strong>rung<br />

4. ausgeprägte Lernfähigkeit, -bereitschaft, Neugier<br />

und Experimentierfreu<strong>de</strong><br />

Persönlichkeitsentwicklung durch selbstmotiviertes und<br />

selbst gesteuertes Lernen, Fragen statt Antworten<br />

5. Bewältigung von Krisen als Ausgangspunkt<br />

für Stärkung und Entwicklung<br />

Hausfor<strong>de</strong>rungen willkommen heißen, emotionale<br />

Balance herstellen, Überlebensfragen stellen, spielerisch<br />

und neugierig sein, aktiv wer<strong>de</strong>n<br />

nach: Al Sieber, u.a. The Survivor Personality, 2010, New York.<br />

er später einmal in Krisensituationen erfahren<br />

wird.“<br />

Werner Wassermann, geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />

Gesellschafter von Wassermann<br />

& Kress in Karlstein, hat genau diesen<br />

Kurs eingeschlagen. Er schöpft aus<br />

mehr als zwei Jahrzehnten Unternehmertätigkeit<br />

Zuversicht und Zutrauen<br />

in die eigenen Fähigkeiten. „Wir sind<br />

im Markt etabliert. Auch wenn wir uns<br />

darauf nicht ausruhen können, gewinne<br />

ich dadurch innere Sicherheit und die<br />

Option, einmal ‚Nein’ zu sagen“, sagt<br />

<strong>de</strong>r 51-Jährige.<br />

In <strong>de</strong>n Jahren 2008/09 stand sein Unternehmen<br />

auf <strong>de</strong>r Kippe. Binnen kürzester<br />

Zeit brachen weite Teile <strong>de</strong>s Umsatzes<br />

weg, zwei Mitarbeiter mussten gehen.<br />

Die Delle währte ein Jahr, heute kann<br />

sich Wassermann vor Aufträgen nicht<br />

retten – Frust und Überlastung resultieren<br />

nun eher aus übervollen Auftragsbüchern<br />

und Kun<strong>de</strong>n, die<br />

überfl üssigen Druck verbreiten.<br />

Der Unternehmer möchte<br />

Elan und Energie aus <strong>de</strong>m<br />

Spaß an <strong>de</strong>r Arbeit und <strong>de</strong>m<br />

Kontakt mit Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Lieferanten<br />

ziehen. Doch dieser<br />

wird immer spärlicher, <strong>de</strong>nn<br />

statt fester Gesprächspartner<br />

bestimmen inzwischen Einkaufsabteilungen<br />

mit jungen,<br />

dynamischen Absolventen<br />

das Geschehen. „<strong>Als</strong> Kleinunternehmen<br />

schätzen wir<br />

das Menschliche, hier sind<br />

wir stark, und das fehlt mir<br />

immer öfter“, gibt <strong>de</strong>r Metallbauer<br />

zu be<strong>de</strong>nken.<br />

Mit <strong>de</strong>m Auf und Ab <strong>de</strong>s Unternehmerlebens<br />

hat Wassermann<br />

<strong>de</strong>nnoch seinen<br />

Frie<strong>de</strong>n gemacht. Der Blick<br />

auf die Firmenvertreter, die<br />

bei ihm ein und aus gehen,<br />

führt ihm die Vorzüge seines<br />

Unternehmerlebens vor Augen:<br />

„Was ich an einem Tag<br />

mache, bewegen die nicht<br />

in einem Monat“, schätzt er<br />

seine Gestaltungsmöglichkeiten<br />

– und nimmt <strong>de</strong>ren Belastungen<br />

mit pragmatischer<br />

Gelassenheit in Kauf.<br />

32 ProFirma 05 2011


Sprachpuristen, zu <strong>de</strong>nen beileibe nicht nur Deutschlehrer<br />

gehören, beklagen gerne <strong>de</strong>n angeblich schädlichen Einfl uss<br />

frem<strong>de</strong>r Sprachen und Sprachfetzen. In Deutschland verläuft<br />

das vergleichsweise mo<strong>de</strong>rat. In Frankreich wird ein regelrechter<br />

Sprachkrieg geführt, in <strong>de</strong>ssen Rahmen auch Wörter<br />

für Anglizismen neu erfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Aber das sind Scheingefechte.<br />

Keine Sprache in Mitteleuropa ist „rein“. Das gilt insbeson<strong>de</strong>re<br />

für Fachsprachen, die international vernetzt sind<br />

und verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n wollen. Sie „leben“ über die Grenzen<br />

hinweg.<br />

Im angelsächsischen Sprachraum ist es beson<strong>de</strong>rs kompliziert:<br />

Seit <strong>de</strong>m Sieg <strong>de</strong>r französischsprachigen Normannen<br />

über die Angeln und die Sachsen im Jahre 1066 bei Hastings<br />

haben sich französische und angelsächsische Sprache und<br />

Kultur angenähert. Durchdrungen haben sie sich bis heute<br />

nicht. Deshalb auch besitzt die englische Sprache im Vergleich<br />

zum Deutschen <strong>de</strong>n mehrfachen Wortschatz. Für viele Dinge<br />

und Vorgänge gibt es einen Begriff aus <strong>de</strong>r Alltagssprache, die<br />

vom Angelsächsischen beeinfl usst wird, und einen <strong>de</strong>utlich<br />

vornehmeren Begriff, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Französisch-Romanischen<br />

stammt. Kenner können Englischsprecher auf diese Weise<br />

schnell einer Gesellschaftsschicht zuordnen. Diese feine Differenzierung<br />

haben wir im Deutschen nicht, aber wir sind<br />

eben keine Klassengesellschaft mehr.<br />

Es ist etwas in Vergessenheit geraten, aber hinter all <strong>de</strong>n<br />

großen Taten früherer und heutiger Kaufl eute stecken vor<br />

allem italienisches Fachwissen und italienische Han<strong>de</strong>lskompetenz.<br />

Lange bevor in Deutschland die vielen Anglizismen<br />

auftauchten, nahm die italienische Fachsprache einen massiven<br />

Frem<strong>de</strong>infl uss auf das Geschäftsleben. Die italienischen<br />

Han<strong>de</strong>lsherren aus Venedig o<strong>de</strong>r Genua waren führend und<br />

erschlossen neue Märkte für Waren aller Art. Und sie führten<br />

auch die Grundlagen <strong>de</strong>r heutigen Buchführung ein. Mit ihren<br />

Waren und Diensten exportierten sie neue Zahlungsformen,<br />

ProFirma 05 2011<br />

Quer<strong>de</strong>nker<br />

Martin Beck Der Unternehmensberater<br />

ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />

Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />

www.prof-beck.net<br />

Wo das Italienische weiter wirkt<br />

Von Professor Martin Beck<br />

eine geordnete Buchführung und verlässliche Kreditregeln.<br />

Marco Polo, <strong>de</strong>r Asienreisen<strong>de</strong>, war einer ihrer Vorläufer.<br />

Auch Cristoforo Colombo, unser guter alter Christoph Kolumbus,<br />

o<strong>de</strong>r Giovanni Caboto, <strong>de</strong>n die Englän<strong>de</strong>r John Cabot<br />

nennen und ihn wegen seiner Ent<strong>de</strong>ckungsreisen als ersten<br />

Europäer auf <strong>de</strong>m amerikanischen Festland nach <strong>de</strong>n Wikingern<br />

verehren, waren Italiener.<br />

Was sie damals einführten und verbreiteten, ist heute in <strong>de</strong>r<br />

westlichen Welt Standard – und die Fachbegriffe sind weitgehend<br />

noch im Gebrauch. Hier eine Auswahl <strong>de</strong>r bei uns<br />

eingebürgerten und gut integrierten, Begriffe: Bilanz, Konto,<br />

Saldo, Debitor, Kreditor, Insolvenz, Konkurs, Agio, Disagio,<br />

A-Konto-Zahlung, Tratte, Prolongation, Bankrott – also Begriffe<br />

für Sieg und Nie<strong>de</strong>rlage und alle Wechselfälle <strong>de</strong>s Unternehmerlebens.<br />

Wir haben in unserem amerikanisierten Eifer vergessen, dass<br />

die Wurzeln unserer kaufmännischen und weltumspannen<strong>de</strong>n<br />

Tätigkeit nicht in Harvard o<strong>de</strong>r New York liegen, son<strong>de</strong>rn<br />

in Venedig und in Mailand. Und das heute manchmal<br />

so beklagte „Denglisch“ hat im Geschäftsitalienisch seinen<br />

würdigen Vorgänger. Nur dass sich heute kein Deutschlehrer<br />

darüber erregt, dass wir vom Saldo und nicht vom „Unterschied“<br />

o<strong>de</strong>r vom „Subtraktionsergebnis“ re<strong>de</strong>n – aber das<br />

wäre ja schon wie<strong>de</strong>r lateinisch-italienisch. Heute heißen die<br />

umstrittenen Begriffe eben in <strong>de</strong>r Logistik fi fo (fi rst in – fi rst<br />

out), in <strong>de</strong>r Unternehmensführung Corporate Governance<br />

und bei <strong>de</strong>n Verkaufsbemühungen Marketing.<br />

Der Autor (auch so ein Fremdwort, aber „<strong>de</strong>r Schreiber“ klingt<br />

etwas respektlos …) empfi ehlt: Entspannt bleiben! Sprachen<br />

leben, verän<strong>de</strong>rn sich, und so lange sie leben, besteht keine<br />

Gefahr. Wer aber Pfl ege braucht, auch Sprachpfl ege, <strong>de</strong>r kann<br />

sich offensichtlich nicht mehr selbst helfen. Und davon kann<br />

bei unserer quicklebendigen Sprache nun wirklich keine Re<strong>de</strong><br />

sein.<br />

Kolumne<br />

33


Unternehmensführung<br />

Digitale Personalakte<br />

„Auf in die Cloud!“, hämmert die Werbung<br />

auf uns ein. Die Digitalisierung<br />

unseres Lebens erfasst die private und<br />

berufl iche Umwelt. Im Personalbereich<br />

wird schon seit Jahrzehnten heftig über<br />

die (vermeintlichen) Vor- und Nachteile<br />

<strong>de</strong>r digitalen Personalakte gestritten.<br />

Die Befürworter wer<strong>de</strong>n als zwanghafte<br />

Mo<strong>de</strong>rnisierer verschrien, die für Praktikabilität<br />

und Datenschutz nichts übrig<br />

hätten, die Gegner als altmodische Umweltzerstörer<br />

angegriffen, die mit <strong>de</strong>m<br />

Festhalten an Papierakten für die Abholzung<br />

<strong>de</strong>s Regenwalds verantwortlich<br />

seien.<br />

Die Einführung <strong>de</strong>r digitalen Personalakte<br />

kann für Unternehmen, Arbeitnehmer,<br />

Personalabteilung und Vorgesetzte<br />

erhebliche Vorteile bringen. Die Digitalisierung<br />

ermöglicht ein Selbstbedienungsverfahren<br />

(Self Service), bei <strong>de</strong>m<br />

mittels präziser Defi nition <strong>de</strong>r Zugriffsrechte<br />

auch <strong>de</strong>r Datenschutz gewahrt<br />

wird. Der Aufwand durch die händische<br />

Erfassung <strong>de</strong>r Personalakte in die Abrechnungs-<br />

und Personalverwaltungssysteme<br />

wird gemin<strong>de</strong>rt. Die digitale<br />

Personalakte ist zu<strong>de</strong>m besser gegen<br />

Missbrauch wie heimliches Hinzufügen<br />

o<strong>de</strong>r Entfernen von Bestandteilen <strong>de</strong>r<br />

Personalakte gesichert – Zugriff auf sie<br />

und Än<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n schließlich<br />

protokolliert und somit beweisbar. Ein<br />

RECHT<br />

Fluch, Segen o<strong>de</strong>r Haftungsrisiko?<br />

Der Verzicht auf Ausdrucke und Aktenordner wäre wünschenswert, aber das<br />

Thema ist komplexer, als es zunächst scheint. Bei allen Angeboten und Überlegungen<br />

lohnt wirtschaftlich wie rechtlich ein zweiter Blick. VON BERND WELLER<br />

Wer Original-Personalakten vernichtet, sollte <strong>de</strong>nnoch wichtige Dokumente, die <strong>de</strong>r<br />

Schriftform unterliegen, etwa <strong>de</strong>n Arbeitsvertrag, aussparen und zentral lagern.<br />

34 ProFirma 05 2011


Nachteil <strong>de</strong>r digitalen Personalakte liegt<br />

auf <strong>de</strong>r Hand: Wer liest schon gerne am<br />

Bildschirm? Die Gefahr ist hoch, dass<br />

Aktenbestandteile immer und immer<br />

wie<strong>de</strong>r ausgedruckt und <strong>de</strong>r Papieraufwand<br />

damit erhöht wird. Unterschätzt<br />

wer<strong>de</strong>n oft auch die rechtlichen Implikationen<br />

<strong>de</strong>r digitalen Personalakte.<br />

Dokumentationspfl ichten<br />

Je<strong>de</strong>s Unternehmen muss die eigenen<br />

Geschäftsunterlagen, unter an<strong>de</strong>rem<br />

für Fiskus und Sozialversicherungsträger<br />

aufbewahren und verfügbar halten.<br />

Für elektronische Daten gelten die<br />

„Grundsätze ordnungsgemäßer datenverarbeitungsgestützterBuchführungssysteme“<br />

(GoBS) und die „Grundsätze<br />

zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit<br />

digitaler Unterlagen“ (GDPdU). Für <strong>de</strong>n<br />

Unternehmer be<strong>de</strong>utet dies, dass er nur<br />

solche Software-Angebote für digitale<br />

Personalakten in die engere Wahl ziehen<br />

soll und darf, die diesen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

gerecht wer<strong>de</strong>n.<br />

Beweisschwierigkeiten?<br />

Die Einführung <strong>de</strong>r digitalen Personalakte<br />

wird oft mit erspartem Archivraum<br />

begrün<strong>de</strong>t. Unternehmer stehen vor <strong>de</strong>r<br />

Frage, ob die digitale Personalakte als<br />

Doppel zur weiterhin archivierten Papierakte<br />

besteht o<strong>de</strong>r ob jegliches Papierexemplar<br />

zerstört wird. Für die zweite<br />

Variante sprechen scheinbar fi nanzielle<br />

Erwägungen. Die zentrale Einlagerung<br />

von Personalakten lohnt sich nur für<br />

Großunternehmen und Konzerne. Die<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen Kosten fressen einen<br />

Großteil <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Wegfall örtlicher<br />

Lagerung ersparten Mietkosten auf.<br />

Bei <strong>de</strong>r Entscheidung zur Zerstörung<br />

<strong>de</strong>r Papierakten wer<strong>de</strong>n die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

rechtlichen Risiken oft übersehen.<br />

Eine Reihe arbeitsrechtlicher<br />

Vereinbarungen und Bedingungen bedürfen<br />

<strong>de</strong>r Schriftform, zum Beispiel<br />

<strong>de</strong>r Abschluss eines Aufhebungsvertrags,<br />

<strong>de</strong>r Ausspruch einer Kündigung<br />

o<strong>de</strong>r die Vereinbarung einer Befristung.<br />

Liegt kein schriftliches Exemplar vor,<br />

sind Aufhebungsvertrag, Kündigung<br />

und Befristungsabre<strong>de</strong> unwirksam.<br />

ProFirma 05 2011<br />

Die Schriftform erfor<strong>de</strong>rt das Vorliegen<br />

eines Papierexemplars, welches<br />

im Original von bei<strong>de</strong>n Parteien unterzeichnet<br />

ist. Die digitale Reproduktion<br />

(Scan) eines solchen Dokuments<br />

entspricht nicht <strong>de</strong>r Schriftform. Mit<br />

<strong>de</strong>r vorschnellen Zerstörung von Originalunterlagen<br />

vergibt <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

die Möglichkeit, das Vorliegen einer<br />

schriftlichen Vereinbarung im Arbeitsgerichtsprozess<br />

zu beweisen.<br />

Die Lösung dieses Dilemmas scheint auf<br />

<strong>de</strong>r Hand zu liegen: Bei <strong>de</strong>r Zerstörung<br />

wer<strong>de</strong>n wichtige schriftliche Originaldokumente<br />

ausgespart und zentral gelagert.<br />

Die Kosten- und Fehleranfälligkeit<br />

eines solchen Verfahrens sollten nicht<br />

unterschätzt wer<strong>de</strong>n. Alternativ ist daran<br />

zu <strong>de</strong>nken, bei <strong>de</strong>r Digitalisierung<br />

von Dokumenten Erklärungen mit Beweiswert<br />

zu erstellen, gemäß <strong>de</strong>rer bei<br />

<strong>de</strong>r Digitalisierung ein von bei<strong>de</strong>n Seiten<br />

unterzeichnetes Originalexemplar<br />

vorlag. Solche Verfahren gibt es. Ganz<br />

billig sind sie freilich nicht.<br />

Datenschutz<br />

Nach <strong>de</strong>r Novelle <strong>de</strong>s BDSG im Herbst<br />

2009 fi n<strong>de</strong>t dieses nach § 32 Abs. 2<br />

nicht nur Anwendung auf automatisierte<br />

(das heißt digitale) Personaldaten,<br />

son<strong>de</strong>rn auch auf Papierakten. An sich<br />

än<strong>de</strong>rt sich also beim Wechsel von<br />

<strong>de</strong>r Papier- zur digitalen Personalakte<br />

rechtlich nichts. Auf einem an<strong>de</strong>ren<br />

Blatt steht aber, welche Unternehmenseinheiten<br />

im In- und Ausland Zugriff<br />

auf die Personalakte o<strong>de</strong>r Teile von ihr<br />

haben möchten. Insoweit ist zunächst<br />

zu be<strong>de</strong>nken, dass an<strong>de</strong>re Unternehmen<br />

auch innerhalb eines Verbunds<br />

o<strong>de</strong>r Konzerns datenschutzrechtlich<br />

wie je<strong>de</strong>r Dritte zu behan<strong>de</strong>ln sind; es<br />

muss also beson<strong>de</strong>re Grün<strong>de</strong> für eine<br />

Datenübermittlung geben. Sofern ein<br />

Software-Provi<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Betrieb<br />

<strong>de</strong>r Digitalakte beauftragt wird, ist an<br />

die Voraussetzung von § 11 BDSG zu<br />

<strong>de</strong>nken.<br />

Der Autor: Bernd Weller ist Fachanwalt für<br />

Arbeitsrecht in <strong>de</strong>r Kanzlei Heuking Kühn<br />

Lüer Wojtek, Frankfurt am Main.<br />

Urteils-Ticker<br />

HANDYVERBOT AUCH OHNE<br />

BETRIEBSRAT<br />

Der Arbeitgeber kann die private<br />

Nutzung <strong>de</strong>s Handys während <strong>de</strong>r Arbeitszeit<br />

verbieten, ohne dass es <strong>de</strong>r<br />

Zustimmung <strong>de</strong>s Betriebsrats bedarf,<br />

entschied das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht<br />

(LAG) Rheinland-Pfalz. Nur Regelungen<br />

<strong>de</strong>r betrieblichen Ordnung<br />

sind mitbestimmungspfl ichtig. Die<br />

Handynutzung dagegen tangiere unmittelbar<br />

das Arbeitsverhalten, das<br />

<strong>de</strong>r Arbeitgeber mit seinem Direktionsrecht<br />

bestimmen könne.<br />

INFO: LAG Rheinland-Pfalz,<br />

Az. 6 TaBV 33/09<br />

FALSCHE SCHUFA-AUSKUNFT,<br />

KREDIT NICHT KÜNDBAR<br />

Enthält eine von <strong>de</strong>r Bank eingeholte<br />

Schufa-Auskunft keine Angaben<br />

darüber, dass <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> vor mehr als<br />

zwei Jahren eine ei<strong>de</strong>sstattliche Versicherung<br />

abgegeben hat, han<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>r<br />

Bankkun<strong>de</strong> nicht pfl ichtwidrig, wenn<br />

er die Bank nicht selbst darüber aufklärt,<br />

urteilte das Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />

(OLG) Frankfurt. Die vorzeitige Kündigung<br />

eines so zustan<strong>de</strong> gekommenen<br />

Kreditvertrags vonseiten <strong>de</strong>r Bank<br />

„aus wichtigem Grund“ sei daher<br />

rechtswidrig.<br />

INFO: OLG Frankfurt, Az.19 U 41/10<br />

SERVICE MUSS TATSÄCHLICH<br />

KOSTENLOS SEIN<br />

Ein Internet-Anbieter darf Sicherheitspakete<br />

nicht als kostenlos anpreisen,<br />

wenn die Gratisleistung ohne Zutun<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n nach einer gewissen Zeit<br />

in ein kostenpfl ichtiges Abonnement<br />

übergeht, entschied das Landgericht<br />

(LG) Koblenz. Das Angebot <strong>de</strong>s Internet-Anbieters<br />

war tatsächlich nur die<br />

ersten sechs Monate kostenlos, danach<br />

mussten Kun<strong>de</strong>n 4,99 Euro im<br />

Monat zahlen. Dies sei irreführend<br />

und <strong>de</strong>shalb unzulässig.<br />

INFO: LG Koblenz, Az. 1 HK O 85/09<br />

35


Finanzen & Steuern<br />

FINANZTRENDS<br />

Mittelstand vernachlässigt Risikomanagement<br />

Der <strong>de</strong>utsche Mittelstand hat beim Risikomanagement<br />

noch großen Nachholbedarf.<br />

81 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

planen Investitionen, um Risiken<br />

zukünftig professioneller begegnen zu<br />

können. Treiber dieser Entwicklung<br />

sind neben <strong>de</strong>m neuen <strong>de</strong>utschen Bilanzrecht<br />

vor allem die gestiegenen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Kreditgeber, Investoren<br />

und Gesellschafter. Hinzu kommt das<br />

Ziel <strong>de</strong>r Inhaber und Geschäftsführer,<br />

Haftungsrisiken zu vermei<strong>de</strong>n. Dies<br />

sind die Ergebnisse <strong>de</strong>r ersten repräsentativen<br />

Studie zum Stand <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />

im <strong>de</strong>utschen Mittelstand<br />

von Funk RMCE, Rödl & Partner und<br />

Weissman & Cie.<br />

„Die Wirtschaftskrise hat bei vielen<br />

Unternehmen offengelegt, dass Risiken<br />

noch nicht professionell genug gesteuert<br />

wer<strong>de</strong>n“, erklärt Hendrik F. Löffl er,<br />

Geschäftsführer von Funk RMCE, <strong>de</strong>r<br />

auf Risikomanagement spezialisierten<br />

Beratungsgesellschaft <strong>de</strong>r Funk Gruppe.<br />

Die Untersuchung zeige, dass das<br />

Risikomanagement häufi g an operative<br />

Bereiche wie Controlling, Rechts- o<strong>de</strong>r<br />

Personalabteilung <strong>de</strong>legiert wer<strong>de</strong>. Nur<br />

bei einem Drittel <strong>de</strong>r befragten Unternehmen<br />

befassten sich die Geschäftsführung<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vorstand direkt mit<br />

<strong>de</strong>m Risikomanagement.<br />

Bislang kommt <strong>de</strong>r Studie zufolge die<br />

Initialzündung, ein Risikomanagement<br />

einzuführen o<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong> Systeme<br />

zu verbessern, primär von außen. Die<br />

in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren verschärf-<br />

Factoring-Branche schafft<br />

die Wen<strong>de</strong><br />

Nach <strong>de</strong>m erstmaligen Rückgang <strong>de</strong>s Factoring-Volumens im Jahr 2009 als Folge<br />

<strong>de</strong>r Finanzkrise boomte im vergangenen Jahr <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Factoring-Markt<br />

so stark wie noch nie zuvor: Der Gesamtumsatz <strong>de</strong>r im Deutschen Factoring-<br />

Verband vertretenen 26 Factoring-Institute stieg um 37 Prozent und erreichte<br />

die Rekordmarke von 132 Milliar<strong>de</strong>n Euro (2009: 96 Milliar<strong>de</strong>n Euro).<br />

„Die Kun<strong>de</strong>n, die Factoring in <strong>de</strong>r Krise kennen und schätzen gelernt haben,<br />

sind <strong>de</strong>r Finanzdienstleistung auch im Jahr 2010 treu geblieben“, fasst Joachim<br />

Secker, Sprecher <strong>de</strong>s Vorstands <strong>de</strong>s Deutschen Factoring-Verbands, die<br />

Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s bisher stärksten Umsatzanstiegs zusammen. Auch die Anzahl <strong>de</strong>r<br />

Neukun<strong>de</strong>n nahm auf nunmehr rund 12.000 zu. Gegenüber 2009 ist das ein<br />

Zuwachs von 36 Prozent (8.840).<br />

ten gesetzlichen Anfor<strong>de</strong>rungen an das<br />

interne Kontrollsystem sowie die verpfl<br />

ichten<strong>de</strong> Einführung und Dokumentation<br />

eines Risikomanagements für alle<br />

kapitalmarktorientierten Unternehmen<br />

haben insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n gehobenen<br />

Mittelstand zum Um<strong>de</strong>nken gebracht.<br />

Aber auch Kun<strong>de</strong>n und Lieferanten tragen<br />

dazu bei, Risikomanagementsysteme<br />

einzuführen.<br />

Rettungsschirme sind<br />

nicht die Lösung: Der<br />

<strong>de</strong>utsche Mittelstand will<br />

mehr in die Risikoabsicherung<br />

investieren.<br />

ZAHL DES MONATS<br />

940.000<br />

Personen haben im Jahr 2010 in<br />

Deutschland eine selbstständige Tätigkeit<br />

begonnen. Im Vergleich zum<br />

Vorjahr be<strong>de</strong>utet dies eine Zunahme<br />

um rund acht Prozent o<strong>de</strong>r 66.000 Personen.<br />

Dies geht aus <strong>de</strong>m KfW-Gründungsmonitor<br />

2011 hervor. Die Grün<strong>de</strong>rzahl<br />

stieg damit im zweiten Jahr in<br />

Folge, wobei diesmal <strong>de</strong>r Konjunkturaufschwung<br />

<strong>de</strong>m Gründungsgeschehen<br />

einen Schub gegeben hat.<br />

36 ProFirma 05 2011


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ProFirma-Roundtable<br />

Die Renaissance <strong>de</strong>s Eigenkapitals<br />

Ob <strong>de</strong>r Mittelstand genug Kredit bekommt, darüber waren sich die Experten beim<br />

ProFirma-Roundtable nicht einig. Übereinstimmung herrschte darin, dass die Eigen-<br />

fi nanzierung <strong>de</strong>s Mittelstands gestärkt wer<strong>de</strong>n muss. DAS GESPRÄCH FÜHRTE PAUL LAUER<br />

