24.10.2012 Aufrufe

zukunfthoch³ - Bergische Entwicklungsagentur Gmbh

zukunfthoch³ - Bergische Entwicklungsagentur Gmbh

zukunfthoch³ - Bergische Entwicklungsagentur Gmbh

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>zukunfthoch³</strong><br />

Wirtschaft und Einzelhandel<br />

Bestandsaufnahme und Arbeitsschwerpunkte<br />

1


<strong>zukunfthoch³</strong> - Regionales Standortkonzept<br />

<strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Die <strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> wurde im Jahr 2008<br />

von ihren Gesellschaftern mit der Erarbeitung eines Regionalen<br />

Standortkonzepts für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />

beauftragt.<br />

Die Erarbeitung dieser regionalen Stadtentwicklungsstrategie<br />

gliedert sich in folgende Bausteine:<br />

Baustein 1 - Bestandsaufnahme<br />

Baustein 2 - Regional integriertes Standortkonzept<br />

[Masterplan]<br />

Baustein 3 - Marketingkonzept<br />

Betrachtet werden folgende für die Zukunft des <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreiecks bedeutende Themenfelder:<br />

Wohnen<br />

Wirtschaft und Einzelhandel<br />

Freizeit, Kultur und Tourismus<br />

Stadt- und Landschaftsbild<br />

Bildung und Wissenschaft<br />

Mit dieser Broschüre wollen wir Ihnen nun die Ergebnisse<br />

der Bestandsaufnahme im Bereich Wirtschaft und<br />

Einzelhandel vorlegen.<br />

Komplettiert wird die Bestandsaufnahme für jedes Themenfeld<br />

durch die Ergebnisse des Projektaufrufs an die<br />

regionalen Akteure, kreative Ideen und Projektvorschläge<br />

für Leit- und Zukunftsprojekte einzureichen. Diese<br />

Vorschläge werden in einer separaten Projektbroschüre<br />

dokumentiert, die Ihnen ebenfalls zugesandt wurde. Die<br />

Vorwort<br />

Broschüren sollen Grundlage für die nun stattfi ndenden<br />

Workshops sein und Anregungen zur Diskussion bieten.<br />

Die halbtägig angelegten Veranstaltungen dienen der<br />

Erarbeitung eines regionalen Profi ls - in diesem Fall mit<br />

Blick auf das Themenfeld Wirtschaft und Einzelhandel.<br />

Andererseits sollen die abgeleiteten Arbeitsschwerpunkte<br />

diskutiert werden.<br />

Der Aufbau der Broschüren zu jedem der fünf Themenfelder<br />

ist daher vom Grundsatz immer identisch:<br />

Einleitung<br />

Beschreibung von globalen Trends<br />

Standortanalyse <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Stärken- / Schwächenanalyse [SWOT]<br />

Ableitung von Arbeitsschwerpunkten anhand der<br />

Analysen [inkl. der Dokumentation von Ansätzen<br />

in der Region und von Best-Practice-Bei-<br />

spielen aus anderen Regionen]<br />

Wir freuen uns schon sehr auf eine anregende Diskussion<br />

mit Ihnen und auf Ihre Ideen im Workshop!<br />

Ihr Team der <strong>Bergische</strong>n <strong>Entwicklungsagentur</strong><br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

4<br />

Wirtschaft<br />

Vorwort 3<br />

1 Einleitung 8<br />

2 Analyse 9<br />

2.1 Allgemeine Trends 9<br />

2.2 Ausgangslage der Region 10<br />

2.2.1 Entwicklung der Wirtschaftslage 10<br />

2.2.2 Wirtschaftsstruktur 12<br />

2.2.3 Pendlerverflechtungen 14<br />

2.2.4 Verkehrsinfrastruktur 15<br />

2.3 Folgerungen 15<br />

3 Stärken - Schwächen -<br />

Chancen - Gefahren 17<br />

4 Arbeitsschwerpunkte 18<br />

4.1 Kompetenzstärkung, Neue<br />

Wirtschaftstrends 18<br />

4.1.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 19<br />

4.1.2 Andere Regionen 20<br />

dortmund project 20<br />

Süderelbe AG 21<br />

4.2 Gründerförderung 22<br />

4.2.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 23<br />

4.2.2 Andere Regionen 24<br />

Gründerregion Aachen 24<br />

start2grow 25<br />

Hannover Impuls 25<br />

Buisness Chance<br />

Region Stuttgart 26<br />

4.3 Standortmarketing 26<br />

4.3.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 27<br />

4.3.2 Andere Regionen 28<br />

Wirtschaftsförderung<br />

metropoleruhr 28<br />

Wirtschaftsregion<br />

Heilbronn - Franken 28<br />

4.4 Gewerbeflächenentwicklung 29<br />

4.4.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 31<br />

4.4.2 Andere Regionen 31<br />

Nachhaltiges Gewerbeflächenmanagement<br />

Bottrop 31<br />

Masterplan Arbeitsplatzgebiete<br />

Regensdorf 32<br />

Regionaler Gewerbeflächenpool 32


5 Einleitung 34<br />

6 Analyse 35<br />

6.1 Allgemeine Trends 35<br />

6.2 Ausgangslage der Region 36<br />

6.2.1 Situation des Einzelhandels<br />

in der Region 36<br />

6.2.2 Entwicklung der wichtigsten<br />

Einzelhandelsstandorte 37<br />

6.3 Folgerungen 39<br />

7 Stärken - Schwächen -<br />

Chancen - Gefahren 40<br />

8 Arbeitsschwerpunkte 41<br />

8.1 Stärkung der Innenstädte 41<br />

8.1.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 44<br />

8.1.2 Andere Regionen 45<br />

Stadtumbau Gelsenkirchen 45<br />

Masterplan Innenstadt<br />

Wesel 2005 46<br />

Einzelhandel<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

8.2 Stärkung privater Engagements<br />

[ISG] 46<br />

8.2.1 ISG: Begriffsdefinition 46<br />

8.2.2 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 48<br />

8.2.3 Andere Regionen 48<br />

ISG: Castrop - Altstadt 48<br />

ISG: Essen City Nord 49<br />

8.3 Umgang mit Leerstand 50<br />

8.3.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 51<br />

8.3.2 Andere Regionen 52<br />

Einzelhandelsinformationssystem<br />

[EIS] Aachen 52<br />

8.4 Nahversorgung in Stadtteil / Quartier 52<br />

8.4.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 54<br />

8.4.2 Andere Regionen 55<br />

Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird im weiteren Verlauf auf<br />

die Unterscheidung in weibliche und männliche Schreibweise<br />

verzichtet und jeweils die männliche Form verwendet. Das betreffende<br />

Wort bezieht sich jeweils selbstverständlich auf beide<br />

Geschlechter.<br />

5


Wirtschaft<br />

7


Einleitung Analyse<br />

1 Einleitung<br />

Die Wirtschaft im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck steht vor<br />

großen Herausforderungen. Durch die derzeitige globale<br />

Wirtschaftskrise werden diese noch zusätzlich<br />

verschärft.<br />

Um die Herausforderungen zu bewältigen, müssen<br />

vorhandene Chancen konsequent genutzt werden.<br />

In den vergangenen Jahren wurden bereits einige<br />

Anstrengungen unternommen, die Position des Wirtschaftsstandorts<br />

zu verbessern und zu einer dauerhaften<br />

Sicherung von Wohlstand und Beschäftigung<br />

beizutragen. Im Rahmen der Regionale 2006 wurden<br />

wegweisende Projekte angestoßen. Mit der Strategie<br />

„kompetenzhoch³“ wird seit einigen Jahren auf die<br />

Stärkung der regionalen Kompetenzfelder gesetzt.<br />

Um die Herausforderungen der Zukunft bewältigen<br />

zu können, bedarf es einer engen Zusammenarbeit<br />

von öffentlichen und privaten Akteuren. Die Region<br />

ist dabei besonders auf das Engagement der ansässigen<br />

Unternehmen angewiesen. Das Projekt „Lebendige<br />

Unternehmenskultur“, in welchem das vorhandene<br />

Engagement der <strong>Bergische</strong>n Unternehmer für<br />

ihre Region ausgezeichnet wird, ist ein erster Ansatz<br />

zur Mobilisierung der regionalen Kräfte.<br />

Aufgabe dieser Broschüre ist es, einen Überblick<br />

über die Ausgangslage der Region und wesentliche,<br />

die zukünftige Entwicklung bestimmende Rahmenbedingungen<br />

zu vermitteln sowie die wichtigsten<br />

Arbeitsschwerpunkte aufzuzeigen. Diese können als<br />

Ansatzpunkte für das zukünftige regionale Handeln<br />

genutzt werden.<br />

8<br />

Im Kapitel „Analyse“ werden die Ergebnisse der Bestandsaufnahme<br />

vorgestellt. Dabei wird zunächst<br />

auf die wichtigsten globalen Veränderungsprozesse<br />

im Bereich Wirtschaft eingegangen. Desweiteren<br />

wird die Entwicklung der Wirtschaftslage und die<br />

Wirtschaftsstruktur anhand ausgewählter Indikatoren<br />

aufgezeigt und bewertet. Aus den allgemeinen<br />

Trends lassen sich Chancen und Risiken, aus den<br />

regionalen Besonderheiten Stärken und Schwächen<br />

ableiten. Diese werden in tabellarischer Form einander<br />

gegenübergestellt.<br />

Als Ergebnis der Analyse werden Arbeitsschwerpunkte<br />

festgelegt. Hierzu werden im vierten Kapitel<br />

jeweils mögliche Maßnahmen vorgestellt und bereits<br />

im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck bestehende Ansätze<br />

aufgezeigt. Als Denkanstoß für weitere Projekte werden<br />

darüber hinaus Beispiele aus anderen Regionen<br />

präsentiert.


Veränderung des Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Bundestrend 1996 - 2006<br />

110,0<br />

105,0<br />

100,0<br />

95,0<br />

90,0<br />

85,0<br />

80,0<br />

Abb.1: Veränderung des Bruttoinlandsprodukt [BIP] im Vergleich zum Bundestrend 1996 - 2006 [Eigene Darstellung / Berechnung -<br />

Datengrundlage: LDS; destatis]<br />

2 Analyse<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Zielsetzung dieses Kapitels ist es, die wichtigsten<br />

Arbeitsschwerpunkte im Themenfeld Wirtschaft herauszuarbeiten.<br />

Hierzu werden zunächst wichtige, die<br />

Entwicklung des Wirtschaftsgeschehens prägende<br />

Trends umrissen. Im Zusammenspiel mit den spezifischen<br />

regionalen Rahmenbedingungen ergeben sich<br />

hieraus die zentralen Zukunftsaufgaben für dieses<br />

Themengebiet.<br />

2.1 Allgemeine Trends<br />

Der Begriff „Globalisierung“ beschreibt den aktuell<br />

wichtigsten Trend für das Themenfeld Wirtschaft.<br />

Die Weltwirtschaft ist geprägt durch immer<br />

stärkere Handelsverflechtungen zwischen den einzelnen<br />

Volkswirtschaften. Es findet eine weltweite<br />

Arbeitsteilung statt. In deren Rahmen wurden große<br />

Teile der Warenproduktion aus den [ehemaligen]<br />

Industrie ländern in Niedriglohnländer verlagert. Eine<br />

massive Deindustrialisierung in den führenden<br />

Wirtschaftsnationen war und ist die Folge. Gleichzeitig<br />

bedeutet die Zunahme der globalen Handelsverflechtungen<br />

einen Boom der Logistikbranche und<br />

einen zunehmenden Bedarf an Koordinations- und<br />

Beratungstätigkeiten. In der Branche der Unternehmensdienstleistungen<br />

wurden dementsprechend in<br />

Deutschland in den vergangenen Jahren die höchsten<br />

Arbeitsplatzzuwächse erzielt 1 . Weitere stark expandierende<br />

Branchen sind das Gesundheits- und<br />

1 http://globalisierung.insm.de/article/2/63595/63844<br />

BRD = 100<br />

NRW<br />

RVR<br />

Städtedreieck<br />

Wuppertal<br />

Solingen<br />

Remscheid<br />

Sozialwesen sowie das Gastgewerbe. Deutschland<br />

hat sich zu einer Dienstleistungsgesellschaft entwickelt,<br />

in der das verarbeitende Gewerbe allerdings<br />

weiterhin eine wichtige volkswirtschaftliche Basis<br />

darstellt.<br />

Neben der globalen und/oder kontinentalen Wahrnehmung<br />

kann ein Bedeutungszuwachs der regionalen<br />

Ebene festgestellt werden. Nur Metropolen<br />

und große Stadtregionen [London, Paris, Rhein-Ruhr<br />

etc.] finden deutliche Beachtung über die nationalen<br />

Grenzen hinaus. Mittelgroße Städte sind im Rahmen<br />

dieser Konkurrenz auf gemeinsames Auftreten und<br />

Kooperation im regionalen Kontext angewiesen, um<br />

sich zumindest auf nationaler Ebene profilieren zu<br />

können. Im globalen Wettbewerb sind kleine und<br />

mittlere Unternehmen [KMU] auf regionale Vernetzung<br />

angewiesen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Die Clustertheorie beschreibt das Phänomen der<br />

räumlichen Bündelung und Vernetzung von Betrieben<br />

innerhalb einer Branche beziehungsweise Wertschöpfungskette<br />

[siehe Kapitel 4.1].<br />

Weitere Auswirkungen des Strukturwandels beziehen<br />

sich auf die Standorte der wirtschaftlichen Produktion.<br />

Durch die Deindustrialisierung liegen zahlreiche<br />

Industrieflächen brach, die aufgrund von veränderten<br />

Standortanforderungen der Unternehmen, vor<br />

allem im Bezug auf die Grundstücksgröße, und allgemein<br />

zurückgehender Betriebszahl nur schwer wieder<br />

gleichwertig zu nutzen sind.<br />

9


Veränderung des Bruttoinlandsprodukt [BIP] je Beschäftigter 1996 - 2006<br />

100000<br />

Abb.2: Veränderung des BIP je Beschäftigter 1996 - 2006 [Eigene Darstellung / Berechnung - Datengrundlage: LDS; BfA; destatis]<br />

2.2 Ausgangslage der Region<br />

Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck ist eine der ältesten<br />

Industrieregionen Deutschlands. Seit einigen Jahrzehnten<br />

befindet es sich in einem tiefgreifenden<br />

wirtschaftlichen Strukturwandel. Dieser geht einher<br />

mit Unternehmensinsolvenzen und massiven<br />

Arbeitsplatzverlusten im sekundären Sektor. Diese<br />

Verluste können durch die Entwicklung des Dienstleistungssektors<br />

nicht kompensiert werden, da dieser<br />

selber durch rückläufige Beschäftigtenzahlen<br />

geprägt ist. Die Folge sind hohe Arbeitslosenzahlen<br />

in der Region, insbesondere in Wuppertal. An diesen<br />

konnte auch die kurzzeitige Belebung 2007/08 nur<br />

wenig ändern.<br />

10<br />

95000<br />

90000<br />

85000<br />

80000<br />

75000<br />

70000<br />

65000<br />

60000<br />

Euro<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Veränderung der Beschäftigtenzahlen 1996 - 2006<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

BRD<br />

NRW<br />

RVR<br />

Städtedreieck<br />

Wuppertal<br />

Solingen<br />

Remscheid<br />

2.2.1 Entwicklung der Wirtschaftslage<br />

Die Wirtschaftskraft des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />

hat in den vergangenen zehn Jahren nahezu<br />

stagniert. Zwischen 1996 und 2006 wuchs das Bruttoinlandsprodukt<br />

[BIP] der Region insgesamt um lediglich<br />

11 Prozent. Remscheid weist dabei mit 6,6<br />

Prozent das geringste Wachstum der drei Städte auf.<br />

Im gleichen Zeitraum wuchs das gesamtdeutsche<br />

BIP um 23,7 Prozent. Auch das vermeintlich strukturschwache<br />

Ruhrgebiet kommt auf einen Zuwachs<br />

von 21,4 Prozent [Regionalverband Ruhr - RVR]. Die<br />

Zunahme des BIP im Ruhrgebiet lag zwischen 2001<br />

und 2006 sogar leicht über dem Bundesdurchschnitt,<br />

während das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck weiter zurückfiel.<br />

Deutlich wird diese Entwicklung anhand der Abbildung<br />

1.<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Abb. 3: Veränderung der Beschäftigtenzahlen 1996 - 2006 [Eigene Darstellung - Datengrundlage: LDS; BfA]<br />

BRD<br />

NRW<br />

RVR<br />

Städtedreieck<br />

Wuppertal<br />

Solingen<br />

Remscheid


Entwicklung der Arbeitslosenquote 2005 - 2009<br />

16<br />

15<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

Abb. 4: Entwicklung der Arbeitslosenquote [in Prozent] 2005 - 2009 [Eigene Darstellung - Datengrundlage: BfA]<br />

Das BIP pro Beschäftigten entwickelte sich hingegen<br />

im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck entsprechend des Bundestrends<br />

und nahm zwischen 1996 und 2006 um 30<br />

Prozent zu. Mit 86.000 Euro lag es 2006 knapp unterhalb<br />

des Bundeswerts von 88.000 Euro. Wuppertal<br />

weist dabei mit 90.000 Euro pro Beschäftigten den<br />

höchsten Wert der drei Städte auf, Remscheid mit<br />

rund 80.000 Euro den niedrigsten.<br />

Diese Produktivitätssteigerung ist auf eine deutliche<br />

Reduzierung der Beschäftigtenzahlen zurückzuführen.<br />

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten sank im selben Zeitraum um 14,7 Prozent.<br />

Die Entwicklung in den Städten Wuppertal und<br />

Sektorale Verteilung der Beschäftigten<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Juni 2005 Juni 2006 Juni 2007 Juni 2008 Juni 2009<br />

Remscheid ist besonders dramatisch. So wurden<br />

zwischen 2001 und 2006 massiv Arbeitsstellen abgebaut.<br />

Die Zahl der Industriebeschäftigten hat sich<br />

nach Angaben der IHK im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

gegenüber 1991 sogar halbiert. Ein Grund hierfür ist<br />

der Rückgang der Anzahl der Industriebetriebe über<br />

20 Beschäftigten um fast ein Drittel im selben Zeitraum<br />

2 .<br />

Durch das konjunkturelle Hoch der Jahre 2007 und<br />

2008 konnte auch im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck die<br />

Zahl der Beschäftigten gesteigert werden. Dies hatte<br />

Auswirkungen auf die Entwicklung der Arbeitslosenquote<br />

[siehe Abbildung 4]. Parallel zum Bun-<br />

tertiärer Sektor<br />

sekundärer Sektor<br />

primärerSektor<br />

Abb. 5: Sektorale Verteilung der Beschäftigten [Eigene Darstellung - Datengrundlage: IHK Wuppertal - Solingen - Remscheid; destatis]<br />

BRD<br />

NRW<br />

W<br />

SG<br />

RS<br />

2 Industrie- und Handelskammer [IHK] Wuppertal-Solingen-Remscheid<br />

2008: Wirtschaftliche Lage und Entwicklungen im <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreieck [September 2008]<br />

11


destrend gingen die Arbeitslosenquoten der drei<br />

Städte deutlich zurück. Mit dem Hereinbrechen derglobalen<br />

Wirtschaftskrise Ende 2008 steigen die Arbeitslosenquoten<br />

wieder an. Aufgrund der besonders<br />

exportabhängigen Wirtschaft und der Konzentration<br />

von „Krisenbranchen“, ist das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />

hiervon deutlich stärker betroffen. Während sich<br />

die Quoten der Städte Remscheid und Solingen nur<br />

leicht oberhalb des Bundesdurchschnittes [8,1 Prozent]<br />

befinden, lag die Quote der Stadt Wuppertal<br />

Mitte 2009 mit 12,9 Prozent deutlich darüber. Im Verlauf<br />

des Jahres ist mit einem weiteren Anstieg der<br />

Arbeitslosigkeit zu rechnen.<br />

2.2.2 Wirtschaftsstruktur<br />

Trotz des wirtschaftlichen Strukturwandels verfügt<br />

das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck noch immer über einen<br />

überdurchschnittlich hohen Industrieanteil mit einer<br />

Vielzahl konkurrenzfähiger Unternehmen. Der<br />

Anteil des sekundären Sektors an der Beschäftigung<br />

liegt im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck bei 39 Prozent, in<br />

