Heimat-Rundblick Nr. 104
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Frühjahr 2013
1/2013 · 26. Jahrgang
ISSN 2191-4257
Nr. 104
RUNDBLICK
AUS DER REGION HAMME, WÜMME, WESER
II N H A LL T
GESCHICHTE · KULTUR · NATUR
unter anderem:
Salzstock Lesum
Heinrich Schmidt-Barrien
Serie: Vor 100 Jahren
DGzRS – Rausfahren, wenn
andere reinkommen
Der große Brand von Lilienthal 1813
150 Jahre Männergesangverein Concordia
Einzelpreis € 4,50
Lach- und Torfgeschichten
Blume des Jahres 2013
Im Strom der Zeit
Sehens-/Lesenswertes
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Titelbild:
Die Truper Kapelle in Lilienthal.
Foto: Rupprecht Knoop
Foto: Erwin Duwe
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Aus dem Inhalt
Aktuelles
Tim Wöbbeking
Redaktionssitzung
Johannes Rehder-Plümpe
Seite 4
Schmidt-Barrien-Preis 2013 Seite 16
Lesenswertes Seite 30, 31
Termine der Heimatvereine Seite 35
Heimatgeschichte
Harald Steinmann
Das Schmiedemuseum Beckedorf Seite 4
Horst Plambeck
Salzstock Lesum Seite 5–7
Ralf Baur
Rausfahren, wenn
andere reinkommen Seite 8 + 9
Peter Richter
100 Jahre alt: Die Lilienthaler
Friedhofskapelle Seite 13
Rupprecht Knoop
Der große Brand in Lilienthal
von 1813 Seite 14 + 15
Impressum
Herausgeber und Verlag: Druckerpresse-Verlag UG (haftungsbeschränkt),
Scheeren 12, 28865 Lilienthal, Tel. 04298/46 99 09,
Fax 04298/3 04 67, E-Mail info@heimat-rundblick.de, Geschäftsführer:
Jürgen Langenbruch M.A., HRB Amtsgericht Walsrode
202140.
Redaktionsteam: Tim Wöbbeking, Lindenallee 25, 27726
Worpswede, Telefon 04792/95 21 48, Wilko Jäger (Schwanewede),
Rupprecht Knoop (Lilienthal), Dr. Christian Lenz
(Teufelsmoor), Ilse Mehnert (Grasberg), Peter Richter (Lilienthal),
Manfred Simmering (Lilienthal), Dr. Helmut Stelljes
(Worpswede).
Beratung und ständige Mitarbeit: Gerhard Behrens (Worpswede),
Prof. Dr. Hermann Cordes (Borgfeld), Hermann Giere
(Schlußdorf), Jürgen Lodemann (Ritterhude), Siegfried Makedanz
(Schwanewede), Rudolf Matzner (Bremen-Lesum), Dieter
Meisner (Worpswede), Hans-Jürgen Paape (Bremen), Johannes
Rehder-Plümpe (Borgfeld), Hans Siewert (Osterholz-Scharmbeck),
Erwin Simon (Ritterhude), Harald Steinmann (Lilienthal).
Für unverlangt zugesandte Manuskripte und Bilder wird keine
Haftung übernommen. Kürzungen vorbehalten.
Leserservice: Telefon 04298/46 99 09, Telefax 04298/3 04 67.
Korrektur: Helmut Strümpler, Harald Steinmann.
Erscheinungsweise: Vierteljährlich.
Bezugspreis: Einzelheft 4,50 €, Abonnement 18,– € jährlich
frei Haus. Bestellungen nimmt der Verlag entgegen; bitte
Scheck, Bargeld, oder Abbuchungsermächtigung beifügen.
Kündigung drei Monate vor Ablauf des Jahresabonnements.
Bankverbindungen: Für Abonnements: Kreissparkasse Lilienthal
(BLZ 291 523 00) Konto-Nr. 126 995, Volksbank Osterholz
eG (BLZ 291 623 94) Konto-Nr. 731 778 600.
Für Spenden und Fördervereins-Beiträge: Kreissparkasse
Lilienthal (BLZ 291 523 00) Konto-Nr. 122 150, Volksbank
Osterholz eG (BLZ 291 623 94) Konto-Nr. 732 737 400.
Druck: Langenbruch, Lilienthal.
Erfüllungsort: Lilienthal, Gerichtsstand Osterholz-Scharmbeck.
Der HEIMAT-RUNDBLICK ist in Bremen in der Böttcherstraße/
Ecke Andenkenladen zu bekommen, in Worpswede in der
Buchhandlung Netzel, außerdem liegt er im Philine-Vogeler-
Haus (Tourismus-Info) und dem Barkenhoff aus und ist im Fotoatelier
Dieter Weiser erhältlich, natürlich auch im Verlagshaus
Langenbruch in Lilienthal.
RUNDBLICK Frühjahr 2013
Harald Steinmann
Truper Wappen und Siegel Seite 15
Wilko Jäger
Heinrich Schmidt-Barrien Seite 17
Wilhelm Berger
Die Ortschaft Teufelsmoor
auf der Findorff-Karte Seite 21 – 23
Hermann Pelke
150 Jahre Männergesangverein
Concordia Worpswede Seite 24
Peter Kalmbach
Standgerichte in
Norddeutschland Seite 30
Rudolf Matzner
Ein Lesumer beim Tag der
Deutschen Einheit 2012 Seite 34 + 35
Kultur
Tim Wöbbeking
Im Strom der Zeit Seite 20
Dr. Helmut Stelljes
„Theater Alte Molkerei“
in Worpswede Seite 25
Beate C. Arnold
Willy Meyer-Osburg Seite 26
Natur
Prof. Dr. Hermann Cordes
Die Blume des Jahres 2012:
Das Leberblümchen Seite 28
Siegfried Makedanz
Himmelsziege im Sinkflug Seite 29
Serie
Prof. Dr. Hermann Cordes
Die Schulen in Borgfeld und Timmersloh
– Teil 2: 1891 – 1945 Seite 10 – 12
Peter Richter
Vor 100 Jahren Seite 18 + 19
Johann (Jan) Brünjes
Lach- und Torfgeschichten Seite 23
Mareike Haunschild
Jugendseite –
Kunst in Kinderschuhen Seite 27
Johannes Rehder-Plümpe
Blick in die Nachbarschaft: Wo die
dunklen Tannen ragen Seite 32 + 33
Redaktionsschluss für die nächste
Ausgabe: 15. Mai 2013
Neue
Abonnenten
Liebe Leserinnen
und Leser,
wie es damals vor 200 Jahren in Lilienthal
zur Zeit der französischen
Besatzung war, ist eines der Themen,
welches unser Redaktionsmitglied
Rupprecht Knoop für uns recherchiert
hat und das wir unseren Lesern
unbedingt präsentieren möchten.
Mit dieser Reportage haben wir
einen großen Schritt in die Vergangenheit
gemacht.
Aus der fast 150-jährigen Geschichte
der DGzRS berichtet für uns Ralf Baur
in der Reportage „Rausfahren, wenn
andere reinkommen“ und gibt Auskunft
über Geschichte und Arbeit des
ausschließlich mit Spenden finanzierten
Einsatzes der DGzRS.
Wo die Blume des Jahres 2013 mit
ihren wunderschönen blauen Blüten
zu finden ist, hat Hermann Cordes
für unsere Leser herausgefunden.
Ebenso berichtet er im 2. Teil über
die Schulen in Borgfeld und Timmersloh.
Hier lesen Sie auch, warum
ein Lehrer von Borgfeld nach Timmersloh
versetzt wurde.
Viele andere Berichte aus unserer
Heimat und die beliebten Serien finden
Sie wie gewohnt in dieser Ausgabe.
Wir wünschen Ihnen nun viel Spaß
beim Lesen.
Tim Wöbbeking
und Jürgen Langenbruch
Um das weitere Erscheinen unserer
Zeitschrift zu gewährleisten, sind wir
natürlich auf neue Abonnenten angewiesen.
Hiermit möchten wir Ihnen einen kleinen
Anreiz bieten, sich zum Abschluss
eines neuen Abonnements zu entschließen:
Die nächsten fünf neuen Abonnenten
erhalten jeweils zwei Eintrittskarten für
die Große Kunstschau Worpswede.
Die Redaktion Foto: Helmut Stelljes
3
Redaktionssitzung
Mit einer Besichtigung des Schmiedemuseums
Beckedorf begann die Redaktionssitzung
zur vorliegenden Ausgabe. Am
26. Januar 2013 trafen wir uns bei typischem
Winterwetter in der Bremer
Schweiz, in der historischen Schmiede,
welche sich ausschließlich durch Spenden
finanziert. Wir erfuhren vieles über den
Walfang, welcher in unserer Region und
besonders an der Weser damals eine große
Rolle spielte und vielen Menschen Arbeit
gab, sowie von den harten Bedingungen
an Bord der Schiffe, von der kräftezehrenden
Arbeit in den von Rudern angetriebenen
Harpunenschiffen und der oft einseitigen
Ernährung an Bord der Walfangschiffe,
welche oft wochenlang in der eisigen
See unterwegs waren. Anhand von
Harpunen, Filmen und einer Ausstellung
mit Schautafeln und Utensilien der Walfänger
konnten wir uns gut in die Zeit der
Walfänger versetzen. Die Kälte und der
Schneefall ließen uns etwas mehr nachempfinden,
wie hart der Einsatz in der eisigen
See damals war.
Vor Beginn der Redaktionssitzung trafen
sich die Redakteure im Schmiedemuseum
in Beckedorf. Die Anfahrt war gut beschrieben:
Nach dem Verlassen der B 74 auf der
Hammersbecker Straße am Zentralkrankenhaus
Nord vorbei, dann nach links in
die Löhstraße, die in „An der Waldschmiede“
übergeht. Und da liegt rechter
Hand schon das Schmiedemuseum, eine
wohlige Wärme beim Eintreten empfängt
zwanzig wissbegierige Redakteure. Mit
guter Fachkenntnis erläutert Norbert
Krause die ausgestellten Stücke, verbindet
seinen Vortrag mit dem Stummfilm aus
den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts,
der parallel dazu läuft. Man weiß überhaupt
nicht, an welcher Stelle die Spannung
am größten ist! Man hat das Werkzeug,
mit dem die Walfänger vor Grönland
auf die Jagd gingen, hier vor Augen. Die
Schaluppe, gerudert von sechs Männern,
Die historische Schmiede
Im Anschluss wurde uns die eigentliche
Schmiede gezeigt, die sich noch im Originalzustand
befindet und voll funktionstüchtig
ist. Wie hier gearbeitet wurde
und auch noch wird, konnten wir anhand
von Schaustücken und von den ehrenamtlich
arbeitenden Mitarbeitern der
Schmiede erfahren.
Die Schmiede ist freitags von 15–18 Uhr
geöffnet. Anmeldungen können bei Karl-
vom Harpunier im Bug lautstark angetrieben,
folgt dem Wal und nähert sich ihm
auf bis zu 6 m. Mit enormer Kraft schleudert
der Harpunier die Harpune in den Körper
des Grönlandwals, dessen Zunge allein
bis zu 900 kg wiegt. Der Wal hat seinen
Todeskampf beendet, liegt längsseits am
Schiff. Die großen Speckspaten treten in
Aktion, schälen die beim Grönlandwal bis
zu 60 cm dicke Speckschicht ab.
Der eigentlich noch ländliche Raum von
Grohn bis Rekum war Ausgangspunkt der
Hochseeschifffahrt mit Segelschiffen, für
den Bau auf den zahlreichen Werften und
als Heimathafen. Die kleine Dorfschmiede,
die Wilhelm Wildhack betrieb, der aus
Stuttgart als Wandergeselle hier sesshaft
wurde, profitierte davon. Neben den
benötigten Eisenteilen für die ganz aus
Holz gebauten Schiffe, waren es die
Ausrüstungsgegenstände der Walfänger,
Heinz Grube unter Tel. 0421/653281
abgestimmt werden.
Leicht durchgefroren begaben wir uns im
Anschluss in das Restaurant „Zum Rosenbusch“,
wo wir uns erstmal bei heißem Kaffee
und leckerem Kuchen stärkten.
Sehr positiv vermerken konnten wir,
dass alle Anwesenden ein Thema für den
Heimat-Rundblick Nr. 104 parat hatten,
sodass auch diese Ausgabe vielseitig und
abwechslungsreich geworden ist.
Verleger Jürgen Langenbruch bedankte
sich für den Einsatz und verkündete, dass
er mit großer Freude den Heimat-Rundblick
herausgibt. Besonders über Anzeigen
würde er sich freuen, denn damit könne
man auch zukünftig ein größeres Themenspektrum
durch eine weiterhin erhöhte
Seitenanzahl bieten. Motiviert durch die in
den letzten Monaten gestiegene Zahl der
Abonnenten haben wir uns entschlossen,
den nächsten fünf neuen Abonnenten je
zwei Freikarten für die Große Kunstschau
Worpswede zukommen zu lassen.
Text: Tim Wöbbeking
Fotos: Helmut Stelljes
Viele historische Werkzeuge und Techniken geben einen Einblick in die Arbeit des Schmiedes Die Dauerausstellung zum Thema Walfang
Das Schmiedemuseum in Beckedorf
die hier geschmiedet wurden. Natürlich
gehörten auch der Hufbeschlag, bei dem
man jeden Nagel noch einzeln herstellte,
und Reparaturarbeiten auf den Höfen zum
Alltag der Waldschmiede.
Karl Heinz Grube heizt die Esse noch einmal
an, zeigt mit geschickten Händen, wie
sich das warme Eisen formen lässt. Er
betätigt sich als Hufschmied, stellt die Stufen
vom Rohling bis zum fertigen Hufeisen
vor. An der Wand Werkzeuge, die vom
Team des Schmiedemuseums gefertigt
wurden. - Man bekommt ein Empfinden
dafür, wie dieser kleine Raum sich in sommerlicher
Hitze aufheizt.
Ein Besuch dieses kleinen aber feinen
Museums lohnt sich! Öffnungszeit freitags
von 15.00 bis 18.00 Uhr und nach Vereinbarung
mit Karl Heinz Grube unter Tel.
0421-653281.
Harald Steinmann
4 RUNDBLICK Frühjahr 2013
Verborgene Energiereserven im
„Salzstock Lesum“
Bremen-Burg-Grambke. In riesigen
unterirdischen Salzstockspeichern werden
im Nordbremer Stadtteil Burglesum ein
Teil der deutschen Dieselöl-Notvorräte
sowie Erdgas für die Region Bremen gelagert.
Am nordwestlichen Rand Bremens, im
Burglesumer Ortsteil Burg-Grambke, bestehen
drei verschiedene Untergrundspeicher,
in denen große Mengen an Öl und
Gas gelagert werden. Die benachbarten
Betriebsgelände der Speicheranlagen sind
alle in Grambke auf einem Areal zwischen
dem Brokkampweg und dem Lesumdeich
gelegen, nahe der Bundesautobahn 27. Im
geologischen Untergrund befindet sich
dort ein mächtiger Salzstock, der seit mehr
als vierzig Jahren für die Lagerung von
Energiereserven genutzt wird, anfangs für
Öl im Rahmen der gesetzlichen Mineralölbevorratung
für Krisenfälle und inzwischen
auch für Erdgas. Dazu wurden im Grambker
Salzstock seit Ende der 1960er Jahre
insgesamt neun sogenannte Kavernen –
riesige unterirdische, künstlich geschaffene
Hohlräume – gebaut, von denen
heute vier für die Lagerung von Erdgas verwendet
werden. Die Salzstock-Speicherkavernen
liegen in einer Tiefe von bis zu
1.650 Meter.
Der „Kavernenspeicher Lesum“, der von
der Nord-West Kavernengesellschaft für
den Erdölbevorratungsverband betrieben
wird, umfasst fünf Kavernen und dient der
Lagerung von etwa 1,1 Millionen Tonnen
Dieselöl als Teil von Deutschlands Notvorrat.
Die beiden Gasspeicheranlagen, die
jeweils gleichlautend als „Erdgasspeicher
Lesum“ bezeichnet werden, nutzen je zwei
Kavernen. Die größere Anlage hat ein
sogenanntes Arbeitsgasvolumen von etwa
158 Millionen Kubikmeter und wird heute
von der Storengy Deutschland, die zum
RUNDBLICK Frühjahr 2013
Schema einer Kaverne, die zur Zwischenlagerung
von Erdgas dient. Das angelieferte Gas wird komprimiert
und in de Kaverne eingepresst. Beim Entnehmen
findet eine sogenannte Entspannung statt
und das Erdgas muss vorm Einspeisen ins öffentliche
Netz getrocknet werden
französischen Energiekonzern GDF Suez
gehört, betrieben. Betreiber der kleineren
Gasspeicheranlage mit einem Arbeitsgasvolumen
von etwa 75 Millionen Kubikmeter
ist der Bremer Energieversorger swb.
Die Bezeichnung der örtlich in Grambke
und nicht etwa in Bremen-Lesum liegenden
drei Speicheranlagen mit „Lesum“ ist
darauf zurückzuführen, dass der Salzstock,
in dem die Kavernen geschaffen wurden,
Nur weniges lässt vermuten, welch riesige Speicher sich unter der Erde befinden
von den Geologen „Salzstock Lesum“
genannt wurde. Es handelt sich dabei um
die einzige große Ansammlung von festem
Steinsalz im geologischen Untergrund auf
Bremer Gebiet.
Lagerung von Öl und Gas
im Grambker Salzstock
Im Jahr 1969 wurde beim Grambker
Salzstock mit dem „Abbau von Salz“
begonnen und die erste Kavernenbohrung
vorgenommen. Anlass war die sogenannte
Mineralölpflichtbevorratung, die
1966 gesetzlich eingeführt wurde.
Neben dieser strategischen Ölreserve, mit
der für Krisenfälle vorgesorgt werden
sollte, wurde von 1974 bis 1981 zusätzlich
noch eine so genannte Bundesrohölreserve
aufgebaut, die bis 1997 bestand.
Hintergrund war der rapide Anstieg des
Ölpreises in den 1970er Jahren infolge
einer politisch motivierten Minderung der
Erdölförderung durch die Organisation
erdölexportierender Länder (OPEC), dem
entgegen gewirkt werden sollte. 1978
wurde der Erdölbevorratungsverband
geschaffen, dem als Pflichtmitglieder alle
deutschen Unternehmen angehören, die
Öl einführen oder verarbeiten, insbesondere
die großen Mineralkonzerne. Grundlage
war das Erdölbevorratungsgesetz, das
inzwischen mehrmals novelliert wurde. Es
besagt heute, dass der Verband für Krisenfälle
Rohöl, Ottokraftstoff (Motorenbenzin),
Dieselkraftstoff (Dieselöl), leichtes
Heizöl und Flugturbinenkraftstoff (Kerosin)
jeweils in einer Menge bevorraten muss,
die dem Verbrauch Deutschlands von 90
Tagen entspricht. Ein erheblicher Teil der
Vorratsbestände wird unterirdisch in
Kavernen gelagert, und zwar vor allem
Rohöl.
5
Eine der 58 Kavernen, die von der NWKG betrieben werden Die Anlage der Storengy Deutschland Weser GmbH
Nachdem Erdgas zuvor in den USA und
seit den 1960er Jahren auch in Europa
zunehmend an Bedeutung als Energieträger
gewonnen hat, werden Kavernen
inzwischen auch zur Speicherung von Erdgas
genutzt. Erdgas wird vor allem als Wärmeenergie
verwendet und hat deshalb
einen stark schwankenden Bedarf: Im Winterhalbjahr
ist er hoch, im Sommer deutlich
niedriger. Die Förderung von Erdgas
wird allerdings über das Jahr in der Regel
weitgehend konstant betrieben, sodass
eine Zwischenlagerung erforderlich wird,
die vor allem in unterirdischen Kavernen
erfolgt. In Zeiten mit niedrigem Verbrauch
wird es dort eingelagert und bei hohem
Verbrauch wieder in das Verteilernetz eingespeist.
Die Gaszwischenlagerung im
Untertage-Erdgasspeicher ermöglicht so
eine kontinuierliche Belieferung mit entsprechend
kostengünstigeren Lieferkonditionen
und kann zudem zur Überbrückung
von temporären Liefereinschränkungen
beitragen.
Die beiden Erdgasspeicher in Grambke
gehören zu den wenigen Speichern in
Deutschland, in denen sogenanntes L-Gas
(low-calorific gas) bevorratet wird. L-Gas,
das einen etwas geringeren Energiegehalt
als das inzwischen mehr verbreitete und
meist aus der Nordsee oder den GUS-Staaten
stammende, sogenannte H-Gas (highcalorific
gas) aufweist, hat in Deutschland
zurzeit noch einen Anteil von etwa 30 Prozent
am gesamten Gasverbrauch. Es
kommt vor allem in Niedersachsen, Bremen
und Nordrhein-Westfalen zum Einsatz.
Die Hauptfördergebiete liegen in Niedersachsen
und in den Niederlanden.
Die Herstellung von Kavernen in Salzstöcken
beruht auf der chemischen Grundlage
„Wasser löst Salz auf“ und erfolgt bei
jeder Salzkaverne, so auch bei der Grambker
Salzformation, nach dem gleichen Solprozess:
Zunächst wird eine Bohrung
gesetzt, in der zwei sogenannte, zementierte
Rohrtouren zur Stabilisierung oberflächennaher
Schichten und als durchgängige
Verbindung zum Salz eingebracht
werden. Über verschiedene, in den variablen
Rohrtouren eingebaute Rohre wird
dann kontinuierlich Wasser eingepumpt
und zugleich die entstehende Sole ständig
abgepumpt. Das feste Steinsalz wird dabei
allmählich vom Wasser ausgelaugt und
aufgelöst, sodass nach und nach ein
Hohlraum entsteht. Das Aussolen einer
Kaverne, wie Fachleute den Vorgang nennen,
dauert bis zu zweieinhalb Jahre. Die
Sole wird bei den in Norddeutschland liegenden
Kavernenspeichern meist über
Flüsse in die Nordsee abgeleitet. Bei den
Grambker Salzstock-Kavernen erfolgt dies
über eine acht Kilometer lange Solefernleitung,
die durch das Werderland zur Weser
führt und bei Lemwerder in den Fluss mündet.
Das Frischwasser wird in Nähe der drei
Betriebsplätze jeweils aus der Lesum entnommen
und in die Kavernen gepumpt.
Bei der Ölspeicherung wird das Öl dann
mit hohem Druck über ein gesondertes
Rohr in die Salzstock-Kavernen eingepumpt
und verdrängt die Sole nach unten.
Die daraufhin langsam in den Wasserrohren
aufsteigende Sole wird abgeleitet. Das
Öl verbindet sich weder mit der Sole noch
mit dem umgebenden Steinsalz, das wie
eine Tankwand wirkt, und es spült den
Salzstock auch nicht aus. Beim Auslagern
von Öl wird Wasser mit geringem Druck
durch den Befüllrohrstrang in die Kaverne
geleitet. Das „leichtere“ Öl schwimmt auf
und kann mit Hilfe von Pumpen über den
Entnahmerohrstrang an die Oberfläche
befördert werden, von wo aus es zu Tankund
Verteilungslagern weitertransportiert
wird. Bei jeder Öl-Befüllung wird die
Kaverne geringfügig mit der durch die
Wassereinleitung entstehenden Sole ausgespült
und erweitert sich etwas.
Bei der Erstbefüllung einer Salzstock-
Kaverne mit Erdgas, die bis zu einem halben
Jahr dauern kann, verdrängt hingegen
das unter hohem Druck eingepumpte Gas
die Sole, die dann abgeleitet wird. Die
Dichtigkeit und zugleich der Erhalt der
Kaverne wird durch sogenanntes Kissengas
erreicht, das ständig und mit einem
Druck von 30 bar in der Kaverne verbleiben
muss, damit der künstlich geschaffene
Hohlraum dem Gebirgsdruck standhalten
kann und nicht „sofort“ zusammengedrückt
wird. Dennoch schrumpft das Fassungsvolumen
von Erdgaskavernen kontinuierlich,
weil der Gebirgsdruck so hoch
ist, dass sich trotz des in der Kaverne verbleibenden
Kissengases der Hohlraum sehr
langsam wieder schließt.
Die in Grambke geschaffenen Kavernen
sind riesig; sie sind etwa 150 bis 300 Meter
hoch und haben einen Durchmesser von
etwa 30 bis 40 Meter. Ihr Rauminhalt
beträgt ja nach Größe 200.000 bis
300.000 Kubikmeter. Nur die sogenannten
Kavernenköpfe verraten, an welcher
Stelle auf den drei Betriebsgeländen die
Hohlräume liegen. Sie bestehen sowohl
bei der Ölspeicher- als auch bei den beiden
Erdgasspeicheranlagen aus zahlreichen
dicken Metallrohren, Ventilen, Reglern,
Druckpumpen und anderen technischen
Einrichtungen, die sich teils unter containerähnlichen
Abdeckungen verbergen
und teils offenliegen.
Insgesamt wurden neun Hohlräume in
den Grambker Salzstock gebaut. Gesehen
hat die unterirdischen Höhlen indes noch
kein Mensch, es gibt keine Zugänge. Vielmehr
sind die Kavernen komplett befüllt,
entweder mit Sole oder gemäß dem
Bestimmungszweck mit Öl bzw. Gas. Die
Kavernenspeicher unterliegen den Bestimmungen
des Bundesberggesetzes sowie
der Störfallverordnung.