Die Finanzkrise ist wohl glimpfl icher verlaufen<br />

als lange befürchtet. Trotz<strong>de</strong>m sind<br />

die Klagen über eine Kreditklemme nicht<br />

verstummt. Gibt es genügend Geld für <strong>de</strong>n<br />

Mittelstand im Aufschwung?<br />

Lütkenhaus: Das Jahr <strong>de</strong>r größten Verunsicherung<br />

war 2009 mit einem drastischen<br />

Rückgang <strong>de</strong>r Kreditnachfrage. Wir haben<br />

allerdings schon im Jahr 2010 mit einem<br />

Anziehen <strong>de</strong>r Nachfrage gerechnet, weil<br />

die Zeichen für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Mittelstand<br />

gut stan<strong>de</strong>n. Diese blieb aber erstaunlicherweise<br />

in <strong>de</strong>n ersten sechs Monaten <strong>de</strong>s<br />

Jahres aus. Der eigentliche Schub setzte<br />

erst im zweiten Halbjahr ein, und <strong>de</strong>r hält<br />

auch bis heute an. Ich bleibe daher dabei:<br />

Es hat keine Kreditklemme gegeben, son<strong>de</strong>rn<br />

als Folge <strong>de</strong>r Krise einen <strong>de</strong>utlichen<br />

Nachfragerückgang. Probleme gab es in<br />

Einzelfällen, vor allem größere Unternehmen<br />

hatten mehr Schwierigkeiten als die<br />

kleineren.<br />

Müller: Das ist eine überraschen<strong>de</strong> Bestandsaufnahme.<br />

Wenn wir über <strong>de</strong>n<br />

Mittelstand gemäß <strong>de</strong>r EU-Defi nition und<br />

damit von 3,2 Millionen Betrieben mit bis zu 49 Mitarbeitern<br />

re<strong>de</strong>n, dann war die Kreditklemme real gegeben. Diese Betriebe<br />

sind <strong>de</strong>swegen durch die Krise gekommen, weil die Inhaber<br />

an ihre Reserven gegangen sind, soweit sie nur konnten. Gera<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r kleine Mittelstand ist eigenkapitalschwach und jetzt<br />

noch schwächer. Eine beson<strong>de</strong>re Achillesferse, die ich als Unternehmensberater<br />

beobachte, sind die Liquiditätsprobleme.<br />

Gestiegene Zinsen und eine restriktive Kreditvergabe <strong>de</strong>r Banken,<br />

die sich zu<strong>de</strong>m mit einem Prozent bei <strong>de</strong>r Zentralbank<br />

refi nanzieren und anschließend 18 o<strong>de</strong>r 19 Prozent Überzie-<br />

DIE TEILNEHMER<br />

Dr. Stefan Breuer<br />

Bereichsleiter Vertrieb <strong>de</strong>r KfW<br />

Bankengruppe, Frankfurt<br />

Martin Fischedick<br />

Bereichsvorstand Corporate<br />

Banking, Commerzbank AG,<br />

Frankfurt<br />

Dr. Altfried M. Lütkenhaus<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands <strong>de</strong>r<br />

Frankfurter Sparkasse, Frankfurt<br />

Hans-Joachim Metternich<br />

Kreditmediator Deutschland,<br />

Frankfurt<br />

Wolfram Müller<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vereinigung<br />

Beraten<strong>de</strong>r Betriebs- und<br />

Volkswirte e.V., Hamburg<br />

Baptista<br />

Kredithür<strong>de</strong>n sinken. Der Mittelstand bekommt also wie<strong>de</strong>r<br />

Fernando<br />

hungszinsen verlangen, sind als Ursachen dafür zu nennen. Fotos:<br />

38 ProFirma 05 2011<br />

ProFirma<br />

Round Table<br />

ProFirma<br />

Special<br />

Das sind zwei konträre Standpunkte. Gilt in<br />

<strong>de</strong>r Praxis vielleicht bei<strong>de</strong>s?<br />

Fischedick: Zunächst einmal: Die Zinssätze,<br />

die Herr Müller erwähnt hat, kenne<br />

ich bei uns nicht. Zu Ihrer Frage: Nein, es<br />

gibt keine Kreditklemme. Wir hatten uns<br />

für das Jahr 2010 vorgenommen, fünf Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro neue Kredite auszulegen, und<br />

dies ist uns gelungen. Gleichwohl sind wir<br />

– und dort schließt sich <strong>de</strong>r Kreis – nicht<br />

gewachsen. Denn viele Firmen nutzten die<br />

Krise, um sich von <strong>de</strong>r Kreditfi nanzierung<br />

unabhängiger zu machen, in<strong>de</strong>m sie ihr<br />

Working-Capital optimierten. Dadurch ist<br />

die Nachfrage nach Krediten in <strong>de</strong>r Breite gesunken.<br />

Alle Banken wür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit gerne<br />

mehr Kredite vergeben. Wir gehen aber jetzt<br />

davon aus, dass mit <strong>de</strong>r weiteren Expansion<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen <strong>de</strong>r Kreditbedarf wie<strong>de</strong>r<br />

steigen wird.<br />

Herr Metternich, Sie sind als Kreditmediator<br />

in viele Betriebe gegangen. Was waren Ihre<br />

Eindrücke?<br />

Metternich: Der Rückgang <strong>de</strong>r Nachfrage<br />

nach Krediten ist zum einen auf einen <strong>de</strong>utlichen Rückgang<br />

<strong>de</strong>r Investitionstätigkeit im Jahr 2009 zurückzuführen. Zum<br />

an<strong>de</strong>ren hat <strong>de</strong>r Mittelstand in <strong>de</strong>r Tat versucht, aus <strong>de</strong>r Innenfi<br />

nanzierung heraus Liquidität zu schaffen. Trotz<strong>de</strong>m<br />

muss man festhalten, dass die Kreditnachfrage im Jahr 2010<br />

rückläufi g geblieben ist. Wachstum sehen wir jetzt vor allem<br />

bei <strong>de</strong>n Sparkassen und Volksbanken. Ob sie aufgrund <strong>de</strong>r guten<br />

Konjunktur wie<strong>de</strong>r generell anzieht, wird man sehen. Die<br />

Umfragen <strong>de</strong>s DIHK bei <strong>de</strong>n Unternehmen zeigen, dass die<br />

leichter als vor ein o<strong>de</strong>r zwei Jahren Mittel von <strong>de</strong>n Banken.


„Es gibt kleine Unternehmen,<br />

für die die Kreditklemme Realität ist.“<br />

DR. STEFAN BREUER, BEREICHSLEITER VERTRIEB<br />

DER KFW BANKENGRUPPE, FRANKFURT<br />

Breuer: Auch wir haben beobachtet, dass die Kreditinstitute<br />

gerne noch mehr Kredit vergeben hätten. Natürlich ist für<br />

manches kleine Unternehmen die Kreditklemme Realität.<br />

Deshalb sollte <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Kreditklemme nur konkret verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n und nicht pauschal. Wenn ein Unternehmen<br />

mit seinem Antrag auf einen KfW-Kredit keinen Erfolg hat,<br />

kann das verschie<strong>de</strong>ne Ursachen haben. <strong>Als</strong> För<strong>de</strong>rbank arbeiten<br />

wir bei <strong>de</strong>r Finanzierung von Kleinunternehmen nach<br />

<strong>de</strong>m bewährten Hausbankprinzip. Zu uns kommen nur solche<br />

Kreditanträge, bei <strong>de</strong>nen auch die Hausbank mitmacht,<br />

weil sie das Finanzierungsvorhaben positiv einschätzt und unterstützt.<br />

Gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Krediten mit Volumina von 200.000<br />

bis 300.000 Euro verzeichneten wir gute Ergebnisse.<br />

An <strong>de</strong>r Bereitschaft <strong>de</strong>r Banken, Kredite zu vergeben, scheint<br />

es nicht zu liegen. Gibt es an<strong>de</strong>re Hür<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Mittelstand?<br />

Müller: Herr Metternich hat ja darauf hingewiesen, dass die<br />

Kreditbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich zurückgehen. Fakt ist, dass seit <strong>de</strong>r<br />

Durchsetzung <strong>de</strong>s Sharehol<strong>de</strong>r Value Konzepts im Bankwesen<br />

Mitte <strong>de</strong>r neunziger Jahre sich einige Banken aus <strong>de</strong>m Kreditgeschäft<br />

zurückziehen, weil es als ertragsschwach und risikobehaftet<br />

gilt. Eigenkapitalrenditen von 25 Prozent und mehr soll<br />

jetzt das Investmentbanking bringen. Die gigantische Finanzmarktkrise<br />

ist das Resultat. Eine weitere gravieren<strong>de</strong> Fehlentwicklung<br />

ist die im Kreditgeschäft erfolgte Trennung zwischen<br />

Markt und Marktfolge, weil es die enge Verbindung zwischen<br />

Unternehmer und <strong>de</strong>m Kreditverantwortlichen nicht mehr<br />

gibt. Kredit be<strong>de</strong>utet immer noch Vertrauen. Jetzt gilt: Bürokratie<br />

statt Vertrauen. Und schließlich haben wir in <strong>de</strong>r Tat eine<br />

Kreditlastigkeit in <strong>de</strong>r Finanzierung. Es gehört daher zu <strong>de</strong>n<br />

ProFirma 05 2011<br />

„Der Kredit wird ein unverzichtbarer Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensfi nanzierung bleiben.“<br />

DR. ALTFRIED M. LÜTKENHAUS,<br />

VORSTAND DER FRANKFURTER SPARKASSE, FRANKFURT<br />

wichtigsten For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Vereinigung beraten<strong>de</strong>r Betriebs-<br />

und Volkswirte und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Selbständigen,<br />

die Eigenfi nanzierung <strong>de</strong>r Betriebe zu stärken.<br />

Lütkenhaus: Ich kann Ihre Einschätzung so nicht teilen.<br />

Die Trennung zwischen Markt und Marktfolge, in <strong>de</strong>r die<br />

Kreditanträge bearbeitet wer<strong>de</strong>n, ist eine Folge <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Regulierungen. Die gute Botschaft ist aus meinen<br />

Erfahrungen heraus, dass die Entscheidungen besser gewor<strong>de</strong>n<br />

sind. Der Nachteil ist, dass die Unternehmer das Gefühl<br />

haben, es dauerte länger als früher. Es ist zwar richtig, dass<br />

das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Kredit gera<strong>de</strong> im<br />

kleinen Mittelstand ausgewogener wer<strong>de</strong>n muss. Dennoch<br />

wird <strong>de</strong>r Kredit ein unverzichtbarer Bestandteil <strong>de</strong>r Unternehmensfi<br />

nanzierung bleiben. Und das Erfreuliche ist:<br />

Damit können Banken sogar Geld verdienen, wenn sie mit<br />

ihren Kun<strong>de</strong>n eine langfristig vertrauensvolle Beziehung<br />

aufbauen.<br />

Fischedick: Zum Thema Regulierung ist zu sagen, dass sich<br />

die Banken nicht je<strong>de</strong> Regel gewünscht haben. Es bringt in dieser<br />

Diskussionsrun<strong>de</strong> auch wenig, die bestehen<strong>de</strong>n Regeln zu<br />

diskutieren, wir müssen hier darüber sprechen, wie wir unter<br />

Beachtung <strong>de</strong>r gelten<strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>n Mittelstand unterstützen<br />

können. Die Trennung in Markt und Marktfolge ist auf<br />

alle Fälle sinnvoll. Je<strong>de</strong>r Kredit bis zu einer Million Euro wird<br />

bei uns binnen einer Woche nach Antragseingang entschie<strong>de</strong>n,<br />

wenn die Unterlagen vollständig sind. Dass <strong>de</strong>r Kredit als<br />

Produkt nicht profi tabel sein soll, bestreite ich ebenso. Für ein<br />

profi tables Kreditgeschäft brauchen wir auch keine Kreditfabrik.<br />

Unser Anspruch ist es, die Nachfrage <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n bestmöglich<br />

zu befriedigen, mit vernünftigen Ratschlägen<br />

39


Finanzen & Steuern – Special Finanzierung<br />

und mit einem Kredit <strong>de</strong>r dazugehört. Dafür braucht es also<br />

keine Fabriken, son<strong>de</strong>rn funktionieren<strong>de</strong> Prozesse.<br />

Herr Metternich, wie bewerten Sie das Zusammenspiel zwischen<br />

Banken und Unternehmer?<br />

Metternich: Ich glaube, die Banken sind im Schnitt bemüht,<br />

<strong>de</strong>n Unternehmern zu helfen, auch wenn aus meiner Sicht in<br />

<strong>de</strong>r Zusammenarbeit noch einiges verbessert wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Nach unseren Erfahrungen muss das Thema Finanzkommunikation<br />

<strong>de</strong>utlich verbessert wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> Mittelständler<br />

– ich nenne jetzt mal die Handwerksunternehmen – tun sich<br />

schwer, zur Bank zu gehen. Ihnen ist nur schwer verständlich<br />

zu machen, warum die Bank so viele Informationen und Zahlen<br />

braucht. Und da müssten gera<strong>de</strong> die Berater mehr Aufklärung<br />

betreiben, um die Sprachlosigkeit zwischen bei<strong>de</strong>n<br />

Seiten zu beheben.<br />

Breuer: Nach meiner Beobachtung wird die ganz überwiegen<strong>de</strong><br />

Zahl <strong>de</strong>r Kredite in sehr schneller Zeit von uns bearbeitet.<br />

Dass <strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Unternehmer unsere Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

als bürokratisch o<strong>de</strong>r übertrieben empfi n<strong>de</strong>t, kann ich<br />

im Einzelfall verstehen. Deswegen sind wir bemüht, gera<strong>de</strong><br />

bei kleineren Beträgen weitere Erleichterungen einzuführen.<br />

Ich muss aber auch um Verständnis werben: Denn wir setzen<br />

in <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rprogrammen oft Garantien o<strong>de</strong>r Zinssubventionen<br />

aus <strong>de</strong>n öffentlichen Haushalten ein, die zweckgerichtet<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n müssen. Mit diesen Mitteln gehen wir verantwortungsbewusst<br />

um.<br />

Der Schlüssel zu besseren Finanzierungsbedingungen scheint<br />

also mehr Eigenkapital zu sein. Was können Mittelständler<br />

dafür tun?<br />

Müller: Die Nutzung <strong>de</strong>r klassischen Instrumente wie Gewinnthesaurierung<br />

und Beteiligungskapital muss im Bereich<br />

<strong>de</strong>r kleinen und mittleren Unternehmen steuerlich<br />

begünstigt wer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus ist es dringend notwendig,<br />

die gesamte Finanzierungskultur wie<strong>de</strong>r vom Kopf auf<br />

die Füße zu stellen. Denn wir haben schon seit langer Zeit<br />

ein Steuerrecht, das die Eigenkapitalbildung bestraft und die<br />

Fremdfi nanzierung begünstigt. Das geht auf die 50er - Jahre<br />

zurück, als die damalige Bun<strong>de</strong>sregierung und die Banken<br />

die Weichen dafür neu stellten - gegen die Vorstellungen<br />

von Ludwig Erhard. Die steuerliche Bevorzugung <strong>de</strong>s Kreditgeschäfts<br />

hat aber die Finanzkraft <strong>de</strong>s Mittelstands nicht gestärkt,<br />

sonst bräuchten wir keine öffentlichen För<strong>de</strong>rkredite.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Steuerpolitik muss es daher sein, dass Han<strong>de</strong>lsbilanz<br />

und Steuerbilanz wie<strong>de</strong>r eine Einheit sind.<br />

Im Prinzip sitzen die Banken und <strong>de</strong>r Mittelstand ja in einem<br />

Boot, <strong>de</strong>nn auch die Kreditinstitute müssen mehr Eigenmittel<br />

bereithalten. Ist mehr Eigenkapital für <strong>de</strong>n Mittelstand also<br />

auch im Sinne <strong>de</strong>r Banken?<br />

Lütkenhaus: Es ist sinnvoll, dass <strong>de</strong>r Mittelstand mehr Eigenkapital<br />

aufbaut. Nach unserer Beobachtung ist das <strong>de</strong>m Mittelstand<br />

erstaunlicherweise sogar in <strong>de</strong>r Krise gelungen. Wie<br />

hat er das gemacht? Die Inhaber haben sicher auch Privatver-<br />

„Die Kreditmediation wird sich auch<br />

in Zukunft bewähren.“<br />

HANS-JOACHIM METTERNICH,<br />

KREDITMEDIATOR DEUTSCHLAND, FRANKFURT<br />

mögen, also Eigenkapital, ihren Betriebe zugeführt. Aber viele<br />

kleinere und mittlere Unternehmen haben vor allem die gute<br />

Konjunktur vor <strong>de</strong>r Krise genutzt, um Reserven aufzubauen.<br />

Herr Müller hat aber richtig beobachtet, dass es bei <strong>de</strong>n ganz<br />

kleinen, noch stärker inhabergeprägten Betrieben in dieser<br />

Hinsicht Defi zite gibt.<br />

Fischedick: Bei diesem Thema gibt es keinen Dissenz. Der<br />

Mix Eigenkapital und Kredit muss stimmen. Da helfen <strong>de</strong>m<br />

Mittelstand aber keine Vorgaben und Regeln, weil <strong>de</strong>r Bedarf<br />

an Eigenkapital je nach Branche und Sektor völlig unterschiedlich<br />

ist. Man muss auch das Steuerrecht nicht komplett<br />

umkrempeln. Mit <strong>de</strong>r Unternehmensteuerreform 2008 hat<br />

die Bun<strong>de</strong>sregierung ja die Eigenkapitalbildung über die Thesaurierungsrücklage<br />

begünstigt. Darüber hinaus gibt es eine<br />

Vielzahl guter Instrumente. Dazu gehören stille Beteiligungen<br />

und Individual-Mezzanine-Kapital.<br />

Breuer: Nach unseren Erhebungen hat sich die Working-<br />

Capital-Quote im Mittelstand während <strong>de</strong>r Finanzkrise um<br />

etwa drei Prozentpunkte verbessert. Ursache hierfür ist zum<br />

einen die in <strong>de</strong>r Krise in vielen Unternehmen verkürzte Bilanz.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren konnten Unternehmensinhaber weiteres<br />

Eigenkapital in die Unternehmen einbringen und so die Bilanzstruktur<br />

verbessern. Sie haben sich also sehr rational verhalten.<br />

Daher sieht die Eigenkapitalsituation heute besser aus<br />

als etwa im Jahr 2008.<br />

In <strong>de</strong>r Krise hat sich eine neues Instrument etabliert, über<br />

<strong>de</strong>ssen Sinn kontrovers diskutiert wird: Die Kreditmediation.<br />

Welche Ergebnisse hat sie gebracht, und welche Schlussfolgerungen<br />

sind daraus zu ziehen?<br />

40 ProFirma 05 2011


„Die Banken wür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit gerne<br />

mehr Kredite vergeben.“<br />

MARTIN FISCHEDICK, BEREICHSVORSTAND CORPORATE BANKING,<br />

COMMERZBANK AG, FRANKFURT<br />

Metternich: Bei meiner Berufung zum Kreditmediator <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung im Jahr 2009 stand ganz klar das Szenario<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund, dass eine Kreditklemme eintreten kann, auf<br />

die die Politik vorausschauend reagieren muss. Da ich aber<br />

schon damals <strong>de</strong>r Auffassung war, dass die Krise nach zwei<br />

Jahren ben<strong>de</strong>t sein wird, wur<strong>de</strong> mein Auftrag auf zwei Jahre<br />

bis En<strong>de</strong> 2011 befristet. Diese Vorgehensweise bewährt sich.<br />

Wir hatten im vergangenen Jahr Anfragen von 1.000 Unter-<br />

Wir bieten Ihnen 100 %-ige Sicherheit für Ihre For<strong>de</strong>rungen<br />

und sorgen dafür, dass Sie schnell liqui<strong>de</strong> sind.<br />

Die SüdFactoring ist eine Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r LBBW-<br />

Unternehmensgruppe, die in <strong>de</strong>r Mittelstandsfinanzierung<br />

eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle spielt. Diese Verbindung steht nicht<br />

nur für Seriosität und Sicherheit, son<strong>de</strong>rn auch für die<br />

enge Verzahnung klassischer Finanzierungsformen mit<br />

innovativen Instrumenten, wie <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsfinanzierung.<br />

Für weitere Informationen: Telefon + 49 711 127-772,<br />

www.suedfactoring.<strong>de</strong><br />

nehmen. In 700 Fällen konnten wir weiterhelfen, in<strong>de</strong>m wir<br />

neue Gespräche mit <strong>de</strong>n Banken anstießen. Sehr oft ging es<br />

um Kreditsicherheiten, bei <strong>de</strong>nen wir dann die Bürgschaftsbanken<br />

o<strong>de</strong>r die KfW ins Spiel brachten. Darüber hinaus hat<br />

die Initiative <strong>de</strong>r Politik dazu geführt, dass Banken und Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r<br />

eigene Mediatoren installiert haben. Ich glaube daher,<br />

dass sich dieses Instrument als zusätzliche Hilfe in strittigen<br />

Fällen auch in Zukunft bewährt.<br />

Fischedick: Wir haben mit Michael Schmidt einen hauseigenen<br />

Kreditmediator im Rang eines Bereichsvorstands installiert,<br />

<strong>de</strong>n wir beibehalten wer<strong>de</strong>n. Er ist in unserem Hause in<br />

250 Fällen aktiv gewor<strong>de</strong>n. Es hat sich dabei gezeigt, dass bei<strong>de</strong>n<br />

Seite manchmal bei bestem Wissen und Gewissen nicht<br />

zueinan<strong>de</strong>rfi n<strong>de</strong>n können, weil es vielleicht mit <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

nicht geklappt hat. Deshalb können bei uns sowohl<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> als auch <strong>de</strong>r Betreuer direkt mit <strong>de</strong>m Kreditmediator<br />

Kontakt aufnehmen.<br />

Müller: Den Kreditmediator habe ich stets kritisch gesehen.<br />

Aber wir wissen, dass in <strong>de</strong>r Wirtschaft 50 Prozent auf Psychologie<br />

beruht. Und in diesem Sinne war es gut, dass die<br />

Banken und ihre Kun<strong>de</strong>n wussten, dass es diese Einrichtung<br />

gibt, die im Zweifel eingreift. Insofern war <strong>de</strong>r Kreditmediator<br />

mehr als nur eine Schaufensterveranstaltung. Trotz<strong>de</strong>m<br />

ist es gut, dass seine Tätigkeit zeitlich befristet ist. Es ist die<br />

originäre Aufgabe <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sför<strong>de</strong>rinstitute, <strong>de</strong>r Selbsthilfeeinrichtungen<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft wie <strong>de</strong>r Bürgschaftsbanken o<strong>de</strong>r<br />

auch <strong>de</strong>r KfW, eine <strong>de</strong>n Erfor<strong>de</strong>rnissen entsprechen<strong>de</strong> Finanzierung<br />

<strong>de</strong>r Betriebe zu unterstützen. Diese gilt es künftig zu<br />

stärken, das gilt vor allem für die Bürgschaftsbanken.<br />

Nach <strong>de</strong>r Finanzkrise sollen die Banken mit <strong>de</strong>r geplanten<br />

Bankenabgabe stärker an die Kandare genommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Hinzu kommen mit Basel III neue, strenge Eigenkapital-<br />

Die schönsten Rechnungen<br />

sind die, die sofort bezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n.


Finanzen & Steuern – Special Finanzierung<br />

vorschriften. Mit welchen neuen Belastungen muss <strong>de</strong>r Mittelstand<br />

rechnen?<br />

Lütkenhaus: Die Sparkassen stehen vor <strong>de</strong>n gleichen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

wie alle an<strong>de</strong>ren Geschäftsbanken. Mit einer<br />

Gesamtkapitalquote von mehr als 16 Prozent stehen wir zwar<br />

gut da, aber es wird Optimierungsbedarf geben. Mit Blick auf<br />

die Refi nanzierung wird unter <strong>de</strong>n Banken <strong>de</strong>r Wettbewerb<br />

um Kun<strong>de</strong>neinlagen zunehmen, weil die Kun<strong>de</strong>neinlagen<br />

nach Basel III in je<strong>de</strong>r Beziehung günstiger behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

als Refi nanzierungsinstrumente am Kapitalmarkt. Bei <strong>de</strong>r<br />

Kreditvergabe wie<strong>de</strong>rum könnte es für die Banken attraktiver<br />

wer<strong>de</strong>n, Immobilienkredite zu vergeben statt normale Kredite,<br />

weil nur Immobilienkredite als Deckungsmaterial für<br />

Pfandbriefe genutzt wer<strong>de</strong>n können. Bei<strong>de</strong>s kann natürlich<br />

dazu führen, dass sich die Refi nanzierung insgesamt verteuert<br />

und die Kreditzinsen steigen wer<strong>de</strong>n.<br />

Breuer: Wir glauben, dass sich <strong>de</strong>r Mittelstand darauf einstellen<br />

muss, dass die Anfor<strong>de</strong>rungen an das Rating noch einmal<br />

steigen wer<strong>de</strong>n. Die Unternehmer sind daher gut beraten, sich<br />

frühzeitig darum zu kümmern. Das ist auch kein Nachteil.<br />

Denn wir stellen immer wie<strong>de</strong>r fest, dass Unternehmen alleine<br />

schon durch eine transparente und verbesserte Darstellung<br />

<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Situation zu einem besseren Rating kommen.<br />

Wir wollen die Unternehmen daher bei ihrer Finanzkommunikation<br />

unterstützen.<br />

Metternich: Vieles ist <strong>de</strong>rzeit bei diesem Thema noch Spekulation.<br />

Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass die<br />

eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Bank – die Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />

haben wahrscheinlich weniger Probleme als die Privatbanken<br />

– noch selektiver im Kreditgeschäft auswählt. Gera<strong>de</strong><br />

bei <strong>de</strong>n Großbanken ist es möglich, dass sie versuchen<br />

wer<strong>de</strong>n, durch Bilanzverkürzungen die strengeren Kriterien<br />

zu erfüllen. Wenn dies zulasten <strong>de</strong>s Kreditgeschäfts geht, wäre<br />

das natürlich für <strong>de</strong>n Mittelstand nicht günstig. Man muss daher<br />

genau beobachten, wie sich die Banken auf die Verän<strong>de</strong>rungen<br />

einstellen wer<strong>de</strong>n.<br />

Fischedick: Letztlich bewirken die Effekte von Basel III, dass<br />

Banken im Durchschnitt einen höheren Bedarf an Eigenkapi-<br />

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haben wir für Sie als Dossier<br />

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Unter an<strong>de</strong>rem:<br />

> Fachbeitrag Eigenkapital<br />

> Checkliste Öffentliche För<strong>de</strong>rmittel<br />

> Rechner Kapitalstruktur<br />

> Rechner Kredit o<strong>de</strong>r Leasing?<br />

Lesen Sie mehr unter<br />

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„Wir müssen wie<strong>de</strong>r dahin kommen,<br />

dass auch eine große Bank in Konkurs<br />

gehen kann.“<br />

WOLFRAM MÜLLER, VORSITZENDER DER VEREINIGUNG<br />

BERATENDER BETRIEBS- UND VOLKSWIRTE, HAMBURG<br />

tal und langfristiger Refi nanzierung haben wer<strong>de</strong>n. Dies wird<br />

über kurz o<strong>de</strong>r lang die Kosten <strong>de</strong>r gesamten Branche anheben.<br />

Inwiefern und wann sich die Regularien auf Kreditzinsen,<br />

Einlagevergütungen o<strong>de</strong>r Provisionen auswirken wer<strong>de</strong>n, ist<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Vielzahl <strong>de</strong>r Einfl ussfaktoren und unterschiedlichen<br />

Wettbewerbssituationen in <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

von kleineren und mittleren Unternehmen bis hin zu multinationalen<br />

Konzernen heute aber noch nicht vollständig absehbar.<br />

Müller: Die Bankenabgabe geht am Thema vorbei. Es ist offensichtlich<br />

schon wie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Blickfeld geraten, dass wir<br />

eine Systemkrise haben. Wir müssen wie<strong>de</strong>r dahin kommen,<br />

dass auch eine große Bank in Konkurs gehen kann, ohne dass<br />

es zu einem Zusammenbruch <strong>de</strong>s Finanzsystems kommt. Das<br />

ist ohne Weiteres möglich. Dazu muss man nur <strong>de</strong>n regulatorischen<br />

