zukunfthoch³ - Bergische Entwicklungsagentur Gmbh
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<strong>zukunfthoch³</strong><br />
Wirtschaft und Einzelhandel<br />
Bestandsaufnahme und Arbeitsschwerpunkte<br />
1
<strong>zukunfthoch³</strong> - Regionales Standortkonzept<br />
<strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Die <strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> wurde im Jahr 2008<br />
von ihren Gesellschaftern mit der Erarbeitung eines Regionalen<br />
Standortkonzepts für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />
beauftragt.<br />
Die Erarbeitung dieser regionalen Stadtentwicklungsstrategie<br />
gliedert sich in folgende Bausteine:<br />
Baustein 1 - Bestandsaufnahme<br />
Baustein 2 - Regional integriertes Standortkonzept<br />
[Masterplan]<br />
Baustein 3 - Marketingkonzept<br />
Betrachtet werden folgende für die Zukunft des <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreiecks bedeutende Themenfelder:<br />
Wohnen<br />
Wirtschaft und Einzelhandel<br />
Freizeit, Kultur und Tourismus<br />
Stadt- und Landschaftsbild<br />
Bildung und Wissenschaft<br />
Mit dieser Broschüre wollen wir Ihnen nun die Ergebnisse<br />
der Bestandsaufnahme im Bereich Wirtschaft und<br />
Einzelhandel vorlegen.<br />
Komplettiert wird die Bestandsaufnahme für jedes Themenfeld<br />
durch die Ergebnisse des Projektaufrufs an die<br />
regionalen Akteure, kreative Ideen und Projektvorschläge<br />
für Leit- und Zukunftsprojekte einzureichen. Diese<br />
Vorschläge werden in einer separaten Projektbroschüre<br />
dokumentiert, die Ihnen ebenfalls zugesandt wurde. Die<br />
Vorwort<br />
Broschüren sollen Grundlage für die nun stattfi ndenden<br />
Workshops sein und Anregungen zur Diskussion bieten.<br />
Die halbtägig angelegten Veranstaltungen dienen der<br />
Erarbeitung eines regionalen Profi ls - in diesem Fall mit<br />
Blick auf das Themenfeld Wirtschaft und Einzelhandel.<br />
Andererseits sollen die abgeleiteten Arbeitsschwerpunkte<br />
diskutiert werden.<br />
Der Aufbau der Broschüren zu jedem der fünf Themenfelder<br />
ist daher vom Grundsatz immer identisch:<br />
Einleitung<br />
Beschreibung von globalen Trends<br />
Standortanalyse <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Stärken- / Schwächenanalyse [SWOT]<br />
Ableitung von Arbeitsschwerpunkten anhand der<br />
Analysen [inkl. der Dokumentation von Ansätzen<br />
in der Region und von Best-Practice-Bei-<br />
spielen aus anderen Regionen]<br />
Wir freuen uns schon sehr auf eine anregende Diskussion<br />
mit Ihnen und auf Ihre Ideen im Workshop!<br />
Ihr Team der <strong>Bergische</strong>n <strong>Entwicklungsagentur</strong><br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
4<br />
Wirtschaft<br />
Vorwort 3<br />
1 Einleitung 8<br />
2 Analyse 9<br />
2.1 Allgemeine Trends 9<br />
2.2 Ausgangslage der Region 10<br />
2.2.1 Entwicklung der Wirtschaftslage 10<br />
2.2.2 Wirtschaftsstruktur 12<br />
2.2.3 Pendlerverflechtungen 14<br />
2.2.4 Verkehrsinfrastruktur 15<br />
2.3 Folgerungen 15<br />
3 Stärken - Schwächen -<br />
Chancen - Gefahren 17<br />
4 Arbeitsschwerpunkte 18<br />
4.1 Kompetenzstärkung, Neue<br />
Wirtschaftstrends 18<br />
4.1.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 19<br />
4.1.2 Andere Regionen 20<br />
dortmund project 20<br />
Süderelbe AG 21<br />
4.2 Gründerförderung 22<br />
4.2.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 23<br />
4.2.2 Andere Regionen 24<br />
Gründerregion Aachen 24<br />
start2grow 25<br />
Hannover Impuls 25<br />
Buisness Chance<br />
Region Stuttgart 26<br />
4.3 Standortmarketing 26<br />
4.3.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 27<br />
4.3.2 Andere Regionen 28<br />
Wirtschaftsförderung<br />
metropoleruhr 28<br />
Wirtschaftsregion<br />
Heilbronn - Franken 28<br />
4.4 Gewerbeflächenentwicklung 29<br />
4.4.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 31<br />
4.4.2 Andere Regionen 31<br />
Nachhaltiges Gewerbeflächenmanagement<br />
Bottrop 31<br />
Masterplan Arbeitsplatzgebiete<br />
Regensdorf 32<br />
Regionaler Gewerbeflächenpool 32
5 Einleitung 34<br />
6 Analyse 35<br />
6.1 Allgemeine Trends 35<br />
6.2 Ausgangslage der Region 36<br />
6.2.1 Situation des Einzelhandels<br />
in der Region 36<br />
6.2.2 Entwicklung der wichtigsten<br />
Einzelhandelsstandorte 37<br />
6.3 Folgerungen 39<br />
7 Stärken - Schwächen -<br />
Chancen - Gefahren 40<br />
8 Arbeitsschwerpunkte 41<br />
8.1 Stärkung der Innenstädte 41<br />
8.1.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 44<br />
8.1.2 Andere Regionen 45<br />
Stadtumbau Gelsenkirchen 45<br />
Masterplan Innenstadt<br />
Wesel 2005 46<br />
Einzelhandel<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
8.2 Stärkung privater Engagements<br />
[ISG] 46<br />
8.2.1 ISG: Begriffsdefinition 46<br />
8.2.2 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 48<br />
8.2.3 Andere Regionen 48<br />
ISG: Castrop - Altstadt 48<br />
ISG: Essen City Nord 49<br />
8.3 Umgang mit Leerstand 50<br />
8.3.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 51<br />
8.3.2 Andere Regionen 52<br />
Einzelhandelsinformationssystem<br />
[EIS] Aachen 52<br />
8.4 Nahversorgung in Stadtteil / Quartier 52<br />
8.4.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck 54<br />
8.4.2 Andere Regionen 55<br />
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird im weiteren Verlauf auf<br />
die Unterscheidung in weibliche und männliche Schreibweise<br />
verzichtet und jeweils die männliche Form verwendet. Das betreffende<br />
Wort bezieht sich jeweils selbstverständlich auf beide<br />
Geschlechter.<br />
5
Wirtschaft<br />
7
Einleitung Analyse<br />
1 Einleitung<br />
Die Wirtschaft im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck steht vor<br />
großen Herausforderungen. Durch die derzeitige globale<br />
Wirtschaftskrise werden diese noch zusätzlich<br />
verschärft.<br />
Um die Herausforderungen zu bewältigen, müssen<br />
vorhandene Chancen konsequent genutzt werden.<br />
In den vergangenen Jahren wurden bereits einige<br />
Anstrengungen unternommen, die Position des Wirtschaftsstandorts<br />
zu verbessern und zu einer dauerhaften<br />
Sicherung von Wohlstand und Beschäftigung<br />
beizutragen. Im Rahmen der Regionale 2006 wurden<br />
wegweisende Projekte angestoßen. Mit der Strategie<br />
„kompetenzhoch³“ wird seit einigen Jahren auf die<br />
Stärkung der regionalen Kompetenzfelder gesetzt.<br />
Um die Herausforderungen der Zukunft bewältigen<br />
zu können, bedarf es einer engen Zusammenarbeit<br />
von öffentlichen und privaten Akteuren. Die Region<br />
ist dabei besonders auf das Engagement der ansässigen<br />
Unternehmen angewiesen. Das Projekt „Lebendige<br />
Unternehmenskultur“, in welchem das vorhandene<br />
Engagement der <strong>Bergische</strong>n Unternehmer für<br />
ihre Region ausgezeichnet wird, ist ein erster Ansatz<br />
zur Mobilisierung der regionalen Kräfte.<br />
Aufgabe dieser Broschüre ist es, einen Überblick<br />
über die Ausgangslage der Region und wesentliche,<br />
die zukünftige Entwicklung bestimmende Rahmenbedingungen<br />
zu vermitteln sowie die wichtigsten<br />
Arbeitsschwerpunkte aufzuzeigen. Diese können als<br />
Ansatzpunkte für das zukünftige regionale Handeln<br />
genutzt werden.<br />
8<br />
Im Kapitel „Analyse“ werden die Ergebnisse der Bestandsaufnahme<br />
vorgestellt. Dabei wird zunächst<br />
auf die wichtigsten globalen Veränderungsprozesse<br />
im Bereich Wirtschaft eingegangen. Desweiteren<br />
wird die Entwicklung der Wirtschaftslage und die<br />
Wirtschaftsstruktur anhand ausgewählter Indikatoren<br />
aufgezeigt und bewertet. Aus den allgemeinen<br />
Trends lassen sich Chancen und Risiken, aus den<br />
regionalen Besonderheiten Stärken und Schwächen<br />
ableiten. Diese werden in tabellarischer Form einander<br />
gegenübergestellt.<br />
Als Ergebnis der Analyse werden Arbeitsschwerpunkte<br />
festgelegt. Hierzu werden im vierten Kapitel<br />
jeweils mögliche Maßnahmen vorgestellt und bereits<br />
im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck bestehende Ansätze<br />
aufgezeigt. Als Denkanstoß für weitere Projekte werden<br />
darüber hinaus Beispiele aus anderen Regionen<br />
präsentiert.
Veränderung des Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Bundestrend 1996 - 2006<br />
110,0<br />
105,0<br />
100,0<br />
95,0<br />
90,0<br />
85,0<br />
80,0<br />
Abb.1: Veränderung des Bruttoinlandsprodukt [BIP] im Vergleich zum Bundestrend 1996 - 2006 [Eigene Darstellung / Berechnung -<br />
Datengrundlage: LDS; destatis]<br />
2 Analyse<br />
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />
Zielsetzung dieses Kapitels ist es, die wichtigsten<br />
Arbeitsschwerpunkte im Themenfeld Wirtschaft herauszuarbeiten.<br />
Hierzu werden zunächst wichtige, die<br />
Entwicklung des Wirtschaftsgeschehens prägende<br />
Trends umrissen. Im Zusammenspiel mit den spezifischen<br />
regionalen Rahmenbedingungen ergeben sich<br />
hieraus die zentralen Zukunftsaufgaben für dieses<br />
Themengebiet.<br />
2.1 Allgemeine Trends<br />
Der Begriff „Globalisierung“ beschreibt den aktuell<br />
wichtigsten Trend für das Themenfeld Wirtschaft.<br />
Die Weltwirtschaft ist geprägt durch immer<br />
stärkere Handelsverflechtungen zwischen den einzelnen<br />
Volkswirtschaften. Es findet eine weltweite<br />
Arbeitsteilung statt. In deren Rahmen wurden große<br />
Teile der Warenproduktion aus den [ehemaligen]<br />
Industrie ländern in Niedriglohnländer verlagert. Eine<br />
massive Deindustrialisierung in den führenden<br />
Wirtschaftsnationen war und ist die Folge. Gleichzeitig<br />
bedeutet die Zunahme der globalen Handelsverflechtungen<br />
einen Boom der Logistikbranche und<br />
einen zunehmenden Bedarf an Koordinations- und<br />
Beratungstätigkeiten. In der Branche der Unternehmensdienstleistungen<br />
wurden dementsprechend in<br />
Deutschland in den vergangenen Jahren die höchsten<br />
Arbeitsplatzzuwächse erzielt 1 . Weitere stark expandierende<br />
Branchen sind das Gesundheits- und<br />
1 http://globalisierung.insm.de/article/2/63595/63844<br />
BRD = 100<br />
NRW<br />
RVR<br />
Städtedreieck<br />
Wuppertal<br />
Solingen<br />
Remscheid<br />
Sozialwesen sowie das Gastgewerbe. Deutschland<br />
hat sich zu einer Dienstleistungsgesellschaft entwickelt,<br />
in der das verarbeitende Gewerbe allerdings<br />
weiterhin eine wichtige volkswirtschaftliche Basis<br />
darstellt.<br />
Neben der globalen und/oder kontinentalen Wahrnehmung<br />
kann ein Bedeutungszuwachs der regionalen<br />
Ebene festgestellt werden. Nur Metropolen<br />
und große Stadtregionen [London, Paris, Rhein-Ruhr<br />
etc.] finden deutliche Beachtung über die nationalen<br />
Grenzen hinaus. Mittelgroße Städte sind im Rahmen<br />
dieser Konkurrenz auf gemeinsames Auftreten und<br />
Kooperation im regionalen Kontext angewiesen, um<br />
sich zumindest auf nationaler Ebene profilieren zu<br />
können. Im globalen Wettbewerb sind kleine und<br />
mittlere Unternehmen [KMU] auf regionale Vernetzung<br />
angewiesen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
Die Clustertheorie beschreibt das Phänomen der<br />
räumlichen Bündelung und Vernetzung von Betrieben<br />
innerhalb einer Branche beziehungsweise Wertschöpfungskette<br />
[siehe Kapitel 4.1].<br />
Weitere Auswirkungen des Strukturwandels beziehen<br />
sich auf die Standorte der wirtschaftlichen Produktion.<br />
Durch die Deindustrialisierung liegen zahlreiche<br />
Industrieflächen brach, die aufgrund von veränderten<br />
Standortanforderungen der Unternehmen, vor<br />
allem im Bezug auf die Grundstücksgröße, und allgemein<br />
zurückgehender Betriebszahl nur schwer wieder<br />
gleichwertig zu nutzen sind.<br />
9
Veränderung des Bruttoinlandsprodukt [BIP] je Beschäftigter 1996 - 2006<br />
100000<br />
Abb.2: Veränderung des BIP je Beschäftigter 1996 - 2006 [Eigene Darstellung / Berechnung - Datengrundlage: LDS; BfA; destatis]<br />
2.2 Ausgangslage der Region<br />
Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck ist eine der ältesten<br />
Industrieregionen Deutschlands. Seit einigen Jahrzehnten<br />
befindet es sich in einem tiefgreifenden<br />
wirtschaftlichen Strukturwandel. Dieser geht einher<br />
mit Unternehmensinsolvenzen und massiven<br />
Arbeitsplatzverlusten im sekundären Sektor. Diese<br />
Verluste können durch die Entwicklung des Dienstleistungssektors<br />
nicht kompensiert werden, da dieser<br />
selber durch rückläufige Beschäftigtenzahlen<br />
geprägt ist. Die Folge sind hohe Arbeitslosenzahlen<br />
in der Region, insbesondere in Wuppertal. An diesen<br />
konnte auch die kurzzeitige Belebung 2007/08 nur<br />
wenig ändern.<br />
10<br />
95000<br />
90000<br />
85000<br />
80000<br />
75000<br />
70000<br />
65000<br />
60000<br />
Euro<br />
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />
Veränderung der Beschäftigtenzahlen 1996 - 2006<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
BRD<br />
NRW<br />
RVR<br />
Städtedreieck<br />
Wuppertal<br />
Solingen<br />
Remscheid<br />
2.2.1 Entwicklung der Wirtschaftslage<br />
Die Wirtschaftskraft des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />
hat in den vergangenen zehn Jahren nahezu<br />
stagniert. Zwischen 1996 und 2006 wuchs das Bruttoinlandsprodukt<br />
[BIP] der Region insgesamt um lediglich<br />
11 Prozent. Remscheid weist dabei mit 6,6<br />
Prozent das geringste Wachstum der drei Städte auf.<br />
Im gleichen Zeitraum wuchs das gesamtdeutsche<br />
BIP um 23,7 Prozent. Auch das vermeintlich strukturschwache<br />
Ruhrgebiet kommt auf einen Zuwachs<br />
von 21,4 Prozent [Regionalverband Ruhr - RVR]. Die<br />
Zunahme des BIP im Ruhrgebiet lag zwischen 2001<br />
und 2006 sogar leicht über dem Bundesdurchschnitt,<br />
während das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck weiter zurückfiel.<br />
Deutlich wird diese Entwicklung anhand der Abbildung<br />
1.<br />
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />
Abb. 3: Veränderung der Beschäftigtenzahlen 1996 - 2006 [Eigene Darstellung - Datengrundlage: LDS; BfA]<br />
BRD<br />
NRW<br />
RVR<br />
Städtedreieck<br />
Wuppertal<br />
Solingen<br />
Remscheid
Entwicklung der Arbeitslosenquote 2005 - 2009<br />
16<br />
15<br />
14<br />
13<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
Abb. 4: Entwicklung der Arbeitslosenquote [in Prozent] 2005 - 2009 [Eigene Darstellung - Datengrundlage: BfA]<br />
Das BIP pro Beschäftigten entwickelte sich hingegen<br />
im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck entsprechend des Bundestrends<br />
und nahm zwischen 1996 und 2006 um 30<br />
Prozent zu. Mit 86.000 Euro lag es 2006 knapp unterhalb<br />
des Bundeswerts von 88.000 Euro. Wuppertal<br />
weist dabei mit 90.000 Euro pro Beschäftigten den<br />
höchsten Wert der drei Städte auf, Remscheid mit<br />
rund 80.000 Euro den niedrigsten.<br />
Diese Produktivitätssteigerung ist auf eine deutliche<br />
Reduzierung der Beschäftigtenzahlen zurückzuführen.<br />
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten sank im selben Zeitraum um 14,7 Prozent.<br />
Die Entwicklung in den Städten Wuppertal und<br />
Sektorale Verteilung der Beschäftigten<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Juni 2005 Juni 2006 Juni 2007 Juni 2008 Juni 2009<br />
Remscheid ist besonders dramatisch. So wurden<br />
zwischen 2001 und 2006 massiv Arbeitsstellen abgebaut.<br />
Die Zahl der Industriebeschäftigten hat sich<br />
nach Angaben der IHK im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
gegenüber 1991 sogar halbiert. Ein Grund hierfür ist<br />
der Rückgang der Anzahl der Industriebetriebe über<br />
20 Beschäftigten um fast ein Drittel im selben Zeitraum<br />
2 .<br />
Durch das konjunkturelle Hoch der Jahre 2007 und<br />
2008 konnte auch im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck die<br />
Zahl der Beschäftigten gesteigert werden. Dies hatte<br />
Auswirkungen auf die Entwicklung der Arbeitslosenquote<br />
[siehe Abbildung 4]. Parallel zum Bun-<br />
tertiärer Sektor<br />
sekundärer Sektor<br />
primärerSektor<br />
Abb. 5: Sektorale Verteilung der Beschäftigten [Eigene Darstellung - Datengrundlage: IHK Wuppertal - Solingen - Remscheid; destatis]<br />
BRD<br />
NRW<br />
W<br />
SG<br />
RS<br />
2 Industrie- und Handelskammer [IHK] Wuppertal-Solingen-Remscheid<br />
2008: Wirtschaftliche Lage und Entwicklungen im <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreieck [September 2008]<br />
11
destrend gingen die Arbeitslosenquoten der drei<br />
Städte deutlich zurück. Mit dem Hereinbrechen derglobalen<br />
Wirtschaftskrise Ende 2008 steigen die Arbeitslosenquoten<br />
wieder an. Aufgrund der besonders<br />
exportabhängigen Wirtschaft und der Konzentration<br />
von „Krisenbranchen“, ist das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />
hiervon deutlich stärker betroffen. Während sich<br />
die Quoten der Städte Remscheid und Solingen nur<br />
leicht oberhalb des Bundesdurchschnittes [8,1 Prozent]<br />
befinden, lag die Quote der Stadt Wuppertal<br />
Mitte 2009 mit 12,9 Prozent deutlich darüber. Im Verlauf<br />
des Jahres ist mit einem weiteren Anstieg der<br />
Arbeitslosigkeit zu rechnen.<br />
2.2.2 Wirtschaftsstruktur<br />
Trotz des wirtschaftlichen Strukturwandels verfügt<br />
das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck noch immer über einen<br />
überdurchschnittlich hohen Industrieanteil mit einer<br />
Vielzahl konkurrenzfähiger Unternehmen. Der<br />
Anteil des sekundären Sektors an der Beschäftigung<br />
liegt im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck bei 39 Prozent, in<br />
Remscheid sogar bei 49 Prozent. In Deutschland ist<br />
der Anteil aufgrund der Deindustrialisierung der vergangenen<br />
Jahrzehnte mittlerweile auf 25,5 Prozent<br />
gesunken. Die Wirtschaftsstruktur des <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreiecks ist dabei vor allem durch kleine und<br />
mittlere Unternehmen [KMU] geprägt 3 .<br />
Der nach wie vor hohe Beschäftigungsanteil des sekundären<br />
Sektors ist weniger ein Zeichen für dessen<br />
3 Welfens et al. 2007: Standortdynamik, Strukturwandel und<br />
Wachstumspolitik in Wuppertal und dem <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
[September 2007] Europäisches Institut für internationale<br />
Wirtschaftsbeziehungen [EIIW]<br />
12<br />
Stärke, sondern vielmehr ein Beleg für die Schwäche<br />
des Dienstleistungssektors [tertiärer Sektor] im<br />
