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Michael Liska Ein Vergleich der rumänischen und bulgarischen Juden

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blieben erschöpft liegen o<strong>der</strong> ertranken. Diejenigen <strong>Juden</strong>, die in Kolonnen schon<br />

weit über den Dnjestr gelangt waren, wurden von Angehörigen <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>satzgruppe D<br />

erschossen. Laut einem Bericht <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>satzgruppe D wurden 27.500 <strong>Juden</strong> am Betreten<br />

des deutschen Gebietes gehin<strong>der</strong>t, 1265 wurden erschossen. 147<br />

Die Rumänen hatten aber noch viel weitergehende Pläne für die <strong>Juden</strong>. Im August<br />

1941 wurde allen wehrfähigen <strong>Juden</strong> befohlen, sich zum Arbeitsdienst zu melden.<br />

In Berlin erfuhr man durch Agentenberichte, daß auf Anordnung von Marschall<br />

Antonescu etwa 60.000 <strong>Juden</strong> zum Straßenbau von Altrumänien nach Bessarabien<br />

gebracht werden sollten. Für die deutschen Behörden war dies ein Alarmzeichen. Die<br />

SS <strong>Ein</strong>satzgruppe D war ohnehin schon überlastet mit <strong>der</strong> Aufgabe, in <strong>der</strong> Weite <strong>der</strong><br />

Ukraine alle <strong>Juden</strong> aufzuspüren. 60.000 zusätzliche <strong>Juden</strong>, die über den Dnjestr abgeschoben<br />

würden, könnte sie nicht mehr verkraften. Offenbar rechneten die Deutschen<br />

mit einer neuerlichen Abschiebung <strong>der</strong> <strong>Juden</strong>. Schnell wurde <strong>der</strong> stellvertretende<br />

Ministerpräsident Mihai Antonescu über die deutschen Befürchtungen informiert,<br />

worauf dieser meinte, <strong>der</strong> Befehl für den Arbeitsdienst in Bessarabien sei bereits<br />

zurückgenommen, da Marschall Antonescu die Zahl <strong>der</strong> arbeitsfähigen <strong>Juden</strong><br />

„überschätzt“ hatte. 148<br />

5.2.2) Die Deportationen nach Transnistrien<br />

Um das unkontrollierte Abschieben <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> in das <strong>Ein</strong>zugsgebiet <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>satzgruppe<br />

D zu verhin<strong>der</strong>n, unternahm <strong>der</strong> Chef <strong>der</strong> deutschen Heeresmission, Generalmajor<br />

Hauffe, Schritte zu einer rechtlich gültigen Abmachung. Er einigte sich mit<br />

<strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> <strong>rumänischen</strong> Armee über eine Linie, über die für die Dauer des<br />

Krieges mit <strong>der</strong> Sowjetunion keine <strong>Juden</strong> abgeschoben werden dürften. Das Gebiet<br />

zwischen den Flüssen Dnjestr im Westen <strong>und</strong> Bug im Osten, auch Transnistrien genannt,<br />

sollte <strong>der</strong> <strong>rumänischen</strong> Verwaltung unterstellt werden, deshalb setzte man als<br />

Grenzlinie den Bug fest. Am 30. August 1941 unterzeichneten deutscherseits Hauffe<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong> Stabschef <strong>der</strong> <strong>rumänischen</strong> Armee General Tataranu in <strong>der</strong> Stadt<br />

Tighina ein Abkommen, das diese Fragen regelte. Die <strong>Juden</strong> sollten bis zum Kriegsende,<br />

Hauffe rechnete wahrscheinlich mit einem baldigen Sieg über die Sowjetunion,<br />

147HILBERG Raul, Die Vernichtung <strong>der</strong> europäischen <strong>Juden</strong>, Band 2, Frankfurt am Main 1993, S 823–824.<br />

148Laut einem Bericht eines deutschen Agenten verhandelten die Rumänen damals im übrigen gerade mit <strong>der</strong> jüdischen<br />

Gemeindeorganisation über ein Darlehen. HILBERG Raul, Die Vernichtung <strong>der</strong> europäischen <strong>Juden</strong>, Band 2, Frankfurt<br />

am Main 1993, S 825.

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