Mut haben. Eine geringfügige Eigenkapitalerhöhung<br />

reicht nicht aus. Es ist fragwürdig, dass Volks- und Raiffeisenbanken<br />

sowie Sparkassen mit betroffen sind, obwohl sie an<br />

<strong>de</strong>n Ursachen <strong>de</strong>r Finanzkrise fast schuldlos sind. So wie ein<br />

Unternehmer einen Kredit aus seinem Geschäft erwirtschaften<br />

muss, muss gewährleistet sein, dass eine Bank die Einlagen<br />

ihrer Kun<strong>de</strong>n - das sind schlicht Kredite <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n an<br />

die Bank - aus <strong>de</strong>m Kerngeschäft fi nanziert. Und wenn das<br />

nicht mehr <strong>de</strong>r Fall ist, dann geht es an die Grundlagen <strong>de</strong>s<br />

Vertrauens und die Bestandskraft unserer Gesellschaftsordnung.<br />

Beim Thema Basler Eigenkapitalvorschriften vermisse<br />

ich eine redliche Diskussion. Denn ein Akkord Basel II ist nie<br />

geschlossen wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>shalb gibt es auch kein Basel III.<br />

42 ProFirma 05 2011


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Finanzen & Steuern – Special Finanzierung<br />

Mezzanine<br />

Cleverer Weg zu frischem Kapital<br />

Mezzanine-Finanzierungen spülen Kapital in die Firma und eröffnen Spielräume für<br />

neues Wachstum. Mittelständler können aktuell von individualisierten Programmen<br />

profi tieren. VON EVA NEUTHINGER<br />

Die Flexicon AG im westfälischen Halle<br />

ist steil auf Erfolgskurs. Das Familienunternehmen<br />

mit rund 18 Millionen Euro<br />

Jahresumsatz und mehr als 300 Mitarbeitern<br />

weltweit entwickelte sich innerhalb<br />

weniger Jahre von einem regionalen<br />

Zulieferer zum global agieren<strong>de</strong>n<br />

Dienstleister. Die Flexicon AG ist auf die<br />

Druckvorstufe von Verpackungen spezialisiert<br />

und beliefert die Markenartikelindustrie.<br />

Für Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong><br />

und Inhaberin Gabriele Kison (42) ist<br />

klar: „Wir expandieren weiter.“<br />

Wer wachsen will, braucht liqui<strong>de</strong> Mittel.<br />

Rund 1,5 Millionen Euro fi nanziert<br />

die Flexicon AG über sogenanntes Equity<br />

Mezzanine o<strong>de</strong>r Genussrechtskapital.<br />

Für Andreas Biermann, Prokurist und<br />

kaufmännischer Leiter <strong>de</strong>r Flexicon AG,<br />

liegen die Vorteile auf <strong>de</strong>r Hand: „Bilanziell<br />

ist dies reines Eigenkapital, das unser<br />

Rating verbessert.“ Insgesamt sind<br />

20 Investoren beteiligt. <strong>Als</strong> Gegenleistung<br />

für ihre Einlage zahlt die AG eine<br />

Grunddivi<strong>de</strong>n<strong>de</strong> von neun Prozent plus<br />

einer anteiligen Überschussbeteiligung.<br />

„Wir konnten insbeson<strong>de</strong>re in unserem<br />

regionalen Umfeld Interessenten gewinnen“,<br />

so Biermann. Das Unternehmen<br />

offerierte das Angebot in Anzeigen und<br />

über lokale Finanzmakler. „Innerhalb<br />

von an<strong>de</strong>rthalb Jahren hatten wir das<br />

Kapital zusammen“, sagt Biermann.<br />

Die Geldgeber mussten mit min<strong>de</strong>stens<br />

10.000 Euro einsteigen. Das Genusskapital<br />

unterstützt die Wachstumsfi nan-<br />

INTERVIEW<br />

„Management muss überzeugen“<br />

Carsten Röhrs, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Haspa-BGM,<br />

zur Zielrichtung <strong>de</strong>s Haspa-Eigenkapitalprogramms.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE EVA NEUTHINGER<br />

Herr Röhrs, mit <strong>de</strong>m neuen Eigenkapitalprogramm<br />

bieten Sie mittelständischen<br />

Unternehmen Mezzanine-Finanzierungen.<br />

Welche Erwartungen haben<br />

Sie an Interessenten?<br />

Röhrs: Beteiligungsanlässe sind für uns<br />

etwa Wachstumsfi nanzierungen, Investitionen,<br />

Zukäufe o<strong>de</strong>r die Ablösung<br />

auslaufen<strong>de</strong>r Mezzanine-Programme.<br />

Infrage kommen Unternehmen mit fünf<br />

44 ProFirma 05 2011<br />

ProFirma<br />

Special<br />

bis 250 Millionen Euro Jahresumsatz. Wir<br />

erwarten in erster Linie ein überzeugen<strong>de</strong>s<br />

Management sowie ein profi tables<br />

und zukunftsfähiges Geschäftsmo<strong>de</strong>ll.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd ist für uns ferner eine<br />

gute Markt- und Wettbewerbsposition.<br />

Mit welchen Renditeerwartungen steigen<br />

Sie ein?<br />

Röhrs: Das hängt von <strong>de</strong>r Bonität <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens ab. Prinzipiell bewegen<br />

wir uns bei Eigenkapital in Form von Genussrechten<br />

bei unseren Renditeerwartungen<br />

in einem Rahmen von neun bis<br />

15 Prozent im Jahr.<br />

Sind die Verträge standardisiert?<br />

Röhrs: Wir sehen uns als Partner <strong>de</strong>r Unternehmer<br />

und kommen mit ihnen persönlich<br />

ins Gespräch. Zwar orientieren<br />

wir uns an standardisierten Verträgen,<br />

sie können jedoch individuell auf die<br />

Bedürfnisse <strong>de</strong>r Gesellschaft angepasst<br />

wer<strong>de</strong>n.


Fotos: privat<br />

Die Flexicon AG nutzt bei <strong>de</strong>r weiteren Expansion Mezzanine-Kapital. Prokurist Andreas Biermann (rechts) kann damit bei <strong>de</strong>n Banken punkten.<br />

zierung <strong>de</strong>r Flexicon AG. „Auch die<br />

Banken reagieren sehr positiv auf diese<br />

zusätzliche Projektfi nanzierung. Wir<br />

können in <strong>de</strong>n nächsten Jahren somit<br />

die Unternehmensziele weiter ausbauen“,<br />

so Biermann.<br />

Beliebte Mischform<br />

Flexicon ist kein Einzelfall. Nach einer<br />

Studie <strong>de</strong>r Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

PwC im Auftrag <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministeriums<br />

beträgt das<br />

Volumen <strong>de</strong>s sogenannten Mezzanine-<br />

Kapitals im Mittelstand mehr als 4,7<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich<br />

um eine Mischform zwischen Eigen-<br />

und Fremdkapital. Björn Katzorke, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Gün<strong>de</strong>l & Katzorke<br />

Rechtsanwalts GmbH in Göttingen,<br />

erklärt einen <strong>de</strong>r wesentlichen Vorteile:<br />

„Mezzanine-Kapital ist gegenüber<br />

Fremdkapital nachrangig, beim Eigenkapital<br />

aber vorrangig.“ Das be<strong>de</strong>utet:<br />

Im Falle einer Insolvenz kommen zuerst<br />

externe Darlehensgeber zum Zuge und<br />

erst danach die beteiligten Gläubiger.<br />

Mezzanine-Kapital steht als Eigenkapital<br />

in <strong>de</strong>r Bilanz. Steuerlich wird es<br />

als Fremdkapital bewertet. Deshalb<br />

sind die Zinsen als Betriebsausgabe<br />

absetzbar und min<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Gewinn.<br />

Mezzanine-Finanzierungen gelten al-<br />

ProFirma 05 2011<br />

lerdings als teuer. Denn die Renditeerwartungen<br />

<strong>de</strong>r Investoren liegen bei<br />

Genussrechtskapital zwischen 7,5 und<br />

9,5 Prozent. Absolut gesehen liegen die<br />

Sätze damit auf <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>s Kontokorrentkredits.<br />

Professor Dr. Karl-W.<br />

Giersberg, Inhaber <strong>de</strong>s Instituts für fi -<br />

nanzwirtschaftliche Beratung GmbH<br />

in Rö<strong>de</strong>rmark und Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Fachverbands Finanzierung im Bun<strong>de</strong>sverband<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensberater<br />

MEZZANINE<br />

BELIEBT BEI DER GMBH<br />

Beson<strong>de</strong>rs häufi g fi nanzieren sich<br />

Kapitalgesellschaften über Mezzanine-<br />

Programme<br />

GmbH<br />

53,4%<br />

AG<br />

19,7%<br />

GmbH<br />

& Co.KG<br />

22,1%<br />

4,8%<br />

KG, OHG, e.K., GbR, eG<br />

Quelle: Emissionsprospekt <strong>de</strong>r Verbriefungsprogramme/Studie IKB<br />

(BDU) in Bonn, hält allerdings dagegen:<br />

„Da sich durch das höhere Eigenkapital<br />

das Rating verbessert, lassen sich vielfach<br />

bessere Konditionen bei weiteren<br />

Kreditfi nanzierungen aushan<strong>de</strong>ln, und<br />

es kann eventuell noch Skonto gezogen<br />

wer<strong>de</strong>n.“ Die Kapitalgeber erwarten<br />

auch keine Sicherheiten. Das verschafft<br />

Luft für kurzfristige Finanzierungen.<br />

Außer<strong>de</strong>m hängt die Vergütung aus <strong>de</strong>r<br />

Überschussbeteiligung vom Gewinn ab.<br />

„In schlechten Jahren kann das Unternehmen<br />

weniger ausschütten und die<br />

Lücke in guten Jahren wie<strong>de</strong>r füllen“, erklärt<br />

Dr. Jürgen Kaack, Inhaber <strong>de</strong>r STZ-<br />

Consulting Group in Erftstadt bei Köln.<br />

Standard-Mezzanine<br />

Zu unterschei<strong>de</strong>n sind die standardisierten<br />

Mezzanine-Fonds von individuellen<br />

Lösungen. Zu Ersteren zählen die am<br />

Kapitalmarkt gehan<strong>de</strong>lten Produkte wie<br />

Preps o<strong>de</strong>r Equi-Notes. Diese Standardprogramme<br />

bieten <strong>de</strong>n Betrieben in<br />

puncto Konditionen keinen Spielraum.<br />

Zwischen <strong>de</strong>n Jahren 2004 und 2008<br />

fl uteten sie <strong>de</strong>n Markt (siehe „Risiko<br />

Anschlussfi nanzierung“ auf Seite 46).<br />

„Seit diesen Boomjahren ist das Angebot<br />

jedoch weitgehend ausgetrocknet“,<br />

erklärt Giersberg. In <strong>de</strong>r Krise suchten<br />

Anleger nach sicheren Anlagen.<br />

45


Finanzen & Steuern – Special Finanzierung<br />

Aktuell engagieren sich zum Beispiel<br />

die Sparkassen mit neuen Programmen,<br />

die aber nicht am Kapitalmarkt<br />

gehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Die Firmen treten<br />

mit <strong>de</strong>n Beteiligungsgesellschaften <strong>de</strong>r<br />

Sparkassen in direkten Kontakt. Insofern<br />

besteht die Möglichkeit, einzelne<br />

Bedingungen individuell auszuhan<strong>de</strong>ln.<br />

So haben zum Beispiel jüngst die<br />

Hamburger Sparkasse (Haspa) und ihre<br />

Tochter Haspa Beteiligungsgesellschaft<br />

(Haspa BGM) einen Eigenkapitalfonds<br />

für mittelständische Unternehmen<br />

aufgelegt. 50 Millionen Euro liegen für<br />

nord<strong>de</strong>utsche Firmen ab fünf Millionen<br />

Euro Jahresumsatz bereit. Die Haspa<br />

interessiert sich für Gesellschaften, die<br />

bereits seit einigen Jahren erfolgreich<br />

am Markt sind und ein zukunftsfähiges<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>ll vorlegen können.<br />

Vom Haspa-Eigenkapitalprogramm<br />

profi tiert zum Beispiel <strong>de</strong>r Schiffszulieferer<br />

Becker Marine Systems in Hamburg:<br />

Die Haspa BGM hat sich für acht<br />

Jahre mit fünf Millionen Euro in Form<br />

von standardisierten Genussrechten<br />

am Unternehmen beteiligt. Becker gilt<br />

als Marktführer für Hochleistungsru<strong>de</strong>r<br />

und innovative Manövriertechnik. Dirk<br />

Lehmann, Geschäftsführer von Becker<br />

Marine Systems, erklärt: „Für uns war es<br />

beson<strong>de</strong>rs wichtig, einen verlässlichen,<br />

fi nanzstarken und unternehmerisch<br />

<strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n Partner an unserer Seite<br />

zu haben.“ Mit <strong>de</strong>r Beteiligung will das<br />

Haus seinen Wachstumskurs sichern<br />

und Produktneuheiten am Markt positionieren.<br />

Carsten Röhrs, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Haspa-BGM, beschreibt die Zielrichtung<br />

<strong>de</strong>r Beteiligung: „Wir wollen<br />

mit <strong>de</strong>m Eigenkapitalfonds mittelständische<br />

Firmen langfristig begleiten.“<br />

Individuelle Lösungen<br />

Noch mehr Flexibilität bietet sich Mittelständlern<br />

bei <strong>de</strong>n sogenannten Small-<br />

Capital-Finanzierungen. Deren Laufzeit,<br />

<strong>de</strong>r Zinssatz sowie die Kündigungsmodalitäten<br />

sind frei verhan<strong>de</strong>lbar. „Eine<br />

Vielzahl kapitalmarktrechtlicher Vorgaben<br />

sind allerdings strikt zu beachten“,<br />

erklärt Dr. Horst-Siegfried Werner, Inhaber<br />

<strong>de</strong>r Dr. Werner Financial Service<br />

AG in Göttingen (www.fi nanzierungohne-bank.<strong>de</strong>).<br />

Werner hat sich auf diese<br />

Form <strong>de</strong>r individuellen Mezzanine-Finanzierung<br />

spezialisiert und unterstützt<br />

Unternehmen wie die Flexicon AG bei<br />

<strong>de</strong>r Suche nach Kapitalgebern und in<br />

rechtlichen Detailfragen. Für Small-<br />

„Genussrechtskapital kann später in eine<br />

stille Beteiligung umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.“<br />

DR. JÜRGEN KAACK, STZ-CONSULTING GROUP, ERFTSTADT<br />

Capital-Finanzierungen bedarf es keiner<br />

Genehmigung einer Aufsichtsbehör<strong>de</strong>.<br />

Es dürfen allerdings nicht mehr als 20<br />

Kapitalgeber einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

„Diese Mezzanine-Finanzierungen eignen<br />

sich im Prinzip auch für kleinere<br />

Mittelständler“, sagt Werner. Der Aufwand,<br />

das Kapital zu beschaffen, ist<br />

allerdings groß. Die Geldgeber müssen<br />

wie bei Flexicon einzeln angeworben<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies beinhaltet etwa, das Entwicklungspotenzial<br />

<strong>de</strong>r Firma in einem<br />

Prospekt erfolgreich und innovativ<br />

darzustellen. „Der Unternehmer muss<br />

die richtige Ansprache für potenzielle<br />

Geldgeber fi n<strong>de</strong>n“, so Werner.<br />

In <strong>de</strong>r Regel bleiben die Investoren fünf<br />

bis sieben Jahre dabei. Ein Knackpunkt<br />

ist vielfach die Anschlussfi nanzierung<br />

– ganz unabhängig davon, ob es sich<br />

um individuelles o<strong>de</strong>r um ein standardisiertes<br />

Mezzanine han<strong>de</strong>lt (siehe „Risiko<br />

Anschlussfi nanzierung“). „Bei einer<br />

Darlehensfi nanzierung ist das aber auch<br />

nicht an<strong>de</strong>rs“, sagt STZ-Berater Kaack.<br />

Die Anschlussfi nanzierung sollte bereits<br />

zwei bis drei Jahre im Voraus geplant<br />

wer<strong>de</strong>n. Ein Darlehen aufzunehmen, ist<br />

nur ein praktikabler Weg. „Alternativ<br />

kann Genussrechtskapital etwa in eine<br />

stille Beteiligung ohne Stimmrechte<br />

o<strong>de</strong>r in eine direkte Beteiligung umgewan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n“, so Kaack. Die Vorteile<br />

<strong>de</strong>r Mezzanine-Finanzierung blieben<br />

dann erhalten.<br />

RISIKO<br />

ANSCHLUSSFINANZIERUNG<br />

Derzeit laufen die ersten Tranchen <strong>de</strong>r<br />

standardisierten Programme aus, die<br />

gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Jahren 2004 bis 2008<br />

im Trend lagen. Damit stellt sich für<br />

die betroffenen Unternehmen die Frage<br />

<strong>de</strong>r Anschlussfi nanzierung.<br />

Rund 550 Unternehmen sind nach einer<br />

Studie <strong>de</strong>s Strategic Finance Institute<br />

<strong>de</strong>r EBS Business School und <strong>de</strong>r<br />

IKB betroffen. Insgesamt belief sich<br />

das Finanzierungsvolumen auf 3,7 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro. Zwischen 2011 und 2014<br />

wer<strong>de</strong>n noch bis zu 3,1 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro fällig, so die Studie. Die meisten<br />

Unternehmen sind allerdings gut aufgestellt.<br />

40 Prozent sehen ihre Finanzierung<br />

gesichert. Die Refi nanzierung<br />

wollen sie aus <strong>de</strong>m laufen<strong>de</strong>n Cashfl<br />

ow o<strong>de</strong>r aus Einlagen stemmen.<br />

Alternativ kommen auch Gesellschafterdarlehen<br />

infrage. Professor Dr. Karl-<br />

W. Giersberg, Inhaber <strong>de</strong>s Instituts für<br />

fi nanzwirtschaftliche Beratung GmbH<br />

in Rö<strong>de</strong>rmark, geht davon aus, dass<br />

es lediglich für 150 Unternehmen eng<br />

wer<strong>de</strong>n könnte. Auch die IKB Studie<br />

kommt zu <strong>de</strong>m Schluss, „dass die Probleme<br />

letztlich geringer sind als vielfach<br />

befürchtet.“ <strong>Als</strong> Lösung zeichnen<br />

sich individualisierte Konzepte von<br />

Beteiligungsgesellschaften sowie öffentliche<br />

För<strong>de</strong>rprogramme ab.<br />

46 ProFirma 05 2011<br />

Foto: privat


ProFirma 05 2011<br />

Soll & Haben<br />

Gabriel Hopmeier ist Certifi ed<br />

Financial Planner (CFP) und Sachverständiger<br />

für Anlageberatung<br />

und Finanzplanung in Freiburg.<br />

Info: www.hopmeier.<strong>de</strong><br />

Der Schein <strong>de</strong>r einfachen Lösung<br />

Ein Fall aus <strong>de</strong>r Praxis: Eine fast 80-jährige ehemalige Handwerksmeisterin<br />

möchte ihre Enkelkin<strong>de</strong>r, darunter auch ein<br />

behin<strong>de</strong>rtes Kind, als Erben ihres Anlagevermögens einsetzen.<br />

Aus diesem Kapital sollen insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>ren Ausbildungswünsche<br />

und später auch eine Altersvorsorge fi nanziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die eigene Tochter will sie mit ihren Immobilienwerten<br />

be<strong>de</strong>nken. Die Dame macht sich allerdings Sorgen, dass irgendwann<br />

einmal das Sozialamt bei einer sozialrechtlichen<br />

Betreuung <strong>de</strong>r geistig behin<strong>de</strong>rten Enkelin Zugriff auf <strong>de</strong>ren<br />

Vermögen erhalten könnte. Gerne möchte sie bei <strong>de</strong>r Übergabe<br />

<strong>de</strong>s Vermögens auch das Finanzamt außen vor lassen.<br />

Bei einem Besuch bei <strong>de</strong>r Hausbank trägt sie ihrem Berater<br />

die Sorgen vor. Dieser hat auch gleich die scheinbar passen<strong>de</strong><br />

Lösung parat: Die Bank könnte <strong>de</strong>r Kundin bei <strong>de</strong>r Gründung<br />

einer steuerbefreiten Stiftung behilfl ich sein.<br />

Denn grundsätzlich könne eine steuerbefreite Stiftung bis zu<br />

einem Drittel ihres Einkommens steuerfrei dazu verwen<strong>de</strong>n,<br />

um in angemessener Weise <strong>de</strong>n Stifter und seine nächsten<br />

Angehörigen zu unterhalten. Die Bank könne dann das Geld<br />

<strong>de</strong>r Stiftung ganz im Interesse <strong>de</strong>r Handwerksmeisterin verwalten.<br />

Ganz regelkonform übergibt <strong>de</strong>r Berater <strong>de</strong>r Dame<br />

einen Verkaufsprospekt, damit sie diesen Vorschlag genauer<br />

über<strong>de</strong>nken kann.<br />

Da die Handwerksmeisterin in ihrem aktiven Geschäftsleben<br />

viele schlechte Erfahrungen mit Banken gemacht hat, trägt<br />

sie die Unterlagen zu ihrer Rechtsanwältin. Diese kann nach<br />

Durchsicht <strong>de</strong>r Unterlagen nur staunen über <strong>de</strong>n Vorschlag.<br />

So macht sie zunächst darauf aufmerksam, dass mit <strong>de</strong>r Gründung<br />

einer Stiftung die Pfl ichtteilsansprüche nicht erlöschen.<br />

Das be<strong>de</strong>utet, dass das Sozialamt im Betreuungsfall einen Verzicht<br />

<strong>de</strong>r behin<strong>de</strong>rten Enkelin anfechten kann.<br />

Dem Willen <strong>de</strong>r vererben<strong>de</strong>n Großmutter wür<strong>de</strong> es zu<strong>de</strong>m<br />

wi<strong>de</strong>rsprechen, dass durch die Stiftungsgründung <strong>de</strong>n Erben<br />

das Vermögen entzogen wird. Denn lediglich das von<br />

Von Gabriel Hopmeier<br />

<strong>de</strong>r Bank erwähnte Drittel <strong>de</strong>r Erträge darf privat verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Wird eine Familienstiftung gegrün<strong>de</strong>t, bleibt diese<br />

nur steuerfrei, wenn sie gemeinnützige, mildtätige o<strong>de</strong>r kirchliche<br />

Zwecke verfolgt. Ihr Zweck muss es dann sein, die Allgemeinheit<br />

zu för<strong>de</strong>rn. Wird <strong>de</strong>r Stiftungszweck aber auf die<br />

Familie beschränkt, entsteht ein geschlossener Kreis – und die<br />

Stiftung wird körperschaftsteuerpfl ichtig. Beachtet wer<strong>de</strong>n<br />

muss zu<strong>de</strong>m, dass eine Familienstiftung alle 30 Jahre erbschaftsteuerlich<br />

veranlagt wird. Gera<strong>de</strong> aufgrund <strong>de</strong>s jungen<br />

Alters <strong>de</strong>r Enkelkin<strong>de</strong>r besteht daher das Risiko, dass diese<br />

Erbschaftsteuer, an<strong>de</strong>rs als bei einer direkten Übertragung,<br />

öfters anfällt.<br />

Nicht zuletzt führt auch <strong>de</strong>r Vergütungsanspruch <strong>de</strong>r Bank zu<br />

einer erheblichen Kostenbelastung. So fallen Gebühren von<br />

0,5 Prozent pro Jahr für die Verwaltung <strong>de</strong>s Stiftungsvermögens<br />

an. Da die Bank das Kapital in einen aktiv verwalteten<br />

Dachfonds nach luxemburgerischem Recht einbringen will,<br />

entstehen zusätzlich laufen<strong>de</strong> Kosten von knapp einem Prozent<br />

pro Jahr auf Ebene <strong>de</strong>s Stiftungsfonds. In guten Jahren –<br />

das sind laut Verkaufsprospekt Jahre mit einem Wertzuwachs<br />

von mehr als fünf Prozent – gönnt sich die Bank zusätzlich<br />

eine Gewinnbeteiligung von min<strong>de</strong>stens 7,5 Prozent. Und<br />

bei <strong>de</strong>r Lektüre <strong>de</strong>s Verkaufsprospekts fällt noch ein weiteres<br />

Schmankerl auf: „Der Fonds richtet sich ausschließlich an institutionelle,<br />

professionelle und sachkundige Anleger“ – also<br />

kaum an die knapp 80-jährige Handwerksmeisterin und ihre<br />

Familie.<br />

Das Misstrauen <strong>de</strong>r Dame war also berechtigt. Ihr Steuerberater,<br />

die Anwältin und ein Finanzplaner entwickelten eine<br />

bessere Lösung: Eine Dauertestamentsvollstreckung in Verbindung<br />

mit einer einfachen, kostengünstigen und Wert erhalten<strong>de</strong>n<br />

Anlagestrategie. Die Einbindung dieser Berater hatte<br />

zwar ihren Preis, die vermögen<strong>de</strong> Dame erhielt damit aber<br />

die langfristig tragfähigere Lösung.<br />

Kolumne<br />

47


Finanzen & Steuern<br />

Ticker<br />

SPENDEN<br />

Greift ein Unternehmen einem durch<br />

die Erdbebenkatastrophe in Japan geschädigten<br />

Geschäftspartner fi nanziell<br />

unter die Arme, liegen abziehbare<br />

Betriebsausgaben vor (BMF, Schreiben<br />

vom 24.3.2011, Az. IV C 4 – S<br />

2223/07/0015).<br />

MIETGARANTIE<br />

Verkauft ein Unternehmen Immobilien<br />

und sagt vertragliche Mietgarantien<br />

zu, darf für eine wahrscheinliche<br />

Inanspruchnahme eine Rückstellung<br />

gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (FG Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg,<br />

7 K 9247/05 B).<br />

AKTIVIERUNG<br />

Die Kosten für eine Grundsteinlegung<br />

und für das Richtfest sind als<br />

Herstellungskosten zu aktivieren und<br />

abzuschreiben, wenn das Gebäu<strong>de</strong><br />

vermietet wer<strong>de</strong>n soll (FG Berlin-<br />

Bran<strong>de</strong>nburg, 6 K 2428/04 B).<br />

ABGELTUNGSTEUER<br />

Leiht ein naher Angehöriger eines Gesellschafters<br />

<strong>de</strong>r GmbH Geld, greift die<br />

günstige Abgeltungsteuer nicht, wenn<br />

<strong>de</strong>r Gesellschafter min<strong>de</strong>stens zehn<br />

Prozent Stammkapital <strong>de</strong>r GmbH hält.<br />

Ob das rechtens ist, prüft das FG Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />

in zwei Musterprozessen<br />

(Az. 14 K 335/10, 4 K 322/10).<br />

DIENSTWAGEN<br />

Nutzt ein Arbeitnehmer einen Dienst-<br />

Pkw zu Fahrten zwischen Wohnung und<br />

Firma, muss ein geldwerter Vorteil nur<br />

bei tatsächlicher Nutzung versteuert<br />

wer<strong>de</strong>n (BMF, Schreiben vom 1.4.2011,<br />

Az. IV C 5 – S 2334/08/10010).<br />

STEUERTRENDS<br />

Fiskus behin<strong>de</strong>rt Sonnenstrom<br />

vom eigenen Dach<br />

Nach <strong>de</strong>m schweren Reaktorunfall in<br />

Japan wollen alle Parteien in Bund und<br />

Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Umstieg auf erneuerbare<br />

und damit <strong>de</strong>zentraler produzierte<br />

Energien beschleunigen. Doch dabei erweisen<br />

sich die Finanzämter als Bremser.<br />

„Wer zum Beispiel auf seinem Dach<br />

eine Photovoltaikanlage errichtet und<br />

dann als Umsatzsteuerpfl ichtiger die<br />

Vorsteuer auf notwendige Dachumbauten<br />

abziehen möchte, <strong>de</strong>m wird das<br />

nur zu oft mit allen er<strong>de</strong>nklichen Argumenten<br />

verwehrt“, kritisiert Rainer<br />

Haid, Steuerberater bei <strong>de</strong>r Beratungsgesellschaft<br />

Ecovis in Berlin. Jetzt muss<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof (BFH) entschei<strong>de</strong>n<br />

