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zukunfthoch³ - Bergische Entwicklungsagentur Gmbh

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<strong>zukunfthoch³</strong><br />

Wohnen<br />

Bestandsaufnahme und Arbeitsschwerpunkte


<strong>zukunfthoch³</strong> - Regionales Standortkonzept<br />

<strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Die <strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> wurde im Jahr 2008<br />

von ihren Gesellschaftern mit der Erarbeitung eines Regionalen<br />

Standortkonzepts für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />

beauftragt.<br />

Die Erarbeitung dieser regionalen Stadtentwicklungsstrategie<br />

gliedert sich in folgende Bausteine:<br />

Baustein 1 - Bestandsaufnahme<br />

Baustein 2 - Regional integriertes<br />

Standortkonzept [Masterplan]<br />

Baustein 3 - Marketingkonzept<br />

Betrachtet werden folgende für die Zukunft des <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreiecks bedeutende Themenfelder:<br />

Wohnen<br />

Wirtschaft und Einzelhandel<br />

Freizeit, Kultur und Tourismus<br />

Stadt- und Landschaftsbild<br />

Bildung und Wissenschaft<br />

Mit dieser Broschüre wollen wir Ihnen nun die Ergebnisse<br />

der Bestandsaufnahme im Bereich Wohnen vorlegen.<br />

Komplettiert wird die Bestandsaufnahme für jedes Themenfeld<br />

durch die Ergebnisse des Projektaufrufs an die<br />

regionalen Akteure, kreative Ideen und Projektvorschläge<br />

für Leit- und Zukunftsprojekte einzureichen. Diese<br />

Vorschläge werden in einer separaten Projektbroschüre<br />

dokumentiert, die Ihnen ebenfalls zugesandt wurde. Die<br />

Vorwort<br />

Broschüren sollen Grundlage für die nun stattfi ndenden<br />

Workshops sein und Anregungen zur Diskussion bieten.<br />

Die halbtägig angelegten Veranstaltungen dienen der<br />

Erarbeitung eines regionalen Profi ls - in diesem Fall mit<br />

Blick auf das Themenfeld Wohnen. Andererseits sollen<br />

die abgeleiteten Arbeitsschwerpunkte diskutiert werden.<br />

Der Aufbau der Broschüren zu jedem der fünf Themenfelder<br />

ist daher vom Grundsatz immer identisch:<br />

Einleitung<br />

Beschreibung von globalen Trends<br />

Standortanalyse <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Stärken- / Schwächenanalyse [SWOT]<br />

Ableitung von Arbeitsschwerpunkten anhand der<br />

Analysen [inkl. der Dokumentation von Ansätzen<br />

in der Region und von Best-Practice-Bei-<br />

spielen aus anderen Regionen]<br />

Wir freuen uns schon sehr auf eine anregende Diskussion<br />

mit Ihnen und auf Ihre Ideen im Workshop!<br />

Ihr Team der <strong>Bergische</strong>n <strong>Entwicklungsagentur</strong><br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort<br />

1 Einleitung<br />

2 Analyse<br />

4<br />

Wohnen<br />

2.1 Allgemeine Trends<br />

2.1.1 Demografischer Wandel<br />

2.1.2 Lebensstile und Wertewandel<br />

2.1.3 Schrumpfung und Leerstand<br />

2.1.4 Konzentrationen<br />

von sozialen Problemen<br />

2.1.5 Innenentwicklung<br />

2.2 Wohnungsmarkt der Region<br />

2.2.1. Aspekte der Nachfrage<br />

2.2.1.1 Bevölkerungsentwicklung<br />

2.2.1.2 Altersaufbau der Bevölkerung<br />

2.2.1.3 Haushaltsentwicklung<br />

2.2.1.4 Bewohner<br />

mit Migrationshintergrund<br />

2.2.1.5 Verfügbare Einkommen<br />

2.2.2 Aspekte des Angebotes<br />

2.2.2.1 Entwicklung Wohnungsbestand<br />

und Bauintensität<br />

2.2.2.2 Leerstand<br />

2.2.2.3 Baulandpreise<br />

2.2.2.4 Eigentum<br />

2.2.2.5 Mieten<br />

2.2.3 Kernaussagen<br />

Exkurs: Demografietypen<br />

2.3 Wohnstandortqualitäten<br />

Exkurs: Stadtumbau / Soziale Stadt<br />

Exkurs: Innovative Projekte<br />

2.4 Folgerungen<br />

3<br />

8<br />

9<br />

9<br />

9<br />

10<br />

10<br />

11<br />

11<br />

12<br />

12<br />

12<br />

18<br />

18<br />

19<br />

20<br />

22<br />

22<br />

22<br />

23<br />

23<br />

24<br />

24<br />

26<br />

28<br />

31<br />

32<br />

34<br />

3 Stärken - Schwächen - Chancen - Gefahren<br />

4 Arbeitsschwerpunkte<br />

4.1 Regionale Kooperationen<br />

4.1.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

4.1.2 Andere Regionen<br />

Städteregion Ruhr 2030:<br />

Regionale Wohnungsmarktbeob<br />

achtung<br />

Region Bonn/Rhein-Sieg:<br />

Regionales Handlungskonzept<br />

Wohnen<br />

Hamburg: HID<br />

Weißenfels: IBA Stadtumbau<br />

Metropolregion Nürnberg: ZID<br />

Leipzig: Wächterhäuser<br />

4.2 Zielgruppenorientierte<br />

Bestandsentwicklung<br />

4.2.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

4.2.2 Andere Regionen<br />

Region Bonn: Strategie Woh-<br />

nungsmarkt<br />

Potsdam-Mittelmark: Arbeitskreis<br />

„Wohnen der Zukunft“<br />

Berlin: Das Geckohaus<br />

4.3 Regionales Wohnstandortmarketing<br />

4.3.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

4.3.2 Andere Regionen<br />

„Der Teltow“: Regionalmarketing<br />

Schwerin und Wilhelmshafen:<br />

Wohnstandortinfo<br />

35<br />

36<br />

36<br />

38<br />

42<br />

42<br />

42<br />

43<br />

43<br />

44<br />

44<br />

45<br />

48<br />

52<br />

52<br />

53<br />

53<br />

55<br />

56<br />

59<br />

59<br />

59


Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird im weiteren Verlauf auf<br />

die Unterscheidung in weibliche und männliche Schreibweise<br />

verzichtet und jeweils die männliche Form verwendet. Das betreffende<br />

Wort bezieht sich jeweils selbstverständlich auf beide<br />

Geschlechter.


Wohnen


1 Einleitung<br />

Die regionale Herangehensweise an das Thema Wohnen<br />

ist ein im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck bislang kaum<br />

verfolgter Ansatz. Aufgrund ähnlicher Ausgangslagen<br />

und bestehender Kooperationen auf anderen<br />

Gebieten sind jedoch gute Voraussetzungen für eine<br />

Zusammenarbeit der drei Städte in diesem Feld vorhanden.<br />

Durch regionales Handeln im Bereich Wohnen<br />

können Synergieeffekte durch gemeinsame Aufgabenwahrnehmung<br />

erzielt, neue Lösungsansätze<br />

erarbeitet und vorhandenes Wissen gemeinsam genutzt<br />

werden.<br />

Die Aufgaben im Bereich Wohnen sind umfangreich<br />

und breit gefächert. Die Herausforderungen sind<br />

enorm: Der Wohnungsmarkt der Region befindet<br />

sich in einem Spannungsfeld zwischen zunehmendem<br />

Leerstand auf der einen und der Notwendigkeit,<br />

zusätzliche attraktive Wohnangebote zu schaffen,<br />

auf der anderen Seite. Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />

ist in besonderem Maße vom Demografischen Wandel<br />

betroffen. Dies hat weitreichende Auswirkungen<br />

auf den Wohnungsmarkt.<br />

Eine Vielzahl von Akteuren ist im Themenfeld Wohnen<br />

involviert. Neben den städtischen Verwaltungen<br />

gibt es zahlreiche weitere Akteure, die für die Stärkung<br />

des Wohnstandortes und das Funktionieren<br />

des Wohnungsmarktes von Bedeutung sind. Eine<br />

konstruktive Zusammenarbeit aller Akteure und eine<br />

ressortübergreifende Zusammenarbeit in der Verwaltung<br />

sind entscheidend, um die Herausforderungen<br />

in diesem Themenfeld zu bewältigen.<br />

8<br />

Einleitung<br />

Die Regionale 2006 hat bereits erste Anstöße gegeben,<br />

auch im Bereich Wohnen auf regionaler Ebene<br />

tätig zu werden. Aus dem städteübergreifend aufgestellten<br />

Konzept „Soziale Stadt“, für Quartiere mit<br />

besonderem Entwicklungsbedarf, sind Projekte in<br />

den drei Städten entstanden, die überregional Anklang<br />

fanden.<br />

Im Rahmen dieser Broschüre wird die Situation des<br />

Wohnungsmarktes in der Region vorgestellt und<br />

die hieraus resultierenden Arbeitsschwerpunkte für<br />

eine regionale Herangehensweise abgeleitet. Einleitend<br />

werden globale Entwicklungen und Trends im<br />

Bereich Wohnen aufgezeigt. Es folgt eine Darstellung<br />

der Ausgangslage und Entwicklungstrends des<br />

Wohnungsmarktes in der Region. Als Ansatzpunkt<br />

für spätere Konzeptionen werden darüber hinaus<br />

die Wohnstandortqualitäten der einzelnen Teile der<br />

Region vorgestellt. Ergebnis der vorgenommenen<br />

Analyse ist eine Übersicht über Stärken, Schwächen,<br />

Chancen und Gefahren im betrachteten Themenfeld.<br />

Aus der Analyse werden zentrale Arbeitsschwerpunkte<br />

abgeleitet. Diese sollen Ansatzpunkte für die<br />

Erarbeitung eines regionalen Konzeptes für das Themenfeld<br />

Wohnen sein. Für die einzelnen Felder werden<br />

Handlungsmöglichkeiten vorgestellt und anhand<br />

von Beispielen aus dem <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

und anderen Regionen verdeutlicht. Da die einzelnen<br />

Felder jedoch eng miteinander verzahnt sind,<br />

können sie nur bedingt unabhängig voneinander betrachtet<br />

werden.


Analyse<br />

2 Analyse<br />

2.1 Allgemeine Trends<br />

Das Geschehen auf dem Wohnungsmarkt wird<br />

maßgeblich durch gesellschaftliche und gesamtwirtschaftliche<br />

Entwicklungstrends beeinflusst. Besonders<br />

intensiv werden die Folgen des „Demografischen<br />

Wandels“ diskutiert.<br />

2.1.1 Demografischer Wandel<br />

Der Demografische Wandel beschreibt Veränderungen<br />

in der Bevölkerung und bezieht hiermit verflochtene<br />

Teilprozesse ein. Die derzeitigen Entwicklungen<br />

lassen sich unter drei Schlagwörtern zusammenfassen:<br />

weniger - älter - bunter<br />

„Weniger“ bezieht sich auf die Abnahme der Bevölkerungszahl<br />

insgesamt. Zwei Gründe sind maßgebend.<br />

Zum Einen übersteigt die Sterberate die Geburtenrate:<br />

es entsteht ein Sterbeüberschuss. Zum<br />

Anderen nimmt der Zuwanderungsüberschuss ab.<br />

„Älter“ kennzeichnet die Verschiebung in der Altersstruktur<br />

der Bevölkerung. Das Durchschnittsalter<br />

der Bevölkerung steigt und der Anteil der älteren<br />

Menschen an der Gesamtbevölkerung nimmt zu. Die<br />

Gründe hierfür liegen in der gestiegenen Lebenserwartung.<br />

Gleichzeitig kommen aufgrund der niedrigen<br />

Geburtenrate zu wenige junge Menschen nach.<br />

„Bunter“ umschreibt die zunehmende Heterogenität<br />

innerhalb der Bevölkerung. Menschen aus verschiedensten<br />

Ländern mit unterschiedlicher kultureller<br />

Prägung und ethnischer Zugehörigkeit leben<br />

in Deutschland. Insgesamt wächst der Anteil der<br />

Personen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung.<br />

Dem Schlagwort „Bunter“ ist auch der<br />

Begriff „Vereinzelt" zuzurechnen. Dieser verweist<br />

auf den Wandel der Lebensweisen und Haushaltsformen.<br />

Es wird von einer Ausdifferenzierung der Lebensstile<br />

1 und einer Änderung der Wertehaltungen<br />

gesprochen.<br />

Der Demografische Wandel hat Auswirkungen auf<br />

zahlreiche Entwicklungen. Im Folgenden wird auf<br />

einige dieser Bereiche näher eingegangen.<br />

1 Lebensstil: ein relativ stabiles, regelmäßig wiederkehrendes<br />

Muster der alltäglichen Lebensführung - ein „Ensemble“ von<br />

Wertorientierungen, Einstellungen, Deutungen, Geschmackspräferenzen,<br />

Handlungen und Interaktionen, die aufeinander<br />

bezogen sind. [Geißler, Rainer]<br />

9


2.1.2 Lebensstile und Wertewandel<br />

Die Pluralisierung innerhalb der Gesellschaft nimmt<br />

zu. Die wachsende Vielfalt der Lebensformen hat<br />

Auswirkungen auf das Nachfrageverhalten am Wohnungsmarkt.<br />

Mit dem Bedeutungsverlust der „klassischen“<br />

Familie gehen ein Trend zur Verkleinerung<br />

der Haushaltsgrößen und eine Zunahme der Zahl der<br />

Haushalte einher. Die Wünsche der Wohnungssuchenden<br />

werden immer differenzierter. Die Ausdifferenzierung<br />

der Wohnungsteilmärkte nimmt zu. Nachgefragt<br />

werden unterschiedliche Wohnungsgrößen,<br />

Grundrisse und Ausstattungen. Auch die Anforderungen<br />

an Lage und Wohnumfeld unterscheiden sich<br />

teils deutlich. Dabei nimmt die Bedeutung weicher<br />

Standortfaktoren zu. Die Qualifizierung des Wohnraums<br />

für unterschiedliche Nutzer mit veränderten<br />

Präferenzen und Wohnwünschen wird zum neuen<br />

zentralen Ziel für die Wohnungspolitik.<br />

10<br />

2.1.3 Schrumpfung und Leerstand<br />

Die Entwicklung der Städte und Regionen differenziert<br />

sich zunehmend aus. Neben Städten und Regionen<br />

mit Zuwachs existieren gleichzeitig Städte, die<br />

von teils deutlichen Bevölkerungsverlusten betroffen<br />

sind. Wachstum und Schrumpfung liegen dabei<br />

oftmals eng beieinander. So können zwischen benachbarten<br />

Städten, aber auch innerhalb einzelner<br />

Quartiere deutliche Unterschiede auftreten. Durch<br />

dieses Nebeneinander gegenläufiger Entwicklungen<br />

wird der Demografische Wandel in einigen Räumen<br />

besonders sichtbar. Das Phänomen schrumpfender<br />

Städte und einer starken Leerstandproblematik hat<br />

nach Ostdeutschland mittlerweile auch strukturschwache<br />

Räume Westdeutschlands, wie das Saarland,<br />

das Ruhrgebiet und auch das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />

erreicht. Das Ausmaß des Leerstands ist in<br />

westdeutschen Schrumpfungsgebieten, im Vergleich<br />

zu der Situation in vielen ostdeutschen Städten, jedoch<br />

noch moderat.


„Seit vielen Jahrzehnten zeichnet sich der demographische Wandel ab. Doch<br />

erst die strukturellen Veränderungen der Wende zeigten auf, wie dramatisch<br />

sich Bevölkerungsverluste in den Städten und Regionen auf unsere Wohn-, Lebens-<br />

und Arbeitsverhältnisse auswirken. Gerade in Schrumpfungsregionen<br />

stehen Menschen vor neuen Unsicherheiten, persönlichen und [immobilien-]<br />

wirtschaftlichen Risiken.“ 2<br />

2.1.4 Konzentration von sozialen Problemen<br />

Die zunehmende gesellschaftliche Polarisierung und<br />

der wachsende Anteil der Personen mit Migrationshintergrund<br />

werden in einzelnen Gebieten besonders<br />

deutlich. Oft konzentrieren sich soziale Probleme<br />

in Stadtteilen mit städtebaulichen Schwächen.<br />

Soziale Abwärtsbewegungen gehen hier einher mit<br />

dem weitreichenden Niedergang eines Gebietes. Ein<br />

benachteiligtes Quartier wird so zum „benachteiligenden“<br />

Quartier für seine Bewohner. Finanzstarke<br />

Bewohner verlassen das Quartier. Investitionen werden<br />

zunehmend unwirtschaftlich und bleiben aus.<br />

Leerstand von Wohnungen und Ladenlokalen tritt<br />

auf. Als Folge dessen sinkt die Qualität des Quartiers<br />

weiter.<br />

2<br />

Quelle: DW Die Wohnungswirtschaft, Sonderheft Urbanes Wohnen<br />

2008:44<br />

2.1.5 Innenentwicklung<br />

Ein viel diskutierter [möglicher] Trend ist die „Reurbanisierung".<br />

Ein signifikanter Bevölkerungszuwachs in<br />

den Kernbereichen der Stadt ist in Deutschland noch<br />

nicht belegt, einzelne Rückbewegungen sind aber<br />

vereinzelt festzustellen. Die Renaissance der Stadt ist<br />

mit einer neuen Wertschätzung des Wohnens in der<br />

Stadt und mit einer qualitativen Aufwertung einzelner<br />

Stadtquartiere verbunden. Standortargument für<br />

innerstädtische Lagen ist die schnelle Erreichbarkeit<br />

vielfältiger Einrichtungen von Betreuungsangeboten<br />

bis zur Nahversorgung 3 . Diese können in Kombination<br />

mit einem attraktiven Stadtraum den Ausschlag<br />

bei der Wohnstandortwahl geben. Für bestimmte<br />

Personengruppen wird innerstädtisches Wohnen<br />

zu einer ernsthaften Alternative zum Eigenheim im<br />

Grünen in städtischer Randlage. Hierzu zählen ältere<br />

Menschen, junge berufsstätige Paare mit Kind, Pendler,<br />

Personen in der Ausbildung und Personen ohne<br />

Auto.<br />

3<br />

Quelle: ILS NRW 2007: Demografischer Wandel in Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

11


2.2 Wohnungsmarkt der Region<br />

Derzeit gibt es keine regionale Betrachtung des<br />

Wohnungsmarktes im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck.<br />

Umfangreiche Kenntnisse über den Wohnungsmarkt<br />

sind jedoch eine wichtige Grundlage für erfolgreiche<br />

Strategien. Wohnstandortentscheidungen werden<br />

über städtische und regionale Grenzen hinweg getroffen.<br />

Eine Beschränkung auf die städtische Sichtweise<br />

greift daher zu kurz. Eine grenzüberschreitende,<br />

regionale Betrachtung des Wohnungsmarkts ist<br />

erforderlich. Auf kommunaler Seite sind Bestrebungen<br />

vorhanden, eine einheitliche Datengrundlage für<br />

die gesamte Region zu schaffen. Im Nachfolgenden<br />

werden ausgewählte Indikatoren betrachtet und die<br />

Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt herausgestellt.<br />

2.2.1 Aspekte der Nachfrage<br />

Wichtige Einflussfaktoren auf die Nachfrage auf dem<br />

Wohnungsmarkt sind die Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung,<br />

die Altersstruktur und das verfügbare<br />

Einkommen.<br />

2.2.1.1 Bevölkerungsentwicklung<br />

Ein wesentlicher Faktor zur Beurteilung des Wohnungsmarktes<br />

einer Region oder einer Stadt ist die<br />

Bevölkerungsentwicklung. Diese gibt Auskunft über<br />

die Veränderung des Nachfragevolumens.<br />

12<br />

Die Bevölkerungszahl des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />

ist bereits seit 1970 rückläufig. Zu diesem Zeitpunkt<br />

lag die Einwohnerzahl noch bei 730.000. Nach einem<br />

kurzen Anstieg Anfang der 1990er, als Folge der Wiedervereinigung,<br />

nimmt die Bevölkerung seit 1993 mit<br />

verstärkter Dynamik ab. Während die Region 1993<br />

noch 680.000 Einwohner zählte, waren es 2007 nur<br />

noch 633.000 4 .<br />

Mit einem Bevölkerungsrückgang von ca. 5,5 Prozent<br />

zwischen Ende 1996 und Ende 2006 gehören<br />

die Städte Remscheid und Wuppertal zu den Kommunen<br />

mit dem stärksten Bevölkerungsverlust. Solingen<br />

folgt mit einem deutlich geringeren Rückgang<br />

von 1,3 Prozent 5 .<br />

Bezüglich der zukünftigen Entwicklung der Bevölkerungszahlen<br />

existieren Prognosen von LDS, Bertelsmann-Stiftung<br />

und den jeweiligen Städten. Die unterschiedlichen<br />

Berechnungen weichen für das Jahr<br />

2025 nur leicht ab. Für Wuppertal wird ein Rückgang<br />

der Bevölkerung auf etwa 325.000 Einwohner prognostiziert.<br />

Dies würde einen Rückgang von 60.000<br />

Einwohnern gegenüber 1993 bedeuten. Für Solingen<br />

wird von einer Bevölkerungszahl von etwa 155.000<br />

ausgegangen, ein Verlust von etwa 10.000 Einwohnern<br />

in rund 30 Jahren. Für Remscheid wird für denselben<br />

Zeitraum ein Verlust von 20.000 auf knapp<br />

über 100.000 Einwohner erwartet [siehe Abb. 1]<br />

4<br />

Quelle: LDS NRW<br />

5<br />

Quelle: Wfa, WoB NRW 2007, Datengrundlage: LDS NRW


Bevölkerungsentwicklung und -prognose<br />

Abb. 1 Eigene Darstellung - Datengrundlage IT.NRW; Bertelsmannstiftung; Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal<br />

