zukunfthoch³ - Bergische Entwicklungsagentur Gmbh
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<strong>zukunfthoch³</strong><br />
Wohnen<br />
Bestandsaufnahme und Arbeitsschwerpunkte
<strong>zukunfthoch³</strong> - Regionales Standortkonzept<br />
<strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Die <strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> wurde im Jahr 2008<br />
von ihren Gesellschaftern mit der Erarbeitung eines Regionalen<br />
Standortkonzepts für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />
beauftragt.<br />
Die Erarbeitung dieser regionalen Stadtentwicklungsstrategie<br />
gliedert sich in folgende Bausteine:<br />
Baustein 1 - Bestandsaufnahme<br />
Baustein 2 - Regional integriertes<br />
Standortkonzept [Masterplan]<br />
Baustein 3 - Marketingkonzept<br />
Betrachtet werden folgende für die Zukunft des <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreiecks bedeutende Themenfelder:<br />
Wohnen<br />
Wirtschaft und Einzelhandel<br />
Freizeit, Kultur und Tourismus<br />
Stadt- und Landschaftsbild<br />
Bildung und Wissenschaft<br />
Mit dieser Broschüre wollen wir Ihnen nun die Ergebnisse<br />
der Bestandsaufnahme im Bereich Wohnen vorlegen.<br />
Komplettiert wird die Bestandsaufnahme für jedes Themenfeld<br />
durch die Ergebnisse des Projektaufrufs an die<br />
regionalen Akteure, kreative Ideen und Projektvorschläge<br />
für Leit- und Zukunftsprojekte einzureichen. Diese<br />
Vorschläge werden in einer separaten Projektbroschüre<br />
dokumentiert, die Ihnen ebenfalls zugesandt wurde. Die<br />
Vorwort<br />
Broschüren sollen Grundlage für die nun stattfi ndenden<br />
Workshops sein und Anregungen zur Diskussion bieten.<br />
Die halbtägig angelegten Veranstaltungen dienen der<br />
Erarbeitung eines regionalen Profi ls - in diesem Fall mit<br />
Blick auf das Themenfeld Wohnen. Andererseits sollen<br />
die abgeleiteten Arbeitsschwerpunkte diskutiert werden.<br />
Der Aufbau der Broschüren zu jedem der fünf Themenfelder<br />
ist daher vom Grundsatz immer identisch:<br />
Einleitung<br />
Beschreibung von globalen Trends<br />
Standortanalyse <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Stärken- / Schwächenanalyse [SWOT]<br />
Ableitung von Arbeitsschwerpunkten anhand der<br />
Analysen [inkl. der Dokumentation von Ansätzen<br />
in der Region und von Best-Practice-Bei-<br />
spielen aus anderen Regionen]<br />
Wir freuen uns schon sehr auf eine anregende Diskussion<br />
mit Ihnen und auf Ihre Ideen im Workshop!<br />
Ihr Team der <strong>Bergische</strong>n <strong>Entwicklungsagentur</strong><br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort<br />
1 Einleitung<br />
2 Analyse<br />
4<br />
Wohnen<br />
2.1 Allgemeine Trends<br />
2.1.1 Demografischer Wandel<br />
2.1.2 Lebensstile und Wertewandel<br />
2.1.3 Schrumpfung und Leerstand<br />
2.1.4 Konzentrationen<br />
von sozialen Problemen<br />
2.1.5 Innenentwicklung<br />
2.2 Wohnungsmarkt der Region<br />
2.2.1. Aspekte der Nachfrage<br />
2.2.1.1 Bevölkerungsentwicklung<br />
2.2.1.2 Altersaufbau der Bevölkerung<br />
2.2.1.3 Haushaltsentwicklung<br />
2.2.1.4 Bewohner<br />
mit Migrationshintergrund<br />
2.2.1.5 Verfügbare Einkommen<br />
2.2.2 Aspekte des Angebotes<br />
2.2.2.1 Entwicklung Wohnungsbestand<br />
und Bauintensität<br />
2.2.2.2 Leerstand<br />
2.2.2.3 Baulandpreise<br />
2.2.2.4 Eigentum<br />
2.2.2.5 Mieten<br />
2.2.3 Kernaussagen<br />
Exkurs: Demografietypen<br />
2.3 Wohnstandortqualitäten<br />
Exkurs: Stadtumbau / Soziale Stadt<br />
Exkurs: Innovative Projekte<br />
2.4 Folgerungen<br />
3<br />
8<br />
9<br />
9<br />
9<br />
10<br />
10<br />
11<br />
11<br />
12<br />
12<br />
12<br />
18<br />
18<br />
19<br />
20<br />
22<br />
22<br />
22<br />
23<br />
23<br />
24<br />
24<br />
26<br />
28<br />
31<br />
32<br />
34<br />
3 Stärken - Schwächen - Chancen - Gefahren<br />
4 Arbeitsschwerpunkte<br />
4.1 Regionale Kooperationen<br />
4.1.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
4.1.2 Andere Regionen<br />
Städteregion Ruhr 2030:<br />
Regionale Wohnungsmarktbeob<br />
achtung<br />
Region Bonn/Rhein-Sieg:<br />
Regionales Handlungskonzept<br />
Wohnen<br />
Hamburg: HID<br />
Weißenfels: IBA Stadtumbau<br />
Metropolregion Nürnberg: ZID<br />
Leipzig: Wächterhäuser<br />
4.2 Zielgruppenorientierte<br />
Bestandsentwicklung<br />
4.2.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
4.2.2 Andere Regionen<br />
Region Bonn: Strategie Woh-<br />
nungsmarkt<br />
Potsdam-Mittelmark: Arbeitskreis<br />
„Wohnen der Zukunft“<br />
Berlin: Das Geckohaus<br />
4.3 Regionales Wohnstandortmarketing<br />
4.3.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
4.3.2 Andere Regionen<br />
„Der Teltow“: Regionalmarketing<br />
Schwerin und Wilhelmshafen:<br />
Wohnstandortinfo<br />
35<br />
36<br />
36<br />
38<br />
42<br />
42<br />
42<br />
43<br />
43<br />
44<br />
44<br />
45<br />
48<br />
52<br />
52<br />
53<br />
53<br />
55<br />
56<br />
59<br />
59<br />
59
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird im weiteren Verlauf auf<br />
die Unterscheidung in weibliche und männliche Schreibweise<br />
verzichtet und jeweils die männliche Form verwendet. Das betreffende<br />
Wort bezieht sich jeweils selbstverständlich auf beide<br />
Geschlechter.
Wohnen
1 Einleitung<br />
Die regionale Herangehensweise an das Thema Wohnen<br />
ist ein im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck bislang kaum<br />
verfolgter Ansatz. Aufgrund ähnlicher Ausgangslagen<br />
und bestehender Kooperationen auf anderen<br />
Gebieten sind jedoch gute Voraussetzungen für eine<br />
Zusammenarbeit der drei Städte in diesem Feld vorhanden.<br />
Durch regionales Handeln im Bereich Wohnen<br />
können Synergieeffekte durch gemeinsame Aufgabenwahrnehmung<br />
erzielt, neue Lösungsansätze<br />
erarbeitet und vorhandenes Wissen gemeinsam genutzt<br />
werden.<br />
Die Aufgaben im Bereich Wohnen sind umfangreich<br />
und breit gefächert. Die Herausforderungen sind<br />
enorm: Der Wohnungsmarkt der Region befindet<br />
sich in einem Spannungsfeld zwischen zunehmendem<br />
Leerstand auf der einen und der Notwendigkeit,<br />
zusätzliche attraktive Wohnangebote zu schaffen,<br />
auf der anderen Seite. Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />
ist in besonderem Maße vom Demografischen Wandel<br />
betroffen. Dies hat weitreichende Auswirkungen<br />
auf den Wohnungsmarkt.<br />
Eine Vielzahl von Akteuren ist im Themenfeld Wohnen<br />
involviert. Neben den städtischen Verwaltungen<br />
gibt es zahlreiche weitere Akteure, die für die Stärkung<br />
des Wohnstandortes und das Funktionieren<br />
des Wohnungsmarktes von Bedeutung sind. Eine<br />
konstruktive Zusammenarbeit aller Akteure und eine<br />
ressortübergreifende Zusammenarbeit in der Verwaltung<br />
sind entscheidend, um die Herausforderungen<br />
in diesem Themenfeld zu bewältigen.<br />
8<br />
Einleitung<br />
Die Regionale 2006 hat bereits erste Anstöße gegeben,<br />
auch im Bereich Wohnen auf regionaler Ebene<br />
tätig zu werden. Aus dem städteübergreifend aufgestellten<br />
Konzept „Soziale Stadt“, für Quartiere mit<br />
besonderem Entwicklungsbedarf, sind Projekte in<br />
den drei Städten entstanden, die überregional Anklang<br />
fanden.<br />
Im Rahmen dieser Broschüre wird die Situation des<br />
Wohnungsmarktes in der Region vorgestellt und<br />
die hieraus resultierenden Arbeitsschwerpunkte für<br />
eine regionale Herangehensweise abgeleitet. Einleitend<br />
werden globale Entwicklungen und Trends im<br />
Bereich Wohnen aufgezeigt. Es folgt eine Darstellung<br />
der Ausgangslage und Entwicklungstrends des<br />
Wohnungsmarktes in der Region. Als Ansatzpunkt<br />
für spätere Konzeptionen werden darüber hinaus<br />
die Wohnstandortqualitäten der einzelnen Teile der<br />
Region vorgestellt. Ergebnis der vorgenommenen<br />
Analyse ist eine Übersicht über Stärken, Schwächen,<br />
Chancen und Gefahren im betrachteten Themenfeld.<br />
Aus der Analyse werden zentrale Arbeitsschwerpunkte<br />
abgeleitet. Diese sollen Ansatzpunkte für die<br />
Erarbeitung eines regionalen Konzeptes für das Themenfeld<br />
Wohnen sein. Für die einzelnen Felder werden<br />
Handlungsmöglichkeiten vorgestellt und anhand<br />
von Beispielen aus dem <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
und anderen Regionen verdeutlicht. Da die einzelnen<br />
Felder jedoch eng miteinander verzahnt sind,<br />
können sie nur bedingt unabhängig voneinander betrachtet<br />
werden.
Analyse<br />
2 Analyse<br />
2.1 Allgemeine Trends<br />
Das Geschehen auf dem Wohnungsmarkt wird<br />
maßgeblich durch gesellschaftliche und gesamtwirtschaftliche<br />
Entwicklungstrends beeinflusst. Besonders<br />
intensiv werden die Folgen des „Demografischen<br />
Wandels“ diskutiert.<br />
2.1.1 Demografischer Wandel<br />
Der Demografische Wandel beschreibt Veränderungen<br />
in der Bevölkerung und bezieht hiermit verflochtene<br />
Teilprozesse ein. Die derzeitigen Entwicklungen<br />
lassen sich unter drei Schlagwörtern zusammenfassen:<br />
weniger - älter - bunter<br />
„Weniger“ bezieht sich auf die Abnahme der Bevölkerungszahl<br />
insgesamt. Zwei Gründe sind maßgebend.<br />
Zum Einen übersteigt die Sterberate die Geburtenrate:<br />
es entsteht ein Sterbeüberschuss. Zum<br />
Anderen nimmt der Zuwanderungsüberschuss ab.<br />
„Älter“ kennzeichnet die Verschiebung in der Altersstruktur<br />
der Bevölkerung. Das Durchschnittsalter<br />
der Bevölkerung steigt und der Anteil der älteren<br />
Menschen an der Gesamtbevölkerung nimmt zu. Die<br />
Gründe hierfür liegen in der gestiegenen Lebenserwartung.<br />
Gleichzeitig kommen aufgrund der niedrigen<br />
Geburtenrate zu wenige junge Menschen nach.<br />
„Bunter“ umschreibt die zunehmende Heterogenität<br />
innerhalb der Bevölkerung. Menschen aus verschiedensten<br />
Ländern mit unterschiedlicher kultureller<br />
Prägung und ethnischer Zugehörigkeit leben<br />
in Deutschland. Insgesamt wächst der Anteil der<br />
Personen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung.<br />
Dem Schlagwort „Bunter“ ist auch der<br />
Begriff „Vereinzelt" zuzurechnen. Dieser verweist<br />
auf den Wandel der Lebensweisen und Haushaltsformen.<br />
Es wird von einer Ausdifferenzierung der Lebensstile<br />
1 und einer Änderung der Wertehaltungen<br />
gesprochen.<br />
Der Demografische Wandel hat Auswirkungen auf<br />
zahlreiche Entwicklungen. Im Folgenden wird auf<br />
einige dieser Bereiche näher eingegangen.<br />
1 Lebensstil: ein relativ stabiles, regelmäßig wiederkehrendes<br />
Muster der alltäglichen Lebensführung - ein „Ensemble“ von<br />
Wertorientierungen, Einstellungen, Deutungen, Geschmackspräferenzen,<br />
Handlungen und Interaktionen, die aufeinander<br />
bezogen sind. [Geißler, Rainer]<br />
9
2.1.2 Lebensstile und Wertewandel<br />
Die Pluralisierung innerhalb der Gesellschaft nimmt<br />
zu. Die wachsende Vielfalt der Lebensformen hat<br />
Auswirkungen auf das Nachfrageverhalten am Wohnungsmarkt.<br />
Mit dem Bedeutungsverlust der „klassischen“<br />
Familie gehen ein Trend zur Verkleinerung<br />
der Haushaltsgrößen und eine Zunahme der Zahl der<br />
Haushalte einher. Die Wünsche der Wohnungssuchenden<br />
werden immer differenzierter. Die Ausdifferenzierung<br />
der Wohnungsteilmärkte nimmt zu. Nachgefragt<br />
werden unterschiedliche Wohnungsgrößen,<br />
Grundrisse und Ausstattungen. Auch die Anforderungen<br />
an Lage und Wohnumfeld unterscheiden sich<br />
teils deutlich. Dabei nimmt die Bedeutung weicher<br />
Standortfaktoren zu. Die Qualifizierung des Wohnraums<br />
für unterschiedliche Nutzer mit veränderten<br />
Präferenzen und Wohnwünschen wird zum neuen<br />
zentralen Ziel für die Wohnungspolitik.<br />
10<br />
2.1.3 Schrumpfung und Leerstand<br />
Die Entwicklung der Städte und Regionen differenziert<br />
sich zunehmend aus. Neben Städten und Regionen<br />
mit Zuwachs existieren gleichzeitig Städte, die<br />
von teils deutlichen Bevölkerungsverlusten betroffen<br />
sind. Wachstum und Schrumpfung liegen dabei<br />
oftmals eng beieinander. So können zwischen benachbarten<br />
Städten, aber auch innerhalb einzelner<br />
Quartiere deutliche Unterschiede auftreten. Durch<br />
dieses Nebeneinander gegenläufiger Entwicklungen<br />
wird der Demografische Wandel in einigen Räumen<br />
besonders sichtbar. Das Phänomen schrumpfender<br />
Städte und einer starken Leerstandproblematik hat<br />
nach Ostdeutschland mittlerweile auch strukturschwache<br />
Räume Westdeutschlands, wie das Saarland,<br />
das Ruhrgebiet und auch das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />
erreicht. Das Ausmaß des Leerstands ist in<br />
westdeutschen Schrumpfungsgebieten, im Vergleich<br />
zu der Situation in vielen ostdeutschen Städten, jedoch<br />
noch moderat.
„Seit vielen Jahrzehnten zeichnet sich der demographische Wandel ab. Doch<br />
erst die strukturellen Veränderungen der Wende zeigten auf, wie dramatisch<br />
sich Bevölkerungsverluste in den Städten und Regionen auf unsere Wohn-, Lebens-<br />
und Arbeitsverhältnisse auswirken. Gerade in Schrumpfungsregionen<br />
stehen Menschen vor neuen Unsicherheiten, persönlichen und [immobilien-]<br />
wirtschaftlichen Risiken.“ 2<br />
2.1.4 Konzentration von sozialen Problemen<br />
Die zunehmende gesellschaftliche Polarisierung und<br />
der wachsende Anteil der Personen mit Migrationshintergrund<br />
werden in einzelnen Gebieten besonders<br />
deutlich. Oft konzentrieren sich soziale Probleme<br />
in Stadtteilen mit städtebaulichen Schwächen.<br />
Soziale Abwärtsbewegungen gehen hier einher mit<br />
dem weitreichenden Niedergang eines Gebietes. Ein<br />
benachteiligtes Quartier wird so zum „benachteiligenden“<br />
Quartier für seine Bewohner. Finanzstarke<br />
Bewohner verlassen das Quartier. Investitionen werden<br />
zunehmend unwirtschaftlich und bleiben aus.<br />
Leerstand von Wohnungen und Ladenlokalen tritt<br />
auf. Als Folge dessen sinkt die Qualität des Quartiers<br />
weiter.<br />
2<br />
Quelle: DW Die Wohnungswirtschaft, Sonderheft Urbanes Wohnen<br />
2008:44<br />
2.1.5 Innenentwicklung<br />
Ein viel diskutierter [möglicher] Trend ist die „Reurbanisierung".<br />
Ein signifikanter Bevölkerungszuwachs in<br />
den Kernbereichen der Stadt ist in Deutschland noch<br />
nicht belegt, einzelne Rückbewegungen sind aber<br />
vereinzelt festzustellen. Die Renaissance der Stadt ist<br />
mit einer neuen Wertschätzung des Wohnens in der<br />
Stadt und mit einer qualitativen Aufwertung einzelner<br />
Stadtquartiere verbunden. Standortargument für<br />
innerstädtische Lagen ist die schnelle Erreichbarkeit<br />
vielfältiger Einrichtungen von Betreuungsangeboten<br />
bis zur Nahversorgung 3 . Diese können in Kombination<br />
mit einem attraktiven Stadtraum den Ausschlag<br />
bei der Wohnstandortwahl geben. Für bestimmte<br />
Personengruppen wird innerstädtisches Wohnen<br />
zu einer ernsthaften Alternative zum Eigenheim im<br />
Grünen in städtischer Randlage. Hierzu zählen ältere<br />
Menschen, junge berufsstätige Paare mit Kind, Pendler,<br />
Personen in der Ausbildung und Personen ohne<br />
Auto.<br />
3<br />
Quelle: ILS NRW 2007: Demografischer Wandel in Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
11
2.2 Wohnungsmarkt der Region<br />
Derzeit gibt es keine regionale Betrachtung des<br />
Wohnungsmarktes im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck.<br />
Umfangreiche Kenntnisse über den Wohnungsmarkt<br />
sind jedoch eine wichtige Grundlage für erfolgreiche<br />
Strategien. Wohnstandortentscheidungen werden<br />
über städtische und regionale Grenzen hinweg getroffen.<br />
Eine Beschränkung auf die städtische Sichtweise<br />
greift daher zu kurz. Eine grenzüberschreitende,<br />
regionale Betrachtung des Wohnungsmarkts ist<br />
erforderlich. Auf kommunaler Seite sind Bestrebungen<br />
vorhanden, eine einheitliche Datengrundlage für<br />
die gesamte Region zu schaffen. Im Nachfolgenden<br />
werden ausgewählte Indikatoren betrachtet und die<br />
Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt herausgestellt.<br />
2.2.1 Aspekte der Nachfrage<br />
Wichtige Einflussfaktoren auf die Nachfrage auf dem<br />
Wohnungsmarkt sind die Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung,<br />
die Altersstruktur und das verfügbare<br />
Einkommen.<br />
2.2.1.1 Bevölkerungsentwicklung<br />
Ein wesentlicher Faktor zur Beurteilung des Wohnungsmarktes<br />
einer Region oder einer Stadt ist die<br />
Bevölkerungsentwicklung. Diese gibt Auskunft über<br />
die Veränderung des Nachfragevolumens.<br />
12<br />
Die Bevölkerungszahl des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />
ist bereits seit 1970 rückläufig. Zu diesem Zeitpunkt<br />
lag die Einwohnerzahl noch bei 730.000. Nach einem<br />
kurzen Anstieg Anfang der 1990er, als Folge der Wiedervereinigung,<br />
nimmt die Bevölkerung seit 1993 mit<br />
verstärkter Dynamik ab. Während die Region 1993<br />
noch 680.000 Einwohner zählte, waren es 2007 nur<br />
noch 633.000 4 .<br />
Mit einem Bevölkerungsrückgang von ca. 5,5 Prozent<br />
zwischen Ende 1996 und Ende 2006 gehören<br />
die Städte Remscheid und Wuppertal zu den Kommunen<br />
mit dem stärksten Bevölkerungsverlust. Solingen<br />
folgt mit einem deutlich geringeren Rückgang<br />
von 1,3 Prozent 5 .<br />
Bezüglich der zukünftigen Entwicklung der Bevölkerungszahlen<br />
existieren Prognosen von LDS, Bertelsmann-Stiftung<br />
und den jeweiligen Städten. Die unterschiedlichen<br />
Berechnungen weichen für das Jahr<br />
2025 nur leicht ab. Für Wuppertal wird ein Rückgang<br />
der Bevölkerung auf etwa 325.000 Einwohner prognostiziert.<br />
Dies würde einen Rückgang von 60.000<br />
Einwohnern gegenüber 1993 bedeuten. Für Solingen<br />
wird von einer Bevölkerungszahl von etwa 155.000<br />
ausgegangen, ein Verlust von etwa 10.000 Einwohnern<br />
in rund 30 Jahren. Für Remscheid wird für denselben<br />
Zeitraum ein Verlust von 20.000 auf knapp<br />
über 100.000 Einwohner erwartet [siehe Abb. 1]<br />
4<br />
Quelle: LDS NRW<br />
5<br />
Quelle: Wfa, WoB NRW 2007, Datengrundlage: LDS NRW
Bevölkerungsentwicklung und -prognose<br />
Abb. 1 Eigene Darstellung - Datengrundlage IT.NRW; Bertelsmannstiftung; Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal<br />
Remscheid<br />
Solingen<br />
Wuppertal<br />
13
Bevölkerungsentwicklung 1998 - 2007 im Vergleich<br />
14<br />
Einwohner<br />
Einwohner<br />
Einwohner<br />
Abb. 2 Quelle: Wfa, Kommunalprofil 2008<br />
Remscheid<br />
Wuppertal<br />
Solingen
Interkommunale Wanderungen<br />
