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diese Ausgabe - Katholischer Pflegeverband e.V.

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ISSN-Nummer 2192-2500<br />

Das Magazin für Mitglieder des Katholischen <strong>Pflegeverband</strong>es Pflege e.V. aktuell 03 I 2012<br />

PflegeLeben<br />

Pflege · Werte · Zukunft<br />

Finden und binden:<br />

Seite 08<br />

Die Pflege in Zeiten<br />

knapper Personalressourcen<br />

Antiquiert oder aktuell?<br />

Die Regula Benedicti<br />

Seite 14<br />

Interview:<br />

Hr. Prof. Dr. rer. cur. Michael Bossle<br />

Beruf: Mensch<br />

Seite 24<br />

Impuls:<br />

Konsum oder Sehnsucht?<br />

Seite 32<br />

1


Aus dem Verband<br />

Das Logo nimmt eine urchristliche Form auf, den Fisch. Das<br />

(I·Ch·Th·Y·S)-Symbol besteht aus zwei gekrümmten Linien,<br />

die einen Fisch darstellen. Historisch nicht belegt ist die Auffassung,<br />

dass es schon von den ersten Urchristen als Erkennungs-<br />

und Geheimzeichen benutzt wurde: Eine Person<br />

zeichnete einen Bogen in den Sand, die andere vollendete das<br />

Symbol mit dem Gegenbogen und zeigte sich damit als Bruder<br />

oder Schwester in Christus. Der Fisch kann archetypisch<br />

und tiefenpsychologisch als Symbol für die (unter Wasser)<br />

verborgene Wahrheit gedeutet werden, die es zu fangen, also<br />

ans Licht zu holen gilt. Sie schillert zunächst im Verborgenen,<br />

entgleitet dem Fischer leicht, verspricht aber Nahrung. In der<br />

Geschichte vom Fischzug des Petrus erweist sich Jesus damit<br />

auch als Wegweiser zur Wahrheit.<br />

Seit den 1970er-Jahren ist das Fischsymbol millionenfach als<br />

Kennzeichen von christlicher Gesinnung auf Autos, Motorrollern<br />

und anderen Gegenständen zu sehen.<br />

Das Logo erweitert das klassische, aus zwei Linien bestehende<br />

Fischsymbol um eine weitere Linie. Sozusagen die Form für<br />

die Kiemen und Flossen. Diese Linie unterstreicht nicht nur<br />

die Form des Fisches und macht sie im Rahmen der gewohnten<br />

Sichtweise unverwechselbar, ohne die Grundform des Fisches<br />

zu verlassen.<br />

Darüber hinaus symbolisieren die drei Linien die Dreifaltigkeit<br />

der Wesenseinheit von Gott Vater, Gott Sohn (Jesus Christus)<br />

und Gott Heiliger Geist.<br />

Die drei Farben Blau, Grün und Rot nehmen die bisherigen<br />

Farbwelten des Kath. Berufsverbandes für Pflegeberufe e.V.<br />

und der Caritas-Gemeinschaft für Pflege- und Sozialberufe e.V.<br />

auf, um den Aspekt des Zusammenschlusses zu unterstützen.<br />

2<br />

Unser neuer Name.<br />

Unser neues Logo.<br />

Die ruhende und transzendente Kraft des Blau steht für Tiefe<br />

und innere Ruhe als Quelle der Kraft.<br />

Grün ist die Farbe der Hoffnung und deshalb auch die Farbe<br />

der Pflege. Sie soll die Hilfe symbolisieren, aus der die Hoffnung<br />

kommt, wieder gesund zu werden und neue Kraft zu<br />

schöpfen.<br />

Rot als aktive Farbe steht für Dynamik und Aktivität. In seiner<br />

komplementären Wirkung zu Grün liegt ein starker Kontrast,<br />

der für Lebendigkeit und auf einer Farbharmonie basierende<br />

Energie sorgt.<br />

Ein weiterer Aspekt der Verbindung der Linien: Sie symbolisiert<br />

eine geschlossene Form, ein Dreieck, eingebettet in eine<br />

dynamische Form. Die drei Farben stehen nicht nur für den<br />

neuen Verband, sondern sind bunt und verschieden wie das<br />

Leben und die Menschen, die Mitglied im neuen Verband<br />

sind. Kraft, Individualität, Aktivität und Bewegung liegen in<br />

den Grundformen begründet. Ein Nach-außen-Stre ben, Offenheit,<br />

ein Ineinandergreifen der Formen stehen für Diskussion<br />

und aktive Prozesse in einer lebendigen Gesellschaft, die<br />

Einfluss haben auf die Grundhaltung des Verbandes, ohne<br />

aber seinen Kern, seine Substanz anzugreifen.<br />

Ständige Veränderungen, basierend auf einer festen Grundhaltung,<br />

geben den Pflegenden das Gefühl, sich innerhalb<br />

einer Gemeinschaft zu befinden, deren Wertvorstellungen<br />

für mehr stehen als nur eine reine Berufsvertretung. Kraft<br />

und Stärke liegen in <strong>diese</strong>n Grundformen des Logos begründet.<br />

Kraft, die man braucht, um helfen zu können. Kraft, die unterstützt,<br />

auf vielfältige Weise – auch in geistiger Hinsicht.


Inhalt<br />

Aus dem Verband 04<br />

Aktuelles 06<br />

Die Pflege in Zeiten<br />

knapper Personalressourcen<br />

08<br />

Mitgliederrabatte 12<br />

Antiquiert oder aktuell?<br />

Die Regula Benedicti 14<br />

Aus den Landesgruppen 16<br />

Für Sie aktiv gewesen 21<br />

Ansprechen, begeistern,<br />

mitnehmen –<br />

Mitglieder werben Mitglieder 22<br />

Interessante Bücher 23<br />

Interview mit Prof.<br />

Dr. rer. cur. Michael Bossle 24<br />

Bemerkenswert 28<br />

Termine, Seminare und<br />

Veranstaltungen<br />

des Katholischen<br />

<strong>Pflegeverband</strong>es 29<br />

Kommentar:<br />

Ich bin nicht schlecht<br />

gelaunt, ich ärgere mich nur! 30<br />

Treue Mitglieder 31<br />

Impressum 31<br />

Konsum oder Sehnsucht? 32<br />

Alles, was Recht ist 34<br />

Editorial<br />

Schwerpunktthema „Führen“<br />

So viel Zeit muss sein, auch noch das Editorial zu lesen. In den vergangenen<br />

<strong>Ausgabe</strong>n von PflegeLeben habe ich immer auf Neues hingewiesen.<br />

Vielleicht fällt Ihnen ja auch <strong>diese</strong>s Mal auf, dass sich an der<br />

<strong>Ausgabe</strong> im Vergleich zu den vorigen <strong>Ausgabe</strong>n etwas verändert hat.<br />

Wenn ja, dann sind Sie ein kritischer Leser der Zeitschrift. Wir würden<br />

uns freuen, wenn wir von Ihnen eine Rückmeldung erhalten. Dabei<br />

möchte ich Sie auch gleich noch auf die Homepage unseres Verbandes<br />

aufmerksam machen – haben Sie <strong>diese</strong> in letzter Zeit schon mal<br />

wieder besucht – www.kathpflegeverband.de? Und noch eine neue<br />

Sache: Sie können ab sofort auch den Newsletter erhalten, Sie brauchen<br />

der Geschäftsstelle nur Ihre E-Mail-Adresse mitzuteilen.<br />

Das Schwerpunktthema <strong>diese</strong>r <strong>Ausgabe</strong> ist „Führen“. Derzeit ist <strong>diese</strong>s<br />

Thema für mich wieder einmal sehr aktuell, denn ich erlebe in<br />

unserem Krankenhausunternehmen einen neuen Vorstand mit einem<br />

„neuen“ Führungsstil. Aber gibt es dazu wirklich ganz neue Erkenntnisse<br />

oder greift man auf Altes, Bewährtes zurück? Häufig<br />

habe ich in <strong>diese</strong>m Zusammenhang schon das Bild eines Segelbootes<br />

gesehen und erst kürzlich in einem Artikel Folgendes dazu gelesen:<br />

„Führen bedeutet Segeln und nicht Bahnfahren. Bahnfahrer folgen<br />

nur einer vorgegebenen Spur. Auf freier Strecke sind sie völlig hilflos.<br />

Sie haben nur die Chance, mitzufahren oder auszusteigen. Segler dagegen<br />

reagieren ständig auf das sie umgebende Kräftefeld. Sie nutzen<br />

die wirkenden Kräfte zur Steuerung ihres Bootes in die gewünschte<br />

Richtung. In <strong>diese</strong>m Sinne wird Segeln zur Metapher für<br />

erfolgreiches Führen“ (G. Weigle, 1994). Auch die Autoren der<br />

Schwerpunktartikel greifen auf Bewährtes zurück und sind gerade<br />

deshalb, so meine ich, hochaktuell. Führung ist aber nicht nur mit<br />

dem Berufs- und Arbeitsumfeld verbunden. Der Kalender führt uns<br />

durch das Jahr und da sind wir schon wieder fast am Ende angekommen.<br />

Die letzten vier Jahreswochen führen uns an die Krippe und<br />

zum Weihnachtsfest. Ein beliebter Wegbegleiter dabei ist der Adventskranz<br />

mit seinen vier Kerzen, die auf das näherrückende Weihnachtsfest<br />

hinweisen. Weihnachten ist noch nicht da – <strong>diese</strong> Spannung<br />

sollten wir Menschen wieder aushalten lernen. Ein irischer<br />

Segenswunsch soll Sie durch den Advent begleiten: „Gottes Licht<br />

möge mit dir sein und dich führen durch die Tage und Wochen des<br />

Advents.“<br />

Ich wünsche Ihnen schon heute für das kommende Jahr alles Gute<br />

und Gottes Segen.<br />

Es grüßt Sie herzlichst Ihre<br />

Monika Pöhlmann<br />

Vorsitzende<br />

3


Aus dem Verband<br />

Neuburg an der Donau:<br />

Begegnungstage für die<br />

Mitglieder im Ruhestand<br />

im Mai 2012<br />

Dieses Jahr fanden die Tage der Begegnung vom 21. bis<br />

25. Mai im Haus Maria Begegnung der Maria-Ward-<br />

Schwestern, Congregatio Jesu in Neuburg an der Donau<br />

statt. Der Verband hatte für die Teilnehmer einen wunderschönen<br />

historischen Ort gefunden.<br />

Kultur pur<br />

Gleich am Tag nach der Ankunft hatten wir eine Stadtführung<br />

und lernten die Altstadt mit dem Schloss, der Marienkirche,<br />

dem ehemaligen Kloster der Maria-Ward-Schwestern (heute<br />

Maria-Ward-Schule) und die Provinzialbibliothek mit ihren<br />

155.000 Büchern kennen. An <strong>diese</strong>m Tag führte uns Kathrin<br />

(Frau Adelhütte-Regler, KPV LG Bayern) aus München zum in<br />

der Nähe liegenden Wallfahrtsort Bergen mit der Wallfahrtskirche<br />

Heilig Kreuz. In der Krypta, die auf die frühesten Tage<br />

der Geschichte des Benediktinerinnenklosters zurückgeht, befindet<br />

das Kreuzpartikel-Reliquiar. In den beiden nächsten Tagen<br />

führte uns Kathrin nach Eichstätt, ihrer ehemaligen Heimat.<br />

Wir besuchten zunächst den Frauenberg mit der von<br />

Gabriel de Gabrieli erbauten Frauenbergkapelle. Es schloss sich<br />

ein Gang zur Willibaldsburg an. In dem 1998 angelegten und<br />

wunderbar gepflegten Kräutergarten gab es früher einmal<br />

1084 Pflanzen. An einem Nachmittag besuchte uns die Bundesvorsitzende<br />

des <strong>Pflegeverband</strong>es, Frau Monika Pöhlmann,<br />

zusammen mit Renate Eck, die uns im vorigen Jahr in Würzburg<br />

begleitete. Sie berichtete Neues aus dem Verband und<br />

wir diskutierten besonders über den Pflegenotstand.<br />

Leib und Seele<br />

Am Abend führte uns ein Spaziergang zum Luisen-Tempel.<br />

Er gab der Straße des Hauses ihren Namen. 1913 wurde <strong>diese</strong>r<br />

von einer unbekannten Neuburgerin anlässlich der 100-<br />

Jahrfeier zur Erinnerung an die Befreiungskriege gegen die<br />

napoleonische Besetzung gestiftet. Der zweite Besuch in<br />

Eichstätt führte uns zum Dom mit seinem Willibalds-Chor,<br />

dem Pappenheimer Altar, dem Hochaltar mit Maria, der Patronin<br />

des Domes, der Buchenhüller Madonna und dem<br />

Grabgelege der Bischöfe, um nur einiges an Sehenswürdigkeiten<br />

zu nennen. Den Residenzplatz mit der Mariensäule<br />

und den Gebäuden von Gabriel de Gabrieli (1691 – 1747)<br />

sahen wir uns noch an. Im Haus der Begegnung hatten wir<br />

jeden Morgen einen Gottesdienst. Wir fanden sehr gastfreundliche<br />

Aufnahme, liebevolle Betreuung und vorzügliche<br />

Bewirtung durch die Küche. Die Abende wurden mit<br />

Spiel, Diskussionen und Gesprächen ausgefüllt. So Gott will,<br />

werden wir im nächsten Jahr wieder zusammenkommen.<br />

4<br />

Johannes Helfrich<br />

Interne Verstärkung:<br />

Birgit Hullermann seit<br />

September als ständiger<br />

Gast im KPV-Bundesvorstand<br />

vertreten<br />

Frau Hullermann unterstützt<br />

den Bundesvorstand als<br />

ständiger Gast und stellt<br />

sich bei der nächsten<br />

Delegiertenversammlung<br />

zur Wahl (Foto: Hullermann)<br />

Nach dem Ausscheiden des<br />

Bundesvorstandsmitglieds<br />

Milly Otten bekommt der<br />

Bundesvorstand nun tatkräftige<br />

Unterstützung aus der<br />

Landesgruppe Mitte-Nord.<br />

Frau Birgit Hullermann ist<br />

bis zu den Wahlen 2013 als<br />

ständiger Gast im Bundesvorstand<br />

vertreten. Ihr Vorstandsamt<br />

in der Landesgruppe<br />

Mitte-Nord nimmt<br />

sie natürlich weiterhin<br />

wahr. Frau Hullermann ist<br />

bereits in der KPV Landesgruppe<br />

Mitte-Nord als Vorstandsmitglied<br />

aktiv und<br />

unterstützt ab September<br />

2012 nun auch die Arbeit des Bundesvorstands als ständiger<br />

Gast. In der nächsten Delegiertenversammlung am<br />

07./08.06.2013 stellt sie sich auch offiziell zur Wahl.<br />

Mit <strong>diese</strong>m neuen Gast erhält der Bundesvorstand Unterstützung<br />

durch eine gestandene Fachfrau und erfolgreiche<br />

Unternehmerin im Gesundheitswesen. Frau Hullermann<br />

verfügt über mehr als 15 Jahre Berufs- und<br />

über 10 Jahre Führungserfahrung in der mittleren und<br />

oberen Führungsebene von Krankenhäusern. Die diplomierte<br />

Pflegewirtin (KFH Osnabrück) kann verschiedenste<br />

Weiterbildungen (u. a. Personalentwicklung und<br />

Coaching) vorweisen und hat sich als Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin an der Hochschule Bremen (Pflegemanagement,<br />

ISP) und der Akademie für Gesundheitsberufe<br />

an der Mathias Hochschule in Rheine bereits einen guten<br />

Namen gemacht. Als Mitglied der Projektgruppe im<br />

Rahmen der Hochschulgründung an der Mathias-Hochschule<br />

Rheine und durch den Aufbau des Studienganges<br />

„Management für Gesundheit und Pflege (BA)“ ist sie<br />

auch im Bildungsbereich sehr versiert. Durch ihre durchgehende<br />

Seminar- und Beratungstätigkeit in verschiedenen<br />

Einrichtungen des Gesundheitswesens und ihre Veröffentlichungen<br />

zum Pflegemanagement sowie<br />

Seminartätigkeiten und Vorträge verfügt sie über ein<br />

umfangreiches Netzwerk, in dem sie den Katholischen<br />

<strong>Pflegeverband</strong> e.V. vertreten kann.<br />

Der Bundesvorstand freut sich über die Unterstützung<br />

und wünscht Frau Hullermann viel Erfolg und Freude in<br />

der neuen Funktion. Für ihren engagierten Einsatz bereits<br />

jetzt einen herzlichen Dank.