Remscheid<br />

Solingen<br />

Wuppertal<br />

13


Bevölkerungsentwicklung 1998 - 2007 im Vergleich<br />

14<br />

Einwohner<br />

Einwohner<br />

Einwohner<br />

Abb. 2 Quelle: Wfa, Kommunalprofil 2008<br />

Remscheid<br />

Wuppertal<br />

Solingen


Interkommunale Wanderungen<br />

Abb. 3 Eigene Darstellung / Berechnung - Datengrundlage: IT.NRW 2007<br />

Natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />

Die Bevölkerungsentwicklung wird von der natürlichen<br />

Bevölkerungsentwicklung [Geburten- und Sterberate]<br />

und Wanderungsbewegungen [Fort- und Zuzüge]<br />

bestimmt. Seit Anfang der 1990er gehen die<br />

Geburtenzahlen im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck kontinuierlich<br />

zurück. Eine entsprechende Fortsetzung<br />

des Trends ist zu erwarten. Besonders Wuppertal ist<br />

hiervon stark betroffen. Im Zeitraum 1990 bis 2007<br />

hat sich die Zahl der Geburten von über 4.000 auf<br />

knapp 3.000 verringert. Die Entwicklung der Geburtenzahlen<br />

folgt dem allgemeinen demografischen<br />

Trend in Deutschland und ist regional nicht direkt zu<br />

beeinflussen.<br />

Wanderungsbewegungen<br />

Starke Zuzüge nach der Wiedervereinigung verdeckten<br />

die negativen Auswirkungen der natürlichen<br />

Bevölkerungsentwicklung und sorgten für ein<br />

kurzfristiges Bevölkerungswachstum. In den vergangenen<br />

Jahren trugen Wanderungsverluste<br />

hingegen wesentlich zu einer Verstärkung des<br />

Bevölkerungsrückgangs bei. Remscheid ist hiervon<br />

besonders stark betroffen. Die negativen<br />

Effekte der Abwanderung übersteigen hier die<br />

Auswirkungen des negativen natürlichen Saldos<br />

auf die Bevölkerungsentwicklung deutlich. Wuppertal<br />

verzeichnet ebenfalls kontinuierlich Wanderungsverluste.<br />

Diese sind jedoch seit 1998 deutlich<br />

zurückgegangen. Entgegen des regionalen Trends<br />

weist Solingen für den Zeitraum 1998-2007 hingegen<br />

ein Zuwanderungsplus auf, welches jedoch die<br />

Bevölkerungsverluste durch den negativen natürlichen<br />

Saldo nicht auszugleichen vermag.<br />

Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck ist durch intensive interkommunale<br />

Wanderungsbewegungen geprägt.<br />

Die Wanderungssalden zwischen den drei<br />

Städten sind relativ ausgeglichen. Wuppertal weist<br />

sowohl gegenüber Solingen als auch Remscheid einen<br />

positiven Saldo auf. Der Bevölkerungsaustausch<br />

zwischen Remscheid und Solingen ist verhältnismäßig<br />

schwach ausgeprägt und im Saldo ausgeglichen.<br />

Die Kenntnis des Wanderungsaustauschs mit anderen<br />

Kommunen ist eine wichtige Grundlage für<br />

die Positionierung der Region im Wettbewerb um<br />

Einwohner. Die absolute Anzahl der Wanderungsbewegungen,<br />

sowohl Fort- als auch Zuzüge, macht die<br />

Stärke der Verflechtungen der Region mit anderen<br />

Kommunen deutlich. Die meisten Wanderungsbewegungen<br />

gibt es mit den direkt angrenzenden Städten<br />

und Kreisen. Der mit Abstand größte Austausch fand,<br />

mit über 3.500 Bewegungen im Jahr 2007, mit dem<br />

Kreis Mettmann statt 6 . Es folgen Ennepe-Ruhr-Kreis,<br />

Düsseldorf, der Rheinisch-<strong>Bergische</strong> Kreis, Köln und<br />

der Oberbergische Kreis mit Bewegungen zwischen<br />

1000 und 3000.<br />

Die Wanderungssalden gegenüber den umliegenden<br />

Kommunen stellen die absoluten Gewinne und<br />

Verluste aus den Zu- und Abwanderungen dar. Die<br />

meisten Bewohner verlor das <strong>Bergische</strong> Städtedrei-<br />

6 Bewegungen = Summe Fortzüge und Zuzüge<br />

15


Wanderungsaustausch der Region <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck zu den kreisfreien Städten und<br />

Kreisen in NRW 2007 [Summe Fort- und Zuzüge > 300 Wanderungsbewegungen]<br />

Abb. 4: Eigene Darstellung / Berechnung - Datengrundlage: IT.NRW 2007<br />

Die 10 stärksten Zuwanderungs- und Abwanderungsregionen<br />

in NRW für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck 2007<br />

Regionen=[kreisfreie Städte und Kreise] Wanderungssalden=[Differenz Fort- und Zuzüge]<br />

Abb. 5 Eigene Darstellung / Berechnung - Datengrundlage: IT.NRW 2007<br />

16


Wanderungsgruppen nach Altersgruppen der Bertelsmannstiftung<br />

Familienwanderung Bildungswanderung Wanderung zur<br />

zweiten Lebenshälfte<br />

Abb. 6: Eigene Darstellung nach Bertelsmann Stiftung: Demographiebericht - Wegweiser Kommune, erstellt 2008-Datengrundlage 2003<br />

eck im Jahr 2007 an die Städte Düsseldorf [-174] und<br />

Köln [-143] sowie den Rheinisch-<strong>Bergische</strong>n Kreis [-<br />

133]. Die größten Zugewinne kamen aus dem Kreis<br />

Mettmann [+217] und dem Märkischen Kreis [+119].<br />

Insgesamt wandern die Einwohner am stärksten in<br />

das Gebiet der Rheinschiene und in die großen Ruhrgebietsstädte<br />

Bochum, Dortmund und Essen ab. Gewinne<br />

verzeichnet die Region überwiegend gegenüber<br />

den Kreisen.<br />

Die Wanderungsbewegungen von spezifischen<br />

Gruppen geben einerseits Hinweise darauf, welche<br />

Segmente am Wohnungsmarkt nicht ausreichend abgedeckt<br />

sind. Andererseits deuten sie auf die Attraktivität<br />

des Wohnstandorts für bestimmte Gruppen hin.<br />

Die Bertelsmann Stiftung unterscheidet anhand von<br />

Altersmerkmalen zwischen vier Wanderungsgruppen:<br />

Familienwanderung [unter 18−jährige und 30<br />

bis 49−jährige], Bildungswanderung [18 bis 24−jährige],<br />

Wanderungen zur zweiten Lebenshälfte [50 bis<br />

64−jährige] und Alterswanderung [65 bis 99−jährige].<br />

Die Ergebnisse dieser Abgrenzung machen deutlich,<br />

dass Wuppertal als Ziel für Bildungswanderer eine<br />

hohe Attraktivität genießt. Wesentliche Ursache<br />

hierfür ist sicherlich der Zuzug von Studenten der<br />

<strong>Bergische</strong>n Universität. Entscheidend für die Stabilisierung<br />

der Einwohnerzahlen ist es, diese Menschen<br />

auch langfristig zu binden. Ein negativer Saldo bei der<br />

Familienwanderung aus und nach Wuppertal spricht<br />

dafür, dass dies noch nicht ausreichend gelingt. Im<br />

Gegensatz zu den beiden anderen Städten verzeichnet<br />

Solingen in der Familienwanderung einen Wanderungsüberschuss.<br />

Hieraus ließe sich ableiten, dass<br />

Solingen aus Sicht von Familien attraktiv ist. Bezüg-<br />

Alterswanderung<br />

Wuppertal -2,9 23,8 -4,0 -4,8<br />

Solingen 0,4 3,5 -2,5 -0,6<br />

Remscheid -3,9 -5,0 -5,2 -5,5<br />

lich der Wanderung in der zweiten Lebenshälfte und<br />

der Alterswanderung weisen alle drei Städte negative<br />

Salden auf. Die Region wird möglicherweise den<br />

Ansprüchen vieler älterer Bewohner nicht gerecht.<br />

Die Intensität der Pendlerverflechtungen - die<br />

Verflechtung zwischen Arbeitsort und Wohnort - hat<br />

in den letzten Jahren deutlich zugenommen 7 . Etwa<br />

35 Prozent der Bewohner des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />

arbeiten außerhalb der Region. Gleichzeitig<br />

kommt ein ähnlich großer Anteil der in der Region<br />

Beschäftigten von außerhalb. Die Zahl der Einpendler,<br />

d.h. derjenigen, die in der Region arbeiten aber<br />

nicht dort wohnen, lag 2007 mit 1.268 über der Zahl<br />

der Auspendler. Dieser Überschuss ist jedoch in den<br />

vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Während<br />

Wuppertal und Remscheid einen leicht positiven<br />

Pendlersaldo aufweisen, ist der Wert Solingens<br />

deutlich negativ. Dies kann als Zeichen für die besondere<br />

Attraktivität Solingens als Wohnstandort gewertet<br />

werden. Die Nähe zur Rheinschiene ist hierbei<br />

sicherlich von großer Bedeutung. Wichtigster Zielort<br />

für Pendler aus dem <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck ist<br />

Düsseldorf. Die Einpendler kommen hingegen überwiegend<br />

aus den umliegenden Kreisen 8 .<br />

Auswirkungen: Der Rückgang der Bevölkerung<br />

wirkt sich negativ auf die Zahl der Nachfrager am<br />

Wohnungsmarkt aus. Dies hat bei konstantem<br />

7 Quelle: Industrie- und Handelskammer [IHK] Wuppertal-Solingen-Remscheid<br />

2008: Wirtschaftliche Lage und Entwicklungen im<br />

<strong>Bergische</strong>n Städtedreieck [September 2008]<br />

8 Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2008: Pendler in NRW 2007<br />

17


Altersstruktur 2005 / Prognose 2025<br />

Abb. 7 Eigene Darstellung nach Prognose LDS<br />

Wohnungsbestand langfristig Angebotsüberhänge<br />

zur Folge. Leerstände treten auf, sinkende Mieten<br />

und Verkaufspreise mindern die Attraktivität für<br />

Investoren. Die wichtigsten Verflechtungsbereiche<br />

des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks sind die Städte und<br />

Kreise mit dem stärksten Wanderungsaustausch:<br />

Kreis Mettmann, Oberbergischer Kreis, Düsseldorf,<br />

Köln, Ennepe-Ruhr-Kreis, Rheinisch-<strong>Bergische</strong>r Kreis,<br />

Essen, Dortmund und der Rhein-Kreis-Neuss.<br />

2.2.1.2 Altersaufbau der Bevölkerung<br />

Die Auswirkungen des Demografischen Wandels<br />

– Überalterung der Bevölkerung – setzen im <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreieck früher als im Durchschnitt<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen ein. Der Anteil der<br />

über 65-jährigen ist in allen drei Städten höher als<br />

im NRW-Schnitt 9 . Die Unterschiede innerhalb der Region<br />

sind marginal. Der Anteil junger Menschen ist<br />

in Remscheid etwas höher als in den beiden Nachbarstädten:<br />

Rund 20 Prozent der Bevölkerung waren<br />

hier 2005 im Alter von 0-20 Jahren. Bezüglich des Anteils<br />

der Gruppe „60 und älter“ liegen die drei Städte<br />

auf einem Niveau. Mit etwa 26,5 Prozent lag ihr Anteil<br />

deutlich über dem der jungen Menschen.<br />

Anhand der Prognose des LDS zur Entwicklung der<br />

Altersstruktur bis 2025 zeigt sich der Trend zur Alterung<br />

der Gesellschaft deutlich. Besonders der Anteil<br />

der Gruppe „80 und älter“ wird demnach deutlich zunehmen,<br />

er verdoppelt sich beinahe. Der Anteil der<br />

9 Quelle: IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid<br />

18<br />

60-80-jährigen wächst hingegen nur noch moderat.<br />

Der stärkste Rückgang wird für die Gruppe der 6-20jährigen<br />

prognostiziert.<br />

Auswirkungen: Die Veränderung der Altersstruktur<br />

wirkt sich auf die Wohnungswirtschaft aus. Die wachsende<br />

Gruppe älterer Menschen stellt spezifische<br />

Ansprüchen an Wohnung und Wohnumfeld. Im <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreieck besteht aufgrund des bereits<br />

hohen Anteils dieser Bevölkerungsgruppe aktueller<br />

Handlungsbedarf. Eine besondere Herausforderung<br />

ist die prognostizierte Zunahme der Zahl der Hochbetagten.<br />

Eine alters- und behindertengerechte Anpassung<br />

von Wohnungsbeständen und öffentlichem<br />

Raum wird notwendig, um den Menschen möglichst<br />

langfristig ein selbstständiges und selbstbestimmtes<br />

Leben zu ermöglichen und die Abwanderung älterer<br />

Menschen zu verhindern.<br />

2.2.1.3 Haushaltsentwicklung<br />

Die Zu- und Abnahme der Haushalte ist ausschlaggebend<br />

für die Wohnungsnachfrage. Die Anzahl der<br />

Haushalte entspricht generell der Anzahl der Nachfrager<br />

auf dem Wohnungsmarkt. Die Haushaltsentwicklung<br />

wird beeinflusst durch die Bevölkerungsentwicklung<br />

und die Veränderung der Haushaltsgrößen<br />

[Anzahl Personen pro Haushalt].


Migranten- und Ausländeranteil in den Regionen NRWs 2007<br />

[in % an der Gesamtbevölkerung]<br />

Abb. 8 nach G.I.B Info 01/09 NRW: 31 - Datengrundlage: IT.NRW<br />

Die Zahl der Haushalte im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

nahm zwischen 2002 und 2006 ab bzw. stagnierte 10 .<br />

In Nordrhein-Westfalen nahm die Zahl der Haushalte<br />

im gleichen Zeitraum zu. Die negativen Auswirkungen<br />

durch den Bevölkerungsrückgang in der Region<br />

konnten also nicht durch die Verkleinerung der<br />

Haushaltsgrößen ausgeglichen werden.<br />

Auswirkungen: Eine gesteigerte Nachfrage durch<br />

eine Zunahme von Haushalten ist nicht zu erwarten.<br />

Jedoch rufen veränderte Haushaltsstrukturen,<br />

einhergehend mit veränderten Familienstrukturen,<br />

ausdifferenzierten Lebensstile und einem hohen Anteil<br />

an älteren Haushalten, neue Nachfrager auf dem<br />

Wohnungsmarkt hervor. Es entstehen immer kleinere<br />

Zielgruppen mit spezielleren Anforderungen an den<br />

Wohnraum, den Wohnstandort und das Wohnumfeld.<br />

So wird auch auf dem entspannten Wohnungsmarkt<br />

im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck in bestimmten Teilsegmenten<br />

zusätzlicher Bedarf entstehen.<br />

2.2.1.4 Bewohner mit<br />

Migrationshintergrund<br />

Der Anteil der ausländischen Bevölkerung an der<br />

Gesamtbevölkerung im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck lag<br />

im Jahr 2007 mit 14 Prozent über dem landesweiten<br />

Durchschnitt von zehn Prozent und an der Spitze der<br />

kreisfreien Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen<br />

[u.a. mit Dortmund, Köln, Bonn, Hagen, Gelsenkirchen<br />

und Hamm] 11 . Dieser Anteil bezieht sich jedoch<br />

10<br />

Quelle: Wfa-WoB NRW 2007, Datengrundlage: LDS NRW<br />

11<br />

Quelle: Solingen im Städtevergleich, Bevölkerungszahlen Kreisstandartzahlen<br />

NRW 2008<br />

nur auf die Einwohner mit ausländischem Pass. Der<br />

Anteil der Personen mit Migrationshintergrund liegt<br />

weitaus höher. Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck sind<br />

rund 29 Prozent dieser Gruppe zuzuordnen. Damit<br />

liegt die Region auch in dieser Kategorie über dem<br />

Landesschnitt und an der Spitze der Regionen Nordrhein-Westfalens<br />

12 . Die Personen mit Migrationshintergrund<br />

stellen damit im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

eine gewichtige Gruppe, deren Belange im Themenfeld<br />

Wohnen besonders berücksichtigt werden müssen.<br />

Auswirkungen: Die heterogene Bevölkerungszusammensetzung<br />

verstärkt die Ausdifferenzierung<br />

der Wohnraumnachfrage. Personen mit Migrationshintergrund<br />

leben überdurchschnittlich häufig noch<br />

in eher traditionellen Familienstrukturen. Dies hat<br />

Auswirkungen auf die Haushaltsgröße. Die Nachfragegruppe<br />

benötigt oft größeren Wohnraum, meist<br />

im unteren Preissegment, ist aber traditionell auch<br />

an der Eigentumsbildung interessiert. Neben diesen<br />

allgemeinen Auswirkungen auf die Gesamtnachfrage<br />

sind Effekte auf Quartiersebene zu erwarten. Das<br />

dichte Zusammenleben vieler unterschiedlicher Kulturen<br />

und ethnischer Gruppierungen kann zu einer<br />

Überforderung der nachbarschaftlichen Beziehungen<br />

führen.<br />

12 Quelle: G.I.B Info 01/09 NRW: 31<br />

19


2.2.1.5 Verfügbares Einkommen<br />

Das verfügbare Einkommen gibt Aufschluss über die<br />

finanziellen Möglichkeiten am Wohnungsmarkt, besonders<br />

zur Eigentumsbildung, und beeinflusst die<br />

konkrete Wohnstandortwahl. Bezüglich dieses Indikators<br />

liegen die drei Städte der Region im oberen<br />

Mittelfeld der kreisfreien Städte Nordrhein-Westfalens.<br />

Remscheid und Solingen folgen dabei nur<br />

knapp auf den Spitzenreiter Düsseldorf. Wuppertal<br />

liegt zwar leicht über dem Landesdurchschnitt, fällt<br />

gegenüber seinen beiden Nachbarstädten aber etwas<br />

ab. Zwischen 2004 und 2006 verzeichnete Wuppertal<br />

den stärksten Einkommensanstieg der drei<br />

bergischen Großstädte, und konnte dadurch etwas<br />

aufholen. Insgesamt ist die Einkommensentwicklung<br />

in der Region eher unterdurchschnittlich. Von den<br />

Spitzenwerten sind die drei Städte weit entfernt. Die<br />

höchsten Wachstumsraten weisen die Städte Münster<br />

[+11 Prozent] und Bonn [+10 Prozent] auf. Demgegenüber<br />

wuchs das Haushaltseinkommen in Wuppertal<br />

nur um 4, in Remscheid und Solingen sogar<br />

nur um knapp unter drei Prozent.<br />

Das durchschnittliche verfügbare Einkommen der<br />

Haushalte gibt nur einen groben Überblick über die<br />

Einkommenssituation in der Region. Eine nähere Betrachtung<br />

der Einkommensverteilung deckt auf, dass<br />

innerhalb der Bevölkerung deutliche Unterschiede<br />

bestehen. Neben finanzstarken Haushalten gibt es<br />

eine große Gruppe mit geringen Einkommen. Diese<br />

Teilgruppen sind, aufgrund sehr unterschiedlichen<br />

Nachfrageverhaltens am Wohnungsmarkt, getrennt<br />

zu betrachten.<br />

20<br />

Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte<br />

Abb. 9 Eigene Darstellung nach Solingen im Städtevergleich 2008;<br />

Datengrundlage: Kreisstandardzahlen NRW 2006<br />

Eine wichtige Kennzahl ist der Anteil der Leistungsempfänger<br />

nach dem SGB II 13 . Wuppertal gehört in<br />

Nordrhein-Westfalen zu der Gruppe von Städten mit<br />

den höchsten Werten in dieser Kategorie: im Jahr 2006<br />

waren es mehr als 12,5 Prozent. Remscheid gehört<br />

zur zweiten Gruppe [10 bis 12,5 Prozent], Solingen<br />

weist den geringsten Anteil der Leistungsempfänger<br />

auf und befindet sich damit in der dritten Gruppe von<br />

7,5 bis 10 Prozent. Neben den bereits hohen Anteil<br />

an arbeitsuchenden Leistungsempfängern treten am<br />

unteren Marktsegment weitere Leistungsbezieher<br />

[Wohngeld, Sozialhilfe, Ausbildungsförderung] auf,<br />

die auf günstigen Wohnraum angewiesen sind. Ihre<br />

Anzahl bestimmt die Nachfrage in diesem Bereich.<br />

Einen Hinweis auf den Versorgungsgrad im unteren<br />

Segment des Wohnungsmarktes liefern die „Wohnungssuchenden<br />

Haushalte“ 14 . Deren Zahl hat von<br />

1998 bis 2006 in allen drei Städten im <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreieck, trotz rückläufiger Förderung von<br />

Wohnungsbauobjekten und dem Auslaufen von Be-<br />

13<br />

Leistungsempfänger nach dem SGB II: Arbeitssuchende [Hartz<br />

IV]<br />

14 Wohnungssuche Haushalte: Wohnungssuchend gemeldete<br />

Haushalte mit sog. Wohnberechtigungsschein


Anteil der Leistungsempfänger nach dem SGB II an der Bevölkerung 2006 in Prozent<br />