<strong>Bergische</strong>n Städtedreieck. Dies wird in der Abbildung<br />
6 verdeutlicht. Während die Zahl der Dienstleistungsbeschäftigten<br />
bundes- und NRW-weit bei gleichzeitig<br />
abnehmender Gesamtbeschäftigung leicht zunahm,<br />
verzeichnete im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck auch der<br />
Dienstleistungssektor einen signifikanten Rückgang.<br />
Dieser ist allerdings deutlich geringer als der Beschäftigungsrückgang<br />
im sekundären Sektor.<br />
Die <strong>Bergische</strong> Wirtschaft ist stark exportorientiert.<br />
Hierdurch ist sie in besonderem Maße abhängig von<br />
der Entwicklung der Weltwirtschaft. Die Exportquote<br />
4 der Industriebetriebe der Region liegt bei rund 45<br />
Prozent [NRW: 42 Prozent]. Die Remscheider Wirtschaft<br />
ist mit einer Quote von 50 Prozent besonders<br />
stark auf den Auslandsmarkt ausgerichtet.<br />
Die wichtigsten gewerblichen Branchen im Bezug<br />
auf den Beschäftigungsanteil des <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreiecks sind Gesundheit und Soziales, die<br />
Herstellung von Metallerzeugnissen, der Maschinenbau<br />
und die chemische Industrie. Aus dem Vergleich<br />
zum Bundesdurchschnitt ergeben sich die regionalen<br />
Schwerpunktbranchen. Die wichtigste Schwerpunktbranche<br />
der drei Städte ist die Herstellung von<br />
Metallerzeugnissen, deren Beschäftigtenanteil im<br />
<strong>Bergische</strong>n Städtedreieck deutlich über dem Bundesdurchschnitt<br />
liegt. Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
waren dort 2006 22.500 Menschen beschäftigt. Damit<br />
4 Exportquote: Anteil des Auslandsumsatzes der Industrieunternehmen<br />
am Gesamtumsatz<br />
5 Prognos 2007: Prognos-Zukunftsatlas 2007. Ergebnisse der<br />
Sonderauswertung für die Städte Wuppertal, Solingen und Remscheid
Veränderung der Zahl der Dienstleistungsbeschäftigten im Vergleich zur Gesamtentwicklung<br />
2000 - 2006<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
-6<br />
-8<br />
-10<br />
-12<br />
-14<br />
-16<br />
0,2<br />
-5,3 53<br />
1,2<br />
-5,9<br />
-9,3<br />
-12,7<br />
Bund NRW Städtedreieck Wuppertal Solingen Remscheid<br />
Abb. 6: Veränderung der Zahl der Dienstleistungsbeschäftigten im Vergleich zur Gesamtentwicklung 2000 - 2006 [Eigene Darstellung -<br />
Datengrundlage: LDS; BfA; Prognos]. Erläuterung: Entwicklung aller Beschäftigungsverhältnisse als Vergleich grau dargestellt<br />
Verschiedene Indikatoren im Vergleich zum Bundesschnitt [BRD = 100]<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Anteil FuE-Beschäftigung Akademikeranteil Gründungsintensität Patentanmeldungen<br />
NRW Städtedreieck Wuppertal Solingen Remscheid<br />
Abb. 7: Verschiedene Indikatoren zum Bundesschnitt [BRD = 100] [Eigene Darstellung / Berechnung - Datengrundlage: Prognos]<br />
-12,7<br />
-14,1<br />
-3,3<br />
-9,7<br />
-3,7<br />
-12,0<br />
BRD<br />
13
Pendlersalden der Jahre 1987 und 2007 im Vergleich<br />
12 000<br />
10 000<br />
80 00<br />
60 00<br />
40 00<br />
20 00<br />
ist die Region der zweitgrößte Standort der metallverarbeitenden<br />
Industrie in Deutschland, knapp hinter<br />
dem Märkischen Kreis. Es folgt die in Wuppertal<br />
noch immer stark vertretene chemische Industrie 5 .<br />
Im Rahmen von kompetenzhoch³, der Cluster- bzw.<br />
Kompetenzfeldstrategie für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck,<br />
wurden fünf Kompetenzfelder ermittelt:<br />
„Automotive“, „Event & Kommunikation“, „Health<br />
& Personal Care“, „Metallverarbeitung“ sowie „Produktentwicklung<br />
und -design“. Es handelt sich dabei<br />
um branchenübergreifende Wirtschaftsfelder, in<br />
welchen die <strong>Bergische</strong> Wirtschaft besondere Stärken<br />
aufweist bzw. die in Zukunft wesentlichen Entwicklungsbereiche<br />
der <strong>Bergische</strong>n Wirtschaft darstellen<br />
sollen.<br />
Einen Überblick über Innovationskraft und Wissensintensität<br />
der regionalen Wirtschaft liefern die<br />
Indikatoren „Anteil der in Forschung- und Entwicklung<br />
Beschäftigten“, „Akademikeranteil an den Beschäftigten“,<br />
„Patentintensität“ und „Existenzgründungen“.<br />
Für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck ergibt sich<br />
ein uneinheitliches Bild [siehe Abbildung 7].<br />
Der FuE-Anteil gilt als zentraler Indikator für die<br />
Forschungstätigkeit in der Wirtschaft, der Akademikeranteil<br />
als Hinweis auf die Wissensintensität in den<br />
Wirtschaftsbereichen. In beiden Bereichen liegen die<br />
Werte der Region unter dem Bundesdurchschnitt.<br />
Remscheid und besonders Solingen befinden sich<br />
teils deutlich darunter. Der Anteil des FuE-Personals<br />
an der Gesamtbeschäftigung lag 2003 in Solingen bei<br />
nur 24 Prozent des Bundeswertes.<br />
14<br />
0<br />
-2 000<br />
-4 000<br />
-6 000<br />
-8 000<br />
Pendler<br />
pro Tag<br />
Wu ppertal Solingen Remscheid<br />
Abb. 8: Pendlersalden der Jahre 1987 und 2007 im Vergleich [Eigene Darstellung - Datengrundlage: IHK Wuppertal - Solingen - Remscheid]<br />
Die Patentintensität [Patentanmeldungen je<br />
100.000 Erwerbstätige] ist ein Indikator für die Innovationskraft<br />
der Wirtschaft 6 . Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />
liegt in dieser Kategorie leicht über dem<br />
Bundesdurchschnitt. Auch Solingen verfügt über<br />
eine überdurchschnittliche Patentintensität. Ein Zusammenhang<br />
zwischen FuE-Anteil und Patentintensität<br />
scheint also nicht zu existieren. Eine mögliche<br />
Erklärung für dieses Phänomen ist, dass in kleineren<br />
Betrieben zwar Innovationen stattfinden und Patente<br />
angemeldet werden, aber keine Mitarbeiter explizit<br />
im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sind.<br />
Auch die Gründungsintensität [Gründungen je<br />
10.000 Erwerbstätige] in der Region liegt leicht über<br />
dem Bundesniveau. Solingen ragt dabei mit 25 Prozent<br />
deutlich über den Bundeswert hinaus. Das starke<br />
Gründungsgeschehen kann als positives Zeichen<br />
für die Zukunftsfähigkeit und Dynamik des Standorts<br />
interpretiert werden.<br />
2.2.3 Pendlerverflechtungen<br />
Mit dem Rückgang der Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
in der Region veränderte sich auch die Anzahl<br />
der Pendler in der Region. Während 1987 die Zahl<br />
der Einpendler in die Region noch mit cirka 12.000<br />
über der Zahl der Auspendler lag, hat sich diese in<br />
bis 2008 knapp 900 verringert. Wuppertal und Remscheid<br />
weisen einen leicht positiven Pendlersaldo<br />
auf. Der Wert Solingens ist hingegen deutlich negativ.<br />
6 Die Aussagekraft der Patentzahlen für die Innovationskraft ist<br />
jedoch kritisch zu betrachten. Viele Patente sind ökonomisch unbrauchbar.<br />
Auf der anderen Seite werden tatsächliche Innovationen<br />
von Unternehmen nicht als Patent angemeldet, um diese<br />
geheim zu halten.
Ungefähr 21.000 und damit 40 Prozent der Solinger<br />
Beschäftigten arbeiten in anderen Kommunen, aber<br />
nur ca. 15.000 Personen pendeln zu ihrem Arbeitsplatz<br />
nach Solingen. Dies sind knapp 32 Prozent aller<br />
in Solingen Erwerbstätigen. Den größten Einpendleranteil<br />
bei den Erwerbstätigen hat Remscheid mit 41<br />
Prozent. Insgesamt nahm die Intensität der Pendlerverflechtungen<br />
deutlich zu 7 . Wichtigster Zielort für<br />
Pendler aus dem <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck ist Düsseldorf.<br />
Die Einpendler kommen überwiegend aus<br />
den umliegenden Kommunen 8 . Der positive Pendlersaldo<br />
der Region kann einerseits als Zeichen für die<br />
nach wie vor vorhandene Attraktivität als Arbeitsstandort<br />
gesehen werden, andererseits aber auch<br />
als Zeichen für eine mangelnde Wertschätzung als<br />
Wohnstandort.<br />
2.2.4 Verkehrsinfrastruktur<br />
Ein wichtiges Standortargument für das <strong>Bergische</strong><br />
Städtedreieck ist die hervorragende Verkehrserschließung.<br />
Mit der im Nordwesten des Städtedreiecks<br />
verlaufenden A1, der A3 im Westen und der<br />
A46 im östlichen Teil der Region ist eine schnelle<br />
Erreichbarkeit des Autobahnnetzes sichergestellt.<br />
Die durchschnittliche Fahrzeit zum nächsten Autobahnanschluss<br />
liegt in Wuppertal und Remscheid bei<br />
lediglich fünf Minuten, in NRW sind dies elf, im Bund<br />
17 Minuten. Lediglich Solingen schneidet mit durchschnittlich<br />
zwölf Minuten etwas schlechter ab 9 . Mit<br />
dem Auto sind die Flughäfen Düsseldorf, Köln-Bonn<br />
7 Industrie- und Handelskammer [IHK] Wuppertal-Solingen-Remscheid<br />
2009: Zahlenspiegel 2009]<br />
8 Bundesagentur für Arbeit 2008: Pendler in NRW 2007<br />
9 Prognos 2007: Prognos-Zukunftsatlas 2007. Ergebnisse der<br />
Sonderauswertung für die Städte Wuppertal, Solingen und<br />
Remscheid<br />
und Dortmund in kurzer Zeit erreichbar. An das Hochgeschwindigkeitsnetz<br />
der Bahn ist die Region mit<br />
den zwei ICE-Haltepunkten Wuppertal-Hauptbahnhof<br />
und Solingen-Hauptbahnhof angeschlossen. Diese<br />
werden auch von zahlreichen Nahverkehrszügen<br />
angesteuert. Die Stadt Remscheid ist nur über die<br />
Regionalbahn 47 an das Bahnnetz angeschlossen.<br />
2.3. Folgerungen<br />
Die <strong>Bergische</strong> Wirtschaft ist in hohem Maße vom<br />
Trend zur Deindustrialisierung betroffen. Massive<br />
Arbeitsplatzverluste waren die Folge. Im Gegensatz<br />
zu anderen Regionen gehen bislang vom Dienstleistungssektor<br />
keine Impulse aus, die diese Verluste<br />
ausgleichen könnten. Das deutlich reduzierte Arbeitsangebot<br />
in der Region hat hohe Arbeitslosenzahlen<br />
und eine Zunahme von Auspendlerzahlen<br />
und Abwanderung zur Folge.<br />
Die Region verfügt jedoch nach wie vor über eine<br />
starke industrielle Basis, auf der aufgebaut werden<br />
kann. Hierzu bedarf es jedoch unterstützender Maßnahmen.<br />
Von der Konzentration auf regionale Kompetenzfelder<br />
im Rahmen einer Clusterstrategie werden<br />
verbesserte Wachstumschancen für die Wirtschaft<br />
erhofft. Mit kompetenzhoch³ wurde bereits eine solche<br />
Strategie für die Region ins Leben gerufen. Die<br />
Stärkung der regionalen Kompetenzen wird weiterhin<br />
ein wichtiges Handlungsfeld sein. Dabei muss<br />
versucht werden, neue Wirtschaftstrends rechtzeitig<br />
zu erkennen und zu nutzen.<br />
Um der <strong>Bergische</strong>n Wirtschaft neue Impulse zu geben,<br />
müssen darüber hinaus zusätzliche Anstrengun-<br />
15
gen in der Förderung von Unternehmensgründungen<br />
und Innovationstätigkeiten unternommen werden.<br />
Dies betrifft sowohl den industriellen Sektor als auch<br />
den Dienstleistungsbereich, der in der Region noch<br />
erheblichen Nachholbedarf hat.<br />
Zur Verbesserung der Position des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />
im globalen Wettbewerb um Unternehmen<br />
und qualifizierte Arbeitskräfte müssen darüber<br />
hinaus weitere Anstrengungen im Bereich Standortmarketing<br />
und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Standortfaktoren unternommen werden.<br />
Um den veränderten Standortanforderungen der<br />
Unternehmen gerecht zu werden, bedarf es der Bereitstellung<br />
hochwertiger Gewerbestandorte. Dies<br />
betrifft sowohl neue Entwicklungsflächen als auch<br />
brachliegende Altstandorte. Die Umnutzung von<br />
Brachflächen innerhalb bestehender Gewerbegebiete<br />
und Gemengelagen stellt die Stadtentwicklung<br />
aufgrund der kleinteiligen Strukturen im <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreieck vor besondere Herausforderungen.<br />
Vor dem Hintergrund der begrenzten Flächenkapazitäten<br />
ist ein sinnvoller Umgang mit neuen Gewerbeflächen<br />
erforderlich.<br />
16
3 Stärken - Schwächen - Chancen - Gefahren<br />
Stärken Schwächen<br />
Lange industrielle Tradition<br />
Kleinteilige Wirtschaftsstruktur<br />
Kompetenzfelder Metallverarbeitung und<br />
Automotive<br />
Gute Verkehrsanbindung<br />
Nähe zu großem Absatzmarkt<br />
Hohe Patentintensität<br />
Starke Gründungstätigkeit<br />
Großes Angebot an Freizeit- und Kultureinrichtungen<br />
im Großraum<br />
Nähe zur Natur<br />
Chancen Gefahren<br />
Bedeutungszuwachs der regionalen Ebene<br />
Wachstumspotenzial im Dienstleistungsbereich<br />
Stärkung des Dienstleistungssektors durch Tourismuswirtschaft<br />
Attraktivierung der weichen Standortfaktoren<br />
durch den Masterplan Tourismus<br />
Stärken -<br />
Schwächen -<br />
Chancen -<br />
Gefahren<br />
Schwach ausgeprägter Dienstleistungssektor<br />
Imageprobleme<br />
Stagnierende Wirtschaftsentwicklung<br />
Starker Beschäftigungsrückgang<br />
Hohe Arbeitslosenquote<br />
Geringer Anteil FuE-Beschäftigte und Akademiker<br />
Angebot an großen Gewerbeflächen begrenzt<br />
Rezession gefährdet besonders exportorientierte<br />
Unternehmen und den Bereich Automotive<br />
Weiterer Rückgang der Industriebeschäftigung zu<br />
erwarten<br />
Wachsender Fachkräftemangel<br />
17
Arbeitsschwerpunkte<br />
4 Arbeitsschwerpunkte<br />
Die durchgeführte Analyse ergab für das Themenfeld<br />
Wirtschaft vier zentrale Arbeitsschwerpunkte. Im<br />
Folgenden werden Projekt- und Konzeptbeispiele zu<br />
den einzelnen Arbeitsschwerpunkten vorgestellt:<br />
4.1 Kompetenzfeldstärkung,<br />
neue Wirtschaftstrends<br />
4.2 Gründerförderung<br />
4.3 Standortmarketing<br />
4.4 Gewerbeflächenentwicklung<br />
Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck bereits existierende<br />
Ansätze zur Bewältigung der Herausforderungen<br />
werden präsentiert, um die vorhandenen Potenziale<br />
und Ansatzpunkte aufzuzeigen. Positive Beispiele<br />
aus anderen Regionen können als Ideen für neue<br />
Projekte im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck dienen.<br />
18<br />
4.1 Kompetenzfeldstärkung, neue<br />
Wirtschaftstrends<br />
Vor dem Hintergrund massiver Arbeitsplatzverluste<br />
im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck in den vergangenen<br />
Jahrzehnten ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze<br />
das vorrangige Ziel im Themenfeld Wirtschaft. Hierzu<br />
müssen die Wachstumschancen der vorhandenen<br />
Unternehmen gestärkt und Potenziale für Unternehmensgründungen<br />
eröffnet werden. Die Region verfügt<br />
nach wie vor über eine Vielzahl von konkurrenzfähigen<br />
und erfolgreichen Unternehmen und weist<br />
Stärken in einzelnen Branchen auf.<br />
Im Rahmen der Wirtschaftsförderung wird zunehmend<br />
auf die Förderung regionaler Kompetenzfelder<br />
gesetzt. Im Sinne des Grundsatzes „Stärken<br />
stärken“ soll eine Schwerpunktsetzung der Förderbemühungen<br />
auf bereits vorhandene Stärken der<br />
Regionalwirtschaft erfolgen. Hiervon wird eine erhöhte<br />
Effizienz des Mitteleinsatzes erhofft.<br />
Wichtigste theoretische Grundlage hierfür ist die<br />
Clustertheorie. Nach Michael Porter sind Cluster<br />
die räumliche Konzentration von kleinen und großen<br />
Betrieben sowie Institutionen in einem speziellen<br />
Sektor. Ein Cluster beinhaltet vor- und nachgelagerte<br />
Produktions- und Dienstleistungsaktivitäten entlang<br />
einer Wertschöpfungskette sowie eine spezialisierte<br />
Infrastruktur, die diese Aktivitäten sinnvoll<br />
unterstützt 10 . Die Clustertheorie geht von positiven<br />
Effekten auf die WachstumsPotenziale und Innovationsfähigkeit<br />
der beteiligten Unternehmen aus. Demnach<br />
profitieren die Unternehmen vom einfacheren<br />
Austausch mit Kunden, Zulieferern und Kooperati-
Wirtschaftscluster = regionale Konzentration von<br />
Produktionsketten innerhalb einer Branche, die durch<br />
eine Verflechtung in Form von Kooperations- und Handlungsbeziehungen,<br />
Wissensflüssen bzw. gemeinsamen<br />
Wissensbasen innerhalb des Clusters gekennzeichnet<br />
sind 11 .<br />
onspartnern aufgrund der räumlichen Nähe und der<br />
Bündelung der branchenbezogenen Kompetenzen in<br />
der Region. Gleichzeitig unterstützt das Nebeneinander<br />
von Konkurrenten den Wettbewerb und stärkt<br />
damit die Konkurrenzfähigkeit gegenüber Unternehmen<br />
außerhalb der Region.<br />
Zu Beginn einer Clusterförderung müssen die Cluster<br />
bzw. Kompetenzfelder der regionalen Wirtschaft<br />
identifiziert werden. Infrastruktur und Dienstleistungen<br />
können darauf aufbauend gezielt auf die speziellen<br />
Anforderungen des Clusters ausgerichtet<br />
werden. Wichtig ist darüber hinaus die Anregung<br />
von Kooperationen zwischen den Unternehmen des<br />
Clusters und die Verbesserung der Zusammenarbeit<br />
von Privatwirtschaft, Forschungseinrichtungen und<br />
öffentlichen Institutionen. Während die Förderung<br />
vorhandener Cluster verstärkte Wachstumsimpulse<br />
verspricht, ist die künstliche Erzeugung von Clustern,<br />
so genannten „wishful-thinking clustern“, aus<br />
Sicht der Wissenschaft nicht Erfolg versprechend.<br />
Die Wirtschaftsförderung sollte sich also auf die Stärkung<br />
vorhandener Kompetenzen konzentrieren 12 .<br />
10 Koschatzky, Knut 2001: Räumliche Aspekte im Innovationsprozess.<br />
Ein Beitrag zur neuen Wirtschaftsgeographie aus Sicht der<br />
regionalen Innovationsforschung. Münster, Hamburg: LIT Verlag.<br />
11 Rehfeld, Dieter 1999: Produktionsclusterkonzeption. Analysen<br />
und Strategien für eine Neuorientierung der regionalen Strukturpolitik<br />
12 Krüpper; Röllinghoff 2005: Clustermanagement. Anforderungen<br />
an Städte und regionale Netzwerke. In: DfK 2005/I, S. 60-91<br />
Neben der Stärkung der vorhandenen Kompetenzen<br />
der regionalen Wirtschaft gilt es, Wachstumsbereiche<br />
der Zukunft rechtzeitig zu erkennen. Durch frühzeitige<br />
Schwerpunktsetzung auf die richtigen Trends<br />
kann ein entscheidender Entwicklungsvorsprung der<br />
Region in den jeweiligen Bereichen erzielt werden.<br />
Ein wichtiger Zukunftstrend ist die Alterung der Gesellschaft.<br />
Ältere Menschen haben besondere Anforderungen<br />
an Produkte und fragen spezielle Dienstleistungen<br />
nach. Impulse sind hiervon besonders<br />
im Gesundheitsbereich zu erwarten. Das mögliche<br />
Spektrum von auf ältere Menschen zugeschnittenen<br />
Dienstleistungen ist groß. So sind neben Pflegedienstleistungen<br />
auch die Bereiche „Wellness“ und<br />
Freizeitsport von zunehmender Bedeutung. Auch im<br />
Bereich der Tourismuswirtschaft werden ältere Menschen<br />
eine immer bedeutendere Zielgruppe 13 .<br />
4.1.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Unter der im Rahmen der REGIONALE 2006 entwickelten<br />
Dachmarke „kompetenzhoch³“ wurde der<br />
Einstieg in eine Kompetenzfeldstrategie für die Region<br />