– und Betroffene können mit Hinweis<br />

auf die dort anhängigen Revisionsverfahren<br />

Einspruch einlegen.<br />

Wer eine Photovoltaikanlage errichtet<br />

und <strong>de</strong>n Strom ins Netz einspeist, ist<br />

grundsätzlich umsatzsteuerpfl ichtig<br />

und kann <strong>de</strong>shalb die Vorsteuer auf die<br />

Herstellungskosten sofort abziehen.<br />

Strittig ist, inwieweit das auch für die<br />

Vorsteuern beim oft notwendigen Umbau,<br />

<strong>de</strong>r Sanierung <strong>de</strong>s Dachs o<strong>de</strong>r einer<br />

an<strong>de</strong>ren vorhan<strong>de</strong>nen Trägerkonstruktion<br />

gilt, auf <strong>de</strong>r die Solarpanels<br />

und Wechselrichter installiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Finanzverwaltung stellt sich hier<br />

bun<strong>de</strong>sweit quer nach <strong>de</strong>m Motto: Dach<br />

ist Dach, es bil<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>r Photovoltaikanlage<br />

keine Einheit. Umgekehrt heißt<br />

das, ein dachintegriertes Mini-Solarkraftwerk<br />

wird auch kein unternehmerisch<br />

genutzter Gebäu<strong>de</strong>bestandteil, <strong>de</strong>r<br />

bei einem entsprechen<strong>de</strong>n Nutzungsanteil<br />

von mehr als zehn Prozent zum<br />

Vorsteuerabzug für das Gebäu<strong>de</strong> berechtigen<br />

wür<strong>de</strong>.<br />

Auch die Rechtsprechung kann bisher<br />

nicht weiterhelfen: Während die<br />

Finanzgerichte München und Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />

die Linie <strong>de</strong>r Finanzämter<br />

unterstützen, haben sich die Finanzgerichte<br />

Nürnberg und Rheinland-Pfalz<br />

auf die Seite <strong>de</strong>r Steuerzahler geschlagen.<br />

In bei<strong>de</strong>n Fällen (Aktenzeichen:<br />

2 K 952/2008 und 6 K 2607/08) haben<br />

die Finanzämter beim BFH Revision<br />

eingelegt. „Betroffene Steuerzahler sollten<br />

also mit Verweis auf die beim BFH<br />

anhängigen Verfahren Einspruch einlegen,<br />

wenn ihnen das Finanzamt in<br />

vergleichbaren Fällen <strong>de</strong>n Vorsteuerabzug<br />

verwehrt“, rät Ecovis-Steuerexperte<br />

Rainer Haid.<br />

48 ProFirma 05 2011


Spezialisten <strong>de</strong>r<br />

JAHRESABSCHLUSS 2010<br />

Son<strong>de</strong>rregelung zum Sammelposten<br />

Entschei<strong>de</strong>t sich ein Unternehmen bei <strong>de</strong>r Abschreibung geringwertiger<br />

Wirtschaftsgüter (GWG) für die Sammelposten-Metho<strong>de</strong>, müssen die Anschaffungskosten<br />

für Güter im Preissegment 150,01 Euro bis 1.000 Euro in<br />

einem Sammelposten erfasst und gleichmäßig auf fünf Jahre abgeschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n. Schei<strong>de</strong>t eines dieser Güter vor Ablauf dieser fünf Jahre aus<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen aus o<strong>de</strong>r ist <strong>de</strong>fekt, än<strong>de</strong>rt sich an <strong>de</strong>r fünfjährigen<br />

Abschreibung nichts.<br />

ProFirma rät: Es gibt eine Ausnahme: Wird ein GWG erworben und schei<strong>de</strong>t<br />

im Jahr <strong>de</strong>r Zahlung durch Verkauf, Entnahme o<strong>de</strong>r Verschrottung<br />

gleich wie<strong>de</strong>r aus, kommt ausnahmsweise ein sofortiger Betriebsausgabenabzug<br />

in voller Höhe in Betracht (BMF, Schreiben vom 30.9.2010,<br />

Az. IV C 6 S 2180/09/10001, Tz. 10).<br />

Beispiel: Unternehmer Huber hatte im Jahr 2010 einen Kopierer für 950<br />

Euro erworben, <strong>de</strong>r im gleichen Jahr beim Aufstellen vom Schreibtisch<br />

fi el. Da sich eine Reparatur nicht lohnte, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kopierer entsorgt. Folge:<br />

Der Kaufpreis von 950 Euro muss nicht im Sammelposten 2010 erfasst<br />

wer<strong>de</strong>n, es kommt zum sofortigen Betriebsausgabenabzug.<br />

VORSTEUERABZUG<br />

GILT NUR BEI KORREKTER RECHNUNG<br />

Wird eine fehlerhafte Eingangsrechnung berichtigt,<br />

steht <strong>de</strong>m Rechnungsempfänger die Vorsteuer nicht<br />

rückwirkend zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r erstmaligen Rechnungserteilung<br />

zu, son<strong>de</strong>rn erst im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Rechnungsberichtigung.<br />

Kürzt das Finanzamt also die Vorsteuer<br />

während einer Betriebsprüfung, fallen für <strong>de</strong>n<br />

zu Unrecht in Anspruch genommenen Vorsteuerabzug<br />

trotz späterer Rechnungsberichtigung Nachzahlungszinsen<br />

an (Erlass <strong>de</strong>s Finanzministeriums Bran<strong>de</strong>nburg<br />

vom 9.3.2011, Az. 31 – S 7300 – 3/10).<br />

PRAXISFRAGEN ZUR UMSATZSTEUER<br />

Bei <strong>de</strong>r Umsatzsteuer tauchen regelmäßig neue Fragen<br />

auf, die lei<strong>de</strong>r in keinem Gesetz beantwortet wer<strong>de</strong>n.<br />

Deshalb hat <strong>de</strong>r Deutsche Steuerberaterverband<br />

<strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sfi nanzministerium einen Fragenkatalog<br />

vorgelegt. Die Antworten <strong>de</strong>s Finanzministeriums zur<br />

Ist-Besteuerung bei Freiberufl ern, zur rückwirken<strong>de</strong>n<br />

Rechnungsberichtigung, zu Warengutscheinen und zur<br />

Erstattung von Guthaben bei Dauerfristverlängerungen<br />

fi n<strong>de</strong>n Interessierte im Internet unter www.dstv.<strong>de</strong>.<br />

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Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />

Firmenwagenbesteuerung<br />

Eine unendliche Geschichte<br />

Der Firmenwagen ist <strong>de</strong>r Zankapfel schlechthin zwischen Unternehmer und Fiskus.<br />

ProFirma nennt die zehn wichtigsten Tipps im Kampf gegen allzu strenge Finanzbeamte.<br />

VON OTTFRIED WEISS<br />

En<strong>de</strong> Januar feierte das Auto seinen 125.<br />

Geburtstag. Gefühlt dauert <strong>de</strong>r Streit<br />

zwischen Unternehmern und Finanzamt<br />

um <strong>de</strong>n Betriebsausgabenabzug<br />

und die Privatnutzung im Zusammenhang<br />

mit betrieblichen Fahrzeugen<br />

schon genauso lange. Die Kläger gaben<br />

sich in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren in <strong>de</strong>n<br />

Gerichtssälen die Klinke in die Hand.<br />

Neben zahlreichen Schlappen verzeichneten<br />

Selbstständige auch tolle Erfolge.<br />

Hier die Top10, wie Firmenchefs und<br />

<strong>de</strong>ren Arbeitnehmer steuerlich beson<strong>de</strong>rs<br />

günstig fahren.<br />

1<br />

Geldwerter Vorteil: Der neueste<br />

Coup mehrerer Kläger ist bei <strong>de</strong>r<br />

Ermittlung <strong>de</strong>s geldwerten Vorteils für<br />

Fahrten von Arbeitnehmern zwischen<br />

Wohnung und Arbeitsstätte mit einem<br />

Dienstwagen zu vermel<strong>de</strong>n (Bun<strong>de</strong>sfi<br />

nanzministerium, Schreiben vom<br />

1.4.2011, Az. IV C 5 – S 2334/08/10010).<br />

Wird kein Fahrtenbuch geführt, bestand<br />

das Finanzamt bisher darauf, dass <strong>de</strong>r<br />

geldwerte Vorteil mit 0,03 Prozent <strong>de</strong>s<br />

Listenpreises, <strong>de</strong>n Entfernungskilometern<br />

zwischen Wohnung und Arbeitsstätte<br />

und mit zwölf Monaten multipliziert<br />

wer<strong>de</strong>n musste. Die tatsächlichen<br />

Fahrten interessierten nicht. In offenen<br />

Fällen darf neu gerechnet wer<strong>de</strong>n. Danach<br />

akzeptiert das Finanzamt, dass <strong>de</strong>r<br />

geldwerte Vorteile mit 0,002 Prozent<br />

<strong>de</strong>s Listenpreises, <strong>de</strong>n Entfernungskilometern<br />

und <strong>de</strong>n tatsächlichen Fahrtagen<br />

multipliziert wird. Doch damit nicht<br />

genug. Der geldwerte Vorteil muss für<br />

höchstens 180 Fahrten im Jahr versteuert<br />

wer<strong>de</strong>n (siehe Beispiel unten).<br />

2<br />

Einzelbewertung kein Muss:<br />

Die Ermittlung <strong>de</strong>s geldwerten<br />

Vorteils für Fahrten zwischen Wohnung<br />

und Arbeit nach <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Fahrten ist bei <strong>de</strong>r monatlichen Lohnab-<br />

Beispiel: Arbeitnehmerin Maier darf einen Dienstwagen privat und für Fahrten zwischen Wohnung und<br />

Arbeitsstätte nutzen. Der Listenpreis <strong>de</strong>s Fahrzeugs beträgt 40.000 Euro, die einfache Strecke zwischen<br />

Wohnung und Arbeit 35 Kilometer. Pen<strong>de</strong>lt Frau Maier an 150 Tagen (Variante 1) o<strong>de</strong>r an 210 Tagen<br />

(Variante 2) mit diesem Dienstwagen zur Arbeit, sieht die Rechnung wie folgt aus:.<br />

Geldwerter Vorteil für<br />

Privatnutzung<br />

Geldwerter Vorteil<br />

für Fahrten zwischen<br />

Wohnung und Arbeit<br />

Zu versteuern<strong>de</strong>r<br />

geldwerter Vorteil<br />

Bisherige Metho<strong>de</strong> Neue Metho<strong>de</strong>,<br />

Variante 1<br />

4.800 Euro<br />

(1% von 40.000 Euro<br />

x 12 Monate)<br />

5.040 Euro<br />

(0,03% von 40.000 Euro<br />

x 35 km x 12 Monate)<br />

4.800 Euro<br />

(1% von 40.000 Euro<br />

x 12 Monate)<br />

4.200 Euro<br />

(0,002% von 40.000<br />

Euro x 35 km x 150<br />

Fahrten)<br />

Neue Metho<strong>de</strong>,<br />

Variante 2<br />

4.800 Euro<br />

(1% von 40.000 Euro<br />

x 12 Monate)<br />

5.040 Euro<br />

(0,002% von 40.000<br />

Euro x 35 km x maximal<br />

180 Fahrten)<br />

9.840 Euro 9.000 Euro 9.840 Euro<br />

rechnung übrigens kein Muss. Das Bun<strong>de</strong>sfi<br />

nanzministerium erlaubt Arbeitgebern<br />

die Ermittlung <strong>de</strong>s geldwerten<br />

Vorteils nach <strong>de</strong>r bisherigen Metho<strong>de</strong>.<br />

In diesem Fall muss <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />

bei Abgabe seiner Steuererklärung die<br />

Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s geldwerten Vorteils beantragen.<br />

Spielt <strong>de</strong>r Arbeitgeber jedoch<br />

mit und ermittelt <strong>de</strong>n geldwerten Vorteil<br />

anhand <strong>de</strong>r tatsächlichen Fahrten (sogenannte<br />

Einzelbewertung), muss <strong>de</strong>r<br />

Arbeitnehmer ihm monatlich schriftlich<br />

mitteilen, an welchen Tagen <strong>de</strong>r Dienstwagen<br />

tatsächlich für Fahrten zwischen<br />

Wohnung und Arbeit genutzt wur<strong>de</strong>.<br />

ProFirma rät: Arbeitgeber sollten ihre<br />

Mitarbeiter mit Dienstwagen informieren,<br />

dass die Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s geldwerten<br />

Vorteils für alle noch offenen Steuerjahre<br />

gilt. Hat ein Arbeitnehmer also für<br />

die Jahre 2008 o<strong>de</strong>r 2009 noch keine<br />

Steuererklärung abgegeben, winkt bei<br />

Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s geldwerten Vorteils eine<br />

Steuererstattung für die Vorjahre.<br />

50 ProFirma 05 2011<br />

3<br />

Vorsteuerabzug: Selbstständige,<br />

die ihren betrieblichen Firmenwagen<br />

bei einem Privatmann ohne Vorsteuerabzug<br />

gekauft haben, sollten folgen<strong>de</strong><br />

Beson<strong>de</strong>rheit kennen: Verkaufen<br />

sie <strong>de</strong>n Pkw, muss in <strong>de</strong>r Rechnung Umsatzsteuer<br />

ausgewiesen wer<strong>de</strong>n. Wird<br />

<strong>de</strong>r Pkw dagegen ins Privatvermögen<br />

entnommen, wird keine Umsatzsteuer<br />

fällig (FG Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Urteil<br />

vom 16.2.2011, Az. 1 K 4834/08).


ProFirma rät: Da aufgrund dieser Differenzierung<br />

Selbstständige <strong>de</strong>n Firmenwagen<br />

lieber entnehmen und nach<br />

Ablauf einiger Monate privat verkaufen<br />

wer<strong>de</strong>n, möchte das Finanzamt <strong>de</strong>taillierte<br />

Nachweise dafür haben, dass<br />

tatsächlich eine Entnahme erfolgt ist.<br />

Die Entnahme sollte <strong>de</strong>shalb zeitnah<br />

gebucht und <strong>de</strong>m Finanzamt durch <strong>de</strong>n<br />

Steuerberater angezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />

4<br />

Kürzeste Verbindung: Bei Ermittlung<br />

<strong>de</strong>s geldwerten Vorteils<br />

für Fahrten zwischen Wohnung und<br />

Arbeit mit <strong>de</strong>m Dienstwagen ist die<br />

kürzeste Verbindung maßgeblich. In<br />

<strong>de</strong>r privaten Steuererklärung darf <strong>de</strong>r<br />

Arbeitnehmer <strong>de</strong>m Finanzamt jedoch<br />

eine längere Strecke präsentieren,<br />

wenn diese verkehrsgünstiger ist (FG<br />

Köln, Urteil vom 22.5.2003, Az. 10 K<br />

7604/98).<br />

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5<br />

Kun<strong>de</strong>ndienst: Nutzt ein Arbeitnehmer<br />

einen Dienstwagen für<br />

Fahrten zwischen Wohnung und Arbeit,<br />

weil er für Kun<strong>de</strong>n seines Arbeitgebers<br />

Rufbereitschaft hat, muss kein<br />

geldwerter Vorteil versteuert wer<strong>de</strong>n<br />

(FG Nie<strong>de</strong>rsachsen, Az. 1 K 11553/04).<br />

Dasselbe gilt, wenn <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />

einen mobilen Werkstattwagen mit eingebauten<br />

Werkzeugschränken nutzt,<br />

um von zu Hause zu seinen Kun<strong>de</strong>n<br />

fahren zu können (FG Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg,<br />

Az. 12 K 7078/05 B).<br />

6<br />

Son<strong>de</strong>rausstattung: In einem<br />

kuriosen Urteilsfall hat <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sfi<br />

nanzhof entschie<strong>de</strong>n, dass eine<br />

nachträglich eingebaute Flüssiggasanlage<br />

<strong>de</strong>n Listenpreis <strong>de</strong>s Fahrzeugs und<br />

somit <strong>de</strong>n Wert für die Privatnutzung<br />

und für die Fahrten zwischen Wohnung<br />

und Betrieb nicht erhöht. (BFH, Urteil<br />

vom 13.10.2010, Az. VI R 12/09).<br />

7<br />

Privatnutzung wi<strong>de</strong>rlegen:<br />

Selbstständige, die vorgeben, ihre<br />

betrieblichen Fahrzeuge nicht privat<br />

zu nutzen, müssen <strong>de</strong>m Finanzamt für<br />

diese gewagte Aussage hieb- und stichfeste<br />

Beweise liefern. Erste Wahl wäre<br />

natürlich ein Fahrtenbuch. Doch das<br />

dürfte in <strong>de</strong>r Praxis selten geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Muss es auch nicht, wie die Richter<br />

<strong>de</strong>s Finanzgerichts Hessens aktuell<br />

entschie<strong>de</strong>n (Urteil vom 10.2.2011, Az.<br />

K 1679/10).<br />

ProFirma rät: Es genügen einfache Aufzeichnungen<br />

und plausible Erläuterungen<br />

(Schlüssel wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>n Tag bei<br />

Sekretärin abgegeben, im Privatvermögen<br />

befi n<strong>de</strong>n sich mehrere Fahrzeuge,<br />

10 Pkw von A bis Z<br />

bei <strong>de</strong>nen eine hohe Fahrleistung nachgewiesen<br />

wer<strong>de</strong>n kann, etc.).<br />

8 Investitionsabzugsbetrag:<br />

Der 40-prozentige Investitionsabzugsbetrag<br />

für <strong>de</strong>n geplanten Kauf<br />

eines Fahrzeugs ist zulässig, wenn das<br />

Fahrzeug im Jahr <strong>de</strong>r Investition und im<br />

Folgejahr zu min<strong>de</strong>stens 90 Prozent betrieblich<br />

genutzt wird. Nutzt ein Einzelunternehmer<br />

das Fahrzeug privat und<br />

ermittelt seine Privatnutzung nach <strong>de</strong>r<br />

Ein-Prozent-Metho<strong>de</strong>, wird eine 30-prozentige<br />

Privatnutzung unterstellt. Folge:<br />

Das Finanzamt kippt <strong>de</strong>n Investitionsabzugsbetrag<br />

rückwirkend. Nutzt<br />

jedoch ein Arbeitnehmer das Fahrzeug,<br />

wird stets eine min<strong>de</strong>stens 90-prozentige<br />

betriebliche Nutzung unterstellt.<br />

Das gilt auch, wenn <strong>de</strong>r Gesellschafter-<br />

Geschäftsführer als Angestellter einen<br />

Firmenwagen nutzen darf.<br />

9<br />

Betriebs- o<strong>de</strong>r Privatvermögen?<br />

Selbstständige können einen<br />

Pkw ihrem umsatzsteuerlichen<br />

Unternehmensvermögen zuordnen,<br />

<strong>de</strong>n Pkw jedoch ertragsteuerlich im<br />

Privatvermögen belassen. Die Vorteile:<br />

Das Finanzamt gewährt <strong>de</strong>n vollen Vorsteuerabzug<br />

aus <strong>de</strong>m Kaufpreis, vorausgesetzt,<br />

dass <strong>de</strong>r Selbstständige zum<br />

Vorsteuerabzug berechtigt ist. Es muss<br />

kein Privatanteil versteuert wer<strong>de</strong>n. Für<br />

betriebliche Fahrten können Betriebsausgaben<br />

abgezogen wer<strong>de</strong>n. Beim<br />

Verkauf <strong>de</strong>s Pkw sind Gewinne nicht zu<br />

versteuern. Einziger Wermutstropfen:<br />

Wenn das Finanzamt die Vorsteuer aus<br />

<strong>de</strong>m Kaufpreis erstattet, wird für die Privatnutzung<br />

Umsatzsteuer fällig.<br />

Fahrtenbuch I: Ent<strong>de</strong>ckt <strong>de</strong>r Prüfer nur kleinere Fehler im Fahrtenbuch, darf er<br />

<strong>de</strong>shalb nicht das ganze Fahrtenbuch als unwirksam abstempeln (BFH, Urteil vom<br />

10. April 2008, Az.: VI R 38/06).<br />

Fahrtenbuch II. Ein elektronisches Fahrtenbuch darf im Nachhinein nicht mehr<br />

än<strong>de</strong>rbar sein. Wer sein Fahrtenbuch mit Excel erstellt, hat <strong>de</strong>shalb ein steuerlich<br />

unwirksames Fahrtenbuch geführt. Das Finanzamt wen<strong>de</strong>t in diesem Fall die<br />

Ein-Prozent-Regelung an o<strong>de</strong>r schätzt die Privatnutzung.<br />

Minijob: Auch Mini-Jobbern darf <strong>de</strong>r Arbeitgeber einen Firmenwagen zur Verfügung<br />

stellen, ohne dass diese ihre Privilegien verlieren.<br />

51


Finanzen & Steuern<br />

Tochtergesellschaften<br />

In vielen verbun<strong>de</strong>nen Unternehmen<br />

haben leiten<strong>de</strong> Angestellte wie Techniker,<br />

Produktionsleiter, Marketing- und<br />

Vertriebsleiter gute Chancen, aus einem<br />

Angestelltenverhältnis zum Geschäftsführer<br />

eines Teilbereichs bestellt zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Das geschieht häufi g bei <strong>de</strong>r<br />

Übernahme eines Unternehmens in<br />

<strong>de</strong>n Konzern. Der Vorteil: Damit ist sichergestellt,<br />

dass <strong>de</strong>r Geschäftsbereich<br />

kontinuierlich weitergeführt wird. Für<br />

<strong>de</strong>n ehemaligen Angestellten be<strong>de</strong>utet<br />

dies zwar in <strong>de</strong>r Regel eine Aufwertung<br />

seines berufl ichen Status, aber es gibt<br />

viele vertragliche Risiken.<br />

Auf <strong>de</strong>n Vertrag kommt es an<br />

Der Geschäftsführer <strong>de</strong>r Tochter-<br />

GmbH wird von <strong>de</strong>n Gesellschaftern<br />

bestellt. Damit ist er gesetzlicher Vertreter<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft. Er allein han<strong>de</strong>lt<br />

im Außenverhältnis rechtsverbindlich<br />

für die Gesellschaft. Unabhängig von<br />

seiner Organstellung im Konzern gibt<br />

es verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten, <strong>de</strong>n Geschäftsführer<br />

vertraglich einzubin<strong>de</strong>n:<br />

1. Der Geschäftsführer ist als (Leiten<strong>de</strong>r)<br />

Angestellter <strong>de</strong>r Konzern-Obergesellschaft<br />

tätig und wird im Rahmen<br />

seines Anstellungsvertrags mit <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsführung <strong>de</strong>r Tochtergesellschaft<br />

beauftragt.<br />

GMBH-CHEF<br />

Diener vieler Herren<br />

Der Geschäftsführer steht zwischen vielen Fronten. Beson<strong>de</strong>rs kritisch wird es<br />

aber, wenn er als Chef einer Tochtergesellschaft abwägen muss zwischen <strong>de</strong>m Konzern-<br />

interesse und <strong>de</strong>n strengen gesetzlichen Vorgaben. VON LOTHAR VOLKELT<br />

2. Der Geschäftsführer wird im Rahmen<br />

seines bestehen<strong>de</strong>n Anstellungsvertrags<br />

mit <strong>de</strong>r Tochtergesellschaft<br />

zusätzlich mit <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>r Geschäfte<br />

<strong>de</strong>r Tochtergesellschaft beauftragt.<br />

3. Der Geschäftsführer kann aber auch<br />

auf <strong>de</strong>r Grundlage eines Anstellungsvertrags<br />

mit einem Drittunternehmen<br />

als Geschäftsführer <strong>de</strong>r Tochtergesellschaft<br />

tätig wer<strong>de</strong>n.<br />

4. Der Geschäftsführer wird auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage <strong>de</strong>s Geschäftsführer-Anstellungsvertrags<br />

tätig, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r<br />

Tochtergesellschaft abgeschlossen<br />

wird.<br />

Wird <strong>de</strong>r Geschäftsführer im Rahmen<br />

eines bestehen<strong>de</strong>n Vertragsverhältnisses<br />

bestellt, wie in <strong>de</strong>n drei ersten<br />

Fällen beschrieben, ist die Stellung <strong>de</strong>s<br />

Geschäftsführers einigermaßen sicher.<br />

Vorteil: Wenn die Tochter-GmbH verkauft<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Betrieb eingestellt wird<br />

und <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>swegen abberufen<br />

wer<strong>de</strong>n muss, bleibt sein bestehen<strong>de</strong>s<br />

Angestelltenverhältnis davon<br />

unberührt.<br />

An<strong>de</strong>rs ist die Rechtslage, wenn <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

auf <strong>de</strong>r Grundlage eines<br />

mit <strong>de</strong>r GmbH (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r GmbH & Co.<br />

KG) abgeschlossenen Geschäftsführer-<br />

Anstellungsvertrags tätig wird. Wird<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsführer dann von seinem<br />

Amt abberufen, führt das in <strong>de</strong>r Regel<br />

auch zur Kündigung <strong>de</strong>s Vertrags. Er<br />

trägt also das wirtschaftliche Risiko <strong>de</strong>r<br />

GmbH mit.<br />

ProFirma rät: Um dies zu vermei<strong>de</strong>n, ist<br />

er gut beraten, wenn er mit <strong>de</strong>r Konzern-<br />

Obergesellschaft vereinbart, dass ein<br />

vorher bestehen<strong>de</strong>s Arbeitsverhältnis<br />

weiter besteht o<strong>de</strong>r nach Beendigung <strong>de</strong>s<br />

Geschäftsführer-Anstellungsvertrags<br />

wie<strong>de</strong>r „aufl ebt“.<br />

Stimmt das Vertragswerk, sind die Voraussetzungen<br />

für eine Zusammenarbeit<br />

recht gut. Aber längst nicht alle<br />

Vorkommnisse und Eventualitäten<br />

lassen sich in einem ausgetüftelten Vertragswerk<br />

regeln. Gera<strong>de</strong> in mittelständischen<br />

Konzernen im Familienbesitz<br />

basiert die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

auf ganz an<strong>de</strong>ren, in <strong>de</strong>r Regel<br />

„weichen“ Faktoren. Folgen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an Fremdgeschäftsführer stehen<br />

ganz oben:<br />

> Fachkenntnisse und Fachkompetenz,<br />

> Branchenkenntnisse,<br />

> Sozialkompetenz,<br />

> Loyalität und Integrität.<br />

Doch auch wenn <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Tochter-GmbH im Konzern nur wie<br />

ein (weisungsgebun<strong>de</strong>ner) Arbeitnehmer<br />

agieren kann, ist er <strong>de</strong>r nach außen<br />

verantwortliche Geschäftsführer dieser<br />

GmbH. Das betrifft die gesellschafts-<br />

52 ProFirma 05 2011


Einer gegen alle: Geschäftsführer müssen die unterschiedlichen Interessen aller Mitspieler<br />

im Umkreis <strong>de</strong>r Firma genau abwägen.<br />

Checkliste: Pfl ichten <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />

Auszahlung<br />

von Stammkapital<br />

Erwerb eigener<br />

Anteile<br />

Wirtschaftliche<br />

Krise<br />

Falsche<br />

Angaben<br />

ProFirma 05 2011<br />

Der Geschäftsführer ist verantwortlich dafür, dass das Vermögen, das zur Erhaltung <strong>de</strong>s<br />