Speicherkavernen
und Betreiber
Wer im Bereich des idyllischen Lesumdeiches
in Grambke einen Spaziergang
unternimmt, wird kaum vermuten, dass
sich tief unter ihm in einem Salzstock verborgene,
riesige Energiereserven befinden.
Zwischen einer Biegung des Flusses Lesum
und der Autobahn 27 liegen am Brokkampweg,
inmitten von grünen Wiesen
die eher unscheinbar wirkenden Betriebs-
6 RUNDBLICK Frühjahr 2013
Eines der unscheinbaren Gebäude
gelände der drei verschiedenen Speicheranlagen.
Außer jeweils einigen Flachbauten
und überschaubaren technischen
Anlagen geben nur die Firmenschilder an
den drei Zufahrten Auskunft darüber, was
sich dort unter der Erde verbirgt:
„Kavernenspeicher Lesum“ der NWKG
Das Betriebsgelände des Öl-Kavernenspeichers,
der von der Nord-West
Kavernengesellschaft mbH (NWKG) betrieben
wird, befindet sich am östlichen
Ende des Brokkampwegs, nahe der A 27.
Der Salzstockspeicher liegt bis zu 1.000
Meter unter der Erdoberfläche und besteht
aus fünf einzelnen Kavernen.
Im Kavernenspeicher Lesum werden
etwa 1,1 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff
gelagert. Sie gehören zu den nationalen
Ölreserven, die vom Erdölbevorratungsverband
(EBV) als Selbstverwaltungskörperschaft
öffentlichen Rechts für Krisenfälle
vorgehalten werden. So weit diese
nationalen Notvorräte unterirdisch gelagert
werden, erfolgt dies entweder in
Eigentumskavernen des EBV oder in Kavernen,
die der EBV bei Partnern unter Vertrag
genommen hat. Betrieben werden die
eigenen Kavernen von der NWKG, bei der
es sich um eine 100-prozentige Tochtergesellschaft
des EBV handelt und die ihren
Sitz in Wilhelmshaven hat. Der Erdölbevorratungsverband,
der seinen Sitz in Hamburg
hat, unterhält insgesamt vier Kavernenspeicher,
die in Wilhelmshaven-
Rüstringen, „Bremen-Lesum“ (eigentlich
Bremen-Grambke), Heide in Schleswig-
Holstein und Sottorf bei Hamburg gelegen
sind. Diese Standorte umfassen zurzeit insgesamt
58 Kavernen, womit die NWKG
derzeit der größte Betreiber von Flüssigkeitskavernen
in Europa ist. Nach dem Vorratslager
in Wilhelmshaven-Rüstringen mit
mehr als sechs Millionen Kubikmeter Speichervolumen
ist der Kavernenspeicher
Lesum der zweitgrößte der NWKG.
Zur Entnahme des Öls können bei der
Grambker Speicheranlage durch das
Einpumpen von Wasser aus der Lesum bis
zu 400 Kubikmeter Dieselöl pro Stunde
nach oben befördert und über eine etwa
5,5 Kilometer lange Pipeline direkt zum
Hafenterminal von Weser Tanking an der
Hüttenstraße geleitet werden. In einem
RUNDBLICK Frühjahr 2013
etwaigen Krisenfall stünde das Öl so
schnell zur Verladung und zum Weitertransport
zur Verfügung. Indes sind die
Dieselölreserven in Grambke bislang noch
nie angezapft worden. Zuletzt wurde
Anfang der 2000er Jahre ein Teil des Öls
lediglich ausgetauscht, um die Ölreserve
an die damals geänderten Spezifikationen
für Dieselkraftstoff wie zum Beispiel den
verringerten Schwefelanteil anzupassen.
„Erdgasspeicher Lesum“ der Storengy
Unmittelbar neben sowie westlich von
der NWKG-Ölspeicheranlage liegt am
Brokkampweg das Betriebsgelände des
seit September 2011 zur Storengy
Deutschland gehörenden Erdgasspeichers
Lesum. Die zur Speicherung von L-Gas
genutzte Salzstock-Speicherkaverne verfügt
über 2 Kavernen, die 2002 in Betrieb
genommen wurden. Sie liegen in einer
Tiefe von bis zu 1.650 Meter unter der
Erdoberfläche und haben ein Gesamtvolumen
von etwa 205 Millionen Kubikmeter
Erdgas. Davon sind etwa 159 Mio. Kubikmeter
als Arbeitsgas nutzbar. Die übrigen
etwa 46 Mio. Kubikmeter sind Kissengas,
das zum Erhalt der Gaskaverne dient.
Der Erdgasspeicher Lesum wurde früher
von der ExxonMobil Gasspeicher Deutschland
GmbH (EMGSG) mit Sitz in Hannover
betrieben, die zur Mobil Erdgas Erdöl
GmbH und damit zum internationalen
Mineralölkonzern ExxonMobil gehörte.
2011 wurde die EMGSG an die Storengy
Deutschland Infrastructures GmbH veräußert,
eine Tochtergesellschaft der französischen
Storengy SA, die zum internationalen
Energieversorgungskonzern GDF
Suez SA gehört. Die EMGSG wurde im
September 2011 zur Storengy Deutschland
Weser GmbH umfirmiert, von welcher
der Erdgasspeicher Lesum an ein Tochterunternehmen
verpachtet wurde. Nach firmeninternen
Umstrukturierungen wird
der Erdgasspeicher heute von der Storengy
Deutschland GmbH mit Sitz in Berlin
betrieben, während die technische
Betriebsführung der Speicheranlage bei
der Storengy Deutschland Betrieb Nord
GmbH mit Sitz in Bremen liegt.
„Erdgasspeicher Lesum“ der swb
Westlich von der ExxonMobil-Gasspeicheranlage
und etwa in der Mitte des Brok-
kampwegs befindet sich das Betriebsgelände
der Gasspeicheranlage des Bremer
Energieversorgers swb AG. Die von
der swb genutzte Salzstock-Speicherkaverne
liegt in einer Tiefe zwischen 1.000
und 1.300 Meter unter der Erdoberfläche,
besteht aus zwei Kavernen und fasst etwa
92 Millionen Kubikmeter Erdgas. Davon
sind etwa 75 Mio. Kubikmeter als Arbeitsgas
nutzbar, was ungefähr acht Prozent
des jährlichen Bremer Gasbedarfs entspricht.
Die übrigen etwa 17 Mio. Kubikmeter
Gas dienen als Kissengas zum Erhalt
des Kavernenspeichers. Im Jahr 1987
wurde eine bereits vorhandene, in den
1970er Jahren für die Bevorratung mit
Erdöl geschaffene Kaverne von der swb als
Erdgaskaverne umgerüstet. 1991 wurde
eine weitere Gaskaverne gesolt, die 1993
in Betrieb ging. Betrieben wird der Untergrundspeicher
in Grambke von der swb
Netze GmbH & Co. KG, dem Netzbetreiber
der swb-Unternehmensgruppe in der
Stadt Bremen.
Die Unternehmensgruppe swb AG, die
1999 durch Umwandlung und Privatisierung
aus den früheren Stadtwerken Bremen
hervorging, versorgt über mehrere
Tochtergesellschaften die Städte Bremen
und Bremerhaven nicht nur mit Fernwärme,
Trinkwasser und Strom, sondern
auch mit Erdgas. Außerdem setzt die swb
selbst Erdgas für die Energieerzeugung ein,
wie in ihrem Heizkraftwerk in Bremen-
Hastedt, wo aus Steinkohle und Erdgas
Strom und Fernwärme produziert werden.
Zusätzlich wird das im Bau befindliche
Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk in
Bremen-Mittelsbüren, das so genannte
Gemeinschaftskraftwerk Bremen (GKB),
Strom aus Erdgas produzieren. Das GKB
wird von der swb gemeinsam mit vier Partnern
errichtet, die Inbetriebnahme ist
gegen Ende 2013 geplant. Das Erdgas
wird von der swb von verschiedenen
Vorlieferanten bezogen und stammt
hauptsächlich aus Erdgasfeldern in Niedersachsen,
dem Gebiet um das niederländische
Groningen und Norwegen.
Für die Zwischenlagerung nutzt die swb
ihre Erdgaskaverne in Grambke, wobei
ökonomische Gründe mit eine Rolle spielen.
Vor allem dient der unterirdische Erdgasspeicher
jedoch zur Sicherstellung der
Versorgung, wie dies auch bei den beiden
anderen „verborgenen Energiereserven im
Salzstock Lesum“ – der Erdgasspeicheranlage
der Storengy und der Ölspeicheranlage
der NWKG – der Fall ist.
Text: Horst Plambeck
Fotos: Tim Wöbbeking
Grafik: swb AG, Bremen
Quellenangabe:
Veröffentlichungen und Websites der im Artikel
genannten Unternehmen sowie des Bundesamtes
für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
(BAFA), Eschborn – Berichte im Weser-
Kurier und in der Norddeutschen, Bremen.
7
Rausfahren, wenn andere reinkommen
Aus der 150-jährigen Geschichte der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)
In der Elbmündung kollidieren im dichten
Schneesturm zwei Containerschiffe.
Nordöstlich von Rügen kentert im Orkan
eine Fähre in der aufgewühlten Ostsee.
Flensburger Förde: Ein Passagier auf einem
Fahrgastschiff erleidet einen Herzinfarkt.
Vor der Weser treibt ein Fischkutter
manövrierunfähig auf die gefährlichen
Untiefen der Nordergründe zu.
Hinter derartigen Fällen, die sich so oder
ähnlich Jahr für Jahr auf See zutragen, verbirgt
sich nicht selten unermessliches
menschliches Leid. Wann immer vor der
deutschen Nord- und Ostseeküste Menschen
in Gefahr sind, hilft die Deutsche
Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
(DGzRS). Die DGzRS mit Sitz ihrer Zentrale
in Bremen ist zuständig für den Such- und
Rettungsdienst (SAR = Search and Rescue)
im Seenotfall. Die Gesellschaft führt diesen
SAR-Dienst unabhängig, eigenverantwortlich
und auf privater Basis aus. Sie kann auf
eine lange bewegte und bewegende
Geschichte zurückblicken.
Rückschau: Im November 1854 strandete
vor Spiekeroog im schweren Herbststurm
das Auswandererschiff „Johanne“. 84
Menschen ertranken in der tosenden See.
Sechs Jahre später, im September 1860, lief
die Brigg „Alliance“ auf das gefürchtete
Borkum-Riff und sank. Von der Besatzung
des Seglers überlebte niemand. Nach
Schätzungen gerieten damals jährlich mehr
als 50 Schiffe allein vor den Inseln in der
deutschen Nordsee in Seenot. Mangelnde
Organisation und Ausrüstung und das noch
ausgeübte Strandrecht verhinderten zu
jener Zeit in vielen Fällen Rettungsmaßnahmen
für Schiffbrüchige. Von solchen Katastrophen
bewegt, forderten der Navigationslehrer
Adolph Bermpohl und der Advokat
Carl Kuhlmay aus Vegesack bei Bremen
im Herbst 1860 in einem Appell an die
Bevölkerung erstmals die Gründung eines
Seenotrettungswerks in Deutschland nach
britischem und niederländischem Vorbild.
Sie fanden Mitstreiter in dem Bremer
Redakteur Dr. Arwed Emminghaus und dem
Emder Oberzollinspektor Georg Breusing.
Jener gehörte auch zu dem Kreis, der am 2.
Mit Pferden brachten die Seenotretter in den ersten
Jahrzehnten die Ablaufwagen mit den schweren
Ruderrettungsbooten an den Strand
März 1861 den ersten deutschen regionalen
„Verein zur Rettung Schiffbrüchiger in Ostfriesland“
gründete. Es folgten vergleichbare
Aktivitäten von Hamburg und Bremen
aus sowie an der Ostseeküste. Vier Jahre
darauf waren die Verfechter und Wegbereiter
eines einheitlichen deutschen Seenotrettungswerks
am Ziel: Am 29. Mai 1865
wurde in Kiel die Deutsche Gesellschaft zur
Rettung Schiffbrüchiger ins Leben gerufen.
Sitz der Gesellschaft wurde Bremen, erster
Vorsitzer der Bremer Kaufmann und Gründer
des Norddeutschen Lloyd, Konsul Hermann
Henrich Meier.
Selbstloser Einsatz
für Menschenleben
Damals wie heute ist das Fundament der
DGzRS die ständige Bereitschaft erfahrener
Seenotretter zur selbstlosen und aufopferungsvollen
Hilfe für Menschen in Seenot.
Die heute 181 fest angestellten und über
800 ehrenamtlichen Rettungsmänner und -
frauen fahren Jahr für Jahr mehr als 2.000
Einsätze – bei jedem Wetter, rund um die
Uhr. Seit der Gründung des Rettungswerks
vor fast 150 Jahren haben die DGzRS-Besatzungen
über 80.000 Menschen aus Seenot
gerettet oder aus Gefahren auf See befreit.
Allerdings: 45 Rettungsmänner sind in dieser
Zeit im Einsatz auf See geblieben.
Nur wenige spektakuläre Seenotfälle
können an dieser Stelle kurz geschildert
werden: Am 6. Dezember 1961 strandete
der englische Dampfer „Ondo“ bei einem
schweren Südweststurm mit Wind bis
Orkanstärke auf dem „Großen Vogelsand“.
Die Seenotretter holten die 65
Besatzungsmitglieder in mehreren schwierigen
Anläufen von Bord. Reste des Wracks
der „Ondo“ sind bis heute stumme Zeugen
der gewaltigen Kraft der See.
Ebenfalls im Dezember, diesmal 1984,
verhinderten die Rettungsmänner eine
Katastrophe vor Borkum: Am 2. Weihnachtstag
des Jahres geriet der zypriotische
Frachter „Blue Spirit“ mit Diesel, Gift,
Bitumen und Eisenbahnschwellen an Bord
in Flammen. Die beiden Seenotkreuzer
Im 19. Jahrhundert waren die Seenotretter noch
auf ihre Muskelkraft angewiesen, um zu den
Unglücksstellen zu kommen
GEORG BREUSING und WILHELM KAISEN
löschten in einem stundenlangen Einsatz
die immer wieder auflodernden Brände.
Die großen Gefahren von Feuer an Bord
kennt jeder Seemann: So auch die beiden
Krabbenfischer auf dem Stahlkutter
„Sigrid“, als auf ihm am 2. März 2012
offenbar nach einer Verpuffung Flammen
hochschlugen. Die Mannschaften der beiden
Seenotkreuzer VORMANN LEISS und
MINDEN löschten das Feuer und brachten
die beiden Fischer in Sicherheit.
Motoren ersetzen
Muskelkraft
In den ersten Jahrzehnten nach der
Gründung der DGzRS waren die Rettungsstationen
mit einfachen Raketenapparaten,
Hosenbojen, offenen Ruderbooten
und Segelrettungsbooten ausgestattet.
Erst 1911 begann mit der OBERINSPEC-
TOR PFEIFER die Motorisierung. Die Entscheidung,
motorisierte Einsatzfahrzeuge
nach amerikanischem und britischem Vorbild
bauen und einige vorhandene Segelrettungsboote
entsprechend umrüsten zu
lassen, glich zu Beginn des 20. Jahrhunderts
einer technischen Revolution. Üblich
war seinerzeit die Fortbewegung mit Muskelkraft
und Wind. Der Transport der in
festen Schuppen an Land stationierten
Boote zum Strand geschah mit Hilfe von
Pferdegespannen. Die Einsätze waren gleichermaßen
beschwerlich und gefährlich.
Bereits 1913 verfügte die DGzRS über
14 motorisierte Rettungsboote. Der Erste
Weltkrieg stoppte zunächst die weitere
Modernisierung. Nach dem Krieg baute
die DGzRS halbgedeckte Motorrettungsboote
mit platzsparenden und zuverlässigeren
Dieselaggregaten, die nach und
nach die älteren Rettungsboote ersetzten.
Ein großer Einschnitt war der Zweite Weltkrieg:
Mit der Teilung Deutschlands setzte
die DGzRS den Seenotrettungsdienst in
der Deutschen Bucht und in der westlichen
Ostsee fort. Dagegen war in der DDR
der Seenotrettungsdienst staatlich organisiert.
Technische Revolution: das erste DGzRS-Motorrettungsboot
OBERINSPECTOR PFEIFER, Baujahr
1911
8 RUNDBLICK Frühjahr 2013
Der Seenotkreuzer HANNES GLOGNER ist eines der modernsten Schiffe der DGzRS-Rettungsflotte Foto: DGzRS/Helmut Hofer
In den 1950er Jahren machte die DGzRS
mit der Entwicklung der schnellen Seenotkreuzer
einen entscheidenden Schritt in
Richtung zu einem der modernsten und
leistungsfähigsten Seenotrettungsdienste
der Welt. Die Spezialschiffe waren doppelt
so schnell wie die bisherigen Motorrettungsboote,
dabei unbegrenzt hochseetüchtig
und problemlos in Flachwassergebieten
einsetzbar. Vor allem zwei Neuerungen
markierten einen Durchbruch im
Bau moderner Rettungsschiffe. Zum einen
die Konstruktion als Selbstaufrichter: Die
Fähigkeit sich auch aus größter Schräglage
wieder aufzurichten, war für die Sicherheit
die Mannschaft ein unschätzbarer Gewinn
– bis heute eine grundlegende Eigenschaft
aller DGzRS-Einheiten. Zum anderen
ermöglichte das „huckepack“ mitgeführte
Tochterboot den Einsatz im Flachwasser
und erleichterte zudem die Rettung Schiffbrüchiger
aus dem Wasser. Es ist nach wie
Das Wrack der „Ondo“, gestrandet 1961 auf dem
„Großen Vogelsand“
RUNDBLICK Frühjahr 2013
vor ein unentbehrliches Hilfsmittel aller
DGzRS-Seenotkreuzer.
Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik
Deutschland am 3. Oktober 1990
änderte sich das Einsatzgebiet der DGzRS
erneut: Hinzu kam das Seegebiet vor den
zunächst elf Stationen entlang der Küste
Mecklenburg-Vorpommerns. Außerdem
mussten die Rettungsschiffe der DDR
modernisiert werden. Die DGzRS setzte
deutliche Zeichen und stationierte den
seinerzeit modernsten deutschen Seenotkreuzer
1990 in Warnemünde.
Heute verfügt die DGzRS über 60
moderne und leistungsstarke Seenotkreuzer
und Seenotrettungsboote auf 54 Stationen
zwischen der Emsmündung im
Westen und der Pommerschen Bucht im
Osten. Die SAR-Einsätze der Schiffe werden
von der eigenen SEENOTLEITUNG
BREMEN zentral koordiniert und überwacht.
Helfen kann jeder
Die Bereitschaft der Seenotretter, uneigennützig
hinauszufahren, wenn andere
Schiffe den schützenden Hafen anlaufen,
hat sich ebenso wenig geändert wie die
Organisationsform der DGzRS: Damals wie
heute wird die gesamte Arbeit ausschließlich
durch freiwillige Beiträge und Spenden
getragen. Jeder noch so kleine Beitrag
ist darum wichtig, wenn auch in Zukunft
Menschen aus Seenot schnell und effektiv
gerettet werden sollen.
Text: Ralf Baur / Fotos: DGzRS
Weitere Informationen:
www.seenotretter.de
Kontakt: info@seenotretter.de
Spendenkonto:
Sparkasse Bremen
BLZ 290 501 01
Kontonummer 107 2016
Die Kommandozentrale in Bremen Sitz der DGzRS an der Weser in Bremen
9
Serie: Die Schulen in Borgfeld und Timmersloh
Teil 2: 1891 bis 1945
Im ersten Teil dieser Serie wurde dargestellt,
wie sich beide Schulen vom 17. bis
zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt
haben. Kennzeichnend für diese Zeit war
die enge Verbindung zwischen Kirche und
Schule. So war lange Zeit der Küster
gleichzeitig der Schulmeister. Erst 1844
wurde im Bremer Gebiet die Schulpflicht
angeordnet. 1889 beschloss der Bremer
Senat, dass nunmehr die Landgemeinden
für das Schulwesen zuständig sein sollten.
Dazu wurde ein Schulvorstand eingesetzt,
dem der Ortsvorsteher, der Schulvorsteher,
einige Mitglieder des Gemeindeausschusses
und der Pastor angehörten. Vierzig
Jahre später wurde das Schulwesen zu
einer staatlichen Aufgabe.
In Borgfeld hatte die Kirchengemeinde
1881 noch eine neue Schule gebaut. Sie
erhielt vier Klassenräume, von denen
zunächst nur drei genutzt wurden, und
eine Wohnung für den Schulleiter. Borgfeld
war damals eine typische Landschule,
in der mehrere Jahrgänge in einer Klasse
unterrichtet wurden, in Klasse III die ersten
drei Schuljahrgänge, in Klasse II die Jahrgänge
4 – 6 und in Klasse I die 13- und 14jährigen
Kinder. Die Nebenstellen Timmersloh
und Lehesterdeich waren noch
lange einklassig. Die Unterrichtsqualität in
Stadtschulen galt als deutlich besser. So ist
es nicht überraschend, dass der Borgfelder
Pastor Homann 1902 seine Stelle in Borgfeld
aufgab und ein Amt in Bremen übernahm,
da seine Kinder in eine Stadtschule
gehen sollten.
1908 hatte die Schülerzahl so stark
zugenommen, dass die Anzahl der Klassen
und damit der Lehrer auf vier erhöht
wurde, sodass jetzt in jeder Klasse zwei
Schuljahrgänge unterrichtet wurden.
Als Schulleiter wirkt damals in Borgfeld
Caspar Wefing, der diese Funktion 1881
übernahm und sie mehrere Jahrzehnte
behielt. Er spielte im Gemeindeleben eine
wichtige Rolle. So leitete er ab 1881 den
Chor des Männergesangvereins Borgfeld.
Sein Nachfolger in dieser Arbeit war ab
1914 mit Fritz Rohdenburg ein Borgfelder
Lehrer.
Auf Wefing folgte Ostern 1914 Paul
Scharlach als Schulleiter. Aber schon im
August dieses Jahres wurde er zu Beginn
des 1. Weltkrieges zum Wehrdienst einberufen.
Als seine Vertreter wirkten zuerst
Wilhelm Dunkering, bis der ebenfalls bald
darauf Soldat wurde, und dann Fritz Rohdenburg.
Anfang 1916 wurde Schulleiter
Scharlach vom Wehrdienst freigestellt,
1917 aber erneut eingezogen. Kurz vor
Kriegsende wurde er schwer verwundet
und starb wenig später im Lazarett bei
Köln. Nach dem Ende des Krieges 1918
übernahm nun Wilhelm Dunkering die
Klasse mit Lehrer Wilhelm Dunkering
Schulvorsteher-Stelle in Borgfeld bis zum
Ende des 2. Weltkrieges 1945. Seine damaligen
Schüler haben unterschiedliche Erinnerungen
an ihn. Manche halten ihn für
einen strengen Lehrer, andere meinen, er
schlug nicht so oft wie andere. Mehrfach
kam es allerdings vor, dass sich Borgfelder
bei ihm über Schüler beschwerten. Darauf
reagierte er sehr empfindlich. Hatte ein
Schüler etwa „Äpfel geklaut“, gab es mit
dem Rohrstock 5 Schläge auf den Hosenboden.
Des Öfteren wurde erwähnt, dass
er regelmäßig in den Spucknapf neben seinem
Pult spuckte.
Nach der Machtübernahme 1933 durch
die Nationalsozialisten trat er der NSDAP
bei, weil er befürchtete, dass er sonst sein
Amt verlieren würde. Anscheinend war er
aber nicht aktiver Parteigenosse. Ilse Kaisen,
Tochter des späteren Bremer Bürgermeisters,
der mit seiner Familie 1933 die Stadt
verlassen musste und in Katrepel eine Siedlerstelle
übernahm, schreibt in ihrem Büchlein
„Unser Leben in Borgfeld“ nichts Kritisches
über Lehrer Dunkering. Sie berichtet
sogar: „Er hatte es nicht leicht. Er wurde
von der Behörde mit täglichen langen Telefonaten
malträtiert, mit denen man ihn
gefügig machen wollte.“ Andere erinnerten
sich, dass er oft gezittert hätte, wenn er von
seiner Frau ans Telefon gerufen wurde.
Der Druck zeigte vermutlich Wirkung.
Gut erinnern sich einige, dass am letzten
Schultag vor den Ferien und bei Wiederbeginn
alle Schüler zur Hissung der
Deutschland- und der Hakenkreuzfahne
antreten mussten. Dabei mussten beim
Singen der Nationalhymne und des Horst-
Wessel-Liedes die Schulkinder den Arm
zum Hitlergruß heben. Ließ man dann den
Arm vorzeitig sinken, wurde man von Dunkering
scharf verwarnt. Nach Ende des
Krieges wurde er nicht wieder mit der
Schulleitung betraut, da er schon im Pensionsalter
war. Zur Erinnerung an den
Straße nach
Dunkering benannt
langjährigen Schulleiter wurde in Borgfeld-
West eine Straße nach ihm benannt.
Neben dem Schulleiter waren bis 1945
auch Fräulein Martha Wilshusen, Fräulein
Charlotte Berg und Friedrich Nölting längere
Zeit als Lehrkräfte und Fräulein Faber
als Handarbeitslehrerin in Borgfeld tätig.
