Die Zukunft der Erziehung - Interessengemeinschaft Kleine Heime ...
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eine Debatte über Verteilungsgerechtigkeit<br />
nicht son<strong>der</strong>lich populär ist. Breite gesellschaftliche<br />
Gruppierungen haben im Gegenteil<br />
ein unmittelbares Interesse daran,<br />
eine solche Debatte zum „Un-Thema“ zu<br />
machen, zumal man sich in diesen gesellschaftlichen<br />
Verhältnissen komfortabel<br />
einrichten kann, vorausgesetzt, man gehört<br />
zu den gesicherten zwei Dritteln. <strong>Die</strong><br />
aktuellen sozial- und damit auch gesellschaftspolitischen<br />
Bestrebungen gehen<br />
deshalb auch nicht überraschend in eine<br />
gegenläufige Richtung. Dem Abbau des<br />
Sozialstaates wird das Wort geredet, und<br />
damit einer Individualisierung <strong>der</strong> Lebensrisiken<br />
und <strong>der</strong> Abkehr vom gesellschaftlichen<br />
Solidarprinzip.<br />
<strong>Die</strong>se Tendenzen zur Reduzierung sozialstaatlich<br />
organisierter Sicherungssysteme<br />
werden im Ergebnis zu einer weiteren<br />
Verschärfung sozialer Ungleichheit<br />
in dieser Gesellschaft führen. Sie werden<br />
vor allem jene beson<strong>der</strong>s hart treffen, die<br />
ihr Leben im unteren Drittel dieser Gesellschaft<br />
bewältigen müssen. Für ihre Lebensrealität<br />
ergibt sich in <strong>der</strong> Diskrepanz<br />
von öffentlicher Armut zu privatem Reichtum<br />
und <strong>der</strong> zeitgleich zunehmenden Polarisierung<br />
in <strong>der</strong> Verteilung des privaten<br />
Reichtums ein Synergieeffekt eigener Art.<br />
<strong>Die</strong> ohnehin durch ihre materielle und soziale<br />
Situation bedingte Beeinträchtigung<br />
ihrer sozialen Teilnahmechancen wird verschärft<br />
durch den Abbau <strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme.<br />
Im Ergebnis verlieren<br />
die Verlierer doppelt. <strong>Die</strong> Habenden dagegen<br />
gewinnen doppelt, indem Solidarbeiträge<br />
(Steuern; aktuell in <strong>der</strong> Diskussion:<br />
Arbeitgeberanteile zur Krankenversicherung)<br />
reduziert und hier erzielte Einsparungen<br />
<strong>der</strong> weiteren Optimierung des<br />
40<br />
Privatvermögens zugeführt werden können.<br />
Nun bin ich, offen gestanden, nicht sehr<br />
zuversichtlich, daß es gelingen wird, diese<br />
Diskrepanzen allein mit einer normativ<br />
begründeten Argumentation über Verteilungsgerechtigkeit<br />
im politischen wie öffentlichen<br />
Raum zu überwinden, so daß<br />
auch die kommunalen Haushalte besser<br />
in die Lage versetzt würden, Jugendhilfeleistungen<br />
zukünftig bedarfsgerechter zu<br />
erbringen. Zu erwarten ist eher ein bequemes<br />
Beharren auf den vertrauten Argumenten,<br />
denen zufolge Steuern eher gesenkt<br />
denn erhöht werden müßten, die<br />
Grenze <strong>der</strong> Belastbarkeit erreicht sei, und<br />
<strong>der</strong> Sozialstaat als „soziale Hängematte“<br />
auf das vermeintlich Notwendigste zurückgeführt<br />
werden müsse. Bösartig formuliert<br />
rechne ich mit einem Festhalten an den<br />
liebgewonnenen Sorgen um das Ziel des<br />
Zweiturlaubs, die Farbe des Zweitwagens<br />
o<strong>der</strong> die statusorientierte Ausweitung des<br />
Wohnraumkonsums.<br />
Deshalb scheint es mir ratsam, im politischen<br />
wie öffentlichen Raum die Debatte<br />
um die Verteilungsgerechtigkeit neben<br />
ihren normativen Implikationen vor allem<br />
an den Themenstellungen Wirtschaftsstandort<br />
Bundesrepublik und Lebensraum<br />
Bundesrepublik aufzumachen. Der im Jahr<br />
1994 vom Bundesministerium für Familie<br />
und Senioren veröffentlichte Fünfte Familienbericht<br />
über „Familien und Familienpolitik<br />
im geeinten Deutschland“ trägt den<br />
Untertitel „<strong>Zukunft</strong> des Humanvermögens“<br />
12 . In diesem Bericht wird mit allem<br />
Nachdruck darauf hingewiesen, welche<br />
zentrale Bedeutung <strong>der</strong> Sicherstellung<br />
gelingen<strong>der</strong> Sozialisation für den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland und <strong>der</strong>