Stammkapitals erfor<strong>de</strong>rlich ist, nicht an die Gesellschafter – also auch nicht an die<br />

Konzern-Obergesellschaft – ausgezahlt wird. Auszahlungen sind nur zulässig, solange das<br />

Reinvermögen <strong>de</strong>r Gesellschaft (Summe <strong>de</strong>r Aktiva minus Fremdkapital plus Rückstellungen)<br />

größer ist als die ausgewiesene Stammkapitalziffer. Bei einem Verstoß entsteht eine Rückzahlungsverpfl<br />

ichtung <strong>de</strong>s Gesellschafters. Unter Umstän<strong>de</strong>n haftet <strong>de</strong>r Geschäftsführer persönlich<br />

– dann muss er die ausgezahlten Beträge an die GmbH aus seinem Privatvermögen<br />

zurückerstatten. Das ist <strong>de</strong>r Fall, wenn die Gesellschafter die Auszahlung wegen Vermögenslosigkeit<br />

o<strong>de</strong>r einer privaten Insolvenz nicht zurückgeben können.<br />

Der Geschäftsführer ist außer<strong>de</strong>m verantwortlich dafür, dass die GmbH keine eigenen<br />

Geschäftsanteile erwirbt, auf die die Einlagen nicht vollständig eingezahlt sind. Außer<strong>de</strong>m<br />

ist zu beachten, dass <strong>de</strong>r erworbene Anteil nicht aus eigenen Mitteln <strong>de</strong>r Gesellschaft wie<br />

offene Rücklagen gezahlt wird.<br />

Der Geschäftsführer haftet für Zahlungen, die nach Vorliegen eines Insolvenzgrunds<br />

(Zahlungsunfähigkeit, drohen<strong>de</strong> Zahlungsunfähigkeit, Überschuldung) geleistet wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Ersatzpfl icht entsteht unabhängig davon, ob ein konkreter Scha<strong>de</strong>n entsteht. Ausnahme:<br />

Er kann nachweisen, dass die Zahlung nicht zu einer Masseschmälerung geführt hat.<br />

Eine persönliche Haftung <strong>de</strong>s Geschäftsführers entsteht auch bei <strong>de</strong>r Gründung o<strong>de</strong>r Eintragung<br />

<strong>de</strong>r GmbH. Macht <strong>de</strong>r Geschäftsführer hierzu falsche Angaben, kann er mit seinem<br />

privaten Vermögen zur Haftung herangezogen wer<strong>de</strong>n. Häufi gster Fall in <strong>de</strong>r Praxis: Fehlerhafte<br />

Angaben zu <strong>de</strong>n eingezahlten Einlagen. Sind diese nicht in <strong>de</strong>r angegebenen Höhe<br />

geleistet o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n diese im engen zeitlichen Zusammenhang (sechs Monate) an die<br />

Gesellschafter zurückgezahlt, dann haftet <strong>de</strong>r Geschäftsführer für die fehlerhaften Angaben.<br />

rechtlichen Verpfl ichtungen gegenüber<br />

<strong>de</strong>r GmbH und <strong>de</strong>n Gesellschaftern<br />

(gemäß GmbH-Gesetz), aber auch<br />

alle hoheitlichen Pfl ichten, die er zu<br />

erfüllen hat (Han<strong>de</strong>lsrecht, Steuerrecht,<br />

Sozialversicherungsrecht).<br />

Beson<strong>de</strong>rs wichtig ist die aktive Teilnahme<br />

<strong>de</strong>s Geschäftsführers <strong>de</strong>r<br />

Tochter-GmbH im Falle <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Krise. Hier ist die vor allem die<br />

Drei-Wochen-Frist zu beachten mit<br />

<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Haftungsfolgen.<br />

Dabei muss <strong>de</strong>r Geschäftsführer darauf<br />

achten, dass er an allen Entscheidungen<br />

beteiligt ist. Gegebenenfalls muss er<br />

sich beim Steuerberater zusätzlich<br />

informieren und absichern, wenn beispielsweise<br />

eine Fortführungsprognose<br />

erstellt wird.<br />

Gesetzliche Verantwortlichkeit<br />

und Treuepfl icht bleiben<br />

Daneben muss <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

zahlreiche kaufmännische und han<strong>de</strong>lsrechtliche<br />

Verpfl ichtungen beachten.<br />

Außer<strong>de</strong>m unterliegt <strong>de</strong>r (Gesellschafter-)<br />

Geschäftsführer einem weit reichen<strong>de</strong>n<br />

Gebot zur Treuepfl icht gegenüber<br />

„seiner“ GmbH. Die Treuepfl icht<br />

verlangt von ihm, dass er alles tun muss,<br />

um <strong>de</strong>n Gegenstand und Zweck <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

zu för<strong>de</strong>rn, und alles unterlassen<br />

muss, was <strong>de</strong>m Gegenstand und<br />

Zweck <strong>de</strong>r Gesellschaft scha<strong>de</strong>t.<br />

Eine schuldhafte Treuepfl ichtverletzung<br />

führt zu einem Scha<strong>de</strong>nsersatzanspruch.<br />

Dieser besteht gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft. Beispiele für Treuepfl<br />

ichtverstöße gegenüber <strong>de</strong>r eigenen<br />

GmbH sind: Untätigkeit, Unterlassen<br />

von Geschäften, mangelhafte Ausführung<br />

von Geschäften o<strong>de</strong>r Geschäfte<br />

auf eigene Rechnung im Gegenstand<br />

<strong>de</strong>r GmbH (Verstoß gegen das Wettbewerbsverbot).<br />

Und schlussendlich:<br />

Der Geschäftsführer im Konzern ist<br />

„Organ“ <strong>de</strong>r Gesellschaft – und damit<br />

zuständig dafür, dass er seine Rechte<br />

und Pfl ichten aus <strong>de</strong>m für ihn gelten<strong>de</strong>n<br />

GmbH-Gesetz kennt und befolgt. Das<br />

wird immer dann zum Problem, wenn<br />

die Eigentümer beson<strong>de</strong>re Weisungen<br />

erteilen o<strong>de</strong>r Aufgaben zentral für alle<br />

Unternehmensteile erledigt wer<strong>de</strong>n.<br />

53


IT & Investition – Energieversorgung<br />

Smart Grid<br />

Das Netz <strong>de</strong>r Zukunft<br />

Intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids, sichern die Energieversorgung <strong>de</strong>r<br />

Zukunft. Klar ist: Der durchschnittliche Strompreis wird steigen. Aber wer seinen Ver-<br />

brauch steuern o<strong>de</strong>r Energie speichern kann, wird weniger zahlen. VON GERLINDE KÜSEL<br />

Wenn die Sonne scheint, speist Markus Reitberger Strom ins<br />

örtliche Nie<strong>de</strong>rspannungsnetz ein. Der Inhaber <strong>de</strong>r Reitberger<br />

Energietechnik betreibt seit zehn Jahren eine Photovoltaikanlage<br />

auf <strong>de</strong>m Dach seines Firmengebäu<strong>de</strong>s in Starnberg und<br />

ergänzt damit die Stromproduktion <strong>de</strong>r großen konventionellen<br />

Kraftwerke. „Schon heute <strong>de</strong>ckt Solarstrom im Sommer,<br />

speziell zur Mittagszeit, einen wesentlichen Teil <strong>de</strong>s<br />

Bedarfs“, sagt Reitberger. Laut <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für<br />

Sonnenenergie produzieren erneuerbare Energien insgesamt<br />

<strong>de</strong>rzeit rund 16 Prozent <strong>de</strong>s in Deutschland verbrauchten<br />

Stroms.<br />

In seiner jüngsten Novelle sieht das Energieeinspeisungsgesetz<br />

(EEG) 2009 vor, dass <strong>de</strong>r Anteil erneuerbarer Energien an <strong>de</strong>r<br />

„Die Netze sind nicht auf Tausen<strong>de</strong> Windrä<strong>de</strong>r und<br />

Solarmodule ausgelegt, die Strom einspeisen.“<br />

PROF. DR. JÜRGEN SCHMID, FRAUNHOFER INSTITUT FÜR WINDENERGIE, KASSEL<br />

Stromversorgung in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>utlich steigen<br />

soll – bis 2020 auf min<strong>de</strong>stens 30 Prozent, bis 2050 sogar auf<br />

mehr als 80 Prozent. Das stellt die Netzbetreiber vor gewaltige<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen. Damit die Spannung im europäischen<br />

Verbundnetz konstant bleibt, richten sich die Kraftwerksbetreiber<br />

mit <strong>de</strong>r Leistung <strong>de</strong>r großen Anlagen nach <strong>de</strong>m aktuellen<br />

Energiebedarf.<br />

Sonne und Wind lassen sich nicht steuern<br />

Mit <strong>de</strong>n erneuerbaren Energien funktioniert das Prinzip<br />

„Nachfrage bestimmt Angebot“ allerdings nicht mehr so zuverlässig<br />

wie bisher. Der Grund: Die Energiegewinnung aus<br />

Sonne und Wind lässt sich nicht so einfach steuern. Da große<br />

Energiespeicher fehlen, müssen die Netzbetreiber <strong>de</strong>n Strom<br />

aus Wind- und Solarenergieanlagen in <strong>de</strong>m Moment ins Netz<br />

einspeisen, in <strong>de</strong>m er erzeugt wird – egal, ob er gera<strong>de</strong> benötigt<br />

wird o<strong>de</strong>r nicht. Das führte im vergangenen Jahr sogar<br />

dazu, dass an beson<strong>de</strong>rs windigen o<strong>de</strong>r sonnigen Tagen so<br />

viel Strom produziert wur<strong>de</strong>, dass die Preise an <strong>de</strong>r Leipziger<br />

Energiebörse EEX ins Negative drehten. Eine paradoxe Situation:<br />

Um die Netze stabil zu halten, mussten die Betreiber dafür<br />

zahlen, dass ihnen jemand die Energie abnahm. An solchen<br />

Tagen profi tieren fl exible Verbraucher.<br />

Eine weitere Herausfor<strong>de</strong>rung ist die immer <strong>de</strong>zentralere<br />

Stromerzeugung. Früher gelangte Strom in einer Einbahnstraße<br />

von <strong>de</strong>n großen konventionellen Kraftwerken über<br />

die Übertragungs- und Verteilnetze<br />

bis zum Verbraucher. Künftig wer<strong>de</strong>n<br />

immer mehr kleine Erzeuger Strom<br />

produzieren. Privatleute, aber auch Unternehmen,<br />

die Solarmodule und lokale<br />

Kleinstkraftwerke zur Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s<br />

eigenen Basis-Energiebedarfs nutzen<br />

und – je nach Bedarf – entwe<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

Netz zukaufen o<strong>de</strong>r ins Netz abgeben.<br />

„Für die Netze ist auch <strong>de</strong>r zusätzliche Stromtransport eine<br />

enorme Belastung, weil sie nicht für Tausen<strong>de</strong> von Windrä<strong>de</strong>rn<br />

im Nor<strong>de</strong>n Deutschlands und Millionen von Solarmodulen<br />

ausgelegt sind, die ihren Strom einspeisen“, sagt Prof. Dr.<br />

Jürgen Schmid, Leiter <strong>de</strong>s Fraunhofer Instituts für Win<strong>de</strong>nergie<br />

und Energiesystemtechnik IWES in Kassel.<br />

Die Experten sind sich einig: Damit das Stromnetz funktionstüchtig<br />

bleibt, muss es für das anbrechen<strong>de</strong> Ökostrom-<br />

Zeitalter umgebaut wer<strong>de</strong>n. „Die Netzbetreiber brauchen vor<br />

allem neue Steuerungsinstrumente für die Kraftwerkseinsatzplanung“,<br />

erklärt Schmid. Die Lösung ist das Stromnetz <strong>de</strong>r<br />

Zukunft. In einem Smart Grid sind sämtliche Komponenten,<br />

Anlagen und Geräte, die für die Erzeugung, Speicherung, das<br />

Netzmanagement und <strong>de</strong>n Verbrauch von Energie benötigt<br />

54 ProFirma 05 2011


Umspannwerke und Transformatoren spielen in <strong>de</strong>r Stromverteilungs-Infrastruktur eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle: Sie sorgen für die richtige Spannung.<br />

ProFirma 05 2011<br />

55


IT & Investition – Energieversorgung<br />

wer<strong>de</strong>n, intelligent miteinan<strong>de</strong>r vernetzt. „Auf diese Weise<br />

können auch kleine Erzeuger o<strong>de</strong>r Verbraucher Tarifi nformationen<br />

beziehen und ihre Produktion o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Verbrauch<br />

steuern“, erläutert Julia Benkert von <strong>de</strong>r B.A.U.M. Consult<br />

GmbH in München.<br />

Sechs Mo<strong>de</strong>llregionen entwickeln<br />

Wie das in <strong>de</strong>r Praxis funktionieren kann, wird in Deutschland<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Technologieför<strong>de</strong>rprojekts „E-Energy<br />

– IKT-basiertes Energiesystem <strong>de</strong>r Zukunft“ erforscht, das<br />

Bun<strong>de</strong>sumwelt- und Bun<strong>de</strong>swirtschaftsministerium im Jahr<br />

2008 gestartet haben. In sechs Mo<strong>de</strong>llregionen mit jeweils eigenem<br />

Schwerpunkt wer<strong>de</strong>n Technologien, Marktrollen, Tarif-<br />

und Geschäftsmo<strong>de</strong>lle entwickelt und erprobt.<br />

In Aachen wird beispielsweise untersucht, ob sich intelligente<br />

Stromzähler (sogenannte Smart Meter), die seit Anfang 2010<br />

für Neubauten und grundsanierte Gebäu<strong>de</strong> vorgeschrieben<br />

sind, zu einer Art Energiezentrale weiterentwickeln lassen.<br />

Auf diese Weise sollen Haushalts- und Bürogeräte selbsttätig<br />

in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, Strom primär dann zu verbrauchen,<br />

wenn er gera<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs günstig ist.<br />

In <strong>de</strong>r Smart-Energy-Region Cuxhaven wie<strong>de</strong>rum arbeiten<br />

IT-, Umwelt- und Energieexperten <strong>de</strong>s Projekts E-Telligence<br />

an <strong>de</strong>r Entwicklung eines komplexen Regelsystems, um die<br />

hohe Volatilität bei <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergieerzeugung durch eine<br />

intelligente Verbrauchssteuerung und die Verschiebung von<br />

Lasten auszubalancieren.<br />

Neben Haushaltskun<strong>de</strong>n nehmen in Cuxhaven auch regionale<br />

Gewerbebetriebe an <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>llversuch teil: Die Cuxhavener<br />

Kühlhaus GmbH beispielsweise kühlt ihre Räume bevorzugt<br />

dann, wenn viel Win<strong>de</strong>nergie zur Verfügung steht. Auf diese<br />

Weise erzeugt das Unternehmen einen Kältepuffer von bis zu<br />

drei Grad, von <strong>de</strong>m es zehrt, wenn <strong>de</strong>r Strompreis am Markt<br />

hoch ist. „In dieser Zeit schalten wir unsere Kühlaggregate ab,<br />

zumin<strong>de</strong>st solange die Temperatur nicht über <strong>de</strong>n kritischen<br />

Wert von minus 21 Grad steigt“, berichtet Geschäftsführer<br />

Axel Stahlbuck. In <strong>de</strong>m 4.500 Quadratmeter großen Kühlraum<br />

beträgt <strong>de</strong>r Kälteverlust etwa ein Grad pro Tag. „Der<br />

Puffer reicht also maximal drei Tage“, so Stahlbuck.<br />

Windprognosen für die Börse<br />

Netzinvestitionen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Stromversorger<br />

Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

2,7<br />

Damit gewerbliche Verbraucher wissen, welcher Strom gera<strong>de</strong><br />

fl ießt und wie viel er kostet, verknüpft Energieversorger<br />

EWE Windprognosen <strong>de</strong>s Dienstleisters Energy und Meteo<br />

Systems aus Ol<strong>de</strong>nburg mit <strong>de</strong>n Daten aus seinem regionalen<br />

Energiehan<strong>de</strong>l und überträgt die Informationen zu Tarif und<br />

Energieart über das örtliche DSL-Netz an die Anlagensteuerung.<br />

„Anhand <strong>de</strong>r präzisen Windprognosen können wir<br />

auf die Viertelstun<strong>de</strong> genau sagen, wann wie viel Strom aus<br />

Win<strong>de</strong>nergie im Netz sein wird“, erläutert Volker Diebel, Konzernsprecher<br />

bei <strong>de</strong>r EWE AG in Ol<strong>de</strong>nburg.<br />

Überschüssige Win<strong>de</strong>nergie wird in <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llregion Cuxhaven<br />

auf einem virtuellen Energiemarktplatz angeboten,<br />

<strong>de</strong>r nach einer erfolgreichen Testphase Mitte Januar offi ziell<br />

Quellen: BDEW, BNetzA; Stand: 12/2010<br />

Trotz <strong>de</strong>r seit einigen Jahren wie<strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n Investitionen in die Netzinfrastruktur gilt: Für ein mo<strong>de</strong>rnes Stromnetz, mit <strong>de</strong>m auch<br />

erneuerbare Energien effi zient genutzt wer<strong>de</strong>n können, ist ein Vielfaches <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen jährlichen Investitionen nötig.<br />

4,0<br />

3,6<br />

3,0<br />

2,4<br />

1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011*<br />

*2011: Planungsstand <strong>de</strong>r Unternehmen Frühjahr 2009<br />

56 ProFirma 05 2011<br />

2,2<br />

Solarinverter sind die Kraftwerke <strong>de</strong>r Solaranlage. Hier wird<br />

die Sonnenenergie in Strom transformiert und anschließend<br />

ins Netz eingespeist.<br />

1,7<br />

2,0<br />

2,4<br />

3,1<br />

3,6


als digitale Han<strong>de</strong>lsplattform für Strom gestartet ist. Jetzt erst<br />

wird sich auch bei <strong>de</strong>r Cuxhavener Kühlhaus GmbH zeigen,<br />

ob und wie viel das Unternehmen mit <strong>de</strong>r intelligenten Nutzung<br />

spart. In <strong>de</strong>r Testphase wur<strong>de</strong> nur virtuell gerechnet.<br />

Unternehmer wer<strong>de</strong>n lernen müssen, mit <strong>de</strong>n neuen Möglichkeiten<br />

umzugehen. Doch gera<strong>de</strong> wenn Strom teurer wird,<br />

zahlt es sich für sie aus, über intelligente Nutzungszeiten nachzu<strong>de</strong>nken.<br />

Erst im Februar hatte EU-Energiekommissar Günther<br />

Oettinger angekündigt, er erwarte <strong>de</strong>utlich höhere Strompreise.<br />

Der Grund: Der Ausbau <strong>de</strong>r europaweiten Energienetze<br />

muss fi nanziert wer<strong>de</strong>n. In einem von SAP veröffentlichten<br />

Whitepaper ist von rund 200 Milliar<strong>de</strong>n Euro die Re<strong>de</strong>.<br />

Erste Ergebnisse <strong>de</strong>r Feldtests in <strong>de</strong>n sechs Mo<strong>de</strong>llregionen<br />

zeigen, dass Privathaushalte mit einer intelligenten Energienutzung<br />

im Zusammenspiel mit dynamischen Tarifen etwa<br />

20 Prozent ihrer Stromkosten sparen könnten. Dafür müssten<br />

sie jedoch erst einmal in intelligent vernetzte Hausgeräte investieren,<br />

was sich <strong>de</strong>rzeit – rein monetär betrachtet – noch<br />

nicht lohnt. „Erst über neue Marktrollen, Tarifstrukturen und<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>lle entsteht <strong>de</strong>r Nutzen für die privaten und gewerblichen<br />

Verbraucher“, sagt Julia Benkert von <strong>de</strong>r B.A.U.M.<br />

Consult GmbH in München.<br />

In <strong>de</strong>r Cuxhavener Mo<strong>de</strong>llregion gibt es bereits einen „Event-<br />

Tarif“, <strong>de</strong>r Infos über einen beson<strong>de</strong>rs günstigen Strompreis<br />

auf ein Smartphone <strong>de</strong>r Versuchsteilnehmer schickt. Auch für<br />

Unternehmen wird es künftig wohl <strong>de</strong>utlich mehr und zeitlich<br />

gestaffelte Tarife geben. Seit Anfang 2011 sind die Energieversorger<br />

sogar verpfl ichtet, variable Strompreise anzubieten<br />

(EnWG § 40,3). „Die Tarifstruktur wird sich in je<strong>de</strong>m Fall<br />

än<strong>de</strong>rn“, sagt EWE-Sprecher Diebel.<br />

Eine Schlüsselrolle bei Smart Grid spielen Technologien und<br />

Verfahren, die uns aus <strong>de</strong>m Internet und <strong>de</strong>m Telekommunikationssektor<br />

vertraut sind: SIM-Karten beispielsweise,<br />

die nicht nur SMS zwischen Handys hin- und herschicken<br />

können, son<strong>de</strong>rn auch Datenpakete zwischen Maschinen<br />

und Anlagen; Software, die Daten in Echtzeit auswertet und<br />

Steuersignale über das mobile o<strong>de</strong>r kabelgebun<strong>de</strong>ne Internet<br />

weiterleitet; Smartphone-Apps, die Haushaltskun<strong>de</strong>n informieren,<br />

wann <strong>de</strong>r Strom gera<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs günstig ist und es<br />

sich lohnt, die Waschmaschine anzuschalten.<br />

Die Industrie erforscht außer<strong>de</strong>m weitere Möglichkeiten zur<br />

Stromspeicherung. Eine vielversprechen<strong>de</strong> Lösung könnte<br />

Wasserstoff sein, <strong>de</strong>r laut EU-Forschungsprogramm als Speichermedium<br />

für Strom aus erneuerbaren Energien grundsätzlich<br />

geeignet ist. Auch die Automobilhersteller sind gefragt:<br />

In <strong>de</strong>n intelligenten Energienetzen <strong>de</strong>r Zukunft könnte überschüssiger<br />

Strom in Elektroautos zwischengespeichert wer<strong>de</strong>n.<br />

Getankt wird, wenn die Sonne scheint. Den Fantasien<br />

und Visionen sind kaum Grenzen gesetzt.<br />

Dass sich auch die Unternehmen auf die verän<strong>de</strong>rten Voraussetzungen<br />

einstellen wer<strong>de</strong>n, steht für Markus Reitberger außer<br />

Frage. Er erwartet sich von <strong>de</strong>m Netzausbau und <strong>de</strong>r verstärkten<br />

Nutzung erneuerbarer Energien aber vor allem eins:<br />

„Dass ich meinen Betrieb und meinen Lebensstandard auch<br />

langfristig zu bezahlbaren Preisen aufrechterhalten kann.“<br />

ProFirma 05 2011<br />

INTERVIEW<br />

„Neues Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

für KMU“<br />

Dr. Uwe Hartmann, Vizepräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie<br />

mit Sitz in München, zur Stromproduktion<br />

in Deutschland.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE GERLINDE KÜSEL<br />

Herr Dr. Hartmann, wie ist die <strong>de</strong>utsche Stromproduktion<br />

heute organisiert?<br />

Hartmann: Mehr als 80 Prozent <strong>de</strong>s Stroms wird zentral in<br />

<strong>de</strong>n großen Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken erzeugt und<br />

über das überregionale Verteilnetz zu <strong>de</strong>n Verbrauchern<br />

transportiert.<br />

Nach <strong>de</strong>m Willen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung soll <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r erneuerbaren<br />

Energien in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahrzehnten steigen.<br />

Wird das dazu führen, dass die Stromproduktion künftig<br />

eher <strong>de</strong>zentraler wird?<br />

Hartmann: Auf je<strong>de</strong>n Fall. Wir haben heute bereits weit mehr<br />

als eine Million Photovoltaikanlagen in Deutschland. Deren<br />

Leistungsvermögen entspricht in etwa <strong>de</strong>r installierten Leistung<br />

von 17 Atomkraftwerken. Wir schätzen, dass bis zum<br />

Jahr 2020 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von<br />

rund 50.000 Megawatt (das entspricht in etwa <strong>de</strong>r Leistung<br />

von 40 Atomkraftwerken, Anm. d. Red.) hinzukommen.<br />

Welche Möglichkeiten haben Unternehmen in diesem Szenario<br />

zukünftig?<br />

Hartmann: Die Eigenstromverbrauchsregelung im EEG sieht<br />

vor, dass Betreiber von Photovoltaikanlagen eine Son<strong>de</strong>rvergütung<br />

erhalten, wenn sie einen möglichst großen Anteil <strong>de</strong>s<br />

erzeugten Stroms gleich selbst verbrauchen. Da eröffnet sich<br />

ein neues Geschäftsmo<strong>de</strong>ll für KMU. Die Situation wird umso<br />

besser, je höher die konventionellen Strompreise sind.<br />

profi rma<br />

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57


IT & Investition – Software<br />

Büroanwendungen<br />

Welches Offi ce ist das beste?<br />

Microsoft dominiert mit seinen Offi ce-Anwendungen seit mehr als einem Jahrzehnt<br />

<strong>de</strong>n Weltmarkt. Inzwischen gibt es aber zahlreiche kostenfreie Alternativen fürs Büro.<br />

Für wen lohnt sich ein Umstieg? VON JÜRGEN CHRIST<br />

Ob für Geschäftsbriefe, Preiskalkulationen<br />

o<strong>de</strong>r Verkaufspräsentationen:<br />

Je<strong>de</strong> Firma braucht Büroanwendungen.<br />

Die meisten Unternehmen setzen<br />

dabei auf Microsoft Offi ce. Es gibt jedoch<br />

auch an<strong>de</strong>re Möglichkeiten, etwa<br />

die kostenfreie Open-Source-Software<br />

OpenOffi ce.org, die etwa bei <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Leipziger Existenzgrün<strong>de</strong>rn Jana Schlegel<br />

und Thomas Kujawa im Einsatz ist.<br />

Sie hatten nach einer preisgünstigeren<br />

Lösung anstelle von MS Offi ce gesucht,<br />

das sie zuvor stets verwen<strong>de</strong>t hatten. „Es<br />

war keine große Umstellung“, berichtet<br />

Thomas Kujawa, Prokurist <strong>de</strong>r Familienfreund<br />

KG, die Dienstleistungen für<br />

Unternehmen anbietet, um Beruf und<br />

Familie in Einklang zu bringen. „Ich<br />

nutzte zwar bestimmte Funktionen bei<br />

Excel, aber in <strong>de</strong>r Regel arbeitet man im<br />

Alltag ohnehin nur mit Basisfunktionen<br />

wie Sortierung o<strong>de</strong>r Formatierung.“<br />

Bürostandard MS Offi ce<br />

Microsoft dominiert seit <strong>de</strong>r ersten<br />

Offi ce-Version <strong>de</strong>n Weltmarkt. Zu <strong>de</strong>n<br />

Büroanwendungen <strong>de</strong>s Pakets, auch als<br />

Offi ce Suite bezeichnet, gehören seit<br />

1989, <strong>de</strong>r ersten Veröffentlichung für<br />

Apple-Computer, die Textverarbeitung<br />

Word, die Tabellenkalkulation Excel sowie<br />

das Präsentationsprogramm Powerpoint.<br />

1990 erschien die erste Windows-<br />

Variante. Auf vielen PC und Notebooks,<br />

die bei Discountern erhältlich sind, ist<br />

heute eine MS Offi ce-Basisversion o<strong>de</strong>r<br />

Testversion vorinstalliert.<br />

Der Internet-Dienstleister Webmasterpro.<strong>de</strong><br />

ermittelte im vergangenen Jahr<br />

mit einer neuen Metho<strong>de</strong> die installierte<br />

Büro-Software von mehr als einer Million<br />

<strong>de</strong>utschsprachiger Internet-Nutzer.<br />

Demnach dominiert MS Offi ce mit rund<br />

72 Prozent <strong>de</strong>n Desktop, gefolgt von<br />

OpenOffi ce.org und Staroffi ce – aus<br />

<strong>de</strong>m OpenOffi ce.org hervorging – mit<br />

21,5 Prozent. Weit abgeschlagen bringen<br />

es WordPerfect Offi ce auf 2,7 Prozent<br />

und Apple iWork auf 1,4 Prozent.<br />

„Der Erfolg und die Marktdominanz<br />

„An <strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>r Marktführerschaft von<br />

