Hauptstudium, Bereiche der Soziologie (Fachgebiet II): - MPIfG

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die Vollbeschäftigung mit monetären und fiskalischen Mitteln dauerhaft sichern sollte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der „Keynesianismus“ zur Orthodoxie der Wirtschaftspolitik des „demokratischen Kapitalismus“ – des historischen Versuchs, Demokratie und Kapitalismus miteinander zu verbinden. Allerdings waren die Keynesianische Theorie und Praxis nie unumstritten. Sozialisten wie Michal Kalecki bezweifelten die Bereitschaft der herrschenden Klassen des Kapitalismus, auf das Druckmittel der Arbeitslosigkeit gegenüber den Arbeitnehmern zu verzichten. Zugleich bestritt der Liberalismus grundsätzlich die Möglichkeit der politischen Steuerbarkeit komplexer moderner Gesellschaften einschließlich ihrer Wirtschaft und bestand auf der Unentbehrlichkeit freier Märkte, einschließlich freier Arbeitsmärkte. Keynes’ alter Widersacher aus den zwanziger Jahren, Friedrich A. von Hayek, fand sich in den zwei Jahrzehnten des „Goldenen Zeitalters“ der Nachkriegsperiode nahezu vergessen am Rande der ökonomischen Debatten. In den achtziger Jahren jedoch wurde er in hohem Alter wiederentdeckt und feierte als Cheftheoretiker des Neo-Liberalismus und der Thatcherschen Revolution gegen die „Steuerungseuphorie“ der Nachkriegsjahre einen späten Sieg über Keynes und den Keynesianismus. Keynes, John M., (1936) 1997: Concluding Notes on the Social Philosophy Towards which the General Theory Might Lead. In: John M. Keynes, The General Theory of Employment, Interest and Money. New York: Prometheus Books, 372–384. Hayek, F. A., 1950: Full Employment, Planning and Inflation. Chapter Nineteen in: F. A. Hayek, 1967: Studies in Philosophy, Politics, and Economics. Chicago: The University of Chicago Press, 270-279. Kalecki, Michal, 1943: Politische Aspekte der Vollbeschäftigung. In: Michal Kalecki, 1987: Krise und Prosperität im Kapitalismus. Ausgewählte Essays 1933-1971. Marburg: Metropolis, 235-241. Englisches Original: ders., 1943: Political Aspects of Full Employment. In: Political Quarterly, Bd. 14, Nr. 4, S. 322-351. Tutorium zur Vertiefung der Diskussion: Freitag, 21. Dezember 2007, 9:00-10:30 Uhr 7. Die „Doppelbewegung“: Polanyi Vorbereitung des Themenblocks (nur Referenten): Nach Absprache 9. und 16. Januar 2008 Gegen Ende des 2. Weltkriegs blickte der österreichisch-ungarische Emigrant Karl Polanyi von Amerika aus auf die turbulente Geschichte des modernen Liberalismus und Kapitalismus zurück. Sein wissenschaftliches Ziel war die Entwicklung der Umrisse einer Nachkriegsordnung, die gegen Wirtschaftskrisen, faschistischen Nationalismus und internationale Konflikte immun sein sollte. Die wichtigste Erkenntnis von Polanyis historisch-politischer Studie über die „große Transformation“ der westlichen Welt im 19. und 20. Jahrhundert war, dass Liberalisierung – die Ausdehnung freier Märkte – immer von gesellschaftlichen „Gegenbewegungen“ begleitet war, denen es darum ging, die Stabilität der menschlichen Gesellschaft gegen die „Launen des Marktes“ zu sichern und die Kommerzialisierung von Mensch und Natur zu begrenzen. Polanyis Denkfigur einer stets prekären „Doppelbewegung“ von Marktausweitung und sozialer Regulierung des Marktes erscheint in der heutigen Zeit der sogenannten „Globalisierung“ aktueller denn je. Polanyi, Karl, 1978 [1944]: The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen. Frankfurt am Main: Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. Insbesondere Kap. 5 und 6, S. 87-112; Kap. 11 und 12, S. 182-208; Kap. 21, 329-344. Tutorium zur Vertiefung der Diskussion: Freitag, 11.Januar 2008, 9:00-10:30 Uhr 6
