Steiermarkwein Ausgabe 3 - Winter 2009
Winter 2009 London
Winter 2009
London
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Wildbacher liebt Terroir<br />
Aus der Blauen Wildbacherrebe entstehen nicht nur der säurebetonte Schilcher,<br />
sondern auch kraftvolle, würzige Rotweine. Die Rebe gedeiht am besten auf kalkfreiem<br />
Boden aus Kristallinverwitterung oder ähnlichen Bodenformen<br />
Großen Rotweinen der Welt schenken<br />
Weinfreunde wie Kenner größte Aufmerksamkeit.<br />
Seit jeher galten Frankreich<br />
und Italien als „DIE“ Rotweinproduzenten.<br />
Rebsorten wie Cabernet<br />
Sauvignon und Pinot Noir in Frankreich<br />
oder Sangiovese (Brunello)und<br />
Nebbiolo (Barolo, Barbaresco) in Italien<br />
avancierten in den 1990er Jahren zu<br />
den Superstars unter den Rotweinen.<br />
Solche – sortenrein oder als Vermählung<br />
mit anderen Trauben – kommen<br />
längst nicht mehr aus diesen Ländern.<br />
Es wäre wohl arrogant, solche Tropfen<br />
mit steirischen Rotweinen zu vergleichen,<br />
deshalb widmen wir dem Blauen<br />
Wildbacher an dieser Stelle unsere<br />
Aufmerksamkeit. Er stellt sehr hohe<br />
Ansprüche an Standort und Klima und<br />
fühlt sich, bis auf wenige Ausnahmen,<br />
in kühleren Regionen wie in der Weststeiermark<br />
wohl. Dort wird diese Rebe<br />
meist als Schilcher ausgebaut. Dieser<br />
säurebetonte Wein ist das Ergebnis einer<br />
schnellen Verarbeitung der Blauen<br />
Wildbachertraube. Gleich einem Weißwein<br />
werden die dunkelblauen bis<br />
schwarzen Trauben mit hellem Fruchtfleisch<br />
nach der Lese zügig gerebelt,<br />
eingepresst und gekeltert. So entsteht<br />
der Schilcher mit seiner typischen Roséfarbe.<br />
Der Blaue Wildbacher wird<br />
aber auch als gehaltvoller Rotwein vinifiziert<br />
und mitunter in französischen<br />
Barriquefässern ausgebaut. Um erstklassige<br />
Rotwein-Ergebnisse zu erzielen,<br />
muss man die Wildbacherrebe im<br />
Weingarten intensiv pflegen.<br />
Qualität wächst im Weingarten<br />
Die erste Mengenregulierung für das<br />
kommende Weinjahr beginnt immer<br />
mit dem Rebschnitt Anfang des Jahres.<br />
Dieser fällt für die Produktion von Wildbacher-Rotwein<br />
konsequenter aus gegenüber<br />
der Kultivierung von Weinstöcken<br />
für die Vinifikation von Schilcher.<br />
Im Sommer erfolgt dann für den späteren<br />
Rotwein-Ausbau ein Ausdünnen<br />
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der noch unreifen, grünen Trauben am<br />
Rebstock. Dadurch erreicht man eine<br />
optimale Anreicherung von Extrakten<br />
und Farbstoffen der Beerenhaut bei<br />
den wenigen verbleibenden Früchten.<br />
Bei der Ernte werden diese dann nochmals<br />
händisch vom Stock weg genau<br />
selektioniert. Nach der Lese werden<br />
die Trauben eingemaischt und es erfolgt<br />
die Auslaugung der Farbstoffe<br />
in der Beerenhaut, die Vergärung des<br />
Mostes und Ausprägung der Aromen.<br />
Die Trauben des Wildbachers sind generell<br />
kleinbeerig und dickschalig, vergleichbar<br />
mit den italienischen Nebbiolo-Trauben,<br />
aus denen wie erwähnt<br />
ein Barolo oder Barbaresco entsteht.<br />
Die Wildbacher-Traube glänzt jedoch<br />
durch ein vielfältigeres Aromenspiel,<br />
besitzt auch einen höheren Säuregehalt.<br />
Heute gelingt es den steirischen<br />
Weinbauern immer mehr, sich mit einem<br />
Blauen Wildbacher als Rotwein<br />
über die Grenzen der Steiermark hinaus<br />
zu profilieren. Ausschlaggebend<br />
ist, dass man diesem Wein genügend<br />
Zeit zum Reifen lässt, denn seine wahre<br />
Größe erreicht er erst durch einen optimalen<br />
Reifeprozess.<br />
Wildbacher-Verkostung<br />
Verkostet wurde mit aufsteigendem<br />
Jahrgang und Alkoholgehalt. Es zeigten<br />
sich mitunter qualitative Unterschiede,<br />
die Bewertung der Weine war<br />
aber durchschnittlich auf sehr hohem<br />
Niveau. Die interne Reihung unserer<br />
Verkosterriege sah vor allem ältere<br />
Jahrgänge ganz vorne. Adi Brunner,<br />
verdeckter „Genussermittler“ bei einem<br />
unserer Mitbewerber: „Es zeigte<br />
sich ein starkes West-Ost-Gefälle. Während<br />
die weststeirischen Kostweine<br />
durchwegs mit strahlender Frucht und<br />
straffer Struktur punkteten, präsentierten<br />
sich die Südoststeirer mit warmer,<br />
marmeladeartiger Frucht. Beide für<br />
sich aber ausgezeichnet.“ Nachfolgend<br />
unsere Eindrücke.<br />
Weingut Resch<br />
Ulli und Johannes Resch<br />
vlg. Longus<br />
Geipersdorfweg 18, Wildbach<br />
8530 Deutschlandsberg<br />
Tel. 03462 3316<br />
www.weingut-resch.at<br />
J.E.M. 2003<br />
13% vol. Alc., trocken<br />
Ulli und Johannes Resch tauften den<br />
J.E.M. nach ihren Kindern Johanna,<br />
Elisabeth und Maximilian. Der Wein<br />
präsentierte sich in Hochform. Hohe<br />
Dichte und feine (!) Strukturen,<br />
Lavendel, perfekte<br />
Balance von extraktsüßer,<br />
warmer Frucht,<br />
nuancierter Würze<br />
und satt-samtigen<br />
Tanninen, im Finale<br />
viel dichte, saftige<br />
Frucht, enorm lang,<br />
ein toller Wein!