Rückmeldeaktion für Mitglieder bis zum 10.12.2012:<br />

Steuergruppe bringt Entwicklung des Leitbildes<br />

zielgerichtet voran<br />

Gute Ergebnisse nach einem anstrengenden Tag (Fotos: MA)<br />

Am Donnerstag, den 13.09.2012, traf sich die Steuergruppe<br />

zum Leitbildprozess im Philip-Jakob-Spener-Haus in Frankfurt,<br />

um die bisherigen Ergebnisse des Leitbildentwicklungsprozesses<br />

zusammenzufassen und die Weichen für die weitere<br />

Entwicklung zu stellen.<br />

Im Vorfeld der Sitzung in Frankfurt wurden in der Delegiertenversammlung<br />

vom 27.04.2012 in Bad Honnef bereits<br />

viele Informationen gesammelt und diskutiert. Diese Inhalte<br />

wurden in den letzten Wochen und Monaten in den<br />

einzelnen Landesgruppen auch auf der Mitgliederebene zur<br />

Diskussion gestellt, weitergehend aufbereitet und dann<br />

wiederum für die Steuergruppensitzung am 13. 09.2012 zur<br />

weiteren Bearbeitung zusammengefasst.<br />

Rege Diskussionen – gutes Ergebnis<br />

Nach der Begrüßung durch den stellvertretenden Vorsitzenden<br />

Karl Heinz Stolz präsentierte die externe Moderatorin<br />

Frau Ladwein die zusammengefassten Ergebnisse und<br />

stellte sie im Plenum zur Diskussion.<br />

Aus den erarbeiteten Vorschlägen, Themen und anderen<br />

Beiträgen wurde dann im Dialog eine erste Arbeitsfassung<br />

der Kernsätze erstellt, die nun allen Mitgliedern des Katholischen<br />

<strong>Pflegeverband</strong>s e.V. zur Verfügung gestellt werden.<br />

Diese Kernsätze sollen in den Landesgruppen bis zum<br />

10.12.2012 diskutiert und durchgearbeitet werden. Die Ergebnisse<br />

werden in einer nächsten Steuergruppensitzung<br />

am 12.01.2013 bearbeitet, um baldmöglichst zu endgültigen<br />

Kernsätzen zu gelangen.<br />

Folgende Kernsätze konnten generiert werden:<br />

1. Wir vertreten professionell Pflegende und setzen uns für<br />

die Weiterentwicklung der professionellen Pflege ein.<br />

2. Wir leben christliche Werte.<br />

3. Wir sind bundesweit tätig.<br />

4. Wir sind national und international vernetzt.<br />

5. Wir stehen für Gemeinschaft und Individualität.<br />

6. Wir gehen verantwortlich mit ökologischen und<br />

ökonomischen Ressourcen um.<br />

Ziel des Prozesses ist es, einen Leitsatz zu definieren, der mit<br />

5-6 Kernsätzen untermauert wird. Zu den Kernsätzen wird<br />

es eine inhaltliche Kurzbeschreibung geben, damit der<br />

Transfer des Leitbildes in die tägliche Verbandsarbeit auch<br />

sichergestellt wird.<br />

Einladung zur aktiven Mitarbeit<br />

Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen, sich an der Entwicklung<br />

des Leitbildes zu beteiligen. Gerne können Sie sich über<br />

das Büro der Geschäftsstelle unter der Telefonnummer<br />

0941-604877-0 oder die E-Mail-Adresse info@kathpflegeverband.de<br />

die Ergebnisse der Steuergruppe anfordern. Sie<br />

erhalten dann Informationen zum derzeitigen Arbeitstand,<br />

ein Formular zur Rückmeldung sowie ein Begleitschreiben,<br />

dass Ihnen die Entstehung der Zwischenergebnisse erläutert.<br />

Die Ergebnisse Ihre Rückmeldungen werden zentral zusammengeführt<br />

und von den jeweiligen Landesgruppenmitgliedern<br />

der Steuergruppe in den Prozess mit eingebracht.<br />

Wir bitten alle Mitglieder um tatkräftige Unterstützung und<br />

sind uns sicher, dass wir mir Ihrer wertvollen Mithilfe ein<br />

Leitbild entwickeln werden, dass unseren Katholischen <strong>Pflegeverband</strong><br />

e.V. für lange Zeit gut begleiten wird.<br />

Die Steuerungsgruppe „Leitbild“ im konstruktiven Dialog<br />

5


Aktuelles<br />

Wichtige Aspekte:<br />

Globaler Verhaltenskodex der WHO für die internationale<br />

Anwerbung von Gesundheitsfachkräften<br />

Im Mai 2010 haben die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) einen globalen Verhaltenskodex<br />

für die Internationale Anwerbung von Gesundheitsfachkräften<br />

befürwortet. Dieser Kodex ist die Antwort der Regierungen<br />

auf die Tatsache, dass der weltweite Mangel an Gesundheitspersonal<br />

vor allem die Entwicklungsländer trifft und<br />

sich <strong>diese</strong>s Problem mit der Personalabwanderung aus <strong>diese</strong>n<br />

Ländern zu verschlimmern droht.<br />

Der Kodex enthält ethische Grundsätze, die bei der internationalen<br />

Rekrutierung von Gesundheitspersonal zur Anwendung<br />

gelangen sollen, indem den Rechten und Pflichten der<br />

Herkunfts- und Zielländer sowie der abwandernden Gesundheitsfachkräfte<br />

Rechnung getragen wird.<br />

Zwar handelt es sich beim Kodex nicht um ein verbindliches<br />

Instrument, doch er beinhaltet Elemente, die seine Umsetzung<br />

fördern sollen. So ist vorgesehen, dass die Mitgliedstaaten<br />

dem WHO-Sekretariat ab 2012 alle drei Jahre auf freiwilliger<br />

Basis einen Tätigkeitsbericht vorlegen. Dieser muss über<br />

den Stand der Gesetze und Regelungen zur Rekrutierung und<br />

Migration von Gesundheitspersonal sowie über die getroffenen<br />

Maßnahmen zur Umsetzung des Kodex Auskunft geben.<br />

Weiter muss der Bericht auch statistische Angaben enthalten.<br />

Die englischsprachige Originalfassung finden Sie auf den Seiten<br />

der WHO: http://www.who.int/hrh/migration/code/code_en.pdf<br />

Die deutsche Übersetzung im Auftrag des schweizerischen<br />

Bundesamt für Gesundheit (BAG) finden Sie unter:<br />

http://www.bag.admin.ch/themen/internationales/11103/<br />

11513/11607/index.html<br />

Quelle: Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft,<br />

Schweizer Bundesamt für Gesundheit<br />

6<br />

Die vier wichtigsten Aspekte für Sie im Überblick:<br />

1. Eine ethische internationale Anwerbung<br />

Arbeitgeber und Personaldienstleister sollen die aktive<br />

Anwerbung von Gesundheitsfachkräften aus Entwicklungsländern<br />

mit einem entsprechenden Personalnotstand<br />

unterbinden.<br />

2. Eine Gleichbehandlung der<br />

zugewanderten Gesundheitsfachkräfte<br />

Die Arbeitgeber sollen den zugewanderten Arbeitskräften<br />

die gleichen Arbeitsbedingungen gewähren wie den Angestellten<br />

aus dem eigenen Land.<br />

3. Die Ausbildung und die Erhaltung<br />

des Gesundheitspersonals<br />

Um weniger zugewandertes Gesundheitspersonal anstellen<br />

zu müssen, wird empfohlen, zum einen die Ausbildungskapazitäten<br />

zu erhöhen und zum anderen Maßnamen<br />

zu treffen, um den bestehenden Personalbestand zu<br />

erhalten. Die Staaten sind aufgefordert, die Informationssysteme<br />

für das Gesundheitspersonal auszubauen und<br />

<strong>diese</strong> zu nutzen, um wirksame politische Programme zu<br />

erarbeiten.<br />

4. Die internationale Zusammenarbeit<br />

Der Kodex fördert die Zusammenarbeit zwischen den Zielund<br />

Herkunftsländern, so dass für beide Seiten Vorteile<br />

aus der internationalen Migration von Gesundheitsfachkräften<br />

entstehen. Diese Zusammenarbeit kann verschiedene<br />

Formen annehmen. Als Beispiele werden die fachliche<br />

und finanzielle Unterstützung oder die Ausbildung<br />

von Gesundheitsfachberufen genannt.


Aus der Praxis – für die Praxis:<br />

Mitarbeiter binden und gewinnen durch Wertschätzung –<br />

Handlungsanregungen aus dem Projekt PflegeWert<br />

Wertschätzung ist wichtig. Das wissen wir nicht erst seit<br />

gestern. Aber nicht nur die Wertschätzung gegenüber unseren<br />

Patienten und Bewohnern ist wichtig, sondern auch die<br />

erfahrene Wertschätzung am Arbeitsplatz. Hinter die Kulissen<br />

geschaut hat das Projekt PflegeWert.<br />

Das Projekt PflegeWert widmet sich speziell der Wertschätzung<br />

in der Altenhilfe. Für das Projekt haben sich zwei Forschungseinrichtungen<br />

und zwei Träger mit ihren Pflegeeinrichtungen<br />

drei Jahre lang zusammengefunden, um zu<br />

erarbeiten, wie die Wertschätzung im Bereich der Altenpflege<br />

gesteigert werden könnte. Gefördert wurde das Forschungsprojekt<br />

vom Bundesforschungsministerium und von<br />

der EU. Das Projekt zielte darauf ab, zu erforschen, welche<br />

Wertschätzungsmechanismen in der sozialen Dienstleistung<br />

hilfreich für „gute Arbeit“ und „positive Wertschöpfung“<br />

sind. Darauf aufbauend wurden den Pflegekräften<br />

und ihren Arbeit- und Dienstgebern praxistaugliche Tools<br />

zur Förderung von Wertschätzung, Leistung und Berufszufriedenheit<br />

in prototypisch erprobter Form zur Verfügung<br />

gestellt. Ein weiteres Projektziel bestand darin, durch Öf-<br />

Eckpunkte:<br />

Der Bundestag hat den Gesetzentwurf der Bundesregierung<br />

zur Neuausrichtung der Pflegeversicherung (Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz)<br />

beschlossen. Das sind die fünf für Sie wesentlichen<br />

Punkte des Gesetzes in Kurzform:<br />

Eckpunkte Pflegereform:<br />

• „Pflege-Bahr“: Wer privat mit einer Pflegetagegeldversicherung<br />

vorsorgt, erhält eine staatliche Zulage von fünf<br />

Euro pro Monat. Voraussetzung ist unter anderem die Vollendung<br />

des 18. Lebensjahrs. Außerdem müssen zehn Euro<br />

im Monat als Mindestbetrag eingesetzt werden. Die Versicherer<br />

dürfen keinen Antragsteller aufgrund möglicher gesundheitlicher<br />

Risiken ablehnen; Risikozuschläge und Leistungsausschlüsse<br />

sind nicht erlaubt.<br />

• Verbesserungen für Demenzkranke: In der Stufe 0 erhalten<br />

Demenzkranke neben den heute schon beziehbaren 100<br />

bzw. 200 Euro für zusätzliche Betreuungsleistungen erstmals<br />

Pflegegeld oder Pflegesachleistungen. In den Pflegestufen<br />

1 und 2 wird der bisherige Betrag aufgestockt.<br />

a) Demenzkranke mit Pflegestufe 0 erhalten monatlich ein<br />

Pflegegeld von 120 Euro oder Pflegesachleistungen von<br />

bis zu 225 Euro.<br />

fentlichkeitsarbeit und Kooperationen mit Verbänden und<br />

Politik einen bundesweit wahrgenommenen Beitrag zur gesellschaftlichen<br />

Wertschätzung von Pflege-Facharbeit zu<br />

leisten. Im PflegeWert-Projekt wurden auf der Basis intensiver<br />

Untersuchungen und Dialoggespräche mit Pflegenden<br />

und Branchenvertretern sieben Handlungsanregungen auf<br />

fünf Ebenen der Wertschätzung entwickelt, die es den Einrichtungen<br />

ermöglichen, ihre Wertschätzungskultur deutlich<br />

zu verbessern und so zu einer höheren Mitarbeiterbindung<br />

und einer leichteren Mitarbeitergewinnung<br />

beizutragen.<br />

Seit Herbst 2012 können Sie im KDA-Verlag auch die Handlungsanregungen<br />

„Pflege- Erfolgsbesprechungen“, „Wertschätzendes<br />

Rückmeldemanagement“, „Wertschätzende<br />

Mitarbeiterentwicklungsgespräche“ und „Wertschätzendes<br />

Führen“ sowie weitere Informationen zum PflegeWert-Projekt<br />

in Buch- bzw. Broschürenform beziehen.<br />

Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie auch im<br />

Internet unter: http://www.pflegewert.info/.<br />

Bundestag beschließt Pflegereform – Neuerungen ab 2013<br />

b) Demenzkranke in Pflegestufe I erhalten ein um 70 Euro<br />

auf 305 Euro erhöhtes Pflegegeld oder um 215 Euro auf<br />

bis zu 665 Euro erhöhte Pflegesachleistungen.<br />

c) Demenzkranke in Pflegestufe II erhalten ein um 85 Euro<br />

auf 525 Euro erhöhtes Pflegegeld oder um 150 Euro auf<br />

bis zu 1.250 Euro erhöhte Pflegesachleistungen.<br />

• Flexiblere Leistungen für Pflegende: Pflegebedürftige und<br />

ihre Angehörigen können Leistungen der Pflegedienste für<br />

bestimmte Zeiträume wählen.<br />

• Verzögerungsgeld: Treffen die Pflegekassen Begutachtungsentscheidungen<br />

nicht fristgerecht, müssen sie künftig<br />

dem Antragsteller für jede begonnene Woche der Fristüberschreitung<br />

70 Euro als erste Versorgungsleistung<br />

zahlen.<br />

• Beitragserhöhung: Der Beitragssatz zur sozialen Pflegeversicherung<br />

steigt ab dem 1. Januar 2013 um 0,1 Punkte auf<br />

2,05 Prozent, bei Kinderlosen auf 2,3 Prozent.<br />

Quelle: Wirtschaftsdienst Versicherungsmakler, <strong>Ausgabe</strong> 8/2012, Seite 3<br />

7


Titelthema<br />

Finden und binden:<br />

Die Pflege in Zeiten<br />

knapper Personalressourcen<br />

Wie sieht die Personalmarkt -<br />

Situation in der Pflege aus? Das<br />

vom Deutschen Krankenhausinstitut<br />

jährlich erhobene<br />

„Krankenhausbarometer“, das<br />

den Fachkräftemangel als die<br />

zentrale Herausforderung für<br />

die stationäre Krankenhausversorgung<br />

herausstellt, weist in<br />

seiner jährlich stattfindenden<br />

repräsentativen Umfrage für<br />

das Jahr 2011 besorgniserregende<br />

Zahlen nach.<br />

Die Zahlen für das Medizinsystem sind<br />

bekannt: Mehr als 5.000 offene Stellen<br />

im ärztlichen Dienst können aufgrund<br />

des verknappten Personalmarktes für<br />

Mediziner derzeit nicht besetzt werden.<br />

Die damit verbundenen Versorgungsengpässe<br />

und der Handlungsdruck auf<br />

das Gesundheitswesen haben in den vergangenen<br />

Jahren zu vielfachen Diskussionen<br />

um entsprechende Abhilfe geführt.<br />

Ähnliches gilt für das Feld<br />

administrativen Handelns im Krankenhaus:<br />

Klinikträger und Einrichtungen,<br />

die ihre Schlüsselpositionen im Manage-<br />

8<br />

qualifi<br />

Mitarb<br />

Mit Autorennamen gekennzeichnete Artikel geben die Meinung eines Autors wieder und müssen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion


zierte<br />

eiter<br />

ment erfolgreich besetzen möchten, wissen<br />

um die zum Teil äußerst langwierigen<br />

und intensiven Anstrengungen, die<br />

nötig sind, um geeignete Mitarbeiter<br />

und Führungskräfte zu finden.<br />

Personalmarkt Pflege –<br />

ein Pflegefall?<br />

Wie sieht die Personalmarktsituation in<br />

der Pflege aus? Das vom Deutschen<br />

Krankenhausinstitut jährlich erhobene<br />

„Krankenhausbarometer“, das den<br />

Fachkräftemangel als die zentrale Herausforderung<br />

für die stationäre Krankenhausversorgung<br />

herausstellt, weist<br />

in seiner jährlich stattfindenden repräsentativen<br />

Umfrage für das Jahr 2011<br />

besorgniserregende Zahlen nach: Im<br />

Vergleich zum Jahr 2009, so die Unter-<br />

suchung, hat sich der Anteil der Krankenhäuser<br />

mit Problemen bei der Besetzung<br />

offener Stellen im pflegerischen<br />

Stationsdienst mehr als verdoppelt;<br />

demnach berichtete nunmehr über ein<br />

Drittel der befragten Krankenhäuser<br />

über entsprechende Schwierigkeiten,<br />

geeignetes Pflegepersonal zu finden.<br />

Insgesamt circa 3.000 Vollkraftstellen<br />

blieben bundesweit unbesetzt, was im<br />

Zweijahresvergleich eine Steigerung<br />

um 140% bedeutet. Dies, so das Fazit der<br />

Autoren, könnte erst der Beginn eines<br />

sich weiter verschärfenden Fachkräftemangels<br />

in der Krankenpflege sein.<br />

Große Defizite besonders<br />

im Funktionsdienst<br />

Neben der stationären Pflege zeigen<br />

sich ebenfalls in der Funktionspflege<br />

(OP, Anästhesie) sowie in der Intensivpflege<br />

zum Teil gravierende personelle<br />

Defizite. Wie das dip (Deutsches Institut<br />

für Pflegeforschung e.V.) mit dem aktuellen<br />

„Pflegethermometer“ nachweist,<br />

werden vielerorts fachgesellschaftliche<br />

Vorgaben bei der Personalausstattung<br />

in der Intensivpflege nicht eingehalten<br />

– dass jedoch bei gleichzeitig stark gestiegenem<br />

Akquisitionsaufwand (Kosten<br />

für die Anwerbung) für <strong>diese</strong> Mitarbeitergruppe.<br />

Insgesamt, so die Schlussfolgerung<br />

der dip-Untersuchung, stünden<br />

den suchenden Einrichtungen derzeit<br />

keine nennenswerten Personalressourcen<br />

auf dem freien Arbeitsmarkt<br />

zur Verfügung.<br />

Fachkräfteknappheit –<br />

verwalten oder gestalten?<br />

Der vielkonstatierte Fachkräftemangel<br />

in der Pflege ist damit präsent im Alltag<br />

der Kliniken und Einrichtungen, deren<br />

Verantwortliche laut einer kürzlich veröffentlichten<br />

Studie der Beratungsfirma<br />

Mummert & Partner das Thema<br />

„Rekrutierung und Mitarbeiterentwick-<br />

und der Herausgeber widerspiegeln. Der Herausgeber der PflegeLeben haftet nicht für die Inhalte der Artikel.<br />