Abb. 3 Eigene Darstellung / Berechnung - Datengrundlage: IT.NRW 2007<br />
Natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />
Die Bevölkerungsentwicklung wird von der natürlichen<br />
Bevölkerungsentwicklung [Geburten- und Sterberate]<br />
und Wanderungsbewegungen [Fort- und Zuzüge]<br />
bestimmt. Seit Anfang der 1990er gehen die<br />
Geburtenzahlen im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck kontinuierlich<br />
zurück. Eine entsprechende Fortsetzung<br />
des Trends ist zu erwarten. Besonders Wuppertal ist<br />
hiervon stark betroffen. Im Zeitraum 1990 bis 2007<br />
hat sich die Zahl der Geburten von über 4.000 auf<br />
knapp 3.000 verringert. Die Entwicklung der Geburtenzahlen<br />
folgt dem allgemeinen demografischen<br />
Trend in Deutschland und ist regional nicht direkt zu<br />
beeinflussen.<br />
Wanderungsbewegungen<br />
Starke Zuzüge nach der Wiedervereinigung verdeckten<br />
die negativen Auswirkungen der natürlichen<br />
Bevölkerungsentwicklung und sorgten für ein<br />
kurzfristiges Bevölkerungswachstum. In den vergangenen<br />
Jahren trugen Wanderungsverluste<br />
hingegen wesentlich zu einer Verstärkung des<br />
Bevölkerungsrückgangs bei. Remscheid ist hiervon<br />
besonders stark betroffen. Die negativen<br />
Effekte der Abwanderung übersteigen hier die<br />
Auswirkungen des negativen natürlichen Saldos<br />
auf die Bevölkerungsentwicklung deutlich. Wuppertal<br />
verzeichnet ebenfalls kontinuierlich Wanderungsverluste.<br />
Diese sind jedoch seit 1998 deutlich<br />
zurückgegangen. Entgegen des regionalen Trends<br />
weist Solingen für den Zeitraum 1998-2007 hingegen<br />
ein Zuwanderungsplus auf, welches jedoch die<br />
Bevölkerungsverluste durch den negativen natürlichen<br />
Saldo nicht auszugleichen vermag.<br />
Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck ist durch intensive interkommunale<br />
Wanderungsbewegungen geprägt.<br />
Die Wanderungssalden zwischen den drei<br />
Städten sind relativ ausgeglichen. Wuppertal weist<br />
sowohl gegenüber Solingen als auch Remscheid einen<br />
positiven Saldo auf. Der Bevölkerungsaustausch<br />
zwischen Remscheid und Solingen ist verhältnismäßig<br />
schwach ausgeprägt und im Saldo ausgeglichen.<br />
Die Kenntnis des Wanderungsaustauschs mit anderen<br />
Kommunen ist eine wichtige Grundlage für<br />
die Positionierung der Region im Wettbewerb um<br />
Einwohner. Die absolute Anzahl der Wanderungsbewegungen,<br />
sowohl Fort- als auch Zuzüge, macht die<br />
Stärke der Verflechtungen der Region mit anderen<br />
Kommunen deutlich. Die meisten Wanderungsbewegungen<br />
gibt es mit den direkt angrenzenden Städten<br />
und Kreisen. Der mit Abstand größte Austausch fand,<br />
mit über 3.500 Bewegungen im Jahr 2007, mit dem<br />
Kreis Mettmann statt 6 . Es folgen Ennepe-Ruhr-Kreis,<br />
Düsseldorf, der Rheinisch-<strong>Bergische</strong> Kreis, Köln und<br />
der Oberbergische Kreis mit Bewegungen zwischen<br />
1000 und 3000.<br />
Die Wanderungssalden gegenüber den umliegenden<br />
Kommunen stellen die absoluten Gewinne und<br />
Verluste aus den Zu- und Abwanderungen dar. Die<br />
meisten Bewohner verlor das <strong>Bergische</strong> Städtedrei-<br />
6 Bewegungen = Summe Fortzüge und Zuzüge<br />
15
Wanderungsaustausch der Region <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck zu den kreisfreien Städten und<br />
Kreisen in NRW 2007 [Summe Fort- und Zuzüge > 300 Wanderungsbewegungen]<br />
Abb. 4: Eigene Darstellung / Berechnung - Datengrundlage: IT.NRW 2007<br />
Die 10 stärksten Zuwanderungs- und Abwanderungsregionen<br />
in NRW für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck 2007<br />
Regionen=[kreisfreie Städte und Kreise] Wanderungssalden=[Differenz Fort- und Zuzüge]<br />
Abb. 5 Eigene Darstellung / Berechnung - Datengrundlage: IT.NRW 2007<br />
16
Wanderungsgruppen nach Altersgruppen der Bertelsmannstiftung<br />
Familienwanderung Bildungswanderung Wanderung zur<br />
zweiten Lebenshälfte<br />
Abb. 6: Eigene Darstellung nach Bertelsmann Stiftung: Demographiebericht - Wegweiser Kommune, erstellt 2008-Datengrundlage 2003<br />
eck im Jahr 2007 an die Städte Düsseldorf [-174] und<br />
Köln [-143] sowie den Rheinisch-<strong>Bergische</strong>n Kreis [-<br />
133]. Die größten Zugewinne kamen aus dem Kreis<br />
Mettmann [+217] und dem Märkischen Kreis [+119].<br />
Insgesamt wandern die Einwohner am stärksten in<br />
das Gebiet der Rheinschiene und in die großen Ruhrgebietsstädte<br />
Bochum, Dortmund und Essen ab. Gewinne<br />
verzeichnet die Region überwiegend gegenüber<br />
den Kreisen.<br />
Die Wanderungsbewegungen von spezifischen<br />
Gruppen geben einerseits Hinweise darauf, welche<br />
Segmente am Wohnungsmarkt nicht ausreichend abgedeckt<br />
sind. Andererseits deuten sie auf die Attraktivität<br />
des Wohnstandorts für bestimmte Gruppen hin.<br />
Die Bertelsmann Stiftung unterscheidet anhand von<br />
Altersmerkmalen zwischen vier Wanderungsgruppen:<br />
Familienwanderung [unter 18−jährige und 30<br />
bis 49−jährige], Bildungswanderung [18 bis 24−jährige],<br />
Wanderungen zur zweiten Lebenshälfte [50 bis<br />
64−jährige] und Alterswanderung [65 bis 99−jährige].<br />
Die Ergebnisse dieser Abgrenzung machen deutlich,<br />
dass Wuppertal als Ziel für Bildungswanderer eine<br />
hohe Attraktivität genießt. Wesentliche Ursache<br />
hierfür ist sicherlich der Zuzug von Studenten der<br />
<strong>Bergische</strong>n Universität. Entscheidend für die Stabilisierung<br />
der Einwohnerzahlen ist es, diese Menschen<br />
auch langfristig zu binden. Ein negativer Saldo bei der<br />
Familienwanderung aus und nach Wuppertal spricht<br />
dafür, dass dies noch nicht ausreichend gelingt. Im<br />
Gegensatz zu den beiden anderen Städten verzeichnet<br />
Solingen in der Familienwanderung einen Wanderungsüberschuss.<br />
Hieraus ließe sich ableiten, dass<br />
Solingen aus Sicht von Familien attraktiv ist. Bezüg-<br />
Alterswanderung<br />
Wuppertal -2,9 23,8 -4,0 -4,8<br />
Solingen 0,4 3,5 -2,5 -0,6<br />
Remscheid -3,9 -5,0 -5,2 -5,5<br />
lich der Wanderung in der zweiten Lebenshälfte und<br />
der Alterswanderung weisen alle drei Städte negative<br />
Salden auf. Die Region wird möglicherweise den<br />
Ansprüchen vieler älterer Bewohner nicht gerecht.<br />
Die Intensität der Pendlerverflechtungen - die<br />
Verflechtung zwischen Arbeitsort und Wohnort - hat<br />
in den letzten Jahren deutlich zugenommen 7 . Etwa<br />
35 Prozent der Bewohner des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />
arbeiten außerhalb der Region. Gleichzeitig<br />
kommt ein ähnlich großer Anteil der in der Region<br />
Beschäftigten von außerhalb. Die Zahl der Einpendler,<br />
d.h. derjenigen, die in der Region arbeiten aber<br />
nicht dort wohnen, lag 2007 mit 1.268 über der Zahl<br />
der Auspendler. Dieser Überschuss ist jedoch in den<br />
vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Während<br />
Wuppertal und Remscheid einen leicht positiven<br />
Pendlersaldo aufweisen, ist der Wert Solingens<br />
deutlich negativ. Dies kann als Zeichen für die besondere<br />
Attraktivität Solingens als Wohnstandort gewertet<br />
werden. Die Nähe zur Rheinschiene ist hierbei<br />
sicherlich von großer Bedeutung. Wichtigster Zielort<br />
für Pendler aus dem <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck ist<br />
Düsseldorf. Die Einpendler kommen hingegen überwiegend<br />
aus den umliegenden Kreisen 8 .<br />
Auswirkungen: Der Rückgang der Bevölkerung<br />
wirkt sich negativ auf die Zahl der Nachfrager am<br />
Wohnungsmarkt aus. Dies hat bei konstantem<br />
7 Quelle: Industrie- und Handelskammer [IHK] Wuppertal-Solingen-Remscheid<br />
2008: Wirtschaftliche Lage und Entwicklungen im<br />
<strong>Bergische</strong>n Städtedreieck [September 2008]<br />
8 Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2008: Pendler in NRW 2007<br />
17
Altersstruktur 2005 / Prognose 2025<br />
Abb. 7 Eigene Darstellung nach Prognose LDS<br />
Wohnungsbestand langfristig Angebotsüberhänge<br />
zur Folge. Leerstände treten auf, sinkende Mieten<br />
und Verkaufspreise mindern die Attraktivität für<br />
Investoren. Die wichtigsten Verflechtungsbereiche<br />
des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks sind die Städte und<br />
Kreise mit dem stärksten Wanderungsaustausch:<br />
Kreis Mettmann, Oberbergischer Kreis, Düsseldorf,<br />
Köln, Ennepe-Ruhr-Kreis, Rheinisch-<strong>Bergische</strong>r Kreis,<br />
Essen, Dortmund und der Rhein-Kreis-Neuss.<br />
2.2.1.2 Altersaufbau der Bevölkerung<br />
Die Auswirkungen des Demografischen Wandels<br />
– Überalterung der Bevölkerung – setzen im <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreieck früher als im Durchschnitt<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen ein. Der Anteil der<br />
über 65-jährigen ist in allen drei Städten höher als<br />
im NRW-Schnitt 9 . Die Unterschiede innerhalb der Region<br />
sind marginal. Der Anteil junger Menschen ist<br />
in Remscheid etwas höher als in den beiden Nachbarstädten:<br />
Rund 20 Prozent der Bevölkerung waren<br />
hier 2005 im Alter von 0-20 Jahren. Bezüglich des Anteils<br />
der Gruppe „60 und älter“ liegen die drei Städte<br />
auf einem Niveau. Mit etwa 26,5 Prozent lag ihr Anteil<br />
deutlich über dem der jungen Menschen.<br />
Anhand der Prognose des LDS zur Entwicklung der<br />
Altersstruktur bis 2025 zeigt sich der Trend zur Alterung<br />
der Gesellschaft deutlich. Besonders der Anteil<br />
der Gruppe „80 und älter“ wird demnach deutlich zunehmen,<br />
er verdoppelt sich beinahe. Der Anteil der<br />
9 Quelle: IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid<br />
18<br />
60-80-jährigen wächst hingegen nur noch moderat.<br />
Der stärkste Rückgang wird für die Gruppe der 6-20jährigen<br />
prognostiziert.<br />
Auswirkungen: Die Veränderung der Altersstruktur<br />
wirkt sich auf die Wohnungswirtschaft aus. Die wachsende<br />
Gruppe älterer Menschen stellt spezifische<br />
Ansprüchen an Wohnung und Wohnumfeld. Im <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreieck besteht aufgrund des bereits<br />
hohen Anteils dieser Bevölkerungsgruppe aktueller<br />
Handlungsbedarf. Eine besondere Herausforderung<br />
ist die prognostizierte Zunahme der Zahl der Hochbetagten.<br />
Eine alters- und behindertengerechte Anpassung<br />
von Wohnungsbeständen und öffentlichem<br />
Raum wird notwendig, um den Menschen möglichst<br />
langfristig ein selbstständiges und selbstbestimmtes<br />
Leben zu ermöglichen und die Abwanderung älterer<br />
Menschen zu verhindern.<br />
2.2.1.3 Haushaltsentwicklung<br />
Die Zu- und Abnahme der Haushalte ist ausschlaggebend<br />
für die Wohnungsnachfrage. Die Anzahl der<br />
Haushalte entspricht generell der Anzahl der Nachfrager<br />
auf dem Wohnungsmarkt. Die Haushaltsentwicklung<br />
wird beeinflusst durch die Bevölkerungsentwicklung<br />
und die Veränderung der Haushaltsgrößen<br />
[Anzahl Personen pro Haushalt].
Migranten- und Ausländeranteil in den Regionen NRWs 2007<br />
[in % an der Gesamtbevölkerung]<br />
Abb. 8 nach G.I.B Info 01/09 NRW: 31 - Datengrundlage: IT.NRW<br />
Die Zahl der Haushalte im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
nahm zwischen 2002 und 2006 ab bzw. stagnierte 10 .<br />
In Nordrhein-Westfalen nahm die Zahl der Haushalte<br />
im gleichen Zeitraum zu. Die negativen Auswirkungen<br />
durch den Bevölkerungsrückgang in der Region<br />
konnten also nicht durch die Verkleinerung der<br />
Haushaltsgrößen ausgeglichen werden.<br />
Auswirkungen: Eine gesteigerte Nachfrage durch<br />
eine Zunahme von Haushalten ist nicht zu erwarten.<br />
Jedoch rufen veränderte Haushaltsstrukturen,<br />
einhergehend mit veränderten Familienstrukturen,<br />
ausdifferenzierten Lebensstile und einem hohen Anteil<br />
an älteren Haushalten, neue Nachfrager auf dem<br />
Wohnungsmarkt hervor. Es entstehen immer kleinere<br />
Zielgruppen mit spezielleren Anforderungen an den<br />
Wohnraum, den Wohnstandort und das Wohnumfeld.<br />
So wird auch auf dem entspannten Wohnungsmarkt<br />
im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck in bestimmten Teilsegmenten<br />
zusätzlicher Bedarf entstehen.<br />
2.2.1.4 Bewohner mit<br />
Migrationshintergrund<br />
Der Anteil der ausländischen Bevölkerung an der<br />
Gesamtbevölkerung im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck lag<br />
im Jahr 2007 mit 14 Prozent über dem landesweiten<br />
Durchschnitt von zehn Prozent und an der Spitze der<br />
kreisfreien Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen<br />
[u.a. mit Dortmund, Köln, Bonn, Hagen, Gelsenkirchen<br />
und Hamm] 11 . Dieser Anteil bezieht sich jedoch<br />
10<br />
Quelle: Wfa-WoB NRW 2007, Datengrundlage: LDS NRW<br />
11<br />
Quelle: Solingen im Städtevergleich, Bevölkerungszahlen Kreisstandartzahlen<br />
NRW 2008<br />
nur auf die Einwohner mit ausländischem Pass. Der<br />
Anteil der Personen mit Migrationshintergrund liegt<br />
weitaus höher. Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck sind<br />
rund 29 Prozent dieser Gruppe zuzuordnen. Damit<br />
liegt die Region auch in dieser Kategorie über dem<br />
Landesschnitt und an der Spitze der Regionen Nordrhein-Westfalens<br />
12 . Die Personen mit Migrationshintergrund<br />
stellen damit im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
eine gewichtige Gruppe, deren Belange im Themenfeld<br />
Wohnen besonders berücksichtigt werden müssen.<br />
Auswirkungen: Die heterogene Bevölkerungszusammensetzung<br />
verstärkt die Ausdifferenzierung<br />
der Wohnraumnachfrage. Personen mit Migrationshintergrund<br />
leben überdurchschnittlich häufig noch<br />
in eher traditionellen Familienstrukturen. Dies hat<br />
Auswirkungen auf die Haushaltsgröße. Die Nachfragegruppe<br />
benötigt oft größeren Wohnraum, meist<br />
im unteren Preissegment, ist aber traditionell auch<br />
an der Eigentumsbildung interessiert. Neben diesen<br />
allgemeinen Auswirkungen auf die Gesamtnachfrage<br />
sind Effekte auf Quartiersebene zu erwarten. Das<br />
dichte Zusammenleben vieler unterschiedlicher Kulturen<br />
und ethnischer Gruppierungen kann zu einer<br />
Überforderung der nachbarschaftlichen Beziehungen<br />
führen.<br />
12 Quelle: G.I.B Info 01/09 NRW: 31<br />
19
2.2.1.5 Verfügbares Einkommen<br />
Das verfügbare Einkommen gibt Aufschluss über die<br />
finanziellen Möglichkeiten am Wohnungsmarkt, besonders<br />
zur Eigentumsbildung, und beeinflusst die<br />
konkrete Wohnstandortwahl. Bezüglich dieses Indikators<br />
liegen die drei Städte der Region im oberen<br />
Mittelfeld der kreisfreien Städte Nordrhein-Westfalens.<br />
Remscheid und Solingen folgen dabei nur<br />
knapp auf den Spitzenreiter Düsseldorf. Wuppertal<br />
liegt zwar leicht über dem Landesdurchschnitt, fällt<br />
gegenüber seinen beiden Nachbarstädten aber etwas<br />
ab. Zwischen 2004 und 2006 verzeichnete Wuppertal<br />
den stärksten Einkommensanstieg der drei<br />
bergischen Großstädte, und konnte dadurch etwas<br />
aufholen. Insgesamt ist die Einkommensentwicklung<br />
in der Region eher unterdurchschnittlich. Von den<br />
Spitzenwerten sind die drei Städte weit entfernt. Die<br />
höchsten Wachstumsraten weisen die Städte Münster<br />
[+11 Prozent] und Bonn [+10 Prozent] auf. Demgegenüber<br />
wuchs das Haushaltseinkommen in Wuppertal<br />
nur um 4, in Remscheid und Solingen sogar<br />
nur um knapp unter drei Prozent.<br />
Das durchschnittliche verfügbare Einkommen der<br />
Haushalte gibt nur einen groben Überblick über die<br />
Einkommenssituation in der Region. Eine nähere Betrachtung<br />
der Einkommensverteilung deckt auf, dass<br />
innerhalb der Bevölkerung deutliche Unterschiede<br />
bestehen. Neben finanzstarken Haushalten gibt es<br />
eine große Gruppe mit geringen Einkommen. Diese<br />
Teilgruppen sind, aufgrund sehr unterschiedlichen<br />
Nachfrageverhaltens am Wohnungsmarkt, getrennt<br />
zu betrachten.<br />
20<br />
Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte<br />
Abb. 9 Eigene Darstellung nach Solingen im Städtevergleich 2008;<br />
Datengrundlage: Kreisstandardzahlen NRW 2006<br />
Eine wichtige Kennzahl ist der Anteil der Leistungsempfänger<br />
nach dem SGB II 13 . Wuppertal gehört in<br />
Nordrhein-Westfalen zu der Gruppe von Städten mit<br />
den höchsten Werten in dieser Kategorie: im Jahr 2006<br />
waren es mehr als 12,5 Prozent. Remscheid gehört<br />
zur zweiten Gruppe [10 bis 12,5 Prozent], Solingen<br />
weist den geringsten Anteil der Leistungsempfänger<br />
auf und befindet sich damit in der dritten Gruppe von<br />
7,5 bis 10 Prozent. Neben den bereits hohen Anteil<br />
an arbeitsuchenden Leistungsempfängern treten am<br />
unteren Marktsegment weitere Leistungsbezieher<br />
[Wohngeld, Sozialhilfe, Ausbildungsförderung] auf,<br />
die auf günstigen Wohnraum angewiesen sind. Ihre<br />
Anzahl bestimmt die Nachfrage in diesem Bereich.<br />
Einen Hinweis auf den Versorgungsgrad im unteren<br />
Segment des Wohnungsmarktes liefern die „Wohnungssuchenden<br />
Haushalte“ 14 . Deren Zahl hat von<br />
1998 bis 2006 in allen drei Städten im <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreieck, trotz rückläufiger Förderung von<br />
Wohnungsbauobjekten und dem Auslaufen von Be-<br />
13<br />
Leistungsempfänger nach dem SGB II: Arbeitssuchende [Hartz<br />
IV]<br />
14 Wohnungssuche Haushalte: Wohnungssuchend gemeldete<br />
Haushalte mit sog. Wohnberechtigungsschein
Anteil der Leistungsempfänger nach dem SGB II an der Bevölkerung 2006 in Prozent<br />
Kreis Düren<br />
Aachen<br />
Kreis Aachen<br />
Erftkreis<br />
Kreis Euskirchen<br />
Kreis Borken<br />
Köln<br />
Kreis Steinfurt<br />
Kreis Coesfeld<br />
Rhein-Sieg K reis<br />
Abb. 10 Darstellung Wfa, WoB NRW Info 2007 - Datengrundlage: IT.NRW, Bundesagentur für Arbeit<br />
legungsbindungen, kontinuierlich abgenommen.<br />
Dies deutet auf einen entspannten Markt in diesem<br />
Segment hin.<br />
Auswirkungen: Generell sind Nachfrager mit einem<br />
hohen verfügbaren Einkommen vorhanden<br />
und bilden eine potenzielle Zielgruppe für qualitativ<br />
hochwertigen Wohnraum und zur Eigentumsbildung.<br />
Auf der anderen Seite sind viele Bewohner auf eine<br />
Versorgung mit günstigem Wohnangebot zu niedrigen<br />
Preisen angewiesen. Diese wohnen oftmals konzentriert<br />
in „problematischen“ Gebieten. Intensive<br />
Wanderungsbewegungen beschleunigen die Segregationstendenzen.<br />
Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck ist<br />
vermehrt auf die Folgen von Segregation zu achten<br />
Kreis Warendorf<br />
