Projet_Notre Vision DE
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<strong>Projet</strong>_<strong>Notre</strong> <strong>Vision</strong> <strong>DE</strong> 10/01/06 11:31 Page 183<br />
UNSERE SICHERHEIT<br />
heutige vernetzte Welt perfekt angepasst ist und augenscheinlich zusammenhanglose,<br />
sich selbst motivierende und finanziell unabhängige Gruppen umfasst,<br />
obwohl wir vermuten, dass ihre Strategien stark zusammenhängen und untereinander<br />
abgestimmt sind. Im Umgang mit ihnen sind wir – unsere Polizei,<br />
Zollbeamten, Richter und selbst unsere Armeen – benachteiligt durch ein<br />
Organisationssystem, das noch einer analogen Welt verhaftet ist. Jeder Chef<br />
eines westlichen Nachrichtendienstes oder einer Justizvollzugsbehörde wird<br />
ohne weiteres voller Sorge eingestehen, dass Terroristennetze Menschen, Geld<br />
und Waffen viel leichter rund um die Welt bewegen können als er Haushaltsmittel<br />
umwidmen könne.<br />
Viertens war während des Kalten Krieges die Unsicherheit durch die schreckliche<br />
Gefahr einer atomaren Zerstörung dennoch Teil der akzeptierten<br />
Spielregeln. Regeln, die in der staatlichen Struktur der Völker wurzelten, die<br />
einander gegenüberstanden. Wenn es eine Sache gibt, die den Terrorismus<br />
heute charakterisiert, dann die, dass seine einzige Regel darin besteht, alle<br />
Regeln außer Acht zu lassen.<br />
Nicht zuletzt unterscheiden sich unsere zwei Bilder auch im Bereich der<br />
Auffassungen. Obwohl es paradox scheinen mag, glauben die Menschen auf<br />
beiden Seiten des Atlantiks, dass die strategische Partnerschaft zwischen Amerika<br />
und Europa zerbrochen ist, vielleicht unwiederbringlich. Diese Meinung wird<br />
auch von denen vertreten, die diesseits des Atlantiks für ein Europa eintreten, das<br />
sich als Gegenkraft oder Gegengewicht zur Übermacht der USA versteht. Sie<br />
wird auch von denjenigen auf der amerikanischen Seite des Atlantiks geteilt, die<br />
glauben, dass für die Vereinigten Staaten die Zeit gekommen sei, sich vom<br />
Eurozentrismus zu befreien, der ihre Außenpolitik im 20. Jahrhundert die meiste<br />
Zeit bestimmte, und ein für alle Mal offen anzuerkennen, dass ihre nationale<br />
Sicherheitsstrategie auf aktiver Hegemonie (vor allem militärischer) beruht. Beide<br />
Seiten zeigen den Konflikt zwischen zwei verschiedenen Auffassungen von den<br />
neuen Bedrohungen und der Art und Weise, wie ihnen zu begegnen sei. Das<br />
wiederum heißt, dass diese zwei Auffassungen bis zu einem gewissen Grade<br />
aus verschiedenen geschichtlichen Zeiten stammen und natürlich zwei verschiedene<br />
Vorstellungen von internationalen Beziehungen zur Folge haben. Das<br />
Ereignis, das unsere europäische Realität geformt hat, ist nach wie vor der Fall<br />
der Berliner Mauer und der anschließende Zusammenbruch der Sowjetunion<br />
und des europäischen Kommunismus, wodurch wir Europa als Kontinent zurückerhalten<br />
haben. Das ist eine Perspektive, bei der manche das Gefühl haben, es<br />
reiche aus, sich allein auf Verhandlung und Diplomatie als Instrumente der internationalen<br />
Politik zu verlassen und dabei auch die Doktrin des „Realismus“ des<br />
Kräftegleichgewichts zu unterstützen. Die Vereinigten Staaten leben jedoch in<br />
der Epoche nach dem 11. September. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte fühlen<br />
sie sich im eigenen Land verwundbar und einer globalen Bedrohung ausgesetzt,<br />
die unter allen Umständen auf die totale Zerstörung des eigentlichen Kerns ihrer<br />
Gesellschaft und des Westens allgemein zielt. Während sich die Amerikaner im<br />
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