lung“ noch vor den Themen „Wirtschaftlichkeit“<br />

und „Medizinisches<br />

Portfolio“ als vorrangiges Handlungsfeld<br />

nannten. Was können Krankenhäuser<br />

und Einrichtungen tun, die, selbst<br />

gut positioniert im großstädtischen<br />

Umfeld, zunehmend Probleme haben,<br />

geeignetes Pflegepersonal zu finden?<br />

Vom Angebots-<br />

zum Nachfragemarkt<br />

Ganz grundsätzlich geht es zunächst<br />

darum, dass die am Gesundheitsgeschehen<br />

Beteiligten einen Perspektivwechsel<br />

vollziehen müssen, um ihre<br />

Personalpolitik und ihr Personalmanagement<br />

auf <strong>diese</strong> weithin erfolgte Verschiebung<br />

vom Angebots- zum Nachfragemarkt<br />

einzustellen, die dazu führt,<br />

dass nicht mehr der Suchende der Bettler<br />

ist, sondern umgekehrt die Einrichtung<br />

– vormals „König Kunde“. Überspitzt<br />

formuliert: Nicht mehr der<br />

Stellensuchende muss mit seinen Qualifikationen<br />

werben, sondern das an<br />

speziellen Qualifikationen und Persönlichkeiten<br />

interessierte Unternehmen<br />

ist in der Rolle desjenigen, der um Aufmerksamkeit<br />

buhlt.<br />

Finden und binden<br />

Lässt man die seitens Politik und Berufsverbänden<br />

leider nur langfristig änderbaren<br />

Strukturen am Arbeitsmarkt<br />

einmal außer Acht, so hat das einzelne<br />

Unternehmen grundsätzlich zwei Möglichkeiten<br />

der Sicherstellung seiner personellen<br />

Ressourcen: durch Verbesserung<br />

des Rekrutierungserfolges bei der<br />

Personalgewinnung und mittels Verringerung<br />

der ungewollten Abwanderung<br />

von Mitarbeitern. Somit erscheinen die<br />

Themen „Finden“ und „Binden“ als zwei<br />

Seiten einer Medaille, mit hohen Herausforderungen<br />

an die Beteiligten und<br />

auf Basis eines aktiv vorangetriebenen<br />

Personalmarketings.<br />

9


Titelthema<br />

Verhinderung von<br />

Know-how-Abfluss<br />

Um mit der Personalbindung zu beginnen:<br />

Der Verbleib qualifizierter Mitarbeiter<br />

im Unternehmen, die „Retention“,<br />

gewinnt in allen Wirtschafts-<br />

zweigen zunehmend an Bedeutung.<br />

Insbesondere jedoch trifft dies auf wissensbasierte<br />

Dienstleistungen zu, die<br />

wie Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen<br />

vom Faktor Mensch abhängig<br />

sind, der als Know-how-Träger<br />

für das Unternehmen Werte schafft. Ein<br />

Retentionsmanagement fußt darauf,<br />

dass Führungskräfte und Personalmanager<br />

systematisch die Rahmenbedingungen<br />

für Leistungsbereitschaft und<br />

Loyalitätsförderung schaffen. Umgekehrt<br />

richten sich die Erwartungen der<br />

Mitarbeiter auf gerechte Behandlung<br />

und Wertschätzung, als Basis ihres<br />

Commitments. Unter Commitment verstehen<br />

wir das Ausmaß der Identifikation<br />

einer Person mit einer Organisation.<br />

Im Idealfall entsprechen Werte<br />

und Erwartungen des Unternehmens<br />

denen seiner Mitarbeiter, was einer engen,<br />

emotional gefärbten Bindung förderlich<br />

ist und im Ergebnis dazu führt,<br />

dass sich Fehlzeiten, „Innere Kündigung“<br />

und ungewollte Fluktuation verringern.<br />

Nicht zufällig steht die Diskussion<br />

um „Retention“ hierbei im<br />

Zusammenhang mit Unternehmensattraktivität.<br />

Unternehmen müssen sich gegenüber<br />

Mitarbeitern und künftigen Bewerbern<br />

nach innen wie nach außen als interessanter<br />

und erstrebenswerter Arbeitgeber<br />

zeigen.<br />

Somit ist es aus Sicht der jeweiligen Einrichtung<br />

wichtig, strategisch bedeutsame<br />

Mitarbeiter zu identifizieren,<br />

<strong>diese</strong> an zentralen Schaltstellen der Organisation<br />

zu unterstützen und zu fördern,<br />

um damit für Kontinuität und<br />

Know-how-Verbleib im Unternehmen<br />

zu sorgen. Bereits beim Eintritt eines<br />

neuen Mitarbeiters in das Unternehmen<br />

greifen Retentionsüberlegungen,<br />

10<br />

wenn intensiv geführte Auswahlgespräche<br />

dafür sorgen, dass der „Fit“, also die<br />

Passgenauigkeit, zwischen Unternehmenskultur<br />

und Persönlichkeit passt.<br />

Unterstützung in der Einarbeitungszeit,<br />

Mentoringsysteme und das gelebte Interesse<br />

der Führung an dem, was Mitarbeiter<br />

bewegt, sind prägend für das<br />

künftige Arbeitsverhältnis.<br />

Konfessionalität als Vorteil?<br />

Freigemeinnützige Einrichtungen mit<br />

ihrer wertebasierten Ausrichtung an<br />

Diakonie und Caritas und ihrer Nähe<br />

zum Menschen haben, worauf in dem<br />

Zusammenhang immer wieder hingewiesen<br />

wird, Vorteile, die sich nutzen<br />

lassen: Das Bestehen einer werteorientierten<br />

Unternehmenskultur schafft Integration<br />

und stärkt das Zugehörigkeitsgefühl,<br />

was insbesondere in Zeiten<br />

enger wirtschaftlicher Vorgaben und<br />

hoher Arbeitsanforderungen von Bedeutung<br />

ist, um eigenes Tätigsein als<br />

sinnvoll zu erleben. Dennoch zeigen<br />

Untersuchungen wie beispielsweise die<br />

NEXT-Studie über die Ursachen des vorzeitigen<br />

Ausstiegs aus dem Pflegeberuf,<br />

dass die in deutschen Krankenhäusern<br />

bestehende hohe quantitative Arbeitsbelastung<br />

in engem Zusammenhang<br />

steht mit dem Wunsch, den Beruf zu<br />

verlassen oder die Einrichtung zu wechseln.<br />

„NEXT“ steht in <strong>diese</strong>m Zusammenhang<br />

für „Nurses’ Early Exit Study“<br />

– eine EU-geförderte Untersuchung der<br />

Bergischen Universität Wuppertal. Bezieht<br />

man solche Erkenntnisse mit ein,<br />

erscheint es lohnenswert, im Sinne der<br />

Mitarbeiterbindung über Aufgabengestaltung,<br />

Ermöglichung fachlicher und<br />

persönlicher Entwicklung und andere<br />

unternehmensseitig veränderbare organisatorische<br />

und strukturelle Voraussetzungen<br />

intensiv nachzudenken – natürlich<br />

unabhängig von der Trägerschaft<br />

einer Einrichtung.<br />

Das Finden neuer Mitarbeiter –<br />

eine Organisations- und<br />

Kompetenzfrage<br />

Das Anforderungsprofil an Mitarbeiter<br />

in der Pflege ist der hohen Dynamik im<br />

Gesundheitswesen, demografischen<br />

und sozialen Entwicklungen, Kostendruck<br />

und Sparmaßnahmen der Einrichtungsträger<br />

unterworfen. Neue Aufgabenverteilungen<br />

stehen auf dem<br />

Prüfstand und in der Praxis werden unterschiedliche<br />

Kooperationsformen<br />

zwischen Pflege, Ärzten und anderen<br />

Gesundheitsberufen erprobt. Skill-Mix<br />

und Grade-Mix führen da, wo eingesetzt,<br />

zu komplexer Arbeitsorganisation,<br />

wenn es darum geht, mit individuellen<br />

Kompetenzen und Ausbildungen<br />

zu optimalen Pflegeergebnissen zu<br />

kommen. Beschleunigte, verschlankte<br />

und kleinteiligere Abläufe stellen in<br />

Hinblick auf Teamkommunikation,<br />

Prozessorganisation und -gestaltung<br />

hohe Anforderungen, nicht nur an das<br />

leitende Personal. Der Blick für optimierte<br />

Arbeitsorganisation wird immer<br />

wichtiger, um Ressourcen auszuschöpfen,<br />

aber auch Druck- und Stresssituationen<br />

besser bewältigen zu können<br />

und Demotivation und Burnout zu verhindern.<br />

Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit<br />

sowie Konfliktfähigkeit, das<br />

Leisten „emotionaler Arbeit“, verbunden<br />

mit hohem Einfühlungsvermögen,<br />

fordernden Gesprächen mit Kranken<br />

und deren Angehörigen, sind weitere<br />

Anforderungen, die an <strong>diese</strong> Berufsgruppe<br />

gestellt werden. Über fachlichmedizinische<br />

Kenntnisse hinaus sind<br />

Persönlichkeiten gefragt, die den permanenten<br />

Veränderungsprozessen ge-<br />

Mit Autorennamen gekennzeichnete Artikel geben die Meinung eines Autors wieder und müssen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion


wachsen, gleichzeitig aber auch bereit<br />

sind, sie aktiv mitzugestalten. Nicht nur<br />

unter dem Gesichtspunkt der verknappten<br />

Personalmarktsituation machen<br />

<strong>diese</strong> Anforderungen die Pflegekraft<br />

zu einer knappen Ressource.<br />

Berufspolitisch kann der Trend der Professionalisierung<br />

und der Akademisierung<br />

in der Pflege ebenfalls direkt an<br />

<strong>diese</strong>s Thema geheftet werden. Eine<br />

Diskussion, die sicherlich noch lange<br />

anhalten wird.<br />

Mit Systematik zum Erfolg?<br />

Fällt seitens des Krankenhauses die Entscheidung,<br />

eine Stelle im Pflegebereich<br />

durch einen externen Mitarbeiter zu<br />

besetzen, muss über das jeweilige Rekrutierungsinstrument<br />

nachgedacht<br />

werden. Ob es sinnvoll ist, eine Stellenanzeige<br />

(Print, Online) zu schalten, lässt<br />

sich im Allgemeinen dann bejahen,<br />

wenn Faktoren wie hoher Bekanntheitsgrad<br />

einer Klinik, interessante regionale<br />

Lage und eine entsprechende Klinikdichte<br />

im regionalen Umfeld<br />

gegeben sind. Jenseits der traditionellen<br />

Print-Anzeige sind neue Medien<br />

einzubeziehen, da <strong>diese</strong> auch und gerade<br />

von jüngeren Bewerbern genutzt<br />

werden. Das Unternehmen kann (und<br />

muss!) sich bei potentiellen Mitarbeitern<br />

als erstrebenswerter Arbeitgeber<br />

darstellen, was das Nachdenken über<br />

grafische Gestaltung und Webauftritt<br />

als Teil des Marketings unabdingbar<br />

macht. Nicht versäumt werden sollte,<br />

zu Bewerbern, die (da etwa zu jung bzw.<br />

wegen noch fehlender Erfahrung) nicht<br />

zum Zuge kamen, jedoch hochqualifiziert<br />

sind, einen langfristigen Dialog<br />

aufzubauen, um sie gegebenenfalls bei<br />

späteren Vakanzen berücksichtigen zu<br />

können.<br />

Solche Überlegungen aus dem TRM (Talent<br />

Relationship Management) zeigen,<br />

wie wichtig es ist, allen Stufen des Suchund<br />

Auswahlprozesses auch hinsichtlich<br />

längerfristig angelegter Personalakquisitionsstrategien<br />

hohe Aufmerk-<br />

samkeit zuzuwenden. Dass hier ein aktives<br />

Personalmanagement erforderlich<br />

ist, das <strong>diese</strong> Aktivitäten bündelt<br />

und ständig miteinbezieht, ist vorauszusetzen.<br />

Trend zu externer Unterstützung<br />

Wie im allgemeinen Gesundheitswesen<br />

insgesamt schon lange üblich, werden<br />

mittlerweile auch für die Rekrutierung<br />

von Pflegefachpersonal zunehmend<br />

Personalberater eingesetzt. Mit dem aktiven<br />

Rekrutierungsinstrument der Direktansprache<br />

werden so potentielle<br />

Kandidaten erreicht, die sonst gar nicht<br />

oder nur schwierig angesprochen werden<br />

könnten. Das Head-Hunting erreicht<br />

also auch die Pflege. Wichtiges<br />

Merkmal zur Identifizierung des geeigneten<br />

Personalberaters sind jedoch<br />

Branchenkenntnis, fachliche Kompetenz<br />

und Transparenz der Vorgehensweise.<br />

Die professionell durchgeführte<br />

Direktansprache bedient sich als Rekrutierungsinstrument<br />

einer Methodik,<br />

die klar darstellbar und in ihrer Vorgehensweise<br />

systematisiert und nachvollziehbar<br />

ist. Die Möglichkeit des intensiven<br />

Dialogs, die der Personalberater mit<br />

potentiellen Kandidaten besitzt, erlaubt<br />

es schon vor Beginn des eigentlichen<br />

Auswahlverfahrens, dass neben<br />

Prüfung der fachlichen Qualifikation<br />

auch ein genaues Bild der jeweiligen<br />

Persönlichkeit entsteht, das Aufschluss<br />

gibt über Führung, Selbstorganisation,<br />

eigene Zielsetzungen usw.. Nicht zuletzt<br />

aber lässt sich ein Blick werfen auf die<br />

Werteorientierung des Einzelnen und<br />

deren grundsätzliche Übereinstimmung<br />

mit der Ausrichtung des Unternehmens.<br />

Fazit:<br />

Das Thema der Personalknappheit in<br />

den Pflegeberufen stellt neue Herausforderungen<br />

an alle Beteiligten. Jenseits<br />

langfristigerer Veränderung der Situation<br />

durch Gesundheitspolitik und<br />

Fachgesellschaften können Krankenhäuser<br />

und Einrichtungen mittel- und<br />

kurzfristig dafür sorgen, ihre Personalgewinnung<br />

zu optimieren. Durch zielgerichtete<br />

und nachhaltige Veränderungen<br />

im Personalmarketing und der<br />

Arbeitsorganisation sowie mittels angepasster<br />

und individueller Lösungswege<br />

der Personalrekrutierung kann die<br />

Wettbewerbsfähigkeit zur Gewinnung<br />

geeigneter Fach- und Führungskräfte<br />

verbessert werden. Auch wenn es dabei<br />

keinen Königsweg gibt, können Überlegungen<br />

wie die hier skizzierten einen<br />

Ausgangspunkt dafür bilden, entsprechende<br />

Strategien zu implementieren.<br />

About:<br />

und der Herausgeber widerspiegeln. Der Herausgeber der PflegeLeben haftet nicht für die Inhalte der Artikel.<br />

Dr. Bernd Hüttner<br />

Herr Dr. Hüttner ist Inhaber der<br />

Dr. Hüttner-Personalberatung.<br />

Vertreten an den Standorten<br />

Stuttgart und München, ist sein<br />

Unternehmen bereits seit über<br />

10 Jahren in der spezialisierten<br />

Rekrutierung von Fach- und Führungskräften<br />

für das Gesundheitswesen<br />

tätig. Kontaktmöglichleiten<br />

finden Sie unter<br />

www.drhüttner.de.<br />

Kommentare und Amnerkungen<br />

bitte ausschließlich an<br />

redaktion@kathpflegeverband.de<br />

11


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Nein, liebe Mitglieder, wir können Sie beruhigen. Weihnachten wird voraussichtlich<br />

wie geplant ab dem 24.12. stattfinden. Neben der Freude über die Geburt Jesu<br />

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Lieben jedes Jahr aufs Neue.<br />

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verschenken möchte, hetzt derzeit mitunter<br />

stetig schweifenden Auges durch die Innenstädte und<br />

späht nach originellen Geschenkideen. Aber es geht<br />

auch einfacher. Wer online einkauft, tut dies gemütlich<br />

vom heimischen Sofa, dem Küchentisch oder Kuschelbett<br />

aus. „So etwas will ich auch!“ Wer kennt das Gefühl<br />

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nach guten Beiträgen!<br />

13


Titelthema<br />

14<br />

Die Regula Benedicti (Benediktsregel) hat der Hl. Benedikt<br />

von Nursia bereits im 6. Jahrhundert verfasst. In den Wirren<br />

des heutigen Arbeitsalltags ist sie jedoch aktueller denn je.<br />

Antiquiert oder aktuell?<br />

Die Regula Benedicti<br />

Alltagssituation<br />

„Warum ist Schwester Petra bloß immer<br />

so schlecht gelaunt? Und der Herr<br />

Schmitz kommt schon wieder und will<br />

neue Aufgaben übernehmen. Soll der<br />

doch erst einmal seinen Kram fertig<br />

machen. Was macht eigentlich Frau Weber,<br />

von der habe ich schon lange nichts<br />

mehr gehört? Komisch, dabei behandle<br />

ich doch alle Mitarbeiter gleich, wieso<br />

bekomme ich dann so verschiedene Arbeitsergebnisse?“<br />

Herr Schulze, altgedienter und erfahrener<br />

Einrichtungsleiter einer Senioren-<br />

Pflegeeinrichtung, ist ratlos. Er gibt sich<br />

die größte Mühe, alle seine Mitarbeiter<br />

gleich zu behandeln. Es soll gerecht zugehen,<br />

keiner soll sich benachteiligt<br />

fühlen. Trotzdem reagieren die Mitarbeiter<br />

darauf sehr unterschiedlich. Einige<br />

wenige verhalten sich so, wie Herr<br />

Schulze es sich wünscht. Die meisten jedoch<br />

kann er irgendwie nicht mehr motivieren.<br />

Während Herr Schulze seinen Blick über<br />

den Schreibtisch wandern lässt, bleibt<br />

er an einer Textzeile in einem aufgeschlagenen<br />

Buch hängen: „Er muss wissen,<br />

welch schwierige und mühevolle<br />

Aufgabe er auf sich nimmt: Menschen<br />

zu führen und der Eigenart vieler zu<br />

dienen“ (RB 2,31f.). Das Buch ist die „Benediktsregel“.<br />

Herr Schulze hatte sie bei<br />

einem Führungskräfteseminar in einem<br />

Kloster bekommen. Seitdem lag<br />

Sie eigentlich unbenutzt auf seinem<br />

Schreibtisch. Über den Satz, den er gerade<br />

gelesen hat, kommt er allerdings<br />

doch ins Grübeln. Vor allem das Wort<br />

„dienen“ stört ihn. Er ist doch schließlich<br />

Führungskraft und kein Untergebe-<br />

„Benedikt“ bedeutet „der Gesegnete“.<br />

Sein Gedenktag wird gefeiert am 11. Juli, er war Ordensgründer sowie<br />

Abt auf dem Montecassino und gilt als „Vater des abendländischen<br />

Mönchtums“.<br />

Geboren um 480 in Nursia, dem heutigen Norcia, in Umbrien in Italien,<br />

gestorben 21. März 547 im Kloster Montecassino in Italien.<br />

Attribute: ein zersprungener Becher oder Kelch, aus dem eine kleine<br />

Schlange entweicht, Regelbuch, Pelikan, Rabe, Dornen, Kugel;<br />

Patron des Abendlandes und Europas, der Schulkinder und Lehrer, der<br />

Bergleute, Höhlenforscher, Kupferschmiede, der Sterbenden, hilft bei<br />

Pest, Fieber, Entzündungen, Nieren- und Gallensteinen sowie Vergiftung.