Kreis Düren<br />

Aachen<br />

Kreis Aachen<br />

Erftkreis<br />

Kreis Euskirchen<br />

Kreis Borken<br />

Köln<br />

Kreis Steinfurt<br />

Kreis Coesfeld<br />

Rhein-Sieg K reis<br />

Abb. 10 Darstellung Wfa, WoB NRW Info 2007 - Datengrundlage: IT.NRW, Bundesagentur für Arbeit<br />

legungsbindungen, kontinuierlich abgenommen.<br />

Dies deutet auf einen entspannten Markt in diesem<br />

Segment hin.<br />

Auswirkungen: Generell sind Nachfrager mit einem<br />

hohen verfügbaren Einkommen vorhanden<br />

und bilden eine potenzielle Zielgruppe für qualitativ<br />

hochwertigen Wohnraum und zur Eigentumsbildung.<br />

Auf der anderen Seite sind viele Bewohner auf eine<br />

Versorgung mit günstigem Wohnangebot zu niedrigen<br />

Preisen angewiesen. Diese wohnen oftmals konzentriert<br />

in „problematischen“ Gebieten. Intensive<br />

Wanderungsbewegungen beschleunigen die Segregationstendenzen.<br />

Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck ist<br />

vermehrt auf die Folgen von Segregation zu achten<br />

Kreis Warendorf<br />

Kreis Kleve<br />

Kreis Wesel<br />

Kreis Recklinghausen Hamm<br />

BottropGelsenkirchen<br />

Kreis Unna<br />

Herne<br />

Oberhausen<br />

Dortmund<br />

Duisburg<br />

Bochum<br />

Essen<br />

Mülheim an der Ruhr<br />

K refeld<br />

Hagen<br />

Ennepe-R uhr-Kreis<br />

Kreis Viersen<br />

Kreis MettmannWuppertal<br />

Düsseldorf Remscheid<br />

Märkischer Kreis<br />

Mönchengladbach Kreis Neuss Solingen<br />

Kreis Heinsberg<br />

Münster<br />

Leverkusen<br />

Rheinisch-<strong>Bergische</strong>r-KreisOberbergischer<br />

K reis<br />

Bonn<br />

K reis Soest<br />

Hochsauerlandkreis<br />

Kreis Olpe<br />

(Anzahl der Kreise/ kreisfreien Städte)<br />

Kreis Gütersloh<br />

K reis Siegen-Wittgenstein<br />

Kreis Minden-Lübbecke<br />

Kreis Herford<br />

Bielefeld<br />

bis 7,5 % (20)<br />

Kreis Lippe<br />

Kreis Höxter<br />

Kreis Paderborn<br />

Wfa - WoB NRW 2007<br />

mehr als 7,5 bis 10 % (16)<br />

mehr als 10 bis 12,5 % (9)<br />

mehr als 12,5 % (9)<br />

21


Entwicklung der durchschnittlichen jährlichen Bauintensität 1998 bis 2007<br />

Abb. 11 Darstellung Wfa, WoB NRW 2009 - Datengrundlage IT.NRW<br />

2.2.2 Aspekte des Angebots<br />

Eine Reihe von Indikatoren soll die Angebotssituation<br />

und -entwicklung im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

abbilden. Die Entwicklung des Wohnungsbestandes<br />

und die Bauintensität in den vergangenen Jahren<br />

geben Aufschluss über das Angebot am Wohnungsmarkt.<br />

Vorhandene Leerstände können Hinweis auf<br />

Angebotsüberhänge und nicht nachfragegerechten<br />

Wohnraum sein. Es lässt sich eine Aussage darüber<br />

ableiten, ob der regionale Wohnungsmarkt als entspannt<br />

oder angespannt einzuschätzen ist. Hiervon<br />

gehen Auswirkungen auf das Preisniveau im Eigentums-<br />

und Mietsektor aus. Ein niedriges Preisniveau<br />

deutet auf eine geringe Nachfrage nach dem<br />

bestehenden Angebot hin und kann gleichzeitig ein<br />

gewichtiges Standortargument sein. Eine allgemeine<br />

Einschätzung über die Lage des Marktes ist eine<br />

wichtige Grundlage für die Wahl einer Strategie für<br />

die Region. Darüber hinausgehend ist eine genauere<br />

Betrachtung von Teilmärkten und einzelnen Quartieren<br />

notwendig.<br />

2.2.2.1 Entwicklung Wohnungsbestand und<br />

Bauintensität<br />

Der Wohnungsbestand im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

hat in den vergangenen Jahren nur leicht zugenommen;<br />

zwischen 1999 und 2007 um 2,7 Prozent 15 . Im<br />

Vergleich zum Landesschnitt ist dieses Wachstum<br />

sehr gering. Die höchsten Wachstumsraten wurden<br />

15 Datengrundlage: IT.NRW<br />

22<br />

fertig gestellte Wohnungen im Zeitraum 1998 bis 2007 je 100 Bestandswohnungen im Jahr 1997<br />

in den dünner besiedelten Kommunen Nordrhein-<br />

Westfalens erzielt 16 .<br />

Die Bauintensität ist insgesamt seit 1998 landesweit<br />

in Nordrhein-Westfalen zurückgegangen, selbst Investitionen<br />

im Bestand können die Bewegung nicht<br />

abschwächen 17 . Im Verflechtungsbereich des <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreiecks liegt die Bauintensität in den<br />

kreisfreien Städten unter dem Wert der Kreise. Im<br />

direkten Umfeld des Städtedreiecks liegen nur der<br />

Rheinisch-<strong>Bergische</strong> Kreis und der Oberbergische<br />

Kreis über dem Durchschnitt Nordrhein-Westfalens,<br />

die drei Städte der Region hingegen nur bei etwa der<br />

Hälfte dessen 18 .<br />

Auswirkungen: Das Wohnungsangebot in der Region<br />

bleibt weitgehend konstant. Dies deutet auf<br />

einen gesättigten Markt und Investitionshemmnisse<br />

in der Region hin. Bei rückläufiger Nachfrage und<br />

gleichbleibendem Angebot wird der Vermieter- zum<br />

Mietermarkt. Eine Nachfrageorientierung wird notwendig.<br />

2.2.2.2 Leerstand<br />

Die Leerstandsquote bewegt sich in Nordrhein-<br />

Westfalen zwischen 2 und 4 Prozent. Aufgrund unterschiedlicher<br />

Berechnungsmethoden sind die Untersuchungsergebnisse<br />

einzelner Städte nur bedingt<br />

vergleichbar. Die Stadt Solingen ermittelte für das<br />

Jahr 2006 eine Leerstandsquote von 2,2 Prozent 19 .<br />

16<br />

Quelle: Wfa, WoB NRW 2007<br />

17<br />

Quelle: Wfa, WoB NRW Info 2007<br />

18 Quelle: Wfa, WoB NRW 2009


Mittlere Preislage Bauland<br />

Abb. 12 Eigene Darstellung; baureife Grundstücke 01.01.2009 ermittelt, Quelle: Oberer Gutachterausschuss NRW<br />

Dieser Wert ist als unbedenklich einzustufen. In Zukunft<br />

ist jedoch von einer wachsenden Leerstandsproblematik<br />

in der Region auszugehen. Eine für die<br />

Stadt Wuppertal erstellte Prognose zum Leerstand<br />

im Jahr 2025 ergab eine Leerstandsquote von über<br />

11 Prozent, fast ausschließlich im Mehrfamilienhaussektor<br />

20 . In einigen Quartieren in der Region ist<br />

der zunehmende Leerstand schon deutlich zu erkennen.<br />

Auswirkungen: Die Problematik des Leerstands ist<br />

nach den vorliegenden Zahlen noch nicht akut. In einigen<br />

Gebieten werden diese aber bereits vermehrt<br />

verzeichnet. In Wuppertal sind vor allem die Tallagen<br />

betroffen. Es ist davon auszugehen, dass sich in Zukunft<br />

die allgemeine Leerstandsituation in bereits<br />

betroffenen Gebieten verschärft und auf andere Gebiete<br />

ausweitet.<br />

2.2.2.3 Baulandpreise<br />

Die Baulandpreise sind ein entscheidender Faktor für<br />

die Wohnstandortentscheidung bauwilliger Haushalte.<br />

Im individuellen Wohnungsbau 21 liegen Solingen<br />

mit 230, Wuppertal mit 205 und Remscheid mit 150<br />

Euro/m² im Jahr 2009 über dem Nordrhein-Westfälischen<br />

Durchschnitt von 134 Euro/m². Essen, Dortmund<br />

und Bochum weisen vergleichbare Werte auf.<br />

Das Preisniveau der Städte an der Rheinschiene ist<br />

hingegen deutlich höher. Düsseldorf ist Spitzenreiter<br />

mit fast 500 Euro/m² [siehe Abb. 12].<br />

19 Quelle: Kommunaler Wohnungsmarktbericht Solingen 2006<br />

20 Quelle: Empirica<br />

21<br />

Individueller Wohnungsbau:<br />

Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser<br />

Im Zeitraum 1997 bis 2006 stiegen die Baulandpreise<br />

in Wuppertal und Remscheid mit bis zu 1,5 Prozent<br />

nur sehr moderat. Solingen verzeichnete hingegen<br />

mit Werten zwischen 3 und 4,5 Prozent deutlich höhere<br />

Wachstumsraten. Dieser Preisanstieg deutet<br />

auf eine erhöhte Nachfrage in Solingen hin 22 .<br />

Auswirkungen: Die im Vergleich zur Rheinschiene<br />

niedrigen Baulandpreise sind ein Standortargument<br />

für die Region. Durch die räumliche Nähe und gute<br />

Erreichbarkeit könnte sich das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />

als alternativer Wohnstandort zur Rheinschiene<br />

profilieren.<br />

2.2.2.4 Eigentum<br />

Die Baulandpreise haben direkte Auswirkungen auf<br />

die Neubautätigkeit. Eigentumsbildung kann jedoch<br />

neben der Errichtung von Neubauten auch über den<br />

Erwerb von Bestandsgebäuden oder -wohnungen<br />

erfolgen. An dieser Stelle wird der Teilaspekt des<br />

Erwerbs von Einfamilienhäusern herausgegriffen. In<br />

dieser Kategorie gehört Wuppertal zur Gruppe der<br />

Kommunen mit den niedrigsten Angebotspreisen<br />

im Jahr 2005. Das Preisniveau in Remscheid und Solingen<br />

liegt etwas höher. Deswegen sind die beiden<br />

Städte in die Gruppe mit Preisen zwischen 1.250 und<br />

1.500 Euro/m² eingeordnet. Ein höheres Preisniveau<br />

weisen der Kreis Mettmann und der Rheinisch-<strong>Bergische</strong><br />

Kreis auf. Die Städte Köln und Düsseldorf gehören<br />

zur Spitzengruppe mit mehr als 1.750 Euro/m².<br />

22 Quelle: Wfa, WoB NRW 2007, Oberer Gutachterausschuss NRW<br />

23


Mieten kreisfreien Städte in NRW [Euro/m²]<br />

Mülheim Mülheim Mülheim an an an der der Ruhr<br />

Ruhr<br />

Auswirkungen: Die vergleichsweise niedrigen Eigenheimpreise<br />

deuten auf einen entspannten Markt<br />

hin. Für Nachfrager ist dies, ähnlich der Baulandpreise,<br />

als Standortvorteil einzuschätzen. Viele Eigenheime<br />

befinden sich im Besitz von älteren Menschen. In<br />

Zukunft wird es zu vermehrten Angeboten auf dem<br />

gebrauchten Eigentumsmarkt kommen.<br />

2.2.2.5 Mieten<br />

Innerhalb des Städtedreiecks weist Wuppertal mit<br />

durchschnittlich 5,5 Euro/m² für eine Wohnung mit<br />

mittlerem Wohnwert das höchste Mietniveau auf, gefolgt<br />

von Solingen mit 5 und Remscheid mit 4,6 Euro/<br />

m² [Werte für 2008]. Dabei sind innerhalb der Region<br />

unterschiedliche Entwicklungsrichtungen festzustellen.<br />

Während das Mietniveau in Wuppertal gegenüber<br />

2005 leicht anstieg, ist es im selben Zeitraum in<br />

Solingen leicht gesunken 23 .<br />

Während die Mieten in Ruhrgebiet auf einem vergleichbaren<br />

Niveau liegen, ist ein deutlicher Anstieg<br />

zur Rheinschiene festzustellen. Besonders hohe Werte<br />

werden in den drei Städten Köln, Düsseldorf und<br />

Bonn gemessen. Die umliegenden Kreise, darunter<br />

auch der Kreis Mettmann und der Rheinisch-<strong>Bergische</strong>-Kreis,<br />

folgen mit einem ebenfalls überdurchschnittlichen<br />

Mietniveau [siehe Abb. 13].<br />

23<br />

Quelle:Wfa, WoB Info 2007 -Datengrundlage: empirica – Preisdatenbank-IDN<br />

ImmoDaten GmbH<br />

24<br />

Köln<br />

Köln<br />

Köln<br />

Düsseldorf<br />

Düsseldorf<br />

Düsseldorf<br />

Bonn<br />

Bonn<br />

Bonn<br />

Münster<br />

Münster<br />

Münster<br />

Aachen<br />

Aachen<br />

Aachen<br />

Wuppertal<br />

Wuppertal<br />

Wuppertal<br />

Oberhausen<br />

Oberhausen<br />

b h<br />

Mönchengladbach<br />

Mönchengladbach<br />

Krefeld<br />

Krefeld<br />

Essen<br />

Essen<br />

Leverkusen<br />

Bochum<br />

Bottrop<br />

Solingen<br />

Duisburg<br />

Dortmund<br />

Bielefeld<br />

Hagen<br />

Remscheid<br />

Herne<br />

Hamm Hamm<br />

Gelsenkirchen<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Abb. 13 Eigendarstellung, Datengrundlage: IVD- Mietspiegel 2./3. Quartal 2008<br />

Auswirkungen: Das im Vergleich zu den Kreisen<br />

und kreisfreien Städten der Rheinschiene niedrige<br />

Mietniveau im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck kann als<br />

Standortvorteil für die Region angesehen werden.<br />

Die Mietkosten können bei der Standortwahl möglicher<br />

Bewohner einen entscheidenden Ausschlag<br />

geben. Gegenüber den östlichen Nachbargemeinden<br />

Ennepe-Ruhr-Kreis und Oberbergischer Kreis besteht<br />

kein derartiger Vorteil für die <strong>Bergische</strong>n Großstädte.<br />

2.2.3 Kernaussagen<br />

Festzuhalten ist eine generelle Abnahme der Nachfrager<br />

am Wohnungsmarkt im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck.<br />

Beeinflusst durch erhebliche Bevölkerungsverluste<br />

in den vergangenen Jahren, ist auch zukünftig<br />

von einem weiteren Rückgang auszugehen. Der Rückgang<br />

ist sowohl auf die natürliche Bevölkerungsbewegung<br />

als auch auf Wanderungsverluste zurückzuführen.<br />

Gleichzeitig finden Veränderungen innerhalb<br />

der Nachfragegruppen statt. Bereits heute verzeichnen<br />

die drei Städte hohe Anteile älterer Menschen<br />

als auch überdurchschnittliche viele Personen mit<br />

Migrationshintergrund. Die Phänome verlangen für<br />

die Zukunft nach einer veränderten Angebotsstruktur.<br />

Allgemein ist der Wohnungsmarkt der Region als<br />

„entspannt“ zu charakterisieren. Dies schlägt sich in<br />

– im Vergleich zur Rheinschiene – niedrigen Mieten<br />

und Gebäudepreisen nieder. Geringe Nachfrage und<br />

niedriges Preisniveau resultieren in einer reduzierten<br />

Bautätigkeit in der Region – das Angebot bleibt<br />

hierdurch weitgehend konstant.


Mittlerer Angebotspreis für Einfamilienhäuser in Euro/m² 2005<br />

Abb. 14 Wfa, WoB Info 2007 - Datengrundlage: empirica - Preisdatenbank, IDN ImmoDaten GmbH<br />

Mittlere Nettokaltmiete aller Mietangebote im Jahr 2005 [Median, in Euro/m²]<br />

Abb. 15 Eigene Darstellung nach Wfa, WoB Info 2007 -Datengrundlage: empirica – Preisdatenbank-IDN ImmoDaten GmbH<br />

25


Demografietypen Großstädte ab 100.000 Einwohner in Nordrhein-Westfalen<br />

Abb. 16 Eigene Darstelllung nach Bertelsmannstiftung – Quelle: Webseite Wegweiser Kommune<br />

Exkurs: Demografietypen<br />

Die Bertelsmannstiftung hat die Städte zwischen<br />

5.000 und 100.000 Einwohnern in verschiedene Demografietypen<br />

eingeteilt. Ähnliche Kennzahlen in<br />

ihrer demografischen, wirtschaftlichen und sozialen<br />

Entwicklung weisen auf vergleichbare Handlungsbereiche<br />

hin. Für die einzelnen Demografietypen<br />

werden Handlungsempfehlungen gegeben. Die drei<br />

Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal sind der<br />

Kategorie Großstadt über 100.000 Einwohner zugeordnet.<br />

Wuppertal wird als „Schrumpfende Großstadt im<br />

postindustriellen Strukturwandel“ eingestuft und<br />

befindet sich damit in einer Gruppe mit den Großstädten<br />

des Ruhrgebiets. Es handelt sich um altindustriell<br />

geprägte Städte, die durch wirtschaftliche<br />

Strukturschwäche und deutliche Bevölkerungsrückgänge<br />

geprägt sind. Immer weniger Berufseinsteiger<br />

und Bildungswanderer sehen hier ihre Perspektive<br />

auf dem Arbeitsmarkt. Die Alterungsprozesse der<br />

Gesellschaft laufen hier verstärkt ab.<br />

26<br />

Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung: Intensivierung<br />

der regionalen Wirtschaftsförderung, Zukunftsorientierte<br />

Seniorenpolitik, Sozialer Segregation entgegenwirken<br />

und aktive Integrationspolitik betreiben,<br />

Kinder- und Familienfreundlichkeit verbessern<br />

Solingen und Remscheid werden hingegen dem Typ<br />

„Stabile Großstädte mit hohem Familienanteil“ zugeordnet.<br />

Die Städte dieser Gruppe fungieren als urbane<br />

Subzentren im verstädterten Raum und sind charakterisiert<br />

durch eine hohe Attraktivität als Wohnort<br />

für Familien und einen überproportional hohen Anteil<br />

an Kindern und Jugendlichen.<br />

Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung: Kinder- und<br />

Familienfreundlichkeit weiter verbessern, Wohnstadtteile<br />

generationenverbindend weiterentwickeln,<br />

Soziale Segregation entgegenwirken und aktive Integrationspolitik<br />

betreiben, Handelszentralität sichern<br />

und Stadtimage schärfen


Überregionale Einordung des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />

2.3 Wohnstandortqualitäten<br />

In Kapitel 2.2 wurde bereits das verhältnismäßig niedrige<br />

Preisniveau als Standortvorteil des <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreiecks angesprochen. Der finanzielle Aspekt<br />

ist jedoch nur einer von vielen Faktoren für die Attraktivität<br />

eines Standorts. Es folgt eine Einschätzung<br />

des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks im Bezug auf weitere<br />

wichtige Standortqualitäten.<br />

Die verkehrliche Anbindung ist gerade für Berufspendler<br />

von entscheidender Bedeutung. Für Bahn-<br />

Nutzer ist die Nähe zu Haltepunkten des Regional-<br />

und Fernverkehrs entscheidend, für Autofahrer ein<br />

möglichst schnell erreichbarer Autobahnanschluss.<br />

Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck liegt innerhalb eines<br />

dichten Verkehrsnetzes mit überregionaler Anbindung.<br />

Die durchschnittliche Fahrzeit zum nächsten<br />

Autobahnanschluss beträgt in Wuppertal und Remscheid<br />

lediglich 5 Minuten und liegt damit deutlich<br />

unter dem NRW-Durchschnitt von 11 Minuten. Lediglich<br />

Solingen schneidet mit durchschnittlich 12 Mi-<br />

28<br />

Düsseldorf<br />

Abb. 17: Eigene Darstellung<br />

Köln<br />

Metropole Ruhr<br />

Bonn<br />

<strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

<strong>Bergische</strong>s Land<br />

24 Quelle: Prognos 2007: Prognos-Zukunftsatlas 2007. Ergebnisse<br />

der Sonderauswertung für die Städte Wuppertal, Solingen und<br />

Remscheid<br />

nuten etwas schlechter ab 24 . Das Ruhrgebiet und die<br />

Städte am Rhein sind sowohl mit dem PKW als auch<br />

der Bahn zeitnah erreichbar. Hierdurch wird die Region<br />

auch für Menschen, die im Großraum Rhein-Ruhr<br />

arbeiten, zu einem möglichen Wohnstandort.<br />

Gleichzeitig werden die Bewohner des <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreiecks durch die gute verkehrliche Anbindung<br />

in die Lage versetzt, die vielfältigen Kultur-<br />

und Freizeitangebote der umliegenden Großstädte<br />

zu nutzen. Daneben bieten sich den Bewohnern<br />

des Städtedreiecks auch in der Region zahlreiche<br />

Möglichkeiten. Gegenüber den umliegenden Landkreisen<br />

ist die hohe Angebotsdichte der <strong>Bergische</strong>n<br />

Großstädte ein Standortvorteil. Im Vergleich zu den<br />

großen Städten am Rhein ist das Angebot der Region<br />

allerdings unterdurchschnittlich.<br />

Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck bietet seinen Bewohnern<br />

die Kombination großstädtischen Lebens<br />

mit der Nähe zu Natur. Bedingt durch die polyzentrische<br />

Siedlungsstruktur der drei Städte sind Frei-<br />

und Waldflächen auch aus zentralen Innenstadtbereichen<br />

schnell erreichbar. Viele Wohngebiete in den<br />

Randlagen erhalten durch die unmittelbare Nachbar-


Verkehr<br />

A46<br />

A3<br />

Abb. 18: Eigene Darstellung<br />

L141n<br />

schaft zu attraktiven Naturräumen eine besondere<br />

Standortqualität. Der hohe Waldflächenanteil und<br />

die zahlreichen Bäche und Talsperren in der Region<br />

stellen eine besondere Naherholungsqualität dar.<br />

Die Naherholungsgebiete des <strong>Bergische</strong>n und des<br />

Sauerlandes sind mit dem PKW gut zu erreichen und<br />

können dementsprechend ebenfalls als Argument<br />

für den Wohnort <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck angeführt<br />

werden. Die Topografie des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />

verleiht der Landschaft der Region einen besonderen<br />

Charakter. Sie stellt in diesem Sinne ein<br />

positives Alleinstellungsmerkmal dar. Andererseits<br />

machen die damit verbundenen Barrieren und starken<br />

Steigungen den Standort in vielen Bereichen besonders<br />

für Hochbetagte unattraktiv.<br />

Mit zunehmenden Alter und eingeschränkter Mobilität<br />

wird die Erreichbarkeit von Zentren und Versorgungseinrichtungen<br />

immer wichtiger. Vor dem<br />

Hintergrund der Alterung der Gesellschaft kommt<br />

diesem Aspekt eine wachsende Bedeutung für die<br />

Stadtentwicklung zu. Durch den allgemeinen Trend<br />

zur Ausdünnung des Einzelhandelsnetzes sind besonders<br />

Wohngebiete in Randlagen betroffen. Das<br />

<strong>Bergische</strong> Städtedreieck bietet, mit vier Hauptzen-<br />

B224<br />

L74<br />

L418<br />

A46<br />

A1<br />

A43<br />

A1<br />

tren und mehreren Nebenzentren, zahlreiche gut<br />

ausgestattete Standorte. Diese verfügen in der Regel<br />

über eine hervorragende verkehrliche Anbindung.<br />

Aufgrund dessen sind sie sowohl für Menschen mit<br />

eingeschränkter Mobilität, als auch für die Familien<br />

mit Kindern, in denen beide Elternteile berufstätig<br />

sind oder nur ein Auto zur Verfügung steht, als<br />

Wohnstandort geeignet.<br />

Für die verschiedenen Nachfragergruppen sind bei<br />

der Standortsuche unterschiedliche Orte und Einrichtungen<br />

von Interesse. Ein Beispiel hierfür ist die<br />

<strong>Bergische</strong> Universität in Wuppertal. Für Studierende<br />

und Mitarbeiter ist die Nähe zur Hochschule ein<br />

wichtiger Standortfaktor.<br />

29


Naturnähe, Zentren<br />

Abb. 19: Eigene Darstellung<br />

Der differenzierten Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt<br />

steht im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck ein vielfältiges<br />