gelegt. Es wurden fünf Kompetenzfelder festgelegt:<br />
Metallverarbeitung<br />
Automotive<br />
Health & Personal Care<br />
Produktentwicklung/-design<br />
Event & Kommunikation<br />
13 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung [BBR] 2006: Regionale<br />
und kommunale Strategien zur Aktivierung der wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Potenziale einer alternden Gesellschaft.<br />
Endbericht<br />
19
Eine für eine erfolgreiche Clusterpolitik ausreichende<br />
kritische Masse an vorhandenen Unternehmen<br />
weist insbesondere das Kompetenzfeld Metallverarbeitung<br />
auf. Eine deutliche regionale Schwerpunktsetzung<br />
mit zahlreichen Unternehmen ist ebenso<br />
im Bereich Automotive vorhanden. Mit der Festlegung<br />
der Kompetenzfelder Health & Personal Care<br />
und Event & Kommunikation wird eine Stärkung des<br />
Dienstleistungssektors im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
angestrebt. Ziel der Kompetenzfeldstrategie ist, die<br />
Vernetzung der Unternehmen innerhalb der Kompetenzfelder<br />
zu stärken. Hierzu werden Veranstaltungen<br />
organisiert, an denen die Unternehmer aus der<br />
Region zum Austausch zusammenkommen können.<br />
Darüber hinaus wurden „Kompetenzatlanten“ aufgebaut,<br />
in die sich Akteure aus den einzelnen Feldern<br />
eintragen können.<br />
Ein positives Beispiel für das Reagieren auf veränderte<br />
Verbraucheransprüche in einer alternden Gesellschaft<br />
ist Design4All. Dies ist ein Konzept des<br />
Instituts für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und<br />
Ergonomie e.V. [ASER] für die Entwicklung eines<br />
ergonomischen Mehrgenerationengütesiegels. Im<br />
Rahmen des Create.NRW-Wettbewerbs wurde es<br />
am 24.09.2008 ausgezeichnet und zur Förderung<br />
empfohlen. Ziel des Vorhabens Design4All ist es,<br />
Grundlagen für ein Mehrgenerationengütesiegel für<br />
Verbraucherprodukte und technische Arbeitsmittel<br />
20<br />
zu schaffen, welche sowohl privaten und gewerblichen<br />
Endverbrauchern als auch Produktdesignern<br />
und Geräteentwicklern helfen sollen, besonders gebrauchstaugliche<br />
Produkte einfacher zu erkennen. In<br />
das Vorhaben sollen über die kommenden drei Jahre<br />
Hersteller- und Handelsunternehmen, Zertifizierungs-<br />
und Beratungsgesellschaften, Wissenschafts- und<br />
Forschungseinrichtungen sowie interessierte Bürgerinnen<br />
und Bürger unterschiedlicher Altersgruppen<br />
aus der Region einbezogen werden 14 .<br />
4.1.2 Andere Regionen<br />
dortmund project 15<br />
Das „dortmund project“ wurde 2000 von der Stadt<br />
Dortmund und der Thyssen-Krupp AG in Zusammenarbeit<br />
mit der Unternehmensberatung McKinsey ins<br />
Leben gerufen. Durch die gezielte Förderung der Zukunftsbranchen<br />
Informationstechnologie [IT], Mikrosystemtechnik<br />
[MST] und Logistik soll der Wandel der<br />
ehemaligen Industriestadt zu einem der führenden<br />
High-Tech-Standorte Europas erreicht werden. Wichtigstes<br />
Ziel ist dabei die Schaffung neuer Arbeitsplätze<br />
zur Kompensierung der Arbeitsplatzverluste<br />
in der Schwerindustrie. In den Bereichen IT und MST<br />
profitiert Dortmund von den Kompetenzen der Technischen<br />
Universität Dortmund. Für die Ausrichtung<br />
als Logistikstandort sind große Flächenpotenziale<br />
und eine gute Verkehrslage am Rande des Ruhrgebietes<br />
als besondere Standortvorteile anzuführen.<br />
14 http://www.institut-aser.de/out.php?idart=1062<br />
15 http://www.dortmund-project.de/
Zur Stärkung der drei Zukunftsbranchen setzt das<br />
dortmund project auf die Entwicklung qualitativ<br />
hochwertiger, branchenspezifischer Standorte. Hierzu<br />
wurden Kompetenzzentren eingerichtet, die die<br />
technische Ausrüstung und fachliche Unterstützung<br />
zur Verfügung stellen. Als Reaktion auf den speziellen<br />
Fachkräftebedarf der wachsenden Branchen<br />
wird die Einrichtung neuer, bedarfsgerechter Ausbildungsgänge<br />
gefördert. Durch speziell auf die Bereiche<br />
IT und MST zugeschnittene Gründerwettbewerbe<br />
sollen Impulse für das Gründungsgeschehen in<br />
diesen Bereichen gesetzt werden.<br />
Die optimistische Vision, bis 2010 70.000 neue Arbeitsplätze<br />
in den Wachstumsbranchen zu schaffen,<br />
wird zwar sicherlich nicht erreicht, die Beschäftigtenzahlen<br />
in den drei Bereichen konnten jedoch gesteigert<br />
werden. Das MST-Cluster Dortmund ist mit<br />
1.900 Mitarbeitern in 30 Unternehmen das größte<br />
seiner Art in Deutschland.<br />
Süderelbe AG 16<br />
Die „Wachstumsinitiative Süderelbe AG“ wurde 2005<br />
als kundenorientiertes Dienstleistungsunternehmen<br />
gegründet mit dem Auftrag, die wirtschaftliche Entwicklung<br />
der Region voranzutreiben. Sie fungiert als<br />
zentraler Ansprechpartner für Unternehmen, Investoren<br />
und Kommunen in der südlichen Metropolregion<br />
Hamburg. Das Wirkungsfeld der Süderelbe AG<br />
umfasst die drei Landkreise Stade, Lüneburg und<br />
Harburg sowie den Hamburger Stadtbezirk Harburg.<br />
16 Glaser, Panebianco, Steinkemper 2007: Die Wachstumsinitiative<br />
Süderelbe AG. In: RaumPlanung 2007, Heft 134, Seite 199ff sowie<br />
www.suederelbe.info<br />
Besonderheit der Initiative ist die Beteiligung privater<br />
Akteure am Unternehmen Süderelbe AG als Aktionäre.<br />
Mittlerweile stellen private Unternehmen mit<br />
70 Prozent eine deutliche Aktionärsmehrheit. Durch<br />
diese einfache Beteiligungsform privater Akteure<br />
wird die für die Aktivitäten der AG notwendige Kapitalbasis<br />
geschaffen.<br />
Die Wachstumsinitiative ersetzt nicht die bestehenden<br />
Wirtschaftsförderungsstrukturen, sondern<br />
fungiert als Bindeglied zwischen vorhandenen Institutionen.<br />
Wichtigstes Tätigkeitsfeld der Süderelbe<br />
AG ist die Clusterförderung. Als Kompetenzfelder<br />
wurden die vier Bereiche Logistik und Hafen, Ernährungswirtschaft,<br />
Luftfahrt und Maschinenbau sowie<br />
maritime Wirtschaft festgelegt. Der Hamburger Hafen<br />
dient hierbei als wichtiger Standortfaktor. In den<br />
Kompetenzfeldern unterstützt die AG die klassische<br />
Wirtschaftsförderung in der Region. Sie initiiert Projekte<br />
zur Steigerung der Wachstumsdynamik in den<br />
Kompetenzfeldern und ist um die Vernetzung der in<br />
der Region vertretenen Unternehmen bemüht.<br />
Neben der gezielten Förderung einzelner Kompetenzfelder<br />
verfolgt die Süderelbe AG die Querschnittsprojekte<br />
Standortentwicklung, Qualifizierung und<br />
Innovation zur Sicherung von Zukunftsfähigkeit und<br />
Wachstumschancen in allen Feldern.<br />
Die Initiative war 2006 Preisträger im Themenfeld<br />
„Wirtschaftsförderung, Tourismus, Naherholung“<br />
beim Bundeswettbewerb „kommKOOP – Erfolgreiche<br />
Beispiele interkommunaler Kooperationen“. Die Süderelbe<br />
AG verfügt über eine hohe Akzeptanz durch<br />
die regionale Wirtschaft und trägt zu einer engeren<br />
21
Verzahnung der verschiedenen administrativen Ebenen<br />
bei. In der Anfangsphase entstanden durch die<br />
Zusammenarbeit über Kreis- und Ländergrenzen hinweg<br />
und bei der Abstimmung mit der kommunaler<br />
Wirtschaftsförderung Reibungsverluste. Mittlerweile<br />
wird jedoch bereits über eine Erweiterung auf die<br />
gesamte Metropolregion Hamburg nachgedacht<br />
22<br />
4.2 Gründerförderung<br />
Im Jahr 2007 gab es insgesamt rund 5.200 gewerbliche<br />
Existenzgründungen im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
17 . Die Zahl der Gründungen je 10.000 Erwerbstätige<br />
[„Gründungsintensität“] liegt in Wuppertal und<br />
Remscheid etwa auf dem Bundesniveau, in Solingen<br />
deutlich darüber 18 . Von Existenzgründungen, sowohl<br />
im industriellen als auch im Dienstleistungsbereich,<br />
werden Impulse für das Wirtschaftswachstum und<br />
positive Beschäftigungseffekte erhofft.<br />
Die Förderung von Existenzgründungen setzt in erster<br />
Linie bei der Beratung in der Gründungsphase<br />
an. Viele Gründer verfügen zwar über hervorragendes<br />
Fachwissen und eine gute Produktidee, es<br />
mangelt aber häufig an betriebswirtschaftlichen<br />
Kenntnissen als Grundlage für eine erfolgreiche Unternehmensführung.<br />
Zudem ist das Wissen über Fördermöglichkeiten<br />
und rechtliche Grundlagen häufig<br />
begrenzt. Durch gezielte Information und Betreuung<br />
der Existenzgründer soll die Erfolgswahrscheinlichkeit<br />
der Gründungen erhöht werden. Im Gegensatz<br />
zu bereits fest verwurzelten Unternehmen verfügen<br />
Gründer zudem nicht über ausgeprägte Netzwerke<br />
zu anderen regionalen Akteuren. Die Vermittlung von<br />
Kontakten ist daher ein weiteres wichtiges Handlungsfeld<br />
der Gründerförderung.<br />
17 Industrie- und Handelskammer [IHK] Wuppertal-Solingen-Remscheid<br />
2008: Wirtschaftliche Lage und Entwicklungen im <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreieck [September 2008]<br />
18 Prognos 2007: Prognos-Zukunftsatlas 2007. Ergebnisse der<br />
Sonderauswertung für die Städte Wuppertal, Solingen und Remscheid
Ein weiteres Hemmnis für die Gründung von neuen<br />
Unternehmen ist die Finanzierung. Insbesondere<br />
forschungsintensive Neugründungen benötigen umfangreiches<br />
Startkapital, da sie häufig erst nach einer<br />
längeren Entwicklungsphase Gewinne erzielen können.<br />
Die Gründungsförderung kann bei der verbesserten<br />
Vermittlung von öffentlichen und insbesondere<br />
privaten Geldern unterstützend tätig werden.<br />
Darüber hinaus ist die Bereitstellung von besonders<br />
kapitalintensiven technischen Anlagen durch öffentliche<br />
Akteure möglich.<br />
Als Folge der alternden Gesellschaft nimmt die Bedeutung<br />
von Existenzgründungen durch Ältere<br />
zu. Im Gegensatz zu jungen Gründern verfügen diese<br />
in der Regel bereits über umfangreiche Berufs- und<br />
Führungserfahrung sowie gute Kontakte. Allerdings<br />
haben ältere Gründer beispielsweise größere Probleme,<br />
Bankkredite zu erhalten, da ihnen weniger Zeit<br />
zur Rückzahlung zur Verfügung steht. Auf diese speziellen<br />
Faktoren muss eine regionale Gründungsförderung<br />
eingehen.<br />
Spezielle Beratungsangebote können sich auch an<br />
ausländische Existenzgründer richten. In NRW existieren<br />
bereits das regionale Förderzentrum für ausländische<br />
Existenzgründer und Unternehmer 19 und<br />
regionale Transferstellen zur Förderung selbstständiger<br />
Migranten.<br />
19 www.foerderzentrum.org<br />
Das Konzept der Gründerregion setzt auf die Bündelung<br />
der [in der Regel] zahlreichen regionalen<br />
Beratungsangebote im Bereich Gründerförderung.<br />
Neben intensiver Beratung und Information von Interessierten<br />
können verschiedene weitere Initiativen<br />
durchgeführt werden. Hierzu zählen unter anderem<br />
der Aufbau eines Beraternetzwerkes und die Durchführung<br />
von Gründungswettbewerben.<br />
4.2.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Mit den Lehrstühlen Unternehmensgründung und<br />
Gründungspädagogik, dem Institut für Gründungs-<br />
und Innovationsforschung und der Wissenschaftstransferstelle<br />
verfügt die <strong>Bergische</strong> Universität<br />
Wuppertal über außergewöhnliche Kompetenzen im<br />
Bereich der Gründungsförderung. Sie wird daher regelmäßig<br />
als Deutschlands beste Gründer-Uni ausgezeichnet.<br />
Bizeps 20 - Die <strong>Bergische</strong> Gründungsinitiative 21<br />
wurde 1998 im Rahmen des Förderprogramms EXIST 22<br />
I/II ins Leben gerufen. Seit 2005 wird die Initiative<br />
ausschließlich durch die <strong>Bergische</strong> Universität und<br />
regionale Partner finanziert. Die Koordinierung findet<br />
über die Wissenschaftstransferstelle der Universität<br />
statt. Bizeps bietet Studenten, Wissenschaftlern und<br />
Absolventen der <strong>Bergische</strong>n Universität Beratung<br />
und Service rund um die Unternehmensgründung<br />
20 Bizeps = Bergisch-Märkische Initiative zur Förderung von Existenzgründungen,<br />
Projekten und Strukturen<br />
21 http://www.bizeps.de/<br />
22 EXIST: Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />
und Technologie [BMWi] zur Verbesserung des Wissens- und Technologietransfers<br />
aus den Hochschulen<br />
23
an. Interessierte erhalten eine kostenlose Erstberatung,<br />
werden bei der Antragsstellung von Förderprogrammen<br />
für Existenzgründungen unterstützt und<br />
erhalten Kontakt zu kompetenten Beratern aus dem<br />
bizeps-Netzwerk. In diesem sind jedoch bislang in<br />
erster Linie Hochschulprofessoren aufgeführt.<br />
Seit November 2007 wird das Projekt „bizeps gazelles“<br />
im Programm EXIST III gefördert. Es verfolgt das<br />
Ziel, die Gründungsförderung weiter zu verbessern.<br />
Die Mitarbeiter technisch-naturwissenschaftlicher<br />
Fachbereiche sollen in Zukunft stärker aktiviert werden.<br />
Hierdurch werden eine Verbesserung bei Erkennung<br />
und Förderung von Geschäftschancen und die<br />
Unterstützung bei besonders anspruchsvollen Gründungsvorhaben<br />
erhofft.<br />
Für Gründungen ohne ausgesprochenen Technologie-<br />
und Innovationsbezug besteht eine Kooperation<br />
mit den Startercentern des Gründungsnetzwerks<br />
NRW in Solingen und Wuppertal. Die Startercenter<br />
dienen als Anlaufpunkte für Existenzgründer. Sie<br />
erhalten Information, Beratung und spezielles Coaching<br />
in Fragen der Existenzgründung. Darüber hinaus<br />
werden Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten<br />
vermittelt.<br />
Das Technologiezentrum Wuppertal [„W-Tec“] und<br />
das Gründer- und Technologiezentrum Solingen [GuT]<br />
bieten Gründern die für den Unternehmensstart erforderlichen<br />
Räumlichkeiten. Beide Einrichtungen arbeiten<br />
sehr erfolgreich und sind gut ausgelastet.<br />
24<br />
Ablauf Gründungswettbewerb start2grow<br />
Phasen Termine kontinuierlich<br />
Phase 1<br />
Phase 2<br />
Auftaktveranstaltug<br />
Abgabe Präferenzen<br />
Coachingabende<br />
Zuordnung [Matching] Mentorinnen/Mentoren und Gründungsteams<br />
Abgabe Businesspläne Phase 1<br />
Begutachtungsverfahren Businesspläne Phase 1<br />
Prämierung Phase 1<br />
Abgabe Businesspläne Phase 2<br />
Begutachtungsverfahren Businesspläne Phase 2<br />
Gründungsseminar<br />
Prämierung Phase 2 und Abschlussveranstaltung<br />
Abb. 9: Ablauf Gründungswettbewerb start2grow [Eigene Darstellung - Grundlage: www.start2grow.de]<br />
4.2.2 Andere Regionen<br />
Gründerregion Aachen 23<br />
Die Gründerregion Aachen ist ein Positivbeispiel für<br />
die Bündelung der Aktivitäten der in der Region vertretenen<br />
Institutionen unter einer Marke. Sie wurde<br />
1999 als Dachmarke für 40 Einrichtungen aus dem<br />
Bereich der Gründungsförderung eingerichtet. Das<br />
Ziel ist, die umfassenden und vielfältigen Beratungsangebote<br />
der beteiligten Institutionen transparenter<br />
zu machen und den Beratungsprozess dadurch<br />
weiter zu optimieren. Träger der Gründerregion sind<br />
unter anderem RWTH Aachen, FH Aachen, IHK, Sparkassen<br />
und Volksbanken, die Stadt Aachen sowie die<br />
Landkreise Aachen, Düren, Heinsberg und Euskirchen.<br />
In fünf regionalen Startercentern erhalten Existenzgründer<br />
umfassende Beratung. Die verschiedenen<br />
Angebote [Erstberatung, Unterstützung bei der Erarbeitung<br />
eines Geschäftsplanes, Coaching, Finanzierung]<br />
werden hier exakt aufeinander abgestimmt.<br />
Ein Beraternetzwerk aus privaten Akteuren steht<br />
Existenzgründern bei der Beratung in allgemeinen<br />
und fachspezifischen Fragen zur Verfügung.<br />
Der Qualifizierung von Gründungsvorhaben dient<br />
ein jährlich stattfindender Gründungswettbewerb.<br />
Dieser hilft den Gründern bei der Erarbeitung eines<br />
Businessplans und prämiert die besten Konzepte.<br />
23 http://www.gruenderregion.de/<br />
Coachingabende
Als besonderer Anreiz für Gründerinnen wird darüber<br />
hinaus alle zwei Jahre der „vision – Unternehmerinnenpreis“<br />
an erfolgreiche Existenzgründerinnen<br />
vergeben.<br />
Start2grow Dortmund 24<br />
Kernelement von start2grow ist ein aus 600 Fachleuten<br />
bestehendes Coaching-Netzwerk. Die ehrenamtlich<br />
als Berater für die Existenzgründer zur Verfügung<br />
stehenden Fachleute kommen aus verschiedenen<br />
Wirtschaftsbereichen. Die Berater begleiten die Existenzgründer<br />
in der Anfangsphase, beraten in fachspezifischen<br />
und betriebswirtschaftlichen Fragen<br />
und vermitteln Kontakte zu anderen Akteuren in der<br />
Region.<br />
Im Rahmen von start2grow finden jedes Jahr drei<br />
Gründungswettbewerbe statt. Für die Bereiche Informationstechnologie<br />
und Mikrotechnik finden fachspezifische<br />
Wettbewerbe statt. Hierdurch soll die angestrebte<br />
Spezialisierung der Dortmunder Wirtschaft<br />
auf diese Kompetenzfelder unterstützt werden. Ein<br />
dritter Gründungswettbewerb ist branchenübergreifend<br />
ausgerichtet. Die Teilnehmer profitieren im Verlauf<br />
des Wettbewerbs von umfassender Beratung,<br />
die Sieger erhalten Preisgelder. Ziel ist es, Gründerinnen<br />
und Gründer bei der schnellen und fundierten<br />
Umsetzung ihrer Geschäftsidee und damit beim Aufbau<br />
ihres Unternehmens zu unterstützen.<br />
24 http://www.start2grow.de/<br />
Hannover Impuls 25<br />
Die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft der Region<br />
Hannover ist ein weiteres gutes Beispiel für ein umfassendes<br />
Angebot für Gründer. Die Gründerförderung<br />
in der Region steht auf drei Säulen:<br />
Die Gründerwerkstatt Hannover bietet Gründern die<br />
Möglichkeit, die gesamte Unternehmensentwicklung,<br />
von der Idee bis zur Aufnahme der Geschäftstätigkeit,<br />
online durchzuführen. Hierfür steht ein<br />
übersichtliches und informatives online-Portal zur<br />
Verfügung. Das Gründerportal liefert Informationen<br />
zu den wichtigsten Fragen im Themenbereich Existenzgründung,<br />
angefangen mit der Frage nach der<br />
persönlichen Eignung als Gründer über finanzielle<br />
und rechtliche Grundlagen bis hin zu den wichtigsten<br />
Regeln für Standortauswahl und Marketingkonzept.<br />
Bei der Online-Entwicklung eines Geschäftsplanes<br />
können die Gründer darüber hinaus auf persönliche<br />
Beratung durch Tutoren zurückgreifen.<br />
Mit Hilfe von Gründungswettbewerben erhalten<br />
Gründer die Möglichkeit, ihre Ideen öffentlich zu präsentieren<br />
und auf ihre Marktfähigkeit hin zu überprüfen.<br />
Neben der Aussicht auf Gewinne können die angehenden<br />
Gründer von Kontakten zu finanzstarken<br />
und gründungserfahrenen Partnern profitieren. Der<br />