Remscheid sogar bei 49 Prozent. In Deutschland ist<br />

der Anteil aufgrund der Deindustrialisierung der vergangenen<br />

Jahrzehnte mittlerweile auf 25,5 Prozent<br />

gesunken. Die Wirtschaftsstruktur des <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreiecks ist dabei vor allem durch kleine und<br />

mittlere Unternehmen [KMU] geprägt 3 .<br />

Der nach wie vor hohe Beschäftigungsanteil des sekundären<br />

Sektors ist weniger ein Zeichen für dessen<br />

3 Welfens et al. 2007: Standortdynamik, Strukturwandel und<br />

Wachstumspolitik in Wuppertal und dem <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

[September 2007] Europäisches Institut für internationale<br />

Wirtschaftsbeziehungen [EIIW]<br />

12<br />

Stärke, sondern vielmehr ein Beleg für die Schwäche<br />

des Dienstleistungssektors [tertiärer Sektor] im<br />

<strong>Bergische</strong>n Städtedreieck. Dies wird in der Abbildung<br />

6 verdeutlicht. Während die Zahl der Dienstleistungsbeschäftigten<br />

bundes- und NRW-weit bei gleichzeitig<br />

abnehmender Gesamtbeschäftigung leicht zunahm,<br />

verzeichnete im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck auch der<br />

Dienstleistungssektor einen signifikanten Rückgang.<br />

Dieser ist allerdings deutlich geringer als der Beschäftigungsrückgang<br />

im sekundären Sektor.<br />

Die <strong>Bergische</strong> Wirtschaft ist stark exportorientiert.<br />

Hierdurch ist sie in besonderem Maße abhängig von<br />

der Entwicklung der Weltwirtschaft. Die Exportquote<br />

4 der Industriebetriebe der Region liegt bei rund 45<br />

Prozent [NRW: 42 Prozent]. Die Remscheider Wirtschaft<br />

ist mit einer Quote von 50 Prozent besonders<br />

stark auf den Auslandsmarkt ausgerichtet.<br />

Die wichtigsten gewerblichen Branchen im Bezug<br />

auf den Beschäftigungsanteil des <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreiecks sind Gesundheit und Soziales, die<br />

Herstellung von Metallerzeugnissen, der Maschinenbau<br />

und die chemische Industrie. Aus dem Vergleich<br />

zum Bundesdurchschnitt ergeben sich die regionalen<br />

Schwerpunktbranchen. Die wichtigste Schwerpunktbranche<br />

der drei Städte ist die Herstellung von<br />

Metallerzeugnissen, deren Beschäftigtenanteil im<br />

<strong>Bergische</strong>n Städtedreieck deutlich über dem Bundesdurchschnitt<br />

liegt. Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

waren dort 2006 22.500 Menschen beschäftigt. Damit<br />

4 Exportquote: Anteil des Auslandsumsatzes der Industrieunternehmen<br />

am Gesamtumsatz<br />

5 Prognos 2007: Prognos-Zukunftsatlas 2007. Ergebnisse der<br />

Sonderauswertung für die Städte Wuppertal, Solingen und Remscheid


Veränderung der Zahl der Dienstleistungsbeschäftigten im Vergleich zur Gesamtentwicklung<br />

2000 - 2006<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-10<br />

-12<br />

-14<br />

-16<br />

0,2<br />

-5,3 53<br />

1,2<br />

-5,9<br />

-9,3<br />

-12,7<br />

Bund NRW Städtedreieck Wuppertal Solingen Remscheid<br />

Abb. 6: Veränderung der Zahl der Dienstleistungsbeschäftigten im Vergleich zur Gesamtentwicklung 2000 - 2006 [Eigene Darstellung -<br />

Datengrundlage: LDS; BfA; Prognos]. Erläuterung: Entwicklung aller Beschäftigungsverhältnisse als Vergleich grau dargestellt<br />

Verschiedene Indikatoren im Vergleich zum Bundesschnitt [BRD = 100]<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Anteil FuE-Beschäftigung Akademikeranteil Gründungsintensität Patentanmeldungen<br />

NRW Städtedreieck Wuppertal Solingen Remscheid<br />

Abb. 7: Verschiedene Indikatoren zum Bundesschnitt [BRD = 100] [Eigene Darstellung / Berechnung - Datengrundlage: Prognos]<br />

-12,7<br />

-14,1<br />

-3,3<br />

-9,7<br />

-3,7<br />

-12,0<br />

BRD<br />

13


Pendlersalden der Jahre 1987 und 2007 im Vergleich<br />

12 000<br />

10 000<br />

80 00<br />

60 00<br />

40 00<br />

20 00<br />

ist die Region der zweitgrößte Standort der metallverarbeitenden<br />

Industrie in Deutschland, knapp hinter<br />

dem Märkischen Kreis. Es folgt die in Wuppertal<br />

noch immer stark vertretene chemische Industrie 5 .<br />

Im Rahmen von kompetenzhoch³, der Cluster- bzw.<br />

Kompetenzfeldstrategie für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck,<br />

wurden fünf Kompetenzfelder ermittelt:<br />

„Automotive“, „Event & Kommunikation“, „Health<br />

& Personal Care“, „Metallverarbeitung“ sowie „Produktentwicklung<br />

und -design“. Es handelt sich dabei<br />

um branchenübergreifende Wirtschaftsfelder, in<br />

welchen die <strong>Bergische</strong> Wirtschaft besondere Stärken<br />

aufweist bzw. die in Zukunft wesentlichen Entwicklungsbereiche<br />

der <strong>Bergische</strong>n Wirtschaft darstellen<br />

sollen.<br />

Einen Überblick über Innovationskraft und Wissensintensität<br />

der regionalen Wirtschaft liefern die<br />

Indikatoren „Anteil der in Forschung- und Entwicklung<br />

Beschäftigten“, „Akademikeranteil an den Beschäftigten“,<br />

„Patentintensität“ und „Existenzgründungen“.<br />

Für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck ergibt sich<br />

ein uneinheitliches Bild [siehe Abbildung 7].<br />

Der FuE-Anteil gilt als zentraler Indikator für die<br />

Forschungstätigkeit in der Wirtschaft, der Akademikeranteil<br />

als Hinweis auf die Wissensintensität in den<br />

Wirtschaftsbereichen. In beiden Bereichen liegen die<br />

Werte der Region unter dem Bundesdurchschnitt.<br />

Remscheid und besonders Solingen befinden sich<br />

teils deutlich darunter. Der Anteil des FuE-Personals<br />

an der Gesamtbeschäftigung lag 2003 in Solingen bei<br />

nur 24 Prozent des Bundeswertes.<br />

14<br />

0<br />

-2 000<br />

-4 000<br />

-6 000<br />

-8 000<br />

Pendler<br />

pro Tag<br />

Wu ppertal Solingen Remscheid<br />

Abb. 8: Pendlersalden der Jahre 1987 und 2007 im Vergleich [Eigene Darstellung - Datengrundlage: IHK Wuppertal - Solingen - Remscheid]<br />

Die Patentintensität [Patentanmeldungen je<br />

100.000 Erwerbstätige] ist ein Indikator für die Innovationskraft<br />

der Wirtschaft 6 . Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />

liegt in dieser Kategorie leicht über dem<br />

Bundesdurchschnitt. Auch Solingen verfügt über<br />

eine überdurchschnittliche Patentintensität. Ein Zusammenhang<br />

zwischen FuE-Anteil und Patentintensität<br />

scheint also nicht zu existieren. Eine mögliche<br />

Erklärung für dieses Phänomen ist, dass in kleineren<br />

Betrieben zwar Innovationen stattfinden und Patente<br />

angemeldet werden, aber keine Mitarbeiter explizit<br />

im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sind.<br />

Auch die Gründungsintensität [Gründungen je<br />

10.000 Erwerbstätige] in der Region liegt leicht über<br />

dem Bundesniveau. Solingen ragt dabei mit 25 Prozent<br />

deutlich über den Bundeswert hinaus. Das starke<br />

Gründungsgeschehen kann als positives Zeichen<br />

für die Zukunftsfähigkeit und Dynamik des Standorts<br />

interpretiert werden.<br />

2.2.3 Pendlerverflechtungen<br />

Mit dem Rückgang der Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

in der Region veränderte sich auch die Anzahl<br />

der Pendler in der Region. Während 1987 die Zahl<br />

der Einpendler in die Region noch mit cirka 12.000<br />

über der Zahl der Auspendler lag, hat sich diese in<br />

bis 2008 knapp 900 verringert. Wuppertal und Remscheid<br />

weisen einen leicht positiven Pendlersaldo<br />

auf. Der Wert Solingens ist hingegen deutlich negativ.<br />

6 Die Aussagekraft der Patentzahlen für die Innovationskraft ist<br />

jedoch kritisch zu betrachten. Viele Patente sind ökonomisch unbrauchbar.<br />

Auf der anderen Seite werden tatsächliche Innovationen<br />

von Unternehmen nicht als Patent angemeldet, um diese<br />

geheim zu halten.


Ungefähr 21.000 und damit 40 Prozent der Solinger<br />

Beschäftigten arbeiten in anderen Kommunen, aber<br />

nur ca. 15.000 Personen pendeln zu ihrem Arbeitsplatz<br />

nach Solingen. Dies sind knapp 32 Prozent aller<br />

in Solingen Erwerbstätigen. Den größten Einpendleranteil<br />

bei den Erwerbstätigen hat Remscheid mit 41<br />

Prozent. Insgesamt nahm die Intensität der Pendlerverflechtungen<br />

deutlich zu 7 . Wichtigster Zielort für<br />

Pendler aus dem <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck ist Düsseldorf.<br />

Die Einpendler kommen überwiegend aus<br />

den umliegenden Kommunen 8 . Der positive Pendlersaldo<br />

der Region kann einerseits als Zeichen für die<br />

nach wie vor vorhandene Attraktivität als Arbeitsstandort<br />

gesehen werden, andererseits aber auch<br />

als Zeichen für eine mangelnde Wertschätzung als<br />

Wohnstandort.<br />

2.2.4 Verkehrsinfrastruktur<br />

Ein wichtiges Standortargument für das <strong>Bergische</strong><br />

Städtedreieck ist die hervorragende Verkehrserschließung.<br />

Mit der im Nordwesten des Städtedreiecks<br />

verlaufenden A1, der A3 im Westen und der<br />

A46 im östlichen Teil der Region ist eine schnelle<br />

Erreichbarkeit des Autobahnnetzes sichergestellt.<br />

Die durchschnittliche Fahrzeit zum nächsten Autobahnanschluss<br />

liegt in Wuppertal und Remscheid bei<br />

lediglich fünf Minuten, in NRW sind dies elf, im Bund<br />

17 Minuten. Lediglich Solingen schneidet mit durchschnittlich<br />

zwölf Minuten etwas schlechter ab 9 . Mit<br />

dem Auto sind die Flughäfen Düsseldorf, Köln-Bonn<br />

7 Industrie- und Handelskammer [IHK] Wuppertal-Solingen-Remscheid<br />

2009: Zahlenspiegel 2009]<br />

8 Bundesagentur für Arbeit 2008: Pendler in NRW 2007<br />

9 Prognos 2007: Prognos-Zukunftsatlas 2007. Ergebnisse der<br />

Sonderauswertung für die Städte Wuppertal, Solingen und<br />

Remscheid<br />

und Dortmund in kurzer Zeit erreichbar. An das Hochgeschwindigkeitsnetz<br />

der Bahn ist die Region mit<br />

den zwei ICE-Haltepunkten Wuppertal-Hauptbahnhof<br />

und Solingen-Hauptbahnhof angeschlossen. Diese<br />

werden auch von zahlreichen Nahverkehrszügen<br />

angesteuert. Die Stadt Remscheid ist nur über die<br />

Regionalbahn 47 an das Bahnnetz angeschlossen.<br />

2.3. Folgerungen<br />

Die <strong>Bergische</strong> Wirtschaft ist in hohem Maße vom<br />

Trend zur Deindustrialisierung betroffen. Massive<br />

Arbeitsplatzverluste waren die Folge. Im Gegensatz<br />

zu anderen Regionen gehen bislang vom Dienstleistungssektor<br />

keine Impulse aus, die diese Verluste<br />

ausgleichen könnten. Das deutlich reduzierte Arbeitsangebot<br />

in der Region hat hohe Arbeitslosenzahlen<br />

und eine Zunahme von Auspendlerzahlen<br />

und Abwanderung zur Folge.<br />

Die Region verfügt jedoch nach wie vor über eine<br />

starke industrielle Basis, auf der aufgebaut werden<br />

kann. Hierzu bedarf es jedoch unterstützender Maßnahmen.<br />

Von der Konzentration auf regionale Kompetenzfelder<br />

im Rahmen einer Clusterstrategie werden<br />

verbesserte Wachstumschancen für die Wirtschaft<br />

erhofft. Mit kompetenzhoch³ wurde bereits eine solche<br />

Strategie für die Region ins Leben gerufen. Die<br />

Stärkung der regionalen Kompetenzen wird weiterhin<br />

ein wichtiges Handlungsfeld sein. Dabei muss<br />

versucht werden, neue Wirtschaftstrends rechtzeitig<br />

zu erkennen und zu nutzen.<br />

Um der <strong>Bergische</strong>n Wirtschaft neue Impulse zu geben,<br />

müssen darüber hinaus zusätzliche Anstrengun-<br />

15


gen in der Förderung von Unternehmensgründungen<br />

und Innovationstätigkeiten unternommen werden.<br />

Dies betrifft sowohl den industriellen Sektor als auch<br />

den Dienstleistungsbereich, der in der Region noch<br />

erheblichen Nachholbedarf hat.<br />

Zur Verbesserung der Position des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />

im globalen Wettbewerb um Unternehmen<br />

und qualifizierte Arbeitskräfte müssen darüber<br />

hinaus weitere Anstrengungen im Bereich Standortmarketing<br />

und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Standortfaktoren unternommen werden.<br />

Um den veränderten Standortanforderungen der<br />

Unternehmen gerecht zu werden, bedarf es der Bereitstellung<br />

hochwertiger Gewerbestandorte. Dies<br />

betrifft sowohl neue Entwicklungsflächen als auch<br />

brachliegende Altstandorte. Die Umnutzung von<br />

Brachflächen innerhalb bestehender Gewerbegebiete<br />

und Gemengelagen stellt die Stadtentwicklung<br />

aufgrund der kleinteiligen Strukturen im <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreieck vor besondere Herausforderungen.<br />

Vor dem Hintergrund der begrenzten Flächenkapazitäten<br />

ist ein sinnvoller Umgang mit neuen Gewerbeflächen<br />

erforderlich.<br />

16


3 Stärken - Schwächen - Chancen - Gefahren<br />

Stärken Schwächen<br />

Lange industrielle Tradition<br />

Kleinteilige Wirtschaftsstruktur<br />

Kompetenzfelder Metallverarbeitung und<br />

Automotive<br />

Gute Verkehrsanbindung<br />

Nähe zu großem Absatzmarkt<br />

Hohe Patentintensität<br />

Starke Gründungstätigkeit<br />

Großes Angebot an Freizeit- und Kultureinrichtungen<br />

im Großraum<br />

Nähe zur Natur<br />

Chancen Gefahren<br />

Bedeutungszuwachs der regionalen Ebene<br />

Wachstumspotenzial im Dienstleistungsbereich<br />

Stärkung des Dienstleistungssektors durch Tourismuswirtschaft<br />

Attraktivierung der weichen Standortfaktoren<br />

durch den Masterplan Tourismus<br />

Stärken -<br />

Schwächen -<br />

Chancen -<br />

Gefahren<br />

Schwach ausgeprägter Dienstleistungssektor<br />

Imageprobleme<br />

Stagnierende Wirtschaftsentwicklung<br />

Starker Beschäftigungsrückgang<br />

Hohe Arbeitslosenquote<br />

Geringer Anteil FuE-Beschäftigte und Akademiker<br />

Angebot an großen Gewerbeflächen begrenzt<br />

Rezession gefährdet besonders exportorientierte<br />

Unternehmen und den Bereich Automotive<br />

Weiterer Rückgang der Industriebeschäftigung zu<br />

erwarten<br />

Wachsender Fachkräftemangel<br />

17


Arbeitsschwerpunkte<br />

4 Arbeitsschwerpunkte<br />

Die durchgeführte Analyse ergab für das Themenfeld<br />

Wirtschaft vier zentrale Arbeitsschwerpunkte. Im<br />

Folgenden werden Projekt- und Konzeptbeispiele zu<br />

den einzelnen Arbeitsschwerpunkten vorgestellt:<br />

4.1 Kompetenzfeldstärkung,<br />

neue Wirtschaftstrends<br />

4.2 Gründerförderung<br />

4.3 Standortmarketing<br />

4.4 Gewerbeflächenentwicklung<br />

Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck bereits existierende<br />

Ansätze zur Bewältigung der Herausforderungen<br />

werden präsentiert, um die vorhandenen Potenziale<br />

und Ansatzpunkte aufzuzeigen. Positive Beispiele<br />

aus anderen Regionen können als Ideen für neue<br />

Projekte im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck dienen.<br />

18<br />

4.1 Kompetenzfeldstärkung, neue<br />

Wirtschaftstrends<br />

Vor dem Hintergrund massiver Arbeitsplatzverluste<br />

im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck in den vergangenen<br />

Jahrzehnten ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze<br />

das vorrangige Ziel im Themenfeld Wirtschaft. Hierzu<br />

müssen die Wachstumschancen der vorhandenen<br />

Unternehmen gestärkt und Potenziale für Unternehmensgründungen<br />

eröffnet werden. Die Region verfügt<br />

nach wie vor über eine Vielzahl von konkurrenzfähigen<br />

und erfolgreichen Unternehmen und weist<br />

Stärken in einzelnen Branchen auf.<br />

Im Rahmen der Wirtschaftsförderung wird zunehmend<br />

auf die Förderung regionaler Kompetenzfelder<br />

gesetzt. Im Sinne des Grundsatzes „Stärken<br />

stärken“ soll eine Schwerpunktsetzung der Förderbemühungen<br />

auf bereits vorhandene Stärken der<br />

Regionalwirtschaft erfolgen. Hiervon wird eine erhöhte<br />

Effizienz des Mitteleinsatzes erhofft.<br />

Wichtigste theoretische Grundlage hierfür ist die<br />

Clustertheorie. Nach Michael Porter sind Cluster<br />

die räumliche Konzentration von kleinen und großen<br />

Betrieben sowie Institutionen in einem speziellen<br />

Sektor. Ein Cluster beinhaltet vor- und nachgelagerte<br />

Produktions- und Dienstleistungsaktivitäten entlang<br />

einer Wertschöpfungskette sowie eine spezialisierte<br />

Infrastruktur, die diese Aktivitäten sinnvoll<br />

unterstützt 10 . Die Clustertheorie geht von positiven<br />

Effekten auf die WachstumsPotenziale und Innovationsfähigkeit<br />

der beteiligten Unternehmen aus. Demnach<br />

profitieren die Unternehmen vom einfacheren<br />

Austausch mit Kunden, Zulieferern und Kooperati-


Wirtschaftscluster = regionale Konzentration von<br />

Produktionsketten innerhalb einer Branche, die durch<br />

eine Verflechtung in Form von Kooperations- und Handlungsbeziehungen,<br />

Wissensflüssen bzw. gemeinsamen<br />

Wissensbasen innerhalb des Clusters gekennzeichnet<br />

sind 11 .<br />

onspartnern aufgrund der räumlichen Nähe und der<br />

Bündelung der branchenbezogenen Kompetenzen in<br />

der Region. Gleichzeitig unterstützt das Nebeneinander<br />

von Konkurrenten den Wettbewerb und stärkt<br />

damit die Konkurrenzfähigkeit gegenüber Unternehmen<br />

außerhalb der Region.<br />

Zu Beginn einer Clusterförderung müssen die Cluster<br />

bzw. Kompetenzfelder der regionalen Wirtschaft<br />

identifiziert werden. Infrastruktur und Dienstleistungen<br />

können darauf aufbauend gezielt auf die speziellen<br />

Anforderungen des Clusters ausgerichtet<br />

werden. Wichtig ist darüber hinaus die Anregung<br />

von Kooperationen zwischen den Unternehmen des<br />

Clusters und die Verbesserung der Zusammenarbeit<br />

von Privatwirtschaft, Forschungseinrichtungen und<br />

öffentlichen Institutionen. Während die Förderung<br />

vorhandener Cluster verstärkte Wachstumsimpulse<br />

verspricht, ist die künstliche Erzeugung von Clustern,<br />

so genannten „wishful-thinking clustern“, aus<br />

Sicht der Wissenschaft nicht Erfolg versprechend.<br />

Die Wirtschaftsförderung sollte sich also auf die Stärkung<br />

vorhandener Kompetenzen konzentrieren 12 .<br />

10 Koschatzky, Knut 2001: Räumliche Aspekte im Innovationsprozess.<br />

Ein Beitrag zur neuen Wirtschaftsgeographie aus Sicht der<br />

regionalen Innovationsforschung. Münster, Hamburg: LIT Verlag.<br />

11 Rehfeld, Dieter 1999: Produktionsclusterkonzeption. Analysen<br />

und Strategien für eine Neuorientierung der regionalen Strukturpolitik<br />

12 Krüpper; Röllinghoff 2005: Clustermanagement. Anforderungen<br />

an Städte und regionale Netzwerke. In: DfK 2005/I, S. 60-91<br />

Neben der Stärkung der vorhandenen Kompetenzen<br />

der regionalen Wirtschaft gilt es, Wachstumsbereiche<br />

der Zukunft rechtzeitig zu erkennen. Durch frühzeitige<br />

Schwerpunktsetzung auf die richtigen Trends<br />

kann ein entscheidender Entwicklungsvorsprung der<br />

Region in den jeweiligen Bereichen erzielt werden.<br />

Ein wichtiger Zukunftstrend ist die Alterung der Gesellschaft.<br />

Ältere Menschen haben besondere Anforderungen<br />

an Produkte und fragen spezielle Dienstleistungen<br />

nach. Impulse sind hiervon besonders<br />

im Gesundheitsbereich zu erwarten. Das mögliche<br />

Spektrum von auf ältere Menschen zugeschnittenen<br />

Dienstleistungen ist groß. So sind neben Pflegedienstleistungen<br />

auch die Bereiche „Wellness“ und<br />

Freizeitsport von zunehmender Bedeutung. Auch im<br />

Bereich der Tourismuswirtschaft werden ältere Menschen<br />

eine immer bedeutendere Zielgruppe 13 .<br />

4.1.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Unter der im Rahmen der REGIONALE 2006 entwickelten<br />