8. Kapitalismus und Demokratie: T. H. Marshall, Kerr et al., Mills, Lipset Vorbereitung des Themenblocks (nur Referenten): Freitag,18. Januar 2008,9:00-10:30 Uhr 23. und 30. Januar 2008 Vor dem Hintergrund einer zunächst erfolgreichen Keynesianischen Wirtschaftssteuerung erschien der Konflikt zwischen Kapitalismus und Demokratie in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals lösbar. Hohes wirtschaftliches Wachstum ermöglichte den Ausbau wohlfahrtstaatlicher Systeme sozialer Sicherung, die die Spannung zwischen rechtlicher Gleichheit und faktischer Ungleichheit in Grenzen hielten. T. H. Marshalls Theorie der Entwicklung materieller Bürgerrechte im Kapitalismus wurde zu einem der Schlüsseltexte der sich entwickelnden politischen Soziologie, die der demokratischen politischen Ordnung und ihren Institutionen zutraute, den Kapitalismus als Wirtschaftssystem durch gestaltende Intervention zu verändern und damit zu legitimieren. In den Arbeiten des amerikanischen Soziologen und Politikwissenschaftlers Seymour Martin Lipset tritt die empirische Untersuchung des Verhältnisses zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und der Stabilität repräsentativer demokratischer Institutionen an die Stelle grundsätzlicher Diskussionen über die Vereinbarkeit von Kapitalismus und Demokratie. Lipset und die an ihn anschließende vergleichende Demokratieforschung befaßt sich nicht mehr mit dem kritischen Potential der Demokratie als solcher, sondern mit ihrem tatsächlichen Funktionieren als soziale Institution. Parallel hierzu entstehen in den USA als der führenden Wirtschaftsmacht Theorien der institutionellen und politischen Ökonomie, die eine Entideologisierung der Politik unter dem Einfluß der Entwicklung nicht des Kapitalismus, sondern der modernen Industriegesellschaft sowie eine Konvergenz zwischen dem kapitalistischen Westen und dem kommunistischen Osten auf einem mittleren Weg vorhersagen. Autoren wie C. W. Mills verweisen dagegen auf den nach wie vor bestehenden Klassen- und Herrschaftscharakter des Kapitalismus, unter dessen Bedingungen Demokratie nur bei Austrocknung des demokratischen Prozesses in einer medial manipulierten und entpolitisierten Massengesellschaft möglich ist. Marshall, T. H., 1965 [1949]: Citizenship and Social Class. In: ders., Class, Citizenship, and Social Development. Essays by T.H. Marshall. Garden City, N.Y.: Anchor Books, S. 71-134 (daraus: “The Early Impact of Citizenship”, S. 91-105). Deutsche Übersetzung: Staatsbürgerrechte und soziale Klassen. In: Elmar Rieger (Hg.), 1992, Bürgerrechte und soziale Klassen. Zur Soziologie des Wohlfahrtsstaates. Frankfurt am Main: Campus, S. 33-94 (daraus: „Der frühe Einfluß der Staatsbürgerschaftsrechte auf die sozialen Klassen“, S. 52-65). Kerr, Clark, Frederick H. Harbison und Charles A. Myers (Hg.), 1962 [1960]: Industrialism and Industrial Man: The Problems of Labor and Management in Economic Growth. Middlesex: Penguin, Kap. 1, The Logic of Industrialization, S. 41-56. Lipset, Seymour Martin, 1963 [1960]: Political Man: The Social Bases of Politics. Garden City, N.Y.: Anchor Books. Kap. 2, Economic Development and Democracy, S. 27-63 Mills, C. Wright, 1956: The Power Elite. Oxford etc.: Oxford University Press. Kap. 6, “The Chief Executives”, S. 118-146; Kap. 7, “The Corporate Rich”, S. 147-170. Tutorium zur Vertiefung der Diskussion: Freitag, 25.Januar 2008, 9:00-10:30 Uhr 7
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Seite 3 und 4: SEMINARPLAN 1. Einführung in das T
Seite 5: 5. Macht oder ökonomisches Gesetz:

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