Wettbewerb „plug&work“ bietet seinen Gewinnern<br />
zusätzlich für ein Jahr mietfreie Büro- und Arbeitsflächen<br />
und schafft damit gute Bedingungen für die<br />
25 http://www.hannoverimpuls.de/gruendung<br />
25
Startphase der Unternehmen. Das Center of Excellence<br />
soll der besseren Nutzung innovativer Ideen<br />
dienen. Ideen werden auf ihre Marktreife überprüft<br />
und in einen Technologiepool aufgenommen, der<br />
Vorraussetzung für bevorzugte Förderung und Betreuung<br />
ist.<br />
Business Chance Region Stuttgart 26<br />
Die Region Stuttgart ist ein Beispiel für die Verknüpfung<br />
von Gründungsideen und dem Kapital privater<br />
Investoren. Das Business Angel Forum führt Gründer<br />
mit Privatinvestoren zusammen und unterstützt bei<br />
der Prüfung der Markttauglichkeit der Gründungsvorhaben.<br />
Um das Investitionsrisiko für private Investoren<br />
weiter zu begrenzen, wurde darüber hinaus<br />
der Technologie Fonds Südwest eingerichtet. Dieser<br />
sammelt privates Kapital und investiert dieses gezielt<br />
in neu gegründete Technologieunternehmen aus den<br />
Bereichen Ingenieurswissenschaften, Biotechnologie<br />
und Medizin sowie Informations- und Kommunikationstechnologie.<br />
26 http://business-chance.region-stuttgart.de<br />
26<br />
4.3 Standortmarketing<br />
Der verschärfte Wettbewerb der Regionen zwingt die<br />
drei bergischen Großstädte zu einem gemeinsamen<br />
Auftreten. Mit etwa 350.000 Einwohnern ist Wuppertal<br />
zu klein für die Profilierung auf nationaler und internationaler<br />
Ebene. Als Region mit mehr als 600.000<br />
Einwohnern und einer entsprechend größeren Wirtschaftskraft<br />
kann das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck eine<br />
deutlich bessere Aufmerksamkeit erreichen.<br />
Die Vermittlung der Standortqualitäten nach innen<br />
und außen wird durch die zunehmende Konkurrenz<br />
zwischen den Regionen immer wichtiger. Um Bürger<br />
und Unternehmer in der Region zu halten bzw. neu<br />
zu gewinnen, müssen die Stärken der Region und die<br />
Möglichkeiten, die sich hier für Bewohner und Unternehmen<br />
bieten, offensiv verbreitet werden.<br />
Wesentliches Ziel eines regionalen Standortmarketings<br />
ist die verbesserte Information über die Stärken<br />
der Region. Die Möglichkeiten ihrer Vermittlung<br />
sind vielfältig – ebenso die unterschiedlichen Zielgruppen.<br />
Standortmarketing kann eher allgemein<br />
ausgerichtet sein oder fokussiert auf bestimmte Zielgruppen<br />
stattfinden.<br />
Die gebündelte Präsentation der Angebote der<br />
Region ermöglicht bei der Investorenanwerbung die<br />
Bereitstellung deutlich umfassenderer Alternativen<br />
und kann damit die Wahrscheinlichkeit von Investitionen<br />
erhöhen. Zur besseren Vermarktung der<br />
vorhandenen Gewerbeflächen und Büroimmobilien<br />
kann das Internet genutzt werden. Wird das Angebot<br />
in übersichtlicher Form online präsentiert, können<br />
sich Investoren schnell über die vorhandenen
Möglichkeiten in der Region informieren. Mit Hilfe<br />
eines Newsletters, der regelmäßig an verschiedenste<br />
Institutionen und Investoren verschickt wird, kann<br />
auf bestimmte Angebote der Region gezielt aufmerksam<br />
gemacht werden.<br />
Ein weiterer Ansatz besteht in der Beteiligung von<br />
Bürgern als Botschafter. Zufriedenheitsbekundungen<br />
von Bürgern zur Lebensqualität in ihrer Region<br />
wird eine positive Wirkung auf Außenstehende zugesprochen,<br />
da diese Glaubwürdigkeit vermitteln. Gleiches<br />
gilt für Unternehmer, die für „ihre“ Region als<br />
geeigneten Wirtschaftsstandort werben.<br />
Aufgrund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft<br />
erhält der Zuzug junger Menschen, insbesondere<br />
junger Familien, einen besonderen Stellenwert.<br />
Ebenso begehrt sind [hoch-]qualifizierte Fachkräfte,<br />
die in Zeiten rückläufiger Bevölkerungszahlen und<br />
steigender Ansprüche der Unternehmen immer intensiver<br />
gesucht werden. Zur Anwerbung dieser<br />
Gruppen bedarf es der Herausstellung der Qualitäten<br />
der Region vor dem Hintergrund gruppenspezifischer<br />
Ansprüche. Darüber hinaus können spezielle<br />
Anreize zur Anlockung bestimmter Gruppen eingesetzt<br />
werden. Beispiele hierfür sind Zuzugsprämien,<br />
die für neu zugezogene Studenten in vielen ostdeutschen<br />
Universitätsstädten gezahlt werden sowie die<br />
Überreichung einer Begrüßungsbox an Erstsemester<br />
durch die Stadt Mannheim.<br />
4.3.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Auf der Immobilienmesse Expo Real in München<br />
ist die Region bereits seit einigen Jahren mit einem<br />
gemeinsamen Stand vertreten. Die gebündelte Präsentation<br />
der vorhandenen Objekte erhöht die Wahrnehmbarkeit<br />
der Angebote und verspricht größere<br />
Erfolge bei der Vermittlung von Investoren.<br />
Seit Ende 2008 existiert unter www.investhoch3.<br />
de ein gemeinsames Gewerbeflächenportal für das<br />
<strong>Bergische</strong> Städtedreieck. Dieses ermöglicht Investoren<br />
den schnellen, unkomplizierten und übersichtlichen<br />
Zugang zu Informationen über die in der Region<br />
vorhandenen freien Gewerbeflächen. Zu den wichtigsten<br />
Standorten sind Exposés mit detaillierten Gebietsinformationen<br />
und Fotos der Fläche verfügbar.<br />
Die Wuppertal Marketing GmbH verfolgt einige Projekte,<br />
die auch auf die ganze Region übertragen werden<br />
könnten. Das Projekt „Wuppertal-Botschafter“<br />
setzt auf das Engagement von ansässigen<br />
Unternehmern. Derzeit werben neun Unternehmer<br />
aus der Stadt bei Unternehmern aus anderen Städten<br />
für den Standort Wuppertal 27 . Das Projekt setzt<br />
auf die Kontakte und die besondere Überzeugungskraft<br />
der Unternehmer. Die Botschafter stehen als<br />
Gesprächspartner für ansiedlungsinteressierte Unternehmen<br />
zur Verfügung und werben aktiv für neue<br />
Investoren. Eine Erweiterung der Zahl der Botschafter<br />
ist angestrebt.<br />
27 http://www.wuppertal-botschafter.de<br />
27
Der privat betriebene Relocation-Service „Wupperdomizil“<br />
28 hilft Mitarbeitern von Unternehmen bei<br />
Wohnungssuche, Umzugsorganisation und sonstigen<br />
Aufgaben, die mit einem Umzug verbunden sind.<br />
Darüber hinaus unterstützt Wupperdomizil bei der<br />
Betreuung der Gäste von Unternehmen. Hierdurch<br />
soll es den Unternehmen erleichtert werden, hochqualifizierte<br />
Mitarbeiter vom Standort Wuppertal zu<br />
überzeugen und einen reibungslosen Wohnortwechsel<br />
zu ermöglichen.<br />
Als Instrument zur Bindung von Neubürgern an den<br />
Wohnstandort Wuppertal erhalten diese neben umfassendem<br />
Informationsmaterial über das Freizeit-<br />
und Kulturangebot der Region ein Begrüßungspaket<br />
mit Gutscheinen für Wuppertaler Einrichtungen und<br />
Unternehmen, beispielsweise den Wuppertaler Zoo.<br />
4.3.2 Andere Regionen<br />
Wirtschaftsförderung metropoleruhr 29<br />
Die Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH [wmr]<br />
ist ein aktuelles Beispiel für regionale Wirtschaftsförderung.<br />
Sie ist seit Anfang 2007 als solche neben den<br />
kommunalen Wirtschaftsförderungen tätig und unter<br />
anderem für folgende Aufgaben zuständig:<br />
28<br />
Nationale und internationale Bewerbung des<br />
Standortes Metropole Ruhr<br />
28 http://www.wupperdomizil.de/de/leistungen_unternehmen_<br />
wohnungswechsel-de.php<br />
29 http://www.business.metropoleruhr.de<br />
Akquisition und Beratung von Unternehmen in<br />
allen Fragen der Standortsuche<br />
Bereitstellung wirtschaftsrelevanter Informatio-<br />
nen über die Region<br />
Vermittlung von Netzwerken, Kontakten und An-<br />
sprechpartnern vor Ort<br />
Zur optimalen Kundeninformation und -beratung verfügt<br />
die wmr mit dem digitalen Flächenatlas ruhrA-<br />
GIS über einen detaillierten Geodatenbestand von<br />
Gewerbe- und Industriestandorten in der gesamten<br />
Region. Zu jeder Fläche lassen sich präzise Informationen<br />
abrufen. Die online zugängliche Immobilienbörse<br />
ruhrsite enthält Angebote zu gewerblichen<br />
Bauflächen, Büroimmobilien, Ladenlokalen, Lagerhallen<br />
und Werkstätten sowie Basisdaten zu Einwohnerzahlen,<br />
wirtschaftlichen Kennzahlen, Steuerhebesätzen<br />
etc. Diese Informationsplattformen sollen<br />
zu einer verbesserten Vermittlung der vorhandenen<br />
Angebote an Investoren beitragen.<br />
Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken<br />
Die Wirtschaftsregion liefert einige außergewöhnliche<br />
Marketingideen mit dem Fokus auf zukünftige<br />
Fachkräfte. Unter dem Titel „Den Weltmarktführern<br />
auf der Spur“ veranstaltet die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken<br />
GmbH als Reaktion auf zunehmenden<br />
Fachkräftemangel seit zehn Jahren Exkursionen<br />
von Studentengruppen zu ansässigen Unternehmen.<br />
Hierdurch sollen die Unternehmen bei den hochqualifizierten<br />
Arbeitskräften der Zukunft als attraktive<br />
Arbeitgeber positioniert werden.
Seit 2007 lädt die Region zusammen mit der Region<br />
Schwarzwald Baar-Heuberg und vier Unternehmen<br />
zur dreitägigen Veranstaltung „Studenten on Snow<br />
[SOS]“ in die Alpen. Im Jahr 2008 reisten 500 Studenten<br />
aus 15 Hochschulen Süddeutschlands zu SOS.<br />
Dabei erhielten sie neben den Sportmöglichkeiten<br />
umfangreiche Informationen über Jobmöglichkeiten<br />
bei den Unternehmen der Region 30 .<br />
30 www.heilbronn-franken.com<br />
4.4 Gewerbeflächenentwicklung<br />
In den vergangenen Jahrzehnten sind im <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreieck fast ein Drittel der Industriebetriebe<br />
verschwunden. Es blieben zahlreiche Brachflächen<br />
und leer stehende Industrieimmobilien zurück. Aufgrund<br />
der besonderen Topografie des <strong>Bergische</strong>n<br />
Landes und der dichten Besiedlung sind zusätzliche<br />
Flächenpotenziale im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck begrenzt.<br />
Die Inwertsetzung vorhandener und die gezielte<br />
Qualifizierung neuer Flächen ist daher äußerst<br />
wichtig, um den veränderten Ansprüchen von Gewerbetreibenden<br />
gerecht zu werden 31 .<br />
Im Sinne einer nachhaltigen Gewerbeflächenentwicklung<br />
gilt es, die vorhandenen FlächenPotenziale<br />
möglichst effektiv zu nutzen, um die Ausweisung<br />
neuer Flächen zu begrenzen. Als hinderlich erweist<br />
sich, dass die Kommunen oftmals nur unzureichend<br />
über die vorhandenen Potenziale informiert sind. Ein<br />
wichtiger Hemmfaktor für die Vermarktung von<br />
Brachflächen ist zudem die oftmals geringe Marktfähigkeit<br />
aufgrund von veränderten Anforderungen<br />
der Nachfrager. Die Grundstücksgröße alter Gewerbestandorte<br />
reicht häufig nicht mehr aus. Erweiterungsmöglichkeiten<br />
sind innerhalb gewachsener<br />
Gewerbegebiete selten vorhanden. Ein weiteres Hindernis<br />
für die Vermarktung von ungenutzten Flächen<br />
stellen schwierige Besitzverhältnisse dar. Hohe Kosten<br />
für die Aufbereitung der Flächen verringern die<br />
Chancen der Wiedernutzung zusätzlich. Mögliche<br />
31 Kröger, Kai 2007: Ein interkommunaler Gewerbeflächenpool<br />
im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck Remscheid-Solingen-Wuppertal.<br />
Handlungsempfehlungen zur Umsetzung. Diplomarbeit Universität<br />
Dortmund<br />
29
Altlasten stellen hierbei ein erhebliches finanzielles<br />
Risiko dar. Die Wiedernutzung von Brachflächen ist<br />
daher häufig nur mit Hilfe der öffentlichen Subventionierung<br />
der Sanierungsmaßnahmen möglich.<br />
Bestehende Gewerbegebiete weisen häufig eine<br />
sehr heterogene Branchenstruktur auf. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen den Unternehmen und die mögliche<br />
Nutzung von Synergien werden hierdurch erschwert.<br />
Eine Schwerpunktsetzung auf bestimmte<br />
Branchen wäre hilfreich. Klar definierte inhaltliche<br />
Schwerpunkte von Gewerbegebieten können bei der<br />
Vermarktung einzelner Flächen hilfreich sein. Einheitliche<br />
Konzepte zur Weiterentwicklung bestehender<br />
Gewerbegebiete sind bislang jedoch selten.<br />
In gestalterischer Hinsicht weisen viele Gewerbegebiete<br />
wenig stadträumliche, freiraumplanerische und<br />
architektonische Qualitäten auf. Die Gestaltung der<br />
Gewerbegebiete stellt zudem einen nicht zu unterschätzenden<br />
Standortfaktor bei der Ansiedlung<br />
von Betrieben dar. In häufig im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
anzutreffenden Gemengelagen aus Wohnen<br />
und Gewerbe gewinnt die mangelnde gestalterische<br />
Qualität direkten Einfluss auf die Wohnumfeldqualität.<br />
Für die Umsetzung von Aufwertungsmaßnahmen<br />
sind die öffentlichen Akteure auf die Mitarbeit der<br />
Unternehmen angewiesen. Vorhandene rechtliche<br />
Einflussmöglichkeiten beziehen sich in erster Linie<br />
auf Neubaugebiete.<br />
30<br />
Vor dem Hintergrund begrenzter Flächenreserven ist<br />
ein strategischer Umgang mit neuen Gewerbeflächen<br />
wichtig. Auf spezielle Kundengruppen zugeschnittene<br />
Konzepte sind erforderlich, um eine erfolgreiche<br />
Vermarktung zu ermöglichen. Die räumliche Bündelung<br />
von Betrieben aus einer Branche ermöglicht die<br />
gemeinsame Nutzung von speziellen Serviceeinrichtungen<br />
und ebensolcher Infrastruktur. Zur Abstimmung<br />
verschiedener inhaltlicher Schwerpunkte der<br />
bestehenden und neuen Gewerbegebiete sollte eine<br />
Gesamtstrategie für die regionalen Gewerbegebiete<br />
erstellt werden. In dieser sollten deutliche Profile für<br />
die einzelnen Standorte herausgestellt werden.<br />
Ein neuerer Ansatz im Umgang mit Gewerbeflächen<br />
ist der Aufbau eines interkommunalen Gewerbeflächenpools.<br />
Dieser ist sowohl eine Reaktion auf gestiegene<br />
Standortanforderungen der Unternehmen<br />
und zunehmend regional ausgerichtetes Suchverhalten<br />
dieser, als auch eine Möglichkeit, die verbliebenen<br />
Flächen möglichst effizient einzusetzen. Ein<br />
interkommunaler Gewerbeflächenpool ist eine<br />
strategische Partnerschaft mehrerer Kommunen, die<br />
ihre Gewerbeflächenpolitik in eine Hand legen. Hierzu<br />
werden vorhandene und geplante Gewerbeflächen<br />
in einen Pool eingebracht und deren Entwicklung,<br />
Verwaltung und Vermarktung von einer regionalen<br />
Instanz übernommen. Neben Gewerbeflächen bringen<br />
die Kommunen hierfür auch reine Geldbeträge<br />
ein. Die Gewerbesteuereinnahmen auf Poolflächen<br />
und die Erlöse aus Flächenverkäufen werden entsprechend<br />
der jeweiligen Anteile an den eingebrachten<br />
Flächen und Geldbeträgen auf die Kommunen<br />
verteilt. Die Poollösung birgt mehrere Vorteile. Die<br />
Außenwahrnehmung der Region steigt durch das ge-
meinsame Auftreten. Das Flächenangebot ist größer<br />
und vielfältiger, was die Wahrscheinlichkeit erhöht,<br />
dass interessierte Unternehmen tatsächlich in der<br />
Region fündig werden.<br />
4.4.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
In Wuppertal wurde mit dem „Masterplan zur Entwicklung<br />
der Wuppertaler Gewerbeparks“ von<br />
2004 eine Gesamtstrategie für die wichtigsten Zukunftsflächen<br />
erarbeitet. Im Rahmen dieser Strategie<br />
werden die Flächen auf unterschiedliche Nachfragegruppen<br />
ausgerichtet. Der „Engineering Park“<br />
ist für produzierendes Gewerbe aus den Bereichen<br />
Automotive, Maschinen- und Werkzeugbau und Metallverarbeitung<br />
vorgesehen. Entwicklungspotenzial<br />
für kleine und mittlere Unternehmen [KMU] aus<br />
verschiedenen Branchen soll das Gebiet „VohRang“<br />
bieten. Der Standort „Kleine Höhe“ ist auf „innovative,<br />
mittelständische Unternehmen mit besonderen<br />
städtebaulichen und architektonischen Ansprüchen“<br />
ausgerichtet. Ein weiteres Beispiel für die bewusste<br />
Festlegung von Themen für Gewerbestandorte ist<br />
die Automeile Uellendahl im Norden Elberfelds. Diese<br />
sieht die räumliche Bündelung von Autohändlern<br />
und sonstigen automobilorientierten Betrieben vor.<br />
4.4.2 Andere Regionen<br />
Nachhaltiges Gewerbeflächenmanagement<br />
Bottrop 32<br />
Im aktuellen Flächennutzungsplan [FNP] der Stadt<br />
Bottrop [Stand 2004] wurden 50 Hektar gewerblicher<br />
Bauflächen weniger ausgewiesen als im alten<br />
FNP. Hiermit ist die Absicht einer quantitativen Reduktion<br />
des Flächenverbrauchs verbunden. Die Bestandsentwicklung<br />
erhält Priorität. Eine qualitativ<br />
anspruchsvolle Entwicklung ist dabei angestrebt. Zur<br />
Ermöglichung dieser Zielsetzung wurde ein Flächenmanagementsystem<br />
eingerichtet. Hierbei wurde die<br />
Stadt durch die Landesarbeitsgemeinschaft Agenda<br />
21 NRW unterstützt.<br />
Im Rahmen des Modellprojektes „Flächenmanagement<br />
als partizipativer Prozess einer nachhaltigen<br />
Stadtentwicklung“ wurden in einer Zukunftswerkstatt<br />
allgemeine Zielsetzungen erarbeitet. Zwei<br />
Workshops lieferten Ideen für zwei ausgewählte Gewerbeflächen.<br />
Hierbei waren neben Verwaltung und<br />
Politik auch Bürger und Unternehmen beteiligt.<br />
Folgende Ziele wurden für die Gewerbeflächenentwicklung<br />
festgelegt:<br />
ressourcenschonende Organisation der Ver- und<br />
Entsorgung<br />
städtebauliche und architektonisch vorteilhafte<br />
Gestaltung<br />
zeit- und kraftstoffsparende Verkehrsführung<br />
32 www.bottrop.de/stadtleben/downloads/umwelt/nfm_gewerbe-<br />
fl __chen1.pdf<br />
31
33 www.regensdorf.ch/dl.php/de/20070418073116/Masterplan_Ar-<br />
beitsplatzgebiete.pdf<br />
32<br />
angenehme Lebens- und Arbeitsbedingungen in<br />
den Gewerbegebieten<br />
flexible und effiziente Organisationsstrukturen<br />
zur Umsetzung<br />
Drei Gruppen von Gewerbegebieten wurden festgelegt:<br />
vorrangig zu aktivierende Brachflächen<br />
großflächige Gebiete mit einem deutlich zu<br />
schärfenden Profil, geeignet für die Ansiedlung<br />
von Betrieben mit überörtlicher Bedeutung<br />
Gewerbegebiete für kleine bis mittelgroße Un-<br />
ternehmen<br />
Masterplan Arbeitsplatzgebiete Regensdorf 33<br />
Die Gemeinde Regensdorf liegt in der Agglomeration<br />
Zürich. Eine von der Stadt durchgeführte Situationsanalyse<br />
kam zu dem Ergebnis, dass es den Gewerbeflächen<br />
in Regensdorf an Identität und klaren Profilen<br />
fehlt. Einige Gebiete weisen funktionale oder<br />
gestalterische Mängel auf. Als Reaktion auf diese Situation<br />
wurde ein Masterplan zur Aufwertung eines<br />
Gewerbegebietes erarbeitet. Die Erarbeitung erfolgte<br />
in einem kooperativen Verfahren unter Beteiligung<br />