ner. Und überhaupt, wo kommen wir<br />

denn da hin, wenn er jetzt auch noch jedem<br />

Mitarbeiter nach der Nase tanzen<br />

soll.<br />

Dienen ist Führen ist Dienen<br />

Aber ist das wirklich damit gemeint?<br />

Der Dienst am Nächsten durchzieht die<br />

Benediktsregel wie ein roter Faden. Er<br />

ist aber nie nur Dienst um seiner selbst<br />

willen, sondern immer auch Dienst an<br />

der Gemeinschaft. Damit bleibt der<br />

Dienst ausgerichtet auf ein gemeinsames<br />

Ziel. In <strong>diese</strong>m Sinne hat „dienen“<br />

auch nichts mit einem Helfersyndrom<br />

oder Knechtschaft zu tun. Dienst im<br />

Sinne Benedikts meint vielmehr ein<br />

Selbstverständnis. Verstehe ich mich als<br />

Führungskraft als Dienender, d.h. habe<br />

ich die Bedürfnisse meiner Mitarbeiter<br />

im Blick? Orientiere ich mich am Menschen,<br />

um der gemeinsamen Sache zu<br />

entsprechen oder ordne ich den Menschen<br />

der Sache unter? Komme ich den<br />

Bedürfnissen meiner Mitarbeiter wirklich<br />

entgegen, wenn ich alle gleich behandle?<br />

In den Personalabteilungen verschiedener<br />

Unternehmen hat sich seit einiger<br />

Zeit durchgesetzt, die Abteilung als<br />

Dienstleistungscenter zu verstehen.<br />

Hier wird der Mitarbeiter zum Kunden,<br />

dessen Bedürfnisse zu befriedigen sind.<br />

In <strong>diese</strong>m ökonomischen Denken läuft<br />

man leichter Gefahr, einzelne Kunden<br />

„abzuschreiben“, wenn der Ertrag nicht<br />

entsprechend ist. Benedikt hingegen<br />

stellt mit seinem Anspruch den einzelnen<br />

Menschen als Person in den Mittelpunkt<br />

und formuliert so eine für Führungskräfte<br />

unerlässliche Eigenschaft –<br />

die Fähigkeit zu dienen!<br />

Das leuchtet Herrn Schulze ein. Als<br />

erste Maßnahme, seiner neuen Erkenntnis<br />

Rechnung zu tragen, beschließt<br />

er, nicht länger auf ein Lebenszeichen<br />

von Frau Weber zu warten. Er<br />

besucht Sie in Ihrer Abteilung und<br />

kommt mit ihr ins Gespräch.<br />

Wiederentdeckt:<br />

1500 Jahre altes Führungswissen<br />

1054 Treffer liefert die Suchanfrage für<br />

den Suchbegriff „Personalführung“ bei<br />

einem namhaften Online-Buchversand.<br />

Fragt man nach den Quellen <strong>diese</strong>s umfangreichen<br />

Wissens, dann lohnt es<br />

sich, einen Text in den Blick zu nehmen,<br />

der vor 1500 Jahren entstanden ist – die<br />

„Benediktsregel“.<br />

In 75 Kapiteln verfasste der Heilige Benedikt<br />

von Nursia seine Ordensregel<br />

und begründete damit eine Tradition,<br />

die im Verlauf der Geschichte durchschlagenden<br />

Erfolg haben sollte. Noch<br />

heute, wo die christlichen Ordensgemeinschaften<br />

eher mit Personalmangel<br />

zu kämpfen haben, leben Mönche und<br />

Nonnen in über 1000 Klöstern weltweit<br />

nach <strong>diese</strong>r Regel.<br />

Mensch und Persönlichkeit<br />

Während im gängigen Sprachgebrauch<br />

wertorientierte Führung eher im Zusammenhang<br />

mit „Shareholder Value“<br />

verstanden wird, stellt die Benediktsregel<br />

den Mensch mit seiner Persönlichkeit<br />

in den Fokus. Vom Abt, dem Leiter<br />

eines Klosters, verlangt Benedikt: „Er<br />

muss wissen, welch schwierige und mühevolle<br />

Aufgabe er auf sich nimmt:<br />

Menschen zu führen und der Eigenart<br />

vieler zu dienen. Muss er doch dem einen<br />

mit gewinnenden, dem anderen<br />

mit tadelnden, dem dritten mit überzeugenden<br />

Worten begegnen.<br />

Nach der Eigenart und Fassungskraft jedes<br />

einzelnen soll er sich auf alle einstellen<br />

und auf sie eingehen” (RB 2, 31f.).<br />

Wer Menschen führen will, muss erst<br />

einmal mit sich selber umgehen können,<br />

das ist der Grundgedanke Benedikts.<br />

Er wäre ein guter Anwalt für den<br />

Einsatz von Persönlichkeitsanalysen<br />

und entsprechenden Führungstrainings<br />

gewesen. Was aber heißt das konkret<br />

für meinen Arbeitsalltag?<br />

Überzeugt und<br />

überzeugend Führen<br />

Benedikt entfaltet das Thema im weiteren<br />

Verlauf der Regel ganz pragmatisch<br />

am Beispiel einer Gemeinschaft von<br />

Mönchen. Er beschreibt die Auswahl<br />

neuer Brüder, spricht vom Umgang mit<br />

Verfehlungen und nimmt in den Blick,<br />

was der Einzelne braucht, um auf seinem<br />

Weg voranzukommen.<br />

Das Führung auch Verantwortung bedeutet,<br />

versteht sich für den Heiligen<br />

von selbst: „Wer es auf sich nimmt, Menschen<br />

zu führen, muss sich bereithalten,<br />

Rechenschaft abzulegen“(RB 2,37).<br />

About:<br />

Herr Tobias Wiegelmann ist Personalfachkaufmann<br />

(IHK), zertifizierter<br />

Trainer für das persolog®–<br />

Persönlichkeitsmodell und<br />

schließt im Herbst sein Theologiestudium<br />

ab. Er arbeitet seit<br />

sechs Jahren in der Personalberatung,<br />

Personalentwicklung und<br />

Personalvermittlung im Sozialund<br />

Gesundheitswesen. Besonderer<br />

Schwerpunkt seiner Arbeit<br />

sind Werte und Ethik in der Führung.<br />

In seinem Blog<br />

http://www.tobiaswiegelmann.de<br />

schreibt er regelmäßig zu verschiedenen<br />

Themen, wie z.B. den<br />

Bereichen Personal oderTheologie.<br />

Den Katholischen <strong>Pflegeverband</strong><br />

e.V. unterstützt er im kommenden<br />

Jahr mit Seminaren zur praktischen<br />

Anwendung der Benediktsregel<br />

im (Arbeits-)Alltag.<br />

Bereits jetzt vielen Dank dafür.<br />

Fragen und Anregungen zum<br />

Artikel bitte an<br />

redaktion@kathpflegeverband.de<br />

Verantwortung erlange ich auf zwei Wegen:<br />

Ich ergreife sie selbst oder ich bekomme<br />

Sie delegiert. In beiden Fällen<br />

muss ich überzeugt sein von dem, was<br />

ich tue, damit es gelingt. So gelange ich<br />

als Führungskraft unweigerlich zu der<br />

Frage, was denn meine Überzeugungen<br />

sind, nach denen ich zu handeln gedenke.<br />

Benedikt von Nursia beschreitet den<br />

umgekehrten Weg. Aus seiner persönlichen<br />

Überzeugung und Erfahrung formuliert<br />

er eine Regel zur geistlichen<br />

Reifung im gemeinsamen Leben. Wie<br />

von selbst begründet er damit ein Leitbild<br />

für die Menschenführung. Jedem,<br />

der auf der Suche nach einer ethischen<br />

Grundlage für seinen Führungsstil ist,<br />

sei <strong>diese</strong>r alte und doch brandaktuelle<br />

Text zur Lektüre empfohlen.<br />

15


Aus den Landesgruppen<br />

Landesgruppe Baden-Württemberg:<br />

„Pflegekompetenz und<br />

Professionalität –<br />

Voraussetzung für Qualität!“<br />

Die KPV-Landesgruppe Baden-Württemberg<br />

(LG BaWü) veranstaltete ihren<br />

zweiten Fachtag in <strong>diese</strong>m Jahr am<br />

17. Juli im Alban-Stolz-Haus in Bühl/<br />

Baden. Thema: „Pflegekompetenz und<br />

Professionalität – Voraussetzung für<br />

Qualität!“ 40 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer aus dem gesamten Landesgebiet<br />

folgten der Einladung.<br />

Drei Facetten der Pflegekompetenz: Geboten<br />

wurde ein anspruchsvolles Programm<br />

mit jede Menge Pflegepraxis.<br />

Vorträge zur Entbürokratisierung in der<br />

Pflegedokumentation, zu den Chancen<br />

und Risiken der Qualitätsprüfungsrichtlinien<br />

(QPR) in der Pflegepraxis und den<br />

herausfordernden Entwicklungen in der<br />

Pflegeausbildung und Praxis fassten aktuelle<br />

Themen aus der Pflegepraxis aufschlussreich<br />

und geschickt auf.<br />

Entbürokratisierung: Reinhard Ernst,<br />

Organisationsberater für soziale Unternehmen,<br />

ging in seinem Beitrag auf die<br />

Entbürokratisierung in der Pflegedokumentation<br />

ein und stellte die Anzahl<br />

real vorhandener Dokumente den lediglich<br />

formal gesetzlich geforderten<br />

gegenüber. Unterhaltsam lud Ernst<br />

zum Selbsttest mit seinem Thesenpapier<br />

ein, um im Anschluss Verschlankungspotenziale<br />

der Pflegedokumentation<br />

darzulegen und zu diskutieren.<br />

Mitgliedertreffen in der<br />

Region Freiburg<br />

Das Mitgliedertreffen im Küferstüble in Aalen findet jeden<br />

zweiten Monat statt und die Teilnehmer kommen gerne,<br />

um bei Kaffee und Kuchen über Entwicklungen in der Pflege<br />

zu diskutieren und Neuigkeiten zu erörtern . Danach gibt es<br />

manchmal ein Gläschen Geburtstagssekt und auch das Private<br />

kommt nicht zu kurz. Ein Dank an Gertrud Weinschenk<br />

und Lydia Discher, die sich um alles kümmern. Informationen<br />

erhalten Sie bei Ihrem Landesgruppenvorstand. Die<br />

Freude, wenn wir uns wiedersehen, ist immer sehr groß,<br />

und wir möchten alle recht herzlich grüßen. E. Olbricht<br />

16<br />

Qualität: Ingrid Daniel, QMB der Sozialstation<br />

St. Elisabeth in Bühl, und das<br />

LG-Vorstandsmitglied Hr. Wolfgang<br />

Schanz gaben in ihrem Vortrag „Chancen<br />

und Risiken der Qualitätsprüfungsrichtlinien<br />

(QPR) in der Pflegepraxis“ einen<br />

Einblick in die Theorie des<br />

Qualitätsmanagementprozesses und<br />

stellten anhand ausgewählter Fallbeispiele<br />

die Bedeutung und Notwendigkeit<br />

der Dokumentation dar. Mögliche<br />

Konsequenzen für die Pflegepraxis,<br />

nämlich haftungsrechtliche Aspekte<br />

zum einen und Entbürokratisierungsmöglichkeiten<br />

zum anderen, wurden<br />

vor dem Hintergrund der gängigen<br />

QPR dargelegt und mit den Teilnehmern<br />

rege diskutiert.<br />

Zukunft: Hr. Martin Huber, ebenso im<br />

LG-Vorstand, brachte den Fachtag mit<br />

seinem Vortrag über die herausfordernden<br />

Entwicklungen in der Pflegeausbildung<br />

und Praxis zu einem<br />

runden Abschluss. Mit einem humorvollen<br />

Exkurs in die Fußballwelt gelang<br />

es Huber, die Zuhörer für die berufspolitischen<br />

Herausforderungen<br />

der kommenden Jahre zu sensibilisieren,<br />

bevor er die aktuellen Pläne der<br />

Pflegeausbildung wie die Übertragung<br />

ärztlicher Tätigkeiten an Pflegefachpersonen<br />

zur Diskussion stellte.<br />

Beendet wurde sein Vortrag mit ei-<br />

Offener Brief des<br />

Landesgruppenvorstandes<br />

Der Landesvorstand der LG BaWü<br />

wünscht seinen Mitgliedern in einem<br />

Offenen Brief zum Jahresende<br />

alles Gute. Den Brief finden Sie auf<br />

unserer Homepage.<br />

nem Appell für das berufspolitische<br />

Engagement.<br />

Die Themenauswahl des Fachtags<br />

zeigt, dass professionell Pflegende sich<br />

nicht für jeden Handgriff auf dem Papier<br />

rechtfertigen müssen, und lädt<br />

ein, die Zeit produktiver zu nutzen. Ferner<br />

zeigte der Fachtag, dass es einer<br />

umfassenden Definition pflegerischer<br />

Tätigkeiten und der daraus folgenden<br />

Konsequenzen bedarf, die am Ende zu<br />

einer professionellen Identität führen<br />

und der Profession Pflege dienen.<br />

Bleibt zum Ende noch aufzulösen, wie<br />

viele Formulare nach Ernst in der Pflegeplanung<br />

gesetzlich verpflichtend<br />

sind: fünf! Auch die nächsten Fachtage<br />

der LG BaWü werden sich den verschiedenen<br />

Facetten der „Pflegekompetenz<br />

und Professionalität“ widmen und die<br />

Entwicklung einer professionellen<br />

Identität der Teilnehmer diesbezüglich<br />

anzustoßen versuchen.<br />

Wibke Haas (LG BaWü)<br />

Den vollständigen Bericht finden Sie<br />

auf unserer Homepage unter:<br />

www.kathpflegeverband.de ><br />

Der Verband > Landesgruppen ><br />

Baden-Württemberg<br />

Mitglieder der KPV LG BaWü beim geselligen und konstruktiven<br />

Miteinander im Küferstüble (Foto: Discher)


Die Pflegedokumentation und der<br />

wachsende bürokratische Aufwand<br />

sind für die Pflege eine zunehmende<br />

Belastung. Wo früher fachliche Expertise<br />

ausreichte, müssen heute umfangreiche<br />

Dokumentationen zur Begründung<br />

der Qualität herangezogen<br />

werden. In dem Projekt „Redudok“<br />

werden nun neue Wege beschritten.<br />

Das von der Fachstelle für Pflege- und<br />

Behinderteneinrichtungen, Qualitätsentwicklung<br />

und Aufsicht (kurz FQA)<br />

München initiierte Projekt will zu einem<br />

neuen Verständnis der Pflegedokumentation<br />

beitragen und viele der<br />

gängigen Dokumente abschaffen.<br />

Pflege aktuell<br />

Das, was dem Leben einen Sinn verleiht, gibt auch dem Tod Sinn.<br />

Antoine de Saint-Exupéry<br />

Der Katholische Pflege -<br />

verband e.V. trauert um<br />

Frau<br />

Eleonore Kaut<br />

11.04.1923 – 24.09.2012<br />

Landesgruppe Bayern:<br />

Pflege ohne unnötigen Dokumentationsaufwand –<br />

das Projekt „Redudok“<br />

Der KPV e.V. ist mit der Landesgruppe<br />

Bayern Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>Katholischer</strong> Frauen Bayerns.<br />

Diese AG arbeitet seit 1957 als Zusammenschluss<br />

von Frauen in katholischen<br />

Verbänden und Gruppen im Freistaat<br />

und vertritt damit ca. 300.000 Frauen.<br />

Die AG entsendet beispielsweise Vertreterinnen<br />

in den Rundfunk- und Medienrat,<br />

hält Kontakt zum Katholischen Büro<br />

in Bayern und nimmt zu gesellschaftsund<br />

kirchenpolitischen Fragen Stellung.<br />

Grundlage ist auch ein neues Pflegeverständnis,<br />

das sich an der Pflegecharta<br />

orientiert. Die Katholische Stiftungsfachhochschule<br />

übernimmt die wissenschaftliche<br />

Begleitung des Projektes.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.redudok.de.<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>Katholischer</strong> Frauen Bayerns<br />

möchte Fachtag im Kontext Pflege anbieten<br />

Weiterhin ist nicht klar, ob und wenn ja,<br />

wann es in Bayern eine Pflegekammer<br />

geben wird. Am 12. September hatte<br />

Staatsminister Dr. Huber die Vertreter<br />

und Vertreterinnen der Berufsverbände<br />

und die Vertreter und Vertreterinnen der<br />

Trägerorganisationen zu einem gemeinsamen<br />

Runden Tisch ins Ministerium gebeten.<br />

Als Vertreterin des KPV nahm Elisabeth<br />

Linseisen teil, Annemarie Luger<br />

war als stlv. Vorsitzende der BAY.ARGE<br />

Frau Kaut war von 1958–1976 Diözesanoberin der Caritas-<br />

Gemeinschaft für Pflege- und Sozialberufe in der Erzdiözese<br />

Freiburg. 1967–1983 war sie mit der Aufgabe der Generalsekretärin<br />

der Caritas-Gemeinschaft e.V. betraut und war<br />

mitverantwortlich für die Geschicke und die Entwicklung<br />

der Caritas- Gemeinschaft auf Bundesebene. Der Katholische<br />

<strong>Pflegeverband</strong> dankt Frau Eleonore Kaut für ihre<br />

Lebensarbeit und behält sie in ehrender Erinnerung.<br />

Der Vorstand<br />

(Bayerische Arbeitsgemeinschaft zur<br />

Förderung der Pflegeberufe) geladen. In<br />

einem konstruktiven Gespräch konnten<br />

bislang missverständliche Annahmen<br />

der jeweiligen Befürworter oder Gegner<br />

einer Pflegekammer beseitigt werden.<br />

Freilich bleiben – auch für den Minister<br />

– noch Fragen offen.<br />

Als nächster Schritt wird am 18. Oktober<br />

im Ausschuss für Umwelt und Ge-<br />

Ende Juli lud der Vorstand der AG den<br />

KPV ein, um über einen gemeinsamen<br />

Fachtag, der im Kontext Pflege ausgerichtet<br />

werden soll, zu beraten. Vertreten<br />

war der KPV durch Elisabeth Linseisen<br />

und Katharina Adelhütte-Regler.<br />

Diskussion um Pflegekammer in Bayern geht weiter!<br />

sundheit des Bayerischen Landtages zu<br />

einer öffentlichen Anhörung geladen.<br />

Hierzu wurden Experten gebeten, die<br />

den Landtagsabgeordneten fachspezifische<br />

Fragen zur Pflegekammer beantworten.<br />

Wir bleiben am Ball und werden<br />

Sie informieren! Falls Sie<br />

zwischendurch Nachfragen haben oder<br />

aktuelle Informationen zur Kammer<br />

benötigen, melden Sie sich bitte bei<br />

uns.<br />

17


Aus den Landesgruppen<br />

Landesgruppe Mitte-Nord:<br />

Auftaktveranstaltung „Pflege im Dialog“<br />

am 14.11.2012 in Telgte (Münsterland)<br />

Am 14. November 2012 findet in<br />

Telgte (Münsterland) in den Räumen<br />

der St.-Rochus-Hospital Telgte<br />

GmbH von 9 Uhr bis 16 Uhr eine<br />

Fachtagung zum Thema „Pflege<br />

selbstbewusst präsentieren“ statt.<br />

Pflege selbstbewusst präsentieren<br />

Die Veranstaltung, die der Katholische<br />

<strong>Pflegeverband</strong> e.V. mit dem Diözesan-<br />

Caritasverband Münster e.V ins Leben<br />

gerufen hat, wird eine regelmäßige,<br />

jährlich stattfindende Einladung zum<br />

Dialog unter einer professionellen,<br />

pflegefachlichen Perspektive sein.<br />

Unter dem Motto: „Pflege selbstbewusst<br />

repräsentieren“ erleben Sie vormittags<br />

eine Mischung aus pflegefachlicher Expertise<br />

und berufspolitischen Aspekten<br />

und nachmittags zwei Workshops zur<br />

Stärkung Ihrer Selbstpflegekompetenz.<br />

Dozenten und Themen:<br />

Frau Birgit Hullermann:<br />

Sprache, Selbst- und Fremdtherapie<br />

Herr Andreas Westerfellhaus:<br />

Aktuelles Geschehen in der Berufs- und<br />

Gesundheitspolitik<br />

Landesgruppe Mitte-Ost:<br />

18<br />

Workshops:<br />

Herr Stefan Salzmann:<br />

Körper – Geist – Seele … Wie gelingt<br />

mir die Balance? Einstieg in die<br />

Klang therapie<br />

Frau Irmgard Meis-Fleischer:<br />

Yoga – Einführungskurs<br />

Veranstaltungszeitraum:<br />

Mittwoch, 14. November 2012<br />

9 Uhr bis 16 Uhr<br />

Veranstaltungsort:<br />

St. Rochus-Hospital Telgte GmbH<br />

Am Rochus-Hospital 1<br />

48291 Telgte<br />

Im Mai <strong>diese</strong>s Jahres starteten 20 Reisegäste aus Sachsen,<br />

Berlin-Brandenburg, Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt<br />

zu einer dreitägigen Bildungsreise nach Niederschlesien.<br />

Die Altersspanne lag zwischen 50 und 80 Jahren.<br />

Sie waren unterwegs zu einzigartigen Zeugnissen der wechselvollen<br />

Geschichte <strong>diese</strong>r Region. Diese erste Bildungsreise<br />

des Katholischen <strong>Pflegeverband</strong>es für die Gruppe der Senioren<br />