Kreis Kleve<br />
Kreis Wesel<br />
Kreis Recklinghausen Hamm<br />
BottropGelsenkirchen<br />
Kreis Unna<br />
Herne<br />
Oberhausen<br />
Dortmund<br />
Duisburg<br />
Bochum<br />
Essen<br />
Mülheim an der Ruhr<br />
K refeld<br />
Hagen<br />
Ennepe-R uhr-Kreis<br />
Kreis Viersen<br />
Kreis MettmannWuppertal<br />
Düsseldorf Remscheid<br />
Märkischer Kreis<br />
Mönchengladbach Kreis Neuss Solingen<br />
Kreis Heinsberg<br />
Münster<br />
Leverkusen<br />
Rheinisch-<strong>Bergische</strong>r-KreisOberbergischer<br />
K reis<br />
Bonn<br />
K reis Soest<br />
Hochsauerlandkreis<br />
Kreis Olpe<br />
(Anzahl der Kreise/ kreisfreien Städte)<br />
Kreis Gütersloh<br />
K reis Siegen-Wittgenstein<br />
Kreis Minden-Lübbecke<br />
Kreis Herford<br />
Bielefeld<br />
bis 7,5 % (20)<br />
Kreis Lippe<br />
Kreis Höxter<br />
Kreis Paderborn<br />
Wfa - WoB NRW 2007<br />
mehr als 7,5 bis 10 % (16)<br />
mehr als 10 bis 12,5 % (9)<br />
mehr als 12,5 % (9)<br />
21
Entwicklung der durchschnittlichen jährlichen Bauintensität 1998 bis 2007<br />
Abb. 11 Darstellung Wfa, WoB NRW 2009 - Datengrundlage IT.NRW<br />
2.2.2 Aspekte des Angebots<br />
Eine Reihe von Indikatoren soll die Angebotssituation<br />
und -entwicklung im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
abbilden. Die Entwicklung des Wohnungsbestandes<br />
und die Bauintensität in den vergangenen Jahren<br />
geben Aufschluss über das Angebot am Wohnungsmarkt.<br />
Vorhandene Leerstände können Hinweis auf<br />
Angebotsüberhänge und nicht nachfragegerechten<br />
Wohnraum sein. Es lässt sich eine Aussage darüber<br />
ableiten, ob der regionale Wohnungsmarkt als entspannt<br />
oder angespannt einzuschätzen ist. Hiervon<br />
gehen Auswirkungen auf das Preisniveau im Eigentums-<br />
und Mietsektor aus. Ein niedriges Preisniveau<br />
deutet auf eine geringe Nachfrage nach dem<br />
bestehenden Angebot hin und kann gleichzeitig ein<br />
gewichtiges Standortargument sein. Eine allgemeine<br />
Einschätzung über die Lage des Marktes ist eine<br />
wichtige Grundlage für die Wahl einer Strategie für<br />
die Region. Darüber hinausgehend ist eine genauere<br />
Betrachtung von Teilmärkten und einzelnen Quartieren<br />
notwendig.<br />
2.2.2.1 Entwicklung Wohnungsbestand und<br />
Bauintensität<br />
Der Wohnungsbestand im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
hat in den vergangenen Jahren nur leicht zugenommen;<br />
zwischen 1999 und 2007 um 2,7 Prozent 15 . Im<br />
Vergleich zum Landesschnitt ist dieses Wachstum<br />
sehr gering. Die höchsten Wachstumsraten wurden<br />
15 Datengrundlage: IT.NRW<br />
22<br />
fertig gestellte Wohnungen im Zeitraum 1998 bis 2007 je 100 Bestandswohnungen im Jahr 1997<br />
in den dünner besiedelten Kommunen Nordrhein-<br />
Westfalens erzielt 16 .<br />
Die Bauintensität ist insgesamt seit 1998 landesweit<br />
in Nordrhein-Westfalen zurückgegangen, selbst Investitionen<br />
im Bestand können die Bewegung nicht<br />
abschwächen 17 . Im Verflechtungsbereich des <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreiecks liegt die Bauintensität in den<br />
kreisfreien Städten unter dem Wert der Kreise. Im<br />
direkten Umfeld des Städtedreiecks liegen nur der<br />
Rheinisch-<strong>Bergische</strong> Kreis und der Oberbergische<br />
Kreis über dem Durchschnitt Nordrhein-Westfalens,<br />
die drei Städte der Region hingegen nur bei etwa der<br />
Hälfte dessen 18 .<br />
Auswirkungen: Das Wohnungsangebot in der Region<br />
bleibt weitgehend konstant. Dies deutet auf<br />
einen gesättigten Markt und Investitionshemmnisse<br />
in der Region hin. Bei rückläufiger Nachfrage und<br />
gleichbleibendem Angebot wird der Vermieter- zum<br />
Mietermarkt. Eine Nachfrageorientierung wird notwendig.<br />
2.2.2.2 Leerstand<br />
Die Leerstandsquote bewegt sich in Nordrhein-<br />
Westfalen zwischen 2 und 4 Prozent. Aufgrund unterschiedlicher<br />
Berechnungsmethoden sind die Untersuchungsergebnisse<br />
einzelner Städte nur bedingt<br />
vergleichbar. Die Stadt Solingen ermittelte für das<br />
Jahr 2006 eine Leerstandsquote von 2,2 Prozent 19 .<br />
16<br />
Quelle: Wfa, WoB NRW 2007<br />
17<br />
Quelle: Wfa, WoB NRW Info 2007<br />
18 Quelle: Wfa, WoB NRW 2009
Mittlere Preislage Bauland<br />
Abb. 12 Eigene Darstellung; baureife Grundstücke 01.01.2009 ermittelt, Quelle: Oberer Gutachterausschuss NRW<br />
Dieser Wert ist als unbedenklich einzustufen. In Zukunft<br />
ist jedoch von einer wachsenden Leerstandsproblematik<br />
in der Region auszugehen. Eine für die<br />
Stadt Wuppertal erstellte Prognose zum Leerstand<br />
im Jahr 2025 ergab eine Leerstandsquote von über<br />
11 Prozent, fast ausschließlich im Mehrfamilienhaussektor<br />
20 . In einigen Quartieren in der Region ist<br />
der zunehmende Leerstand schon deutlich zu erkennen.<br />
Auswirkungen: Die Problematik des Leerstands ist<br />
nach den vorliegenden Zahlen noch nicht akut. In einigen<br />
Gebieten werden diese aber bereits vermehrt<br />
verzeichnet. In Wuppertal sind vor allem die Tallagen<br />
betroffen. Es ist davon auszugehen, dass sich in Zukunft<br />
die allgemeine Leerstandsituation in bereits<br />
betroffenen Gebieten verschärft und auf andere Gebiete<br />
ausweitet.<br />
2.2.2.3 Baulandpreise<br />
Die Baulandpreise sind ein entscheidender Faktor für<br />
die Wohnstandortentscheidung bauwilliger Haushalte.<br />
Im individuellen Wohnungsbau 21 liegen Solingen<br />
mit 230, Wuppertal mit 205 und Remscheid mit 150<br />
Euro/m² im Jahr 2009 über dem Nordrhein-Westfälischen<br />
Durchschnitt von 134 Euro/m². Essen, Dortmund<br />
und Bochum weisen vergleichbare Werte auf.<br />
Das Preisniveau der Städte an der Rheinschiene ist<br />
hingegen deutlich höher. Düsseldorf ist Spitzenreiter<br />
mit fast 500 Euro/m² [siehe Abb. 12].<br />
19 Quelle: Kommunaler Wohnungsmarktbericht Solingen 2006<br />
20 Quelle: Empirica<br />
21<br />
Individueller Wohnungsbau:<br />
Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser<br />
Im Zeitraum 1997 bis 2006 stiegen die Baulandpreise<br />
in Wuppertal und Remscheid mit bis zu 1,5 Prozent<br />
nur sehr moderat. Solingen verzeichnete hingegen<br />
mit Werten zwischen 3 und 4,5 Prozent deutlich höhere<br />
Wachstumsraten. Dieser Preisanstieg deutet<br />
auf eine erhöhte Nachfrage in Solingen hin 22 .<br />
Auswirkungen: Die im Vergleich zur Rheinschiene<br />
niedrigen Baulandpreise sind ein Standortargument<br />
für die Region. Durch die räumliche Nähe und gute<br />
Erreichbarkeit könnte sich das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />
als alternativer Wohnstandort zur Rheinschiene<br />
profilieren.<br />
2.2.2.4 Eigentum<br />
Die Baulandpreise haben direkte Auswirkungen auf<br />
die Neubautätigkeit. Eigentumsbildung kann jedoch<br />
neben der Errichtung von Neubauten auch über den<br />
Erwerb von Bestandsgebäuden oder -wohnungen<br />
erfolgen. An dieser Stelle wird der Teilaspekt des<br />
Erwerbs von Einfamilienhäusern herausgegriffen. In<br />
dieser Kategorie gehört Wuppertal zur Gruppe der<br />
Kommunen mit den niedrigsten Angebotspreisen<br />
im Jahr 2005. Das Preisniveau in Remscheid und Solingen<br />
liegt etwas höher. Deswegen sind die beiden<br />
Städte in die Gruppe mit Preisen zwischen 1.250 und<br />
1.500 Euro/m² eingeordnet. Ein höheres Preisniveau<br />
weisen der Kreis Mettmann und der Rheinisch-<strong>Bergische</strong><br />
Kreis auf. Die Städte Köln und Düsseldorf gehören<br />
zur Spitzengruppe mit mehr als 1.750 Euro/m².<br />
22 Quelle: Wfa, WoB NRW 2007, Oberer Gutachterausschuss NRW<br />
23
Mieten kreisfreien Städte in NRW [Euro/m²]<br />
Mülheim Mülheim Mülheim an an an der der Ruhr<br />
Ruhr<br />
Auswirkungen: Die vergleichsweise niedrigen Eigenheimpreise<br />
deuten auf einen entspannten Markt<br />
hin. Für Nachfrager ist dies, ähnlich der Baulandpreise,<br />
als Standortvorteil einzuschätzen. Viele Eigenheime<br />
befinden sich im Besitz von älteren Menschen. In<br />
Zukunft wird es zu vermehrten Angeboten auf dem<br />
gebrauchten Eigentumsmarkt kommen.<br />
2.2.2.5 Mieten<br />
Innerhalb des Städtedreiecks weist Wuppertal mit<br />
durchschnittlich 5,5 Euro/m² für eine Wohnung mit<br />
mittlerem Wohnwert das höchste Mietniveau auf, gefolgt<br />
von Solingen mit 5 und Remscheid mit 4,6 Euro/<br />
m² [Werte für 2008]. Dabei sind innerhalb der Region<br />
unterschiedliche Entwicklungsrichtungen festzustellen.<br />
Während das Mietniveau in Wuppertal gegenüber<br />
2005 leicht anstieg, ist es im selben Zeitraum in<br />
Solingen leicht gesunken 23 .<br />
Während die Mieten in Ruhrgebiet auf einem vergleichbaren<br />
Niveau liegen, ist ein deutlicher Anstieg<br />
zur Rheinschiene festzustellen. Besonders hohe Werte<br />
werden in den drei Städten Köln, Düsseldorf und<br />
Bonn gemessen. Die umliegenden Kreise, darunter<br />
auch der Kreis Mettmann und der Rheinisch-<strong>Bergische</strong>-Kreis,<br />
folgen mit einem ebenfalls überdurchschnittlichen<br />
Mietniveau [siehe Abb. 13].<br />
23<br />
Quelle:Wfa, WoB Info 2007 -Datengrundlage: empirica – Preisdatenbank-IDN<br />
ImmoDaten GmbH<br />
24<br />
Köln<br />
Köln<br />
Köln<br />
Düsseldorf<br />
Düsseldorf<br />
Düsseldorf<br />
Bonn<br />
Bonn<br />
Bonn<br />
Münster<br />
Münster<br />
Münster<br />
Aachen<br />
Aachen<br />
Aachen<br />
Wuppertal<br />
Wuppertal<br />
Wuppertal<br />
Oberhausen<br />
Oberhausen<br />
b h<br />
Mönchengladbach<br />
Mönchengladbach<br />
Krefeld<br />
Krefeld<br />
Essen<br />
Essen<br />
Leverkusen<br />
Bochum<br />
Bottrop<br />
Solingen<br />
Duisburg<br />
Dortmund<br />
Bielefeld<br />
Hagen<br />
Remscheid<br />
Herne<br />
Hamm Hamm<br />
Gelsenkirchen<br />
0 1 2 3 4 5 6 7<br />
Abb. 13 Eigendarstellung, Datengrundlage: IVD- Mietspiegel 2./3. Quartal 2008<br />
Auswirkungen: Das im Vergleich zu den Kreisen<br />
und kreisfreien Städten der Rheinschiene niedrige<br />
Mietniveau im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck kann als<br />
Standortvorteil für die Region angesehen werden.<br />
Die Mietkosten können bei der Standortwahl möglicher<br />
Bewohner einen entscheidenden Ausschlag<br />
geben. Gegenüber den östlichen Nachbargemeinden<br />
Ennepe-Ruhr-Kreis und Oberbergischer Kreis besteht<br />
kein derartiger Vorteil für die <strong>Bergische</strong>n Großstädte.<br />
2.2.3 Kernaussagen<br />
Festzuhalten ist eine generelle Abnahme der Nachfrager<br />
am Wohnungsmarkt im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck.<br />
Beeinflusst durch erhebliche Bevölkerungsverluste<br />
in den vergangenen Jahren, ist auch zukünftig<br />
von einem weiteren Rückgang auszugehen. Der Rückgang<br />
ist sowohl auf die natürliche Bevölkerungsbewegung<br />
als auch auf Wanderungsverluste zurückzuführen.<br />
Gleichzeitig finden Veränderungen innerhalb<br />
der Nachfragegruppen statt. Bereits heute verzeichnen<br />
die drei Städte hohe Anteile älterer Menschen<br />
als auch überdurchschnittliche viele Personen mit<br />
Migrationshintergrund. Die Phänome verlangen für<br />
die Zukunft nach einer veränderten Angebotsstruktur.<br />
Allgemein ist der Wohnungsmarkt der Region als<br />
„entspannt“ zu charakterisieren. Dies schlägt sich in<br />
– im Vergleich zur Rheinschiene – niedrigen Mieten<br />
und Gebäudepreisen nieder. Geringe Nachfrage und<br />
niedriges Preisniveau resultieren in einer reduzierten<br />
Bautätigkeit in der Region – das Angebot bleibt<br />
hierdurch weitgehend konstant.
Mittlerer Angebotspreis für Einfamilienhäuser in Euro/m² 2005<br />
Abb. 14 Wfa, WoB Info 2007 - Datengrundlage: empirica - Preisdatenbank, IDN ImmoDaten GmbH<br />
Mittlere Nettokaltmiete aller Mietangebote im Jahr 2005 [Median, in Euro/m²]<br />
Abb. 15 Eigene Darstellung nach Wfa, WoB Info 2007 -Datengrundlage: empirica – Preisdatenbank-IDN ImmoDaten GmbH<br />
25
Demografietypen Großstädte ab 100.000 Einwohner in Nordrhein-Westfalen<br />
Abb. 16 Eigene Darstelllung nach Bertelsmannstiftung – Quelle: Webseite Wegweiser Kommune<br />
Exkurs: Demografietypen<br />
Die Bertelsmannstiftung hat die Städte zwischen<br />
5.000 und 100.000 Einwohnern in verschiedene Demografietypen<br />
eingeteilt. Ähnliche Kennzahlen in<br />
ihrer demografischen, wirtschaftlichen und sozialen<br />
Entwicklung weisen auf vergleichbare Handlungsbereiche<br />
hin. Für die einzelnen Demografietypen<br />
werden Handlungsempfehlungen gegeben. Die drei<br />
Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal sind der<br />
Kategorie Großstadt über 100.000 Einwohner zugeordnet.<br />
Wuppertal wird als „Schrumpfende Großstadt im<br />
postindustriellen Strukturwandel“ eingestuft und<br />
befindet sich damit in einer Gruppe mit den Großstädten<br />
des Ruhrgebiets. Es handelt sich um altindustriell<br />
geprägte Städte, die durch wirtschaftliche<br />
Strukturschwäche und deutliche Bevölkerungsrückgänge<br />
geprägt sind. Immer weniger Berufseinsteiger<br />
und Bildungswanderer sehen hier ihre Perspektive<br />
auf dem Arbeitsmarkt. Die Alterungsprozesse der<br />
Gesellschaft laufen hier verstärkt ab.<br />
26<br />
Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung: Intensivierung<br />
der regionalen Wirtschaftsförderung, Zukunftsorientierte<br />
Seniorenpolitik, Sozialer Segregation entgegenwirken<br />
und aktive Integrationspolitik betreiben,<br />
Kinder- und Familienfreundlichkeit verbessern<br />
Solingen und Remscheid werden hingegen dem Typ<br />
„Stabile Großstädte mit hohem Familienanteil“ zugeordnet.<br />
Die Städte dieser Gruppe fungieren als urbane<br />
Subzentren im verstädterten Raum und sind charakterisiert<br />
durch eine hohe Attraktivität als Wohnort<br />
für Familien und einen überproportional hohen Anteil<br />
an Kindern und Jugendlichen.<br />
Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung: Kinder- und<br />
Familienfreundlichkeit weiter verbessern, Wohnstadtteile<br />
generationenverbindend weiterentwickeln,<br />
Soziale Segregation entgegenwirken und aktive Integrationspolitik<br />
betreiben, Handelszentralität sichern<br />
und Stadtimage schärfen
Überregionale Einordung des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />
2.3 Wohnstandortqualitäten<br />
In Kapitel 2.2 wurde bereits das verhältnismäßig niedrige<br />
Preisniveau als Standortvorteil des <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreiecks angesprochen. Der finanzielle Aspekt<br />
ist jedoch nur einer von vielen Faktoren für die Attraktivität<br />
eines Standorts. Es folgt eine Einschätzung<br />
des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks im Bezug auf weitere<br />
wichtige Standortqualitäten.<br />
Die verkehrliche Anbindung ist gerade für Berufspendler<br />
von entscheidender Bedeutung. Für Bahn-<br />
Nutzer ist die Nähe zu Haltepunkten des Regional-<br />
und Fernverkehrs entscheidend, für Autofahrer ein<br />
möglichst schnell erreichbarer Autobahnanschluss.<br />
Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck liegt innerhalb eines<br />
dichten Verkehrsnetzes mit überregionaler Anbindung.<br />
Die durchschnittliche Fahrzeit zum nächsten<br />
Autobahnanschluss beträgt in Wuppertal und Remscheid<br />
lediglich 5 Minuten und liegt damit deutlich<br />
unter dem NRW-Durchschnitt von 11 Minuten. Lediglich<br />
Solingen schneidet mit durchschnittlich 12 Mi-<br />
28<br />
Düsseldorf<br />
Abb. 17: Eigene Darstellung<br />
Köln<br />
Metropole Ruhr<br />
Bonn<br />
<strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
<strong>Bergische</strong>s Land<br />
24 Quelle: Prognos 2007: Prognos-Zukunftsatlas 2007. Ergebnisse<br />
der Sonderauswertung für die Städte Wuppertal, Solingen und<br />
Remscheid<br />
nuten etwas schlechter ab 24 . Das Ruhrgebiet und die<br />
Städte am Rhein sind sowohl mit dem PKW als auch<br />
der Bahn zeitnah erreichbar. Hierdurch wird die Region<br />
auch für Menschen, die im Großraum Rhein-Ruhr<br />
arbeiten, zu einem möglichen Wohnstandort.<br />
Gleichzeitig werden die Bewohner des <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreiecks durch die gute verkehrliche Anbindung<br />
in die Lage versetzt, die vielfältigen Kultur-<br />
und Freizeitangebote der umliegenden Großstädte<br />
zu nutzen. Daneben bieten sich den Bewohnern<br />
des Städtedreiecks auch in der Region zahlreiche<br />
Möglichkeiten. Gegenüber den umliegenden Landkreisen<br />
ist die hohe Angebotsdichte der <strong>Bergische</strong>n<br />
Großstädte ein Standortvorteil. Im Vergleich zu den<br />
großen Städten am Rhein ist das Angebot der Region<br />
allerdings unterdurchschnittlich.<br />
Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck bietet seinen Bewohnern<br />
die Kombination großstädtischen Lebens<br />
mit der Nähe zu Natur. Bedingt durch die polyzentrische<br />
Siedlungsstruktur der drei Städte sind Frei-<br />
und Waldflächen auch aus zentralen Innenstadtbereichen<br />
schnell erreichbar. Viele Wohngebiete in den<br />
Randlagen erhalten durch die unmittelbare Nachbar-
Verkehr<br />
A46<br />
A3<br />
Abb. 18: Eigene Darstellung<br />
L141n<br />
schaft zu attraktiven Naturräumen eine besondere<br />
Standortqualität. Der hohe Waldflächenanteil und<br />
die zahlreichen Bäche und Talsperren in der Region<br />
stellen eine besondere Naherholungsqualität dar.<br />
Die Naherholungsgebiete des <strong>Bergische</strong>n und des<br />
Sauerlandes sind mit dem PKW gut zu erreichen und<br />
können dementsprechend ebenfalls als Argument<br />
für den Wohnort <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck angeführt<br />
werden. Die Topografie des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />
verleiht der Landschaft der Region einen besonderen<br />
Charakter. Sie stellt in diesem Sinne ein<br />
positives Alleinstellungsmerkmal dar. Andererseits<br />
machen die damit verbundenen Barrieren und starken<br />
Steigungen den Standort in vielen Bereichen besonders<br />
für Hochbetagte unattraktiv.<br />
Mit zunehmenden Alter und eingeschränkter Mobilität<br />
wird die Erreichbarkeit von Zentren und Versorgungseinrichtungen<br />
immer wichtiger. Vor dem<br />
Hintergrund der Alterung der Gesellschaft kommt<br />
diesem Aspekt eine wachsende Bedeutung für die<br />
Stadtentwicklung zu. Durch den allgemeinen Trend<br />
zur Ausdünnung des Einzelhandelsnetzes sind besonders<br />
Wohngebiete in Randlagen betroffen. Das<br />
<strong>Bergische</strong> Städtedreieck bietet, mit vier Hauptzen-<br />
B224<br />
L74<br />
L418<br />
A46<br />
A1<br />
A43<br />
A1<br />
tren und mehreren Nebenzentren, zahlreiche gut<br />
ausgestattete Standorte. Diese verfügen in der Regel<br />
