LeitungSkongreSS <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong> falsch verstehen Eine kleine Zwischenbilanz nach 15 Jahren <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong> Kongressen <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong>, das sind doch diese Seeker-Gottesdienste, oder? Viele Mitarbeiter, gute Musik, Schauspiel und jede Menge Scheinwerfer ... Eines der schwer auszurottenden Vorurteile: <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong> falsch verstanden. Bei aller positiven Resonanz und dem großen Interesse an den Kongressen von <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong> und der Gemeinde in Chicago gehört auch dies zur Wirklichkeit: <strong>Willow</strong> funktioniert als Projektionsfläche für alle möglichen Missverständnisse und Vorurteile, die man gegen die USA, amerikanische Gemeinden und moderne Ideen in der Gemeindearbeit haben kann. Für uns als Verantwortliche bedeutet das eine ständige Herausforde- 4 rung: Wo müssen wir Bilder korrigieren, wo mehr erklären, wo einfach nur mutig weiter nach vorne arbeiten? <strong>Willow</strong> war im Kern schon immer nur eins: Eine Orts- oder Regionalgemeinde im Großraum Chicago, die möglichst eng am biblischen Vorbild orientiert „in Funktion“ sein will. Gemeinde als Hoffnung für die Welt. Gemeinde, die ihren Mitgliedern mit guter Predigt, biblischer Orientierung, lebendigen Kleingruppen und praktischer Lebenshilfe gut tut – und die zugleich ihren Auftrag, Salz und Licht zu sein, ernst nimmt und dabei viele begeisterte Ehrenamtliche einsetzt – je nach ihren Gaben. Das haben wir in Deutschland Leitungskongress in Oberhausen, 8100 Personen nahmen daran teil. : von ulrich EggErs und der Schweiz seit 15 Jahren versucht, hierzulande weiterzugeben: Inspiration durch hochkarätige Kongresse, Hoffnung für die Gemeinde in schwierigen Zeiten – und persönliche Ermutigung zum Durchhalten, Verändern und Immer-wieder-neu-anfangen. Ständig verändert Dabei hat sich <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong> in den letzten Jahren immer wieder stark verändert. Als Gemeinde – aber auch in der Ausrichtung der Kongresse. Stand am Anfang Evangelisation stärker im Vordergrund, so war es danach das Thema Leitung oder jetzt der Aspekt der diakonischen Dienste. Die <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong> Community Church selbst aber hat diese Themenbreite schon immer in ihrer Ganzheit gespiegelt: Evangelisation und Diakonie gehören zusammen – in einer Gemeinde, die am biblischen Auftrag orientiert gut geleitet und mit hoher Veränderungsbereitschaft durch ihre Zeit geht. Das ist denn vielleicht auch der stärkste rote Faden, der sich durch diese Arbeit zieht: Wenn wir unserem Auftrag als Gemeinde treu bleiben wollen, dann müssen wir ständig justieren, verändern, probieren und prüfen, ob wir wirklich erreichen, was wir erreichen sollen – so das Credo. Ständige Veränderungsbereitschaft um des Zieles willen, wirklich Gemeinde zu sein. Gerade 2011 sieht man das wieder: Für Kosten von rund zehn Millionen Dollar holt man das „Care-Zentrum“ (Nahrungsmittel und diakonische Hilfe für die Umgebung) und auch das bekannte „Cars-Ministry“ wieder zurück auf das Gemeindegelände – weil die Menschen erkennen sollen, dass es eine Gemeinde ist, die ihnen hilft – und dass Gemeinde mehr umfasst als Hilfe: Gemeinschaft,Gottesdienst, biblische Lehre. Gemeinde als ganzheitlicher und umfassend biblischer Ansatz. Eben deswegen ist es uns in Deutschland und der Schweiz ein Anliegen, dass man <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong> nicht missversteht – auch wenn das Kongressformat