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die technische Fortentwicklung der regensburger Stadtzeitung

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es ein Zwei-, Drei- o<strong>der</strong> gar Vierspalter waren, gab es ebenso viele Textteile.<br />

Anschließend wurden <strong>die</strong> Fahnen mit Spezialkleber bestrichen und auf<br />

eine Seitenvorlage, den so genannten Satzspiegel, montiert. Alles zunächst<br />

im Jakobstorturm am legendären Leuchttisch. Gekürzt und gelängt<br />

wurde mit dem Metteursmesser. Da wurden Absätze gekappt o<strong>der</strong> Zeilen<br />

händisch auseinan<strong>der</strong> geschnitten, damit mehr Weißfläche dazwischen<br />

entstand. „Austreiben“ hieß das damals, und ein geflügeltes Wort bei den<br />

Metteuren war: „Einen g’scheiten Redakteur erkennt man am Kürzen.“<br />

Doch <strong>die</strong>se Art des Klebeumbruchs war äußerst aufwändig: Eine Korrektur<br />

war nicht einfach per Tastaturdruck vorzunehmen. Nein, <strong>die</strong> ganze Satzfahne<br />

musste erneut belichtet werden.<br />

Fotos wurden gerastert (= in lauter kleine Punkte zerlegt) und ebenfalls<br />

auf dem beschichteten und mit Kleber versehenen Papier einmontiert. Waren<br />

alle Seitenvorlagen auf <strong>die</strong> Satzspiegel montiert, wurden sie belichtet<br />

– in einem speziellen Belichtungsstudio. Der so entstandene Film <strong>die</strong>nte<br />

als Druckvorlage und musste in <strong>die</strong> Druckerei gebracht werden. Kurz und<br />

gut – <strong>die</strong> ganze Prozedur war zwar günstiger als <strong>der</strong> alte Bleisatz, aber noch<br />

immer ungemein teuer.<br />

<strong>die</strong> Typenradmaschine aus <strong>der</strong> Konkursmasse des<br />

Sport express<br />

Doch Geld hatte <strong>die</strong> <strong>Stadtzeitung</strong> anfangs überhaupt keines. Also versuchten<br />

alle zu sparen, wo es ging. Der Umbruch war ein hoher Kostenpunkt. Da<br />

fiel Tausendsassa Heinz Mierswa, <strong>der</strong> bereits zuvor vom „Sport Express“ zu<br />

seinem Chamer Spezl Peter Kittel gewechselt war, <strong>die</strong> Typenradmaschine<br />

seiner alten Redaktion ein. Die Sportzeitung war gerade in Konkurs gegangen,<br />

Kittel hatte fast <strong>die</strong> ganze Mannschaft übernommen.<br />

Diese Typenradmaschine war im Prinzip nichts an<strong>der</strong>es als eine elektrische<br />

Schreibmaschine, bei <strong>der</strong> aber verschiedene Schriftarten mittels sog.<br />

Typenrä<strong>der</strong> relativ schnell ausgetauscht und eingesetzt werden konnten.<br />

Mierswa tüftelte nun ein System aus, nach dem beim Einsatz bestimmter<br />

Schriftarten Satzvorlagen entstanden, <strong>die</strong> zwar überdimensioniert waren,<br />

aber mittels Verkleinerung im Kopierladen den teuren Fahnen des Fotosatzstudios<br />

bedeutend nahe kamen.<br />

Fortan setzten <strong>die</strong> <strong>Stadtzeitung</strong>sredakteure ihre Texte selbst, sparten<br />

viel Geld und noch mehr Zeit. In <strong>der</strong> Regel. Denn da gab es natürlich ein<br />

großes Problem: 1986 schlossen <strong>die</strong> Läden noch um 18 Uhr, samstags spätestens<br />

um 14 Uhr. Auch <strong>die</strong> Copyshops.<br />

Konsequenz: In <strong>der</strong> Umbruchzentrale Kittel lagen viele Bögen Papier<br />

mit einzelnen Buchstaben herum – für etwaige Korrekturen. Legendär <strong>die</strong><br />

Geschichte, als Heinz Mierswa über eine halbe Stunde am Boden herumkrabbelte,<br />

immer auf <strong>der</strong> Suche nach dem fünften Letter: „Wo ist mein „e“?<br />

Wo ist mein „e“?<br />

Allerdings galt <strong>der</strong> Fortschritt nur für den Fließtext. Die Überschriften<br />

entstanden sehr mühsam: Auf durchsichtiger Letraset-Folie waren unterschiedlich<br />

große Buchstaben in allen möglichen Schriften angebracht. Mit<br />

einem Speziallöffel wurden <strong>die</strong> dann mühevoll auf das Millimeterpapier<br />

„geletrasettet“ – ganz ähnlich wie <strong>die</strong> Rubbelbil<strong>der</strong> für Kin<strong>der</strong>.<br />

<strong>der</strong> erSTe grAndioSe SchriTT: Die Typenradmaschine machte den Einsatz verschiedener<br />

Schriften möglich. (Zum Größenvergleich ein heute gebräuchliches Handy.)<br />

Technische <strong>Fortentwicklung</strong> 25 Jahre<br />

25 Jahre <strong>Stadtzeitung</strong> Regensburg 29

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