Die erste weibliche Lehrkraft in Borgfeld
war ab 1908 Fräulein Müller. Sie legte
besonderen Wert darauf, dass sie mit Fräulein
angeredet wurde. Sie soll eine strenge,
ernste Lehrerin gewesen sein. Dieses galt
ebenso für Fräulein Hummert, die in den
40iger Jahren erst in Borgfeld und dann in
der Holzschule am Lehester Deich unterrichtete.
Sie muss aber auch eine mutige
Frau gewesen sein, denn sie demonstrierte
mit einer kleinen Gruppe auf dem Hauptbahnhof
gegen den Abtransport der Juden
in ein Konzentrationslager. Das war damals
sehr gefährlich.
Wenn man damalige Schüler nach ihren
Erinnerungen an die Schulzeit befragte,
wurde oft zuerst genannt, womit und wie
die Lehrer und auch manche Lehrerinnen
gestraft haben, mit dem Rohrstock, dem
Zeigestock, dem Lineal auf die flache
10 RUNDBLICK Frühjahr 2013
Klasse mit Lehrerin Frl. Hummert
Hand, mit „Ohrfeigen“ und „Backpfeifen“
oder dem Ziehen an den Haaren.
In Borgfeld erteilten außer in den Kriegszeiten
vor allem Lehrer den Unterricht,
Lehrerinnen unterrichteten in der Regel
nur in den ersten Schuljahren. Es gibt
einen relativ guten Überblick darüber, welche
Lehrkräfte ab 1932 in welchen Klassen
tätig waren, da Teile der damaligen „Klassenbücher“
mit den Namen der Lehrer
und Schüler bis heute in der Borgfelder
Schule aufbewahrt werden. Leider gibt es
dabei größere Lücken, die teilweise durch
Aussagen von Zeitzeugen ausgefüllt werden
konnten.
An zwei Lehrer hatten diese besonders
lebhafte Erinnerungen. Anfang der 30er
Jahre fiel ein Lehrer dadurch auf, dass er
mehrfach in SA-Uniform zur Schule kam.
In seinem rechten Lederstiefel steckte stets
ein Rohrstock, den er des Öfteren blitzschnell
hervorzog und damit kräftig
zuschlug. In den Pausen besuchte er nicht
selten den nahen Dorfkrug. Letzteres
führte zur Freude der Schüler dazu, dass er
schon bald aus Borgfeld versetzt wurde.
Noch aufregender war ein Erlebnis im
Jahre 1937. Da erschienen mehrere Polizisten
in der Schule und verhafteten einen
Lehrer, weil er bei der Verwaltung der Gelder
für das Winterhilfswerk Gelder unterschlagen
haben soll.
Mädchen schnitten
besser ab
Im Unterricht wurde auch schon vor
1933 großer Wert auf Disziplin und Gehorsam
gelegt, dann aber noch mehr. Das
zeigte sich etwa daran, das im Zeugnis
großer Wert auf die „Kopfnoten“ gelegt
wurde, also auf die Beurteilung von Betragen,
Ordnung, Fleiß und Aufmerksamkeit.
Dabei schnitten die Mädchen in der Regel
RUNDBLICK Frühjahr 2013
besser ab. Unterricht wurde im Sommer
von 7 bis 12 Uhr erteilt, im Winter von 8 bis
13 Uhr. Die Schulkinder saßen in Zweierbänken.
Vorne gab es eine Rille für Griffel,
Bleistifte und Federhalter, daneben eine
Öffnung für das Tintenfass. Die Bänke
waren alle in Richtung Pult ausgerichtet, da
in der Regel Frontalunterricht erteilt wurde.
In den ersten Schuljahren gab es Schiefertafeln
und Griffel. Dazu musste jedes Kind
einen Schwamm in einer Dose und einen
Lappen zum Wegwischen haben.
Bis Mitte der 30er Jahre wurde die Sütterlin-
oder „deutsche“ Schrift erlernt, die
dann durch die weniger eckige „lateinische“
Schrift abgelöst wurde. Im „3.
Reich“ wurde großer Wert auf das Fach
Geschichte gelegt, in den unteren Klassenstufen
auf Heimatkunde sowie auf „Leibesübungen“.
Ab 1936 wurde es für Kinder
ab 10 Jahren Pflicht, Mitglied im Jungvolk
bzw. bei den Jungmädchen zu werden.
Bei den Hausaufgaben musste dann
Neue Schule von 1881 von der Straße aus
Rücksicht auf den „Dienst“ genommen
werden. Hin und wieder erschienen
Schüler und Schülerinnen auch in Uniform
zum Unterricht.
Überraschenderweise gab es damals
auch schon eine Schulreform. An die Stelle
der Fächer Schreiben, Lesen, Rechnen und
Sachkunde trat der Gesamtunterricht in
den ersten Schuljahren. Die Grundfertigkeiten
wurden also in Verbindung mit
einem gemeinsamen Hauptthema erlernt,
z.B. dem Thema Bauernhof. Über ein
besonderes Projekt wird aus den Jahren
1935 bis 1938 berichtet. Um Deutschland
für die Gewinnung von Seide möglichst
unabhängig zu machen, wurden in den
Schulen Seidenraupen gezüchtet. Das
geschah auch in Borgfeld. Für die Pflanzung
und Pflege von Maulbeerbäumen
sowie das Ernten der Blätter als Nahrung
für die Raupen waren die Jungen zuständig.
Die Mädchen mussten in Terrarien die
Seidenraupen betreuen und die Kokons
nach der Verpuppung ernten. Bei einer
Ausstellung 1936 zeigte die Borgfelder
Schule 12.000 Raupen. Allerdings scheint
noch vor Beginn des 2. Weltkrieges die
Zucht eingestellt worden zu sein.
Nach dem Beginn des Krieges 1939 zeigten
sich schon bald erste Auswirkungen auf
den Unterricht in Borgfeld. Jüngere Lehrer
wurden zur Wehrmacht eingezogen. Auf
dem Schulgebäude wurde eine Sirene
montiert und dann bald Luftschutzübungen
durchgeführt. 1940 begannen die
ersten Bombenangriffe auf Bremen.
Während in anderen Bremer Schulen die
Keller zu Luftschutzräumen ausgebaut wurden,
hob man in Borgfeld auf dem Schulhof
einen Luftschutzgraben in Zickzackform
aus, der durch Sandwälle zusätzlich
geschützt wurde. Als die Flugzeugangriffe
zunahmen, wurde der Graben zu einem
Bunker umgebaut, der ebenfalls diese Zickzackform
aufwies. Bei Voralarm wurden
Kinder, die in der Nähe der Schule wohnten,
nach Hause geschickt. Immer häufiger
kündigten die Sirenen Angriffe an, sodass
11
Die Schule in Timmersloh wurde 1970 aufgelöst Foto: Erwin Duwe
immer öfter Unterricht ausfiel. Mehrfach
konnten auch die Lehrerinnen nicht nach
Borgfeld, da sie selbst in ihren Wohnungen
Bombenschäden erlitten oder Bahn und
Bus nicht mehr fuhren. Als im Dezember
1943 an der Heerstraße eine große Zahl
von Bomben fiel, zersprangen alle Fensterscheiben
der Schule. Sie konnten erst nach
einiger Zeit ersetzt werden, sodass es verlängerte
Weihnachtsferien gab.
Die Zahl der Schulkinder nahm in diesem
Zeitraum deutlich zu, da ausgebombte
Familien aus Bremen hier Unterkunft
fanden. Daher wurden infolgedessen
die ersten Schuljahrgänge in zwei Klassen
geteilt. In Bremen wurden wegen der vielen
Luftangriffe die Klassen mit den Lehrkräften
nach Österreich, Bayern oder Sach-
Schulmeisterkomfort
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg
(1939 – 1945) lag in Deutschland
alles danieder.
Die Engländer hatten, das Leben musste
weitergehen, in ihrer Besatzungszone
noch 1945 damit begonnen, in den
Gemeinden und Städten Ratsmitglieder
und für die Kreistage Abgeordnete jeweils
für eine Übergangszeit zu ernennen.
Die ersten freien Gemeinde- und Stadtratswahlen
fanden in der britischen Zone
am 15. September 1946 statt. Kreistagswahlen
waren am 13. Oktober 1946.
Nach damaliger Kommunalverwaltung
durfte sich der Ratsvorsitzende im englischen
Hoheitsgebiet Bürgermeister nennen.
Der Vorsitzende im Kreistag hieß
Landrat. Die Verwaltungen wurden von
den Gemeindedirektoren/Stadtdirektoren
bzw. vom Oberkreisdirektor geleitet. In
den kleinen Gemeinden war der Bürgermeister
fast regelmäßig ehrenamtlich auch
als Gemeindedirektor tätig und stempelte
auch in diesem Ehrenamt mit „Der Bürgermeister“.
Niemanden störte das.
sen geschickt. Für die Landschulen war die
Teilnahme an der „Kinderlandverschickung“
(KLV) freiwillig und wurde nur
vereinzelt genutzt.
Im April 1945 endete mit der Besetzung
durch englische Truppen diese Katastrophen-Zeit.
Wenden wir uns zum Abschluss dieses
Berichts der Entwicklung in Timmersloh
zu. Die Schule hier blieb bis Ende 1945 einklassig,
das heißt alle 8 Schuljahrgänge
wurden in einer Klasse unterrichtet.
Schwerhörig geworden –
nach Timmersloh versetzt
Oberlehrer war bis 1881 August Bleidorn,
der vorher Lehrer in Borgfeld war. Da er
Es waren häufig energische Männer und
Frauen, die damals in den Jahren des
Elends und der Not die Initiative ergriffen
und sich der demokratischen Verantwortung
stellten. Was sie zu Hause gelernt hatten,
das praktizierten sie auch im Ehrenamt.
Sie wussten, dass sie die Mark nur einmal
ausgeben können.
Schulmeister Z, so wollen wir ihn nennen,
bewohnte in einer kleinen Landgemeinde
die Lehrerdienstwohnung II, die
von der Gemeinde gestellt worden war. So
etwas gab es damals noch.
Z meinte nun, dass der Fußboden in seinem
Wohnzimmer gestrichen werden
müsse. Auch alte Leute hätten ihm erzählt,
dass die Fußböden in der Lehrerdienstwohnung
in den letzten 30 Jahren nur
gelegentlich mal geölt worden seien. In
allen Zimmern habe es danach dann
immer übel gerochen. „Gestunken“, hatte
der Schulmeister geschrieben.
Bürgermeister und ehrenamtlicher
Gemeindedirektor X konnte sich mit dem
Wunsch und mit dem Stil des Pädagogen
schwerhörig geworden war, wurde er nach
Timmersloh versetzt. „Dafür war er noch
gut genug“ , sagten die Timmersloher.
Er wurde nicht besonders geliebt, denn
er galt als ungerecht und misstrauisch, und
er schlug oft und ohne Grund. Eltern drohten
daraufhin mit Beschwerden bei der
vorgesetzten Behörde. 1904 übernahm
Adolf Kessemeier die Lehrerstelle und
behielt sie bis 1938. Er wurde im Gegensatz
zu seinem Vorgänger von Schulkindern
und Eltern sehr geschätzt. Er sprach
vor allem mit den Älteren Plattdeutsch und
kannte wohl alle Timmersloher Familien.
Bei Notfällen oder Problemen mit den
Behörden wurde er zur Hilfe gerufen.
Begabtere Schüler förderte er auch individuell,
sodass in dieser Zeit relativ viele
Schüler zu weiterführenden Schulen in
Bremen gehen konnten. Einer seiner
Schwerpunkte war die Musik. 1910 gründete
er den Timmersloher Gemischten
Chor und trat mit ihm bei Liederabenden
auf. Kessemeier schrieb auch zwei Theaterstücke,
die er mit Timmerslohern aufführte.
Ebenfalls ein beliebter Lehrer war ab
1938 Adolf Schauwienold. Er kam aus Bayern,
fand aber durch seine offene Art
schnell in Timmersloh Zutrauen. Er war um
einen interessanten Unterricht bemüht
und machte häufige Hausbesuche. Zu
Beginn des 2. Weltkrieges wurde er Soldat.
Zuerst vertrat ihn seine Frau, die auch Lehrerin
war. Später gab es auch mehrere Vertretungslehrer.
Insgesamt war Timmersloh von den
Kriegsfolgen weniger betroffen als Borgfeld.
Prof. Dr. Hermann Cordes
nicht anfreunden. Die Zeit stellte Aufgaben
mit mehr Gewicht. Sollte der Schulmeister
seine Hefte doch in der Küche korrigieren,
wenn ihn dabei im Wohnzimmer
der Fußboden störte. In der kalten Jahreszeit
wäre dann zudem kostensparend zum
Wohl der Lehrerfamilie auch ein Ofen
weniger zu heizen.
Trotz des Ärgers über die nicht vorhergesehene
und deshalb im Gemeindehaushalt
nicht eingeplante Schulmeisterforderung
verkannte X nicht, dass das Streichen
eines nur grob gehobelten Fußbodens in
einem Wohnzimmer nicht der allergrößte
Luxus ist. X wird sicherlich viele Wohnzimmer
in den Häusern seines Dorfes gekannt
haben.
X ließ den Gemeinderat abstimmen. Der
fasste den angeblich salomonischen
Beschluss:
„Der Fußboden im Wohnzimmer der Lehrerdienstwohnung
II wird gestrichen, …..,
aber nicht unter dem Teppich und nicht
unterm Schrank.“
Jürgen Lodemann
12 RUNDBLICK Frühjahr 2013
100 Jahre alt:
Die Lilienthaler Friedhofskapelle
Lilienthal. Über Jahrzehnte verbreitete
ihr Geläut die untrügliche Nachricht, dass
wieder ein Mensch sein irdisches Dasein
beendet hatte. Wer über ihre Schwelle trat,
tat dies mit einem Gefühl der Trauer und
Beklemmung. Denn stets war mit dem Eintreten
in den Kirchenraum auch die
Gewissheit verbunden, sich einer Gemeinschaft
von Trauernden anzuschließen, um
von einem geliebten Angehörigen oder
einem besonderen Menschen Abschied zu
nehmen. So erfüllte denn auch die Kapelle
auf dem Friedhof an der Falkenberger
Landstraße die ganz besondere Aufgabe,
Menschen für einige andächtige Momente
zum Innehalten zu bewegen und Einkehr
bei sich selbst zu halten. Mit ihrer anmutigen,
überwiegend funktionalen Architektur,
und mit den Namen der Gefallenen
zweier Weltkriege versehenen Fenstern, ist
sie für den interessierten Betrachter auch
ein Teil der jüngeren Geschichte Lilienthals.
Kaum jemand wird sich aber Gedanken
gemacht haben, seit wann denn dieses
Bauwerk für die trauernden Menschen
nicht nur einen Ort der Andacht bedeutete,
sondern auch einen Raum, der Schutz
vor Regen, Kälte und Hitze bot. Denn
früher wurde der Ablauf einer Beerdigung
anders gestaltet als heute. Es gab die
„Trauerfeier vom Hause aus“ zu Ehren der
Verstorbenen. Der oder die Tote wurde im
Trauerhaus aufgebahrt, dort meist vom
Lehrer des Ortes im feierlichen Rahmen
verabschiedet und dann von der Trauergemeinde
zu Fuß hinter dem Leichenwagen
bis zum Friedhof begleitet. Erst hier
begann dann die kirchliche Zeremonie mit
der sich anschließenden Grablegung.
Im Laufe der Zeit aber vollzog sich eine
Wandlung in diesem Ablauf; viele Trauerfeiern
wurden nur noch auf dem Friedhof
abgehalten. Die Zunahme der Einwohnerzahl
Lilienthals machte eine Aufgabe des
Friedhofes sowohl bei der Klosterkirche St.
Marien als auch bei der Truper Kapelle
unumgänglich und eine Neuanlegung an
der Falkenberger Landstraße notwendig.
Schon bald regte sich der Wunsch, hier
ein Gotteshaus zu bauen, um die begonnene
Umstrukturierung sinnvoll zu ergänzen.
Am 2. November 1912 konnte
schließlich die Friedhofskapelle eingeweiht
werden. In der Wümme-Zeitung vom
Montag, 4. November d. J., ist dazu Folgendes
zu lesen:
„Am Sonnabendnachmittag fand die
Einweihung der auf dem hiesigen Friedhof
erbauten Kapelle statt. An der Feier nahmen
mehrere Geistliche der Umgebung,
Landrat Dr. Becker, der Bauleiter, die Architekten
und Handwerker, welche an dem
RUNDBLICK Frühjahr 2013
Die eindrucksvolle Friedhofskapelle Foto: B. Richter
Bau beschäftigt gewesen sind, und viele
Gemeindemitglieder teil. Die Kapelle vermochte
alle Teilnehmer kaum aufzunehmen.
100 Personen fanden Platz auf den
Sitzbänken, mehr noch mussten stehend
der Feier beiwohnen.
Die neue Glocke auf dem Türmchen der
Kapelle kündigte den Beginn der Feier an.
Der Bauleiter, Architekt Strohkirch aus Bremen,
überreichte dem Geistlichen der
Gemeinde, Superintendent Krull, den
Schlüssel des Gebäudes und nachdem das
Tor geöffnet worden war, begaben sich
alle in den Kirchenraum. Nachdem die Kinder
und die Gemeinde Lieder gesungen,
hielt Herr Superintendent Krull die Festpredigt.
Nach Verlesung des 84. Psalms
benutzte der Redner die Worte Johannis:
,Im Namen unseres Herrn Jesu Christi, der
da war und der da ist und der da sein wird‘,
als ersten Gruß in dem neuen Gotteshause
an die Gemeinde und Freunde und alle,
die am Bau gerüstet und geholfen haben.
Der neue Raum spreche zum ersten Male
in ganz besonderer Weise zu unserem
Empfinden. Lange schon hätten viele
Gemeindemitglieder den Wunsch gehabt,
bei der Bestattung ihrer lieben Toten einen
Raum, einen Schutz für Feier und Andacht
zu haben, und in einmütiger Opferwilligkeit
sei der Beschluß, diese Kirche zu
bauen, von der kirchlichen Vertretung der
beiden Gemeinden Trupe und Lilienthal
gefaßt worden. Gottes Gnade habe von
jenem ersten Augenblick des Entschlusses
an bis zu dieser Stunde Unfall und Schaden
von dem Bau und allen daran Beschäftigten
ferngehalten. Diese hätten ihr Können,
ihr bestes Vermögen dem Bau gewidmet.
Die Gemeinde wolle allen danken, die mitgeholfen
haben, daß dieses Bauwerk nun
vollendet worden sei, daß es nun hier
stehe, nicht als Prunkgebäude, nicht als
ragender Dom, aber doch als edles, trauliches
Heiligtum, voll von besonderer
Schönheit. Fortan würden nun hier die
Glieder der Gemeinde sich sammeln. Es
solle ihnen hier eine Andachtsstätte geboten
werden, eine Stätte zu kurzer Rast der
Entschlafenen und den Gemeindemitgliedern
eine Stätte der Erbauung, damit hier,
den Lebenden zur Mahnung, den Toten
zum Gedächtnis, das Wort Gottes verkündet
werde, das Wort vom Sterben, vom
Auferstehen und vom Leben.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die
Kapelle für viele Jahre von der durch die
Kriegswirren angewachsenen katholischen
Gemeinde Lilienthals als Gotteshaus
genutzt.
Inzwischen mehrmals restauriert, vor
einigen Jahren mit einem neuen Türmchen
versehen, hat die Friedhofskapelle nunmehr
über 100 Jahre im Sinne der Initiatoren
und Erbauer den nachfolgenden Generationen
gedient.
Peter Richter
13
Der große Brand in Lilienthal von 1813
Lilienthal unter französischer Besatzung
Lilienthal. Obwohl die verheerende Lilienthaler
Brandnacht, bei der ein Großteil
des Ortes zerstört wurde, nun schon 200
Jahre zurückliegt, so ist das schreckliche
Geschehen heute noch ein besonderes
Merkmal in der Lilienthaler Ortsgeschichte.
Der Druck der Franzosenherrschaft, der
1803 mit der Besetzung des Kurfürstentums
Hannovers durch die napoleonische
Truppen begann, war auch in Lilienthal zu
spüren. Obwohl Lilienthal noch bis Anfang
1813 von jeglichen kriegerischen Handlungen
verschont blieb, so war es doch die
zeitweise Einquartierung durch die Fremdherrschaft
und die damit verbundenen
Repressalien, unter der die Bevölkerung zu
leiden hatte. Die neuen Herren bestimmten
durch neue Gesetze und Verordnungen den
Ablauf des täglichen Lebens. Um Ausschreitungen
zwischen den Besetzern und der
Bevölkerung zu vermeiden, wurde anfangs
sogar die Schließung aller Gasthäuser ab
9.00 Uhr abends angeordnet und alle festlichen
Veranstaltungen verboten.
Die Zivilgewalt wurde aber bald wieder
hergestellt und der Oberamtmann und neu
ernannte Justizrat Hieronymus Schroeter
konnte sogar unter besonderem Schutz des
Generalleutnants Rivaud seine astronomischen
Beobachtungen und den Kontakt mit
den Größen der Astronomie fortsetzen.
Die Jahre 1805/06 waren sehr wechselhaft.
Die Besatzer kamen und gingen.
Anfangs waren es die Franzosen, die das
Land besetzten, dann kurzzeitig die
Preußen durch die Übernahme des Kurfürstentums
Hannovers und dann, nach der
verlorenen Schlacht der Preußen gegen die
Franzosen, wieder die Franzosen. Aber auch
in den Folgejahren war die Fremdherrschaft
mit den Einquartierungen, den Rekrutenaushebungen
sogar für das Amt Lilienthal
durch die Einführung des Code de Napoleon
zu einer schweren Bürde geworden.
1810 kam die große
Gebietsveränderung
Das Amt Lilienthal, dem Department
Wesermünde zugehörig, wurde Kanton mit
drei Mairien (Lilienthal, St. Jürgen, und
Worpswede) im Königreich Westfalen. Und
im Februar 1811, nachdem nun auch das
Königreich Westfalen dem französischen
Kaiserreich einverleibt worden war, erhielt
das Amt Lilienthal die Mitteilung, dass Kaiser
Napoleon das Amt Lilienthal dem Grafen
und Kultusminister Bigot de Prèameneau
geschenkt habe und dass der Graf das
Amt zu verpachten wünsche. Schroeter, der
ohnehin schon im September 1810 als
Oberamtmann in den Ruhestand versetzt
worden war, verließ nun schleunigst seinen
Wohnsitz im Amtshof und richtete sich in
Die Truper Kapelle Foto: Rupprecht Knoop
dem von ihm früher erworbenen Hof auf
dem Hohenlande (heute Amtmann Schroeter
Haus) ein. Für die Amtsgeschäfte wurde
sein Sohn Johann Friedrich, der unter anderem
durch die Fürsprache von Olbers vom
Militärdienst befreit worden war, bestimmt.
Hieronymus Schroeter hingegen widmete
sich in aller Stille und Zurückgezogenheit ,
bis zum Ende der französischen Besetzung,
nur noch seinen astronomischen Beobachtungen.
1812 begann dann der
große politische Wirrwarr
Obwohl der Rückzug der geschlagenen
französischen Armee aus Russland, verfolgt
von der großen Befreiungsarmee, schon
den Beginn der Freiheit ankündigte, erhielten
die Maires immer wieder strenge Weisungen,
sich an der Suche von Deserteuren
zu beteiligen und junge Leute für Napoleons
Armee zu rekrutieren. Anfang März
1813 wurde bereits Berlin von den Franzosen
befreit. Der Rückzug der französischen
Truppen nach Westen ging weiter. Kleinere
Einheiten der Kosaken unter Führung des
russischen Generals Tettenborn mit einigen
Hanseaten kamen schon bis nach Ottersberg
und in kleineren Abteilungen noch
weiter bis nach Lilienthal und Achim.
Es war am 15. April 1813, am Gründonnerstag,
als die ersten Kosaken mit einigen
Hanseaten aus der Befreiungsarmee in Lilienthal
erschienen, um die in Borgfeld liegenden
französischen Vorposten anzugreifen.
Abends verzogen sie sich dann wieder,
kamen jedoch am nächsten Tag mit einer
verstärkten Einheit zurück, um die Franzosen,
die sich hinter dem Warfdeich verschanzt
hatten, erneut anzugreifen.
Dabei benutzten einige der Kosaken
Vogelflinten mit gehackter Bleimunition,
Inschrift über dem Eingang Foto: Rupprecht Knoop
was beim Militär überhaupt nicht üblich
war, sodass die Franzosen, nach der Art
ihrer Verwundungen, annahmen, sie seien
auch von Lilienthaler Einwohnern angegriffen
und beschossen worden.
Diese irrige Meinung löste bei den Franzosen
arge Verbitterung aus, und General
Vandamme, als oberster Kommandeur der
französischen Truppe im Raum Bremen, soll
nach Vorlage des Berichtes sofort bestimmt
haben, die Einwohnern Lilienthals durch die
Zerstörung einiger ihrer Häuser dafür züchtigen
zu müssen. Doch bis der endgültige
Befehl zur Durchführung einer solchen
militärischen Aktion kam, vergingen noch
einige Tage und die Kosaken und die Franzosen
lieferten sich weiterhin an der
Wümmebrücke kleinere unbedeutende
Gefechte.