von Grundeigentümern, Behörden und Fachleuten.<br />
Zielsetzung war die Beseitigung vorhandener Defizite<br />
und die Etablierung eines Marketings für den<br />
Standort. Der Masterplan sollte den Orientierungsrahmen<br />
für die [freiwillige] Umsetzung bilden. Zur<br />
Steuerung, Finanzierung und operativen Umsetzung<br />
der beschlossenen Maßnahmen wurde eine koordi-<br />
nierende Stelle eingerichtet. Wichtigste Basis hierfür<br />
bildete der Zusammenschluss der Grundeigentümer in<br />
der Interessengemeinschaft Industriegebiete Regensdorf<br />
[IGIR].<br />
Maßnahmen:<br />
Festlegung eines einprägsamen Namens für das<br />
Gewerbegebiet und Aufstellung von Hinweistafeln<br />
zur Verbesserung von Wahrnehmung und<br />
Image<br />
Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes für das Ge-<br />
biet zur verbesserten Wegeführung und Anbin-<br />
dung an den ÖPNV<br />
Aufteilung des Gebietes in verschiedene Nut-<br />
zungsschwerpunkte [Logistik, Dienstleistung,<br />
Kleingewerbe, Verkauf etc.]<br />
Festlegung architektonischer Spielregeln<br />
Gestaltung von Straßenräumen und Parkplätzen<br />
Regionaler Gewerbeflächenpool Neckar-Alb<br />
Die Region Neckar-Alb umfasst den Zollernalbkreis sowie<br />
die Kreise Tübingen und Reutlingen. Das Projekt<br />
REGENA [Regionaler Gewerbeflächenpool Neckar Alb]<br />
wird zunächst nur im Zollernalbkreis durchgeführt. Es<br />
sind acht Kommunen an der Zusammenarbeit beteiligt.<br />
Ausgangslage war eine starke Konkurrenz zwischen den<br />
einzelnen Kommunen um Gewerbeansiedlungen,die in<br />
einen ruinösen Wettbewerb um die günstigsten Flächen<br />
mündete. Durch die zentrale Vermarktung der Flächen<br />
soll dieses Problem gelöst werden. Die Vermarktung<br />
wird von der Standortagentur Tübingen-Reutlingen-<br />
Neckar-Alb GmbH wahrgenommen, die von den Städten<br />
und Gemeinden der Region Neckar-Alb betrieben<br />
wird. Die Erlöse werden entsprechend der eingebrachten<br />
Flächen und Geldbeträge unter den beteiligten Gemeinden<br />
verteilt.
Einzelhandel<br />
33
Einleitung<br />
5 Einleitung<br />
Regionales Handeln im Bereich Einzelhandel ermöglicht<br />
gegenseitigen Erfahrungsaustausch und koordiniertes<br />
Vorgehen. Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck wird<br />
dies bereits seit einigen Jahren intensiv gepflegt.<br />
Wichtigstes Ergebnis der Zusammenarbeit der drei<br />
Städte ist bislang das Regionale Einzelhandelskonzept<br />
[REHK] von 2006.<br />
Mit der Erarbeitung des REHK wurde eine bedeutende<br />
Grundlage für den regionalen Abstimmungsprozess<br />
bei Planvorhaben im Bereich Einzelhandel geschaffen.<br />
Das REHK ist jedoch stark prozessorientiert und<br />
dient vor allem als Grundlage für die Verbesserung<br />
der Position der Region als Einzelhandelsstandort.<br />
Das regionale Stadtentwicklungskonzept „<strong>zukunfthoch³</strong>“<br />
baut auf dieser Grundlage auf und strebt eine<br />
Intensivierung der Zusammenarbeit an. Beabsichtigt<br />
ist, ein deutliches Profil für das Themenfeld zu entwickeln<br />
und konkrete Maßnahmen und Projekte herauszuarbeiten<br />
und umzusetzen.<br />
Aufgabe dieser Broschüre ist es, einen Überblick<br />
über die Einzelhandelssituation im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
zu vermitteln sowie die wichtigsten Arbeitsschwerpunkte<br />
aufzuzeigen. Diese können als<br />
Ansatzpunkte für das zukünftige regionale Handeln<br />
genutzt werden. Der Aufbau der Darstellung des<br />
Themenfelds Einzelhandel ist dabei am vorangegangenen<br />
Themenfeld orientiert.<br />
34<br />
Im Kapitel „Analyse“ werden die Ergebnisse der Bestandsaufnahme<br />
vorgestellt. Dabei wird zunächst<br />
auf die wichtigsten Veränderungsprozesse im Bereich<br />
Einzelhandel eingegangen. Desweiteren wird<br />
die Situation des Einzelhandels im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
beschrieben. Dabei werden sowohl quantitative<br />
als auch qualitative Merkmale ausgewertet.<br />
Aus den allgemeinen Trends im Einzelhandel lassen<br />
sich Chancen und Risiken, aus den regionalen Besonderheiten<br />
Stärken und Schwächen ableiten. Diese<br />
werden in tabellarischer Form einander gegenübergestellt.<br />
Als Ergebnis der Analyse werden Arbeitsschwerpunkte<br />
festgelegt. Hierzu werden im achten Kapitel<br />
jeweils mögliche Maßnahmen vorgestellt und bereits<br />
bestehende Ansätze im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
aufgezeigt. Als Denkanstoß für weitere Projekte werden<br />
darüber hinaus Beispiele aus anderen Regionen<br />
vorgestellt.
Analyse<br />
6 Analyse<br />
In diesem Kapitel werden die wichtigsten Arbeitsschwerpunkte<br />
im Themenfeld Einzelhandel herausgearbeitet.<br />
Hierzu werden zunächst wichtige, die<br />
Entwicklung des Einzelhandels prägende Trends<br />
umrissen. Im Zusammenspiel mit den spezifischen,<br />
regionalen Rahmenbedingungen ergeben sich hieraus<br />
die zentralen Zukunftsaufgaben im Bereich Einzelhandel.<br />
6.1 Allgemeine Trends 34<br />
In der Einzelhandelsbranche findet seit Jahren ein<br />
Trend zur Betriebs- und Unternehmenskonzentration<br />
statt. Der Einzelhandelsmarkt verteilt sich nur<br />
noch auf einige wenige Handelskonzerne. Wichtigste<br />
Auswirkung auf die städtische Ebene ist die Filialisierung<br />
des Einzelhandelsangebotes. Ortsansässige<br />
„Traditionsgeschäfte“ verschwinden zunehmend.<br />
Folge dessen ist der zunehmende Verlust der Individualität<br />
des Erscheinungsbildes.<br />
Die Zahl der Einzelhandelsbetriebe ging in den letzten<br />
Jahren stetig zurück, in NRW sank beispielsweise<br />
die Zahl der Lebensmittelläden von 31.000 [1975] auf<br />
10.000 [2004]. Gleichzeitig fand eine deutliche Zunahme<br />
der Betriebsgrößen statt, so dass insgesamt<br />
sogar eine Verkaufsflächenerweiterung festzustellen<br />
ist. Ein Ende dieses Trends ist bislang nicht absehbar.<br />
Innerhalb des Lebensmitteleinzelhandels hat zudem<br />
34 Handbuch <strong>Bergische</strong>r Regionalladen www.stadtplanung-dr-jansen.<br />
de; Difu-Bericht 2/2006 Rolf Junker, Gerd Kühn: Nahversorgung in<br />
Großstädten http://www.difu.de/publikationen/difu-berichte/2_06/03.<br />
phtml<br />
eine deutliche Verschiebung in Richtung Discountern<br />
stattgefunden. Die Anforderungen an Einzelhandelsstandorte<br />
haben sich hierdurch deutlich verändert.<br />
Aufgrund gestiegener Ansprüche an Verkaufsfläche<br />
und Stellplatzzahl werden Standorte in verdichteten,<br />
kleinteilig strukturierten Quartieren immer seltener.<br />
Betreiber suchen in der Regel großzügige Grundstücke<br />
an verkehrsfreundlichen Standorten. Folge<br />
dieser Entwicklung ist ein weitmaschigeres Versorgungsnetz<br />
an vermehrt dezentralen Standorten. Kleine<br />
Ladenlokale stehen zunehmend leer, und die Nahversorgung<br />
der Bevölkerung ist in vielen Fällen nicht<br />
mehr gesichert. Hiervon sind besonders die städtischen<br />
Randgebiete und Stadtteilzentren betroffen.<br />
Die Position von Innenstädten und Stadtteilzentren<br />
wurden in den vergangenen Jahrzehnten<br />
durch die Ansiedlung von Einkaufszentren außerhalb<br />
der Zentren stark geschwächt. Seit einigen Jahren ist<br />
ein Trend zurück zur Innenstadt festzustellen. Dies ist<br />
in erster Linie auf die stärkere planerische Beschränkung<br />
von Vorhaben außerhalb „zentraler Versorgungsbereiche“<br />
sowie stadtplanerische Bemühungen<br />
zur Aufwertung der Innenstädte zurückzuführen.<br />
Ein Trend der letzten zehn Jahre ist die Errichtung<br />
großflächiger Shopping-Center in den Innenstädten.<br />
Diese setzen zunehmend auf die Kombination von<br />
Unterhal tungs-, Gastronomie- und Dienstleistungsangeboten.<br />
Die Neuansiedlungen setzen die bestehenden<br />
Warenhäuser unter Druck und können eine<br />
Verlagerung von Besucherfrequenz und Umsatzverteilung<br />
innerhalb der Innenstadt bewirken. Neben<br />
positiven Effekten auf die Anziehungskraft der Innenstadt<br />
durch das vermehrte Angebot und die Kon-<br />
35
Kaufkraftverflechtungen des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />
Abb. 10: Kaufkraftverflechtungen des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks [Eigene Darstellung - Datengrundlage: REHK]<br />
kurrenzsituation [„Konkurrenz belebt das Geschäft“]<br />
können auch Trading-Down-Effekte 35 bis hin zu Leerständen<br />
und Umnutzungen in peripheren Lagen der<br />
Innenstadt die Folge sein. Die Stadtteilzentren verlieren<br />
weiter an Marktanteilen und sind in besonderem<br />
Maße von Trading-Down-Effekten betroffen.<br />
In Bezug auf das Angebot im Einzelhandel ist eine<br />
Polarisierung des Marktes festzustellen. Auf der<br />
einen Seite nimmt der Anspruch an die Qualität von<br />
Produkten zu. Die Nachfrage nach Bio-Produkten<br />
wächst, und eine Rückbesinnung auf regionale Produkte<br />
findet statt. Als Gegenbewegung zu dieser stärkeren<br />
Qualitätsorientierung der Kunden verzeichnet<br />
das Niedrigpreissegment [z.B. Ein-Euro-Märkte] weiterhin<br />
Zuwächse.<br />
Ein weiterer Trend der letzten Jahre ist die wachsende<br />
Konkurrenz durch das Online-Shopping. Durch<br />
dessen BEdeutungszuwachs könnten dem Einzelhandel<br />
vor Ort in Zukunft Umsätze verloren gehen.<br />
6.2 Ausgangslage der Region<br />
Im Folgenden wird ein Überblick über die Lage des<br />
Einzelhandels im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck und die<br />
Situation der wichtigsten Einzelhandelsstandorte gegeben.<br />
35 Trading-down Effekt: Abwärtstrend von Erscheinungsbild und Angebotsqualität<br />
in einem Areal [z.B. Einkaufstraße]: aufgrund fallender Erträge<br />
werden zunächst höherwertige- durch mittlere Anbieter, schließlich<br />
durch niedrigpreisige Anbieter ersetzt. Durch den zunehmenden<br />
Verlust an Angebotsqualität entsteht ein sich verstärkender Prozess<br />
der in Umnutzungen und Leerstand münden kann. Erscheinungsmerkmale<br />
von trading down Prozessen sind z.B. Ein-Euro-Läden<br />
36<br />
6.2.1 Situation des Einzelhandels in der<br />
Region<br />
Die Situation des Einzelhandels im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
ist neben den oben genannten allgemeinen<br />
Trends wesentlich durch die geografische Lage<br />
in unmittelbarer Nachbarschaft zu den bedeutenden<br />
Einkaufsstädten Köln und Düsseldorf sowie dem<br />
Ruhrgebiet geprägt. Vor diesem Hintergrund stehen<br />
die Innenstädte der Region unter einem besonderen<br />
Konkurrenzdruck. Entscheidend für die Umsätze<br />
im Einzelhandel ist das im Einzugsgebiet verfügbare<br />
Kaufkraftpotenzial. Dieses wird determiniert<br />
durch Bevölkerungszahl und Pro-Kopf-Kaufkraft. Die<br />
Kaufkraft der privaten Haushalte liegt in der Region<br />
leicht über dem Bundesdurchschnitt, hat sich aber in<br />
den vergangenen Jahren unterdurchschnittlich entwickelt.<br />
Der Kaufkraftindex des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks<br />
[BRD=100] ist daher von 107 im Jahr 2005<br />
auf 103 im Jahr 2007 zurückgegangen. Bis 2015 wird<br />
von einem leichten absoluten Rückgang des einzelhandelsrelevanten<br />
Kaufkraftpotenzials in der Region<br />
ausgegangen. Dies ist auf den erwarteten deutlichen<br />
Bevölkerungsrückgang zurückzuführen. Eine stärkere<br />
negative Entwicklung wird durch ein Ansteigen<br />
der Pro-Kopf-Ausgaben verhindert [vgl. REHK].<br />
Die drei bergischen Großstädte leiden unter einem<br />
Kaufkraftabfluss an die benachbarten Oberzentren<br />
Köln und Düsseldorf. Dies verdeutlichen die Zentralitätskennziffern<br />
der drei bergischen Städte. Liegt<br />
die Zentralitätskennziffer bei 100, entspricht der Umsatz<br />
des Einzelhandels in der Stadt dem vorhandenen<br />
Kaufkraftpotenzial. In diesem Fall sind also Kaufkraftzuflüsse-<br />
und -abflüsse ausgeglichen. Wuppertal<br />
lag 2005 mit einem Wert von 99 leicht unter dem
Kaufkraft Zu- und Abflüsse im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
Wuppertal Remscheid Solingen <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Kaufkraftpotenzial [2005] 1.996 671 886 3.553<br />
Abflüsse an andere Standorte -450 -207 -189 -727<br />
Zuflüsse von Außerhalb 326 150 94 452<br />
Umsatzerwartung [2005] 1.872 614 792 3.277<br />
Abb. 11: Kaufkraft Zu- und Abflüsse im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck [Eigene Darstellung - Datengrundlage: REHK]<br />
Vergleich mit anderen Zentralitätskennziffern<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
99<br />
Schwellenwert 100. Remscheid und Solingen folgen<br />
mit 95 bzw. 89. Der Vergleich mit anderen Städten<br />
erhöht die Aussagekraft der Zentralitätskennziffern.<br />
Bochum liegt bei 110, Bielefeld bei 126 36 und Düsseldorf<br />
bei 133. Wuppertal weist zwar die größte Zentralität<br />
der drei bergischen Städte auf, als Oberzentrum<br />
wäre aber ein deutlich höherer Wert zu erwarten.<br />
Grund hierfür sind besonders Abflüsse nach Düsseldorf,<br />
aber auch die mangelnde Anziehungskraft des<br />
Wuppertaler Einzelhandelsangebots für Käufer aus<br />
den umliegenden kleineren Gemeinden. Solingen<br />
verliert rund 10 Prozent der Kaufkraft an Köln und<br />
Düsseldorf und leidet somit unter der unmittelbaren<br />
räumlichen Nähe zu diesen Oberzentren.<br />
Die Verkaufsflächenausstattung pro Einwohner<br />
liegt mit 1,33 Quadratmetern pro Einwohner in der<br />
Region nur leicht unter dem Bundesdurchschnitt von<br />
1,35 Quadtatmetern je Einwohner. Innerhalb der Region<br />
sind jedoch deutliche Unterschiede festzustellen.<br />
Während die Stadt Remscheid mit einem Wert<br />
von 1,5 deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt,<br />
weist Solingen mit 1,24 einen sehr geringen Wert<br />
auf. Vor dem Hintergrund des erwarteten Rückgangs<br />
der Bevölkerung wird sich die Verkaufsflächenausstattung<br />
pro Einwohner in den nächsten Jahren an<br />
den Bundesdurchschnitt angleichen. Als Argument<br />
für Ausweitungen des Flächenangebotes im Sinne<br />
der Deckung eines Nachholbedarfs sind diese Zahlen<br />
also eher ungeeignet. Im Bezug auf das Einzelhandelsangebot<br />
in der Region kann also weniger von<br />
36 Wert für 2008<br />
89<br />
95<br />
110<br />
126<br />
W SG RS BO BI D<br />
Abb. 12: Vergleich mit anderen Zentralitätskennziffern [Eigene Darstellung - Datengrundlage: GfK]<br />
Erläuterung: BO - Bochum, BI - Bielefeld, D - Düsseldorf<br />
133<br />
einem quantitativen Mangel gesprochen werden.<br />
Vielmehr liegt das Problem in der Qualität der Angebote.<br />
6.2.2 Entwicklung der wichtigsten<br />
Einzelhandelsstandorte<br />
Die Elberfelder Innenstadt ist mit einer Verkaufsfläche<br />
von cirka 140.000 Quadratmetern und einem<br />
Umsatz von rund 520 Millionen Euro pro Jahr der mit<br />
Abstand wichtigste Einzelhandelsstandort der Region.<br />
Der Einzugsbereich beschränkt sich allerdings<br />
im Wesentlichen auf das Wuppertaler Stadtgebiet.<br />
Nach einer Erhebung der BBE-Handelsberatung im<br />
Rahmen der Erarbeitung des Regionalen Einzelhandelskonzeptes<br />
[REHK] kommen 90 Prozent der Besucher<br />
der Elberfelder Innenstadt aus Wuppertal.<br />
Nur jeweils 1,6 Prozent kommen aus Solingen bzw.<br />
Remscheid. Durch die Umgestaltung des Döppersberg<br />
könnten in den nächsten Jahren etwa 25.000<br />
Quadratmeter Verkaufsfläche hinzukommen. Dies<br />
kann zu einer weiteren Stärkung des Standortes innerhalb<br />
der Stadt beitragen, aber auch eine Gefährdung<br />
für Randlagen der Elberfelder Innenstadt darstellen.<br />
Mit der Eröffnung der City-Arkaden [20.000<br />
Quadratmeter Verkaufsfläche] im Jahr 2001 ging eine<br />
Verlagerung der Passantenfrequenz in Richtung Südosten<br />
einher. Durch eine zusätzliche Stärkung dieses<br />
Bereiches ist von einer weiteren Verschiebung<br />
innerhalb der Innenstadt auszugehen. Bereits jetzt<br />
sind in nördlichen und westlichen Bereichen der Innenstadt<br />
Leerstände und Umnutzungen bisheriger<br />
Verkaufsflächen festzustellen. Dies führt zu einer<br />
Ausdünnung des Einzelhandelsangebots in diesen<br />
Lagen. Gleichzeitig eröffnet diese Entwicklung anderen<br />
Nutzungsarten [Dienstleistung, Gastronomie etc.]<br />
37
Übersicht über die wichtigsten Einzelhandelszentren im Städtedreieck<br />
0 2 4 6 km<br />
Abb. 13: Übersicht über die wichtigsten Einzelhandelsstandorte im Städtedreieck [Eigene Darstellung, Einteilung nach REHK]<br />
Entwicklungspotenziale in Innenstadtlagen und trägt<br />
so zu einer stärkeren Nutzungsmischung der Innenstadtlagen<br />
bei. Das Einzelhandelsgeschehen in der<br />
Elberfelder Innenstadt zeigt darüber hinaus in den<br />
vergangenen Monaten unterschiedliche Entwicklungen.<br />
Während die Unternehmen Wehmeyer und<br />
Sinn&Leffers aufgrund von bundesweiten Problemen<br />
der beiden Unternehmen ihre Filialen in Elberfeld<br />
aufgaben, bezogen Peek&Cloppenburg und Saturn<br />
neue Immobilien. Aus Sicht von Investoren bleibt die<br />
Elberfelder Innenstadt attraktiv. So ist beispielsweise<br />
die Mayersche Buchhandlung seit geraumer Zeit an<br />
einer Ansiedlung interessiert. Für Einzelhändler dieser<br />
Größenordnung fehlen in den hochfrequentierten<br />
Lagen, insbesondere Alte Freiheit und Poststraße,<br />
Ladenlokale entsprechender Größe. Die kleinteiligen<br />
Strukturen in diesem Bereich erschweren eine Vermittlung<br />
an die kaufkräftigsten Investoren.<br />
Die Barmer Innenstadt ist mit 45.000 Quadratmetern<br />
Verkaufsfläche der zweitgrößte Einzelhandelsstandort<br />
Wuppertals. In den letzten Jahren hat Bar-<br />
38<br />
men gegenüber der Elberfelder Innenstadt immer<br />
mehr an Bedeutung verloren. Dieser Bedeutungsverlust<br />
schlägt sich im Leerstand in den Randlagen und<br />
verstärktem Qualitätsverlust der Angebote auch in<br />
zentralen Bereichen der Fußgängerzone nieder.<br />
Die Remscheider Innenstadt ist mit einer Verkaufsfläche<br />
von rund 58.000 Quadratmetern und<br />
einem Umsatz von cirka 233 Millionen Euro [2005]<br />
der zweitgrößte Einzelhandelsstandort des <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreiecks. Das Einzelhandelsgeschehen<br />
konzentriert sich stark auf die Alleestraße und das<br />
angrenzende Alleecenter, ein innerstädtisches Einkaufszentrum<br />
mit 100 Geschäften und 26.000 Quadratmetern<br />
Verkaufsfläche. Dieses wird zurzeit um<br />
weitere 4.000 Quadratmeter erweitert. In den Randlagen<br />
der Haupteinkaufsstraße Alleestraße sind zunehmend<br />
Angebotsausdünnung und Qualitätsverlust<br />
festzustellen. Die Vergrößerung des Alleecenters<br />
könnte diese Randlagen weiter schwächen.