Angebot gegenüber.<br />

Die unterschiedlichen Wohnstandorte spiegeln<br />

die bewegte Geschichte der Region wieder. Zahlreiche<br />

Hofschaften in Remscheid und Solingen sind<br />

Zeugnis der frühen Industriegeschichte der Region.<br />

Hier finden Nachfrager, ähnlich wie in den noch erhaltenen<br />

historischen Ortskernen der Region [z.B.<br />

Gräfrath und Lennep], die Möglichkeit, in regionstypischen<br />

Fachwerkhäusern zu wohnen. Gründerzeitliche<br />

Villen- und Arbeiterviertel repräsentieren die<br />

wirtschaftliche Glanzzeit der Region im 19. Jahrhundert.<br />

Aufwendige Fassaden zeugen vom Reichtum<br />

der damaligen Zeit. Villenviertel, insbesondere das<br />

Briller Viertel und das Zooviertel in Wuppertal-Elberfeld,<br />

bieten attraktive Stadtvillen in zentraler Lage<br />

für anspruchsvolle Nachfragergruppen. Interessante<br />

Gebäude aus unterschiedlichen Epochen sind verstreut<br />

über die gesamte Region zu finden. Villen und<br />

Hofschaften finden sich im direkten urbanen Umfeld<br />

oder verkehrsgünstig an den Ausfallstraßen gelegen.<br />

Dagegen können gründerzeitliche Arbeiterviertel,<br />

wie die Elberfelder Nordstadt, mit niedrigen Mieten,<br />

30<br />

guter Nahversorgungssituation und multikultureller<br />

Prägung punkten. Gleichzeitig kommt es jedoch<br />

in diesen Quartieren zu einer Konzentration unterschiedlicher<br />

Problemlagen. Die aus der Entstehungszeit<br />

überkommene hohe Bebauungsdichte, der damit<br />

verbundene Mangel an Grün- und Freiflächen und in<br />

vielen Bereichen schlechte Bausubstanz machen<br />

viele gründerzeitliche Arbeiterquartiere zusätzlich<br />

unattraktiv. Im Rahmen der Programme Stadtumbau-<br />

West und Soziale Stadt stehen deshalb gerade diese<br />

Gebiete im Fokus von Aufwertungsmaßnahmen [siehe<br />

Exkurs]


Programmgebiete Stadtumbau-West, Soziale Stadt und Zukunftsstandorte<br />

Abb. 20: Eigene Darstellung<br />

Exkurs: Programmgebiete Soziale Stadt und<br />

Stadtumbau West<br />

Zur Bewältigung der Problematik eines grundlegenden<br />

Stadterneuerungsprozesses steht u.a. das<br />

Bund-Länder-Programm Stadtumbau West zur Verfügung.<br />

Oft als „Abrissprogramm“ für den nicht mehr<br />

marktfähigen Wohnraum abgetan, geht es um weit<br />

mehr als „Wir reißen ab“. Die Aufgaben des Stadtumbaus<br />

in Nordrhein-Westfalen liegen vor allem in der<br />

städtebaulichen Integration brachfallender Flächen,<br />

der Stabilisierung der Innenstädte als Einzelhandelszentren<br />

und deren Aufwertung als Wohnstandort.<br />

Hierbei wird der Einbindung und Aktivierung von privaten<br />

Eigentümern eine besondere Bedeutung beigemessen.<br />

Stadtumbau-Gebiete im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck:<br />

Solingen: Südliche Innenstadt, Bahnhofsumfeld<br />

Oligs, Grimmstraße, „City 2013“ [geplant]<br />

Wuppertal: Arrenberg / Elberfelder Nordstadt,<br />

Unterbarmen<br />

Remscheid: Honsberg / Blumental / Kremenholl /<br />

Stachelhausen<br />

Das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt wird in<br />

Gebieten eingesetzt, in denen sich ökonomische,<br />

städtebauliche und ökologische Probleme konzentrieren.<br />

Es hat die Aufwertung ganzer Stadtteile zum<br />

Ziel. Eine bessere Integration der Bewohner, die wirtschaftliche<br />

Erneuerung des Quartiers und der Aufbau<br />

eines positiven Images sollen erreicht werden. Hierzu<br />

werden bauliche Investitionen mit Projekten aus<br />

dem sozialen und dem Bildungsbereich verknüpft.<br />

Für die Umsetzung von Maßnahmen ist die Kooperation<br />

mit caritativen Einrichtungen, Wohnungsunternehmen<br />

oder sozialen Einrichtungen sowie bürgerliches<br />

Eigenengagement erforderlich.<br />

Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck haben folgende Gebiete<br />

am Programm Soziale Stadt teilgenommen:<br />

Wuppertal: Ostersbaum, Oberbarmen / Wichling-<br />

hausen<br />

Remscheid: Rosenhügel<br />

Solingen: Fuhr, Hasseldelle, Zietenstraße [ausge-<br />

laufen], Nordstadt<br />

31


Exkurs: Innovative Projekte<br />

Das Ministerium für Bauen und Verkehr in Nordrhein-<br />

Westfalen [mbv] hat einige Projekte aus der Region<br />

zu den Themen Wohnen und Wohnumfeld als<br />

gute Beispiele anerkannt und in ihren Veröffentlichungen<br />

als Anregung für andere Städte präsentiert.<br />

Diese Projekte zeigen die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

und Innovationen in der Region auf.<br />

Neues Wohnen mit Nachbarschaften -<br />

Aktive Hausgemeinschaft Solingen Wald<br />

Die Georg-Kraus-Stiftung hat die Förderung von<br />

Hausgemeinschaften zum Ziel. Inmitten von denkmalgeschützten<br />

Häusern in der Altstadt Solingen<br />

Wald baut die Stiftung öffentlich geförderte Wohnungen.<br />

Die Grundidee der Hausgemeinschaft fußt auf<br />

Solidarität, Nachbarschaft[er]leben und Eigenständigkeit.<br />

In dem Wohnprojekt mit 14 barrierefreien<br />

Wohnungen finden 24 Bewohner zwischen 60 und<br />

85 Jahren ein neues Zuhause 25 .<br />

Neues Wohnen mit Nachbarschaften<br />

- Lebendiges Wohnen an der Wupper<br />

[LeWoWu]<br />

Durch den Umbau eines ehemaligen Schwesternwohnheims<br />

entstand das erste Mehrgenerationen-<br />

25<br />

http://www.georg-kraus-stiftung.de/seniorenprojekte/Wohnanlage_Solingen_Wald.htm;<br />

MBV, Neues Wohnen mit Nachbarschaft:<br />

32<br />

wohnprojekt des Vereins Lebendiges Wohnen an<br />

der Wupper in Wuppertal-Barmen. Zielsetzung ist es,<br />

mehrere Generationen in einer gemeinschaftlichen<br />

Wohnform zu vereinen und eine alternative Form<br />

des Zusammenlebens zu bieten. Auf besondere Bedürfnisse<br />

der verschiedenen Generationen wird eingegangen.<br />

Die Eigenständigkeit der älteren Bewohner<br />

soll gewahrt und der Verbleib in einer eigenen<br />

Wohnung ermöglicht werden. Der gemeinschaftliche<br />

Ansatz wird auch von Familien und Alleinerziehenden<br />

angenommen und ist Grundlage für den Erfolg<br />

des Modells. Die Vereinigte Evangelische Mission<br />

Wuppertal vermietet derzeit 18 barrierefreie Wohnungen<br />

an die Wohngruppe; teils freifinanziert, teils<br />

öffentlich gefördert 26 .<br />

Wohnen im Alter - Umbau einer<br />

denkmalgeschützten Villa in Wuppertal-<br />

Barmen<br />

In einer ehemaligen Fabrikantenvilla betreibt der Verein<br />

Carmen-Sylva-Haus e.V. seit 1990 ein Kleinstpflegeheim.<br />

Mit dem geplanten Verkauf der Immobilie<br />

durch den Eigentümer stand die Pflegeeinrichtung<br />

vor dem Aus. Der Verein konnte durch den Erwerb<br />

des Gebäudes das Pflegeheim erhalten und ausbauen.<br />

Die vormals 12 Zimmer wurden auf 15 Zimmer<br />

erweitert und sowohl im Innen- als auch im Außenbereich<br />

barrierefrei gestaltet. Zu den Einrichtungen<br />

26<br />

http://www.lewowu.de/; MBV, Neues Wohnen mit Nachbarschaft


in der Umgebung zu dem Altenwohnheim, der Kirchengemeinde<br />

und den Waldorfschulen sowie dem<br />

Kindergarten werden soziale Kontakte gepflegt 27 .<br />

Wohnen im Alter - Wohnprojekte in<br />

Remscheid-Hasten<br />

Die Hastener Altenhilfe gGmbH hat sich die Versorgung<br />

der Senioren im Stadtteil Hasten zur Aufgabe<br />

gemacht. Verschiedene Wohnformen für das Alter<br />

werden im Quartier angeboten. Das Angebot reicht<br />

vom Service-Wohnen, über Gruppenwohnungen mit<br />

ambulanten Betreuungsmöglichkeiten bis zur stationären<br />

Vollpflege mit Wohngruppenorientierung und<br />

barrierefreien [Einzel-]Wohnungen. Ein ehemaliges<br />

Altenpflegeheim wurde zu einem Wohnheim mit barrierefreien<br />

Appartements umgebaut 28 .<br />

Umnutzung von alten Gebäuden zu<br />

Wohnzwecken - Kreuzkirche Wuppertal-<br />

Langerfeld<br />

Ein Leuchtturmprojekt in der Region ist der Umbau<br />

der Kreuzkirche in Wuppertal. Durch den Erhalt des<br />

Baudenkmals kann wertvolle Gebäudesubstanz als<br />

prägendes Element der Stadt erhalten bleiben. Nach<br />

dem Funktionsverlust der Kreuzkirche durch die<br />

Fusion von zwei Kirchengemeinden gelang es der<br />

Gemeinde, das Gebäude entsprechend der denk-<br />

27 MBV Wohnen im Alter. Neue Wohnmodelle in Nordrhein-Westfalen:<br />

42-43; http://www.nikodemuswerk.de/index.php?id=5<br />

28 MBV Wohnungsbau am Beginn des 21. Jahrhunderts: 25-29;<br />

http://www.hastener-altenhilfe.de/index.htm<br />

malpflegerischen Ansätze umzunutzen. Der Tochterverein<br />

Gefährtenhilfe e.V. erwarb das Gebäude<br />

und realisierte im Frühjahr 1993 15 Zwei- bis Vierbettzimmerwohnungen<br />

für die am Wohnungsmarkt<br />

benachteiligte Gruppe der Alleinerziehenden. Finanziert<br />

wurde das Projekt über Bauleistungen des<br />

Handwerkdienstes der gemeinnützigen Gesellschaft<br />

für Entsorgung, Sanierung und Ausbildung [GESA] 29<br />

und aus Wohnungs- und Städtebaufördermitteln in<br />

Kombination mit arbeitsmarktpolitischen Förderprogrammen<br />

30 .<br />

Historische Siedlungen, zeitgenössisches<br />

Bauen im Bestand - Siedlung Sedansberg<br />

Wuppertal-Barmen<br />

In der, in den zwanziger Jahren entstandenen, gartenstadtähnlichen<br />

Siedlung wurden neben der behutsamen<br />

Modernisierung der Baukörper auch die siedlungsprägenden,<br />

begrünten Außenräume erhalten.<br />

Durch Erneuerung der Dächer und Fassaden konnten<br />

die heutigen Standards zur Wärmedämmung erreicht<br />

werden. Auch die Grundrisse wurden den heutigen<br />

Bedürfnissen angepasst. Die Wohnqualität wurde<br />

durch das Zusammengelegen von Räumen und der<br />

Einrichtung größerer Küchen und Bäder gesteigert.<br />

Aufgrund der öffentlichen Förderung konnte die<br />

GWG die Mietpreise halten 31 .<br />

29<br />

www.gesaonline.de<br />

30<br />

MBV Umnutzung von alten Gebäuden zu Wohnzwecken: 50-51<br />

31<br />

MBV Historische Siedlungen in NRW: 71-72; http://www.architektur-wuppertal.de/cms/front_content.php?idcat=3&idart=26<br />

33


Energieeffizientes Bauen - Denkmal<br />

als Niedrigenergiehaus, Wuppertal<br />

Sophienstraße<br />

Das in innerstädtischer Blockrandbebauung gelegene<br />

Bauvorhaben gewann 2008 den Landespreis „Energieeffizientes<br />

Bauen in der Zukunft“ für Architektur,<br />

Wohnungs- und Städtebau in Nordrhein-Westfalen.<br />

Bei der vorbildlichen Sanierung wurde die Schmuckfassade<br />

zur „öffentlichen Seite“ erhalten und die<br />

weiteren Außenflächen nach modernem Standard<br />

gedämmt. Die großzügigen Grundrisse entsprechen<br />

den modernen Nutzungsansprüchen. Das energetische<br />

Konzept überzeugt mit einer kostengünstigen<br />

Wärmeversorgung über Holzpellets, ergänzt um eine<br />

dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.<br />

Das Projekt zeichnet sich durch die Kombination<br />

von Traditionswahrung und Ausnutzung moderner<br />

Technik aus 32 .<br />

2.4 Folgerungen<br />

Die demografische Entwicklung hat entscheidenden<br />

Einfluss auf die Region. Der abnehmenden Anzahl<br />

von Nachfragern steht zwar ausreichend Wohnraum<br />

zur Verfügung, jedoch muss der Wohnraum an die<br />

differenzierten Ansprüche der Nachfrager angepasst<br />

werden. Gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft<br />

müssen die Potenziale der Region erkannt und ausgebaut<br />

sowie nachfragegerechte Angebote entwickelt<br />

werden. Die mit der Wirtschaftskrise einherge-<br />

32 MBV Landespreis für Architektur, Wohnungs- und Städtebau<br />

Nordrhein-Westfalen 2008 „Energieeffizientes Bauen in der Zukunft“<br />

34<br />

henden Auswirkungen auf Wohnungswirtschaft und<br />

kommunale Finanzen verstärken die Notwendigkeit,<br />

eine gemeinsame Strategie zur langfristigen Verbesserung<br />

des Investitionsklimas in der Region zu entwickeln.<br />

Um Bewohner langfristig an die Region zu binden<br />

und Neubürger zu gewinnen, bedarf es einer konsequenten<br />

Ausrichtung des regionalen Wohnangebots<br />

an der Nachfrage. Zu den wichtigsten Zielgruppen gehören<br />

ältere Menschen, Hochbetagte [80+], Migranten,<br />

Familien mit Kindern, Pendler, Einkommensstarke<br />

und Personen mit Marktzugangsschwierigkeiten.<br />

Vor dem Hintergrund der rückläufigen Bevölkerungszahlen<br />

sollten dabei die Anstrengungen auf die zielgruppenorientierte<br />

Anpassung und Qualifizierung<br />

des Bestandes konzentriert werden. Leer stehende<br />

Gebäude und entspannter Markt können durchaus<br />

als Chance betrachtet werden, das Angebot an die<br />

Bedürfnisse der Nachfrager anzupassen.<br />

Die Region verfügt über zahlreiche Qualitäten, die jedoch<br />

bislang nicht entsprechend kommuniziert werden.<br />

Niedrige Miet- und Kaufpreise, zentrale Lage,<br />

Kombination von Nähe und großstädtischem Wohnen<br />

und ein vielfältiges Angebotsspektrum sind Stärken,<br />

die in Zukunft besser genutzt werden sollten.<br />

Für ein verbessertes Marketing des Wohnstandortes<br />

sind regionales Auftreten und innovative Konzepte<br />

erforderlich.


3 Stärken - Schwächen - Chancen - Gefahren<br />

Stärken Schwächen<br />

relativ günstiges Preisniveau [Miete und Bauland]<br />

einkommensstarke Einwohner<br />

gute Verkehrsanbindung<br />

eigenständige Nahversorgungstruktur durch viele<br />

Stadtteilzentren<br />

Nähe der Wohnlagen zu Natur und reizvoller<br />

Landschaft<br />

vielfältiges Wohnraumangebot, prägende<br />

Einzelobjekte, besondere Standorte<br />

Gebäude- und Flächenpotenziale im Bestand<br />

Bürgerliches Engagement in Quartieren<br />

Kooperationsstrukturen in der Region<br />

Chancen Gefahren<br />

angespannte Wohnungsmärkte Rheinschiene<br />

Bedeutungszuwachs weicher Standortfaktoren bei<br />

der Standortwahl von Haushalten<br />

Gesetzliche Neuerungen [Energetische Standards]<br />

Neue, zugeschnitte Fördermöglichkeiten in der<br />

Stadterneuerung und Wohnraumförderung<br />

Bedeutungszuwachs städtisches Wohnen<br />

Differenzierung der Lebensstile und Möglickeit zur<br />

Etablierung neuer Wohnkonzepte<br />

Stärken-<br />

Schwächen-<br />

Chancen-<br />

Gefahren<br />

geringe Neubautätigkeit und Bestandsinvestitionen<br />

begrenzte Flächenpotenziale für Neubauten<br />

Investitionshemmnisse<br />

zunehmende Leerstände<br />

fehlende Angebote in Teilsegmenten<br />

des Wohnungsmarktes<br />

kaum finanzieller Spielraum der Kommunen<br />

Segregation und Funktionsverlust<br />

zunehmender Bevölkerungsrückgang führt zu<br />

weniger Nachfragern am Wohnungsmarkt<br />

Finanzielle Lage der öffentlichen Hand erschwert<br />

Investition in Städtebau, Wohnraumförderung<br />

durch wirtschaftliche Rezession weniger Investitionen<br />

der Wohnungswirtschaft und Eigentümer<br />

Zunehmender Siedlungsflächenverbrauch<br />

steigende Infrasturkturkosten<br />

35


Arbeitsschwer–<br />

punkte<br />

4 Arbeitsschwerpunkte<br />

Die durchgeführte Analyse zeigt die Situation auf<br />

dem Wohnungsmarkt und mögliche Auswirkungen<br />

für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck. Die Qualitäten des<br />

Wohn- und Lebensraums stellen die Stärken und<br />

Potenziale der Region heraus, die für eine vorausschauende<br />

Entwicklung von Strategien wichtig sind.<br />

Für den Bereich Wohnen werden folgende zentrale<br />

Arbeitsschwerpunkte herausgestellt:<br />

4.1 Regionale Kooperationen<br />

4.2 Zielgruppenorientierte Bestandsentwicklung<br />

4.3 Regionales Wohnstandortmarketing<br />

Im Folgenden werden hierzu Projekt- und Konzeptbeispiele<br />

vorgestellt. Bereits im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

existierende Ansätze zur Bewältigung der<br />

Herausforderungen werden präsentiert, um Ansatzpunkte<br />

für zukünftiges Handeln aufzuzeigen. Positive<br />

Beispiele aus anderen Regionen können dabei als<br />

Denkanstoß genutzt werden.<br />

4.1 Regionale Kooperationen<br />

Vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslagen<br />

stellt die Bewältigung der wohnungswirtschaftlichen<br />

und städtebaulichen Aufgaben eine besondere<br />

Herausforderung für die drei bergischen Großstädte<br />

dar. Durch die Auswirkungen des Demografischen<br />

Wandels wird dies stets dringlicher. Eine Bewältigung<br />

im Bereich Wohnen ist nur bei intensiver Zusammenarbeit<br />

aller relevanten Akteure möglich. Die Finanzen<br />

sind effektiv zu bündeln sowie gezielt einzusetzen.<br />

36<br />

Regionale<br />

Kooperationen<br />

Im Rahmen der Regionale 2006 wurden bereits viele<br />

Akteure vor Ort aktiviert. Die entstanden Kooperationen<br />

sind weiter auszubauen. Zukunftsweisende<br />

Formen von Kooperationen werden auch in den drei<br />

Städten in den Städtebauförderprogrammen „Soziale<br />

Stadt“ und „Stadtumbau West“ erprobt. Im Rahmen<br />

dieser Programme werden zahlreiche Akteure<br />

aus dem Quartier, der Verwaltung und stadtweiter<br />

Initia tiven eingebunden. Bewährte Kooperationen<br />

aus der Städtebauförderung kommen zum Einsatz.<br />

Die Wohnraumförderung bietet die Möglichkeit, neue<br />

individuelle Kooperationsverträge zu schließen. Dies<br />

trägt zum flexibleren Einsatz von Förderungen in den<br />

Quartiere bei. Alternative Wege und partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit mit Privaten sind gewünscht.<br />

Eine Plattform für die Zusammenarbeit von Akteuren<br />

aus benachbarten Städten bietet sich auf regionaler<br />

Ebene an. Wichtige Ansatzpunkte für Akteure können<br />

geschaffen werden und ein übergreifendes Konzept<br />

zur Stärkung der Region als attraktiven Wohn- und<br />

Lebensraum beitragen. Nicht nur beim regionalen<br />

Handeln steht das „Gut Wohnen“ sowie der Lebensraum<br />

im Vordergrund. Auch wird durch eine Abstimmung<br />

die Arbeit in den einzelnen Städten erleichtert<br />

und die Wirksamkeit erhöht. Zentrales Thema sind<br />

die Zusammenführung und Vernetzung der vielen<br />

unterschiedlichen Akteure im Bereich Wohnen. Einen<br />

Konsens zu den wichtigsten Problemfeldern zu<br />

erreichen ist die Grundlage, um gemeinsame Zielvorstellungen<br />

entwickeln zu können.