Am 2. Ostertag hatten sich die Kosaken
wieder zurückgezogen und die Franzosen
waren wieder in Lilienthal eingerückt, um
nun die Lilienthaler Einwohner, Trupe und
Truperdeich mit eingeschlossen, zu entwaffnen.
Jeder der Einwohner gab daraufhin
gewissenhaft seine Flinte ab, die dann zum
Abtransport auf einen Wagen geladen wurden.
Doch dazu kam es nicht. Die Kosaken,
die sich nicht weit von Lilienthal entfernt
hatten, kamen zurück und griffen die Franzosen
erneut an, die auch unverzüglich die
Flucht ergriffen. Danach zogen sich die
Kosaken, es war der 20. April 1813, gänzlich
zurück.
In der Nacht zum 21. April, kaum war die
Mitternacht vorüber, wurden die schlafenden
Einwohner durch ein heftiges Gewehrfeuer
aus nahezu 600 Büchsen aufgeschreckt.
Einige Hundert Mann französischer
Linieninfanterie waren auf Befehl des
Generals Vandamme von Borgfeld aus in 3
Abteilungen angerückt, um den geplanten
Racheakt, den großen Brand von Lilienthal,
auszuführen. Die eine Abteilung nahm sich
die Häuser an der Warf vor, die anderen beiden
Abteilungen Lilienthal und Trupe. In
Trupe wurde auch das Pfarrhaus, die Truper
Kirche und das Schulhaus völlig niedergebrannt.
Auch Lilienthal brannte. Von der
Wörpebrücke, zur Warf bis tief in den Ort
hinein wurde jedes Haus niedergebrannt.
Auch das Amtshaus fiel diesem Wahnsinn
14 RUNDBLICK Frühjahr 2013
Französische Soldaten belagern Lilienthal, dargestellt im Jubiläumsjahr 1932 Foto: Julius Frank
zum Opfer. Nur die Kirche und die Schroetersche
Sternwarte blieben von dem Brand
verschont.
Die Franzosen wollten den Einwohnern
noch weiteres Leid antun. Sie nahmen von
den Männern gefangen, wer ihnen gerade
über den Weg lief. Auf der Schweineweide,
zwischen Borgfeld und Lilienthal, stellten
die Franzosen einige Gefangene auf, die
erschossen werden sollten. Doch dank
eines mutigen Lilienthalers, der in französischer
Sprache vermitteln konnte, wurden
RUNDBLICK Frühjahr 2013
die Gefangenen erst einmal zum Verhör
nach Bremen gebracht. Dann stellte sich
jedoch bald heraus, dass die Lilienthaler
gänzlich unschuldig waren und man setzte
die Gefangenen bald wieder frei. Nach dem
Brand ließen sich keine Kosaken in Lilienthal
mehr sehen und es konnte, ganz abgesehen
von der großen Zerstörung, wieder
etwas Normalität eintreten. Erst im Herbst
1813 rückten die Verbündeten in Bremen
ein. Die endgültige Befreiung kam aber
dann im Frühjahr 1814, nachdem auch die
Siegel vom 8. Mai 1505, rund, aus grünem Wachs,
die außen umlaufende Schrift lautet: S[igillum]
johan van der trupe. Es hängt an einem Pergamentstreifen,
das inliegende Wappen ist von links
oben nach rechts unten durch eine gerade Linie
geteilt, Johann van der Trupe ist zu dem Zeitpunkt
Bremer Bürger
Festungen Hamburg und Magdeburg
befreit wurden.
Heute erinnert nur noch die Inschrift
über der Eingangstür der Truper Kirche an
die Franzosenzeit, und die große Wümmebrücke,
im Volksmund Franzosenbrücke
genannt, die Anfang November 1813 von
den Russen zum Teil gesprengt wurde, um
den aus der Festung Hamburg abziehenden
Franzosen den Weg nach Bremen zu versperren.
Rupprecht Knoop
Kaum bekannt: Truper Wappen und Siegel
Lilienthal. Im Jahr 2000 hat Hans G.
Trüper in seinem Buch „Ritter und Knappen
zwischen Weser und Elbe“ in einem
Katalog mit über 500 Wappen auch zwei
Exemplare der Bremer Ratmannenfamilie
van/von der Trupe vorgestellt.
In der Abteilung „Siegel“ des Staatsarchivs
Bremen werden zwei Stücke mit
besonderer Bedeutung für Lilienthal
bewahrt. Der ehemalige Bremer Bürgermeister
Johann Trupe, dessen Familienname
im Jahr 1505 noch „van der Trupe“
Hinweis:
„Mit Napoleon nach Russland
– Die französische
Herrschaft im Elbe-Weser-
Dreieck“
Vortrag von Dr. Hans-Eckard Dannenberg,
Historiker, Landschaftsverband
Stade
Termin: 23. April 2013, 20.00 Uhr
Ort: Worpsweder Rathaus, Ratsdiele,
Bauernreihe 1
Veranstalter: Arbeitskreis Kultur Worpswede
in der GEWO
lautet, nutzte das eine Siegel noch als Bremer
Bürger, das andere während seiner
Amtszeit als Bürgermeister von 1512 bis
1531. Auffällig ist, dass beim Siegel aus
dem Jahr 1520 nur noch das Wappen
ohne Umschrift zu sehen ist, zu dieser Zeit
benutzte er nicht mehr das Adelsprädikat
„van der“ vor dem Familiennamen.
Die Ableitung des Familiennamens van
der Trupe vom gleichnamigen Ort Trupe,
jetzt Teil von Lilienthal, ist unbestritten.
Harald Steinmann
Dieses Siegel vom 19. Mai 1520 hat eine runde
Form und ist aus braunem Wachs. An einem Pergamentstreifen
anhängend sieht man in der Mitte
ein Wappen, das von einer Welle durchlaufen wird,
und zwar wieder von oben links nach unten rechts,
der Rand weist umlaufend Verzierungen auf. Inhaber
ist der Bremer Bürgermeister Johan Trupe
15
„Nee´e Padden för de nedderdüütsche Spraak“
Der „Heinrich-Schmidt-Barrien-Preis“ 2013
Der Heinrich-Schmidt-Barrien-Preis wird
seit dem Jahr 2000 verliehen.
Die Preisträger, die ab 2007 vom Freundeskreis
„Dat Huus op´n Bulten e.V.“ in der
Kirche in Lilienthal-St.Jürgen ausgezeichnet
wurden, waren die Musik-Kabarettistin und
Fernsehmoderatorin Ina Müller, der Autor
und Pädagoge Jürgen Ludwigs aus Lilienthal-Worphausen,
„De Filmemoker“ aus
Sulingen mit ihren plattdeutschen Science-
Fiction-Filmen, der plattdeutsche Pastor
und Autor Dr. Heinrich Kröger aus Soltau,
„De Plattmüüs“ der „Scharmbecker Speeldeel“,
die plattdeutsche Elektro-Hip-Hop-
Band „De Fofftig Penns“ (50-Penns) und in
diesem Jahr die plattdeutsche Autorin Birgit
Lemmermann aus Rotenburg an der
Wümme.
„Heinrich Schmidt-Barrien (1902 – 1996)
höört to de meist kennten nedderdüütschen
Schrievers in den Noorden vun Düütschland.
Ut de Sicht vun enen, den Bodendenkmalen
pleegt hett, as Schriever vun
Dramas un Höörspelen, as Sammler vun
Leder, as Snacker in´t Radio, as de Böverste
vun de Kulturafdeel vun de Böttcherstraat
in Bremen un ok as enen vun de Grünners
vun dat Institut för Nedderdüütsche Spraak
keek he in un op de Welt un möök Lituratur
vun dat, wat he finnen dee. He hett jümmers
dat Eernsthaftige mit Achtersinnig´s
mengeleert, op Platt un op Hoch. Siene
Novellen, de Romanen, siene Sakentexten
oder dat, wat he to´n Ünnerholen schreven
hett, wiest Mannigfaltigkeet un Karaasch in
sien Ümgahn mit Spraak.“
„Mit den Pries, de na em nöömt is, warrt
Minschen uttekent, de dor an warken
doot, de nedderdüütsche Spraak to beleven
un de nee´e Padden inslaat, mit disse
Spraak ümtogahn, of dat nu schreven,
snackt oder sungen is.“ So heißt es im
Urkundentext vom Freundeskreis „Dat
Huus op´n Bulten“ und vom Schirmherrn,
dem Bürgermeister der Gemeinde Lilienthal,
der seit 2007 mit dem Preis Geehrten.
In der Begründung der Jury heißt es:
„Birgit Lemmermann is de kreativste
plattdüütsche Autorin in uns Tiet. Ehr
Prosa is vull Fantasie, ehr Lyrik verbinnt
depe Geföhlen mit Spraakkraft. Vörallen
aver: Birgit Lemmermann hett dat plattdüütsche
Kinnerbook sien Rang geven.
Ehre „Emil“-Böker gellt hüüt as Klassikers.
Se sünd Grundlaag un Vörbild för all de
annern Kinnergeschichten, de wi in de
Hand nehmen köönt. Mit „Ebbe un Hehn“
hett se den eersten richtigen plattdüütschen
Jugendroman schreven. Un to den
Text hett se, jüst as bi „Emil“, ok de Biller
sülvst dorto maakt.
Birgit Lemmermann hett Kraasch: Se
schrifft över Saken, de dat vörher so op
Platt noch nich geven hett. Se waagt sik
Nach der Preisverleihung, vorne von links: Willy Hollatz (Bürgermeister Lilienthal), Jürgen Ludwigs (Preisträger
2008), Birgit Lemmermann (Preisträgerin), Heiner Egge (Laudator), Dr. Heinrich Kröger (Preisträger
2010), hinten von links: Bernd de Reese (Plattdeutsch-Lehrer der “Fofftig Penns”, Preisträger 2012), Heinz
Behrens (Kirchenvorstand St.Jürgen), Christa Kolster-Bechmann (Jury-Mitglied), Johannes Rehder-Plümpe
(Moderator und Jury-Mitglied)
dat, un se maakt dat goot. Man se steiht ok
mit beide Been fast op de Eer. Un se weet,
woneem se henhöört: Na de Gegend twüschen
Werser un Elv. – Birgit Lemmermann
steiht mit ehr Schrieven un ehr Persönlichkeit
för de nee´e plattdüütsche Literatur,
de in Tokunft noch veel to seggen hett.“
Birgit Lemmermann wurde 1962 in
Ahlerstedt auf der Stader Geest geboren
und wuchs dort auf. Sie machte in Buxtehude
das Abitur und studierte dann in Hessen.
Ab 1991 war sie Lehrerin an der Waldorfschule
in Ottersberg. Heute arbeitet
sie als Kunst-, Sport- und Werklehrerin am
Ratsgymnasium in Rotenburg an der
Wümme, leitet dort die Plattdeutsch-AG
und lebt in Unterstedt bei Rotenburg.
Mit dem Schreiben auf Platt hat Birgit
Lemmermann nach 1992 angefangen. Sie
wollte ihren Sohn Plattdeutsch aufziehen,
jedoch gab es kaum Kinderbücher auf
Platt. So fing sie an, selber welche zu
schreiben. Es wurden vier Kinderbücher
und ein Jugendbuch.
Reinhard Goltz vom Institut für Niederdeutsche
Sprache (INS) in Bremen schreibt
an diesem Punkt weiter: „Angefangen hat
alles mit „Emil“, dem kleinen Bären, der wie
ein Kind denkt, fühlt und handelt – das erste
plattdeutsche Kinderbuch. In „Ebbe un
Hehn“ geht es um das Erwachsenwerden,
da werden Werte und Rollen freundlich
aber nachdrücklich in Frage gestellt. Mittlerweile
überwiegen die Texte für Erwachsene
– aber dann kommt wieder die unbändige
Lust am Fabulieren für Kinder durch:
Erst im vergangenen Herbst legte die Autorin
mit „Black Hex“ ein anregendes und
wunderschönes Kinderbuch vor.“
Und so heißt es in der Einladung des
Freundeskreises „Dat Huus op´n Bulten“
und der Gemeinde Lilienthal zur Preisverleihung
im Februar 2013: „Unangepasst und
fantasiereich – das ist Birgit Lemmermann.
Als Lehrerin, als Autorin, als Mensch. Ihr
schriftstellerisches Werk besticht durch Vielfalt.
Die 50-Jährige findet für alle den richtigen
Ton: für Kinder, für Jugendliche, aber
auch für erwachsene Leser. Mit großer
Leichtigkeit brilliert sie in ihren Kindergeschichten,
sie hat einen überzeugenden
Jugendroman vorgelegt, hat sich an einer
Kürthy-Übersetzung erprobt, hat Lyrik von
psychologischer Tiefe und beachtlicher
Sprachkraft geschrieben. – Sie zeichnet
Menschen von heute aus der Mitte der
Gesellschaft. Und sie gestaltet ihre Bücher
wenn möglich selbst.“
„Im Elbe-Weser-Dreieck zählt sie längst
zu den erfolgreichsten plattdeutschen
Autorinnen. Doch man kennt sie weit über
ihre engere Heimat hinaus.“
2004 errang sie beim Freudenthal-Preis
den dritten, 2007 den zweiten Platz, 2008
den Förderpreis und 2012 erhielt sie den
„Freudenthal-Preis“. 2006 erreichte sie bei
einem Schreibwettbewerb von „Vertell
doch mol“ beim NDR den ersten Preis.
2007 erhielt sie im September den „Lüttjepütt-Pries“,
im November den Preis für
das „Plattdeutsche Buch des Jahres“ und
2011 den „Klaus-Groth-Preis“.
Und weiter mit Goltz: „Dass Birgit Lemmermann
nun für ihr abwechslungsreiches
und immer überraschendes Werk mit dem
„Heinrich Schmidt-Barrien-Preis“ ausgezeichnet
wird, ist nur konsequent.“
Text: Johannes Rehder-Plümpe
Foto: Erwin Duwe
Quelle: Internet-Recherche und eigenes Archiv
16 RUNDBLICK Frühjahr 2013
Heinrich Schmidt-Barrien
* 19. 1. 1902 Uthlede, † 9. 12. 1996 Lilienthal, Freier Schriftsteller
Eine persönliche Rückbetrachtung
Sein kräftiges, „Kumm rin!“ klingt mir
noch heute in den Ohren, wenn ich gelegentlich
durch Frankenburg fahre, wo das
alte Reetdachhaus neben der Straße auf
einem Bulten thront. Dort fühlte er sich,
umsorgt von seiner Ehefrau Katrin, auch
noch in seinen letzten Lebensjahren so ausnehmend
wohl:
„Hier sind wi bestallt, solang dat Gott
gefallt“, ließ er als Hausspruch über der Tür
schnitzen. Wenn ich ihn besuchte und in
leicht gebückter Haltung durch die Seitentür
auf die Diele trat, umfing mich
sogleich diese anheimelnde Atmosphäre,
durchsetzt von einem hauseigenen Geruch,
der mir schon wohlig vertraut war. Zumeist
saßen wir uns in der Dons, der „Guten
Stube“ gegenüber, tauschten zunächst einmal
aus, was uns neuerlich bewegte, und
wurden in der Regel gleich darauf mit Kaffee
oder Tee und Gebäck verwöhnt. Es
schien immer so, als ob die Hausfrau zaubern
konnte. Mobiliar, Bilder und was uns
sonst noch umgab, bestand aus liebevoll
ausgesuchten Dingen, unter denen sich
auch manch kostbare Antiquität befand.
Und dann reizte mich immer wieder der
Blick durchs Blumenfenster in den wunderhübschen
Bauerngarten, der, von ihr ständig
gehegt und gepflegt, Frau Katrins
ganzer Stolz war.
Heinrich zeigte sich mir als ein väterlicher
Freund, mit dem mich ein prägendes
gegenseitiges Vertrauen verband.
Er gehörte zu den wenigen Literaten in
unserer Heimatregion, die beachtliche
Werke in beiden Sprachen, Niederdeutsch
und Hochdeutsch, zu Papier brachten.
Romane, Novellen, Hörspiele und vielerlei
volkskundliche Beiträge entstammen seiner
Feder. Als Heimatdichter wollte er sich aber
ganz und gar nicht verstanden wissen.
Bis kurz vor seinem Tode saß er stets in
den Morgenstunden im Arbeitszimmer an
seiner Schreibmaschine und schrieb, was
ihn literarisch bewegte. Scherzhafterweise
erzählte er mir einmal, dass seine Katrin ihn,
als er tatsächlich eines Tages verschlafen
hatte, lautstark mit den Worten weckte:
„Heinrich, steh‘ auf, du musst dichten!“
Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit
fungierte er als Sprecher bei Radio Bremen,
profilierte sich als Bodendenkmalpfleger
und war lange Jahre Baas (Vorsitzender)
beim „Plattdeutschen Kring“ in Bremen.
Als ihm im Jahre 1954 der Bremer Literaturpreis
verliehen wurde, hielt sein von ihm
so geschätzter Freund Rudolf Alexander
Schröder die Laudatio im altehrwürdigen
Rathaus und beendete sie mit den Worten:
„Lieber Freund und Meister Schmidt-Barrien,
die Deutschen verfügen über zweierlei
Arten von Ruhm. Die eine ist der frühe
RUNDBLICK Frühjahr 2013
Jugendruhm, dem dann sehr oft beim
Autor wie beim Publikum der moralische
Katzenjammer nachfolgt. Die andere ist der
späte Ruhm. Er kann sehr lange auf sich
warten lassen. Da steht denn vor ihm ein
per aspera ad astra. Nun, was das betrifft,
bekenne ich mich zum Sternenglauben
Ihres Abdul Fortunas und seines Schülers
Thomas Krut und sehe für Sie und Ihr Werk
einen Abendhimmel voller Sterne voraus.“
Schmidt-Barrien war zeitlebens ein konsequenter
Verfechter der Reinheit unserer
niederdeutschen Sprache, erforschte ihre
Geschichte und beharrte auf Regeln in Aussprache
und Rechtschreibung. Bei Verstößen
konnte er in seiner spontanen Kritik
oft sehr ungehalten und sichtlich gnatterig
reagieren. Ich war Zeuge, als er einmal
einen Vortragenden jäh unterbrach und
ihm zurief: „Dat heet nich Scharmbäkk, dat
heet Scharmbeek. Im Plattdeutschen gilt
das Dehnungs-c!“
Lyrische Gedichte finden sich höchst selten
in seinen Schriften. Man muss sie förmlich
mit der Lupe suchen. Deshalb noch
schnell diese Rarität:
Sommerdag
Dat Gras is gröön, de Roggen hell,
Blaublomen staht un bleuht.
Oh, Sommerwind, vertell, vertell!
Kummt bald de Lee un meiht?
Mien Kleed is gröön, mien Haar is hell,
Blauogen gaht na mi.
Höörst du den Wind m't Koorn, Gesell?
Singt he von mi un di?
Dien Gaarn is gröön, dien Dag is hell,
de Heben hoch un blau.
Den Wind, noch höörst du em in’t Feld.
Bald fallt de Abenddau.
Die uralte Kirche in St. Jürgen, die in
ihrem strahlenden Weiß wie ein Leuchtturm
als Wahrzeichen im „Meer der Gräser“
wacht, zählte zu seinen Lieblingsorten. Dort
auch auf dem stillen Kirchhof fand er seine
letzte Ruhestätte. Ich erinnere mich noch
deutlich an jenen Herbsttag, als wir beide
hier anlässlich eines Fototermins alte Grabsteine
aufsuchten und er plötzlich den Arm
ausstreckte und mir anvertraute: „Kiek,
Jägersmann, daar will ick mal liggen.“
Es vergeht kein Jahr, in dem ich nicht
wenigstens einmal in St. Jürgen weile. Ein
tiefgründiger Zauber scheint über dieser
einsamen Stätte zu liegen. Dieser so
bedeutsame Ort unserer Heimatgeschichte
motiviert mich mit meiner Fotokamera
ständig aufs Neue. Ein Blick auf Heinrichs
Grab, ein kurzes Innehalten und im gleichen
Augenblick die unweigerliche Einbildung,
ihn wieder vor mir stehen zu seh’n,
wie er mir mit einem einladenden Wink
zuruft: „Kumm rin!“ Wilko Jäger
Jan Heinerich Heinerich
Sien un Schien
„Bo mi doch mal en lütten Schuppen“, see
Mama an Papa. Sowat müss se woll hebben,
för de Harken un ehren Platthaker un de anner
Saken för den Gaarden. Ik kunn dat al sehn,
disse Schuppen schull ok dögen, ehr Instellen
to de Welt to wiesen. Allens Öko, typisch Ma.
Un se dach ok, dissen lütten
Schuppen kunnen wi,
dat heet, ehr Keerl, jo sülvst
maken. Oolt Boholt, en paar
Dören vun ’n Sparrmüll un
den buntig anmalen. „Köst
meist nix un süht individuell
ut“, see Ma. Un: „De
Ferdig-Gaardenhüüs ut en
Kataloog, de mag ik woso
nich lieden. De hebbt de Navers allemann.“
Oolt Holt harrn wi noog, denn wi, dat heet,
mien Öllern, de sammelt egens allens. Dorför
weer so en Schuppen allemalen goot to bruken,
as dröög Lager för all jüm ehren Schiet.
Dat döög as Argument för Papa. De egens
keen Praktiker is, wat en aver as Kind beter
nich seggt, to en Papa. Ik denk, en Minschen
kann an sien Opgaven wassen. Hebb ik aver
ok nich luut seggt.
Un denn weern twee Wekenennen för den
Familienfreden perdü. De Ollen kregen sik
över den rechten Pleck för den Schuppen in
de Wull, dat Sagen vun dat Holt köst mienen
Vadder acht nee Saagblädder un denn en nee
Stichsaag dorto, ik wull nich mehr mit Papa
snacken, wieldat he mi nich sagen leet, un in
de Köök brenn Mama de nee Pann swatt, as
se wat dorto seggen wull. As de Eckpielers fast
stünnen, kreeg mien Papa den Gevel op ‘n
Dööz un as dat hele Dings torecht weer, pass
de Döör nich. De Finsters harrn se ok vergeten,
man dat maakt woll nix: Wat bruukt en
Hark Licht för?
Güstern Avend is mien Vadder torecht worrn.
Aver schöön is dit Schuppendings egens
nich,un ok nich bannig individuell. Ik holl mienen
Babbel. Minschliche Motivatioon dröffst
du nich angriepen. Blangenbi laat sik woso al
so veel Öllern scheden.
Ik glööv, Mama töövt nu op den Wedderbericht.
Störm schall dat geven, un Störm,
soveel kann ik sehn, hollt disse Schuppen nich
alltolang ut. Un wenn doch, denn geiht, glööv
ik, mien Mudder mit en Vörslaghamer in ’n
Gaarden, wenn Papa bi sienen Football is.
Nu bün wiss ik an de Tuur. Dat se blots allebeide
mien Öllern blievt. Enen lütten Schuppen
för de Hark warrd ik woll kriegen. Mien
Grootöllern, de hebbt dat geern en beten ornlich
in unsen Gaarden, dat dat ok wat hermaakt,
för de Lüüd. De möögt disse Gaardenhüüs
ut en Kataloog lieden. Ik ok. Un Mama
hett bald Boortsdag.
Birgit Lemmermann
17
Vor 100
Jahren ...
Heimatrückblick:
Presseberichte von
Januar bis März 1913
Das neue Jahr hat begonnen. Aber im
Gegensatz zu unserer Zeit ist dies vor einhundert
Jahren nichts, was besonders hervorgehoben
oder gefeiert wird. Zu sehr
sind die Menschen damals damit beschäftigt,
ihr tägliches Auskommen zu sichern.
Gefeiert wird aber auch: Die Einladungen
zu den traditionellen Bällen der verschiedensten
Vereine als jeweiliger Höhepunkt
des Vereinslebens nehmen in der Anzeigenlandschaft
einen breiten Raum ein und …
Kaisers Geburtstag. Die Würdigung dieses
besonderen Tages zeigt uns heute, wie
damals mit Euphorie und großem Respekt
der Person Wilhelms II. Anerkennung auch
in der Provinz gezollt wurde. – Die Berichte
zu den Ereignissen werden ausführlicher
und damit informativer. Für die Bewohner
der Moorgebiete östlich Bremens stehen
Veränderungen an, von denen sie in der vor
ihnen liegenden Zeit besonders betroffen
sein werden…
Neues Moorschutzgesetz
Landkreis. „Es wird uns geschrieben: Der
Entwurf des neuen Moorschutzgesetzes ist
für diejenigen Gegenden, in denen Moor
vorkommt, von besonderem Interesse. Der
Entwurf bestimmt, daß Moorgrundstücke
in Zukunft, soweit es das Gemeinwohl verlangt,
zur Gewinnung von Torf nur in der
Weise benutzt werden dürfen, daß die
Möglichkeit ihrer späteren land- und forstwirtschaftlichen
Benutzung gewährleistet
ist. Nach der dem Gesetzentwurf beigegebenen
Begründung soll der regellose Torfstich,
welcher nicht an der Bank entlang
oder an der Wand entlang geschieht, in
Zukunft nicht mehr gestattet sein, ferner
nicht das Torfstechen bis unter den Wasser-
18
spiegel. Mit der ersteren Beschränkung
wird man einverstanden sein können;
dagegen ist es doch bedenklich, ´das Torfstechen
bis unter den Wasserspiegel´ zu
verbieten. Es ist im Niederungsmoor üblich,
den Torf in der Weise zu gewinnen, daß
man Kuhlen bis zu 3 Meter Tiefe gräbt und
aus diesen Torf ausschachtet, so daß nachher
die Kuhlen voll Wasser stehen, bis sie im
Laufe der Jahre wieder zuwachsen. Es gibt
im Niederungsmoor viele Torfstichrechte,
welche von Moorarbeitern für teures Geld
gekauft sind, in dem Vertrauen darauf, daß
der Torf 2 – 3 Meter tief ausgegraben werden
dürfe. Wenn ihnen dies in Zukunft
nicht mehr gestattet ist, so werden sie auf
das empfindlichste geschädigt. (…) Die
Interessenten müssen nun, nachdem der
Entwurf in dritter Lesung angenommen
worden ist, versuchen, daß sie bei Ausführung
des Gesetzes im Kreise ihr Recht
geltend machen.“
Bremen: Zuschüttung
des Torfbassins?