Die Innenstadt Solingens liegt mit rund 55.000<br />
Quadratmetern und einem Umsatz von rund 227 Millionen<br />
Euro etwa auf dem Niveau der Remscheider Innenstadt,<br />
ist aber räumlich deutlich stärker gestreut,<br />
mit einem Schwerpunkt entlang der Hauptstraße<br />
mit der Clemens-Galerie als nördlichem Abschluss.<br />
In der unteren Hauptstraße sind Trading-Down-Erscheinungen<br />
festzustellen. Leerstandsschwerpunkt<br />
ist das weitgehend brachliegende Bachtorcenter. Am<br />
Neumarkt, im Westen der Innenstadt, wird an Stelle<br />
des ehemaligen Karstadt-Warenhauses ein Einkaufszentrum<br />
mit 18.000 Quadratmetern Verkaufsfläche<br />
entstehen. Dieses Vorhaben wird die Verkaufsfläche<br />
der Solinger Innenstadt deutlich erhöhen und die<br />
Verkaufsflächenausstattung der Gesamtstadt auf<br />
den Bundesdurchschnitt heben. Von der Angebotserweiterung<br />
wird eine Verringerung des Kaufkraftabflusses<br />
an Düsseldorf und Köln erwartet.<br />
Besonderheit des <strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks ist die<br />
historisch bedingte starke Position der Nebenzentren.<br />
Diese verfügen zumeist über ein breites Angebot<br />
an Einzelhandel und Dienstleistungen. Die Bewohner<br />
der Stadtteile profitieren von diesen wohnortnahen<br />
Angeboten. Insbesondere für Menschen mit eingeschränkter<br />
Mobilität wird die Versorgung mit den<br />
wichtigsten Produkten deutlich erleichtert.<br />
6.3 Folgerungen<br />
Aus den globalen Trends und den festgestellten regionalen<br />
Besonderheiten lassen sich Arbeitsschwerpunkte<br />
für die zukünftige Entwicklung der Region im<br />
Bereich Einzelhandel ableiten.<br />
Die Analyse hat deutliche Schwächen in Bezug auf<br />
die Wettbewerbsposition der Innenstädte des <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreiecks ergeben. Die Profilierung der<br />
Innenstädte gegenüber der [über-]regionalen Konkurrenz,<br />
insbesondere Düsseldorf und Köln, ist daher<br />
eine zentrale Aufgabe zur Verringerung von<br />
Kaufkraftabflüssen. Eine Attraktivierung der Innenstädte<br />
kann sowohl eine stärkere Bindung der einheimischen<br />
Bevölkerung als auch zusätzliche Kaufkraftzuflüsse<br />
aus den kleineren Nachbarkommunen<br />
bewirken.<br />
Die Einbeziehung privaten Engagements kann zu einer<br />
Stärkung der Innenstädte beitragen. In Zeiten begrenzter<br />
öffentlicher Mittel kommt der Einbeziehung<br />
privater Ressourcen eine immer stärkere Bedeutung<br />
zu. Aufgrund dieser besonderen Bedeutung für das<br />
Themenfeld Einzelhandel wird die Stärkung privaten<br />
Engagements als eigenständiges Themenfeld eingestuft.<br />
Der Rückgang der Betriebszahlen im Einzelhandel<br />
hat zunehmenden Leerstand zur Folge. Hiervon<br />
sind insbesondere Cityrandlagen und Stadtteilzentren<br />
betroffen. Die vier wichtigsten Einzelhandelsstandorte<br />
der Region verzeichnen alle zunehmende<br />
Leerstände in Randlagen. Vor dem Hintergrund<br />
abnehmender Bevölkerungszahlen wird sich dieser<br />
Trend tendenziell verstärken.<br />
Eine weitere, durch rückläufige Betriebszahlen ausgelöste<br />
Entwicklung ist die zunehmende Gefährdung<br />
der Nahversorgung in den Quartieren. Die verstärkte<br />
Ausdünnung des Versorgungsnetzes erhöht die Distanzen<br />
zum nächsten Geschäft. Dies erhält zusätzliche<br />
Relevanz vor dem Hintergrund der wachsenden<br />
Zahl älterer Menschen. Besonders ältere Menschen<br />
haben häufig einen nur noch eingeschränkten Aktionsradius.<br />
39
Stärken -<br />
Schwächen -<br />
Chancen -<br />
Gefahren<br />
7 Stärken - Schwächen - Chancen - Gefahren<br />
Stärken Schwächen<br />
40<br />
Dezentrale Zentrenstruktur [ermöglicht wohnortnahe<br />
Versorgung]<br />
Hohes Kaufkraftniveau<br />
Neue Ansiedlungen verdeutlichen vorhandene<br />
Attraktivität<br />
Entwicklungspotenziale in attraktiven Lagen vor-<br />
handen [z.B. Döppersberg]<br />
REHK verhindert effektiv Konkurrenzen zwischen<br />
den drei Städten und stärkt zentrale Versorgungsbereiche<br />
Chancen Gefahren<br />
ISG als neues formelles Instrument zur Beteiligung<br />
von Privaten<br />
Leerfallende Ladenlokale als Chance für andere<br />
Nutzungen<br />
Geringe Anziehungskraft der Zentren auf umliegende<br />
Kreise<br />
Kaufkraftabflüsse aufgrund der Nähe zu attraktiveren<br />
Einkaufszentren<br />
Mangelhafte Aufenthaltsqualität vieler Innenstadtbereiche<br />
Gefährdung der Nahversorgung durch Ausdünnung<br />
des Netzes<br />
Rückgang des Kaufkraftpotenzials durch schrumpfende<br />
Bevölkerungszahl<br />
Weitere Leerstände durch Strukturwandel im Einzelhandel
8 Arbeitsschwerpunkte<br />
Die durchgeführte Analyse ergab für das Themenfeld<br />
Einzelhandel vier zentrale Arbeitsschwerpunkte. Im<br />
Folgenden werden Projekt- und Konzeptbeispiele zu<br />
den einzelnen Arbeitsschwerpunkten vorgestellt:<br />
8.1 Stärkung der Innenstädte<br />
8.2 Stärkung privaten Engagements [ISG]<br />
8.3 Umgang mit Leerstand<br />
8.4 Nahversorgung im Stadtteil/Quartier<br />
Bereits existierende Ansätze im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
zur Bewältigung der Herausforderungen<br />
werden präsentiert, um die vorhandenen Potenziale<br />
und Ansatzpunkte aufzuzeigen. Positive Beispiele<br />
aus anderen Regionen können als Ideen für neue<br />
Projekte im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck dienen.<br />
8.1 Stärkung der Innenstädte<br />
Arbeitsschwerpunkte<br />
Vor dem Hintergrund der starken Konkurrenz durch<br />
die benachbarten Großstädte kommt der Stärkung<br />
der Innenstädte eine besondere Bedeutung zu. Eine<br />
verbesserte Positionierung der Innenstädte des<br />
<strong>Bergische</strong>n Städtedreiecks gegenüber den konkurrierenden<br />
Standorten ist erforderlich, um die Kaufkraftabflüsse<br />
zu verringern. Hierzu bedarf es gezielter<br />
Maßnahmen zur Verbesserung von Einkaufsattraktivität<br />
und Aufenthaltsqualität der Innenstädte.<br />
Einen umfassenden Überblick über die vielfältigen<br />
Möglichkeiten zur Stärkung von Innenstädten gibt<br />
der vom Deutschen Seminar für Städtebau und Wirtschaft<br />
[DSSW] entwickelte Navigator für Innenstadtentwicklung<br />
[siehe Abb. 14 bzw. www.dssw.de].<br />
Im Folgenden werden die wichtigsten Bereiche des<br />
Maßnahmenspektrums vorgestellt. Zur Attraktivitätssteigerung<br />
der Innenstadt für Kunden bedarf es einer<br />
Verbesserung des Angebotes und der Rahmenbedingungen<br />
für den Einkauf.<br />
Die Vielfalt und Menge des Einkaufsangebots der<br />
Innenstadt regelt im Wesentlichen der Markt. Das<br />
Angebot orientiert sich an der Nachfrage der Konsumenten.<br />
Planerische Eingriffsmöglichkeiten sind<br />
daher begrenzt. Mithilfe rechtlicher Instrumente<br />
besteht die Möglichkeit der räumlichen Steuerung<br />
von [zentrenrelevanten] Angeboten außerhalb der<br />
im Regionalen Einzelhandelskonzept [REHK] festgelegten<br />
zentralen Versorgungsbereiche und damit<br />
einer Bündelung des Angebotes auf die Innenstadt.<br />
Weitere Einwirkungsmöglichkeiten öffentlicher Ak-<br />
41
42<br />
Navigator für Innenstadtentwicklung<br />
Abb. 14: Navigator für Innenstadtentwicklung [Quelle: Deutsches Seminar für Städtebau und Wirtschaft - www.dssw.de]
teure auf das Angebot der Innenstadt liegen in der<br />
Information, Beratung und Anwerbung potenzieller<br />
Investoren sowie in der Ermöglichung der Realisierung<br />
von Investitionsvorhaben.<br />
Die [planerischen] Einwirkmöglichkeiten auf die Rahmenbedingungen<br />
des Einkaufs in der Innenstadt sind<br />
deutlich umfassender. Durch die Verbesserung von<br />
Erscheinungsbild und Aufenthaltsqualität kann<br />
die Attraktivität der Innenstadt für Kunden deutlich<br />
gesteigert werden. Mögliche Maßnahmenfelder<br />
sind: Fassadengestaltung [Farben, Materialen, Werbeträger],<br />
Pflasterung, Möblierung und Begrünung,<br />
Beleuchtung sowie Sauberkeit und Sicherheit. Ein<br />
wichtiges Themenfeld ist zudem die Erreichbarkeit<br />
der Innenstadt mit dem öffentlichen Personennahverkehr<br />
und dem PKW.<br />
Weitere Maßnahmen zur Stärkung der Nachfrageseite<br />
liegen im Feld des Marketings. Hierzu zählen zum<br />
Beispiel die Veranstaltung von Aktionstagen oder<br />
Festen. Wichtig ist die Herausstellung der besonderen<br />
Qualitäten der Innenstadt als Einkaufsstandort.<br />
Ein möglicher Ansatz ist die offensive Herausarbeitung<br />
der besonderen Qualität von Produkten und<br />
des Services der ansässigen Einzelhändler. Beispiel<br />
hierfür ist die Dortmunder Qualitätsroute, in der sich<br />
50 Fachgeschäfte der Dortmunder Innenstadt zusammengeschlossen<br />
haben 37 .<br />
Das Maßnahmenspektrum zur Steigerung der Attraktivität<br />
der Innenstadt ist sehr umfassend. Die finan-<br />
37 http://www.qualitaetsroute-dortmund.de/qualitaetsroute-dortmund/content/de/route/start.html<br />
ziellen [und personellen] Ressourcen der Kommunen<br />
sind allerdings äußerst begrenzt. Gefragt ist daher<br />
ein stärkeres Engagement von Immobilien- und Geschäftseigentümern<br />
für ihren gemeinsamen Standort.<br />
Konsequenz hieraus ist der aktuelle Trend der<br />
Bildung von Immobilien- und Standortgemeinschaften<br />
[ISGn]. Auf die Möglichkeiten von ISGn wird in<br />
Kap. 8.2 näher eingegangen.<br />
Des Weiteren ist eine öffentliche Förderung von<br />
Maßnahmen möglich. Nach Teil III der Förderrichtlinien<br />
Stadterneuerung 2008 des Ministeriums für<br />
Bauen und Verkehr NRW können Maßnahmen zur<br />
Entwicklung und Stärkung der Innenstädte und Ortsteile<br />
gefördert werden, soweit ein städtebauliches<br />
Entwicklungskonzept zu Grunde liegt.<br />
Die Funktion der Innenstadt geht deutlich über den<br />
eines reinen Einzelhandelsstandortes hinaus. Die<br />
Nutzungsvielfalt der Innenstädte ist ein wichtiger<br />
Standortvorteil gegenüber Einkaufszentren in Randlagen.<br />
Die Mischung von Einzelhandel, Gastronomie,<br />
Kultur und Wohnen garantiert die Lebendigkeit der<br />
Innenstadt. Dies macht eine themenübergreifende<br />
Herangehensweise erforderlich. Zur optimalen Abstimmung<br />
verschiedener Maßnahmen empfiehlt sich<br />
die Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes für die<br />
Entwicklung der Innenstadt, zum Beispiel eines<br />
„Masterplans Innenstadt“. Vor dem Hintergrund des<br />
besonderen Konkurrenzdrucks für die <strong>Bergische</strong>n<br />
Innenstädte ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />
besonders wichtig.<br />
43
Eine mögliche Plattform für Einzelprojekte der Innenstadtentwicklung<br />
ist die Initiative „Ab in die Mitte!<br />
Die City-Offensive NRW” 38 . Im Rahmen dieser von<br />
Land, Städtetag und einigen Handelsunternehmen<br />
ins Leben gerufenen Initiative werden beispielhafte<br />
Aktionen zur Steigerung der Attraktivität der Innenstadt<br />
initiiert und durchgeführt. Kommunen können<br />
Projektvorschläge einreichen. Die Auswahl der Projekte<br />
findet in einem Wettbewerbsverfahren statt.<br />
8.1.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Im Bereich der Angebotserweiterung durch<br />
Schaffung zusätzlicher Verkaufsflächen gibt es in<br />
allen drei Städten aktuelle Beispiele. In Elberfeld ist<br />
im Rahmen des Döppersberg-Umbaus eine deutliche<br />
Ausweitung der Verkaufsflächen vorgesehen. Das in<br />
der Solinger Innenstadt geplante Einkaufszentrum<br />
soll 18.000 Quadratmeter umfassen. In der Remscheider<br />
Innenstadt wird durch die Erweiterung des<br />
Alleecenters das Verkaufsflächenangebot um 4.000<br />
Quadratmeter erhöht.<br />
Als Reaktion auf vorhandene Problemlagen der Innenstädte<br />
und mögliche Auswirkungen der oben genannten<br />
Angebotserweiterungen ist die Erarbeitung<br />
eines Innenstadtkonzeptes für die Elberfelder Innenstadt<br />
und eine Konkretisierung des bestehenden<br />
Innenstadtkonzeptes für die Solinger Innenstadt mit<br />
der Konzeption „City 2013“ vorgesehen.<br />
38 http://www.abindiemitte-nrw.de/<br />
44<br />
Lichtkonzept Gelsenkirchen-City<br />
Abb. 15: Lichtkonzept Gelsenkirchen-City [Quelle: http://www.wbp-landschaftsarchitekten.de/cms/<br />
newsbilder/1187252687Gelsenkirchen.jpg]<br />
Im August 2008 veröffentlichte die Arbeitsgruppe<br />
Einzelhandel in Wuppertal einen Arbeitsbericht<br />
zur Entwicklung der Elberfelder Innenstadt.<br />
Als strategische Ziele werden die aktive Entwicklung<br />
der einzelnen Innenstadtquartiere, die Beseitigung<br />
städtebaulicher/funktionaler Schwächen, die qualitative<br />
Ergänzung/Profilierung des Einzelhandelsangebotes,<br />
die Steigerung der Qualität von öffentlichen<br />
Räumen und Plätzen, die stärkere Vernetzung der<br />
vorhandenen kulturellen Angebote, die Stärkung der<br />
Wohnfunktion und die Sicherung der Erreichbarkeit<br />
der Innenstadt für alle Nutzergruppen genannt. Zur<br />
Konkretisierung dieser Zielvorstellungen ist die Erarbeitung<br />
eines Masterplans für die Elberfelder City<br />
beabsichtigt.<br />
Die Pläne für ein integriertes Entwicklungskonzept<br />
für die Solinger Innenstadt sind bereits deutlich konkreter.<br />
Unter dem Titel „City 2013 – Kreativ- und<br />
Standortoffensive für die Solinger Innenstadt“<br />
soll 2009 ein umfassendes Konzept erarbeitet und<br />
nach Möglichkeit ab 2010 umgesetzt werden. Das<br />
Konzept zielt auf eine verbesserte Verknüpfung von<br />
südlicher Innenstadt, Citybereich und Nordstadt. Als<br />
wichtige Maßnahmenbereiche werden die Umgestaltung<br />
und Belebung des öffentlichen Raumes [Alter<br />
Markt, Entenpfuhl] und die Entwicklung von kreativen<br />
Potenzialstandorten, vor allem in der südlichen<br />
Innenstadt, angesehen. Des Weiteren sind zusätzliche<br />
Aktivitäten im Bereich Profilierung und Vermarktung<br />
geplant. Zur verbesserten Einbeziehung der<br />
Privaten ist die Gründung einer Immobilienstandortgemeinschaft<br />
für den Bereich der Unteren Hauptstraße<br />
samt Bachtorcenter angedacht. Öffentliche<br />
und private Akteure arbeiten bereits im Rahmen des
Bausteine des Masterplans Innenstadt Wesel<br />
Abb. 16: Bausteine des Masterplans Innenstadt Wesel [Quelle: www.wesel.de]<br />
„Innenstadtforums“ mit dem Ziel der Stabilisierung<br />
der Solinger Innenstadt zusammen.<br />
Für die Remscheider Innenstadt wurde bereits<br />
2005 eine wichtige konzeptionelle Grundlage für die<br />
städtebauliche Entwicklung der Innenstadt gelegt. Im<br />
Rahmen eines kooperativen Entwurfsprozesses<br />
zur Innenstadtentwicklung wurde ein Konzept<br />
für die Neugestaltung des Busbahnhofs und einer<br />
verbesserten Verbindung des zentralen Innenstadtbereiches<br />
mit dem Hauptbahnhof erarbeitet.<br />
Das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck war bislang siebenmal<br />
bei „Ab in die Mitte“ mit einem Projekt vertreten.<br />
Wuppertal nahm in den Jahren 2000, 2001 und 2003<br />
teil. Solingen gehörte zu den zehn Städten des ersten<br />
Projektjahres 1999 und war auch 2000 und 2007<br />
beteiligt. Für das Jahr 2009 hat Solingen zum Ende<br />
vergangenen Jahres wiederum den Zuschlag erhalten.<br />
Unter dem Titel „Geschichten der Stadt“ soll<br />
die Identität der Bewohner mit ihrer Stadt verstärkt<br />
werden. Hierzu wird die Solinger Bürgerschaft intensiv<br />
einbezogen. Das bereits etablierte Motto „Echt.<br />
Scharf.Solingen.“ soll für gesamtstädtische Aktivitäten<br />
genutzt werden. Der räumliche Fokus wird auf<br />
dem Stadtteilzentrum Solingen-Ohligs liegen.<br />
8.1.2 Andere Regionen<br />
Stadtumbau Gelsenkirchen-City 39<br />
Im Rahmen des Stadtumbau-West-Programms finden<br />
umfangreiche Maßnahmen zur Aufwertung des<br />
Gelsenkirchener Citybereiches statt. Wesentliches<br />
Ziel des Projektes ist die Stärkung der Innenstadt als<br />
zentraler Versorgungs- und Einzelhandelsstandort.<br />
Hierbei sollen verstärkt private Akteure einbezogen<br />