Eine regionale Wohnungsmarktbeobachtung<br />

kann als wichtige Grundlage für eine fundierte Situationsanalyse<br />

dienen und im zweiten Schritt auch zu<br />

einer Objektivierung politischer Entscheidungen beitragen.<br />

Im Gegensatz zu landesweiten Erhebungen<br />

können detaillierte Informationen zum Wohnungsmarkt<br />

der Region zu den umliegenden Städten und<br />

Gemeinden betrachtet werden. Auf Grundlage der<br />

Beobachtung können speziell auf die Situation der<br />

Region ausgerichtete Strategien entwickelt werden.<br />

Bei der Betrachtung des Wohnungsmarktes sind<br />

neben regionalen Daten zusätzliche Daten aus den<br />

einzelnen Städten und aus der Immobilienwirtschaft<br />

wichtig, um einzelne Entwicklungen einschätzen zu<br />

können. Gerade kleinräumige und detaillierte Daten<br />

vervollständigen das Bild.<br />

Eine notwendige vergleichbare regionale Datenbasis<br />

zur Beobachtung des Wohnungsmarktes kann<br />

ein regionales Monitoring schaffen. Angestrebt<br />

werden sollte zusätzlich die Betrachtung qualitativer<br />

Aspekte der Region. Einheitliche Indikatoren und<br />

Erhebungsmethoden der Daten sind dabei hilfreich,<br />

die Entwicklung der Region zu erkennen – sogar von<br />

einzelnen Stadtteilen. Aufwertungen der Region bis<br />

zu einzelnen Quartieren lassen sich so zeigen.<br />

Zur Begleitung des regionalen Prozesses wäre es<br />

darüber hinaus sinnvoll, eine Evaluierung vorzunehmen.<br />

Hierzu können Daten aus dem regionalen<br />

Monitoring genutzt werden, um direkte Prozesserfolge<br />

zu dokumentieren. Dies erleichtert die Schaffung<br />

des notwendigen Vertrauens zwischen den Akteuren<br />

und erhöht die Kooperationsbereitschaft.<br />

Die Datensammlung kann darüber hinaus zur Präsentation<br />

der regionalen Stärken nach außen genutzt<br />

werden. Problemlagen können identifiziert, die<br />

Akteure in der Region sensibilisiert und zur Mitarbeit<br />

aktiviert werden. So können Akteure mit unterschiedlichem<br />

Fachwissen und Ressourcen gemeinsam zu<br />

nachhaltigen und innovativen Lösungen beitragen.<br />

Aufbauend können in einem Regionalen Handlungskonzept<br />

Wohnen gemeinsame Ziele gesetzt<br />

und Strategien festgelegt werden. Die Einbindung<br />

der regionalen Akteure aus Wohnungspolitik, Wohnungsunternehmen<br />

und privaten Anbietern und ihrer<br />

Interessen stellt hierbei ein zentrales Element<br />

dar. Das Land Nordrhein-Westfalen sieht hierin ein<br />

starkes Instrument zur kooperativen Lösung örtlicher<br />

und regionaler Wohnungsmarktprobleme. Es<br />

fördert die Erstellung von Konzepten und gibt Hilfestellung<br />

im Erarbeitungsprozess. Als Grundlage<br />

für die Konzepte werden, neben einer Analyse der<br />

Ausgangssituation auf dem Wohnungsmarkt, auch<br />

Prognosen der zukünftigen Entwicklung notwendig.<br />

Dabei gehen die Anforderungen über die einer rein<br />

quantitativen Wohnungsmarktbeobachtung hinaus.<br />

In einem zweiten Schritt gilt es, regionale Strategien<br />

und Zielsetzungen für den Wohnstandort <strong>Bergische</strong>s<br />

Städtedreieck aufzustellen. Zur Umsetzung können<br />

unterschiedliche Instrumente und Maßnahmen zum<br />

Einsatz kommen. Begleitend sind eine fortlaufende<br />

Wohnungsmarktbeobachtung, eine Erfolgskontrolle<br />

und die Aktualisierung der Ziele und Maßnahmen<br />

vorteilhaft. In der Erstellung des Konzeptes sind die<br />

Städte und Regionen aber generell frei und können<br />

sich so der Situation und den Problemen vor Ort an-<br />

37


Kommunale Handlungskonzepte Wohnen<br />

Abb. 21 Quelle: MBV - Entscheidungshilfe Kommunale Handlungskonzepte Wohnen<br />

passen.<br />

Die enge Arbeit vor Ort im Themenfeld Wohnen<br />

wird bei Projekten auf Stadtteil- und Quartiersebene<br />

sichtbar. Begleitet von übergreifenden städtischen<br />

Strategien ist eine größtmögliche Bürgernähe äußerst<br />

sinnvoll. Die intensive Einbindung der Akteure<br />

vor Ort ist, auch vor dem Hintergrund immer knapper<br />

werdender öffentlicher Mittel, ein wichtiges Element<br />

kommunalen Handelns. Kooperationen auf regionaler<br />

Ebene können dazu beitragen, einen Austauschprozess<br />

über die Erfahrungen in den einzelnen<br />

Projekten herbeizuführen. Zudem ist übergreifende<br />

Koordinierung durch regional agierende Akteure vorstellbar,<br />

um Synergien zu erzielen. Herausragende<br />

Projekte und Ansätze können die Region präsentieren<br />

und Impulse in der Region sogar mit überregionaler<br />

Ausstrahlung setzen.<br />

4.1.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Bisher ist die Datenlage in den Städten sehr unterschiedlich.<br />

In einzelnen Teilbereichen sind auf städtischer<br />

Ebene bereits erste Ansätze vorhanden. Ein<br />

interkommunales Projekt ist die fortlaufende Sozialraumanalyse.<br />

Den Anlass dazu gab die sich zuspitzende<br />

regionale Problematik einer zunehmenden<br />

Segregation im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck. Durch den<br />

Vergleich von Sozialräumen in den einzelnen Stadtteilen<br />

werden kritische Entwicklungen frühzeitig<br />

sichtbar und die Städte können gezielt gegensteuern.<br />

Zu den vorgestellten Themen Wohnungsmarktbe-<br />

38<br />

obachtung, Monitoring und Evaluation sind bereits<br />

Fachkenntnisse in der Region vorhanden. Erste Erfahrungen<br />

sammelte die Stadt Solingen zwischen<br />

2003 und 2006 im Modellprojekt „Wohnungsmarktbeobachtungen<br />

in NRW“. Monitoring und Evaluation<br />

werden bei den Städten durch die Städtebauförderprogramme<br />

immer bekannter. Aufbereitete Daten<br />

– teilweise auch regional – stellen die statistischen<br />

Abteilungen der Städte öffentlich in Form von schriftlichen<br />

Publikationen oder online zur Verfügung. Die<br />

interaktive Plattform der Stadt Wuppertal ermöglicht<br />

es, Investoren und Interessierten sogar umfangreiche<br />

Daten individuell abzurufen. Einen Schritt weiter<br />

geht die Stadt Wuppertal mit der Überprüfung ihrer<br />

städtischen Qualität gemessen an festgelegten Indikatoren.<br />

Nicht nur die gesamtstädtische Entwicklung<br />

steht im Fokus, kleinräumige Beobachtungen sichern<br />

die Qualität einzelner Stadtteile.<br />

Aktuell fertiggestellt ist das Kommunale Handlungskonzept<br />

Wohnen der Stadt Wuppertal. Die<br />

Stadt setzt dabei auf das Fachwissen und die Kooperation<br />

der Wohnungsmarktakteure. In einem ersten<br />

Fachgespräch im vorangegangen Jahr 2008 wurden<br />

die Zielstellung für das Programm und mögliche Inhalte<br />

mit den Akteuren diskutiert. Das Programm<br />

baut auf einer Analyse zu Defiziten und Potenzialen<br />

der Stadt auf. Der gegenwärtige Wohnungsmarkt<br />

– im Besonderen der Leerstand – ist berücksichtigt<br />

und zukünftige Entwicklungstendenzen werden<br />

abgeschätzt. Zusätzliche Informationen liefern die<br />

Analysen zum ermittelten Wohnungsbedarf und den<br />

Wohnbauflächenpotentialen. Für die „Zukunft des<br />

Wohnens“ in Wuppertal sichern Leitlinien der Stadt


Struktur und Inhalt „Handlungsprogramm Wohnen“ Wuppertal<br />

Abb. 22 Quelle: Stadt Wuppertal<br />

unter Einbeziehung der Wohnungsmarktakteure die<br />

Attraktivität des Wohnstandortes. Zur Umsetzung<br />

der Strategien und Maßnahmen sind die wichtigsten<br />

Handlungsfelder – Bestandsentwicklung, Neubau<br />

[Flächenentwicklung] und Marketing – festgehalten.<br />

Das Programm wird fortlaufend auf neue Entwicklungen<br />

und Zielsetzungen angepasst 33 .<br />

Ein Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit<br />

im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck ist der regionale Arbeitskreis<br />

„Soziale Stadt“. Im Rahmen der Regionale<br />

wurden gemeinsame Ziele festgelegt und<br />

in einem Konzept niedergelegt. Seither findet ein<br />

Austausch bei regelmäßigen Treffen mit Vertretern<br />

aus den drei Städten, der <strong>Bergische</strong>n <strong>Entwicklungsagentur</strong><br />

und einem erweiterten Akteurskreis statt.<br />

Das Forum setzt auf gegenseitige Unterstützung bei<br />

der Planung, gemeinsame Projektentwicklung und<br />

gegenseitiges Lernen. Im Rahmen des zur Regionale<br />

gestarteten Planungsprojektes „Soziale Stadt“ war<br />

die Zielsetzung übertragbarer Projekte für die Region<br />

entwickelt werden. Schwerpunkte des Projektes<br />

sind die Verbesserung der Lebensqualität in den<br />

Stadtteilen, die Vermeidung von Leerstand und die<br />

Qualifizierung der Bewohner für den Arbeitsmarkt.<br />

Die Städte haben bereits unterschiedliche Projekte<br />

und Maßnahmen für ihre Stadtteile entwickelt und<br />

umgesetzt, darunter den <strong>Bergische</strong>n Regionalladen<br />

in Solingen, eine einheitliche Präsentation der Stadtteile<br />

auf den jeweiligen Internetpräsenzen der Städte<br />

[befindet sich noch im Aufbau] und das Programm<br />

33<br />

Stadt Wuppertal 2008: Handlungsprogramm Wohnen – Fachgespräch<br />

mit Wohnungsmarktakteuren<br />

„LOS“. In diesem werden städtische Maßnahmen,<br />

wie die Umnutzung und Aufwertung leer stehender<br />

Ladenlokale, mit Qualifizierungsmaßnahmen für junge<br />

Menschen verknüpft. Eine enge Zusammenarbeit<br />

bei Projektentwicklung und Erfahrungsaustausch<br />

findet ebenfalls mit dem Partnerprogramm Stadtumbau<br />

West statt.<br />

In den drei Städten der Region werden vielfältige Projekte<br />

durchgeführt, die auf Kooperationen verschiedener<br />

Akteure basieren. Besonders hervorzuheben<br />

sind die Projekte und Kooperationen, die im Rahmen<br />

der Städtebauförderungsprogramme Soziale Stadt<br />

und Stadtumbau West entstanden sind. Viele Kooperationen<br />

gehen neue Wege und zeigen innovative<br />

Ansätze auf.<br />

In Wuppertal werden stadtteilübergreifende Projekte<br />

zum Stadtumbau initiiert. Durch eine Anschubfinanzierung<br />

sollen private Investitionen freigesetzt<br />

und Aufwertungsprozesse in den Stadteilen<br />

in Gang gesetzt werden. Nach dem Vorbild der Stadt<br />

Leipzig sollen Eigentümer als zentrales Element des<br />

Stadtumbaus aktiviert werden. Dabei wird viel Wert<br />

auf den Aufbau von Beratungs- und Koordinationsstrukturen<br />

gelegt, um Anreize für privates Engagement<br />

bzw. private Investitionen zu schaffen 34 . Die<br />

wichtigsten Bestandteile zur Umsetzung der Strategie<br />

sind für den Bereich Wohnen drei zentrale<br />

Einrichtungen: Wuppertaler Quartiersentwicklungsgesellschaft,<br />

Zwischennutzungsagentur und stadt-<br />

34 empirica Stadtentwicklungskonzept Wuppertal<br />

39


teilorientierte Energieberatung. Für die Zukunft wäre<br />

vorstellbar, diese Konzeption auf das gesamte Städtedreieck<br />

auszuweiten. Aufgrund vergleichbarer Problemstellungen<br />

in Solingen und Remscheid erscheint<br />

dies durchaus sinnvoll.<br />

Die im Oktober 2006 gegründete Wuppertaler<br />

Quartiersentwicklungsgesellschaft [WQG] 35 ist<br />

eine Beratungs- und Steuerungsagentur, die private<br />

Immobilieneigentümergemeinschaften begleitet und<br />

unterstützt. Vorbildcharakter hat die Agentur mit einem<br />

quartiersbezogen Ansatz mit umfassenden Zielsetzungen<br />

in der Gesamtstadt tätig zu sein. Dabei<br />

verzichtet sie nicht auf fachliche Hilfe und Beratung<br />

Externer. Das primäre Ziel ist es, eine Stabilisierung<br />

des Quartiers durch Qualifizierung und Förderung<br />

von Investitionen zu erreichen. Daneben wird aktiv<br />

nach nachhaltigen Nutzungen sowie neuen Lösungen<br />

für leerstehende Gebäude und ungenutzte Flächen<br />

gesucht. Investitionen in den Wohnungsbestand<br />

einschließlich dem Umbau und der Umnutzung von<br />

funktionslosen Gebäuden werden gefördert. Zusätzliche<br />

Angebote sollen durch Neubauprojekte geschaffen<br />

werden. In diesem Rahmen gehört eine Aufklärung<br />

über die Möglichkeit des Rückbaus von nicht<br />

mehr nachgefragten Immobilien mit zur Gesamtkonzeption.<br />

Neben baulichen Verbesserungen wird auch<br />

die Bedeutung des Wohnumfeldes als Lebensraum<br />

der Bewohner berücksichtigt. Eine aktive Öffentlichkeitsarbeit<br />

bindet die Bewohner und Akteure vor Ort<br />

35 www.quartier-entwicklung.de<br />

40<br />

mit ein. Unterstützend soll eine einheitliche Marketingstrategie<br />

zur Imageverbesserung des Stadtteils<br />

in der Außenwahrnehmung beitragen. Dazu wird vor<br />

allem auf privates Engagement, z.B. Bürgervereine<br />

und Interessengemeinschaften gesetzt, mit einem<br />

nachhaltigen Effekt für die Quartiere.<br />

In diesem Bereich engagiert sich die WQG bei der<br />

Entwicklung von wohnungsbezogener Immobilien<br />

und Standortgemeinschaften [wISG]. WISGs<br />

sind ein Zusammenschluss von Eigentümern benachbarter<br />

Immobilien mit dem Ziel, durch gemeinsame<br />

Aktivitäten oder Maßnahmen die Marktchancen ihrer<br />

Objekte zu verbessern 36 . Nach dem Vorbild des aus<br />

Nordamerika stammenden Ansatzes des „Housing<br />

Improvement District“ [HID] wurden in Wuppertal<br />

bereits erste Erfolge erzielt. Anfang 2008 wurde in<br />

der Elberfelder Nordstadt das „Ölberger Hauseigentümer-Netzwerk“<br />

37 als Modellprojekt gegründet. Die<br />

WQG berät die Hauseigentümer zur Sanierung und<br />

Modernisierung ihrer Immobilien und gemeinschaftlichen<br />

Aktionen im Wohnumfeld. Der Ansatz der<br />

wISGs eignet sich besonders in Stadtumbaugebieten.<br />

Im Gebiet Wichlinghausen arrangierte die WQG<br />

hierzu in moderierten Workshops einen Austausch<br />

der Immobilieneigentümer. Auch in den beiden anderen<br />

Stadtumbau-Gebieten Wuppertals [Arrenberg,<br />

Unterbarmen] ist die Gründung von WISGs geplant.<br />

36<br />

http://www.stadtumbau-hessen.de/tiny_docman/files/081023_<br />

02_Faller.pdf empirica<br />

37 http://www.unternehmen-nordstadt.de/aktivitaeten/hauseigentuemer-netzwerk-auf-dem-oelberg


Die Zwischennutzungsagentur 37 zielt speziell auf<br />

das Problem des Leerstands von Ladenlokalen in<br />

den Stadtumbaugebieten ab. Die Agentur fungiert als<br />

Anlaufstelle und Bindeglied zwischen potenziellen<br />

neuen Nutzern, interessierten Zwischennutzern und<br />

Eigentümern. Ziel der Agentur ist es, Renovierungen<br />

anzustoßen und beratend in Fragen der Umnutzung<br />

und Gestaltung tätig zu werden. Wert wird auf den<br />

direkten Kontakt zwischen Nutzern und Eigentümern<br />

gelegt. Die Entwicklung von gemeinsamen Ideen soll<br />

die Vermietungschancen der Lokale erhöhen. Übergangslösungen<br />

und neue Konzepte sind gefragt und<br />

sollen Investitionen anstoßen. Bei der rechtlichen<br />

Absicherung von Verträgen unterstützt die Agentur<br />

beide Seiten. Zusätzlich sollen Informationen über<br />

leerstehende Ladenlokale identifiziert und in einer<br />

Datenbank erfasst werden, um eine bessere Zugänglichkeit<br />

für Interessierte zu ermöglichen. Neue Nutzungen<br />

in leer stehenden Ladenlokalen können das<br />

Quartier beleben und das kleinteilige Angebot erhöhen.<br />

Denkbar sind auch Umnutzungskonzepte mit<br />

der Unterteilung von Wohnen und Arbeiten sowie für<br />

ganz neue Wohnformen.<br />

38 http://www.zwischennutzungsagentur-wuppertal.de/<br />

Ein weiterer Baustein des Wuppertaler Stadtentwicklungskonzeptes<br />

ist die Stadtteilorientierte<br />

Energieberatung. Um die Eigentümer von unsanierten<br />

Wohnungen zu erreichen und die Bewohner<br />

aufzuklären, werden zwei Richtungen verfolgt.<br />

Anstoß geben die zahlreichen unsanierten Altbauwohnungen<br />

mit hohem Energie- und Wärmeverlust<br />

durch veraltete Heizungsanlagen und mangelnde<br />

Isolierung. Damit die Nebenkosten nicht zur zweiten<br />

Miete werden, helfen neue gesetzliche Regelungen.<br />

Mit der Einführung des Energiepasses und der Verpflichtung<br />

zur Nutzung von regenerativen Energien<br />

für Wohnimmobilien wächst der Druck auf die Immobilienbesitzer.<br />

Das Beratungsangebot der WQG setzt<br />

dort an. Auch beim täglichen Verhalten der Mieter<br />

besteht ein hoher Beratungs- und Optimierungsbedarf<br />

zu den Themen Lüften, Stromnutzung und Wasserverbrauch.<br />

Neben den Beratungsangeboten in<br />

den Stadtteilen ist die Agentur auch als Mittler zwischen<br />

Experten und Interessenten tätig. Der Aufbau<br />

eines Netzwerkes und das Herstellen von Kontakten<br />

ist zentraler Bestandteil. Kooperationen bestehen<br />

bereits mit der Energieberatungsagentur NRW und<br />

der Verbraucherzentrale Wuppertal. Oft wird neben<br />

den energetischen Umbauten auch eine weitere Sanierung<br />

des Gebäudes vorgenommen, was die Vermietbarkeit<br />

der Wohnung erhöht und sich positiv auf<br />

das Erscheinungsbild des Stadtteils auswirkt.<br />

41


Abb. 23 Quelle: www.staedteregion-ruhr-2030.de<br />

4.1.2 Andere Regionen<br />

Städteregion Ruhr 2030: Regionale<br />

Wohnungsmarktbeobachtung<br />

Im Jahr 2007 beschlossen die elf Ruhrgebietsstädte<br />

[Duisburg, Oberhausen, Mülheim an der Ruhr, Bottrop,<br />

Essen, Gelsenkirchen, Herne, Bochum, Hagen,<br />

Dortmund und Hamm], in Zusammenarbeit mit der<br />

Wohnungsbauförderungsanstalt [Wfa] eine regionale<br />

Wohnungsmarktbeobachtung, ergänzend zu den<br />

kommunalen, durchzuführen. Die Städteregion Ruhr<br />

verfolgt das Ziel, Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt<br />

rechtzeitig zu erkennen, um angemessen darauf<br />

reagieren zu können. Der erste Bericht wurde im<br />

Januar 2009 veröffentlicht mit ausgewählten Daten<br />

zum Wohnungsmarkt. Diese wurden auf einem festen<br />

Indikatorenkatalog aufgebaut und bilden eine<br />

gut vergleichbare Grundlage für die Region. Der Bericht<br />

liefert umfangreiche Informationen zum Grundstücks-<br />

und Immobilienmarkt und stellt Kennzahlen<br />

zu Wohnungsangebot, -bedarf und -nachfrage gegenüber.<br />

Mit der Einschätzung über die aktuelle und<br />

zukünftige Situation des Wohnungsmarktes bietet<br />

der Bericht eine gute Handlungsgrundlage für die<br />

regionalen Akteure. Aussagekraft über Qualität und<br />

Dynamik des Wohnungsmarktes der Städteregion<br />

Ruhr gibt ein nationaler Vergleich zu weiteren Großstädten.<br />

Eine Besonderheit stellt die regelmäßige Expertenbefragung<br />

der Wfa zu Investitionsklima sowie<br />

aktueller und zukünftiger Marktlage dar. Regelmäßig<br />

erscheinende Berichte sollen die Ergebnisse der<br />

Wohnungsmarktbeobachtung einem breiten Adressatenkreis<br />

zugänglich machen. Parallel zur laufen-<br />

42<br />

den Beobachtung des Marktgeschehens werden in<br />

Workshops und Fachgesprächen aktuelle wohnungspolitische<br />

Themen diskutiert 39 .<br />

Region Bonn/Rhein-Sieg: Regionales<br />

Handlungskonzept Wohnen<br />

In der Region Bonn/Rhein-Sieg 40 existiert bereits seit<br />

Anfang der 90er Jahre eine regionale Zusammenarbeit<br />

im Themenfeld Wohnen. Die Erfahrungen und<br />

Ergebnisse der jahrelange Arbeit des regionalen Arbeitskreises<br />

[rak] bilden die Grundlage des ersten<br />

regionalen Handlungskonzeptes Wohnen. Bei dem<br />

rak arbeiten die Abteilungen Entwicklung, Planung<br />

und Verkehr der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler<br />

zusammen, unterstützt von der Wissenschaft.<br />

Aus den anfänglichen Ergebnissen der dreijährigen<br />

Wohnungsmarktbeobachtung startet ein „Impulsprogramm<br />

Wohnen“ mit ersten kleineren Projekten. Ab<br />

dem Jahr 2000 folgten vielfältige Projekte mit dem<br />

Ziel, zukunftsorientiert die Region zu stärken. Das<br />

Handlungskonzept Wohnen für die Region wurde<br />

Ende 2008 verabschiedet. Ziel des Konzeptes ist es,<br />

die Wohnbaulandausweisung der Region bedarfsgerecht<br />

und städtebaulich verträglich auszurichten.<br />

Als Grundlage für die Erarbeitung diente eine Analyse<br />

von Wohnungsnachfrage und Wohnungsneubauentwicklung<br />

41 . Das aktuell veröffentliche Konzept ist<br />

vom Ansatz her noch umfangreicher. Einen Einblick<br />

39<br />

http://www.staedteregion-ruhr-2030.de/cms/wohnungsmarktbericht.html<br />

40 gebildet aus Rhein-Sieg-Kreis, Kreis Ahrweiler, der Stadt Bonn<br />

41 http://www.wohnregion-bonn.de/


Organisation HID Projekt Hamburg<br />

Abb. 24 Quelle: HCU-Gutachten Begleitforschung-Steilshoop 2007<br />

der Zielsetzung und Umsetzungsstrategie gibt die<br />

online abrufbare Kurzdarstellung:<br />

http://www.wohnregion-bonn.de/Daten/rak_projekte/wohnen2020/Kurzdarstellung_HKW2020.pdf<br />