hier und die Gottesdienste dort in Chicago immer wieder nahelegen könnten, es gehe zuerst um große Veranstaltungen, bunte Programme, Theater, Technik, Glanz und Größe. Das alles ist nur Sekundärfolge einer klaren Fokussierung auf ein ganzheitliches Bild von Gemeinde – keine wesentliche Aussage! Denn vor allem geht es darum, den Geist der Auftragsorientierung und Veränderungsbereitschaft zu verstehen. Dass so etwas bei uns anders aussehen kann, ist völlig klar – und lässt sich an vielen Gemeinden ablesen, die auf ihre Weise diese innere Flamme von <strong>Willow</strong> aufgenommen haben. <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong>s Gründer und Leiter Bill Hybles Müdigkeit und Frust Ja, einige <strong>Willow</strong>-Begeisterte sind gescheitert am Hochsprung oder müde geworden, sich grosse Ziele zu setzen. Deutlich wird mir aber auch, dass es dabei in 15 Jahren Inspirationsarbeit hierzulande auch manche Frust-Erfahrung und Enttäuschung gegeben hat. Wir sind nicht die USA – unsere Gemeindestrukturen sind anders, unsere Gesellschaft ist deutlich säkularisierter, manches verkrusteter und komplizierter. Wer zu einem Kongress fährt und neben der Begeiste- rung vor allem eine Liebe für große Veranstaltungen oder gut gemachte Gottesdienste mit nach Hause nimmt, der wird nicht weit kommen. Nur den Gottesdienst ändern, nur Medien oder Theater auf die Bühne, nur Scheinwerfer montieren, nur sorgfältige Planung und hoher Mitarbeitereinsatz – das ist noch nicht <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong>. Auch ein Pendelschlag auf eine ausschließlich evangelistische Außenorientierung wird auf Dauer nicht funktionieren. <strong>Willow</strong> falsch verstehen, das heißt auch, die Gegenwart gering schätzen oder sie ausschließlich als Weg zur goldenen Zukunft zu sehen. Vision und bewusste Ziele sind gut – aber sie werden nur Wirklichkeit, wenn ich als Pastor/ Mitarbeiter die reale Gemeinde, den Ist- Zustand und auch die Pflege des Miteinanders mehr liebe als mein Bild von der Zukunft oder meine großen Ideale. Sonst fühlt man sich irgendwann als Mitwirkender auf dem Altar der tollen Ideen geopfert – oder als Pastor oder Ältester reagiert man säuerlich und fragt sich, warum die Leute nicht dauerhaft Ulrich Eggers ist Vorsitzender von <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong> Deutschland und leitet den Bundes-Verlag in Witten. LeitungSkongreSS Bühne bei <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong> bei der Themenserie „Celebration of Hope“: Hier legt <strong>Willow</strong> jedes Jahr für drei Wochen den Schwerpunkt darauf, in der Gemeinde den Blick für die Armen und Unterprivilegierten zu weiten. Neben der Predigtserie wird die Gemeinde auf ganz unterschiedliche Weise aktiv: weltweit bei Kurzzeiteinsätzen und im Großraum Chicago. Menschen wird praktisch geholfen, Wohnungen werden renoviert etc. die hochfliegenden Pläne unterstützen wollen und so störrisch auch auf ihrem eigenen Wohlergehen beharren. Ja, einige <strong>Willow</strong>-Begeisterte sind gescheitert am Hochsprung oder müde geworden, sich große Ziele zu setzen – es ist und bleibt mühsam, Gemeinden zu verändern. Immer noch stimmt: <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong> ist keine billige Abkürzung. Aber eine kostbare Hilfe und ein beeindruckendes Vorbild, das mit großer Transparenz Erfolge und Fehler auswertet und in aller Öffentlichkeit teilt. Deswegen bleiben wir ermutigt auf unserem Weg, Kongresse anzubieten, die inspirieren wollen: Das große Ziel hochzuhalten und neuen Mut zu bekommen, auf dem Weg dahin mit Geduld und Treue kleine Brötchen zu backen. 5