Microsoft Offi ce wird sich so schnell nichts än<strong>de</strong>rn.“<br />

MICHAEL WOLF, MARKETINGBERATER, MÜNCHEN<br />

von MS Offi ce beruhen darauf, dass<br />

Microsoft <strong>de</strong>n Markt zuerst besetzt und<br />

auch kommunikativ tief durchdrungen<br />

hat. Von <strong>de</strong>m daraus entstan<strong>de</strong>nen<br />

Image als Markt- und Technologieführer<br />

profi tiert Microsoft noch heute.<br />

„Das Geheimnis liegt eher im gefühlten<br />

Standard. Daran wird sich so schnell<br />

nichts än<strong>de</strong>rn“, erklärt <strong>de</strong>r Münchener<br />

Marketingberater Michael Wolf. So<br />

konnte das kostenfreie OpenOffi ce.org<br />

2010 nur drei Prozent zulegen.<br />

Zunehmen<strong>de</strong>r Beliebtheit erfreut sich<br />

OpenOffi ce.org vor allem bei Selbstständigen<br />

und Freiberufl ern. „Bei kleinen<br />

Firmen ist <strong>de</strong>r Umstieg wesentlich<br />

unproblematischer, vor allem wenn das<br />

Offi ce-Paket nur für einfache Tabellen,<br />

Texte und Mail-Funktionen genutzt<br />

wird“, konstatiert Manuel Schreiber, Redakteur<br />

<strong>de</strong>s Computermagazins Chip.<br />

An<strong>de</strong>rs schaue es in größeren Unternehmen<br />

aus. „Vor einem Umstieg sollte<br />

man nicht nur die Lizenzkosten im<br />

58 ProFirma 05 2011<br />

Foto: privat


Verbreitung<br />

Offi ce-Lösungen<br />

2010<br />

21,5 %<br />

OpenOffi ce, StarOffi ce ...<br />

Quelle: Webmasterpro-Untersuchung 2010<br />

2,7 %<br />

WordPerfect Offi ce<br />

ProFirma 05 2011<br />

1,4 %<br />

Apple iWork<br />

Auge haben, die etwa bei Open-Source-<br />

Lösungen wegfallen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n gesamten<br />

Migrationsprozess. Das fängt<br />

schon bei <strong>de</strong>n bereits vorhan<strong>de</strong>nen Dokumenten<br />

an. Das Unternehmen muss<br />

prüfen, ob wichtige Makros auch in <strong>de</strong>m<br />

Alternativprogramm funktionieren, ob<br />

Software von Drittherstellern MS Offi<br />

ce voraussetzen und welche Pakete die<br />

Alternative überhaupt umfasst“, sagt<br />

Schreiber. Weil etwa OpenOffi ce.org<br />

keinen integrierten Mail-Client habe,<br />

müsse zusätzlich ein E-Mail-Programm<br />

wie Thun<strong>de</strong>rbird eingerichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Kurzfristig muss sich nach Schreibers<br />

Ansicht ein größeres Unternehmen sogar<br />

darauf einstellen, dass <strong>de</strong>r Umstieg<br />

wesentlich teurer wird als eine Lizenzverlängerung,<br />

da man zum Beispiel eine<br />

Testumgebung aufbauen und Mitarbeiter<br />

schulen müsse. Entschei<strong>de</strong>nd sei<br />

Microsoft Offi ce<br />

72,0 %<br />

0,3 %<br />

Softmaker Offi ce<br />

0,3 %<br />

KOffi ce 1.6<br />

auch, ob teambasiertes Arbeiten eine<br />

Rolle spiele. Microsoft Offi ce 2010 erlaubt<br />

es, dass mehrere Personen gleichzeitig<br />

eine Datei bearbeiten, zusammen<br />

chatten, off- und online arbeiten.<br />

Offi ce-Lösungen im Mittelstand<br />

Der Gütersloher Familienkonzern<br />

Westafl ex setzt seit Jahren konsequent<br />

auf Open Source. Die Notebooks <strong>de</strong>r<br />

Außendienstmitarbeiter wur<strong>de</strong>n zunächst<br />

mit Staroffi ce und später mit<br />

PortableOpenOffi ce.org auf USB-Sticks<br />

ausgerüstet. „Bei <strong>de</strong>n freien Han<strong>de</strong>lsvertretern<br />

konnten wir nur begrenzt<br />

Einfl uss nehmen auf <strong>de</strong>n installierten<br />

Software-Bestand – <strong>de</strong>shalb wählten<br />

wir PortableOpenOffi ce.org“, erklärt<br />

Klaus Polke, Vertriebsleiter <strong>de</strong>r Westafl<br />

ex-Gruppe. Eine große Akzeptanz ge-<br />

lang jedoch erst mit <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>s<br />

Buches „OpenOffi ce.org Espresso“ aus<br />

<strong>de</strong>m Franzis Verlag. Je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r knapp<br />

200 Mitarbeiter erhielt dieses Taschenbuch<br />

mit CD zur Nutzung in Schule, Familie<br />

und Freizeit. Die Erstellung einer<br />

privaten Geburtstagseinladung wur<strong>de</strong><br />

damit so einfach wie die Kreation eines<br />

Werbe-Flyers im Büro. „Wir fühlen uns<br />

pu<strong>de</strong>lwohl mit OpenOffi ce.org“, so Geschäftsführer<br />

Jan Westerbarkey.<br />

Das Unternehmen Montanhydraulik<br />

ging <strong>de</strong>n umgekehrten Weg. Mit neun<br />

Standorten weltweit braucht <strong>de</strong>r Hersteller<br />

von Hydraulikzylin<strong>de</strong>rn, -motoren<br />

und -ventilen eine reibungslose interne<br />

und externe Kommunikation. Bei<br />

<strong>de</strong>r Software-Lösung auf Open-Source-<br />

Basis mussten die Mitarbeiter verschie<strong>de</strong>ne<br />

Programme einsetzen, auch fehlte<br />

eine mobile Lösung. Montanhydraulik<br />

ersetzte OpenOffi ce.org durch Microsoft<br />

Offi ce Small Business 2007 mit<br />

einem Exchange-Server, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n mobilen<br />

Zugang zu E-Mails, Terminen und<br />

Kontakten ermöglicht. „Es zeigte sich,<br />

dass Messaging-Lösungen auf Linux-<br />

Basis gar nicht so günstig waren wie angenommen“,<br />

berichtet IT-Leiter Harald<br />

Richter. Für die Administratoren verringerte<br />

sich nun <strong>de</strong>r Aufwand.<br />

„Auf Probleme stoßen wir nach <strong>de</strong>m<br />

Umstieg auf OpenOffi ce.org höchstens<br />

beim Dokumentenaustausch mit an<strong>de</strong>ren<br />

Unternehmen, die beispielsweise<br />

ein Original-Word einsetzen“, berichtet<br />

<strong>de</strong>r Leipziger Unternehmer Thomas<br />

Kujawa. Anwen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Offi ce-Pakete klagen im Internet häufi g<br />

über Formatprobleme zwischen MS Offi<br />

ce und kostenfreien Open-Source-Paketen,<br />

aber auch unter einzelnen Offi ce-<br />

Versionen, etwa für Mac und Windows.<br />

Laut Microsoft sollen die Schwierigkeiten<br />

bei Mac-Computern mit <strong>de</strong>r En<strong>de</strong><br />

2010 erschienenen Microsoft Offi ce<br />

für Mac 2011 behoben sein. Gleiches<br />

gilt bei <strong>de</strong>r Implementierung <strong>de</strong>s<br />

ISO-standardisierten OOXML-Formats<br />

bei Offi ce 2010 für Windows-Rechner.<br />

Aber: OOXML ist zwar ein genormtes,<br />

aber eben wie<strong>de</strong>r nur ein Microsoft-eigenes<br />

Format, das sich gegen <strong>de</strong>n weitverbreiteten<br />

„Open-Document-Format“-<br />

Standard (ODF) für Bürodokumente<br />

59


IT & Investition – Software<br />

nicht durchsetzen konnte. Wie bei <strong>de</strong>r<br />

rasanten Verbreitung <strong>de</strong>s Webbrowsers<br />

Mozilla Firefox, <strong>de</strong>r Microsofts Internet-<br />

Explorer <strong>de</strong>n Spitzenrang ablief, setzt<br />

sich die weltweite Open-Source-Bewegung<br />

mit ODF durch, was sogar Microsoft-Technikchef<br />

Stuart McKee schon<br />

2008 eingestehen musste.<br />

Es sind aber nicht nur die Formate für<br />

Texte, Tabellen o<strong>de</strong>r Präsentationen, die<br />

Anwen<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Umstieg erschweren.<br />

„Wir bei Microsoft implementieren verabschie<strong>de</strong>te<br />

Standards. Manche Open-<br />

Source-Angebote verwen<strong>de</strong>n Dateiformate,<br />

die schon intensiv diskutiert<br />

wer<strong>de</strong>n, aber noch nicht verabschie<strong>de</strong>t<br />

sind“, erklärt Oliver Gronau, Direktor<br />

<strong>de</strong>r Business Group Information Worker<br />

bei Microsoft Deutschland. Wer<strong>de</strong><br />

ein Dokument dann abgespeichert und<br />

auf einem an<strong>de</strong>ren System wie<strong>de</strong>r geöffnet,<br />

könne das ein Grund für Inkompatibilitäten<br />

sein, ebenso wie Makros.<br />

Offi ce-Anwendungen im Web<br />

Auch Google bietet mit seiner Webapplikation<br />

„Google Docs“ scheinbar eine<br />

Offi ce-Alternative, mit <strong>de</strong>r Dokumente<br />

unter mehreren Nutzern bearbeitet wer<strong>de</strong>n<br />

können. Doch sind diese webbasierten<br />

Lösungen, die auch Microsoft unter<br />

<strong>de</strong>r Bezeichnung „Offi ce Web Apps“<br />

anbietet, kein Ersatz für lokal installierte<br />

Büro-Software. „Die Offi ce Web<br />

Apps sind keine Alternative, son<strong>de</strong>rn<br />

eine funktional reduzierte Ergänzung<br />

<strong>de</strong>r lokal installierten Vollversionen von<br />

Offi ce 2010“, erklärt Oliver Gronau von<br />

MEHR WISSEN ONLINE<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

Weitere Informationen und Fachbeiträge<br />

haben wir als Dossier für Sie auf<br />

www.profi rma.<strong>de</strong> zusammengestellt.<br />

Dort fi n<strong>de</strong>n Sie unter an<strong>de</strong>rem:<br />

> Die Qual <strong>de</strong>r Wahl: So fi n<strong>de</strong>n Sie die<br />

richtige Offi ce-Lösung<br />

> Diese Möglichkeiten bietet MS Offi ce<br />

> Fachbeitrag: Geschäftsbericht erstellen<br />

Lesen Sie mehr unter<br />

www.profi rma.<strong>de</strong>/knowledgeStart<br />

Microsoft. Es gehe dabei darum, auch<br />

unterwegs auf im Web gespeicherte<br />

Dokumente zu greifen zu können und<br />

sie zu aktualisieren. Gronau: „Es geht<br />

auch etwas mehr, aber die Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

ihre Verkaufspräsentation weiterhin<br />

am PC o<strong>de</strong>r Notebook erstellen.“<br />

Fazit: Vor einem Umstieg ist zu beachten,<br />

welche Anwendungen überhaupt<br />

notwendig sind und ob vorhan<strong>de</strong>ne und<br />

noch benötigte Dokumente mit selbst<br />

erstellten Makros konvertierbar sind.<br />

Zusatzfunktionen wie das Bearbeiten<br />

von <strong>PDF</strong>-Dokumenten bieten nur weni-<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Offi ce-Lösungen<br />

ge Programme, etwa das rund 400 Euro<br />

teure WordPerfect. Weitere Optionen<br />

stehen bevor: Zum Beispiel das neue<br />

Open-Offi ce-Derivat LibreOffi ce. Führen<strong>de</strong><br />

Mitglie<strong>de</strong>r von OpenOffi ce.org<br />

verließen im vorigen Herbst das Projekt<br />

aufgrund <strong>de</strong>s nachlassen<strong>de</strong>n Engagements<br />

<strong>de</strong>s Software-Herstellers Oracle<br />

und kündigten die Gründung einer<br />

unabhängigen Stiftung an. LibreOffi ce<br />

soll künftig in Linux-Distributionen wie<br />

Ubuntu o<strong>de</strong>r Fedora sogar OpenOffi ce.<br />

org ablösen. Die neue Version erscheint<br />

Anfang Mai.<br />

Microsoft Offi ce<br />

Der Platzhirsch: Die neue Home & Business Edition von MS Offi ce 2010 (Windows) umfasst Textverarbeitung,<br />

Tabellenkalkulation, Präsentation und Outlook (E-Mail, Kontakte, Termine, Aufgaben) sowie<br />

OneNotes (Informationsmanagement). Die Lizenz für einen Benutzer und zwei Installationen (auf einem<br />

PC und Notebook) ist ab 250 Euro erhältlich. Die mobile Version von Microsoft Offi ce ist speziell für Mobiltelefone<br />

mit Windows Mobile programmiert wor<strong>de</strong>n. Zum Standardumfang gehören die drei Komponenten<br />

Word Mobile, Excel Mobile und PowerPoint Mobile. Info: offi ce.microsoft.com<br />

OpenOffi ce.org<br />

Der Hauptkonkurrent: Kostenfreie Open-Source-Software mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation,<br />

Zeichnen und Datenbank. OpenOffi ce.org verwen<strong>de</strong>t das standardisierte Format ODF, kann aber<br />

auch MS Offi ce-Formate einlesen und speichern – sowie <strong>PDF</strong>-Dokumente erzeugen. Info: openoffi ce.org<br />

LibreOffi ce<br />

Der Frischling: Unter <strong>de</strong>n Linux-Distributionen löst LibreOffi ce künftig OpenOffi ce.org ab. LibreOffi ce läuft<br />

unter allen Betriebssystemen wie Windows, Mac OS X und Linux. Die nächste große Veröffentlichung mit<br />

Version 3.4 soll Anfang Mai erfolgen. Im Gegensatz zu OpenOffi ce.org, das von Oracle unterstützt wird,<br />

soll LibreOffi ce – ähnlich wie bei Mozilla Firefox – von einer Stiftung getragen wer<strong>de</strong>n.<br />

Info: <strong>de</strong>.libreoffi ce.org<br />

WordPerfect Offi ce<br />

Für <strong>PDF</strong>-Freun<strong>de</strong>: Mit etwas mehr als 400 Euro die Alternative zu Adobe Distiller und Microsoft Offi ce.<br />

WordPerfect, in <strong>de</strong>r neuen Version bisher nur in Englisch verfügbar, bietet zusätzliche Instrumente<br />

zur Bearbeitung von <strong>PDF</strong>-Dokumenten. Es unterstützt Microsofts OOXML-, aber auch ODF-Dokumente.<br />

Info: corel.com<br />

iWork<br />

Für Apple-Fans: Ein Gegenstück zu MS Offi ce ab 79 Euro. Enthaltene Programme: Pages (Text), Numbers<br />

(Tabellen) und Keynote (Präsentation). Mit einem Zugang zu iwork.com ist Teilen mit an<strong>de</strong>ren Nutzern<br />

möglich. Kompatibel zu MS Offi ce-Formaten und ODF.<br />

NeoOffi ce<br />

Für OpenOffi ce.org- und Apple-Fans: NeoOffi ce ist ein Mac-Derivat von OpenOffi ce.org mit <strong>de</strong>n Eigenschaften<br />

und <strong>de</strong>m Aussehen eines typischen Mac-Programms. NeoOffi ce Mobile erlaubt die Speicherung<br />

<strong>de</strong>r Dokumente auf sicheren Servern und erleichtert somit <strong>de</strong>n Zugriff von verschie<strong>de</strong>nen Macs o<strong>de</strong>r<br />

Smartphones. Info: neooffi ce.org<br />

Calligra Suite (vormals KOffi ce)<br />

Für Linux-KDE-Anwen<strong>de</strong>r: Leistungsstarkes, kostenfreies Büro-Paket mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation,<br />

Präsentation, Datenbank, Flussdiagramme, Editor für Vektorgrafi ken, Bildbearbeitung und Projektmanager.<br />

Unterstützt wie OpenOffi ce.org gängige Dokumentenformate. Info: www.calligra-suite.org<br />

PortableApps<br />

Die mobile Open-Source-Alternative: PortableApps ist ein Paket mit mehreren Programmen, darunter<br />

auch mit <strong>de</strong>n Offi ce-Paketen OpenOffi ce.org und LibreOffi ce. Eine Installation ist nicht erfor<strong>de</strong>rlich, die<br />

Programme können direkt vom USB-Stick gestartet wer<strong>de</strong>n. Info: portableapps.com/<strong>de</strong><br />

Google Documents<br />

Mobile Ergänzung fürs Team: Mit dieser rein webbasierten und kostenfreien Variante können Nutzer<br />

Texte, Tabellen, Präsentationen, Zeichnungen und Galerien erstellen und mit an<strong>de</strong>ren Internet-Nutzern<br />

teilen. Die Dokumente können anschließend im ODF- o<strong>de</strong>r Microsoft-Format, aber auch als <strong>PDF</strong> heruntergela<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Info: docs.google.com<br />

Tipps zum Arbeiten mit MS Offi ce und OpenOffi ce.org: offi cewissen.net<br />

Übersicht über alle <strong>de</strong>rzeitigen Offi ce-Pakete: <strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Offi ce-Paket<br />

60 ProFirma 05 2011


Die Online-Messe für CRM-Software.<br />

Veranstaltungsort:<br />

Picknick<strong>de</strong>cke<br />

Veranstaltungszeit:<br />

Montag, 17:20 Uhr<br />

,<br />

Messe to Go<br />

acquisa-crm-expo.<strong>de</strong><br />

Fachwissen, Anbieterübersicht, Produktinfos und alles, was Sie schon immer<br />

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IT & Investition – Kolumne<br />

Cole's Corner<br />

Digitale Kleinstaaterei<br />

Neulich hatte ich mal wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n historischen Weltatlas in <strong>de</strong>r<br />

Hand und habe mit leichtem Schmunzeln die Deutschlandkarte<br />

von 1795 betrachtet, als es mehr als 300 Kleinfürstentümer<br />

gab, was aussah wie ein ziemlich bunter Flickenteppich.<br />

Das ist zum Glück ja längst Geschichte, aber wenn wir Pech<br />

haben, droht so etwas Ähnliches im Internet.<br />

Das globale Netz verspricht grenzenlose Kommunikation,<br />

und das gilt ganz beson<strong>de</strong>rs für das Thema Cloud Computing:<br />

Statt meine Daten auf <strong>de</strong>r heimischen Festplatte abzulegen,<br />

soll ich sie <strong>de</strong>mnächst irgendwo auf frem<strong>de</strong>n Servern speichern,<br />

wo sie von einem „Provi<strong>de</strong>r“ sicher verwahrt und mir<br />

bei Bedarf je<strong>de</strong>rzeit und an je<strong>de</strong>m Ort <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zur Verfügung<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> mittelständische Firmen versprechen<br />

sich von <strong>de</strong>r Computer-Wolke riesige Kostenvorteile, <strong>de</strong>nn sie<br />

müssen nicht mehr selbst teure IT-Abteilungen unterhalten,<br />

sich dauernd um Updates und Backups kümmern und ständig<br />

Angst haben, dass beim nächsten Hochwasser <strong>de</strong>r Serverraum<br />

im Keller vollläuft – so wie seinerzeit in Dres<strong>de</strong>n, als Tausen<strong>de</strong><br />

von Computern in <strong>de</strong>n Fluten <strong>de</strong>r Elbe versanken.<br />

Doch die Cloud-Provi<strong>de</strong>r haben wohl die Rechnung ohne <strong>de</strong>n<br />

Wirt gemacht, sprich ohne die Datenschützer. In Europa gilt<br />

nämlich die europäische Datenschutzrichtlinie von 1995. Und<br />

da steht explizit drin, dass personenbezogene Daten nicht das<br />

Gebiet <strong>de</strong>r EU verlassen dürfen. Wenn doch, dann drohen<br />

Geldstrafen von bis zu 300.000 Euro.<br />

Das alles beweist nur, dass <strong>de</strong>m angeblich so „grenzenlosen<br />

Internet“ in Wirklichkeit doch zum Teil recht enge Grenzen<br />

gesetzt sind. „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum“,<br />

hat mir neulich <strong>de</strong>r Chef <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samts für Informationssicherheit<br />

(BSI), Michael Hange, gesagt, als ich ihn bei einer<br />

Pressekonferenz nach <strong>de</strong>r grenzenlosen Online-Freiheit<br />

Von Tim Cole<br />

Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />

mehrerer Elektronikzeitschriften<br />

ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />

Thema E-Commerce.<br />

Info: www.cole.<strong>de</strong><br />

fragte. Und das ist an<strong>de</strong>rerseits ja auch irgendwie beruhigend.<br />

Das wissen natürlich auch die Cloud-Betreiber, und einige haben<br />

auch schon reagiert, wie ich neulich in einem Vortrag von<br />

Amazon gehört habe. Dort hat man das Problem auf sehr elegante<br />

Art und Weise gelöst, in<strong>de</strong>m man einfach eine zweite,<br />

nämlich eine europäische Cloud geschaffen hat. Sie wird von<br />

Dublin aus betrieben, und Amazon garantiert seinen Kun<strong>de</strong>n,<br />

dass die Daten niemals die Grenzen Europas verlassen. Der<br />

Referent hat auch erklärt, wie das geht, aber das war mir, ehrlich<br />

gesagt, viel zu hoch. Es geht dabei um Dinge wie „regionale<br />

IP-Adressen“ und an<strong>de</strong>res, aber im Grun<strong>de</strong> kann mir das<br />

als Kun<strong>de</strong> ja völlig wurscht sein, Hauptsache Amazon gibt mir<br />

schriftlich, dass alles rechtskonform ist und nichts schiefgehen<br />

kann.<br />

Aber wenn Europa seine eigene Cloud bekommt, was ist dann<br />

mit an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>ren Rechtssystem an<strong>de</strong>rs gestrickt ist<br />

als das unsere? China zum Beispiel o<strong>de</strong>r Russland? Neulich<br />

ging die Nachricht durch die Gazetten, dass die indische Regierung<br />

vom Blackberry-Hersteller RIM einen „Nachschlüssel“<br />

verlangt, damit die dortigen Behör<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n verschlüsselten<br />

Datenverkehr zugreifen können, <strong>de</strong>r über diese Geräte<br />

läuft – und zwar wann immer <strong>de</strong>r indische Staatsanwalt das<br />

will. Was, wenn die In<strong>de</strong>r auf die I<strong>de</strong>e kommen, eine eigene<br />

Cloud zu verlangen?<br />

Und was, wenn erst die richtig exotischen Län<strong>de</strong>r nachziehen:<br />

Diktaturen in Nordafrika, Monarchien auf <strong>de</strong>r arabischen<br />

Halbinsel – o<strong>de</strong>r gar landwirtschaftlich geprägte, infrastrukturell<br />

kaum erschlossene Gebiete unter Verwaltungsaufsicht.<br />

Bayern zum Beispiel. Was machen wir <strong>de</strong>nn, wenn <strong>de</strong>r Freistaat<br />

seine Mia-san-mia-Mentalität auch im Netz beweisen<br />

will? Eine Wolke in weiß-blau?<br />

62 ProFirma 05 2011


Klein & kompakt<br />

DER LEXMARK C792DE ist ein zuverlässiger<br />

Farblaserdrucker für mittelgroße Arbeitsgruppen,<br />

<strong>de</strong>r ein stabiles Design mit einer<br />

herausragen<strong>de</strong>n Medienhandhabung verbin<strong>de</strong>t.<br />

Der 10,9 Zentimeter große, intuitive<br />

Farb-Touchscreen sorgt für eine einfache<br />

Bedienbarkeit. Durch vorinstallierte Anwendungslösungen<br />

von Lexmark lassen<br />

sich Arbeitsprozesse erheblich vereinfachen.<br />

Weiterer Pluspunkt: Die ergiebige<br />

Druckkassette schafft bis zu 20.000 Seiten.<br />

Der Preis: ab 1.491 Euro. www.lexmark.<strong>de</strong><br />

Gut & günstig<br />

ProFirma 05 2011<br />

Zuverlässig zu Papier<br />

DER DELL 2155CDN ist die preiswerte Variante für kleine Unternehmen<br />

und Arbeitsgruppen. Das praktische All-in-One-Gerät<br />

meistert <strong>de</strong>n schnellen Farbdruck genauso wie Kopieren, Faxen<br />

und Scannen. Der automatische, beidseitige Duplexdruck<br />

hilft dabei, Druckkosten zu sparen. Die fortschrittliche Farblaser-Drucktechnologie<br />

liefert Farbdrucke in hoher Qualität.<br />

Mit <strong>de</strong>r automatischen Farbraum- und Bildkorrektur lassen<br />

sich klare Grafi ken, Texte und Fotos in natürlichen Farben erzeugen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Kontrolle <strong>de</strong>r niedrigen Druckkosten pro Seite<br />

unterstützt die Software ColourTrack 2.1, mit <strong>de</strong>r auch<br />

<strong>de</strong>r Benutzerzugriff auf Farbdruckfunktionen gesteuert wird.<br />

Der Preis: ab 636 Euro. www.<strong>de</strong>ll.<strong>de</strong><br />

Schnell & produktiv<br />

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Drucker mit umfangreichen<br />

Sicherheitsfunktionen, hoher<br />

Druckgeschwindigkeit (bis 50<br />

Seiten pro Minute) und fl exibler<br />

Kapazitätserweiterung über verschie<strong>de</strong>ne Ausgabeoptionen.<br />

Dank <strong>de</strong>r Instant-on-Technologie entfallen lange Wartezeiten,<br />

was die Produktivität von Arbeitsgruppen erhöht. Abgerun<strong>de</strong>t<br />

wird das Profi l durch einen leistungsfähigen 540-MHz-<br />

Prozessor und verschie<strong>de</strong>ne Erweiterungsmöglichkeiten.<br />

Der Preis: ab 879 Euro. www.hp.com<br />

Fotos: Hersteller<br />

63


IT & Investition – Transport und Logistik<br />

Kontraktlogistik<br />

Schneller, höher, weiter<br />

Logistikprozesse verschlingen oftmals mehr als zehn Prozent <strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />

<strong>de</strong>r meisten Produkte. Um Kosten zu sparen, lagern immer mehr Unternehmen interne<br />

Abläufe an Kontraktlogistiker aus. VON HEINZ SIEBOLD<br />

Logistikfi rmen übernehmen heute mehr als <strong>de</strong>n reinen Warentransport.<br />