Hamburg: HID<br />

Mit dem zum 1.12.2007 verabschiedeten „Gesetz<br />

zur Stärkung von Wohnquartieren durch private Initiativen“<br />

ermöglicht die Stadt Hamburg als erstes<br />

Bundesland die Einrichtung von „Housing Improvement<br />

Districts“ auf gesetzlicher Grundlage 42 . Angelehnt<br />

an die bereits seit 2005 erprobten „Business<br />

Improvement Districts“ [BID], in denen sich Standortgemeinschaften<br />

im Einzelhandel zusammenschließen,<br />

können sich fortan auch Grundeigentümer in<br />

Wohnquartieren zusammentun. Dieser Ansatz wird<br />

in Nord rhein-Westfalen unter dem Titel „Wohnungsbezogene<br />

Immobilien- und Standortgemeinschaft“<br />

[wISG] auf freiwilliger Basis verfolgt. Maßnahmen zur<br />

Aufwertung des Quartiers werden nicht nur gemeinsam<br />

entwickelt, sondern in Hamburg auch gemeinsam<br />

finanziert. Eine Abgabe wird direkt von der Stadt<br />

von den im HID-Bereich ansässigen Grundeigentümern<br />

eingezogen und an die durchführenden Akteure<br />

weitergeleitet. Die Verpflichtung zur Entrichtung<br />

eines Beitrags verhindert, dass „Trittbrettfahrer“ von<br />

den Maßnahmen profitieren, nicht aber zu ihrer Finanzierung<br />

beitragen.<br />

42 Büttner, Gorgol in Beiträge Planerin 1_09: HID Steilshoop – Pilotprojekt<br />

zur Einrichtung eines Housing Improvement Districts<br />

Weißenfels: IBA Stadtumbau<br />

In der schrumpfenden Stadt Weißenfels ist eine Kooperation<br />

zwischen Stadtentwicklung und Wirtschaft<br />

entstanden. Das Netzwerk der Lebensmittelindustrie<br />

sieht sich in der Verantwortung, den Wohn- und<br />

Lebensraum attraktiv zu gestalten als Investition in<br />

die Zukunft. Angestoßen durch die Aufnahme in das<br />

IBA-Programm, mit dem Thema „Grün der Zeit“, kamen<br />

Akteure aus Planung, Politik und der Lebensmittelindustrie<br />

zusammen und stellten sich gemeinsam<br />

der Problematik. Aus dem primären Ziel, die<br />

Neustadt mit vielen brachliegenden industriell genutzten<br />

Flächen über die Saaleauen mit der Altstadt<br />

mit einer Landschaftsachse zu verbinden, ist eine<br />

enge Partnerschaft entstanden, aus der beide Seiten<br />

Nutzen ziehen. Die aktive Einbindung von Privaten<br />

in den Stadtumbau kann, wie hier die expandierende<br />

Lebensmittelindustrie, einen wichtigen Partner<br />

hervorbringen. Aus dem Interesse, die Lebensqualität<br />

des Standorts zu steigern und ein attraktives<br />

Zuhause für Bewohner und Arbeitnehmer sowie<br />

für Nachwuchskräfte zu bieten, hat sich eine Interessengemeinschaft<br />

gebildet. Die Betriebe der Lebensmittelindustrie<br />

haben sich zu einem Netzwerk<br />

zusammengeschlossen, um sich gemeinschaftlich<br />

als Träger eines Standortmarketings zu engagieren.<br />

Aus- und Fortbildungsprogramme in den Bereichen<br />

Lebensmittelindustrie und Medizintechnik sollen vor<br />

Ort angeboten werden. Ein stillgelegtes Elektrizitätswerk<br />

soll als Veranstaltungsort dienen. Mit Fassadenanstrichen<br />

ihrer Betriebe haben die Beteiligten<br />

bereits erste Akzente gesetzt. Die Entwicklung eines<br />

Landschaftsparks für die Bewohner auf einem ehe-<br />

43


maligen Industriellenstandort wurde zum Teil aus<br />

privaten Mitteln finanziert 43 .<br />

Leipzig: Wächterhäuser<br />

Der Verein HausHalten e.V. in Leipzig rettet leer<br />

stehende Altbauten vor dem Verfall. Das Konzept ist<br />

ein Beispiel für eine neuartige Form der Kooperation<br />

von Immobilienbesitzern und Immobiliennutzern. Er<br />

verfolgt mehrere Ziele: „Kulturdenkmäler erhalten, Eigentümer<br />

beraten, Nutzungen akquirieren, Stadtteile<br />

beleben, Beschäftigung fördern, Konzept kopieren“.<br />

„Wächterhäuser“ sind historische Gebäude die<br />

– ohne eine herkömmliche Sanierung – alleine durch<br />

die Vermittlung an neue Nutzer erhalten werden. Es<br />

handelt sich dabei um markante, denkmalgeschützte<br />

Eckhäuser an großen Hauptstraßen, deren Sanierung<br />

sich aufgrund des entspannten Wohnungsmarkts<br />

nicht lohnen würde. Die exponierten Lage der Häuser<br />

hat aber eine herausragende Bedeutung für das<br />

Erscheinungsbild des Quartiers. Neu ist das Konzept<br />

des Vereins, das zwischen Hauseigentümern und<br />

Nutzern vermittelt. Die rechtliche Sicherheit geben<br />

kurzfristige unkonventionelle Nutzungsverträge von<br />

fünf bis zehn Jahren, die nicht auf Profit, sondern einen<br />

gegenseitigen Nutzen ausgelegt sind. Bedingung<br />

ist, dass die Wohnungen durch die Nutzer aufgewertet<br />

werden, die Nutzung das kreatives Milieu anregt<br />

und zur Lebensqualität im Quartier beiträgt. Geeignet<br />

ist eine Mischung aus Wohnen, Arbeiten und<br />

43 http://www.iba-stadtumbau.de/index.php?weissenfels<br />

44<br />

Aktivitäten in den repräsentativen Häusern, die das<br />

Quartier beleben. Die kostenfreie Nutzung soll nach<br />

Möglichkeit in ein normales Mietverhältnis übergehen<br />

und den Besitzer zur Sanierung anregen 44 .<br />

Metropolregion Nürnberg: ZID<br />

Im Jahr 2008 haben sich 12 Wohnungsunternehmen<br />

der Metropolregion Nürnberg zu einer zentralen<br />

Immobilien- und Dienstleistungsvermittlung zusammengeschlossen.<br />

Die kommunalen, kirchlichen<br />

und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen<br />

verfolgen das sozial orientierte Ziel, im Ballungsraum<br />

zeitgemäßen Wohnraum zu fairen Preisen zu<br />

vermitteln. Neben ihrem eigenen Bestand von über<br />

53.000 Mietwohnungen vermitteln sie auch zu weiteren<br />

Partnern, die Miet- und Eigentumswohnungen,<br />

Reihehäuser und Doppelhaushälften anbieten. Die<br />

zentrale Anlaufstelle ZID stellt neben der Vermittlung<br />

von Immobilien auch Dienstleistungspakete zusammen.<br />

Ein greifbares Beispiel hier für ist das Dienstleistungspaket<br />

SOPHIA mit einem Betreuungsangebot<br />

für Senioren 45 .<br />

44<br />

http://www.haushalten.org<br />

45<br />

http://www.em-n.eu/index.php?id=596


4.2 Zielgruppenorientierte<br />

Bestandsentwicklung<br />

Die bevorzugte Entwicklung im Bestand mit der Nutzung<br />

vorhandener Gebäude- und Flächenpotenziale<br />

– nach der Maxime „Innen vor Außenentwicklung“ –<br />

sollte das Ziel der Region sein. Vor dem Hintergrund<br />

rückläufiger Bevölkerungszahlen ist eine Ausweitung<br />

der Siedlungsflächen mit den damit verbundenen<br />

steigenden Infrastrukturkosten nicht mehr zukunftsfähig.<br />

In einem als gesättigt zu bezeichnenden Markt<br />

ist eine Angebotsausweitung im Bestand Neubauten<br />

in den Randgebieten der Städte vorzuziehen. Neues<br />

Wohnen im Bestand kann eine neue Qualität in der<br />

Region schaffen.<br />

Die Anpassung des Bestandes sollte gezielt auf die<br />

individuellen Bedürfnisse verschiedener Nachfragegruppen<br />

ausgerichtet werden. Für viele Menschen<br />

birgt das Wohnen in zentralen Lagen in bestehender<br />

städtischer Struktur deutliche Vorteile. Eine Schwerpunktsetzung<br />

auf ausgewählte Standorte für bestimmte<br />

Zielgruppen kann eine gezielte Vorgehensweise<br />

erleichtern.<br />

Für die Region ist die Kenntnis über ungenutzte Potenziale<br />

in den einzelnen Städten wichtig. Es bietet<br />

sich an, brachgefallene Industrie- und Gewerbeflächen<br />

und -gebäude sowie noch bestehende Baulücken<br />

für Wohnraum zu nutzen. Gerade Flächen und<br />

Gebäude von gemeinnützigen Einrichtungen, wie<br />

Kirchen und Gemeindehäuser, könnten ohne zusätzlichen<br />

Grundstückserwerb Wohnraum für benachteiligte<br />

Gruppen schaffen. Öffentliche Grundstücke und<br />

ZielgruppenorientierteBestandsentwicklung<br />

Verwaltungsgebäude bieten denselbigen Vorteil. Außergewöhnlichen<br />

Wohnraum können alte Fach- und<br />

Schieferhäuser sowie Villen und Mehrfamilienhäuser<br />

aus der Gründerzeit bieten. Zusätzlich können an<br />

geeigneten Stellen nicht mehr nachfragegerechte<br />

Wohngebäude zurückgebaut und Platz für qualitätsvolle<br />

Neubauten in bestehender städtischer Struktur<br />

geschaffen werden. Die zentralen Lagen können als<br />

Wohnstandorte neue Qualität erlangen. Bei identitätsstiftenden<br />

Gebäuden, die ihre Funktion verloren<br />

haben, zum Beispiel Kirchen, ist ein Umbau sinnvoller.<br />

In hochverdichteten Wohnquartieren kann Rückbau<br />

zur Schaffung zusätzlicher Grün- und Freiräume<br />

genutzt werden. Die Wohnqualität für die Bewohner<br />

wird hierdurch gesteigert. Die historisch bedingte<br />

Mischung von Wohnen und Arbeiten in der Region,<br />

mit Einzelhandel und Dienstleistungen sowie kleinteiligem<br />

Gewerbe, bietet die Voraussetzung für eine<br />

gute Versorgung am Wohnstandort und Nähe zum<br />

Arbeitsplatz. Ergänzungen im Außenbereich und Arrondierungen<br />

46 an den Stadtgrenzen, anbindend an<br />

die vorhandene Infrastruktur, könnten das Angebotsspektrum<br />

im Bereich Neubau erweitern. Sie stellen<br />

eine sinnvolle Ergänzung zum Bauen und Anpassen<br />

im Bestand dar. Für die Region ist es hilfreich, auf<br />

ausgewählte Standorte zu fokussieren und diese<br />

gezielt zu entwickeln.<br />

Eine Ausrichtung der Bestandsentwicklung auf die<br />

Stärkung des Wohnstandorts <strong>Bergische</strong>s Städtedrei-<br />

46 Arrondierung [Abrundung]: Bezeichnet eine neue Grenzziehung<br />

im Baurecht; den Einbezug einer angrenzender Flächen an<br />

ein bestimmtes Grundstück zur Verkürzung der Außengrenze.<br />

45


Wohnvorstellungen<br />

Abb. 25 Quelle: Wohntrend-Studie 2008<br />

eck ist maßgeblich durch qualitative Angebote und<br />

die Aufwertung von Quartieren zu erreichen. Attraktive<br />

Angebote müssen für verschiedene Zielgruppen<br />

in den Quartieren geschaffen werden. Um dies zu<br />

erreichen, ist intensiver Austausch mit Anbietern<br />

förderlich. Daneben sollten Wohnungssuchende mit<br />

Informationen zu den einzelnen Wohnstandorten<br />

und attraktiven Angeboten versorgt werden. Eine<br />

zentrale Wohnberatungsstelle könnte zu innovativen<br />

Projekten in der Region z.B. aus den Bereichen<br />

„neue Wohnformen“ oder „Wohnen in der Stadt“<br />

informieren. Geeignete Wohnstandorte könnten individuell<br />

nach den Bedürfnissen der Suchenden in<br />

der Region ermittelt werden. Zwischen Nachfragern<br />

und Anbieter könnte professionell ein gegenseitiger<br />

Austausch organisiert werden. Eine Annäherung der<br />

Bedürfnisse zu den Angeboten kann so stattfinden<br />

und regional unterstützt werden.<br />

Ein zusätzliches Umzugsmanagement könnte neben<br />

der Beratung auch bei der Organisation und bei<br />

rechtlichen Belangen hilfreich sein. Alternative Lösungen,<br />

z.B. für das Wohnen im Alter, können angeboten<br />

und Hilfestellung bei Umzug und Vermittlung<br />

des Eigenheimes gegeben werden. Ein gezielter<br />

Wohnortwechsel kann für einige Gruppen Vorteile im<br />

alltäglichen Leben bieten. Dazu könnte ein organisierter<br />

Wohnraumtausch mit eingebunden werden.<br />

Bedeutsam kann diese strategische Ausrichtung der<br />

Region für die Zukunft sein.<br />

46<br />

Vor allem die unterschiedlichen Lebenssituationen<br />

und veränderten Bedürfnisse der Nachfrager sind zu<br />

berücksichtigen, um die Angebote daran auszurichten.<br />

Neben dem Wohnraum ist die Gestaltung von<br />

Wohnumfeld und Quartier wichtig. Ein Aufwertung<br />

der bestehenden Strukturen und der Gewinn an Qualitäten<br />

sind nur durch Kooperationen von Akteuren<br />

im Quartier möglich [siehe Kapitel 4.1]. Über weitere<br />

Serviceangebote, wie Hilfs- und Pflegedienste<br />

und Hausmeisterleistungen, sollte nachgedacht werden.<br />

Eine gezielte Ausrichtung der Strategie auf die Interessen<br />

der Nachfrager ist mit Hilfe des Instruments<br />

„Wohntrends 2020" auch regional möglich. Darin<br />

wird berücksichtigt, wie die Menschen wohnen<br />

möchten und wie daraufhin das Wohnungsangebot<br />

anzupassen ist. Bei der Untersuchung der Wohntrends<br />

wurden nicht wie üblich nur die Zahlungsbereitschaft<br />

analysiert, sondern auch die Wohnwünsche<br />

berücksichtigt. Durch eine bundesweite Befragung<br />

der Haushalte wurden sechs zentrale Wohnkonzepte<br />

ermittelt. Zentrales Ergebnis für Deutschland ist eine<br />

größere Vielfalt der Wohnkonzepte. Das „solide-bescheidene"<br />

Wohnkonzept ist mit einem Viertel aller<br />

Haushalte noch am häufigsten vertreten, aber rückläufig.<br />

Die Zahl der Haushalte, für die ein „kommunikativ-dynamisches"<br />

oder „anspruchsvolles" oder<br />

„einfach-funktionales" Wohnkonzept passend ist,<br />

wird zunehmen. Die voraussichtlich auch das <strong>Bergische</strong><br />

Städtedreieck betreffenden Veränderungen<br />

drängen die Wohnungsanbieter zur Anpassung ihrer<br />

Wohnungsbestände und einer Angebotserweiterung<br />

in bestimmten Segmenten. Das Wohnangebot für


Wohntrends 2020<br />

Abb. 26: Quelle: GdW Branchenbericht 3 „Wohntrends 2020“<br />

47


Zukünftige Wohnvorstellungen<br />

Abb. 27 Quelle: Wohntrend-Studie 2008<br />

verschiedene Bevölkerungsgruppen sollte individueller<br />

gestaltet werden, abhängig von Altersgruppe,<br />

Haushaltsstruktur, Wohnkaufkraft und Wohnkonzept.<br />

Die 20 wichtigsten Wohntrends der Zukunft<br />

wurden im Rahmen der bundesweiten Studie herausgearbeitet,<br />

sind aber noch auf die regionalen Besonderheiten<br />

auszurichten. Insgesamt wird die Wohnungsnachfrage<br />

vielfältiger. Neue Nachfragekriterien<br />

wie energetische Standards, Sicherheitsmaßnahmen<br />

im Wohnbereich, multimediale Ausstattung und separater<br />

Büroarbeitsplatz zu Hause setzen sich durch.<br />

Insgesamt wird die Anforderung an die Wohnung im<br />

hauswirtschaftlichen und logistischen Bereich steigen.<br />

Aus Sicht von Familien und jüngeren Senioren<br />

gewinnen innerstädtische Quartiere an Attraktivität.<br />

Für ältere Menschen sind ein barrierearmes Wohnumfeld<br />

und die Nähe zum Pflege- und Gesundheitsstandort<br />

wichtig.<br />

Aus den Trends wurden Strategien für die Wohnungswirtschaft<br />

abgeleitet. Nischenprodukte können speziell<br />

auf bestimmte Zielgruppen abgestimmt werden.<br />

Flexible Angebote sind demgegenüber geeignet, an<br />

verschiedene Zielgruppen angepasst zu werden.<br />

Vorhandene Wohnungen können durch zielgruppenorientierte<br />

Dienstleistungen und besondere Ausstattungen<br />

ergänzt und die Attraktivität gesteigert<br />

werden. Die vorhandenen Qualitäten müssen hierzu<br />

offensiv kommuniziert werden 47 .<br />

47<br />

http://www.gdw.de/index.php?mod=article_details&id_<br />

art=1898<br />

48<br />

4.2.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Einen Ansatz zur Nachfrageorientierung und Ausrichtung<br />

nach Zielgruppen am Wohnungsmarkt bietet<br />

eine ILS-Studie zu Wanderungsentscheidungen<br />

im <strong>Bergische</strong>n Land 48 . Die zahlreichen Abwanderungen<br />

gaben den Anlass, die Wanderungsbewegungen<br />

der Region zu analysieren. Fünf Wanderungstypen<br />

wurden herausgestellt:<br />

langfristige Rentabilitäts-/ Familienorientierte:<br />

„Das passende Objekt im richtigen Umfeld“<br />

langfristige Altersorientierte:<br />

„Wohnen in integrierten Lagen“<br />

biographisch Verwurzelte: „Dies ist mein Dorf“<br />

rational Gebundene:<br />

„Zwischenstation in der Stadt“<br />

optimal Angepasste:<br />

„Die Wohnung als Insel im Raum“<br />

Aus den Wanderungstypen lassen sich Zielgruppen<br />

ableiten. Deren spezielle Bedürfnisse und Präferenzen<br />

sollten verstärkt berücksichtigt werden, um Bewohner<br />

an die Region zu binden. Neben der Ausrichtung<br />

auf die Wohnbedürfnisse sollte auch versucht<br />

werden, neue Bewohner zu werben, um einen Ausgleich<br />

zu schaffen. Tatsächlich ist die Wanderungssituation<br />

nicht einseitig durch Abwanderungen geprägt.<br />

Es wandern auch viele Menschen zu, was für<br />

die Qualität der Region spricht. Solingen verzeichnete<br />

in den vergangenen Jahren sogar regelmäßig Wanderungsüberschüsse<br />

[vgl. Kapitel 2.2].<br />

48 ILS NRW Schriften 203 Demographischer Wandel in NRW: 34-49


Wohnen im Alter<br />

Wohnen in der<br />

normalen Wohnung<br />

bauliche Anpassungen<br />

barrierefreies Wohnen<br />

Gruppenwohnen mit<br />

ambulanter Betreuung<br />

Abb. 28 Quelle: BBR<br />

Betreutes und Service-<br />

Wohnen<br />

Kopplung von<br />

altersgerechten<br />

Wohnformen<br />

und individueller<br />

Einzelfallbetreuung<br />

Wohnanlage mit<br />

zusätzlichen Gemeinschaftseinrichtungen<br />

und integrierten<br />

Betreuungsangeboten<br />

Mögliche zentrale Zielgruppen aus der Analyse für<br />

die Region sind ältere Menschen, Hochbetagte, Migranten,<br />

Pendler, Familien mit Kindern, Einkommensstarke<br />

und Personen mit Marktzugangsschwierigkeiten<br />

sowie in Wuppertal zusätzlich Studenten.<br />

Akuter Handlungsbedarf zeichnet sich für das Wohnen<br />

im Alter im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck ab. Die<br />

Versorgung der steigenden Zahl an Hochbetagten<br />

außerhalb von stationären Einrichtungen stellt eine<br />

Herausforderung für die Zukunft dar. Die frühzeitige<br />

Entscheidung für einen geeigneten Wohnortstandort<br />

für das Alter ist hierbei von zentraler Bedeutung.<br />

Ein Drittel der Bevölkerung im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