Dachmarke „kompetenzhoch³“ wurde der<br />

Einstieg in eine Kompetenzfeldstrategie für die Region<br />

gelegt. Es wurden fünf Kompetenzfelder festgelegt:<br />

Metallverarbeitung<br />

Automotive<br />

Health & Personal Care<br />

Produktentwicklung/-design<br />

Event & Kommunikation<br />

13 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung [BBR] 2006: Regionale<br />

und kommunale Strategien zur Aktivierung der wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Potenziale einer alternden Gesellschaft.<br />

Endbericht<br />

19


Eine für eine erfolgreiche Clusterpolitik ausreichende<br />

kritische Masse an vorhandenen Unternehmen<br />

weist insbesondere das Kompetenzfeld Metallverarbeitung<br />

auf. Eine deutliche regionale Schwerpunktsetzung<br />

mit zahlreichen Unternehmen ist ebenso<br />

im Bereich Automotive vorhanden. Mit der Festlegung<br />

der Kompetenzfelder Health & Personal Care<br />

und Event & Kommunikation wird eine Stärkung des<br />

Dienstleistungssektors im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

angestrebt. Ziel der Kompetenzfeldstrategie ist, die<br />

Vernetzung der Unternehmen innerhalb der Kompetenzfelder<br />

zu stärken. Hierzu werden Veranstaltungen<br />

organisiert, an denen die Unternehmer aus der<br />

Region zum Austausch zusammenkommen können.<br />

Darüber hinaus wurden „Kompetenzatlanten“ aufgebaut,<br />

in die sich Akteure aus den einzelnen Feldern<br />

eintragen können.<br />

Ein positives Beispiel für das Reagieren auf veränderte<br />

Verbraucheransprüche in einer alternden Gesellschaft<br />

ist Design4All. Dies ist ein Konzept des<br />

Instituts für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und<br />

Ergonomie e.V. [ASER] für die Entwicklung eines<br />

ergonomischen Mehrgenerationengütesiegels. Im<br />

Rahmen des Create.NRW-Wettbewerbs wurde es<br />

am 24.09.2008 ausgezeichnet und zur Förderung<br />

empfohlen. Ziel des Vorhabens Design4All ist es,<br />

Grundlagen für ein Mehrgenerationengütesiegel für<br />

Verbraucherprodukte und technische Arbeitsmittel<br />

20<br />

zu schaffen, welche sowohl privaten und gewerblichen<br />

Endverbrauchern als auch Produktdesignern<br />

und Geräteentwicklern helfen sollen, besonders gebrauchstaugliche<br />

Produkte einfacher zu erkennen. In<br />

das Vorhaben sollen über die kommenden drei Jahre<br />

Hersteller- und Handelsunternehmen, Zertifizierungs-<br />

und Beratungsgesellschaften, Wissenschafts- und<br />

Forschungseinrichtungen sowie interessierte Bürgerinnen<br />

und Bürger unterschiedlicher Altersgruppen<br />

aus der Region einbezogen werden 14 .<br />

4.1.2 Andere Regionen<br />

dortmund project 15<br />

Das „dortmund project“ wurde 2000 von der Stadt<br />

Dortmund und der Thyssen-Krupp AG in Zusammenarbeit<br />

mit der Unternehmensberatung McKinsey ins<br />

Leben gerufen. Durch die gezielte Förderung der Zukunftsbranchen<br />

Informationstechnologie [IT], Mikrosystemtechnik<br />

[MST] und Logistik soll der Wandel der<br />

ehemaligen Industriestadt zu einem der führenden<br />

High-Tech-Standorte Europas erreicht werden. Wichtigstes<br />

Ziel ist dabei die Schaffung neuer Arbeitsplätze<br />

zur Kompensierung der Arbeitsplatzverluste<br />

in der Schwerindustrie. In den Bereichen IT und MST<br />

profitiert Dortmund von den Kompetenzen der Technischen<br />

Universität Dortmund. Für die Ausrichtung<br />

als Logistikstandort sind große Flächenpotenziale<br />

und eine gute Verkehrslage am Rande des Ruhrgebietes<br />

als besondere Standortvorteile anzuführen.<br />

14 http://www.institut-aser.de/out.php?idart=1062<br />

15 http://www.dortmund-project.de/


Zur Stärkung der drei Zukunftsbranchen setzt das<br />

dortmund project auf die Entwicklung qualitativ<br />

hochwertiger, branchenspezifischer Standorte. Hierzu<br />

wurden Kompetenzzentren eingerichtet, die die<br />

technische Ausrüstung und fachliche Unterstützung<br />

zur Verfügung stellen. Als Reaktion auf den speziellen<br />

Fachkräftebedarf der wachsenden Branchen<br />

wird die Einrichtung neuer, bedarfsgerechter Ausbildungsgänge<br />

gefördert. Durch speziell auf die Bereiche<br />

IT und MST zugeschnittene Gründerwettbewerbe<br />

sollen Impulse für das Gründungsgeschehen in<br />

diesen Bereichen gesetzt werden.<br />

Die optimistische Vision, bis 2010 70.000 neue Arbeitsplätze<br />

in den Wachstumsbranchen zu schaffen,<br />

wird zwar sicherlich nicht erreicht, die Beschäftigtenzahlen<br />

in den drei Bereichen konnten jedoch gesteigert<br />

werden. Das MST-Cluster Dortmund ist mit<br />

1.900 Mitarbeitern in 30 Unternehmen das größte<br />

seiner Art in Deutschland.<br />

Süderelbe AG 16<br />

Die „Wachstumsinitiative Süderelbe AG“ wurde 2005<br />

als kundenorientiertes Dienstleistungsunternehmen<br />

gegründet mit dem Auftrag, die wirtschaftliche Entwicklung<br />

der Region voranzutreiben. Sie fungiert als<br />

zentraler Ansprechpartner für Unternehmen, Investoren<br />

und Kommunen in der südlichen Metropolregion<br />

Hamburg. Das Wirkungsfeld der Süderelbe AG<br />

umfasst die drei Landkreise Stade, Lüneburg und<br />

Harburg sowie den Hamburger Stadtbezirk Harburg.<br />

16 Glaser, Panebianco, Steinkemper 2007: Die Wachstumsinitiative<br />

Süderelbe AG. In: RaumPlanung 2007, Heft 134, Seite 199ff sowie<br />

www.suederelbe.info<br />

Besonderheit der Initiative ist die Beteiligung privater<br />

Akteure am Unternehmen Süderelbe AG als Aktionäre.<br />

Mittlerweile stellen private Unternehmen mit<br />

70 Prozent eine deutliche Aktionärsmehrheit. Durch<br />

diese einfache Beteiligungsform privater Akteure<br />

wird die für die Aktivitäten der AG notwendige Kapitalbasis<br />

geschaffen.<br />

Die Wachstumsinitiative ersetzt nicht die bestehenden<br />

Wirtschaftsförderungsstrukturen, sondern<br />

fungiert als Bindeglied zwischen vorhandenen Institutionen.<br />

Wichtigstes Tätigkeitsfeld der Süderelbe<br />

AG ist die Clusterförderung. Als Kompetenzfelder<br />

wurden die vier Bereiche Logistik und Hafen, Ernährungswirtschaft,<br />

Luftfahrt und Maschinenbau sowie<br />

maritime Wirtschaft festgelegt. Der Hamburger Hafen<br />

dient hierbei als wichtiger Standortfaktor. In den<br />

Kompetenzfeldern unterstützt die AG die klassische<br />

Wirtschaftsförderung in der Region. Sie initiiert Projekte<br />

zur Steigerung der Wachstumsdynamik in den<br />

Kompetenzfeldern und ist um die Vernetzung der in<br />

der Region vertretenen Unternehmen bemüht.<br />

Neben der gezielten Förderung einzelner Kompetenzfelder<br />

verfolgt die Süderelbe AG die Querschnittsprojekte<br />

Standortentwicklung, Qualifizierung und<br />

Innovation zur Sicherung von Zukunftsfähigkeit und<br />

Wachstumschancen in allen Feldern.<br />

Die Initiative war 2006 Preisträger im Themenfeld<br />

„Wirtschaftsförderung, Tourismus, Naherholung“<br />

beim Bundeswettbewerb „kommKOOP – Erfolgreiche<br />

Beispiele interkommunaler Kooperationen“. Die Süderelbe<br />

AG verfügt über eine hohe Akzeptanz durch<br />

die regionale Wirtschaft und trägt zu einer engeren<br />

21


Verzahnung der verschiedenen administrativen Ebenen<br />

bei. In der Anfangsphase entstanden durch die<br />

Zusammenarbeit über Kreis- und Ländergrenzen hinweg<br />

und bei der Abstimmung mit der kommunaler<br />

Wirtschaftsförderung Reibungsverluste. Mittlerweile<br />

wird jedoch bereits über eine Erweiterung auf die<br />

gesamte Metropolregion Hamburg nachgedacht<br />

22<br />

4.2 Gründerförderung<br />

Im Jahr 2007 gab es insgesamt rund 5.200 gewerbliche<br />

Existenzgründungen im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

17 . Die Zahl der Gründungen je 10.000 Erwerbstätige<br />

[„Gründungsintensität“] liegt in Wuppertal und<br />

Remscheid etwa auf dem Bundesniveau, in Solingen<br />

deutlich darüber 18 . Von Existenzgründungen, sowohl<br />

im industriellen als auch im Dienstleistungsbereich,<br />

werden Impulse für das Wirtschaftswachstum und<br />

positive Beschäftigungseffekte erhofft.<br />

Die Förderung von Existenzgründungen setzt in erster<br />

Linie bei der Beratung in der Gründungsphase<br />

an. Viele Gründer verfügen zwar über hervorragendes<br />

Fachwissen und eine gute Produktidee, es<br />

mangelt aber häufig an betriebswirtschaftlichen<br />

Kenntnissen als Grundlage für eine erfolgreiche Unternehmensführung.<br />

Zudem ist das Wissen über Fördermöglichkeiten<br />

und rechtliche Grundlagen häufig<br />

begrenzt. Durch gezielte Information und Betreuung<br />

der Existenzgründer soll die Erfolgswahrscheinlichkeit<br />

der Gründungen erhöht werden. Im Gegensatz<br />

zu bereits fest verwurzelten Unternehmen verfügen<br />

Gründer zudem nicht über ausgeprägte Netzwerke<br />

zu anderen regionalen Akteuren. Die Vermittlung von<br />

Kontakten ist daher ein weiteres wichtiges Handlungsfeld<br />

der Gründerförderung.<br />

17 Industrie- und Handelskammer [IHK] Wuppertal-Solingen-Remscheid<br />

2008: Wirtschaftliche Lage und Entwicklungen im <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreieck [September 2008]<br />

18 Prognos 2007: Prognos-Zukunftsatlas 2007. Ergebnisse der<br />

Sonderauswertung für die Städte Wuppertal, Solingen und Remscheid


Ein weiteres Hemmnis für die Gründung von neuen<br />

Unternehmen ist die Finanzierung. Insbesondere<br />

forschungsintensive Neugründungen benötigen umfangreiches<br />

Startkapital, da sie häufig erst nach einer<br />

längeren Entwicklungsphase Gewinne erzielen können.<br />

Die Gründungsförderung kann bei der verbesserten<br />

Vermittlung von öffentlichen und insbesondere<br />

privaten Geldern unterstützend tätig werden.<br />

Darüber hinaus ist die Bereitstellung von besonders<br />

kapitalintensiven technischen Anlagen durch öffentliche<br />

Akteure möglich.<br />

Als Folge der alternden Gesellschaft nimmt die Bedeutung<br />

von Existenzgründungen durch Ältere<br />

zu. Im Gegensatz zu jungen Gründern verfügen diese<br />

in der Regel bereits über umfangreiche Berufs- und<br />

Führungserfahrung sowie gute Kontakte. Allerdings<br />

haben ältere Gründer beispielsweise größere Probleme,<br />

Bankkredite zu erhalten, da ihnen weniger Zeit<br />

zur Rückzahlung zur Verfügung steht. Auf diese speziellen<br />

Faktoren muss eine regionale Gründungsförderung<br />

eingehen.<br />

Spezielle Beratungsangebote können sich auch an<br />

ausländische Existenzgründer richten. In NRW existieren<br />

bereits das regionale Förderzentrum für ausländische<br />

Existenzgründer und Unternehmer 19 und<br />

regionale Transferstellen zur Förderung selbstständiger<br />

Migranten.<br />

19 www.foerderzentrum.org<br />

Das Konzept der Gründerregion setzt auf die Bündelung<br />

der [in der Regel] zahlreichen regionalen<br />

Beratungsangebote im Bereich Gründerförderung.<br />

Neben intensiver Beratung und Information von Interessierten<br />

können verschiedene weitere Initiativen<br />

durchgeführt werden. Hierzu zählen unter anderem<br />

der Aufbau eines Beraternetzwerkes und die Durchführung<br />

von Gründungswettbewerben.<br />

4.2.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Mit den Lehrstühlen Unternehmensgründung und<br />

Gründungspädagogik, dem Institut für Gründungs-<br />

und Innovationsforschung und der Wissenschaftstransferstelle<br />

verfügt die <strong>Bergische</strong> Universität<br />

Wuppertal über außergewöhnliche Kompetenzen im<br />

Bereich der Gründungsförderung. Sie wird daher regelmäßig<br />

als Deutschlands beste Gründer-Uni ausgezeichnet.<br />

Bizeps 20 - Die <strong>Bergische</strong> Gründungsinitiative 21<br />

wurde 1998 im Rahmen des Förderprogramms EXIST 22<br />

I/II ins Leben gerufen. Seit 2005 wird die Initiative<br />

ausschließlich durch die <strong>Bergische</strong> Universität und<br />

regionale Partner finanziert. Die Koordinierung findet<br />

über die Wissenschaftstransferstelle der Universität<br />

statt. Bizeps bietet Studenten, Wissenschaftlern und<br />

Absolventen der <strong>Bergische</strong>n Universität Beratung<br />

und Service rund um die Unternehmensgründung<br />

20 Bizeps = Bergisch-Märkische Initiative zur Förderung von Existenzgründungen,<br />

Projekten und Strukturen<br />

21 http://www.bizeps.de/<br />

22 EXIST: Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />

und Technologie [BMWi] zur Verbesserung des Wissens- und Technologietransfers<br />

aus den Hochschulen<br />

23


an. Interessierte erhalten eine kostenlose Erstberatung,<br />

werden bei der Antragsstellung von Förderprogrammen<br />

für Existenzgründungen unterstützt und<br />

erhalten Kontakt zu kompetenten Beratern aus dem<br />

bizeps-Netzwerk. In diesem sind jedoch bislang in<br />

erster Linie Hochschulprofessoren aufgeführt.<br />

Seit November 2007 wird das Projekt „bizeps gazelles“<br />

im Programm EXIST III gefördert. Es verfolgt das<br />

Ziel, die Gründungsförderung weiter zu verbessern.<br />

Die Mitarbeiter technisch-naturwissenschaftlicher<br />

Fachbereiche sollen in Zukunft stärker aktiviert werden.<br />

Hierdurch werden eine Verbesserung bei Erkennung<br />

und Förderung von Geschäftschancen und die<br />

Unterstützung bei besonders anspruchsvollen Gründungsvorhaben<br />

erhofft.<br />

Für Gründungen ohne ausgesprochenen Technologie-<br />

und Innovationsbezug besteht eine Kooperation<br />

mit den Startercentern des Gründungsnetzwerks<br />

NRW in Solingen und Wuppertal. Die Startercenter<br />

dienen als Anlaufpunkte für Existenzgründer. Sie<br />

erhalten Information, Beratung und spezielles Coaching<br />

in Fragen der Existenzgründung. Darüber hinaus<br />

werden Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten<br />

vermittelt.<br />

Das Technologiezentrum Wuppertal [„W-Tec“] und<br />

das Gründer- und Technologiezentrum Solingen [GuT]<br />

bieten Gründern die für den Unternehmensstart erforderlichen<br />

Räumlichkeiten. Beide Einrichtungen arbeiten<br />

sehr erfolgreich und sind gut ausgelastet.<br />

24<br />

Ablauf Gründungswettbewerb start2grow<br />

Phasen Termine kontinuierlich<br />

Phase 1<br />

Phase 2<br />

Auftaktveranstaltug<br />

Abgabe Präferenzen<br />

Coachingabende<br />

Zuordnung [Matching] Mentorinnen/Mentoren und Gründungsteams<br />

Abgabe Businesspläne Phase 1<br />

Begutachtungsverfahren Businesspläne Phase 1<br />

Prämierung Phase 1<br />

Abgabe Businesspläne Phase 2<br />

Begutachtungsverfahren Businesspläne Phase 2<br />

Gründungsseminar<br />

Prämierung Phase 2 und Abschlussveranstaltung<br />

Abb. 9: Ablauf Gründungswettbewerb start2grow [Eigene Darstellung - Grundlage: www.start2grow.de]<br />

