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Offizielles Protokoll der Sitzung - Stuttgart 21 Wiki

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Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, 22. <strong>Sitzung</strong>, 10.11.2010<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>: Es liegt aber daran, dass Offenburg<br />

nicht gleich <strong>Stuttgart</strong> ist.<br />

Prof. Dr. Werner Rothengatter (Institut für<br />

Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung):<br />

Offenburg ist nicht gleich <strong>Stuttgart</strong>,<br />

aber „unten“ und „oben“ ist gleich. Ich denke<br />

schon, dass die Menschen in Offenburg hier ein<br />

Gefühl dafür haben, was Lärm ist, während in<br />

<strong>Stuttgart</strong> die Diskussion einfach entglitten ist.<br />

Man ist sozusagen an dem Kopfbahnhof jetzt<br />

festgefahren und glaubt, dass das ein Weltkulturerbe<br />

ist, das man um jeden Preis erhalten<br />

muss. So, das zu dieser Frage zur Mitteltransferierbarkeit.<br />

Das kann ich mir nicht vorstellen.<br />

Selbst die Bundesmittel werden nicht so leicht<br />

transferierbar sein, in Streckenteile bei <strong>der</strong><br />

Rheintalbahn, die noch gar nicht planfestgestellt<br />

sind. Alles südlich von Offenburg ist bis jetzt<br />

noch Planungswüste. Das Zweite, wird es zusätzliche<br />

Einnahmen geben beim Land und auch<br />

bei <strong>der</strong> Stadt? Das ist unzweifelhaft. Das ist das<br />

Geben wert. Das heißt, aus dieser Bruttowertschöpfung,<br />

die zusätzlich erwachsen wird, wird<br />

es natürlich Steuern geben, die dann anschließend<br />

in die Kassen vom Land und von <strong>der</strong> Stadt<br />

fallen. Dafür gibt es auch Schätzungen, das ist<br />

nicht unerheblich, was hier hineinkommt. Ich<br />

habe das aber pauschal behandelt, denn jede<br />

Differenzierung nach einzelnen Gebietskörperschaften<br />

würde ja hier einen falschen Zungenschlag<br />

bringen. Ich neige eher dazu, das insgesamt<br />

zu behandeln. Für alle Gebietskörperschaften<br />

wird es einen Zuwachs an öffentlichen<br />

Mitteln geben. Und dieser Zuwachs wird ausreichen,<br />

um innerhalb von 30 bis 40 Jahren die<br />

öffentlichen Mittel zu refinanzieren.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>: Vielen Dank! Zum Unterschied zu<br />

Offenburg und <strong>Stuttgart</strong> will ich nur sagen, dass<br />

kein Missverständnis für die Zuschauer entsteht:<br />

Es gibt keine Bürgerbewegung zur Versenkung<br />

des Bahnhofes in Offenburg, son<strong>der</strong>n lediglich<br />

eine Bürgerbewegung, die will, dass die zusätzlichen<br />

Gleise, das dritte und vierte für zusätzlichen<br />

Güterverkehr, nicht durch die Stadt gehen,<br />

son<strong>der</strong>n unter <strong>der</strong> Stadt durch. Das ist <strong>der</strong> Unterschied.<br />

Jetzt kommen wir zur SPD-Fraktion.<br />

Herr Pronold!<br />

Abg. Florian Pronold: Ich habe zwei Fragen:<br />

Die erste richtet sich an Professor Böttger: Sie<br />

haben in Ihrem Chart aufgeführt, mit einer sehr<br />

vorsichtigen Formulierung, dass die Wirtschaftlichkeit<br />

des Projektes günstig gerechnet worden<br />

ist und Sie benennen dort fünf einzelne Punkte in<br />

<strong>der</strong> Übersicht von bestimmten Annahmen, die<br />

Sie wohl nicht teilen, von Nichtberücksichtigung<br />

einzelner Baumaßnahmen; von Kostenreduzierungen<br />

und auch Erträgen, die virtuell betrachtet<br />

werden. Könnten Sie näher ausführen, in wel-<br />

chen Größenordnungen sich das Ihrer Einschätzung<br />

nach bewegt, diese Unsicherheiten,<br />

und worauf die beruhen? Meine zweite Frage<br />

richtet sich an Herrn Dr. Kefer. Und zwar wurde<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeitsberechnung,<br />

