3. Erfahrungsbericht Yannic Behovits - Wordpress Wordpress

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Vorher (1979-2011) Während der Sandinistischen Revolution wurden zum ersten Mal in der Geschichte Nicaraguas die Arbeiter und Bauern, der ärmste und doch größte Teil der Bevölkerung ins Zentrum des Bewusstseins gerückt. Eine beispiellose Alphabetisierungskampagne, während der über 60.000 junge Nicaraguaner, von denen manche gerade erst die Schule verlassen hatten, auf dem Land unterrichteten, sollte einer der größten Erfolge der Revolution sein: Innerhalb von zwei Jahren schafften sie es, die Analphabetenquote von 65% auf 12% zu senken. 1984 gewann die FSLN die ersten demokratischen Wahlen seit mehr als fünf Jahrzehnten. Die kulturellen und sozialen Errungenschaften der Sandinisten sind nicht zu bestreiten. FSLN-Gründer und Nationalheld Carlos Fonseca Amador. Angeblich sehe ich ihm ähnlich, was mir schon so manchen Spitznamen eingebracht hat. Liegt wahrscheinlich auch nur an der Brille, aber...ein bisschen geschmeichelt fühlt man sich dann doch :-) Doch all dies währte nicht lange. Denn bereits mit dem Sieg der FSLN begann der Contra-Krieg (die Gegenrevolution): Unter der Führung ehemaliger Offiziere der Nationalgarde Somozas formierten sich Rebellengruppen, unter anderem auch enttäuschte Ex-Sandinisten, um als Contras einen Guerillakrieg gegen die sandinistische Regierung zu führen. Die für den wirtschaftlichen und sozialen Aufbau unverzichtbare Infrastruktur war eines der Hauptziele. Den USA, denen das marxistische Modell der FSLN missfiel, kommt dabei eine besondere Rolle zu: Unter Präsident Reagan wurde die Contra- Armee, von der Zivilbevölkerung aufgrund ihrer Brutalität gefürchtet, finanziell und materiell massiv unterstützt. Dazu kam ein US-Wirtschaftsembargo, das der ohnehin schon kriegsgebeutelten Wirtschaft noch mehr zusetzte. Erst 2006 sollte sie wieder auf dem Stand von vor der Revolution sein. Und wie immer war es die zivile Bevölkerung, die am meisten unter dem fast ein Jahrzehnt dauernden Bürgerkrieg gelitten hat.15.000 Tote und 30.000 Verletzte als abschließende
Bilanz. Die marodierenden Truppen beider Seiten (jedoch hauptsächlich der Contras) vernichteten oder stahlen Ernten, vergingen sich an den Frauen und Kindern und trieben die Landbevölkerung in die Städte. Gerade die indigene Bevölkerung (also die wenigen verbliebenen Ureinwohner Nicaraguas) hatten zu leiden. Die Miskitos der Karibikküste wurden von der Regierung umgesiedelt, um ihr Land für die Truppenversorgung zu Nutzen. Im Urlaub in Pearl Lagoon, an englischsprachigen Atlantikküste treffen wir auf „Mr. Orlando“, Touristenführer und Miskito, um die 50. Er zeigt mir eine Narbe an seinem Bein. Schusswunde aus dem Krieg, sagt er, und dass er für die Contras in der Nordatlantikküste gekämpft hat, wie so viele andere Miskitos. Viele Junge Nicaraguaner kämpften in diesem Krieg, eingezogen von der sandinistischen Armee, starben oder wurden zu Invaliden. Noch heute ist einer der größten Vorwürfe des Volkes an Daniel Ortega und die FSLN, die Jugend des Landes in einem aussichtslosen Krieg „verheizt“ zu haben. Bei Friedensschluss 1988 lag die Wirtschaft in Trümmern und die Menschen waren ausgelaugt und desillusioniert. So gab es bei den Wahlen 1990 für die meisten nur zwei Optionen: Für die FSLN unter einem sich betont kämpferisch gebenden Ortega und damit womöglich eine Erneuerung des Krieges. Oder eben gegen sie. Das Volk entschied sich und Violetta Chamorro an der Spitze der Oppositionellen Union Nicaraguas wurde zur liberalen Präsidentin Nicaraguas. Die USA durften aufatmen, das Embargo wurde aufgehoben, die Contras entwaffnet und die Vorgaben des Internationalen Währungsfonds sollten Einzug halten. Doch zuvor nutzte die FSLN die Zeit zwischen Wahl und Regierungswechsel um das zu vollbringen, was heute als Piñata bekannt ist, typisch für den ironischen Humor der Nicas. Der Kandidat-auf-Lebenszeit: Daniel Ortega ist seit 1985 bei jeder Präsidentschaftswahl für die FSLN angetreten Bei einer Piñata wird, meist auf Geburtstagen und Festen, eine puppen- oder tierförmige Gestalt (die Piñata) aus geleimten Papier mit zwei Seilen an die Decke gehängt. Während zwei Menschen sie durch Ziehen an den Seilen hin- und herbewegen, versucht ein anderer mit verbundenen Augen, die Gestalt mit einem Knüppel zu treffen und zu zerschlagen. Schafft er das, so fallen die Süßigkeiten, mit denen sie gefüllt ist, zu Boden.
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