hinterließ unvergessliche Eindrücke von Schlössern und<br />

Kirchen am Fuße des Riesengebirges. Es waren bereichernde<br />

Anmeldung (per E-Mail):<br />

Diözesan-Caritas-Verband Münster e.V.<br />

Kardinal-von-Gahlen-Ring 45<br />

8149 Münster<br />

Frau Leusing / Herr Boock<br />

leusing@caritas-münster.de<br />

Veranstaltungsbeitrag:<br />

• 45,00 Euro inkl. Tagungsverpflegung<br />

• Sonder- oder Gruppenpreise ggf. auf<br />

Anfrage<br />

Bildungsreise nach Bamberg und in das obere Maintal<br />

vom 14.–16. Mai 2013<br />

Senioren und sonstige Interessierte gefragt<br />

Eingangsbereich des St.-Rochus-Hospitals<br />

in Telgte (Foto: St.-Rochus-Hospital)<br />

Tage mit vielen neuen Erkenntnissen und Begegnungen, die<br />

den Wunsch nach weiteren ähnlichen Ange boten weckten.<br />

2013 nach Bamberg und in das obere Maintal<br />

Im Mittelpunkt <strong>diese</strong>r Fahrt wird die zum Weltkulturerbe<br />

zählende Stadt Bamberg mit ihren zwei Besonderheiten stehen:<br />

zum einen der Bischofsstadt mit dem berühmten Bamberger<br />

Dom, der <strong>diese</strong>s Jahr sein tausendjähriges Jubiläum


Bildungsreise 2012 nach Niederschlesien. Den Bericht finden Sie<br />

auf unserer Homepage unter dem Suchbegriff „Schlesische<br />

Kostbarkeiten“ (Foto: Barbara Günther)<br />

begeht, zum anderen die Bürgerstadt mit den alten Häusern<br />

längs der Regnitz, das „Klein Venedig“. Beide Teile der Stadt<br />

werden vom Rathaus, das mitten über der Regnitz steht, verbunden.<br />

Außerdem lernen wir bedeutende Bauwerke des fränkischen<br />

Barock und die Schönheiten der Fränkischen Schweiz kennen.<br />

Einstieg in die Reise wird die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen<br />

sein und so wie die Wallfahrer lassen wir die Reise<br />

in der Wallfahrtskirche Gössweinstein, hoch über dem romantischen<br />

Wisentthal gelegen, zu Ende gehen.<br />

Unsere Reiseleiterin, Regine Staudte, wird uns in bewährter<br />

Weise die spannende Geschichte der Region Franken nahe<br />

Landesgruppe Süd-West:<br />

Erstmals fand die Mitgliederversammlung der Landesgruppe<br />

Süd-West im Nardini Klinikum in Landstuhl statt.<br />

Schwester Elisa Döschl vom Bundesvorstand eröffnete<br />

die Sitzung mit einem spirituellen Impuls, danach berichtete<br />

die Bundesvorsitzende Frau Pöhlmann über die<br />

Entwicklungen in der letzten Zeit, die personellen Änderungen<br />

im Bundesvorstand und den Stand zu den<br />

Überlegungen für den Bereich Seniorenarbeit. Im Tätigkeitsbericht<br />

berichtet Frau Nagel über die Aktivitäten<br />

2012. Frau Bunzel hat an der Delegiertenversammlung<br />

2012 teilgenommen, sowie am Treffen der Leitbildgruppe<br />

in Frankfurt.<br />

bringen. Begleitet werden wir von Matthias Mader, Klinikseelsorger<br />

und geistlicher Berater der Landesgruppe Mitte-<br />

Ost. Wir wohnen im Hotel Europa in der Bamberger City. Die<br />

Reise beginnt und endet in Dresden. Ausschreibung und Anmeldemodalitäten<br />

finden Sie in Kürze auf der Homepage<br />

des Katholischen <strong>Pflegeverband</strong>es unter der Rubrik Landesgruppe<br />

Mitte-Ost. Mitglieder und Interessierte aus allen<br />

Landesgruppen des KPV sind herzlich willkommen.<br />

Maria Ziegenfuß<br />

Seniorenarbeit Mitte-Ost<br />

Der Bamberger Dom vom Schloss Geyerswörth aus gesehen.<br />

Kommen Sie nächstes Jahr mit nach Bamberg (Foto: wikimedia)<br />

Bericht aus der Mitgliederversammlung<br />

am 22.9.12 im Nardini Klinikum in Landstuhl:<br />

Für das Jahr 2013 ist u.a. eine Fortbildung zum Thema<br />

„Vergiss dich nicht selbst“, vielleicht mit dem Untertitel:<br />

„ Wenn wir zu uns selber gut sind, sind wir es auch<br />

zu anderen“, geplant.<br />

Die nächste Mitgliederversammlung ist für das Frühjahr<br />

2013 geplant.<br />

Monica Nagel<br />

Vorsitzende der Landesgruppe Süd-West<br />

19


Aus den Landesgruppen<br />

Landesgruppe Süd-West:<br />

Der steinige Weg zum<br />

demenzfreundlichen Akutkrankenhaus<br />

Wie sensibilisiert sich das Krankenhaus für demenzkranke Menschen?<br />

Im Juni hat die Landesgruppe Süd-West eine Fortbildungsveranstaltung<br />

angeboten, an der fast 30 Mitglieder aus der<br />

ganzen Region teilgenommen haben.<br />

Nach der Begrüßung durch die Landesgruppenvorsitzende<br />

Frau Monica Nagel und Schw. Elisa Döschl als Mitglied des<br />

Bundesvorstandes startete Frau Kirchen-Peters, vom Institut<br />

für Sozialforschung und Sozialwirtschaft in Saarbrücken,<br />

mit dem Thema „Der steinige Weg zum demenzfreundlichen<br />

Akutkrankenhaus“. Sie schilderte, die Problematik bei<br />

Demenzkranken bestehe u.a. darin, dass die Abläufe im<br />

Krankenhaus eher an jüngeren Patienten orientiert seien.<br />

Anhand von statistischen Zahlen konnte sie nachweisen,<br />

dass die Anzahl demenziell erkrankter Patienten im Krankenhaus<br />

in den nächsten Jahren ansteigen wird. Dennoch<br />

sei vielen nicht bewusst, welche Problematik dahinter steckt<br />

und dass eine konzeptionelle Unterstützung in der Pflege<br />

dringend notwendig ist.<br />

Dem-i-K – ein innovatives Pilotprojekt<br />

in einer kargen Landschaft<br />

Im Rahmen ihres Vortrages stellte Frau Kirchen-Peters Ergebnisse<br />

aus dem Projekt „Dem-i-K“ vor. „Dem-i-K“ steht für<br />

Sr. Elisa Döschl bei der Veranstaltung: „Der steinige Weg zum<br />

demenzfreundlichen Akutkrankenhaus“ in Saarbrücken<br />

(Foto: Monica Nagel)<br />

20<br />

„Demenz im Krankenhaus“ und ist ein Projekt zur umfassenden<br />

Verbesserung der Demenzversorgung in den Krankenhäusern<br />

des Saarlandes. Die Projektteilnehmer/-innen<br />

aus den katholischen Pilotkrankenhäusern sollen Wege aufzeigen,<br />

wie die bekannten Probleme reduziert werden können.<br />

Nach Projektende im Jahr 2012 soll ein übertragbares<br />

Handlungskonzept vorgelegt werden, das von allen saarländischen<br />

Krankenhäusern genutzt werden kann. Im zweiten<br />

Teil ihres Vortrages ging Frau Kirchen-Peters darauf ein, was<br />

ein demenzfreundliches Krankenhaus ausmacht. Sie machte<br />

jedoch deutlich, dass es in Deutschland bisher kein Krankenhaus<br />

gibt, welches über ein umfassendes Konzept verfügt,<br />

welches sich auf alle demenzkranken Patienten im Krankenhaus<br />

bezieht.<br />

Kleine Lösungen – große Wirkung<br />

In <strong>diese</strong>m Zusammenhang stellte sie die sogenannte „kleineren<br />

Lösungen“ vor, wie z.B. notwendige Fortbildungen für<br />

Pflegepersonal, Orientierungshilfen für demenzkranke Patienten<br />

oder den „blauen Punkt“, mit dem die Patientenkurve<br />

von demenzkranken Patienten gekennzeichnet wird,<br />

wodurch der Informationsfluss für alle an der Therapie und<br />

Pflege beteiligten Personen gekennzeichnet wird.<br />

Ausklang mit Ökonomie und Humor<br />

Der Nachmittag wurde von Herrn Dr. Franz Lorenz, Referent<br />

des DICV Trier e.V., und Herrn Franz-Joseph Euteneuer, Leiter<br />

des Begegnungsforums Haus Franziskus in Trier, gestaltet.<br />

Herr Dr. Franz Lorenz machte deutlich, dass unsere<br />

Gesellschaft zunehmend von juristischem und ökonomischem<br />

Denken dominiert wird. Die Beziehungsarbeit spielt<br />

darin keine Rolle. Dieses Denken hat auch Auswirkung auf<br />

die Sozialisation einer Pflegekraft. Die Sozialisation erfolgt,<br />

indem bestimmte Deutungsmuster professionalisiert werden.<br />

D.h. die Pflegekraft nimmt den demenziell erkrankten<br />

Patienten durch eine bestimmte „Brille“ wahr. Ein erster<br />

Schritt zur Veränderung besteht darin, dass jede Pflegekraft<br />

überprüft, mit welchem Deutungsmuster sie und ihr<br />

Team den ihr anvertrauten an Demenz erkrankten Patienten<br />

wahrnimmt.<br />

Herr Euteneuer gestaltete den restlichen Teil der Veranstaltung<br />

auf sehr humorvolle Weise unter dem Motto „Vom<br />

lustvollen Umgang mit der Demenz“. Der Begriff „lustvoll“<br />

sollte in <strong>diese</strong>m Zusammenhang verstanden werden, als<br />

„sich einer Sache geneigt zu fühlen“, d.h. den Demenzkranken<br />

in seinem Wert anzunehmen, mit allen Ecken und Kanten,<br />

unabhängig von seiner Leistung. Er benutzte dazu den<br />

„Nähkästchenvergleich“.


Für Sie aktiv gewesen<br />

Datum Veranstaltung Ort Wer<br />

03.07.2012 Pflege-Philo-Stammtisch Offenburg LG Baden-Württemberg<br />

11.07.2012 Regionaltreffen Mannheim LG Baden-Württemberg<br />

12.07.2012 Sitzung Landespflegerat BW Stuttgart Hr. Olbricht<br />

24.07.2012 Vorstands- und Delegiertenversammlung Freiburg LG Baden-Württemberg<br />

Überblick<br />

25.07.2012 Arbeitsgruppentreffen Katholische Frauen München Fr. Linseisen, Fr. Adelhütte-Regler<br />

30.07.2012 Organisationsentwicklungsprozess Frankfurt Bundesvorstand<br />

01.08.2012 Redaktionssitzung PflegeLeben Frankfurt Redaktionsgruppe<br />

07.08.2012 Regionaltreffen Aalen LG Baden-Württemberg<br />

13.08.2012 INTERREG Zukunft Pflege Landshut Fr. Luger<br />

14.08.2012 Leitbildentwicklungstreffen LG Bayern München Fr. Adelhütte-Regler, Fr. Linseisen,<br />

Fr. Nick, Fr. Pfenniger<br />

16.08.2012 Euregio Projekttreffen Tabor (CZ) Fr. Luger, Hr. Antony<br />

24.08.2012 Vorstandssitzung LG Mitte-Ost Dresden Vorstand Mitte-Ost, Fr. Luger,<br />

Hr. Antony<br />

29.08.2012 Vorstandssitzung LG Mitte-Nord Münster Vorstand Mitte-Nord, Fr. Luger,<br />

Hr. Antony<br />

11.09.2012 Pflege-Philo-Stammtisch Offenburg LG Baden-Württemberg<br />

11.09.2012 Regionaltreffen Westl. Bodensee Singen LG Baden-Württemberg<br />

12.09.2012 Ministergespräch Pflegekammer München Fr. Luger, Fr. Linseisen<br />

13.09.2012 Leitbildentwicklungstreffen Frankfurt Steuergruppe<br />

17.09.2012 INTERREG Zukunft Pflege, Linz (A) Fr. Luger<br />

Projektpartnertreffen<br />

22.09.2012 Vorstandssitzung und Landesversammlung Landstuhl Vorstand Süd-West, Fr. Pöhlmann,<br />

Süd-West Fr. Luger, Hr. Antony<br />

25.09.2012 Vorstands- und Delegiertenversammlung Freiburg LG Baden-Württemberg<br />

27.09.2012 Vorstandsitzung LG Bayern Regensburg Vorstand LG Bayern<br />

28.09.2012 INTERREG Schwerpunkttag Braunau (A) Fr. Luger, Hr. Antony<br />

Interkulturelle Pflege<br />

02.10.2012 Regionaltreffen Aalen LG Baden-Württemberg<br />

10.10.2012 Regionaltreffen Mannheim LG-Baden-Württemberg<br />

23.10.2012 Fachtag Pflegekompetenz und Qualität Bad Waldsee LG Baden-Württemberg<br />

27.10.2012 Mitgliederversammlung LG Mitte-Ost Dresden Vorstand Mitte-Ost<br />

29.10.2012 Austausch zu berufspolitischen Themen Dresden Regionalgruppe Dresden<br />

07.11.2012 Umgang mit Gewalt Olbersdorf Regionalgruppe Zittau<br />

15.11.2012 Seniorentreff Berlin Regionalgruppe Berlin<br />

21.11.2012 Vorstandssitzung LG Bayern Regensburg Vorstand LG Bayern, Hr. Antony<br />

06./07.09.2012 DPR-Ratssitzung Berlin Fr. Luger<br />

10./11.07.2012 Vorstandssitzung (Bund) Ludwigshafen Bundesvorstand<br />

10.-19.07.2012 Seniorenfreizeit Niederschlesien Fr. Ziegenfuß<br />

19./20.09.2012 DCV AG Berufliche Bildung Fulda Fr. Luger<br />

21


✃<br />

Mitglieder werben Mitglieder<br />

Ansprechen, begeistern,<br />

mitnehmen<br />

Gemeinsam sind wir stark.<br />

Wir vertreten die professionelle<br />

Pflege in politischen und gesellschaftlichen<br />

Gremien. Das können<br />

wir jedoch nur tun, weil Sie da<br />

sind. Ohne Ihr Votum und Ihre Förderung<br />

wäre der Verband nicht<br />

das, was er jetzt ist. Ihr <strong>Katholischer</strong><br />

<strong>Pflegeverband</strong> e.V.<br />

Danke.<br />

Um unsere Arbeit vor Ort zu gestalten,<br />

sind wir auf aktive Mitglieder angewiesen.<br />

Ein Arbeitskreis zu aktuellen<br />

pflegewissenschaftlichen oder gesundheitspolitischen<br />

Themen, der organisierte<br />

Seniorennachmittag, die Nachwuchsförderung<br />

in der Pflege oder auch<br />

die Begleitung unserer Seminare und<br />

Kongresse ist ohne Sie nicht möglich.<br />

Dafür sagen wir „Danke“.<br />

Damit wir auch in der Zukunft stark für<br />

Sie eintreten können, sind wir auf Ihre<br />

Mithilfe angewiesen. Vielleicht haben<br />

Sie in Ihrem Bekannten-, Kollegen- oder<br />

Freundeskreis auch noch Menschen, denen<br />

die Zukunft der Pflege am Herzen<br />

liegt? Sprechen Sie sie an. Nehmen Sie<br />

sie mit. Begeistern Sie sie. Stärken Sie<br />

der Pflege den Rücken. Nehmen Sie Berufskollegen,<br />

Interessierte und Einrichtungen<br />

mit ins Boot. Wir bedanken uns<br />

bei Ihnen für jede erfolgreiche Werbung<br />

Hiermit erkläre ich – unter Anerkennung der Satzung – meinen Beitritt zum<br />

„Katholischen <strong>Pflegeverband</strong> e. V.“<br />

Vor- und Zuname .................................................................................................................................<br />

Straße.......................................................................................................................................................<br />

PLZ / Ort....................................................................................................................................................<br />

Geburtsdatum ........................................Telefon.................................................................................<br />

tätig als...................................................................................in ............................................................<br />

Vergütungsgruppe .............................................TVÖD .......................................................................<br />

Vergütungsgruppe ............................................ AVR .........................................................................<br />

Durch meine Unterschrift erkenne ich die Satzung des Kath. <strong>Pflegeverband</strong>es e. V. an.<br />

Datum ....................................... Unterschrift ....................................................................................<br />

eines neuen Mitglieds oder einer neuen<br />

korporativen Einrichtung mit einem<br />

kleinen Geschenk, das wir für Sie ausgesucht<br />

haben. Füllen Sie einfach den untenstehenden<br />

Coupon aus und schon<br />

kurz nach der Registrierung des geworbenen<br />

Mitglieds können Sie sich über<br />

ein nettes, kleines Präsent von uns<br />

freuen.<br />

Unser Dankeschön<br />

für Sie:*<br />

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sind alle wichtigen Handyfunktionen<br />

vereint – kompakt, einfach und alltagstauglich.<br />

Bitte ausschneiden und einsenden an: <strong>Katholischer</strong> <strong>Pflegeverband</strong> e.V., Adolf-Schmetzer-Str. 2–4, 93055 Regensburg<br />

Beitrittserklärung des Geworbenen Anschrift des Werbers<br />

1<br />

Vorname ................................................................<br />

Zuname ..................................................................<br />

Straße......................................................................<br />

PLZ / Ort ..................................................................<br />

Geburtsdatum ......................................................<br />

Mitgliedsnr. ...........................................................<br />

Bitte senden Sie mir die Prämie mit der<br />

Nummer .............. zu.<br />

* Vorbehaltlich Lieferbarkeit. Sollte ein Artikel nicht mehr bezogen werden können, senden wir Ihnen nach Absprache einen<br />

vergleichbaren Artikel zu. Eine ausführlichere Beschreibung der Prämien finden Sie auf unserer Homepage im Internet.