zumindest soweit etwas darüber bekannt geworden<br />

ist, auch angenommen, dass es zu<br />

Kostensenkungen gekommen ist, im Umfang<br />

von etwa 900 Millionen Euro gegenüber früheren<br />

Planungen. Und diese Kostensenkungen beruhen<br />

auch auf Annahmen, die baulich zu Verän<strong>der</strong>ungen<br />

führen, also an<strong>der</strong>e Druckverhältnis<br />

o<strong>der</strong> Ähnliches, was auch dazu führt, dass man<br />

angeblich weniger Stahl verbauen muss, dass<br />

man an<strong>der</strong>e Dinge dort machen kann. Könnten<br />

Sie mal detailliert darstellen, wie es zu diesen<br />

Kostensenkungen kommt und ob diese Grundannahmen<br />

zum Beispiel auch vom Eisenbahnbundesamt<br />

o<strong>der</strong> von an<strong>der</strong>en, die für die<br />

Sicherheit verantwortlich sind, denn überhaupt<br />

schon einmal geprüft worden sind und geteilt<br />

werden?<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>: Vielen Dank! Wir beginnen mit<br />

Herrn Böttger!<br />

Prof. Dr. Christian Böttger (Hochschulde für<br />

Technik und Wirtschaft Berlin): Also zu den<br />

aufgeführten Punkten: Man muss eben sagen,<br />

da diese Rechnung selber ja nicht öffentlich ist,<br />

ist man also immer darauf angewiesen, ein<br />

bisschen zusammenzukombinieren. Und ich<br />

musste also jetzt feststellen, o<strong>der</strong> Herr Dr. Kefer<br />

sagte gerade, dass ich in einem Punkt hier auch<br />

falsch liege. Also zum einen sind eben, das hatte<br />

Herr Dr. Hofreiter angesprochen, erhebliche<br />

Erträge im Güterverkehr für die Neubaustrecke<br />

angesetzt, die sicherlich als fraglich gelten<br />

müssen. Offenbar beinhaltet die Rechnung eine<br />

zeitgleiche Fertigstellung <strong>der</strong> Neubaustrecke<br />

Frankfurt - Mannheim, die unstrittig auf <strong>der</strong> gesamten<br />

Achse gewaltige verkehrliche Effekte<br />

haben wird, die aber vermutlich auch ohne das<br />

Projekt <strong>Stuttgart</strong> <strong>21</strong> auftreten würden. Wie gesagt,<br />

diese Verlagerungseffekte sind offenbar<br />

nicht zusätzlich berücksichtigt worden, da bin ich<br />

gerade aufgeklärt worden. Die Frage ist, ob alle<br />

Baumaßnahmen, die dazugehören, tatsächlich<br />

drin sind. Also im Rechnungshofbericht sind zum<br />

Beispiel erwähnt, die Abstellanlagen, die nicht<br />

Teil <strong>der</strong> Darstellung von <strong>Stuttgart</strong> <strong>21</strong> sind. Es gibt<br />

Unterlagen, aus denen man schließen muss,<br />

dass eben auch das Thema „weitere Kosten im<br />

Hauptbahnhof und Weiterverwertung des<br />

Bahnhofes“ nicht in den Kosten enthalten ist. Da<br />

lässt sich auch noch nicht ganz klar sagen,<br />

welcher Umfang das ist. Aber, wenn man als<br />

Ökonom an eine Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

rangeht, gilt eigentlich immer das Prinzip <strong>der</strong><br />

Objektgesamtheit, dass man sagt, ich muss<br />

wirklich auch alles, was dazu gehört mit in die<br />

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