über eine hervorragende verkehrliche Anbindung.<br />
Aufgrund dessen sind sie sowohl für Menschen mit<br />
eingeschränkter Mobilität, als auch für die Familien<br />
mit Kindern, in denen beide Elternteile berufstätig<br />
sind oder nur ein Auto zur Verfügung steht, als<br />
Wohnstandort geeignet.<br />
Für die verschiedenen Nachfragergruppen sind bei<br />
der Standortsuche unterschiedliche Orte und Einrichtungen<br />
von Interesse. Ein Beispiel hierfür ist die<br />
<strong>Bergische</strong> Universität in Wuppertal. Für Studierende<br />
und Mitarbeiter ist die Nähe zur Hochschule ein<br />
wichtiger Standortfaktor.<br />
29
Naturnähe, Zentren<br />
Abb. 19: Eigene Darstellung<br />
Der differenzierten Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt<br />
steht im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck ein vielfältiges<br />
Angebot gegenüber.<br />
Die unterschiedlichen Wohnstandorte spiegeln<br />
die bewegte Geschichte der Region wieder. Zahlreiche<br />
Hofschaften in Remscheid und Solingen sind<br />
Zeugnis der frühen Industriegeschichte der Region.<br />
Hier finden Nachfrager, ähnlich wie in den noch erhaltenen<br />
historischen Ortskernen der Region [z.B.<br />
Gräfrath und Lennep], die Möglichkeit, in regionstypischen<br />
Fachwerkhäusern zu wohnen. Gründerzeitliche<br />
Villen- und Arbeiterviertel repräsentieren die<br />
wirtschaftliche Glanzzeit der Region im 19. Jahrhundert.<br />
Aufwendige Fassaden zeugen vom Reichtum<br />
der damaligen Zeit. Villenviertel, insbesondere das<br />
Briller Viertel und das Zooviertel in Wuppertal-Elberfeld,<br />
bieten attraktive Stadtvillen in zentraler Lage<br />
für anspruchsvolle Nachfragergruppen. Interessante<br />
Gebäude aus unterschiedlichen Epochen sind verstreut<br />
über die gesamte Region zu finden. Villen und<br />
Hofschaften finden sich im direkten urbanen Umfeld<br />
oder verkehrsgünstig an den Ausfallstraßen gelegen.<br />
Dagegen können gründerzeitliche Arbeiterviertel,<br />
wie die Elberfelder Nordstadt, mit niedrigen Mieten,<br />
30<br />
guter Nahversorgungssituation und multikultureller<br />
Prägung punkten. Gleichzeitig kommt es jedoch<br />
in diesen Quartieren zu einer Konzentration unterschiedlicher<br />
Problemlagen. Die aus der Entstehungszeit<br />
überkommene hohe Bebauungsdichte, der damit<br />
verbundene Mangel an Grün- und Freiflächen und in<br />
vielen Bereichen schlechte Bausubstanz machen<br />
viele gründerzeitliche Arbeiterquartiere zusätzlich<br />
unattraktiv. Im Rahmen der Programme Stadtumbau-<br />
West und Soziale Stadt stehen deshalb gerade diese<br />
Gebiete im Fokus von Aufwertungsmaßnahmen [siehe<br />
Exkurs]
Programmgebiete Stadtumbau-West, Soziale Stadt und Zukunftsstandorte<br />
Abb. 20: Eigene Darstellung<br />
Exkurs: Programmgebiete Soziale Stadt und<br />
Stadtumbau West<br />
Zur Bewältigung der Problematik eines grundlegenden<br />
Stadterneuerungsprozesses steht u.a. das<br />
Bund-Länder-Programm Stadtumbau West zur Verfügung.<br />
Oft als „Abrissprogramm“ für den nicht mehr<br />
marktfähigen Wohnraum abgetan, geht es um weit<br />
mehr als „Wir reißen ab“. Die Aufgaben des Stadtumbaus<br />
in Nordrhein-Westfalen liegen vor allem in der<br />
städtebaulichen Integration brachfallender Flächen,<br />
der Stabilisierung der Innenstädte als Einzelhandelszentren<br />
und deren Aufwertung als Wohnstandort.<br />
Hierbei wird der Einbindung und Aktivierung von privaten<br />
Eigentümern eine besondere Bedeutung beigemessen.<br />
Stadtumbau-Gebiete im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck:<br />
Solingen: Südliche Innenstadt, Bahnhofsumfeld<br />
Oligs, Grimmstraße, „City 2013“ [geplant]<br />
Wuppertal: Arrenberg / Elberfelder Nordstadt,<br />
Unterbarmen<br />
Remscheid: Honsberg / Blumental / Kremenholl /<br />
Stachelhausen<br />
Das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt wird in<br />
Gebieten eingesetzt, in denen sich ökonomische,<br />
städtebauliche und ökologische Probleme konzentrieren.<br />
Es hat die Aufwertung ganzer Stadtteile zum<br />
Ziel. Eine bessere Integration der Bewohner, die wirtschaftliche<br />
Erneuerung des Quartiers und der Aufbau<br />
eines positiven Images sollen erreicht werden. Hierzu<br />
werden bauliche Investitionen mit Projekten aus<br />
dem sozialen und dem Bildungsbereich verknüpft.<br />
Für die Umsetzung von Maßnahmen ist die Kooperation<br />
mit caritativen Einrichtungen, Wohnungsunternehmen<br />
oder sozialen Einrichtungen sowie bürgerliches<br />
Eigenengagement erforderlich.<br />
Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck haben folgende Gebiete<br />
am Programm Soziale Stadt teilgenommen:<br />
Wuppertal: Ostersbaum, Oberbarmen / Wichling-<br />
hausen<br />
Remscheid: Rosenhügel<br />
Solingen: Fuhr, Hasseldelle, Zietenstraße [ausge-<br />
laufen], Nordstadt<br />
31
Exkurs: Innovative Projekte<br />
Das Ministerium für Bauen und Verkehr in Nordrhein-<br />
Westfalen [mbv] hat einige Projekte aus der Region<br />
zu den Themen Wohnen und Wohnumfeld als<br />
gute Beispiele anerkannt und in ihren Veröffentlichungen<br />
als Anregung für andere Städte präsentiert.<br />
Diese Projekte zeigen die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten<br />
und Innovationen in der Region auf.<br />
Neues Wohnen mit Nachbarschaften -<br />
Aktive Hausgemeinschaft Solingen Wald<br />
Die Georg-Kraus-Stiftung hat die Förderung von<br />
Hausgemeinschaften zum Ziel. Inmitten von denkmalgeschützten<br />
Häusern in der Altstadt Solingen<br />
Wald baut die Stiftung öffentlich geförderte Wohnungen.<br />
Die Grundidee der Hausgemeinschaft fußt auf<br />
Solidarität, Nachbarschaft[er]leben und Eigenständigkeit.<br />
In dem Wohnprojekt mit 14 barrierefreien<br />
Wohnungen finden 24 Bewohner zwischen 60 und<br />
85 Jahren ein neues Zuhause 25 .<br />
Neues Wohnen mit Nachbarschaften<br />
- Lebendiges Wohnen an der Wupper<br />
[LeWoWu]<br />
Durch den Umbau eines ehemaligen Schwesternwohnheims<br />
entstand das erste Mehrgenerationen-<br />
25<br />
http://www.georg-kraus-stiftung.de/seniorenprojekte/Wohnanlage_Solingen_Wald.htm;<br />
MBV, Neues Wohnen mit Nachbarschaft:<br />
32<br />
wohnprojekt des Vereins Lebendiges Wohnen an<br />
der Wupper in Wuppertal-Barmen. Zielsetzung ist es,<br />
mehrere Generationen in einer gemeinschaftlichen<br />
Wohnform zu vereinen und eine alternative Form<br />
des Zusammenlebens zu bieten. Auf besondere Bedürfnisse<br />
der verschiedenen Generationen wird eingegangen.<br />
Die Eigenständigkeit der älteren Bewohner<br />
soll gewahrt und der Verbleib in einer eigenen<br />
Wohnung ermöglicht werden. Der gemeinschaftliche<br />
Ansatz wird auch von Familien und Alleinerziehenden<br />
angenommen und ist Grundlage für den Erfolg<br />
des Modells. Die Vereinigte Evangelische Mission<br />
Wuppertal vermietet derzeit 18 barrierefreie Wohnungen<br />
an die Wohngruppe; teils freifinanziert, teils<br />
öffentlich gefördert 26 .<br />
Wohnen im Alter - Umbau einer<br />
denkmalgeschützten Villa in Wuppertal-<br />
Barmen<br />
In einer ehemaligen Fabrikantenvilla betreibt der Verein<br />
Carmen-Sylva-Haus e.V. seit 1990 ein Kleinstpflegeheim.<br />
Mit dem geplanten Verkauf der Immobilie<br />
durch den Eigentümer stand die Pflegeeinrichtung<br />
vor dem Aus. Der Verein konnte durch den Erwerb<br />
des Gebäudes das Pflegeheim erhalten und ausbauen.<br />
Die vormals 12 Zimmer wurden auf 15 Zimmer<br />
erweitert und sowohl im Innen- als auch im Außenbereich<br />
barrierefrei gestaltet. Zu den Einrichtungen<br />
26<br />
http://www.lewowu.de/; MBV, Neues Wohnen mit Nachbarschaft
in der Umgebung zu dem Altenwohnheim, der Kirchengemeinde<br />
und den Waldorfschulen sowie dem<br />
Kindergarten werden soziale Kontakte gepflegt 27 .<br />
Wohnen im Alter - Wohnprojekte in<br />
Remscheid-Hasten<br />
Die Hastener Altenhilfe gGmbH hat sich die Versorgung<br />
der Senioren im Stadtteil Hasten zur Aufgabe<br />
gemacht. Verschiedene Wohnformen für das Alter<br />
werden im Quartier angeboten. Das Angebot reicht<br />
vom Service-Wohnen, über Gruppenwohnungen mit<br />
ambulanten Betreuungsmöglichkeiten bis zur stationären<br />
Vollpflege mit Wohngruppenorientierung und<br />
barrierefreien [Einzel-]Wohnungen. Ein ehemaliges<br />
Altenpflegeheim wurde zu einem Wohnheim mit barrierefreien<br />
Appartements umgebaut 28 .<br />
Umnutzung von alten Gebäuden zu<br />
Wohnzwecken - Kreuzkirche Wuppertal-<br />
Langerfeld<br />
Ein Leuchtturmprojekt in der Region ist der Umbau<br />
der Kreuzkirche in Wuppertal. Durch den Erhalt des<br />
Baudenkmals kann wertvolle Gebäudesubstanz als<br />
prägendes Element der Stadt erhalten bleiben. Nach<br />
dem Funktionsverlust der Kreuzkirche durch die<br />
Fusion von zwei Kirchengemeinden gelang es der<br />
Gemeinde, das Gebäude entsprechend der denk-<br />
27 MBV Wohnen im Alter. Neue Wohnmodelle in Nordrhein-Westfalen:<br />
42-43; http://www.nikodemuswerk.de/index.php?id=5<br />
28 MBV Wohnungsbau am Beginn des 21. Jahrhunderts: 25-29;<br />
http://www.hastener-altenhilfe.de/index.htm<br />
malpflegerischen Ansätze umzunutzen. Der Tochterverein<br />
Gefährtenhilfe e.V. erwarb das Gebäude<br />
und realisierte im Frühjahr 1993 15 Zwei- bis Vierbettzimmerwohnungen<br />
für die am Wohnungsmarkt<br />
benachteiligte Gruppe der Alleinerziehenden. Finanziert<br />
wurde das Projekt über Bauleistungen des<br />
Handwerkdienstes der gemeinnützigen Gesellschaft<br />
für Entsorgung, Sanierung und Ausbildung [GESA] 29<br />
und aus Wohnungs- und Städtebaufördermitteln in<br />
Kombination mit arbeitsmarktpolitischen Förderprogrammen<br />
30 .<br />
Historische Siedlungen, zeitgenössisches<br />
Bauen im Bestand - Siedlung Sedansberg<br />
Wuppertal-Barmen<br />
In der, in den zwanziger Jahren entstandenen, gartenstadtähnlichen<br />
Siedlung wurden neben der behutsamen<br />
Modernisierung der Baukörper auch die siedlungsprägenden,<br />
begrünten Außenräume erhalten.<br />
Durch Erneuerung der Dächer und Fassaden konnten<br />
die heutigen Standards zur Wärmedämmung erreicht<br />
werden. Auch die Grundrisse wurden den heutigen<br />
Bedürfnissen angepasst. Die Wohnqualität wurde<br />
durch das Zusammengelegen von Räumen und der<br />
Einrichtung größerer Küchen und Bäder gesteigert.<br />
Aufgrund der öffentlichen Förderung konnte die<br />
GWG die Mietpreise halten 31 .<br />
29<br />
www.gesaonline.de<br />
30<br />
MBV Umnutzung von alten Gebäuden zu Wohnzwecken: 50-51<br />
31<br />
MBV Historische Siedlungen in NRW: 71-72; http://www.architektur-wuppertal.de/cms/front_content.php?idcat=3&idart=26<br />
33
Energieeffizientes Bauen - Denkmal<br />
als Niedrigenergiehaus, Wuppertal<br />
Sophienstraße<br />
Das in innerstädtischer Blockrandbebauung gelegene<br />
Bauvorhaben gewann 2008 den Landespreis „Energieeffizientes<br />
Bauen in der Zukunft“ für Architektur,<br />
Wohnungs- und Städtebau in Nordrhein-Westfalen.<br />
Bei der vorbildlichen Sanierung wurde die Schmuckfassade<br />
zur „öffentlichen Seite“ erhalten und die<br />
weiteren Außenflächen nach modernem Standard<br />
gedämmt. Die großzügigen Grundrisse entsprechen<br />
den modernen Nutzungsansprüchen. Das energetische<br />
Konzept überzeugt mit einer kostengünstigen<br />
Wärmeversorgung über Holzpellets, ergänzt um eine<br />
dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.<br />
Das Projekt zeichnet sich durch die Kombination<br />
von Traditionswahrung und Ausnutzung moderner<br />
Technik aus 32 .<br />
2.4 Folgerungen<br />
Die demografische Entwicklung hat entscheidenden<br />
Einfluss auf die Region. Der abnehmenden Anzahl<br />
von Nachfragern steht zwar ausreichend Wohnraum<br />
zur Verfügung, jedoch muss der Wohnraum an die<br />
differenzierten Ansprüche der Nachfrager angepasst<br />
werden. Gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft<br />
müssen die Potenziale der Region erkannt und ausgebaut<br />
sowie nachfragegerechte Angebote entwickelt<br />
werden. Die mit der Wirtschaftskrise einherge-<br />
32 MBV Landespreis für Architektur, Wohnungs- und Städtebau<br />
Nordrhein-Westfalen 2008 „Energieeffizientes Bauen in der Zukunft“<br />
34<br />
henden Auswirkungen auf Wohnungswirtschaft und<br />
kommunale Finanzen verstärken die Notwendigkeit,<br />
eine gemeinsame Strategie zur langfristigen Verbesserung<br />
des Investitionsklimas in der Region zu entwickeln.<br />
Um Bewohner langfristig an die Region zu binden<br />
und Neubürger zu gewinnen, bedarf es einer konsequenten<br />
Ausrichtung des regionalen Wohnangebots<br />
an der Nachfrage. Zu den wichtigsten Zielgruppen gehören<br />
ältere Menschen, Hochbetagte [80+], Migranten,<br />
Familien mit Kindern, Pendler, Einkommensstarke<br />
und Personen mit Marktzugangsschwierigkeiten.<br />
Vor dem Hintergrund der rückläufigen Bevölkerungszahlen<br />
sollten dabei die Anstrengungen auf die zielgruppenorientierte<br />
Anpassung und Qualifizierung<br />
des Bestandes konzentriert werden. Leer stehende<br />
Gebäude und entspannter Markt können durchaus<br />
als Chance betrachtet werden, das Angebot an die<br />
Bedürfnisse der Nachfrager anzupassen.<br />
Die Region verfügt über zahlreiche Qualitäten, die jedoch<br />
bislang nicht entsprechend kommuniziert werden.<br />
Niedrige Miet- und Kaufpreise, zentrale Lage,<br />
Kombination von Nähe und großstädtischem Wohnen<br />
und ein vielfältiges Angebotsspektrum sind Stärken,<br />
die in Zukunft besser genutzt werden sollten.<br />
Für ein verbessertes Marketing des Wohnstandortes<br />
sind regionales Auftreten und innovative Konzepte<br />
erforderlich.
3 Stärken - Schwächen - Chancen - Gefahren<br />
Stärken Schwächen<br />
relativ günstiges Preisniveau [Miete und Bauland]<br />
einkommensstarke Einwohner<br />
gute Verkehrsanbindung<br />
eigenständige Nahversorgungstruktur durch viele<br />
Stadtteilzentren<br />
Nähe der Wohnlagen zu Natur und reizvoller<br />
Landschaft<br />
vielfältiges Wohnraumangebot, prägende<br />
Einzelobjekte, besondere Standorte<br />
Gebäude- und Flächenpotenziale im Bestand<br />
Bürgerliches Engagement in Quartieren<br />
Kooperationsstrukturen in der Region<br />
Chancen Gefahren<br />
angespannte Wohnungsmärkte Rheinschiene<br />
Bedeutungszuwachs weicher Standortfaktoren bei<br />
der Standortwahl von Haushalten<br />
Gesetzliche Neuerungen [Energetische Standards]<br />
Neue, zugeschnitte Fördermöglichkeiten in der<br />
Stadterneuerung und Wohnraumförderung<br />
Bedeutungszuwachs städtisches Wohnen<br />
Differenzierung der Lebensstile und Möglickeit zur<br />
Etablierung neuer Wohnkonzepte<br />
Stärken-<br />
Schwächen-<br />
Chancen-<br />
Gefahren<br />
geringe Neubautätigkeit und Bestandsinvestitionen<br />
begrenzte Flächenpotenziale für Neubauten<br />
Investitionshemmnisse<br />
zunehmende Leerstände<br />
fehlende Angebote in Teilsegmenten<br />
des Wohnungsmarktes<br />
kaum finanzieller Spielraum der Kommunen<br />
Segregation und Funktionsverlust<br />
zunehmender Bevölkerungsrückgang führt zu<br />
weniger Nachfragern am Wohnungsmarkt<br />
Finanzielle Lage der öffentlichen Hand erschwert<br />
Investition in Städtebau, Wohnraumförderung<br />
durch wirtschaftliche Rezession weniger Investitionen<br />
der Wohnungswirtschaft und Eigentümer<br />
Zunehmender Siedlungsflächenverbrauch<br />
steigende Infrasturkturkosten<br />
35
Arbeitsschwer–<br />
punkte<br />
4 Arbeitsschwerpunkte<br />
Die durchgeführte Analyse zeigt die Situation auf<br />
dem Wohnungsmarkt und mögliche Auswirkungen<br />
für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck. Die Qualitäten des<br />
Wohn- und Lebensraums stellen die Stärken und<br />
Potenziale der Region heraus, die für eine vorausschauende<br />
Entwicklung von Strategien wichtig sind.<br />
Für den Bereich Wohnen werden folgende zentrale<br />
Arbeitsschwerpunkte herausgestellt:<br />
4.1 Regionale Kooperationen<br />
4.2 Zielgruppenorientierte Bestandsentwicklung<br />
4.3 Regionales Wohnstandortmarketing<br />
Im Folgenden werden hierzu Projekt- und Konzeptbeispiele<br />
vorgestellt. Bereits im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
existierende Ansätze zur Bewältigung der<br />
Herausforderungen werden präsentiert, um Ansatzpunkte<br />
für zukünftiges Handeln aufzuzeigen. Positive<br />
Beispiele aus anderen Regionen können dabei als<br />
Denkanstoß genutzt werden.<br />
4.1 Regionale Kooperationen<br />
Vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslagen<br />
stellt die Bewältigung der wohnungswirtschaftlichen<br />
und städtebaulichen Aufgaben eine besondere<br />
Herausforderung für die drei bergischen Großstädte<br />
dar. Durch die Auswirkungen des Demografischen<br />
Wandels wird dies stets dringlicher. Eine Bewältigung<br />
im Bereich Wohnen ist nur bei intensiver Zusammenarbeit<br />
aller relevanten Akteure möglich. Die Finanzen<br />
sind effektiv zu bündeln sowie gezielt einzusetzen.<br />
36<br />
Regionale<br />
Kooperationen<br />
Im Rahmen der Regionale 2006 wurden bereits viele<br />
Akteure vor Ort aktiviert. Die entstanden Kooperationen<br />
sind weiter auszubauen. Zukunftsweisende<br />
Formen von Kooperationen werden auch in den drei<br />
Städten in den Städtebauförderprogrammen „Soziale<br />
Stadt“ und „Stadtumbau West“ erprobt. Im Rahmen<br />
dieser Programme werden zahlreiche Akteure<br />
aus dem Quartier, der Verwaltung und stadtweiter<br />
Initia tiven eingebunden. Bewährte Kooperationen<br />
aus der Städtebauförderung kommen zum Einsatz.<br />
Die Wohnraumförderung bietet die Möglichkeit, neue<br />
individuelle Kooperationsverträge zu schließen. Dies<br />
trägt zum flexibleren Einsatz von Förderungen in den<br />
Quartiere bei. Alternative Wege und partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit mit Privaten sind gewünscht.<br />
Eine Plattform für die Zusammenarbeit von Akteuren<br />
aus benachbarten Städten bietet sich auf regionaler<br />
Ebene an. Wichtige Ansatzpunkte für Akteure können<br />
geschaffen werden und ein übergreifendes Konzept<br />
zur Stärkung der Region als attraktiven Wohn- und<br />
Lebensraum beitragen. Nicht nur beim regionalen<br />
Handeln steht das „Gut Wohnen“ sowie der Lebensraum<br />
im Vordergrund. Auch wird durch eine Abstimmung<br />
die Arbeit in den einzelnen Städten erleichtert<br />
und die Wirksamkeit erhöht. Zentrales Thema sind<br />
die Zusammenführung und Vernetzung der vielen<br />
unterschiedlichen Akteure im Bereich Wohnen. Einen<br />
Konsens zu den wichtigsten Problemfeldern zu<br />
erreichen ist die Grundlage, um gemeinsame Zielvorstellungen<br />
entwickeln zu können.