Bremen. „ Die Zuschüttung des Torfbassins
vor der Neukirchstraße im Findorff-
Viertel ist in der letzten Zeit wiederholt in
interessierten Kreisen, auch in der Bürgerschaft,
zur Sprache gebracht worden. Das
gibt Veranlassung, einmal durch ziffernmäßige
Belege darzutun, in welchem
Umfange die Anfuhr des Torfes in Schiffen
allmählich nachgelassen hat. Der meiste
Torf gelangt bekanntlich jetzt auf Fuhrwerken
oder mit der Kleinbahn in die Stadt;
außerdem wird jetzt sehr viel weniger Torf
gebrannt als in früheren Jahren. In den Jahren,
als das Torfbassin fertiggestellt wurde
(1873 – 74), wurden auf dem alten Torfkanal,
der bei der Schleifmühle endigte, etwa
15 000 Schiffe im Jahr gezählt, auf dem
neuen Torfkanal 17 000. Das Verhältnis
blieb ungefähr das gleiche bis zum Jahre
1881; dann aber sanken die Zahlen von
Jahr zu Jahr. 1891 wurde der sogenannte
Kuhgraben an der östlichen Seite des Bürgerparks
zugeschüttet, darauf die Parkallee
angelegt und nach und nach bebaut. Der
gesamte Verkehr der Torfschiffe übersiedelte
dann nach dem Torfbassin an der
Neukirchstraße. Um zu zeigen, wie sehr der
Verkehr seit jener Zeit nachgelassen hat,
fügen wir die Zahl der bei Kuhsiel durchgeschleusten
Schiffe an: 1902: 9280; 1903:
8167; 1904: 6293; (…); 1911: 1567; 1912:
1896. Bei dem Torfschiffverkehr über Kuhsiel
ist der Rückgang besonders auffällig.“
Weser-Vertiefung
nicht unproblematisch
Landkreis. „ Zur Weservertiefung erhalten
wir aus sachverständigen Kreisen eine
längere Zuschrift, in der betont wird, daß
die weitere Vertiefung der Unterweser auch
für die Besitzer der Wiesen und Weiden an
den Hamme-, Wümme- und Lesumniederungen
großen Schaden mit sich bringe.
Schon jetzt steht in den Gräben, die die
Weideländer durchziehen, in der trockenen
RUNDBLICK Frühjahr 2013
Jahreszeit nur wenig Wasser, so daß es oftmals
an Wasser für die Tränkung des Viehes
fehlt. Der Zustand wird sich noch bedeutend
verschlechtern, sobald die Weser weiter
vertieft wird, da dann noch weniger
Wasser in die Nebenflüsse und die Weiden
gelangen kann. Auch der Graswuchs wird
lange nicht mehr die Erträgnisse liefern können,
die er jetzt liefert. Trostlos wird es auch
mit dem Vegesacker Hafen werden, dessen
Einfahrt schon heute unter starken Versandungen
zu leiden hat. Nach erfolgreicher
weiterer Vertiefung der Weser werden die
Sandablagerungen infolge der raschen
Strömung der Lesum an ihrer Mündungsstelle
rapide zunehmen(…). Es dürfte dann
nur noch eine Frage der Zeit sein, ob man
den Schiffsverkehr auf der Lesum nicht
durch eine Schleusenanlage in der Nähe
von Grohn für die Zukunft sicherstellen will.
Jedenfalls muß die Allgemeinheit den Vorteil,
den Bremen-Stadt durch die weitere
Weservertiefung erlangt, teuer bezahlen.“
Blumenthal wächst!
Blumenthal. „Blumenthal wächst!
konnte Herr Gemeindevorsteher Stürken in
der gestrigen Gemeinderatssitzung feststellen,
und die Vertreter konnten bei der
Beschlußfassung über den Gemeindehaushalt
ihm beistimmen. Die Zahl der Einwohner
ist auf über 12 000 angewachsen und
dementsprechend nimmt auch die Zahl der
Häuser stetig zu. Das Gemeindevermögen
hat einen Wert von rund 2 Millionen Mark,
aber auch die Schuldenlast ist auf rund 922
000 Mark gestiegen. (…) Die Entwicklung
des Ortes stellt an die Arbeitsfreudigkeit der
Gemeindevertreter stetig neue Anforderungen,
so stehen die Verbesserung der
Straßen, der Bebauungsplan und ein Kanalisationsprojekt
in Aussicht.“
Kurz berichtet
Lilienthal. „Beaufsichtigung des Lesestoffes
der Schüler. Im preußischen Kultusministerium
wird zurzeit ein Erlaß vorbereitet,
der sich in Gestalt eines Aufrufs an die
Eltern wendet und in dem um bessere
RUNDBLICK Frühjahr 2013
Beaufsichtigung des Lesestoffes der Schuljugend
gebeten wird. Der Erlaß verweist auf
die verhängnisvollen Wirkungen, die sich
als Folgen einer schlechten Jugendlektüre
gezeigt haben, und betont, daß von Seiten
der Schule alles geschieht, um die Jugendlektüre
zu bessern. Aber die Schule sei
machtlos, wenn sie vom Elternhause nicht
ausreichend unterstützt werde. Nur wenn
die Eltern in klarer Erkenntnis der ihren Kindern
drohenden Gefahren und im Bewußtsein
ihrer Verantwortung die Lesestoffe
ihrer Kinder einschließlich der Tagespresse
sorgsam überwachen, das versteckte Wandern
häßlicher Schriften von Hand zu Hand
verbieten und verhindern, das Betreten
aller Buch- und Schreibwarenhandlungen,
in denen Schundliteratur feilgeboten wird,
nicht gestatten und selbst überall gegen
Schundliteratur tatkräftig Stellung nehmen,
ist die Hoffnung vorhanden, daß dem Übel
gegengesteuert werden kann.“
Ritterhude. „Neulich lief durch die Tageszeitungen
unserer Gegend die Notiz, daß
der garbadische Anteil des Stoteler Waldes
der Axt zum Opfer fallen soll. Diese Nachricht,
die jeder Liebhaber eines schönen
Waldes mit lebhaftem Bedauern vernahm,
bestätigt sich zur Freude aller Naturfreunde
nicht. Die Herren Georg von Gröning, hier,
und Georg Bornemann, Hude, haben das
fragliche Gehölz käuflich erworben.
Dadurch wird erfreulicher Weise dem Niederschlagen
des ganzen Waldes Einhalt
geboten.“
Neues aus dem
Gerichtssaal …
„(Schöffengericht Lilienthal vom 17.
Februar) Die Ehefrau M. aus Trupermoor
hatte gegen die Ehefrau K. daselbst eine Privatklage
erhoben. Frau K. hatte im Herbst
beim Kartoffelausroden über Frau M., die
damals noch Braut war, eine schwere Beleidigung
ausgesprochen. Frau K. bestritt solches
entschieden. Die Zeugin behauptete
aber bestimmt, daß Frau K. die beleidigenden
Worte ausgesprochen habe. Der Verteidiger
der Frau M. beantragte gegen Frau K.
eine exemplarische Strafe. Die Angeklagte
wurde nach § 186 zu 25 Mark Geldstrafe,
eventuell 5 Tage Gefängnis verurteilt. – Die
Haussöhne E. und Sch. aus Trupermoor
waren wegen Jagdvergehens angeklagt. Sie
sollten am Sonntag, den 24. November
1912, in Heidberg einen Schuß abgefeuert
haben. Der Jagdpächter und der Jagdaufseher
wollten die Angeklagten auf dem Wege
von Heidberg nach Trupermoor mit Flinten
gesehen und der Jagdaufseher den E.
bestimmt erkannt haben, obwohl die Entfernung
einige 100 Meter betragen hat. Die
beiden Angeklagten bestritten ganz entschieden,
dort mit Jagdgewehren gewesen
zu sein. Da ihnen nicht bestimmt ein Jagdvergehen
nachgewiesen werden konnte,
wurden beide kostenlos freigesprochen. –
Der Arbeiter L. in Kleinmoor hatte sich
wegen Hausfriedensbruchs, Körperverletzung
und Sachbeschädigung zu verantworten.
Am 25. November v. J. kam L. wegen
Erbstreitigkeiten in das Haus des Stallbesitzers
B. in Kleinmoor. Mit dem Ellenbogen
stieß er eine Haustürscheibe ein. Als Frau B.
ihm dafür Vorwürfe machte, schlug er sie
mit dem Handstock über den Arm, daß derselbe
blutete. Trotz mehrmaliger Aufforderung
wollte er das Grundstück nicht verlassen,
sondern schlug noch einmal nach Frau
B.. Wegen Hausfriedensbruchs und Körperverletzung
wurde er zu 45 Mark Geldstrafe
oder 15 Tagen Gefängnis verurteilt.“
Peter Richter
Quelle: Zeitungsarchiv des Heimatvereins Lilienthal
19
Im Strom der Zeit
Die reizvolle Landschaft zwischen Lilienthal,
Worpswede und Fischerhude, seit
Urzeiten von den Flüssen Wümme, Wörpe
und Hamme geprägt, zieht seit jeher die
Menschen in den Bann. Urige Dörfer und
Hofstellen, weite, oft raue Landschaften,
spannende Lichtverhältnisse, Nebel und
Überschwemmungen aber auch saftige
Wiesen und blaue, wolkenbehangene Himmel
machen diese vielseitige Landschaft zu
einem einzigartigen Ökosystem. Unzählige
Maler und Künstler haben sich von dieser
Region inspirieren lassen, viele sind von
weither gekommen und geblieben und
haben Mensch, Natur, Alltag und Traditionen
in ihren Werken festgehalten. Aber
auch viele Maler aus der Region, die hier
aufwuchsen, haben ihre Heimat in meisterlichen
Werken auf Leinwand festgehalten.
Die vor zehn Jahren von Monika und
Hans Adolf Cordes gegründete Lilienthaler
Kunststiftung präsentiert in der Ausstellung
„Im Strom der Zeit“ die Werke von
über 70 Malern aus der gesamten Region
um Fischerhude, Lilienthal, Bremen und
Worpswede erstmalig in einer Ausstellung.
Dabei werden eindrucksvolle Werke aus
über 125 Jahren Malerei gezeigt und ein
beachtlicher Beitrag zur Heimatgeschichte
geleistet.
Emmy Meyer (1866–1940), Die Hamme bei
Nacht
Heinrich Breling (1849–1914), Sattelpflege auf
Fischerhuder Diele
Das Leben der Menschen, Familien und
Kinder, die Dörfer und Ortsteile damals,
die Landschaft zu allen Jahreszeiten
machen diese Ausstellung zu einem einzigartigen
Lehrpfad für Kunst- und Heimatinteressierte.
Zu sehen sind unter anderem Werke von
Christian Ludwig Bokelmann, Heinrich
Breling, Udo Peters, Carl Jörres, Toni Elster,
Fritz Mackensen, Lisel Oppel und Sophie
Wencke, Heinrich Vogeler, Otto Modersohn,
Hans am Ende, Albert Schiestl-
Arding, Olga Bontjes van Beek.
Mit den Büchern „...und sie malten
doch – Geschichte der Malerinnen -
Worpswede, Fischerhude, Bremen” sowie
„Im Strom der Zeit – Geschichte der Malerei
Worpswede Fischerhude Lilienthal“
sind zwei Werke entstanden, die sich ausführlich
mit den Künstlerinnen und Künstlern
der Ausstellung befassen.
Die Ausstellung in der Lilienthaler Kunststiftung,
Lilienthal, Trupe 6, ist noch bis
September 2013 zu besichtigen.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonnabend 14-18 Uhr,
Sonntag 10-18 Uhr, Montag Ruhetag.
Text: Tim Wöbbeking
Bilder mit frdl. Genehmigung
der Lilienthaler Kunststiftung
Hermann Angermeyer (1876–1955), Morgenstimmung
an der Wümme
Fritz Mackensen (1866–1953), Mädchen auf
Hocker
Alfred Lichtenford (1902–1986), Stadt im Licht
Eduard Scotland (1885–1945), An der Schlachte
Bernhard Huys (1896–1973), Worpsweder Mühle
Christian Ludwig Bokelmann (1844–1894), Bauernkate
im Mondlicht
20 RUNDBLICK Frühjahr 2013
Die Ortschaft Teufelsmoor auf der Findorff-Karte
Gestalt und Entstehung
Findorff vermittelt uns auf seiner Karte
von 1755 ein detailliertes Bild des Dorfes
Teufelsmoor mit den damals vorhandenen
Gebäuden sowie den Flurstücken und
ihren Besitzern.
Die Ortschaft Teufelsmoor beginnt im W
hinter der Beek, die dort überbrückt wird;
eingezeichnet ist die hohe Beek-Brücke.
Die damals vorhandenen Hofstellen –
der Bauleute – sind mit Großbuchstaben
eingetragen. Sie beginnen hinter der Beek-
Brücke mit dem Hof A und erstrecken sich
entlang des Querdamms. Die Gemarkung
besteht in ihrer Grundstruktur aus unregelmäßigen
Langstreifen, die mit den auf
ihnen liegenden Hofstellen eine Besitzeinheit
bilden. Diese Besitzeinheiten verlaufen
streifenförmig quer zu beiden Seiten des
Damms, sind aber nicht genau rechteckig
und auch nicht von identischer Größe.
Einige der Streifen tragen keinen eigenen
Hof, sondern sind anderen Hofstellen
zugeschlagen. Es finden sich in der Karte
die Buchstaben A – T, d. h. es gab damals
insgesamt 19 Vollbauernstellen. Die Besitzer
der Hofstellen werden in einer Tabelle
am Rande der Karte namentlich erwähnt,
ebenso die Größe ihres Besitzes; ferner
sind die Namen der dem Hof zugeordneten
Häuerlinge und Häuslinge angegeben.
1 )
Auffällig ist, dass sämtliche Bauleute ihre
Hofstelle südlich des Dammes, also zur
Hamme hin haben. Die Wohnstätten der
Häuerlinge und Häuslinge befinden sich
auf der gegenüberliegenden Seite. 2 )
Insofern bildet die Ortschaft zum einen
ein langgestrecktes Reihendorf – die Länge
beträgt immerhin fast 5 km – zum anderen
sind die Häuer- und Häuslingsstellen relativ
unregelmäßig angeordnet. Aber auch
die Bauleutehöfe sind nicht so angelegt,
dass man von einem exakten Schema sprechen
könnte. So liegt der Hof R unmittelbar
am Querdamm, die Höfe A, B, P und S
sind ca. 200 m vom Damm entfernt, die
Höfe F, G, N, O, Q und T etwa 300 m, die
Höfe C, D, E, H, I und K etwa 400 – 500 m,
während der Hof M fast 1 km vom Damm
entfernt liegt.
Die Gemarkung erstreckt sich noch über
die letzte Hofstelle (T) hinaus. Eingezeichnet
ist eine Scheidungs-Linie vom Günne-
Moor, danach folgen noch weitere, i. w.
unbebaute Langstreifen, die den Oberender
Bauern zugeordnet sind, und zwar
(von T aus) P, Q, R, T, S und O.
Es stellt sich hiermit die Frage, wie eine
derartige Siedlung entstanden ist und wie
sie sich entwickelt hat.
Die grundsätzlich gegebene Regelhaftigkeit
der Dorfstruktur kann nur dadurch
erklärt werden, dass es sich um eine Siedlung
handelt, die planmäßig angelegt
RUNDBLICK Frühjahr 2013
worden ist. Die vorliegenden Quellen nennen
übereinstimmend das Jahr 1335 mit
der ersten schriftlichen Überlieferung,
sodass sich auch die Dorfjubiläen daran
orientieren. 3 )
Zum einen schreibt Lenz: „Die Ortschaft
Teufelsmoor wurde bereits 1335…als
„Sowene Klampe“ erwähnt“ 3a ), zum anderen:
„Am 25 Juli 1335 verkaufte der Ritter
Heino von Westerbeck…eine Landfläche
„Im Moor“ und am 3. August 1335 verkaufte
Henricus von Ouvemunde Flächen
an das Kloster in Osterholz, die „Up dem
Beek“ liegen und „Sweenekamp“ genannt
werden.“ 3b )
Bei Menkhoff 4 ) finden wir folgende
Angabe für das Jahr 1335: „Ritter Heino
von Westerbeck verkauft Landflächen im
Moor an das Kloster in Osterholz, vermutlich
im Bereich des Dorfes Teufelsmoor.
Das Kloster will hier – up dem Sweenekampe
– Meier zu Lehen ansiedeln, die die
Existenzgrundlage des Klosters bilden sollen.“
Er geht dabei von 25 – 26 Hofstellen
vor 1350 aus.
Folgt man diesen Angaben, dann wäre
die Siedlung zwischen 1335 und 1350
angelegt worden, und zwar vom Kloster
Osterholz, das hier als Lokator aufgetreten
wäre.
Die zu Grunde liegende Urkunde datiert
vom 25. Juli 1335 und lautet (in Auszügen):
„Nos, Heyno, miles, et Iohannes,
famulus, fratres, dicti de Westerbecke,
…dimisimus et dimittimus hororabili viro
domino Thiderico, preposito, et suo conventui
monasterii in Osterholte, Bremensis
diocesis, unam aream, sitam in Vlice, id est
Moer, quam nunc pro tempore colit Hen-
ricus, dictus Semene, que annuatim solvit
dimidiam urnatam butyri.“ 5 )
„Wir, die Brüder Heyno, Ritter, und
Johannes, Knappe, von Westerbeck 6 ),
…haben übereignet und übereignen dem
ehrenhaften Mann, dem Herrn Propst
Theodor 7 ), und seinem Konvent des Klosters
Osterholz in der Diözese Bremen eine
Fläche (Hofstelle), gelegen in Vlice, das
heißt Moor; diese wird momentan von
Heinrich, genannt Semene, bewirtschaftet
und erbringt (als Abgabe) jährlich ein halbes
Maß (urna) Butter.“ 8 )
Ob damit tatsächlich eine Hofstelle in
Teufelsmoor gemeint ist, wird aus dem
Urkundentext nicht wirklich deutlich. Es
finden sich keinerlei nähere Ortsangaben.
Deutlich wird allerdings, dass es sich um
eine Fläche handelt, die zu der Zeit bereits
bewirtschaftet wurde und abgabenpflichtig
war. Wenn man dabei zugrundelegt,
dass die Höfe zu Anfang in der Regel Freijahre
(oft 12) besaßen, muss dieser Hof
schon etliche Jahre bestanden haben. Dies
scheint mir die Verortung in Teufelsmoor
nicht unbedingt wahrscheinlicher zu
machen.
Die Ablieferung von Butter deutet darauf
hin, dass der Betrieb seinen Schwerpunkt
auf der Rindviehhaltung hatte.
Ausführlich und – wie er selbst ausführt
– erstmalig widmet sich Fliedner 9 ) der
Siedlung Teufelsmoor und führt umfangreiche
Untersuchungsergebnisse an. Er
erkennt die Dorfanlage als Moorhufendorf
10 ), wobei er die Größe der zugeteilten
Hufen mit rund 25 ha angibt und diese
damit die Größe einer Fränkischen Königshufe
erreichen würden. Dabei deutet er die
Verhältnisse so, dass die Streifen von der
Hamme ausgehen, ca. 200 m breit sind
und am Querdamm enden, dem er die
Funktion eines Achterdeichs zuschreibt. 11 )
Später schreibt er jedoch, dass „zunächst
…ein Querdamm…angelegt wurde. Dann
konnten die Kolonisten die Breite der
Hufen abmessen…“ 12 )
Nach Ansicht von Fliedner war es auch
nicht das Kloster selbst, das kolonisierend
auftrat; er nennt als mögliche Kolonisatoren
die Herren von Westerbeck oder die
Herren von Aumund 13 ), er hält es aber
auch für möglich, dass die Siedlungen 14 )
„durchaus genossenschaftlich geplant und
angelegt worden sein“ könnten. 15 )
Karte 16 ):
Die Karte ist natürlich nicht 1350 entstanden,
sondern zeigt, wie Fliedner sich
die Entstehung der Siedlung vorstellt. Ausgehend
vom Siedlungsbild von 1755 versucht
er, die Primäranlage zu rekonstruieren,
indem er auch den Streifen ohne
Hausstelle einen Hof – wenn auch nur vermutet
– zuordnet. So kommt er auf insge-
21
Hofstellen hinter der Beek-Brücke Häuslings- und Häuerlingsstellen im Ortsteil Niederende
samt 28 Stellen, 11 in Niederende und 17
in Oberende. Getrennt werden die beiden
Teile durch die Müssen. Durch die Kartenzeichnung
wird auch deutlich, dass Fliedner
offenbar dazu tendiert, die Leitlinie der
Siedlung und damit ihren Ursprung am
Querdamm zu suchen.
Dies macht auch durchaus Sinn, wenn
man an die wahrscheinlichen Beziehungen
von Teufelsmoor in den Anfangsjahren
denkt. Sowohl die Ritter von Westerbeck
als auch das Kloster Osterholz sind auf der
Geest beheimatet. Die Ortschaft Pennigbüttel
wurde 1216 erstmals urkundlich
erwähnt 17 ) und taucht in den Folgezeiten
in Urkunden des Klosters Osterholz häufig
auf. So ist es nicht abwegig anzunehmen,
dass der Vorstoß ins Moor über Pennigbüttel
erfolgt sein könnte. Allerdings führt
der Heudamm, die Verbindung zur Geest,
nicht direkt auf Pennigbüttel zu, sondern
endet im Bereich von Myhle.
Diese Landverbindung, die dann in den
Querdamm übergeht, führt als Erstes an
der Wulfsburg vorbei, die auch in der Fliedner-Karte
verzeichnet ist. Diese Einzelhofsiedlung
war später nicht Teil der Ortschaft
Teufelsmoor, könnte aber seinerzeit der
herausgehobene Sitz des Lokators gewesen
sein. Zur Errichtung eines tragfähigen
Baugrundes soll extra eine große Menge
Sand vom Wolfsberg in Pennigbüttel dorthin
transportiert worden sein. 18 )
Andererseits finden sich Zeugnisse von
Hofstellen in Hammenähe. 3a ) Fliedner verweist
dabei auf Killmann, der „unmittelbar
an der Hamme einige mittelalterliche Wurten
festgestellt“ habe, aber „nur sehr
wenige Hofplätze“. 19 )
Auch Schulz hat eine Reihe von archäologischen
Untersuchungen durchgeführt
und ist dabei auf eine Vielzahl von mittelalterlichen
Keramikscherben gestoßen, die
für ihn ein eindeutiges Zeichen darstellen,
dass der Ursprung der Siedlung nahe bei
der Hamme zu suchen sei, zumindest im
Ortsteil Niederende. 18 )
Dann müsste die Hamme Leitlinie für die
Ansiedlung und Verkehrsweg gewesen
sein. Dies erscheint fraglich. Denn einerseits
sind die Gebiete in Hammenähe
regelmäßig überflutet worden; erst der
Bau der Ritterhuder Schleuse 1874 ermöglichte
eine Regulierung der Wasserstände.
Auch bot das Hammeufer keinen
tragfähigen Baugrund, andererseits war
durch den Verlauf der Hamme keine
direkte Anbindung zu den Grundherren in
Osterholz bzw. Sand- oder Westerbeck hin
gegeben. Und Kolonisations- und Handelsbeziehungen
in das St.-Jürgens-Land
bzw. Hollerland gehen aus den Urkunden
nicht hervor.
Zwar erstreckt sich auch die zweite von
Fliedner als Moorhufendorf bezeichnete
Siedlung Waakhausen/Viehland parallel
zur Hamme. 20 ) In der Karte, die Fliedner
dazu im Anhang (Abb. 19a) für die Zeit vor
1350 präsentiert, liegen die Hofstellen
jedoch auch bis zu einem Kilometer vom
Fluss entfernt entlang eines Weges.
Die erste Erwähnung von Waakhausen
findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr
1355, als die Brüder Henning und Gevehard
von Westerbeck „dem Kloster Osterholz
alle ihre Güter in Waakhausen“ verkaufen.
21 ) Henning und Gevehard sind
Neffen des o. g. Heino, zwei der Söhne seines
Bruders Johannes. Heinos Söhne
Johannes, Christian, Berthold und Heino
werden ebenfalls in der Urkunde genannt.