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Neue Wohnformen im Alter<br />

Wohngemeinschaften<br />

und Mehrgenerationenhäuser.<br />

Verlag Kohlhammer<br />

186 Seiten, ISBN-13: 978-3-17-022157-4<br />

Preis: 29,90 €<br />

Silvia Annen<br />

Anerkennung von Kompetenzen<br />

Kriterienorientierte Analyse aus -<br />

gewählter Verfahren in Europa.<br />

Bertelsmann Verlag Bielefeld<br />

729 Seiten, ISBN-13: 978-3-763-91151-6<br />

Bestell-Nr.: 111-049, Preis: 39,90 €<br />

Michael Fischer<br />

Barmherzigkeit provoziert<br />

Vom heilenden Dienst zum<br />

Kirchlichen Dienstleistung s -<br />

unternehmen.<br />

CMZ Verlag, 178 Seiten<br />

ISBN-13: 978-3-870-62132-2<br />

Preis: 15,00 €<br />

Gehring-Vorbeck Tamara/<br />

Holthoff Kathrin<br />

Demenz. Alter. Sterben.<br />

Engagement ist notwendig.<br />

104 Seiten, ISBN: 978-3-00-035107-5<br />

Preis: 24,00 €<br />

Der Wegweiser ist zu beziehen über das<br />

Institut für Gerontologie und Ethik,<br />

Bärenschanzstr. 4, 90429 Nürnberg<br />

23


Interview<br />

Interview mit Prof. Dr. rer. cur. Michael Bossle,<br />

MScN, Beruf: Mensch<br />

Arbeit ist Routine?<br />

Bildung ist langweilig?<br />

Dröger Arbeitsalltag?<br />

Hallo, Herr Prof. Bossle. Schön, dass<br />

Sie Zeit gefunden haben, bei Ihnen<br />

ist ja im Moment einiges los!<br />

Hallo, Herr Antony. Ja, das ist richtig.<br />

Durch die Professur habe ich doch einiges<br />

zu tun, aber ich bin gerne bei Ihnen.<br />

Nicht nur als Akademiker, sondern<br />

auch weiterhin gerne ganz einfach als<br />

Mensch.<br />

Sie haben innerhalb kürzester Zeit<br />

Ihr Namensschild ganz schön in die<br />

Länge getrieben. Erst die Ausbildung<br />

zum Krankenpfleger, dann<br />

das Studium der Pflegepädagogik<br />

24<br />

und der Pflegewissenschaft, die<br />

Promotion und jetzt auch noch die<br />

Professur für Pflegepädagogik an<br />

der Hochschule Deggendorf.<br />

Sie haben ganz schön Karriere<br />

gemacht! Erzählen Sie uns doch<br />

mal, wie das bei Ihnen angefangen<br />

hat mit der Pflege.<br />

Gerne. Wenn ich in meiner Kariere zurückdenke,<br />

komme ich nicht an meiner<br />

ersten Erfahrung im kleinen Kreiskrankenhaus<br />

Parsberg vorbei. Ich denke dabei<br />

an meine Zeit als Pflegender, damals<br />

als Helfer im Freiwilligen Sozialen Jahr.<br />

Es war für mich eine ganz besondere<br />

Portraitfotos: Melanie Flemme<br />

Alles Blödsinn. Michael Bossle zeigt im Interview, dass man<br />

mit kreativen Kraftquellen wirklich weit kommen kann. Auch<br />

und erst recht in der Pflege. Dabei lässt er den Blick von der<br />

Vergangenheit in die Zukunft schweifen.<br />

Zeit. Zu <strong>diese</strong>r Zeit waren noch ordensgebundene<br />

Schwestern am Ort. Ich<br />

kann mich gut an eine Kollegin, eine<br />

Mallersdorfer Schwester, erinnern, die<br />

für die kranke Bevölkerung immer Bezugspunkt<br />

und manchmal auch autoritäre<br />

Instanz in puncto Gesundheitserziehung<br />

war.<br />

Heute sind Sie ja der Pflegeexperte<br />

– wie sah das denn damals aus?<br />

Na ja, ich bin ja jetzt schon einige Zeit<br />

aus der direkten Pflege weg. Aber wenn<br />

ich an die Expertise der besagten<br />

Schwester denke, die ich damals noch


nicht verstand, bestand <strong>diese</strong> aus einem<br />

enormen Erfahrungs- und Expertenwissen<br />

im Zusammenhang mit der Krankenbeobachtung.<br />

Die Kenntnis und der<br />

Einbezug des jeweiligen Lebenskontextes<br />

der Patienten waren Grundvoraussetzung<br />

für ihr Handeln. Zum Teil<br />

kannte sie ihre Patienten schon von<br />

Kindesbeinen an. Ich erinnere mich an<br />

ihre Arbeitsweise. Sie war zielgerichtet<br />

und verstehend, der Blick für das Wesentliche,<br />

sie hat auch mit den<br />

Schwerstkranken dauernd gesprochen,<br />

hat ihnen Angebote gemacht. Da in<br />

dem Haus zum Teil Belegarztsystem<br />

herrschte, mussten von den erfahrenen<br />

Pflegenden sehr oft eigenverantwortliche<br />

Entscheidungen getroffen werden.<br />

Was seitens der Pflege getan werden<br />

konnte, wurde getan, oft erübrigte sich<br />

über den ausführlicheren Bezug und<br />

die pflegerische Intervention sogar der<br />

Arztbesuch.<br />

Dann war es die damalige Professionalität<br />

der Ordensschwester, die<br />

Sie auf Ihren Weg gebracht hat?<br />

Das kann man so sagen. Heute sprechen<br />

wir aus berufspolitischer Sicht immer<br />

wieder von Pflegeexpertise, erweiterter<br />

Pflegepraxis, Beratungskompetenz<br />

oder Verantwortungszunahme. Ich<br />

denke dann immer an <strong>diese</strong> angespro-<br />

chene Schwester. Sie handelte schnell,<br />

eigenverantwortlich, manchmal über<br />

12 Stunden täglich. Diese Belastung,<br />

dachte ich oft, wie halten die Schwestern<br />

das nur durch und das bei zunehmenden<br />

Alter? Da war sicher das Gebet<br />

als Kraftquelle, vermutlich auch die Gemeinschaft,<br />

bei der besagten Schwester<br />

war es immer auch der Humor.<br />

Naja, in Sachen Humor sind Sie ja<br />

auch ein Fachmann. Aber ein<br />

Zuckerschlecken war das wahrlich<br />

nicht. Die Kollegin scheint Sie<br />

wirklich beeindruckt zu haben.<br />

Ja, das ist richtig. Ich will <strong>diese</strong> Situation<br />

auch nicht romantisieren oder generell<br />

für das Maß aller Dinge halten. Dieses<br />

Handeln hat mit Sicherheit auch bis zur<br />

Selbstaufgabe geführt. Trotzdem bleiben<br />

mir <strong>diese</strong>s enorme Erfahrungswissen<br />

und das sichere taktile Handeln im<br />

Kopf. Im Rahmen einer Intervention<br />

drei bis vier Dinge gleichzeitig zu beobachten,<br />

wahrzunehmen und mehrere<br />

gekonnte Handgriffe ausführen, das ist<br />

doch eine professionelle und großartige<br />

Leistung! Gleichzeitig die Menschen<br />

zu informieren, mit ihnen zu<br />

sprechen, zu scherzen, die nächste Aufgabe<br />

schon im Kopf – das macht man<br />

mal nicht eben so nebenher, dazu<br />

braucht es schon eine ganze Menge<br />

Bossle bei einem Auftrritt mit seiner Band Zarate (www.zaratemusic.com) (Foto: Bossle).<br />

Rüstzeug. Ich meine, dass wir solche<br />

Kompetenzen zukünftig vermehrt<br />

brauchen, wollen wir unsere pflegerische<br />

Versorgung sichern.<br />

Meinen Sie, dass <strong>diese</strong> Kompetenz<br />

im Besonderen für das konfessionelle<br />

Umfeld gilt?<br />

Nein, selbstverständlich nicht. Es gibt<br />

<strong>diese</strong>s Beispiel für Könnerschaft zehntausendfach<br />

auch unter nicht-ordensgebundenen<br />

Kolleginnen und Kollegen.<br />

Ich spiele hierbei jedoch mit Absicht besonders<br />

auf <strong>diese</strong> Hintergründe an, die<br />

ich eben als Kraftquellen bezeichnet<br />

habe. Das Gebet fällt für die Pflegenden<br />

inzwischen größtenteils weg, das hat<br />

auch schon Katharina Gröning vor einigen<br />

Jahren formuliert.<br />

„Kraftquellen“, das ist ja interessant.<br />

Können Sie das für unsere<br />

Leser ein wenig anschaulicher<br />

beschreiben?<br />

Natürlich. Humor und das Handeln im<br />

Team sind mit Sicherheit sehr wichtige<br />

Bestandteile einer erfolgreichen Pflege.<br />

Viele junge Menschen treten auch wegen<br />

dem Gemeinschaftsgefühl in den Beruf<br />

ein, sie fühlen sich aufgehoben und begleitet,<br />

vielleicht auch dadurch sicherer.<br />

Die Freude am pflegerischen Handeln<br />

25


Interview<br />

Prof. Dr. Michael Bossle gemeinsam mit seinem Künstlerkollegen Meister Eckart bei der<br />

ARD-Quizshow mit Jörg Pilawa (2007). „Irgendwie muss das Studium ja auch bezahlt<br />