4.2.2 Andere Regionen<br />

Gründerregion Aachen 23<br />

Die Gründerregion Aachen ist ein Positivbeispiel für<br />

die Bündelung der Aktivitäten der in der Region vertretenen<br />

Institutionen unter einer Marke. Sie wurde<br />

1999 als Dachmarke für 40 Einrichtungen aus dem<br />

Bereich der Gründungsförderung eingerichtet. Das<br />

Ziel ist, die umfassenden und vielfältigen Beratungsangebote<br />

der beteiligten Institutionen transparenter<br />

zu machen und den Beratungsprozess dadurch<br />

weiter zu optimieren. Träger der Gründerregion sind<br />

unter anderem RWTH Aachen, FH Aachen, IHK, Sparkassen<br />

und Volksbanken, die Stadt Aachen sowie die<br />

Landkreise Aachen, Düren, Heinsberg und Euskirchen.<br />

In fünf regionalen Startercentern erhalten Existenzgründer<br />

umfassende Beratung. Die verschiedenen<br />

Angebote [Erstberatung, Unterstützung bei der Erarbeitung<br />

eines Geschäftsplanes, Coaching, Finanzierung]<br />

werden hier exakt aufeinander abgestimmt.<br />

Ein Beraternetzwerk aus privaten Akteuren steht<br />

Existenzgründern bei der Beratung in allgemeinen<br />

und fachspezifischen Fragen zur Verfügung.<br />

Der Qualifizierung von Gründungsvorhaben dient<br />

ein jährlich stattfindender Gründungswettbewerb.<br />

Dieser hilft den Gründern bei der Erarbeitung eines<br />

Businessplans und prämiert die besten Konzepte.<br />

23 http://www.gruenderregion.de/<br />

Coachingabende


Als besonderer Anreiz für Gründerinnen wird darüber<br />

hinaus alle zwei Jahre der „vision – Unternehmerinnenpreis“<br />

an erfolgreiche Existenzgründerinnen<br />

vergeben.<br />

Start2grow Dortmund 24<br />

Kernelement von start2grow ist ein aus 600 Fachleuten<br />

bestehendes Coaching-Netzwerk. Die ehrenamtlich<br />

als Berater für die Existenzgründer zur Verfügung<br />

stehenden Fachleute kommen aus verschiedenen<br />

Wirtschaftsbereichen. Die Berater begleiten die Existenzgründer<br />

in der Anfangsphase, beraten in fachspezifischen<br />

und betriebswirtschaftlichen Fragen<br />

und vermitteln Kontakte zu anderen Akteuren in der<br />

Region.<br />

Im Rahmen von start2grow finden jedes Jahr drei<br />

Gründungswettbewerbe statt. Für die Bereiche Informationstechnologie<br />

und Mikrotechnik finden fachspezifische<br />

Wettbewerbe statt. Hierdurch soll die angestrebte<br />

Spezialisierung der Dortmunder Wirtschaft<br />

auf diese Kompetenzfelder unterstützt werden. Ein<br />

dritter Gründungswettbewerb ist branchenübergreifend<br />

ausgerichtet. Die Teilnehmer profitieren im Verlauf<br />

des Wettbewerbs von umfassender Beratung,<br />

die Sieger erhalten Preisgelder. Ziel ist es, Gründerinnen<br />

und Gründer bei der schnellen und fundierten<br />

Umsetzung ihrer Geschäftsidee und damit beim Aufbau<br />

ihres Unternehmens zu unterstützen.<br />

24 http://www.start2grow.de/<br />

Hannover Impuls 25<br />

Die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft der Region<br />

Hannover ist ein weiteres gutes Beispiel für ein umfassendes<br />

Angebot für Gründer. Die Gründerförderung<br />

in der Region steht auf drei Säulen:<br />

Die Gründerwerkstatt Hannover bietet Gründern die<br />

Möglichkeit, die gesamte Unternehmensentwicklung,<br />

von der Idee bis zur Aufnahme der Geschäftstätigkeit,<br />

online durchzuführen. Hierfür steht ein<br />

übersichtliches und informatives online-Portal zur<br />

Verfügung. Das Gründerportal liefert Informationen<br />

zu den wichtigsten Fragen im Themenbereich Existenzgründung,<br />

angefangen mit der Frage nach der<br />

persönlichen Eignung als Gründer über finanzielle<br />

und rechtliche Grundlagen bis hin zu den wichtigsten<br />

Regeln für Standortauswahl und Marketingkonzept.<br />

Bei der Online-Entwicklung eines Geschäftsplanes<br />

können die Gründer darüber hinaus auf persönliche<br />

Beratung durch Tutoren zurückgreifen.<br />

Mit Hilfe von Gründungswettbewerben erhalten<br />

Gründer die Möglichkeit, ihre Ideen öffentlich zu präsentieren<br />

und auf ihre Marktfähigkeit hin zu überprüfen.<br />

Neben der Aussicht auf Gewinne können die angehenden<br />

Gründer von Kontakten zu finanzstarken<br />

und gründungserfahrenen Partnern profitieren. Der<br />

Wettbewerb „plug&work“ bietet seinen Gewinnern<br />

zusätzlich für ein Jahr mietfreie Büro- und Arbeitsflächen<br />

und schafft damit gute Bedingungen für die<br />

25 http://www.hannoverimpuls.de/gruendung<br />

25


Startphase der Unternehmen. Das Center of Excellence<br />

soll der besseren Nutzung innovativer Ideen<br />

dienen. Ideen werden auf ihre Marktreife überprüft<br />

und in einen Technologiepool aufgenommen, der<br />

Vorraussetzung für bevorzugte Förderung und Betreuung<br />

ist.<br />

Business Chance Region Stuttgart 26<br />

Die Region Stuttgart ist ein Beispiel für die Verknüpfung<br />

von Gründungsideen und dem Kapital privater<br />

Investoren. Das Business Angel Forum führt Gründer<br />

mit Privatinvestoren zusammen und unterstützt bei<br />

der Prüfung der Markttauglichkeit der Gründungsvorhaben.<br />

Um das Investitionsrisiko für private Investoren<br />

weiter zu begrenzen, wurde darüber hinaus<br />

der Technologie Fonds Südwest eingerichtet. Dieser<br />

sammelt privates Kapital und investiert dieses gezielt<br />

in neu gegründete Technologieunternehmen aus den<br />

Bereichen Ingenieurswissenschaften, Biotechnologie<br />

und Medizin sowie Informations- und Kommunikationstechnologie.<br />

26 http://business-chance.region-stuttgart.de<br />

26<br />

4.3 Standortmarketing<br />

Der verschärfte Wettbewerb der Regionen zwingt die<br />

drei bergischen Großstädte zu einem gemeinsamen<br />

Auftreten. Mit etwa 350.000 Einwohnern ist Wuppertal<br />

zu klein für die Profilierung auf nationaler und internationaler<br />

Ebene. Als Region mit mehr als 600.000<br />

Einwohnern und einer entsprechend größeren Wirtschaftskraft<br />

kann das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck eine<br />

deutlich bessere Aufmerksamkeit erreichen.<br />

Die Vermittlung der Standortqualitäten nach innen<br />

und außen wird durch die zunehmende Konkurrenz<br />

zwischen den Regionen immer wichtiger. Um Bürger<br />

und Unternehmer in der Region zu halten bzw. neu<br />

zu gewinnen, müssen die Stärken der Region und die<br />

Möglichkeiten, die sich hier für Bewohner und Unternehmen<br />

bieten, offensiv verbreitet werden.<br />

Wesentliches Ziel eines regionalen Standortmarketings<br />

ist die verbesserte Information über die Stärken<br />

der Region. Die Möglichkeiten ihrer Vermittlung<br />

sind vielfältig – ebenso die unterschiedlichen Zielgruppen.<br />

Standortmarketing kann eher allgemein<br />

ausgerichtet sein oder fokussiert auf bestimmte Zielgruppen<br />

stattfinden.<br />

Die gebündelte Präsentation der Angebote der<br />

Region ermöglicht bei der Investorenanwerbung die<br />

Bereitstellung deutlich umfassenderer Alternativen<br />

und kann damit die Wahrscheinlichkeit von Investitionen<br />

erhöhen. Zur besseren Vermarktung der<br />

vorhandenen Gewerbeflächen und Büroimmobilien<br />

kann das Internet genutzt werden. Wird das Angebot<br />

in übersichtlicher Form online präsentiert, können<br />

sich Investoren schnell über die vorhandenen


Möglichkeiten in der Region informieren. Mit Hilfe<br />

eines Newsletters, der regelmäßig an verschiedenste<br />

Institutionen und Investoren verschickt wird, kann<br />

auf bestimmte Angebote der Region gezielt aufmerksam<br />

gemacht werden.<br />

Ein weiterer Ansatz besteht in der Beteiligung von<br />

Bürgern als Botschafter. Zufriedenheitsbekundungen<br />

von Bürgern zur Lebensqualität in ihrer Region<br />

wird eine positive Wirkung auf Außenstehende zugesprochen,<br />

da diese Glaubwürdigkeit vermitteln. Gleiches<br />

gilt für Unternehmer, die für „ihre“ Region als<br />

geeigneten Wirtschaftsstandort werben.<br />

Aufgrund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft<br />

erhält der Zuzug junger Menschen, insbesondere<br />

junger Familien, einen besonderen Stellenwert.<br />

Ebenso begehrt sind [hoch-]qualifizierte Fachkräfte,<br />

die in Zeiten rückläufiger Bevölkerungszahlen und<br />

steigender Ansprüche der Unternehmen immer intensiver<br />

gesucht werden. Zur Anwerbung dieser<br />

Gruppen bedarf es der Herausstellung der Qualitäten<br />

der Region vor dem Hintergrund gruppenspezifischer<br />

Ansprüche. Darüber hinaus können spezielle<br />

Anreize zur Anlockung bestimmter Gruppen eingesetzt<br />

werden. Beispiele hierfür sind Zuzugsprämien,<br />

die für neu zugezogene Studenten in vielen ostdeutschen<br />

Universitätsstädten gezahlt werden sowie die<br />

Überreichung einer Begrüßungsbox an Erstsemester<br />

durch die Stadt Mannheim.<br />

4.3.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Auf der Immobilienmesse Expo Real in München<br />

ist die Region bereits seit einigen Jahren mit einem<br />

gemeinsamen Stand vertreten. Die gebündelte Präsentation<br />

der vorhandenen Objekte erhöht die Wahrnehmbarkeit<br />

der Angebote und verspricht größere<br />

Erfolge bei der Vermittlung von Investoren.<br />

Seit Ende 2008 existiert unter www.investhoch3.<br />

de ein gemeinsames Gewerbeflächenportal für das<br />

<strong>Bergische</strong> Städtedreieck. Dieses ermöglicht Investoren<br />

den schnellen, unkomplizierten und übersichtlichen<br />

Zugang zu Informationen über die in der Region<br />

vorhandenen freien Gewerbeflächen. Zu den wichtigsten<br />

Standorten sind Exposés mit detaillierten Gebietsinformationen<br />

und Fotos der Fläche verfügbar.<br />

Die Wuppertal Marketing GmbH verfolgt einige Projekte,<br />

die auch auf die ganze Region übertragen werden<br />

könnten. Das Projekt „Wuppertal-Botschafter“<br />

setzt auf das Engagement von ansässigen<br />

Unternehmern. Derzeit werben neun Unternehmer<br />

aus der Stadt bei Unternehmern aus anderen Städten<br />

für den Standort Wuppertal 27 . Das Projekt setzt<br />

auf die Kontakte und die besondere Überzeugungskraft<br />

der Unternehmer. Die Botschafter stehen als<br />

Gesprächspartner für ansiedlungsinteressierte Unternehmen<br />

zur Verfügung und werben aktiv für neue<br />

Investoren. Eine Erweiterung der Zahl der Botschafter<br />

ist angestrebt.<br />

27 http://www.wuppertal-botschafter.de<br />

27


Der privat betriebene Relocation-Service „Wupperdomizil“<br />

28 hilft Mitarbeitern von Unternehmen bei<br />

Wohnungssuche, Umzugsorganisation und sonstigen<br />

Aufgaben, die mit einem Umzug verbunden sind.<br />

Darüber hinaus unterstützt Wupperdomizil bei der<br />

Betreuung der Gäste von Unternehmen. Hierdurch<br />

soll es den Unternehmen erleichtert werden, hochqualifizierte<br />

Mitarbeiter vom Standort Wuppertal zu<br />

überzeugen und einen reibungslosen Wohnortwechsel<br />

zu ermöglichen.<br />

Als Instrument zur Bindung von Neubürgern an den<br />

Wohnstandort Wuppertal erhalten diese neben umfassendem<br />

Informationsmaterial über das Freizeit-<br />

und Kulturangebot der Region ein Begrüßungspaket<br />

mit Gutscheinen für Wuppertaler Einrichtungen und<br />

Unternehmen, beispielsweise den Wuppertaler Zoo.<br />

4.3.2 Andere Regionen<br />

Wirtschaftsförderung metropoleruhr 29<br />

Die Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH [wmr]<br />

ist ein aktuelles Beispiel für regionale Wirtschaftsförderung.<br />

Sie ist seit Anfang 2007 als solche neben den<br />

kommunalen Wirtschaftsförderungen tätig und unter<br />

anderem für folgende Aufgaben zuständig:<br />

28<br />

Nationale und internationale Bewerbung des<br />

Standortes Metropole Ruhr<br />

28 http://www.wupperdomizil.de/de/leistungen_unternehmen_<br />

wohnungswechsel-de.php<br />

29 http://www.business.metropoleruhr.de<br />

Akquisition und Beratung von Unternehmen in<br />

allen Fragen der Standortsuche<br />

Bereitstellung wirtschaftsrelevanter Informatio-<br />

nen über die Region<br />

Vermittlung von Netzwerken, Kontakten und An-<br />

sprechpartnern vor Ort<br />

Zur optimalen Kundeninformation und -beratung verfügt<br />

die wmr mit dem digitalen Flächenatlas ruhrA-<br />

GIS über einen detaillierten Geodatenbestand von<br />

Gewerbe- und Industriestandorten in der gesamten<br />

Region. Zu jeder Fläche lassen sich präzise Informationen<br />

abrufen. Die online zugängliche Immobilienbörse<br />

ruhrsite enthält Angebote zu gewerblichen<br />

Bauflächen, Büroimmobilien, Ladenlokalen, Lagerhallen<br />

und Werkstätten sowie Basisdaten zu Einwohnerzahlen,<br />

wirtschaftlichen Kennzahlen, Steuerhebesätzen<br />

etc. Diese Informationsplattformen sollen<br />

zu einer verbesserten Vermittlung der vorhandenen<br />

Angebote an Investoren beitragen.<br />

Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken<br />

Die Wirtschaftsregion liefert einige außergewöhnliche<br />

Marketingideen mit dem Fokus auf zukünftige<br />

Fachkräfte. Unter dem Titel „Den Weltmarktführern<br />

auf der Spur“ veranstaltet die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken<br />

GmbH als Reaktion auf zunehmenden<br />

Fachkräftemangel seit zehn Jahren Exkursionen<br />

von Studentengruppen zu ansässigen Unternehmen.<br />

Hierdurch sollen die Unternehmen bei den hochqualifizierten<br />

Arbeitskräften der Zukunft als attraktive<br />

Arbeitgeber positioniert werden.


Seit 2007 lädt die Region zusammen mit der Region<br />

Schwarzwald Baar-Heuberg und vier Unternehmen<br />

zur dreitägigen Veranstaltung „Studenten on Snow<br />

[SOS]“ in die Alpen. Im Jahr 2008 reisten 500 Studenten<br />

aus 15 Hochschulen Süddeutschlands zu SOS.<br />

Dabei erhielten sie neben den Sportmöglichkeiten<br />

umfangreiche Informationen über Jobmöglichkeiten<br />

bei den Unternehmen der Region 30 .<br />

30 www.heilbronn-franken.com<br />

4.4 Gewerbeflächenentwicklung<br />

In den vergangenen Jahrzehnten sind im <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreieck fast ein Drittel der Industriebetriebe<br />

verschwunden. Es blieben zahlreiche Brachflächen<br />

und leer stehende Industrieimmobilien zurück. Aufgrund<br />

der besonderen Topografie des <strong>Bergische</strong>n<br />

Landes und der dichten Besiedlung sind zusätzliche<br />

Flächenpotenziale im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck begrenzt.<br />

Die Inwertsetzung vorhandener und die gezielte<br />

Qualifizierung neuer Flächen ist daher äußerst<br />

wichtig, um den veränderten Ansprüchen von Gewerbetreibenden<br />

gerecht zu werden 31 .<br />

Im Sinne einer nachhaltigen Gewerbeflächenentwicklung<br />

gilt es, die vorhandenen FlächenPotenziale<br />

möglichst effektiv zu nutzen, um die Ausweisung<br />

neuer Flächen zu begrenzen. Als hinderlich erweist<br />

sich, dass die Kommunen oftmals nur unzureichend<br />

über die vorhandenen Potenziale informiert sind. Ein<br />

wichtiger Hemmfaktor für die Vermarktung von<br />

Brachflächen ist zudem die oftmals geringe Marktfähigkeit<br />

aufgrund von veränderten Anforderungen<br />

der Nachfrager. Die Grundstücksgröße alter Gewerbestandorte<br />

reicht häufig nicht mehr aus. Erweiterungsmöglichkeiten<br />

sind innerhalb gewachsener<br />

Gewerbegebiete selten vorhanden. Ein weiteres Hindernis<br />

für die Vermarktung von ungenutzten Flächen<br />

stellen schwierige Besitzverhältnisse dar. Hohe Kosten<br />

für die Aufbereitung der Flächen verringern die<br />

Chancen der Wiedernutzung zusätzlich. Mögliche<br />

31 Kröger, Kai 2007: Ein interkommunaler Gewerbeflächenpool<br />

im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck Remscheid-Solingen-Wuppertal.<br />

Handlungsempfehlungen zur Umsetzung. Diplomarbeit Universität<br />

Dortmund<br />

29


Altlasten stellen hierbei ein erhebliches finanzielles<br />

Risiko dar. Die Wiedernutzung von Brachflächen ist<br />

daher häufig nur mit Hilfe der öffentlichen Subventionierung<br />

der Sanierungsmaßnahmen möglich.<br />

Bestehende Gewerbegebiete weisen häufig eine<br />

sehr heterogene Branchenstruktur auf. Die Zusammenarbeit<br />

zwischen den Unternehmen und die mögliche<br />

Nutzung von Synergien werden hierdurch erschwert.<br />

Eine Schwerpunktsetzung auf bestimmte<br />

Branchen wäre hilfreich. Klar definierte inhaltliche<br />

Schwerpunkte von Gewerbegebieten können bei der<br />

Vermarktung einzelner Flächen hilfreich sein. Einheitliche<br />

Konzepte zur Weiterentwicklung bestehender<br />

Gewerbegebiete sind bislang jedoch selten.<br />

In gestalterischer Hinsicht weisen viele Gewerbegebiete<br />

wenig stadträumliche, freiraumplanerische und<br />

architektonische Qualitäten auf. Die Gestaltung der<br />

Gewerbegebiete stellt zudem einen nicht zu unterschätzenden<br />

Standortfaktor bei der Ansiedlung<br />

von Betrieben dar. In häufig im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