Damit ist auch die zeitliche Zuordnung
eindeutig dem Jahre 1355 zuzuschreiben
und nicht – wie aus einigen Urkunden zu
entnehmen ist – dem Jahre 1255. 22 ), 23 )
Für die Zeit vom späten 13. bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts sieht Fliedner einige
regionale Entwicklungen, die einen Impuls
für die Gründung der beiden Moorsiedlungen
geliefert haben können: Eine allgemeine
Bevölkerungszunahme führte zu
Landknappheit und damit der Suche nach
noch erschließbaren Flächen. Dadurch
ergab sich eine günstige landwirtschaftli-
che Konjunkturlage. Ein Teil des Bevölkerungswachstums
wurde durch den Zuzug
nach Bremen kompensiert, wo vor der Pest
1349/50 zwischen 10.000 und 20.000 Einwohner
lebten. Daraus folgte eine erhöhte
Nachfrage nach Lebensmitteln und Brennmaterial.
20 ) So mag – auch durch den
Erfolg der Holler Kolonisation – das Wagnis
eingegangen worden sein, im Moor Siedlungen
zu gründen, wenn auch unter
geänderten Bedingungen, da Privatinitiative
und bäuerliche Genossenschaften an
Bedeutung gewonnen hatten. Fliedner
geht also davon aus, dass die Stadt Bremen
damals einen derartig großen Markt
dargestellt und so weit ins Umland ausgestrahlt
hat, dass trotz schwieriger Transportverhältnisse
über Land oder die unregulierte,
wild mäandrierende Hamme, die
erst ein gutes Stück von Bremen entfernt
weserabwärts mündet, eine Siedlungsgründung
wirtschaftlichen Erfolg versprach.
Wilhelm Berger
Anmerkungen
1 ) In der Karte heißt es hierzu in der Legende
u. a.:
1. Die Wohn-Gebäude derer Bau-Leute
sind dunkelroth und die Neben-
Gebäude hellroth angeleget
2. Häuerlinge sind hier diejenigen, deren
Wohnungen der Baustelle eigenthümlich
zustehen, diese sind gleichfals hellroth
angeleget
3. Der Häußlinge Häuser sind bläulich
2 ) Auf der Karte sind 2 Tabellen zu finden; die
erste enthält sämtliche Namen der Stellenbesitzer.
Als Auszug hieraus werden
hier nur die Namen der Bauleute angegeben.
Angabe der Bauleute
A Marten Welbrok sen.
B Daniel Welbrok
C Johann Welbrok jun.
D Gevert Welbrok
E Marten Tietjen
F Carsten Schriever
22 RUNDBLICK Frühjahr 2013
G Renken Schriever
H Marten Welbrok jun.
I Marten Tietjen jun.
K Hinrich Wendelken
L Johann Welbrok sen.
M Johann Tietjen sen.
N Marten Vinken jun.
O Hinrich Schmonsees
P Marten Vinken sen.
Q Marten Schmonsees
R Johann Tietjen jun.
S Gevert Lütjen
T Johann Semken
3a ) Groß begangen wurde die 650-Jahr-Feier
im Jahre 1985, zu der auch eine Festschrift
herausgegeben wurde. Auch das 675jährige
Dorfjubiläum wurde 2010 ausgiebig
gefeiert; s. hierzu: a) Franz-Christian
Lenz, Unser Dorf Teufelsmoor wird bald
675 Jahre alt!; in: Heimat-Rundblick Nr.
89 (2/2009), S. 16. Der Name ist hier
allerdings falsch übermittelt; auch wenn
die Deutung plausibel klingt, heißt es in
den Urkunden Sweneklampe bzw.
Sveneclampe. Die erste urkundliche
Erwähnung dieses Namens erfolgt erst
1365.
3b ) ders., Dorfjubiläum 2010; ebd. Nr. 92 (1/
2010), S. 15. Zu Sweenekamp s. Anm. o.
RUNDBLICK Frühjahr 2013
4 ) Reelf Menkhoff, Chronik von Osterholz-
Scharmbeck, Band I; Osterholz-Scharmbeck
2004, S. 22; ferner wie Anm. o.
5 ) Hans-Heinrich Jarck, Urkundenbuch des
Klosters Osterholz; Hildesheim 1982, Nr.
107 (S. 93); Johann Hinrich Pratje, Altes
und Neues IX, Nr. 8 (S. 173)
6 ) Rittergeschlecht von Westerbeck taucht in
Urkunden von 1182 – 1357 auf
7 ) Propst des Klosters von 1331 – 1352
8 ) Für Übersetzung und Erläuterung danke
ich Herrn P. Wichmann, Osterholz-
Scharmbeck
9 ) Dietrich Fliedner, Die Kulturlandschaft der
Hamme-Wümme-Niederung; Göttingen
1970; (Göttinger Geographische Abhandlungen,
Heft 55)
10 ) ebd., S. 67/68
11 ) ebd., S. 69
12 ) ebd., S. 74
13 ) ebd., S. 75
14 ) als (einzige) weitere im Untersuchungsgebiet
gelegene Moorhufensiedlung, die
etwa gleichzeitig – ggf. einige Jahre später
– entstanden ist, wird Waakhausen von
Fliedner mit Teufelsmoor verglichen
15 ) Fliedner, a. a. O., S. 76
16 ) ebd., Abb. 16a
17 ) Menkhoff, a. a. O., S. 19
Lach- und Torfgeschichten
Wie kummt so een Sandhopen mitten in us Weid bien „Breden Woter“?
Datt iss jo een putzige Froog, nich wohr!
Ober de Reeg no will ick se nu vortellen un
upklorn. Wie hebbt dütt Johr in’n Januar
un Februar jo uck woller so een hatte,
düstere un smuddelige Wintertiet mett
veel Regen achter us broch. De Hamm un
de Beek wören bordkant full, de Wischen
un Weiden güngen in’n Woter ünner. Alln’s
Wör blank un een grode Woterwüste. In de
fröhen Johr’n iss datt meist jeden Winter
posseert.
Von 1950 bitt in de 70iger Johr’n harrn
wie een Stück Weideland von 16 Morgen
an de Hamm bien „Breden Woter“
topacht. Dor moken wie Hau, un dorno
grosen wie dor us Jungbeester. Ass lüttje
Bengel bünn ick dor all jümmer gern mett
Opa un Vadder henföhrt un hebb jemm
bie de Arbeit hulpen. Ick wett datt noch
eenmol in’n Förjohr löpen wie dör de erste
Weid, un dor in de Mitt weer so een platten
Bulten ut Sand. Opa wies mie düssen
Bulten, de weer man bloot’s son por Meter
groot, un frog mie: „Watt meenst du wol,
wie kummt de Bulten hierher, datt gifft
doch gor keen Sand an’n ,Breden Woter‘?“
Ick muss lang nodenken un segg: „Hebbt
jie den and mett een Ackerwoggen hierher
föhrt?“ Ober worum mitten in’ne Weid?
Opa grien un smuster: „Dor kummst du
nich up mien Jung, ober ick will die datt
vortellen. Fröhere Johr’n in’n Winter, wenn
all de Weiden ünner Woter weern, hebbt
wie mett us Torfscheep Sand von de Geest
un von Weyerbarg holt. De Sand weer
too’n Huusboo’n, up de Wege un de Huussteer’n
ganz wichtig un kostbor.
So weer’n wie Moorbuer’n all mett us
Torfscheep ünnerwegs un holen Sand
wenn ,Land ünner‘ weer. De Torfscheep
woren jümmer düchtig full load, datt
schull jo watt bringen. Nu kööm datt bi
rusigen Wind un Wellenslag foken mol for,
datt Woter öber Bord slög. Datt bruuk nich
18 ) mündl. Mitteilung von Herrn K.-P. Schulz,
Osterholz-Scharmbeck
19 ) Fliedner, a. a. O. S. 70; der genannte Killmann
taucht nicht im Literaturverzeichnis
auf, hat also möglicherweise seine Ergebnisse
nicht veröffentlicht
20 ) Fliedner, a. a. O., S. 70/71
21 ) H.-H. Jarck, a. a. O., S. 135
22 ) Joh. Hinr. Pratje, Die Herzogthümer Bremen
und Verden oder vermischte Abhandlungen
zur Erläuterung der Politischen-
Kirchen- Gelehrten- und Naturgeschichte
wie auch Geographie dieser beiden Herzogthümer.
Sechste Sammlung, Bremen
1762, S. 526 und 414/5
23 ) Jarck (s. Anm. 17) hat auch diese – mit der
o. a. gleichlautende – Urkunde übernommen
(auf S. 52/53). Er geht davon aus,
dass diese das richtige Datum enthält und
führt als Beleg dafür die in der Urkunde
genannte Priorin des Osterholzer Klosters
– Margarethe – an, die tatsächlich ab
1255 Priorin des Klosters war. Die Herren
von Westerbeck weisen aber – wie oben
gesagt – auf das Jahr 1355. Auch zu der
Zeit hieß die Priorin des Klosters Margarethe
(von 1348 – 1357). Die Namen finden
sich bei Menkhoff (s. Anm. 4)
24 ) Fliedner, a. a. O., S. 166ff
veel, un de Kohn sööp af. So mussen wie
Jan von Moor’s us Schipp mett Sand in de
Weid lingen loten bitt datt Woter in Föhrjohr
woller aflopen weer. Denn muss de
Sand in’ne Weid schuppt weer’n, un wie
kunnen denn Kohn in’n Groben na Huus
schippern. Een Sauarbeit! Süst du wol
mien Jung, un dorum finn’st du hier mennigmol
mitten in de Hammwischen eenfach
so een Bulten Sand!
De Weyerbarg iss uck so een Sandbulten,
datt schall domols een grotet Segelschipp
wesen sien.“ Opa keek mie an un
lach luut: „Glööf datt nich, datt weer’n
Döntje!“
An düsse lüttje Begebenheit mit Opa
muss ick vondog denken, ass ick bi us in
Düwelsmoor ober de Hammbrügg föhrt
bin. De Weiden weer woller grön un de lüttjen
Sandbulten liegt dor jümmer noch.
Jan (Johann) Brünjes
„Land unter“ in den Hammewiesen Foto: Jan Bünjes
23
150 Jahre Männergesangverein
Concordia Worpswede (1863 – 2013)
Carl Otto Ferdinand Stolte (1825–1887)
Vor 150 Jahren wurde der Männergesangverein
Concordia Worpswede
gegründet. Gründer des Chores war Carl
Otto Ferdinand Stolte. Er wurde 1825 in
Herford geboren und erwarb den in
Worpswede heute noch existierenden
Kaufmannsladen „ Stolte“. Er war ein rühriger
Mann, wurde zum Gemeindevorsteher
gewählt und sorgte für eine Verbindungsstraße
von Worpswede nach Lilienthal. Er
war bis zu seinem Todesjahr 1887 Vorsitzender
und Dirigent des Chores.
Unter Stolte blühte
das Vereinsleben auf
In diesen Jahren blühte das Vereinsleben
auf. Sein Tod hinterließ eine große
Lücke, die der Chor nur mühsam schließen
konnte. Immer wieder gab es Zeiten ohne
Dirigenten und somit auch keine regelmäßigen
Singabende. Man tat sich
schließlich mit Sängern aus Wörpedahl
zusammen, konnte den einen oder anderen
örtlichen Lehrer als Dirigenten gewinnen,
sodaß wieder Chorproben abgehalten
werden konnten und der Chor zu
neuem Leben erwachte. Große Einschnitte
Hinweis:
Jubiläumsveranstaltung
16. Juni 2013: Konzert aller Worpsweder
Chöre in der Zions-Kirche.
April
Wenn der April wie ein Löwe kommt,
geht er wie ein Lamm.
Der April treibt sein Spiel.
Treibt er´s toll, wird die Tenne voll.
Chor unter Leitung von Organist Riggers (nach
1906) – Hochzeit von Gottlieb Sämann, Kutscher
von Heinrich Vogeler
waren die beiden Weltkriege und die
jeweilige Nachkriegszeit. Großes Aufsehen
erregten unsere Auftritte seit 1983. Unser
Dirigent war nämlich zu dieser Zeit eine
Dirigentin: Frau Professor Dr. Adelheid
Geck. Publikum und Chor waren von ihrer
Vor dem „Kaffee Worpswede“ – Günter Hildebrandt in Aktion
In Planung:
Leserreise 2013 in die Eulenspiegelstadt Mölln
Chor Pfingsten 1985 mit unserer Dirigentin Frau
Dr. Adelheit Geck Foto: Dieter Weiser
fröhlichen Art, den Chor zu leiten und zu
führen, begeistert. 1990 ging diese schöne
Zeit leider zu Ende, da sie in ihre alte Heimat
nach Mecklenburg-Vorpommern
zurückkehrte. Seit vielen Jahren ist Günter
Hildebrandt unser Dirigent und tut sein
Möglichstes, um die inzwischen ganz
überwiegend grau melierten Herren in
Trab zu halten.
Hermann Pelke
Auch in diesem Jahr plant der Heimat-Rundblick eine Leserreise, die in die Eulenspiegelstadt
Mölln führen wird. Weitere Informationen hierzu in der nächsten Ausgabe. Die Redaktion
Bauernregeln April – Mai – Juni
Mai
Warmer und trockener Mai, hört an,
hat manchmal schon sehr gut getan.
Maienfrost die Blüten das Leben kost´.
Juni
Soll gedeihen Korn und Wein,
muss im Juni Wärme sein.
Solange der Kuckuck schreit,
fürchte die Trockenheit.
24 RUNDBLICK Frühjahr 2013
„Theater Alte Molkerei“ in Worpswede
„End of the Rainbow“, Mary C. Bernet „Heinz-Erhardt-Abend – Was bin ich wieder für ein Schelm“, Christian Schliehe
Worpswede. Am 24. September 2010
begann in Worpswede das „Theater Alte
Molkerei“ mit der erfolgreichen Aufführung
„Loriots Dramatische Werke“. Der Schauspieler
und Theatermacher Knut Schakinnis,
der die „Komödie Kassel“ und die Theaterschiffe
in Bremen und Lübeck ideenreich
betreibt, eröffnete im Künstlerdorf mit dem
„Theater Alte Molkerei“ eine vierte Spielstätte,
die sich für Worpswede als eine kulturelle
Bereicherung erweist (siehe Heimat-
Rundblick Nr. 95, 4/2010, Seite 16).
Das „Kunstcentrum Alte Molkerei“, das
in Worpswede als Begegnungsstätte für
Kunst, Kultur, Antiquariat und Gastronomie
bekannt ist, bietet nun seit 2010 freitags
und sonnabends sowohl abwechs-
„Abba Hallo“, Sonja Hebestadt, David Wehle, Erika Best
„Suche impotenten Mann fürs Leben“, Juliette Groß, Olaf Napp
RUNDBLICK Frühjahr 2013
lungsreiches Boulevardtheater als auch
Comedy mit Niveau. In den fast zweieinhalb
Jahren des Worpsweder Theaters mit
seinen 120 Sitzplätzen konnte Knut Schakinnis
trefflich ausgesuchte Unterhaltung
im Künstlerdorf etablieren.
Das „Edith-Piaf-Stück“ mit der hervorragenden
Schauspielerin und Sängerin Mary
C. Bernet war ein ausgesprochener „Renner“.
Die satirische Kult-Komödie „Ekel
Alfred“ erreichte wiederholt ein ausverkauftes
Haus. Die glänzend musikalischdramatischen
Theaterabende „End oft he
Rainbow“ zeigten mit weltberühmten
Songs „die turbulenten letzten Monate im
Leben der Judy Garland“. Die unvergesslichen
Verse, Wortspiele und Lieder mit
dem „Heinz-Erhardt-Abend - was bin ich
wieder für ein Schelm“ boten unterhaltsame
Stunden für die Lachmuskeln des
Publikums. Die Bühne des „Theater Alte
Molkerei“ wurde 2012 durch die glänzenden
Tanz- und Gesangseinlagen in einen
„Revuepalast der schönsten ABBA-Melodien“
verwandelt. Während der Komödie
„Gatte gegrillt“ wurden die Zuschauer
durch schwarzen Humor zu einem makabren
„Abendessen zu Dritt“ geführt. Seit
Februar 2013 läuft im Theater die Inszenierung
„Suche impotenten Mann fürs
Leben“. Die Aufführung betört das Publikum
mit skurrilen und amüsanten Lebenssituationen.
Text und Fotos: Dr. Helmut Stelljes
„Gatte gegrillt“, Ingrid Steeger, Juliette Groß, Jens Ache
„Ekel Alfred“, Tom Keidel, Paul Wallner, Martina Ruggebrecht, Marcus
Rudolph, Berit Möller
25
Willy Meyer-Osburg
Ausstellung im Barkenhoff vom 10. Februar bis 2. Juni 2013
12 Materialdrucke von Willy Meyer-Osburg, um
2001
Worpswede. Die neue Sonderausstellung
im Barkenhoff ist dem Künstler Willy
Meyer-Osburg gewidmet.
Meyer-Osburg wurde 1934 in Bremen
geboren. Nach Abschluss eines zweijährigen
Studiums an der Staatlichen Kunstschule
Bremen zog er 1957 in das Künstlerdorf
Worpswede. Hier wohnte er
zunächst bei Martha Vogeler im Haus im
Schluh, später in unmittelbarer Nachbarschaft
zum Barkenhoff im Haus von Hans
am Ende und im Eichenhof. Dort richtete
er sein erstes Atelier ein, das er sich mit
dem Literaten Rolf Morstein teilte.
„Abstrakte erobern
Worpswede“
Künstlerisches Umfeld von Meyer-
Osburg war die „Junge Gruppe Worpswede“,
zu der die Maler Henry Garde, Helmut
Heinken, Winhard Lumma, Egon-Karl
Nicolaus und Dieter Wallert zählten.
„Abstrakte erobern Worpswede“ titelte
1957 DIE WELT über eine Ausstellung dieser
Künstler in der Worpsweder Kunsthalle
Friedrich Netzel und konstatierte
„Zunächst war es ein Schock.“
Auch die erste Ausstellung der abstrakten
Arbeiten von Meyer-Osburg fand in
der Worpsweder Kunsthalle statt – sie stieß
auf positive Kritik. Von Januar bis Februar
1958 wurden seine Werke gemeinsam mit
Gemälden von Peter Hahn gezeigt, der
ebenfalls an der Kunstschule Bremen studiert
hatte. Bereits im November des gleichen
Jahres folgte eine Gemeinschaftsausstellung
mit dem befreundeten Maler Herbert
Düerkop und dem damals bereits
international bekannten amerikanischen
Bildhauer Duane Hanson, bei der Meyer-
Osburg unter dem Pseudonym Will Arné
auftrat.
Blick in die Ausstellung im Barkenhoff Fotos: Dr. Helmut Stelljes
Der eigentliche künstlerische Durchbruch
und damit eine umfangreiche
nationale und internationale Ausstellungstätigkeit
gelang Meyer-Osburg nach
seiner Übersiedlung nach Köln im Jahr
1960. Initiiert wurde der Umzug durch
den aus Köln stammenden Grafiker Hannes
Jähn – mit ihm und seiner Frau, der
amerikanischen Malerin Eila Hershon, verband
Meyer-Osburg eine lebenslange
Freundschaft. Gemeinsam reisten sie
unter anderem nach New York, wo Meyer-
Osburg Kontakte zu Künstlern wie dem
berühmten Pop Art-Vertreter Robert Indiana
knüpfte.
Für fast vier Jahrzehnte blieb Köln der
Lebensmittelpunkt von Meyer-Osburg;
1998 kehrte er nach Worpswede zurück,
wo er im Jahr 2005 starb.
Werk umfasst
Arbeiten aller Genres
Das umfangreiche Werk von Willy
Meyer-Osburg umfasst Arbeiten aller Genres.
Neben grafischen Blättern wie Zeichnungen,
Radierungen, Lithografien oder
Linolschnitten existieren zahlreiche Collagen
und Materialdrucke; auch die Buchgestaltung,
beispielsweise das Illustrieren von
Gedichten, waren für den Künstler von
großem Interesse. Im Zentrum seines
Schaffens steht jedoch die Malerei, die
unter anderem durch ihre starke Farbigkeit
beeindruckt.
Bei den frühen Gemälden aus den späten
1950er Jahren, von denen nur noch
wenige existieren, wählte Meyer-Osburg
einen eher dunklen Farbgrund, den er mit
feinen Linien und kleinen Farbflächen
überzog und zudem durch die Bearbeitung
mit einem Spachtel strukturierte. Die
Gemälde, aber auch grafische Blätter aus
den 1960er und 1970er Jahren zeigen
dagegen in ihrer intensiven Farbigkeit ein
typisches Charakteristikum des gesamten
weiteren Werkes von Meyer-Osburg.
Menschliche Figur taucht
nur abstrahiert auf
In verschiedenen Bildkompositionen finden
sich dabei Ansätze zum Figurativen,
die menschliche Figur taucht jedoch
zumeist nur abstrahiert auf. Auch (Alltags-)
Gegenstände, die zu Stillleben
arrangiert sind, werden lediglich fragmentarisch
dargestellt; die Flächigkeit steht im
Verhältnis zur Perspektive dabei im Vordergrund.
Insbesondere in seinem Spätwerk
ab den 1990er Jahren verzichtete der
Künstler zugunsten des Eigenwertes der
Farbe und den abstrahierten, häufig collagenhaft
aneinander gefügten Flächen fast
vollständig auf gegenständliche Anklänge.
Lediglich in den Materialdrucken, die
nach 1997 entstanden, nutzte Meyer-
Osburg alltägliche Gegenstände wie
Blechdosen, Pappschachteln, Plastikbecher
oder einfache Holzstücke als Ausgangsform
seiner Bildgestaltung. Durch
ihre Bearbeitung – wie das Walzen durch
die Druckerpresse oder die Demontage –
und das anschließende farbige Drucken
und Collagieren verfremdete er sie jedoch
so stark, dass sie häufig kaum noch erkennbar
sind. Vielmehr stehen wiederum Farbund
Formensprache, vor allem aber auch
die Materialität im Vordergrund.
Beate C. Arnold
Öffnungszeiten und weitere Informationen:
www.worpswede-museen.de
26 RUNDBLICK Frühjahr 2013
Jugendseite Kunst in Kinderschuhen Teil 1
Im Herzen der Künstlerkolonie
Worpswede bildet ein weitläufiges, bewaldetes
Areal den Rahmen für das Hoetger-
Ensemble. Ein Gebäudekomplex wird in
der Zeit von 1924 bis 1927 von Bernhard
Hoetger, dem Maler, Bildhauer und Architekten
(1874-1949) errichtet und besteht
aus dem Restaurationsbetrieb Kaffee
Worpswede, einem Logierhaus für die
Unterkunft von Gästen und Künstlern
(heute Geschäftsstelle der Kulturstiftung
Landkreis Osterholz) sowie der Großen
Kunstschau. Die Kolonie wird 1889
begründet und maßgeblich von Heinrich
Vogeler und seinen Künstlerkollegen Fritz
Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck
und Hans am Ende geprägt. Am
Anfang des 20. Jahrhunderts kommen
Schüler und Schülerinnen hinzu, deren
bekannteste Vertreterin Paula Becker ist,
die 1901 Otto Modersohn heiratet. Auch
Clara Westhoff und Rainer Maria Rilke sind
bekannte Bewohner von Worpswede in
jener Zeit. Die Kunstschau besteht inzwischen
aus zwei Gebäudeteilen, ein zweiter
Teil wurde Anfang der 1970er Jahre
erbaut. Diese architektonische Vielfalt lässt
es zu, alte und neue Kunst in entsprechendem
Ambiente zu zeigen. In dem alten Teil
wird Kunst von Bernhard Hoetger ausgestellt,
in dem neuen Gebäudeteil finden
RUNDBLICK Frühjahr 2013
regelmäßig wechselnde Ausstellungen
statt.
Die Kunstschau Worpswede veranstaltet
in regelmäßigen Abständen Aktionen für
Kinder und Jugendliche. Das Projekt, mit
Jugendlichen und Kindern zu arbeiten,
steckt noch in den Kinderschuhen, soll
aber im Sommer 2013 weiter ausgebaut
werden.
Üblicherweise werden diese Aktionen
passend zu einer aktuellen Ausstellung der
Großen Kunstschau Worpswede gestaltet.
Die Kinder erhalten eine kindgerechte
Führung durch die Ausstellung und sollen
danach selbst kreativ werden und das
Gesehene bildnerisch nach ihren Vorstellungen
darstellen.
Seit 2011 stehen zwei Atelierräume zur
Verfügung, die abseits des Ausstellungsbereichs
und damit ohne Gefährdung von
wertvollen Gemälden oder Skulpturen
genutzt werden können. Hier ist Platz für
bis zu 20 Personen, beispielsweise eine
Kindergruppe mit Betreuerinnen und
Betreuern. Hier finden auch die Geburtstagsfeiern
für Kinder statt, zu denen ein
schön gedeckter Tisch für die mitgebrachten
Speisen und Getränke bereitgestellt
wird.
Folgende Aktionen werden derzeit auf
Nachfrage durchgeführt:
– Führungen speziell für Kinder oder
Jugendliche
– Kinder malen Bilder oder formen Figuren
Die Kinder beim Malen … … angeleitet von Betreuerinnen
Kreativität fördern schon im Kindesalter
– Malaktionen zu einem vorgegebenen
Anlass
Eine Aktion findet zum Beispiel immer
am 18. Oktober von 15.30 – 17.00 Uhr
statt. Da ist nämlich der St. Lukas Tag, an
dem Malaktionen für Kinder stattfinden.