Die meisten Männer in <strong>de</strong>r Produktion<br />

<strong>de</strong>s Automobilzulieferers Vibracoustic<br />

in Neuenburg tragen blau. Sie stehen<br />

an ihren Maschinen und nehmen kaum<br />

Notiz von <strong>de</strong>n etwa 35 grün geklei<strong>de</strong>ten<br />

Männern und <strong>de</strong>m kleinen Bähnlein, das<br />

zwischen Produktionshalle und Lager<br />

hin und her fährt. Selbst wenn <strong>de</strong>r Routenzug,<br />

so <strong>de</strong>r offi zielle Name, direkt<br />

an ihrem Arbeitsplatz hält und einer<br />

<strong>de</strong>r emsigen grünen Helfer Teile ablädt,<br />

unterbrechen die Vibracoustic-Männer<br />

ihre Arbeit kaum einmal. Das müssen<br />

sie auch nicht, <strong>de</strong>nn was sie brauchen,<br />

wird prompt angeliefert – von <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

eines externen Logistikunternehmens.<br />

Nicht nur die Portionierung<br />

<strong>de</strong>r zu montieren<strong>de</strong>n Teile, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die Verpackung und das Herrichten<br />

<strong>de</strong>r Gebin<strong>de</strong> von Fertigprodukten<br />

für <strong>de</strong>n Versand an die jeweilige Autofabrik<br />

übernimmt <strong>de</strong>r Dienstleister.<br />

„Wir haben die komplette interne Logistik<br />

unseres Kun<strong>de</strong>n übernommen<br />

und optimiert“, sagt Daniel Wiesler.<br />

Er ist Geschäftsführer <strong>de</strong>r KD-Project-<br />

Consulting, einem Tochterunternehmen<br />

<strong>de</strong>r Dischinger-Gruppe aus Ehrenkirchen<br />

bei Freiburg. Wieslers Aufgabe<br />

ist es, die Logistikprobleme seiner Kun<strong>de</strong>n<br />

zu beheben und Prozesse zu optimieren.<br />

Bei <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong>nberg-Tochter<br />

Vibracoustic sieht das so aus: Dischingers<br />

KD-Project-Consulting hat mit<br />

<strong>de</strong>m Automobilzulieferer nicht nur die<br />

Wege <strong>de</strong>r an- und ausgelieferten Teile<br />

bis zur La<strong>de</strong>rampe analysiert und optimiert,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die internen Pfa<strong>de</strong><br />

zwischen <strong>de</strong>m Lager und <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Montageschritten.<br />

Die Arbeitssicherheit verbessern<br />

Begonnen hat die Zusammenarbeit<br />

vor etwas mehr als zehn Jahren, als<br />

Vibracoustic die Logistik ausschrieb.<br />

Natürlich mit <strong>de</strong>m klaren Ziel, einen<br />

or<strong>de</strong>ntlichen Block von 20 Prozent <strong>de</strong>r<br />

bisherigen Logistikkosten einzusparen.<br />

Aber auch, „um sich auf die Kernkompetenz<br />

zu konzentrieren“, betont<br />

Roland Lampp, Logistikleiter <strong>de</strong>s Vibracoustic-Werks<br />

in Neuenburg. „Wir<br />

wollten vor allem <strong>de</strong>n Staplerverkehr<br />

aus <strong>de</strong>r Produktion heraus haben, um<br />

die Arbeitssicherheit zu verbessern.“<br />

Neben <strong>de</strong>r Kosteneinsparung stand<br />

privat<br />

auch die Qualitätsverbesserung auf Fotos:<br />

64 ProFirma 05 2011


<strong>de</strong>r Agenda. Vor allem die Fehlerquote<br />

sollte reduziert wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn diese<br />

wirkt sich bei einem Zulieferer auf die<br />

Zertifi zierung aus – und darauf achten<br />

Hersteller. „Wir haben zunächst einmal<br />

Wildwuchs beseitigt und die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Lieferstationen im Werksgelän<strong>de</strong><br />

auf einen einzigen Flaschenhals konzentriert“,<br />

erklärt Florian Hofmann,<br />

<strong>de</strong>r KD-Projektleiter vor Ort. „Dadurch<br />

haben wir mehr Transparenz geschaffen<br />

und die Qualität <strong>de</strong>r logistischen<br />

Bewegungen verbessert.“ Die Reklamationen<br />

über fehlgeleitete Sendungen<br />

seien dadurch radikal zurückgegangen.<br />

Mit <strong>de</strong>r Einführung eines Staplerleitsystems<br />

wur<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m viele Wege<br />

eingespart. Früher waren die Staplerfahrer<br />

pro Schicht viereinhalb Kilometer<br />

unterwegs, heute legen die Fahrer<br />

nicht einmal die Hälfte <strong>de</strong>r Strecke zurück.<br />

Diese Effi zienz macht sich direkt<br />

bezahlt: Während früher 25 Stapler bei<br />

Vibracoustic im Einsatz waren, sind<br />

es heute nur noch 20. Bei einem Preis<br />

von rund 30.000 Euro pro Gerät ist das<br />

ProFirma 05 2011<br />

NÜTZLICHE ADRESSEN<br />

UND KONTAKTE<br />

Bun<strong>de</strong>svereinigung Logistik:<br />

www.bvl.<strong>de</strong><br />

DSLV Deutscher Speditions-<br />

und Logistikverband:<br />

dslv.org<br />

Bun<strong>de</strong>sverband Güterkraftverkehr<br />

Logistik und Entsorgung (BGL):<br />

www.bgl-ev.<strong>de</strong>/web/daten/in<strong>de</strong>x.<br />

htm<br />

Fraunhofer-Arbeitsgruppe für<br />

Supply Chain Services SCS<br />

www.scs.fraunhofer.<strong>de</strong>/<br />

ein Posten, bei <strong>de</strong>m sich Einsparungen<br />

<strong>de</strong>utlich lohnen.<br />

Der Kun<strong>de</strong> ist zufrie<strong>de</strong>n – und <strong>de</strong>nkt bereits<br />

weiter: „Was in Neuenburg <strong>de</strong>rzeit<br />

als Mo<strong>de</strong>llprojekt durchgeführt wird,<br />

soll überall bei Vibracoustic Standard<br />

wer<strong>de</strong>n“, sagt Logistikleiter Lampp. 80<br />

Prozent <strong>de</strong>r Vulkanisierung und ein<br />

großer Teil <strong>de</strong>r Montagelinien wer<strong>de</strong>n<br />

bereits stündlich durch <strong>de</strong>n Routenzug<br />

versorgt. „Wir wollen alle Arbeitsplätze<br />

einbin<strong>de</strong>n“, sagt Lampp. Gestapelte<br />

Teile und Produkte, Stapler und Hebezeug<br />

soll es in <strong>de</strong>r Produktion nicht<br />

mehr geben, <strong>de</strong>r Werker soll sich dann<br />

nur noch um seine Maschinen kümmern.<br />

Das Mo<strong>de</strong>llprojekt soll<br />

zum Standard wer<strong>de</strong>n<br />

„Logistik ist weitaus mehr als Transport“,<br />

sagt Karlhubert Dischinger, Chef<br />

<strong>de</strong>r Dischinger Gruppe. Vor 130 Jahren<br />

als Fuhrunternehmen mit Pfer<strong>de</strong>wagen<br />

gegrün<strong>de</strong>t, ist das Unternehmen mit seinen<br />

500 Mitarbeitern an sieben Standorten<br />

heute auch am bun<strong>de</strong>sweit tätigen,<br />

mittelständischen Logistiknetzwerk<br />

„Dialog“ beteiligt. Auch wenn Karawanen<br />

und Postkutschen mo<strong>de</strong>rnen<br />

KONTRAKTLOGISTIK –<br />

WAS BRINGT MIR DAS?<br />

Vor allem Zulieferbetriebe in <strong>de</strong>r Industrie,<br />

aber auch Lebensmittelhersteller,<br />

Fleischereien, Süßwarenhersteller,<br />

Winzergenossenschaften o<strong>de</strong>r<br />

Weingüter haben die Distribution ihrer<br />

Produkte ganz o<strong>de</strong>r teilweise an<br />

Logistikdienstleister vergeben; man<br />

spricht dabei von Kontraktlogistik.<br />

Falls <strong>de</strong>r Vertrag auch die interne Logistik<br />

<strong>de</strong>s produzieren<strong>de</strong>n Unternehmens<br />

umfasst, leitet <strong>de</strong>r Produzent<br />

die eingehen<strong>de</strong>n Bestellungen sofort<br />

an seinen Dienstleister weiter, <strong>de</strong>r<br />

sich dann um alle weiteren Schritte<br />

kümmert: Verpacken, Kommissionieren,<br />

Transportieren und eventuell<br />

Umpacken (z.B. für <strong>de</strong>n Einzelhan<strong>de</strong>l).<br />

Der wichtigste Grund für viele Unternehmen,<br />

ihre Logistikprozesse auszulagern,<br />

sind die Kosten. Versierte Logistikdienstleister<br />

können bestimmte<br />

Tätigkeiten aufgrund ihrer Erfahrung<br />

und ihrer Ressourcen (zum Beispiel<br />

Lager- und Transportkapazitäten, aber<br />

auch geschulte Mitarbeiter) effi zienter<br />

und damit günstiger ausführen.<br />

„Langfristige Erfolge durch robuste<br />

Logistikstrategien“ – Ein Forum<br />

für Inhaber, Geschäftsführer und<br />

Logistiker aus mittelständischen<br />

Firmen.<br />

www.bvl.<strong>de</strong>/mfm/<br />

Information-und-Programm Florian Hofmann (links) und Daniel Wiesler von <strong>de</strong>r KD-Project-Consulting optimieren für ihre<br />

Kun<strong>de</strong>n auch die unternehmensinternen Fahrwege, etwa mit Gabelstaplern.<br />

65


IT & Investition – Transport und Logistik<br />

Je<strong>de</strong> einzelne Maßnahme zum Spritsparen bringt nur wenige Prozent Verbesserung, aber<br />

in <strong>de</strong>r Gesamtheit lassen sich die Kosten <strong>de</strong>utlich senken.<br />

Maßnahme Treibstoffreduktion Zusätzliche Erklärungen<br />

Fahrpersonalschulungen 3-9 % Um dauerhaft positive Effekte zu erzielen,<br />

sollten die Trainings mit einem Kontrollund<br />

Anreizsystem verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

Entschleunigung 5 %<br />

(bei Herabsetzen von<br />

88 auf 83 km/h)<br />

Start-Stopp-Automatik 5-15 %<br />

(im Stadtverkehr)<br />

Automatisierte Schaltgetriebe 2-8 %<br />

Leichtlaufreifen 3 %<br />

Reifendruck (Überprüfung<br />

und Überwachungssystem)<br />

3 %<br />

Aerodynamikpaket/<br />

Sattelzugmaschine<br />

Aerodynamikmaßnahmen<br />

für Sattelanhänger<br />

Anpassung <strong>de</strong>r Motorkennfel<strong>de</strong>r<br />

an <strong>de</strong>n Einsatzzweck<br />

(Chiptuning)<br />

Einsatz von Telematiksystemen<br />

5 %<br />

5-7 %<br />

2-10 %<br />

5 %<br />

Quelle: Bun<strong>de</strong>svereinigúng Logistik Treibstoffreduktion in <strong>de</strong>r Logistik<br />

Verkehrsmitteln gewichen sind, die<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen sind die gleichen<br />

wie früher: Es geht darum, Transporte<br />

günstiger, schneller und effi zienter zu<br />

machen. Allerdings längst nicht mehr<br />

nur „ab Werk“, son<strong>de</strong>rn entlang <strong>de</strong>r<br />

gesamten „Supply Chain“, <strong>de</strong>r Prozess-<br />

o<strong>de</strong>r Wertschöpfungskette, die beim<br />

Rohstoff beginnt und beim Kun<strong>de</strong>n en<strong>de</strong>t.<br />

Egal, ob es sich um ein Auto han<strong>de</strong>lt<br />

o<strong>de</strong>r um eine Tafel Schokola<strong>de</strong>.<br />

In Ehrenkirchen hat <strong>de</strong>r Dienstleister<br />

Dischinger vor einigen Jahren große<br />

Lagerhallen errichtet, in <strong>de</strong>nen für Hersteller<br />

und Händler von Lebensmitteln,<br />

Automobilzulieferer und an<strong>de</strong>re Auftraggeber<br />

auf- und umgela<strong>de</strong>n, zwischengelagert<br />

und sogar umgepackt<br />

wird. Das Unternehmen bekommt<br />

und verteilt Ware von Winzergenossenschaften,<br />

Weingütern, Metzgereien,<br />

Keks- und Pizzaherstellern, Sektkellereien<br />

und Spirituosenbrennern. Auch<br />

ver<strong>de</strong>rbliche Lebensmittel, die während<br />

<strong>de</strong>r gesamten Transport- und Lagerdauer<br />

eine bestimmte Temperatur halten<br />

Konsequente Nutzung <strong>de</strong>s Überwachungssystems<br />

ist Voraussetzung, um positive<br />

Effekte zu erzielen, Leichtlauföle<br />

2,5 % Treibstoffreduktion<br />

Etwa 39 % <strong>de</strong>s Kraftstoffverbrauchs auf<br />

ebener Strecke bei 85 km/h sind auf <strong>de</strong>n<br />

Luftwi<strong>de</strong>rstand zurückzuführen.<br />

Seitenvollverkleidung, Radkappen,<br />

Heckdiffusor etc.<br />

Optimierung <strong>de</strong>r Disposition, Vermeidung<br />

von Leerfahrten, Erhöhung <strong>de</strong>r Auslastung,<br />

Stauumfahrung etc.<br />

müssen, sind dabei. Hinzu kommt die<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung, immer genau dann<br />

an <strong>de</strong>r richtigen Stelle sein zu müssen,<br />

wenn <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> die Ware braucht.<br />

Denn Lagerhaltung gibt es – aus Kostengrün<strong>de</strong>n<br />

– bei vielen Unternehmen<br />

nicht mehr. Die logistischen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

sind gewaltig – Grund genug,<br />

sie Profi s zu überlassen.<br />

„Kosten sparen, schnell sein, immer genau<br />

so viel an einem bestimmten Platz<br />

haben wie sie brauchen“, zählt Karlhubert<br />

Dischinger zu <strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Kriterien für einen guten Logistikdienstleister.<br />

Und Partner sein. Wobei<br />

„Partnerschaft“ nicht als „<strong>de</strong>r Partner<br />

schafft“ missverstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n dürfe,<br />

„Win-Win“ nicht so, dass einer doppelt<br />

gewinne und <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re nichts.<br />

Die Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Vibracoustic-<br />

Umstellung hat Dischinger auch bei <strong>de</strong>r<br />

Einführung eines „Just-in-Sequence“-<br />

Lieferkonzepts für <strong>de</strong>n amerikanischen<br />

Automobilzulieferer Johnson Control<br />

genutzt. Der amerikanische Konzern<br />

mit weltweit 140.000 Mitarbeitern an<br />

1.300 Standorten stellt in Neuenburg<br />

unter an<strong>de</strong>rem Autositze her, die zu<br />

<strong>de</strong>n Peugeot-Citroen (PSA)-Standorten<br />

im Elsass geliefert wer<strong>de</strong>n. Auch hier<br />

ist <strong>de</strong>r Dienstleister vollständig für<br />

die Transportlogistik verantwortlich:<br />

Der Wareneingang von 40 Lieferanten<br />

muss entla<strong>de</strong>n und bedarfsgerecht an<br />

die Produktionsbän<strong>de</strong>r gebracht wer<strong>de</strong>n;<br />

immer im Takt <strong>de</strong>r Fertigung zwischen<br />

sechs Uhr morgens und zwei Uhr<br />

nachts, 325 Tage im Jahr. Die fertigen<br />

Fahrzeugsitze – rund 235.000 Stück<br />

pro Jahr – bringt Dischinger mit einem<br />

eigens entwickelten Aufl ieger über <strong>de</strong>n<br />

Rhein nach Sochaux und Mulhouse.<br />

Größeres La<strong>de</strong>volumen<br />

Dass auch dieser Kun<strong>de</strong> sich von einem<br />

Mittelständler überzeugen ließ, liegt<br />

wesentlich an <strong>de</strong>r Transportlösung, mit<br />

<strong>de</strong>r das Logistikunternehmen ins Rennen<br />

ging: Statt wie sonst üblich in zwei<br />

Ebenen, kann <strong>de</strong>r neuartige Aufl ieger,<br />

<strong>de</strong>n das Unternehmen verwen<strong>de</strong>t, dank<br />

einer ausgeklügelten För<strong>de</strong>rtechnik in<br />

drei Ebenen Autositze unterbringen.<br />

Der Spareffekt <strong>de</strong>r neuen Metho<strong>de</strong> ist<br />

ein<strong>de</strong>utig berechenbar: Der Dischinger-<br />

Aufl ieger fasst 66 statt 48 Gebin<strong>de</strong>, was<br />

einem um 37 Prozent größerem La<strong>de</strong>volumen<br />

entspricht.<br />

Die Folge: Wartungs-, Sprit- und Personalkosten<br />

sinken. Im Prinzip ist die<br />

pfi ffi ge Lösung beim sogenannten Tri-<br />

Deck ganz einfach, man muss nur darauf<br />

kommen: Durch Einzelrad- anstelle<br />

<strong>de</strong>r üblichen Achsaufhängung und die<br />

außen angebrachten Antriebsmotoren<br />

<strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rtechnik wur<strong>de</strong> im Inneren<br />

<strong>de</strong>s Anhängers Platz für die dritte Ebene<br />

geschaffen. Der Preis: 100.000 Euro pro<br />

Stück. Weitere 150.000 Euro sind in die<br />

Entwicklung und Installation spezieller<br />

Software und Telematik gefl ossen, die<br />

für effi ziente Organisation, Transparenz<br />

und Sicherheit sorgen. Gelohnt hat<br />

es sich trotz<strong>de</strong>m: Allein die Spritkosten<br />

– durch die geringere Zahl <strong>de</strong>r Fahrten<br />

– sind pro Jahr um einen sechsstelligen<br />

Betrag niedriger als zuvor. Von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>svereinigung<br />

Logistik wur<strong>de</strong> das neue<br />

Aufl iegerkonzept mit <strong>de</strong>m „Logistic-<br />

Service-Award“ ausgezeichnet.<br />

66 ProFirma 05 2011


Foto: privat<br />

ProFirma 05 2011<br />

INTERVIEW<br />

„Je<strong>de</strong> Zwischenstufe kostet<br />

Zeit und Geld“<br />

Die Testo AG in Lenzkirch stellt High-Tech-Messgeräte her und<br />

beliefert Kun<strong>de</strong>n in aller Welt. Mit <strong>de</strong>m Logistikvorstand <strong>de</strong>s Mittelständlers,<br />

Lothar Walleser, sprach Heinz Siebold über die<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Transportlogistik.<br />

Herr Walleser, worauf kommt es in <strong>de</strong>r<br />

Transportlogistik an?<br />

Walleser: Auf möglichst direkte Wege.<br />

Die Waren sollten bis zum Endkun<strong>de</strong>n<br />

möglichst wenige Stationen durchlaufen.<br />

Je<strong>de</strong> Zwischenstufe kostet Zeit und<br />

Geld und be<strong>de</strong>utet ein Risiko.<br />

Woher bekommt <strong>de</strong>r Testo-Kun<strong>de</strong> seine<br />

Ware?<br />

Walleser: Wenn er in Europa sitzt, meist<br />

direkt von Lenzkirch. Wir haben <strong>de</strong>n Versand<br />

im Prinzip hier zentralisiert, wir pro-<br />

duzieren auch die meisten Geräte hier.<br />

Nur <strong>de</strong>r chinesische Markt wird von unserem<br />

dortigen Standort aus beliefert.<br />

Wie gelangen die Teile zur Produktion in<br />

Lenzkirch?<br />

Walleser: Wir haben für einen Großteil<br />

<strong>de</strong>r Produktteile kein zentrales Materiallager<br />

mehr. Die unterschiedlichen Teile<br />

wer<strong>de</strong>n direkt in die Produktion an die<br />

einzelnen Fertigungsinseln geliefert, wo<br />

sie weiterverarbeitet wer<strong>de</strong>n. Die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Mengen wer<strong>de</strong>n automatisiert<br />

beim Lieferanten bestellt.<br />

Wo liegen die logistischen Herausfor<strong>de</strong>rungen?<br />

Walleser: Wir haben rund 1.200 verkaufsfähige<br />

Gerätevarianten, viele davon<br />

konfi gurieren wir individuell für <strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>n. Bei dieser hohen Produktvielfalt<br />

liegt die Herausfor<strong>de</strong>rung nicht in<br />

einer möglichst geringen Lagerhaltung,<br />

son<strong>de</strong>rn darin, immer schnell reagieren<br />

und ausliefern zu können.<br />

Die neue Einteilung <strong>de</strong>s Aufl iegers in<br />

drei Ebenen vergrößerte das vorherige<br />

La<strong>de</strong>volumen um 50 Prozent. Das sparte<br />

Zeit und viel Geld.<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

IN ZAHLEN<br />

Das Logistikgewerbe ist keine sauber<br />

abgrenzbare eigenständige Branche<br />

und wird in keiner amtlichen Statistik<br />

geführt. Die Bun<strong>de</strong>svereinigung<br />

Logistik stützt sich auf Zahlen <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

für Supply-Chain-Services<br />

(SCS) <strong>de</strong>s Fraunhofer Instituts in Nürnberg,<br />

das die Studie „Die Top 100 <strong>de</strong>r<br />

Logistik“ führt. Demnach liegt die<br />

Zahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter in logistischen<br />

Arbeitsbereichen in Deutschland seit<br />

2004 stabil bei rund 2,6 Millionen.<br />

Der Umsatz hat sich im gleichen Zeitraum<br />

von 170 auf 210 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

im Jahr 2010 erhöht. Logistikkosten<br />

haben durchschnittlich einen Anteil<br />

zwischen 10 und 15 Prozent am Preis<br />

<strong>de</strong>s Endprodukts. Der Bun<strong>de</strong>sverband<br />

Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung<br />

(BGL) mel<strong>de</strong>te zum 1. Januar<br />

dieses Jahres 51.292 Unternehmen im<br />

gewerblichen Güterkraftverkehr mit<br />

581.000 Beschäftigten. Mehr als die<br />

Hälfte <strong>de</strong>r Unternehmen haben weniger<br />

als sechs Mitarbeiter, nur vier<br />

Prozent mehr als 50. Auf <strong>de</strong>n Straßen<br />

sind etwa 700.000 Fahrzeuge mit<br />

etwa einer Million Tonnen La<strong>de</strong>kapazität<br />

unterwegs.<br />

67


Business English<br />

Busy does not equal organised<br />

According to some sources, we tend to<br />

confuse being organised with appearing<br />

constantly busy – as if we were following<br />

a carefully conceived work programme,<br />

all day long. But this is clearly an error<br />

in judgement. Before jealously eyeing<br />

the colleague next to us who seems to<br />

be in an industrious frenzy of activity<br />

most of the time, we should perhaps<br />

consi<strong>de</strong>r a few basic principles which<br />

form the foundation of good, solid time<br />

management.<br />

Start analysing<br />

Even though it might feel that you are<br />

adding to your workload, advocates of<br />

time management encourage activity<br />

analysis or activity logs to assess how<br />

Business English<br />

Zeit ist Geld<br />

Get ahead of your time! *<br />

Zeit ist ein wertvolles Gut im berufl ichen Leben ebenso wie im privaten. Der englische Wortschatz kennt<br />

viele Begriffe rund um die Themen Zeiteinteilung, Ressourcenmanagement und Selbstorganisation.<br />