hat einen Migrationshintergrund. Bei Wohnkonzepten<br />

für das Wohnen von Migranten sind deren<br />

kulturell bedingten besonderen Bedürfnisse zu<br />

beachten. Die in dieser Gruppe weit verbreitete Ausrichtung<br />

an der eher klassischen Familienstruktur<br />

mit großer Haushaltsgröße sowie der ausgeprägte<br />

Wunsch nach Eigentumsbildung sollten berücksichtigt<br />

werden. Benötigt werden große Mietwohnungen,<br />

vor allem im unteren Preissegment. Oft können<br />

Haushalte aus dieser Zielgruppe mit viel familiärer<br />

Selbsthilfe auch ohne großes Kapital Eigentum bilden.<br />

Hilfreich ist die Unterstützung von städtischer<br />

Seite mit der Bereitstellung günstiger Flächen sowie<br />

Gebäude oder der Erbpacht für städtische oder gemeinnützige<br />

Flächen für Bauwillige.<br />

Vor dem Hintergrund der negativen natürlichen<br />

Bevölkerungsentwicklung kommt der Gruppe<br />

der jungen Familien als Zukunftsgrundlage<br />

Stationäre<br />

Einrichtungen [Pfl ege im<br />

Mittelpunkt]<br />

Stationäre Angebote<br />

Stationäre<br />

Hausgemeinschaften<br />

Mietwohnanlagen<br />

mit integrierten<br />

Pfl egewohnplätzen<br />

Pfl egeheime<br />

Seniorenresidenzen<br />

Neue Wohnformen<br />

Altenwohngemeinschaften<br />

Mehrgenerationenwohnen<br />

Siedlungsgemeinschaften<br />

Ambulante Hausgemeinschaften<br />

große Bedeutung zu. Besondere Qualitäten des<br />

Wohnstandorts können Familien dabei unterstützen,<br />

den Spagat zwischen Berufstätigkeit und Kinderbetreuung<br />

zu bewältigen. Eine gute Infrastruktur,<br />

soziale Netzwerke und Betreuungsmöglichkeiten im<br />

Umfeld sind wichtige Standortfaktoren. Zudem muss<br />

der Wohnraum bezahlbar sein, der Wohnstandort<br />

sicher und attraktiv.<br />

Mit der Nähe zu den Agglomerationsräumen der<br />

Rheinschiene und dem Ruhrgebiet bietet sich das<br />

<strong>Bergische</strong> Städtedreieck als Wohnstandort für Auswärtige<br />

an. Der Preisunterschied im Miet- und Eigenheimsektor<br />

zur Rheinschiene macht das Wohnen<br />

für Pendler in der Region attraktiv. Oft sind die besonders<br />

einkommensstärkeren potenziellen Pendler<br />

an qualitativ hochwertigem Wohnraum in verkehrsgünstiger<br />

Lage interessiert.<br />

Gerade für Studenten lassen sich einzelne, auch<br />

größere Objekte, oft kostengünstig in vom Leerstand<br />

betroffenen Gebieten realisieren. Neue Konzepte mit<br />

zusätzlichen Serviceangeboten werden von Wohnungsunternehmen<br />

erprobt. Die Wohnlage richtet<br />

sich am Zentrum und der Universität aus. Daneben<br />

ist der günstige Preis ein entscheidendes Argument.<br />

Neue Wege gehen Konzepte, die Alt und Jung zusammenbringen.<br />

Wohnraum wird für einen Unkostenbeitrag<br />

im Eigenheim zur Verfügung gestellt und im<br />

Gegenzug werden „kleine Dienste“ vereinbart und<br />

übernommen.<br />

Die Einbeziehung neuer Wohnformen sollte bei<br />

der Entwicklung von Konzepten für Zielgruppen im-<br />

49


mer mit im Blickfeld bleiben. Gemeinschaftlich orientierte<br />

Wohnformen, oft als nicht gewinnbringendes<br />

Nischenprodukt abgetan, erreichen gut organisiert<br />

bereits Marktfähigkeit. Die starke Gemeinschaftsausrichtung<br />

findet nur in einem individuellen Kreis<br />

Anklang. Die Projektvielfalt im Bereich gemeinschaftliches<br />

Wohnen mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung<br />

erreicht auch weitaus größere Gruppen.<br />

Innovative Projekte können Impulse in der Region<br />

setzen und neue Standards, z.B. im Bereich Umwelt-<br />

und ressourcenschonendes Bauen, setzen.<br />

Zur Stärkung der Bestandsentwicklung der Region<br />

sollten regionale Besonderheiten beachtet werden.<br />

Die Gebäudepotenziale der Region bieten nicht nur<br />

Platz für Neues, sondern prägen die Region und es<br />

bedarf eines Schutzes der historischen Gebäude.<br />

Viele Schiefer- und Fachwerkhäuser sowie Villen<br />

wurden mit der Zeit überformt. Eine Sensibilisierung<br />

und Beratung der Eigentümer und Investoren sowie<br />

die Vermittlung von regionalen Betrieben mit spezifischen<br />

Kenntnissen können nicht nur die Gebäude<br />

erhalten, sondern auch eine fachgerechte Sanierung<br />

und Modernisierung der Gebäude gewährleisten.<br />

Gerade die ehemaligen Industriebauten sind Alleinstellungsmerkmale<br />

der Region und identitätsstiftend.<br />

Die Einbindung von Wohnnutzung stellt hier eine interessante<br />

Möglichkeit dar.<br />

49<br />

www.werkstatt-stadt.de [innovative Projekte im Städtebau]<br />

BBR<br />

50<br />

„Erhaltung, Stärkung und Verbesserung innerstädtischer Wohnquartiere sind<br />

anerkannte Ziele der Städtebaupolitik. Die wohnungspolitische und stadträumliche<br />

Bedeutung dieser Quartiere für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung hat<br />

dazu beigetragen, dass innovative Wohnungsbauprojekte gerade im Kontext<br />

von innerstädtischen Bestandsgebieten entstanden sind.“ 49<br />

Die Verbindung von alt und neu ist die große Herausforderung<br />

des Planens im Bestand – bietet aber<br />

auch große Chancen. Neben dem Ziel, regionale Besonderheiten<br />

zu erhalten, will sich die Region auch<br />

innovativ präsentieren. Eine Verknüpfung von alter<br />

Substanz und neuen Techniken kann sinnvolle Lösungen<br />

hervorbringen. Gerade bei Ergänzungen im<br />

Bestand und integriertem Neubau kann neuartige<br />

Architektur in der Region etabliert werden. Das Thema<br />

Baukultur wird derzeit in Nordrhein-Westfalen<br />

mit steigendem Interesse verfolgt und in den städtischen<br />

Zielsetzungen verankert.<br />

.<br />

In der Region <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck wurden verschiedene<br />

Ansätze in Projekten für zielgruppenspezifische<br />

Wohnangebote im Bestand angedacht<br />

und umgesetzt:<br />

Unter dem Titel „Soziales Dorf“ läuft am Standort<br />

Uellendahler Straße/ Kemper Häuschen das Projekt<br />

der „Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft<br />

Wuppertal“ der Caritas. Dieses ist sowohl ein Beispiel<br />

für ein Konzept zum Mehrgenerationenwohnen<br />

als auch für Umnutzungen im Bestand. Auf dem Gelände<br />

eines ehemaligen Kinderheims soll in Zukunft<br />

Mehrgenerationen- und altengerechtes Wohnen ermöglicht<br />

werden. Der Architekturwettbewerb sieht<br />

ein Zusammenleben von Alt und Jung in besonderer<br />

Qualität vor. Auf der höchsten Ebene des Areals entsteht<br />

ein Gebäude mit stationären Pflegewohngruppen.<br />

Von dort aus kann man die Siedlung überblicken<br />

und am Leben teilnehmen. Das Dorf besteht aus<br />

mehren Wohnhäusern mit Wohnungen für Singles,<br />

Senioren und Familien, die sich zentral um den Dorf-


platz reihen. Ein Fußwegenetz verbindet das Gefüge<br />

und kreuzt den zentralen Dorfplatz, der als Kommunikationsort<br />

für die Bewohner dient.<br />

Ein Beispiel für Flächenpotenziale für die Zielgruppe<br />

„Pendler“ ist das Umfeld des Bahnhofs Solingen-<br />

Ohligs. Dieses ist aufgrund der Nähe zum Stadtteilzentrum<br />

Ohligs und den Zugverbindungen zu Köln,<br />

Düsseldorf und dem Ruhrgebiet besonders interessant.<br />

Impulse bekommt der Bahnhof durch die Erneuerung<br />

des Zugangs zur Einkaufsstraße im Rahmen<br />

der Neugestaltung des Busbahnhofs. Mit einer<br />

Fußgängerüberführung wird auch die Ostseite der<br />

Bahntrasse angeschlossen und erlangt neue Attraktivität.<br />

Brachliegende und mindergenutzte Flächen<br />

im Osten des Bahnhofs bieten Flächenpotenziale für<br />

die Entwicklung neuer Wohneinheiten.<br />

Ein Beispiel für die Umnutzung eines<br />

denkmalgeschützten Gebäudes ist das Projekt<br />

„Service-Wohnen“ in Unterbarmen. Die geplante<br />

Wohnform ist eine Verbindung von Wohnungen<br />

für ältere Menschen und einem Altenheim. Es soll<br />

eine Seniorenwohnanlage mit 11 Wohneinheiten<br />

im größten Fachwerkhaus Unterbarmens<br />

entstehen. Wohnbegleitende Serviceleistungen,<br />

ambulanter Pflegedienst, Unterstützung bei der<br />

Haushaltsführung, 24-h Notrufbereitschaft und<br />

Fahrdienste können modular dazu gebucht werden.<br />

Ziel ist es, den Bewohnern eine selbstständige<br />

Lebensführung zu ermöglichen. Im Vordergrund<br />

steht das gemeinschaftliche Zusammenleben. In<br />

die Umbauarbeiten ist die Denkmalschutzbehörde<br />

mit eingebunden. Zusätzlich werden energetische<br />

Aspekte berücksichtigt. Hierdurch wird eine<br />

zukunftsweisende Verknüpfung verschiedener<br />

aktueller Thematiken ermöglicht.<br />

Die Entwicklung des ehemaligen Rangierbahnhofes<br />

Wichlinghausen in Wuppertal zum innerstädtischen<br />

Wohnstandort „<strong>Bergische</strong>s Plateau“ 50 ist ein Projekt<br />

der aurelis Real Estate GmbH & Co. KG. Das Gebiet<br />

umfasst 14 Hektar und stellt eines der größten<br />

Entwicklungspotenziale in Wuppertal dar. Im Rahmen<br />

der stadtpolitischen Zielsetzungen soll ein familienfreundliches<br />

Angebot geschaffen werden. Das<br />

ausgewählte Konzept setzt die Anregungen aus der<br />

vorlaufenden moderierten Bürgerbeteiligung um.<br />

Ziel ist die Realisierung eines urbanen und gleichzeitig<br />

grünen Stadtteilquartiers mit eigener Identität in<br />

zentraler Lage. Dabei soll eine möglichst breite und<br />

vielfältige urbane Nutzungsmischung mit zukunftsweisenden<br />

Bauformen verwirklicht werden. 300<br />

Wohneinheiten sollen in Ein- und Mehrfamilienhäusern<br />

entstehen. Geplant sind sowohl Eigenheime als<br />

auch Mietwohnungen.<br />

Mit den Projekten Arrenberg'sche Höfe und Elba-<br />

Fabrik werden im Wuppertaler Stadtteil Arrenberg<br />

die Potenziale innerstädtischer Brachflächen<br />

genutzt, um hochwertige Wohnangebote zu<br />

schaffen. Dabei werden aktuelle Wohntrends<br />

berücksichtigt: Der Trend zurück in innerstädtische<br />

Lagen mit deren Nahversorgungsmöglichkeiten,<br />

Kulturangeboten und Gastronomie sowie der Wunsch<br />

50 http://www.bergisches-plateau.de<br />

51


Abb. 29 Quelle: www.wohnquartier-4.de<br />

nach individuellem Wohnen in außergewöhnlichen<br />

Gebäuden und atmosphärischer Wohnumgebung.<br />

Mit den Projekten in unmittelbarer Nähe zur Wupper<br />

werden die Chancen des Elements Wasser für die<br />

Wohnumfeldqualität genutzt. Es wird deutlich, dass<br />

gerade im Bestand hochwertige Wohnangebote<br />

geschaffen werden können.<br />

Das Modellprojekt WohnQuartier 4 wurde nach<br />

zweijähriger Entwicklungsphase am 1. April 2008<br />

in Remscheid-Hohenhagen gestartet. Es verfolgt<br />

das Ziel, Lösungswege für den Umgang mit dem<br />

Demografischen Wandel aufzuzeigen. WohnQuartier 4<br />

ist dabei als eine Formel zu verstehen, in der<br />

die Quartiersgestaltung auf der Grundlage von<br />

vier kombinierbaren Faktoren entwickelt wurde:<br />

Wohnen und Wohnumfeld, Gesundheit, Service<br />

und Pflege, Partizipation und Kommunikation<br />

sowie Bildung, Kunst und Kultur. Das Konzept ist<br />

in Zusammenarbeit der Hochtief Construction AG,<br />

dem Evangelischen Erwachsenenbildungswerk<br />

Nordrhein, dem Diakonischen Werk Rheinland<br />

und einem interdisziplinären Experten-Team<br />

entstanden. Remscheid-Hohenhagen ist einer<br />

von zwei Modellstandorten. Mit Fördermitteln der<br />

Stiftung Wohlfahrtspflege und unter Begleitung<br />

des Landesministeriums für Generationen, Familie,<br />

Frauen und Integration wird das Projekt über einen<br />

Zeitraum von drei Jahren erprobt. Im Verbund<br />

mit den örtlichen Trägern und unter intensiver<br />

Beteiligung und Mobilisierung der Bewohner sollen<br />

zu den vier Faktoren integrierende Strategien und<br />

Projekte entwickelt und umgesetzt werden. Ziel<br />

ist es, Senioren den Alltag zu erleichtern und Hilfe<br />

52<br />

anzubieten. Die bewegte Topografie Hohenhagens<br />

stellt eine besondere Herausforderung für die<br />

barrierearme Quartiersgestaltung dar 51 .<br />

4.2.2 Andere Regionen<br />

Region Bonn: Strategie Wohnungsmarkt<br />

Die Region Bonn verfolgt sowohl eine Wohnbaulandpolitik<br />

auf regionaler Ebene, als auch eine strategische<br />

Wohnungsstandortpolitik. Die Wohnungsbaupolitik<br />

setzt auf zusätzliche Bauflächen durch eine<br />

Mischung aus der Aktivierung von Flächen durch Innenentwicklung,<br />

Arrondierung und Neuausweisung.<br />

In einer Bestandsanalyse wurden Neubaupotenziale<br />

und Umnutzungs- und Verdichtungspotenziale<br />

festgelegt. In der strategischen Wohnungsstandortpolitik<br />

setzt die Region sowohl auf die Versorgung<br />

von Nachfragern mit Marktzugangsschwierigkeiten<br />

als auch auf die Ausrichtung auf veränderte Nachfragestrukturen<br />

am Wohnungsmarkt 52 . Unter Berücksichtigung<br />

der aktuellen Ausdifferenzierung<br />

der Lebensstile und des Demografischen Wandels<br />

werden Nachfragetypen für die Region gebildet. Mit<br />

dem übergeordneten Ziel der Bestandsentwicklung<br />

werden Wohnungsangebote weiterentwickelt und<br />

die Strategie auf unterschiedliche Marktsegmente<br />

ausgerichtet. Strategien für die Region werden für<br />

vier zentrale Segmente entwickelt. Für das Segment<br />

„Wohnen im Alter“ werden Standorte in zentra-<br />

51<br />

www.wohnquartier-4.de<br />

52<br />

http://www.bonn.de/imperia/md/content/umweltundgesundheit-planen-bauenundwohnen/stadtplanung/stadtentwicklung/<br />