Zur vorbereitenden Organisation bittet
die Kunstschau Worpswede, sich ca. eine
Woche vorher anzumelden. Der Kostenbeitrag
beträgt üblicherweise 5,– € pro
Teilnehmer (bei mindestens zehn Personen).
Eine gute Idee, die sich auch auf
andere übertragen hat, die ebenfalls Aktionen
für Kinder anbieten.
Mareike Haunschild
Mit freundlicher Unterstützung von Andreas
Pirner (Kunstschau Worpswede)
Die Räume bieten Platz für 20 Personen … … und jede Menge Kreativität Fotos: Andreas Pirner (Kunstschau Worpswede)
27
Das Leberblümchen –
die Blume des Jahres 2013
Im letzten Jahr wurde die Heidenelke,
eine Pflanze der bei uns selten gewordenen
Heide- und Sandmagerrasen, von der
Loki-Schmidt-Stiftung zur Blume des Jahres
bestimmt. Für 2013 fiel die Wahl auf
das Leberblümchen, das in Buchen- und
Eichen-Hainbuchen-Wäldern zu finden ist.
Es ist, wie viele Kräuter unserer Laubwälder,
ein Frühblüher, der zwischen Mitte
März und Mitte April seine blauen Blüten
dicht über dem Boden entfaltet. Alle diese
Blumen blühen so früh, da zu dieser Zeit
die Sonne noch den Waldboden erreichen
und damit erwärmen kann, weil Bäume
und Sträucher noch ohne Laub sind oder
gerade erst ihre Knospen öffnen. Jetzt fliegen
auch bereits die ersten Insekten, um
die Blüten des Leberblümchens zu bestäuben.
Diese besitzen sechs bis acht Blütenhüllblätter,
unter denen drei kelchartige
grüne Hochblätter angeordnet sind. Von
Vorteil ist es in dieser frühen Jahreszeit,
dass sich die Blüten bei Kälte oder Regen
schließen und bei Wärme wieder öffnen
können. Die Früchte sind Nüsschen mit je
einem Samen, die wie bei Buschwindröschen,
mit denen Leberblümchen nahe
verwandt sind, zu mehreren zu einem
Fruchtstand vereinigt sind. Diese Nüsschen
Ameisen helfen
bei der Verbreitung
besitzen kleine ölhaltige Anhängsel, die
Ameisen verlocken, die Früchte wegzutragen
und damit zu verbreiten. Bei der
Fruchtreife neigt sich der Blütenstengel
zum Boden, sodass sich häufig Tochter-
Kennzeichnend sind die dreilappigen Blätter
Die Farbenpracht des Leberblümchens
pflanzen in der Nähe der Mutterpflanze
entwickeln können. Daher wachsen Leberblümchen
oft truppweise. Sie kommen
übrigens fast nur in Wäldern vor, die hier
seit Jahrhunderten wachsen, da eine Fernverbreitung
durch Ameisen nicht stattfinden
kann.
Kennzeichnend für diese Pflanzenart
sind neben den auffälligen Blüten die dreilappigen
Blätter, die zu mehreren eine
Rosette bilden. Neue Blätter erscheinen
erst nach der Blütezeit. Sie überwintern
und schützen so die Blütenknospen. Die
Form der Blätter und auch deren rötlich-
braune Unterseite erinnern bei etwas Fantasie
an eine menschliche Leber. Daher hat
das Leberblümchen sowohl seinen deutschen
Namen als auch den lateinischen
Namen Hepatica erhalten. Früher glaubte
man, dass Gott damit anzeigen wollte, dass
diese Pflanze bei Lebererkrankungen helfen
kann. So wurde sie zu einer anerkannten
Heilpflanze, worauf auch ihr zweiter
lateinischer Name nobilis = edel hinweist.
Heute wird diese Wirkung in Frage gestellt.
Kommt in Nordwestdeutschland
nur in den
Landkreisen Rotenburg,
Stade und Cuxhaven vor
Das Leberblümchen bevorzugt frische,
nährstoff- und kalkreiche Mullböden. In
Nordwestdeutschland kommt es nur sehr
zerstreut in den Landkreisen Rotenburg
und Stade sowie im Osten des Kreises Cuxhaven
vor, und zwar in größeren Wäldern.
Es erreicht hier die Westgrenze seiner Verbreitung
und gilt im Tiefland nach der
Roten Liste Niedersachsen/Bremen als
gefährdet. Westlich der Weser fehlt die Art
in Niedersachsen, ebenso in Nordrhein-
Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
Dagegen ist sie im niedersächsischen
Hügelland und in den östlichen und südlichen
Bundesländern nicht selten. Gefährdet
ist sie bei uns vor allem dadurch, dass
sie als Gartenpflanze beliebt ist und daher
ausgegraben wird.
Text: Prof. Dr. Hermann Cordes
Fotos mit frdl. Genehmigung der Loki-
Schmidt-Stiftung
28 RUNDBLICK Frühjahr 2013
Himmelsziege im Sinkflug?
Die Bekassine zwischen Osterstader Marsch und Teufelsmoor
Vom Naturschutzbund Deutschland
wurde die Bekassine zum Vogel des Jahres
2013 ernannt. Diese Schnepfenvogelart
repräsentiert die Lebensräume Moore und
Feuchtwiesen und ist im Bestand bundesund
landesweit bedroht. Wie der Kiebitz,
der Große Brachvogel und die Uferschnepfe
gehört sie zu den Watvögeln. Sie
alle sind Opfer einer systematischen Zerstörung
ihrer Brut- und Nahrungshabitate
durch Entwässerung, intensive Landwirtschaft
und Torfabbau.
Den Beinamen Himmelsziege verdankt
die Bekassine dem „Meckern“ während
des Balzfluges. Dieses typische Geräusch
ist kein Ruf oder Gesang, die Flügel werden
wie ein Instrument genutzt. Vor allem das
balzende Männchen zeigt den charakteristischen
Sturzflug. Dabei winkelt es die Flügel
an, spreizt die Schwanzfedern fächerförmig
ab. Der Luftstrom versetzt die
äußeren Schwanzfedern in Vibration.
Durch rasche, zitternde Flügelbewegungen
erhält der Ton sein Tremolo, das sich
ähnlich wie das Meckern einer Ziege
anhört.
Die Bekassine entspricht in der Größe
einer Singdrossel. Das Gefieder besitzt eine
gute Tarnfärbung mit deutlichen Längsstreifen
auf Kopf und Rumpf. Der gerade
Schnabel, doppelt so lang wie der Kopf, ist
besonders markant. Damit kann sie im
Untergrund gleichzeitig stochern, tasten
und Nahrung aufnehmen. Die Schnabelspitze
ist biegsam, sodass sich der
geschlossene Schnabel leicht in den weichen
Boden bohren lässt. Kleine Beutetiere
kann der Vogel aufnehmen, ohne ihn erst
aus der Erde ziehen zu müssen.
Über neunzig Prozent der Moore und
des Grünlandes in Deutschland sind abgebaut,
entwässert oder werden intensiv
bewirtschaftet. Im Laufe der letzten zwanzig
Jahre hat sich der Bestand der Bekassine
halbiert. In Deutschland wird er heutzutage
auf nur noch etwa 5.500 – 8.500
Brutpaare geschätzt.
Je „nässer“ desto besser
Lange Schnäbel brauchen weiche
Böden und flache Gewässer, in denen nach
Beute gestochert werden kann. Je „nässer“
desto besser. Solche Lebensräume finden
sich heute fast nur noch in geschützten
Bereichen, in Naturschutz- oder Vogelschutzgebieten.
Dabei sind diese Flächen
meist immer noch zu klein, um den
Bestand zu sichern.
Das gilt auch für den Landkreis Osterholz.
Im Süden der Osterstader Marsch ist
in den letzten Jahren kein Brutnachweis
der Bekassine mehr gelungen. Die letzten
Balzflüge wurden im Jahr 2010 am Geest-
RUNDBLICK Frühjahr 2013
Die Bekassine, Charaktervogel des Teufelsmoores
Foto: NABU/W. Rolfes
rand bei Meyenburg und im Garlstedter
Moor beobachtet. In diesem Gebiet sind
einzelne Bekassinen ganzjährig und
größere Trupps gelegentlich anzutreffen.
Bestand als Brutvogel
akut bedroht
Noch in den 80er und 90er Jahren übernachteten
im Herbst große Bekassinen-
Trupps mit mehr als 100 Vögeln in den
Schwaden des Wasserknöterichs an der
großen Neuenkirchener Pütte. Solche
Beobachtungen hat es in den letzten Jahren
nicht mehr gegeben. Auch aus dem
St. Jürgensland und den Truper Blänken
gibt es keine guten Nachrichten. Hier ist
der Bestand der Bekassine als Brutvogel
akut vom Erlöschen bedroht. Es fehlt der
Lebensraum, um Jungtiere großzuziehen.
In der Hammeniederung sah es lange
Zeit besser aus. Die Bekassine wurde dort
bereits in den 1960er Jahren von Franz
Heike als Charaktervogel beschrieben.
Seither hat sie sich unter den Watvögeln
am besten behaupten können und ist mittlerweile
die häufigste Schnepfenvogelart
in diesem Gebiet. Sie besiedelt vorwiegend
die nassesten, sumpfartig ausgeprägten
Bereiche, darunter die wenigen
Grünlandsenken, sehr feuchtes oder nasses
Grünland, Binsenflächen, Schwadensümpfe,
wollgrasgeprägtes Grünland
(Kleinseggenrasen), Röhrichtränder und
lichte, schüttere Erlenbestände innerhalb
des Grünlandes.
Offenbar war die Art um 1986 noch
häufiger. Inzwischen sind intensiver
bewirtschaftete Flächen nicht mehr besiedelt.
Zwischen 1998 und 2006 hat die Art
im Bestand wieder deutlich zugenommen.
Das Gebiet hatte sich gut entwickelt. Ein
großer Teil der Hammeniederung ist im
Rahmen eines Naturschutzgroßprojektes
seitens des Landkreises extensiviert worden.
Das Räumen der Gräben und das Verfüllen
von Senken haben nachgelassen, im
Grünland wurden zahlreiche Blänken wieder
angelegt.
Die Bekassine hat im südlichen Teufelsmoor
großflächig eine hohe Siedlungsdichte.
Der Bestand in den Postwiesen,
den Hofleuteweiden, am Breiten Wasser
und in der Oberen Beekniederung ist landesweit
als einer der bedeutendsten anzusehen.
Durch intensive Zählarbeiten konnten
im Durchschnitt 8,6 Reviere pro 100
Hektar innerhalb einer rund 1160 Hektar
großen Kernfläche identifiziert werden.
Damit erreicht sie in unserem Raum noch
höchste Siedlungsdichten. Die Hamme-
Wümmeniederung ist deutschlandweit ein
Schwerpunktlebensraum der Art.
Seit 2006 zeigen sich jedoch auch in
der Hammeniederung zurückgehende
Bestandszahlen. Schutzmaßnahmen am
Dümmer haben gezeigt, dass Watvögel
zum langfristigen Überleben großflächige
Gebiete benötigen, die bis in den Sommer
hinein überschwemmt sind. Außerhalb des
Projektgebietes besteht in der Hammeniederung
weiteres Potenzial, den Siedlungsraum
dieser stark bestandsgefährdeten
Vogelart zu erweitern.
Erlebnis Bekassine:
Ende Februar/Anfang März treffen die
ersten Bekassinen ein, im April bis Anfang
Mai sind dann die charakteristischen Balzflüge
vor allem in den Dämmerungsphasen
zu beobachten.
Die Biologische Station Osterholz bietet
im Rahmen der „Wege ins Moor 2013“ am
20. April 2013 die Fahrrad-Exkursion „Fliegende
Ziegen in der Hammeniederung?“
an. Tasso Schikore übernimmt die Leitung.
Treffpunkt ist die BioS, Lindenstraße 40 in
Osterholz-Scharmbeck, um 16 Uhr. Fahrrad,
wetterfeste Kleidung und möglichst
ein Fernglas sind mitzubringen.
Siegfried Makedanz und Tasso Schikore
Die Autoren danken Ekkehard Jähme für
Informationen zur Bestandsentwicklung im
Westen des Landkreises.
Weitere Informationen:
www.biologische-station-osterholz.de
29
Standgerichte in Norddeutschland
Mit dem Auf- und Ausbau der Wehrmacht
etablierte sich ab 1934 auch eine
eigene Gerichtsbarkeit der deutschen
Streitkräfte, die sich stetig vergrößerte und
– vor allem mit Kriegsbeginn – an Einfluss
gewann. Neben deutschen Soldaten war
sie für Kriegsgefangene, aber auch für die
Aburteilung von deutschen und ausländischen
Zivilisten zuständig. Stetig arbeiteten
die Juristen der Wehrmacht dabei an
Novellierungen des althergebrachten
Militärstrafrechts und setzten neben der
verstärkten Politisierung der Tatbestände
sowie der Rechtsprechung auch auf eine
Einbeziehung derjenigen Schlüsse, die sie
aus der Tätigkeit von Militärstrafgerichten
während des Ersten Weltkrieges gezogen
hatten. Dazu gehörte die Möglichkeit, dass
Kriegsgerichte auch in der Form eines
sogenannten Standgerichts Prozesse
führen konnten. Die Bedeutung von
Standgerichten lag in erster Linie in der
Gelegenheit, sofort – das heißt an Ort und
Stelle – urteilen zu können, also ohne langwierige
Ermittlungen abzuwarten, und
darin, das Urteil im Anschluss an die Verhandlung
auch umgehend vollstrecken zu
lassen, statt eine Bestätigung durch eine
hohe Kommandoebene oder gar ein Gnadenverfahren
abzuwarten. Diese Schnellgerichte
waren entsprechend von der NS-
Führung als wirkungsvolles Mittel hochgeschätzt,
um in als krisenhaft angesehenen
Situationen für eine nachhaltige Disziplinierung
zu sorgen. Insbesondere ab Herbst
1944 wurden Standgerichte daher zunehmend
in dem Glauben genutzt, die
schwankenden und ständig bedrohten
Fronten zu stabilisieren – vor allem durch
die massive Aussprache von Todesstrafen.
Neben dem strafenden Charakter hatten
sie nun auch vornehmlich abschreckend
zu wirken. Nachdem sich die Kämpfe mehr
und mehr auf deutschen Boden verlagert
hatten, sollten die harten Urteile nicht
Lesenswertes
Peter Kalmbach -
Wehrmachtsjustiz
Geheime Feldpolizei, Wehrmachtsgefängnisse,
Sondereinheiten, Straflager,
Bewährungsbataillone - die Justizorganisation
der Wehrmacht unterhielt ein weitverzweigtes
System, um Verfolgte zu bestrafen
und zu brandmarken. Zehntausende
Todesurteile und Hunderttausende Freiheitsstrafen
sind das Resultat dieses Apparates,
dessen Machtfülle sogar die Kompetenzen
des Justizministeriums mit seinen
politischen Sondergerichten übertraf.
Die Studie beschäftigt sich mit dem Aufstieg
der Wehrmachtjustiz und den fieber-
Drei Männer stehen in einem Garten vor einem
Standgericht. Diese undatierte Aufnahme stammt
aus einem privaten Album und trägt nur den Hinweis
„Kriegsgericht“. Wo sie entstand, ist unklar. Allerdings
ist sie ein seltenes Dokument, denn Fotografieren
war während der Verhandlungen verboten
allein durch Bekanntmachungen verbreitet
werden, sondern nun kam es auch darauf
an, dass die Gerichteten für viele – Soldaten
und Zivilisten – sichtbar gemacht wurden.
An etlichen Orten konnte man nun
Tote sehen, die, wie zur Schau gestellt, eindringlich
an die starre Einhaltung gegebener
Durchhaltebefehle mahnen sollten.
Zivile, Sonder- und
fliegende Standgerichte
wurden eingesetzt
Ab Februar 1945 vervielfältigte sich
dann diese maßlose Justiz: Neben die bis
dahin bestehende Möglichkeit, dass Regiments-
oder Divisionskommandeure solche
Tribunale einsetzen konnten, kamen in
den folgenden Wochen -zig weitere ähnliche
Einrichtungen hinzu. Nicht nur SSund
Polizei-, sondern auch „zivile“ Standgerichte
wurden eingesetzt; hinzu kamen
Sonder- und „fliegende“ Standgerichte,
die praktisch für sich, losgelöst von militärischen
Verbänden, durch die Gegend
zogen und Todesurteile aussprachen. So
gab es beispielsweise ein von Großadmiral
Dönitz eingesetztes „fliegendes Standgericht
für die Wehrmacht“, das im gesamten
norddeutschen Raum tätig war. Auch
Kommandanten von strategisch wichtigen
Straßen, von Ortschaften, selbst von
Brücken hatten nun Richter bei sich, um
Fahnenflüchtige – häufig waren es nur Versprengte
– , „Wehrkraftzersetzer“ und
andere zu richten. Die Toten lagen
erschossen neben den Wegen oder hingen
an Bäumen und Laternen. Meistens hatten
sie ein Schild um den Hals, das ihr angebliches
Vergehen anprangerte und jeden
Vorbeikommenden einschüchtern sollte.
So geschah es auch im April 1945 in Tarmstedt,
wo – je nach Wahrnehmung einzelner
Zeitzeugen – ein, zwei oder gleich
mehrere Landser im Ort und/oder an der
Einfallstraße hingen. Selbiges geschah in
Osterholz-Scharmbeck, in Seedorf, in
Nordholz und in -zig anderen deutschen
Dörfern, Städten und Landstrichen
Deutschlands. Diese „Urteile“ wurden nur
in seltenen Fällen noch schriftlich dokumentiert,
häufig wurden den Toten die
Erkennensmarken abgenommen, sodass
Angehörige bis jetzt im Unklaren über
deren Schicksal belassen wurden. Überhaupt
gibt es kaum Anhaltspunkte, in welchem
Umfang und an welchen einzelnen
Orten derartige Gerichte Exekutionen
anordneten.
Tausende von Menschen haben das Wirken
dieser Kriegs- und Standgerichte erleben
müssen. Wer darüber berichten kann
und mag, kann durch jeden Hinweis zur
Aufklärung beitragen und wird gebeten,
sich zu wenden an Peter Kalmbach, Fliederweg
9, 26919 Brake, E-Mail peter.kalmbach@gmx.de,
Tel. 04401/7079731 oder
0421/244442040. Vertraulichkeit ist dabei
selbstverständlich.
Peter Kalmbach
haft betriebenen Mobilmachungsplänen
der „furchtbaren Juristen“ bis zum blutigen
Finale, in dem die vorherigen Schreibtischtäter
sich zum Teil persönlich als Richter
und Henker gleichzeitig betätigten.
Erschienen im Metropol Verlag , Berlin
ISBN: 978-3-86331-053-0
Der Autor:
Peter Lutz Kalmbach, Dr. jur, geboren
1976 in Stade, 1996 Abitur, kaufmännische
Ausbildung, 2000-2005 Studium der
Rechts- und Wirtschaftswissenschaften,
2007-2009 Rechtsrefendariat, 2009 Promotion,
seit 2008 Lehrbeauftragter an der
Universität Bremen, seit 2010 als Rechtsanwalt
tätig.
Tim Wöbbeking
30 RUNDBLICK Frühjahr 2013
Lesenswertes
Stalag XB Sandbostel
Die nunmehr 4. Auflage des Buches
Stalag XB Sandbostel, erschienen im Temmen-Verlag
in Bremen, ist nun mit einem
ergänzenden Anhang von Andreas Ehresmann
und Klaus Volland im Buchhandel
erhältlich.
Das Buch schildert das Schicksal von
mehr als einer Million internierter Menschen
aus 45 Ländern, größtenteils aus der
Sowjetunion. Das Lager Sandbostel, ca. 15
Minuten Autofahrt von Gnarrenburg entfernt,
erschreckt noch heute durch die Vielzahl
der präsenten Baracken. Unerwartet
tauchen die Baracken unweit der Landstraße
auf und lassen nur erahnen, welches
Grauen sich hier zur Nazizeit abgespielt hat.
Dass hier im April 1945 auch ein Gefangenenlager
für 10.000 KZ-Insassen war,
von denen Tausende den Tod fanden und
unter menschenunwürdigen Bedingungen
lebten, ist vielen Menschen ein noch immer
unbekanntes Geheimnis düsterster Vergangenheit
und zeigt, dass es auch in unserer
Sehenswertes
Liebeserklärung an die Heimat
Auf ganz beeindruckende Weise stellt
Heimat-Rundblick-Redakteur Wilko Jäger
auf einer Foto-DVD die Gemeinde Schwanewede
vor. In professionellen Fotos zeigt
er dabei die einzelnen Ortschaften mit
historischen Bauernhöfen, Herrenhäusern
und den oft noch dörflich geprägten Ortskernen
sowie die Vielfältigkeit der Landschaft
mit Buchenwäldern, einsamen
Bächen, weiten Wiesen sowie Deichen und
Stränden vor.
Die unmittelbare Nähe zur Weser verleiht
dieser Region einen maritimen Touch, der
mit der weiten Landschaft und den noch
großen, unverbauten Flächen einen ganz
besonderen Charme versprüht.
Hörenswertes
Hohehorst auf DVD
In dem von August Hoinka herausgegebenen
Film von 68 Minuten Dauer wird
dem Betrachter vieles aus der wechselvollen
Geschichte des einst so prächtigen
Gutes Hohehorst nähergebracht. Dabei
berichtet Hans-Werner Liebig vieles über
die Beweggründe der Familie Lahusen,
warum sie ein für damalige Verhältnisse so
modernes Gutshaus und Unternehmen
mit Ländereien, Fischzucht und Schweinezucht
errichtet haben.
Hans-Werner Liebig geht auch auf die
einstige Pracht des Anwesens und die Folgezeit
ein und zeigt dabei seltene Fotos
aus vergangenen Tagen. Auch wird über
den heutigen Zustand und den Zerfall der
RUNDBLICK Frühjahr 2013
Region Menschen vernichtende Lager gab.
Die Autoren Werner Borgsen und Klaus
Volland haben in diesem Buch alles zusammengetragen,
was Befragungen zahlreicher
Zeitzeugen und die Sichtung von Originaldokumenten
nach sorgfältiger Recherche
ans Tageslicht befördert haben.
Dabei schildern die Autoren die Vorkommnisse
im Lager zwischen 1939 und
1945 und zeigen erstmalig in diesem Buch
veröffentlichte Fotos, Texte und Doku-
Wilko Jäger geht auch auf die Menschen
ein, die versuchen, diese Landschaft mit
ihren alten Ortskernen zu erhalten und auf
die damit verbundenen Schwierigkeiten.
Die Vermaisung der Kulturlandschaft, der
Bau von Biokraftanlagen und die Entste-
Parkanlagen, notwendige Investitionen
am Herrenhaus und verlorengegangene
Schätze aus Park und Herrenhaus berichtet.
Mit seltenen Innenaufnahmen werden
die Pracht von damals und der üppige
Luxus für kurze Zeit wieder lebendig. Doch
Hans-Werner Liebig erzählt auch von dem
mente. Auf 308 Seiten liest man von
der Entwicklung des Lagers, von der
Ernährung der Insassen, vom Arbeitseinsatz
der Kriegsgefangenen, von unterschiedlicher
Behandlung der Nationalitäten, von
missglückten Fluchten, Bestrafungen und
von der Überlebensstrategie der Gefangenen.
Erschreckende Fotos zeigen verhungerte
Menschen und Leichenkommandos
auf dem Weg zu den Massengräbern.
In einem weiteren Kapitel behandelt das
Buch die Befreiung des Lagers durch britische
Truppen und den Zwangsdienst der
Bewohner der umliegenden Dörfer, welche
zur Pflege der ehemaligen Insassen und zum
Ausheben von Massengräbern herangezogen
wurden. Auf welche Weise sich die ehemaligen
Lagerinsassen an der Bevölkerung
der umliegenden Ortschaften rächten, wird
in diesem Buch ebenfalls geschildert.
Das Buch Stalag XB Sandbostel ist im
Temmen-Verlag erschienen mit 308 Seiten
und 137 Abbildungen im Format 17 x
24 cm mit Hardcover-Einband und im
Buchhandel zum Preis von 19,90 Euro
erhältlich (ISBN 978-3-926958-65-5).
Tim Wöbbeking
hung von Windkraftanlagen verändern
auch hier zunehmends das Gesicht der
Landschaft. Die DVD „Heimat zwischen
Geest und Strom“ zeigt ausführlich und
informativ die Gemeinde Schwanewede
mit all ihren Attrraktionen, beschreibt deren
Entwicklung und geht auch auf Geschichtliches
ein. Der Betrachter dieser DVD wird
mit Sicherheit noch viele neue Gesichter
dieser Region entdecken.
Heimatforscher Wilko Jäger und die Sprecher
Marie Rubach und Peter Otto haben
hier ein sorgfältig abgestimmtes Werk
erstellt, welches als sehr sehenswert eingestuft
werden kann.
Erhältlich ist diese DVD in der Buchhandlung
„Lesezeichen in Schwanewede“.
Tim Wöbbeking
einstigen Schloss, welches nach nur knapp
60-jährigem Bestehen dem neuen Herrenhaus
weichen musste. In einem spannenden
Rundgang werden die einst zum Gut
gehörenden Höfe, Stallungen und Gutshäuser
vorgestellt und über die Nutzung
von damals bis in die Gegenwart berichtet.
