Landesturnfest 2006 - Badischer Sportbund Nord ev

BADISCHER SPORTBUND
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Kooperation Schule-Verein heißt das Programm,
das in ganz Baden-Württemberg die
Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen
fördert. Über 1.200 Kooperationen finden
allein im Bereich des Badischen Sportbundes
Nord statt. Allerdings ist die Anzahl der Kooperationen,
die auch einen Zuschuss erhalten,
auf Grund der Mittelkürzungen deutlich zurückgegangen.
Trotzdem ist das Interesse bei
Schulen und Vereinen nach wie vor groß. Viele
Kooperationen laufen daher auch ohne Zuschuss
– zum Wohle der Kinder und Jugendlichen,
die von den zusätzlichen Angeboten
zum Sportunterricht nur profitieren können. In
loser Folge stellen wir in Sport in Baden einige
dieser Kooperationen vor, und zwar solche,
die sich aus der Menge aus verschiedensten
Gründen besonders hervor heben – heute die
Zusammenarbeit zwischen den Unterwasserfreunden
Sinsheim und der Theodor-Heuss-
Schule Sinsheim.
Wenn die Schüler nicht aufrecht in den
Bänken vor aufgeschlagenen Büchern sitzen,
sondern in der Schule einfach abtauchen,
dann hat das einen besonderen Grund.
Mit Schnorchel, Flossen und Sauerstoffgerät
fühlt sich der Unterricht etwas anders
an und der Druck kommt nicht vom Lehrplan,
sondern vom Wasser.
Im Rahmen der Ganztagesschule führt
die Theodor-Heuss-Schule in Sinsheim ein
Kooperationsprojekt mit den Unterwasserfreunden
Sinsheim durch. Das ist eines von
vielen sozial- und freizeitpädagogischen
Angeboten mit dem Sinn, ein örtliches
Netzwerk aufzubauen. Soziales Lernen und
eigenverantwortliches Handeln sollen gefördert
werden. Dabei haben die 15 Schüler
die Möglichkeit, den Tauchschein zu erwerben.
Hier wird also nicht lesen und schreiben
geübt, sondern die ABC-Ausbildung
SPORT in Baden
Auf Tauchstation gehen Schüler der Theodor-Heuss-Schule
in einer Kooperation mit den Sinsheimer Unterwasserfreunden.
einfach unter Wasser absolviert. Im Lehrschwimmbad
gehen die 12- bis 14-Jährigen
also auf Tauchstation, aber auch im städtischen
Hallenbad haben sie bereits geübt.
Schulleiter Uwe Wurz freut sich über das
pädagogische Konzept, das mit diesem Kurs
umgesetzt werden kann. Die Theorie ist fächerverbindend,
es geht um Physik und
Chemie genauso wie um Schlüsselqualifikationen
wie Theamfähigkeit und Vertrauen.
Wurz: „Damit die Kinder wirklich lernen,
was es heißt, im sozialen Miteinander aufeinander
angewiesen zu sein.“
Die Kooperation Schule und Verein ist
für die Taucherfreunde eine Premiere. Auch
für Lehrerin Kerstin Greiner ist alles neu,
was den Schülern im Tauchunterricht beigebracht
wird, und sie lernt einfach mit.
Rektor Wurz war von der Idee begeistert.
Der zweite Vorsitzende der Unterwasserfreunde,
Johannes Mex, hatte bereits im
letzten Mai mit der Schule Kontakt aufgenommen.
Seine Frau Ulrike Mex, ebenfalls
ausgebildete Taucherin, ist auch dabei und
übt mit den Kindern. Jugendleiter Werner
Notheis erklärt, dass für den Verein, der
selbst 25 Jugendliche betreut, das Üben mit
jungen Leuten nicht neu ist. Denn er führt
auch die eigene Jugend an das Tauchen
heran. Der Verein stellt zudem die technische
Ausrüstung gratis zur Verfügung. Masken,
Flossen, Schnorchel und auch Lehrbücher
hat die Schule angeschafft. Die
Schüler haben freien Eintritt ins Schwimmbad,
und die Füllung der Sauerstoffflaschen
bei der Feuerwehr geht auf Kosten der Kommune.
Richtig viel Vorarbeit hat dieser Kurs für
den Verein bedeutet. Bis zu acht Vereinsmitglieder
wurden nämlich dazu ausgebildet,
mit den Kindern ins Wasser zu gehen.
Werner Notheis: „Das war ein Wahnsinnseinsatz
und ein echter Kraftakt.“ Die Schüler
sollen durch diese Kooperation die Gelegenheit
erhalten, einen Sport zu lernen,
der ihnen auf privater Basis vielleicht nicht
unbedingt möglich wäre. Vor den Pfingstferien
stand schließlich die Premiere im
Freibad auf dem Programm, mit Neoprenanzug
und allem, was später dann im Bag-
Kooperation Schule-Verein
Unterricht
mit Schnorchel,
Flossen, Sauerstoff
gersee dazu gehört – schließlich soll alles so
real wie möglich sein.
Die Tauchersprache beherrschen die
Jungs und Mädchen bereits gut: kalte Luft,
nach oben tauchen oder „irgendetwas
stimmt nicht“: sie wissen mit den Handschuhen
und den richtigen Fingerzeichen
zu kommunizieren. Und wie finden sie eigentlich
den Tauchkurs? Das Signal ist eindeutig:
Zeigefinger und Daumen bilden ein
Rund, was heißt: Alles okay.
Wenn im Juni dann die theoretische
Prüfung für den Grundtauchschein bestanden
ist, warten als Dreingabe noch zwei
Tauchgänge unter realen Bedingungen im
Baggersee, wo andere Verhältnisse als im
Schwimmbad herrschen. Darauf sind alle
gespannt. Für die Tauchlehrer der Unterwasserfreunde
bedeutet das dann vollen
Einsatz, denn im Baggersee muss jeder Schüler
von einem Tauchlehrer und einem weiteren
Taucher begleitet werden. Bis alle
Schüler ihr Erfolgserlebnis hatten, werden
sie also noch einige Zeit im Wasserverbringen
müssen.
Und bereits heute steht fest, dass die Zusammenarbeit
im nächsten Schuljahr weitergeführt
wird. Das Projekt kam in der Schule
so gut an, dass sich die Unterwasserfreunde
gerne zu einer Fortsetzung überreden
ließen.
Christiane Barth
Rhein-Neckar-Zeitung Sinsheim
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KARLSRUHE // JUNI 2006 // JAHRGANG 60 // NR. 6