Politikfähigkeit und Partnerschaft - Badischer Sportbund Nord ev
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BADISCHER SPORTBUND<br />
8<br />
Freiwilliges Soziales Jahr macht’s möglich:<br />
Mehr Handball<br />
in Kindergarten <strong>und</strong> Schule<br />
Es ist schon ein kurioser Anblick, der sich<br />
dem Betrachter da bietet: ein Zwei-Meter-<br />
Hüne umringt von etwa 30 begeisterten Kindern.<br />
Die etwas komisch anmutende Szene<br />
spielt sich in der Aufwärmhalle der Karlsruher<br />
Europahalle ab. Der Hüne ist Christopher<br />
Boss, die Kids sind die Schüler der<br />
dritten <strong>und</strong> vierten Klasse der Weinbrenner-<br />
Schule <strong>und</strong> haben gerade ihren wöchentlichen<br />
Sportunterricht. Mit Bewegungs<strong>und</strong><br />
Ballspielen hält der Schlacks aus Neureut<br />
die Kinder auf Trab <strong>und</strong> hat dabei, wie<br />
die Kids auch, sichtlich seinen Spaß.<br />
Doch was ist nun das Besondere an dieser<br />
eigentlich alltäglichen Konstellation im<br />
Schulsport? Ganz einfach: Christopher Boss<br />
leistet gerade, ähnlich wie viele Altersgenossen,<br />
seinen Zivildienst ab – jedoch in etwas<br />
anderer Form, als das sonst in Deutschland<br />
üblich ist. Denn er absolviert beim Badischen<br />
Handballverband (BHV) als erster <strong>und</strong><br />
deshalb quasi als Prototyp ein „Freiwilliges<br />
Soziales Jahr“, kurz FSJ genannt. Dabei betreut<br />
der Abiturient, der später vielleicht<br />
Sportmanagement studieren will, sich jedoch<br />
daneben durchaus auch eine freiwillige<br />
Tätigkeit als FSJ-Betreuer beim BHV vorstellen<br />
könnte, insgesamt zwölf Kooperationsmaßnahmen<br />
zwischen dem BHV <strong>und</strong><br />
verschiedenen Schulen <strong>und</strong> Kindergärten<br />
in Karlsruhe <strong>und</strong> Umgebung. Dazu gehört<br />
auch die Leitung des Auswahltrainings des<br />
Handballkreises Karlsruhe, weshalb Christopher<br />
gerade auch den Lehrgang für den<br />
C-Trainerschein absolviert.<br />
Auch die Handball-Pyramide ist im Einsatz.<br />
SPORT in Baden<br />
Christopher Boss mit seiner Ausrüstung auf dem Weg zur Arbeit.<br />
Bälle an den Mann – Ballspiele kommen bei den Kids sehr gut an.<br />
Bälle, Bälle, Bälle …<br />
„In den Schulen wird im Prinzip ganz<br />
normaler Sportunterricht gemacht, bei dem<br />
jedoch die einzelnen Übungen mehr auf<br />
den Handballsport bezogen sind. Bei den<br />
Kindergärten ist das ein bisschen anders.<br />
Da soll den Kids anhand verschiedener<br />
Spielformen der Spaß beim Umgang <strong>und</strong><br />
Spielen mit Bällen jeglicher Art näher gebracht<br />
werden. Auch die koordinative Entwicklung<br />
der Kinder steht hier im Mittelpunkt“,<br />
erklärt der 19-Jährige. Zwar konzipiert<br />
er den Großteil der Unterrichtsst<strong>und</strong>en<br />
zusammen mit BHV-Breitensportreferentin<br />
Ulla Richter, die auch gleichzeitig seine<br />
Mentorin ist, dennoch arbeitet er auch eigene<br />
Ideen aus <strong>und</strong> bringt diese bei der Unterrichtsplanung<br />
mit ein.<br />
Die Ausbildung zum C-Trainer ist für den<br />
FSJ-ler, der selbst noch über keine Trainererfahrung<br />
verfügt, von großer Wichtigkeit,<br />
da die Schulkinder aus verschiedenen Altersstufen<br />
kommen <strong>und</strong> darüber hinaus<br />
auch unterschiedliche Schultypen besuchen.<br />
Neben Gr<strong>und</strong>schülern arbeitet der<br />
„Zivi“ auch mit Fünft- <strong>und</strong> Sechstklässlern,<br />
die z.T. eine Hauptschule, eine Ganztagsschule<br />
oder auch ein sogenanntes G8-Gymnasium<br />
besuchen, auf dem die Schüler<br />
nach acht <strong>und</strong> nicht wie bisher üblich erst<br />
nach neun Jahren das Abitur machen. Neben<br />
dem praktischen Teil seiner FSJ-Tätigkeit<br />
führt der aktive Handballer des Landesligisten<br />
HSG Linkenheim-Hochstetten-Liedolsheim<br />
genau Buch über seine Tätigkeit<br />
<strong>und</strong> dokumentiert jede Übungseinheit <strong>und</strong><br />
Unterrichtsst<strong>und</strong>e. Denn später soll <strong>ev</strong>en-<br />
tuell ein Buch über die Möglichkeiten <strong>und</strong><br />
die Tätigkeit als FSJ-ler bei verschiedenen<br />
Sportverbänden oder -vereinen erscheinen.<br />
Ein absoluter Glücksgriff<br />
„Wir haben bisher nur positive Rückmeldungen<br />
über die Arbeit von Christopher<br />
erhalten. Er ist für uns ein absoluter Glücksgriff“,<br />
erklärt BHV-Geschäftsführer Uwe<br />
Ziegenhagen <strong>und</strong> lobt den FSJ-ler in den<br />
höchsten Tönen: „Es ist auf jeden Fall so,<br />
dass sich Christopher hervorragend mit der<br />
Materie auseinandersetzt <strong>und</strong> voll engagiert<br />
bei der Sache ist.“ Derzeit werden zwischen<br />
dem BHV, dem Badischen Sportb<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
dem Land Baden-Württemberg intensive<br />
Gespräche geführt, da der BHV durchaus<br />
vorhat, dauerhaft einen FSJ-ler zu beschäftigen.<br />
„Wir wollen gerade wegen der Umstellung<br />
innerhalb der Gymnasien auf die<br />
G8-Form ganz gezielt in die Schulen rein,<br />
um uns als Verband <strong>und</strong> den Handballsport<br />
an sich noch besser darzustellen. Doch um<br />
dabei erfolgreich zu sein, muss man unter<br />
profihaften Bedingungen arbeiten. Und<br />
ein FSJ-ler ist in dieser Sache nun mal ein<br />
echter Profi“, erklärt Ziegenhagen, der im<br />
Verband einer der Hauptbefürworter der FSJ-<br />
Tätigkeit war, weiter <strong>und</strong> verdeutlicht dabei<br />
nochmals den Wert dieser FSJ-Stelle.<br />
Als Fazit muss man festhalten, dass der<br />
BHV mit dem 2,03 Meter großen Christopher<br />
Boss auf jeden Fall die Idealbesetzung<br />
seines Prototyps gef<strong>und</strong>en hat. Denn er<br />
kommt nicht nur bei den Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
hervorragend an, sondern hat<br />
auch bei den Lehrern <strong>und</strong> Kindergarten-<br />
Gruppenleitern einen großartigen Eindruck<br />
hinterlassen – <strong>und</strong> das nicht nur wegen seiner<br />
Körpergröße. Christof Bindschädel<br />
KARLSRUHE // DEZEMBER 2004 // JAHRGANG 58 // NR. 12