anzutreffenden Gemengelagen aus Wohnen<br />

und Gewerbe gewinnt die mangelnde gestalterische<br />

Qualität direkten Einfluss auf die Wohnumfeldqualität.<br />

Für die Umsetzung von Aufwertungsmaßnahmen<br />

sind die öffentlichen Akteure auf die Mitarbeit der<br />

Unternehmen angewiesen. Vorhandene rechtliche<br />

Einflussmöglichkeiten beziehen sich in erster Linie<br />

auf Neubaugebiete.<br />

30<br />

Vor dem Hintergrund begrenzter Flächenreserven ist<br />

ein strategischer Umgang mit neuen Gewerbeflächen<br />

wichtig. Auf spezielle Kundengruppen zugeschnittene<br />

Konzepte sind erforderlich, um eine erfolgreiche<br />

Vermarktung zu ermöglichen. Die räumliche Bündelung<br />

von Betrieben aus einer Branche ermöglicht die<br />

gemeinsame Nutzung von speziellen Serviceeinrichtungen<br />

und ebensolcher Infrastruktur. Zur Abstimmung<br />

verschiedener inhaltlicher Schwerpunkte der<br />

bestehenden und neuen Gewerbegebiete sollte eine<br />

Gesamtstrategie für die regionalen Gewerbegebiete<br />

erstellt werden. In dieser sollten deutliche Profile für<br />

die einzelnen Standorte herausgestellt werden.<br />

Ein neuerer Ansatz im Umgang mit Gewerbeflächen<br />

ist der Aufbau eines interkommunalen Gewerbeflächenpools.<br />

Dieser ist sowohl eine Reaktion auf gestiegene<br />

Standortanforderungen der Unternehmen<br />

und zunehmend regional ausgerichtetes Suchverhalten<br />

dieser, als auch eine Möglichkeit, die verbliebenen<br />

Flächen möglichst effizient einzusetzen. Ein<br />

interkommunaler Gewerbeflächenpool ist eine<br />

strategische Partnerschaft mehrerer Kommunen, die<br />

ihre Gewerbeflächenpolitik in eine Hand legen. Hierzu<br />

werden vorhandene und geplante Gewerbeflächen<br />

in einen Pool eingebracht und deren Entwicklung,<br />

Verwaltung und Vermarktung von einer regionalen<br />

Instanz übernommen. Neben Gewerbeflächen bringen<br />

die Kommunen hierfür auch reine Geldbeträge<br />

ein. Die Gewerbesteuereinnahmen auf Poolflächen<br />

und die Erlöse aus Flächenverkäufen werden entsprechend<br />

der jeweiligen Anteile an den eingebrachten<br />

Flächen und Geldbeträgen auf die Kommunen<br />

verteilt. Die Poollösung birgt mehrere Vorteile. Die<br />

Außenwahrnehmung der Region steigt durch das ge-


meinsame Auftreten. Das Flächenangebot ist größer<br />

und vielfältiger, was die Wahrscheinlichkeit erhöht,<br />

dass interessierte Unternehmen tatsächlich in der<br />

Region fündig werden.<br />

4.4.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

In Wuppertal wurde mit dem „Masterplan zur Entwicklung<br />

der Wuppertaler Gewerbeparks“ von<br />

2004 eine Gesamtstrategie für die wichtigsten Zukunftsflächen<br />

erarbeitet. Im Rahmen dieser Strategie<br />

werden die Flächen auf unterschiedliche Nachfragegruppen<br />

ausgerichtet. Der „Engineering Park“<br />

ist für produzierendes Gewerbe aus den Bereichen<br />

Automotive, Maschinen- und Werkzeugbau und Metallverarbeitung<br />

vorgesehen. Entwicklungspotenzial<br />

für kleine und mittlere Unternehmen [KMU] aus<br />

verschiedenen Branchen soll das Gebiet „VohRang“<br />

bieten. Der Standort „Kleine Höhe“ ist auf „innovative,<br />

mittelständische Unternehmen mit besonderen<br />

städtebaulichen und architektonischen Ansprüchen“<br />

ausgerichtet. Ein weiteres Beispiel für die bewusste<br />

Festlegung von Themen für Gewerbestandorte ist<br />

die Automeile Uellendahl im Norden Elberfelds. Diese<br />

sieht die räumliche Bündelung von Autohändlern<br />

und sonstigen automobilorientierten Betrieben vor.<br />

4.4.2 Andere Regionen<br />

Nachhaltiges Gewerbeflächenmanagement<br />

Bottrop 32<br />

Im aktuellen Flächennutzungsplan [FNP] der Stadt<br />

Bottrop [Stand 2004] wurden 50 Hektar gewerblicher<br />

Bauflächen weniger ausgewiesen als im alten<br />

FNP. Hiermit ist die Absicht einer quantitativen Reduktion<br />

des Flächenverbrauchs verbunden. Die Bestandsentwicklung<br />

erhält Priorität. Eine qualitativ<br />

anspruchsvolle Entwicklung ist dabei angestrebt. Zur<br />

Ermöglichung dieser Zielsetzung wurde ein Flächenmanagementsystem<br />

eingerichtet. Hierbei wurde die<br />

Stadt durch die Landesarbeitsgemeinschaft Agenda<br />

21 NRW unterstützt.<br />

Im Rahmen des Modellprojektes „Flächenmanagement<br />

als partizipativer Prozess einer nachhaltigen<br />

Stadtentwicklung“ wurden in einer Zukunftswerkstatt<br />

allgemeine Zielsetzungen erarbeitet. Zwei<br />

Workshops lieferten Ideen für zwei ausgewählte Gewerbeflächen.<br />

Hierbei waren neben Verwaltung und<br />

Politik auch Bürger und Unternehmen beteiligt.<br />

Folgende Ziele wurden für die Gewerbeflächenentwicklung<br />

festgelegt:<br />

ressourcenschonende Organisation der Ver- und<br />

Entsorgung<br />

städtebauliche und architektonisch vorteilhafte<br />

Gestaltung<br />

zeit- und kraftstoffsparende Verkehrsführung<br />

32 www.bottrop.de/stadtleben/downloads/umwelt/nfm_gewerbe-<br />

fl __chen1.pdf<br />

31


33 www.regensdorf.ch/dl.php/de/20070418073116/Masterplan_Ar-<br />

beitsplatzgebiete.pdf<br />

32<br />

angenehme Lebens- und Arbeitsbedingungen in<br />

den Gewerbegebieten<br />

flexible und effiziente Organisationsstrukturen<br />

zur Umsetzung<br />

Drei Gruppen von Gewerbegebieten wurden festgelegt:<br />

vorrangig zu aktivierende Brachflächen<br />

großflächige Gebiete mit einem deutlich zu<br />

schärfenden Profil, geeignet für die Ansiedlung<br />

von Betrieben mit überörtlicher Bedeutung<br />

Gewerbegebiete für kleine bis mittelgroße Un-<br />

ternehmen<br />

Masterplan Arbeitsplatzgebiete Regensdorf 33<br />

Die Gemeinde Regensdorf liegt in der Agglomeration<br />

Zürich. Eine von der Stadt durchgeführte Situationsanalyse<br />

kam zu dem Ergebnis, dass es den Gewerbeflächen<br />

in Regensdorf an Identität und klaren Profilen<br />

fehlt. Einige Gebiete weisen funktionale oder<br />

gestalterische Mängel auf. Als Reaktion auf diese Situation<br />

wurde ein Masterplan zur Aufwertung eines<br />

Gewerbegebietes erarbeitet. Die Erarbeitung erfolgte<br />

in einem kooperativen Verfahren unter Beteiligung<br />

von Grundeigentümern, Behörden und Fachleuten.<br />

Zielsetzung war die Beseitigung vorhandener Defizite<br />

und die Etablierung eines Marketings für den<br />

Standort. Der Masterplan sollte den Orientierungsrahmen<br />

für die [freiwillige] Umsetzung bilden. Zur<br />

Steuerung, Finanzierung und operativen Umsetzung<br />

der beschlossenen Maßnahmen wurde eine koordi-<br />

nierende Stelle eingerichtet. Wichtigste Basis hierfür<br />

bildete der Zusammenschluss der Grundeigentümer in<br />

der Interessengemeinschaft Industriegebiete Regensdorf<br />

[IGIR].<br />

Maßnahmen:<br />

Festlegung eines einprägsamen Namens für das<br />

Gewerbegebiet und Aufstellung von Hinweistafeln<br />

zur Verbesserung von Wahrnehmung und<br />

Image<br />

Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes für das Ge-<br />

biet zur verbesserten Wegeführung und Anbin-<br />

dung an den ÖPNV<br />

Aufteilung des Gebietes in verschiedene Nut-<br />

zungsschwerpunkte [Logistik, Dienstleistung,<br />

Kleingewerbe, Verkauf etc.]<br />

Festlegung architektonischer Spielregeln<br />

Gestaltung von Straßenräumen und Parkplätzen<br />

Regionaler Gewerbeflächenpool Neckar-Alb<br />

Die Region Neckar-Alb umfasst den Zollernalbkreis sowie<br />

die Kreise Tübingen und Reutlingen. Das Projekt<br />

REGENA [Regionaler Gewerbeflächenpool Neckar Alb]<br />

wird zunächst nur im Zollernalbkreis durchgeführt. Es<br />

sind acht Kommunen an der Zusammenarbeit beteiligt.<br />

Ausgangslage war eine starke Konkurrenz zwischen den<br />

einzelnen Kommunen um Gewerbeansiedlungen,die in<br />

einen ruinösen Wettbewerb um die günstigsten Flächen<br />

mündete. Durch die zentrale Vermarktung der Flächen<br />

soll dieses Problem gelöst werden. Die Vermarktung<br />

wird von der Standortagentur Tübingen-Reutlingen-<br />

Neckar-Alb GmbH wahrgenommen, die von den Städten<br />

und Gemeinden der Region Neckar-Alb betrieben<br />

wird. Die Erlöse werden entsprechend der eingebrachten<br />

Flächen und Geldbeträge unter den beteiligten Gemeinden<br />

verteilt.


Einzelhandel<br />

33


Einleitung<br />

5 Einleitung<br />

Regionales Handeln im Bereich Einzelhandel ermöglicht<br />

gegenseitigen Erfahrungsaustausch und koordiniertes<br />

Vorgehen. Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck wird<br />

dies bereits seit einigen Jahren intensiv gepflegt.<br />

Wichtigstes Ergebnis der Zusammenarbeit der drei<br />

Städte ist bislang das Regionale Einzelhandelskonzept<br />

[REHK] von 2006.<br />

Mit der Erarbeitung des REHK wurde eine bedeutende<br />

Grundlage für den regionalen Abstimmungsprozess<br />

bei Planvorhaben im Bereich Einzelhandel geschaffen.<br />

Das REHK ist jedoch stark prozessorientiert und<br />

dient vor allem als Grundlage für die Verbesserung<br />

der Position der Region als Einzelhandelsstandort.<br />

Das regionale Stadtentwicklungskonzept „<strong>zukunfthoch³</strong>“<br />

baut auf dieser Grundlage auf und strebt eine<br />

Intensivierung der Zusammenarbeit an. Beabsichtigt<br />

ist, ein deutliches Profil für das Themenfeld zu entwickeln<br />

und konkrete Maßnahmen und Projekte herauszuarbeiten<br />

und umzusetzen.<br />

Aufgabe dieser Broschüre ist es, einen Überblick<br />

über die Einzelhandelssituation im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

zu vermitteln sowie die wichtigsten Arbeitsschwerpunkte<br />

aufzuzeigen. Diese können als<br />

Ansatzpunkte für das zukünftige regionale Handeln<br />

genutzt werden. Der Aufbau der Darstellung des<br />

Themenfelds Einzelhandel ist dabei am vorangegangenen<br />

Themenfeld orientiert.<br />

34<br />

Im Kapitel „Analyse“ werden die Ergebnisse der Bestandsaufnahme<br />

vorgestellt. Dabei wird zunächst<br />

auf die wichtigsten Veränderungsprozesse im Bereich<br />

Einzelhandel eingegangen. Desweiteren wird<br />

die Situation des Einzelhandels im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

beschrieben. Dabei werden sowohl quantitative<br />

als auch qualitative Merkmale ausgewertet.<br />

Aus den allgemeinen Trends im Einzelhandel lassen<br />

sich Chancen und Risiken, aus den regionalen Besonderheiten<br />

Stärken und Schwächen ableiten. Diese<br />

werden in tabellarischer Form einander gegenübergestellt.<br />

Als Ergebnis der Analyse werden Arbeitsschwerpunkte<br />

festgelegt. Hierzu werden im achten Kapitel<br />

jeweils mögliche Maßnahmen vorgestellt und bereits<br />

bestehende Ansätze im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

aufgezeigt. Als Denkanstoß für weitere Projekte werden<br />

darüber hinaus Beispiele aus anderen Regionen<br />

vorgestellt.


Analyse<br />

6 Analyse<br />

In diesem Kapitel werden die wichtigsten Arbeitsschwerpunkte<br />

im Themenfeld Einzelhandel herausgearbeitet.<br />

Hierzu werden zunächst wichtige, die<br />

Entwicklung des Einzelhandels prägende Trends<br />

umrissen. Im Zusammenspiel mit den spezifischen,<br />

regionalen Rahmenbedingungen ergeben sich hieraus<br />

die zentralen Zukunftsaufgaben im Bereich Einzelhandel.<br />

6.1 Allgemeine Trends 34<br />

In der Einzelhandelsbranche findet seit Jahren ein<br />

Trend zur Betriebs- und Unternehmenskonzentration<br />

statt. Der Einzelhandelsmarkt verteilt sich nur<br />

noch auf einige wenige Handelskonzerne. Wichtigste<br />

Auswirkung auf die städtische Ebene ist die Filialisierung<br />

des Einzelhandelsangebotes. Ortsansässige<br />

„Traditionsgeschäfte“ verschwinden zunehmend.<br />

Folge dessen ist der zunehmende Verlust der Individualität<br />

des Erscheinungsbildes.<br />

Die Zahl der Einzelhandelsbetriebe ging in den letzten<br />

Jahren stetig zurück, in NRW sank beispielsweise<br />

die Zahl der Lebensmittelläden von 31.000 [1975] auf<br />

10.000 [2004]. Gleichzeitig fand eine deutliche Zunahme<br />

der Betriebsgrößen statt, so dass insgesamt<br />

sogar eine Verkaufsflächenerweiterung festzustellen<br />

ist. Ein Ende dieses Trends ist bislang nicht absehbar.<br />

Innerhalb des Lebensmitteleinzelhandels hat zudem<br />

34 Handbuch <strong>Bergische</strong>r Regionalladen www.stadtplanung-dr-jansen.<br />

de; Difu-Bericht 2/2006 Rolf Junker, Gerd Kühn: Nahversorgung in<br />

Großstädten http://www.difu.de/publikationen/difu-berichte/2_06/03.<br />

phtml<br />

eine deutliche Verschiebung in Richtung Discountern<br />

stattgefunden. Die Anforderungen an Einzelhandelsstandorte<br />

haben sich hierdurch deutlich verändert.<br />

Aufgrund gestiegener Ansprüche an Verkaufsfläche<br />

und Stellplatzzahl werden Standorte in verdichteten,<br />

kleinteilig strukturierten Quartieren immer seltener.<br />

Betreiber suchen in der Regel großzügige Grundstücke<br />

an verkehrsfreundlichen Standorten. Folge<br />

dieser Entwicklung ist ein weitmaschigeres Versorgungsnetz<br />

an vermehrt dezentralen Standorten. Kleine<br />

Ladenlokale stehen zunehmend leer, und die Nahversorgung<br />

der Bevölkerung ist in vielen Fällen nicht<br />

mehr gesichert. Hiervon sind besonders die städtischen<br />

Randgebiete und Stadtteilzentren betroffen.<br />

Die Position von Innenstädten und Stadtteilzentren<br />

wurden in den vergangenen Jahrzehnten<br />

durch die Ansiedlung von Einkaufszentren außerhalb<br />

der Zentren stark geschwächt. Seit einigen Jahren ist<br />

ein Trend zurück zur Innenstadt festzustellen. Dies ist<br />

in erster Linie auf die stärkere planerische Beschränkung<br />

von Vorhaben außerhalb „zentraler Versorgungsbereiche“<br />

sowie stadtplanerische Bemühungen<br />

zur Aufwertung der Innenstädte zurückzuführen.<br />

Ein Trend der letzten zehn Jahre ist die Errichtung<br />

großflächiger Shopping-Center in den Innenstädten.<br />

Diese setzen zunehmend auf die Kombination von<br />

Unterhal tungs-, Gastronomie- und Dienstleistungsangeboten.<br />

Die Neuansiedlungen setzen die bestehenden<br />

Warenhäuser unter Druck und können eine<br />

Verlagerung von Besucherfrequenz und Umsatzverteilung<br />

innerhalb der Innenstadt bewirken. Neben<br />

positiven Effekten auf die Anziehungskraft der Innenstadt<br />

durch das vermehrte Angebot und die Kon-<br />

35


Kaufkraftverflechtungen des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />

Abb. 10: Kaufkraftverflechtungen des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks [Eigene Darstellung - Datengrundlage: REHK]<br />

kurrenzsituation [„Konkurrenz belebt das Geschäft“]<br />

können auch Trading-Down-Effekte 35 bis hin zu Leerständen<br />

und Umnutzungen in peripheren Lagen der<br />

Innenstadt die Folge sein. Die Stadtteilzentren verlieren<br />

weiter an Marktanteilen und sind in besonderem<br />

Maße von Trading-Down-Effekten betroffen.<br />

In Bezug auf das Angebot im Einzelhandel ist eine<br />

Polarisierung des Marktes festzustellen. Auf der<br />

einen Seite nimmt der Anspruch an die Qualität von<br />

Produkten zu. Die Nachfrage nach Bio-Produkten<br />

wächst, und eine Rückbesinnung auf regionale Produkte<br />

findet statt. Als Gegenbewegung zu dieser stärkeren<br />

Qualitätsorientierung der Kunden verzeichnet<br />

das Niedrigpreissegment [z.B. Ein-Euro-Märkte] weiterhin<br />

Zuwächse.<br />

Ein weiterer Trend der letzten Jahre ist die wachsende<br />

Konkurrenz durch das Online-Shopping. Durch<br />

dessen BEdeutungszuwachs könnten dem Einzelhandel<br />

vor Ort in Zukunft Umsätze verloren gehen.<br />

6.2 Ausgangslage der Region<br />

Im Folgenden wird ein Überblick über die Lage des<br />

Einzelhandels im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck und die<br />

Situation der wichtigsten Einzelhandelsstandorte gegeben.<br />

35 Trading-down Effekt: Abwärtstrend von Erscheinungsbild und Angebotsqualität<br />

in einem Areal [z.B. Einkaufstraße]: aufgrund fallender Erträge<br />

werden zunächst höherwertige- durch mittlere Anbieter, schließlich<br />

durch niedrigpreisige Anbieter ersetzt. Durch den zunehmenden<br />

Verlust an Angebotsqualität entsteht ein sich verstärkender Prozess<br />

der in Umnutzungen und Leerstand münden kann. Erscheinungsmerkmale<br />

von trading down Prozessen sind z.B. Ein-Euro-Läden<br />

36<br />

6.2.1 Situation des Einzelhandels in der<br />

Region<br />

Die Situation des Einzelhandels im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

ist neben den oben genannten allgemeinen<br />

Trends wesentlich durch die geografische Lage<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft zu den bedeutenden<br />

Einkaufsstädten Köln und Düsseldorf sowie dem<br />

Ruhrgebiet geprägt. Vor diesem Hintergrund stehen<br />

die Innenstädte der Region unter einem besonderen<br />

Konkurrenzdruck. Entscheidend für die Umsätze<br />

im Einzelhandel ist das im Einzugsgebiet verfügbare<br />

Kaufkraftpotenzial. Dieses wird determiniert<br />

durch Bevölkerungszahl und Pro-Kopf-Kaufkraft. Die<br />

Kaufkraft der privaten Haushalte liegt in der Region<br />

leicht über dem Bundesdurchschnitt, hat sich aber in<br />

den vergangenen Jahren unterdurchschnittlich entwickelt.<br />

Der Kaufkraftindex des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />

[BRD=100] ist daher von 107 im Jahr 2005<br />

auf 103 im Jahr 2007 zurückgegangen. Bis 2015 wird<br />

von einem leichten absoluten Rückgang des einzelhandelsrelevanten<br />

Kaufkraftpotenzials in der Region<br />

ausgegangen. Dies ist auf den erwarteten deutlichen<br />

Bevölkerungsrückgang zurückzuführen. Eine stärkere<br />

negative Entwicklung wird durch ein Ansteigen<br />

der Pro-Kopf-Ausgaben verhindert [vgl. REHK].<br />

Die drei bergischen Großstädte leiden unter einem<br />

Kaufkraftabfluss an die benachbarten Oberzentren<br />

Köln und Düsseldorf. Dies verdeutlichen die Zentralitätskennziffern<br />

der drei bergischen Städte. Liegt<br />

die Zentralitätskennziffer bei 100, entspricht der Umsatz<br />

des Einzelhandels in der Stadt dem vorhandenen<br />

Kaufkraftpotenzial. In diesem Fall sind also Kaufkraftzuflüsse-<br />

und -abflüsse ausgeglichen. Wuppertal<br />

lag 2005 mit einem Wert von 99 leicht unter dem


Kaufkraft Zu- und Abflüsse im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

Wuppertal Remscheid Solingen <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Kaufkraftpotenzial [2005] 1.996 671 886 3.553<br />

Abflüsse an andere Standorte -450 -207 -189 -727<br />

Zuflüsse von Außerhalb 326 150 94 452<br />

Umsatzerwartung [2005] 1.872 614 792 3.277<br />

Abb. 11: Kaufkraft Zu- und Abflüsse im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck [Eigene Darstellung - Datengrundlage: REHK]<br />

Vergleich mit anderen Zentralitätskennziffern<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

99<br />

Schwellenwert 100. Remscheid und Solingen folgen<br />

mit 95 bzw. 89. Der Vergleich mit anderen Städten<br />

erhöht die Aussagekraft der Zentralitätskennziffern.<br />

Bochum liegt bei 110, Bielefeld bei 126 36 und Düsseldorf<br />

bei 133. Wuppertal weist zwar die größte Zentralität<br />

der drei bergischen Städte auf, als Oberzentrum<br />

wäre aber ein deutlich höherer Wert zu erwarten.<br />

Grund hierfür sind besonders Abflüsse nach Düsseldorf,<br />

aber auch die mangelnde Anziehungskraft des<br />

Wuppertaler Einzelhandelsangebots für Käufer aus<br />

den umliegenden kleineren Gemeinden. Solingen<br />

verliert rund 10 Prozent der Kaufkraft an Köln und<br />

Düsseldorf und leidet somit unter der unmittelbaren<br />

räumlichen Nähe zu diesen Oberzentren.<br />

Die Verkaufsflächenausstattung pro Einwohner<br />

liegt mit 1,33 Quadratmetern pro Einwohner in der<br />

Region nur leicht unter dem Bundesdurchschnitt von<br />

1,35 Quadtatmetern je Einwohner. Innerhalb der Region<br />

sind jedoch deutliche Unterschiede festzustellen.<br />

Während die Stadt Remscheid mit einem Wert<br />

von 1,5 deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt,<br />

weist Solingen mit 1,24 einen sehr geringen Wert<br />

auf. Vor dem Hintergrund des erwarteten Rückgangs<br />

der Bevölkerung wird sich die Verkaufsflächenausstattung<br />

pro Einwohner in den nächsten Jahren an<br />

den Bundesdurchschnitt angleichen. Als Argument<br />

für Ausweitungen des Flächenangebotes im Sinne<br />

der Deckung eines Nachholbedarfs sind diese Zahlen<br />

also eher ungeeignet. Im Bezug auf das Einzelhandelsangebot<br />

in der Region kann also weniger von<br />

36 Wert für 2008<br />

89<br />

95<br />

110<br />

126<br />

W SG RS BO BI D<br />

Abb. 12: Vergleich mit anderen Zentralitätskennziffern [Eigene Darstellung - Datengrundlage: GfK]<br />

