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Ein vergessenes Medium: Phonopost im Zweiten Weltkrieg (1940 ...

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und das Radiogerät einen leistungsfähigen Verstärker besitzen mußten): Man instal-<br />

lierte am Plattenteller einen zweiten Tonarm mit einer Spindelführung und einer<br />

elektrischen Schneidedose, die mit den Ausgangsbuchsen des Radios zu verbinden<br />

war; jetzt konnte man schon Rundfunksendungen aufzeichnen, aber auch zusätzlich<br />

ein einfaches Kohlekörner-Mikrofon am Radioeingang anschließen, um damit Spra-<br />

che, Musik oder Geräusche aufzunehmen 122 .<br />

Für die geübteren Bastler boten in den 30er Jahren zahlreiche Hersteller alle<br />

<strong>Ein</strong>zelteile zum Selbstbau einer separaten Aufnahmemaschine an: z.B. umschaltba-<br />

re elektrische Schneidemotoren (für 33 und 78 U/min) 123 , Plattenteller mit Strobo-<br />

skopscheibe, „Tonmixer“ und „Wechselstrom-Kraft-Verstärker mit drei Endröhren“,<br />

natürlich auch Röhren, Kondensatoren, Widerstände usw. zum Nachbau elektrischer<br />

Schaltungen. <strong>Ein</strong> solches getrenntes Schneidegerät ermöglichte in Verbindung mit<br />

dem herkömmlichen Grammophon (ohne Umweg über den Trichter, wenn es mit ei-<br />

nem „Pick-Up“, einer elektrischen Wiedergabe-Schalldose, ausgestattet wurde) das<br />

Überspielen (Kopieren) von Schellackplatten 124 .<br />

Nicht zuletzt lieferte die Industrie auch komplette Aufnahmeanlagen in den ver-<br />

schiedensten Ausstattungen und Preislagen. Eher für Amateure gedacht waren „Fo-<br />

lienschreiber“ in der Schatulle (<strong>im</strong> vorne offenen Holzkasten) oder in Kofferform mit<br />

abnehmbarem Deckel (z.B. die „Telefunken“-Modelle, der „Wuton“-Rekorder aus<br />

Wurzen, „Elgraphon“ und „Ake-S<strong>im</strong>plex“ aus Berlin, der „Saxograph“ aus Dresden,<br />

der „Tonograph“ aus Hamburg u.v.a.). Für professionelle Ansprüche entstanden<br />

Präzisionsmaschinen mit zusätzlichen Meß- und Regeleinrichtungen, auch zum <strong>Ein</strong>-<br />

bau in Reportagewagen oder in Form transportabler Aufnahmestudios (bei denen<br />

Mikrofone, Mischpult, Verstärker, Aufnahmemaschine, eventuell auch Umformer und<br />

Stromerzeuger in verschiedenen Koffern untergebracht waren); große Bedeutung<br />

hatten vor allem <strong>im</strong> professionellen <strong>Ein</strong>satz die Doppel-Tonschreiber (mit zwei<br />

Plattentellern) für pausenlose Aufnahmen 125 .<br />

<strong>Ein</strong> solches Verfahren, um (trotz nur etwa vier Minuten Spielzeit pro Platte) auch<br />

stundenlange Darbietungen oder Veranstaltungen aufzeichnen und ohne hörbare<br />

122 Fr. Willy Frerk: Selbstaufnahme von Schallplatten, <strong>Ein</strong>e Anleitung für Tonfilm-Amateure, Berlin<br />

1938, S.13/22f/72f.<br />

123 Anstelle der 78 U/min für Schellackplatten waren bei Diktiergeräten 33 U/min üblich, ebenso bei<br />

Tonfilmen, für die man auch größere Platten verwendete, um die Spieldauer zu verlängern.<br />

124 Vgl. Frerk: Selbstaufnahme, S.15ff/24ff.<br />

125 Vgl. Frerk: Selbstaufnahme, S.96ff; Güttinger: Schallaufzeichnung, S.94f/103; Rolf Wigand:<br />

Schallplatten-Selbstaufnahme-Geräte auf der Funkausstellung, S.69f (in: Radio-Helios 9/1933).

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