Der gelungenen DVD liegt eine Kurzhistorie
über Höhen und Tiefen des Guts Hohehorst
bei.
Dem Engagement von Hans-Werner Liebig
ist es zu verdanken, dass heute so viel
Wissenswertes über Hohehorst erhalten
geblieben ist.
In Kürze wird noch ein zweiter Teil des
Films zu erwarten sein.
Die DVD ist zum Preis von 12 Euro bei
Hans-Werner Liebig (Tel. 0421-622273)
und bei August Hoinka (Tel. 0421-601853)
erhältlich. Tim Wöbbeking
31
„Wo die dunklen Tannen ragen …“
„Auf die Berge will ich steigen, „Lebet wohl, ihr glatten Säle !
wo die dunklen Tannen ragen, Glatte Herren ! Glatte Frauen !
Bäche rauschen, Vögel singen, Auf die Berge will ich steigen,
und die stolzen Wolken jagen.“ lachend auf euch niederschauen.“ (Heinrich Heine (1797–1856),
aus „Die Harzreise“ 1824)
Der Heimatverein Lilienthal lud zu einer
Ton-Dia-Schau mit Heimat-Rundblick-
Redakteur Wilko Jäger in den Schroetersaal
von Murkens Hof ein. Und der Lehrer im
(Un-)Ruhestand, Autor, Fotograf und Heimatforscher
aus Meyenburg versprach
den Zuhörern und Zuschauern eine Harzreise
durch Geschichte und Gegenwart.
Es wurde eine gelungene Veranstaltung
mit vielen stimmungsvollen Bildern und
ebensolchen Texten. 300 großformatige
Dias des Fotografen Jäger, eingeteilt in vier
Abschnitte, untermalt mit Texten des
Autors Jäger, mit Anleihen bei Goethe,
Heine und anderen deutschen Romantikern,
gesprochen von professionellen
Sprechern, vermittelten Wissens- und
Sehenswertes. Und es gab auch reichlich
Balsam für Auge und Seele. Es kamen Erinnerungen
auf an Klassenfahrten in der
Jugendzeit mit romantischen Erlebnissen
und belebten den Wunsch, doch wieder
eine Harzreise zu unternehmen.
Der Vortrag begann mit einem Einblick
in die reiche Geschichte und in die
eindrucksvolle Geologie des Harzes,
beschrieb den Wasserreichtum und die
Bergwälder des Harzes, bestehend aus hellen,
lichtdurchfluteten Laub- und dunklen,
gespenstischen Nadelwäldern.
Der Harz ist ein Hochgebirge mitten im
Flachland der Norddeutschen Tiefebene
und zeigt in seiner geologischen Zusammensetzung
eine Vielfalt, wie kein anderes
Gebirge in Mitteleuropa. Hier finden
wir die „klassische geologische Quadratmeile“.
Senkrecht gestellte Gesteins-
Teufelsmauer bei Blankenburg
schichten durchstoßen die Erdoberfläche
und ermöglichen spannende Einblicke in
die Erdgeschichte. Der Harz wurde im Verlaufe
der Erdgeschichte in seiner Entstehung
„mehrfach angehoben, abgetragen,
gesenkt und überflutet.“
Der Harz zeichnet sich durch eine Vielfalt
landschaftlicher Formen aus. Es gibt weite
Buchenwälder und düstere Fichtenwälder,
schroffe Felsklippen, rauschende Wasserfälle,
tief eingeschnittene Flusstäler, sanfte
Hochebenen mit weiten Wiesenflächen,
einsame Hochmoore mit blühendem Wollgras
und schwankendem Boden, über 70
Teiche aus alter Bergbauzeit, 17 Talsperren
und Stauseen der heutigen Wasserwirtschaft,
zahlreiche Aussichtspunkte mit Fernblicken
von unbeschreiblicher Schönheit
und 7 „kleinste Städte“ mit dem Privileg
„Bergstadt“: Altenau, Clausthal, Grund,
Lautenthal, St. Andreasberg, Wildemann,
Zellerfeld.
Im 10. Jahrhundert
Mittelpunkt des Reiches
Durch die exponierte Lage des Harzes,
durch Wasser-, Holz-, Wildreichtum, durch
Bodenschätze und Bergbau blickt die Harzregion
auf eine lange Geschichte zurück.
Viele germanische Stammesverbände
haben hier Spuren hinterlassen. Thüringer,
Sachsen, Franken besiedelten das Harzgebirge
und im Mittelalter, im 10. Jahrhundert,
war der Harz gar Mittelpunkt des
Deutschen Reiches. Dem sächsischen Herzog
Heinrich I. (876-936) wurde hier 919
beim Vogelfang im Harz von den deutschen
Fürsten die Königswürde angetragen.
(Ballade: „Heinrich der Vogler“) Sein
Sohn, der spätere Otto der I. oder Otto der
Große (912-973) wurde hier geboren.
Heinrich der II. (973-1024), ein Urenkel
von Heinrich dem I., wurde 1014 vom
Papst zum römisch-deutschen Kaiser
gekrönt. Die Ottonen, dann die Salier, später
verschiedene Grafengeschlechter und
Fürstenhäuser, wie die Welfen und Anhalter,
gründeten ihre Macht auf die Erzbergwerke
im Harz, wie beispielsweise den
Rammelsberg bei Goslar (seit 968).
Hier entstand das „Gesetzbuch“
des Mittelalters
Im Harz entstand auch das „Gesetzbuch“
des Mittelalters. Von 1220-1230
verfasste der Edelmann Eike von Repgow
den „Sachsenspiegel“ auf der Burg Falkenstein
über dem Selketal im Ostharz.
Die Harzregion ist reich an Sagen und
Geschichten, an Mythen und Poesie und
der Harz ist in der deutschen Kulturgeschichte
fest verankert. Der Harz und der
Brocken, der höchste Gipfel des Harzes,
hinterließen Spuren bei Goethe, Schiller
und Heine, aber auch bei Eichendorff,
Fichte, Gleim, Hoffmann, Klopstock, Koch,
Leibniz, Löns, Novalis (Hardenberg), Telemann,
Riemenschneider. Goethes literarische
und wissenschaftliche Bereisungen
des Harzes 1777, 1783, 1784 lieferten
Anregungen, die von ihm in seinem „Doktor
Faust“ verarbeitet wurden und der
Brocken ging mit der Walpurgisfeier und
als Blocksberg in die Literatur ein.
Zur Kulturgeschichte des Harzes
gehören jedoch auch die der bedeutenden
Pfalz- und Klosterbauten. Dazu zählen die
Pfalz Goslar und Werla am Rand des Harzes
und die Klöster Walkenried (1129), auch
bekannt geworden durch die Zerstörung
1525 während des Bauernkrieges (Thomas
Münzer), Wendhausen (9. Jh.), Drubeck
(10. Jh.), Ilsenburg (11. Jh.), Himmelpforten
(1253), bekannt durch einen Besuch
Martin Luthers im August 1517 und durch
Plünderung im Bauernkrieg 1525. .
Durch den Vortrag zog sich wie ein kleiner
roter Faden die Heine´sche „Harzreise“,
unterlegt mit stimmungsvollen und
zum Teil außergewöhnlichen Fotografien
von Wilko Jäger, die die eindrucksvolle
Natur des Harzes und die anheimelnde
Gemütlichkeit in den Harzstädten treffend
wiedergaben.
32 RUNDBLICK Frühjahr 2013
Schloss und Stiftskirche in Quedlinburg
Das waren nach Heine „die bunten
Fäden, die so hübsch hineingesponnen
sind, um sich im Ganzen harmonisch zu
verschlingen“.
Heinrich Heines literarischer Reisebericht
„Die Harzreise“ beschreibt „mit brillianter
Erzählkunst“ die Wanderung des Dichters
als junger Student durch den Harz im Jahre
1824. Diese Reise ging von Göttingen aus
gen Norden und führte über Nörten und
Hardenberg nach Osterode, Clausthal und
Zellerfeld, Goslar und zum nahen Rammelsberg.
Dann zum und über den Brocken
mit Aufstieg und Übernachtung, ging weiter
nach Osten nach Ilsenburg, Wernigerode,
Elbingerode und über Rübeland, Treseburg
nach Harzgerode. Von dort aus
wandte er sich nach Süden und kam über
Roßla und Kelbra, mit einem Abstecher
zum Kyffhäuser zur berühmten Rotheburg
und Burg Kyffhausen, nach Sangerhausen.
Heine fing 1824 mit „liebevollen Worten“,
„voller Witz und Ironie“, aufgelockert
durch einige Gedichte den „Zauber des
Harzes“ ein. Beispiel sind die Schilderungen
der Natur in den Flusstälern des Harzes,
in dem der „lieben, süßen Ilse“, der
Selke, dieser „schönen, liebenswürdigen
Dame“, der „herrlichen Bode“. In „Die
Harzreise“ wird schon der kommende
literarische Stil von Heinrich Heine erkennbar,
bestehend aus „romantischen Sehnsüchten
und Enttäuschungen, Illusionen
und Ironien“. Er arbeitete später als „kritischer,
politisch engagierter Journalist,
Essayist, Satiriker“. „Er brachte Lyrik in die
Alltagssprache und ließ der deutschen
Literatur eine nie zuvor gekannte Leichtigkeit
zuteil werden.“ Heine wurde einer der
größten deutschen Dichter und Journalisten
des 19.Jahrhunderts und zählt zu den
letzten Dichtern der deutschen Romantik.
Wilko Jäger fasste zusammen: Seit dem
Mittelalter waren im Harz Bergbau und
Köhlerei, der Holzabbau und die Wasserwirtschaft
die wirtschaftliche Grundlage.
RUNDBLICK Frühjahr 2013
Stabkirche in Hahnenklee
Schloss und Stiftskirche in Quedlinburg
Heute Tourismus wichtiger
Wirtschaftszweig
Im 18. Jahrhundert kamen die Forstwirtschaft
und kleine Industriebetriebe
hinzu und im 19.Jahrhundert mit dem
wohlhabenden Bürgertum das Bäder- und
Wanderwesen, man fuhr in den Harz zur
„Sommerfrische“. Heute ist der Tourismus
ein wichtiger Wirtschaftszweig im Harz.
Wilko Jäger wusste in Wort und Bild über
weitere Sehenswürdigkeiten im Harz zu
berichten. Über die 1897 erbaute kleinste
Holzkirche Deutschlands im kleinen Harzort
Elend, über die 1637 bis 1642 erstellte
größte Holzkirche Mitteleuropas in Clausthal-Zellerfeld
und über die 1908 fertiggestellte
nordische Stabkirche in Goslar-Hahnenklee.
Er berichtete über die in den letzten
Jahren auch weltweit beachteten
Sehenswürdigkeiten des Harzes, die als
Weltkulturerbe mit dem Titel „UNESCO-
Welterbe“ ausgezeichnet wurden. Dazu
avancierten 1992 der Rammelsberg und
die Altstadt Goslar, 1994 die Stadt Quedlinburg,
als eines der größten Flächendenkmale,
und 2010 das Kloster Walkenried
und die Oberharzer Wasserwirtschaft,
das „Harzer Wasserregal“.
Zur Wasserwirtschaft und zum Tourismus
im Harz gehören heute nicht nur das „Harzer
Wasserregal“ mit den sich durch den
Harz ziehenden Wasserkanälen und Teichen
aus historischer Bergbauzeit (Oderteich),
sondern auch die neuzeitlichen Talsperren
und Stauseen, die vor allem in den 1930er
Jahren und nach dem Kriege in den 50er
und 60er Jahren errichtet wurden. Dazu
gehören die Sösetalsperre (1928-1931),
Odertalsperre (1931-1933), Eckertalsperre
(1938-1942), Okertalsperre (1952-1956),
Innerste-Talsperre (1963-1966), Granetalsperre
(1966-1969). Eingebettet in die
umliegende Landschaft geben diese
großen Wasserflächen stimmungsvolle und
malerische Bilder. Auch das bewiesen die
Fotos von Wilko Jäger an diesem Abend.
Text: Johannes Rehder-Plümpe
Bilder: Wilko Jäger
33
Ein Lesumer als Delegierter beim „Tag der
Deutschen Einheit 2012“ in München
Man hätte es wie einen Lottogewinn
empfinden können, als Mitte Juli 2012 die
Einladung zur Teilnahme an den offiziellen
Feierlichkeiten zum „Tag der Deutschen
Einheit“ aus dem Bremer Rathaus eintraf.
Zuerst ist man unsicher, ob das auch seine
Richtigkeit hat und man fragt sich, was der
Anlass sein könnte für diese ehrenvolle Einladung.
Bei einer Vorbesprechung im Bremer
Rathaus am 6. September wurde von der
Protokollchefin der Senatskanzlei das
umfangreiche Programm in München
erläutert und auf den hochoffiziellen Charakter
der Veranstaltungen hingewiesen. In
einer Teilnehmerliste war kurz vermerkt,
durch welche Aktivitäten jeder Einzelne
aufgefallen war, die dann zu den Einladungen
führten.
„Schreiberei“ gab
den Ausschlag
Meine Schreiberei, Vorträge und die
Anregung, in Lesum ein Gräfin-Emma-
Denkmal zu schaffen, gaben wohl den
Ausschlag.
Am Dienstag, dem 2. Oktober, fuhren
wir frühmorgens vom Bremer Hauptbahnhof
Richtung Süddeutschland, 11 Bremer
und 4 Bremerhavener. Nach einer sechsstündigen
Fahrt im ICE trafen wir gegen
Mittag in München ein. Auf dem dortigen
Hauptbahnhof erwartete uns eine hübsche
ortskundige Gästeführerin, die in einem
Dirndlkleid freundlich lächelnd mit einer
kleinen Bremenfahne wedelte. Ein Bus
brachte uns zum Hilton-Hotel am Tucherpark.
Den überreichten Einladungsschreiben
nach waren die Delegationen zuerst vom
bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer
ab 16.00 Uhr zu einer Brotzeit im
Hofgarten eingeladen. Die Tischreihe war
Empfang beim Bundespräsidenten
über 100 m lang, bestückt mit Brot aus
allen Bundesländern, sowie verschiedene
Käse- und Wurstauflagen auf großen Holzplatten
aus der süddeutschen Region. Bier
und Wein wurde je nach Wunsch ausgeschenkt
und Horst Seehofer und einige seiner
Minister waren mittendrin.
Die Stimmung war fröhlich, das Wetter
konnte nicht besser sein und die Münchener
Politiker beim Gespräch locker, volksnah
und zum Anfassen.
Staatsminister Thomas Kreuzer, Leiter
der bayerischen Staatskanzlei, hatte zu
einem Empfang in die BMW-Welt eingeladen.
Aus bayerischer Sicht war das ein
wichtiger Programmpunkt, denn hier
konnte man die neuesten und auch die
teuersten Automobile bewundem und sich
über die Geschichte der Bayerischen
Motoren Werke informieren.
Ein kurzer Gang zum nahen Olympiaturm
war notwendig, um in zwei großen
Personenaufzügen auf den etwa 190 m
hohen Aussichtsrundgang zu gelangen.
Die Gesamthöhe des Olympiaturms beträgt
290 m. Mit einem unbeschreiblichen
Blick von oben auf das Lichtermeer dieser
rund 1,4 Mio. Einwohner zählenden Stadt,
endete gegen 22.00 Uhr der erste Tag in
der bayrischen Hauptstadt.
Der 3. Oktober, der eigentliche Anlass
unserer Reise, stand ganz im Zeichen der
Feier der deutschen Einheit. 2.500 Polizeibeamte
sorgten für die Sicherheit der Festteilnehmer.
Auf Einladung des Erzbischofs Reinhard
Kardinal Marx und des Landesbischofs der
Evangelisch-Lutherischen Kirche, Heinrich
Bedford-Strohm, war ab 10.00 Uhr ein
ökumenischer Gottesdienst in der St.
Michaels-Kirche anberaumt. Zuvor aber
mussten die Eingeladenen durch Kontrollen
und von Polizei gesicherte Straßen
gehen. Um 9.00 Uhr mussten die Plätze
eingenommen sein.
Die Jesuiten-Kirche St. Michael, die im
HB-Bildatlas als die größte Renaissance-Kirche
nördlich der Alpen beschrieben wird,
wurde in den Jahren 1583 -1597 erbaut.
Für geschichtsinteressierte Bremer ist es
bemerkenswert, wenn auswärts Hinweise
auf unsere alte Hansestadt zu finden sind,
so auch in diesem Gotteshaus. Noch weit
vor Beginn der Hansezeit wurden im Jahre
965 die Gebeine der beiden Arztheiligen
Cosmas und Damian als Reliquien von
Rom nach Bremen gebracht. Hier war man
sich im Laufe der Zeit der Bedeutung der
Reliquien nicht voll bewusst, denn sie verschwanden
im Bremer Dom hinter einer
Mauer. Um 1400, durch einen Zufall entdeckt,
wurde im Auftrag des Bürgermeisters
Johann Hemling - der auch den Bremer
Roland mitfinanziert hat - ein silbervergoldeter
Reliquienschrein angefertigt,
der das kostbarste Stück des Domschatzes
war. Das Domkapitel allerdings war auf
Geld bedacht und verkaufte den Reliquienschrein
1648 an Kurfürst Maximilian
von Bayern, der ihn 1649 in die Münchener
St. Michaels-Kirche überführen ließ.
Dort ist er noch heute zu sehen. Auf einer
kleinen Messingplatte ist die Herkunft aus
Bremen kurz beschrieben.
Text von Rudolf Alexander
Schröder, Melodie von
Christian Lahusen
Nun aber zum Gottesdienst, der mit
einer Bläserintrade und dem gemeinsam
gesungenen Lied „Nun danket alle Gott
...“ begann. Es folgten ein liturgischer
Gruß, Psalmenworte, Lesung und das Lied
„Wir glauben Gott im höchsten Thron ...“,
Text: Rudolf Alexander Schröder, Melodie:
Christian Lahusen. Beide Namen sind mit
Bremen eng verbunden. Nach der Predigt,
natürlich dem Tag angepasst, sangen Chor
Unser Redaktionsmitglied Rudolf Matzner (r), Kurt Beck (Mitte) und der Bremer
Muritala Awolola
34 RUNDBLICK Frühjahr 2013
und Kirchenbesucher „Großer Gott, wir
loben Dich ...“.
Auf dem anschließenden Weg zum
Nationaltheater standen zahlreiche
Zuschauer hinter der Absperrung, grüßten,
fotografierten und zeigten sich in
fröhlicher Stimmung. Abermals über einen
roten Teppich gehend, betrat man einen
Prachtbau, der in den Jahren 1811-1818
errichtet und im letzten Weltkrieg zerstört
worden ist. 1963 im alten Glanz wieder
eröffnet, zählt das Haus mit seinen 2100
Plätzen und fünf Rängen zu den größten
Opernhäusern Europas.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer
war in seiner lockeren Art bemüht, bei
der Begrüßung auch niemand von den
vielen prominenten Gästen zu vergessen.
Das Bayerische Staatsorchester und im
Hintergrund der Chor des Opernhauses,
sorgten für die musikalische Begleitung.
Bundestagspräsident Norbert Lammert
erinnerte in seiner Festansprache, wie sehr
wir Deutschen dankbar sein können, dass
die deutsche Wiedervereinigung unblutig
herbeigeführt worden ist. Genauso wichtig
sei es nun, ein vereintes Europa anzustreben.
Es waren wohl- und gutgesetzte
Termine der
Heimatvereine
Findorff-Heimatverein Grasberg
Findorff-Hof Grasberg, Am Schiffgraben 7
Kontakt: Hilde Bibelhausen
Tel.: 04208 / 12 44
Sonntag, 28. April 2013
15.00 Uhr, Kaffeenachmittag, Findorff-
Hof Grasberg
Donnerstag, 9. Mai 2013
10.0 Uhr, Plattdeutscher Himmelfahrts-
Gottesdienst, Findorff-Hof Grasberg
Sonntag, 26. Mai 2013
15.00 Uhr, Kaffeenachmittag mit den
Plattsnackers, Findorff-Hof Grasberg
Sonntag, 30. Juni 2013
15.00 Uhr, Kaffeenachmittag, Findorff-
Hof Grasberg
Heimatverein Lilienthal e.V.
Klosterstraße 16 b, 28865 Lilienthal, Tel.:
04298 / 60 11
Mittwoch, 10. April 2013
20.00 Uhr, „Im nassen Dreieck – Zwischen
Hamburg und Bremen 1866 –
1959“, Filmabend, Heimatmuseum, Klosterstraße
16 B, Info-Telefon 04298 / 54 72 (K.-H.
Sammy)
RUNDBLICK Frühjahr 2013
Worte, die Beifall verdienten. Ein großer
Kinderchor sang ein altes deutsches Volkslied
und erntete viel Applaus. Abschließend
wurden die bayerische Staatshymne
und danach das Deutschlandlied
gesungen. Ich kann nicht verhehlen, dass
das bei vielen Anwesenden unter die Haut
ging und der Festakt als eine würdige Veranstaltung
empfunden wurde. Man war
emotional berührt.
Und dann begann der Empfang der
Gäste und der Bürgerdelegationen beim
Bundespräsidenten. Die schlossähnlichen
großen Räume boten einen exzellenten
Rahmen für viele Begegnungen, Händeschütteln
und zwanglose Gespräche. Der
Bundespräsident Joachim Gauck hielt eine
kurze Rede.
Oft und viel wurde fotografiert und als
ein jüngerer Mann abermals den Bundespräsidenten
aufnehmen wollte, sagte dieser:
„Na, denn kommen Sie her, dann lassen
wir uns beide fotografieren, denn die
Oma zu Hause möchte doch wissen, ob Sie
auch wirklich den Bundespräsidenten
gesehen haben und nun sind wir beide
zusammen auf einem Bild.“ - Freudiges
Gelächter von allen Seiten.
Sonntag, 21. April 2013
Gedenkveranstaltung aus Anlass des
200. Jahrestages des großen Lilienthaler
Brandes 1813.
Mittwoch, 24. April 2013
14.00 Uhr, Besichtigung der Kaffeerösterei
„de Koffiemann“, Am Wolfsberg 24
(Gewerbegebiet Moorhausen), mit Kaffeeverkostung,
anschl. gemeinsame Kaffeetafel,
Anmeldung bis 19. April erforderlich, Info-Telefon
04298 / 83 80 (H. Kühn)
Sonnabend, 25. Mai 2013
13.30 Uhr, Besuch der „Museumsanlage
Moorkate“ des Heimatvereins Ströhe-
Spreddig e.V. mit Kaffee und Kuchen, Hinund
Rückfahrt in PKW-Fahrgemeinschaften,
Anmeldung bis 21. Mai erforderlich, Info-Telefon
04298 / 54 72 (K.-H. Sammy)
Sonnabend, 22. Juni 2013
13.30 Uhr, Radtour nach Rautendorf,
Führung durch Teile der Ortschaft, Informationen
zur Geschichte, Kaffee und Kuchen, Anmeldung
bis 18. Juni erforderlich, Info-Telefon
04298 / 91 52 11 (H. Kohlmann)
Heimat- und Bürgerverein Ritterhude e.V.
Hannelore und Gerhard Monsees
Tel.: 04292 / 27 15
Sonnabend, 27. April 2013
9.00 Uhr, Tagesfahrt nach Neuenkirchen
Vörden
Bleibende Eindrücke
hinterlassen
Das waren einmalige Erlebnisse, die
gewiss bei allen Teilnehmern bleibende
Eindrücke hinterlassen haben.
Den offiziellen Abschluss der Feier zum
„Tag der Deutschen Einheit“ bildete eine
aufwendig gestaltete Laserschau in der Ludwigstraße.
Eine Erinnerung an die Teilung
und Wiedervereinigung Deutschlands.
Am Donnerstag, dem 4. Oktober, standen
wir mittags wieder auf dem Münchener
Hauptbahnhof und wir verabschiedeten
uns von unserem wimpelschwingenden
Münchener Kindl, das seine Aufgabe
gut gemacht hat. Mit unseren weißblauen
Rucksäcken auf dem Rücken verabschiedeten
wir uns von unserer bayerischen
Begleiterin.
Ebenso herzlichen Dank an Frau
Lührßen und Frau Ludewigs von der Protokollabteilung
der Bremer Senatskanzlei,
die uns freundlich betreut haben.
Tschüß, Grüß Gott und herzlichen Dank,
liebes München.
Text und Fotos: Rudolf Matzner
Sonnabend, 18. Mai 2013
13.00 Uhr, Fahrradtour
Sonntag, 26. Mai 2013
4-Tagesfahrt nach Usedom
Sonnabend, 15. Juni 2013
9.00 Uhr, Spargelfahrt zum Spargelhof
Thielmann mit Führung
Worphüser Heimotfrünn e.V.
Hofanlage Lilienhof, Worphauser Landstr. 26 a,
Kontakt: Hinrich Tietjen, Tel. 04792 / 76 79
Mittwoch, 1. Mai 2013
ab 11.00 Uhr, Backtag, Beginn der Saison
auf dem Lilienhof
Sonntag, 23. Juni 2013
10.00 Uhr, Fahrradtour ab Lilienhof
Sonntag, 30. Juni 2013
15.00 Uhr, Offenes Singen, Gem. Chor
Moorende
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