Mit <strong>de</strong>r Serie „Business English“ können Chefs<br />

je<strong>de</strong> Aufgabe souverän in perfektem English lösen!<br />

Business-English bietet Ihnen die i<strong>de</strong>ale Kombination<br />

aus Informationen, Mustervorlagen, Arbeitshilfen,<br />

Experten-Know-how und Lernspaß für ein<br />

fehlerfreies English im Job. Verbessern Sie Ihre<br />

Fähigkeiten, Präsentationen, Verhandlungen und<br />

Meetings in englischer Sprache erfolgreich zu gestalten.<br />

much time you spend doing certain<br />

tasks. This might be a shock at fi rst.<br />

Writing down how long you spend answering<br />

emails (and how often you do<br />

so, perhaps midway through another<br />

unrelated task) could be an eye-opener.<br />

Once this is done, it is time to consi<strong>de</strong>r<br />

some strategies to change periods of ineffectively<br />

used time.<br />

Four ways to make time work<br />

Let’s start with a brief overview of four<br />

possible approaches to time management.<br />

These have been <strong>de</strong>veloped since<br />

time management became a buzzword<br />

in the late seventies in most corporate<br />

settings. They range in character from<br />

last minute scheduling to active integration<br />

of time management principles into<br />

workfl ow. In the fi rst category, a system<br />

of remin<strong>de</strong>rs lets the user know that something<br />

has to be done. The second approach<br />

goes one step further and advocates<br />

using planning and preparation;<br />

the third makes use of prioritizing and<br />

controlling tools; and lastly, being effi cient<br />

and proactive form the most advanced<br />

approach. Each approach could be<br />

assessed for its relevance to a particular<br />

project and used accordingly.<br />

Lektion 15<br />

things to do written on post-its stuck all<br />

over their computer? The key is how to<br />

write the schedule so that it becomes a<br />

tool. There are two basic mo<strong>de</strong>ls which<br />

appear in most time management environments:<br />

the Pareto analysis and the<br />

ABC analysis.<br />

Pareto analysis<br />

This tool for analysing tasks, which was<br />

observed by the American industrialist<br />

Joseph M. Juran and named after the<br />

Italian economist Vilfred Pareto in the<br />

1940s, states that 80 % of tasks can be<br />

done in 20 % of the time available. It<br />

will take up the rest of the time to do<br />

the remaining work, so the theory goes.<br />

This implies that there are a few things<br />

which are vital to do and many things<br />

which are trivial. It almost goes without<br />

saying that the art lies in distinguishing<br />

between the two.<br />

Vocabulary<br />

Pareto analysis Pareto-Prinzip<br />

Tools for time management<br />

procrastination Aufschub, Verzögerung<br />

Exklusiv für ProFirma-Leser:<br />

<strong>Haufe</strong> business-english professional<br />

für Leser <strong>de</strong>r Profi rma mit kostenlosem<br />

4-Wochen-Test. Mehr Informationen unter:<br />

www.business-english.<strong>de</strong>/profi rma<br />

We have already mentioned that activity<br />

logs can help analyse how our time is<br />

spent. What other tools are there? Naturally,<br />

work schedules play an important<br />

part. But that does not sound very<br />

sophisticated – who doesn’t have lists of<br />

to acknowledge anerkennen, zugeben<br />

justifi able gerechtfertigt<br />

mediocre mittelmäßig<br />

to overcome überwin<strong>de</strong>n<br />

* Get ahead of your time! ist ein Wortspiel auf<br />

‘to be ahead of your time’ = seiner Zeit voraus sein<br />

68 ProFirma 05 2011<br />

ProFirma<br />

Serie<br />

to eye so./sth. beobachten<br />

advocate Befürworter/Verfechter<br />

eye-opener etw., das einen zum<br />

Staunen bringt<br />

buzzword Mo<strong>de</strong>wort


ABC analysis<br />

Similarly, the ABC analysis works on<br />

a three-tiered principle where tasks in<br />

category A are of high importance, B<br />

less so and C least of all. Neither analysis<br />

suggests that there are tasks which are<br />

not worth doing; but inevitably, we put<br />

off doing the ones we do not enjoy until<br />

last regardless of their priority because<br />

we are only human. And that’s where<br />

the word procrastination comes in.<br />

Procrastination<br />

Technically, procrastination refers to<br />

putting off something unpleasant which<br />

has to be done. The causes behind it are<br />

surprisingly diverse. People are certainly<br />

not machines and sometimes, we<br />

just do not feel like doing something.<br />

However, it is just as common that we<br />

do not feel competent enough to carry<br />

out a task and we are unsure where to<br />

fi nd help. Other causes could be that the<br />

task is personally irrelevant to us, especially<br />

if the task is imposed on us from<br />

another <strong>de</strong>partment; we simply don’t<br />

un<strong>de</strong>rstand what we are being asked to<br />

do or we are afraid of making a mistake<br />

(closely linked to being a perfectionist).<br />

Communication, it would seem, is a<br />

major key to time management.<br />

Simple solutions?<br />

There are no quick routes here. Acknowledging<br />

that we have good days<br />

and bad days is progressive rather than<br />

an excuse! We all have different peak<br />

work hours and conditions and failing<br />

to take these into account might result<br />

in many ineffective hours sat trying to<br />

ProFirma 05 2011<br />

slog through a diffi cult task. Knowing<br />

your energy levels at different times of<br />

the day is likely to help avoid this. A<br />

little self-analysis is likely to go a long<br />

way too. Ask yourself the following<br />

questions:<br />

Do you…<br />

> hope that a task will disappear if you<br />

ignore it long enough?<br />

> take lots of fi les home at the weekend<br />

to <strong>de</strong>al with without opening them,<br />

just to return on Monday with a guilty<br />

conscience? (Despite the fact that you<br />

turned down an invitation to a party<br />

on Saturday and played computer<br />

games instead?)<br />

> spend hours substituting one task<br />

for another?<br />

> believe that many small <strong>de</strong>lays are<br />

justifi able?<br />

> believe that mediocre performance<br />

is acceptable?<br />

> become paralysed by in<strong>de</strong>cision<br />

where to start on your workload and<br />

so go and make a coffee instead?<br />

Conclusion<br />

By imagining yourself in the scenarios<br />

above, you might help yourself overcome<br />

time management killers and be<br />

able to take steps in planning more effectively.<br />

In summary, this involves breaking<br />

down the task into segments, being honest<br />

about how much time is required<br />

for each segment (and readjust for future<br />

planning if you miscalculate).<br />

And remembering that you need moti-<br />

EXERCISE: TIME IDIOMS<br />

Each sentence contains a time idiom.<br />

The meaning can be guessed by the<br />

rest of the sentence. Can you translate<br />

the idioms into German?<br />

1) We got there just in the nick<br />

of time. Another minute and<br />

she’d have passed out.<br />

2) „How was your New Year?”<br />

„Oh, we had a whale of a time.<br />

The party was great.”<br />

3) I don’t want to rush. Can’t we<br />

just slow down and take our<br />

time?<br />

4) Excuse me, do you have the<br />

time? I don’t have a watch on.<br />

5) I’m a late starter in my job. I<br />

have to make up for lost time.<br />

6) Although John says he likes<br />

Jenny, I don’t have much time<br />

for her.<br />

7) Long time no see! It’s been<br />

ages! How are you?<br />

8) When Simon forgot to phone<br />

that client, Jill gave him a really<br />

hard time.<br />

9) Well, that’s all for the time<br />

being. I’ll be off then.<br />

10) About time! Where were you?<br />

11) A: How are you? Still looking<br />

for a new job?<br />

B: Nothing yet. I‘m just biding<br />

my time.<br />

12) I thought they were a happy<br />

couple but apparently she’s<br />

two-timing him.<br />

13) Everyone please stop writing<br />

now! The time is up!<br />

vation and no one can keep going on a<br />

task they see as unnecessary.<br />

Finally, it might be worth consi<strong>de</strong>ring C.<br />

Northcote Parkinson‘s words, a British<br />

scholar (1909-1993) who stated that<br />

“work expands to fi ll the time available<br />

for its completion”, otherwise known<br />

as Parkinson‘s Law. There is certainly<br />

more than a grain of truth there!<br />

S. 70 Small Talk, S. 71 Kreuzworträtsel<br />

Answers Exercise: 11. gera<strong>de</strong> rechtzeitig, 2. sich großartig amüsieren, 3. sich Zeit lassen, 4. die Uhrzeit „haben“, 5. die Zeit einholen, 6. jmd. nicht lei<strong>de</strong>n können,<br />

7. Lange nicht gesehen! 8. jmd. das Leben schwer machen, 9. vorläufi g, vorübergehend, 10. Das wird aber auch Zeit!, 11. <strong>de</strong>n richtigen Augenblick abwarten,<br />

12. <strong>de</strong>n Partner betrügen, 13. Die Zeit ist abgelaufen.<br />

69


Business English<br />

Personen beschreiben<br />

Small Talk: Talking about others<br />

Personen anschaulich zu beschreiben, zählt zur hohen Kunst im Gebrauch einer Fremdsprache.<br />

Bei vielen Gelegenheiten im Small Talk kommt Ihnen ein ausgefeiltes Vokabular auf diesem Gebiet zugute.<br />

General physical <strong>de</strong>scriptions<br />

“Ah ha!” you think. “I’ll ask Colin to <strong>de</strong>scribe<br />

himself next time I chat to him.”<br />

What a great i<strong>de</strong>a! The result is, you hear<br />

the following:<br />

Don’t worry mate, I’ll fi nd you! But as<br />

you’re worried, well, I guess I’m sort<br />

of middling to tall, not exactly a Brad<br />

Pitt lookalike, more of a Vinny Jones<br />

really, and I’m a keen rugby player if<br />

that tells you anything.<br />

business-english<br />

Fachmodule auf<br />

business-english.<strong>de</strong><br />

<strong>Als</strong> Experte sind Sie im internationalen<br />

Business beson<strong>de</strong>rs<br />

gefor<strong>de</strong>rt. Personalverantwortliche,<br />

Controller und Unternehmer<br />

fi n<strong>de</strong>n im Professional-Bereich von<br />

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ihre Arbeitsanfor<strong>de</strong>rungen zugeschnittene<br />

Arbeitsvorlagen, Beiträge,<br />

Downloads und Trainings.<br />

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It doesn’t really, does it? Would you<br />

be able to spot this person in a crow<strong>de</strong>d<br />

coffee bar? Probably not. So it can<br />

be rather useful to be able to give brief<br />

personal <strong>de</strong>scriptions, whether of yourself<br />

or another person, in various situations.<br />

Your British business partner could<br />

have given the following <strong>de</strong>scription:<br />

Well, I’m sure we’ll fi nd each other,<br />

but OK, just in case: I’m 35, around<br />

6 foot tall - that’s just over 1.8 metres<br />

– quite a solid build, short, curly dark<br />

hair, brown eyes, a bit of a tan from<br />

my last holiday. I’ve been <strong>de</strong>scribed<br />

as tough-looking, but I think that’s<br />

due to the scar through my left eyebrow<br />

that I got playing rugby!<br />

Now you might stand a chance of getting<br />

together with this person!<br />

If you’re in the position of doing the <strong>de</strong>scribing,<br />

use a mental checklist to inclu<strong>de</strong><br />

whichever of the points below you<br />

think are most important:<br />

Height: tall, short, shortish, middling/<br />

medium height<br />

Hair colour: black, dark, darkish, blon<strong>de</strong>,<br />

blondish, strawberry blon<strong>de</strong>, auburn,<br />

red, ginger, grey, greying, white,<br />

salt and pepper<br />

Hair length/style: long, shoul<strong>de</strong>rlength,<br />

short, bald, crew cut, straight, curly,<br />

wavy, streaked, plaited/brai<strong>de</strong>d, up,<br />

shaved, fringe/bangs<br />

Facial hair: beard, moustache, goatee,<br />

si<strong>de</strong>burns, stubble, clean-shaven<br />

Age: young, middle-aged, old, el<strong>de</strong>rly,<br />

teenager, youthful, well-preserved, in<br />

(your) 20s/30s/40s/50s<br />

Facial shape/complexion: round,<br />

square, heart-shaped, oval, long, dimpled,<br />

clear, wrinkled, freckled, reddish,<br />

rosy, olive, dark, tanned, pale, scarred<br />

Eyes: brown, black, blue, light, dark, ha-<br />

Vocabulary<br />

(the adjectives listed in this article <strong>de</strong>scribing<br />

people are not given here – use a good<br />

dictionary or online dictionary to check words<br />

you are not sure of)<br />

scar Narbe<br />

checklist Prüfl iste<br />

fringe/bangs Pony<br />

particulars die Einzelheiten<br />

to chat klönen<br />

to fl esh out ausarbeiten<br />

the bare bones das Wesentliche<br />

attitu<strong>de</strong> Einstellung, Verhalten<br />

zel, green, grey, almond-shaped, round,<br />

narrow<br />

Nose: straight, Roman, up-tilted, broad<br />

Mouth: narrow, broad, wi<strong>de</strong>, rose-bud<br />

Build: heavy, full, plump, slight, average,<br />

slim, skinny, muscular, well-built<br />

You may also want to add some <strong>de</strong>tails<br />

of clothing if appropriate, or jewellery<br />

and any other noticeable particulars<br />

such as tattoos/piercings.<br />

Describing character/personality<br />

If you are chatting to someone and <strong>de</strong>scribing<br />

a third person, you will probably<br />

want to <strong>de</strong>scribe their character/personality<br />

in some <strong>de</strong>tail too; after all, this<br />

is what people usually want to know<br />

about others once they have an i<strong>de</strong>a of<br />

appearance: is the person nice, friendly,<br />

hard-working, approachable …<br />

You could have a mental checklist when<br />

it comes to <strong>de</strong>scribing character or personality,<br />

helping you to fl esh out the<br />

bare bones of a <strong>de</strong>scription.<br />

Describing intellect: intelligent, wise,<br />

bright, shrewd, quick, clever, smart,<br />

intellectual, brainy, talented, creative,<br />

gifted, fl exible, good at, not so good at,<br />

dumb, slow<br />

70 ProFirma 05 2011


Describing attitu<strong>de</strong>s to others: sociable,<br />

outgoing, extroverted, empathetic,<br />

easy-going, even-tempered, gentle, patient,<br />

loyal, honest, reliable, trustworthy,<br />

generous, <strong>de</strong>pendable, fair, polite, courteous,<br />

unreliable, introverted, arrogant,<br />

aggressive, impolite, ru<strong>de</strong>, diffi <strong>de</strong>nt,<br />

awkward, selfi sh, shy, mean<br />

Die Autoren: Lucy Renner Jones und Anita Duncan<br />

CROSSWORD PUZZLE<br />

1 2 3 4<br />

5 6<br />

12<br />

14 15<br />

19<br />

Across:<br />

2. something that is diffi cult to do<br />

5. make stronger<br />

7. short form of advertisement<br />

10. a place for terminally ill<br />

people to spend their last days<br />

12. characteristics<br />

17. saying things that are clever<br />

but not well thought out<br />

18. short form of advertisement<br />

19. naughty or ru<strong>de</strong> but still<br />

amusing<br />

20. a synonym for „diffi cult“<br />

ProFirma 05 2011<br />

11<br />

18<br />

Describing attitu<strong>de</strong>s to life in general:<br />

optimistic, tolerant, sunny disposition,<br />

happy, calm, tranquil, mo<strong>de</strong>st, sensitive,<br />

curious, ambitious, daring, courageous,<br />

brave, fearless, helpful, practical,<br />

pragmatic, relaxed, tense, pessimistic,<br />

careful, worried, inquisitive, nosy.<br />

Now, it shouldn’t be a problem any more<br />

to <strong>de</strong>scribe your business partners.<br />

10<br />

8 9<br />

16 17<br />

20<br />

13<br />

Answers: Across: 2. challenging, 5. reinforce, 7. ad, 10. hospice, 12. particulars, 17. glib, 18. advert, 19. cheeky, 20. tricky<br />

Down: 1. abrupt, 3. hone, 4. grab, 6. outgoing, 8. oodles, 9. sparingly, 11. drawbacks, 13. habit, 14. <strong>de</strong>pict, 15. convey, 16. draft<br />

Down:<br />

1. short and brusque almost to the point of being ru<strong>de</strong><br />

3. improve on a skill<br />

4. take in an abrupt way<br />

6. a person who has no problems talking to others,<br />

even to strangers<br />

8. lots<br />

9. to use something with care<br />

11. negative factors<br />

13. something you do in the same way regularly<br />

14. show in picture form<br />

15. a synonym for “give“<br />

16. not the fi nished written product


Rückschau & Termine<br />

START<br />

Von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e zum<br />

erfolgreichen Unternehmen<br />

Am 6. und 7. Mai fi n<strong>de</strong>t in Nürnberg die nächste Ausgabe <strong>de</strong>r Start-<br />

Messe statt. Sie bietet Grün<strong>de</strong>rn und jungen Unternehmen an zwei<br />

Tagen eine Plattform für Informationen und Kontakte rund um<br />

die erfolgreiche Selbstständigkeit. Neben <strong>de</strong>n Ausstellern – von<br />

Sparkassen und Finanzdienstleistern über Franchise-Anbieter bis<br />

hin zu Beratungsunternehmen und Weiterbildungseinrichtungen<br />

– geben vor allen Dingen die Vorträge in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Foren<br />

viele Anregungen und wertvolle Informationen.<br />

Die Themenpalette ist breit gefächert. So gibt es unter an<strong>de</strong>rem<br />

Basisinformationen zum Business-Plan und zur Vorbereitung<br />

<strong>de</strong>s Bankgesprächs, aber auch speziellere Vorträge zum Thema<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für junge Unternehmen sowie<br />

Online- und Offl ine-Networking am Beispiel von Xing, Facebook<br />

und Co. Außer<strong>de</strong>m sind auch Unternehmer vor Ort, die von ihren<br />

Erfahrungen berichten, wie man eine Firma erfolgreich führt.<br />

Weitere Informationen über die Start-Messe unter<br />

www.start-messe.<strong>de</strong><br />

TERMINE<br />

6. Mai – 7. Mai 2011<br />

Start-Messe, Nürnberg<br />

www.start-messe.<strong>de</strong><br />

10. Mai – 13. Mai 2011<br />

Transport Logistic, München<br />

www.transportlogistic.<strong>de</strong><br />

8. Juni – 10. Juni 2011<br />

Intersolar, München<br />

www.intersolar.<strong>de</strong><br />

L-Bank erweitert<br />

För<strong>de</strong>rrahmen<br />

Die L-Bank in Karlsruhe hat ihre För<strong>de</strong>rung<br />

für Existenzgrün<strong>de</strong>r und Übernehmer ausgebaut:<br />

Am 1. April erhöhte sie die Obergrenze<br />

für Finanzierungen über Mikrokredite<br />

von zwei auf zehn Millionen Euro.<br />

Außer<strong>de</strong>m soll die neu konzipierte „Startfi -<br />

nanzierung 80“ zukünftig Finanzierungen<br />

bis 100.000 Euro ab<strong>de</strong>cken. Das Programm<br />

schließt eine 80-prozentige Risikoentlastung<br />

<strong>de</strong>r Hausbank durch die Bürgschaftsbank<br />

ein.<br />

Bei <strong>de</strong>r Startfi nanzierung wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m<br />

die Kredituntergrenze von 2.500 Euro abgeschafft.<br />

Das ist insbeson<strong>de</strong>re für Dienstleistungsunternehmen<br />

wichtig, die in <strong>de</strong>r<br />

Regel wenig Startkapital benötigen. Darüber<br />

hinaus wur<strong>de</strong>n neue Varianten bei <strong>de</strong>n<br />

Laufzeiten, tilgungsfreien Jahren und Zinsbindungen<br />

eingeführt.<br />

Die endfällige Variante ist beson<strong>de</strong>rs für<br />

Grün<strong>de</strong>r ab etwa 50 Jahren attraktiv: Es ist<br />

möglich, beispielsweise eine Lebensversicherung<br />

zur Tilgung einzusetzen. Die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Darlehensvarianten bieten die<br />

Möglichkeit, auf die unterschiedlichsten<br />

Finanzierungsanlässe und -konstellationen<br />

passgenau einzugehen. Die Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Obergrenze im Rahmen <strong>de</strong>r Mikrokreditfi<br />

nanzierung schafft vor allem bei Unternehmensnachfolgen<br />

zusätzlichen Finanzie-<br />

Start-Messe<br />

rungsspielraum. Foto:<br />

72 ProFirma 05 2011


Vorschau 06.2011<br />

Titelthema: Von <strong>de</strong>r Öko-Bilanz<br />

Nachhaltigkeit, umweltfreundliches Produzieren und Ökostrom sind nicht erst<br />

seit <strong>de</strong>r jüngsten Atom<strong>de</strong>batte ein wichtiges Thema in vielen Unternehmen. In<br />

unserer Titelgeschichte gehen wir <strong>de</strong>r Frage nach, ob ökologisches Bewusstsein<br />

tatsächlich mehr bringt als ein gutes Gewissen. Schlägt <strong>de</strong>r Imagegewinn auch<br />

eine Brücke zu einer besseren Bilanz? Würdigen Kun<strong>de</strong>n und Geschäftspartner<br />

guten Willen und vorbildliches Han<strong>de</strong>ln? Firmenbeispiele geben Aufschluss.<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion:<br />

Dieter Römer (Chefredakteur)<br />

E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Paul Lauer (Redakteur)<br />

E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Christoph Lorenz (Redakteur)<br />

E-Mail: Christoph.Lorenz@profi rma.<strong>de</strong><br />

Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />

E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Gabi Reuys (Assistentin)<br />

E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Telefon 07 61/89 83 031, Fax 07 61/89 83 112<br />

Hausadresse <strong>de</strong>r Redaktion:<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Munzingerstr. 9, 79111 Freiburg<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

M. Bahnerth, Prof. M. Beck, J. Christ, T. Cole, A.<br />

Duncan, U. Felger, M. Hofmann, G. Hopmeier, G.<br />

Küsel, E. Neuthinger, B. Peymani, L. Renner Jones,<br />

H. Siebold, O. Weiss, L. Volkelt, B. Weller,<br />

Grafi k: Hanjo Tews<br />

ProFirma 05 2011<br />

Anzeigen-Verkauf:<br />

Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />

Telefon 09 31/27 91 556<br />

Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 731<br />

Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 451<br />

Michaela Dotzler (Disposition)<br />

Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />

E-Mail: Anzeigen@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Verbreitete Aufl age,<br />

4. Quartal 2010: 80.244<br />

Verkaufte Aufl age: 62.691<br />

IVW-geprüft. ISSN 1435-6082<br />

Abonnentenservice:<br />

<strong>Haufe</strong> Service Center GmbH, Postfach,<br />

79091 Freiburg<br />

Telefon 01 80/50 50 169*, Fax 01 80/50 50 441*<br />

E-Mail: Zeitschriften@<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />

* 0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />

Ein Service von dtms.<br />

Die Ausgabe 06/2011 erscheint am 25. Mai 2011<br />

Weitere Themen:<br />

STRATEGIE<br />

Entscheidungen<br />

Innere Stimme, Bauchgefühl, Eingebung:<br />

Es gibt viele Begriffe für die Intuition.<br />

Zur erfolgreichen Unternehmensführung<br />

gehört nicht allein Fachwissen.<br />

ALTERSVORSORGE<br />

Kein Selbstläufer<br />

Immobilien gelten als soli<strong>de</strong> Möglichkeit,<br />

fürs Alter vorzusorgen. Doch viele Objekte<br />

haben ihre Tücken. ProFirma sagt, was bei<br />

Immobilien zu beachten ist.<br />

NUTZFAHRZEUGE<br />

Ab ins Gelän<strong>de</strong><br />

Kraftpakete im Son<strong>de</strong>reinsatz: Was<br />

Pick-ups und gelän<strong>de</strong>gängige Transporter<br />

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abseits <strong>de</strong>r Straße leisten.<br />

Verlag: <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Verlagsleitung: Reiner Straub<br />

Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

www.<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />

Druck: Druckerei Echter, Würzburg<br />

Vertrieb im Han<strong>de</strong>l:<br />

SPECIAL INTEREST<br />

Zeitschriften Distribution & Marketing GmbH<br />

Nor<strong>de</strong>ndstraße 2; 64546 Mörfel<strong>de</strong>n-Walldorf<br />

Der jährliche Bezugspreis beträgt für ProFirma im Inland: 64 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 79 Euro inkl. Versand. Das Kombi-Jahresabo ProFirma<br />

Professional kostet im Inland 237,60 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 252,60 Euro inkl. Versand. Bezieher <strong>de</strong>r Produkte aus <strong>de</strong>r „Lexware professional<br />

line“ (9018, 9182, 9183, 9170, 9171, 9172, 9173, 9174, 8804, 9094) erhalten ProFirma im Rahmen ihres Abonnements. Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Selbständigen<br />

(BDS) ist <strong>de</strong>r Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

73


Schluss mit lustig<br />

„Ich habe richtig gehört?“, fragte <strong>de</strong>r Banker mit einem kleinen<br />

Entsetzen im Gesicht, „Sie wollen Kühen Methangas, äh,<br />

abzapfen und daraus Bioenergie machen? Und dafür wollen<br />

Sie einen Kredit von uns?“ „Genau“, antwortete H2O, „2,2<br />

Millionen dürften reichen. Was meinen Sie, Herr Schwalbe?“<br />

H2Os neuer Biochemiker nickte und spreizte die Finger.<br />

„Vorerst zumin<strong>de</strong>st. <strong>Als</strong> Leiter <strong>de</strong>r Forschungs- und Entwicklungsabteilung<br />

von Hirschmüller Enterprises gehe ich davon<br />

aus, dass wir für die Entwicklung und Herstellung eines<br />

Back-up-Systems, welches das von <strong>de</strong>n Rin<strong>de</strong>rn ausgestoßene<br />

Methangas direkt dort gewinnt, wo es hergestellt wird, nämlich<br />

in <strong>de</strong>n Pansen, 300.000 Euro<br />

benötigen dürften. Die restlichen<br />

1,9 Millionen brauchen wir für ein<br />

Blockheizkraftwerk, in <strong>de</strong>m wir das<br />

Gas reinigen und transformieren.“<br />

„Meine Herren“, seufzte <strong>de</strong>r Banker,<br />

„bei allem Respekt. Sie wollen aus<br />

Kuhfürzen Energie gewinnen? Und<br />

dafür wollen sie 2,2 Millionen Euro.<br />

Von uns?“ „Genau“, sagte H2O,<br />

„aber wenn wir nach einer erfolgreichen<br />

Anlaufphase in Deutschland<br />

ins globale Geschäft einsteigen,<br />

brauchen wir natürlich mehr.“<br />

„Aha“, antwortete <strong>de</strong>r Banker. „Und<br />

wenn Ihre, äh, I<strong>de</strong>e nicht funktionieren<br />

sollte?“ „Da kann nichts schiefgehen“, beruhigte H2O.<br />

„In <strong>de</strong>r Tat“, pfl ichtete Herr Schwalbe bei, „es han<strong>de</strong>lt sich ja<br />

zweifelsfrei um eine erneuerbare Energie. Und ganz im Gegensatz<br />

zu Windrä<strong>de</strong>rn etwa greifen wir nur insofern in die<br />

Natur ein, als dass Kühe einen Behälter auf <strong>de</strong>m Rücken tragen<br />

und einen Schlauch in <strong>de</strong>r Nase haben.“<br />

„<strong>Als</strong>o“, hob <strong>de</strong>r Banker an, „einmal ganz abgesehen davon,<br />

dass Ihre Sicherheiten nicht reichen, unser Kreditrisiko abzu<strong>de</strong>cken.<br />

Ist es <strong>de</strong>nn seitens <strong>de</strong>s Tierschutzes vertretbar, die<br />

Kühe so auszustatten?“ „Ich bitte Sie, Herr Meier“, sagte H2O,<br />

„es geht hier um die Energie <strong>de</strong>r Zukunft. Wir erfi n<strong>de</strong>n hier<br />

gera<strong>de</strong> die Cash cow neu, und wahrscheinlich retten wir mit<br />

unserem Energiekonzept auch noch die Bun<strong>de</strong>sregierung.<br />

Das hat wohl, äh, Priorität.“ „Sehen Sie“, ergänzte Schwalbe,<br />

H 2O<br />

... geht einem Banker auf die Nerven<br />

von Michael Bahnerth<br />

Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, fährt in seinem Kreditgespräch<br />

schwere Geschütze auf, wird aber nur mit einem Teilerfolg belohnt.<br />

„nehmen wir Fukushima, diese entsetzliche Tragödie mit dieser<br />

Energieform <strong>de</strong>r Vergangenheit. Dagegen ist eine Kuh, die<br />

einen Rucksack trägt, eine Petitesse.“ „Genau“, sagte H2O, „wir<br />

haben hier die einmalige Chance, umweltfreundlich große<br />

Mengen an Energie zu gewinnen. Sehr große. Kommt hinzu,<br />

dass das Methan, weil wir es ja direkt abzapfen, gar nicht mehr<br />

nach außen dringt. Wir senken <strong>de</strong>n CO 2 -Ausstoß, weltweit.<br />

Und ganz nebenbei. Wir, also Ihre Bank, Herr Schwalbe und<br />

ich haben die Möglichkeit, ein klein wenig die Welt zu retten.“<br />

„Tja“, hüstelte <strong>de</strong>r Banker, „um ehrlich zu sein: Wir sind eine<br />

Bank. Wir verdienen lieber Geld, als dass wir die Welt retten.<br />

Das ist unsere Kernkompetenz.“<br />

„Ich bitte Sie“, sagte Herr Schwalbe,<br />

„erkennen Sie nicht die Tragweite<br />

unsers Vorhabens? Die Möglichkeiten<br />

für die Bank, ich sage nur<br />

Marketing, Prestige, Positionierung<br />

und so weiter? Die Möglichkeit,<br />

kommen<strong>de</strong>n Generationen eine anständige<br />

Welt zu hinterlassen? Und<br />

damit Geld zu verdienen?“ „Ja“, fuhr<br />

H2O dazwischen, „besser hätte ich<br />

es auch nicht formulieren können.<br />

Was sind dagegen schon 2,2 Millionen,<br />

Herr Meier?“ „Was ich an Tragweite<br />

sehe, sozusagen, ist, dass Ihre<br />

Sicherheiten nicht wirklich tragen.<br />

Aber wir, die Bank, sind ja keine Unmenschen. In Anbetracht<br />

Ihrer Situation sehe ich eine potenzielle Möglichkeit, Ihr Projekt<br />

in <strong>de</strong>r Größenordnung von 800.000 Euro zu kreditieren.<br />

Aber ich muss dies natürlich noch mit <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />

abklären.“<br />

„800.000!“, schnaubte H2O, als sie draußen waren. „Was will<br />

man?“, seufzte Schwalbe, „wären Banker mutige Visionäre,<br />

wären sie kaum Banker gewor<strong>de</strong>n.“ „Ich muss meine Villa verkaufen“,<br />

sinnierte H2O, „ich muss mit meiner Ex-Frau re<strong>de</strong>n.“<br />

„Viel Glück“, sagte Herr Schwalbe.<br />

DIE NÄCHSTE FOLGE:<br />

H2O versucht, seine Ex-Frau auf seine Seite zu ziehen.<br />

74 ProFirma 05 2011<br />

Folge 34<br />

Illustration: Reinhold Harwath


Die Online-Messe für ERP-Software.<br />

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Veranstaltungsort:<br />

Golfplatz<br />

Veranstaltungszeit:<br />

Montag, 16:12 Uhr<br />

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