werden“. (Foto: Bossle)<br />

darf nicht verloren gehen. Die ökonomischen<br />

Drucksituationen nehmen mehr<br />

und mehr zu, die Pflegenden sollen dadurch<br />

nicht auch noch zu Patienten, zu<br />

Leidenden gemacht werden. Deswegen<br />

müssen wir in der professionellen Pflegebildung<br />

vermehrt die Bedeutung von<br />

Kraftquellen in den Mittelpunkt stellen:<br />

Miteinander sein, zusammen arbeiten<br />

und zusammen erfolgreich pflegen – so<br />

nah am Menschen wie die Pflege ist<br />

keine andere Berufsgruppe.<br />

Bei den ganzen Regulierungen, die<br />

das Gesundheitswesen und<br />

insbesondere auch die Pflege<br />

derzeit erfährt, habe ich da eher<br />

ein beklemmendes Gefühl. Welche<br />

Gefahren sehen Sie denn in der<br />

Beschleunigung und Verdichtung,<br />

die wir im Pflegealltag auf den<br />

Stationen spüren?<br />

Ich sehe die große Gefahr, dass die Pflegenden<br />

nicht mehr kreativ tätig sein<br />

können und dürfen. Kreativität ist eine<br />

der wichtigsten Gaben, die der Mensch<br />

hat, und auch die muss gepflegt und<br />

trainiert werden! Auch das ist eine<br />

wichtige Kraftquelle, aus der man Erfolgserlebnisse<br />

beim Problemlösungsprozess<br />

als Pflegender verspürt, die<br />

man braucht, um sich und seine Identität<br />

im Berufsalltag nicht zu verlieren.<br />

Wenn beispielsweise eine Pflegende<br />

sich auch über Sorge- und Daseinstätigkeiten<br />

definiert, also auch über Tätigkeiten,<br />

die über Handhabbarkeit von<br />

Pflegebedürftigkeit und Störungsbilder<br />

26<br />

hinausgehen, dann kommt sie im medizinischen<br />

Reparaturbetrieb immer<br />

wieder an Grenzen ihrer beruflichen<br />

Identität.<br />

Sie sagten „medizinischer Reparaturbetrieb“,<br />

also die Krankenhäuser<br />

– gilt das denn gleichermaßen<br />

auch für andere Einrichtungen?<br />

Ja, leider. Auch in den Heimen und den<br />

ambulanten Settings ist es nicht anders.<br />

Eine Studie von Lukas Slotala und Ulrich<br />

Bauer hat 2009 so schön getitelt:<br />

„Das sind manchmal <strong>diese</strong> fünf Minuten,<br />

die fehlen!“ Das sagt schon sehr<br />

viel aus. Wir Pflegende müssen uns aber<br />

selbst mit neuen Konzepten, Kraftquellen<br />

und Reflexionskompetenz ausstatten,<br />

wir dürfen nicht darauf warten,<br />

dass sich das System verändert. Die<br />

Pflege kann sich nur selbst verändern,<br />

indem wir kritisch-konstruktiv mit den<br />

Herausforderungen umgehen. Und das<br />

muss gelernt sein. Es darf hier nicht um<br />

totale Anpassung gehen.<br />

Also von Ihrer Seite aus ganz klar<br />

eine „Ode an die Kreativität“?<br />

Absolut! Kreativität bedingt auch die Fähigkeit,<br />

über sich hinaus zu denken, erfinderisch<br />

zu sein. Kreativität muss in<br />

der Pflegebildung als dringend erwünscht<br />

gelten und mit methodischem<br />

Know-how angeboten und umgesetzt<br />

werden. Ich bitte hier, Kreativität nicht<br />

mit Beliebigkeit oder Wunschdenken zu<br />

verwechseln. Die Pflegenden der Zukunft<br />

müssen vielfältig und vielschichtig denken<br />

können, Rollenübernahme oder Empathie<br />

müssen aufgrund der De-Professionalisierungstendenzen<br />

das A und O<br />

der zukünftig gebildeten Kolleginnen<br />

und Kollegen sein. Übrigens liegen Kreativität,<br />

Kritik, Artikulation und Emanzipation<br />

auch ganz dicht beieinander!<br />

Sie haben ja an Ihrer Bildung<br />

konsequent gearbeitet<br />

Die Ausbildung in der Pflege, meine Erfahrung<br />

als psychiatrisch Pflegender<br />

und meine ersten Schritte im Pflegepädagogikstudium<br />

erscheinen mir in der<br />

Retrospektive mittlerweile konsequenter<br />

denn je. Es ging mir fortwährend um<br />

den Antrieb, eigene Expertise zu entfalten<br />

und <strong>diese</strong> weiter zu geben. Im anschließenden<br />

Studium der Pflegewissenschaft<br />

ging es darum, die eigene<br />

Disziplin vertieft kennen zu lernen, in<br />

der Promotion auf eine Ebene zu gehen,<br />

die eigene Disziplin aus der Vogelperspektive<br />

zu betrachten. Damit betrachtet<br />

man natürlich auch seine eigene<br />

Entwicklung.<br />

Aber eine Professur ist schon etwas<br />

anderes als ein Lehrauftrag. Haben<br />

Sie da denn noch ausreichenden<br />

Raum für Kreativität?<br />

Aber natürlich – und das finde ich wunderbar!<br />

Jetzt mit einer Professur ausgestattet,<br />

habe ich die Möglichkeit, mich<br />

konkret an der Entwicklung gesundheitlicher<br />

Versorgung zu beteiligen. Ich<br />

kann meinen Stempel in meinem Fach<br />

entwickeln und hinterlassen. Und damit<br />

treten die Betroffenen, die Pflegenden<br />

und die zukünftigen Pflegelehrer in<br />

den Mittelpunkt. Nach der eigenen Entwicklung<br />

tritt nun die Entwicklung des<br />

Feldes in den Fokus. Es geht mir persönlich<br />

also auch immer darum, kreativ<br />

sein zu dürfen! Deswegen begleiten<br />

mich spezifisch kreative Aktivitäten<br />

auch persönlich schon viele Jahre.<br />

Verraten Sie uns denn Ihre persönlichen<br />

kreativen Kraftquellen?<br />

Inzwischen bin ich als aktiver Clown im<br />

Verein KlinikClowns Bayern e.V. aktiv.<br />

Wir bespielen regelmäßig Kinderkliniken<br />

und Alten- und Seniorenheime,<br />

mittlerweile auch Einrichtungen für<br />

Menschen mit geistiger Behinderung.<br />

Hier merke ich, wie wichtig es ist, den


Menschen hinter den Symptomen zu<br />

sehen. Den Clown interessieren keine<br />

Krankheiten oder Störungsbilder. Die<br />

Frage ist immer: Wer ist <strong>diese</strong>r Mensch<br />

und was ist das Spiel im Hier und Jetzt?<br />

Eine weitere Kraftquelle ist für mich die<br />

Musik, seit vielen Jahren gebe ich mit<br />

meiner Band Gastspiele in ganz Bayern.<br />

Hier fühle ich mich eingehüllt in positiver<br />

Energie, von der ich im Beruf und<br />

im wissenschaftlichen Betrieb wieder<br />

zehren kann!<br />

Das heißt also, wir brauchen uns<br />

um Sie keine Sorgen machen.<br />

Wenn ich aber noch mal auf den<br />

Anfang unseres Interviews zurückkomme<br />

und auf unsere klassische<br />

Pflegetradition schaue, habe ich<br />

bei dem Begriff der kritischkonstruktiven<br />

Entwicklung doch<br />

einige Sorgenfalten im Gesicht.<br />

Ich denke, dass wir in der Geschichte<br />

gute Beispiele finden, die in der Vergangenheit<br />

gelingende Pflege sichergestellt<br />

haben. Wir müssen das Rad nicht immer<br />

neu erfinden, sondern wir müssen<br />

uns auch an passfähige Konzepte der<br />

Vergangenheit erinnern, sie vielleicht<br />

„nur“ für die Gegenwart modifizieren.<br />

Damit ich hier nicht falsch verstanden<br />

werde: Ich möchte das Rad nicht zurück<br />

drehen, sondern ich unterstreiche sehr<br />

wohl die Entwicklung der Verwissenschaftlichung<br />

der Pflege.<br />

Also müssen wir an der Bildungsschraube<br />

drehen. Warum ist denn<br />

Ihrer Meinung nach die Akademisierung<br />

in der Pflege so wichtig?<br />

In dem rasanten Geschehen rund um<br />

das Gesundheitswesen und die gesundheitliche<br />

Versorgung brauchen wir unbedingt<br />

wissenschaftliche Kompetenz,<br />

damit wir uns als Pflegende artikulieren<br />

und selbst begründen können. Viele<br />

Dinge laufen aber neben der Akademisierung<br />

in die bereits benannte De-Professionalisierungs-Entwicklung.<br />

Deswegen brauchen wir unbedingt die<br />

Menschen mit der Fähigkeit zur erweiterten<br />

Verantwortungsübernahme, mit<br />

wissenschaftlichem Know-how, die<br />

Konzepte schmieden und <strong>diese</strong> in die<br />

Tat umsetzen. Ich spreche dabei nicht<br />

nur von der Klinik, im Prinzip brauchen<br />

wir für alle Versorgungsbereiche passfähige<br />

Konzepte, auch für die stationäre<br />

Altenhilfe und auch für die ambulante<br />

Versorgung. Wir brauchen Konzepte,<br />

um uns mit den pflegenden Angehörigen<br />

zu solidarisieren, wir müssen dabei<br />

immer denken, dass es auch wir selbst<br />

sind, die eventuell einmal der Pflege bedürfen.<br />

Und deswegen müssen wir unbedingt<br />

die Akademisierung in der<br />

Pflege weiter vorantreiben! Daran führt<br />

überhaupt kein Weg vorbei.<br />

Neben Ihrer Forschungsarbeit, der<br />

Clownerie und der Musik sind Sie<br />

ja auch noch als Delegierter für<br />

den Katholischen <strong>Pflegeverband</strong><br />

aktiv. Möchten Sie uns sagen,<br />

was die Verbandsarbeit für Sie<br />

bedeutet?<br />

Der Berufsverband ist ein wichtiger Bestandteil<br />

politischer Artikulation. Er ist<br />

für mich eine Vertretung von professionell<br />

Pflegenden, die sich mit einem<br />

christlichen Wertekanon identifizieren.<br />

Darin finde ich entscheidende Elemente<br />

einer professionellen Pflege. Der<br />

Verband ist für mich keine Glaubensgemeinschaft,<br />

sondern eine Gemeinschaft,<br />

die mir hilft, daran zu glauben,<br />

dass wir als Pflegende im Gesundheitswesen<br />

mitgestalten können. Ich freue<br />

mich, kreativ mit anzupacken!<br />

Das ist ein schöner Blick auf<br />

unseren Verband, den ich gerne so<br />

unterstreichen möchte. In der<br />

nächsten <strong>Ausgabe</strong> der PflegeLeben<br />

werden die Themen „Selbstbe -<br />

stimmung, Freiheit und<br />

Freiheitsentziehende Maß -<br />

nahmen“ einen großen Teil des<br />

Heftes einnehmen. Welcher<br />

Interviewpartner währe denn Ihrer<br />

Meinung nach da ein interessanter<br />

Ansprechpartner?<br />

Ich denke, dass Herr Bernhard Westermeier<br />

dazu sicherlich eine Menge guter<br />

Sachen zu erzählen hat. Ich stelle Ihnen<br />

gerne den Kontakt her!<br />

Herr Bossle, freundlichen Dank für<br />

das Gespräch, das hat richtig Spaß<br />

gemacht mit Ihnen!<br />

Gerne, ich danke auch und genau so soll<br />

es doch auch sein!<br />

Das Interview führte<br />

Markus Antony.<br />

About:<br />

Herr Prof. Dr. rer. cur. Michael<br />

Bossle, MScN ist Pflegewissenschaftler<br />

(Univ.), Dipl. Pflegepädagoge<br />

(FH) und Professor<br />

für Pflegepädagogik an der<br />

Hochschule Deggendorf.<br />

Er arbeitet ebenfalls als Lehrbeauftragter<br />

an der Kath.<br />

Stiftungsfachhochschule<br />

München (Pflegemanagement<br />

und Pflegepädagogik) und der<br />

Hochschule Regensburg<br />

(Pflege dual), Lehrer, Herausgeber<br />

und Autor, Klinikclown<br />

und Künstler.<br />

Herr Bossle ist Gründungs -<br />

herausgeber der neuen<br />

Zeitschrift für professionelle<br />

Psychiatrische Arbeit „pflegen:<br />

psychosozial“ im Friedrich<br />

Verlag und unterstützt diverse<br />

Fachzeitschriften mit seinem<br />

Know-how.<br />

Außerdem ist er Mitglied der<br />

Deutschen Gesellschaft für<br />

Pflegewissenschaft und<br />

Delegierter der Landesgruppe<br />

Bayern im Katholischen<br />

<strong>Pflegeverband</strong> e.V.<br />

27


Bemerkenswert<br />

App und zu: Evangelizo<br />

„Man muss das Evangelium mit dem Evangelium verteidigen“,<br />

sagte jener und schlug es dem Gegner an den Kopf.<br />

So wird es Erasmus von Rotterdam nachgesagt. Eine derart<br />

durchschlagende Verkündigung funktioniert natürlich nur<br />

Screenshots der Evangelizo-App V1.2 unter OS5 auf dem iPhone 4S<br />

(Tagesevangelium, Gebetssammlung)<br />

Pflege geht online:<br />

Generation Pflege<br />

Generation Pflege ist eines von zwölf Projekten der sozialen<br />

Studenteninitiative SIFE Mannheim. In dem Projekt beschäftigen<br />

sich 15 Studierende mit den Herausforderungen im<br />

Pflegebereich, wie etwa mangelnder Anerkennung und dem<br />

spürbaren Fachkräftemangel in Pflegeberufen. In verschiedenen<br />

Teilbereichen werden Lösungsansätze von den<br />

Studierenden eigenverantwortlich umgesetzt:<br />

Im Workshopbereich wird ein Netzwerk von Pflegeheimen<br />

zum Erfahrungs- und Wissensaustausch erstellt.<br />

Es werden Pflegetage mit Schülern/-innen aus der 9. oder<br />

10. Klasse durchgeführt, um ihnen den körperlich und seelisch<br />

anstrengenden Alltag einer Pflegekraft näher zu bringen.<br />

Im CareFirst-Programm wird ehrenamtliches Engagement in<br />

Pflegeheimen gefördert.<br />

Diese Maßnahmen werden von Werbung und Öffentlichkeitsarbeit<br />

für Pflegeberufe flankiert. Das Team betreut einen<br />

Blog unter www.generationpflege.wordpress.com, auf<br />

dem Pflegekräfte Erfahrungen und Erlebnisse aus ihrem Alltag<br />

austauschen, aber auch der Öffentlichkeit zugänglich<br />

machen können. Gleichzeitig soll über Entwicklungen in der<br />

Pflege diskutiert werden.<br />

28<br />

mit einer gedruckten <strong>Ausgabe</strong>. Wer in der digitalen Welt die<br />

Inspiration des Evangeliums sucht, findet im Dienst<br />

www.evangeliumtagfuertag.org eine hilfreiche Quelle.<br />

Neben den Texten des Tages findet sich zusätzlich ein Kommentar<br />

zum Tagesevangelium. Der Text folgt dem Kalender<br />

der Katholischen Kirche. Neben einem Newsletter-Versand<br />

und der Möglichkeit eines RSS-Abonnements bietet der<br />

Dienst auch Apps für iOs und Android. Letztere habe ich<br />

einem kleinen Test unterzogen.<br />

Die App konzentriert sich ganz auf den jeweiligen Text. Die<br />

Menüführung ist sehr übersichtlich gestaltet und schlicht<br />

gehalten. Das Navigieren funktioniert intuitiv. Neben den<br />

Tagestexten bietet auch die App den jeweiligen Kommentar<br />

und Informationen zu den Heiligen des Tages. Ebenfalls sind<br />

verschiedene „Standardgebete“ aufrufbar. Schade ist, dass<br />

die Android-App auf dem Tablet eine so geringe Auflösung<br />

hat. Das trübt den Lesekomfort ein wenig.<br />

Alles in allem aber unserer Meinung nach eine sehr gelungene<br />

und empfehlenswerte Anwendung, um das Tagesevangelium<br />

immer griffbereit dabei zu haben.<br />

Klinken Sie sich ein und diskutieren Sie mit!<br />

Screenshots des Blogs www.generationpflege.wordpress.com


Seminare und Veranstaltungen<br />

Datum Veranstaltung Ort Wer<br />

15.11.2012 Expertenstandard: Ernährungsmanagement<br />

zur Sicherstellung und Förderung der oralen<br />

Ernährung in der Pflege<br />

Dresden Hr. Rupert Brenninger<br />

15.11.2012 Zur Übertragung ärztlicher Tätigkeiten<br />

an Pflegende<br />

Zweibrücken Hr. Prof. Robert Roßbruch<br />

20.11.2012 Schutz oder Freiheit: nichtmedikamentöse<br />

Möglichkeit zur Reduzierung<br />

freiheitsentziehender Maßnahmen<br />

Hamm Fr. Maria Kammermeier<br />

20.11.2012 Wenn die Zeit nicht alle Wunden heilt –<br />

modernes Wundmanagement<br />

München Hr. Bonkowski/Niederalt<br />

27.11.2012 Haftungsrecht in der Pflege Osnabrück Hr. Prof. Robert Roßbruch<br />

27.11.2012 Wie aus Nörglern Partner werden –<br />

Zusammenarbeit mit Angehörigen Würzburg Fr. Maria Kammermeier<br />

05.12.2012 Expertenstandard: Ernährungsmanagement<br />

zur Sicherstellung und Förderung der oralen<br />

Ernährung in der Pflege<br />

Dresden Hr. Rupert Brenninger<br />

22.11.2012 2. Regensburger Pflegesymposium:<br />

Pflege in Verantwortung gestalten<br />

Regensburg Div.<br />

14.11.2012 Fachtag: Pflege im Dialog Div.<br />

13.11.2012 Tag der Pflege Trier Div.<br />

23.11.2012 Internationaler Wundkongress Regensburg Div.<br />

Ausführliche Informationen zu allen Seminaren und<br />

Veranstaltungen finden Sie unter www.kathpflegeverband.de<br />

Termine des Katholischen <strong>Pflegeverband</strong>es<br />

Datum Veranstaltung Ort Wer<br />

17.11.2012 Diözesenrat Erzbistum Berlin, Vollversammlung Berlin Fr. Rudolph<br />

21.11.2012 Vorstandssitzung LG Bayern Regensburg Vorstand LG Bayern<br />

23.11.2012 INTERREG Schwerpunkttag Transkulturelle Pflege Passau Fr. Luger, Hr. Antony<br />

27.11.2012 INTERREG Projekttreffen: Zukunft Pflege Altötting Fr. Luger<br />

04.12.2012 Vorstandssitzung Bund Frankfurt Bundesvorstand<br />

12.12.2012 Sächsischer Pflegerat, Sitzung Hetzdorf Hr. Eitner, Fr. Ziller<br />

13.12.2012 Adventsfeier Berlin Regionalgruppe Berlin<br />

13.12.2012 Deutsches Institut für Pflegeforschung e.V.,<br />

Verwaltungsratssitzung<br />

Köln Fr. Luger<br />

17.12.2012 Orga-Team Salzburger Pflegekongress 2013 Salzburg (A) Fr. Luger<br />

18.12.2012 Organisationsentwicklungsprozess Nürnberg Bundesvorstand, GF<br />

11.01.2013 Erzbistum Berlin, Jahresempfang Berlin Fr. Rudolph<br />

28./29.11.2012 Deutscher Pflegerat e.V., Sitzung Berlin Fr. Luger<br />

Überblick<br />

29


Kommentar<br />

3.500.000.000 €?<br />

Ärzte forderten 3,5 Milliarden<br />

mehr – und die Pflege schaute zu.<br />

Im Spätsommer haben ärztliche Interessenvertreter<br />

3,5 Milliarden<br />

Euro Lohnerhöhung gefordert. Das<br />

lasse ich mir gerade mal auf der<br />

Zunge zergehen. 3.500.000.000 €.<br />

Das macht bei etwa 350.000 berufstätigen<br />

Ärzten (lt. Statista.com, und ja,<br />

nicht alle davon hätten von der Erhöhung<br />

profitiert) gut 10.000 € pro Arzt<br />

und Jahr mehr aus. Beklemmungen?<br />

Nein, keineswegs. Die Forderung stand<br />

eisern im Raum und sollte „ernsthaft“<br />

diskutiert werden, „Was soll’s, die Kassen<br />

haben es doch“.<br />

Seltsam, dass sich die Ärzteschaft dann<br />

plötzlich doch mit 270 Millionen begnügt<br />

hat, nachdem die Zahl in der Öffentlichkeit<br />

etwas die Runde gemacht<br />

hatte. Gerade mal ein gutes Zehntel der<br />

ursprünglichen Forderung. Es geht<br />

doch. Mäßigung hat sich durchgesetzt.<br />

Gibt es etwa doch noch einen Funken<br />

Anstand in der Ärzteschaft?<br />

Na ja, wenn man als Niederge -<br />

lassener nach Abzug sämtlicher<br />

Praxiskosten durchschnittlich ja<br />

auch „nur“ noch gut 160.000 € im<br />

Jahr übrig hat, dann wird es dem<br />

einen oder anderen sicherlich recht<br />

eng um die geschwellte Brust.<br />

Sicherlich mag es auch Ausnahmen geben,<br />

in denen ein Arzt nicht unbedingt<br />

zu den Besser- oder Gutverdienern gehört<br />

– ein kleine Kinderarztpraxis im<br />

Hinterland oder Ähnliches – im Großen<br />

und Ganzen bleibt es jedoch das alte<br />

Spiel: Klagen auf (sehr) hohem Niveau<br />

und ignorantes Verhalten gegenüber<br />

anderen Berufsgruppen im System.<br />

30<br />

Ich bin nicht schlecht gelaunt,<br />

ich ärgere mich nur!<br />

Übrigens:<br />

Mit dem ursprünglich geforderten<br />

Geldberg hätten alle beschäftigten Pflegekräfte<br />

in Deutschland (ca. 1,2 Mio. lt.<br />

DPR) ein monatliches Plus von etwa<br />

250,00 €, ach was, wegen der über 50%<br />

Teilzeitler mindestens 350,00 € für eine<br />

Vollzeitstelle realisieren können. Das<br />

wäre eine Lohnsteigerung von ca. 17,5%!<br />

Für über dreieinhalb Mal mehr Arbeitnehmer?<br />

Da könnten wir noch andere<br />

pflegenahe Berufsgruppen mit in die<br />

Verhandlungen nehmen – die Physiotherapeuten<br />

oder die Hebammen<br />

freuen sich über Beistand – und es wäre<br />

immer deutlich mehr, als wir in vergangenen<br />

Tarifrunden für uns rausholen<br />

konnten.<br />

Na? Merken Sie was?<br />

Wahnsinn, oder? Mir macht das<br />

schlechte Laune – und Ihnen?<br />

Aber warum bekommen wir es nicht<br />

hin, dass uns ein dementsprechendes<br />

Gehör geschenkt wird? Liegt es daran,<br />

dass wir nicht mit einer lauten Stimme<br />

sprechen, sondern immer wieder mit<br />

einigen kleinen? Leisen? Zaghaften?<br />

Hier kann die Entwicklung ganz klar<br />

nur zu den Pflegekammern gehen. Sicherlich,<br />

die Tarifpolitik ist nicht Sache<br />

der Kammern, sondern Sache der Tarifvertragspartner.<br />

Berufspolisch brauchen<br />

wir jedoch unbedingt ein Sprachrohr,<br />

dann werden wir die Belange der<br />

Pflege effektiver vertreten können.<br />

Wenn wir berufspolitisch eine lautere<br />

Stimme haben, werden auch die Kollegen<br />

in den Tarifverhandlungen ein anderes<br />

Gewicht haben können. Hier<br />

spielt auch die Akademisierung eine<br />

About:<br />

Markus Antony ist Kranken -<br />

pfleger und diplomierter<br />

Medizin-Ökonom. Er verfügt<br />

über jahrelange Expertise als<br />

Krankenpfleger, Stations- und<br />

Bereichsleitung im Krankenhaus<br />

und als Personalberater. Seit<br />

1.6.2012 arbeitet er als Referent<br />

für Öffentlichkeits arbeit beim<br />

Katholischen <strong>Pflegeverband</strong> e.V.<br />

in Regensburg.<br />

wichtige Rolle, denn unsere gewichtigen<br />

Argumente müssen jeder Prüfung<br />

standhalten und wissenschaftlich belegbar<br />

sein – da führt kein Weg daran<br />

vorbei.<br />

Mit Klarheit, Kraft und gemeinsam<br />

in die gleiche Richtung. Stark, stolz<br />

und erfolgreich. Wir müssen uns<br />

formieren. Wir müssen uns<br />

organisieren. Wir müssen uns


formulieren. Und: Wir müssen mit<br />

klaren und lauten Worten klar<br />

sagen können, was wir zu sagen<br />

haben.<br />

Wie wäre es denn, wenn wir mit einer<br />

klaren, lauten und stolzen Stimme in<br />

den nächsten Lohnrunden einfach mal<br />

so, nur zum Spaß, 175% Lohnerhöhung<br />

fordern – natürlich unter Androhung<br />

der kollektiven Arbeitsniederlegung<br />

und damit der temporären Ausschaltung<br />

des gesamten bundesrepublikanischen<br />

Gesundheitswesens? Vielleicht<br />

geben wir uns ja dann auch mit einem<br />

Zehntel davon zufrieden. Wenn uns jemand<br />

ganz lieb fragt – vielleicht!<br />

Also: Rücken gerade, Blick nach vorne,<br />

eingehakt und gemeinsam nach vorne.<br />

Aber zackig!<br />

Ich gehe mir jetzt einen Kaffee holen<br />

und mache weiter.<br />

Mit freundlichen Grüßen,<br />

Ihr Markus Antony<br />

Treue Mitglieder<br />

75 Jahre<br />

Hildegard Möllney, Essen<br />

70 Jahre<br />

Agnes Schmidt, Bonn<br />

Edeltraut Eggers, Berlin<br />

60 Jahre<br />

Lina Schiefele, Illertissen<br />

50 Jahre<br />

Marianne Gaiser, Aalen<br />

Paula Reuß, Wülfershausen a.d.<br />

Saale<br />

Monika Neufeld, Neustadt<br />

Johanna Baier, München<br />

Elfriede Bürgel, Oberkochen<br />

Walburga Brang, Mainaschaff<br />

Hildegard Brockmeyer, Köln<br />

40 Jahre<br />

Elsbeth Schröder, Buchet<br />

Elinor Ewalds, Viersen<br />

Klotilde Schwentner, Aalen<br />

Impressum<br />

Herausgeber und Verantwortung:<br />

Kath. <strong>Pflegeverband</strong> e.V., Adolf-Schmetzer-Str. 2 – 4, 93055 Regensburg,<br />