Eine regionale Wohnungsmarktbeobachtung<br />
kann als wichtige Grundlage für eine fundierte Situationsanalyse<br />
dienen und im zweiten Schritt auch zu<br />
einer Objektivierung politischer Entscheidungen beitragen.<br />
Im Gegensatz zu landesweiten Erhebungen<br />
können detaillierte Informationen zum Wohnungsmarkt<br />
der Region zu den umliegenden Städten und<br />
Gemeinden betrachtet werden. Auf Grundlage der<br />
Beobachtung können speziell auf die Situation der<br />
Region ausgerichtete Strategien entwickelt werden.<br />
Bei der Betrachtung des Wohnungsmarktes sind<br />
neben regionalen Daten zusätzliche Daten aus den<br />
einzelnen Städten und aus der Immobilienwirtschaft<br />
wichtig, um einzelne Entwicklungen einschätzen zu<br />
können. Gerade kleinräumige und detaillierte Daten<br />
vervollständigen das Bild.<br />
Eine notwendige vergleichbare regionale Datenbasis<br />
zur Beobachtung des Wohnungsmarktes kann<br />
ein regionales Monitoring schaffen. Angestrebt<br />
werden sollte zusätzlich die Betrachtung qualitativer<br />
Aspekte der Region. Einheitliche Indikatoren und<br />
Erhebungsmethoden der Daten sind dabei hilfreich,<br />
die Entwicklung der Region zu erkennen – sogar von<br />
einzelnen Stadtteilen. Aufwertungen der Region bis<br />
zu einzelnen Quartieren lassen sich so zeigen.<br />
Zur Begleitung des regionalen Prozesses wäre es<br />
darüber hinaus sinnvoll, eine Evaluierung vorzunehmen.<br />
Hierzu können Daten aus dem regionalen<br />
Monitoring genutzt werden, um direkte Prozesserfolge<br />
zu dokumentieren. Dies erleichtert die Schaffung<br />
des notwendigen Vertrauens zwischen den Akteuren<br />
und erhöht die Kooperationsbereitschaft.<br />
Die Datensammlung kann darüber hinaus zur Präsentation<br />
der regionalen Stärken nach außen genutzt<br />
werden. Problemlagen können identifiziert, die<br />
Akteure in der Region sensibilisiert und zur Mitarbeit<br />
aktiviert werden. So können Akteure mit unterschiedlichem<br />
Fachwissen und Ressourcen gemeinsam zu<br />
nachhaltigen und innovativen Lösungen beitragen.<br />
Aufbauend können in einem Regionalen Handlungskonzept<br />
Wohnen gemeinsame Ziele gesetzt<br />
und Strategien festgelegt werden. Die Einbindung<br />
der regionalen Akteure aus Wohnungspolitik, Wohnungsunternehmen<br />
und privaten Anbietern und ihrer<br />
Interessen stellt hierbei ein zentrales Element<br />
dar. Das Land Nordrhein-Westfalen sieht hierin ein<br />
starkes Instrument zur kooperativen Lösung örtlicher<br />
und regionaler Wohnungsmarktprobleme. Es<br />
fördert die Erstellung von Konzepten und gibt Hilfestellung<br />
im Erarbeitungsprozess. Als Grundlage<br />
für die Konzepte werden, neben einer Analyse der<br />
Ausgangssituation auf dem Wohnungsmarkt, auch<br />
Prognosen der zukünftigen Entwicklung notwendig.<br />
Dabei gehen die Anforderungen über die einer rein<br />
quantitativen Wohnungsmarktbeobachtung hinaus.<br />
In einem zweiten Schritt gilt es, regionale Strategien<br />
und Zielsetzungen für den Wohnstandort <strong>Bergische</strong>s<br />
Städtedreieck aufzustellen. Zur Umsetzung können<br />
unterschiedliche Instrumente und Maßnahmen zum<br />
Einsatz kommen. Begleitend sind eine fortlaufende<br />
Wohnungsmarktbeobachtung, eine Erfolgskontrolle<br />
und die Aktualisierung der Ziele und Maßnahmen<br />
vorteilhaft. In der Erstellung des Konzeptes sind die<br />
Städte und Regionen aber generell frei und können<br />
sich so der Situation und den Problemen vor Ort an-<br />
37
Kommunale Handlungskonzepte Wohnen<br />
Abb. 21 Quelle: MBV - Entscheidungshilfe Kommunale Handlungskonzepte Wohnen<br />
passen.<br />
Die enge Arbeit vor Ort im Themenfeld Wohnen<br />
wird bei Projekten auf Stadtteil- und Quartiersebene<br />
sichtbar. Begleitet von übergreifenden städtischen<br />
Strategien ist eine größtmögliche Bürgernähe äußerst<br />
sinnvoll. Die intensive Einbindung der Akteure<br />
vor Ort ist, auch vor dem Hintergrund immer knapper<br />
werdender öffentlicher Mittel, ein wichtiges Element<br />
kommunalen Handelns. Kooperationen auf regionaler<br />
Ebene können dazu beitragen, einen Austauschprozess<br />
über die Erfahrungen in den einzelnen<br />
Projekten herbeizuführen. Zudem ist übergreifende<br />
Koordinierung durch regional agierende Akteure vorstellbar,<br />
um Synergien zu erzielen. Herausragende<br />
Projekte und Ansätze können die Region präsentieren<br />
und Impulse in der Region sogar mit überregionaler<br />
Ausstrahlung setzen.<br />
4.1.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Bisher ist die Datenlage in den Städten sehr unterschiedlich.<br />
In einzelnen Teilbereichen sind auf städtischer<br />
Ebene bereits erste Ansätze vorhanden. Ein<br />
interkommunales Projekt ist die fortlaufende Sozialraumanalyse.<br />
Den Anlass dazu gab die sich zuspitzende<br />
regionale Problematik einer zunehmenden<br />
Segregation im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck. Durch den<br />
Vergleich von Sozialräumen in den einzelnen Stadtteilen<br />
werden kritische Entwicklungen frühzeitig<br />
sichtbar und die Städte können gezielt gegensteuern.<br />
Zu den vorgestellten Themen Wohnungsmarktbe-<br />
38<br />
obachtung, Monitoring und Evaluation sind bereits<br />
Fachkenntnisse in der Region vorhanden. Erste Erfahrungen<br />
sammelte die Stadt Solingen zwischen<br />
2003 und 2006 im Modellprojekt „Wohnungsmarktbeobachtungen<br />
in NRW“. Monitoring und Evaluation<br />
werden bei den Städten durch die Städtebauförderprogramme<br />
immer bekannter. Aufbereitete Daten<br />
– teilweise auch regional – stellen die statistischen<br />
Abteilungen der Städte öffentlich in Form von schriftlichen<br />
Publikationen oder online zur Verfügung. Die<br />
interaktive Plattform der Stadt Wuppertal ermöglicht<br />
es, Investoren und Interessierten sogar umfangreiche<br />
Daten individuell abzurufen. Einen Schritt weiter<br />
geht die Stadt Wuppertal mit der Überprüfung ihrer<br />
städtischen Qualität gemessen an festgelegten Indikatoren.<br />
Nicht nur die gesamtstädtische Entwicklung<br />
steht im Fokus, kleinräumige Beobachtungen sichern<br />
die Qualität einzelner Stadtteile.<br />
Aktuell fertiggestellt ist das Kommunale Handlungskonzept<br />
Wohnen der Stadt Wuppertal. Die<br />
Stadt setzt dabei auf das Fachwissen und die Kooperation<br />
der Wohnungsmarktakteure. In einem ersten<br />
Fachgespräch im vorangegangen Jahr 2008 wurden<br />
die Zielstellung für das Programm und mögliche Inhalte<br />
mit den Akteuren diskutiert. Das Programm<br />
baut auf einer Analyse zu Defiziten und Potenzialen<br />
der Stadt auf. Der gegenwärtige Wohnungsmarkt<br />
– im Besonderen der Leerstand – ist berücksichtigt<br />
und zukünftige Entwicklungstendenzen werden<br />
abgeschätzt. Zusätzliche Informationen liefern die<br />
Analysen zum ermittelten Wohnungsbedarf und den<br />
Wohnbauflächenpotentialen. Für die „Zukunft des<br />
Wohnens“ in Wuppertal sichern Leitlinien der Stadt
Struktur und Inhalt „Handlungsprogramm Wohnen“ Wuppertal<br />
Abb. 22 Quelle: Stadt Wuppertal<br />
unter Einbeziehung der Wohnungsmarktakteure die<br />
Attraktivität des Wohnstandortes. Zur Umsetzung<br />
der Strategien und Maßnahmen sind die wichtigsten<br />
Handlungsfelder – Bestandsentwicklung, Neubau<br />
[Flächenentwicklung] und Marketing – festgehalten.<br />
Das Programm wird fortlaufend auf neue Entwicklungen<br />
und Zielsetzungen angepasst 33 .<br />
Ein Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit<br />
im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck ist der regionale Arbeitskreis<br />
„Soziale Stadt“. Im Rahmen der Regionale<br />
wurden gemeinsame Ziele festgelegt und<br />
in einem Konzept niedergelegt. Seither findet ein<br />
Austausch bei regelmäßigen Treffen mit Vertretern<br />
aus den drei Städten, der <strong>Bergische</strong>n <strong>Entwicklungsagentur</strong><br />
und einem erweiterten Akteurskreis statt.<br />
Das Forum setzt auf gegenseitige Unterstützung bei<br />
der Planung, gemeinsame Projektentwicklung und<br />
gegenseitiges Lernen. Im Rahmen des zur Regionale<br />
gestarteten Planungsprojektes „Soziale Stadt“ war<br />
die Zielsetzung übertragbarer Projekte für die Region<br />
entwickelt werden. Schwerpunkte des Projektes<br />
sind die Verbesserung der Lebensqualität in den<br />
Stadtteilen, die Vermeidung von Leerstand und die<br />
Qualifizierung der Bewohner für den Arbeitsmarkt.<br />
Die Städte haben bereits unterschiedliche Projekte<br />
und Maßnahmen für ihre Stadtteile entwickelt und<br />
umgesetzt, darunter den <strong>Bergische</strong>n Regionalladen<br />
in Solingen, eine einheitliche Präsentation der Stadtteile<br />
auf den jeweiligen Internetpräsenzen der Städte<br />
[befindet sich noch im Aufbau] und das Programm<br />
33<br />
Stadt Wuppertal 2008: Handlungsprogramm Wohnen – Fachgespräch<br />
mit Wohnungsmarktakteuren<br />
„LOS“. In diesem werden städtische Maßnahmen,<br />
wie die Umnutzung und Aufwertung leer stehender<br />
Ladenlokale, mit Qualifizierungsmaßnahmen für junge<br />
Menschen verknüpft. Eine enge Zusammenarbeit<br />
bei Projektentwicklung und Erfahrungsaustausch<br />
findet ebenfalls mit dem Partnerprogramm Stadtumbau<br />
West statt.<br />
In den drei Städten der Region werden vielfältige Projekte<br />
durchgeführt, die auf Kooperationen verschiedener<br />
Akteure basieren. Besonders hervorzuheben<br />
sind die Projekte und Kooperationen, die im Rahmen<br />
der Städtebauförderungsprogramme Soziale Stadt<br />
und Stadtumbau West entstanden sind. Viele Kooperationen<br />
gehen neue Wege und zeigen innovative<br />
Ansätze auf.<br />
In Wuppertal werden stadtteilübergreifende Projekte<br />
zum Stadtumbau initiiert. Durch eine Anschubfinanzierung<br />
sollen private Investitionen freigesetzt<br />
und Aufwertungsprozesse in den Stadteilen<br />
in Gang gesetzt werden. Nach dem Vorbild der Stadt<br />
Leipzig sollen Eigentümer als zentrales Element des<br />
Stadtumbaus aktiviert werden. Dabei wird viel Wert<br />
auf den Aufbau von Beratungs- und Koordinationsstrukturen<br />
gelegt, um Anreize für privates Engagement<br />
bzw. private Investitionen zu schaffen 34 . Die<br />
wichtigsten Bestandteile zur Umsetzung der Strategie<br />
sind für den Bereich Wohnen drei zentrale<br />
Einrichtungen: Wuppertaler Quartiersentwicklungsgesellschaft,<br />
Zwischennutzungsagentur und stadt-<br />
34 empirica Stadtentwicklungskonzept Wuppertal<br />
39
teilorientierte Energieberatung. Für die Zukunft wäre<br />
vorstellbar, diese Konzeption auf das gesamte Städtedreieck<br />
auszuweiten. Aufgrund vergleichbarer Problemstellungen<br />
in Solingen und Remscheid erscheint<br />
dies durchaus sinnvoll.<br />
Die im Oktober 2006 gegründete Wuppertaler<br />
Quartiersentwicklungsgesellschaft [WQG] 35 ist<br />
eine Beratungs- und Steuerungsagentur, die private<br />
Immobilieneigentümergemeinschaften begleitet und<br />
unterstützt. Vorbildcharakter hat die Agentur mit einem<br />
quartiersbezogen Ansatz mit umfassenden Zielsetzungen<br />
in der Gesamtstadt tätig zu sein. Dabei<br />
verzichtet sie nicht auf fachliche Hilfe und Beratung<br />
Externer. Das primäre Ziel ist es, eine Stabilisierung<br />
des Quartiers durch Qualifizierung und Förderung<br />
von Investitionen zu erreichen. Daneben wird aktiv<br />
nach nachhaltigen Nutzungen sowie neuen Lösungen<br />
für leerstehende Gebäude und ungenutzte Flächen<br />
gesucht. Investitionen in den Wohnungsbestand<br />
einschließlich dem Umbau und der Umnutzung von<br />
funktionslosen Gebäuden werden gefördert. Zusätzliche<br />
Angebote sollen durch Neubauprojekte geschaffen<br />
werden. In diesem Rahmen gehört eine Aufklärung<br />
über die Möglichkeit des Rückbaus von nicht<br />
mehr nachgefragten Immobilien mit zur Gesamtkonzeption.<br />
Neben baulichen Verbesserungen wird auch<br />
die Bedeutung des Wohnumfeldes als Lebensraum<br />
der Bewohner berücksichtigt. Eine aktive Öffentlichkeitsarbeit<br />
bindet die Bewohner und Akteure vor Ort<br />
35 www.quartier-entwicklung.de<br />
40<br />
mit ein. Unterstützend soll eine einheitliche Marketingstrategie<br />
zur Imageverbesserung des Stadtteils<br />
in der Außenwahrnehmung beitragen. Dazu wird vor<br />
allem auf privates Engagement, z.B. Bürgervereine<br />
und Interessengemeinschaften gesetzt, mit einem<br />
nachhaltigen Effekt für die Quartiere.<br />
In diesem Bereich engagiert sich die WQG bei der<br />
Entwicklung von wohnungsbezogener Immobilien<br />
und Standortgemeinschaften [wISG]. WISGs<br />
sind ein Zusammenschluss von Eigentümern benachbarter<br />
Immobilien mit dem Ziel, durch gemeinsame<br />
Aktivitäten oder Maßnahmen die Marktchancen ihrer<br />
Objekte zu verbessern 36 . Nach dem Vorbild des aus<br />
Nordamerika stammenden Ansatzes des „Housing<br />
Improvement District“ [HID] wurden in Wuppertal<br />
bereits erste Erfolge erzielt. Anfang 2008 wurde in<br />
der Elberfelder Nordstadt das „Ölberger Hauseigentümer-Netzwerk“<br />
37 als Modellprojekt gegründet. Die<br />
WQG berät die Hauseigentümer zur Sanierung und<br />
Modernisierung ihrer Immobilien und gemeinschaftlichen<br />
Aktionen im Wohnumfeld. Der Ansatz der<br />
wISGs eignet sich besonders in Stadtumbaugebieten.<br />
Im Gebiet Wichlinghausen arrangierte die WQG<br />
hierzu in moderierten Workshops einen Austausch<br />
der Immobilieneigentümer. Auch in den beiden anderen<br />
Stadtumbau-Gebieten Wuppertals [Arrenberg,<br />
Unterbarmen] ist die Gründung von WISGs geplant.<br />
36<br />
http://www.stadtumbau-hessen.de/tiny_docman/files/081023_<br />
02_Faller.pdf empirica<br />
37 http://www.unternehmen-nordstadt.de/aktivitaeten/hauseigentuemer-netzwerk-auf-dem-oelberg
Die Zwischennutzungsagentur 37 zielt speziell auf<br />
das Problem des Leerstands von Ladenlokalen in<br />
den Stadtumbaugebieten ab. Die Agentur fungiert als<br />
Anlaufstelle und Bindeglied zwischen potenziellen<br />
neuen Nutzern, interessierten Zwischennutzern und<br />
Eigentümern. Ziel der Agentur ist es, Renovierungen<br />
anzustoßen und beratend in Fragen der Umnutzung<br />
und Gestaltung tätig zu werden. Wert wird auf den<br />
direkten Kontakt zwischen Nutzern und Eigentümern<br />
gelegt. Die Entwicklung von gemeinsamen Ideen soll<br />
die Vermietungschancen der Lokale erhöhen. Übergangslösungen<br />
und neue Konzepte sind gefragt und<br />
sollen Investitionen anstoßen. Bei der rechtlichen<br />
Absicherung von Verträgen unterstützt die Agentur<br />
beide Seiten. Zusätzlich sollen Informationen über<br />
leerstehende Ladenlokale identifiziert und in einer<br />
Datenbank erfasst werden, um eine bessere Zugänglichkeit<br />
für Interessierte zu ermöglichen. Neue Nutzungen<br />
in leer stehenden Ladenlokalen können das<br />
Quartier beleben und das kleinteilige Angebot erhöhen.<br />
Denkbar sind auch Umnutzungskonzepte mit<br />
der Unterteilung von Wohnen und Arbeiten sowie für<br />
ganz neue Wohnformen.<br />
38 http://www.zwischennutzungsagentur-wuppertal.de/<br />
Ein weiterer Baustein des Wuppertaler Stadtentwicklungskonzeptes<br />
ist die Stadtteilorientierte<br />
Energieberatung. Um die Eigentümer von unsanierten<br />
Wohnungen zu erreichen und die Bewohner<br />
aufzuklären, werden zwei Richtungen verfolgt.<br />
Anstoß geben die zahlreichen unsanierten Altbauwohnungen<br />
mit hohem Energie- und Wärmeverlust<br />
durch veraltete Heizungsanlagen und mangelnde<br />
Isolierung. Damit die Nebenkosten nicht zur zweiten<br />
Miete werden, helfen neue gesetzliche Regelungen.<br />
Mit der Einführung des Energiepasses und der Verpflichtung<br />
zur Nutzung von regenerativen Energien<br />
für Wohnimmobilien wächst der Druck auf die Immobilienbesitzer.<br />
Das Beratungsangebot der WQG setzt<br />
dort an. Auch beim täglichen Verhalten der Mieter<br />
besteht ein hoher Beratungs- und Optimierungsbedarf<br />
zu den Themen Lüften, Stromnutzung und Wasserverbrauch.<br />
Neben den Beratungsangeboten in<br />
den Stadtteilen ist die Agentur auch als Mittler zwischen<br />
Experten und Interessenten tätig. Der Aufbau<br />
eines Netzwerkes und das Herstellen von Kontakten<br />
ist zentraler Bestandteil. Kooperationen bestehen<br />
bereits mit der Energieberatungsagentur NRW und<br />
der Verbraucherzentrale Wuppertal. Oft wird neben<br />
den energetischen Umbauten auch eine weitere Sanierung<br />
des Gebäudes vorgenommen, was die Vermietbarkeit<br />
der Wohnung erhöht und sich positiv auf<br />
das Erscheinungsbild des Stadtteils auswirkt.<br />
41
Abb. 23 Quelle: www.staedteregion-ruhr-2030.de<br />
4.1.2 Andere Regionen<br />
Städteregion Ruhr 2030: Regionale<br />
Wohnungsmarktbeobachtung<br />
Im Jahr 2007 beschlossen die elf Ruhrgebietsstädte<br />
[Duisburg, Oberhausen, Mülheim an der Ruhr, Bottrop,<br />
Essen, Gelsenkirchen, Herne, Bochum, Hagen,<br />
Dortmund und Hamm], in Zusammenarbeit mit der<br />
Wohnungsbauförderungsanstalt [Wfa] eine regionale<br />
Wohnungsmarktbeobachtung, ergänzend zu den<br />
kommunalen, durchzuführen. Die Städteregion Ruhr<br />
verfolgt das Ziel, Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt<br />
rechtzeitig zu erkennen, um angemessen darauf<br />
reagieren zu können. Der erste Bericht wurde im<br />
Januar 2009 veröffentlicht mit ausgewählten Daten<br />
zum Wohnungsmarkt. Diese wurden auf einem festen<br />
Indikatorenkatalog aufgebaut und bilden eine<br />
gut vergleichbare Grundlage für die Region. Der Bericht<br />
liefert umfangreiche Informationen zum Grundstücks-<br />
und Immobilienmarkt und stellt Kennzahlen<br />
zu Wohnungsangebot, -bedarf und -nachfrage gegenüber.<br />
Mit der Einschätzung über die aktuelle und<br />
zukünftige Situation des Wohnungsmarktes bietet<br />
der Bericht eine gute Handlungsgrundlage für die<br />
regionalen Akteure. Aussagekraft über Qualität und<br />
Dynamik des Wohnungsmarktes der Städteregion<br />
Ruhr gibt ein nationaler Vergleich zu weiteren Großstädten.<br />
Eine Besonderheit stellt die regelmäßige Expertenbefragung<br />
der Wfa zu Investitionsklima sowie<br />
aktueller und zukünftiger Marktlage dar. Regelmäßig<br />
erscheinende Berichte sollen die Ergebnisse der<br />
Wohnungsmarktbeobachtung einem breiten Adressatenkreis<br />