werden.<br />
Maßnahmen [Auswahl]:<br />
Neu- und Umgestaltung von Innenhöfen, Anpas-<br />
sung bestehender Bausubstanz<br />
Neugestaltung und Aufwertung von Plätzen und<br />
Straßen, Umgestaltung der Fußgängerzone<br />
Standortgemeinschaft City [Zusammenarbeit öf-<br />
fentliche Hand und private Akteure]<br />
Leerstandsmanagement durch GIS-basiertes Ein-<br />
zelhandels-Informationssystem<br />
Umnutzung von leer stehenden Einzelhandelsflä-<br />
chen in Nebenlagen<br />
Förder- und Modernisierungsprogramm für Ein-<br />
zelhandels-/Büroflächen<br />
39 http://stadtplanung.gelsenkirchen.de/05_Stadterneuerung/Stadtumbau_GelsenkirchenCity/stadtumbau_massnahmen.asp<br />
45
Masterplan Innenstadt Wesel 2005<br />
Der Masterplan soll zur Aufwertung und Weiterentwicklung<br />
der Innenstadt Wesels beitragen. Der Masterplan<br />
setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen:<br />
46<br />
4 Fachpläne [Wohnen, Verkehr, Einzelhandel,<br />
Wege und Licht]<br />
3 Gestaltungspläne [Ringstraßen, Fußgängerzo-<br />
ne]<br />
4 Aktionspläne [Außendarstellung Einzelhan-<br />
del, Fassadengestaltung, Standortentwicklung /<br />
Immobilienmanagement]<br />
Quartiersrahmenpläne [sechs Teilpläne für die In-<br />
nenstadt]<br />
Zur Erarbeitung dieser Pläne wurden Umsetzungsprioritäten<br />
festgelegt. Höchste Priorität erhielten die<br />
Erarbeitung des Gestaltungsplans für die Fußgängerzone<br />
[im Rahmen eines Wettbewerbsverfahrens]<br />
und die Fachpläne zu den Themen Einzelhandel und<br />
Wohnen.<br />
8.2 Stärkung privaten Engagements [ISG]<br />
Der Handlungsbedarf für die Stärkung des Einzelhandelsstandortes<br />
<strong>Bergische</strong>s Städtedreieck ist groß<br />
- ebenso das Spektrum möglicher Maßnahmen. Aufgrund<br />
der knappen finanziellen Ressourcen der drei<br />
bergischen Großstädte ist der Handlungsspielraum<br />
der Städte allerdings begrenzt. Ohne eine stärkere<br />
Einbeziehung privater Akteure sind notwendige<br />
Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Innenstädte<br />
kaum zu realisieren. Entscheidend ist hierbei<br />
die Zusammenführung der privaten Einzelakteure.<br />
Immobilien- und Standortgemeinschaften sind ein<br />
derzeit viel diskutiertes Instrument hierfür.<br />
8.2.1 ISG: Begriffsdefinition<br />
Die Begriffe Immobilien- und Standortgemeinschaft<br />
[ISG] und Business Improvement District [BID] können<br />
synonym verwendet werden. ISG ist die deutsche<br />
Übersetzung des in den USA entwickelten BID-Konzeptes.<br />
Das DSSW definiert einen BID als „räumlich<br />
begrenzten, meist innerstädtischen Bereich, in<br />
dem sich Grundeigentümer und Gewerbetreibende<br />
zusammenschließen, um auf der Grundlage eines<br />
abgestimmten Arbeitsprogramms und mittels einer<br />
gemeinsamen, verpflichtenden Abgabe die Instandhaltung,<br />
Aufwertung und Steigerung der Attraktivität<br />
eines Geschäftsquartiers zu leisten 40 .“<br />
40 Deutsches Seminar für Städtebau und Wirtschaft [DSSW] : DSSW –<br />
Leitfaden Business Improvement District – ein Modell für europäische<br />
Geschäftsstraßen ? DSSW Schriften 47, Berlin 2004, S 9
Vereinfacht beschrieben ist eine ISG eine Kooperationsplattform<br />
für Grundstückseigentümer und Ladenbetreiber<br />
eines bestimmten Bereiches. Dabei<br />
stehen Umsetzungs- und Maßnahmenebene klar im<br />
Vordergrund. ISGen setzen Maßnahmen zur Aufwertung<br />
des Standortes um. Das hierfür benötigte Budget<br />
wird durch Beiträge der Mitglieder gedeckt. In<br />
NRW wurden ISGen zunächst auf informeller Basis<br />
gegründet. Die Entscheidung über eine aktive Teilnahme<br />
blieb den einzelnen Eigentümern überlassen.<br />
Die Landesregierung förderte ab 2001 insgesamt 22<br />
Modellprojekte. Als größtes Hemmnis für das Funktionieren<br />
von ISGen stellte sich das so genannte „Trittbrettfahrer-Problem“<br />
heraus. Auch Immobilieneigentümer,<br />
die sich nicht aktiv an Finanzierung oder<br />
Organisation einer ISG beteiligen, profitieren von deren<br />
Maßnahmen. Dies reduziert die Bereitschaft zu<br />
privatem Engagement deutlich. Die große Vielfalt der<br />
Eigentümerstrukturen und daraus resultierende unterschiedliche<br />
Strategien und Zielsetzungen sind ein<br />
zusätzliches Erschwernis für die Einrichtung gemeinsamer<br />
Handlungskonzepte. Als Reaktion auf diese<br />
Problematiken wurde Mitte 2008 mit dem Gesetz<br />
über Immobilien- und Standortgemeinschaften [ISGG<br />
NRW] die Voraussetzung für formelle Regelungen gelegt.<br />
Neben der formellen Regelung über das ISGG ist<br />
auch weiterhin eine freiwillige Regelung möglich.<br />
Mithilfe des ISGG NRW kann eine Initiative bei der<br />
Kommune auf der Grundlage eines detailliert ausgearbeiteten<br />
Konzeptes den Erlass einer Satzung für<br />
eine ISG beantragen. Diese kann einen maximalen<br />
Geltungszeitraum von fünf Jahren haben. Es folgt ein<br />
formales Verfahren mit Offenlegung und Beteiligung<br />
der Öffentlichkeit, der Behörden und sonstiger Trä-<br />
ger öffentlicher Belange. Alle Grundeigentümer des<br />
festgelegten Bereiches werden von der Kommune<br />
über das Konzept informiert. Wenn sich innerhalb einer<br />
einmonatigen Frist nicht mehr als 25 Prozent der<br />
Grundeigentümer gegen das eingereichte ISG-Konzept<br />
aussprechen, erlangt die ISG Verbindlichkeit.<br />
Die ISG verpflichtet sich, in einem öffentlich-rechtlichen<br />
Vertrag zur Umsetzung des vorgelegten Konzeptes.<br />
Für die Grundeigentümer besteht die Pflicht<br />
zur Entrichtung von zuvor festzulegenden Abgaben.<br />
Die Erhebung der Abgabe ist Aufgabe der Gemeinde.<br />
Die Einnahmen stehen für Maßnahmen der ISG zur<br />
Verfügung. Ladenbetreiber sind nicht gesetzlich zur<br />
Beteiligung an einer ISG verpflichtet. Eine Mitgliedschaft<br />
ist aber sehr wünschenswert 41 .<br />
Mit dem Instrument ISG kann die finanzielle und organisatorische<br />
Basis für die Aktivitäten der privaten<br />
Innenstadtakteure geschaffen werden. Eine öffentliche<br />
Förderung ist damit nicht verbunden. Die inhaltliche<br />
Ausgestaltung und die Qualität der Umsetzung,<br />
wichtigste Voraussetzungen für den Erfolg einer ISG,<br />
hängen von Engagement und Kreativität der Beteiligten<br />
ab. Das Handlungsspektrum umfasst sowohl<br />
bauliche Maßnahmen als auch Service- und Marketingtätigkeiten.<br />
Der Einsatz von ISGen bietet sich besonders in von<br />
„Trading-Down“ betroffenen Lagen an. Es handelt<br />
sich hierbei insbesondere um innerstädtische Rand-<br />
41 ISGG NRW<br />
47
lagen. Diese sind von Kaufkraftabflüssen an andere<br />
Innenstädte besonders betroffen. Zusätzliche Konkurrenz<br />
erwächst ihnen durch die Errichtung innerstädtischer<br />
Einkaufszentren. Möglich ist aber auch<br />
die Bildung von ISGen für Stadtteilzentren oder die<br />
Stadtzentren von Städten kleinerer bis mittlerer Größe.<br />
Eine zu große räumliche Abgrenzung erschwert<br />
jedoch den Aufbau einer ISG und kann zu einer<br />
Schwächung deren Handlungsfähigkeit führen. Für<br />
die Innenstädte der drei <strong>Bergische</strong>n Großstädte bietet<br />
sich daher eher die Gründung von ISGn für Cityteilbereiche<br />
an.<br />
8.2.2 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck existieren bislang keine<br />
ISGen. Privates Engagement von Immobilienbesitzern<br />
und Geschäftsinhabern wird jedoch in einer Vielzahl<br />
von Interessengemeinschaften [IG] praktiziert.<br />
Die IHK zählt für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck 33 im<br />
Bereich Einzelhandel tätige Interessengemeinschaften<br />
42 . So ist beispielsweise die IG1 im Standortmarketing<br />
für die Elberfelder Innenstadt aktiv. Veranstaltungen<br />
im Rahmen von „Wuppertal-24Stunden-live“,<br />
das Cityfest „Elberfelder Cocktail“ und der Elberfelder<br />
Lichtermarkt sollen zu einer Verbesserung des<br />
Images der Elberfelder City beitragen. Die Interessengemeinschaften<br />
verfügen jedoch nur über relativ<br />
begrenzte Ressourcen, so dass sie eigene Maßnahmen<br />
auch nur in geringem Maße umsetzen können.<br />
42 http://www.wuppertal.ihk24.de/servicemarken/branchen/handel/<br />
Uebersicht_Interessengemeinschaften.jsp<br />
48<br />
Die Schaffung der gesetzlichen Grundlage für ISGen<br />
in NRW hat die Diskussion über die Gründung von IS-<br />
Gen im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck angeregt. In der Elberfelder<br />
Innenstadt wird die Einrichtung einer oder<br />
mehrerer ISGen erwogen, um auf den Wettbewerbsdruck<br />
durch konkurrierende Einzelhandelslagen innerhalb<br />
des Stadtgebietes und in der Region zu reagieren.<br />
Unklar ist bislang die räumliche Abgrenzung.<br />
Ein möglicher Standortbereich für die Gründung einer<br />
ISG wäre die Straße Am Wall, die in den letzten<br />
Jahren einem stetigen Veränderungsprozess unterworfen<br />
ist.<br />
In der Solinger Innenstadt ist im Rahmen des Konzeptes<br />
„City 2013“ die Gründung einer ISG für den<br />
Bereich der Unteren Hauptstraße samt Bachtorcenter<br />
angedacht. Dieser Bereich ist bereits jetzt durch<br />
Trading-Down und Leerstand gekennzeichnet.<br />
8.2.3 Andere Regionen<br />
ISG Castrop-Altstadt 43<br />
Der Aktionsraum der ISG Castrop-Rauxel erstreckt<br />
sich auf das gesamte Gebiet der Castroper Innenstadt.<br />
Die ISG wurde 2004 gegründet und als Modellprojekt<br />
durch das Land NRW gefördert. In der ISG sind<br />
130 Immobilienbesitzer, Händler und Dienstleister<br />
auf freiwilliger Basis organisiert. Eine Formalisierung<br />
auf Grundlage des ISG-Gesetzes wird erwogen.<br />
43 http://www.isg-castrop.de
Die Castroper Innenstadt steht unter starkem Konkurrenzdruck<br />
durch die Nachbarstädte. Dies hat zu<br />
Umsatzrückgängen bei den Geschäftsbetreibern und<br />
deutlichem Werteverfall der Einzelhandelsimmobilien<br />
geführt. Hauptziel der ISG ist daher, diesen Entwicklungen<br />
entgegen zu wirken und neue Impulse<br />
für die Castroper Innenstadt zu setzen.<br />
Das Handlungsfeld der ISG Castrop ist vielfältig:<br />
Erhöhung der Aufenthaltsqualität [Gestaltung<br />
des öffentlichen Raumes mit Schwerpunkt Begrünung,<br />
Beleuchtung, Familienfreundlichkeit,<br />
Sauberkeit]<br />
Verbesserung der Verkehrssituation [Leitsystem,<br />
Parkkostenerstattung]<br />
Verbesserung von Angebot und Kundenservice<br />
[Stärkung des Branchenmixes, Kinderbetreuung<br />
an Samstagen, Servicekräfte als Ansprechpart-<br />
ner, Initiative „5 Sterne für Castrop“ als Qualitäts-<br />
marke für einen bestmöglichen Kundenservice]<br />
Organisation von Veranstaltungen, Standortwer-<br />
bung<br />
Service für Mieter und Eigentümer<br />
ISG Essen City Nord 44<br />
Die ISG Essen City Nord wurde 2005 als Modellprojekt<br />
des Landes NRW gegründet und von 2006 bis<br />
2008 gefördert. Sie bezieht sich auf den nordöstlichen<br />
Teil der Essener Innenstadt. Die ISG hat bislang<br />
44 http://www.essen-city-nord.de<br />
27 Mitglieder, darunter IHK, Einzelhandelsverband<br />
Ruhr, Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung der<br />
Stadt Essen, Immobilienunternehmen sowie acht Geschäftsbetreiber<br />
[von insgesamt 88]. Die Teilnahme<br />
erfolgte bislang auf freiwilliger Basis. Für die Organisation<br />
und die Umsetzung der Teilprojekte wurde ein<br />
Quartiersmanager eingestellt.<br />
Ziel der ISG ist die verbesserte Positionierung gegenüber<br />
den 1A-Lagen der Innenstadt. Durch die 2008<br />
erfolgte Fertigstellung des Einkaufszentrums „Limbecker<br />
Platz“ im Nordwesten der Essener Innenstadt<br />
hat der Konkurrenzdruck am Essener Einzelhandelsstandort<br />
weiter zugenommen. Die Maßnahmen der<br />
ISG sollen zu einer nachhaltigen Aufwertung des<br />
Quartiers Essen City Nord beitragen und das Quartier<br />
gegenüber den Konkurrenzstandorten profilieren.<br />
Handlungsfelder:<br />
Erreichbarkeit [Ausschilderung von Parkmöglich-<br />
keiten, Änderung des Verlaufs von ÖPNV-Linien<br />
zur Belebung des Quartiers, Gestaltung der U-<br />
Bahnhöfe, Aufstellen von Standorttafeln]<br />
Sicherheit und Sauberkeit [Beseitigung von Graffitis,<br />
Aufklebern und Wildplakatierung; Installation<br />
von Aschenbechern; „Quartiershausmeister“]<br />
Verbesserung des Angebots [u.a. Unterstützung<br />
von Existenzgründern und Ansiedlungswilligen,<br />
Entwicklung neuer Angebotsformen, insbesondere<br />
von Nutzungskopplungen]<br />
Fassadengestaltung<br />
Kommunikation [Events, Internetauftritt, Marken-<br />
bildung]<br />
49
8.3 Umgang mit Leerstand<br />
Von zunehmenden Leerständen sind im <strong>Bergische</strong>n<br />
Städtedreieck sowohl Stadtteil- und Quartierszentren<br />
als auch die Randbereiche der Innenstädte betroffen.<br />
Durch die zunehmende inter- und intraregionale<br />
Standortkonkurrenz mit anderen Innenstädten und<br />
Einkaufszentren am Stadtrand befinden sich diese<br />
Lagen unter starkem Verdrängungsdruck. Einen wichtigen<br />
Einfluss auf die Entwicklung des Leerstands<br />
hat zudem der Umstrukturierungsprozess im Einzelhandel.<br />
Die absolute Zahl der Betriebe geht zurück.<br />
Darüber hinaus entsprechen viele Ladenlokale nicht<br />
mehr den aktuellen Anforderungen. Die Folge ist der<br />
dauerhafte Leerstand von Ladenlokalen. Dieser wirkt<br />
sich negativ auf das Erscheinungsbild der betroffenen<br />
Straßenzüge aus und bedroht damit auch umliegende<br />
Einzelhändler. Für die Immobilieneigentümer<br />
sind die Leerstände mit erheblichen Einnahmeausfällen<br />
verbunden. Zur Wieder- oder Umnutzung bedarf<br />
es daher besonderer Anstrengungen.<br />
Die Reduzierung von Leerständen kann indirekt über<br />
die Steigerung der Attraktivität der betroffenen<br />
Lagen erfolgen. Dies ist planerisch beispielsweise<br />
im Rahmen von Stadtteil- oder Innenstadtkonzepten<br />
umzusetzen. Einen Überblick über mögliche<br />
Maßnahmen der Stärkung der Innenstädte eröffnet<br />
Kapitel 8.1. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist jedoch<br />
in der Regel langfristig und nicht unmittelbar<br />
auf die betroffenen Leerstände gerichtet. Tendenziell<br />
bedeutet die Reduzierung von Leerständen aufgrund<br />
50<br />
der Aufwertung der jeweiligen Lagen die Entstehung<br />
von Leerständen an anderer Stelle. Sofern keine zusätzliche<br />
Kaufkraft aus den umliegenden Regionen<br />
zufließt, kommt es lediglich zu einer Verlagerung innerhalb<br />
der Region.<br />
Effektiver erscheinen daher Maßnahmen, die direkt<br />
auf die Wieder-, Zwischen- bzw. Umnutzung der<br />
Ladenlokale abzielen. Maßnahmen zur beschleunigten<br />
Wiedernutzung von leerstehenden Ladenlokalen<br />
setzen bei der Information potenzieller Nachfrager<br />
an. Hierzu bietet sich das Internet als einfaches und<br />
effektives Verbreitungsmedium an. Durch die Online-Präsentation<br />
freier Verkaufslokale über ein GISbasiertes<br />
Informationssystem, eine Datenbank oder<br />
durch die Hinterlegung der Angebote auf einer überregionalen<br />
Internetplattform [z.B. Immobilienscout]<br />
kann die Information über das Angebot deutlich verbessert<br />
werden. Die verbesserte Information über<br />
das Flächenangebot erleichtert und beschleunigt<br />
die Standortsuche der Nachfrager. Der Aufbau eines<br />
Netzwerkes mit regionalen und überregionalen Partnern<br />
kann die Abstimmung und Verknüpfung von Angebot<br />
und Nachfrage weiter verbessern. Einfachste<br />
Maßnahme zur Überbrückung von Phasen des Leerstands<br />
ist dessen Kaschierung durch die Gestaltung<br />
der Schaufensterflächen. Hierdurch werden negative<br />
Effekte für das Erscheinungsbild verhindert, für den<br />
Immobilieneigentümer bedeutet dies jedoch keine<br />
finanzielle Erleichterung. Weitergehende Konzepte<br />
zur Zwischennutzung setzen auf die Vermittlung zwischen<br />
den Interessen von möglichen Nutzern und<br />
Immobilienbesitzern.
