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learning from las vegas oder die identität einer stadt

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Wenn auch keines der umfassenden Beleuchtungskonzepte als Ganzes von dem kurzlebigen Umfeld <strong>einer</strong><br />

Weltausstellung auf eine komplexe und heterogene Stadtlandschaft übertragen werden konnte, so begann das<br />

elektrische Licht dennoch, allerorts den städtischen Kontext zu verändern. In allen Industriestaaten begannen<br />

kommerzielle Illumination und Lichtreklame sehr bald mit der Lichtgestaltung bei offiziellen Feierlichkeiten<br />

<strong>oder</strong> von städtischen Monumenten zu konkurrieren.<br />

Das grundlegende Vokabular der Architekturbeleuchtung, typische Anwendungsmuster sowie ein gewisses<br />

kritisches Instrumentarium waren also bereits vorhanden, bevor <strong>die</strong>se Kunstform im 20. Jahrhundert aufblühte.<br />

Freiheitsstatue mit ihrer Originalbeleuchtung, 1909 Weltausstellung Chicago, 1893, Verwaltungsbau bei Nacht<br />

Kunstlicht und Avantgarde<br />

Bruno Taut beschrieb 1914 <strong>die</strong> nächtliche Erscheinung seines G<strong>las</strong>pavillons auf der Kölner<br />

Werkbundausstellung mit folgenden Worten:<br />

„Am Abend lenkt das beleuchtete Gebäude <strong>die</strong> Blicke auf sich. Bei einem G<strong>las</strong>haus braucht man für keine<br />

`Illumination` durch aufgesetzte Glühbirnen und dergleichen zu sorgen. Man braucht das G<strong>las</strong>haus nur in seinen<br />

Räumen zu beleuchten und es zeigt sich nach außen im schönsten Lichte illuminiert.“<br />

Hier bereits unterschied Taut sorgfältig zwischen der Beleuchtung eines Gebäudes von Außen und dem Erglühen<br />

s<strong>einer</strong> eigenen durchscheinenden Architekturform. Diese Unterscheidung spielt eine wichtige Rolle bei der<br />

Entwicklung der Architekturbeleuchtung nach dem Ersten Weltkrieg.<br />

Die Ideen des utopischen Schriftstellers Paul Scheerbart, der in seinen Novellen oft phantastische, farbige<br />

G<strong>las</strong>bauten beschrieben und seine jüngste Veröffentlichung `G<strong>las</strong>architektur` Taut gewidmet hatte, sowie der<br />

große Erfolg von Tauts kleinem G<strong>las</strong>pavillon auf der Werkbundausstellung von 1914 ermutigten Taut selbst und<br />

seine Freunde Scharoun, <strong>die</strong> Gebrüder Luckhardt und andere, unmittelbar nach dem Krieg eine Reihe von<br />

eindrucksvollen Architekturphantasien zu entwerfen. Ein häufiges Motiv ihrer Zeichnungen waren leuchtende<br />

G<strong>las</strong>bauten als Zentren <strong>einer</strong> neuen Spiritualität. Obwohl <strong>die</strong>se expressionistischen Phantasien in den Debatten<br />

zur Architekturbeleuchtung kaum zur Sprache kamen, weisen sie dennoch auf eine wichtige Quelle für das<br />

ausgeprägte Interesse an Lichtarchitektur in der Weimarer Republik hin<br />

Bruno Taut, G<strong>las</strong>pavillon 1914 Hans Scharoun, Gläserner Bau, 1919 Hans Luckhardt, Kultbau, 1919

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