wohnbauflaechen/isselmann_vortrag.pdf


ler Lage und fußläufiger Erreichbarkeit des Versorgungsangebots<br />

präferiert. Aufgrund zunehmender<br />

Nachfrage im Segment „Wohnen auf Zeit“ wird auf<br />

Wohnungen mit zusätzlichen Serviceleistungen und<br />

flexible Miet- und Eigentumskonzepte gesetzt. Für<br />

das Segment „Wohnen mit Kindern in zentralen Lagen“<br />

ist neben der Verbesserung des Angebots durch<br />

veränderte Wohnungsgrundrisse und eine Anpassung<br />

an derzeitige Standards, die Verfügbarkeit von<br />

bewachten Außenflächen wichtig. Gerade Quartiere<br />

mit Einwohnerrückgängen können dadurch gestärkt<br />

und stabilisiert werden. Im traditionellen Segment<br />

„Wohnen für Personen mit Marktzugangsschwierigkeiten“<br />

werden preissensiblen Nachfragegruppen<br />

geeignete Grundstücke vorbehalten 53 . Mittlerweile<br />

sind die Strategien in einem umsetzungsorientierten<br />

regionalen Handlungskonzept Wohnen für die Region<br />

festgelegt. Die weiteren Entwicklungen sind mit<br />

Spannung zu verfolgen 54 .<br />

53 Bundesstadt Bonn, Stadtplanungsamt, Januar 2007<br />

54 www.wohnregion-bonn.de<br />

Potsdam- Mittelmark: Arbeitskreis<br />

„Wohnen der Zukunft“<br />

Der Landkreis Mittelmark ist stark vom Demografischen<br />

Wandel betroffen. Hohe Anteile von über 50-<br />

Jährigen und Hochbetagten machen Überlegungen<br />

zu neuen Konzeptionen notwendig. Im Rahmen eines<br />

regionalen Arbeitskreises werden neue Wohnformen<br />

gesucht. Diese beziehen sich unter anderem auf aktives<br />

Älterwerden, ein gemeinsames Miteinander von<br />

Alt und Jung und Wohngemeinschaften Gleichaltriger.<br />

Um die Entwicklung im Landkreis zu unterstützen,<br />

hat der Arbeitskreis sich zum Ziel gesetzt, nicht<br />

nur zu informieren, sondern auch die Öffentlichkeit<br />

zu sensibilisieren. Mit gebündelten Kräften soll die<br />

Entwicklung von Modellprojekten vorangetrieben<br />

werden. Bei größeren Veranstaltungen finden sich<br />

die Akteure in mehrmonatigem Abstand zusammen.<br />

Projektgruppen treffen in regelmäßigen Abständen<br />

zusammen 55 .<br />

Berlin: Das Geckohaus<br />

Das Geckohaus in Berlin ist ein Beispiel für auf Zielgruppen<br />

ausgerichtete Immobilienentwicklung. Es<br />

handelt sich um ein Plattenbau-Ensemble aus dem<br />

Jahr 1985, das bereits nach fünf Jahren durch Leerstand<br />

und Verwahrlosung gekennzeichnet war. Der<br />

unsanierte Komplex besteht aus fünf Wohnblöcken<br />

mit insgesamt 362 Wohneinheiten. Trotz wenig at-<br />

55 www.potsdam-mittelmark.de; http://www.demografie-pm.de<br />

53


Geckohaus<br />

Abb. 30 Quelle: www.geckohaus.de<br />

traktiver Lage kaufte die International Real Estate<br />

PLC [IRE] den Bestand. Eine geeignete Zielgruppe für<br />

das Objekt wurde definiert: innovativ, niedriger bis<br />

mittlerer Einkommensstatus, Lebensphase zwischen<br />

18 und 33 Jahren. Für Rentner und Familien ist das<br />

Objekt nicht geeignet. So zielt das Gestaltungs- und<br />

Vermarktungskonzept auf die Zielgruppe mit den Eigenschaften<br />

„spritzig, jung und frech“ ab.<br />

Das Sanierungskonzept beinhaltet eine komplette<br />

Umgestaltung der Fassaden, Gemeinschaftsflächen<br />

und Außenbereiche. Mit einer freundlich, fröhlich<br />

und besonders farbenfrohen Farbgebung soll die<br />

Attraktivität gesteigert werden. Das Alleinstellungsmerkmal<br />

liefert das Markenzeichen des Gecko als<br />

wiederkehrendes Motiv und Namensgeber.<br />

Ein zusätzlicher Eye-Catcher ist die nächtliche Beleuchtung<br />

der Dächer und die Graffitikunst im Eingangsbereich.<br />

Für die Wohnungen gibt es zwei<br />

Gestaltungstypen: der günstige „Cotto“ und der exklusive<br />

„Move“. Für das Cotto-Konzept wurden nur<br />

geringe Investitionen in Modernisierung getätigt.<br />

Der Typ Move wurde hingegen hochwertig und variantenreich<br />

ausgestattet. Die baulichen Maßnahmen<br />

wurden durch ein Marketingkonzept flankiert. Alle<br />

Kommunikationsinstrumente weisen ein modernes,<br />

in Typographie und Farbgebung junges Design auf<br />

und stellten den Gecko heraus. Zur Kommunikationsstrategie<br />

gehörte es darüber hinaus, die Interessenten<br />

bei der Besichtigung zu duzen und einen<br />

kurzen einseitigen Mietvertrag zu verwenden. In der<br />

Vermietungsphase wurde zur Beschleunigung ein<br />

Vermietungsbüro vor Ort und eine Musterwohnung<br />

54<br />

eingerichtet. Die Strategie der IRE war erfolgreich.<br />

Die Wohnungen konnten komplett vermietet, die<br />

durchschnittlichen Mieteinnahmen deutlich erhöht<br />

werden 56 .<br />

Grundlage für die Zielgruppenfestlegung war das<br />

„3x3-Lebensweltenmodell“. Zunächst wurde anhand<br />

der vorhandenen Lagebedingungen eine geeignete<br />

Zielgruppe herausgearbeitet. Die Einkommensverhältnisse,<br />

Vorlieben und Bedürfnisse dieser Gruppe<br />

werden analysiert. Lebenswelt und Wohnwünsche<br />

werden aufgezeigt. Hieraus kann abgeleitet werden,<br />

welche baulichen Maßnahmen ergriffen werden<br />

müssen, um den Bedürfnissen der ausgewählten<br />

Zielgruppe gerecht zu werden und wie die Aufmerksamkeit<br />

der Zielgruppe auf das Objekt gerichtet werden<br />

können 57 .<br />

56<br />

www.geckohaus.de<br />

57<br />

Quelle: iib – Institut Innovatives Bauen Dr. Hettenbach GmbH


Regionales<br />

Wohnstandortmarketing<br />

4.3 Regionales Wohnstandortmarketing<br />

Vor dem Hintergrund des allgemeinen Bevölkerungsrückgangs<br />

nimmt die Konkurrenz um Einwohner zu.<br />

Um Neubürger zu gewinnen und die bestehende<br />

Bevölkerung zu halten, müssen die Qualitäten des<br />

Standortes klarer herausgestellt und vorhandene Angebote<br />

besser präsentiert werden. Ziel eines Wohnstandortmarketings<br />

für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />

wäre es, die Region als Wohn- und Lebensraum zwischen<br />

der Rheinschiene, dem Ruhrgebiet und den<br />

ländlichen angrenzenden Kreisen zu positionieren.<br />

Hierzu muss das Profil der Region gestärkt und die<br />

vorhandenen Stärken offensiv nach außen und innen<br />

kommuniziert werden. Das Marketing nach außen<br />

soll dazu beitragen, neue Bewohner für den Standort<br />

zu gewinnen. Nach innen soll die Identifikation mit<br />

der Region gestärkt werden, um die Bürger an die<br />

Region zu binden.<br />

Zu Beginn ist es wichtig, die regionalen Besonderheiten<br />

und Stärken der Region als Wohn- und Lebensraum<br />

herauszuarbeiten. Im Rahmen der Profilbildung<br />

sollten die besonderen Qualitäten und<br />

Alleinstellungsmerkmale der Region zu den konkurrierenden<br />

Standorten herausgestellt werden. Wichtig<br />

ist es, sowohl die Region als Ganzes zu präsentieren,<br />

als auch auf die besonderen Qualitäten der<br />

einzelnen Stadtteile einzugehen. Um eine möglichst<br />

große Nähe zur Nachfrageseite zu erreichen, sollten<br />

die Bürger bereits bei der Profilbildung einbezogen<br />

werden. Aber auch bei der Durchführung konkreter<br />

Projekte und Maßnahmen können sie einen wichtigen<br />

Beitrag leisten. Viele Bürgervereine und -initiati-<br />

ven engagieren sich für Attraktivität und Image ihres<br />

Stadtteils, ihrer Stadt oder Region. Bürger, die für ihren<br />

eigenen Wohnort werben, haben eine besondere<br />

Überzeugungskraft. Die Bürgervereine sind vor allem<br />

auf Stadtteilebene vertreten. Hier tragen sie, z.B. mit<br />

der Organisation von Stadtteilfesten, zu einer Imageverbesserung<br />

und stärkeren Identifikation mit dem<br />

Wohnort bei.<br />

Zu einer positiveren Wahrnehmung der Qualitäten<br />

des Wohn- und Lebensraums können organisierte<br />

Führungen durch die Region beitragen. Diese können<br />

sowohl an Einheimische als auch Ortsfremde<br />

gerichtet sein. Im Rahmen dessen ist die Mitwirkung<br />

engagierter Bürger als ortskundige Führer gut vorstellbar.<br />

Wichtig ist es, die zentralen Zielgruppen direkt anzusprechen.<br />

Einzelne Standorte können gezielt für<br />

bestimmte Zielgruppen entwickelt und beworben<br />

werden. Hierzu könnten parallel zu baulichen Maßnahmen<br />

auch spezielle Service- und Dienstleistungen<br />

für die Bewohner angeboten werden. Dies erhöht die<br />

Wirkungen der Maßnahmen. Um Neubürger langfristig<br />

an die Region zu binden, sollte bereits zu Beginn<br />

versucht werden, diese offensiv von den Qualitäten<br />

der Region zu überzeugen. Begrüßungspakete mit<br />

Gutscheinen für Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />

sowie Informationsbroschüren über die vielfältigen<br />

Angebote sind hierfür ein bewährtes Mittel. Eine<br />

wichtige Zielgruppe sind Menschen, die nicht in der<br />

Region wohnen, aber dort einen Job, eine Ausbildung<br />

oder ein Studium beginnen. Diese sind möglicherweise<br />

besonders offen für einen Umzug in die Region.<br />

55


Durch eine gezielte Ansprache, z.B. die Überreichung<br />

eines Begrüßungspaketes zur Einschreibung an der<br />

Universität, sollte versucht werden, sie vom Wohnstandort<br />

<strong>Bergische</strong>s Städtedreieck zu überzeugen.<br />

Ein Hindernis für Wohnungssuchende ist oftmals die<br />

mangelnde Transparenz über die Wohnungs-, Haus-<br />

und Grundstücksangebote auf dem Markt sowie fehlende<br />

Kenntnis über die Eigenschaften der einzelnen<br />

Stadtteile und Quartiere. Das erfolgreiche Finden des<br />

geeigneten Angebots wird hierdurch erschwert. Ein<br />

vielversprechender Ansatz ist die Nutzung des Internets<br />

als Werbe- und Informationsplattform für den<br />

Wohnstandort. Informationen über die Qualitäten<br />

des Region und der verschiedenen Stadtteile können<br />

gebündelt und leicht zugänglich präsentiert werden.<br />

Verknüpfungen zu den Homepages von Wohnungsunternehmen<br />

aus der Region können die Orientierung<br />

für Wohnungssuchende erleichtern.<br />

Die Bildung einer Dachmarke für die verschiedenen<br />

Aktivitäten kann die Wahrnehmung nach innen und<br />

außen erhöhen und zu einer besseren Orientierung<br />

für die Nutzer der Angebote beitragen. In Anlehnung<br />

an die bestehenden Marken, z.B. kompetenzhoch³,<br />

bietet sich der Titel „wohnenhoch³“ an.<br />

4.3.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Die Grundlagen für ein gemeinsames Wohnstandortmarketing<br />

wurden bereits gelegt. Die Kooperation<br />

zwischen den Kommunen ist erprobt und der Name<br />

„<strong>Bergische</strong>s Städtedreieck“ etabliert. Hierauf kann bei<br />

der Profilierung des Standortes aufgebaut werden.<br />

56<br />

Angestoßen durch die Regionale 2006 wurden<br />

bereits mehrere regionale Marken im <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreieck etabliert. Darunter „kompetenzhoch³“<br />

als Dachmarke für die Wirtschaftsregion. Unter der<br />

Marke investhoch³ wurde 2008 ein Internetportal<br />

für die Vermarktung bedeutsamer Gewerbeflächen<br />

eingerichtet. Dieses Angebot könnte als Vorbild für<br />

eine Online-Präsentation der Wohnregion <strong>Bergische</strong>s<br />

Städtedreieck dienen. Die Gewerbeflächen sind online<br />

über eine interaktive Landkarte sowie Luftbilder zu<br />

betrachten. Zu jedem Standort liegt ein detailliertes<br />

Exposé mit den wichtigsten Angaben zur Fläche und<br />

den Ansprechpartnern vor.<br />

Aktivitäten der Städte<br />

Auch auf städtischer Ebene finden sich Ansätze<br />

einer Markenbildung. In Wuppertal wird mit der<br />

Kampagne „Wuppertal. keiner wie wir“ versucht, die<br />

verschiedenen Facetten der Stadt herauszustellen<br />

und in einer Marke zu bündeln. In Solingen greift der<br />

Slogan „Echt.Scharf.Solingen.“ die identitätsprägende<br />

Historie auf.<br />

In Remscheid wurden für alle vier Stadtteile<br />

Marketingräte ins Leben gerufen. Seit Mitte 2003<br />

existiert darüber hinaus als Dachorganisation der<br />

Marketingrat Remscheid. Die Marketingräte<br />

engagieren sich für die Steigerung der Attraktivität<br />

von Stadt und Stadtteilen als Wohn- und Lebensraum.<br />

Sie verfolgen das Ziel, vorhandene Kräfte zu bündeln,<br />

neue Partnerschaften zwischen verschiedenen<br />

Gruppen zu begründen und die Außendarstellung<br />

zu verbessern. Die Marketingräte in den einzelnen


WuppertalINSIDE 2009<br />

Potenziale erkennen<br />

Projekte vorstellen<br />

Standort kommunizieren<br />

Stadtteilen weisen eine stärkere Innenorientierung<br />

auf. Sie sind mittlerweile als Vereine organisiert<br />

[z.B. „Lennep Offensiv e.V.“] und veranstalten u.a.<br />

Bürgerfeste und Musikveranstaltungen.<br />

Ein auf Investoren ausgerichtetes Konzept ist die<br />

seit 2007 jährlich stattfindende Investorentour<br />

„Wuppertal INSIDE“ mit Vertretern der<br />

Immobilienwirtschaft. Diese wird von der<br />

Wirtschaftsförderung Wuppertal in Zusammenarbeit<br />

mit Stadtverwaltung und Stadtmarketing mit dem<br />

Slogan: „investorenfreundlich- keiner wie wir“<br />

organisiert. Auf einer Tour durch die Stadt werden<br />

den Interessenten ausgewählte Gewerbe- und<br />

Wohnbauflächen vorgestellt. Hierdurch erhalten<br />

sie einen Überblick über das Angebot in der Stadt.<br />

Es bietet sich die Chance zur Präsentation des<br />

Wohnstandortes mit überzeugenden Projekten.<br />

Als Instrument zur dauerhaften Bindung von<br />

Wuppertaler Neubürgern an die Stadt erhalten<br />

diese von der Wuppertaler Marketing GmbH 61<br />

neben umfassendem Informationsmaterial über<br />

das Freizeit- und Kulturangebot der Region ein<br />

Begrüßungspaket mit Gutscheinen für Wuppertaler<br />

Einrichtungen und Unternehmen, beispielsweise den<br />

Wuppertaler Zoo.<br />

61 http://www.wuppertal-marketing.de/320.html<br />

Bürgerschaftliches Engagement<br />

In der Region sind zahlreiche Bürgervereine und<br />

Interessengemeinschaften [IG] auf Stadtteilebene<br />

aktiv. Diese setzen sich für mehr Lebensqualität<br />

im Stadtteil ein, aber auch für dessen bessere Innen-<br />

und Außendarstellung. Die Initiative geht sowohl von<br />

Bürgern, als auch im Stadtteil beheimateten Unternehmern<br />

aus.<br />

In der Elberfelder Nordstadt [Ölberg] ist bereits seit<br />

einigen Jahren der Verein „Unternehmer/innen<br />

für die Nordstadt e.V.“ 62 aktiv. Dieser setzt sich für<br />

eine aktive Stadtteilförderung ein. Ziel des Vereins ist<br />

es unter anderem, das Profil der Nordstadt zu definieren<br />

und zu verbessern. Hierzu werden Werbekonzepte,<br />

Feste und Veranstaltungen durchgeführt. Als<br />

Symbol für die Identifikation mit dem Quartier werden<br />

Pullover und T-Shirts mit der Aufschrift „Ölberg“<br />

verkauft.<br />

Jüngstes Beispiel für die Gründung eines stadtteilbezogenen<br />

Bürgervereins ist der „Aufbruch am<br />

Arrenberg e.V.“ 63 . Dieser wurde im Oktober 2008<br />

von engagierten Unternehmern aus dem Stadtteil<br />

gegründet. Die Wuppertaler Quartiersgesellschaft<br />

[WQG] unterstützte den Entstehungsprozess. Der<br />

Verein beabsichtigt, unter anderem durch die Erarbeitung<br />

eines Stadtteilführers und die Ausrichtung<br />

eines Stadtteilfestes das Image des Stadtteils nach<br />

innen und außen zu verbessern.<br />

62<br />

www.unternehmen-nordstadt.de<br />

63<br />

www.aufbruch-am-arrenberg.de<br />

57


Internetangebot des Spar- und Bauverein Solingen<br />

Abb. 31 Quelle: www.sbv-solingen.de<br />

Auch auf gesamtstädtischer Ebene gibt<br />

es positive Ansätze bürgerschaftlichen<br />

Engagements. Ein herausragendes Beispiel ist die<br />

Wuppertalbewegung 64 . Wichtigstes Projekt des<br />

Vereins ist die Umnutzung der im Norden Wuppertals<br />

verlaufenden „Rheinischen Strecke“ in einen Fuß-<br />

und Radweg. Unter dem Titel „Nordbahntrasse“<br />

ist es der Wuppertalbewegung gelungen, große<br />

Aufmerksamkeit und Begeisterung für dieses Projekt<br />

in der Region, aber auch Bekanntheit darüber hinaus,<br />

zu erzielen.<br />

Der Stadtmarketingverein Wuppertal aktiv<br />

e.V. ist ein 1996 gegründeter Verein mit dem<br />

Ziel, das Image Wuppertals zu stärken. In dem<br />

Verein haben sich Unternehmen und engagierte<br />

Privatpersonen, Organisationen und Initiativen<br />

zusammengeschlossen. Unter anderem organisiert<br />

Wuppertal aktiv zusammen mit der der Stadtmarketing<br />

GmbH das jährlich stattfindende Stadtfest „24-<br />

Stunden-live“ 65 .<br />

Private Anbieter<br />

Der privat betriebene Service „Wupperdomizil“<br />

sieht sich als Ansprechpartner rund um die Themen<br />

Gästebetreuung und Wohnortwechsel. Angesprochen<br />

werden Unternehmen und Privatpersonen. Unter<br />

dem Slogan: „Wo es mir gut geht, da bin ich zu<br />

Hause“, werden Kunden bei Wohnungssuche,<br />

Umzugsorganisation und sonstigen, mit einem Umzug<br />

64 www.wuppertalbewegung.de<br />

65 www.wuppertal-aktiv.de<br />

58<br />

verbunden Aufgaben unterstützt. Für Unternehmen<br />

stellten sie Wohnangebote in gewünschter Wohnlage<br />

und Ausstattung für zukünftige Angestellte<br />

zusammen 66 .<br />

Ein Positivbeispiel für eine moderne Präsentation des<br />

Wohnangebotes ist die Homepage des Spar- und<br />

Bauvereins Solingen. Dieser bietet online umfangreiche<br />

Informationen zu den einzelnen Siedlungen<br />

und dem Wohnstandort sowie aktuelle Wohnungsangebote.<br />

Wohnungssuchende erhalten hierdurch<br />

einen schnellen Überblick über das vorhandene Angebot.<br />

Zu den einzelnen Siedlungen sind Informationen<br />

zu Siedlungs- und Gebäudetyp sowie Anzahl,<br />

Größe und Modernisierungsstand der Wohnungen<br />

verfügbar. Daneben werden Angaben zu vorhandener<br />

Infrastruktur [Nahversorgung, Schulen, Verkehrsanbindung,<br />

Kindergärten], Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten<br />

und zusätzlichen Serviceangeboten<br />

gemacht. Zur Orientierung für die Wohnungssuchenden<br />

werden Empfehlungen für einzelne Nachfragergruppen<br />

gegeben. Die Orientierung wird mit<br />

Wortmarken erleichtert [„ Neu & neuwertig“: Stilvoll<br />

modernisierter Altbau und attraktiver Neubau; “Mehr<br />

für Sie“: Einzelmodernisierte Wohnungen in guter<br />

Lage und Ausstattung; „Gut & günstig“: Wohnungen<br />

zum kleinen Preis – für den jungen Single oder die<br />

Familie; „ Selbständig & sicher“: Seniorenfreundliche<br />

und barrierearme Wohnungen]. Das Serviceangebot<br />

wird durch individuelle Beratungen abgerundet 67 .<br />

66<br />

www.wupperdomizil.de<br />

67<br />

www.sbv-solingen.de


4.3.2 Andere Regionen<br />

„Der Teltow“: Regionalmarketing<br />

Ein Beispiel für ein von der Bürgerschaft getragenes<br />

Regionalmarketing ist in der im Süden Berlins<br />

gelegenen Region „Teltow“ zu finden. Der Verein<br />

„Regionalmarketing Der Teltow“ wurde 2007 von<br />

engagierten Bürgern mit dem Ziel gegründet, die<br />

Attraktivität der Region zu steigern. Das Regionalbewusstsein<br />

und die emotionale Bindung der Menschen<br />

an die Region sollen gestärkt werden. Hierzu<br />

soll ein „nachhaltiges Regionalmanagement“ betrieben<br />

werden. Zentraler Bestandteil dieses Konzeptes<br />

ist es, die regionalen Akteure zu vernetzen und<br />

gute, innovative Ideen aus der Region zu fördern.<br />

Die besten Ideen werden im Rahmen einer jährlich<br />

stattfindenden Veranstaltung mit dem „Toscar“ ausgezeichnet.<br />

Herausgestellt werden dabei besonders<br />

regionale Produkte, Beiträge zum sanften Tourismus<br />

und Unternehmen mit ökologischen Konzepten oder<br />

besonderem Engagement für die Ausbildung 68 .<br />

Schwerin und Wilhelmshafen:<br />

Wohnstandortinfo<br />

Die Städte Schwerin und Wilhelmshaven haben<br />

ein Internetportal zur Wohnstandortsuche<br />

eingerichtet. Es stellt ein umfassendes Konzept<br />

dar, Wohnungssuchende bei der Ermittlung des<br />

optimalen Wohnstandortes zu unterstützen.<br />

68 www.regionalmarketing-derteltow.org<br />

Das Projekt ist in Zusammenarbeit mit der TU<br />

Dortmund entwickelt worden. Mögliche Woh nungsinteressenten<br />

können schnell und indi viduell<br />

über das Angebot informiert werden. Nach der<br />

Angabe der persönlichen Anforderungen an den<br />

Wohnstandort [Wohnumfeld, Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes,<br />

Einkaufsmöglichkeiten, Schu len, Kultur-<br />

und Freizeitangebote] und zusätz licher statistischer<br />

Daten werden passende Stadtteile für den Suchenden<br />

ermittelt. Aktuelle Immobilienangebote können direkt<br />

über den Partner Immobilienscout24 abgerufen<br />

werden. Die eher klassische Suche über die Wohnform<br />

[Wohnung/Haus; zum Kauf/zur Miete] in den<br />

Stadtteilen bietet eine Alternative. Ein zusätzliches<br />

Feature ist ein Mobilitätskostenrechner für<br />

den individuellen Wohnstandort. Mithilfe dieses<br />

Rechners können die Mobilitätskosten für den Weg<br />

zum Arbeitsplatz für verschiedene Wohnstandorte<br />

innerhalb der Stadt komfortabel errechnet<br />

und verglichen werden. Weitere umfangreiche<br />

Informationen zu Infrastruktur und Besonderheiten<br />

der Stadtteile werden über einen interaktiven<br />

Stadtplan bereitgestellt. Aktuelle Informationen zu<br />

baulichen Projekten und Neubaugebieten sowie der<br />

aktuelle Mietspiegel sind im Angebot inbegriffen.<br />

Um den Kontakt zu den örtlichen Anbietern zu<br />

erleichtern, sind örtliche Wohnungsunternehmen<br />

aufgelistet und aktuelle Angebote ersichtlich. Das<br />

Informationsangebot aus dem Internet wird ergänzt<br />

um eine persönliche Beratung vor Ort in einer zentral<br />

eingerichteten Beratungsstelle 69 .<br />

69<br />

http://www.schwerin.wohnstandort.info/<br />

http://www.wilhelmshaven.wohnstandort.info/<br />

59


60<br />

Impressum<br />

Bearbeitung:<br />

<strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> GmbH<br />

Stadt- und Regionalentwicklung<br />

Kölner Straße 8<br />

42651 Solingen<br />

Cand.-Ing. Verena Kreuter<br />

Cand.-Arch. Matthias Kübel<br />

Cand.-Ing. Marco Scheil<br />

Cand.-Ing. Arne Schwöbel<br />

Dipl.-Ing. Bauassessor Carsten Zimmermann<br />

Projektleitung:<br />

Carsten Zimmermann<br />

Tel. +49 [0] 212 881606 68<br />

Fax +49 [0] 212 881606 66<br />

zimmermann@bergische-agentur.de<br />

www.bergische-agentur.de<br />

Gestaltung und Layout:<br />

Verena Kreuter<br />

Fotos:<br />

Günter Lintl<br />

Städte Remscheid, Solingen, Wuppertal<br />

© www.photocase.com<br />

Akteure der Region<br />

Solingen, im August 2009<br />

Die <strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen<br />

der Städte Wuppertal, Solingen,<br />

Remscheid, der bergischen Stadtsparkassen,<br />

der IHK und der Wirtschaftsförderung Wuppertal. Die<br />

<strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> bündelt und koordiniert<br />

Entwicklungsaufgaben und Strukturprojekte von<br />

regionaler Bedeutung.

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