Erläuterung: BO - Bochum, BI - Bielefeld, D - Düsseldorf<br />

133<br />

einem quantitativen Mangel gesprochen werden.<br />

Vielmehr liegt das Problem in der Qualität der Angebote.<br />

6.2.2 Entwicklung der wichtigsten<br />

Einzelhandelsstandorte<br />

Die Elberfelder Innenstadt ist mit einer Verkaufsfläche<br />

von cirka 140.000 Quadratmetern und einem<br />

Umsatz von rund 520 Millionen Euro pro Jahr der mit<br />

Abstand wichtigste Einzelhandelsstandort der Region.<br />

Der Einzugsbereich beschränkt sich allerdings<br />

im Wesentlichen auf das Wuppertaler Stadtgebiet.<br />

Nach einer Erhebung der BBE-Handelsberatung im<br />

Rahmen der Erarbeitung des Regionalen Einzelhandelskonzeptes<br />

[REHK] kommen 90 Prozent der Besucher<br />

der Elberfelder Innenstadt aus Wuppertal.<br />

Nur jeweils 1,6 Prozent kommen aus Solingen bzw.<br />

Remscheid. Durch die Umgestaltung des Döppersberg<br />

könnten in den nächsten Jahren etwa 25.000<br />

Quadratmeter Verkaufsfläche hinzukommen. Dies<br />

kann zu einer weiteren Stärkung des Standortes innerhalb<br />

der Stadt beitragen, aber auch eine Gefährdung<br />

für Randlagen der Elberfelder Innenstadt darstellen.<br />

Mit der Eröffnung der City-Arkaden [20.000<br />

Quadratmeter Verkaufsfläche] im Jahr 2001 ging eine<br />

Verlagerung der Passantenfrequenz in Richtung Südosten<br />

einher. Durch eine zusätzliche Stärkung dieses<br />

Bereiches ist von einer weiteren Verschiebung<br />

innerhalb der Innenstadt auszugehen. Bereits jetzt<br />

sind in nördlichen und westlichen Bereichen der Innenstadt<br />

Leerstände und Umnutzungen bisheriger<br />

Verkaufsflächen festzustellen. Dies führt zu einer<br />

Ausdünnung des Einzelhandelsangebots in diesen<br />

Lagen. Gleichzeitig eröffnet diese Entwicklung anderen<br />

Nutzungsarten [Dienstleistung, Gastronomie etc.]<br />

37


Übersicht über die wichtigsten Einzelhandelszentren im Städtedreieck<br />

0 2 4 6 km<br />

Abb. 13: Übersicht über die wichtigsten Einzelhandelsstandorte im Städtedreieck [Eigene Darstellung, Einteilung nach REHK]<br />

Entwicklungspotenziale in Innenstadtlagen und trägt<br />

so zu einer stärkeren Nutzungsmischung der Innenstadtlagen<br />

bei. Das Einzelhandelsgeschehen in der<br />

Elberfelder Innenstadt zeigt darüber hinaus in den<br />

vergangenen Monaten unterschiedliche Entwicklungen.<br />

Während die Unternehmen Wehmeyer und<br />

Sinn&Leffers aufgrund von bundesweiten Problemen<br />

der beiden Unternehmen ihre Filialen in Elberfeld<br />

aufgaben, bezogen Peek&Cloppenburg und Saturn<br />

neue Immobilien. Aus Sicht von Investoren bleibt die<br />

Elberfelder Innenstadt attraktiv. So ist beispielsweise<br />

die Mayersche Buchhandlung seit geraumer Zeit an<br />

einer Ansiedlung interessiert. Für Einzelhändler dieser<br />

Größenordnung fehlen in den hochfrequentierten<br />

Lagen, insbesondere Alte Freiheit und Poststraße,<br />

Ladenlokale entsprechender Größe. Die kleinteiligen<br />

Strukturen in diesem Bereich erschweren eine Vermittlung<br />

an die kaufkräftigsten Investoren.<br />

Die Barmer Innenstadt ist mit 45.000 Quadratmetern<br />

Verkaufsfläche der zweitgrößte Einzelhandelsstandort<br />

Wuppertals. In den letzten Jahren hat Bar-<br />

38<br />

men gegenüber der Elberfelder Innenstadt immer<br />

mehr an Bedeutung verloren. Dieser Bedeutungsverlust<br />

schlägt sich im Leerstand in den Randlagen und<br />

verstärktem Qualitätsverlust der Angebote auch in<br />

zentralen Bereichen der Fußgängerzone nieder.<br />

Die Remscheider Innenstadt ist mit einer Verkaufsfläche<br />

von rund 58.000 Quadratmetern und<br />

einem Umsatz von cirka 233 Millionen Euro [2005]<br />

der zweitgrößte Einzelhandelsstandort des <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreiecks. Das Einzelhandelsgeschehen<br />

konzentriert sich stark auf die Alleestraße und das<br />

angrenzende Alleecenter, ein innerstädtisches Einkaufszentrum<br />

mit 100 Geschäften und 26.000 Quadratmetern<br />

Verkaufsfläche. Dieses wird zurzeit um<br />

weitere 4.000 Quadratmeter erweitert. In den Randlagen<br />

der Haupteinkaufsstraße Alleestraße sind zunehmend<br />

Angebotsausdünnung und Qualitätsverlust<br />

festzustellen. Die Vergrößerung des Alleecenters<br />

könnte diese Randlagen weiter schwächen.


Die Innenstadt Solingens liegt mit rund 55.000<br />

Quadratmetern und einem Umsatz von rund 227 Millionen<br />

Euro etwa auf dem Niveau der Remscheider Innenstadt,<br />

ist aber räumlich deutlich stärker gestreut,<br />

mit einem Schwerpunkt entlang der Hauptstraße<br />

mit der Clemens-Galerie als nördlichem Abschluss.<br />

In der unteren Hauptstraße sind Trading-Down-Erscheinungen<br />

festzustellen. Leerstandsschwerpunkt<br />

ist das weitgehend brachliegende Bachtorcenter. Am<br />

Neumarkt, im Westen der Innenstadt, wird an Stelle<br />

des ehemaligen Karstadt-Warenhauses ein Einkaufszentrum<br />

mit 18.000 Quadratmetern Verkaufsfläche<br />

entstehen. Dieses Vorhaben wird die Verkaufsfläche<br />

der Solinger Innenstadt deutlich erhöhen und die<br />

Verkaufsflächenausstattung der Gesamtstadt auf<br />

den Bundesdurchschnitt heben. Von der Angebotserweiterung<br />

wird eine Verringerung des Kaufkraftabflusses<br />

an Düsseldorf und Köln erwartet.<br />

Besonderheit des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks ist die<br />

historisch bedingte starke Position der Nebenzentren.<br />

Diese verfügen zumeist über ein breites Angebot<br />

an Einzelhandel und Dienstleistungen. Die Bewohner<br />

der Stadtteile profitieren von diesen wohnortnahen<br />

Angeboten. Insbesondere für Menschen mit eingeschränkter<br />

Mobilität wird die Versorgung mit den<br />

wichtigsten Produkten deutlich erleichtert.<br />

6.3 Folgerungen<br />

Aus den globalen Trends und den festgestellten regionalen<br />

Besonderheiten lassen sich Arbeitsschwerpunkte<br />

für die zukünftige Entwicklung der Region im<br />

Bereich Einzelhandel ableiten.<br />

Die Analyse hat deutliche Schwächen in Bezug auf<br />

die Wettbewerbsposition der Innenstädte des <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreiecks ergeben. Die Profilierung der<br />

Innenstädte gegenüber der [über-]regionalen Konkurrenz,<br />

insbesondere Düsseldorf und Köln, ist daher<br />

eine zentrale Aufgabe zur Verringerung von<br />

Kaufkraftabflüssen. Eine Attraktivierung der Innenstädte<br />

kann sowohl eine stärkere Bindung der einheimischen<br />

Bevölkerung als auch zusätzliche Kaufkraftzuflüsse<br />

aus den kleineren Nachbarkommunen<br />

bewirken.<br />

Die Einbeziehung privaten Engagements kann zu einer<br />

Stärkung der Innenstädte beitragen. In Zeiten begrenzter<br />

öffentlicher Mittel kommt der Einbeziehung<br />

privater Ressourcen eine immer stärkere Bedeutung<br />

zu. Aufgrund dieser besonderen Bedeutung für das<br />

Themenfeld Einzelhandel wird die Stärkung privaten<br />

Engagements als eigenständiges Themenfeld eingestuft.<br />

Der Rückgang der Betriebszahlen im Einzelhandel<br />

hat zunehmenden Leerstand zur Folge. Hiervon<br />

sind insbesondere Cityrandlagen und Stadtteilzentren<br />

betroffen. Die vier wichtigsten Einzelhandelsstandorte<br />

der Region verzeichnen alle zunehmende<br />

Leerstände in Randlagen. Vor dem Hintergrund<br />

abnehmender Bevölkerungszahlen wird sich dieser<br />

Trend tendenziell verstärken.<br />

Eine weitere, durch rückläufige Betriebszahlen ausgelöste<br />

Entwicklung ist die zunehmende Gefährdung<br />

der Nahversorgung in den Quartieren. Die verstärkte<br />

Ausdünnung des Versorgungsnetzes erhöht die Distanzen<br />

zum nächsten Geschäft. Dies erhält zusätzliche<br />

Relevanz vor dem Hintergrund der wachsenden<br />

Zahl älterer Menschen. Besonders ältere Menschen<br />

haben häufig einen nur noch eingeschränkten Aktionsradius.<br />

39


Stärken -<br />

Schwächen -<br />

Chancen -<br />

Gefahren<br />

7 Stärken - Schwächen - Chancen - Gefahren<br />

Stärken Schwächen<br />

40<br />

Dezentrale Zentrenstruktur [ermöglicht wohnortnahe<br />

Versorgung]<br />

Hohes Kaufkraftniveau<br />

Neue Ansiedlungen verdeutlichen vorhandene<br />

Attraktivität<br />

Entwicklungspotenziale in attraktiven Lagen vor-<br />

handen [z.B. Döppersberg]<br />

REHK verhindert effektiv Konkurrenzen zwischen<br />

den drei Städten und stärkt zentrale Versorgungsbereiche<br />

Chancen Gefahren<br />

ISG als neues formelles Instrument zur Beteiligung<br />

von Privaten<br />

Leerfallende Ladenlokale als Chance für andere<br />

Nutzungen<br />

Geringe Anziehungskraft der Zentren auf umliegende<br />

Kreise<br />

Kaufkraftabflüsse aufgrund der Nähe zu attraktiveren<br />

Einkaufszentren<br />

Mangelhafte Aufenthaltsqualität vieler Innenstadtbereiche<br />

Gefährdung der Nahversorgung durch Ausdünnung<br />

des Netzes<br />

Rückgang des Kaufkraftpotenzials durch schrumpfende<br />

Bevölkerungszahl<br />

Weitere Leerstände durch Strukturwandel im Einzelhandel


8 Arbeitsschwerpunkte<br />

Die durchgeführte Analyse ergab für das Themenfeld<br />

Einzelhandel vier zentrale Arbeitsschwerpunkte. Im<br />

Folgenden werden Projekt- und Konzeptbeispiele zu<br />

den einzelnen Arbeitsschwerpunkten vorgestellt:<br />

8.1 Stärkung der Innenstädte<br />

8.2 Stärkung privaten Engagements [ISG]<br />

8.3 Umgang mit Leerstand<br />

8.4 Nahversorgung im Stadtteil/Quartier<br />

Bereits existierende Ansätze im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

zur Bewältigung der Herausforderungen<br />

werden präsentiert, um die vorhandenen Potenziale<br />

und Ansatzpunkte aufzuzeigen. Positive Beispiele<br />

aus anderen Regionen können als Ideen für neue<br />

Projekte im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck dienen.<br />

8.1 Stärkung der Innenstädte<br />

Arbeitsschwerpunkte<br />

Vor dem Hintergrund der starken Konkurrenz durch<br />

die benachbarten Großstädte kommt der Stärkung<br />

der Innenstädte eine besondere Bedeutung zu. Eine<br />

verbesserte Positionierung der Innenstädte des<br />

<strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks gegenüber den konkurrierenden<br />

Standorten ist erforderlich, um die Kaufkraftabflüsse<br />

zu verringern. Hierzu bedarf es gezielter<br />

Maßnahmen zur Verbesserung von Einkaufsattraktivität<br />

und Aufenthaltsqualität der Innenstädte.<br />

Einen umfassenden Überblick über die vielfältigen<br />

Möglichkeiten zur Stärkung von Innenstädten gibt<br />

der vom Deutschen Seminar für Städtebau und Wirtschaft<br />

[DSSW] entwickelte Navigator für Innenstadtentwicklung<br />

[siehe Abb. 14 bzw. www.dssw.de].<br />

Im Folgenden werden die wichtigsten Bereiche des<br />

Maßnahmenspektrums vorgestellt. Zur Attraktivitätssteigerung<br />

der Innenstadt für Kunden bedarf es einer<br />

Verbesserung des Angebotes und der Rahmenbedingungen<br />

für den Einkauf.<br />

Die Vielfalt und Menge des Einkaufsangebots der<br />

Innenstadt regelt im Wesentlichen der Markt. Das<br />

Angebot orientiert sich an der Nachfrage der Konsumenten.<br />

Planerische Eingriffsmöglichkeiten sind<br />

daher begrenzt. Mithilfe rechtlicher Instrumente<br />

besteht die Möglichkeit der räumlichen Steuerung<br />

von [zentrenrelevanten] Angeboten außerhalb der<br />

im Regionalen Einzelhandelskonzept [REHK] festgelegten<br />

zentralen Versorgungsbereiche und damit<br />

einer Bündelung des Angebotes auf die Innenstadt.<br />

Weitere Einwirkungsmöglichkeiten öffentlicher Ak-<br />

41


42<br />

Navigator für Innenstadtentwicklung<br />

Abb. 14: Navigator für Innenstadtentwicklung [Quelle: Deutsches Seminar für Städtebau und Wirtschaft - www.dssw.de]


teure auf das Angebot der Innenstadt liegen in der<br />

Information, Beratung und Anwerbung potenzieller<br />

Investoren sowie in der Ermöglichung der Realisierung<br />

von Investitionsvorhaben.<br />

Die [planerischen] Einwirkmöglichkeiten auf die Rahmenbedingungen<br />

des Einkaufs in der Innenstadt sind<br />

deutlich umfassender. Durch die Verbesserung von<br />

Erscheinungsbild und Aufenthaltsqualität kann<br />

die Attraktivität der Innenstadt für Kunden deutlich<br />

gesteigert werden. Mögliche Maßnahmenfelder<br />

sind: Fassadengestaltung [Farben, Materialen, Werbeträger],<br />

Pflasterung, Möblierung und Begrünung,<br />

Beleuchtung sowie Sauberkeit und Sicherheit. Ein<br />

wichtiges Themenfeld ist zudem die Erreichbarkeit<br />

der Innenstadt mit dem öffentlichen Personennahverkehr<br />

und dem PKW.<br />

Weitere Maßnahmen zur Stärkung der Nachfrageseite<br />

liegen im Feld des Marketings. Hierzu zählen zum<br />

Beispiel die Veranstaltung von Aktionstagen oder<br />

Festen. Wichtig ist die Herausstellung der besonderen<br />

Qualitäten der Innenstadt als Einkaufsstandort.<br />

Ein möglicher Ansatz ist die offensive Herausarbeitung<br />

der besonderen Qualität von Produkten und<br />

des Services der ansässigen Einzelhändler. Beispiel<br />

hierfür ist die Dortmunder Qualitätsroute, in der sich<br />

50 Fachgeschäfte der Dortmunder Innenstadt zusammengeschlossen<br />

haben 37 .<br />

Das Maßnahmenspektrum zur Steigerung der Attraktivität<br />

der Innenstadt ist sehr umfassend. Die finan-<br />

37 http://www.qualitaetsroute-dortmund.de/qualitaetsroute-dortmund/content/de/route/start.html<br />

ziellen [und personellen] Ressourcen der Kommunen<br />

sind allerdings äußerst begrenzt. Gefragt ist daher<br />

ein stärkeres Engagement von Immobilien- und Geschäftseigentümern<br />

für ihren gemeinsamen Standort.<br />

Konsequenz hieraus ist der aktuelle Trend der<br />

Bildung von Immobilien- und Standortgemeinschaften<br />

[ISGn]. Auf die Möglichkeiten von ISGn wird in<br />

Kap. 8.2 näher eingegangen.<br />

Des Weiteren ist eine öffentliche Förderung von<br />

Maßnahmen möglich. Nach Teil III der Förderrichtlinien<br />

Stadterneuerung 2008 des Ministeriums für<br />

Bauen und Verkehr NRW können Maßnahmen zur<br />

Entwicklung und Stärkung der Innenstädte und Ortsteile<br />

gefördert werden, soweit ein städtebauliches<br />

Entwicklungskonzept zu Grunde liegt.<br />

Die Funktion der Innenstadt geht deutlich über den<br />

eines reinen Einzelhandelsstandortes hinaus. Die<br />

Nutzungsvielfalt der Innenstädte ist ein wichtiger<br />

Standortvorteil gegenüber Einkaufszentren in Randlagen.<br />

Die Mischung von Einzelhandel, Gastronomie,<br />

Kultur und Wohnen garantiert die Lebendigkeit der<br />

Innenstadt. Dies macht eine themenübergreifende<br />

Herangehensweise erforderlich. Zur optimalen Abstimmung<br />

verschiedener Maßnahmen empfiehlt sich<br />

die Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes für die<br />

Entwicklung der Innenstadt, zum Beispiel eines<br />

„Masterplans Innenstadt“. Vor dem Hintergrund des<br />

besonderen Konkurrenzdrucks für die <strong>Bergische</strong>n<br />

Innenstädte ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />

besonders wichtig.<br />

43


Eine mögliche Plattform für Einzelprojekte der Innenstadtentwicklung<br />

ist die Initiative „Ab in die Mitte!<br />

Die City-Offensive NRW” 38 . Im Rahmen dieser von<br />

Land, Städtetag und einigen Handelsunternehmen<br />

ins Leben gerufenen Initiative werden beispielhafte<br />

Aktionen zur Steigerung der Attraktivität der Innenstadt<br />

initiiert und durchgeführt. Kommunen können<br />

Projektvorschläge einreichen. Die Auswahl der Projekte<br />

findet in einem Wettbewerbsverfahren statt.<br />

8.1.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Im Bereich der Angebotserweiterung durch<br />