zugänglich machen. Parallel zur laufen-<br />
42<br />
den Beobachtung des Marktgeschehens werden in<br />
Workshops und Fachgesprächen aktuelle wohnungspolitische<br />
Themen diskutiert 39 .<br />
Region Bonn/Rhein-Sieg: Regionales<br />
Handlungskonzept Wohnen<br />
In der Region Bonn/Rhein-Sieg 40 existiert bereits seit<br />
Anfang der 90er Jahre eine regionale Zusammenarbeit<br />
im Themenfeld Wohnen. Die Erfahrungen und<br />
Ergebnisse der jahrelange Arbeit des regionalen Arbeitskreises<br />
[rak] bilden die Grundlage des ersten<br />
regionalen Handlungskonzeptes Wohnen. Bei dem<br />
rak arbeiten die Abteilungen Entwicklung, Planung<br />
und Verkehr der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler<br />
zusammen, unterstützt von der Wissenschaft.<br />
Aus den anfänglichen Ergebnissen der dreijährigen<br />
Wohnungsmarktbeobachtung startet ein „Impulsprogramm<br />
Wohnen“ mit ersten kleineren Projekten. Ab<br />
dem Jahr 2000 folgten vielfältige Projekte mit dem<br />
Ziel, zukunftsorientiert die Region zu stärken. Das<br />
Handlungskonzept Wohnen für die Region wurde<br />
Ende 2008 verabschiedet. Ziel des Konzeptes ist es,<br />
die Wohnbaulandausweisung der Region bedarfsgerecht<br />
und städtebaulich verträglich auszurichten.<br />
Als Grundlage für die Erarbeitung diente eine Analyse<br />
von Wohnungsnachfrage und Wohnungsneubauentwicklung<br />
41 . Das aktuell veröffentliche Konzept ist<br />
vom Ansatz her noch umfangreicher. Einen Einblick<br />
39<br />
http://www.staedteregion-ruhr-2030.de/cms/wohnungsmarktbericht.html<br />
40 gebildet aus Rhein-Sieg-Kreis, Kreis Ahrweiler, der Stadt Bonn<br />
41 http://www.wohnregion-bonn.de/
Organisation HID Projekt Hamburg<br />
Abb. 24 Quelle: HCU-Gutachten Begleitforschung-Steilshoop 2007<br />
der Zielsetzung und Umsetzungsstrategie gibt die<br />
online abrufbare Kurzdarstellung:<br />
http://www.wohnregion-bonn.de/Daten/rak_projekte/wohnen2020/Kurzdarstellung_HKW2020.pdf<br />
Hamburg: HID<br />
Mit dem zum 1.12.2007 verabschiedeten „Gesetz<br />
zur Stärkung von Wohnquartieren durch private Initiativen“<br />
ermöglicht die Stadt Hamburg als erstes<br />
Bundesland die Einrichtung von „Housing Improvement<br />
Districts“ auf gesetzlicher Grundlage 42 . Angelehnt<br />
an die bereits seit 2005 erprobten „Business<br />
Improvement Districts“ [BID], in denen sich Standortgemeinschaften<br />
im Einzelhandel zusammenschließen,<br />
können sich fortan auch Grundeigentümer in<br />
Wohnquartieren zusammentun. Dieser Ansatz wird<br />
in Nord rhein-Westfalen unter dem Titel „Wohnungsbezogene<br />
Immobilien- und Standortgemeinschaft“<br />
[wISG] auf freiwilliger Basis verfolgt. Maßnahmen zur<br />
Aufwertung des Quartiers werden nicht nur gemeinsam<br />
entwickelt, sondern in Hamburg auch gemeinsam<br />
finanziert. Eine Abgabe wird direkt von der Stadt<br />
von den im HID-Bereich ansässigen Grundeigentümern<br />
eingezogen und an die durchführenden Akteure<br />
weitergeleitet. Die Verpflichtung zur Entrichtung<br />
eines Beitrags verhindert, dass „Trittbrettfahrer“ von<br />
den Maßnahmen profitieren, nicht aber zu ihrer Finanzierung<br />
beitragen.<br />
42 Büttner, Gorgol in Beiträge Planerin 1_09: HID Steilshoop – Pilotprojekt<br />
zur Einrichtung eines Housing Improvement Districts<br />
Weißenfels: IBA Stadtumbau<br />
In der schrumpfenden Stadt Weißenfels ist eine Kooperation<br />
zwischen Stadtentwicklung und Wirtschaft<br />
entstanden. Das Netzwerk der Lebensmittelindustrie<br />
sieht sich in der Verantwortung, den Wohn- und<br />
Lebensraum attraktiv zu gestalten als Investition in<br />
die Zukunft. Angestoßen durch die Aufnahme in das<br />
IBA-Programm, mit dem Thema „Grün der Zeit“, kamen<br />
Akteure aus Planung, Politik und der Lebensmittelindustrie<br />
zusammen und stellten sich gemeinsam<br />
der Problematik. Aus dem primären Ziel, die<br />
Neustadt mit vielen brachliegenden industriell genutzten<br />
Flächen über die Saaleauen mit der Altstadt<br />
mit einer Landschaftsachse zu verbinden, ist eine<br />
enge Partnerschaft entstanden, aus der beide Seiten<br />
Nutzen ziehen. Die aktive Einbindung von Privaten<br />
in den Stadtumbau kann, wie hier die expandierende<br />
Lebensmittelindustrie, einen wichtigen Partner<br />
hervorbringen. Aus dem Interesse, die Lebensqualität<br />
des Standorts zu steigern und ein attraktives<br />
Zuhause für Bewohner und Arbeitnehmer sowie<br />
für Nachwuchskräfte zu bieten, hat sich eine Interessengemeinschaft<br />
gebildet. Die Betriebe der Lebensmittelindustrie<br />
haben sich zu einem Netzwerk<br />
zusammengeschlossen, um sich gemeinschaftlich<br />
als Träger eines Standortmarketings zu engagieren.<br />
Aus- und Fortbildungsprogramme in den Bereichen<br />
Lebensmittelindustrie und Medizintechnik sollen vor<br />
Ort angeboten werden. Ein stillgelegtes Elektrizitätswerk<br />
soll als Veranstaltungsort dienen. Mit Fassadenanstrichen<br />
ihrer Betriebe haben die Beteiligten<br />
bereits erste Akzente gesetzt. Die Entwicklung eines<br />
Landschaftsparks für die Bewohner auf einem ehe-<br />
43
maligen Industriellenstandort wurde zum Teil aus<br />
privaten Mitteln finanziert 43 .<br />
Leipzig: Wächterhäuser<br />
Der Verein HausHalten e.V. in Leipzig rettet leer<br />
stehende Altbauten vor dem Verfall. Das Konzept ist<br />
ein Beispiel für eine neuartige Form der Kooperation<br />
von Immobilienbesitzern und Immobiliennutzern. Er<br />
verfolgt mehrere Ziele: „Kulturdenkmäler erhalten, Eigentümer<br />
beraten, Nutzungen akquirieren, Stadtteile<br />
beleben, Beschäftigung fördern, Konzept kopieren“.<br />
„Wächterhäuser“ sind historische Gebäude die<br />
– ohne eine herkömmliche Sanierung – alleine durch<br />
die Vermittlung an neue Nutzer erhalten werden. Es<br />
handelt sich dabei um markante, denkmalgeschützte<br />
Eckhäuser an großen Hauptstraßen, deren Sanierung<br />
sich aufgrund des entspannten Wohnungsmarkts<br />
nicht lohnen würde. Die exponierten Lage der Häuser<br />
hat aber eine herausragende Bedeutung für das<br />
Erscheinungsbild des Quartiers. Neu ist das Konzept<br />
des Vereins, das zwischen Hauseigentümern und<br />
Nutzern vermittelt. Die rechtliche Sicherheit geben<br />
kurzfristige unkonventionelle Nutzungsverträge von<br />
fünf bis zehn Jahren, die nicht auf Profit, sondern einen<br />
gegenseitigen Nutzen ausgelegt sind. Bedingung<br />
ist, dass die Wohnungen durch die Nutzer aufgewertet<br />
werden, die Nutzung das kreatives Milieu anregt<br />
und zur Lebensqualität im Quartier beiträgt. Geeignet<br />
ist eine Mischung aus Wohnen, Arbeiten und<br />
43 http://www.iba-stadtumbau.de/index.php?weissenfels<br />
44<br />
Aktivitäten in den repräsentativen Häusern, die das<br />
Quartier beleben. Die kostenfreie Nutzung soll nach<br />
Möglichkeit in ein normales Mietverhältnis übergehen<br />
und den Besitzer zur Sanierung anregen 44 .<br />
Metropolregion Nürnberg: ZID<br />
Im Jahr 2008 haben sich 12 Wohnungsunternehmen<br />
der Metropolregion Nürnberg zu einer zentralen<br />
Immobilien- und Dienstleistungsvermittlung zusammengeschlossen.<br />
Die kommunalen, kirchlichen<br />
und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen<br />
verfolgen das sozial orientierte Ziel, im Ballungsraum<br />
zeitgemäßen Wohnraum zu fairen Preisen zu<br />
vermitteln. Neben ihrem eigenen Bestand von über<br />
53.000 Mietwohnungen vermitteln sie auch zu weiteren<br />
Partnern, die Miet- und Eigentumswohnungen,<br />
Reihehäuser und Doppelhaushälften anbieten. Die<br />
zentrale Anlaufstelle ZID stellt neben der Vermittlung<br />
von Immobilien auch Dienstleistungspakete zusammen.<br />
Ein greifbares Beispiel hier für ist das Dienstleistungspaket<br />
SOPHIA mit einem Betreuungsangebot<br />
für Senioren 45 .<br />
44<br />
http://www.haushalten.org<br />
45<br />
http://www.em-n.eu/index.php?id=596
4.2 Zielgruppenorientierte<br />
Bestandsentwicklung<br />
Die bevorzugte Entwicklung im Bestand mit der Nutzung<br />
vorhandener Gebäude- und Flächenpotenziale<br />
– nach der Maxime „Innen vor Außenentwicklung“ –<br />
sollte das Ziel der Region sein. Vor dem Hintergrund<br />
rückläufiger Bevölkerungszahlen ist eine Ausweitung<br />
der Siedlungsflächen mit den damit verbundenen<br />
steigenden Infrastrukturkosten nicht mehr zukunftsfähig.<br />
In einem als gesättigt zu bezeichnenden Markt<br />
ist eine Angebotsausweitung im Bestand Neubauten<br />
in den Randgebieten der Städte vorzuziehen. Neues<br />
Wohnen im Bestand kann eine neue Qualität in der<br />
Region schaffen.<br />
Die Anpassung des Bestandes sollte gezielt auf die<br />
individuellen Bedürfnisse verschiedener Nachfragegruppen<br />
ausgerichtet werden. Für viele Menschen<br />
birgt das Wohnen in zentralen Lagen in bestehender<br />
städtischer Struktur deutliche Vorteile. Eine Schwerpunktsetzung<br />
auf ausgewählte Standorte für bestimmte<br />
Zielgruppen kann eine gezielte Vorgehensweise<br />
erleichtern.<br />
Für die Region ist die Kenntnis über ungenutzte Potenziale<br />
in den einzelnen Städten wichtig. Es bietet<br />
sich an, brachgefallene Industrie- und Gewerbeflächen<br />
und -gebäude sowie noch bestehende Baulücken<br />
für Wohnraum zu nutzen. Gerade Flächen und<br />
Gebäude von gemeinnützigen Einrichtungen, wie<br />
Kirchen und Gemeindehäuser, könnten ohne zusätzlichen<br />
Grundstückserwerb Wohnraum für benachteiligte<br />
Gruppen schaffen. Öffentliche Grundstücke und<br />
ZielgruppenorientierteBestandsentwicklung<br />
Verwaltungsgebäude bieten denselbigen Vorteil. Außergewöhnlichen<br />
Wohnraum können alte Fach- und<br />
Schieferhäuser sowie Villen und Mehrfamilienhäuser<br />
aus der Gründerzeit bieten. Zusätzlich können an<br />
geeigneten Stellen nicht mehr nachfragegerechte<br />
Wohngebäude zurückgebaut und Platz für qualitätsvolle<br />
Neubauten in bestehender städtischer Struktur<br />
geschaffen werden. Die zentralen Lagen können als<br />
Wohnstandorte neue Qualität erlangen. Bei identitätsstiftenden<br />
Gebäuden, die ihre Funktion verloren<br />
haben, zum Beispiel Kirchen, ist ein Umbau sinnvoller.<br />
In hochverdichteten Wohnquartieren kann Rückbau<br />
zur Schaffung zusätzlicher Grün- und Freiräume<br />
genutzt werden. Die Wohnqualität für die Bewohner<br />
wird hierdurch gesteigert. Die historisch bedingte<br />
Mischung von Wohnen und Arbeiten in der Region,<br />
mit Einzelhandel und Dienstleistungen sowie kleinteiligem<br />
Gewerbe, bietet die Voraussetzung für eine<br />
gute Versorgung am Wohnstandort und Nähe zum<br />
Arbeitsplatz. Ergänzungen im Außenbereich und Arrondierungen<br />
46 an den Stadtgrenzen, anbindend an<br />
die vorhandene Infrastruktur, könnten das Angebotsspektrum<br />
im Bereich Neubau erweitern. Sie stellen<br />
eine sinnvolle Ergänzung zum Bauen und Anpassen<br />
im Bestand dar. Für die Region ist es hilfreich, auf<br />
ausgewählte Standorte zu fokussieren und diese<br />
gezielt zu entwickeln.<br />
Eine Ausrichtung der Bestandsentwicklung auf die<br />
Stärkung des Wohnstandorts <strong>Bergische</strong>s Städtedrei-<br />
46 Arrondierung [Abrundung]: Bezeichnet eine neue Grenzziehung<br />
im Baurecht; den Einbezug einer angrenzender Flächen an<br />
ein bestimmtes Grundstück zur Verkürzung der Außengrenze.<br />
45
Wohnvorstellungen<br />
Abb. 25 Quelle: Wohntrend-Studie 2008<br />
eck ist maßgeblich durch qualitative Angebote und<br />
die Aufwertung von Quartieren zu erreichen. Attraktive<br />
Angebote müssen für verschiedene Zielgruppen<br />
in den Quartieren geschaffen werden. Um dies zu<br />
erreichen, ist intensiver Austausch mit Anbietern<br />
förderlich. Daneben sollten Wohnungssuchende mit<br />
Informationen zu den einzelnen Wohnstandorten<br />
und attraktiven Angeboten versorgt werden. Eine<br />
zentrale Wohnberatungsstelle könnte zu innovativen<br />
Projekten in der Region z.B. aus den Bereichen<br />
„neue Wohnformen“ oder „Wohnen in der Stadt“<br />
informieren. Geeignete Wohnstandorte könnten individuell<br />
nach den Bedürfnissen der Suchenden in<br />
der Region ermittelt werden. Zwischen Nachfragern<br />
und Anbieter könnte professionell ein gegenseitiger<br />
Austausch organisiert werden. Eine Annäherung der<br />
Bedürfnisse zu den Angeboten kann so stattfinden<br />
und regional unterstützt werden.<br />
Ein zusätzliches Umzugsmanagement könnte neben<br />
der Beratung auch bei der Organisation und bei<br />
rechtlichen Belangen hilfreich sein. Alternative Lösungen,<br />
z.B. für das Wohnen im Alter, können angeboten<br />
und Hilfestellung bei Umzug und Vermittlung<br />
des Eigenheimes gegeben werden. Ein gezielter<br />
Wohnortwechsel kann für einige Gruppen Vorteile im<br />
alltäglichen Leben bieten. Dazu könnte ein organisierter<br />
Wohnraumtausch mit eingebunden werden.<br />
Bedeutsam kann diese strategische Ausrichtung der<br />
Region für die Zukunft sein.<br />
46<br />
Vor allem die unterschiedlichen Lebenssituationen<br />
und veränderten Bedürfnisse der Nachfrager sind zu<br />
berücksichtigen, um die Angebote daran auszurichten.<br />
Neben dem Wohnraum ist die Gestaltung von<br />
Wohnumfeld und Quartier wichtig. Ein Aufwertung<br />
der bestehenden Strukturen und der Gewinn an Qualitäten<br />
sind nur durch Kooperationen von Akteuren<br />
im Quartier möglich [siehe Kapitel 4.1]. Über weitere<br />
Serviceangebote, wie Hilfs- und Pflegedienste<br />
und Hausmeisterleistungen, sollte nachgedacht werden.<br />
Eine gezielte Ausrichtung der Strategie auf die Interessen<br />
der Nachfrager ist mit Hilfe des Instruments<br />
„Wohntrends 2020" auch regional möglich. Darin<br />
wird berücksichtigt, wie die Menschen wohnen<br />
möchten und wie daraufhin das Wohnungsangebot<br />
anzupassen ist. Bei der Untersuchung der Wohntrends<br />
wurden nicht wie üblich nur die Zahlungsbereitschaft<br />
analysiert, sondern auch die Wohnwünsche<br />
berücksichtigt. Durch eine bundesweite Befragung<br />
der Haushalte wurden sechs zentrale Wohnkonzepte<br />
ermittelt. Zentrales Ergebnis für Deutschland ist eine<br />
größere Vielfalt der Wohnkonzepte. Das „solide-bescheidene"<br />
Wohnkonzept ist mit einem Viertel aller<br />
Haushalte noch am häufigsten vertreten, aber rückläufig.<br />
Die Zahl der Haushalte, für die ein „kommunikativ-dynamisches"<br />
oder „anspruchsvolles" oder<br />
„einfach-funktionales" Wohnkonzept passend ist,<br />
wird zunehmen. Die voraussichtlich auch das <strong>Bergische</strong><br />
Städtedreieck betreffenden Veränderungen<br />
drängen die Wohnungsanbieter zur Anpassung ihrer<br />
Wohnungsbestände und einer Angebotserweiterung<br />
in bestimmten Segmenten. Das Wohnangebot für
Wohntrends 2020<br />
Abb. 26: Quelle: GdW Branchenbericht 3 „Wohntrends 2020“<br />
47
Zukünftige Wohnvorstellungen<br />
Abb. 27 Quelle: Wohntrend-Studie 2008<br />
verschiedene Bevölkerungsgruppen sollte individueller<br />
gestaltet werden, abhängig von Altersgruppe,<br />
Haushaltsstruktur, Wohnkaufkraft und Wohnkonzept.<br />
Die 20 wichtigsten Wohntrends der Zukunft<br />
wurden im Rahmen der bundesweiten Studie herausgearbeitet,<br />
sind aber noch auf die regionalen Besonderheiten<br />
auszurichten. Insgesamt wird die Wohnungsnachfrage<br />
vielfältiger. Neue Nachfragekriterien<br />
wie energetische Standards, Sicherheitsmaßnahmen<br />
im Wohnbereich, multimediale Ausstattung und separater<br />
Büroarbeitsplatz zu Hause setzen sich durch.<br />
Insgesamt wird die Anforderung an die Wohnung im<br />
hauswirtschaftlichen und logistischen Bereich steigen.<br />
Aus Sicht von Familien und jüngeren Senioren<br />
gewinnen innerstädtische Quartiere an Attraktivität.<br />
Für ältere Menschen sind ein barrierearmes Wohnumfeld<br />
und die Nähe zum Pflege- und Gesundheitsstandort<br />
wichtig.<br />
Aus den Trends wurden Strategien für die Wohnungswirtschaft<br />
abgeleitet. Nischenprodukte können speziell<br />
auf bestimmte Zielgruppen abgestimmt werden.<br />
Flexible Angebote sind demgegenüber geeignet, an<br />
verschiedene Zielgruppen angepasst zu werden.<br />
Vorhandene Wohnungen können durch zielgruppenorientierte<br />
Dienstleistungen und besondere Ausstattungen<br />
ergänzt und die Attraktivität gesteigert<br />
werden. Die vorhandenen Qualitäten müssen hierzu<br />
offensiv kommuniziert werden 47 .<br />
47<br />
http://www.gdw.de/index.php?mod=article_details&id_<br />
art=1898<br />
48<br />
4.2.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Einen Ansatz zur Nachfrageorientierung und Ausrichtung<br />
nach Zielgruppen am Wohnungsmarkt bietet<br />
eine ILS-Studie zu Wanderungsentscheidungen<br />
im <strong>Bergische</strong>n Land 48 . Die zahlreichen Abwanderungen<br />
gaben den Anlass, die Wanderungsbewegungen<br />
der Region zu analysieren. Fünf Wanderungstypen<br />
wurden herausgestellt:<br />
langfristige Rentabilitäts-/ Familienorientierte:<br />
„Das passende Objekt im richtigen Umfeld“<br />
langfristige Altersorientierte:<br />
„Wohnen in integrierten Lagen“<br />
biographisch Verwurzelte: „Dies ist mein Dorf“<br />
rational Gebundene:<br />
„Zwischenstation in der Stadt“<br />
optimal Angepasste:<br />
„Die Wohnung als Insel im Raum“<br />
Aus den Wanderungstypen lassen sich Zielgruppen<br />
ableiten. Deren spezielle Bedürfnisse und Präferenzen<br />
sollten verstärkt berücksichtigt werden, um Bewohner<br />
an die Region zu binden. Neben der Ausrichtung<br />
auf die Wohnbedürfnisse sollte auch versucht<br />
werden, neue Bewohner zu werben, um einen Ausgleich<br />
zu schaffen. Tatsächlich ist die Wanderungssituation<br />
nicht einseitig durch Abwanderungen geprägt.<br />
Es wandern auch viele Menschen zu, was für<br />
die Qualität der Region spricht. Solingen verzeichnete<br />
in den vergangenen Jahren sogar regelmäßig Wanderungsüberschüsse<br />
[vgl. Kapitel 2.2].<br />
48 ILS NRW Schriften 203 Demographischer Wandel in NRW: 34-49
Wohnen im Alter<br />
Wohnen in der<br />
normalen Wohnung<br />
bauliche Anpassungen<br />
barrierefreies Wohnen<br />
Gruppenwohnen mit<br />
ambulanter Betreuung<br />
Abb. 28 Quelle: BBR<br />
Betreutes und Service-<br />
Wohnen<br />
Kopplung von<br />
altersgerechten<br />
Wohnformen<br />
und individueller<br />
Einzelfallbetreuung<br />
Wohnanlage mit<br />
zusätzlichen Gemeinschaftseinrichtungen<br />