Einzelhandels-Informations-System [EIS] Aachen<br />
Abb. 17: Einzelhandels-Informations-System [EIS] Aachen [Quelle: www.webgis.regioit-aachen.de/GOEisACWeb/]<br />
Drei verschiedene Strategien eignen sich für die<br />
praktische Umsetzung von Zwischennutzungen 45 :<br />
Starter-Nutzung: Der Nutzer versteht die Phase<br />
der Zwischennutzung als Probelauf und wird<br />
nach erfolgreichem Abschluss zum Dauernutzer<br />
mit regulärem Mietvertrag.<br />
Vorübergehende Nutzung: Die Geschäftsräume<br />
werden so lange für eine Zwischennutzung zur<br />
Verfügung gestellt, wie sie nicht dauerhaft ver-<br />
mietet werden können. Der Zwischennutzer ist<br />
jedoch so flexibel, dass er jederzeit in der Lage<br />
ist, das Lokal kurzfristig zu räumen.<br />
Event-Nutzung: Der Nutzer hat von vornherein<br />
eine zeitlich befristete Nutzung geplant und gibt<br />
die Räume nach Abschluß der Nutzung frei.<br />
Sind die Bemühungen der Wiedernutzung eines Ladenlokals<br />
nicht erfolgreich, muss auch die Umwandlung<br />
in Wohn- oder Büroräume erwogen werden.<br />
8.3.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
In Wuppertal wird derzeit das Konzept einer Zwischennutzungsagentur<br />
umgesetzt. Im Rahmen<br />
des Förderprogramms „Stadtumbau West” ist seit<br />
Mai 2007 die „Zwischennutzungsagentur Wuppertal“<br />
in den Wuppertaler Stadtteilen Arrenberg, Elberfelder<br />
Nordstadt, Unterbarmen und Oberbarmen/Wichlinghausen-Süd<br />
aktiv. Seit April 2008 wurde die Tätigkeit<br />
auch auf den Stadtteil Ostersbaum ausgeweitet.<br />
45 Jahresbericht Zwischennutzungsagentur: http://www.zwischennutzungsagentur-wuppertal.de/was/<br />
Die Zwischennutzungsagentur ist eine Anlaufstelle,<br />
die zur Aufgabe hat, leer stehende Ladenlokale in<br />
ausgewählten Stadtteilen einer neuen Nutzung zuzuführen<br />
und innovative Konzepte zu entwickeln und<br />
umzusetzen. Mit dem Aufbau und dem Betrieb der<br />
Agentur wurde ein privates Büro beauftragt. Hauptaufgabe<br />
ist es, Eigentümer von leer stehenden Objekten<br />
über die Idee der Zwischennutzung zu informieren,<br />
zu überzeugen und mit möglichen Nutzern<br />
zusammenzuführen. Hierzu wird der direkte Kontakt<br />
zu den Immobilienbesitzern gesucht. Die Agentur<br />
unterstützt darüber hinaus kreative und gemeinnützige<br />
Vorhaben als Impulsgeber. Mit dem Ziel, eine<br />
Vermittlungsplattform im Internet zu schaffen, wird<br />
derzeit ein digitales Leerstandskataster erarbeitet.<br />
Insgesamt wurden bisher rund 250 leerstehende<br />
Ladenlokale katalogisiert und über 100 Nutzungsinteressenten<br />
aufgenommen. 20 Zwischennutzungen<br />
und sechs Dauervermietungen konnten vermittelt<br />
werden. Beispielsweise siedelten sich zwei Grafikdesigner<br />
in Ladenlokalen in der Elberfelder Nordstadt<br />
an. Im selben Quartier fand im Sommer 2007 die<br />
Dauerausstellung „Gerüch[t]eküche“ statt, welche<br />
in mehreren Schaufenstern gedeckte Küchentische<br />
unterschiedlicher Kulturen präsentierte.<br />
Das Beispiel der Zwischennutzungsagentur Wuppertal<br />
hat bundesweiten Pilotcharakter. Eine Ausweitung<br />
auf andere Quartiere im <strong>Bergische</strong>n Städtedreieck<br />
erscheint sinnvoll. Da die Städtebaufördermittelbescheide<br />
für 2009 bei allen drei bergischen Großstädten<br />
keine Förderung konsumptiver Maßnahmen vorsehen,<br />
wird allerdings die weitere positive Arbeit der<br />
Zwischennutzungsagentur in Frage gestellt.<br />
51
8.3.2 Andere Regionen<br />
Einzelhandelsinformationssystem<br />
[EIS] Aachen 46<br />
Das EIS Aachen ist eine interaktive, grafische Darstellung<br />
der Einzelhandelssituation in der Aachener<br />
Innenstadt. Investoren, Einzelhändler, Kunden und<br />
Eigentümer sollen hierdurch schnelle und umfassende<br />
Informationen über die Einzelhandelssituation<br />
der Aachener Innenstadt erhalten. Die vorhandenen<br />
Einzelhandelsnutzungen werden ihrer jeweiligen<br />
Branche bzw. Sortimentsgruppe zugeordnet. Neben<br />
den klassischen Branchen des Einzelhandels werden<br />
auch Restaurants und Hotels, Geld- und Kreditinstitute,<br />
Parkhäuser sowie leerstehende Ladenlokale<br />
dargestellt. Über die einzelnen Immobilien können<br />
Zusatzinformationen abgefragt werden. Die Datenpflege<br />
ist von der Bereitschaft der Immobilieneigentümer<br />
abhängig, Informationen über ihr Ladenlokal<br />
zur Verfügung zu stellen. Investoren erhalten schnelle<br />
und übersichtliche Informationen über mögliche<br />
Geschäftslokale und die Einzelhandelsstruktur der<br />
Umgebung.<br />
Beispiele für grafisch anspruchsvollere und ansprechendere<br />
Einzelhandelsinformationssysteme sind in<br />
Gelsenkirchen und Salzgitter zu finden 47 . Diese sind<br />
jedoch in Bezug auf die Inhaltstiefe nicht vergleichbar.<br />
Über leer stehende Ladenlokale bieten sie beispielsweise<br />
keine Informationen.<br />
46 http://www.webgis.regioit-aachen.de/GOEisACWeb/<br />
47 http://eis.gelsenkirchen.de/default.aspx, http://tourismus-salzgitter.de/index.php?id=eis#<br />
52<br />
8.4 Nahversorgung im Stadtteil/Quartier<br />
Die Sicherstellung einer flächendeckenden und ausgewogenen,<br />
wohnungsnahen 48 Grundversorgungsstruktur<br />
49 ist ein planerisches Leitbild, welches durch<br />
die Konzentrationstendenzen im Einzelhandel stark<br />
bedroht ist. Die Zahl der Einzelhandelsbetriebe geht<br />
zurück. Dies führt zu einer Ausdünnung des Angebots<br />
in der Fläche. Besonders gering verdichtete<br />
städtische Randgebiete sind betroffen. Alte und andere<br />
in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen,<br />
aber auch Jugendliche und Haushalte ohne PKW<br />
sind auf fußläufig erreichbare Standorte angewiesen.<br />
Die Stärkung des wohnungsnahen Einzelhandels ist<br />
elementar für die Lebensqualität in den Quartieren.<br />
Er dient nicht nur der Grundversorgung, sondern ist<br />
auch Treffpunkt und Ort der Kommunikation.<br />
Die planerischen Handlungsmöglichkeiten zur Sicherung<br />
einer flächendeckenden Nahversorgung sind<br />
begrenzt. Die Entwicklung wird durch den freien<br />
Markt gesteuert. Die privaten Betreiber entscheiden<br />
über die Aufrechterhaltung von Betrieben in Quartieren<br />
und Stadtteilzentren. Durch den gebündelten<br />
Einsatz verschiedener Instrumente ist jedoch eine<br />
positive Beeinflussung möglich. Integrierte Lagen 50<br />
können gestärkt, Standorte in nicht-integrierten Lagen<br />
verhindert werden. JUNKER und KÜHN nennen<br />
fünf Handlungsfelder 51 :<br />
48 wohnungsnah: als Anhaltspunkt i.d.R. max. 10 Minuten bzw. 700<br />
Meter Fußweg [Def.: Einzelhandelserlass]<br />
49 Grundversorgung: Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des<br />
täglichen Bedarfs [Def.: Einzelhandelserlass]<br />
50 Integrierte Lagen: in Wohnbereiche eingebettete Siedlungsbereiche<br />
51 http://www.difu.de/publikationen/difu-berichte/2_06/03.phtml
Einzelhandels- und Nahversorgungskonzepte als<br />
grundsätzlicher Rahmen<br />
Kooperation: interkommunale Abstimmung und<br />
Zusammenarbeit mit privaten Akteuren<br />
Entwicklungskonzepte für zentrale Einkaufslagen<br />
zur Attraktivitätssteigerung<br />
nachvollziehbare „Spielregeln“ zur Erleichterung<br />
der Zusammenarbeit bei den Ansiedlungs- und<br />
Bauantragsverfahren für die Neuerrichtung von<br />
Einkaufsstätten<br />
städtebaurechtliche Instrumente zur Feinsteue-<br />
rung von Einzelhandelseinrichtungen<br />
Über planerische Konzepte [Stadtteilkonzept, städtisches/regionales<br />
Einzelhandelskonzept] lassen<br />
sich die Rahmenbedingungen für Einzelhändler in<br />
integrierten Lagen gezielt stärken. Für die Verhinderung<br />
der Ansiedlung großflächigen Einzelhandels 52 in<br />
nicht-integrierten Lagen sind rechtliche Instrumente<br />
vorhanden. Durch eine regionale Abstimmung der<br />
öffentlichen und privaten Akteure kann ein effizienter<br />
Einsatz der Instrumente erreicht werden. Durch<br />
dieses Maßnahmenbündel sind eine Attraktivierung<br />
integrierter Einkaufslagen sowie die Schwächung<br />
der Konkurrenz in nicht-integrierten Lagen möglich.<br />
Eine Veränderung des Trends zur Betriebskonzentration<br />
im Einzelhandel ist hierdurch jedoch nicht zu<br />
erwarten. Die frei gewordenen Ladenlokale werden<br />
von den großen Filialbetreibern in der Regel aufgrund<br />
zu geringer Verkaufsfläche 53 und zu geringer<br />
52 großfl ächiger Einzelhandel: Die Schwelle zur Großfl ächigkeit liegt<br />
zur Zeit bei 800m² Verkaufsfl äche<br />
53 Die als rentabel anzusetzende Mindestgröße eines Markts, der<br />
als Vollerwerbsbetrieb geführt wird, liegt zwischen 600 und 800 m²<br />
[Handbuch <strong>Bergische</strong>r Regionalladen]<br />
Bevölkerungszahl im Einzugsbereich als nicht mehr<br />
rentabel angesehen. Es müssen daher alternative<br />
Nutzungskonzepte entwickelt werden.<br />
Innovative Konzepte sind besonders im ländlichen<br />
Raum zu finden, da dieser in deutlich stärkerem<br />
Maße von der Problematik einer unzureichenden<br />
Nahversorgung betroffen ist. Eine Übertragung auf<br />
die Nahversorgung in Stadtteilen erscheint durchaus<br />
möglich.<br />
Die bisher erprobten Konzepte zur Sicherstellung<br />
der Nahversorgung in Ortschaften lassen sich drei<br />
Typen zuordnen 54 :<br />
von Bürgerinitiativen organisierte Genossen-<br />
schaftsläden [ehrenamtliche Mitarbeit]<br />
von politischen oder sozialen Trägern initiierte<br />
Projekte [öffentliche Zuschüsse]<br />
sich selbst tragende Projekte [Kombination ver-<br />
schiedener Angebote und Dienstleistungen]<br />
Die ersten beiden Typen setzen in erster Linie auf<br />
Veränderungen auf der Finanzseite: die Einsparung<br />
von Personalkosten durch ehrenamtliche Arbeit<br />
oder die Verbesserung der Einnahmesituation durch<br />
öffentliche Zuschüsse. Den höchsten Innovationsgehalt<br />
haben Projekte des dritten Typus. Sie sind<br />
nicht auf ehrenamtliche Mitarbeit oder öffentliche<br />
Zuschüsse angewiesen. Die Kombination und Bündelung<br />
mehrerer Angebote und Dienstleistungen in<br />
einem Geschäft ermöglicht die Beibehaltung von<br />
Angebotsvielfalt bei deutlich reduzierten Kosten für<br />
54 http://www.nabu.de/themen/siedlungsentwicklung/demographieundfi<br />
nanzen/07586.html<br />
53
Personal und Verkaufsräume. Die Kunden profitieren<br />
von der unmittelbaren Nähe mehrerer Angebote. Das<br />
Spektrum der möglichen Angebote ist vielfältig: Lebensmittel,<br />
Backwaren, Schreibwaren, Zeitschriften,<br />
Toto-Lotto-Annahme, Reinigungsservice, Kopierservice,<br />
Fotoarbeiten, Fahrkartenverkauf, Postservice,<br />
Bankdienstleistungen, Reisebüro, Friseur, Apotheke<br />
bis hin zu Informationsangeboten von Kommune,<br />
Land, Energieversorger oder Krankenkasse.<br />
Ist eine stationäre Versorgung nicht mehr aufrecht<br />
zu erhalten, besteht die Möglichkeit, über mobile Angebote<br />
die Grundversorgung sicherzustellen. Bislang<br />
wurden solche Konzepte in erster Linie im ländlichen<br />
Raum angewendet. Einige Lebensmitteleinzelhändler<br />
bieten bereits jetzt einen Lieferservice an. Die Möglichkeit<br />
von Online-Bestellungen eröffnet weiteres<br />
Potenzial zur flexiblen Lieferung von Lebensmitteln<br />
und sonstigen Gütern der Grundversorgung.<br />
8.4.1 <strong>Bergische</strong>s Städtedreieck<br />
Das 2006 erarbeitete Regionale Einzelhandelskonzept<br />
[REHK] für das <strong>Bergische</strong> Städtedreieck<br />
und die damit verbundene fortlaufende regionale<br />
Abstimmung bei großflächigen Einzelhandelsansiedlungen<br />
tragen zur effizienteren Nutzung der vorhandenen<br />
rechtlichen Instrumente und zu beschleunigten<br />
Verfahren bei. Durch die räumliche Steuerung<br />
von großflächigem Einzelhandel auf integrierte Lagen<br />
wird ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der<br />
Nahversorgung geleistet.<br />
Im Rahmen des REGIONALE-Gemeinschaftsprojektes<br />
„Soziale Stadt - Impulse und Innovationen für das<br />
54<br />
<strong>Bergische</strong> Städtedreieck“ ist in Solingen der <strong>Bergische</strong><br />
Regionalladen entstanden. Er ist dem in Kapitel<br />
8.4.1 genannten Typ 2 zuzuordnen, also ein von<br />
politischen oder sozialen Trägern initiiertes und mit<br />
öffentlichen Zuschüssen gefördertes Projekt. Das<br />
Prinzip des klassischen Dorf- und Nachbarschaftsladens<br />
im ländlichen Raum wird als Modellprojekt<br />
für NRW in urbaner Umgebung getestet. Das Thema<br />
Nahversorgung wird dabei im regionalen Verbund<br />
aufgegriffen. Ziel ist es, eine regionale Ladenkette<br />
aufzubauen. Die Läden sollen in Stadtteilen mit unzureichender<br />
Nahversorgung eingerichtet werden.<br />
Das Angebot der Läden soll dabei auf die speziellen<br />
Bedürfnisse der Bewohner des Stadtteils abgestimmt<br />
werden. Hierzu sollen neben dem Lebensmittelangebot<br />
weitere Dienstleistungen angeboten werden 55 . Im<br />
Solinger Stadtteil Hasseldelle wurde am 31.03.2006<br />
der erste Regionalladen der Region [„beroma“ =<br />
BErgischer RegiOnalMArkt] eröffnet [Verkaufsfläche<br />
80 Quadratmeter]. Der Laden wurde durch die gemeinnützige<br />
Ittertal gGmbH betrieben und beschäftigte<br />
zunächst elf Mitarbeiter, davon zehn ehemalige<br />
Langzeitarbeitslose. Die Personalkosten wurden für<br />
drei Jahre von der ARGE übernommen. Das Grundsortiment<br />
des Ladens wird von einem Großhändler<br />
geliefert. Hinzu kommen Produkte der Regionalmarke<br />
„Bergisch Pur“. Nach der Insolvenz der Ittertal<br />
gGmbH wurde im April 2009 die Genossenschaft<br />
„Beroma eG“ als neuer Träger gegründet, der den<br />
Betrieb mit zwei fest angestellten Mitarbeitern und<br />
sechs „Ein-Euro-Jobbern“ übernimmt.<br />
55 Handbuch <strong>Bergische</strong>r Regionalladen (2006), www.stadtplanung-drjansen.de
8.4.2 Andere Regionen<br />
Derzeit gibt es auch in anderen Regionen Konzepte<br />
für Nachbarschaftsläden. Diese wurden jedoch<br />
bereits bei der Erarbeitung des Konzeptes für den<br />
<strong>Bergische</strong>n Regionalmarkt einbezogen. Die Vorstellung<br />
anderer Beispiele aus diesem Bereich verspricht<br />
daher keinen nennenswerten Mehrwert. Aus diesem<br />
Grund wird an dieser Stelle darauf verzichtet.<br />
55
56<br />
Impressum<br />
Bearbeitung:<br />
<strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> GmbH<br />
Stadt- und Regionalentwicklung<br />
Kölner Straße 8<br />
42651 Solingen<br />
Cand.-Ing. Verena Kreuter<br />
Cand.-Arch. Matthias Kübel<br />
Cand.-Ing. Marco Scheil<br />
Cand.-Ing. Arne Schwöbel<br />
Dipl.-Ing. Sven Macdonald<br />
Dipl.-Ökonomin Asal Tayouri<br />
Dipl.-Ing. Bauassessor Carsten Zimmermann<br />
Projektleitung:<br />
Carsten Zimmermann<br />
Tel. +49 [0] 212 881606 68<br />
Fax +49 [0] 212 881606 66<br />
zimmermann@bergische-agentur.de<br />
www.bergische-agentur.de<br />
Gestaltung und Layout:<br />
Carsten Zimmermann<br />
Fotos:<br />
Günter Lintl<br />
Städte Remscheid, Solingen, Wuppertal<br />
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Akteure der Region<br />
Solingen, im August 2009<br />
Die <strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen<br />
der Städte Wuppertal, Solingen,<br />
Remscheid, der bergischen Stadtsparkassen,<br />
der IHK und der Wirtschaftsförderung Wuppertal. Die<br />
<strong>Bergische</strong> <strong>Entwicklungsagentur</strong> bündelt und koordiniert<br />
Entwicklungsaufgaben und Strukturprojekte von<br />
regionaler Bedeutung.