Tel. (0941) 604877-0, Fax (0941) 604877-9,<br />

E-Mail: info@kathpflegeverband.de, www. kathpflegeverband.de<br />

V. i. S. d. P.:<br />

Monika Pöhlmann, Vorsitzende<br />

Redaktionsleitung:<br />

Markus Nikolaus Antony<br />

Redaktionsmitglieder:<br />

Monika Pöhlmann, Maria Ziegenfuß, Hans Bauer, Carola Nick,<br />

Anna Maria Luger, Katarina Planer<br />

Konzept/Gestaltung:<br />

bauer.com communication & marketing gmbh, www.bauercom.eu<br />

Druck:<br />

ErhardiDruck, Regensburg<br />

Erscheinungsweise:<br />

4-mal jährlich in der Quartalsmitte. Für Mitglieder des Katholischen Pflegesverbandes e.V.<br />

kostenlos. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen.<br />

Artikel und Leserbriefe, die mit dem Namen des Verfassers gekennzeichnet sind, spiegeln<br />

nicht unbedingt die Meinung des Katholischen Pflegesverbands e.V. wider.<br />

ISSN-Nummer 1436-8013<br />

30 Jahre<br />

Claudia Willmann-Dorn,<br />

Taunusstein<br />

Karoline Schmidt, Gau-Bischofsheim<br />

Hildegard Diehlmann, Landau<br />

Angelika Gassmöller, Isseroda<br />

Cäcilia Krämer, Trier<br />

Monika Mandl, Heitzenhofen/Duggendorf<br />

Anni Löcke, Georgsmarienhütte<br />

Annemarie Busse, Berlin<br />

Dorette Röver, Münster<br />

Annerose Schuld, Sinzig<br />

Annemarie Vopper, Pfullingen<br />

25 Jahre<br />

Andrea Geisler, Koblenz<br />

Martina Friehe, Gau-Odernheim<br />

Beatrix Schüßler, München<br />

Katharina Bel, Mechernich<br />

Martha Siebold, Inzlingen<br />

Luise Schulz, Augsburg<br />

Doris Henke-Happ, Troisdorf<br />

Gertrud Kahlert, Rathenow<br />

Hildegard Stopp, Zwickau<br />

Brigitte Schäfer, Jakobneuhartin<br />

Gabriele Würstlein, Geiselbach<br />

Marie-Luise Bloch, Gau-Algesheim<br />

Artur Müller, Worms<br />

Matthias Krake, Telgte<br />

Angelika Piel, Düsseldorf<br />

Petra Grafe-Butz, Michelstadt<br />

20 Jahre<br />

Anton Niemöller, Cloppenburg<br />

Annette Müller, Hamburg<br />

Christa Connerth-Segel, Duisburg<br />

Maria-Luise Mönch, Erfurt<br />

Andrea Rose, Leverkusen<br />

Monika Haasler, Schachtebich<br />

Maria Hermes, Königswinter<br />

Annemarie Ahlburg, Nohfelden<br />

Sabine Rötsch, Neunkirchen<br />

Manuela Henseler, Breitenbrunn<br />

Marion Engels, Monheim<br />

Rita Raßhofer, Regensburg<br />

Rosi Auer, Engelsberg<br />

31


Impuls<br />

Konsum oder Sehnsucht?<br />

Eine Sprache,<br />

die alle<br />

verstehen<br />

Neulich las ich in einer Wochenzeitung<br />

einen interessanten Artikel über Sprachen<br />

(wer ihn nachlesen möchte, findet<br />

den Beitrag im Internetarchiv der ZEIT,<br />

<strong>Ausgabe</strong> 12.07.2012). Forschungen haben<br />

gezeigt, dass gerade die Sprachen,<br />

die nur von kleinen Völkern und Gemeinschaften<br />

gesprochen werden, häufig<br />

die schwierigste Grammatik haben.<br />

So gibt es etwa in der Sprache Yagua, die<br />

von indigenen Gruppen im peruanischen<br />

Amazonasgebiet gesprochen<br />

wird, gleich fünf Vergangenheitsformen.<br />

Wer sich in <strong>diese</strong>r Sprache unterhalten<br />

und verständlich machen will,<br />

muss also genau ausdrücken können,<br />

was er wann getan oder unterlassen<br />

hat: vor Stunden, Tagen, Monaten oder<br />

vor noch längerer Zeit – und so genau<br />

bestimmt muss er die Wortendungen<br />

formulieren, sonst versteht sein Gesprächspartner<br />

nur Bahnhof. Je kleiner,<br />

abgelegener und damit eben auch isolierter<br />

eine Sprachgemeinschaft ist,<br />

desto komplizierter also die Sprache. Je<br />

größer und global vernetzter eine<br />

Sprachgemeinschaft ist, desto mehr<br />

schleifen sich die Besonderheiten ab<br />

und desto einheitlicher und durchschaubarer<br />

werden die Regeln …<br />

U-Boot-Christen – nur an Heiligabend<br />

tauchen die noch auf<br />

Ich finde das eine interessante Beobachtung,<br />

die ich einmal auf unseren Glauben<br />

und hier vor allem auf das Weihnachtsgeheimnis<br />

übertragen möchte.<br />

Sie alle kennen vermutlich die immer<br />

wieder zu hörende Klage aus dem Mund<br />

von Kirchenleuten: Nur an Weihnach-<br />

32<br />

ten kommen die Menschen noch in die<br />

Kirche! Das böse Wort von den U-Boot-<br />

Christen macht die Runde: Nur am Heiligabend<br />

tauchen die noch auf!<br />

Konsum oder Sehnsucht?<br />

Natürlich: Auch die Kirchen finden sich<br />

heute auf dem Markt der Möglichkeiten<br />

wieder, auf dem selbst die religiösen Bedürfnisse<br />

dem Gesetz von Angebot und<br />

Nachfrage unterliegen. Spiritualität<br />

wird heute vielfach „konsumiert“, traditionelle<br />

Bindungen weichen einem<br />

ganz persönlichen Bewerten und Auswählen,<br />

das sich um Vorgaben von Autoritäten<br />

nicht (mehr) kümmert. Im Gespräch<br />

mit vielen Zeitgenossen, das ja<br />

zum Alltag eines Seelsorgers gehört,<br />

höre ich immer wieder, wie auch Kirchenferne<br />

auf den Besuch der Christnacht<br />

nicht verzichten möchten, „weil<br />

es so schön und feierlich mit den Kerzen,<br />

der Musik und dem geschmückten<br />

Tannenbaum in der Kirche ist“. Aber<br />

was auf den ersten Blick wie ein Naschen<br />

an fremden Früchten erscheint<br />

und manchen treuen Kirchgänger vielleicht<br />

auch ärgert, ist doch bei genauerem<br />

Hinhören der Ausdruck einer leisen,<br />

kaum formulierbaren Sehnsucht.<br />

Die Zachäus-Geschichte – von der<br />

Suche nach Gott<br />

Einer, der noch einmal ganz neu auf<br />

<strong>diese</strong> oft so verborgene Sehnsucht nach<br />

Sinn, Tiefe und einem tragenden Halt<br />

bei unseren kirchenfernen Mitmenschen<br />

aufmerksam macht, ist der tschechische<br />

Theologe und Psychologe To-<br />

maš Halík. Sein Buch „Geduld mit Gott“<br />

wurde ein Bestseller und als das beste<br />

theologische Buch in Europa 2009/10<br />

ausgezeichnet. Er geht darin auf die biblische<br />

Zachäus-Geschichte ein und deutet<br />

sie als Symbol für das Suchen nach<br />

Gott – das Suchen der Christen wie das


Suchen derjenigen, die wir oft als Nichtchristen oder Religionslose<br />

bezeichnen, aber damit vielleicht schon zu negativ<br />

etikettiert haben.<br />

„Sehnsucht ist der Anfang von allem“, hat die Dichterin Nelly<br />

Sachs einmal gesagt. Es kommt, so Halík, darauf an, <strong>diese</strong>n<br />

Anfängergeist, <strong>diese</strong> Sehnsucht, die sich mit dem Erreichten<br />

und Erkannten nicht zufrieden gibt, in mir wach werden zu<br />

lassen. In seinem Buch zeigt er eine große Sympathie für Zachäus,<br />

der sich im Laubwerk des Baumes versteckt und nur<br />

aus der Distanz einen Blick auf Jesus zu werfen versucht. Halík<br />

sieht auch bei vielen Landsleuten in Tschechien, dem Land<br />

mit der (statistisch) größten Kirchenferne weltweit, eine<br />

„scheue“ Religiosität: ein Fragen und eine tief innewohnende<br />

Skepsis, die dennoch auf der Suche ist. Und er möchte uns<br />

Christen aufrütteln, <strong>diese</strong>s Ringen und Suchen nicht zu verlieren.<br />

Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass uns die Sehnsucht,<br />

das Aushalten von Fragen und Warten auf (Gottes) Antwort<br />

heute schwer geworden ist, wenn viele den Advent mühsam<br />

finden. Einerseits eine Zeit der Ruhe und Besinnung, andererseits<br />

aber eine Zeit der Hektik und der noch schnell zu tätigenden<br />

Erledigungen zum Weihnachtsfest und zum Jahresschluss.<br />

Allen guten Worten und Predigten zum Trotz finden<br />

wir Christen uns in <strong>diese</strong>r Erfahrung mit den Kirchenfernen<br />

vereint und mühen uns wie sie um ein bisschen Ruhe, Stille<br />

und Besinnung.<br />

Dabei ist Weihnachten doch ganz einfach<br />

Dabei ist es nicht so, als müssten wir wer weiß welche Klimmzüge<br />

machen, um Weihnachten und seine Botschaft zu verstehen.<br />

Das Christfest ist vielmehr ganz einfach, ja geradezu<br />

schlicht: Ein Kind kommt zur Welt und mit ihm Gott selbst,<br />

wird in eine fast namenlose Familie hineingeboren, ganz am<br />

Rande der großen Bühnen <strong>diese</strong>r Welt.<br />

So schlicht und unaufdringlich ist <strong>diese</strong>s Geschehen, dass es<br />

auch an meiner bewegten Alltagswelt manchmal keinen<br />

Haftpunkt findet. Die Vorbereitung, die ein Advent uns dafür<br />

anbieten möchte, kann daher ebenfalls nichts Großes<br />

und Herbeigezwungenes sein. Die Sprache, die hier zu lernen<br />

ist, kommt ohne viel Akrobatik und Fremdworte aus.<br />

Denn wäre sie kompliziert und nur wenigen wirklich vertraut,<br />

würden nicht so viele Menschen unserer Tage den<br />

Zauber <strong>diese</strong>s Festes suchen – wie verkitscht und vermarktet<br />

auch immer!<br />

Dass die Sprache Gottes eigentlich ganz einfach, zu Herzen<br />

gehend und kraftvoll ist, hat vielleicht kaum jemand so<br />

frisch und lebendig zum Ausdruck gebracht wie der Heilige<br />

Franziskus. Im Innenhof der Geburtskirche von Betlehem<br />

habe ich das Foto von ihm aufgenommen, das Sie hier abgedruckt<br />

finden. Ich finde es so schön, weil es zeigt, wie Franziskus<br />

den freien Schwung und die Lebendigkeit der Vögel<br />

aufnimmt und so in den frohen Gleichklang der Schöpfung<br />

einstimmt. Im Alltag kann uns <strong>diese</strong> Freude durch die Vielzahl<br />

der Aufgaben und die Geistlosigkeit der Strukturen<br />

leicht verloren gehen.<br />

Ich wünsche uns für den nun kommenden Advent Momente,<br />

wo uns die Sehnsucht nach der ganz anderen Freude und<br />

Fülle packt – und damit nach dem, was Gott uns in Jesu<br />

Menschwerdung verheißt.<br />

Matthias Mader, Dresden<br />

33


Recht & Tarif<br />

Alles, was Recht ist!<br />

Entschädigung wegen einer Benachteiligung<br />

aufgrund des Alters<br />

Enthält eine Stellenausschreibung den<br />

Hinweis, dass Mitarbeiter eines bestimmten<br />

Alters gesucht werden, so scheidet der<br />

Anspruch eines nicht eingestellten älteren<br />

Bewerbers auf eine Entschädigung<br />

nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz<br />

(AGG) nicht allein daran, dass<br />

der Arbeitgeber keinen anderen neuen<br />

Mitarbeiter eingestellt hat.<br />

Die Beklagte hatte im Juni 2009 mittels<br />

einer Stellenausschreibung zwei Mitarbeiter<br />

im Alter zwischen 25 und 35 Jahren<br />

gesucht. Der 1956 geborene Kläger<br />

bewarb sich um eine Stelle, wurde aber<br />

nicht zu einem Vorstellungsgespräch<br />

eingeladen. Obwohl solche durchgeführt<br />

34<br />

worden waren, stellte die Beklagte keinen<br />

anderen Bewerber ein. Der Kläger<br />

macht geltend, er sei wegen seines Alters<br />

unzulässig benachteiligt worden, und<br />

verlangt von der Beklagten eine Entschädigung<br />

nach dem AGG. Die Vorinstanzen<br />

haben seine Klage abgewiesen.<br />

Die Revision des Klägers hatte vor dem<br />

Achten Senat des Bundesarbeitsgerichts<br />

Erfolg. Das Landesarbeitsgericht<br />

hätte die Entschädigungsklage nicht allein<br />

mit der Begründung abweisen dürfen,<br />

ein Verstoß der Beklagten gegen<br />

das Benachteiligungsverbot des § 7 Abs.<br />

1 AGG scheide allein deshalb aus, weil<br />

sie keinen anderen Bewerber eingestellt<br />

Befristung des Urlaubsabgeltungsanspruchs –<br />

Aufgabe der Surrogatstheorie<br />

Gemäß § 7 Abs. 3 Satz 1 BUrlG muss der<br />

Erholungsurlaub im laufenden Kalenderjahr<br />

gewährt und genommen werden.<br />

Eine Übertragung des Urlaubs auf das<br />

nächste Kalenderjahr ist nach § 7 Abs. 3<br />

Satz 2 BUrlG nur statthaft, wenn dringende<br />

betriebliche oder in der Person des<br />

Arbeitnehmers liegende Gründe dies<br />

rechtfertigen.<br />

Im Fall der Übertragung muss der Urlaub<br />

in den ersten drei Monaten des folgenden<br />

Kalenderjahres gewährt und genommen<br />

werden (§ 7 Abs. 3 Satz 3 BUrlG).<br />

Diese Befristung galt nach bisheriger Senatsrechtsprechung<br />

grundsätzlich auch<br />

für den Anspruch auf Abgeltung des Urlaubs,<br />

weil der Abgeltungsanspruch als<br />

Ersatz (Surrogat) für den wegen der Beendigung<br />

des Arbeitsverhältnisses nicht<br />

mehr realisierbaren Urlaubsanspruch<br />

verstanden wurde. Dieser Anspruch ist<br />

aufgrund unionsrechtlicher Vorgaben<br />

nach der neueren Rechtsprechung des<br />

Senats allerdings dann nicht ebenso wie<br />

der Urlaubsanspruch befristet, wenn der<br />

Arbeitnehmer über den Übertragungszeitraum<br />

hinaus arbeitsunfähig ist. Der<br />

Kläger war beim Beklagten seit dem 4. Januar<br />

2008 als Operating-Manager beschäftigt.<br />

Im Kündigungsrechtsstreit der<br />

Parteien stellte das Arbeitsgericht mit<br />

rechtskräftigem Urteil vom 27. November<br />

2008 fest, dass das Arbeitsverhältnis<br />

der Parteien zum 31. Juli 2008 endete.<br />

Dem Kläger standen zu <strong>diese</strong>m Zeitpunkt<br />

jedenfalls 16 Tage Urlaub zu. Mit<br />

einem Schreiben vom 6. Januar 2009<br />

verlangte er vom Beklagten ohne Erfolg,<br />

<strong>diese</strong>n Urlaub abzugelten. Das Arbeitsgericht<br />

hat die Klage abgewiesen. Das Landesarbeitsgericht<br />

hat die Berufung des<br />

Klägers zurückgewiesen. Die Revision<br />

des Klägers hatte vor dem Neunten Senat<br />

des Bundesarbeitsgerichts Erfolg. Der Abgeltungsanspruch<br />

des Klägers ist entgegen<br />

der Auffassung der Vorinstanzen<br />

nicht am 31. Dezember 2008 untergegan-<br />

habe. Der Senat hat die Sache zur neuen<br />

Verhandlung und Entscheidung an das<br />

Landesarbeitsgericht zurückverwiesen.<br />

Dies wird bei seiner Entscheidung über<br />

das Bestehen des geltend gemachten<br />

Entschädigungsanspruchs u.a. zu prüfen<br />

haben, ob der Kläger für die ausgeschriebene<br />

Stelle objektiv geeignet war<br />

und ob eine Einstellung wegen seines<br />

Alters unterblieben ist.<br />

Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 23.<br />

August 2012 - 8 AZR 285/11 -<br />

Vorinstanz: Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg,<br />

Urteil vom 10. November<br />

2010 - 17 Sa 1410/10 -<br />

gen. Der gesetzliche Urlaubsabgeltungsanspruch<br />

unterfällt als reiner Geldanspruch<br />

unabhängig von der Arbeitsunfähigkeit<br />

oder Arbeitsfähigkeit des<br />

Arbeitnehmers nicht dem Fristenregime<br />

des Bundesurlaubsgesetzes.<br />

Der Kläger musste deshalb die Abgeltung<br />

seines Urlaubs nicht im Urlaubsjahr<br />

2008 verlangen. Sachliche Gründe dafür,<br />

warum für einen arbeitsfähigen Arbeitnehmer<br />

nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />

andere Regeln für den Verfall<br />

des Urlaubsabgeltungsanspruchs<br />

gelten sollen als für einen arbeitsunfähigen<br />

Arbeitnehmer, bestehen nicht. Der<br />

Senat hält daher auch für den Fall, dass<br />

der Arbeitnehmer arbeitsfähig ist, an der<br />

Surrogatstheorie nicht fest.<br />

Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 19. Juni<br />

2012 - 9 AZR 652/10 - Vorinstanz: Landesarbeitsgericht<br />

Berlin-Brandenburg, Urteil<br />

vom 25. März 2010 - 14 Sa 2333/09 -


Urteil: Veröffentlichung<br />

der „Pflege-TÜV“-<br />

Ergebnisse zulässig<br />

Die Veröffentlichung von Berichten über die Qualität von<br />

Pflegeeinrichtungen durch die Pflegekassen ist zulässig.<br />

Dies hat das Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen<br />

(LSG NRW) am 15.08.2012 entschieden. Seit einiger Zeit werden<br />

stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen bundesweit<br />

Qualitätsprüfungen unterzogen. Die Ergebnisse<br />

werden für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen<br />

verständlich, übersichtlich und vergleichbar im Internet<br />

veröffentlicht und mit Schulnoten bewertet („Transparenzberichte“).<br />

Die Pflegeeinrichtungen können dies nach der<br />

Entscheidung des LSG NRW nicht verhindern. Eine Pflegeeinrichtung<br />

aus Köln, die aktuell mit der Note 1.1 bewertet<br />

worden war, hatte gegen die geplante Veröffentlichung<br />

vorbeugend geklagt. Sie hatte vorgetragen, dass die Internet-Darstellung<br />

mit einer Vergabe von Schulnoten die tatsächliche<br />

Lebensqualität in Heimen nicht zutreffend wiedergebe.<br />

Außerdem hatte sie verfassungsrechtliche<br />

Bedenken geltend gemacht.<br />

Der 10. Senat des Landessozialgerichts hat <strong>diese</strong> Bedenken<br />

nicht geteilt und die gesetzlich vorgeschriebene Veröffentlichung<br />

grundsätzlich für zulässig erklärt.<br />

LSG NRW, Urteil v. 15.08.2012, Az. L 10 P 137/11<br />

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