und integrierten<br />
Betreuungsangeboten<br />
Mögliche zentrale Zielgruppen aus der Analyse für<br />
die Region sind ältere Menschen, Hochbetagte, Migranten,<br />
Pendler, Familien mit Kindern, Einkommensstarke<br />
und Personen mit Marktzugangsschwierigkeiten<br />
sowie in Wuppertal zusätzlich Studenten.<br />
Akuter Handlungsbedarf zeichnet sich für das Wohnen<br />
im Alter im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck ab. Die<br />
Versorgung der steigenden Zahl an Hochbetagten<br />
außerhalb von stationären Einrichtungen stellt eine<br />
Herausforderung für die Zukunft dar. Die frühzeitige<br />
Entscheidung für einen geeigneten Wohnortstandort<br />
für das Alter ist hierbei von zentraler Bedeutung.<br />
Ein Drittel der Bevölkerung im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
hat einen Migrationshintergrund. Bei Wohnkonzepten<br />
für das Wohnen von Migranten sind deren<br />
kulturell bedingten besonderen Bedürfnisse zu<br />
beachten. Die in dieser Gruppe weit verbreitete Ausrichtung<br />
an der eher klassischen Familienstruktur<br />
mit großer Haushaltsgröße sowie der ausgeprägte<br />
Wunsch nach Eigentumsbildung sollten berücksichtigt<br />
werden. Benötigt werden große Mietwohnungen,<br />
vor allem im unteren Preissegment. Oft können<br />
Haushalte aus dieser Zielgruppe mit viel familiärer<br />
Selbsthilfe auch ohne großes Kapital Eigentum bilden.<br />
Hilfreich ist die Unterstützung von städtischer<br />
Seite mit der Bereitstellung günstiger Flächen sowie<br />
Gebäude oder der Erbpacht für städtische oder gemeinnützige<br />
Flächen für Bauwillige.<br />
Vor dem Hintergrund der negativen natürlichen<br />
Bevölkerungsentwicklung kommt der Gruppe<br />
der jungen Familien als Zukunftsgrundlage<br />
Stationäre<br />
Einrichtungen [Pfl ege im<br />
Mittelpunkt]<br />
Stationäre Angebote<br />
Stationäre<br />
Hausgemeinschaften<br />
Mietwohnanlagen<br />
mit integrierten<br />
Pfl egewohnplätzen<br />
Pfl egeheime<br />
Seniorenresidenzen<br />
Neue Wohnformen<br />
Altenwohngemeinschaften<br />
Mehrgenerationenwohnen<br />
Siedlungsgemeinschaften<br />
Ambulante Hausgemeinschaften<br />
große Bedeutung zu. Besondere Qualitäten des<br />
Wohnstandorts können Familien dabei unterstützen,<br />
den Spagat zwischen Berufstätigkeit und Kinderbetreuung<br />
zu bewältigen. Eine gute Infrastruktur,<br />
soziale Netzwerke und Betreuungsmöglichkeiten im<br />
Umfeld sind wichtige Standortfaktoren. Zudem muss<br />
der Wohnraum bezahlbar sein, der Wohnstandort<br />
sicher und attraktiv.<br />
Mit der Nähe zu den Agglomerationsräumen der<br />
Rheinschiene und dem Ruhrgebiet bietet sich das<br />
<strong>Bergische</strong> Städtedreieck als Wohnstandort für Auswärtige<br />
an. Der Preisunterschied im Miet- und Eigenheimsektor<br />
zur Rheinschiene macht das Wohnen<br />
für Pendler in der Region attraktiv. Oft sind die besonders<br />
einkommensstärkeren potenziellen Pendler<br />
an qualitativ hochwertigem Wohnraum in verkehrsgünstiger<br />
Lage interessiert.<br />
Gerade für Studenten lassen sich einzelne, auch<br />
größere Objekte, oft kostengünstig in vom Leerstand<br />
betroffenen Gebieten realisieren. Neue Konzepte mit<br />
zusätzlichen Serviceangeboten werden von Wohnungsunternehmen<br />
erprobt. Die Wohnlage richtet<br />
sich am Zentrum und der Universität aus. Daneben<br />
ist der günstige Preis ein entscheidendes Argument.<br />
Neue Wege gehen Konzepte, die Alt und Jung zusammenbringen.<br />
Wohnraum wird für einen Unkostenbeitrag<br />
im Eigenheim zur Verfügung gestellt und im<br />
Gegenzug werden „kleine Dienste“ vereinbart und<br />
übernommen.<br />
Die Einbeziehung neuer Wohnformen sollte bei<br />
der Entwicklung von Konzepten für Zielgruppen im-<br />
49
mer mit im Blickfeld bleiben. Gemeinschaftlich orientierte<br />
Wohnformen, oft als nicht gewinnbringendes<br />
Nischenprodukt abgetan, erreichen gut organisiert<br />
bereits Marktfähigkeit. Die starke Gemeinschaftsausrichtung<br />
findet nur in einem individuellen Kreis<br />
Anklang. Die Projektvielfalt im Bereich gemeinschaftliches<br />
Wohnen mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung<br />
erreicht auch weitaus größere Gruppen.<br />
Innovative Projekte können Impulse in der Region<br />
setzen und neue Standards, z.B. im Bereich Umwelt-<br />
und ressourcenschonendes Bauen, setzen.<br />
Zur Stärkung der Bestandsentwicklung der Region<br />
sollten regionale Besonderheiten beachtet werden.<br />
Die Gebäudepotenziale der Region bieten nicht nur<br />
Platz für Neues, sondern prägen die Region und es<br />
bedarf eines Schutzes der historischen Gebäude.<br />
Viele Schiefer- und Fachwerkhäuser sowie Villen<br />
wurden mit der Zeit überformt. Eine Sensibilisierung<br />
und Beratung der Eigentümer und Investoren sowie<br />
die Vermittlung von regionalen Betrieben mit spezifischen<br />
Kenntnissen können nicht nur die Gebäude<br />
erhalten, sondern auch eine fachgerechte Sanierung<br />
und Modernisierung der Gebäude gewährleisten.<br />
Gerade die ehemaligen Industriebauten sind Alleinstellungsmerkmale<br />
der Region und identitätsstiftend.<br />
Die Einbindung von Wohnnutzung stellt hier eine interessante<br />
Möglichkeit dar.<br />
49<br />
www.werkstatt-stadt.de [innovative Projekte im Städtebau]<br />
BBR<br />
50<br />
„Erhaltung, Stärkung und Verbesserung innerstädtischer Wohnquartiere sind<br />
anerkannte Ziele der Städtebaupolitik. Die wohnungspolitische und stadträumliche<br />
Bedeutung dieser Quartiere für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung hat<br />
dazu beigetragen, dass innovative Wohnungsbauprojekte gerade im Kontext<br />
von innerstädtischen Bestandsgebieten entstanden sind.“ 49<br />
Die Verbindung von alt und neu ist die große Herausforderung<br />
des Planens im Bestand – bietet aber<br />
auch große Chancen. Neben dem Ziel, regionale Besonderheiten<br />
zu erhalten, will sich die Region auch<br />
innovativ präsentieren. Eine Verknüpfung von alter<br />
Substanz und neuen Techniken kann sinnvolle Lösungen<br />
hervorbringen. Gerade bei Ergänzungen im<br />
Bestand und integriertem Neubau kann neuartige<br />
Architektur in der Region etabliert werden. Das Thema<br />
Baukultur wird derzeit in Nordrhein-Westfalen<br />
mit steigendem Interesse verfolgt und in den städtischen<br />
Zielsetzungen verankert.<br />
.<br />
In der Region <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck wurden verschiedene<br />
Ansätze in Projekten für zielgruppenspezifische<br />
Wohnangebote im Bestand angedacht<br />
und umgesetzt:<br />
Unter dem Titel „Soziales Dorf“ läuft am Standort<br />
Uellendahler Straße/ Kemper Häuschen das Projekt<br />
der „Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft<br />
Wuppertal“ der Caritas. Dieses ist sowohl ein Beispiel<br />
für ein Konzept zum Mehrgenerationenwohnen<br />
als auch für Umnutzungen im Bestand. Auf dem Gelände<br />
eines ehemaligen Kinderheims soll in Zukunft<br />
Mehrgenerationen- und altengerechtes Wohnen ermöglicht<br />
werden. Der Architekturwettbewerb sieht<br />
ein Zusammenleben von Alt und Jung in besonderer<br />
Qualität vor. Auf der höchsten Ebene des Areals entsteht<br />
ein Gebäude mit stationären Pflegewohngruppen.<br />
Von dort aus kann man die Siedlung überblicken<br />
und am Leben teilnehmen. Das Dorf besteht aus<br />
mehren Wohnhäusern mit Wohnungen für Singles,<br />
Senioren und Familien, die sich zentral um den Dorf-
platz reihen. Ein Fußwegenetz verbindet das Gefüge<br />
und kreuzt den zentralen Dorfplatz, der als Kommunikationsort<br />
für die Bewohner dient.<br />
Ein Beispiel für Flächenpotenziale für die Zielgruppe<br />
„Pendler“ ist das Umfeld des Bahnhofs Solingen-<br />
Ohligs. Dieses ist aufgrund der Nähe zum Stadtteilzentrum<br />
Ohligs und den Zugverbindungen zu Köln,<br />
Düsseldorf und dem Ruhrgebiet besonders interessant.<br />
Impulse bekommt der Bahnhof durch die Erneuerung<br />
des Zugangs zur Einkaufsstraße im Rahmen<br />
der Neugestaltung des Busbahnhofs. Mit einer<br />
Fußgängerüberführung wird auch die Ostseite der<br />
Bahntrasse angeschlossen und erlangt neue Attraktivität.<br />
Brachliegende und mindergenutzte Flächen<br />
im Osten des Bahnhofs bieten Flächenpotenziale für<br />
die Entwicklung neuer Wohneinheiten.<br />
Ein Beispiel für die Umnutzung eines<br />
denkmalgeschützten Gebäudes ist das Projekt<br />
„Service-Wohnen“ in Unterbarmen. Die geplante<br />
Wohnform ist eine Verbindung von Wohnungen<br />
für ältere Menschen und einem Altenheim. Es soll<br />
eine Seniorenwohnanlage mit 11 Wohneinheiten<br />
im größten Fachwerkhaus Unterbarmens<br />
entstehen. Wohnbegleitende Serviceleistungen,<br />
ambulanter Pflegedienst, Unterstützung bei der<br />
Haushaltsführung, 24-h Notrufbereitschaft und<br />
Fahrdienste können modular dazu gebucht werden.<br />
Ziel ist es, den Bewohnern eine selbstständige<br />
Lebensführung zu ermöglichen. Im Vordergrund<br />
steht das gemeinschaftliche Zusammenleben. In<br />
die Umbauarbeiten ist die Denkmalschutzbehörde<br />
mit eingebunden. Zusätzlich werden energetische<br />
Aspekte berücksichtigt. Hierdurch wird eine<br />
zukunftsweisende Verknüpfung verschiedener<br />
aktueller Thematiken ermöglicht.<br />
Die Entwicklung des ehemaligen Rangierbahnhofes<br />
Wichlinghausen in Wuppertal zum innerstädtischen<br />
Wohnstandort „<strong>Bergische</strong>s Plateau“ 50 ist ein Projekt<br />
der aurelis Real Estate GmbH & Co. KG. Das Gebiet<br />
umfasst 14 Hektar und stellt eines der größten<br />
Entwicklungspotenziale in Wuppertal dar. Im Rahmen<br />
der stadtpolitischen Zielsetzungen soll ein familienfreundliches<br />
Angebot geschaffen werden. Das<br />
ausgewählte Konzept setzt die Anregungen aus der<br />
vorlaufenden moderierten Bürgerbeteiligung um.<br />
Ziel ist die Realisierung eines urbanen und gleichzeitig<br />
grünen Stadtteilquartiers mit eigener Identität in<br />
zentraler Lage. Dabei soll eine möglichst breite und<br />
vielfältige urbane Nutzungsmischung mit zukunftsweisenden<br />
Bauformen verwirklicht werden. 300<br />
Wohneinheiten sollen in Ein- und Mehrfamilienhäusern<br />
entstehen. Geplant sind sowohl Eigenheime als<br />
auch Mietwohnungen.<br />
Mit den Projekten Arrenberg'sche Höfe und Elba-<br />
Fabrik werden im Wuppertaler Stadtteil Arrenberg<br />
die Potenziale innerstädtischer Brachflächen<br />
genutzt, um hochwertige Wohnangebote zu<br />
schaffen. Dabei werden aktuelle Wohntrends<br />
berücksichtigt: Der Trend zurück in innerstädtische<br />
Lagen mit deren Nahversorgungsmöglichkeiten,<br />
Kulturangeboten und Gastronomie sowie der Wunsch<br />
50 http://www.bergisches-plateau.de<br />
51
Abb. 29 Quelle: www.wohnquartier-4.de<br />
nach individuellem Wohnen in außergewöhnlichen<br />
Gebäuden und atmosphärischer Wohnumgebung.<br />
Mit den Projekten in unmittelbarer Nähe zur Wupper<br />
werden die Chancen des Elements Wasser für die<br />
Wohnumfeldqualität genutzt. Es wird deutlich, dass<br />
gerade im Bestand hochwertige Wohnangebote<br />
geschaffen werden können.<br />
Das Modellprojekt WohnQuartier 4 wurde nach<br />
zweijähriger Entwicklungsphase am 1. April 2008<br />
in Remscheid-Hohenhagen gestartet. Es verfolgt<br />
das Ziel, Lösungswege für den Umgang mit dem<br />
Demografischen Wandel aufzuzeigen. WohnQuartier 4<br />
ist dabei als eine Formel zu verstehen, in der<br />
die Quartiersgestaltung auf der Grundlage von<br />
vier kombinierbaren Faktoren entwickelt wurde:<br />
Wohnen und Wohnumfeld, Gesundheit, Service<br />
und Pflege, Partizipation und Kommunikation<br />
sowie Bildung, Kunst und Kultur. Das Konzept ist<br />
in Zusammenarbeit der Hochtief Construction AG,<br />
dem Evangelischen Erwachsenenbildungswerk<br />
Nordrhein, dem Diakonischen Werk Rheinland<br />
und einem interdisziplinären Experten-Team<br />
entstanden. Remscheid-Hohenhagen ist einer<br />
von zwei Modellstandorten. Mit Fördermitteln der<br />
Stiftung Wohlfahrtspflege und unter Begleitung<br />
des Landesministeriums für Generationen, Familie,<br />
Frauen und Integration wird das Projekt über einen<br />
Zeitraum von drei Jahren erprobt. Im Verbund<br />
mit den örtlichen Trägern und unter intensiver<br />
Beteiligung und Mobilisierung der Bewohner sollen<br />
zu den vier Faktoren integrierende Strategien und<br />
Projekte entwickelt und umgesetzt werden. Ziel<br />
ist es, Senioren den Alltag zu erleichtern und Hilfe<br />
52<br />
anzubieten. Die bewegte Topografie Hohenhagens<br />
stellt eine besondere Herausforderung für die<br />
barrierearme Quartiersgestaltung dar 51 .<br />
4.2.2 Andere Regionen<br />
Region Bonn: Strategie Wohnungsmarkt<br />
Die Region Bonn verfolgt sowohl eine Wohnbaulandpolitik<br />
auf regionaler Ebene, als auch eine strategische<br />
Wohnungsstandortpolitik. Die Wohnungsbaupolitik<br />
setzt auf zusätzliche Bauflächen durch eine<br />
Mischung aus der Aktivierung von Flächen durch Innenentwicklung,<br />
Arrondierung und Neuausweisung.<br />
In einer Bestandsanalyse wurden Neubaupotenziale<br />
und Umnutzungs- und Verdichtungspotenziale<br />
festgelegt. In der strategischen Wohnungsstandortpolitik<br />
setzt die Region sowohl auf die Versorgung<br />
von Nachfragern mit Marktzugangsschwierigkeiten<br />
als auch auf die Ausrichtung auf veränderte Nachfragestrukturen<br />
am Wohnungsmarkt 52 . Unter Berücksichtigung<br />
der aktuellen Ausdifferenzierung<br />
der Lebensstile und des Demografischen Wandels<br />
werden Nachfragetypen für die Region gebildet. Mit<br />
dem übergeordneten Ziel der Bestandsentwicklung<br />
werden Wohnungsangebote weiterentwickelt und<br />
die Strategie auf unterschiedliche Marktsegmente<br />
ausgerichtet. Strategien für die Region werden für<br />
vier zentrale Segmente entwickelt. Für das Segment<br />
„Wohnen im Alter“ werden Standorte in zentra-<br />
51<br />
www.wohnquartier-4.de<br />
52<br />
http://www.bonn.de/imperia/md/content/umweltundgesundheit-planen-bauenundwohnen/stadtplanung/stadtentwicklung/<br />
wohnbauflaechen/isselmann_vortrag.pdf
ler Lage und fußläufiger Erreichbarkeit des Versorgungsangebots<br />
präferiert. Aufgrund zunehmender<br />
Nachfrage im Segment „Wohnen auf Zeit“ wird auf<br />
Wohnungen mit zusätzlichen Serviceleistungen und<br />
flexible Miet- und Eigentumskonzepte gesetzt. Für<br />
das Segment „Wohnen mit Kindern in zentralen Lagen“<br />
ist neben der Verbesserung des Angebots durch<br />
veränderte Wohnungsgrundrisse und eine Anpassung<br />
an derzeitige Standards, die Verfügbarkeit von<br />
bewachten Außenflächen wichtig. Gerade Quartiere<br />
mit Einwohnerrückgängen können dadurch gestärkt<br />
und stabilisiert werden. Im traditionellen Segment<br />
„Wohnen für Personen mit Marktzugangsschwierigkeiten“<br />
werden preissensiblen Nachfragegruppen<br />
geeignete Grundstücke vorbehalten 53 . Mittlerweile<br />
sind die Strategien in einem umsetzungsorientierten<br />
regionalen Handlungskonzept Wohnen für die Region<br />
festgelegt. Die weiteren Entwicklungen sind mit<br />
Spannung zu verfolgen 54 .<br />
53 Bundesstadt Bonn, Stadtplanungsamt, Januar 2007<br />
54 www.wohnregion-bonn.de<br />
Potsdam- Mittelmark: Arbeitskreis<br />
„Wohnen der Zukunft“<br />
Der Landkreis Mittelmark ist stark vom Demografischen<br />
Wandel betroffen. Hohe Anteile von über 50-<br />
Jährigen und Hochbetagten machen Überlegungen<br />
zu neuen Konzeptionen notwendig. Im Rahmen eines<br />
regionalen Arbeitskreises werden neue Wohnformen<br />
gesucht. Diese beziehen sich unter anderem auf aktives<br />
Älterwerden, ein gemeinsames Miteinander von<br />
Alt und Jung und Wohngemeinschaften Gleichaltriger.<br />
Um die Entwicklung im Landkreis zu unterstützen,<br />
hat der Arbeitskreis sich zum Ziel gesetzt, nicht<br />
nur zu informieren, sondern auch die Öffentlichkeit<br />
zu sensibilisieren. Mit gebündelten Kräften soll die<br />
Entwicklung von Modellprojekten vorangetrieben<br />
werden. Bei größeren Veranstaltungen finden sich<br />
die Akteure in mehrmonatigem Abstand zusammen.<br />
Projektgruppen treffen in regelmäßigen Abständen<br />
zusammen 55 .<br />
Berlin: Das Geckohaus<br />
Das Geckohaus in Berlin ist ein Beispiel für auf Zielgruppen<br />
ausgerichtete Immobilienentwicklung. Es<br />
handelt sich um ein Plattenbau-Ensemble aus dem<br />
Jahr 1985, das bereits nach fünf Jahren durch Leerstand<br />
und Verwahrlosung gekennzeichnet war. Der<br />
unsanierte Komplex besteht aus fünf Wohnblöcken<br />
mit insgesamt 362 Wohneinheiten. Trotz wenig at-<br />
55 www.potsdam-mittelmark.de; http://www.demografie-pm.de<br />
53
Geckohaus<br />
Abb. 30 Quelle: www.geckohaus.de<br />
traktiver Lage kaufte die International Real Estate<br />
PLC [IRE] den Bestand. Eine geeignete Zielgruppe für<br />
das Objekt wurde definiert: innovativ, niedriger bis<br />
mittlerer Einkommensstatus, Lebensphase zwischen<br />
18 und 33 Jahren. Für Rentner und Familien ist das<br />
Objekt nicht geeignet. So zielt das Gestaltungs- und<br />
Vermarktungskonzept auf die Zielgruppe mit den Eigenschaften<br />
„spritzig, jung und frech“ ab.<br />
Das Sanierungskonzept beinhaltet eine komplette<br />
Umgestaltung der Fassaden, Gemeinschaftsflächen<br />
und Außenbereiche. Mit einer freundlich, fröhlich<br />
und besonders farbenfrohen Farbgebung soll die<br />
Attraktivität gesteigert werden. Das Alleinstellungsmerkmal<br />
liefert das Markenzeichen des Gecko als<br />
wiederkehrendes Motiv und Namensgeber.<br />
Ein zusätzlicher Eye-Catcher ist die nächtliche Beleuchtung<br />
der Dächer und die Graffitikunst im Eingangsbereich.<br />
Für die Wohnungen gibt es zwei<br />
Gestaltungstypen: der günstige „Cotto“ und der exklusive<br />
„Move“. Für das Cotto-Konzept wurden nur<br />
geringe Investitionen in Modernisierung getätigt.<br />
Der Typ Move wurde hingegen hochwertig und variantenreich<br />
ausgestattet. Die baulichen Maßnahmen<br />
wurden durch ein Marketingkonzept flankiert. Alle<br />
Kommunikationsinstrumente weisen ein modernes,<br />
in Typographie und Farbgebung junges Design auf<br />
und stellten den Gecko heraus. Zur Kommunikationsstrategie<br />
gehörte es darüber hinaus, die Interessenten<br />
bei der Besichtigung zu duzen und einen<br />
kurzen einseitigen Mietvertrag zu verwenden. In der<br />