Schaffung zusätzlicher Verkaufsflächen gibt es in<br />

allen drei Städten aktuelle Beispiele. In Elberfeld ist<br />

im Rahmen des Döppersberg-Umbaus eine deutliche<br />

Ausweitung der Verkaufsflächen vorgesehen. Das in<br />

der Solinger Innenstadt geplante Einkaufszentrum<br />

soll 18.000 Quadratmeter umfassen. In der Remscheider<br />

Innenstadt wird durch die Erweiterung des<br />

Alleecenters das Verkaufsflächenangebot um 4.000<br />

Quadratmeter erhöht.<br />

Als Reaktion auf vorhandene Problemlagen der Innenstädte<br />

und mögliche Auswirkungen der oben genannten<br />

Angebotserweiterungen ist die Erarbeitung<br />

eines Innenstadtkonzeptes für die Elberfelder Innenstadt<br />

und eine Konkretisierung des bestehenden<br />

Innenstadtkonzeptes für die Solinger Innenstadt mit<br />

der Konzeption „City 2013“ vorgesehen.<br />

38 http://www.abindiemitte-nrw.de/<br />

44<br />

Lichtkonzept Gelsenkirchen-City<br />

Abb. 15: Lichtkonzept Gelsenkirchen-City [Quelle: http://www.wbp-landschaftsarchitekten.de/cms/<br />

newsbilder/1187252687Gelsenkirchen.jpg]<br />

Im August 2008 veröffentlichte die Arbeitsgruppe<br />

Einzelhandel in Wuppertal einen Arbeitsbericht<br />

zur Entwicklung der Elberfelder Innenstadt.<br />

Als strategische Ziele werden die aktive Entwicklung<br />

der einzelnen Innenstadtquartiere, die Beseitigung<br />

städtebaulicher/funktionaler Schwächen, die qualitative<br />

Ergänzung/Profilierung des Einzelhandelsangebotes,<br />

die Steigerung der Qualität von öffentlichen<br />

Räumen und Plätzen, die stärkere Vernetzung der<br />

vorhandenen kulturellen Angebote, die Stärkung der<br />

Wohnfunktion und die Sicherung der Erreichbarkeit<br />

der Innenstadt für alle Nutzergruppen genannt. Zur<br />

Konkretisierung dieser Zielvorstellungen ist die Erarbeitung<br />

eines Masterplans für die Elberfelder City<br />

beabsichtigt.<br />

Die Pläne für ein integriertes Entwicklungskonzept<br />

für die Solinger Innenstadt sind bereits deutlich konkreter.<br />

Unter dem Titel „City 2013 – Kreativ- und<br />

Standortoffensive für die Solinger Innenstadt“<br />

soll 2009 ein umfassendes Konzept erarbeitet und<br />

nach Möglichkeit ab 2010 umgesetzt werden. Das<br />

Konzept zielt auf eine verbesserte Verknüpfung von<br />

südlicher Innenstadt, Citybereich und Nordstadt. Als<br />

wichtige Maßnahmenbereiche werden die Umgestaltung<br />

und Belebung des öffentlichen Raumes [Alter<br />

Markt, Entenpfuhl] und die Entwicklung von kreativen<br />

Potenzialstandorten, vor allem in der südlichen<br />

Innenstadt, angesehen. Des Weiteren sind zusätzliche<br />

Aktivitäten im Bereich Profilierung und Vermarktung<br />

geplant. Zur verbesserten Einbeziehung der<br />

Privaten ist die Gründung einer Immobilienstandortgemeinschaft<br />

für den Bereich der Unteren Hauptstraße<br />

samt Bachtorcenter angedacht. Öffentliche<br />

und private Akteure arbeiten bereits im Rahmen des


Bausteine des Masterplans Innenstadt Wesel<br />

Abb. 16: Bausteine des Masterplans Innenstadt Wesel [Quelle: www.wesel.de]<br />

„Innenstadtforums“ mit dem Ziel der Stabilisierung<br />

der Solinger Innenstadt zusammen.<br />

Für die Remscheider Innenstadt wurde bereits<br />

2005 eine wichtige konzeptionelle Grundlage für die<br />

städtebauliche Entwicklung der Innenstadt gelegt. Im<br />

Rahmen eines kooperativen Entwurfsprozesses<br />

zur Innenstadtentwicklung wurde ein Konzept<br />

für die Neugestaltung des Busbahnhofs und einer<br />

verbesserten Verbindung des zentralen Innenstadtbereiches<br />

mit dem Hauptbahnhof erarbeitet.<br />

Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck war bislang siebenmal<br />

bei „Ab in die Mitte“ mit einem Projekt vertreten.<br />

Wuppertal nahm in den Jahren 2000, 2001 und 2003<br />

teil. Solingen gehörte zu den zehn Städten des ersten<br />

Projektjahres 1999 und war auch 2000 und 2007<br />

beteiligt. Für das Jahr 2009 hat Solingen zum Ende<br />

vergangenen Jahres wiederum den Zuschlag erhalten.<br />

Unter dem Titel „Geschichten der Stadt“ soll<br />

die Identität der Bewohner mit ihrer Stadt verstärkt<br />

werden. Hierzu wird die Solinger Bürgerschaft intensiv<br />

einbezogen. Das bereits etablierte Motto „Echt.<br />

Scharf.Solingen.“ soll für gesamtstädtische Aktivitäten<br />

genutzt werden. Der räumliche Fokus wird auf<br />

dem Stadtteilzentrum Solingen-Ohligs liegen.<br />

8.1.2 Andere Regionen<br />

Stadtumbau Gelsenkirchen-City 39<br />

Im Rahmen des Stadtumbau-West-Programms finden<br />

umfangreiche Maßnahmen zur Aufwertung des<br />

Gelsenkirchener Citybereiches statt. Wesentliches<br />

Ziel des Projektes ist die Stärkung der Innenstadt als<br />

zentraler Versorgungs- und Einzelhandelsstandort.<br />

Hierbei sollen verstärkt private Akteure einbezogen<br />

werden.<br />

Maßnahmen [Auswahl]:<br />

Neu- und Umgestaltung von Innenhöfen, Anpas-<br />

sung bestehender Bausubstanz<br />

Neugestaltung und Aufwertung von Plätzen und<br />

Straßen, Umgestaltung der Fußgängerzone<br />

Standortgemeinschaft City [Zusammenarbeit öf-<br />

fentliche Hand und private Akteure]<br />

Leerstandsmanagement durch GIS-basiertes Ein-<br />

zelhandels-Informationssystem<br />

Umnutzung von leer stehenden Einzelhandelsflä-<br />

chen in Nebenlagen<br />

Förder- und Modernisierungsprogramm für Ein-<br />

zelhandels-/Büroflächen<br />

39 http://stadtplanung.gelsenkirchen.de/05_Stadterneuerung/Stadtumbau_GelsenkirchenCity/stadtumbau_massnahmen.asp<br />

45


Masterplan Innenstadt Wesel 2005<br />

Der Masterplan soll zur Aufwertung und Weiterentwicklung<br />

der Innenstadt Wesels beitragen. Der Masterplan<br />

setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen:<br />

46<br />

4 Fachpläne [Wohnen, Verkehr, Einzelhandel,<br />

Wege und Licht]<br />

3 Gestaltungspläne [Ringstraßen, Fußgängerzo-<br />

ne]<br />

4 Aktionspläne [Außendarstellung Einzelhan-<br />

del, Fassadengestaltung, Standortentwicklung /<br />

Immobilienmanagement]<br />

Quartiersrahmenpläne [sechs Teilpläne für die In-<br />

nenstadt]<br />

Zur Erarbeitung dieser Pläne wurden Umsetzungsprioritäten<br />

festgelegt. Höchste Priorität erhielten die<br />

Erarbeitung des Gestaltungsplans für die Fußgängerzone<br />

[im Rahmen eines Wettbewerbsverfahrens]<br />

und die Fachpläne zu den Themen Einzelhandel und<br />

Wohnen.<br />

8.2 Stärkung privaten Engagements [ISG]<br />

Der Handlungsbedarf für die Stärkung des Einzelhandelsstandortes<br />

<strong>Bergische</strong>s Städtedreieck ist groß<br />

- ebenso das Spektrum möglicher Maßnahmen. Aufgrund<br />

der knappen finanziellen Ressourcen der drei<br />

bergischen Großstädte ist der Handlungsspielraum<br />

der Städte allerdings begrenzt. Ohne eine stärkere<br />

Einbeziehung privater Akteure sind notwendige<br />

Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Innenstädte<br />

kaum zu realisieren. Entscheidend ist hierbei<br />

die Zusammenführung der privaten Einzelakteure.<br />

Immobilien- und Standortgemeinschaften sind ein<br />

derzeit viel diskutiertes Instrument hierfür.<br />

8.2.1 ISG: Begriffsdefinition<br />

Die Begriffe Immobilien- und Standortgemeinschaft<br />

[ISG] und Business Improvement District [BID] können<br />

synonym verwendet werden. ISG ist die deutsche<br />

Übersetzung des in den USA entwickelten BID-Konzeptes.<br />

Das DSSW definiert einen BID als „räumlich<br />

begrenzten, meist innerstädtischen Bereich, in<br />

dem sich Grundeigentümer und Gewerbetreibende<br />

zusammenschließen, um auf der Grundlage eines<br />

abgestimmten Arbeitsprogramms und mittels einer<br />

gemeinsamen, verpflichtenden Abgabe die Instandhaltung,<br />

Aufwertung und Steigerung der Attraktivität<br />

eines Geschäftsquartiers zu leisten 40 .“<br />

40 Deutsches Seminar für Städtebau und Wirtschaft [DSSW] : DSSW –<br />

Leitfaden Business Improvement District – ein Modell für europäische<br />

Geschäftsstraßen ? DSSW Schriften 47, Berlin 2004, S 9


Vereinfacht beschrieben ist eine ISG eine Kooperationsplattform<br />

für Grundstückseigentümer und Ladenbetreiber<br />

eines bestimmten Bereiches. Dabei<br />

stehen Umsetzungs- und Maßnahmenebene klar im<br />

Vordergrund. ISGen setzen Maßnahmen zur Aufwertung<br />

des Standortes um. Das hierfür benötigte Budget<br />

wird durch Beiträge der Mitglieder gedeckt. In<br />

NRW wurden ISGen zunächst auf informeller Basis<br />

gegründet. Die Entscheidung über eine aktive Teilnahme<br />

blieb den einzelnen Eigentümern überlassen.<br />

Die Landesregierung förderte ab 2001 insgesamt 22<br />

Modellprojekte. Als größtes Hemmnis für das Funktionieren<br />

von ISGen stellte sich das so genannte „Trittbrettfahrer-Problem“<br />

heraus. Auch Immobilieneigentümer,<br />

die sich nicht aktiv an Finanzierung oder<br />

Organisation einer ISG beteiligen, profitieren von deren<br />

Maßnahmen. Dies reduziert die Bereitschaft zu<br />

privatem Engagement deutlich. Die große Vielfalt der<br />

Eigentümerstrukturen und daraus resultierende unterschiedliche<br />

Strategien und Zielsetzungen sind ein<br />

zusätzliches Erschwernis für die Einrichtung gemeinsamer<br />

Handlungskonzepte. Als Reaktion auf diese<br />

Problematiken wurde Mitte 2008 mit dem Gesetz<br />

über Immobilien- und Standortgemeinschaften [ISGG<br />

NRW] die Voraussetzung für formelle Regelungen gelegt.<br />

Neben der formellen Regelung über das ISGG ist<br />

auch weiterhin eine freiwillige Regelung möglich.<br />

Mithilfe des ISGG NRW kann eine Initiative bei der<br />

Kommune auf der Grundlage eines detailliert ausgearbeiteten<br />

Konzeptes den Erlass einer Satzung für<br />

eine ISG beantragen. Diese kann einen maximalen<br />

Geltungszeitraum von fünf Jahren haben. Es folgt ein<br />

formales Verfahren mit Offenlegung und Beteiligung<br />

der Öffentlichkeit, der Behörden und sonstiger Trä-<br />

ger öffentlicher Belange. Alle Grundeigentümer des<br />

festgelegten Bereiches werden von der Kommune<br />

über das Konzept informiert. Wenn sich innerhalb einer<br />

einmonatigen Frist nicht mehr als 25 Prozent der<br />

Grundeigentümer gegen das eingereichte ISG-Konzept<br />

aussprechen, erlangt die ISG Verbindlichkeit.<br />

Die ISG verpflichtet sich, in einem öffentlich-rechtlichen<br />

Vertrag zur Umsetzung des vorgelegten Konzeptes.<br />

Für die Grundeigentümer besteht die Pflicht<br />

zur Entrichtung von zuvor festzulegenden Abgaben.<br />

Die Erhebung der Abgabe ist Aufgabe der Gemeinde.<br />

Die Einnahmen stehen für Maßnahmen der ISG zur<br />

Verfügung. Ladenbetreiber sind nicht gesetzlich zur<br />

Beteiligung an einer ISG verpflichtet. Eine Mitgliedschaft<br />

ist aber sehr wünschenswert 41 .<br />

Mit dem Instrument ISG kann die finanzielle und organisatorische<br />

Basis für die Aktivitäten der privaten<br />

Innenstadtakteure geschaffen werden. Eine öffentliche<br />

Förderung ist damit nicht verbunden. Die inhaltliche<br />

Ausgestaltung und die Qualität der Umsetzung,<br />

wichtigste Voraussetzungen für den Erfolg einer ISG,<br />

hängen von Engagement und Kreativität der Beteiligten<br />

ab. Das Handlungsspektrum umfasst sowohl<br />

bauliche Maßnahmen als auch Service- und Marketingtätigkeiten.<br />

Der Einsatz von ISGen bietet sich besonders in von<br />

„Trading-Down“ betroffenen Lagen an. Es handelt<br />

sich hierbei insbesondere um innerstädtische Rand-<br />

41 ISGG NRW<br />

47


lagen. Diese sind von Kaufkraftabflüssen an andere<br />

Innenstädte besonders betroffen. Zusätzliche Konkurrenz<br />

erwächst ihnen durch die Errichtung innerstädtischer<br />

Einkaufszentren. Möglich ist aber auch<br />

die Bildung von ISGen für Stadtteilzentren oder die<br />

Stadtzentren von Städten kleinerer bis mittlerer Größe.<br />

Eine zu große räumliche Abgrenzung erschwert<br />

jedoch den Aufbau einer ISG und kann zu einer<br />

Schwächung deren Handlungsfähigkeit führen. Für<br />

die Innenstädte der drei <strong>Bergische</strong>n Großstädte bietet<br />

sich daher eher die Gründung von ISGn für Cityteilbereiche<br />

an.<br />

8.2.2 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck existieren bislang keine<br />

ISGen. Privates Engagement von Immobilienbesitzern<br />

und Geschäftsinhabern wird jedoch in einer Vielzahl<br />

von Interessengemeinschaften [IG] praktiziert.<br />

Die IHK zählt für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck 33 im<br />

Bereich Einzelhandel tätige Interessengemeinschaften<br />

42 . So ist beispielsweise die IG1 im Standortmarketing<br />

für die Elberfelder Innenstadt aktiv. Veranstaltungen<br />

im Rahmen von „Wuppertal-24Stunden-live“,<br />

das Cityfest „Elberfelder Cocktail“ und der Elberfelder<br />

Lichtermarkt sollen zu einer Verbesserung des<br />

Images der Elberfelder City beitragen. Die Interessengemeinschaften<br />

verfügen jedoch nur über relativ<br />

begrenzte Ressourcen, so dass sie eigene Maßnahmen<br />

auch nur in geringem Maße umsetzen können.<br />

42 http://www.wuppertal.ihk24.de/servicemarken/branchen/handel/<br />

Uebersicht_Interessengemeinschaften.jsp<br />

48<br />

Die Schaffung der gesetzlichen Grundlage für ISGen<br />

in NRW hat die Diskussion über die Gründung von IS-<br />

Gen im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck angeregt. In der Elberfelder<br />

Innenstadt wird die Einrichtung einer oder<br />

mehrerer ISGen erwogen, um auf den Wettbewerbsdruck<br />

durch konkurrierende Einzelhandelslagen innerhalb<br />

des Stadtgebietes und in der Region zu reagieren.<br />

Unklar ist bislang die räumliche Abgrenzung.<br />

Ein möglicher Standortbereich für die Gründung einer<br />

ISG wäre die Straße Am Wall, die in den letzten<br />

Jahren einem stetigen Veränderungsprozess unterworfen<br />

ist.<br />

In der Solinger Innenstadt ist im Rahmen des Konzeptes<br />

„City 2013“ die Gründung einer ISG für den<br />

Bereich der Unteren Hauptstraße samt Bachtorcenter<br />

angedacht. Dieser Bereich ist bereits jetzt durch<br />

Trading-Down und Leerstand gekennzeichnet.<br />

8.2.3 Andere Regionen<br />

ISG Castrop-Altstadt 43<br />

Der Aktionsraum der ISG Castrop-Rauxel erstreckt<br />

sich auf das gesamte Gebiet der Castroper Innenstadt.<br />

Die ISG wurde 2004 gegründet und als Modellprojekt<br />

durch das Land NRW gefördert. In der ISG sind<br />

130 Immobilienbesitzer, Händler und Dienstleister<br />

auf freiwilliger Basis organisiert. Eine Formalisierung<br />

auf Grundlage des ISG-Gesetzes wird erwogen.<br />

43 http://www.isg-castrop.de


Die Castroper Innenstadt steht unter starkem Konkurrenzdruck<br />

durch die Nachbarstädte. Dies hat zu<br />

Umsatzrückgängen bei den Geschäftsbetreibern und<br />

deutlichem Werteverfall der Einzelhandelsimmobilien<br />

geführt. Hauptziel der ISG ist daher, diesen Entwicklungen<br />

entgegen zu wirken und neue Impulse<br />

für die Castroper Innenstadt zu setzen.<br />

Das Handlungsfeld der ISG Castrop ist vielfältig:<br />

Erhöhung der Aufenthaltsqualität [Gestaltung<br />

des öffentlichen Raumes mit Schwerpunkt Begrünung,<br />

Beleuchtung, Familienfreundlichkeit,<br />

Sauberkeit]<br />

Verbesserung der Verkehrssituation [Leitsystem,<br />

Parkkostenerstattung]<br />

Verbesserung von Angebot und Kundenservice<br />

[Stärkung des Branchenmixes, Kinderbetreuung<br />

an Samstagen, Servicekräfte als Ansprechpart-<br />

ner, Initiative „5 Sterne für Castrop“ als Qualitäts-<br />

marke für einen bestmöglichen Kundenservice]<br />

Organisation von Veranstaltungen, Standortwer-<br />

bung<br />

Service für Mieter und Eigentümer<br />

ISG Essen City Nord 44<br />

Die ISG Essen City Nord wurde 2005 als Modellprojekt<br />

des Landes NRW gegründet und von 2006 bis<br />

2008 gefördert. Sie bezieht sich auf den nordöstlichen<br />

Teil der Essener Innenstadt. Die ISG hat bislang<br />

44 http://www.essen-city-nord.de<br />

27 Mitglieder, darunter IHK, Einzelhandelsverband<br />

Ruhr, Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung der<br />

Stadt Essen, Immobilienunternehmen sowie acht Geschäftsbetreiber<br />

[von insgesamt 88]. Die Teilnahme<br />

erfolgte bislang auf freiwilliger Basis. Für die Organisation<br />

und die Umsetzung der Teilprojekte wurde ein<br />

Quartiersmanager eingestellt.<br />

Ziel der ISG ist die verbesserte Positionierung gegenüber<br />

den 1A-Lagen der Innenstadt. Durch die 2008<br />

erfolgte Fertigstellung des Einkaufszentrums „Limbecker<br />

Platz“ im Nordwesten der Essener Innenstadt<br />

hat der Konkurrenzdruck am Essener Einzelhandelsstandort<br />

weiter zugenommen. Die Maßnahmen der<br />

ISG sollen zu einer nachhaltigen Aufwertung des<br />

Quartiers Essen City Nord beitragen und das Quartier<br />

gegenüber den Konkurrenzstandorten profilieren.<br />

Handlungsfelder:<br />

Erreichbarkeit [Ausschilderung von Parkmöglich-<br />

keiten, Änderung des Verlaufs von ÖPNV-Linien<br />

zur Belebung des Quartiers, Gestaltung der U-<br />

Bahnhöfe, Aufstellen von Standorttafeln]<br />

Sicherheit und Sauberkeit [Beseitigung von Graffitis,<br />

Aufklebern und Wildplakatierung; Installation<br />

von Aschenbechern; „Quartiershausmeister“]<br />

Verbesserung des Angebots [u.a. Unterstützung<br />

von Existenzgründern und Ansiedlungswilligen,<br />

Entwicklung neuer Angebotsformen, insbesondere<br />

von Nutzungskopplungen]<br />

Fassadengestaltung<br />

Kommunikation [Events, Internetauftritt, Marken-<br />

bildung]<br />

49


8.3 Umgang mit Leerstand<br />

Von zunehmenden Leerständen sind im <strong>Bergische</strong>n<br />

Städtedreieck sowohl Stadtteil- und Quartierszentren<br />

als auch die Randbereiche der Innenstädte betroffen.<br />

Durch die zunehmende inter- und intraregionale<br />

Standortkonkurrenz mit anderen Innenstädten und<br />

Einkaufszentren am Stadtrand befinden sich diese<br />

Lagen unter starkem Verdrängungsdruck. Einen wichtigen<br />

Einfluss auf die Entwicklung des Leerstands<br />

hat zudem der Umstrukturierungsprozess im Einzelhandel.<br />

Die absolute Zahl der Betriebe geht zurück.<br />

Darüber hinaus entsprechen viele Ladenlokale nicht<br />

mehr den aktuellen Anforderungen. Die Folge ist der<br />

dauerhafte Leerstand von Ladenlokalen. Dieser wirkt<br />

sich negativ auf das Erscheinungsbild der betroffenen<br />

Straßenzüge aus und bedroht damit auch umliegende<br />

Einzelhändler. Für die Immobilieneigentümer<br />

sind die Leerstände mit erheblichen Einnahmeausfällen<br />

verbunden. Zur Wieder- oder Umnutzung bedarf<br />

es daher besonderer Anstrengungen.<br />

Die Reduzierung von Leerständen kann indirekt über<br />

die Steigerung der Attraktivität der betroffenen<br />

Lagen erfolgen. Dies ist planerisch beispielsweise<br />

im Rahmen von Stadtteil- oder Innenstadtkonzepten<br />

umzusetzen. Einen Überblick über mögliche<br />

Maßnahmen der Stärkung der Innenstädte eröffnet<br />

Kapitel 8.1. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist jedoch<br />

in der Regel langfristig und nicht unmittelbar<br />

auf die betroffenen Leerstände gerichtet. Tendenziell<br />

bedeutet die Reduzierung von Leerständen aufgrund<br />

50<br />

der Aufwertung der jeweiligen Lagen die Entstehung<br />

von Leerständen an anderer Stelle. Sofern keine zusätzliche<br />

Kaufkraft aus den umliegenden Regionen<br />

zufließt, kommt es lediglich zu einer Verlagerung innerhalb<br />

der Region.<br />

Effektiver erscheinen daher Maßnahmen, die direkt<br />

auf die Wieder-, Zwischen- bzw. Umnutzung der<br />

Ladenlokale abzielen. Maßnahmen zur beschleunigten<br />

Wiedernutzung von leerstehenden Ladenlokalen<br />

setzen bei der Information potenzieller Nachfrager<br />

an. Hierzu bietet sich das Internet als einfaches und<br />

effektives Verbreitungsmedium an. Durch die Online-Präsentation<br />

freier Verkaufslokale über ein GISbasiertes<br />

Informationssystem, eine Datenbank oder<br />

durch die Hinterlegung der Angebote auf einer überregionalen<br />

Internetplattform [z.B. Immobilienscout]<br />

kann die Information über das Angebot deutlich verbessert<br />

werden. Die verbesserte Information über<br />

das Flächenangebot erleichtert und beschleunigt<br />

die Standortsuche der Nachfrager. Der Aufbau eines<br />

Netzwerkes mit regionalen und überregionalen Partnern<br />

kann die Abstimmung und Verknüpfung von Angebot<br />

und Nachfrage weiter verbessern. Einfachste<br />

Maßnahme zur Überbrückung von Phasen des Leerstands<br />

ist dessen Kaschierung durch die Gestaltung<br />

der Schaufensterflächen. Hierdurch werden negative<br />

Effekte für das Erscheinungsbild verhindert, für den<br />

Immobilieneigentümer bedeutet dies jedoch keine<br />

finanzielle Erleichterung. Weitergehende Konzepte<br />

zur Zwischennutzung setzen auf die Vermittlung zwischen<br />

den Interessen von möglichen Nutzern und<br />

Immobilienbesitzern.


Einzelhandels-Informations-System [EIS] Aachen<br />

Abb. 17: Einzelhandels-Informations-System [EIS] Aachen [Quelle: www.webgis.regioit-aachen.de/GOEisACWeb/]<br />

Drei verschiedene Strategien eignen sich für die<br />

praktische Umsetzung von Zwischennutzungen 45 :<br />

Starter-Nutzung: Der Nutzer versteht die Phase<br />

der Zwischennutzung als Probelauf und wird<br />

nach erfolgreichem Abschluss zum Dauernutzer<br />

mit regulärem Mietvertrag.<br />

Vorübergehende Nutzung: Die Geschäftsräume<br />

werden so lange für eine Zwischennutzung zur<br />

Verfügung gestellt, wie sie nicht dauerhaft ver-<br />

mietet werden können. Der Zwischennutzer ist<br />

jedoch so flexibel, dass er jederzeit in der Lage<br />

ist, das Lokal kurzfristig zu räumen.<br />

Event-Nutzung: Der Nutzer hat von vornherein<br />

eine zeitlich befristete Nutzung geplant und gibt<br />

die Räume nach Abschluß der Nutzung frei.<br />

Sind die Bemühungen der Wiedernutzung eines Ladenlokals<br />

nicht erfolgreich, muss auch die Umwandlung<br />

in Wohn- oder Büroräume erwogen werden.<br />

8.3.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

In Wuppertal wird derzeit das Konzept einer Zwischennutzungsagentur<br />

umgesetzt. Im Rahmen<br />

des Förderprogramms „Stadtumbau West” ist seit<br />

Mai 2007 die „Zwischennutzungsagentur Wuppertal“<br />

in den Wuppertaler Stadtteilen Arrenberg, Elberfelder<br />

Nordstadt, Unterbarmen und Oberbarmen/Wichlinghausen-Süd<br />

aktiv. Seit April 2008 wurde die Tätigkeit<br />

auch auf den Stadtteil Ostersbaum ausgeweitet.<br />

45 Jahresbericht Zwischennutzungsagentur: http://www.zwischennutzungsagentur-wuppertal.de/was/<br />

Die Zwischennutzungsagentur ist eine Anlaufstelle,<br />

die zur Aufgabe hat, leer stehende Ladenlokale in<br />

ausgewählten Stadtteilen einer neuen Nutzung zuzuführen<br />

und innovative Konzepte zu entwickeln und<br />

umzusetzen. Mit dem Aufbau und dem Betrieb der<br />

Agentur wurde ein privates Büro beauftragt. Hauptaufgabe<br />

ist es, Eigentümer von leer stehenden Objekten<br />

über die Idee der Zwischennutzung zu informieren,<br />

zu überzeugen und mit möglichen Nutzern<br />

zusammenzuführen. Hierzu wird der direkte Kontakt<br />

zu den Immobilienbesitzern gesucht. Die Agentur<br />

unterstützt darüber hinaus kreative und gemeinnützige<br />

Vorhaben als Impulsgeber. Mit dem Ziel, eine<br />

Vermittlungsplattform im Internet zu schaffen, wird<br />

derzeit ein digitales Leerstandskataster erarbeitet.<br />

Insgesamt wurden bisher rund 250 leerstehende<br />

Ladenlokale katalogisiert und über 100 Nutzungsinteressenten<br />

aufgenommen. 20 Zwischennutzungen<br />

und sechs Dauervermietungen konnten vermittelt<br />

werden. Beispielsweise siedelten sich zwei Grafikdesigner<br />

in Ladenlokalen in der Elberfelder Nordstadt<br />

an. Im selben Quartier fand im Sommer 2007 die<br />

Dauerausstellung „Gerüch[t]eküche“ statt, welche<br />

in mehreren Schaufenstern gedeckte Küchentische<br />

unterschiedlicher Kulturen präsentierte.<br />

Das Beispiel der Zwischennutzungsagentur Wuppertal<br />

hat bundesweiten Pilotcharakter. Eine Ausweitung<br />

auf andere Quartiere im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />

erscheint sinnvoll. Da die Städtebaufördermittelbescheide<br />

für 2009 bei allen drei bergischen Großstädten<br />

keine Förderung konsumptiver Maßnahmen vorsehen,<br />

wird allerdings die weitere positive Arbeit der<br />

Zwischennutzungsagentur in Frage gestellt.<br />

51


8.3.2 Andere Regionen<br />

Einzelhandelsinformationssystem<br />

[EIS] Aachen 46<br />

Das EIS Aachen ist eine interaktive, grafische Darstellung<br />

der Einzelhandelssituation in der Aachener<br />

Innenstadt. Investoren, Einzelhändler, Kunden und<br />

Eigentümer sollen hierdurch schnelle und umfassende<br />

Informationen über die Einzelhandelssituation<br />

der Aachener Innenstadt erhalten. Die vorhandenen<br />

Einzelhandelsnutzungen werden ihrer jeweiligen<br />

Branche bzw. Sortimentsgruppe zugeordnet. Neben<br />

den klassischen Branchen des Einzelhandels werden<br />

auch Restaurants und Hotels, Geld- und Kreditinstitute,<br />

Parkhäuser sowie leerstehende Ladenlokale<br />

dargestellt. Über die einzelnen Immobilien können<br />

Zusatzinformationen abgefragt werden. Die Datenpflege<br />

ist von der Bereitschaft der Immobilieneigentümer<br />

abhängig, Informationen über ihr Ladenlokal<br />

zur Verfügung zu stellen. Investoren erhalten schnelle<br />

und übersichtliche Informationen über mögliche<br />

Geschäftslokale und die Einzelhandelsstruktur der<br />

Umgebung.<br />

Beispiele für grafisch anspruchsvollere und ansprechendere<br />

Einzelhandelsinformationssysteme sind in<br />

Gelsenkirchen und Salzgitter zu finden 47 . Diese sind<br />

jedoch in Bezug auf die Inhaltstiefe nicht vergleichbar.<br />

Über leer stehende Ladenlokale bieten sie beispielsweise<br />

keine Informationen.<br />

46 http://www.webgis.regioit-aachen.de/GOEisACWeb/<br />

47 http://eis.gelsenkirchen.de/default.aspx, http://tourismus-salzgitter.de/index.php?id=eis#<br />

52<br />

8.4 Nahversorgung im Stadtteil/Quartier<br />

Die Sicherstellung einer flächendeckenden und ausgewogenen,<br />

wohnungsnahen 48 Grundversorgungsstruktur<br />

49 ist ein planerisches Leitbild, welches durch<br />

die Konzentrationstendenzen im Einzelhandel stark<br />

bedroht ist. Die Zahl der Einzelhandelsbetriebe geht<br />

zurück. Dies führt zu einer Ausdünnung des Angebots<br />

in der Fläche. Besonders gering verdichtete<br />

städtische Randgebiete sind betroffen. Alte und andere<br />

in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen,<br />

aber auch Jugendliche und Haushalte ohne PKW<br />

sind auf fußläufig erreichbare Standorte angewiesen.<br />

Die Stärkung des wohnungsnahen Einzelhandels ist<br />

elementar für die Lebensqualität in den Quartieren.<br />

Er dient nicht nur der Grundversorgung, sondern ist<br />

auch Treffpunkt und Ort der Kommunikation.<br />

Die planerischen Handlungsmöglichkeiten zur Sicherung<br />

einer flächendeckenden Nahversorgung sind<br />

begrenzt. Die Entwicklung wird durch den freien<br />

Markt gesteuert. Die privaten Betreiber entscheiden<br />

über die Aufrechterhaltung von Betrieben in Quartieren<br />

und Stadtteilzentren. Durch den gebündelten<br />

Einsatz verschiedener Instrumente ist jedoch eine<br />

positive Beeinflussung möglich. Integrierte Lagen 50<br />

können gestärkt, Standorte in nicht-integrierten Lagen<br />

verhindert werden. JUNKER und KÜHN nennen<br />

fünf Handlungsfelder 51 :<br />

48 wohnungsnah: als Anhaltspunkt i.d.R. max. 10 Minuten bzw. 700<br />

Meter Fußweg [Def.: Einzelhandelserlass]<br />

49 Grundversorgung: Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des<br />

täglichen Bedarfs [Def.: Einzelhandelserlass]<br />

50 Integrierte Lagen: in Wohnbereiche eingebettete Siedlungsbereiche<br />

51 http://www.difu.de/publikationen/difu-berichte/2_06/03.phtml


Einzelhandels- und Nahversorgungskonzepte als<br />

grundsätzlicher Rahmen<br />

Kooperation: interkommunale Abstimmung und<br />

Zusammenarbeit mit privaten Akteuren<br />

Entwicklungskonzepte für zentrale Einkaufslagen<br />

zur Attraktivitätssteigerung<br />

nachvollziehbare „Spielregeln“ zur Erleichterung<br />

der Zusammenarbeit bei den Ansiedlungs- und<br />

Bauantragsverfahren für die Neuerrichtung von<br />

Einkaufsstätten<br />

städtebaurechtliche Instrumente zur Feinsteue-<br />

rung von Einzelhandelseinrichtungen<br />

Über planerische Konzepte [Stadtteilkonzept, städtisches/regionales<br />

Einzelhandelskonzept] lassen<br />

sich die Rahmenbedingungen für Einzelhändler in<br />

integrierten Lagen gezielt stärken. Für die Verhinderung<br />

der Ansiedlung großflächigen Einzelhandels 52 in<br />

nicht-integrierten Lagen sind rechtliche Instrumente<br />

vorhanden. Durch eine regionale Abstimmung der<br />

öffentlichen und privaten Akteure kann ein effizienter<br />

Einsatz der Instrumente erreicht werden. Durch<br />

dieses Maßnahmenbündel sind eine Attraktivierung<br />

integrierter Einkaufslagen sowie die Schwächung<br />

der Konkurrenz in nicht-integrierten Lagen möglich.<br />

Eine Veränderung des Trends zur Betriebskonzentration<br />

im Einzelhandel ist hierdurch jedoch nicht zu<br />

erwarten. Die frei gewordenen Ladenlokale werden<br />

von den großen Filialbetreibern in der Regel aufgrund<br />

zu geringer Verkaufsfläche 53 und zu geringer<br />

52 großfl ächiger Einzelhandel: Die Schwelle zur Großfl ächigkeit liegt<br />

zur Zeit bei 800m² Verkaufsfl äche<br />

53 Die als rentabel anzusetzende Mindestgröße eines Markts, der<br />

als Vollerwerbsbetrieb geführt wird, liegt zwischen 600 und 800 m²<br />

[Handbuch <strong>Bergische</strong>r Regionalladen]<br />

Bevölkerungszahl im Einzugsbereich als nicht mehr<br />

rentabel angesehen. Es müssen daher alternative<br />

Nutzungskonzepte entwickelt werden.<br />

Innovative Konzepte sind besonders im ländlichen<br />

Raum zu finden, da dieser in deutlich stärkerem<br />

Maße von der Problematik einer unzureichenden<br />

Nahversorgung betroffen ist. Eine Übertragung auf<br />

die Nahversorgung in Stadtteilen erscheint durchaus<br />

möglich.<br />

Die bisher erprobten Konzepte zur Sicherstellung<br />

der Nahversorgung in Ortschaften lassen sich drei<br />

Typen zuordnen 54 :<br />

von Bürgerinitiativen organisierte Genossen-<br />

schaftsläden [ehrenamtliche Mitarbeit]<br />

von politischen oder sozialen Trägern initiierte<br />

Projekte [öffentliche Zuschüsse]<br />

sich selbst tragende Projekte [Kombination ver-<br />

schiedener Angebote und Dienstleistungen]<br />

Die ersten beiden Typen setzen in erster Linie auf<br />

Veränderungen auf der Finanzseite: die Einsparung<br />

von Personalkosten durch ehrenamtliche Arbeit<br />

oder die Verbesserung der Einnahmesituation durch<br />

öffentliche Zuschüsse. Den höchsten Innovationsgehalt<br />

haben Projekte des dritten Typus. Sie sind<br />

nicht auf ehrenamtliche Mitarbeit oder öffentliche<br />

Zuschüsse angewiesen. Die Kombination und Bündelung<br />

mehrerer Angebote und Dienstleistungen in<br />

einem Geschäft ermöglicht die Beibehaltung von<br />

Angebotsvielfalt bei deutlich reduzierten Kosten für<br />

54 http://www.nabu.de/themen/siedlungsentwicklung/demographieundfi<br />

nanzen/07586.html<br />

53


Personal und Verkaufsräume. Die Kunden profitieren<br />

von der unmittelbaren Nähe mehrerer Angebote. Das<br />

Spektrum der möglichen Angebote ist vielfältig: Lebensmittel,<br />

Backwaren, Schreibwaren, Zeitschriften,<br />

Toto-Lotto-Annahme, Reinigungsservice, Kopierservice,<br />

Fotoarbeiten, Fahrkartenverkauf, Postservice,<br />

Bankdienstleistungen, Reisebüro, Friseur, Apotheke<br />

bis hin zu Informationsangeboten von Kommune,<br />

Land, Energieversorger oder Krankenkasse.<br />

Ist eine stationäre Versorgung nicht mehr aufrecht<br />

zu erhalten, besteht die Möglichkeit, über mobile Angebote<br />

die Grundversorgung sicherzustellen. Bislang<br />

wurden solche Konzepte in erster Linie im ländlichen<br />

Raum angewendet. Einige Lebensmitteleinzelhändler<br />

bieten bereits jetzt einen Lieferservice an. Die Möglichkeit<br />

von Online-Bestellungen eröffnet weiteres<br />

Potenzial zur flexiblen Lieferung von Lebensmitteln<br />

und sonstigen Gütern der Grundversorgung.<br />

8.4.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />

Das 2006 erarbeitete Regionale Einzelhandelskonzept<br />

[REHK] für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />

und die damit verbundene fortlaufende regionale<br />

Abstimmung bei großflächigen Einzelhandelsansiedlungen<br />

tragen zur effizienteren Nutzung der vorhandenen<br />

rechtlichen Instrumente und zu beschleunigten<br />

Verfahren bei. Durch die räumliche Steuerung<br />

von großflächigem Einzelhandel auf integrierte Lagen<br />

wird ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der<br />

Nahversorgung geleistet.<br />

Im Rahmen des REGIONALE-Gemeinschaftsprojektes<br />

„Soziale Stadt - Impulse und Innovationen für das<br />

54<br />

<strong>Bergische</strong> Städtedreieck“ ist in Solingen der <strong>Bergische</strong><br />

Regionalladen entstanden. Er ist dem in Kapitel<br />

8.4.1 genannten Typ 2 zuzuordnen, also ein von<br />

politischen oder sozialen Trägern initiiertes und mit<br />

öffentlichen Zuschüssen gefördertes Projekt. Das<br />

Prinzip des klassischen Dorf- und Nachbarschaftsladens<br />

im ländlichen Raum wird als Modellprojekt<br />

für NRW in urbaner Umgebung getestet. Das Thema<br />

Nahversorgung wird dabei im regionalen Verbund<br />

aufgegriffen. Ziel ist es, eine regionale Ladenkette<br />

aufzubauen. Die Läden sollen in Stadtteilen mit unzureichender<br />

Nahversorgung eingerichtet werden.<br />

Das Angebot der Läden soll dabei auf die speziellen<br />

Bedürfnisse der Bewohner des Stadtteils abgestimmt<br />

werden. Hierzu sollen neben dem Lebensmittelangebot<br />

weitere Dienstleistungen angeboten werden 55 . Im<br />

Solinger Stadtteil Hasseldelle wurde am 31.03.2006<br />

der erste Regionalladen der Region [„beroma“ =<br />

BErgischer RegiOnalMArkt] eröffnet [Verkaufsfläche<br />

80 Quadratmeter]. Der Laden wurde durch die gemeinnützige<br />

Ittertal gGmbH betrieben und beschäftigte<br />

zunächst elf Mitarbeiter, davon zehn ehemalige<br />

Langzeitarbeitslose. Die Personalkosten wurden für<br />

drei Jahre von der ARGE übernommen. Das Grundsortiment<br />

des Ladens wird von einem Großhändler<br />

geliefert. Hinzu kommen Produkte der Regionalmarke<br />

„Bergisch Pur“. Nach der Insolvenz der Ittertal<br />

gGmbH wurde im April 2009 die Genossenschaft<br />

„Beroma eG“ als neuer Träger gegründet, der den<br />

Betrieb mit zwei fest angestellten Mitarbeitern und<br />

sechs „Ein-Euro-Jobbern“ übernimmt.<br />

55 Handbuch <strong>Bergische</strong>r Regionalladen (2006), www.stadtplanung-drjansen.de


8.4.2 Andere Regionen<br />

Derzeit gibt es auch in anderen Regionen Konzepte<br />

für Nachbarschaftsläden. Diese wurden jedoch<br />

bereits bei der Erarbeitung des Konzeptes für den<br />

<strong>Bergische</strong>n Regionalmarkt einbezogen. Die Vorstellung<br />

anderer Beispiele aus diesem Bereich verspricht<br />

daher keinen nennenswerten Mehrwert. Aus diesem<br />

Grund wird an dieser Stelle darauf verzichtet.<br />

55


56<br />

Impressum<br />

Bearbeitung:<br />

<strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> GmbH<br />

Stadt- und Regionalentwicklung<br />

Kölner Straße 8<br />

42651 Solingen<br />

Cand.-Ing. Verena Kreuter<br />

Cand.-Arch. Matthias Kübel<br />

Cand.-Ing. Marco Scheil<br />

Cand.-Ing. Arne Schwöbel<br />

Dipl.-Ing. Sven Macdonald<br />

Dipl.-Ökonomin Asal Tayouri<br />

Dipl.-Ing. Bauassessor Carsten Zimmermann<br />

Projektleitung:<br />

Carsten Zimmermann<br />

Tel. +49 [0] 212 881606 68<br />

Fax +49 [0] 212 881606 66<br />

zimmermann@bergische-agentur.de<br />

www.bergische-agentur.de<br />

Gestaltung und Layout:<br />

Carsten Zimmermann<br />

Fotos:<br />

Günter Lintl<br />

Städte Remscheid, Solingen, Wuppertal<br />

© www.photocase.com<br />

Akteure der Region<br />

Solingen, im August 2009<br />

Die <strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen<br />

der Städte Wuppertal, Solingen,<br />

Remscheid, der bergischen Stadtsparkassen,<br />

der IHK und der Wirtschaftsförderung Wuppertal. Die<br />

<strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> bündelt und koordiniert<br />

Entwicklungsaufgaben und Strukturprojekte von<br />

regionaler Bedeutung.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!