Vermietungsphase wurde zur Beschleunigung ein<br />
Vermietungsbüro vor Ort und eine Musterwohnung<br />
54<br />
eingerichtet. Die Strategie der IRE war erfolgreich.<br />
Die Wohnungen konnten komplett vermietet, die<br />
durchschnittlichen Mieteinnahmen deutlich erhöht<br />
werden 56 .<br />
Grundlage für die Zielgruppenfestlegung war das<br />
„3x3-Lebensweltenmodell“. Zunächst wurde anhand<br />
der vorhandenen Lagebedingungen eine geeignete<br />
Zielgruppe herausgearbeitet. Die Einkommensverhältnisse,<br />
Vorlieben und Bedürfnisse dieser Gruppe<br />
werden analysiert. Lebenswelt und Wohnwünsche<br />
werden aufgezeigt. Hieraus kann abgeleitet werden,<br />
welche baulichen Maßnahmen ergriffen werden<br />
müssen, um den Bedürfnissen der ausgewählten<br />
Zielgruppe gerecht zu werden und wie die Aufmerksamkeit<br />
der Zielgruppe auf das Objekt gerichtet werden<br />
können 57 .<br />
56<br />
www.geckohaus.de<br />
57<br />
Quelle: iib – Institut Innovatives Bauen Dr. Hettenbach GmbH
Regionales<br />
Wohnstandortmarketing<br />
4.3 Regionales Wohnstandortmarketing<br />
Vor dem Hintergrund des allgemeinen Bevölkerungsrückgangs<br />
nimmt die Konkurrenz um Einwohner zu.<br />
Um Neubürger zu gewinnen und die bestehende<br />
Bevölkerung zu halten, müssen die Qualitäten des<br />
Standortes klarer herausgestellt und vorhandene Angebote<br />
besser präsentiert werden. Ziel eines Wohnstandortmarketings<br />
für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />
wäre es, die Region als Wohn- und Lebensraum zwischen<br />
der Rheinschiene, dem Ruhrgebiet und den<br />
ländlichen angrenzenden Kreisen zu positionieren.<br />
Hierzu muss das Profil der Region gestärkt und die<br />
vorhandenen Stärken offensiv nach außen und innen<br />
kommuniziert werden. Das Marketing nach außen<br />
soll dazu beitragen, neue Bewohner für den Standort<br />
zu gewinnen. Nach innen soll die Identifikation mit<br />
der Region gestärkt werden, um die Bürger an die<br />
Region zu binden.<br />
Zu Beginn ist es wichtig, die regionalen Besonderheiten<br />
und Stärken der Region als Wohn- und Lebensraum<br />
herauszuarbeiten. Im Rahmen der Profilbildung<br />
sollten die besonderen Qualitäten und<br />
Alleinstellungsmerkmale der Region zu den konkurrierenden<br />
Standorten herausgestellt werden. Wichtig<br />
ist es, sowohl die Region als Ganzes zu präsentieren,<br />
als auch auf die besonderen Qualitäten der<br />
einzelnen Stadtteile einzugehen. Um eine möglichst<br />
große Nähe zur Nachfrageseite zu erreichen, sollten<br />
die Bürger bereits bei der Profilbildung einbezogen<br />
werden. Aber auch bei der Durchführung konkreter<br />
Projekte und Maßnahmen können sie einen wichtigen<br />
Beitrag leisten. Viele Bürgervereine und -initiati-<br />
ven engagieren sich für Attraktivität und Image ihres<br />
Stadtteils, ihrer Stadt oder Region. Bürger, die für ihren<br />
eigenen Wohnort werben, haben eine besondere<br />
Überzeugungskraft. Die Bürgervereine sind vor allem<br />
auf Stadtteilebene vertreten. Hier tragen sie, z.B. mit<br />
der Organisation von Stadtteilfesten, zu einer Imageverbesserung<br />
und stärkeren Identifikation mit dem<br />
Wohnort bei.<br />
Zu einer positiveren Wahrnehmung der Qualitäten<br />
des Wohn- und Lebensraums können organisierte<br />
Führungen durch die Region beitragen. Diese können<br />
sowohl an Einheimische als auch Ortsfremde<br />
gerichtet sein. Im Rahmen dessen ist die Mitwirkung<br />
engagierter Bürger als ortskundige Führer gut vorstellbar.<br />
Wichtig ist es, die zentralen Zielgruppen direkt anzusprechen.<br />
Einzelne Standorte können gezielt für<br />
bestimmte Zielgruppen entwickelt und beworben<br />
werden. Hierzu könnten parallel zu baulichen Maßnahmen<br />
auch spezielle Service- und Dienstleistungen<br />
für die Bewohner angeboten werden. Dies erhöht die<br />
Wirkungen der Maßnahmen. Um Neubürger langfristig<br />
an die Region zu binden, sollte bereits zu Beginn<br />
versucht werden, diese offensiv von den Qualitäten<br />
der Region zu überzeugen. Begrüßungspakete mit<br />
Gutscheinen für Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />
sowie Informationsbroschüren über die vielfältigen<br />
Angebote sind hierfür ein bewährtes Mittel. Eine<br />
wichtige Zielgruppe sind Menschen, die nicht in der<br />
Region wohnen, aber dort einen Job, eine Ausbildung<br />
oder ein Studium beginnen. Diese sind möglicherweise<br />
besonders offen für einen Umzug in die Region.<br />
55
Durch eine gezielte Ansprache, z.B. die Überreichung<br />
eines Begrüßungspaketes zur Einschreibung an der<br />
Universität, sollte versucht werden, sie vom Wohnstandort<br />
<strong>Bergische</strong>s Städtedreieck zu überzeugen.<br />
Ein Hindernis für Wohnungssuchende ist oftmals die<br />
mangelnde Transparenz über die Wohnungs-, Haus-<br />
und Grundstücksangebote auf dem Markt sowie fehlende<br />
Kenntnis über die Eigenschaften der einzelnen<br />
Stadtteile und Quartiere. Das erfolgreiche Finden des<br />
geeigneten Angebots wird hierdurch erschwert. Ein<br />
vielversprechender Ansatz ist die Nutzung des Internets<br />
als Werbe- und Informationsplattform für den<br />
Wohnstandort. Informationen über die Qualitäten<br />
des Region und der verschiedenen Stadtteile können<br />
gebündelt und leicht zugänglich präsentiert werden.<br />
Verknüpfungen zu den Homepages von Wohnungsunternehmen<br />
aus der Region können die Orientierung<br />
für Wohnungssuchende erleichtern.<br />
Die Bildung einer Dachmarke für die verschiedenen<br />
Aktivitäten kann die Wahrnehmung nach innen und<br />
außen erhöhen und zu einer besseren Orientierung<br />
für die Nutzer der Angebote beitragen. In Anlehnung<br />
an die bestehenden Marken, z.B. kompetenzhoch³,<br />
bietet sich der Titel „wohnenhoch³“ an.<br />
4.3.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Die Grundlagen für ein gemeinsames Wohnstandortmarketing<br />
wurden bereits gelegt. Die Kooperation<br />
zwischen den Kommunen ist erprobt und der Name<br />
„<strong>Bergische</strong>s Städtedreieck“ etabliert. Hierauf kann bei<br />
der Profilierung des Standortes aufgebaut werden.<br />
56<br />
Angestoßen durch die Regionale 2006 wurden<br />
bereits mehrere regionale Marken im <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreieck etabliert. Darunter „kompetenzhoch³“<br />
als Dachmarke für die Wirtschaftsregion. Unter der<br />
Marke investhoch³ wurde 2008 ein Internetportal<br />
für die Vermarktung bedeutsamer Gewerbeflächen<br />
eingerichtet. Dieses Angebot könnte als Vorbild für<br />
eine Online-Präsentation der Wohnregion <strong>Bergische</strong>s<br />
Städtedreieck dienen. Die Gewerbeflächen sind online<br />
über eine interaktive Landkarte sowie Luftbilder zu<br />
betrachten. Zu jedem Standort liegt ein detailliertes<br />
Exposé mit den wichtigsten Angaben zur Fläche und<br />
den Ansprechpartnern vor.<br />
Aktivitäten der Städte<br />
Auch auf städtischer Ebene finden sich Ansätze<br />
einer Markenbildung. In Wuppertal wird mit der<br />
Kampagne „Wuppertal. keiner wie wir“ versucht, die<br />
verschiedenen Facetten der Stadt herauszustellen<br />
und in einer Marke zu bündeln. In Solingen greift der<br />
Slogan „Echt.Scharf.Solingen.“ die identitätsprägende<br />
Historie auf.<br />
In Remscheid wurden für alle vier Stadtteile<br />
Marketingräte ins Leben gerufen. Seit Mitte 2003<br />
existiert darüber hinaus als Dachorganisation der<br />
Marketingrat Remscheid. Die Marketingräte<br />
engagieren sich für die Steigerung der Attraktivität<br />
von Stadt und Stadtteilen als Wohn- und Lebensraum.<br />
Sie verfolgen das Ziel, vorhandene Kräfte zu bündeln,<br />
neue Partnerschaften zwischen verschiedenen<br />
Gruppen zu begründen und die Außendarstellung<br />
zu verbessern. Die Marketingräte in den einzelnen
WuppertalINSIDE 2009<br />
Potenziale erkennen<br />
Projekte vorstellen<br />
Standort kommunizieren<br />
Stadtteilen weisen eine stärkere Innenorientierung<br />
auf. Sie sind mittlerweile als Vereine organisiert<br />
[z.B. „Lennep Offensiv e.V.“] und veranstalten u.a.<br />
Bürgerfeste und Musikveranstaltungen.<br />
Ein auf Investoren ausgerichtetes Konzept ist die<br />
seit 2007 jährlich stattfindende Investorentour<br />
„Wuppertal INSIDE“ mit Vertretern der<br />
Immobilienwirtschaft. Diese wird von der<br />
Wirtschaftsförderung Wuppertal in Zusammenarbeit<br />
mit Stadtverwaltung und Stadtmarketing mit dem<br />
Slogan: „investorenfreundlich- keiner wie wir“<br />
organisiert. Auf einer Tour durch die Stadt werden<br />
den Interessenten ausgewählte Gewerbe- und<br />
Wohnbauflächen vorgestellt. Hierdurch erhalten<br />
sie einen Überblick über das Angebot in der Stadt.<br />
Es bietet sich die Chance zur Präsentation des<br />
Wohnstandortes mit überzeugenden Projekten.<br />
Als Instrument zur dauerhaften Bindung von<br />
Wuppertaler Neubürgern an die Stadt erhalten<br />
diese von der Wuppertaler Marketing GmbH 61<br />
neben umfassendem Informationsmaterial über<br />
das Freizeit- und Kulturangebot der Region ein<br />
Begrüßungspaket mit Gutscheinen für Wuppertaler<br />
Einrichtungen und Unternehmen, beispielsweise den<br />
Wuppertaler Zoo.<br />
61 http://www.wuppertal-marketing.de/320.html<br />
Bürgerschaftliches Engagement<br />
In der Region sind zahlreiche Bürgervereine und<br />
Interessengemeinschaften [IG] auf Stadtteilebene<br />
aktiv. Diese setzen sich für mehr Lebensqualität<br />
im Stadtteil ein, aber auch für dessen bessere Innen-<br />
und Außendarstellung. Die Initiative geht sowohl von<br />
Bürgern, als auch im Stadtteil beheimateten Unternehmern<br />
aus.<br />
In der Elberfelder Nordstadt [Ölberg] ist bereits seit<br />
einigen Jahren der Verein „Unternehmer/innen<br />
für die Nordstadt e.V.“ 62 aktiv. Dieser setzt sich für<br />
eine aktive Stadtteilförderung ein. Ziel des Vereins ist<br />
es unter anderem, das Profil der Nordstadt zu definieren<br />
und zu verbessern. Hierzu werden Werbekonzepte,<br />
Feste und Veranstaltungen durchgeführt. Als<br />
Symbol für die Identifikation mit dem Quartier werden<br />
Pullover und T-Shirts mit der Aufschrift „Ölberg“<br />
verkauft.<br />
Jüngstes Beispiel für die Gründung eines stadtteilbezogenen<br />
Bürgervereins ist der „Aufbruch am<br />
Arrenberg e.V.“ 63 . Dieser wurde im Oktober 2008<br />
von engagierten Unternehmern aus dem Stadtteil<br />
gegründet. Die Wuppertaler Quartiersgesellschaft<br />
[WQG] unterstützte den Entstehungsprozess. Der<br />
Verein beabsichtigt, unter anderem durch die Erarbeitung<br />
eines Stadtteilführers und die Ausrichtung<br />
eines Stadtteilfestes das Image des Stadtteils nach<br />
innen und außen zu verbessern.<br />
62<br />
www.unternehmen-nordstadt.de<br />
63<br />
www.aufbruch-am-arrenberg.de<br />
57
Internetangebot des Spar- und Bauverein Solingen<br />
Abb. 31 Quelle: www.sbv-solingen.de<br />
Auch auf gesamtstädtischer Ebene gibt<br />
es positive Ansätze bürgerschaftlichen<br />
Engagements. Ein herausragendes Beispiel ist die<br />
Wuppertalbewegung 64 . Wichtigstes Projekt des<br />
Vereins ist die Umnutzung der im Norden Wuppertals<br />
verlaufenden „Rheinischen Strecke“ in einen Fuß-<br />
und Radweg. Unter dem Titel „Nordbahntrasse“<br />
ist es der Wuppertalbewegung gelungen, große<br />
Aufmerksamkeit und Begeisterung für dieses Projekt<br />
in der Region, aber auch Bekanntheit darüber hinaus,<br />
zu erzielen.<br />
Der Stadtmarketingverein Wuppertal aktiv<br />
e.V. ist ein 1996 gegründeter Verein mit dem<br />
Ziel, das Image Wuppertals zu stärken. In dem<br />
Verein haben sich Unternehmen und engagierte<br />
Privatpersonen, Organisationen und Initiativen<br />
zusammengeschlossen. Unter anderem organisiert<br />
Wuppertal aktiv zusammen mit der der Stadtmarketing<br />
GmbH das jährlich stattfindende Stadtfest „24-<br />
Stunden-live“ 65 .<br />
Private Anbieter<br />
Der privat betriebene Service „Wupperdomizil“<br />
sieht sich als Ansprechpartner rund um die Themen<br />
Gästebetreuung und Wohnortwechsel. Angesprochen<br />
werden Unternehmen und Privatpersonen. Unter<br />
dem Slogan: „Wo es mir gut geht, da bin ich zu<br />
Hause“, werden Kunden bei Wohnungssuche,<br />
Umzugsorganisation und sonstigen, mit einem Umzug<br />
64 www.wuppertalbewegung.de<br />
65 www.wuppertal-aktiv.de<br />
58<br />
verbunden Aufgaben unterstützt. Für Unternehmen<br />
stellten sie Wohnangebote in gewünschter Wohnlage<br />
und Ausstattung für zukünftige Angestellte<br />
zusammen 66 .<br />
Ein Positivbeispiel für eine moderne Präsentation des<br />
Wohnangebotes ist die Homepage des Spar- und<br />
Bauvereins Solingen. Dieser bietet online umfangreiche<br />
Informationen zu den einzelnen Siedlungen<br />
und dem Wohnstandort sowie aktuelle Wohnungsangebote.<br />
Wohnungssuchende erhalten hierdurch<br />
einen schnellen Überblick über das vorhandene Angebot.<br />
Zu den einzelnen Siedlungen sind Informationen<br />
zu Siedlungs- und Gebäudetyp sowie Anzahl,<br />
Größe und Modernisierungsstand der Wohnungen<br />
verfügbar. Daneben werden Angaben zu vorhandener<br />
Infrastruktur [Nahversorgung, Schulen, Verkehrsanbindung,<br />
Kindergärten], Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten<br />
und zusätzlichen Serviceangeboten<br />
gemacht. Zur Orientierung für die Wohnungssuchenden<br />
werden Empfehlungen für einzelne Nachfragergruppen<br />
gegeben. Die Orientierung wird mit<br />
Wortmarken erleichtert [„ Neu & neuwertig“: Stilvoll<br />
modernisierter Altbau und attraktiver Neubau; “Mehr<br />
für Sie“: Einzelmodernisierte Wohnungen in guter<br />
Lage und Ausstattung; „Gut & günstig“: Wohnungen<br />
zum kleinen Preis – für den jungen Single oder die<br />
Familie; „ Selbständig & sicher“: Seniorenfreundliche<br />
und barrierearme Wohnungen]. Das Serviceangebot<br />
wird durch individuelle Beratungen abgerundet 67 .<br />
66<br />
www.wupperdomizil.de<br />
67<br />
www.sbv-solingen.de
4.3.2 Andere Regionen<br />
„Der Teltow“: Regionalmarketing<br />
Ein Beispiel für ein von der Bürgerschaft getragenes<br />
Regionalmarketing ist in der im Süden Berlins<br />
gelegenen Region „Teltow“ zu finden. Der Verein<br />
„Regionalmarketing Der Teltow“ wurde 2007 von<br />
engagierten Bürgern mit dem Ziel gegründet, die<br />
Attraktivität der Region zu steigern. Das Regionalbewusstsein<br />
und die emotionale Bindung der Menschen<br />
an die Region sollen gestärkt werden. Hierzu<br />
soll ein „nachhaltiges Regionalmanagement“ betrieben<br />
werden. Zentraler Bestandteil dieses Konzeptes<br />
ist es, die regionalen Akteure zu vernetzen und<br />
gute, innovative Ideen aus der Region zu fördern.<br />
Die besten Ideen werden im Rahmen einer jährlich<br />
stattfindenden Veranstaltung mit dem „Toscar“ ausgezeichnet.<br />
Herausgestellt werden dabei besonders<br />
regionale Produkte, Beiträge zum sanften Tourismus<br />
und Unternehmen mit ökologischen Konzepten oder<br />
besonderem Engagement für die Ausbildung 68 .<br />
Schwerin und Wilhelmshafen:<br />
Wohnstandortinfo<br />
Die Städte Schwerin und Wilhelmshaven haben<br />
ein Internetportal zur Wohnstandortsuche<br />
eingerichtet. Es stellt ein umfassendes Konzept<br />
dar, Wohnungssuchende bei der Ermittlung des<br />
optimalen Wohnstandortes zu unterstützen.<br />
68 www.regionalmarketing-derteltow.org<br />
Das Projekt ist in Zusammenarbeit mit der TU<br />
Dortmund entwickelt worden. Mögliche Woh nungsinteressenten<br />
können schnell und indi viduell<br />
über das Angebot informiert werden. Nach der<br />
Angabe der persönlichen Anforderungen an den<br />
Wohnstandort [Wohnumfeld, Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes,<br />
Einkaufsmöglichkeiten, Schu len, Kultur-<br />
und Freizeitangebote] und zusätz licher statistischer<br />
Daten werden passende Stadtteile für den Suchenden<br />
ermittelt. Aktuelle Immobilienangebote können direkt<br />
über den Partner Immobilienscout24 abgerufen<br />
werden. Die eher klassische Suche über die Wohnform<br />
[Wohnung/Haus; zum Kauf/zur Miete] in den<br />
Stadtteilen bietet eine Alternative. Ein zusätzliches<br />
Feature ist ein Mobilitätskostenrechner für<br />
den individuellen Wohnstandort. Mithilfe dieses<br />
Rechners können die Mobilitätskosten für den Weg<br />
zum Arbeitsplatz für verschiedene Wohnstandorte<br />
innerhalb der Stadt komfortabel errechnet<br />
und verglichen werden. Weitere umfangreiche<br />
Informationen zu Infrastruktur und Besonderheiten<br />
der Stadtteile werden über einen interaktiven<br />
Stadtplan bereitgestellt. Aktuelle Informationen zu<br />
baulichen Projekten und Neubaugebieten sowie der<br />
aktuelle Mietspiegel sind im Angebot inbegriffen.<br />
Um den Kontakt zu den örtlichen Anbietern zu<br />
erleichtern, sind örtliche Wohnungsunternehmen<br />
aufgelistet und aktuelle Angebote ersichtlich. Das<br />
Informationsangebot aus dem Internet wird ergänzt<br />
um eine persönliche Beratung vor Ort in einer zentral<br />
eingerichteten Beratungsstelle 69 .<br />
69<br />
http://www.schwerin.wohnstandort.info/<br />
http://www.wilhelmshaven.wohnstandort.info/<br />
59
60<br />
Impressum<br />
Bearbeitung:<br />
<strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> GmbH<br />
Stadt- und Regionalentwicklung<br />
Kölner Straße 8<br />
42651 Solingen<br />
Cand.-Ing. Verena Kreuter<br />
Cand.-Arch. Matthias Kübel<br />
Cand.-Ing. Marco Scheil<br />
Cand.-Ing. Arne Schwöbel<br />
Dipl.-Ing. Bauassessor Carsten Zimmermann<br />
Projektleitung:<br />
Carsten Zimmermann<br />
Tel. +49 [0] 212 881606 68<br />
Fax +49 [0] 212 881606 66<br />
zimmermann@bergische-agentur.de<br />
www.bergische-agentur.de<br />
Gestaltung und Layout:<br />
Verena Kreuter<br />
Fotos:<br />
Günter Lintl<br />
Städte Remscheid, Solingen, Wuppertal<br />
© www.photocase.com<br />
Akteure der Region<br />
Solingen, im August 2009<br />
Die <strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen<br />
der Städte Wuppertal, Solingen,<br />
Remscheid, der bergischen Stadtsparkassen,<br />
der IHK und der Wirtschaftsförderung Wuppertal. Die<br />
<strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> bündelt und koordiniert<br />
Entwicklungsaufgaben und Strukturprojekte von<br />
regionaler Bedeutung.